Wolfsangriff in Brandenburg: Beutezug mitten im Ort

Im Süden Brandenburgs und an der Grenze zu Sachsen kam es zu zwei Wolfsattacken. Ob der Schaden ausgeglichen wird, ist noch unklar.

Von Karsten Bär und Veit Rösler

Der Wolf schlich sich nach Anbruch des Tages heran: Früh um halb sechs hatte Thomas Nagel seine Schafe aus dem Stall und auf die Weide hinterm Haus gelassen – um halb neun rief ihn sein Vater auf Arbeit an, um ihm mitzuteilen, dass mehrere seiner Tiere tot seien.

Während die drei Lämmer am Leben blieben, fielen die zwei Muttern und der Bock dem Angriff zum Opfer. „Mitten im Ort!“, betont der Tierhalter aus Mühlberg-Weinberge (Landkreis Elbe-Elster), der sofort einen Rissgutachter benachrichtigte. Auch für diesen stand schnell fest, dass es ein Wolf gewesen sein muss. Die Tiere waren per Kehlbiss getötet worden. Fraßspuren wies allerdings nur der Schafbock auf. „Wie der Wolf reingekommen ist, wissen wir nicht“, so Nagel.

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Wolfsangriff in Brandenburg: Weidezaun nach Vorschrift

Seine Weide, auf der neben den Schafen auch zwei Kühe sowie Ziege und Ziegenbock grasen, ist ordnungsgemäß und eigentlich sicher gezäunt. Ein Teil ist von Festzaun mit Unterwühlschutz umgeben und zusätzlich durch ein Stromband gesichert. Der andere Teil besteht aus stromführendem Weidezaun. Dass ausreichend Strom anlag, hat auch der Rissgutachter bestätigt. „Der Wolf muss über den Weidezaun gesprungen sein“, vermutet der Tierhalter. In der Gegend gibt es viele Wildzäune zum Schutz vor der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) aus den Restriktionszonen im nahen Sachsen. An ihnen haben die Wölfe das Springen erlernt, glaubt er.

Nicht nur, dass ein Wolf den Herdenschutz überwindet, schockiert Thomas Nagel. Auch die Tatsache, dass so etwas innerorts passiert, macht ihn fassungslos. Hinter seinem Grundstück gibt es einige weitere Wohnhäuser, bevor Wald, Feld und die vom Kiesabbau geprägte Landschaft um die Elbstadt Mühlberg beginnen.

Dass Wölfe nahe an den Ort herankommen, kann auch ein Nachbar bestätigen, der zuletzt mehrfach eine Fähe und heranwachsende Jungtiere von seinem Grundstück aus gesehen hat. Am Tag des Angriffs habe sein Hund gegen halb acht wütend angeschlagen und gebellt, also die nahe Anwesenheit des Raubtiers wohl bemerkt. Für seinen Herdenschutzzaun hatte sich Nagel, der einen Abschluss als Landwirtschaftsmeister hat, aber inzwischen in einer anderen Branche arbeitet, seinerzeit um eine Förderung bemüht. „Telefonisch hat man mir beim Landesumweltamt mitgeteilt, dass keine Aussicht auf Erfolg besteht, da die Weide ja im Ort liegt“, berichtet er. Der Rissgutachter habe aber zumindest eine Beratung zugesichert.

Während Thomas Nagel seine verbliebenen Schafe nur noch mit großen Sorgen morgens aus dem Stall lässt, steht für ihn eins fest: „Unsere Kinder, die neun und zweieinhalb Jahre alt sind, lassen wir nicht mehr allein vom Hof.“

Weitere Wolfsattacke in der Nähe

In der vergangenen Woche kam es in Schweinfurth zu einer weiteren Wolfsattacke.

„Ich bin noch total durch den Wind. Mir zittern noch die Knie“, gesteht Dirk Richter. In der Nacht zum Mittwoch haben Wölfe alle elf Schafe der Rasse Barbados der Familie angegriffen. Nicht einmal hundert Meter vom Wohnhaus entfernt! Sechs waren sofort tot, ein schwer verletztes Tier ist am Donnerstag verstorben, und drei Tiere stehen mit Bisswunden am Hals verängstigt in der hinteren Ecke vom Stall. Die Landesgrenze zwischen Brandenburg und Sachsen verläuft quer über das Grundstück am nördlichen Ortseingang von Schweinfurth. Tote Tiere lagen damit sowohl in Brandenburg als auch wenige Meter von der Landesgrenze entfernt in Sachsen.

Wer ist zuständig? Gekommen ist ein Wolfsbeauftragter aus Cottbus, zuständig für Brandenburg. Der hat zwar fast vier Stunden auf dem Grundstück zur Erfassung der Schäden und zur Spurensuche zugebracht, zu einer Aussage ist er dennoch nicht bereit. Er sei nur ein Hilfs-Wolfsbeauftragter, und zuständig seien die Behörden in Brandenburg und Sachsen. Im nächsten Schritt wurden die nun mittlerweile sieben toten Tiere von einem Tierkörperbeseitiger abgeholt, mit dem Hinweis, dass die drei überlebenden Schafe nach dem Kontakt mit den Wölfen den Angriff wohl auch nicht überleben werden.

Herdenschutzhund hat leider versagt

Die Familie von Dirk Richter hält seit 25 Jahren Schafe. Zunächst versucht er, nun die verletzten Tiere mit Infektionsmittel wieder aufzupäppeln. Ob das gelingt, ist unklar. Für die nächsten Nächte hat sich bereits wieder Besuch angekündigt. In der Nacht zum Donnerstag hat man Wölfe heulen hören. Die Bewohner sperren Kinder und Tiere ein. Jetzt hat Dirk Richter den Schafstall als Barrikade aufgebaut Etwas enttäuscht ist Dirk Richter von seinem Germanischen Bärenhund Lino.

Das dreijährige riesige schwere Tier passe eigentlich Tag und Nacht auf wie ein „Schießhund“, doch jetzt hat er versagt! Vermutlich hat Lino als Jungtier einen Blitzeinschlag miterlebt. In der besagten Nacht zum Mittwoch hat es im Raum Röderland-Kröbeln ein Gewitter gegeben, woraufhin sich Lino im Stall verkroch. Diesen Moment haben die Wölfe gnadenlos ausgenutzt.

Wie das Landesumweltamt auf Anfrage mitteilte, werde genau geprüft, ob ein Anspruch auf Schadensausgleich besteht. Entscheidend sei, ob der Mindeststandard für Zäune eingehalten wurde. Ob diese innerhalb oder außerhalb des Ortes stehen, spiele keine Rolle. Sollte der Schadensort außerhalb von Brandenburg liegen, werde der Fall an die zuständige sächsische Behörde weitergeleitet.


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MeLa in Mühlengeez: Erfolgreiche Entwicklung

Mit Besucherzuwachs und erweiterten Themenfeldern unterstrich die diesjährige Auflage der MeLa in Mühlengeez ihren guten Ruf. Alle Impressionen in unserer großen MeLa-Galerie.

Von Nicole Gottschall

Neben modernster Agrartechnik sowie vielfältigen Präsentationen tierzüchterischer Leistungen und tierwohlgerechter Haltung wandte sich die 32. Mecklenburgische Landwirtschaftsausstellung (MeLa) so stark wie noch nie zentralen gesellschaftlichen Fragen zu. Vier Tage lang präsentierten mehr als 850 Aussteller aus zwölf Nationen nicht nur Tiere, Technik, Trends und Traditionen aus der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft, sondern widmeten sich auch Themen der Versorgungssicherheit, Biodiversität im Pflanzenbau, erneuerbaren Energien oder dem Tierwohl.

„Dabei hat die MeLa erneut ein beeindruckendes Schaubild der Leistungsstärke der Agrarbranche in Mecklenburg-Vorpommern gezeichnet“, resümierte Christin Mondesi, Geschäftsführerin der MAZ Messe- und Ausstellungszentrum Mühlengeez GmbH.

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MeLa: Mischung aus Fachbesuchern und Familien

Am Donnerstag und Freitag zog die Messe vor allem Fachbesucher an. Kundengespräche, Fachforen und Bauerntag boten umfangreiche Plattformen für den Austausch über Innovationen und die Zukunft der Landwirtschaft. Am Wochenende kamen vermehrt Familien nach Mühlengeez. Das spätsommerliche Wetter ließ viele Besucher lange auf dem Gelände zu informativen Gesprächen mit den Ausstellern oder zu Stopps an den Gastronomie-Ständen verweilen.

Besuchermagnet war neben den Züchterwettbewerben und der Landestierschau auch das Turnier Pferd + Hund, das zeitgleich mit der Fachausstellung stattfand. Absoluter Besucherliebling in diesem Jahr war das Uckermärker-Rind. 18 Zuchtbetriebe der Fleischrindrasse zeigten vor Ort vom Bullen bis zum Kälbchen rund 60 Spitzentiere. Bei der 33. Messeauflage im kommenden Jahr wird die Honigbiene den Staffelstab als Tier der MeLa übernehmen.

Erfolgreiche Entwicklung der MeLa

Mit 62.300 Besuchern und zufriedenen Ausstellern war die Landwirtschaftsschau sehr erfolgreich, freut sich Mondesi. Damit werde laut Messechefin nicht nur die erfolgreiche Entwicklung der MeLa fortgeschrieben und ein wichtiges Zeichen für die Zukunft der Messe gesetzt.

Vielmehr wurde auch gezeigt, dass sich die Agrarbranche stetig weiterentwickelt, um den Herausforderungen der aktuellen Zeit gerecht zu werden. Diese liegen besonders im Spannungsfeld zwischen Klima-, Arten- und Naturschutz sowie der sicheren Versorgung der Bevölkerung unter wirtschaftlichen Bedingungen.

Bildergalerie: 32. MeLa in Mühlengeez – Rückschau

Volles Haus beim Bauerntag auf der MeLa. (c) Sabine Rübensaat

Volles Haus beim Bauerntag auf der MeLa. (c) Sabine Rübensaat

Das Team der BAuernzeitung um (v.l.) Nicole Gottschall, Sabine Rübensaat und Stefan Möllers freuten sich über Besucher am Bauernzeitung Stand. (c) Sabine Rübensaat

Das Team der BAuernzeitung um (v.l.) Nicole Gottschall, Sabine Rübensaat und Stefan Möllers freuten sich über Besucher am Bauernzeitung Stand. (c) Sabine Rübensaat

Das MeLa Gelände war stets gut besucht. (c) Sabine Rübensaat

Das MeLa Gelände war stets gut besucht. (c) Sabine Rübensaat

Auch die kleinsten kamen auf ihre Kosten. (c) Rübensaat

Auch die kleinsten kamen auf ihre Kosten. (c) Rübensaat

In der Tierhalle konnten verschiedene Wettbewerbe und Präsentationen bestaunt werden. (c) Rübensaat

In der Tierhalle konnten verschiedene Wettbewerbe und Präsentationen bestaunt werden. (c) Rübensaat

Auch Milchrinder wurden präsentiert. (c) Rübensaat

Auch Milchrinder wurden präsentiert. (c) Rübensaat

Verschiedenste Rassen wurden in der Tierhalle vorgestellt. (c) Rübensaat

Verschiedenste Rassen wurden in der Tierhalle vorgestellt. (c) Rübensaat

Vor der Schau wurden die Tiere auf hochglanz poliert. (c) Rübensaat

Vor der Schau wurden die Tiere auf hochglanz poliert. (c) Rübensaat

Zwischendurch darf kräftiges schrubben mit der Bürste nicht fehlen. Es wird sichtlich genossen. (c) Rübensaat

Zwischendurch darf kräftiges schrubben mit der Bürste nicht fehlen. Es wird sichtlich genossen. (c) Rübensaat

Auch die Besucher konnten die Tiere von ganz nah bestaunen. (c) Rübensaat

Auch die Besucher konnten die Tiere von ganz nah bestaunen. (c) Rübensaat

Erstmals nach den ASP-Ausbrüchen durften auch Schweine wieder auf die Messe. (c) Rübensaat

Erstmals nach den ASP-Ausbrüchen durften auch Schweine wieder auf die Messe. (c) Rübensaat

Auch Landtechnik Fans kamen auf ihre Kosten. (c) Rübensaat

Auch Landtechnik Fans kamen auf ihre Kosten. (c) Rübensaat

Viele Aussteller brachten Technik zum anfassen und staunen mit. (c) Rübensaat

Viele Aussteller brachten Technik zum anfassen und staunen mit. (c) Rübensaat

Bei den Vorführungen der Landesforsten war Frauenpower gefragt. (c) Rübensaat

Bei den Vorführungen der Landesforsten war Frauenpower gefragt. (c) Rübensaat

Auch Oldtimer konnten bestaunt werden. (c) Rübensaat

Auch Oldtimer konnten bestaunt werden. (c) Rübensaat

Auf dem großen Rasenplatz konnte Spitzensport im Springreiten bestaunt werden. (c) Rübensaat

Auf dem großen Rasenplatz konnte Spitzensport im Springreiten bestaunt werden. (c) Rübensaat

Auch der ehemalige Europameister der Springreiter, André Thime, nahm am Turnier in Mühlengeez teil. (c) Rübensaat

Auch der ehemalige Europameister der Springreiter, André Thime, nahm am Turnier in Mühlengeez teil. (c) Rübensaat

Bodenbearbeitung ist ein aktuelles Thema. Neue Technik wurde somit vielfach bestaunt. (c) Rübensaat

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Apfelcider aus Diemitz: Auf die feine englische Art

Das Beste, was einem Apfel passieren könne, so heißt es, sei seine Verwandlung in Cider. Die Normannen brachten einst das Getränk nach Britannien, wo es bis heute populär ist. Tobias Müller-Deku holte den sprudelnden Sekt aus 100 Prozent Saft in die mecklenburgische Provinz.

Von Jutta Heise

Preisfrage: Welche Vorteile bringt es, wenn man einen Töpfer zum Nachbarn hat? Bei einer handfesten Art, gegensätzliche Argumente auszutauschen, wäre schnell Tellerersatz zu beschaffen? Das lassen wir gelten. Ein Tonkünstler könnte uns aber auch beziehungsreiche Wegweiser fabrizieren.

Etwa: Äpfel! Große, kleine, rote, grüne, braune, Symbole des Sündenfalls, Abbilder der Lieblingsfrucht der Deutschen thronen auf der Grundstücksmauer, am Eingangstor, verstecken sich auf dem Anwesen von Heike und Tobias Müller-Deku.

Wir sind im knapp 100-Seelen-Ort Diemitz in der Mitte der mecklenburgischen Kleinseenplatte. Der Hausherr heißt uns willkommen: randlose Brille; Gatsby-Flatcap, landläufig Schiebermütze genannt; (Schaf-)Wollweste. Ein Statement? Ein Stück britischer Lebensart? Anyway, wie auch immer, bitte subito auf die kleine Streuobstwiese hinterm Haus. Die zweite Pressung der Saison 2023 steht an. Geerntet wurde schon ordentlich. Info unterwegs: Müller-Deku besitzt auch zwei Apfel-Plantagen in der Nähe, die derzeit auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt werden und hat drei Streuobstwiesen mit alten Sorten in gebotener Varietät neu angelegt.

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Apfelcider: Was reif ist, fällt vom Stamm

Er und Fabian Malt, sein einziger Angestellter, der auch einen kleinen Gallowayrinder-Betrieb führt, machen sich an die Arbeit: Unter einem etwa 50 Jahre alten Baum, der geschätzt um die 120 Kilo Äpfel bringen wird, Plane ausbreiten, auf die Leiter, die Zweige beherzt, aber nicht brutal rütteln. Was reif ist für die Presse – fällt. Äpfel einsammeln. Druckstellen, Kleingetier oder Schorf tun dem späteren Cider nichts, Exemplare mit Faulstellen müssen zurückbleiben. 2022 galt als Apfeljahr an sich. Man hat deutschlandweit 1,1 Millionen Tonnen eingebracht, zehn Prozent über dem langjährigen Mittel.

Dieses Jahr wird man sich mit einer 17 Prozent niedrigeren Ernte bescheiden müssen. Müller-Deku rechnet runter. „Wir brauchen sechs bis sieben Tonnen Äpfel, um daraus 6.000 Flaschen Cider á 0,33 Liter, 800 Liter Apfelsaft und 80 Liter Brand herzustellen.“ Womit wir bereits bei den Kernprodukten der Manufaktur sind. Apfelkraut-Gelee kommt dazu und – neu auf dem Markt 2023: Cider-Likör. Während der pure Cider und der Saft vor Ort hergestellt werden, übernimmt die Veredelung derzeit eine Stralsunder Brennerei.

Das Label „Pomme de Meck“, frei übersetzt mit „Apfel aus Mecklenburg“, ist per Brainstorming mit Freunden ausgedacht (unter Zusatz welcher inspirierenden Droge, blieb geheim). Im Raum steht erst mal: Wie kommt einer wie Müller-Deku, gebürtiger Kölner, zum Cider, was hat ihn getrieben, sich mit Apfelsekt in der mecklenburgischen Provinz niederzulassen? „Cider begleitet mich durchs Leben“, sagt der Mann mit der Schiebermütze. Er ist in England zur Schule gegangen, folgerichtig war Apfelsekt (und nicht etwa Cola-Korn) das erste alkoholische Getränk, das er mit 16 legal zu sich nehmen durfte.

Neue Herausforderung in Mecklenburg

Cider gehört zum Lifestyle im Vereinigten Königreich, prägt die Trinkkultur mit. Nach dem Studium arbeitete Müller-Deku 22 Jahre als Rechtsanwalt in einer deutsch-britischen Wirtschaftskanzlei, war in Russland, im Mittleren Osten tätig.

Vor acht Jahren ist er dort ausgestiegen und hat sich angesiedelt, wo See an See grenzt. Das Ländchen, das sich Brandenburg und Mecklenburg teilen, hatte man zuvor im Urlaub kennengelernt. Hier könnte man gut den nächsten Abschnitt seines Lebens mit einer neuen Herausforderung verbringen, war sich das Paar einig und erwarb vor 20 Jahren Haus samt Grundstück.

„In dieser Region stehen in jedem Garten Apfelbäume. Die Früchte werden oftmals nicht verwertet, sie auf den Kompost werfen möchten die Leute aber auch nicht.“ Hier setzt Müller-Dekus Idee an, aus der wird ein Projekt, geboren aus Vergangenheit und Zukunft, sozusagen. Er absolviert die Cider-Academy in England, beginnt zu experimentieren. Anfangs sammelte man Früchte von Nachbarn ein, bewahrte damit manchen Baum vor der Axt, produziert zunächst in Provisorien. „Inzwischen haben wir selbst ausreichend Früchte, wollen das Einsammeln aber nicht aufgeben. Es hat einen sozialen Aspekt, man lernt Leute kennen. Jetzt sind wir schon in der siebten Saison.

Eine Frage des Blickwinkels: Die Äpfel werden in einer Art Drehkorb gewaschen. (c) Sabine Rübensaat

In dem Drehkorb werden die Äpfel gewaschen um auf die Herstellung vorbereitet zu werden. (c) Sabine Rübensaat

Der nach dem Pressen anfallende Trester wird zu Tierfutter oder kompostiert. (c) Sabine Rübensaat

Der Saft, der in 120-Liter-Fässern gärt, wird im Februar/März abgefüllt. (c) Sabine Rübensaat

Dem Apfelsekt „verfallen“: Tobias Müller-Deku und seine Frau Heike, die sich als Architektin im Dorf beruflich einbringt. (c) Sabine Rübensaat

Tönerne Wegweiser: Symbole des Sündenfalls (und des Cider) in vielen Variationen. (c) Sabine Rübensaat

Die Äpfel werden per Hand eingesammelt. Früchte mit faulen Stellen müssen leider zurück bleiben. (c) Sabine Rübensaat

Cider aus Mecklenburg: Regional und frisch hergestellt

Die Äpfel kommen in einen Drehkorb, der wohl mal zum Säubern von Kartoffeln diente. Blank gewaschen geht es zum Pressen. In einer Art Mühle wird das Obst soweit zerkleinert, dass eine breiige Masse entsteht, aus der unter 200 bis 300 bar der Saft herausgepresst wird. Aus 100 Kilo Frucht werden 60 Liter. Die braunrote Flüssigkeit wird in Fässer zu je 120 Liter gefüllt und später fermentiert: Chemie-Einser vor! Richtig, Hefepilze zerlegen den Fruchtzucker in Alkohol und Kohlensäure. Der Gärprozess im Fass dauert bis zu fünf Monate.

Die Abstimmung des Geschmacks erfolgt bei beiden Varianten, „Trocken“ bzw. „Halbtrocken“, vor allem mit eigenem Apfelsaft, „den wir zu einem dickflüssigen Sirup einkochen und zufügen.“ Dieser ist auch der Rohstoff für das Gelee und der Geschmacksgeber beim Likör. „Nur beim halbtrockenen Cider geben wir zusätzlich etwas Zucker zu.“ Mehr Details ersparen wir euch nun doch.

Ohnehin hält der Markt Kits und Boxen zum Cider-Selbermachen samt Anleitung bereit! Also ran? „Wenn man experimentierfreudig ist und Überraschungen mag, warum nicht?“, grinst Müller-Deku süffisant. Kleine Warnung: Wie man das Produkt zum Sprudeln bringt und zugleich ordnungsgemäß abfüllt, sei nicht so leicht in der häuslichen Küche zu imitieren.

Modegetränk Cider

Cider ist hierzulande wieder in Mode, hat etwa den Gin im Beliebtheitsranking abgelöst. Die Hersteller-Szene ist noch überschaubar, die Nachfrage groß. Müller-Deku vermarktet ab Hof, online, ist in Restaurants vertreten, belebt das eher schmale Segment regionaler Produkte. „Wir haben 2014 das ehemalige Diemitzer Kulturhaus gekauft, als Ruine. Mit Leader-Mitteln und der Hilfe von Freunden haben wir es saniert, Gastronomie plus Kultur etabliert.“ (Wir schlussfolgern, dass es dem Paar nicht allein um den Cider geht, sondern wohl auch um mehr Vitalität für den ländlichen Raum.)

„Von Anfang an wird unser Cider im Dorfkrug geführt. Wer ihn kostet, driftet schnell mal rüber zu uns und kauft ein paar Flaschen für zu Hause. Eine Nachbarin vermietet Ferienwohnungen, als Willkommensgruß steht unser Produkt auf dem Tisch. Auch das zeigt Wirkung. Seit April haben wir 650 Käufe registriert.“ Man möchte die Produktion ausweiten, Räumlichkeiten und Equipment sind zu klein dimensioniert. „Wir werden mit einer größeren Anlage 100 kg statt 60 kg pro Arbeitsgang pressen und fermentieren können. Technologische Abläufe gehen parallel vonstatten.“

Auch die Anlage zum Brennen von Apfelweinbrand auf Cider-Basis ist bestellt. Die Arbeitsstätte samt Warenlager wird in eine Scheune im Nachbarort verlagert. „Dann können wir sogar Lohnmosten anbieten.“ Müller-Deku sprudelt – Cidergleich. Unsereinen beschleicht die leise Furcht, der Charme einer kleinen Manufaktur könnte leiden. Weg mit jeglichem Hauch von Zweifel! Wer möchte schon auf der Stelle treten! Cheers!


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Sauberes Abgas von Biogasanlagen: Vom Problem- zum Rohstoff

Eine neue Technologie verspricht, Kohlendioxid aus dem BHKW-Abgas chemisch umzuwandeln. So könnten Biogasanlagen zur Negativemissions-Technologie werden. Eine Pilotanlage läuft bereits.

Von Christian Dany

Wir glauben, die weltweit nachhaltigste und witschaftlichste Lösung zur Verwertung von CO2 zu haben“, sagt Leo van Bree, Geschäftsführer der Biogas-Fond GmbH. Das Startup-Unternehmen aus Nördlingen möchte das Kohlendioxid (CO2) aus dem Abgas von Biogas-Blockheizkraftwerken (BHKW) in einen Energierohstoff verwandeln. Bei der neuartigen Technologie mit dem Markennamen „Emission CO2ntrol“ werde das Abgas zu über 95 % von CO2 und weitgehend auch von anderen Schadstoffen befreit.

Dies gelinge durch einen Prozess, in dem das Gas mit Mikrowellen bestrahlt werde und dann ein Mehrkammersystem durchströme. In den Kammern lagere das aus einer bestimmten Materialmischung bestehende Betriebsmittel. Das Kohlenstoffatom und die Sauerstoffatome des Kohlendioxidmoleküls würden dabei getrennt. „Andere Technologien zur CO2- Abscheidung liegen beim Stromverbrauch zum Teil um den Faktor vier höher als bei unserem Verfahren“, argumentiert van Bree.

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Das abgeschiedene CO2 sei dann aber immer noch da. Besonders fragwürdig findet er es, wenn das klimaschädliche Gas dann mit noch mehr Energieaufwand unter die Nordsee gepumpt und gelagert werden muss. Die chemische Umwandlung des CO2 sei der viel elegantere Weg: „Wir benötigen weniger als 60 Kilowattstunden Strom pro Tonne CO2.“ Der Stromverbrauch der Pilotanlage, die nahe des Firmensitzes der bayerischen Firma arbeite, sei mit 3 kW äußerst niedrig.

Bezüglich des Wärmebedarfs sei eine Abgastemperatur von 40 °C am Eingang der Anlage optimal, womit sich die Nutzung der BHKW-Abwärme aufrecht erhalten lasse. Mit dem patentierten Verfahren könne aus Biogas eine Negativemissions-Technologie werden, weil das CO2 nicht mehr am Anlagenstandort freigesetzt werde.

Berufsmäßiger Erfinder

Besonders an der Technologie ist außerdem, dass sie nicht von einem Industriekonzern oder aus der universitären Forschung kommt, sondern von einem berufsmäßigen Erfinder: Als solcher arbeitet Franz Josef Philipp seit über 30 Jahren im Bereich der Abfall- und Abgasverwertung. Er hält zahlreiche Patente, zum Beispiel für Verfahren in der Müllverbrennung, und betreibt mit Familienmitgliedern die Firma Carbon Innovations GmbH.

Van Bree lernte Philipp über Karl-Heinz Bachmann, seinen Kollegen in der Meba Biogas GmbH, kennen. Zusammen mit Dennis Philipp, dem Sohn des Erfinders, führt er jetzt die Geschäfte des Start-ups, das das CO2-Verwertungsverfahren zur Marktreife führen soll. „Der Erfinder wollte ursprünglich das CO2 aus Kohlekraftwerken rausholen“, erzählt van Bree.

Jedoch sei dann der Biogassektor als geeigneter Einstiegsmarkt identifiziert worden, weil die Größe und Zahl der Anlagen in Deutschland gute Bedingungen für eine Serienproduktion böten. Letztlich eröffne sich aber ein weltweiter Milliardenmarkt: „Zement-, Keramik-, Stahl-, Chemieindustrie – alle müssen grün werden und ihren CO2-Ausstoß drastisch senken.“

Behandlung der Abgase mit Mikrowellen

An der Biogasanlage von Ralph Hussel im 12 km von Nördlingen entfernten Appetshofen betreiben van Bree und Philipp ihre Pilotanlage. Sie behandelt das Abgas eines BHKW mit 250 kWel. Dass ein relativ kleiner Motor ausgewählt wurde, habe genehmigungsrechtliche Gründe, führt van Bree an. Eigentlich könne die Pilotanlage an ein BHKW bis zur Megawattklasse angeschlossen werden.

Leo van Bree ist in den Niederlanden geboren und wohnt seit 35 Jahren im nördlichen Bayerisch-Schwaben. Er hat früher ein börsennotiertes Elektronikunternehmen mit Niederlassungen in Europa und Asien geleitet. In Appetshofen erklärt er den Prozess der Pilotanlage: Nach dem Abzweig vom Abgaskamin des BHKW folge ein Bypass. Ein Teil des Abgases werde in einem Kasten mit Mikrowellen bestrahlt: „Dadurch werden die Moleküle instabil“, erläutert er. In der Folge ströme das Gas durch fünf Kammern mit organischem, anorganischem und Katalysatormaterial in etwa im Verhältnis 95 % organisch zu 5 % sonstiges. Die Anzahl der Kammern sei abhängig von der Größe des Volumenstroms.

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18. Dorf- und Erntefest in Kremmen

Die diesjährige Getreideernte ließ viele Wünsche offen. Dennoch gab es beim 18. Dorf- und Erntefest am vergangenen Wochenende in Kremmen gute Gründe zum Feiern, aber auch zum Innehalten.

Von Wolfgang Herklotz

Buntes Treiben im Kremmener Scheunenviertel am vergangenen Wochenende. Die Kleinstadt im Landkreis Oberhavel war Gastgeber des mittlerweile 18. Brandenburger Dorf- und Erntefestes, das bei hochsommerlichem Wetter rund 20.000 Besucher anzog, deutlich mehr als erwartet. Neben Festumzug und Erntekronenwettbewerb lockten auch zahlreiche Stände mit regionalen Produkten und verschiedene Bühnenprogramme.

Beim Festgottesdienst zum Auftakt forderte Dr. Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg und Schlesische Oberlausitz, zu mehr Wertschätzung für das tägliche Brot auf. „Denk‘ mal daran und dank‘ mal all denen, die dafür sorgen!“

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Mehr Verständnis für Bauern gefordert

Denn die aktuelle Getreideernte dürfte wohl die teuerste der vergangenen Jahre sein. Den enorm gestiegenen Betriebskosten stehen niedrige Erträge und Erlöse, aber auch Qualitätseinbußen gegenüber. Es wurde weniger als im Vorjahr vom Feld geholt, weniger auch als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre, wo rund 2,39 Mio. t Getreide eingefahren wurden.

Gerade deshalb ist es so wichtig, sich immer wieder zu vergewissern, was Landwirte alles leisten, so Ministerpräsident Dietmar Woidke. „Das Gefühl dafür ist in der Gesellschaft leider etwas verlorengegangen!“ Wie Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes, versicherte, sind die Landwirte für mehr Vielfalt auf den Feldern, emissionsarmes Wirtschaften und neue, tierwohlgerechte Ställe.

„Wir brauchen aber bessere Rahmenbedingungen und mehr Unterstützung durch die Politik“, forderte er. Zugleich sollten Konsumenten die regionalen Erzeugnisse an der Kasse honorieren. „Durch sein Kaufverhalten gestaltet der Endverbraucher letztendlich auch die Zukunft des ländlichen Raums“, betonte Hanka Mittelstädt, Vorsitzende des Marketingverbandes pro agro.

Galerie zum 18. Dorf- und Erntefest in Kremmen

Festumzug durch Kremmen mit bunt geschmückten Gespannen. (c) Wolfgang Herklotz

Festumzug durch Kremmen mit bunt geschmückten Gespannen. (c) Wolfgang Herklotz

Beim Rundgang zollte Ministerpräsident Dietmar Woidke große Anerkennung für die kunstvollen Gebinde der Landfrauen und -männer. (c) Wolfgang Herklotz

Beim Rundgang zollte Ministerpräsident Dietmar Woidke große Anerkennung für die kunstvollen Gebinde der Landfrauen und -männer. (c) Wolfgang Herklotz

Die schönste Erntekrone banden die Frauen aus dem Kreisverein Oberhavel. (c) Wolfgang Herklotz

Die schönste Erntekrone banden die Frauen aus dem Kreisverein Oberhavel. (c) Wolfgang Herklotz

Dorf- und Erntefest: Über 30 Schaubilder

Wie vielfältig und lebenswert der ländliche Raum Brandenburgs ist, zeigte sich beim Festumzug mit mehr als 30 Schaubildern aus Landwirtschaft und Gemeindeleben. Zudem erinnerten die Kremmener an ihre 725-jährige Geschichte. Agrar- und Handwerksbetriebe präsentierten sich ebenso wie Vereine und Einrichtungen.

Sehenswert auch die Exponate des Erntekronenwettbewerbs, zu dem der Landfrauenverband seit 1994 aufruft. Daran beteiligten sich nicht nur Kreisverbände, Ortsgruppen und Heimatvereine, sondern auch die Jugendfeuerwehr Linum und der Seniorenbeirat Nauen. „Die Erntekronen stehen für das große ehrenamtliche Engagement vieler Menschen und ihren Zusammenhalt“, erklärte Antje Schulze, Vorsitzende des Landfrauenverbandes.

Die Erntekronen der Sieger

Eine Jury ermittelte die schönsten der insgesamt 16 ausgestellten Gebinde. Die Siegerkrone wurde von Mitgliedern des Kreislandfrauenvereins Oberhavel gebunden, das Team „Erntekrone Michelsdorf“ belegte den zweiten Platz. Das Team besteht ausschließlich aus Männern, die sich dieser Tradition verpflichtet fühlen und das Getreide, darunter ganz alte Sorten, selbst anbauen.

Den Aufwand dafür beziffern sie auf 400 bis 500 Stunden. Auf Platz drei kam die Ortsgruppe Falkenberg vom Landfrauenverein Oder-Spree e.V. Ihre Krone wurde zugleich zum Publikumsliebling gekürt. Die drei prämierten Erntekronen werden Ende September der Landtagspräsidentin, dem Ministerpräsidenten und dem Agrarminister in Potsdam übergeben. Diese Treffen sind immer eine wichtige Gelegenheit im Jahr, mit Vertretern der Landesregierung ins Gespräch zu kommen und erneut deutlich zu machen, welch wichtigen Beitrag die Landwirtschaft spielt, um die Bevölkerung zu ernähren und die Kulturlandschaft zu pflegen.

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Projektteilnehmerin Marieke Kind im Schafstall einer norwegischen Farm. Dank des EU-Programms Erasmus+ konnten die Wurzener Berufsschüler hautnahe Eindrücke von der Landwirtschaft des Gastlandes sammeln. (c) Privat

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Maßnahmen bei Pilzbefall im Grünland

In den Spätsommermonaten trat in den vergangenen Jahren vermehrt Pilzbefall auf Mäh- und Weideflächen auf. Betroffen waren in erster Linie die Hauptfuttergräser wie das Deutsche Weidelgras und die Wiesenrispe.

Von Angela Mögel

Verschiedene Faktoren begünstigen eine massenhafte Ausbreitung der parasitär lebenden Pilze auf den Futtergräsern. Dabei spielt die Witterung eine entscheidende Rolle. Milde Temperaturen, eine hohe Luftfeuchtigkeit und Blattnässe über mehrere Stunden führen zur Infektion und beschleunigen die Ausbreitung auf der Wirtspflanze.

Die Taufeuchte im Herbst begünstigt die Übertragung zwischen den Pflanzen. Sonnige Tage und kühle Nächte mit entsprechender Taubildung, wie es in den letzten Jahren oft zu beobachten war, fördern das Wachstum und die Ausbreitung des Pilzes. Eine Verbreitung der Sporen zwischen den Schlägen erfolgt durch Wind und die Infektion am Blatt durch einen Wasserfilm.

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Maßnahmen auf Schnittflächen

Ein Mangel an Phosphor und Kalium kann die Infektion fördern. Der Ernteschwerpunkt liegt vielerorts auf den beiden ersten Schnitten im Grünland. Fällt der Ertrag hoch aus, ist der Vorrat an NPK aufgebraucht. Oft unterbleibt eine Mehrnährstoffdüngung zu den Folgeschnitten, infolgedessen sinkt die Abwehrfähigkeit der Gräser. Die parasitär lebenden Pilze (Puccina Spec.) der Futtergräser benötigen wie die Rostpilze im Getreide intaktes Pflanzengewebe.

Sie dringen in die Pflanzenzellen ein und verletzten die Blattepidermis, um sich von den pflanzlichen Kohlenhydraten zu ernähren. Dadurch verliert das Blatt Wasser und vertrocknet, die Laubblätter sterben frühzeitig ab. Das schwächt die Gräser, ihr Wurzel- und Ausläuferwachstum wird gehemmt. Die Konkurrenzfähigkeit der Grasnarbe nimmt ab und unerwünschte Kräuter können sich ausbreiten. Das Pilzgeflecht überwintert an den Gräsern. Deshalb ist ein jährlicher Pflegeschnitt im Herbst anzuraten.

Stark befallene Flächen sollten parzellenweise verworfen, kompostiert werden. Bei mittlerem Befall kann das Verschneiden mit befallsfreiem Aufwuchs und die Verwendung eines angepassten Siliermittels (WR 1a oder 1b) eine Lösung sein. Allerdings benötigen die Milchsäurebakterien im Silierprozess Zucker zur Absenkung des pH-Wertes im Silostock. Dieser ist durch den Pilzbefall herabgesetzt. Deshalb ist die Silierfähigkeit rostbefallener Herbstaufwüchse vermindert. Um eine Verschleppung der Rostsporen auf gesunde Flächen zu vermeiden, können befallene Flächen zuletzt gemäht werden.

Eine bedarfsgerechte Düngung der Folgeaufwüchse mit Stickstoff, Phosphor und Kalium verringert die Gefahr der Rostausbreitung. So reicht z. B. die alleinige Düngung mit den zulässigen Güllemengen zu den Aufwüchsen bei einer 4-Schnitt-Nutzung nicht aus, um den Kaliumbedarf zu decken. Aufgrund des Mikroklimas breitet sich Rost in höheren Aufwüchsen besonders gut aus. Deshalb ist eine frühzeitige Nutzung bei ersten Anzeichen eines Befalls zu empfehlen. Nach starker Frühjahrs- und Sommertrockenheit wie 2022 half eine Spätsommernachsaat mit auf Ausdauer geprüften Sorten, die Widerstandsfähigkeit im Grünland zu stärken.

Maßnahmen auf Weideflächen

Rostpilze verbrauchen die leicht verdaulichen Kohlenhydrate (Zucker) in den Pflanzenzellen der Gräser. Für den Wiederkäuer sinkt dadurch die Verdaulichkeit und damit der Futterwert der Gräser. Kühe sollten nicht auf rostbefallenen Flächen weiden. Deren Energiebedarf ist sehr hoch. Daher wird eine hohe Trockenmasseaufnahme angestrebt. Beides erfüllen diese Flächen unzureichend.

Bei absolutem Weideland besteht nur die Möglichkeit der Nachbeweidung mit Jungrindern. Diese Tiere sollten nicht jünger als zwölf Monate sein und bis maximal acht Wochen vor der Abkalbung auf befallenen Flächen weiden. Eine tägliche Kontrolle des Allgemeinzustands der Jungrinder, Füllung der Hungergrube, glänzendes Fell und aktives Weideverhalten ist unerlässlich. Bei einem angestrebten Erstkalbealter von 25 Monaten liegt das Lebendgewicht mit 16 Monaten bei 400 kg und die täglichen Zunahmen bei 800 g.

Um diese Tageszunahmen zu erreichen, wird bereits bei gesunden Weidebeständen eine Zufütterung von z. B. Getreideschrot ab August bis Oktober empfohlen. Denn neben dem Trockenmassezuwachs nimmt auch die Energiekonzentration des Aufwuchses in der zweiten Vegetationshälfte ab. Je nach Stärke des Rostbefalls muss dieses Defizit zusätzlich ausgeglichen werden, was die Futterkosten erhöht.

Eine weideangepasste Düngung und das Kurzhalten des Weideaufwuchses (6– 8 cm) in den Herbst hinein können den Rostbefall eindämmen. Die Weidepflege (mulchen, nachmähen) bzw. Weideform (Kurzrasenweide) verhindert die Rostausbreitung an hochgewachsenen Weideresten.

Veränderte Witterungsbedingungen rücken Roste in den Fokus

Es gibt keine Hinweise über stark negative Auswirkungen auf Pansenflora und Schleimhäute des Magen-Darmtraktes durch Pilzbefall an Gräsern. Fütterungsversuche mit rostbefallenem Grünfutter oder Silagen sind der Autorin aktuell nicht bekannt. Die Nachfrage bei mehreren deutschen landwirtschaftlichen Versuchsanstalten ergab keine Versuchstätigkeiten mit dem Verfüttern rostbefallener Gräser im Rinderbereich in den letzten Jahren.

Da die Mikroben des Pansens sich über Jahrtausende gemeinsam mit dem Grünland entwickelt haben, besteht die Vermutung einer Anpassung an das Phänomen. Von einem Rückgang der Futteraufnahme auf der Weide ist aber auszugehen. Bei Starkbefall können gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht ausgeschlossen werden.

Der Klimawandel und die veränderten Witterungsbedingungen für das Grünland (Trockenjahre mit folgenden feuchtwarmen Spätsommern) rücken das Thema des Rostbefalls in den Fokus. Aufgrund der sich damit ändernden Vegetationskurve des Grünlands nimmt der Spätsommer- und Herbstaufwuchs in Zukunft wohl eine bedeutendere Rolle ein.


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Hanf als Zwischenfrucht

Neben der Verwendung in der Medizin und im Baustoffsektor ist Hanf eine vielseitige Faserpflanze. Mit der Eignung als Zwischenfrucht beschäftigt sich ein aktuelles Forschungsprojekt der Hochschule Neubrandenburg.

Von Prof. Eike Stefan Dobers und Linda Lechner

Hanf gilt als sehr widerstandsfähig und anspruchslos. Unter Landwirten ist er als robuster Bodenverbesserer bekannt, da er bis zu drei Meter tiefe Pfahlwurzeln ausbildet und ohne chemischen Pflanzenschutz auskommt. Neben der Nutzung als Medizinalhanf ist die Pflanze auch als Nutzhanf vielseitig verwendbar. Die faserhaltigen Stängel des Nutzhanfes dienen als Rohstoff für Textilien, Papier oder Baustoffe. Blätter und Blüten sind Ausgangsstoffe für Tees, die Samen werden im Ganzen verzehrt oder zu Ölen und Presskuchen weiterverarbeitet.

Leistungsfähige Vermarktungsstrukturen befinden sich jedoch erst im Aufbau, sodass sich der Absatz der Hanf-Produkte bisher schwierig gestaltet. Beim Anbau von Hanf als Zwischenfrucht stehen dagegen die guten Zwischenfruchtleistungen der Pflanze im Vordergrund.

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Hanf als Zwischenfrucht: Viele Vorteile der Nutzpflanze

Hanf trägt durch seine Beschattungswirkung und die Durchwurzelung zum Erhalt und zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit bei. Aufgrund ihres starken Wachstums kann die Pflanze darüber hinaus sehr viel Stickstoff aus dem Boden aufnehmen und damit das Risiko eines Nitrataustrags ins Grundwasser während der Wintermonate senken.

Außerdem könnte die innerbetriebliche Nutzung der proteinreichen Hanfblätter in einer Milchviehration eine Alternative für klimawirksame Eiweißquellen wie Soja darstellen. Wie gut sich Hanf in Mecklenburg-Vorpommern beim Anbau als Zwischenfrucht entwickelt, wie viel Stickstoff er aufnimmt und inwieweit sich getrocknete Hanfblätter in eine Milchviehration integrieren lassen, fragen sich die Projektpartner im Rahmen des EIP-Projekts ZwiHanf.

Von Juni 2022 bis Mai 2024 arbeiten unter der Koordination von Dr. Björn Kuhla (FBN, Dummerstorf) Wissenschaftler, Unternehmer und Landwirte an Antworten. Beteiligt sind dabei die FPS Anklam GmbH aus Murchin, die Hanffarm in Melz sowie die Hochschule Neubrandenburg. Letztere widmet sich der pflanzenbaulichen Begleitung und Analyse der Hanfbestände. Einblicke in die Projektarbeit sowie Ergebnisse aus dem ersten Anbaujahr aus Sicht des Pflanzenbaus stellen wir im Anschluss hier vor.

On-Farm Versuch statt Parzelle

In der Projektlaufzeit werden in zwei Versuchsjahren Flächen mit Zwischenfrucht-Hanf von landwirtschaftlichen Partnerbetrieben an Standorten in Mecklenburg-Vorpommern begleitet. Die Flächen im ersten Anbaujahr 2022/2023 befanden sich in der Nähe von Carlstein bei Penzlin und in der Nähe von Kieve bei Röbel. Der Versuchsaufbau entspricht einem On-Farm-Experiment. Das bedeutet, dass – anders als im klassischen Parzellenversuch – nach Aussaat der Praxisflächen das Wachstum von Hanf an vorher ausgewählten Orten beobachtet wird.

Bei der Auswahl der Punkte kamen verschiedene Geodaten zum Einsatz, auf deren Grundlage eine Unterteilung der Flächen hinsichtlich ihrer Standortgüte vorgenommen wurde. Bei der visuellen Sichtung der Daten wurde das Feld in die unterschiedlichen Wachstumszonen schwach, typisch und stark eingeteilt (Abb. 1, S. 29). Auf dem Feld bei Penzlin ergab sich die Möglichkeit, auch die betriebsübliche Zwischenfruchtmischung zu begleiten. Aus der Betrachtung der Felder (Carlstein, Kieve), der unterschiedlichen Zonen (schwach, typisch und stark) sowie den Zwischenfrüchten ergaben sich insgesamt 20 Beobachtungspunkte. Die Messungen wurden an den Punkten jeweils vier Mal wiederholt.

Verschiedene Vorfrüchte im Projekt

Die Aussaat auf der biologisch bewirtschafteten Fläche in Kieve fand am 22. August 2022 nach der Vorfrucht Inkarnatklee statt. Auf der konventionell bewirtschafteten Fläche in Carlstein folgte die Hanfaussaat am 2. September 2022 auf die Vorfrucht Winterweizen. Die gewählte Aussaatstärke lag bei 25 kg/ha. Die ersten Untersuchungen begannen noch vor der Aussaat, als an den Beobachtungspunkten bereits Bodenproben für die Nmin-Analytik gezogen wurden.

Untersucht wurden drei Tiefen (0– 30 cm, 30–60 cm und 60–90 cm). Mit der Aussaat begann die wöchentliche Begleitung der Hanffläche. Erfasst wurden die Bestandsdichte, das Entwicklungsstadium, sowie die Pflanzenhöhe. Wir führten im Laufe der Vegetation drei Mal Erhebungen der Trockenmasse durch, wobei Hanf-Biomasse und Unkraut-Biomasse erfasst wurden. Zeitgleich fanden wiederum Nmin-Beprobungen statt. Das Hanfwachstum endete nach einem Frostereignis am 15. und 16. November 2022. Anfang März wurde die abschließende Nmin-Beprobung durchgeführt, um die Stickstoffmenge im Boden nach dem Winter zu quantifizieren.

Das erwartet Sie weiter im Artikel der Ausgabe 36/2023

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Agro Challenge 2023: Team Sachsen gewinnt in Nitra

Berufsnachwuchs aus 17 europäischen Ländern verglich im slowakischen Nitra bei der 6. „AgroChallenge“ sein berufliches Können.

Von Karsten Bär

Erfolgreich ist die Auswahl des Fachschulzentrums Freiberg-Zug (Sachsen) von der 6. AgroChallenge im August im slowakischen Nitra zurückgekehrt. Das Team, bestehend aus vier Fachschülern und einer Lehrerin, errang in dem Wettkampf die meisten Punkte und somit den ersten Platz für Deutschland.

Insgesamt nahmen 18 Teams aus 17 europäischen Ländern teil. Der Berufswettbewerb steht allen Schulen offen, die Mitglied im Netzwerk „Europea International“ sind. Dem Netzwerk gehören mehr als 500 landwirtschaftliche Fach- und Berufsschulen und 24 nationale Netzwerke an.

In diesem Jahr war die Berufsschule für Veterinärwesen Nitra in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftlichen Universität Nitra und der Organisation „Europea Slovakia“ Ausrichter des Wettbewerbs, der auf eine Idee der luxemburgischen Berufsschule LTA Ettelbruck zurückgeht und 2015 erstmals stattfand.

Das Fachschulzentrum Freiberg-Zug richtete ihn – damals noch unter dem Namen „AgrOlympics“ – 2017 im Rahmen des Sächsischen Landeserntedankfestes in Burgstädt aus.

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AgroChallenge: Vielseitiges Können gefragt

Zur Bewältigung der Aufgaben bei der diesjährigen AgroChallenge waren sowohl technisches Geschick und gute Teamarbeit als auch solides Fachwissen in verschiedenen Bereichen gefragt.

In den einzelnen Disziplinen mussten unter anderem der Umgang mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen unter Beweis gestellt, Futter gemischt, Pflanzen und Pflanzenkrankheiten erkannt, Holz gehackt und ein Weidezaun sowie ein Bienenrahmen gebaut werden.

Das Team aus Freiberg-Zug mit Dshamila Bornschier, Lea Schettler, Daniel Sinkwitz, Max Wondratschek und Fachschullehrerin Sabine Beck kam im Lauf des Wettbewerbs immer besser in Fahrt und konnte, nachdem es nach dem ersten Tag noch auf Platz zwei gelegen hatte, am zweiten Tag einen knappen Vorsprung erringen und sich vor den Teams aus Tschechien und Luxemburg den ersten Platz sichern.

„Eine grandiose Leistung“, befand der mitgereiste Schulleiter, Gerd Alscher. Im nächsten Jahr wird die 7. AgroChallenge in Estland, im Jahr 2025 dann in den Niederlanden stattfinden. „Wieder als beruflicher Wettstreit, aber auch als Fest der europäischen Verständigung“, so Gerd Alscher.

Mehr Informationen zur Fachschule: fachschulzentrum-freiberg-zug.de


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Grünland in Sachsen: Jahr für Jahr weniger

Die Landwirtschaftsfläche im Freistaat schrumpft weiter. Eine Analyse der Feldblockdaten zeigt auch: Am starken Rückgang des Grünlands ist nicht, wie oft behauptet, seine Umwandlung in Acker schuld.

Von Karsten Bär

Landwirtschaftliche Fläche in Sachsen ist ein knapper werdendes Gut. Von 2014 bis Juli 2023 reduzierte sich die geförderte Fläche um 32.347 ha auf 931.946 ha (-3,4 %). Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Feldblockdaten im Integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystems (InVeKoS) durch den Chemnitzer Geodienstleister Ivo Partschefeld (www.geodienstleistungen.de).

In absoluten Zahlen ist der Rückgang beim Ackerland am größten (-21.030 ha), prozentual jedoch beim Grünland, nämlich -3,5 % gegenüber -2,9 % beim Acker. Immerhin: Die jährlichen Verlustraten beim Acker scheinen sich in jüngerer Vergangenheit abzuschwächen. Offen bleibt, inwiefern dies ein dauerhafter Trend ist.

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Großer Zuchwachs bei Hopfen und Rebfläche

Sehr deutlich zurückgegangen ist die Bodennutzungskategorie „Wald, Holzung, geförderte Erstaufforstung“ von 3.265 ha im Jahr 2014 auf jetzt nur noch 431 ha. Flächen dieser Nutzungsart werden nur für den Zeitraum der Aufforstungsverpflichtung im landwirtschaftlichen Flächeninformationssystem geführt, gelten danach als Wald und werden somit als Feldblock gelöscht.

Einzelne Bodennutzungskategorien zeigen indes auch Zuwächse: Die Nutzungsart „Obst und Dauerkulturen“ gewann seit 2010 über 650 ha dazu und umfasst jetzt 4.726 ha. Die Hopfenfläche (510 ha) verzeichnete ebenfalls ein starkes Wachstum um 64 ha. Den stärksten Zuwachs aber hatte die Rebfläche, die um mehr als 79 auf 397 ha zulegte.

Ablesbar ist in der Auswertung der Daten auch, wie Feldblöcke ihre Nutzungsart ändern. Zwischen 2014 und 2023 wurden beispielsweise 3.470 ha Grünland zu Acker umgebrochen, zugleich aber auch mehr als 11.100 ha Ackerland in Grünland umgewandelt. Insgesamt gewinnt das Grünland aus Umwandlung der Nutzungsart landwirtschaftlicher Fläche fast zweieinhalbmal so viel, wie es an andere Nutzungsarten verliert. Beim Acker ist das Verhältnis hingegen leicht negativ.

Grünlandverlust trotz Landnutzungswandel

Da es dennoch einen starken Rückgang des Grünlandes um mehr als 7.200 ha seit 2014 gibt, bedeutet dies: Grünland wird bei dem Verbrauch landwirtschaftlicher Fläche besonders stark in Anspruch genommen – aber sein Verlust resultiert keinesfalls, wie vielfach postuliert, aus seinem Umbruch zu Acker.

Beim Ackerland hingegen ergeben sich rund 45 % der Verluste aus Umwandlung der Nutzungsart, bleiben aber weiterhin als landwirtschaftliche Fläche eingestuft. Nicht direkt vergleichbar sind die Daten des landwirtschaftlichen Flächeninformationssystems im Rahmen von InVeKoS mit denen des Statistischen Landesamtes.

Das Statistikamt erhebt für zwei Zwecke Daten zur Landwirtschaftsfläche: zur Ermittlung der Art der tatsächlichen Nutzung aus den vorliegenden Katasterdaten (2022: 992.024 ha) und im Rahmen der Bodennutzungshaupterhebung durch Befragung der Betriebe (896 661 ha). Zwischen beiden Zahlen ergeben sich Unterschiede, weil es beispielsweise bei der Bodennutzungserhebung Erfassungsuntergrenzen gibt oder Änderungen im Kataster zeitverzögert vorgenommen werden. Die Feldblockdaten wiederum betreffen ausschließlich Fläche, die gefördert wird, und unterscheiden sich daher ebenfalls.

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Feldroboter: Zukunft der Landwirtschaft?

Drohnen schweben über dem Feldroboter, links dahinter eine Biogasanlage und rechts ein Windpark – öde Technologie ohne Menschen? Noch nicht, die Technik braucht ihre Entwickler und Bediener weiterhin.

Von Barbara Ilse

Zu einem Feldtag eingeladen hatte Paul Neufeldt, Chef des Erxlebener Lohnunternehmens Jeromin Agrar. Der junge Firmenchef hatte den Feldroboter AgBot der niederländischen Firma AgXeed für eine Woche von der Claas Braunschweig GmbH gemietet.

Für ihn stellt sich nicht die Frage ob, sondern wann und wie autonome Fahrzeuge im landwirtschaftlichen Alltag ankommen. Und so wollte er mit Landwirten und anderen Interessierten seine Erfahrungen teilen und diskutieren.

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Feldroboter in der Praxis

Landwirte, wie auch kleine Nachwuchsbauern staunten nicht schlecht, als die autonom fahrende Maschine ihre Runden zog und dabei den auf drei Metern Arbeitsbreite arbeitenden Anbaugrubber Cenio 3000 Super von Amazone gerade und exakt über das Stoppelfeld zog. Der Raupenroboter AgBot kann, so der Hersteller, alles, was ein 150-PS-Traktor kann. Er ist diesel-elektrisch angetrieben und muss bisher – aus Sicherheitsgründen– wenn er stehenbleibt, direkt vor Ort mit einer Fernbedienung wieder in Fahrt gebracht werden.

In diesem Falle waren die Fachleute für Digitales von Claas, Heiner Reuter und Carsten Rang, zwei, drei Mal zum Feldroboter unterwegs. Überlastet, hieß eine Diagnose. Aber nach einigen Minuten lief die Maschine wieder. So war denn auch die Publikumsmeinung sehr gespalten, von „genial“ bis „das schafft ein Schlepperfahrer auch“, denn rund um die Uhr muss immer jemand für Zwischenfälle parat stehen.

Neufeldts kurze Zusammenfassung: Mit dem immer wieder einsetzenden Regen hätten sie in dieser Woche erschwerte Bedingungen gehabt. Am Anfang seien sie außerdem zu schnell unterwegs gewesen und so hätte der Feldroboter an den Fahrgassen wegen des Widerstands oft angehalten. „Menschliches Eingreifen war nötig. Im Durchschnitt“, so Neufeldt, „kamen wir auf 1,3 Hektar gegrubberte Fläche in der Stunde.“

Erst fast am Ende der Probewoche sendete der Roboter dem Chef die Erfolgsnachricht auf das Handy: „Acker fertig!“ Da waren dann 24 ha Stoppelfeld endlich bearbeitet.

Paul Neufeld ist seit drei Jahren Geschäftsführer des Lohnunternehmens Jeromin Agrar in Erxleben (Sachsen-Anhalt). (c) Barbara Ilse

Zukunftsausblick: Wer wird autonome Landwirtschaftsroboter nutzen?

Für den Lohnunternehmer kommt so ein Roboter die nächsten zwei Jahre noch nicht in seine Flotte. „Aber wie geht es weiter? Kaufen sich Landwirte sowas? Oder doch Lohnunternehmen?“ Solche Fragen standen zur Diskussion und es wurde unter den Landwirten viel debattiert an diesem späten Nachmittag, denen Heiner Reuter noch viele Details zur Maschine erklärte und auch etliche Fragen beantwortete.

Carsten Rang, der Mann mit der Roboter-Fernbedienung, zeigte direkt auf dem Acker, was der AgBot draufhat, ließ ihn anhalten, drehen, grubbern oder demonstrierte die Sicherheitsabschaltung. Weitere moderne Landtechnik wie der neue Xerion Terra Trac der 12er-Serie von Claas konnte bestaunt werden. Zwischendurch ein, zwei Grillwürstchen oder ein Getränk – der junge Lohnunternehmer Paul Neufeldt hatte für seine Gäste alles gut vorbereitet.

Sieben Festangestellte, eine Bürokraft und der Chef stehen ein für „bestmögliche Dienstleistungen“, erläuterte Neufeldt. Das sind die Ganzpflanzensilage vom Acker bis ins Silo; Legen, Roden und Transport von Zuckerrüben; die Grasmahd bis zum Silobau; Laden, Streuen, Transportieren von festem Wirtschaftsdünger und Grunddünger nach Applikationskarte, Gärreste und Gülle auf oder mittels Strip-Till in den Boden einbringen; Strohpressen und – abfahren, Maislegen und -häckseln bis zum Silobau sowie die Einzelkornsaat.

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Quadrocopter mit Saatgut
Der Quadrocopter wird wie eine Drillmaschine für jedes Saatgut kalibriert und steht auf Blöcken. (c) Robert Baum

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Interview mit Franziska Aldag: Studium oder Ausbildung?

Nach dem Abitur gleich zum Studium? Franziska Sophie Aldag entschied sich lieber für eine landwirtschaftliche Ausbildung. Wir sprachen mit ihr über Beweggründe und über Virtuosität nicht nur beim Klavierspielen.

Das Interview führte Wolfgang Herklotz

Sie hat feingliedrige Hände. Gut vorstellbar, wie diese bei einer Sonate von Chopin sanft über Klaviertasten gleiten. Aber sind sie auch geeignet, bei einer schwierigen Abkalbung fest zuzupacken? Oder einen schweren Anhänger aus- und anzukuppeln? „Alles nur eine Frage der Übung“, meint Franziska Sophie Aldag und lächelt.

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Milch aus Brandenburg

Wir sind mit der 21-Jährigen auf dem Hof der Lübbinchener Milch GbR verabredet. Bis eben war „Franzi“, wie ihre Freunde sie nennen, noch mit einem Schwader auf dem Grünland des südbrandenburgischen Betriebs unterwegs. Mittlerweile eine Routinearbeit für die Landwirtin, seit wenigen Wochen mit Facharbeiterabschluss.

Aber Routine, wie sie weiß, darf nicht zu weniger Aufmerksamkeit verführen. Denn das Erntegut will sorgfältig auf Schwad gelegt und zur rechten Zeit abgefahren sein, um es dann im Silo gleichmäßig zu verteilen und zu verdichten. Hochwertiges Grundfutter mit einer hohen Energiekonzentration für die rund 2.000 Milchkühe zu erzeugen, ist das A und O, hat ihr Vater Wilhelm immer wieder deutlich gemacht.

Immerhin gehören die Lübbinchener zu Brandenburgs Milcherzeugern mit der höchsten Leistung, sprich 13.000 kg pro Kuh und Jahr. Und machten zudem beim jüngsten Berufswettbewerb der Landjugend in der Kategorie Landwirtschaft von sich reden. Denn den ersten Platz beim Landesausscheid belegte „Franzi“.

Kuhstall der Lübbinchener Milch und Mast GbR
Tierwohl steht obenan im Lübbinchener Milchviehbetrieb, der zugleich gute Arbeitsbedingungen bietet. (c) Sabine Rübensaat

Erster Platz beim Landesausscheid der Landjugend

Herzlichen Glückwunsch noch nachträglich. Hatten Sie mit diesem Ergebnis gerechnet?

Ein Platz im oberen Bereich wäre ganz schön, habe ich mir gesagt. Aber wollte mich auch nicht selbst zu sehr unter Druck setzen. Dass die Sache dann so ausgeht, hätte ich nicht gedacht.

Glück gehabt?

Na ja, ich hatte mich schon ordentlich vorbereitet. Aber die Aufregung steigt, wenn es dann soweit ist. Es kann passieren, dass einem die einfachsten Sachen nicht einfallen.

Welche zum Beispiel?

Eine Aufgabe bestand darin, zwei Milchkühe zu bonitieren. Also das Exterieur, das Euter und so weiter zu bewerten. Eigentlich kein Problem. Aber die zwei Tiere in der ersten oder zweiten Laktation kamen mir kleiner vor als die Holsteiner aus unserem Stall. Ich sollte dann noch eine Kaufentscheidung treffen. Damit habe ich mich etwas schwer getan, konnte aber wohl doch die Richter überzeugen.

Eine Feldbonitur durfte gewiss auch nicht fehlen.

Es ging auf einen Roggenschlag, ich musste bewerten, wie sich die Kultur entwickelt hat und welcher Ertrag zu erwarten ist. Körner zählen, Ähren zählen, dann eine Hochrechnung machen, das alles ist keine große Herausforderung. Aber mach das mal, wenn einem dabei kritisch zugeschaut wird und die Zeit läuft.

Welchen Ertrag konnten Sie ermitteln?

Rund 45 Dezitonnen pro Hektar. Ich lag da ziemlich richtig, die Abweichung war wohl nur gering .

Bei ihrem Praktikum in der Bauern AG Neißetal lernte sie den Facettenreichtum der Landwirtschaft kennen. Dazu zählt auch die Kälberhaltung. (c) Sabine Rübensaat

Praktikum als Entscheidungshilfe

Nach der Ehrung auf der diesjährigen Brandenburger Landwirtschaftsausstellung gab es dann sicherlich noch eine Feier in privater Runde?

Meine Eltern haben daheim mit mir angestoßen. Ich glaube, Papa hat sich fast noch mehr gefreut als ich. Meinen Kameradinnen und Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr Taubendorf habe ich dann einen Kasten Bier und eine Pizza spendiert.

War denn frühzeitig schon klar, wo Ihre berufliche Reise hingeht?

Überhaupt nicht. Nach dem Abitur vor drei Jahren wollte ich ursprünglich studieren und die Richtung Lehramt einschlagen, so wie meine ältere Schwester. Aber so richtig überzeugt war ich nicht davon. Landwirtschaft war kein Thema, da hat man mir abgeraten. Da ich gern reite und wir zu Hause drei Ponys haben, war dann der Plan, auf einem Pferdehof bei Potsdam zu arbeiten. Doch der fand schnell ein Ende, weil ich mir einen Finger gebrochen hatte. Also saß ich zu Hause und fragte mich: Berufsorientierungsjahr, was nun?

Was kam dann?

Ein Bekannter, der in einem großen Landwirtschaftsbetrieb ein paar Dörfer weiter arbeitet, empfahl mir, dort ein Praktikum zu machen. Das hat mich überzeugt, weil solch ein Praktikum immer auch ein guter Einstieg fürs Studium ist. Ich war dann überrascht nicht nur davon, wie schnell die sechs Monate in der Bauern AG Neißetal vergingen. Die Arbeit dort hat mir richtig Spaß gemacht, auch wenn ich mich an das frühe Aufstehen erst mal gewöhnen musste! Aber auch das war nur eine Frage der Übung.

Ausbildung bietet praktisches Wissen

Was stand alles an?

Das ganze Programm. Ich habe im Kälberstall angefangen, wo mir ein Facharbeiter alles rund um die Fütterung erklärt hat. Dann ging es zum Melken und später in den Schweinestall. Dort habe ich erst unter Anleitung gearbeitet, dann selbstständig. Spannend fand ich, dass ich auch bei Abkalbungen dabei sein und der Tierärztin über die Schulter schauen konnte. Und ich stellte fest, dass auch der Feldbau eine ganz interessante Sache ist. Dort gibt es eine Menge zu beachten. Nach dem Praktikum jedenfalls war für mich ein Studium erst mal abgehakt.

Warum?

Ich habe Studenten kennengelernt, die sicherlich eine ganze Menge über Landwirtschaft wussten, aber von der Praxis keine Ahnung hatten. Mir war klar, dass ich zwar auch erst ein bisschen reingeschnuppert hatte. Aber ich wollte auch keine halben Sachen machen. Deshalb meine Entscheidung, eine Landwirtschaftslehre aufzunehmen.

Gute Tierhaltung und Arbeitsbedingungen als Hauptaspekt

Weshalb aber gerade in dem Betrieb, in dem Ihr Vater den Feldbau leitet?

Ich hatte mich bei mehreren Unternehmen in der Region beworben, wo ich dann auch Zusagen bekam. Aber beim genaueren Hinsehen wurde mir bewusst, dass hier in Lübbinchen die für mich besten Bedingungen herrschen. Hier gibt es einen modernen, erst vor sieben Jahren errichteten Milchviehstall, der nicht nur den Kühen viel Komfort, sondern auch den Beschäftigten gute Arbeitsbedingungen bietet.

Ist es nicht schwierig, den eigenen Vater zum Chef zu haben?

Eigentlich nicht. Er hat mich nie in diese Richtung gedrängt. Ich glaube sogar, dass er anfangs gar nicht so begeistert war, obwohl er meine Entscheidung voll akzeptiert hat. Als Leiter wird er ja besonders danach bewertet, ob er zu nachgiebig oder zu streng mir gegenüber ist. Von Vorteil war, dass neben mir noch zwei weitere Mädchen ihre Ausbildung absolvierten. Außerdem war ein erfahrener Feldbaumeister unser unmittelbarer Vorgesetzter.

Und wenn es dann doch mal eine väterliche Kritik gibt?

Dann hat die garantiert ihren Grund.

Vater und Tochter Aldag teilen die Liebe zur Landwirtschaft. (c) Sabine Rübensaat

Sachliche Aufklärung als Herausforderung

Wie haben Ihre Freundinnen aus der Abiklasse auf Ihre Entscheidung reagiert, Landwirtin zu werden?

Die meisten fanden es cool. Eine von ihnen, die ein Studium begonnen und dann wieder abgebrochen hatte, sagte zu mir: Du hast das richtig gemacht!

Aber sind Sie nicht auch mit den üblichen Vorwürfen konfrontiert, dass Landwirte ihre Böden überdüngen und die Tiere unter unwürdigen Bedingungen halten?

Natürlich. Aber ich sehe das nicht als Problem, sondern als Herausforderung, sich mit solchen Auffassungen auseinanderzusetzen. Die haben ja meist mit fehlendem Wissen zu tun. Da hilft nur, sachlich aufzuklären, warum beispielsweise Pflanzenschutz so wichtig ist. Und dass es durchaus auch im Tierwohlsinne erforderlich ist, Antibiotika einzusetzen, streng dosiert natürlich.

Was antworten Sie auf die Frage, wie es den Kühen in Lübbinchen geht?

Dass sie in einem hellen, gut belüfteten Stall mit ausreichend Platz und viel Liegeflächen untergebracht sind, die regelmäßig eingestreut werden. Und dass die hohe Milchleistung nicht nur an gutem Futter liegt, sondern auch daran, dass sich die Kühe hier wohl fühlen. Unsere Besucher sind immer wieder überrascht, wie ruhig es in unseren Ställen zugeht. Nicht die Zahl der Tiere ist entscheidend, sondern die Art, wie sie gehalten werden.

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Ab Oktober beginne ich ein Studium der Agrarwissenschaften in Halle. Das möchte ich zu einem guten Ende bringen. Danach schauen wir mal. Aber ich bin sicher, dass es mich wieder in die Praxis zieht.


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Störche in Sachsen: Kein gutes Jahr

Viele besetzte Horste, aber wenig Nachwuchs prägten die diesjährige Brutsaison des imposanten Zugvogels im Freistaat. Die Trockenheit im Frühjahr sorgte für Nahrungsmangel und forderte ihren Tribut.   

Von Karsten Bär

Seit 2001 kehrt er jedes Jahr auf seinen Horst am Ziethenhof in Süptitz bei Torgau zurück. „Ganz genau wissen wir es nicht, aber möglicherweise ist er aktuell der älteste Brutstorch Sachsens“, sagt Udo Weisser, ehrenamtlicher Storchenbetreuer für den Altkreis Torgau. 1996 sei der Storch in der Nähe von Nürnberg geschlüpft und beringt worden. Zuvor hatte man das Ei aus einem offenbar von den Elterntieren verlassenen Nest gerettet.

Ein Zoo päppelte den Jungstorch auf, bevor er in die Freiheit entlassen wurde. Vor 22 Jahren erschien er erstmals in Nordsachsen – und bleibt seither seinem Brutstandort auf einem alten Schornstein treu. Auch in diesem Jahr kümmerte er sich mit einer Partnerin wieder um Nachwuchs. Zwei Junge saßen ursprünglich im Nest. Eines davon wurde flügge. Das andere hat es nicht geschafft. 

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Störche in Sachsen: Trockenheit führt zu Nahrungsmangel

Zwei Junge saßen ursprünglich im Nest, aber nur eines davon wurde flügge. Das war in vielen sächsischen Storchenhorsten dieses Jahr ähnlich. „Es gab viele brutwillige Paare, aber wenig Nachwuchs“, sagt Sylvia Siebert vom Weißstorchschutz Sachsen. Die lange Trockenheit im Frühjahr führte zu Nahrungsmangel. Vielerorts gingen Storchenjunge ein.

Das wird auch auf der Internetseite berichtet, auf der sächsische Storchenbetreuer ihre Beobachtungen veröffentlichen (www. sachsenstorch.de). Ist das Futter knapp, kommt es vor, dass das Brutpaar Jungstörche aus dem Nest wirft, mitunter auch die gesamte Brut.

2023 mehr Brutpaare als sonst

Einen zunächst vielversprechenden Start ins Storchenjahr hat auch Udo Weisser im Raum Torgau beobachtet. „Wir hatten in diesem Jahr so viele Brutpaare, wie lange nicht mehr“, berichtet er. 29 Brutplätze sind in seiner Region bekannt. Sie werden regelmäßig zum Brüten genutzt, auch wenn es immer mal wieder Jahre mit Unterbrechungen gibt. In den vergangenen Jahren seien es jährlich immer 19 Brutpaare gewesen, die Horste besetzten.

„Dieses Mal hatten wir 24!“, verdeutlicht der Storchenbetreuer den Andrang, der sich auch in zahlreichen Rangeleien, sogenannten Horstkämpfen, um die begehrten Brutplätze widerspiegelte. Aber schon die Zahl der Eier sei – zumindest im Raum Torgau – geringer als sonst gewesen. Und viel Nachwuchs wurde aufgrund der Nahrungsknappheit auch nicht flügge. Die genaue Auswertung steht zwar noch aus.

Doch die Reproduktionsrate werde wohl unter 2,0 liegen, glaubt er. Kein gutes Storchenjahr also. Schon gar nicht, wie es 2021 eines war. Da habe die Reproduktionsrate im Altkreis Torgau bei 2,8 gelegen, erinnert sich Udo Weisser. 

Durchschnittlich 1,7 Jungstörche erfolgreich aufgezogen

Jährlich wird erfasst, wie viele Jungstörche pro Storchenpaar, das zumindest den Versuch einer Brut unternommen hat, erfolgreich großgezogen werden. Der Wert schwankt naturgemäß, liegt im Schnitt in Sachsen bei 1,7 flüggen Jungen pro Brutpaar. Nicht nur im Raum Torgau, auch sachsenweit war 2021, was den Nachwuchs angeht, seit mindestens 2002 das beste Storchenjahr.

Ausreißer nach unten gibt es selbstverständlich auch. 2013 etwa, als lediglich im Schnitt 0,4 Junge je besetzten Horst flügge wurden – weil 76 % der Brutpaare in Sachsen gar keinen Nachwuchs durchbringen konnten. Widrige Witterung war damals der Hauptgrund, Verluste entstehen jedoch auch durch Horstkämpfe, Krankheiten oder eben Nahrungsmangel.

Sachsens Storchenbestand reproduziert sich nicht selbst

Hochburgen des Weißstorches in Sachsen sind die Flussniederungen: Das Meißner Land, die Elb- und die Röderaue, das Leipziger Tiefland und die Lausitzer Teich- und Heidelandschaft gelten hierzulande als Hauptbrutgebiete. Hier finden die Großvögel ihren benötigten Lebensraum und Nahrung. Eine eher kleinteilige Landwirtschaft, Randstreifen, Feuchtwiesen, Staffelmahd und Weidetierhaltung begünstigen den Storch, so Sylvia Siebert. Im Mittel der zurückliegenden 20 Jahre brüten den Daten des Weißstorchschutzes Sachsen zufolge jährlich 323 Storchenpaare im Freistaat. Zuletzt war die Tendenz etwas steigend. 2022 bot mit 381 Paaren sogar den langjährigen Spitzenwert.  

Aus eigenem Nachwuchs rekrutiert sich dieser Brutbestand in Sachsen jedoch nicht. Denn dafür wären Reproduktionsraten von jährlich deutlich mehr als zwei Jungstörchen pro Brutpaar nötig. Stattdessen werden nach ihrem Zug aus den Winterquartieren im Süden immer wieder auch „Immigranten“ in Sachsen heimisch und brüten hier.  

Westzieher besiedeln zunehmend Sachsen

Zunehmend sind es auch die sogenannten Westzieher, die Sachsen besiedeln. Ihre Route führt über Gibraltar nach Afrika, immer häufiger aber überwintern sie in Spanien, wo sie auf Mülldeponien Nahrung finden. Die Ostzieher fliegen indes über den Bosporus und den Nahen Osten teils bis hinunter nach Südafrika. Die Zugscheide wird eigentlich bei Leipzig verortet. Inzwischen aber werden Westzieher in ganz Sachsen beobachtet, wie man beim sächsischen Weißstorchschutz weiß.  Da ihr Weg kürzer ist, haben sie durch frühes Erscheinen einen Vorteil beim Besetzen der Brutplätze. 

„Die Westzieher sind meist um den 10. Februar zurück, die Ostzieher vier Wochen später“, sagt Udo Weisser. Aktuell gehören zwei Storchenpaare in seinem Bereich zu denen, die auf der Westroute unterwegs sind: Die Störche von Großwig und die von Bennewitz. Und auch der Süptitzer Storch flog bisher im Spätsommer immer gen Südwesten. 

Auch in diesem Jahr wieder?  Die Frage stellt sich, denn der Storchenbetreuer hat ihn vor einigen Wochen offenkundig verletzt auf einem Feld in der Nähe seines Horstes stehen sehen und seither nicht wieder. Möglich, dass 2023 seine letzte Brutsaison war. Für Hoffnung aber ist es noch nicht zu spät: Vielleicht kehrt er im nächsten Jahr doch wieder zurück zu seinem Horst am Ziethenhof in Süptitz. 

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