Aus Mecklenburg-Vorpommern wird ein neuer Fall von Geflügelpest gemeldet. In einem Betrieb mit Enten und Gänsen in Schönberg (Kreis Nordwestmecklenburg) wurde am Nikolaus-Tag der Typ H5N1 nachgewiesen. 6700 Tiere müssen geschlachtet werden. Auch andere Regionen in Ostdeutschland sind betroffen.
Aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg wurde ein Ausbruch der Geflügelpest des Typs H5N1 gemeldet. In einem Betrieb in Schönberg wurde am 6. Dezember 2023 die Seuche bei rund 6.700 Tieren einer Enten- und Gänsehaltung amtlich festgestellt. Die Tiere müssen jetzt getötet werden.
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„Der Ausbruch der Geflügelpest kommt für betroffene Tierhalter einer Katastrophe gleich. Das kann ich aus der Erfahrung als gelernter und gelebter Landwirt beurteilen“, sagt Tino Schomann, Landrat des Landkreises Nordwestmecklenburg laut einer Mitteilung des Ministeriums für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt. „Dabei geht es nicht nur um den finanziellen Verlust, sondern auch um die Zeit, Energie und nicht zuletzt die Bindung zu den Tieren, die man in die Aufzucht steckt.“
Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus bedauerte den neuen Nachweis. Noch sei die Geflügelpest-Lage in Mecklenburg-Vorpommern überschaubar. Bislang sind zwei Fälle bei Wildvögeln sowie zwei Fälle bei gehaltenem Geflügel nachgewiesen. Doch die Lage könne sich schnell zuspitzen, so Backhaus. Auffällige Tiere sollten schnellstmöglich auf Geflügelpest untersucht werden. Biosicherheits-Maßnahmen müssten eingehalten werden.
In dem aktuellen Fall in Schönberg hatte der Tierhalter sich richtig verhalten. „Der Tierhalter wurde aufmerksam, als am Vortag 40 verendete Gänse in einer Herde aufgefunden wurden, die zuvor keine Krankheits-Anzeichen gezeigt hatten. Bei zahlreichen, noch lebenden Tieren wurde eine für Geflügelpest typische Symptomatik mit zentralnervösen Störungen und Durchfall festgestellt“, berichtete Amtstierarzt und Fachdienstleiter Dr. Philipp Aldinger.
Um eine Ausbreitung der Geflügelpest zu verhindern, wird um den Bestand eine Schutzzone (Sperrbezirk) von drei Kilometern und eine Überwachungszone (Beobachtungsgebiet) von zehn Kilometern eingerichtet.
Innerhalb dieser Zone gelten besondere Regeln. Diese betreffen das Betreten der Bestände, die Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen und das Inverkehrbringen von Produkten. Innerhalb der Schutzzone ist die Haltung von Geflügel (mit Ausnahme von Tauben) im Stall oder in einer Voliere zum Schutz vor Kontakt mit Wildvögeln verpflichtend.
Auch die Fälle der hochpathogenen Aviären Influenza (HPAI) in Geflügelbeständen mehren sich. In der vergangenen Woche wurde der erste Fall von Geflügelpest in einem Bestand im Land Brandenburg in diesem Herbst gemeldet. In einem Betrieb im Landkreis Ostprignitz-Ruppin mussten ca. 11.500 Puten tierschutzgerecht getötet und unschädlich beseitigt werden. Die Überwachungs-Zone (mindestens zehn Kilometer um den Ausbruchsbestand) erstreckt sich bis in die Kreise Havelland und Prignitz sowie in den Landkreis Stendal (Sachsen-Anhalt).
Weitere bestätigte Geflügelpestfälle wurden aus der schleswig-holsteinischen Gemeinde Selk in einem Betrieb mit knapp 4.000 Legehennen und aus dem niedersächsischen Emsland in einem Putenmastbetrieb in Lorup mit 18.000 Tieren gemeldet. Wenige Tage zuvor war in der Gemeinde Barßel im Nachbarkreis Cloppenburg eine Infektion mit dem Erreger H5N1 bei einem Putenmäster mit knapp 24.000 Tieren nachgewiesen worden.
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In der EU ist Glyphosat weiterhin erlaubt, in Deutschland gilt ab 1. Januar 2024 ein Verbot – obwohl Produkte mit dem Wirkstoff zugelassen bleiben. Jetzt wurde auch hier die Zulassung verlängert. Darf Glyphosat eingesetzt werden? Ein Blick auf die verwirrende Rechtslage.
Darf nach dem 1. Januar noch Glyphosat in Deutschland eingesetzt werden? Diese Frage beschäftigt zurzeit viele landwirtschaftliche Betriebe. Nachdem die EU-Kommission Mitte November die Zulassung von Glyphosat für weitere zehn Jahre angekündigt hatte, zeichnet sich jetzt auch eine Lösung für Deutschland ab. Hier sollte der Einsatz von Glyphosat eigentlich ab 2024 verboten sein.
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Doch ein totales Verbot, wie es die gültige Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung noch vorsieht, wird es nicht geben. „Wir erwarten vom Bundeslandwirtschaftsministerium eine rechtssichere Umsetzung der EU-Entscheidung“, hatte die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Franziska Kersten im Bundestag erklärt. Ein nationales Verbot ist nicht möglich, wenn eine EU-Zulassung besteht. Am Montag, den 4. Dezember 2023, kam dann die Mitteilung: Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) verlängert die Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat bis zum 15. Dezember 2024.
Hintergrund ist die bis zum 15. Dezember 2033 verlängerte Zulassung des Wirkstoffes Glyphosat in der Europäischen Union. So steht es in der Durchführungsverordnung (EU) 2023/2660. Laut BVL bedeutet das konkret: Sofern ein Produkt mit Glyphosat eine Zulassung bis zum 15. Dezember 2023 hat, wird das Zulassungsende um genau ein Jahr verlängert auf den 15. Dezember 2024. Firmen, die eine Zulassung haben, können innerhalb von drei Monaten (ab Erneuerung der Wirkstoffgenehmigung) einen Antrag auf Erneuerung der Zulassung stellen.
Unklar war am Dienstag (5.12.) aber noch, ob die Zulassung durch das BVL ausreicht oder ob das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) dazu eine Verordnung erlassen muss, um das bestehende Einsatzverbot aufzuheben und den weiteren Einsatz der entsprechenden Pflanzenschutzmittel zu ermöglichen. Von dort war noch am Montag nur wenig Konkretes zu erfahren. „Das BMEL prüft derzeit das weitere Vorgehen, um zum 1. Januar 2024 einen unionsrechtskonformen Zustand herzustellen und mindestens die im heutigen Recht bestehenden Einschränkungen für den Einsatz von Glyphosat fortzuschreiben. Zu weiteren Details können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft geben“, erklärte eine Sprecherin auf unsere Nachfrage.
Aus Regierungskreisen heißt es, dass die Zulassungen des BVL unabhängig von der deutschen Rechtslage gültig sind, sodass der (Wieder-)Zulassung der glyphosathaltigen Mittel nichts im Wege steht. Eine Eilverordnung aus dem BMEL soll demgegenüber verhindern, dass die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung ab 1.Januar 2024 dem geltenden EU-Recht widerspricht und damit rechtswidrig wird. Deshalb wird es vermutlich solch eine Verordnung geben, nach der die bisherigen Regeln noch weitere sechs Monate – also bis zum 30. Juni nächsten Jahres – gültig sein könnten. Solch eine Dringlichkeitsverordnung kann das BMEL erlassen. Es braucht dazu keine Zustimmung des Bundeskabinetts und des Bundesrates.
Wenn die Eilverordnung bis zum 31. Dezember 2023 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wird, könnte sich das Ministerium damit Luft verschaffen und die Durchführungsbestimmungen der EU, die in der vorigen Woche ergangen sind, umsetzen. Im nächsten halben Jahr müsste demnach die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung in einem regulären Verfahren unter Beteiligung von Kabinett und Bundesrat angepasst werden, um die Anwendungsvorgaben aus Brüssel zu erfüllen.
Genauso groß wie in den landwirtschaftlichen Betrieben ist die Verunsicherung über die Rechtslage noch in den für die Pflanzenschutzkontrollen zuständigen Ämtern. „Soweit wir informiert sind, arbeitet das BMEL derzeit noch an einer Lösung. Solange diese nicht veröffentlicht wurde, sind wir faktisch gezwungen, nach der derzeit gültigen Verordnung zu arbeiten“, erklärte Christian Wolff von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt auf Nachfrage. Das bedeutete am Dienstagabend (5.12.), dass ab 1.Januar kein Glyphosat mehr eingesetzt werden darf. Da es ein verbotenes Mittel nach Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung wäre, müssten Vorräte entsorgt werden. Verstöße zögen Kürzungen der Beihilfen nach sich.
Das Verwaltungsgericht Aachen hat im Verfahren um den Eilantrag zweier Landwirte aus dem Rheinland am Montag die Rechtswidrigkeit eines generellen Anwendungsverbots zum 1. Januar 2024 bestätigt (AZ7L980/23). Die EU-Entscheidung sei in allen ihren Teilen verbindlich und gelte unmittelbar in jedem Mitgliedstaat. Daher sei es „fernliegend“, dass ein nationales Anwendungsverbot durchgesetzt werden könne.
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Die Abgeordneten im EU-Parlament in Straßburg haben gegen die Verordnung zum Pflanzenschutz (auch SUR-Verordnung genannt) gestimmt. Zuvor hatte es fast 700 Anträge zur Änderung gegeben. Berichterstatterin Sarah Wiener war enttäuscht. Erleichterung herrscht bei den Bauern in Deutschland – ein Kommentar.
„EU-Parlament versenkt die Pflanzenschutzmittelverordnung.“ Mit diesen Worten feierte der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese das Scheitern der SUR-Verordnung (SUR – Sustainable Use Regulation). Doch ist das tatsächlich ein Grund zu feiern?
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Wer die Debatte im EU-Parlament verfolgen konnte, hat hautnah miterlebt, wie hochemotional und polemisch sich die Gegner und Verteidiger der geplanten Verordnung gegenseitig anstachelten. Die Befürworter argumentierten mit der Sicherung der Kinder-Gesundheit auf Spielplätzen und schreckten auch vor Reimen nicht zurück. „Amsel, Drossel, Fink und Star – sind sie bald nicht mehr da?“, appellierte die deutsche Grünen-Abgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg an ihre Kolleginnen und Kollegen, für den Vorschlag zu stimmen. Dagegen sprach der tschechische Abgeordnete Alexandr Vondra von den Europäischen Konservativen von Befehlen, Totalverboten und grünem Fanatismus.
Am Ende mussten die 705 Abgeordneten aus den 27 Mitgliedsstaaten nicht nur über den Vorschlag, den die österreichische Berichterstatterin Sarah Wiener vorgelegt hatte, abstimmen, sondern auch über fast 700 Änderungsanträge. Viele davon kamen vom Agrarausschuss, der umstrittene Punkte entschärft hatte. Letztlich gab es so viele Änderungen, dass selbst zahlreiche Grüne dem Vorschlag nicht mehr zustimmten. Damit ist das von der EU-Kommission eingeleitete Gesetzgebungsverfahren gescheitert.
Landwirte in Deutschland können zumindest aufatmen. Als Reaktion wurde unisono Erleichterung deutlich. Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied hatte vor der Abstimmung noch vor den Folgen für Acker-, Obst-, Gemüse- und Weinbau gewarnt. Er hatte vorgerechnet, dass sich die Ertragsverluste durch ein Verbot chemischer Pflanzenschutzmittel beim Wintergetreide auf ca. 30 % bei Kartoffeln und Winterraps auf ca. 40 % summieren würden. Beim Gemüse werden Ertragsminderungen von mindestens 30 % befürchtet. Auch die Freien Bauern sahen die Ernährungssicherheit in Gefahr. Was nütze es, wenn vermeintlich gesunde Nahrungsmittel nicht reichen und dafür Produkte eingeführt werden müssen, die nicht den hohen EU-Standards entsprechen? Auch der Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Dr. Klaus Wagner, begrüßte es darum, dass solche „fachlich unsinnigen Versuche“ scheiterten.
Grund zum Jubeln besteht dennoch nicht. Grundsätzlich ist es richtig, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln auf ein Mindestmaß zu reduzieren, um natürliche Lebensgrundlagen, Artenvielfalt und Umwelt und damit auch die langfristige Ernährungssicherheit zu erhalten. EU-weit einheitliche Ziele und Regeln wären sinnvoll gewesen. Klar ist nun: Vor der Europawahl im nächsten Jahr wird es keine Verordnung geben. Und auch danach dürfte es Monate dauern, bis neue Vorschläge auf dem Tisch liegen. Was die europäischen Gremien aus dem Desaster lernen sollten, ist: Pauschalverbote sind unsinnig. Die unterschiedlichen Voraussetzungen in den Mitgliedstaaten sollten genau geprüft und berücksichtigt werden – denn die Länder kommen von verschiedenen Ausgangspunkten, Schutzgebiete sind oft unterschiedlich definiert. Das hatte schon der Vorschlag der EU-Kommission nicht berücksichtigt. Deshalb war er von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Kommentar aus der Ausgabe 48/2023
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In der Diskussion um die Direktzahlungen je Fläche erklärt der Deutsche Bauernverband die GAP-Reform 2023 für gescheitert. Präsident Joachim Rukwied sagt, das bisherige System der GAP-Förderung sei kollabiert. Er fordert eine Neuausrichtung.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert einen Abschied von Direktzahlungen nach Fläche und einen Umstieg auf ein neues Fördersystem im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Die Reform 2023 sieht DBV-Präsident Joachim Rukwied als gescheitert an. „Der GAP-Strategieplan und die neue ,Grüne Architektur‘ sind grundsätzlich schlecht konzipiert, können in Teilen von der Landwirtschaft nicht umgesetzt werden und führen zu einer ausufernden Bürokratie“, erklärte Rukwied am Mittwoch (15.11.2023) vor Journalisten in Berlin. Nach seiner Ansicht ist die derzeitige GAP kein Zukunftsmodell, das System sein „inhaltlich und administrativ kollabiert“.
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In der kommenden Woche soll bei der Europäischen Union in einer Sondersitzung darüber beraten werden, wie es mit der GAP nach 2027 weitergehen soll. Im Vorfeld hat der Deutsche Bauernverband gemeinsam mit den Landesbauernverbänden ein „Diskussionspapier mit Zielen und Ansatzpunkten für eine GAP-Förderung nach 2027“ erarbeitet. Darin werden konkrete Vorschläge zur Weiterentwicklung der GAP unterbreitet. Drei „Funktionsbereiche“ für die künftige Agrarförderung schlägt der Bauernverband vor. Zum einen sollen Umwelt- und Klimaschutzleistungen, die die Landwirtschaft für die Gesellschaft erbringt, angemessen honoriert werden. Rukwied unterstrich, dass dieser Bereich für die Landwirte profitabel sein müsse, ein Gewinnanreiz in den Maßnahmen daher unerlässlich sei.
Auf der anderen Seite sieht es der Bauernverband als unerlässlich an, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu stärken. Um die Widerstandsfähigkeit der Betriebe zu stärken, misst er der Förderung des betrieblichen Risikomanagements besondere Bedeutung bei. Dabei geht es vor allem darum, Schäden durch Klimaereignisse abzusichern. Darüber hinaus soll in diesem Funktionsbereich eine flächendeckende Junglandwirteförderung etabliert werden. In einem dritten Bereich, sollte die Förderung der ländlichen Entwicklung und der Agrarstruktur angesiedelt werden.
Die Hauptkritik am derzeitigen System richtet sich gegen die aus Sicht des Bauernverbandes ausufernde Bürokratie. Die müsse unbedingt abgebaut werden, so Rukwied. Er schlug vor, die Konditionalität zu streichen, Digitalisierung stärker zu nutzen und auf moderne Technik zu setzen – beispielsweise beim Pflanzenschutz oder bei der Düngung. Für die einzelnen Förderbereiche sollten nach Ansicht des DBV Mindestbudgets festgelegt werden. Die Mittel sollen auch in Zukunft national kofinanziert werden. Allerdings soll ein Teil soll weiterhin zu 100 % von der EU finanziert werden.
Voraussetzung sei ein stabiles Budget der EU für die Agrarpolitik. Sollte tatsächlich in absehbarer Zeit ein Betritt der Ukraine beschlossen werden, müsse die gesamte EU-Agrarpolitik neu gedacht werden. Denn dann würde sich die Agrarfläche erheblich vergrößern. Eine Integration der Landwirtschaft ließe sich nicht finanzieren, erklärte der Bauernpräsident.
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Trockenheit gefährdet die Ernte. Erträge sichern durch zusätzliche Bewässerungs-Gaben, wenn die Vorräte im Boden und die Nachlieferung durch Niederschlag nicht ausreichen, ist die Lösung. Aber das ist aufwendig und muss genehmigt werden. Der Trend geht zu moderner Bewässerungstechnik mit intelligenter Steuerung.
Von Dr. Klaus Spohrer, Universität Hohenheim
Der Trend zur Effizienzsteigerung beim Wasser- und Energieverbrauch ist ungebrochen und vor dem Hintergrund eines höheren Bewässerungsbedarfs bei gleichzeitig schwindenden Wasserressourcen wichtiger denn je. Hierbei spielt die Digitalisierung in der Bewässerung eine immer wichtigere Rolle. Der Bewässerungsbedarf wird durch unterschiedliche Bodeneigenschaften (z.B. Wasserspeichervermögen oder Gründigkeit) und durch wechselhaftes Wetter bestimmt. Zudem ändert sich der Pflanzenwasserbedarf in einzelnen Wachstumsphasen und Kulturen. Die Folge ist ein heterogenes Muster der Bewässerungsbedürftigkeit. Ziel der Bewässerung ist es, für jeden Pflanzenstandort den besten Bewässerungszeitpunkt, die richtige Bewässerungshöhe und die ideale Bewässerungsrate zu bestimmen und zu realisieren.
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Unter dem Begriff digitale Bewässerung wird die Vernetzung von Systemen und Komponenten mit dem Ziel der optimalen Bewässerung von Pflanzenbeständen verstanden. Damit ist je nach eingesetzter Bewässerungstechnik auch eine teilweise oder gar vollständige Automatisierung der Bewässerung möglich. Das Smartphone wird dabei immer mehr zum zentralen Element für den Nutzer, der mittels entsprechender Apps nicht nur den aktuellen Stand der Bewässerung überwachen, sondern z. B. bei Problemen gewarnt wird und eingreifen oder auch Echtzeit-Informationen zum Bewässerungsbedarf der Pflanzen abrufen kann.
Digitalisierung und die Möglichkeit zum Prozessieren großer Datenmengen sind die Voraussetzungen für den Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI). KI wird die Bewässerung der Zukunft deutlich mitprägen. Bereits heute wird KI zur Auswertung von Luftbildern angewandt. Hierzu lernt der zugrundeliegende Algorithmus zuerst anhand von Trainingsdaten die Zusammenhänge zwischen Eingangsgrößen und Zielgröße. Eingangsgrößen sind bei Luftbildern üblicherweise Lichtreflexionen bestimmter Wellenlängen oder Wellenlängenbereiche. Zielgrößen können räumlich aufgelöste Informationen zu verschiedenen Pflanzeneigenschaften oder auch zum Pflanzenwasserstatus und somit zum Bewässerungsbedarf der Pflanzen sein.
Der Einsatz von KI bei der Bewässerung ist jedoch nicht auf die Bildauswertung beschränkt. Sensordaten von z. B. Bodenfeuchtesensoren können mittels KI ausgewertet werden, und damit lassen sich absolute Bodenfeuchtewerte bestimmen. Bei der Bewässerungsplanung kann KI die kombinierte Auswertung von Messdaten aus unterschiedlichen Bereichen (Boden, Pflanze, Wetter) realisieren und ortsspezifische Bewässerungsempfehlungen geben. Erste luftbildbasierte KI-Lösungen für die Bewässerung werden bereits auf dem Markt angeboten.
Die Effizienzsteigerung beim Wasser- und Energieeinsatz kann nur durch ein optimiertes Bewässerungsmanagement erzielt werden. Dies beinhaltet das Monitoring der Flächen zur Bestimmung des Bewässerungsbedarfs, die Planung der Bewässerungsaktivitäten, die Steuerung der Bewässerung, Warnmöglichkeiten bei Systemfehlern sowie die Dokumentation der Bewässerung. Nach wie vor wird das Monitoring des Bewässerungsbedarfs in der Praxis oft vernachlässigt.
Stand der Technik ist die Abschätzung von Bewässerungsbedarf und Bewässerungshöhe über erfasste Klimagrößen (Klimatische Wasserbilanz), bzw. die Erfassung der Bodenwasservorräte mittels Bodenfeuchtesensoren. Beide Ansätze sind jedoch nicht geeignet, das eingangs erwähnte raumzeitlich heterogene Muster der Bewässerungsbedürftigkeit detailliert zu erfassen. Vielversprechend sind hier bildbasierte Ansätze mit Drohnen oder Satelliten. So werden bereits Dienstleistungen angeboten, die z. B. ein hydrologisches Pflanzenstandortsmodell mit Satellitenbildern kombinieren und daraus teilflächenspezifische Bewässerungsempfehlungen im 10-m-Raster ableiten. Nachteilig bei Satellitenbildern sind mögliche Störungen durch Wolken oder die geringe Auflösung (Pixel) der Bilder.
Die drohnenbasierte Bildgebung kann aufgrund der geringen Flughöhe eine deutlich bessere Auflösung erreichen und dabei einzelne Pflanzen oder Blätter erfassen. Hierfür gibt bereits mehrere Anbieter, die unterschiedliche Kameras (v. a. Spektral-, Infrarot- oder RGB-Kamera) einsetzen. Die Bewässerungsplanung wird auf Basis des Monitorings durchgeführt. Sie bestimmt Zeitpunkt, Bewässerungshöhe und Dauer der Bewässerung und wird durch die Bewässerungssteuerung im Feld umgesetzt. Die Komplexität der Bewässerung ist dabei abhängig von der Größe und Anzahl der ausgewiesenen Teilflächen. Ortsfeste Bewässerungssysteme sollten so aufgebaut sein, dass Teilflächen individuell bewässert werden können. Bei der mobilen Bewässerung müssen Änderungen bei Bewässerungshöhe und Bewässerungsrate während der Fahrt möglich sein. Bei Kreisberegnungen kann das bereits realisiert werden.
Mit dem Trend zur Digitalisierung und zum optimierten Bewässerungsmanagement kann das raumzeitlich heterogene Muster der Bewässerungsbedürftigkeit immer besser und kleinräumiger erfasst werden und eine darauf basierende optimale (teilflächenspezifische) Bewässerung ist möglich. Das Umsetzen erfordert jedoch ein perfektes Zusammenspiel unterschiedlichster Fachleute und Spezialisten aus den Bereichen Drohnenflug/Satelliten, Bildauswertung, Datenmanagement und Bewässerungstechnik. So muss z. B. gewährleistet sein, dass eine drohnenbasierte Bewässerungsplanung auf dem Feld auch umgesetzt werden kann.
Da durch einen Anbieter alleine nur schwer alle nötigen Fachbereiche abgedeckt werden können, müssen einzelne Produkte kompatibel zueinander sein. Es ist zu beobachten, dass Schnittstellen zu Produkten von Mitbewerbern oder Drittanbietern geöffnet oder neu geschaffen werden oder dass andere Formen der Zusammenarbeit wie die Schaffung gemeinsamer Datenstandards stattfinden, um den Datenaustausch zwischen Produkten zu gewährleisten.
Der Schwerpunkt von Entwicklungen und Neuerungen in der Bewässerung liegt gegenwärtig klar auf der Digitalisierung und dem optimierten Bewässerungsmanagement. Aus dem Fokus gerückt ist dagegen die Bewässerungstechnik, wo sich Neuerungen zumeist auf die Verbesserung bereits bestehender Techniken beschränken. Grundlegende technische Innovationen waren in den letzten Jahren selten. Ohne Bewässerungstechnik ist keine Bewässerung möglich. Schläuche erlauben den Wassertransport zu und auf den Feldern, Steuerungen kontrollieren den Wasserfluss und auf den Feldern selbst wird das Wasser mit Regnern, Sprühdüsen oder Tropfern mittels ortsfester oder mobiler Systeme bzw. Maschinen aufgebracht.
Den Entwicklungen und Neuerungen bei der Digitalisierung werden Anpassungsentwicklungen in der Bewässerungstechnik folgen, um die neu zur Verfügung stehenden räumlich hochaufgelösten Informationen in teilflächenspezifische Wassergaben umsetzen zu können. So werden Lösungen zur kleinräumig variablen Wasserapplikation, wie z. B. der hydraulische Teleskop-Ausleger für die Bewässerungsmaschine zur homogenen Bewässerung unregelmäßiger Flächen immer wichtiger werden.
Darüber hinaus werden in der Zukunft weitere Neuerungen zu sehen sein, die eine Verringerung der Verdunstungsverluste und die Verhinderung von Versickerung während der Bewässerung zum Ziel haben. Für entsprechende angewandte Forschungs- und Entwicklungsvorhaben stehen nach wie vor unterschiedlichste Förderprogramme zur Verfügung, in deren Rahmen Firmen aus der Bewässerungsbranche innovative Ideen auch zusammen mit einschlägigen Forschungseinrichtungen entwickeln und realisieren können.
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In Sachsen-Anhalt wurde eine vollautomatische, solarbetriebene Bewässerungsmethode getestet, die sich in Echtzeit an verschiedene Faktoren anpasst. Das 2018 gestartete Tröpfchenbewässerung-Projekt „IrriMode“ endet diesen September.
Von Anja Falgowski, IMG Sachsen-Anhalt
Tröpfchenbewässerung für Ackerkulturen gibt es in Deutschland bislang nur wenig. Doch nach Dirk Borddorffs Aufenthalt in Israel, währenddessen der Ingenieur die Tröpfchenbewässerung kennenlernte, rief er das Projekt „IrriMode“ ins Leben. Es war 2017, als drei Partner starteten: die Firma Agro-Sat aus Baasdorf, das Gut Mennewitz und das Ingenieurbüro Irriproject Dirk Borsdorff aus Potsdam. Assoziierte Partner sind die DLG, die Hochschule Anhalt und DHI Wasy.
„Wir arbeiten an einer voll automatisierten, solarbetriebenen und echtzeitprozessoptimierten Bewässerung“, erklärt Antje Augstein von Agro-Sat, „Wir verwenden dabei ein Boden-Wasser-Haushaltsmodell und ein Pflanzenwachstumsmodell.“ Ersteres berücksichtige Bodenbeschaffenheit, Wasserhaltefähigkeit im durchwurzelbaren Raum (Durchwurzelungstiefe) und klimatische Voraussetzungen der Region. Beim zweiten Modell spielten die Pflanzenart, Größe der Pflanze, ihre Wurzeltiefe oder der Blattflächenindex eine Rolle.
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Die Daten aus beiden Modellen werden aufbereitet und grafisch erfasst. Eine spezielle Software von DHI Wasy berechnet über ein Echtzeitprozessmodell die Notwendigkeit einer Bewässerung. Ist sie gegeben, werden Signale an die Bewässerungs-, Solar- und Pumpensteuerung weitergereicht, die entsprechenden Ventile geöffnet und die Versuchsflächen bewässert. Dafür wurden in gleichmäßigen Abständen Tropfschläuche verlegt und in Gruppen an das Wasserverteilernetz angeschlossen, das zuvor vom Ingenieurbüro Irriproject am Computer geplant worden war.
Die Energie für die Bewässerungssteuerung wird mithilfe von Solarmodulen erzeugt. Eine Pumpe verteilt Wasser aus dem Zwischenspeicher über eine Niederdruckrohrleitung zu den Feldern. Die Daten für die virtuelle Auswertung werden über Bodensensoren und eine Wetterstation erfasst. Vereinfacht ausgedrückt: Ist der Boden feucht, wird nicht bewässert. Bei Trockenheit erfolgt die Versorgung voll automatisiert mit der Wasser sparenden Tropfbewässerung, die das Wasser unmittelbar an die Wurzeln der Pflanze bringt.
Zwei Versuchsstandorte werden im Rahmen des Projektes betrieben. Zuerst wurde eine Fläche von zwei Hektar auf einem Versuchsgelände des Internationalen DLG-Pflanzenbauzentrums in Bernburg-Strenzfeld in Betrieb genommen. Im Wechsel werden hier Soja und Weizen angebaut. Dies geschieht auf insgesamt 16 Parzellen, von denen die eine Hälfte herkömmlich, die andere smart bewässert wird, mit in 40 cm Tiefe verlegten Schläuchen.
Der zweite Standort liegt in Arensdorf und gehört zu Gut Mennewitz. Hier wird oberirdisch entlang der bepflanzten Dämme bewässert, ebenfalls mithilfe von Solarmodulen, eines Brunnens, eines Wassercontainers und der Simulationsmodelle. Auch in Arensdorf fließen die Informationen der Bodensensoren und der Wetterstation in die Berechnungen mit ein. Versuchspflanzen waren Möhren, wovon ein Teil konventionell, ein anderer nach Bedarf mit dem neuen System versorgt wurde. Die Pflanzung erfolgte im Mai, die Ernte Anfang November. „Der Ertrag war sehr gut“, sagt Antje Augstein, „die Möhren, die automatisiert bewässert wurden, waren größer als die anderen.“
Das Projekt läuft diesen Monat aus. Was während der Projektlauzeit bereits klar wurde: Die voll automatisierte Bewässerung, anwendbar bei jeglichem Obst- und Gemüseanbau, ist ein Erfolg. Sie bedeutet zwar einen hohen finanziellen Aufwand, aber – da ist sich Antje Augstein sicher – der werde sich in Zukunft rechnen. Je höher der Wasserpreis sei, desto eher lohne sich eine solche Anlage. Die Sonnenenergie sei schließlich gratis, die Module würden sich nach einigen Jahren amortisieren. Zumal auch Flüssigdünger auf diese Weise ganz zielgerichtet ausgebracht werden könnte, was die Wissenschaftlerin als nächsten Schritt plant.
Die Kosten sind einer der Gründe, weshalb diese Art der Bewässerung und Steuerung noch nicht verbreitet ist. Daher ist Antje Augstein dankbar für die Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt, das das Projekt finanziell betreut. Die Fördermittel kommen von der EU, das Wirtschaftsministerium steht mit der Kontaktanbahnung zu Innovationsdienstleistern für EIP-Agri und Beratung zur Seite. Außerdem profitiert das Projekt „IrriMode“ von der Hochschule Anhalt, die das Monitoring der Versuchsfelder in Strenzfeld und Arensdorf übernommen hat und die wissenschaftlichen Auswertungen und Studien durchführt.
Mit dem Ende des Projekts „IrriMode“ könnten für die Landwirtschaft und den Gartenbereich unterschiedlichste Modelle erstellt werden. „Wir könnten diese auf einer Internetplattform aufbereiten und den Landwirten anbieten, dort ihre Daten zu hinterlegen, die Betreuung übernehmen sowie die Bodensensoren liefern und einbauen“, sagt Antje Augstein.
„Die Sauberkeit der Entnahme am Futterstock ist wirklich sehr gut, und es fällt wenig Handarbeit an. Auch die Entnahme mit dem Triotrac geht sehr einfach, schnell und gut.” Ein Bericht der Gebrüder Wester über ihren Trioliet Triotrac Selbstfahrer.
Ein Advertorial im Auftrag von Trioliet
Guy Wester und Christian Wester bewirtschaften in Alzingen im Süden Luxemburgs einen Milchviehbetrieb mit etwa 120 Milchkühen, Nachzucht und Bullen, insgesamt 400 Tiere. Sie bewirtschaften rund 200 Hektar Fläche und sind seit anderthalb Jahren stolzer Besitzer eines Trioliet Triotracs 2 (24 m3). Vorher hatten sie mit einem gezogenen Futtermischwagen mit Fräse gearbeitet, der an seine Leistungsgrenze kam. Die Fräse hatte aber hohen Verschleiß.
Am Triotrac gefällt ihnen insbesondere die Mischqualität und das Schneidschild, das wartungsarm ist und im Gras große Entnahmeleistungen ermöglicht. Alle Komponenten können mit dem Triotrac problemlos geladen werden, u. a. Stroh, Ballensilage, Mehl, usw. Ein weiterer Pluspunkt vom Wagen ist der standardmäßige Allradantrieb. „Auf unserem Betrieb gibt es Steigungen und manchmal kann es im Winter zu Glätte kommen. Daher benötigen wir unbedingt Allradantrieb”.
Erfahren Sie hier mehr über den selbstfahrenden Futtermischwagen Trioliet Triotrac.
„Der Triotrac ist der einzige selbstfahrende Futtermischwagen auf dem Markt, wo die Kabine den Namen „Kabine” verdient hat”! „Wir füttern drei Rationen am Tag mit hohem Grasanteil, daher haben wir uns wegen der hohen Entnahmeleistung für den Triotrac entschieden”. „Die Sauberkeit der Entnahme am Futterstock ist wirklich sehr gut, und es fällt wenig Handarbeit an. Die Entnahme mit dem Triotrac geht sehr einfach, schnell und gut”.
„Auch die Wartung der Maschine ist sehr einfach zu handhaben. Die Maschine ist sehr aufgeräumt aufgebaut, sodass man als Landwirt schon viele Wartungsarbeiten selbst durchführen kann.”
Die Firma des Gräfendorfer Ehepaars Markus und Melanie Merkel passt in keine Schublade. Geschickt kombinieren sie Aufgaben als Dienstleister mit Landwirtschaft und Landschaftspflege.
Von Silvia Kölbel
Markus Merkel und seine Frau Melanie aus Gräfendorf bei Pößneck im thüringischen Saale-Orla-Kreis vereinen in ihrer Firma, der Landwirtschaft- und Landschaftspflege Merkel GbR, zwei Branchen unter einem Dach. Während die Gründung des Gala-Bau-Betriebes schon sieben Jahren zurückliegt, schob sich die Tierhaltung mit EU-Biosiegel vor drei Jahren erst als Liebhaberei, dann als ernsthafte Tätigkeit dazwischen.
„Zuerst hatten wir nur vier Kamerunschafe. Dann fanden wir Gefallen an der Tierhaltung. Unsere Schafherde wuchs. Heute halten wir 60 Tiere der Rassen Merinofleischschaf, Kamerunschaf und Scottish Blackface sowie einige Kreuzungstiere“, sagt Melanie Merkel. Als gelernte Hotelfachfrau ist sie, wie ihr Mann letztendlich auch, ein Quereinsteiger in die Landwirtschaft.
Derzeit erfolgt die Umstellung von vorwiegend Kamerunschafen auf die schottische Landschafrasse mit der markanten Wolle und dem ungewöhnlichen Aussehen. 3–3,5 kg langstapelige Wolle tragen die Böcke, bei den Muttertieren sind es 2–2,5 kg. Das Vlies dieser Rasse erreicht eine Länge bis 30 cm. Markante äußere Merkmale der Schafe sind der breite, ramsförmige, schwarz-weiß-gefleckte Kopf, die, besonders bei älteren Böcken, schneckenförmig gedrehten Hörner und die weißen Beine mit schwarzen Punkten.
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Doch allein deswegen entschieden sich Merkels nicht für diese Schafe. „Die Rasse ist robust und wenig empfänglich für Moderhinke. Das ist für uns wichtig, weil die Tiere in der Landschaftspflege eingesetzt werden und teils feuchte Wiesen, die Überflutungsflächen eines Flusses, abweiden“, erklärt sie. Zudem lammen die Muttertiere unkompliziert, meist ohne menschliche Hilfe, ab.
Die Scottish Blackface hätten sich auch als die besseren Futterverwerter erwiesen. Während die Kamerunschafe beim Grasen stark selektieren und hartes trockenes Gras oder Brennnesseln stehenlassen, pflegen die Schotten die Weide wie ein Rasenmäher. Merkels hoffen außerdem, eine Verwendung für die schöne Wolle zu finden, so wie es auch in ihrem Ursprungsland üblich ist. Der Betrieb hielt zwischendurch auch Rinder, konzentriert sich nun auf Schafe und Schweine. Letztere, Mangalitza-Wollschweine, sind für die Freilandhaltung besonders gut geeignet. Vier Sauen, ein Eber und die Nachzucht, insgesamt 14 Tiere, zählen zum Bestand, ergänzt durch zwei Bentheimer Schweine, die im Herbst zum Schlachten kommen.
Voriges Jahr mussten die Schweine umziehen – von den Wiesen am Fluss Kotschau auf eine Fläche nach Krölpa, weitab vom Publikumsverkehr. „Die erste Fläche lag direkt an einem Radwanderweg. Das Veterinäramt hatte Bedenken, dass Spaziergänger die Tiere unkontrolliert füttern und so möglicherweise die Afrikanische Schweinepest einschleppen. Wir sind über den Wechsel zu einem anderen Standort auch ganz froh, denn die Leute werfen alles Mögliche als Futter über den Zaun, selbst Tiefkühlpizza“, berichtet Melanie Merkel.
Die Mehrzahl der momentan 60 Schafe steht, aufgeteilt auf bis zu fünf Herden, rund um den Wohnort des Paares und ist in wenigen Minuten erreichbar. Das ist gerade in Zeiten großer Hitze für deren Versorgung mit Wasser günstig, denn nur einer der Weidestandorte verfügt über einen Wasseranschluss. Fast eine Dreiviertelstunde müssen die Tierhalter dagegen zurücklegen, wollen sie die Streuobstwiese in der Nähe von Schloss Burgk erreichen. Dort übernimmt eine Herde auf einer 3,7 ha großen Biotop-Grünfläche mit zum Teil uralten Kirsch- sowie Birnen- und Apfelbäumen die Landschaftspflege.
Nachdem das Paar vor ein paar Jahren von einem bestätigten Wolfsübergriff mit drei gerissenen Tieren überrascht wurden, hängen jetzt überall Wildkameras, die Bewegungen vor Ort direkt aufs Handy melden. Zudem wachen zwei Herdenschutzhunde, zweijährige Kangals, über die Schafe. Das Biofleisch der Nutztiere wird vorwiegend im Winterhalbjahr vermarktet. Im Oktober beginnt die Schlachtsaison. Dabei halbiert sich die Zahl der Tiere. „Wir haben einen festen Kundenstamm, der vorbestellte Fleischpakete von Schaf, Lamm oder Schwein abholt. Ein Großteil des Fleisches landet als Wurst im Glas, die dann gut haltbar ist. Wir bieten verschiedene Sorten an. Bratwurst und Leberwurst im Glas schmeckt allen Generationen. Blutwurst bevorzugen die Älteren. Das Schlachten und Wursten übernimmt ein biozertifizierter Betrieb in 20 Fahrminuten Entfernung“, erklärt Markus Merkel. Und ergänzt: „Wir schaffen die Tiere dorthin und holen das Fleisch und die Wurst ab.“ Außerdem beliefert der Betrieb einen Bioladen in der näheren Umgebung.
Von einer zum Betrieb gehörenden weiteren 2.000 m2 großen Streuobstwiese ernten Merkels das Obst alter Sorten. Das Obst sowie daraus hergestellter Fruchtaufstrich gehören ebenfalls zum Angebot. Vorwiegend für die private Nutzung halten Merkels noch ein paar Legehennen. Das Winterfutter für die Wiederkäuer, ausschließlich zu etwa 80 Rundballen gewickeltes Heu, gewinnt Markus Merkel mit einem 40 Jahre alten John-Deere-Schlepper auf den 20 ha zum Betrieb gehörenden Grünlandflächen.
Einen Teil der Heuernte bietet Markus Meckel zum Verkauf an. „In trockenen Jahren wie diesem dient der erste Schnitt der Heugewinnung. Für einen zweiten Schnitt wächst dieses Jahr allerdings zu wenig nach. Die Flächen weiden dann unsere Schafe ab“, so Markus Merkel. In etwa je zur Hälfte sind Melanie und Markus Merkel im Gala-Bau und in der Landwirtschaft tätig. Sie schneiden Bäume und Hecken, pflegen Grundstücke und fällen oder pflanzen die Bäume ihrer Kunden.
Die Arbeitsspitzen sind dabei ganz unterschiedlich verteilt. Bei großer Hitze muss der Gala-Bau zurücktreten, weil die Versorgung der Tiere mit Wasser viel Zeit in Anspruch nimmt. Bei großem Auftragsvolumen im Gala-Bau springt ein anderer Landwirtschaftsbetrieb ein und erledigt wichtige Tätigkeiten in Lohnarbeit.
Jüngstes Projekt der beiden ist die Aufnahme in das Netzwerk „Weidewonne – Thüringer Becken“. Dort arbeiten Schafhalter, Fleischereien und Gaststätten zusammen. „Wir wollen uns zertifizieren lassen. Dafür müssen wir die regionale Herkunft der Schafe nachweisen, die tiergerechte Haltung und Fütterung sowie die Beweidung naturschutzrelevanter Flächen“, erklärt Melanie Merkel. Ziel des Projektes sei der Erhalt des Steppenrasens im Thüringer Becken. Die zum Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gehörende Davidstiftung betreut das Projekt, von dem sich Merkels eine Erweiterung ihrer Direktvermarktung und damit die Generierung neuer Kunden erhoffen.
Der Alt Madlitzer Landwirt und Pionier der regenerativen Land- sowie Agroforstwirtschaft Benedikt Bösel wurde heute Abend gleich zweimal geehrt: Er ist Landwirt des Jahres und Manager des Jahres im Wettbewerb um den Ceres Award. Wir sagen Herzlichen Glückwunsch und freuen uns, dass der Hauptpreis in diesem Jahr nach Brandenburg geht.
Mutterkühe grasen relativ dicht nebeneinander in kniehohem Gras. Baumstreifen rechts und links mit Pappeln, Schlehen, Maulbeeren beziehungsweise Pflaumen und Walnüssen bieten den Tieren Schatten und Windschutz. Weiter hinten auf der abgegrasten und zertretenen Fläche steht ein mobiler Hühnerstall. Drum herum eine Schar von Hühnern, die die eine Woche alten Kuhfladen auf der Suche nach Fliegenmaden zerwühlen.
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Nebenan, auf der anderen Seite der Bäume, dreht der Mähdrescher seine drei Bahnen durch den fetten Weizen und legt die Kleeuntersaat frei. Neues Futter für die Kühe kann wachsen. Das ist das Bild, das man im Kopf hat, wenn man sich die Versuchsflächen zur regenerativen Landwirtschaft von Benedikt Bösel hat zeigen lassen.
Bösel hat ein Problem. Entwickelt sich das Klima in den nächsten 30 Jahren so wie von der Fachwelt prognostiziert, ist ein Weitermachen wie bisher für ihn keine Option. Er geht davon aus, dass der Ackerbau mit einjährigen Kulturen, wie er ihn heute betreibt, dann nicht mehr möglich ist. Der Geschäftsführer ist deshalb auf der Suche nach Lösungen, nach Alternativen.
Alt Madlitz liegt eine Autostunde östlich von Berlin. 2004 wurde der Betrieb auf Ökolandbau umgestellt. Von 2008 bis 2016 hat Johanna von Münchhausen als Verwalterin das aus dem Betrieb gemacht, was er heute ist, ein solider ökologischer Ackerbaubetrieb mit guten Erträgen. Trotz einer vielgliedrigen Fruchtfolge mit Leguminosen, Luzerne, Kleegras liegt der Getreideanteil zwischen 60 und 70 %. Höchsterträge sind bei den mageren Böden und dem geringen Niederschlag nicht zu erwarten.
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Mitarbeiter: 6 in der Landwirtschaft
Bodenpunkte: 25 bis 40
Durchschnittlicher Niederschlag pro Jahr: 450 mm (die letzten drei Jahre unter 350 mm)
Ackerland: 1.000 ha Grünland: 100 ha
Wald: 2.000 ha
Angebaute Früchte: Dinkel, Hafer, Roggen, Wintergerste, Weizen, Lupine, Luzerne, Erbse, alte Getreidesorten, 400 ha Untersaat, 450 ha Zwischenfrüchte
Fruchtfolge: (verschiedene je nach Standort) Luzerne, Weizen, Winter-ZF, Hafer, Winter-ZF, Lupine, Dinkel, Winter-ZF, Erbse, Roggen
Bösel ist nicht mit der Landwirtschaft groß geworden. Er hat Wirtschaftsmathematik studiert, danach drei Jahre in einer Bank gearbeitet. Es folgte das Studium der Agrarökonomie, um anschließend im Bereich Start-ups (Umwelttechnologie und Agrar) seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Somit hat er des Öfteren einen anderen Blick auf die Dinge, Betriebsblindheit kann man ausschließen. 2016 hat der Agrarökonom die Leitung des Schlossgutes Alt Madlitz mit all seinen Betriebszweigen (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd, Bäckerei und Gebäudevermietung) übernommen. Die Landwirtschaft firmiert unter dem Namen Gut & Bösel. Mit dem Wissen von damals dachte der Agrarökonom, dass er mit der vielversprechenden Digitalisierung und dem Einsatz der richtigen Technik den Betrieb weiterentwickeln könnte.
Heute, vier Jahre später, ist davon keine Rede mehr. Im Gegenteil, das Problem ist seiner Meinung nach, dass in der Landwirtschaft moderne Technik und Chemie immer nur an den negativen Auswirkungen dieses Produktionsmodells ansetzen und versuchen, sie zu minimieren. Stattdessen sollte man die Ursachen der Probleme identifizieren, um sie anschließend zu verändern.
Als sein Problem hat er die leichten Böden mit 30 bis 35 Bodenpunkten, die geringen Niederschläge und die drohenden Veränderungen durch den Klimawandel erkannt. Der Boden ist das A und O. Bösel ist deshalb auf der Suche nach systemischen Lösungen, nach Innovationen, die sich ökologisch, sozial, aber auch ökonomisch positiv auf den Boden, auf den Betrieb und damit letztendlich auch auf ihn, seine Mitmenschen und die gesamte Umwelt auswirken.
Was spricht eigentlich dagegen umzustellen? Durchschnittlich fünf Bauern täglich haben letztes Jahr ihren Betrieb auf ökologische Landwirtschaft umgestellt. Insgesamt legte die Biofläche in den letzten fünf Jahren um fast 50 % zu. Seit 2005 hat sich die Zahl der Biohöfe fast verdoppelt. mehr (€)
Trockenheit ist das aktuell wohl größte Problem für die Landwirtschaft. Wie Wasser im Boden gehalten und Ertrag gesichert werden kann, hat Landwirt Tino Ryll aus dem Fläming in Brandenburg über mehrere Jahre herausgefunden. Nun arbeitet er nach Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft.
Von David Benzin und Klaus Meyer
„Besonders die seit 2018 jährlich wiederkehrende Vorsommertrockenheit ist ein Problem“ – nicht nur für Flämingbauer Tino Ryll, wie sich der experimentierfreudige Landwirt in sozialen Medien nennt, auch für viele andere Landwirtinnen und Landwirte in Brandenburg, Deutschland und dem Rest der Welt. Doch gerade in Ostdeutschland ist die sogenannte Vorsommertrockenheit ein besonderes Phänomen, das spätestens beim Blick auf die entsprechenden Wetterkarten klar wird. In Kombination mit unterdurchschnittlichen Böden und herkömmlicher Bewirtschaftungsweise, stößt der Ackerbau dann schnell an seine Grenzen. Das hat auch Ryll erkannt.
Gemeinsam mit seinem Bruder musste eine Lösung her, um den Boden widerstandsfähiger gegenüber Trockenheit zu machen, und gut mit Wasser versorgte Bestände zu etablieren. Seit 2018 experimentierten die Brüder Ryll versuchsweise mit Methoden der regenerativen Landwirtschaft. Der Erfolg stellte sich ein und die „Versuchsflächen“ wurden größer, bis seit 2021 auf dem gesamten Betrieb der Fläminger Genussland GmbH regenerative Landwirtschaft in die Praxis umgesetzt wird.
Verdichtet und mit wenig Krümelstruktur – der Boden auf manchen Flächen des Betriebes Fläminger Genussland war alles andere als ideal, um Wasser zu halten und Wurzeln gute Möglichkeiten zum Wachsen zu bieten. Auf der Suche nach der Ursache für das kompakte und aufgeschichtete Bodengefüge stießen die Rylls irgendwann auf die Aussaat, als mögliche Ursache. Die bis dato eingesetzte Scheibendrillmaschine mit Andruckrollen wurde 2020 durch eine Strip-Till-Drillmaschine ersetzt. Dadurch ist es möglich neben einer Hauptkultur und Dünger zwei Beisaaten mit auszusäen – z.B. im Raps und in Getreide.
Ja, besonders die seit 2018 jährlich wiederkehrende Vorsommertrockenheit ist ein Problem. Nur letztes Jahr mit dem nassen Sommer hatten wir Glück mit den Sommerkulturen. Zum Problem wird fehlender Niederschlag in der Wachstumsphase im April, Mai und Juni. Dann reduzieren die Pflanzen die Triebe und kommen vorzeitig in die Blüte beziehungsweise in die Kornfüllphase. Wenn das passiert, weiß man schon, dass der Ertrag darunter leidet.
Wir haben uns vor ein paar Jahren entschieden, die regenerative Landwirtschaft näher anzuschauen und schrittweise einzuführen? Dazu gehört, dass der Boden so lange wie möglich durchwurzelt und bewachsen ist, das Bodenleben gefördert wird und die Bodenstruktur so wenig wie möglich gestört wird. Wir setzen dabei unter anderem auf viel Zwischenfruchte, Untersaat und Mischfruchtanbau. So wie in diesem Jahr ist das aber auch wieder schwierig, da nach der Ernte der Boden ausgedörrt war und auch keine Aussicht auf Niederschlag bestand. Da stellt sich dann die Frage, ob man dann trotzdem drillt oder vier Wochen auf Regen wartet. Wir haben beides gemacht. Das Problem: Jeder Zentimeter, der der Zwischenfrucht in der Höhe fehlt, ist auch Biomasse, die dem Boden fehlt. Ein aktiver Bodenaufbau ist so nur begrenzt möglich.
Das aller wichtigste ist die Kenntnis über das Nährstoffangebot und deren Verhältnisse zueinander im Boden. Aber eben nicht nur die Makronährstoffe, sondern auch die Mikronährstoffe wie Zink und Kupfer müssen in der optimalen Menge vorhanden sein. Dazu wird sozusagen ein „großes Blutbild“ des Bodens gemacht und danach entsprechend aufgedüngt. So können die Pflanzen Trockenstress besser überbrücken. Zweitens ist der Aufbau von Humus im Boden wichtig. Dann halten die Bestände auch in Trockenphasen besser durch. Ein weiterer Punkt ist die passende Saattechnik. Wir setzen eine Drillmaschine von Claydon ein. Sie kombiniert mit dem tief arbeitenden Zinken vor dem Bandsaatschar das Stripp-Till-Saatverfahren mit der Direktsaat, so dass ein großer Teil des Bodens damit unbearbeitet bleibt, aber trotzdem die Wurzelentwicklung der Pflanzen unterstützt wird.
Nein, erstens ist das Bewässern zu teuer und zweitens möchte ich es auch nicht. Das Wasser wird immer knapper. Schon dieses Jahr wurde den Privatgärtner teilweise das Wässern verboten. Irgendwann wird das auch für die Landwirtschaft kommen, denn die Situation hinsichtlich der Wasserverfügbarkeit wird nicht besser werden. Deswegen wollen wir in diesen Bereich nicht investieren.
Im Wechsel mit dem Ackerbau nutzt das Gut Temmen in der Uckermark einen Großteil seiner Flächen für die ganzjährig auf den Futterflächen lebenden Mutterkühe und Mastrinder. Man legt Wert auf einen achtsamen Umgang mit den Tieren und den Flächen. Mit Erfolg wird seit vier Jahren Mob-Grazing eingeführt. Ruven Hener hat unsere Fragen zum neuen Weideverfahren beantwortet.
Die Fragen stellte Klaus Meyer
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Bauernzeitung: Herr Hener, wenn man im Internet den Begriff Mob-Grazing sucht, findet man unterschiedliche Definitionen. Wie definieren Sie Mob-Grazing?
Ruven Hener: Es ist Teil unseres Weidesystems. Kurz gesagt heißt Mob-Grazing für mich, eine gewisse Anzahl an Tieren kurze Zeit mit einer relativ hohen Besatzdichte auf eine Fläche zu stellen, um die Tiere nur einen Teil des Futters aufnehmen zu lassen. Der restliche Teil wird niedergetrampelt und bleibt als Mulchschicht bodenbedeckend zurück. Mob-Grazing fängt bei einer Besatzdichte von 100.000 Kilogramm Lebendgewicht pro Hektar an. Das entspricht bei unseren Tieren circa 100 Kühe plus Absetzer pro Hektar. Kurze Zeit heißt, nach 6 bis 24 Stunden, je nach Jahreszeit, wird den Tieren eine neue Fläche zur Verfügung gestellt.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, zu Mob-Grazing zu wechseln?
Wir haben gemerkt, dass unsere Art der Beweidung nicht so gut ist für die Flächen und den Futterbestand. Also haben wir angefangen, die Parzellen zu verkleinern, um das Selektieren zu verringern beziehungsweise den Flächen mehr Erholungszeit zu geben. Wenn die Tiere auf einer großen Fläche sehr lange weiden, dann ziehen sie immer wieder über die ganze Fläche und selektieren sehr stark. Besonders die leckeren Pflanzen haben keine Erholungszeit, und die nicht so schmackhaften werden nicht beachtet.
Das geht so weit, dass irgendwann die leckeren Sachen so sehr verbissen werden, dass sie darunter leiden und Schäden davontragen. Erst dann wenden sich die Kühe auch den anderen Pflanzen zu. Dann ist es für die leckeren Gräser und Kräuter aber zu spät und Lücken entstehen im Bestand. Die Stellen werden dann unter anderem von Ampfer und Brennnesseln besetzt. Nach den Rindern muss also Weidepflege betrieben werden, Nachmähen oder Mulchen.
Das Beweidungsverfahren Mob-Grazing (deutsch: Herdenbeweidung) soll das Weideverhalten von Wildtierherden in der Savanne nachahmen. Es wird seit Langem in Nordamerika und im südlichen Afrika eingesetzt. Aufgrund der hohen Aufwüchse, der langen Wurzeln und einer Mulchschicht aus niedergetrampelten Pflanzenrückständen, vermischt mit dem Dung der Tiere, kann das Beweidungsverfahren laut dem Netzwerk Mob-Grazing hierzulande ein strategisches Werkzeug zur Gewährleistung der Ertragsstabilität während langer Trockenperioden sein. Bei der Weidestrategie handelt es sich um eine Art optimierte, intensive Portionsweide innerhalb einer Koppel. Das Netzwerk nennt fünf Punkte, die dabei wesentlich sind:
Mehr Informationen zu Mob-Grazing gibt es hier.
Wir reden jetzt aber von der Weide und nicht von Ackerfutter?
Von beidem.
Beim frisch etablierten Luzernegras kann ich mir nicht vorstellen, dass die Tiere viele Pflanzen haben, die sie nicht fressen.
Doch, es laufen auch viele Beikräuter auf. Insbesondere Luzerne mag nicht stark verbissen werden. Dann kommt es schnell zu lückigen Flächen.
Wie lange wird so eine Luzernefläche genutzt?
Da wir einen Zaun drum herumbauen müssen, versuchen wir eine Nutzung von drei bis maximal fünf Jahren hinzubekommen. Durch das Verkleinern der Parzellen hat die Selektion ein Stück abgenommen, die Ruhebeziehungsweise Rastzeit des Bestandes zugenommen und dadurch der starke Verbiss von einzelnen Pflanzen abgenommen.
Wie ging es weiter?
Das war schon ein Schritt in die richtige Richtung. 2017 kam die Initialzündung durch Greg Judy. Der amerikanische Mob-Grazing-Experte hielt ein Seminar auf unserem Hof und hat uns das Weideverfahren erklärt. Danach war klar: Wir probieren Mob-Grazing aus.
Wie erfolgt die Beweidung beim Mob-Grazing?
Im sehr zeitigen Frühjahr versuchen wir, eine sehr schnelle, großflächige Beweidung zu machen. Die Tiere sind 12 bis 24 Stunden auf einer etwas größeren Fläche. So ziehen die Rinder einmal über alle Futterflächen in einem sehr schnellen Umtrieb, und die Kühe fressen einfach nur die sehr frühen Gräser heraus und lassen die Luzerne und die späten Gräser stehen. Nach dieser sehr frühen, schnellen Beweidung sind wir wieder am Anfang. Die Luzerne und die etwas späteren Gräser haben bis dahin einen gewissen Aufwuchs gebildet.
Ab da führen wir ein sehr striktes Mob-Grazing durch, bei dem die Tiere nur das obere Drittel abfressen und den Rest niedertrampeln. So bekommen wir eine Mulchauflage, die den Boden beschattet und die Feuchtigkeit im Boden hält. Je nachdem, wie die Witterung war und was hinsichtlich Regen in Zukunft absehbar ist, weiden wir dann den zweiten Aufwuchs auch noch einmal schnell und lassen den Futterrest heruntertrampeln, oder aber wir lassen den Bestand ganz abweiden. Der niedergetrampelte Futterrest ist eigentlich der „Vorrat“ für die Dürre. Der Gedanke dahinter ist, dass man durch die Mulchschicht einen Wasser- und Nährstoffpuffer aufbaut, der dann in der Dürrezeit trotzdem einen Bestand wachsen lässt.
Dann ist dieses Jahr ja ein richtiges Mob-Grazing-Jahr?
Ja, es ist ein typisches Dürrejahr. Man sieht es den Flächen an. Wir sind jetzt im zweiten Durchgang und haben festgestellt: Es steht wenig da, es wird in absehbarer Zeit auch nichts hinzukommen. Es gibt zwei Möglichkeiten: komplett oder teilweise zufüttern oder aber wir weiden jetzt den Aufwuchs komplett herunter. Wir haben entschieden, komplett herunterzuweiden. Herunterweiden heißt mindestens zehn bis zwölf Zentimeter Stoppelhöhe. Andere fangen bei solchen Graslängen an zu weiden.
Wie ist Ihre Einschätzung nach fünf Jahren?
Mob-Grazing hilft uns, Dürrejahre besser zu überstehen, und wir haben eine höhere Flächenleistung. Es wird natürlich keine Wunder vollbringen, aber es ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, weil ich denke, dass die klimatischen Verhältnisse nicht besser werden und wir uns definitiv darauf einstellen müssen. Man sollte das Ganze als variables System verstehen, denn ich kann nicht beim ersten bis dritten Aufwuchs strikt Mob-Grazing mit dem Niedertrampeln des Futterrestes durchziehen, da eventuell beim zweiten oder dritten Aufwuchs gar nichts zum Niedertrampeln vorhanden ist.
Es funktioniert nicht nach festem Muster, sondern man muss immer beobachten, was im Moment passiert, und sich immer wieder neu an die Situation anpassen. Wenn ich viel Bestand habe, kann ich etwas davon für den Boden zurücklassen. Wenn ich wenig habe, kann ich es dann nehmen, weil ich vorher etwas gelassen habe. Das System muss flexibel sein. Es sind die vielen kleinen Vorteile, die uns bestärken, dass wir mit Mob-Grazing auf dem richtigen Weg sind. Dabei geht es nicht nur um die Bestandsführung.
Welche Vorteile sind das?
Zum Beispiel weniger Verdauungsprobleme. Wenn die Tiere in einen neuen Bestand kommen, fressen sie erst das obere Drittel, und zwar überall. Natürlich erst die leckersten Spitzen, dann die anderen Pflanzen. Wenn man sie auf der Fläche belässt, fressen sie danach das mittlere Drittel und am Ende das untere Drittel. Wenn man davon ausgeht, dass die verschiedenen Ebenen unterschiedliche Energie- und Proteingehalte haben, dann ist der Pansen in einem permanenten Umstellungsstress. Mit Mob- Grazing fällt der Umstellungsstress weg, denn sie fressen immer nur das obere Drittel. Irgendwann werden auch die unteren zwei Drittel gefressen. Die Umstellung findet dann aber über mehrere Wochen statt.
Auch die Fliegenbelastung ist mit Mob-Grazing wesentlich geringer, und die Parasitenbelastung ist damit ebenfalls heruntergegangen. Statt jährlich müssen wir die Tiere nur noch alle zwei Jahre behandeln und wollen in Zukunft auf drei Jahre gehen.
Das Gut Temmen
Das landwirtschaftliche Unternehmen mit fast 40 Mitarbeitern liegt in der Uckermark im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. In einem Unternehmensverbund wird eine Fläche von 3.300 Hektar nach Bioland-Richtlinien bewirtschaftet. Fast 1.500 Rinder, davon 750 Mutterkühe, leben ganzjährig auf den Weiden und Ackerflächen. Als Futtergrundlage dienen etwa 560 Hektar Grünland und 1.300 Hektar Ackerfutter, hauptsächlich Luzernegras. Die Schläge sind arrondiert und die Jahresniederschläge liegen bei durchschnittlich 535 mm.
Bietet Mob-Grazing auch arbeitstechnische Vorteile?
Ja, sicher. Große Herden sind arbeitstechnisch von Vorteil. Mit dem Weideverfahren konnten wir auf jeden Fall den Arbeitszeitbedarf verringern, und wir konnten die Flächenleistung erhöhen. Vorher lag die Flächenleistung bei 0,5 Großvieheinheiten pro Hektar, und jetzt sind wir bei 0,75.
Was gibt es außerdem zu beachten?
Wir müssen dieses Weidesystem selbst auch erst einmal entwickeln, also die Erfahrungen auswerten und dann entscheiden, was wir wie machen, und was hier mit unseren Tieren auf unseren Flächen funktioniert. Denn nicht alles, was Greg Judy erzählt, funktioniert hier. Das System muss an hiesige Verhältnisse angepasst werden.
Außerdem muss jemand die Versuche betreuen, die Erfahrungen dokumentieren, sonst kann man es auch bleiben lassen. Also war der nächste Schritt, eine Stelle zu schaffen für Versuchsbetreuung und Weidemanagement. Letztes Jahr kam dann noch ein EIP-Forschungsprojekt zum Thema Mob-Grazing im Ackerfutter mit der Hochschule in Eberswalde und der Klima-Praxis in Berlin dazu. Es untersucht folgende Fragen: Eignet sich das Beweidungsverfahren für trockene Gebiete wie Brandenburg, und lassen sich damit Ressourcen effizient nutzen? Wie passt es in die betrieblichen Abläufe?
Wie sieht ein praktischer Tag mit Mob-Grazing aus? Wann werden die Tiere umgetrieben, morgens oder abends oder sogar zweimal am Tag?
Der Aufwuchs an sich entscheidet, wie oft umgestellt wird und was man erreichen möchte. Man kann die Tiere zum Beispiel sehr eng stellen und sehr oft umstellen, weil man möchte, dass sie das Gras auf Kurzrasenhöhe herunterrasieren. Die gewünschte Graslänge ist entscheidend, wie oft man umstellt, wie dick die Mulchschicht sein soll und wie sich der Bestand entwickeln soll. Außerdem versuchen wir, den Zeitpunkt der neuen Flächenzuweisung so zu wählen, dass er in den Biorhythmus der Tiere passt, also wenn deren Fressphase beginnt und sie nicht gerade in der Ruhephase sind.
Gibt es in Deutschland Lehrgänge, Seminare, in denen man das System Mob-Grazing vermittelt bekommt, oder muss man in die USA reisen?
In die USA muss man nicht reisen, aber als wir das erste Mal davon gehört haben, gab es nicht wirklich etwas. Deshalb versuchen wir, unser Wissen zu streuen. Ein Teil dieses EIP-Forschungsprojekts hat zum Ziel, ein Netzwerk aufzubauen, zu schauen, wie man die Leute, die sich dafür interessieren, vernetzen kann und wie Leute, die Erfahrungen mit Mob-Grazing haben, diese weitergeben können. Das ist sehr anspruchsvoll. Wir haben vor Kurzem einen Feldtag zum Thema organisiert mit sehr hoher Resonanz. Das zeigt, dass das Interesse da ist.
Was würden Sie jemandem raten, der mit dem Gedanken spielt, mit Mob-Grazing anzufangen?
Kontakt aufnehmen mit dem Netzwerk, mit Betrieben, die es anwenden. Überlegen, was man mit dem Weidesystem erreichen möchte, um dann einfach darüber sprechen zu können. Sich auszutauschen ist wichtig, weil man nur dann von den Erfahrungen profitieren kann , denn es gibt keine Schule. Selbst wenn man jetzt ein Tagesseminar macht, ist man dann genau da, wo wir 2017 waren.
Was sollte man außerdem beim Mob-Grazing beachten?
Wenn ich nicht mit den Tieren kommunizieren kann und sie nicht in Ruhe überallhin treiben kann, wo ich sie gerne haben möchte, brauche ich nicht über die Einführung eines ganzheitlichen Weidesystems nachdenken. Mob-Grazing funktioniert hier im Betrieb nur, weil wir Low-Stress-Stockmanship eingeführt haben, für einen möglichst stressarmen Umgang zwischen Tier und Mensch. Es ist eine für jeden erlernbare Methode, mithilfe derer Zeit, Geld und Nerven gespart werden können und ein tieferes Verhältnis und Verständnis des Tierhalters zu seiner Herde aufgebaut werden kann.
Wir sind mittlerweile so weit, dass eine Person allein es schafft, auch Herden mit 300 Tieren von einer Weide über eine andere Weide auf die nächste Weide zu treiben. Für mich wichtig ist zum Beispiel auch, dass bei größeren Treibeaktionen über eine längere Strecke die Mitarbeiter sich sozusagen auf den schönen Spaziergang mit den Kühen freuen, weil alles stressfrei abläuft. Wenn etwas nicht einfach geht, macht man es nicht (gerne).
Das Mob-Grazing-System sehe ich auch nur als Teil des großen Ganzen. Wir müssen unseren Boden, die Pflanzen und unsere Tiere im Blick haben. Außerdem müssen wir gute Arbeitsplätze schaffen, um die Mitarbeiter motiviert zu halten, dass sie Freude haben an der Arbeit. Dann können sie auch Situationen, die stressig sind, einfach bewältigen, weil sie wissen: Ich habe einen guten Arbeitsplatz.
Mit was lockt man die Leute noch hinter dem Ofen vor? Mit einem Euro mehr? Da kommt doch keiner mehr arbeiten. Die Work-Life-Balance muss stimmen. So mancher verzichtet auf einen Teil seines Gehaltes, wenn er weiß, dass er mehr Zeit mit seinem Kind verbringen kann. Einer unserer Mitarbeiter hat eine Teilzeitstelle, weil er um 15.30 Uhr seine Kinder von der Kita abholen will und muss. Ein anderer arbeitet nur drei Tage die Woche und hat zwei Tage mehr mit seinem Kind. Es ist für mich schwierig, das zu organisieren, aber es muss sein.
Dieses Interview ist eine gekürzte Version der Titelgeschichte aus dem Ratgeber Grünland 2022. Mehr Praxistipps und Erfahrungen von Ruven Hener in der ungekürzten Version gibt es hier.
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Aus Satellitendaten erstellte und mit Referenzmessungen optimierte Applikationskarten für die teilflächenspezifische Frühjahrsdüngung von Raps machen Sensormessfahrten im Herbst unnötig.
Von Wolfgang Rudolph
Wenn Andreas Schmidt im Spätherbst mit seinem knapp zwei Meter langen Sensorstab über die Rapsfelder schreitet, erinnert das Bild an einen Pilger. Und ganz so schräg ist diese Assoziation gar nicht. Denn tatsächlich baut der 59-Jährige bei dieser Tätigkeit auf Hilfe von oben, wenn auch nicht „von ganz oben“, sondern von den beiden Sentinel-Satelliten, die seit März 2017 mit einer hochempfindlichen Multispektralkamera an Bord die Erde in einer Höhe von rund 780 km umkreisen.
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Die künstlichen Trabanten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) fotografieren jeden überflogenen Abschnitt der Erdoberfläche und senden die gleichzeitig in 13 unterschiedlichen Spektralbereichen aufgenommenen Bilder an die ESA-Zentrale in Paris. Aller zwei bis drei Tage gibt es neue Schnappschüsse vom Territorium Deutschlands, die jeweils eine Fläche von 100 km² erfassen. Die Aufnahmen mit einer Auflösung von 10 x 10 m können über eine Schnittstelle der ESA kostenlos heruntergeladen werden. „Und das sind keine Rohdaten, wie manchmal behauptet wird, sondern bereits aufbereitete Abbildungen der Landoberfläche, die somit jedem mit ein paar Klicks zur Verfügung stehen“, betont der Diplom-Agraringenieur. So seien beispielsweise Staub, Dunst und kleine Wolken bereits herausgerechnet.
Ebenso ließen sich die 13 Kanäle vom sichtbaren bis zum infraroten Spektrum mit dem in der ESA-Cloud bereit gestellten Toolchain miteinander kombinieren, etwa für die Darstellung des Vegetationsindex innerhalb der Rasterflächen. Im Internet gebe es dafür Anleitungen. Er selbst nutze die frei verfügbare GIS-Software QGIS (GIS = GeoInformationsSystem). Das Open-Source-Programm beinhalte das Plugin „Semi-Automatic-Classification“, mit dem man an die Fotos komfortabler herankomme als über den ESA-Viewer. „Das ist kein Hexenwerk.
Da kann man sich mit etwas Geduld reinfuchsen. Gerade für Landwirte bieten sich hier tolle Möglichkeiten für agronomische Beurteilungen der Ackerschläge, zumal alle Aufnahmen seit 2017 bereit stehen“, wundert sich Schmidt über die immer noch verhaltene Resonanz auf dieses Angebot der ESA.
Der gebürtige Mecklenburger war nach seinem Agrarstudium in Rostock Anfang der 1990er-Jahre als Wissenschaftler an der Universität Karlsruhe auf dem Gebiet der Fernerkundung von Agrarflächen tätig. „Zu jener Zeit gewann gerade die Digitalisierung in der Landwirtschaft an Schwung und man entdeckte die Möglichkeiten der Satellitenerkundung“, erinnert sich Schmidt. Ganz neu sei das aber schon damals nicht gewesen. Die Amerikaner hätten diese Technologie bereits seit den 1960er-Jahren genutzt, um die zu erwartenden Weizenerträge in der damaligen Sowjetunion zu erkunden. Mit den heutigen Rechnern ginge das ganze natürlich deutlich schneller und genauer.
Vor etwa fünf Jahren hätten sich erstmals Behörden, aber auch Betriebsleiter mit Problemen zur Rapsdüngung an die Ingenieurgesellschaft EXAgT gewandt, die Schmidt gemeinsam mit dem studierten Landwirt Arnim Grabo im sächsischen Zschochau führt. Im Kern gehe es dabei darum, wie sich trotz Mengeneinschränkungen bei der Stickstoffdüngung gute Erträge und Qualitäten erzielen lassen. Besonders für Landwirte mit Flächen in roten Gebieten mit verschärften Düngeauflagen gelte es, jedes Kilogramm Stickstoff effizient einzusetzen. „Für die zweite, dritte und vierte Düngerapplikation im Raps haben sich hier schon Verfahren auf der Basis von Sensoren und Satellitenbildern etabliert“, weiß Schmidt.
Ungenutztes Potenzial erkannten die Precision-Farming-Experten von EXAgT dagegen bei der ersten Gabe im Frühjahr. Grundlage für deren Optimierung ist eine möglichst präzise und teilflächenspezifische Erfassung des Zustands der Bestände zum Ende der Vegetationsperiode. Denn im Winter können Blätter abfrieren. Die Pflanzen ziehen in diesem Fall die Nährstoffe aus den Blättern zurück und lagern sie in der Wurzel ein. So wird dann im Frühjahr aus einer Rapspflanze, die im Herbst gut entwickelt war, wieder eine kräftige Pflanze. Zum Zeitpunkt der ersten Gabe ist das aber oft noch nicht sichtbar. Deshalb ist ein Herbstscan Grundlage für eine teilflächenspezifische erste Gabe. Hat der Winterraps zum Ende der Vegetationsperiode bereits eine N-Aufnahme von 50 kg/ha erreicht, kann für jedes darüber liegende Kilogramm die Ausbringmenge bei der Frühjahrsdüngung ohne das Risiko von Ernteeinbußen um den Faktor 0,7 reduziert werden.
Da beim Raps die N-Aufnahme ziemlich genau mit der Biomasseentwicklung korreliert, gibt es dafür bereits eingeführte Methoden wie die N-Waage von Rapool, die App „ImageIT“ von Yara oder Überfahrten mit dem N-Sensor im Spätherbst. „Die Crux ist, dass man beim Auswiegen und mit der bildgestützten App nur punktuelle Werte erhält, die nicht die gesamte Fläche repräsentieren. Und selbst in Betrieben, die bei der Kulturführung mit traktorgebundenen N-Sensoren arbeiten, hat man oft wenig Lust, die Technik zum Jahresende, wo traditionell Überstunden abgefeiert werden, noch mal zu aktivieren“, so der Firmenchef.
Bei der Suche nach Verfahren, mit denen sich die N-Aufnahme der Rapspflanzen zum Vegetationsende leichter erfassen lässt, setzte man in dem sächsischen Ingenieurbüro anfangs auf Drohnen mit Multispektralkameras und Referenzerfassungen in klassischer Form mittels Waage. Dies erwies sich jedoch als extrem zeitaufwendig und teuer. „Die Aussagekraft der dann ab 2017 nutzbaren Bilder aus dem Orbit beurteilte ich, wie viele in der Branche, zunächst skeptisch. Doch schnell wurde klar, dass sich aus den Aufnahmen detaillierte und, wie die Kontrollmessungen mit dem Yara- N-Sensor zeigten, ausreichend genaue Daten ableiten lassen“, berichtet Schmidt über die Anfänge des Verfahrens, das EXAgT mittlerweile jedes Jahr bei Auftraggebern auf insgesamt rund 4.000 ha Ackerfläche anwendet. Der aus den Multispektralaufnahmen der Satelliten ablesbare Vegetationsindex (NDVI) in einem Flächenraster von 10 x 10 m liefert jedoch noch keine N-Aufnahmekarten. Dafür entwickelte der Fernerkundungsspezialist in langen Versuchsreihen und mit dem an der Universität Karlsruhe erworbenen Know-how eine eigene Berechnungsformel.
Die teilflächenspezifische Ermittlung der optimalen N-Mengen für die Frühjahrsdüngung auf Rapsflächen erfolgt heute nach einer festen Routine. Hat der Auftraggeber die Feldumrisse aus den Agrar daten des Betriebes übermittelt, werden im Bildfundus der ESA wolkenfreie Spätherbst-Aufnahmen der betreffenden Flächen herausgesucht. „Das klappte bislang immer. 2020 war beispielsweise am 28. und am 30. Oktober über nahezu ganz Deutschland der Himmel blau“, sagt Schmidt.
Später erfolgen Referenzmessungen mit dem Yara-N-Sensor in Feldabschnitten, die anhand der Satellitenbilder einen hohen, mittleren und niedrigen NDVI-Index aufweisen. Nach Aussage des Dienstleisters ergeben sich aus den Messungen am Boden nur selten geringfügige Abweichungen gegenüber den Daten aus dem Orbit. Dennoch bleibe man vorerst bei dieser Verfahrensabfolge, um sicher zu gehen und um einen eigenen agronomischen Blick auf die Fläche zu werfen.
Auf dieser Datengrundlage erfolgt die teilflächenspezifische Berechnung der N-Aufnahme, die nach bisherigen Erfahrungen zwischen 20 und 140 kg/ha schwankt, und daraus abgeleitet schließlich die Erstellung der DüV-konformen Applikationskarte. „In den meisten Fällen ergeben sich so Einsparungen von 15 bis 25 kg pro Hektar“, verweist Schmidt auf den erzielbaren Effekt. Eine differenzierte Andüngung führe zudem zu einheitlicheren Beständen, die sich einfacher führen lassen und einer Frühsommertrockenheit besser begegnen könnten.
Infolge der ansteigenden Düngerpreise und einer gleichzeitigen Ausweitung der Anbaufläche für Raps als alternative zum Palmöl, das Biokraftstoffhersteller ab 2023 nicht mehr auf die nationale Quotenverpflichtung anrechnen können, verzeichnet Schmidt gegenwärtig eine steigende Nachfrage nach Karten zur N-Aufnahme und zur darauf abgestimmten N-Andüngung. Auch kleineren Betrieben ermöglicht das Verfahren den Einstieg ins Precision Farming.
Parallel entstehen neue Herausforderungen. Dazu gehören die bislang nicht interpretierbaren Mischsignale aus Rapskulturen mit Beisaaten. Auch die Weiterentwicklung der Messtechnik darf der Precision-Farming-Experte nicht aus dem Auge verlieren. Am Stab für die Ermittlung des NDVIIndex im Feld zur Überprüfung der Satellitendaten befindet sich daher neuerdings ein zweiter Sensorkopf Marke Eigenbau. Darin steckt ein in Österreich entwickelter Multispektral-Sensor. In dem winzigen Chip ist schon die gesamte Optik in Form geätzter Filter integriert.
„Was jedoch bleibt, ist unser Motto für die Düngung insgesamt und die Andüngung im Raps im Besonderen“, versichert Andreas Schmidt: „Nicht zu viel bei den guten Pflanzen und nicht zu wenig bei den schlechten.“