Belgern schlachtet Schweine aus ASP-Gebiet
Schweinehalter aus dem ostsächsischen ASP-Gebiet können seit wenigen Wochen ihre Schlachtschweine an den Schlachthof Belgern liefern. Zuvor mussten sie die Tiere nach Kellingshusen in Schleswig-Holstein schicken. Doch die Kapazitäten in Belgern sind begrenzt.
Zumindest für einen Teil der sächsischen Schlachtschweine aus dem ASP-gefährdeten Gebiet gibt es jetzt eine Alternative zum Schlachthof Kellinghusen in Schleswig-Holstein. Vor wenigen Wochen hat die Emil Färber GmbH Großschlächterei & Co. KG in Belgern die hierfür nötige Zulassung in Form einer Benennung durch die zuständige Veterinärbehörde des Landkreis Nordsachsen erhalten. An einem Tag pro Woche werden hier seither Schweine aus dem ostsächsischen ASP-Gebiet geschlachtet.
EZG „Qualitätsfleisch“ Taubenheim Gab den Anstoß
Die Benennung des Schlachthofes in Belgern ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und der Erzeugergemeinschaft Qualitätsfleisch Taubenheim. Man habe zuvor in vielen Treffen über diesen Schritt gesprochen, sagt EZG-Geschäftsführer Frank Bennewitz.
Als EZG zolle man dem Schlachthof hohe Anerkennung für die Entscheidung, die für die betroffenen Schweinemäster in einer extrem schwierigen Situation eine gewisse Erleichterung bringe. Denn die Abnahme in Kellinghusen laufe – ganz abgesehen von der langen Transportstrecke – oft sehr stockend und unregelmäßig. Der zur Tönnies-Gruppe gehörende Schlachthof in Schleswig-Holstein war bisher der einzige, der eine entsprechende Zulassung hatte und Tiere aus ASP-gefährdeten Gebieten abnahm.
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Schlachthof Belgern will Partner der Landwirte sein
Marcel Gliemann, Geschäftsführer der Emil Färber GmbH, macht deutlich: „Die Perspektive, die Afrikanische Schweinepest in den Griff zu bekommen, ist gering. Wir helfen uns selbst, um auch in Zukunft agieren zu können – und nicht reagieren zu müssen.“ Der Schlachthof Belgern verstehe sich als Partner der Landwirte wie auch seiner Kunden im Fleischereihandwerk. Gliemann verweist zudem auf den Beitrag, den man sowohl für das Tierwohl als auch für die Umwelt leiste, wenn lange Transportwege nach Kellinghusen vermieden würden.
Der Aufwand für den Schlachthof Belgern ist indes beträchtlich. Antransport, Schlachtung, Kühlung und Lagerung müssen getrennt erfolgen und sind mit Desinfektion aller Anlagen und der Fahrzeuge verbunden. Das Personal muss entsprechend geschult sein. Nicht zuletzt galt es auch, im Vorfeld die Abnahme der Ware sicherzustellen. Basis für die Schlachtung von Schweinen aus dem gefährdeten Gebiet ist zudem ein umfassendes Monitoring. Blutuntersuchungen der Schweine stellen die ASP-Freiheit der Tiere sicher. Denn ein Eintrag des Virus´ in den Schlachthof würde nicht nur dessen – zumindest zeitweilige – Schließung nach sich ziehen. Auch alle Schlachtkörper müsste das Unternehmen verwerfen.
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Betroffene fordern anderen Umgang mit der Tierseuche
Staatliche Unterstützung für die nötigen Investitionen hat das Schlachtunternehmen jedoch nicht erhalten. Auf Anfrage im Landwirtschaftsministerium habe man erfahren, dass dies nachträglich nicht möglich sei. Allerdings sei die vorherige Schaffung der nötigen Voraussetzungen Bedingung für die Zulassung gewesen, schildert der Geschäftsführer das Dilemma. Die Mehrkosten teilen sich Schlachthof und Erzeuger. Letztere, indem sie Abschläge beim Preis hinnehmen.
Rund 700 Schweine aus dem ASP-Gebiet kann der Schlachthof Belgern pro Woche abnehmen. Das sei, wie Bennewitz und auch Gliemann anmerken, letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die EZG Taubenheim kann in Belgern die Hälfte ihrer betroffenen Schweine schlachten lassen. Ein großer Mitgliedsbetrieb der EZG wird die Schweinehaltung einstellen. Es sei denkbar, aber noch nicht endgültig entschieden, dass Belgern künftig zwei Schlachttage pro Woche für Tiere aus dem gefährdeten Gebiet anbietet, sagt Geschäftsführer Gliemann. Eine Investition in die Erweiterung der Kapazitäten vor Ort ist dennoch schon so gut wie beschlossen. Dies geschieht auch mit Blick auf die angespannte Fachkräftesituation in der Schlacht- und Fleischverarbeitungsbranche. Diese zwinge zu einer Optimierung der Abläufe.
Von Seiten der Politik sehen sowohl Frank Bennewitz als auch Marcel Gliemann bislang wenig hilfreiche Schritte, die ASP-Krise in all ihren Konsequenzen auch für die Erzeuger unter Kontrolle zu bekommen. Ein neuer Umgang sei vonnöten, meint Gliemann. „Wir sind gesprächsbereit und würden uns über konstruktive Vorschläge der Politik sehr freuen“, gibt er zu verstehen. Einen konkreten Vorschlag macht Bennewitz. „Man muss sich die Frage stellen, wie sinnvoll die übliche Bildung von Restriktionszonen für den Umgang mit Schlachtschweinen ist, wenn nur Wildschweine betroffen sind“, stellt der EZG-Geschäftsführer in den Raum. Denn über ein engmaschiges Monitoring könnte sichergestellt werden, dass nur ASP-freie Schweine aus dem gefährdeten Gebiet verbracht werden.