Eilverordnung zur Maul- und Klauenseuche verlängert

Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg hat weitreichende Folgen. Nicht nur, dass die Tiere in dem betroffenen Betrieb in Hönow (Kreis Märkisch-Oderland) getötet wurden. Das Land Brandenburg hat auch eine Eilverordnung erlassen, die den Transport von Tieren verbietet. Die Eilverordnung wird nun um weitere 48 Stunden verlängert. Sie gilt damit bis zum 15. Januar 2025. DAs teilte das Agrarministerium Brandenburg am Montag, 13.1. mit. Drüber hinaus hat das Land Berlin veranlasst, dass Klauentiere nicht auf der Grünen Woche, die am Freitag, 17.1. offiziell beginnt, ausgestellt werden,

Am Freitag, 10.1., hatte Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) darüber informiert, dass es zu einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) gekommen ist. Drei Wasserbüffel im Landkreis Märkisch-Oderland (MOL) waren betroffen, sagte die Ministerin in Potsdam. Um die Ursache zu klären, hätte der Landkreis mit Fachleuten alle notwendigen Maßnahmen veranlasst. Die gesamte Herde wurde gekeult.

Als erste Maßnahme ist um den Ausbruchsbestand ein etwa drei Kilometer großer Sperrkreis sowie eine zehn Kilometer große Überwachungszone eingerichtet worden. Betroffen sind dadurch zusätzlich die Landkreise Barnim und Oder-Spree sowie die Stadt Berlin. „Ich kann bestätigen, dass aufgrund der jüngsten Entwicklung, in Abstimmung mit dem Landestierseuchenkrisenstab die Tötung empfänglicher Tiere in einem Umkreis von 1.000 m vom Ausbruchsbetrieb angeordnet wurde“, erklärte der Pressesprecher des Landkreises Barnim, Robert Bachmann.

Keine Rinder, Schafe, Ziegen und Alpakas auf der Grünen Woche

Der MKS-Ausbruch hat auch Auswirkungen auf die Grünen Woche. Auf der weltgrößten Verbraucherschau für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau werden in diesem Jahr keine Rinder zu sehen sein. Auch die geplante Präsentation von Schafen und Ziegen sowie Alpakas fällt aus. Die Messeleitung folgt damit einer Anordnung des Veterinäramts Charlottenburg. Grüne Woche-Direktor Lars Jaeger zeigte Verständnis für die Entscheidung der Behörde.

Grüne Woche - Fahnen
Wegen der Maul- und Klauenseuche werden auf der Grüne Woche 2025 in Berlin nur wenig Tiere zu sehen sein. (c) Sabine Rübensaat

Virus für Menschen ungefährlich

Das Virus wird für den Menschen als ungefährlich eingestuft, ist aber für Rinder, Schweine, Ziegen oder auch Schafe hoch ansteckend. Auch viele Zoo- und Wildtiere können an MKS erkranken.

Fall wurde in Hönow festgestellt

Das Friedrich-Loeffler-Institut hatte den MKS-Ausbruch bestätigt, so die Ministerin. Demnach war der Fall in Hönow am Donnerstag, 9.1., festgestellt worden. Seit mindestens drei Wochen ist der von der Maul- und Klauenseuche (MKS) betroffene Wasserbüffelbestand bei Hönow (MOL) infiziert. Darüber informierte nach der Sitzung des Krisenstabes in Seelow Dr. Ralph Bötticher, Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes MOL am Sonnabend. Die Tatsache, dass einige Entzündungen im Maulbereich der Büffel bereits abgeheilt seien, spreche für eine längere Infektionszeit. Im Klauenbereich habe es keine Auffälligkeiten gegeben. Die Inkubationszeit der MKS wird mit zwei bis sieben Tagen angegeben. Dass die Büffel Kontakt zu anderen Herdentieren hatten, könne nach derzeitigem Kenntnisstand ausgeschlossen werden. Nicht auszuschließen sei dies bei Wildtieren.

Wasserbüffel
Bei Wasserbüffeln in Märkisch-Oderland ist die Maul- und Klauenseuche (MKS) ausgebrochen (Symbolbild). (c) Sabine Rübensaat

Eilverordnung: Transport von Tieren ist verboten

Zur Eindämmung der Tierseuche hat Ministerin Mittelstädt eine Eilverordnung erlassen. Um eine weitere Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche zu verhindern, sei es erforderlich, das Verbringen von empfänglichen Tieren und von Erzeugnissen, die von diesen Tieren gewonnen wurden, vorübergehend zu verbieten, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Transport von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Kameliden wird daher durch die Eilverordnung der Ministerin für die Dauer von 72 Stunden untersagt. Das Gleiche gilt für Schlachtkörper oder Teile von Schlachtkörpern sowie für Gülle, die in den Zuchtbetrieben von diesen Tieren gewonnen wurden. Nicht betroffen sind Schlachtbetriebe und der Einzelhandel. Verstöße gegen das Verbot können als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.

Die Verordnung trat am 11.01.2025 in Kraft und galt vorerst 72 Stunden. Nun wurde sie um 48 Stunden verlängert und gilt bis 15.1.

MKS-Virus vom Serotyp O festgestellt

Wie das FLI am Sonnabend, 11.1., mitteilte, hat das Nationale Referenzlabor am FLI bei einem betroffenen Wasserbüffel das MKS-Virus vom Serotyp O festgestellt. Nahe verwandte MKS-Viren kommen im Nahen Osten und in Asien vor. Ihre genaue Herkunft und der Weg, auf dem sie in die Tierbestände gelangt sind, sind auch nach Kenntnis des Serotyps noch unbekannt.

In der MKS-Antigenbank Deutschland stehen für diese Viren geeignete Impfstoffe zur Verfügung. Diese MKS-Antigenbank ist speziell für Fälle wie den aktuellen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche eingerichtet worden. Die MKS-Antigenbank kann, von den Bundesländern aktiviert, innerhalb weniger Tage die benötigten Impfstoffe herstellen.

Abgesehen davon, einen geeigneten Impfstoff herzustellen, sei derzeit entscheidend, alle Klauentiere in der Umgebung des betroffenen Betriebs zu untersuchen, um die tatsächliche Verbreitung zu kennen. Davon hänge ab, welche Maßnahmen gegebenenfalls noch ergriffen und ob und wie geimpft wird. Wichtig sei, dass der Impfstoff genau auf die MKS abgestimmt ist, da Impfstoffe gegen andere Serotypen die Tiere nicht schützen.

Mit Import-Verbot ist zu rechnen

Durch den Verlust des MKS-Freiheitsstatus nach WOAH rechnet das BMEL damit, dass der Export von beispielsweise Milch und Milchprodukten, Fleisch und Fleischprodukten, aber auch Häuten und Fellen, gesalzene Naturdärme, Samen und Blutprodukten oder empfänglichen Tieren stark eingeschränkt werden wird. Als erstes Land hat Südkorea sämtliche Schweinefleischlieferungen aus Deutschland mit sofortiger Wirkung verboten. Auch die Niederlande haben umgehend Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um ein Einschleppen der Maul- und Klauenseuche zu verhindern. Dazu gehört ein landesweites Verbringungsverbot für deutsche Mastkälber, ausgenommen Schlachttransporte.

Letzte Fälle gab es 1988 in Deutschland

Laut FLI waren Deutschland und die EU amtlich anerkannt MKS-frei, die letzten Fälle in Deutschland traten 1988 auf. Mit der Bestätigung der Seuche verliert Deutschland die Anerkennung als „frei von Maul- und Klauenseuche ohne Impfung“ bei der Weltorganisation für Tiergesundheit. In der Türkei, im Nahen Osten, in Afrika, in vielen Ländern Asiens und in Teilen Südamerikas ist die MKS jedoch noch endemisch. Die illegale Einfuhr von Erzeugnissen tierischen Ursprungs aus diesen Ländern stellt eine ständige Bedrohung für die Landwirtschaft in der EU dar.

BMEL ruft Krisenstab ein

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) will zeitnah den Zentralen Krisenstab Tierseuchen einberufen, hieß es in einer Pressemitteilung. Der Zentrale Krisenstab ist das übergeordnete politische Entscheidungsgremium im Tierseuchenfall. Im Krisenstab sind die Amtschefs der für die Tierseuchenbekämpfung zuständigen Ministerien des Bundes und der Länder vertreten. Hier werden Maßnahmen von überregionaler und politischer Bedeutung beraten und gegebenenfalls ein bundeseinheitliches Vorgehen beschlossen. Über die Ursache, wie das Virus eingeschleppt wurde, gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse, heißt es aus dem Ministerium.

Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft (Grüne), Cem Özdemir, hat am Montag mit Verbänden der Land- und Ernährungswirtschaft über mögliche Konsequenzen beraten. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, das Virus schnell zurückzudrängen, um die Tiere zu schützen und Schäden für unsere Land- und Lebensmittelwirtschaft zu minimieren. Höchste Priorität hat deshalb jetzt, schnell für Klarheit zu sorgen, wie verbreitet die hochinfektiöse Tierseuche ist“, erklärte Özdemir.

Appell von Wendorff: Ruhe bewahren

„So eine Überraschung will keiner haben!“, kommentiert Landesbauernpräsident Henrik Wendorff den Ausbruch der Maul- und Klauensuche (MKS). Gebeutelt durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) sei man in Sachen Tierseuchen zwar gut im Training, die MKS betreffe aber weit mehr Tierarten, Tierhalter und vermutlich auch die Bevölkerung in der Nähe des Ausbruchsortes im sogenannten Speckgürtel von Berlin. „Jetzt kommt es darauf an, die Eintragsquelle zu ermitteln und herauszufinden, wie weit die Seuche schon verbreitet ist“, so Wendorff. Er appellierte an alle Tierhalter, Ruhe zu bewahren und erst einmal alle Tierbewegungen zu unterlassen. Er sei froh, dass der Tierpark Berlin in Friedrichsfelde, nur etwa zwölf Kilometer von Hönow entfernt, bisher nicht betroffen sei.

Taskforce in Märkisch-Oderland

Der Landkreis Märkisch-Oderland hatte für Freitagabend eine Taskforce einberufen. Da der Tierhalter aus Berlin stammt und weitere Tiere im Landkreis Oder-Spree hält, die betroffene Herde in Märkisch-Oderland steht und sich der Sperrkreis in den Landkreis Barnim erstreckt, werde das Land die Maßnahmen koordinierend begleiten, informierte der Landkreis Märkisch-Oderland.

Auch der Landkreis Barnim hat alle erforderlichen Lageinformationen zusammengetragen und die daraus resultierenden Maßnahmen in die Wege geleitet, informierte der Landkreis. Zur Eindämmung der Tierseuche sollten die erforderlichen Krisenstrukturen aufgebaut werden.

MKS in der DDR

Den letzten größeren MKS-Ausbruch in Ostdeutschland gab es im Jahr 1982; dieser betraf Tierhaltungen in sechs Kreisen im Bezirk Rostock und in einem Kreis im Bezirk Neubrandenburg. Mit seuchenhygienischen Maßnahmen konnte der Ausbruch erfolgreich eingedämmt und eine weitere Ausbreitung der Seuche verhindert werden, heißt es im Bundesarchiv.

Für den Menschen, der pasteurisierte Milch, daraus hergestellte Milchprodukte oder Fleisch verzehrt, bestünde jedoch auch bei einer Einschleppung der MKS nach Deutschland keine Gefahr.

Erreger: Virus ruft MKS hervor

Die Maul- und Klauenseuche wird hervorgerufen durch Viren des Genus Aphthovirus der Familie Picornaviridae. Es gibt sieben Serotypen (O, A, C, Asia 1, SAT1, SAT2, SAT3), die in zahlreiche Untertypen und Stämme unterteilt werden.

Übertragung: Häufigster Erreger

Die häufigste Übertragungsart der MKS ist der Kontakt zwischen erkrankten und empfänglichen Tieren. An MKS erkrankte Tiere verbreiten das Virus in großen Mengen mit der Flüssigkeit aufgeplatzter Blasen, aber auch mit Speichel, Milch, Dung und der Atemluft. Es besteht zudem ein hohes Risiko für eine indirekte Ansteckung über kontaminiertes Futter, Gegenstände, Fahrzeuge oder Personen.

Klinisches Bild: So verläuft die Krankheit bei Tieren

Die Krankheit verläuft bei den meisten erwachsenen Tieren nicht tödlich, führt aber zu einem lang anhaltenden Leistungsabfall. Bei Jungtieren können hohe Verluste durch Schädigung des Herzmuskels auftreten. (Quelle: FLI)

Anzeichen und Inkubationszeit: Blasen an Maul und Zunge

Im Allgemeinen zeigen Milchrinder die schwersten Krankheitsanzeichen. Nach einer Inkubationszeit von meist 2-7 Tagen zeigen sich hohes Fieber, Milchrückgang, Appetitlosigkeit und Apathie, sowie die Bildung typischer Blasen am Maul und auf der Zunge (dort auch „Aphthen“ genannt), an den Klauen und den Zitzen.

Beim Schwein treten nach einer Inkubationszeit von meist 1–3 Tagen Blasen vorwiegend an den Klauen und der Rüsselscheibe auf. Die Tiere zeigen häufig Lahmheitserscheinungen, die mit einem „klammen Gang“ beginnen. Nach einigen Tagen können manche Schweine aufgrund der Schmerzen nicht mehr stehen und verlieren unter Umständen sogar ihr Klauenhorn.

Bei Schafen und Ziegen verläuft eine Infektion meist unauffällig; die Tiere können die Krankheit aber dadurch unerkannt verbreiten.

Bekämpfung der Seuche

Die MKS ist anzeigepflichtig. Weltweit gelten für die Verhütung und Bekämpfung der MKS sehr strenge Regeln. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit für erkrankte Tiere. Ist in einem Betrieb auch nur ein Tier erkrankt, müssen alle Klauentiere getötet und unschädlich beseitigt werden. Auch Klauentiere in landwirtschaftlichen Betrieben in der näheren Umgebung des Seuchenbetriebes müssen zumeist getötet werden. Ställe, Fahrzeuge und Geräte müssen gründlich desinfiziert werden. Eine Notimpfung gefährdeter Tierbestände ist bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen möglich. (Quelle: FLI)

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Maria Brouwer und Dr. Christina Münch
Die Liebe zu den Tieren verbindet Maria Brouwer (l.) und Christina Münch. Beide arbeiten seit diesem Jahr aktiv im Milchbeirat der Bauernzeitung mit. (c) Claudia Duda
Sanddorn-Sterben: Forschungsprojekt ohne eindeutiges Ergebnis

Lange Zeit galt der Sanddorn als robuste Pflanze, die wenig Pflegeaufwand erfordert. Vor etwa zehn Jahren begann allerdings ein großflächiges Absterben der Spezialkultur in Mecklenburg-Vorpommern. Sowohl Plantagen als auch Wildbestände entlang der Küste waren betroffen. In der Konsequenz rodeten zahlreiche Betriebe ihre Anbauflächen und gaben die Vermarktung der „Zitrone des Nordens“ komplett auf.

Forst Schneebecke zieht sich aus Sanddorn-Geschäft zurück

Auch einer der größten Anbauer in MV, Forst Schneebecke in Marlow (Landkreis Vorpommern-Rügen), zog sich wegen des Problems im Jahr 2022 aus dem Sanddorn-Geschäft zurück. Als die Bauernzeitung im Jahr 2015 den Betrieb für eine Titelreportage besuchte, schien die Sanddornwelt noch in Ordnung zu sein. Schon seit 1999 baute der Betrieb Sanddorn als Zweitkultur an und expandierte in den folgenden Jahren zu einem der erfolgreichsten Vermarkter der gesunden Frucht.

Benedikt Schneebecke
Sanddorn-Sterben in Mecklenburg-Vorpommern: Als die Bauerzeitung Benedikt Schneebecke 2015 besuchte, war die Sanddorn-Welt noch in Ordnung. (c) Sabine Rübensaat

Noch im Jahr 2010 pflanzte Geschäftsführer Benedikt Schneebecke mehr als 28.000 Jungpflanzen, um die wachsende Nachfrage nach den orangefarbenen Beeren zu bedienen. Auf rund 60 ha Anbaufläche konnte der Betrieb in den Jahren mit einer Ausbeute von mehr als 120 t Beeren rechnen. Heute bewirtschaftet Schneebecke nur noch eine Fläche von sechs Hektar, die ihm als Versuchsfläche dient. Denn bisher konnten die Ursachen des Sanddornsterbens noch nicht vollumfänglich ermittelt werden.

Wissenschaft erforscht Sanddorn-Sterben

Obwohl Wissenschaftler der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei (LFA) MV gemeinsam mit dem Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau des Julius-Kühn-Instituts (JKI) den Ursachen im Rahmen eines vierjährigen Forschungsprojektes auf den Grund gegangen sind. Ende 2024 endete das Verbundprojekt, das trotz intensiver Untersuchungen keine klar definierte Krankheit finden konnte. Das Problem liege vermutlich im Zusammenspiel verschiedener Erreger in Kombination mit Witterungsextremen. So habe man eine Reihe Pilze gefunden, die aber wohl per se im Boden vorhanden seien. Möglicherweise würden sie aber bei einem Extrem wie der Trockenheit der vergangenen Jahre zum Problem.

Gezielte Bewässerung

„Wir stellen fest, dass Sanddorn in Kultur doch mehr Aufmerksamkeit braucht als bisher angenommen. Gezielte Bewässerung fördert das Wachstum dieses Wildobstes, das bislang als trocken­tolerant galt. Für die Bewässerung sprechen auch die in den letzten Trockenjahren vielerorts gefallenen Grundwasserspiegel. Gezielt bedeutet, Menge und Zeitpunkt der Bewässerung genau an die Bedürfnisse der Pflanzen am jeweiligen Standort anzupassen“, sagt Projektbearbeiterin Daniela Kuptz von der LFA.
Bewässerte Bestände seien nicht gegen die Krankheit gefeit, würden aber grundsätzlich kräftiger wachsen und mehr Ertrag bringen.

Sanddorn-Sterben: Wassermangel, Boden, Frost

Auch die Bodenbedingungen haben hier nach Kuptz einen Einfluss: Auf lehmigen Sandböden scheinen die Pflanzen deutlich wüchsiger als auf reinen Sandböden zu sein. Wassermangel und Bodenqualität können aber nicht die Erklärung dafür sein, dass überall massiv Sanddorn stirbt – so die Erkenntnis. Die Forscher stellten fest, dass das Sterben mit milderen Wintern korreliert, in denen längere Frostpe­rioden ausblieben. Frost könnte eine wichtige Rolle dabei spielen, natürliche Erreger einzudämmen. Die veränderten klimatischen ­Bedingungen könnten somit die Ausbreitung der Pilze fördern und die Sanddornbestände schwächen. Diese Erkenntnis verdeutliche die Notwendigkeit weiterer Forschung, um Anpassungsstrategien für den Anbau zu entwickeln.

Kritik am Forschungsprojekt In Mecklenburg-Vorpommern

Nach Meinung von Schneebecke war das Forschungsprojekt viel zu theoretisch und wenig hilfreich. Bei den Untersuchungen sei es in erster Linie um die schädigenden Pilz-Kulturen gegangen. Jeder Praktiker, der vom Sanddornsterben betroffen gewesen sei, sei sich jedoch sicher, dass es sich dabei um ­Sekundärerkrankungen gehandelt habe. Wie sonst erklärt sich das Phänomen, dass männliche Pflanzen nicht betroffen sind und auch weibliche Pflanzen erst ab dem ersten Jahr mit starkem Fruchtbesatz betroffen sind, so Schneebecke.

Alternative Direktvermarktung

„Bevor die Ursache nicht geklärt ist, werde ich Sanddorn nicht wieder anpflanzen. Das Kosten­-Risiko ist einfach viel zu hoch“, sagt der Unternehmer. Der Fokus seines Betriebes liege inzwischen auf dem Weihnachtsbaumanbau. Mit rund 200 ha habe er mittlerweile fast die größten Flächen in den ostdeutschen Bundesländern. Zudem hat Schneebecke mit dem Haselnussanbau auf einer Fläche von 15 ha begonnen.

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Ceres Award-Gewinner Torsten Roder (r.) mit Sohn Gino
Die Haltungsbedingungen der „Mecklenburger Strohschweine“ überzeugten 2020 die Fachjury des Ceres Awards. Torsten Roder (r.) mit Sohn Gino. (c) Timo Jaworr/agrarheute
Wassermangel weltweit: Dürre in den USA hat auch Folgen für Deutschland

Der größte Stausee der USA – der Lake Mead – hat zwei Drittel seines Wassers verloren. Es sind dramatische Bilder von dem künstlichen See, der durch den Hoover Damm am Colorado River aufgestaut wird. An den riesigen Felsen, die die Talsperre umgeben, ist die ehemalige Wasserkante wie ein meterhoher Badewannenring deutlich zu sehen. Nicht nur die Millionenmetropole Las Vegas mit Springbrunnen, Golfplätzen und Tausenden Pools wird von dort versorgt, sondern die gesamte Region mit mehr als 25 Millionen Menschen.

Dürre: Landwirte lassen Felder brach liegen

Nach zahlreichen Dürre-Jahren droht der Westen der USA zum Ödland zu werden, teilweise muss das Wasser rationiert werden. In der Folge lassen Landwirte ihre Felder brachliegen oder stellen auf weniger Wasser-intensive Kulturen um.

Trump leugnet den Klimawandel

Was hat das mit uns zu tun? Auch wenn Las Vegas am anderen Ende der Welt liegt, betrifft uns das Thema mehr, als wir im ersten Moment denken. Der Wassermangel im Lake Mead ist Sinnbild für das Voranschreiten des Klimawandels. Am 20. Januar wird Donald Trump sein Amt als 47. Präsident der Vereinigen Staaten von Amerika antreten. Trump leugnet den Klimawandel und hat bereits angekündigt, dass er erneut aus dem Pariser Klimaschutzabkommen austreten will.

Weniger Klimaschutz in den USA

Zudem könnte er diesmal auch aus der Klimarahmenkonvention aussteigen, was bedeuten würde, dass die USA auf unbestimmte Zeit nicht mehr an den globalen Klimaverhandlungen teilnehmen und als wichtiger Geldgeber ausfallen würden. Trump will zudem Naturschutzgebiete verkleinern, um Ölbohrungen und Bergbau zu ermöglichen, berichtete die „New York Times“. All das kann dazu führen, dass die Klimaschutzziele in weite Ferne rücken.

Wassermangel auch in Deutschland

Wassermangel ist auch für die Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland ein allgegenwärtiges Thema. Die Folgen von Hitze und Dürre einerseits sowie Starkregen mit Überschwemmungen andererseits bekommen die Bauern überall zu spüren. Im Vergleich zum Westen der USA ist Deutschland ein wasserreiches Land. Aber auch hier sind sinkende Wasserstände zu beobachten – beispielsweise am Straussee in Brandenburg, Flüsse, wie die Schwarze Elster in Sachsen, trocknen aus. Im Zuge des Klimawandels ist mit einer weiteren Veränderung der Niederschläge zu rechnen, insbesondere der jahreszeitlichen Niederschlagsverteilung.

Laut dem Deutschen Wetterdienst wird es immer wärmer und trockener, und die Verdunstung nimmt zu. Entscheidend für die Natur und die Landwirtschaft ist nicht nur, wie viel Niederschlag in einem Jahr insgesamt fällt, sondern auch, dass das Wasser zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung steht.

Klimaschutz kostet Geld

Wir Menschen neigen zur Bequemlichkeit. Klimaschutz ist unbequem. Er kostet Geld und setzt die Bereitschaft zu Veränderung voraus. Hier braucht es einen langen Atem und stetige Überzeugungsarbeit. Der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Hubertus Paetow, hat zum Jahreswechsel gefordert, dass Zielvorgaben zu Ernährungssicherheit, Klimaschutz, Artenvielfalt, Boden- und Gewässerschutz fachlich und wissenschaftlich untermauert sein müssen. Er forderte eine Kombination aus Zielvorgaben und unternehmerischer Freiheit. Ziel müsse es sein, das Agrar- und Ernährungssystem zukunftsfest und krisensicher zu gestalten, so Paetow. Nur wenn die Bauern für sich eine Zukunft sehen, sind sie auch zu Veränderungen bereit. Was nichts bringt, sind erhobene Zeigefinger. Dramatische Bilder – wie die vom Lake Maed – können aber das Bewusstsein schärfen.

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Landwirtschaft in der Zukunft
Wie sieht die Landwirtschaft der Zukunft aus? Im Foresight-Report wurden durch Analysen für den Sektor relevante Trends und systemische Risiken der identifiziert. (c) Valentin Valkov/stock.adobe.com
Minister Schulze und die GAP: Betriebe im Osten dürfen nicht benachteiligt werden

Wie weiter mit der GAP? Wie können Landwirte ihre Tiere künftig besser vor dem Wolf schützen? Und warum sprechen alle über Bürokratieabbau – aber nichts passiert? Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) hat am Mittwoch (8.1.) seine Forderungen und Ziele für die Landwirtschaft vorgestellt.

Die GAP muss einfacher werden

Schulze, der zurzeit auch Sprecher aller Unions-Agrarminister ist, richtete seinen Blick zuerst auf die GAP – die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union. Eine neue Bundesregierung müsse sich sehr schnell positionieren, wie es mit der GAP nach 2027 weitergeht. „Die Menschen im ländlichen Raum haben hohe Erwartungen an die Bundestagswahl. Sie hoffen, dass sich etwas ändert“, sagte Schulze. Die GAP müsse einfacher werden, es sollte weniger Dokumentationspflichten geben. „Der Landwirt soll auf dem Acker arbeiten und nicht im Büro“, erklärte der Minister.  

Direktzahlungen: „Wir brauchen kein Bürgergeld für Landwirte“

An den Direktzahlungen für Landwirte will Schulze festhalten. „Wir brauchen weiterhin eine Einkommensgrundstützung über die Direktzahlungen“, sagte der Sprecher der Länderagrarminister von CDU und CSU in Berlin. Die europäische Landwirtschaft stehe vor enormen Herausforderungen und ein Ausgleich für die im Vergleich zu anderen Weltregionen höheren Produktionskosten sei unabdingbar, begründete er seine Position. Von der Forderung, die Basisprämie der europäischen Agrarförderung mittelfristig auslaufen zu lassen, rückt die Union damit ab.

Zum neuen Brüsseler Agrarkommissar Christophe Hansen habe er ein gutes persönliches Verhältnis, betonte der ehemalige Europaabgeordnete. Dessen Vorstellungen für eine Orientierung der Direktzahlungen an der Bedürftigkeit der Betriebe teilt er jedoch nicht: „Wir wollen kein Bürgergeld für Landwirte.“

Betriebe im Osten nicht benachteiligen

Es sei wichtig, die Bedürftigkeit der Landwirte zu klären. Mit Blick auf die unterschiedliche Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe in Ost und West erklärte er, dass die unterschiedlichen Betriebsgrößen berücksichtigt werden müssten. „Große Betriebe dürfen nicht benachteiligt und die Betriebe dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“. Er habe oft das Gefühl, dass vor allem im Osten die Unterschiede zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft besonders hervorgehoben werden.

Wolf soll ins Jagdrecht aufgenommen werden

Beim Thema Wolf drängt Schulze auf schnelle Entscheidungen: Zur flexiblen Regulierung müsse der Wolf schnell in Anhang V der FFH-Richtlinie aufgenommen werden. Um Weidetierhalter zu entlasten, müsse der Wolf außerdem ins Jagdrecht aufgenommen werden. Der Minister fordert ein ausgewogenes Wolfsmanagements ohne Beeinträchtigung der Weidewirtschaft.

Abbau von Bürokratie gefordert

Mangelnde Fortschritte beim Bürokratieabbau beklagte Schulze in Richtung aktueller Bundesregierung. Prüfaufträge und Praxischecks liefern bislang keine konkreten Ergebnisse. Zwar habe es nach den Bauernprotesten 194 Vorschläge zum Abbau von Bürokratie gegeben – bei den Landwirten habe sich aber kaum etwas geändert. Auch beim Thema Stoffstrombilanz habe sich bisher nichts bewegt.

Mit Blick auf den Pflanzenschutz forderte Schulze ein Bekenntnis zu modernen Pflanzenschutzmitteln, die Förderung von innovativen Ansätzen und den Abbau bürokratischer Hürden. Bei der SBR-Krankheit, die besonders Zuckerrüben und Kartoffeln befällt, gebe es hohe Ertragsausfälle. Hier seien Notfallzulassungen von Pflanzenschutzmitteln nötig. „Wir brauchen flexibleres Handeln“, erklärte Schulze mit Blick auf das Bundesumweltamt.

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Vor der Fahrt, die vom Süden der Stadt in aller Stille bis zum Domplatz führte, bildeten Landwirte mit ihren Traktoren die Jahreszahl 2025. © Hista GmbH/Blickwinkelhunters
Vor der Lichterfahrt, die vom Süden der Stadt in aller Stille bis zum Domplatz in Magdeburg führte, bildeten Landwirte mit ihren Traktoren die Jahreszahl 2025. © Hista GmbH/Blickwinkelhunters
Agrargenossenschaft Teichel: Neue Kooperation und Investitionen

Die Milchproduktion hat der Agrargenossenschaft Teichel im zurückliegenden Jahr erneut wirtschaftliche Stabilität verliehen. „In Zeiten guter Milchpreise ist es umso bedauerlicher, wenn unsere Kühe aufgrund der weniger guten Futterqualität aus der Ente 2023 ihr Leistungspotenzial nicht voll abrufen konnten“, sagt Vorstandschef Dr. Stefan Blöttner. Die Energieerzeugung trug ebenso dazu bei, dass der Betrieb für das Jahr 2024 ein positives Ergebnis wird vorweisen können. Im Ackerbau enttäuschten die Erträge und die Preise. „Unsere Sommergerste hat aber Brauqualität“, freut sich Pflanzenbauvorstand Eric Engelmann nach dem Verkauf erster Partien.

Direktvermarktung mit einer schwarzen Null

Anders als der Mais, der zum Teil mit recht hohen Trockensubstanzanteilen ins Silo kam, konnten die Luzerne- und Grassilagen in Menge und Qualität überzeugen. Für die Direktvermarktung bilanziert Blöttner eine schwarze Null; das dürfte auch bei der Mutterkuhtochter MKH-Agrar GmbH der Fall sein.

Agrargenossenschaft Teichel eG
2025 startet eine Kooperation zur Jungrinderaufzucht in der Agrargenossenschaft Teichel eG. (c) Frank Hartmann

Mit Blick ins neue Jahr freuen sich Blöttner und der Leiter der Milchproduktion, Philipp Rose, auf die neue Kooperation mit der Agrargenossenschaft Kamsdorf: „Unsere Jungrinder werden künftig von den Kamsdorfer Kollegen aufgezogen, an die wir schon eine ganze Weile unsere Bullenkälber abgeben. Mit 140 bis 150 Tagen gehen unsere Milchkälber nach Kamsdorf, mit 12 bis 13 Monaten kommen sie zur Erstbesamung zu uns zurück. Aktuell haben wir ein Erstabkalbealter von 23,56 Monaten“, erklärte Rose. Gezielt will man dann gesextes Sperma einsetzen. Die ersten in Kamsdorf aufgezogenen Tiere werden im Sommer 2026 Milch geben.

Pläne zur Aufzucht der Jungrinder

Seit dem Abschied von der zu teuren Jungrinderaufzucht vor knapp einem Jahr, womit man den Rinderstall in Neckeroda schließen konnte, kaufte die Agrargenossenschaft zur Remontierung des Bestandes auch Tiere von einem namhaften Thüringer Betrieb zu. Zudem gibt es aktuell noch gut 100 eigene tragende Färsen, die in Teichröda genügend Platz haben. „Ärgerlich ist natürlich, dass im Laufe des vorigen Jahres die Färsenpreise so stark gestiegen sind“, sagt Blöttner. Die Pläne zur Jungrinderaufzucht hat man unter anderem mit dem Hoftierarzt und dem Rindergesundheitsdienst diskutiert. Der Gesundheitsstatus der Kühe genieße eine besonders hohe Priorität in Teichel.

Agrargenossenschaft Teichel eG
Der alte Motor des BHKW wurde bereits demontiert, der neue kommt im Januar. (c) Eric Engelmann

Nach langer Vorbereitungszeit konnten Blöttner und Engelmann im Dezember ein bedeutendes Geschäft abschließen: „Unser regionaler Wasserzweckverband hat uns einen nahegelegenen Tiefbrunnen verkauft, der für die öffentliche Wasserversorgung nicht mehr gebraucht wird“, berichtet Blöttner. Seit der Fertigstellung der Talsperre Leibis-Lichte (die fast so hoch ist wie die Rappbode-Talsperre) im Jahr 2006 gibt es Böttner zufolge genügend Trinkwasser in Ostthüringen. Bislang bezieht die Genossenschaft per Ausnahmegenehmigung Wasser des Flachbrunnens, der einst die öffentliche Versorgung von Teichröda sicherte und den schon zu DDR-Zeiten die LPG nutzte.

Brunnen soll Bedarf an Wasser absichern

Ziel sei es, den kompletten Wasserbedarf von 100 m3 am Tag mit dem neuen Brunnen abzusichern. Die Leitungen verlaufen direkt am Betriebsgelände entlang, sodass mit relativ kleinem Aufwand der Anschluss an das betriebliche Leitungssystem hergestellt werden kann. „In dem Zuge wollen wir auch in die Hygienisierung unseres Tränkwassers investieren.“ Zudem wird in Teichröda ein zweiter „Wassergalgen“ für das Befüllen der Weidetränken errichtet. Dadurch verkürzen sich die Wege für das Mutterkuhteam in der Weidesaison.

Agrargenossenschaft Teichel eG
Der Brunnen gehört jetzt der Genossenschaft. (c) Frank Hartmann

Anders als zunächst geplant, begann die Demontage des alten BHKW nun doch schon Mitte Dezember. Der alte Motor steht in einer Halle. Die Firma enertec Katftwerke GmbH hat einen Behelfsmotor mit 50 kW angeschlossen, damit das Betriebsgelände weiter mit Wärme versorgt ist. „Am 14. Januar kommt dann das neue BHKW samt Container“, so Engelmann. Mit dem 50-kW-Aggregat verkaufe man in den vier Wochen der Improvisation natürlich nicht gerade viel Strom. Beim geplanten Austausch eines abgenutzten Rührwerks im Vergärer zeigte sich, dass das zweite Rührwerk gebrochen war. Somit herrschte Klarheit, warum sich eine starke Schwimmschicht bilden konnte.

Zwillinge bei den Charolais-Rinder

Mitte Dezember waren die letzten Charolais-Herden im Winterquartier. Schon bei den ersten Abkalbungen gab es Zwillinge. Dass Arbeit ein großes Vergnügen ist, bestätigt Mutterkuhchef Jens Schmidt. Ende November war er auf Dienstreise, die ihn nach Moulins nordwestlich von Lyon führte. Hier fand das nationale Finale 2024 der besten Charolais-Rinder Frankreichs statt. Nachdem im vorigen Jahr gleich zwei Bullen Probleme hatten – einer verletzte sich am Lauf; der zweite wollte/konnte nach seinem erfolgreichen Einsatz 2023 nicht decken – musste Ersatz ran. Von einem Elsässer Züchter erwarb Jens Schmidt direkt einen preisgekrönten einjährigen Sillon-Sohn, der nach seiner Heimatquarantäne Anfang Januar in Teichröda ankommen wird.

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Charolaisschau in Moulins: Dieser junge Franzose ist bald in Teichröda. (c) Jens Schmidt

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Der Körnermais hatte bei der Agrargenossenschaft Teichel eG Premiere und ist schon in der Trocknung. (c) Frank Hartmann
Agrarforum der Landjugend: Zwischen Wunsch und Realität

Die Zukunft der Nutztierhaltung in Sachsen-Anhalt – eine Gratwanderung zwischen Wunsch und Realität?! Um diese Frage bzw. Aussage drehte sich das Agrarforum Anfang Dezember an der Fachschule für Landwirtschaft in Haldensleben. Die Veranstalter, die Junglandwirtegruppe „The Farmers“ der Fachschule, der Schulförderverein und der hiesige Landjugendverband, hatten dazu eine illustre Runde an Podiumsgästen eingeladen.

Viehbestand geht zurück

Eine Analyse der gegenwärtigen Situation der Nutztierhaltung im Land lieferte Prof. Dr. Heiko Scholz von der Hochschule Anhalt in seinem Impulsvortrag. Angesichts der bundesweit geringsten Viehbesatzdichte (0,3 GVE/ha) sei es tatsächlich eine Gratwanderung, sagte er. Mit sinkenden Viehbeständen gehe auch Wertschöpfung verloren. Zudem sei das Image der Viehhaltung in der gesellschaftlichen Diskussion schlecht. Schlagwort schlechthin sei bei allem das Tierwohl, allerdings sei dieses nicht messbar.

Geld fehlt überall

Die Borchert-Kommission habe ein tolles Papier für den Umbau der Tierhaltung entwickelt, doch sei kein Geld zur Flankierung da. Die Leute werden aber auch künftig nicht mehr Tierwohl-Produkte kaufen bei schwieriger wirtschaftlicher Lage, prognostizierte er.

Der auch in Sachsen-Anhalt bestehende enorme Sparbedarf im Haushalt schlage auf die Landwirtschaft durch. „Das bedeutet Abbau statt Umbau“, zitierte er an dieser Stelle Landesbauernverbandspräsident Olaf Feuerborn.

Schlechtes Image

Das schlechte Image und die unsicheren Rahmenbedingungen verminderten den Zuspruch junger Leute für die Landwirtschaft. Ein Übriges täten enorme verwaltungstechnische Vorgaben und die wuchernde Bürokratie. Ein Abbau Letzterer sei „eher illusorisch“. Umweltauflagen, z. B. aus Bundes-Immissionsschutzgesetz und TA Luft, seien „Genickbrecher“ für die Tierproduktion.
Nach Ansicht von Scholz wird sich der Abbau der Viehbestände fortsetzen. Angesichts „veganer Fruchtfolgen“ stelle sich die Frage, was aus den Nebenprodukten wird, die nicht für den mensch­lichen Verzehr geeignet sind. Die Nahrungskonkurrenz durch Huhn und Schwein sei weit größer als durchs Rind, das das Grünland nutze.

Kaum noch Tierhaltung

„Wir verspielen hier gerade eine Chance“, betonte er. Bodenfruchtbarkeit, Bodenleben und intakte Kreisläufe bräuchten organische Wirtschaftsdünger. Selbst 85 % der Ökobetriebe hielten kein Vieh. Hemmnisse hierfür seien ökonomische Zwänge, Personalmangel und bürokratische Hürden. Ohne Tierhaltung fehle es aber an Wertschöpfung, und die immer wieder beschworenen geschlossenen Kreisläufe würden zur Legende. „Verlierer des Abbaus der Viehbestände werden die ländlichen Räume sein“, machte Scholz deutlich.

Weniger wirtschaftlich

Dr. Matthias Löber, Geschäftsführer der RinderAllianz, versuchte sich an der Frage nach einer Trendumkehr. Er betonte, dass Tierzucht ein jahrhundertealter, generationenübergreifender, mit Emotionen und Traditionen verbundener Wert sei, was sich auch bei den Jungzüchtern zeige. Deren Veranstaltungen, aber auch Tierschauen und Fachmessen würden Mut machen und zudem zeigen, „dass Potenzial da ist“.

Der Einbruch der Tierbestände sei angesichts explodierender Weltbevölkerung und abnehmender Agrarflächen „moralisch nicht zu akzeptieren“. Es gehe um Ernährungssicherheit und Proteinversorgung über Milch und Fleisch, insbesondere von Gunststandorten wie in Deutschland.

Nutztierhaltung ist ein sensibles Thema

Für Landesagrarminister und Bundesagrarstaatssekretär a. D. Hermann Onko Aeikens ist die Nutztierhaltung ein sehr sensibles Thema. Viehhaltung konzentriere sich in Deutschland auf Grünlandstandorten und schlechteren Böden, wo auch die Betriebe kleiner seien. Sachsen-Anhalt habe im Schnitt die besten Böden, und er wäre froh, wenn hier die jetzige Viehhaltung erhalten bliebe.
Wegen ihrer geringeren Wirtschaftlichkeit werde sie bei Rationalisierungen zuerst abgeschafft. Größere Betriebe hätten Kostenvorteile, aufgrund ihrer Arbeitnehmerstruktur aber eher Personalprobleme. Die Politik müsse alle diese Dinge aufnehmen, sagte Aei­kens, der sich optimistisch zeigte und außerdem davon überzeugt, „dass Politik lernfähig ist“.

Diskussion zur Tierproduktion

Dr. Andreas Tyrpe, amtierender Abteilungsleiter im Agrarministerium, fasste sich danach kurz und erklärte, die Landespolitik sei an den Themen dran: „Wir müssen eine wissenschaftlich und fachlich fundierte Diskussion zur Tierproduktion in den gesellschaft­lichen Diskurs einbringen.“ Den limitierenden Faktor bei der Unterstützung der Tierhaltung sieht er in fehlenden Finanzmitteln.

Martin Dippe, stellvertretender Vorsitzender des Forums Natur Sachsen-Anhalt, verwies auf die Etablierung des Wolfes im Land. Damit sei Planungssicherheit für Weidetierhalter weg. Das Forum, ein Verbändezusammenschluss, werde sich künftig diesen und anderen Themen im Sinne des Berufsstandes widmen und dessen Interessen gegenüber der Politik mit einer Stimme vertreten.

Optimismus bei der Jugend

Julius Kurzweg, Herdenmanager der Agrarerzeugergemeinschaft Pretzier, sagte, die Tierproduktion werde Veränderungen unterliegen, „wir sollten die Zukunft aber nicht so schwarz sehen“. Es bringe nichts, alten Zeiten nachzutrauern. Die Branche müsse sich von „Zwängen des Jammerns“ befreien, die Gesellschaft wolle das nicht hören. Die Tierproduktion werde ein Geschäftszweig bleiben, „wenn wir es gut anstellen“.
Märkte werden auch künftig da sein. Es gelte, global neue mit Weitsicht zu erschließen. Die Digitalisierung der Landwirtschaft ist nach Ansicht des Junglandwirts 15 Jahre zu spät. Zum Thema Arbeitskräfte sagte er, mit Mitarbeitern, die kaum Deutsch können, sei keine fachlich fundierte Arbeit möglich. Er glaube, so Kurzweg, dass die Diversifizierung der Betriebe der Schlüssel zum Erfolg der Landwirtschaft sein wird.
Zum Ende des von Fachschüler Lorenz Böcker moderierten Forums entspann sich eine intensive Diskussion, auch mit einigen der zahlreichen Zuhörer im Saal.fi

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Für junge Landwirtinnen und Landwirte ist es wichtig, sich gut zu vernetzen. (c) vegefox.com/stock.adobe.com
Landwirtschaftliche Zukunft Sachsen-Anhalt: Junge Landwirte gestalten mit

Neues Jahr, neues Glück, heißt es so schön. Dass 2025 die Motivation hoch ist, sich vieles zum Besseren verändert und gesteckte Ziele erreicht werden, möge dem landwirtschaftlichen Berufsstand beschieden sein und insbesondere der jungen Generation, die ihre Zukunft in dieser Branche sieht. Zuletzt waren die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Agrarsektor ja nicht gerade rosig. In Sachsen-Anhalt zum Beispiel gibt es deshalb Anstrengungen, Neueinsteiger/-innen bei ihrer Betriebsnachfolge oder Existenzneugründung zu unterstützen. So rief etwa das Magdeburger Agrar­ministerium 2023 ein „Netzwerk Junglandwirte“ ins Leben, das seit gut einem Jahr von der Landgesellschaft koordiniert wird. Partner sind u. a. Berufs- und Fachverbände, Banken sowie wissenschaftliche und Bildungseinrichtungen.

Netzwerk der jungen Landwirte

Ein erster vom Netzwerk organisierter Tag der Junglandwirte brachte unlängst in Haldensleben Fachschüler und Praxisbetriebe zusammen, die auf der Suche nach einem Job bzw. nach Fachkräften sind. Schon in der kommenden Woche, am 9. Januar, wird eine zweite Veranstaltung dieses Formats in Bernburg-Strenzfeld die finanziellen Herausforderungen der Betriebsgründung thematisieren. Sachsen-Anhalt unterstützt seit 2017 junge Landwirtinnen und Landwirte mit einer Existenz- bzw. Niederlassungsbeihilfe. Seither wurden landesweit rund 100 junge Antragstellende mit insgesamt 7 Mio. € gefördert.

Generationswechsel auf den Betrieben

Das zeigt, dass junge Fach- und Führungskräfte in der Landwirtschaft ihre Chance sehen, trotz der Herausforderungen für die Branche, etwa durch globalen Wettbewerb, agrarpolitische Rahmensetzungen, demografische Veränderungen, Klimawandel und gesellschaftliche Erwartungen. Das Gelingen des Generationswechsels auf den Höfen ist aber auch dringend nötig: In Sachsen-Anhalt war 2023 laut Agrarstrukturerhebung ein Drittel aller Betriebsleiter/-innen bzw. Geschäftsführer/-innen bereits 55–64 Jahre alt, etwa jede sechste Führungskraft gar über 65. Für Hof- und Betriebsnachfolger bietet das Land gute Voraussetzungen mit seinen ertragreichen Böden, leistungsfähigen Unternehmensstrukturen und einem guten Bildungsumfeld mit Berufsschulen, Fach- und Fachhochschule, Universität.

Wenig Nutztierhaltung in Sachsen-Anhalt

Fakt ist aber auch, dass in der Landwirtschaft zwischen Altmark und Burgenland nicht alles „in Butter“ ist. So wird die Nutztierhaltung im Bundesland mit dem geringsten Viehbesatz in Deutschland mit Blick etwa auf funktionierende Stoffkreisläufe zur Gratwanderung, wie sich beim traditionellen Agrarforum der Landjugend in Haldensleben zeigte. Dort blickten junge Fachkräfte zumindest optimistischer in die Zukunft als Wissenschaftler. Das macht Mut.

Schlüsselrolle für junge Generation

Junge Menschen, die sich bewusst für einen Agrarberuf entscheiden und weiterqualifizieren, sind meist auch bereit, neue Wege zu gehen, sei es durch regeneratives Wirtschaften, Agroforstsysteme, Smart Farming oder die Integra­tion erneuerbarer Energien in die Betriebe. Beim Mitgestalten der Landwirtschaft der Zukunft fällt der jungen Generation eine Schlüsselrolle zu. Sie benötigt hierfür klare und verlässliche agrarpolitische Rahmenbedingungen, eine ausreichende finanzielle Flankierung und eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung ihrer Arbeit.

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Detlef Finger, Landesredakteur Sachsen-Anhalt. (c) Sabine Rübensaat

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Agrarforum der Landjugend
Die Podiumsgäste Andreas Tyrpe, Hermann Onko Aeikens, Martin Dippe, Heiko Scholz, Julius Kurzweg und Matthias Löber mit Moderator Lorenz Böcker und Organisatorin Jessica Gühne (v. l.). (c) Detlef Finger
Tomsons Blick aufs Land: Wer zeichnet die Karikaturen für die Bauernzeitung?

Drei Spargelstangen auf dem Feld. Fragt eine die anderen: Vielleicht sollten wir uns selber ernten … – das war der erste Cartoon unseres Zeichners Tomson, der am 3. April 2020 erschien. Seinerzeit hieß aus aktuellem Anlass die neue, wöchentliche Rubrik „Corona Brennpunkt“. So stellte die Redaktion den Gastkünstler damals vor: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und er sollte weder Ihnen noch uns vergehen, liebe Leserinnen und Leser. Mit seinem Blick auf den bäuerlichen Alltag in der Krise wird der Zeichner Tomson aus Frankfurt (Oder) unseren Sinn dafür von nun an immer wieder schärfen. Wir wünschen viel Spaß!“

Tomson blieb der Bauernzeitung auch nach Corona treu

Corona verging. Und Tomson blieb der Bauernzeitung und damit auch Ihnen treu. Woche für Woche reflektiert er seither unter „Tomsons Blick aufs Land“ auf der Panorama-Seite 9, was er in der Bauernzeitung liest, was sich in den Dörfern tut, was auf den Feldern und in den Ställen passiert. Auch die Agrarpolitik wird hin und wieder mit flottem Strich kommentiert. In Tomsons Zeichnungen spiegelt sich der Blick fürs Detail gepaart mit einem fast kindlichen Wortwitz, der die gewohnten Lesarten beiseite stellt und die ursprünglichen ernst nimmt: ein Indiz für Zweisprachigkeit. Fragt sich, wer steckt eigentlich hinter den sechs Buchstaben?

Tomson heißt mit bürgerlichem Namen Tomasz Wołoszyn

Tomson heißt mit bürgerlichem Namen Tomasz Wołoszyn, wurde 1966 in der Doppelstadt Guben/Gubin östlich der Neiße geboren und zeichnet fast schon sein ganzes Leben. 1986 nahm er erstmals an einer Ausstellung teil, vernetzte sich in der polnischen Karikaturisten-Szene und bekam etliche Preise. Der deutschen Sprache wandte sich Tomson intensiv zu als er seine Frau kennenlernte. Heute lebt er mit ihr und seinen zwei Kindern in Frankfurt an der Oder.

Auch als Schnellzeichner aktiv

Neben Karikaturen für polnische Zeitschriften und für die Bauernzeitung arbeitet Tomasz Wołoszyn auf öffentlichen und privaten Veranstaltungen als Schnellzeichner: Mit seinem ausgeprägten Vorstellungsvermögen, einem guten Gespür für das Wesentliche und ausgefeilter Technik zeichnet er zehn bis zwanzig Porträts in einer Stunde, sehr zum Vergnügen der Gäste. Und wen wunderts, dass Tomson bei „Mensa“, einem Verein für Hochbegabte, bei Bedarf als IQ-Testleiter in Frankfurt (Oder) eingesetzt wird und darüber hinaus auch als Musiker aktiv ist. Wir jedenfalls freuen uns jede Woche über seine Zeichnungen.

Tomson
Tomson, alias Tomasz Wołoszyn, hier gezeichnet von Paulina Kopestynska. (c) Tomasz Wołoszyn

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Milchkuh und Klimawandel: Eine schwierige Beziehung

Die Dubliner Erklärung zur gesellschaftlichen Rolle der Nutztierhaltung von 2022 warnt davor, dass die Nutztierhaltung ein schnelles Opfer von Vereinfachung, Reduktion oder Fanatismus wird. Sie ist für die Gesellschaft zu kostbar und für die Aufrechterhaltung von Nahrungssicherheit und Nährstoffkreisläufen nahezu unersetzlich.

Die Nutztierwissenschaft wird aufgefordert, Argumente zu erarbeiten, um fachlich die Notwendigkeit der Nutztierhaltung der Fachwelt, aber auch der Öffentlichkeit zu erklären. Wir haben mit Prof. Dr. Olaf Steinhöfel, vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) ist Experte für Fütterung und Mitglied des Milchbeirates der Bauernzeitung, gesprochen und wollten wissen, welche Argumente denn aus Sicht der Tierernährung für die Milchviehhaltung sprechen und wo nachgeschärft werden muss.

Professor Steinhöfel, der jüngste „Milchmärchen“-Report von foodwatch zeigt deutlich: Unsere Argumente greifen nicht. Jeder aufkeimende Ansatz, wird mit großer Strahlkraft niedergewalzt. Gerade die Argumente der Tierernährung werden ins „Märchenland“ verbannt. Sollten wir hier nicht gegenhalten?
■ Ein Ping-Pong-Spiel wäre müßig und ineffektiv. Solange de facto alle Argumente angegriffen werden und keine ergebnisoffene Diskussion zu verschiedenen Ansätzen erfolgt, bleibt es auch billig. Die Tierernährungswissenschaft braucht sich keinesfalls zu verstecken. Sie hat ein Niveau erreicht, welches es ermöglicht, Nährstoffe im Milligramm-Bereich am Verdauungsort zu platzieren.

Schauen Sie sich nur die Komplexität der neuen dynamischen Proteinbewertung beim Milchrind mal an. Wir rechnen mit einzelnen verdaulichen Aminosäuren im Dünndarm. Welche Gedanken zur Nährstoffbilanz macht man sich bei der Ernährung unserer 80 Millionen Verbraucher? Es ist schon paradox, welche Geschütze man gegen die 3,7 Millionen deutschen Milchrinder in Stellung bringt, ohne sich den Klärschlämmen unserer eigenen Spezis zu widmen.

Wie viele Milchkühe brauchen wir noch?

Auch namhafte Agrarwissenschaftler fordern eine deutliche Reduzierung des Kuhbestandes.
■ Richtig, wir sollten auch darüber nachdenken, wie viele Milchrinder wir noch brauchen. Maßstab muss die gewünschte Milchversorgung und die vernünftige Nutzung der nicht-essbaren Biomasse sein. Aber hier sollten wir rechnen und planen. Es umzusetzen, ist jedoch in der freien Wirtschaft nicht einfach mit einer Forderung nach Halbierung getan.

Aus einem FAO-Bericht von 2021 geht hervor, dass der aktuelle Kalorien- beziehungsweise Proteinbedarf der Deutschen zu 31 und 62 Prozent durch Nahrungsmittel tierischen Ursprungs gedeckt wird. Das mit den Kalorien bekommen wir mit Pflanzen hin. Die Proteinversorgung ist da schon ein anderes Brett. Das größte Problem in der ökologischen Nutztierfütterung ist die Eiweißversorgung.

Dabei sind insbesondere die Monogaster, Schwein und Geflügel, betroffen. Auch der Mensch ist ein Monogaster und braucht Aminosäuren zur Bedarfsdeckung. Aufgrund der Eiweißlücke, welche nicht allein durch Hülsenfrüchte zu decken ist, diskutieren wir in der Tierernährung verstärkt über beispielsweise synthetische Aminosäuren, Insekteneiweiß oder Algen. Das Rind dagegen kann niedermolekulare Stickstoffverbindungen zu hochwertigen Proteinen wandeln. Seit Artturi Ilmari Virtanen, Nobelpreisträger der Tierernährung, wissen wir, dass Milchrinder über 4.000 Liter Jahresleistung ohne ein Gramm Eiweiß leisten, nur über die Versorgung der Pansenmikroben mit Harnstoff beziehungsweise Ammoniumsalzen.

Porträtbild von Prof. Dr. Olaf Steinhöfel
Prof. Dr. Olaf Steinhöfel vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) ist Experte für Fütterung. (c) Sabine Rübensaat

Wenn ich Ihre Beiträge in der Bauernzeitung richtig in Erinnerung habe, postulieren Sie ja eher einen Überschuss an Stickstoff in den aktuellen Milchviehrationen. Ist dem so?
■ Ja, wir haben aktuell noch ca. 1,5-Prozentpunkte zu viel Rohprotein in sächsischen TMR für Milchrinder. Das klingt nicht viel, summiert sich aber auf einen vermeidbaren Überschuss von etwa zehn Kilogramm Stickstoff je Kuh und Jahr. Dieser Überschuss wird vollständig wieder ausgeschieden, belastet zunächst die Leber dann die Umwelt und kostet uns zudem etwa 1,5 Cent je Kilogramm Milch, wenn der Stickstoff aus Rapsextraktionsschrot ergänzt wurde.

Positiv ist, dass die Proteingehalte in den TMR seit Jahren rückläufig sind. Durch den mehrjährigen Fütterungserfolg in Betrieben mit minimierter Stickstoffversorgung konnte zudem eindrucksvoll bewiesen werden, dass bei Milchharnstoffwerten unter 150 Milligramm pro Liter hohe Leistungen und gesunde fruchtbare Tiere möglich sind. Wir sollten zunehmend die Selbstregulation des Rindes als neuen Sicherheitszuschlag akzeptieren.

Welche Rolle das Futter spielt

Machen wir zu wenig Milch aus dem Pansen heraus? Unterschätzen wir unsere Wiederkäuer?
■ Den Vorwurf, dass wir uns zu Höchstleistungen haben treiben lassen, sollten wir ernst nehmen. Wir füttern häufig im Grenzbereich der Pansenphysiologie und machen zu wenig Milch aus Grobfutter und faserreichen Nebenprodukten.

Peter Van Soest, einer der einflussreichsten Tierernährer der Neuzeit, umschrieb dies sinngemäß so: Die Nährstoffkosten aus Kraftfutter werden immer günstiger und das Grobfutter bleibt qualitativ unsicher, sodass sich die Forschung zur Wiederkäuerernährung mehr und mehr damit befasst, Lösungen für Verdauungsprobleme zu finden, welche aus der hohen Kraftfutterfütterung resultieren. Darüber müssen wir nachdenken. Ja, wir sollten mehr Milch über den Pansen erzeugen und uns auf diesem Weg hinsichtlich der Einzeltierleistung einem Optimum, nicht Maximum nähern. Ich nenne jetzt hier bewusst keine Zahlen.

Auch die Veredlung der Nebenprodukte wurde in eingangs geschildertem Report ins Märchenland verbannt. Die Begründung: Es sind im Mittel nur zwölf Prozent der Nährstoffe. Wird dieses Argument in der Tierernährung überbetont?
■ Ja und nein, faserreiche Nebenprodukte der Nahrungs- und Genussmittelerzeugung sind vorzügliche Futtermittel für Wiederkäuer, aber der Einsatz ist sicher noch ausbaufähig.

Gleiches trifft ja auch auf das Potenzial und die aktuelle Nutzung von Grünlandaufwüchsen zu. Hieran müssen wir arbeiten. Dies ändert nichts an der Argumentation von Professor Windisch. Die Erzeugung von pflanzenbasierter Nahrung auf landwirtschaftlicher Nutzfläche ist vorrangiges Ziel. Aber wir brauchen die Nutztiere für den zweiten Verwertungsschritt, um die dabei anfallende, nicht essbare Biomasse in Nahrungsmittel zu veredeln.

Wenn man nur mal die Pressschnitzel, Treber, Trester, Schlempen und Pülpen, die jährlich in Deutschland anfallen, an die 3,7 Millionen Milchkühe verteilen würde, bekäme jede Kuh täglich knapp drei Kilogramm Trockenmasse davon ab. Wir bekämen dafür fast sieben Millionen Tonnen Milch zurück. Dies ist knapp ein Viertel des jährlichen deutschen Milchaufkommens. Und wir haben noch deutlich mehr faserhaltige Nebenprodukte und wir haben auch noch das Grünland.

Kühe und ihre Futter
Bei der Milcherzeugung geht es darum, die preiswürdigsten pflanzli­­chen Nährstoffe zu veredeln. (c) Sabine Rübensaat

Grünland ist das Stichwort. Haben wir oder unsere heutigen Milchkühe es verlernt, aus Gras Milch zu machen?
■ Wir ja, die Kühe mit Sicherheit nicht. Milchkühe können nach wie vor aus Gras viel Milch erzeugen, wenn man sie dazu auffordert. Seit ihrer Domestikation beweisen sie eindrucksvoll, dass sie Wiesen und Weiden als alleinige Futtergrundlage nutzen können.

Die Kombination von Gras und Rindern wirbt symbolisch für eine ökologische, naturverbundene und tiergerechte Tierhaltung. Doch unserer Erwartung an Leistung und Wirtschaftlichkeit konnte der Verbindung von Rind und Gras nicht standhalten. Vor 100 Jahren wurden noch mehr als 90 Prozent der Milch aus den Nährstoffen vom Grünland erzeugt. Heute finden weniger als acht Prozent der Grünlandnährstoffe den Weg in unsere Milch.

Pflege von Wiesen und Weiden

Das klingt, als bräuchten wir uns mit Milch aus Gras nicht weiter zu beschäftigen.
■ Wir haben bei GV-Besatzdichten von unter 0,5 je Hektar erhebliche Probleme, die Wiesen und Weiden zu pflegen und die Kulturlandschaft zu erhalten. Mit Technik ist das nicht bezahlbar, und echte Einkommensalternativen für Grünlandaufwüchse kenne ich nicht. Wir können nicht selbst ins Gras beißen.

Letztlich geht es aber auch bei der Milcherzeugung darum, die preiswürdigsten pflanzlichen Nährstoffe zu veredeln. Und weltweit wird über Hochleistungsherden die Milch überwiegend aus Mais, Getreide und Extraktionsschroten erzeugt. Aber wir haben nun mal in Mitteleuropa sehr viel Grünland. Dieses zu erhalten, bringt unzählige Vorteile für den Klima-, Umwelt- oder Naturschutz sowie für den Erhalt unserer Landschaftsprägung. Und es steht zudem konkurrenzlos als Futterbasis zur Verfügung.

Leider existieren zu wenig wirtschaftliche Anreize oder Förderprogramme, welche ein Mehr an Milch vom Grünland nachhaltig unterstützen. Zudem haben wir noch das wirtschaftlich grenzwertige Problem der Konservierung.

Wird hier die Silageerzeugung hinterfragt oder nur deren Umsetzung?
■ Die Silierung von Grobfuttermitteln hat unbestritten und wesentlich zur Leistungsentwicklung der Milchrinder in den vergangenen 100 Jahren beigetragen. Für viele Landwirtschaftsbetriebe ist diese Form der Futterkonservierung seit den 1970er-Jahren alternativlos. Wir brauchen große Chargen qualitativ einheitlicher Grobfuttermittel zu einem definierten Vegetationszeitpunkt. Dies kann bei den aktuellen Beständen weder die Frischverfütterung noch die Trocknung von Grünfutterpflanzen leisten. Wir hinterfragen deshalb nicht die Silierung als Verfahren. Silomais heißt zum Beispiel deshalb Silomais, weil die teigreife Maispflanze sich hervorragend silieren lässt.

Das Problem ist und bleibt unser Grünland. Auch seit über 100 Jahren ist das Thema Silierung von Grünlandaufwüchsen fester Bestandteil in den Winterschulungen der Landwirte. Alle Jahre wieder werden die Grundlagen gebetsmühlenartig geschult. Und auch der Markt ist ständig bemüht, durch innovative Verfahren und Betriebsmittel Sicherheit ins Siliergeschehen zu bringen. Dies konnte jedoch nicht dazu beigetragen, dem Gras eine erkennbare Rolle in der Milchviehfütterung zu sichern.

Was eine Kuh im Durchschnitt frisst?

Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptprobleme bei der Silierung von Grünlandaufwüchsen?
■ Oje, so viel Platz geben Sie mir nicht in diesem Interview. Ich nehme mal einen Punkt heraus, der erzieherisch immer gut wirkt: die Verluste. Hier herrscht zu oft noch immer erstaunliche Gelassenheit. Da hilft nur, übers Geld zu reden.

Eine deutsche Durchschnittskuh frisst etwa 20 Dezitonnen Trockenmasse Grassilage im Jahr. Die unvermeidbaren Erzeugungsverluste betragen etwa 20 Prozent. Dies heißt, wir brauchen, wenn alles gut geht, etwa 70 Dezitonnen Grassilage mit 35 Prozent TM. Für die aktuell 3,7 Millionen Milchrinder in Deutschland müssen somit pro Jahr 25 Millionen Tonnen Grassilage bereitliegen. Dies entspricht immerhin einem Wert von 1,6 Milliarden Euro. Wenn man den Totalausfall mal ausklammert, schwanken aktuell die Erzeugungsverluste bei Grassilagen zwischen 30 und 45 Prozent. Ein Prozent Verlusteinsparung entsprechen immerhin 15 Millionen Euro. Wenn ich die Mengen- und Futterwertverluste zusammennehme, kostet dieses eine Prozent 0,2 Cent je Kilogramm Milch. Die 10 bis 25 Prozent Verluste oberhalb der 20 Prozent unvermeidbare Verluste bedeuten, 2 bis 5 Cent je Kilogramm Milch Mehrkosten. Und dies betrifft zunächst nur die Grassilage der Ration.

Diese Rolle spiele Trocknung und Silierung

Aber wenn ich es richtig verstanden habe, ist doch das Futterprotein so entscheidend. Da hat doch das Grünlandfutter schon etwas zu bieten, oder?
■ Das stimmt, die Bedeutung der Grobfutterproteine wird nach wie vor unterschätzt. Wir erzielen mit proteinreichen Grobfuttermitteln, wie Kleegras, Luzerne und Grünlandaufwuchs mit Abstand höhere Proteinerträge als mit jeder Körnerleguminose. Vor allem aber die Art der Futterkonservierung ist entscheidend für das Schicksal des Proteins auf dem Weg in der Wiederkäuerdarm.

Bei der klassischen Silierung provozieren wir zu viel Proteinabbau. Am effektvollsten wäre hier die Trocknung beziehungsweise Trockensilierung. Bei der Trocknung kommt es darauf an, Bröckelverluste insbesondere an proteinreichen Pflanzenteilen bei der Ernte und der weiteren Behandlung zu vermeiden, die Feuchte schnell zu reduzieren sowie Trockenschäden, insbesondere durch Maillard-Reaktionen, auf ein Minimum zu begrenzen.

Dies erfordert entweder einen erheblichen Aufwand an Trocknungsenergie oder hohe Trocknungszeiten. Im Interesse der Nachhaltigkeit sollte die Trocknungswärme insbesondere auf Basis regenerativer Energie erzeugt werden. Dabei hemmen oft zu geringere Temperaturen und eine diskontinuierliche Bereitstellung die Durchsatzleistungen. Es werden dringend Innovationen für schnelle, energieeffiziente Trocknungsanlagen gesucht, die relativ feuchte Trockengüter bei Nutzung regenerativer Energiequellen wirtschaftlich, das heißt mit ausreichendem Durchsatz, trocknen, ohne die Nährstoffqualität nachteilig zu beeinträchtigen.

Kreuzkraut, Jakobskreuzkraut, giftig
Alle Pflanzenteile des Jakobskreuzkrauts sind im frischen und im konservierten Zustand, etwa in Heu oder Silage, giftig für Kühe. (c) Sabine Rübensaat


Aber unser Bemühen um mehr Artenvielfalt, Insektenschutz oder Renaturierung hat viele Pflanzen in Feld und Flur gebracht, die uns durchaus Probleme bereiten. Ich denke hier nur an die Kreuzkräuter, die seit drei Jahren für viel Aufmerksamkeit sorgen. Wie gehen wir damit um?
■ Ich möchte mich hierzu nur sehr allgemein äußern. Hier gibt es viele Forschungsinitiativen, die das Risiko dieser Stoffe in der Nahrungskette bewerten. Genauso groß wie die Vielfalt der Pflanzenwelt ist die Vielfalt an sekundären Inhaltsstoffen. Diese können antinutritive oder toxische Wirkungen beim Nutztier und gegebenenfalls auch beim Verbraucher der tierischen Produkte provozieren. Sie sollten aber nicht per se nur als negativ bewertet werden. Die ständige Auseinandersetzung von Tier und Futterpflanze in der Entwicklungsgeschichte hat nicht nur Abwehrreaktionen, sondern zum Teil auch Symbiosen in der Nahrungskette hervorgebracht. Diese Zusammenhänge sind bislang wenig greifbar, um auch eine untere Grenze zu begründen.

Es sollte jedoch Anlass geben, sekundäre Inhaltsstoffe nicht gänzlich zu deaktivieren, sondern über futtermittelspezifische Restriktionen nur zu begrenzen. Da diese Stoffe in der Routine der Futtermittelanalyse nicht erfasst werden, braucht der Tierhalter gutes botanisches Wissen. Auf viele dieser Stoffe reagieren die Nutztiere mit einer verminderten Futteraufnahme. Es ist ja der Hauptgrund für die Pflanze, die Stoffe zu bilden, um Fraßfeinde abzuschrecken.

Sowohl die Silierung als auch der Pansenstoffwechsel können in erheblichem Maße zur Entgiftung beitragen. Dies ist auch ein wichtiges Plus für unsere Nahrungsmittelsicherheit und den Erhalt von Wiederkäuern in unserer Nahrungsmittelerzeugung.

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Rost auf Weideland
Rostbefall tritt auch auf Weideflächen im Herbst auf. (c) Angela Mögel
Mehr als nur Milch: Warum Milchbauern unverzichtbar sind

Aus Überzeugung und mit Leidenschaft halten Maria Brouwer und Dr. Christina Münch Milchkühe. Im Interview mit der Bauernzeitung berichten sie von den größten Herausforderungen, aber auch Chancen in ihren Betrieben.

Angesichts der momentan hohen Milchpreise gibt es die Meinung: Milchviehbetriebe, die zurzeit kein Geld verdienen, machen etwas falsch. Stimmen Sie dem zu?
■ Maria Brouwer: So pauschal würde ich das nicht sagen. Milchviehbetriebe, die gerade von der Blauzungenkrankheit betroffen sind, verdienen kein Geld und haben aber nichts falsch gemacht. Unser Betrieb war zum Glück nicht so betroffen, wir hatten nur einen positiven Fall, aber relativ viele Verluste bei den Kälbern. Um ein Kalb haben wir vier Wochen lang gekämpft – und dann mussten wir es doch einschläfern. Das ist mental belastend. Es gibt Betriebe, die jeden Tag tote Tiere im Stall hatten und bei denen die Milch richtig eingebrochen ist. Insofern kann ich der Aussage nicht zustimmen.

■ Christina Münch: Solche Aussagen werden der betriebsindividuellen Komplexität der Milchproduktion nicht gerecht. Als Milchviehbetrieb ist man immer bestrebt, die besten Bedingungen zu schaffen. Aber dann kommt es doch anders. Aktuell freuen wir uns einfach, dass die Milchpreise hoch sind. Über die betriebswirtschaftliche Ebene hinaus signalisieren höhere Zahlungsbereitschaften unter anderem eine Wertschätzung für das anspruchsvolle Produkt Milch und die geleistete Arbeit des Teams.

Hohe Kosten durch die Blauzungenkrankheit

Welche Kosten für die Impfung und Behandlung von Blauzungen-Folgen müssen Ihre Betriebe in diesem Jahr aufbringen und welche Unterstützung gibt es von der Tierseuchenkasse?
■ Münch: Allein die Kosten für die Impfung belaufen sich bei uns auf rund 45.000 Euro. Hiervon übernimmt die Tierseuchenkasse etwa die Hälfte.

■ Brouwer: Bei uns lässt sich das nicht genau beziffern. Ein Teil der Impfkosten wurde durch die TSK getragen. Allerdings gibt es für verstorbene Tiere keine Entschädigung. Bei uns im Betrieb konnten wir keine Folgen der Impfung spüren und hatten dadurch keine weiteren Tierarzt-Kosten. Aber es gab viele kranke Kälber, wodurch die Tierarzt-Kosten leicht gestiegen sind. Außerdem war der deutliche Mehraufwand in der Pflege und Versorgung der Kälber eine Kostenposition. Wobei für mich persönlich die mentale Belastung anstrengender war, und mehr Kraft gekostet hat. Hier sind wir an dem Punkt, wo man täglich sein Bestes gibt und es trotzdem manchmal nicht reicht.

Mit dem Mann nach Brandenburg gekommen

Was ist Ihre Motivation für diesen Beruf und für die Milchviehhaltung?
■ Münch: Hier muss ich ein wenig ausholen: Ich stamme aus einer westfälischen Familie, die von jeher landwirtschaftlich geprägt war. Die Lieblingstiere meines Großvaters waren die Milchkühe, die meines Vaters die Pferde. Als in den 60er-Jahren unsere zwölf Milchkühe den Hof verließen und Ende der 90er-Jahre die Milchproduktion auf dem elterlichen Hof meiner Mutter aufgegeben wurde, schien es, als würde das Kapitel der Milchproduktion in unserer Familie für immer geschlossen. 2012 bin ich über meinen Mann Björn Förster nach Brandenburg gekommen, der hier in Schlieben 2008 zunächst als Pflanzenbauleiter begann und später in die Geschäftsführung der Agrarbetriebe Schliebener Land eingestiegen ist.

Seit 2018 bin ich ebenfalls in der Geschäftsführung aktiv, 2023 konnten wir als Familie Mehrheitsgesellschafter werden. Und so wurde dann für mich das Kapitel der Milchproduktion wieder aufgeschlagen: Die Kuh ist das einzige Tier, das in der Lage ist, Grünland in nennenswertem Umfang zu veredeln. Sie erzeugt bei uns nicht nur Milch und Fleisch, sie liefert mit Gülle und Mist auch den organischen Dünger für den Pflanzenbau. Bevor dieser aber auf dem Feld landet, wird er durch die Biogas-Anlagen zu Strom und Wärme veredelt. Zudem entschleunigt der Umgang mit der Kuh ungemein. Bei all diesen Aufgaben, die die Kuh für unsere Gesellschaft in der Kreislaufwirtschaft übernimmt, muss man einfach von ihr begeistert sein.

■ Brouwer: Bei mir ist es die Leidenschaft für die Kühe. Sie begleiten mich mein ganzes Leben lang. Wir betreiben auch die Kreislaufwirtschaft und ich bin überzeugt, dass dies der Weg ist – egal, ob es ein kleiner oder großer Betrieb ist. Ein kleiner Betrieb wie unserer kann genauso effizient, oder manchmal sogar effizienter sein. Kühe holen einen auf den Boden der Tatsachen zurück und geben viel wieder. Ich verbringe jeden Tag Zeit mit den Tieren, ich kenne jedes Tier. Wenn es aber um die viel beschworene Work-Life-Balance geht, dann ist es viel Arbeit, wenig Leben. Aber mich persönlich macht es glücklich, im Stall zu stehen und mich mit den Kühen zu beschäftigen.

Brandenburger Milchkönigin 2023. Maria Brouwer
Würzig riechende Silage wird von Maria Brouwer im Futtergang des Stalls auf dem Buchenhof am Rande von Meyenburg verteilt. (c) Sabine Rübensaat

Was sind momentan die größten Probleme der Milchviehbetriebe?
■ Münch: Es ist das Personal – und dann kommt lange nichts.

■ Brouwer: Außerdem beschäftigt viele das Thema Generationswechsel und alle der Investitionsstau. Das höre ich insbesondere aus Familienbetrieben. Sie stehen vor der Frage: Machen wir es weiter? Wenn ja, müssten wir investieren, aber trotzdem schieben wir es lieber noch ein bisschen auf. So ist es auch bei uns. Eigentlich müssten wir investieren, aber der Schritt ist nicht einfach. Dann muss man hoffen, dass man auch die nächsten Jahre mit dem wirtschaften kann, was man gebaut hat. Vielfach ist nicht klar: Ist das, was ich heute baue, auch in zwei Jahren noch so nutzbar? Wenn ich jetzt einen Stall für 250 Kühe baue, kann ich nicht in zwei Jahren nur noch die Hälfte vom Stall belegen. Das können wir uns nicht leisten.

Bürokratie: In den Behörden herrscht Angst, Fehler zu machen

Im Rahmen der Bauernproteste gab es immer die Forderung nach einer besseren Planbarkeit für die Betriebe. Die Agrarbetriebe Schliebener Land haben erst letztes Jahr in einen neuen Melkstand investiert. Wie lange hat der Prozess gedauert?
■ Münch: Fehlende Planungssicherheiten sind für alle Unternehmen ein Problem und schwächen den Wirtschaftsstandort. Die Komplexität der Regelwerke und die Angst, Fehler zu machen, mögen in den Behörden dazu führen, dass Ermessenspielräume, die es noch immer gibt, zu wenig genutzt werden und Baugenehmigungsverfahren häufig viele Jahre dauern. Wir versuchen unsere Unternehmensphilosophie möglichst proaktiv zu gestalten. Neu- und Umbaumaßnahmen mit den verbundenen Investitionen werden durch meinen Mann intensiv auf ihre praktische Umsetzbarkeit geprüft. 2023 wurde so an unserem Schliebener Standort ein neuer Melkstand gebaut. Statt auf eine Baugenehmigung zu warten, wurde der neue Melkstand in die alte Hülle hineingebaut. Vom Rückbau des alten Melkstandes bis zur Inbetriebnahme des neuen vergingen sechs Monate, der Prozess insgesamt hat etwa zwei Jahre gedauert.


■ Brouwer: Wir melken unsere 150 Kühe auch im Melkstand. Unser Stall ist etwa 30 Jahre alt und hat zu enge Laufgänge, als dass die Kühe freiwillig zum Roboter gehen könnten. Wir setzen außerdem auf Weidehaltung und würden das gern beibehalten. Mit Melkrobotern wäre es schwierig. Auf einem kleinen Familienbetrieb kann ein Melkroboter absolut sinnvoll sein. Aber am Ende müsste man bereit sein, jeden Tag auch nachts zum Roboter zu gehen, falls es ein Problem gibt. Wir sind also nicht vom Roboter überzeugt. Wir würden aber gern einen größeren Melkstand bauen, um die Arbeitszeit zu reduzieren. Allerdings ist hinter dem Stall Wald, davor steht das Haus. Wir sind also mit dem Platz begrenzt. In der Regel melken meine Mutter und ich mit – auch um eine gewisse Kontrolle zu haben.

Agrarbetriebe Schliebener Land.
Viel frische Luft haben die Kühe im Außenbereich der Ställe auf dem Agrarbetrieb Schliebener Land in Brandenburg. (c) Sabine Rübensaat

Viele Firmen in Deutschland beklagen den Investitionsstau und die ungeheuer langen Genehmigungsfristen. Erleben Sie das auch so?
■ Brouwer: Das ist ein Bürokratie-Wald, der sich durch alles zieht.

Landwirtschaft: Personalmangel ist das größte Problem

Sie sagen, das größte Problem Ihrer Branche ist der Personalmangel. Meinen Sie, dass es in unserer Gesellschaft zu wenig Wertschätzung für diesen Beruf gibt?
■ Münch: Ein gesellschaftliches Problem ist sicher, dass es für unseren Wohlstand und die Leistung, die dafür täglich erbracht werden muss, zu wenig Wertschätzung gibt. Alles scheint selbstverständlich. Unser Beruf erfordert täglichen Einsatz und Leistungsbereitschaft – Attribute, die heute leider scheinbar grundsätzlich keinen Wert mehr haben. Zudem haben wir als Branche versäumt, die positiven Dinge aus unserem Berufsalltag nach außen zu tragen. Sie sind in der urban geprägten Welt nicht sichtbar. Dabei können wir vor Ort gestalten. Wir können Beruf und Familie miteinander verbinden. Wir versorgen Tausende von Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln. Wir bringen Landwirtschaft, Umwelt- und Naturschutz in Einklang. Wir haben einen Traumberuf, der sinnvoll ist.

■ Brouwer: Wir müssen uns darauf konzentrieren, was wir regional vor Ort tun können. Wir müssen Netzwerke stärken – zum Beispiel mit der Kommunalpolitik, mit Lehrern, mit Kindereinrichtungen. Wichtig ist, dass die Menschen wieder selbst erleben, wie wertvoll der Kontakt mit den Tieren und der Natur ist. Das geht nicht über Social Media. Es geht darum, positive Erfahrungen zu machen und zu vermitteln. Verbraucher und Landwirt müssen wieder stärker zusammengeführt werden.

Agrarbetriebe Schliebener Land
Die rotierenden Bürsten in der Anlage in Schlieben sind bei den Kühen sehr beliebt. (c) Sabine Rübensaat


Welche Erwartungen haben Sie an die Politik? Wie kann das Bild nach außen verbessert werden?
■ Münch: Vielmehr sollten wir uns die Frage stellen, welche Erwartungen wir an uns haben? Als Milchviehhalter müssen wir zusammenhalten und für das, was die Kuh im Kreislauf zu leisten vermag, einstehen. Jeder für sich, aber vor allem auch im Schulterschluss wie über den Interessenverband Milcherzeuger (IVM). Es entsteht häufig der Eindruck, dass wir als Landwirtschaftsbetriebe nur passive Begleiter der gesellschaftlichen Entwicklungen sind. Wir sollten unsere Aufgabe als aktive Gestalter für ländliche Lebensräume wieder ernst nehmen, wir sollten uns intensiver in Bildung und Schule einbringen. Authentische und ehrliche Wissensvermittlung, bewusst analog. Auch für Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft.

■ Brouwer: Jedes Kind weiß, dass Gülle stinkt. Aber wie wichtig beispielsweise Gülle und Mist für die Böden hier in der Region sind – das müssen wir vermitteln. Es ist eine Kreislaufwirtschaft.

Milchkönigin Maria Brouwer

Frau Brouwer, als ehemalige Milchkönigin (2022/2023) standen Sie viel in der Öffentlichkeit. Sind Sie überall offen empfangen worden?
■ Brouwer: Ich habe eine große Offenheit erlebt. Natürlich zieht man viele Kinder an. Wenn ich dann erzählt habe, dass wir auf dem Hof Kühe haben, gab es ein großes Interesse und alle haben es positiv aufgenommen. Zumindest auf dem Land. Auf der Grünen Woche in Berlin waren es Krone und Kleid, die die Menschen interessiert haben. Die Aufmerksamkeit kann man nutzen, um zu erklären, wie die Realität ist.

Zukunft der Milch-Betriebe in Ostdeutschland

Welche Zukunft sehen Sie für die Milchwirtschaft in Ostdeutschland?
■ Brouwer: Ich glaube an eine Zukunft der Milchbetriebe in Brandenburg. Es braucht allerdings Menschen, die bereit sind, aus den Gegebenheiten das Bestmögliche herauszuholen. Jeder Betrieb muss seine eigene Strategie finden. Man muss es wollen. Und es muss von der Politik gewollt sein. Wenn es eine Perspektive gibt, gibt es auch Bereitschaft zur Veränderung. Der eigene Nachbar ist das beste Vorbild. Was einer vormacht, machen viele nach.
Allein in Brandenburg haben in diesem Jahr 14 Milchviehbetriebe aufgegeben.
■ Münch: Den Marktprognosen folgend wird der Trend leider anhalten und der Rinderbestand wird sich in den nächsten Jahren noch einmal um weitere 20 bis 30 Prozent reduzieren. Und was einmal weg ist, kommt nicht wieder. Aber für die regenerative Landwirtschaft brauchen wir die Kuh. Durch die bereits beschriebenen Funktionen, die die Kuh für die Gesellschaft übernimmt, ist sie alternativlos. Kurzum: Es lohnt sich, für sie zu kämpfen.

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Brandenburger Milchkönigin 2023
Brandenburger Milchkönigin 2023. Maria Brouwer auf dem Milchviehbetrieb. (c) Sabine Rübensaat
Weihnachten im Schafstall: Ein einzigartiges Erlebnis in Hohenbergen

Ein Adventsgottesdienst bei Schafen – das ist vor Weihnachten etwas ganz Besonderes: die gelebte Jesus-Geschichte in Stallduft, Stroh und unter manchem „Mäh“. So ganz für sich oder, besser, in der Gemeinschaft. Ein besonderes Format, zu dem Besucher regelrecht pilgern, hat sich in Hohenbergen, einem Ortsteil der Landgemeinde Nottertal-Heilinger Höhen im Unstrut-Hainich-Kreis in einem Schafstall etabliert. Wir finden: eine hügelige Landschaft, knapp 300 Höhenmeter, ackerbaulich geprägt, weniger als 200 Einwohner, Fachwerk – mal hergerichtet, mal im Stich gelassen.

Magische Momente im Advent

Wer die Nacht zu diesem dritten Adventssonntag lange genug bei Punsch und Brätl auf dem winzigen Weihnachtsmarkt im Geviert des örtlichen Landgasthofes ausgehalten hat, konnte die ersten Schneeflocken dieses Winters tanzen sehen. Ein magischer Moment. Jedes Jahr aufs Neue. Am Schafstall auf dem Hohenberger Hof legt man – nur äußerlich gelassen – letzte Hand an. Ein bisschen gespannte Erwartung, so etwas wie Premierenfieber, schwebt in der (inzwischen wieder schneefreien) Winterluft. Eingestellt ist man nach den Erfahrungen der letzten Jahre, wo Zuspätkommer mit einem Stehplatz vorliebnehmen mussten, auf etwa 250 Gäste.

Gottesdienst im Schafstall
Super Team: Schäfer Nico Schreiber hat in seinem Neffen Louis eine verlässliche und schon ziemlich kompetente Stütze. (c) Sabine Rübensaat

Erst mal machen ein paar schlechte Nachrichten die Runde. Die Jährlinge sind ein bisschen hibbelig. Schäfer Nico Schreiber, auf dessen Schultern, das bescheinigen uns sämtliche Akteure, die Hauptlast bei der Ausrichtung des Events liegt, redet beschwichtigend auf sie ein. Es klappt, dank seiner vertrauten, ergo Ruhe vermittelnden Stimme. Auch während des Gottesdienstes wird er durch den Stallgang gehen und nach den zu beiden Seiten in Pferchen untergebrachten Tieren sehen (530 Muttern plus 115 Zutreter zählt die Merino-Herde).

Gottesdienst im Schafstall
Den Reiz des Hohenbergener Adventsgottesdienstes finden die Besucher in der bodenständigen, dennoch feierlichen Schlichtheit von Programm und Ambiente. (c) Sabine Rübensaat

An der Stirnseite des Stalles wird derweil an der Ausleuchtung der kleinen Bühne gefeilt. Wie geht „Stimmungsvoll-feierlich“ in der Optimalvariante, mehr blaue Stunde, einen Schuss Morgenröte rein? Und als wären der Bad News nicht genug, flüstert mein Banknachbar mir zu: Der Posaunenchor ist immer noch nicht da. Eiwei, das kann die ganze Dramaturgie durcheinanderwirbeln … Das Blöken der Schafe klingt wie ein Buh-Ruf. Zu früh geunkt – schließlich wenden sich, wie in jeder guten Geschichte, die Dinge zum Besten.

Pfarrerin feiert Gottesdienst im Schafstall

Nur wenige Plätze sind freigeblieben, als Punkt 14 Uhr die Posaunen anheben zum: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit …“ Pfarrerin Annemarie Sommer heißt ihre auf Zeit zusammengekommene Gemeinde „willkommen in Stallduft, im Stroh, bei einem Mäh“ und bittet im Interesse der Tiere um ein wenig piano, piano, um die Schafe nicht zu beunruhigen. Auf die Geräuschkulisse und die ungewohnte Menschenansammlung sowie weitere Faktoren, die nicht zum Schaf-Alltag gehören, hat Schäfer Nico seine Merinos per tagelanger Musikberieselung noch mal eingestimmt. Er weiß, das hilft.

Video: Weihnachten im Schafstall in Hohenbergen

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Mehr Informationen
(c) Sabine Rübensaat

Musik im Stall: Wie reagieren die Schafe?

Assistiert wird er von seinem Neffen Louis Kuhles, 14, der auch heute dabei ist. Schon von klein auf habe er sich mit den Tieren beschäftigt, statt seine Freizeit auf dem Gaming-Stuhl zu verbringen, kennt sich mit ihren Eigenarten bestens aus. Sein spezieller Part in Sachen Adventsgottesdienst: mit seiner Trompete testen, wie Schafe auf Posaunenklänge reagieren. Fazit: Sie ertragen es offenbar gelassener als gedacht, sodass man die Musiker 2023 erstmalig ins Programm nahm. Tierwohl mal anders.

Krippenspiel mit aktuellen Themen

Das Krippenspiel beginnt. Ausführende: Hans-Joachim Roth als Herodes, um Christi Geburt Herrscher von Galiäa, der bis heute als herrschsüchtig, brutal und blutrünstig gilt, sogar im Klammern an die Macht und die „guten“ alten Zeiten seine Söhne ermorden ließ, folgt man überkommenen Quellen. Bibelkundige wissen Bescheid. Im Dialog diskutieren Herodes und seine vierte Ehefrau, Malthake, dargestellt von Katja Roth, im echten Leben Hans-Joachims Angetraute, das brisante und über alle Zeitläufe aktuelle Thema der Angst vor Macht- und Bedeutungsverlust, vor dem Nachrücken Jüngerer mit neuen Konzepten, Generationsbashing eingeschlossen. Schwere Kost, aber ein bisschen locker aufgearbeitet. In uns allen stecke wohl ein kleiner Herodes, kommentiert Pfarrerin Sommer die Moral von der Geschicht‘ mit der Botschaft: Nimm dich nicht so wichtig, sieh dich als Teil eines Ganzen. Zeiten ändern sich auch ohne dich, begegne Umbrüchen ohne Angst. Weil die lähmt, etwas Neues anzugehen, auch wenn du meinst, deine Uhr sei abgelaufen.

Gottesdienst im Schafstall
Advent. Gottesdienst im Schafstall. Pfarrerin Annemarie Sommer. Schäfer: Nico Schreiber, +Neffe Louis Schreiber. Landwirtschaftsbetrieb Roth. Hans-Joachim, Katja, Marie (Tochter)

Katja Roth hat den Dialog mit ihrer Tochter Marie verfasst. Die Familie ist gemeinsam mit Mitarbeitern die RMT Landwirtschafts KG Hohenberger Hof, ein Ackerbaubetrieb, der den Anbau von Beerenobst auf 1,5 ha, teils zur Selbstpflücke, (saisonal ergänzt mit Weihnachtsgeflügel) in sein Portfolio nahm, seit Marie nach dem Studium der Agrarwissenschaften und einer Tätigkeit in einer Saatgutfirma in den elterlichen Betrieb zurückkehrte.

Weihnachten im Schafstall: Eine neue Tradition

Am Vortag hatten wir Pfarrerin Annemarie Sommer über den Ursprung des Formats befragt. Genau genommen, erzählt die 40-Jährige, gehöre Hohenbergen nicht zu ihrem Kirchenkreis mit seinen acht Gemeinden und ca. 1.000 Christen, in dem sie seit neun Jahren tätig ist. Allgemein habe aber die Wahrnehmung bestanden, dass ein Krippenspiel zu Weihnachten an den Folgen der gesellschaftlichen Veränderungen unserer Zeit scheitere. Abwanderung, weniger Kinder, hoher Altersdurchschnitt der verbliebenen Bevölkerung – woher das Tableau nehmen?

Gottesdienst im Schafstall
Ein Stern leuchtete im Stall. (c) Sabine Rübensaat

So sei die Idee entstanden, ein regionübergreifendes Event zu kreieren, das der Weihnachtsgeschichte am nächsten kommt und man mit allen Sinnen wahrnehmen kann. Familie Roth, für ihr soziales Engagement bekannt, und Schäfer Nico Schreiber sprangen aus dem Stand mit ins Boot. 2016 startete der erste Gottesdienst „unter Schafen für Zweibeiner“ mit einem von Sommer und einem Kollegen geschriebenen Krippenspiel, das Hektik und Unruhe vor dem Weihnachtsfest in den Fokus nahm und mit Erwachsenen aus der Region aufgeführt wurde: ein Modell, das man beibehielt. Gemeinsam Adventslieder singen, die Nähe des Nachbarn und mal wieder Stroh unter den Füßen zu spüren in der Kälte des Stalls, dabei die Schafe zu hören, diese spezielle, authentische wie schlicht bäuerlich-bodenständige Atmosphäre sei der besondere Reiz, der schon dem ersten Event „eine volle Hütte“ bescherte.

Pfarrerin ist seit 9 Jahren in Hohenbergen

Auch 2018 und nach einer corona-bedingten Pause wieder 2023 war man erfolgreich. Gottes Wort ist nicht an Kirche gebunden, bekräftigt Sommer. Menschen, die nicht in die Kirche gehen wollen, fänden in Formaten wie diesem niederschwelligen Zugang zu Weihnachten und dem Sinn dahinter. Es sei Teil des Ausprobierens, wie Kirche unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen (wozu auch Krieg, Krisen, eine ganze Welt im Umbruch zählen, fügen wir hinzu) und in Zukunft gehen könne. Sommer folgt dem mit Überzeugung, ist eine unkonventionelle Pfarrerin.

Gottesdienst im Schafstall
Pfarrerin Sommer und Landwirt Hans-Joachim Roth: Kollekte für Obdachlosenhilfe und Thüringer Tafeln. (c) Sabine Rübensaat

Man kennt sie in der Region auch als Extremsportlerin, die Radrennen fährt und Marathon läuft. Als Pfarrerin gehe sie dorthin, wo Menschen sind, habe auf Traktorentreffen und jüngst auf Weihnachtsmärkten Andachten gehalten. Solche Modelle finden übrigens den ungeteilten Zuspruch der Landeskirche: Haltet nicht an Altem fest, wenn es sich überlebt hat, probiert neue Ideen aus, wenn sie von unten kommen.

Gottesdienst im Schafstall
Maximilian Kaiser animierte mit seinem perfekten E-Piano-Spiel zum Mitsingen. (c) Sabine Rübensaat


Nach einem Psalmgebet erbittet die Pfarrerin Mut und Raum für Begegnungen trotz der Herausforderungen unserer Zeit, man singt oder summt Schulter an Schulter. Vor dem Tor hat der Heimatverein Issersheilingen heiße Getränke bereit. Schäfer Nico Schreiber wird schon morgen den Stall in seinen gewohnten Zustand zurückversetzen. Und jener Teil der Herde, der ihn für die Zeit der Vorbereitung und während des Gottesdienstes verlassen musste, wird seinen angestammten Platz einnehmen. Dann naht auch bald die Lammzeit, die „Ernte“ eines Schäfers.

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Gebratene Kloßscheiben zu Weihnachten? Wir stellen drei Kloß-Rezepte vor. (c) Buchverlag für die Frau

Bauer sucht Frau: Große Liebesüberraschung bei Paul aus Sachsen

Paul ist 22 Jahre alt und damit der jüngste Teilnehmer bei „Bauer sucht Frau“, den es je bei „Bauer sucht Frau“ gab. Er lebt mit seinen Eltern auf einem Hof in Oederan in Sachsen und baut gerade seine eigene Wohnung aus. Der junge Landwirt glaubt an die Liebe auf den ersten Blick.

Bauer sucht Frau: Paul
Mutterkuhhalter Paul (22) aus Sachsen (c) RTL/Stefan Gregorowius

Scheunenfest: Drei junge Frauen für Paul

So wird der junge Mann in den ersten Folgen der neuen Staffel „Bauer sucht Frau“ auf RTL vorgestellt. Moderatorin Ilka Bause besucht den gut aussehenden Landwirt, der Mutterkühe hält, in Sachsen. Zum traditionellen Scheunenfest hatte sich Paul drei junge Frauen eingeladen: Viola-Linea (l.), Sarah und Ann-Sophie (r.).

Bauer sucht Frau: Paul
Paul lernt auf dem Scheunenfest Viola-Linea (l.), Sarah und Anna (r.) kennen. (c) RTL+

Die Mädels waren begeistert von Paul, alle hatten sich besonders hübsch gemacht. Am Ende wollte Paul die Kindergärtnerin Sarah (20) aus Bayern mit zur Hofwoche nehmen. „Es war eine Bauch-Entscheidung“, sagte er. Das sorgte für die ersten Tränen.

Paul sorgt für Liebes-Sensation beim „Großen Wiedersehen“

Am Ende der 20. Staffel von „Bauer sucht Frau“ steht das „Große Wiedersehen“ (Folge 13) und die spannende Frage: Was ist aus den Bauern und ihren Hofdamen geworden? Für die größte Liebesüberraschung sorgt dabei Mutterkuhhalter Paul. Zur Überraschung aller, vor allem seiner Hofdame Sarah, auf deren Nachricht er nach der Hofwoche gar nicht mehr reagiert hat, präsentiert sich der Jungbauer frisch verliebt.

Seine neue große Liebe heißt Anna und ist für Sarah und die anderen Bauern keine Unbekannte. Auch aufmerksame Zuschauer und Zuschauerinnen werden sich erinnern: Die 21-Jährige war eine von drei Frauen, die er zum Scheunenfest eingeladen hatte. Sie brachte Paul mit ihrer Gitarre ein Ständchen, wurde aber nicht zur Hofwoche eingeladen. Das sorgte bei der jungen Frau für viele Tränen. „Ich habe mich in Paul eigentlich schon beim Scheunenfest verliebt“, gesteht Anna im Gespräch mit Moderatorin Inka Bause.

„Bauer sucht Frau“-Paul: Liebe im zweiten Anlauf

Doch die Fachkraft für Lagerlogistik gab nicht auf und kämpfte um Paul. Noch vor Beginn der Hofwoche nahm sie Kontakt mit dem jungen Landwirt auf. Sie wünschte ihm alles Gute und offerierte ihm, dass er sich gern melden könnte, falls es mit Sarah nicht klappt. Nachdem dann die Hofwoche mit Kandidatin Sarah an ihrer großen Tierliebe, Pauls kühler, pragmatischer Art („Tiere gehören auf den Tisch und nicht ins Bett“) und fehlenden Gefühlen füreinander gescheitert war, kam Anna wieder in Pauls Gedächtnis und schließlich in sein Herz und auf den Hof.

Die einstige Hofdame Sarah freut sich für das junge Paar, ist aber wie die anderen Bauern in der Wiedersehensrunde sichtlich überrascht und irritiert. Für sie kommt Annas Erscheinen und vor allem der innige Begrüßungskuss mit Paul sehr unerwartet. Die unangenehme Situation und das Gefühl, vorgeführt worden zu sein, sind ihr förmlich anzusehen.

Sarah, Anna und Paul beim "Großen Wiedersehen" von "Bauer sucht Frau"
Paul zeigte sich zur großen Überraschung von Hofdame Sarah mit Anna frisch verliebt beim „Großen Wiedersehen“ von „Bauer sucht Frau“. © RTL+

„Ich fühle mich bei Paul einfach zu Hause“

Doch für Paul und seine Anna war schon nach dem ersten Treffen klar: Es passt! „Dass Anna alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, dass sie um mich kämpft – sowas hatte ich noch nie“, ist Paul beeindruckt. „Ich fühle mich bei Paul einfach zu Hause“, sagt wiederum Anna. Mittlerweile führt das Paar eine Fernbeziehung und Anna fährt jedes zweite Wochenende fünfeinhalb Stunden zu Paul. „An der Anna liebe ich ihre Ausstrahlung und das ganze Miteinander – das passt einfach! Sie ist so, wie sie ist – und das liebe ich an ihr!“

Wie es nach der Hofwoche auf dem Hof und vor allem im Herzen von Mutterkuhhalter Paul aus Sachsen weiterging, zeigt RTL im großen Finale der 20. Staffel von „Bauer sucht Frau“ am 23. Dezember 2024 ab 20.15 Uhr und vorab bereits auf RTL+. Wie es mit dem Junglandwirt nach der RTL-Dating-Show weiterging und wie er seine große Liebe Anna fand, erzählt er „Ralf, dem Bauernreporter“ (Folge 13, 23.12., ab 22.35 Uhr, vorab schon auf RTL+).

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Wie es mit dem Mutterkuhhalter Paul nach der RTL-Dating-Show weiterging und wie er seine große Liebe Anna fand, erzählt er "Ralf, dem Bauernreporter".
Wie es mit dem Mutterkuhhalter Paul nach der RTL-Dating-Show weiterging und wie er seine große Liebe Anna fand, erzählt er „Ralf, dem Bauernreporter“. © RTL

Die Hofwoche geht zu Ende: Wie geht es mit Paul und Sarah weiter?

Für Mutterkuhhalter Paul und Sarah geht in Folge 12 die gemeinsame Hofwoche zu Ende. Zeit für beide, Bilanz zu ziehen. Dass die Bilanz der gemeinsamen Zeit und vor allem die Hofromantik zu wünschen übrig lässt, konnten die Zuschauer nach den vergangenen Folgen bereits erahnen. „Wir sind charakterlich einfach doch zu verschieden“, beginnt Jungbauer Paul daher wenig überraschend das Gespräch. Für ihn steht fest: „Wir hatten wirklich eine schöne Zeit und können gut miteinander auskommen, aber beziehungsmäßig fühle ich da leider nichts“, fasst er pragmatisch zusammen.

Auch wenn er und seine Hofdame vor allem in Sachen Tierliebe nicht einer Meinung sind, sieht Sarah das ähnlich: „Bei mir hat sich gefühlstechnisch auch nichts entwickelt! Es ist, glaub‘ ich, das Beste, wenn wir getrennte Wege gehen und freundschaftlichen Kontakt haben.“

Wie es nach den Hofwochen auf den Höfen und in den Herzen der Landwirte Paul aus Sachsen und Max aus Thüringen sowie ihren Hofdamen weiterging, zeigt RTL im großen Finale der 20. Staffel von „Bauer sucht Frau“ in der nächsten Folge am 23. Dezember 2024 ab 20.15 Uhr und bereits ab 16. Dezember auf RTL+.

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Bauer sucht Frau: Paul
Moderatorin Inka Bause (2.v.l.) begrüßt Paul auf dem Scheunenfest und stellt ihm (v.l.) Viola-Linea, Ann-Sophie und Sarah vor. (c) RTL

Tiere als Beziehungstest: Wie geht es mit Paul und Sarah weiter?

Für Mutterkuhhalter Paul und seine Sarah gibt es in Folge 11 viel zu tun. Gemeinsam mit Vater Kai und Schwester Lina geht es an den Umtrieb der Kuhherde. Sarah freute sich, dabei zu sein. Doch nicht der Jungbauer begeistert sie, sondern ein anderer Mann: „Der Papa von Paul ist ein toller Mann. Wir lieben beide das Leben mit den Tieren.“

Diese Verbundenheit, Freude und Energie bei der Arbeit mit den Tieren vermisst die junge Kindergärtnerin bei Paul auch beim anschließenden Treiben der Schafe sichtlich. Der 22-Jährige zeigt ihrer Meinung nach zu wenig Gefühl für seine Tiere und auch für sie. Deshalb bittet sie Paul zum Gespräch. „Du strahlst nicht so viel Freude aus, wenn du bei deinen Tieren bist. Auch bei mir nicht. Bis jetzt habe ich da noch nichts bei dir gespürt.“ Paul fällt es sichtlich schwer, seine Gefühle zu zeigen, er verspricht, sich mehr Mühe zu geben. Vater Kai ist optimistisch: „Paul ist ganz Nutzviehhalter. Er muss das noch lernen. Er braucht mehr Verständnis für Frauen und jemanden, der ihm sagt, wo es lang geht. Wie meine Frau.“

Sarah und Paul sprechen sich aus. © RTL+
Sarah und Paul sprechen sich aus. © RTL+

Sarah ist zurück: Hofwoche bei Bauer Paul geht weiter

Nach der krankheitsbedingten Unterbrechung und der Abreise von Sarah ging die Hofwoche bei Paul weiter (Folge 10). „Ich freue mich, wieder da zu sein“, sagte die 20-Jährige. Auch Paul hat seine Hofdame „sehr vermisst“ und sich auf ihre Rückkehr gefreut. „Die Begrüßung war sehr herzlich und es hat auf jeden Fall gekribbelt“, beschrieb Sarah das Wiedersehen.

Aufregend im anderen Sinne war dann der gemeinsame Tee in Pauls Küche, bei dem Paul Sarah auf den neuesten Stand des Hoflebens brachte. Zwei Wochen waren seit ihrem ersten Besuch vergangen. Zwei Wochen, in denen die Tiere gewachsen sind – und ein Schwein weniger im Stall steht. Auf Sarahs Frage, wo denn das Schwein geblieben sei, antwortete der Jungbauer flapsig: „In der Tiefkühltruhe“. Eine Antwort, die die junge Frau sichtlich schockierte. „Mein Herz hängt an den Tieren“, sagte Sarah, die beim gemeinsamen Füttern der Schweine mit selbst gemähtem Gras schon Namensvorschläge für die Borstentiere parat hatte. Doch seine Schweine „Jens“ oder „Gustav“ zu taufen, kommt für den pragmatischen Landwirt aus Sachsen nicht in Frage: „Steht dann im Hofladen auch ´Schnitzel Gustav´ drauf?“

Für Paul könnte Sarahs Tierliebe zum Problem werden: „Sarah ist sehr sensibel. Das könnte schwierig werden. Hier auf dem Hof ist ein Kommen und Gehen.“ Kaum länger als ein halbes Jahr werden die Schweine auf dem Hof gemästet, bevor sie zum Fleischer kommen, um zu Produkten für den Hofladen verarbeitet zu werden. Das Thema Schlachtung sorgte schon bei Sarahs erstem Besuch für Gesprächsstoff (Folge 8).

Aus traurigem Anlass: Paul lernt Sarahs Mutter kennen

Die Hofwoche von Mutterkuhhalter Paul und Sarah findet in Folge 9 ein jähes Ende. Nachdem die Hofdame bereits angeschlagen angereist war, verschlimmerte sich ihr Zustand mit Husten und Fieber zusehends. Die Kindergärtnerin beschloss deshalb, die Hofwoche bei Paul abzubrechen und sich von ihrer Mutter aus Bayern abholen zu lassen.

Sarah (20, Kindergärtnerin) hat Fieber und Husten. Mutterkuhhalter Paul (22) aus Sachsen versorgt sie mit Tee. Trotzdem will die 20-Jährige nach Hause. © RTL+
Sarah (20, Kindergärtnerin) hat Fieber und Husten. Mutterkuhhalter Paul (22) aus Sachsen versorgt sie mit Tee. Trotzdem will die 20-Jährige nach Hause. © RTL+

Auch wenn der Junglandwirt dafür Verständnis zeigte, wirkte er sichtlich enttäuscht: „Klar, dass sie jetzt in ihre gewohnte Umgebung möchte. Ich bin aber auch ein bisschen traurig, dass sie jetzt schon wieder fährt.“ Doch Sarah verlässt Paul und seine Familie in Sachsen mit einem Versprechen: „Ich komme dich wieder besuchen, wenn es mir besser geht!“

Sarah (20, Kindergärtnerin) und Mutterkuhhalter Paul (22) aus Sachsen verabschieden sich. © RTL+
Sarah (20, Kindergärtnerin) und Mutterkuhhalter Paul (22) aus Sachsen verabschieden sich. © RTL+

Schlachtung sorgt für Zündstoff: Erste Zweifel bei Paul und Sarah?

Die Hofwoche von Mutterkuhhalter Paul und seiner Hofdame Sarah begann mit einer Traktorfahrt zur Weide (Folge 8). Dort gab es viel zu tun. So wurde gemeinsam das Gehege für die Gänse hergerichtet. Bei den dafür notwendigen Mäharbeiten griff Sarah dem Jungbauern tatkräftig unter die Arme. Auch wenn es ihr Spaß gemacht habe, mit Paul zu arbeiten, würde sie das „in Zukunft nicht mehr machen. Das ist Arbeit für ihn“, resümiert sie. Für einige Wolken am Dating-Himmel sorgte das Thema Schlachtung. „Tiermensch“ Sarah war wenig begeistert davon, dass und wie Paul das Geflügel selbst schlachtet. „Ich liebe Tiere über alles. Klar, gehört das zum Bauernhofleben dazu. Aber ich möchte das nicht sehen.“ Paul gab diese Einstellung sichtlich zu denken. Für ihn könnte eine solche Einstellung durchaus problematisch für eine mögliche Beziehung sein.

Auch bei der anschließenden Wasserfahrt zur Kuhweide wollte Paul die Qualitäten seiner Hofdame testen. Wie sonst seine jüngere Schwester sollte Sarah den Schlauch halten, um die Wassertanks zu füllen. Diese körperlich anstrengende Arbeit machte der erkälteten jungen Frau sichtlich zu schaffen. Pauls Resümee: „Sarah hat sich große Mühe gegeben. Das nächste Mal mache ich das aber wieder mit meiner Schwester oder Vati.“

Tradition trifft Romantik: Ein unvergesslicher Hof-Empfang für Sarah

Zuvor stand Jungbauer Paul die Aufregung ins Gesicht geschrieben, als er gemeinsam mit seinen Eltern und beiden Schwestern alles für die Ankunft seiner Hofdame vorbereitete (Folge 7). Dass Familie bei Paul groß geschrieben wird, erlebten die Zuschauerinnen und Zuschauer gleich zu Beginn der Hofwoche. So packte die gesamte Familie kräftig mit an, um Sara auf dem Hof besonders willkommen zu heißen.

Mit einem geschmückten blauen Fortschritt ZT 300 samt Anhänger wurde Pauls Hofdame Sarah dann standesgemäß vom Bahnhof abgeholt. Vater Kai ließ es sich nicht nehmen, das mit „geklauten Blumen aus Muttis Garten“ geschmückte Gefährt zum 4,5 km entfernten Bahnhof zu lenken. Der Anblick des geschmückten Anhängers verfehlte bei Sarah seine Wirkung nicht. Auch Paul freute sich sichtlich, als er „ein paar Freudentränchen in den Augen“ seines Gastes entdeckte. „Ich habe mich wie eine kleine Prinzessin gefühlt“, beschreibt die junge Frau ihre Begrüßung. Mit einem Glas Sekt ging es dann hoch hinauf auf den Anhänger zum Hof in Oederan. Auf der Terrasse ließ die Familie den ersten Abend bei einem gemeinsamen Abendessen mit Schnittchen ausklingen, bevor Sarah ihr Zimmer im Bauernhaus bezog.

Das sind die Hobbys von Paul

Der 22-Jährige arbeitet nebenberuflich mit seinem Vater Kai (54) auf dem Familienhof mit Mutterkühen, Schafen und Grün- sowie Ackerland. Am meisten mag er die Arbeit mit den Schafen. Wichtig ist ihm dabei das Wohl aller Tiere auf dem Hof. „Solange sie leben, sollen sie das Bestmögliche und schönste Leben haben.“

In seiner Freizeit kocht Paul gerne und experimentiert auch mal mit Muttis alten Rezepten und interpretiert die Gerichte neu. Außerdem fährt er seit seinem 17. Lebensjahr leidenschaftlich gern Motorrad. Für Motoren schlägt sein Herz auch bei Traktoren. Von seinem gesparten Lehrlingsgehalt kaufte er sich seinen ersten Traktor.

Mit insgesamt 14 Bäuerinnen und Bauern suchen so viele einsame Herzen wie noch nie diesen Herbst bei RTL nach ihrem Herzensmenschen. Die besondere Dating-Show mit Inka Bause feiert in diesem Jahr ihre 20. Staffel. Seit 30. September werden die Folgen jeweils montags ab 20.15 Uhr ausgestrahlt.

Scheuenfest mitPaul
Moderatorin Inka Bause (2.v.l.) begrüßt Paul auf dem Scheunenfest und stellt ihm (v.l.) Viola-Linea, Ann-Sophie und Sarah vor. (c) RTL

Zahlen und Fakten zur 20. Staffel „Bauer sucht Frau“

Wie viele Folgen wurden insgesamt ausgestrahlt?
Über 200 (inkl. „Das große Wiedersehen“, „Die neuen Bauern“; ohne Specials)

Wie viele Bäuerinnen und Bauern haben insgesamt teilgenommen?
Über 200 (inkl. Staffel 20)

Wer war bisher der älteste Bauer/die älteste Bäuerin?
Hühnerwirt Gerhard (Staffel 6) mit 77 Jahren (verstorben 02/2018 im Alter von 85 Jahren)

Wer war bisher der jüngste Bauer/die jüngste Bäuerin?
Paul, Staffel 20 mit 22 Jahren

Wie viele Hochzeiten entstanden in den 20 Jahren durch „Bauer sucht Frau“?
Über 40 Hochzeiten

Wie viele Babys entstanden in den 20 Jahren durch „Bauer sucht Frau“?
Fast 50 Babys

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