Immer Robot Ready mit ForFarmers

Der Futtermittelspezialist ForFarmers will Milchviehhaltern einen erfolgreichen Umstieg auf automatisches Melken ermöglichen. Die Kampagne „Immer Robot Ready“ kombiniert durch eine Rundum-Unterstützung die Datenauswertung des Melkroboters mit der Fütterung für mehr Tiergesundheit.

Ein Advertorial von ForFarmers

Eine markenunabhängige „Rundum-Unterstützung“ vor, bei und nach dem Umstieg auf Melkroboter bietet der Futtermittelspezialist ForFarmers interessierten Landwirtinnen und Landwirten an. Mit der neu gestarteten Kampagne „Immer Robot Ready“ spricht ForFarmers sowohl Umsteiger und Umstiegs-Interessierte Milchkuhbetriebe als auch gestandene Melkroboternutzer an. Die Roboterspezialisten von ForFarmers bieten mit einer kompetenten und markenunabhängigen Beratung eine wertvolle Rundum-Unterstützung – sowohl in der konzeptionellen Phase, als auch während und nach einer Umstellung auf ein automatisches Melksystem (AMS).

Die Klaue einer Kuh
© ForFarmers

„Die Zahl der Melkroboter steigt auch bei den Milchkuhhaltern in Deutschland weiter stark an. Wir von ForFarmers sind schon vor Jahren mit einer spezialisierten Beratung auf diese Entwicklung und die Belange der Tierhalter eingegangen, um sie zusätzlich zu Fragen der Gesunderhaltung ihrer Milchkühe auch rund um die Ernährung und die Einstellung der Roboter unterstützen zu können. Mittlerweile haben unsere Roboterspezialisten mehr als 500 Betriebe beim Umstieg auf das Melken mit dem Melkroboter begleitet. Aktuell betreuen wir mehr als 1.000 Robotermelker bei der Optimierung ihrer Ergebnisse“, berichtet Pie Leunissen, Verkaufsleiter Rind und Teamleiter des deutschen Teams von Roboterspezialisten bei ForFarmers.

Von der ersten Idee bis zur Optimierung im Alltag

Melkroboter am Kuheuter
© ForFarmers

Kenntnisse, Tools und ein Team von Spezialisten – bei ForFarmers „Immer Robot Ready“ ist das Gesamtpaket auf die einzelnen Phasen beim Umstieg auf ein AMS abgestimmt. Die Orientierungsphase beginnt beispielsweise mit der Frage, ob Robotermelken für einen Betrieb infrage kommt und was dabei zu beachten ist. „Circa ein Jahr vor dem Umstieg bewerten wir zum Beispiel Stallgrundrisse in Bezug auf clevere Laufwege, geben Ratschläge in Bezug auf die Futterstrategie nach dem Start und unterstützen mit Kenntnissen über die verschiedenen Merkmale der Melkrobotermarken. Ziel ist es, Tiere und Tierhalter schnell an den Roboter zu gewöhnen und die bestehenden Potenziale zu nutzen“, erläutert Maria Fühner, ForFarmers Spezialberaterin Rind und Roboterspezialistin bei ForFarmers in Deutschland.

In den Jahren nach dem Umstieg ist die Beratung u. a. darauf fokussiert, ob die Erwartungen mit Blick auf Arbeitskomfort, Effizienz, Tierleistungen und Erträge erfüllt wurden. Die Roboterspezialisten von ForFarmers arbeiten eng mit den Landwirten und Spezialberatern Rind von ForFarmers zusammen und erstellen pro Kundenbetrieb unter anderem zwei Mal pro Jahr eine Analyse der Roboterdaten. Mithilfe des firmeneigenen Roboteranalyseprogramms (RAP) wandeln sie gemeinsam mit den Landwirten die Roboterdaten in Verbesserungsmöglichkeiten um. Das Ergebnis: gesunde Kühe, die den Melkroboter zügig aufsuchen und bei der Milch-, Fett- und Eiweißproduktion Top-Leistungen erzielen.

Robot Ready: Markenunabhängig zu Bestleistungen

ForFarmers steht im engen Kontakt mit den verschiedenen Anbietern von Melkrobotern und berät markenunabhängig. „Die Entscheidung für einen bestimmten Melkroboter treffen unsere Kunden selbstständig. Wir stellen sicher, dass unsere Roboterspezialisten über Kenntnisse bei allen Marken verfügen sowie bei allen Systemen die Daten auswerten und u. a. die Kraftfuttereinstellungen ändern können“, kommentiert Fühner. Pie Leunissen ergänzt: „Durch die Verknüpfung von Fütterung und Tiergesundheit mit den Daten des Melkroboters können wir selbst gestandenen Robotermelkern eine einzigartige Beratung bieten. Genau das unterstreichen wir mit unserer neuen Kampagne „Immer Robot Ready mit ForFarmers“.“


Weitere Informationen zu Robot Ready gibt es hier

Kühe auf einer Weide
© ForFarmers

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Mecklenburger ist Ostseelandwirt 2021

Um sein besonderes Engagement beim Schutz von Gewässern zu würdigen, gewinnt das Gut Groß Voigtshagen im Landkreis Nordwestmecklenburg mit Betriebsleiter Axel Böttcher den Wettbewerb um den Titel „WWF-Ostseelandwirt 2021“.

Von Elke Ehlers

Für besonderes Engagement im Gewässerschutz zeichnet die Umweltstiftung WWF das Gut Groß Voigtshagen im Landkreis Nordwestmecklenburg aus. Betriebsleiter Axel Böttcher setzte sich im nationalen Wettbewerb um den „WWF-Ostseelandwirt 2021“ durch. Damit ging der Preis zum zweiten Mal in Folge nach Mecklenburg-Vorpommern. Die Umweltschutzorganisation zeichnet Landwirte im Einzugsgebiet der Ostsee aus, die den Austrag von Nährstoffen in die Gewässer mindern und dadurch zum Schutz des Binnenmeeres beitragen.

(c) Matthias Lech

Das Besondere: Wie 2018 errang ein konventionell wirtschaftender Agrarbetrieb den mit 1.000 Euro dotierten Preis. „Um die Stickstoffbilanz zu mindern, setzt das Team um Axel Böttcher auf digitale Präzisionstechnik sowie Vielfalt in der Fruchtfolge“, würdigt WWF-Agrarexperte Michael Berger die Leistungen des Ackerbaubetriebes. Die Jury zeigte sich zudem beeindruckt von den 20 m breiten Gewässerrandstreifen entlang der Fließgewässer sowie den auf Ackerflächen belassenen kleinen Tümpeln. „Wir stellen der Natur großzügig Pufferstreifen an Gewässern und Blühflächen für Insekten zur Verfügung“, bestätigt Axel Böttcher.  „Aber dort, wo wir ackern, möchten wir intensiv arbeiten.“ Dies geschehe angepasst an den Standort.

(c) Matthias Lech

Seit 2018 würden für eine teilflächenspezifische Düngung satellitenbasierte Biomassekarten benutzt, um den Bedarf an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln möglichst genau zu bestimmen. Als nationaler Sieger vertritt Axel Böttcher Deutschland im Oktober in Dänemark beim internationalen Ausscheid der Teilnehmerländer. Der seit 2009 ausgetragene Wettbewerb, den der WWF Deutschland in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ausschrieb, in den Angangsjahren zumeist Öko-Höfe. 2018 siegte die Agrargenossenschaft Bartelshagen I aus dem Landkreis Vorpommern-Rügen.    


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Japankäfer breitet sich aus: Warnung von Behörden in Deutschland

Der Japankäfer breitet sich in der Grenzregion von der Schweiz zu Deutschland aus. Mehr als 300 Pflanzenarten sind durch den Schädling gefährdet. Behörden haben Pufferzonen eingerichtet.

Von den Redakteuren der Bauernzeitung

Der Japankäfer wurde in Basel in der Schweiz gesichtet, unmittelbar an der deutschen Grenze. Er breitet sich in Richtung Deutschland aus. Laut dem Julius Kühn-Institut (JKI) gab es dort bisher nur vereinzelte Käfer, nun wurden jedoch an zwei weiteren Stellen größere Kolonien entdeckt. Um die Fundorte wurde eine Befallszone von einem Kilometer markiert, mit einer Pufferzone im Umkreis von fünf Kilometern. Auch Teile deutscher Gemeinden fallen nun in das Beobachtungsgebiet.

Schädling kann an Autos oder Pflanzen eingeschleppt werden

Die Bevölkerung im Grenzgebiet und darüber hinaus wurde von den Behörden aufgerufen, verdächtige Käferfunde zu melden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Der Schädling kann leicht unbeabsichtigt nach Deutschland eingeschleppt werden, zum Beispiel als „blinder Passagier“ an Fahrzeugen oder in Pflanzen und Pflanzenteilen.

Der Japankäfer, ursprünglich aus Japan, kann eine Vielzahl von Pflanzen schädigen und vermehrt sich gut in europäischen Ländern, da natürliche Feinde fehlen. Der Käfer ernährt sich von Blättern und Früchten von über 300 Pflanzenarten in Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Gärten, inklusive Weinreben und Obstbäumen. Die Europäische Union stuft den Japankäfer als prioritären Quarantäneschädling ein.

Japankäfer wurde 2021 erstmals in der Schweiz entdeckt

Bereits im Jahr 2021 war in einer Insektenfalle im Raum Basel erstmals ein männliches Exemplar des Japankäfers Popillia japonica gefangen worden, teilte damals das Julius Kühn-Institut mit. Der Eidgenössische Pflanzenschutzdienst (EPSD) der Schweiz hatte die Pflanzenschutzbehörden der benachbarten Länder über den Fund des Japankäfers informiert. Der Käfer hat in der EU den Status eines meldepflichtigen prioritären Quarantäneschadorganismus, und muss in Deutschland den Pflanzenschutzdiensten der Bundesländer gemeldet werden.

Ausrottungs- und Monitoringmaßnahmen gestartet

Die Länderbehörden ergreifen dann Ausrottungs- und Monitoringmaßnahmen, auf die sich die EU-Mitgliedsstaaten geeinigt haben. „Die Tatsache, dass der Japankäfer nun im Deutsch-Schweizerischen Grenzgebiet auf der Alpennordseite gesichtet wurde, versetzt die deutschen Pflanzengesundheits-Behörden in Alarmbereitschaft.

Um ökonomischen und ökologischen Schäden vorzubeugen, soll unbedingt verhindert werden, dass sich der Käfer in Deutschland etabliert“, sagt damals Dr. Bernhard Carl Schäfer JKI. Pflanzenproduzierende Betriebe, Händler aber auch die allgemeine Bevölkerung besonders in Baden-Württemberg und natürlich Reisende aus Italien und der Südschweiz werden gebeten, nach dem Japankäfer Ausschau zu halten.

über 300 Pflanzenarten gefährdet

Die erwachsenen Insekten des Japankäfers Popillia japonica schädigen über 300 Pflanzenarten durch Blattfraß, die Larven hingegen durch Wurzelfraß. Zu dem breiten Wirtspflanzenkreis gehören neben Ahorn, Buche und Eiche auch diverse landwirtschaftliche und gartenbauliche Kulturen wie Mais, Kartoffel, Spargel, Tomate, Bohnen, Apfel, Kirsche, Pflaume, Him-, Brom-, Erd- und Heidelbeere sowie Weinreben.

Grünflächen, vor allem gepflegte Rasen, Wiesen und Weiden dienen als Ablageplatz für Eier und als Kinderstube für die Larven. Auch vor Zierpflanzen machen die Käfer nicht halt, hier sind Heide, Dahlien, Astern, Zinnien sowie die Ziergehölze Thuja, Flieder und Schneeball betroffen.

Markant ist der Skelettierfraß, bei dem der Käfer nur das Blattgewebe zwischen den Blattadern frisst. Eier und Larven der zur Familie des Blatthornkäfers gehörenden Art werden in den Wurzelballen von Kulturpflanzen, aber auch mit Rollrasen verschleppt. Die flugfähigen erwachsenen Tiere verbreiten sich als „Tramper“ über die diversen Transportwege (Bahn, Schiff, Flugzeug, Lastwagen).

In Europa keine natürlichen Gegenspieler

Als eingeschleppte Art (Neozoon) hat der ursprünglich aus Japan stammende Käfer in Europa keine natürlichen Gegenspieler. Die Einschleppung des Japankäfers in den USA vor 100 Jahren. Seine anschließende rasante Ausbreitung führt dort bis heute zu nachweisbar hohen ökonomischen Verlusten in der Landwirtschaft.

Um einem ähnlichen Verlauf in Europa vorzubeugen, hat die EU den Käfer als sogenannten „Quarantäneschadorganismus“ eingestuft. Der Status ermöglicht es den zuständigen Behörden so genannte phytosanitäre (zu deutsch pflanzengesundheitliche) Maßnahmen zu ergreifen. Dies sind beispielsweise die verstärkte Kontrolle von Waren und Betrieben oder das Verbringen von Pflanzmaterial aus befallenen Gebieten zu verbieten. „Solche Maßnahmen dienen dazu, ökonomische Schäden von der Landwirtschaft fernzuhalten. Ebenso schützen sie die Ökosysteme vor potenziellen Schäden“, sagt Dr. Schäfer vom JKI.


Für Bürgerinnen und Bürger beantwortet das JKI in einem Dossier Fragen, wie der Käfer erkannt und wem Käferfunde gemeldet werden sollen.


Informiert sein
Mit etwas Geduld lassen sich die Blutbär genannten Falter bzw. deren Raupen etablieren. Ihnen kann das giftige Kraut nichts anhaben. © Adobe Stock
Mit etwas Geduld lassen sich die Blutbär genannten Falter bzw. deren Raupen etablieren. Ihnen kann das giftige Jakobskreuzkraut nichts anhaben. © Adobe Stock
Rissgutachten in Thüringen: Hemdsärmelig zur DNA-Probe

Bei der Begutachtung potenzieller Wolfsrisse müssen sich Weidetierhalter auf Behörden verlassen können. Beispiele für Rissgutachten aus Thüringen zeigen, wie bei diesem sensiblen Thema Vertrauen verspielt wird.

Von Frank Hartmann

Thüringer Landwirte könnten eigentlich froh sein, dass Wölfe – ein Rudel und zwei Einzeltiere gelten als ansässig – ihre Weidetiere verschmähen oder Schutzmaßnahmen sie fernhalten. Im laufenden Jahr meldeten sie 20 Risse an das „Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs“ beim Umweltministerium des Landes. Opfer waren Fohlen, Lämmer, Kälber und Gatterwild. Die gerufenen freistaatlichen Rissgutachter schlossen in 15 Fällen den Wolf oder Luchs anhand der Spurenlage als Beutegreifer aus.

15 Mal wurden dennoch DNA-Proben genommen: Dreimal identifizierte das Senckenberg-Institut den Fuchs, zweimal den Hund als Verursacher. Die übrigen analysierten Proben waren nicht auswertbar, also keine Tierart zu bestimmen.

RIssgutachten: Vor Probenahme Hund gestreichelt

Alles andere als froh ist Biolandwirtin Katrin Dänner aus Kaltennordheim in der Rhön. 150 ha bewirtschaftet sie, 50 Fleckviehkühe geben Milch. Am frühen Vormittag des 28. Juni fuhr sie zur Weide ihrer vier trockenstehenden Kühe, um ein am Vortag geborenes Kalb und seine Mutter auf den Hof zu holen. Das Kalb jedoch war tot. Rissspuren ließen nichts Gutes erahnen, zumal mehrere Einzelwölfe und ein hessisches Rudel im grenznahen Raum durch das Territorium streifen.

Dänner griff zum Telefon und meldete den Riss, der noch frisch und feucht war, an das Kompetenzzentrum. Nachmittags gegen 15 Uhr kam die Rissgutachterin des Umweltministeriums auf ihren Hof. „Das Erste, was sie nach ihrer Ankunft tat, war unseren, ihr unbekannten Hund ausgiebig zu streicheln. Obwohl sie wusste, dass sie gleich eine sehr relevante DNA-Probe zur Untersuchung auf eventuellen Wolfsriss nehmen sollte“, staunt die Landwirtin. Ohne Händewaschen oder Desinfektion fuhr man gemeinsam zum Kadaver des Kalbes. Dort habe die Gutachterin aus ihrem Rucksack Handschuhe heraus geholt, „die weder steril, noch einzeln verpackt waren“. Sie trug sie in den Händen – mit denen sie den Hund gestreichelt hatte – zusammengeknüllt bis zum toten Tier, wo sie sie sich dann überzog, um dann das gesamte Kalb abzufühlen und zu untersuchen. Danach, so erinnert sich Dänner, entnahm die Rissfachfrau die Probetupfer, um an den gleichen Stellen die relevanten Proben zur Untersuchung auf Wolf- und sonstige DNA zu ziehen.

Auf Anfrage der Bauernzeitung erklärte das Umweltministerium in Erfurt, es bestehe keine Gefahr, dass DNA-Spuren des Hundes die Probe vom Kadaver verfälschen. „Die Handschuhe dienen dem Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und haben keinen Einfluss auf die Probeentnahme. DNA-Spuren eines potenziellen Rissverursachers sind eindeutig“, heißt es in der Antwort.

Das Senckenberg-Institut sieht das etwas anders. Es untersucht seit 2010 alle im Wolfsmonitoring der Bundesländer anfallenden DNA-Proben. Die dabei gesammelten Erfahrungen fließen „fortlaufend in unsere Empfehlungen zur fachgerechten Probennahme“ ein. Die Probenahme, so das Institut auf unsere Anfrage, sowie eine fachgerechte und schnellstmögliche Konservierung der gesammelten Proben seien für eine „erfolgreiche genetische Analyse von entscheidender Bedeutung. Zur Vermeidung von Verunreinigungen mit Fremd-DNA (Kontaminationen) sollte die Probennahme stets mit höchster Sorgfalt durchgeführt werden“, hebt man hervor.

Spuren am Tatort

In einem Merkblatt hält das Institut dazu an, bei allen Probenahmeschritten Einweghandschuhe zu tragen. Nicht – wie das Erfurter Umweltministerium meint – ausschließlich, sondern auch als „Schutz vor Krankheitserregern, die insbesondere durch Kotproben von Wildtieren übertragen werden können.“ Alle verwendeten Utensilien, die in Kontakt mit dem untersuchten Material gekommen sein könnten, müssten ausgetauscht bzw. gründlich gereinigt werden. Sollten keine Einwegwerkzeuge vorhanden sein, „müssen Pinzetten und andere Geräte gründlich mit Wasser und Ethanol gereinigt und zusätzlich abgeflammt werden“. Warum dieses strikte Vorgehen, wo doch Verunreinigungen laut dem Erfurter Umweltministerium unerheblich sind?

Daran, dass die Schadensgutachter laut Ministerium „hinsichtlich des Erkennens und Bewertens von Fraß- und Bissspuren an Kadavern“ und am Ort des Geschehens geschult seien, hegt Dänner Zweifel. So habe „ihre“ Gutachterin nicht einmal gewusst, „dass sich neugeborene Kälber, genau wie Rehkitze, bei Gefahr flach ins Gras drücken und der Wolf so gar keine Chance hatte, den von ihr so gesuchten Kehlbiss anzuwenden“.

Fachgerechte Probennahme zum Erstellen von Rissgutachten: Auszug aus den Empfehlungen des Senckenberg-Institutes: „Rissabstriche werden an geeigneten Stellen (Kehlbiss, den Kehlbiss umgebender Bereich, Wundränder) mit sterilen Wattestäbchen genommen. Die Tupfer sollten unmittelbar vor der Beprobung mit sterilem Wasser oder besser 1x TE-Puffer angefeuchtet werden (durch die hohe Kontaminationsgefahr empfehlen wir, den in unserem Labor hergestellten Puffer oder gleichwertige Produkte vom Fachhandel zu beziehen).

Nach der Beprobung wird der Tupfer bei offenem Ziplock-Beutel oder außerhalb des Beutels getrocknet. Danach wird dieser in ein gefaltetes Filterpapier
gegeben und in einem Ziplock-Beutel mit Trocknungsmittel bei Raumtemperatur gelagert. Achtung: Es besteht erhöhte Kontaminationsgefahr. Empfohlen wird, neben dem Kehlbiss auch Proben von anderen Stellen zu nehmen (bitte neue Tupfer
verwenden und separat lagern). Zur Beprobung eignen sich auch die von diversen Herstellern angebotenen sterilen Tupferröhrchen für forensische Analysen. Wichtig ist, dass eine Beprobung möglichst innerhalb von 24 Stunden nach dem Rissvorfall geschieht, da die Wahrscheinlichkeit für eine
erfolgreiche Bestimmung von Art und Individuum mit zunehmender Zeit stetig abnimmt. Bitte die Probe
möglichst zeitnah versenden.“ red

Landwirtin Katrin Dänner hegt Zweifel, dass die Rissbegutachtung in Thüringen mit der gebotenen Ernsthaftigkeit erfolgt. © Birgitt Schunk

Das Ministerium bestätigt indes, dass bei schwachen oder tot geborenes Tieren der Tötungsbiss unter Umständen fehlt. „Die Menge des gefressenen Fleisches, Unterhautblutungen und Schleifspuren am Tatort werden bei der Einschätzung mit einbezogen.“ Landwirtin Dänner aber wundert sich, dass sich die Gutachterin „auch nicht ansatzweise die Mühe gemacht hat, um die Umgebung nach weiteren Wolfsspuren, Kot oder Haaren abzusuchen“. Die Antwort aus Erfurt macht klar, dass sie sich damit an die Vorgaben hielt: „Wenn ein Riss aufgrund der Merkmale am Kadaver als sehr unwahrscheinlich eingeschätzt werden kann, wird von einer detaillierteren Untersuchung des Umfeldes abgesehen.“

Derart verunsichert und enttäuscht suchte sich Katrin Dänner am selben Tag noch Hilfe, die der Verein „Wölfe vs. Land“ bietet. Geschulte „Rissbegleiter“ unterstützen Betroffene ehrenamtlich, auch wenn sie keine „Offiziellen“ sind. Es besteht eine enge Kooperation mit dem Forensischen Institut ForGen in Hamburg. „Innerhalb von zwei Stunden war die geschulte Hilfe samt einem Jäger auf unserm Hof“. Das Umfeld wurde abgesucht und jede mögliche DNA-Spur gesichert. Und zwar mit genau der Akribie, die Dänner zuvor erwartet hatte.

Rissgutachter im Urlaub – und Dann?

Kaum drei Wochen später, „am selben Berg, nur die andere Seite“, macht auch Landwirt Jan Peters mehr oder weniger Bekanntschaft mit den Thüringer Rissgutachtern. Er hält bei Dermbach ebenfalls Fleckvieh für die Milcherzeugung und bietet Urlaub auf dem Bauernhof an. Am Dienstag, dem 23. Juli, findet er vormittags bei seinen Trockenstehern ein gerissenes Kalb. „Ich habe meinen Jagdpächter informiert. Aufgrund eines bestätigten Muffelrisses hat er Erfahrung mit dem Wolf und den Gutachtern.“

Den Landwirt erreicht wenig später der Rückruf aus dem Erfurter Kompetenzzentrum. Dort entschuldigt man sich, aufgrund von Krankheit und Urlaub selbst keinen Rissgutachter entsenden zu können. Frühestens Donnerstag oder erst Freitag komme jemand. Peters kontaktiert den Verein „Wölfe vs. Land“, deren Helfer am selben Tag bei ihm anrücken. Die Zeit drängt – Senckenberg empfiehlt eine Begutachtung und Probenahme im besten Fall innerhalb von 24 Stunden. Peters versucht daher, Anzeige wegen Wilderei bei der Polizei zu stellen – für den Fall, dass ein Hund der Verursacher war. Die aber will erst ermitteln, wenn dies amtlich bestätigt ist. „Am Abend rief mich der Amtstierarzt an und empfahl mir, den Kadaver bis zur offiziellen Begutachtung kühl zu lagern.“

Nach vier Tagen, am Freitag, reiste dann ein Rissgutachter aus Brandenburg an. „Für ihn war klar, dass es kein Wolf war. Vielmehr interessierte er sich dafür, ob das Kalb überhaupt lebend geboren wurde.“ Eine DNA-Probe wurde nicht genommen. „Ich wäre ja im Grunde froh, wenn es kein Wolf gewesen wäre“, sagt Peters. Aber wie mit den Tierhaltern umgegangen werde, frustriere und sei nicht zu akzeptieren. Katrin Dänner erhielt unterdessen die DNA-Ergebnisse der ersten und auch der zweiten „offiziellen“ Probe. Die Tierart, die ihr Kalb gerissen hat, sei nicht bestimmbar. In der B-Probe fanden sich Spuren vom Fuchs. Auf die Ergebnisse des Hamburger Labors wartet sie noch.


Leitfaden für den Fall des Risses

Mehrere Verbände haben Leitfäden erarbeitet, falls es zu einem Wolfsriss kommt. Im Folgenden fassen wir Empfehlungen zur Rissbegutachtung der Bauernverbände aus Sachsen-Anhalt und Thüringen zusammen:


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Tote Schafe in Volzrade – Wolf unter Verdacht

Ein Tierhalter aus Volzrade im mecklenburgischen Landkreis Ludwigslust-Parchim hat am vergangenen Mittwoch 17 seiner Schafe verloren. Als Ursache kommt für ihn nur der Wolf infrage – es wäre nicht der erste Wolfsriss in seiner Herde.

Im Dorf Volzrade (Landkreis Ludwigslust-Parchim) hat ein Tierhalter am vergangenen Mittwoch 17 Schafe verloren. Der Volzrader, der anonym bleiben möchte, hat zwölf Schafe verendet auf einer seiner Weiden gefunden. Fünf weitere Schafe seien so schwer verletzt gewesen, dass sie von einem Veterinär eingeschläfert werden mussten, berichtete die Schweriner Volkszeitung (SVZ) am vergangenen Donnerstag.

Aufmerksam auf die gerissenen Tiere wurde der Schafhalter aufgrund eines Anrufes am Mittwochmittag, wonach der Rest seiner verschreckten Schafherde durch Volzrade gelaufen sei, schrieb die SVZ. Daraufhin hat er die toten und die verletzten Schafe auf der Weise gefunden. Am Donnerstag war ein Rissgutachter zur Aufklärung des Vorfalls vor Ort, um den toten Schafen DNA-Proben zu entnehmen.

Für den Volzrader Schafhalter steht der Wolf unter Verdacht. Bereits im Dezember 2020 hatte er einen Wolfsriss bei seinen Schafen zu beklagen, äußerte der Schafhalter gegenüber der SVZ. Dabei hatte die DNA-Probe ergeben, dass eine Wölfin aus der Nachbargemeinde Amt Neuhaus das Schaf gerissen hatte. red


Schäfermeister Stoll mit vom Wolf gerissenen Schafen auf dem Stralsunder Boulevard

Tote Schafe auf dem Stralsunder Boulevard

Schäfermeister Ingo Stoll hat am Dienstag (04. Mai) mit einer öffentlichen Aktion auf dem Stralsunder Boulevard auf die nicht hinnehmbare Situation vieler Schafhalter nach der Rückkehr des Wolfs aufmerksam gemacht. mehr


Ein Wolf in der Natur.

24 tote Schafe: Wolf soll erlegt werden

Überraschung: Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) will den Abschuss des einzigen Wolfs im Land voranbringen. Das Raubtier hat sich mit seinem hybriden Nachwuchs auf das Reißen von Nutztieren spezialisiert. Mit der jüngsten Attacke am vorigen Wochenende (24 tote Schafe) fielen der Wölfin allein 2019 fast 180 Weidetiere zum Opfer. mehr


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25. Erntekronenwettbewerb der Landfrauen Sachsen-Anhalt: Modern trifft Tradition

In diesem Jahr prämiert der Landfrauenverband zum 25. Mal Sachsen-Anhalts schönste Erntekrone und ruft zum Mitmachen auf. Das Besondere in diesem Jahr: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Also bis zum 31.8. anmelden und ran an die Ähren!

Der Landfrauenverband Sachsen-Anhalt begeht dieses Jahr das Jubiläum seines Wettbewerbes um die schönste Erntekrone des Landes und hat landesweit zum Mitmachen aufgerufen. Der Live-Wettbewerb mit Publikumsentscheid wird ein Höhepunkt des Landeserntedankfestes am 18./19. September im Magdeburger Elbauenpark sein.

Um auch in Zukunft viele für das Binden begeistern zu können, geht der Verband neue Wege und öffnet sich beim Erntekronenwettbewerb unter dem diesjährigen Motto: „Modern trifft Tradition“ für moderne Varianten von Erntekronen und -kränzen. Traditionell werden diese aus den Getreidearten Gerste, Hafer, Roggen und Weizen gebunden, außerdem gibt es Kriterien zu Bindeart, Material und Technik. Alle diese Vorgaben müssen in diesem Jahr nicht erfüllt werden, der Kreativität sind zum Jubiläum keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass die Form einer Krone/eines Kranzes klar erkennbar ist. Anmeldeschluss ist der 31. August. red


Hier gibt es weitere Informationen zum 25. Erntekronenwettbewerb der Landfrauen.


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Schafhaltung: Mehr als Fleisch und Wolle

Die Beweidung mit Schafen wirkt sich positiv auf die Qualität des Acker- und Grünlands aus und leistet einen wesentlichen Beitrag für mehr Biodiversität. Das muss stärker in den Fokus rücken.

Von Dr. Michael Jurkschat, LELF Brandenburg

Ein Traditionsberuf ohne Zukunft? Mit dem Beitrag von Karsten Siersleben in der Zeitschrift „Schafzucht“ 1/2021 wurde noch einmal deutlich, wie instabil sich die Wirtschaftlichkeit der Schafhaltung in Deutschland darstellt. Das belegen auch die Gewinnschwankungen in Brandenburger Haupterwerbsschäfereien. Nach einem deutlichen Gewinnanstieg zwischen den Wirtschaftsjahren 2009/10 und 2016/17 – auch als Folge der Maßnahmen nach der letzten Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und einem verbesserten Preisniveau für Lammfleisch war 2017/18 wieder eine deutliche Verringerung des Gewinns festzustellen (Tabelle). Ursachen waren stark gestiegene Kosten in Verbindung mit gesunkenen Einnahmen aus der Lammfleischerzeugung. Neuinvestitionen in moderne, arbeitssparende Technik und Ausrüstung sind bei einer angemessenen Entlohnung für den Betriebsleiter hier nicht möglich (siehe Gewinn nach Abzug der kalkulatorischen Personalkosten). Nach Meldung des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung verdienen Schäfer deutlich unter dem Mindestlohn.



Nicht nur das Gras kurz gehalten

Es ist schwierig, jungen Leuten eine wirtschaftliche Perspektive in der Schafhaltung zu bieten und die Schafbestände zu halten. Damit stehen nicht nur die Realisierung von Dienstleitungen zur Landschafts- und Deichpflege mit Schafen und Ziegen zur Disposition, sondern auch die unbaren Leistungen, welche die Schafbeweidung in der Agrarlandschaft vollbringt. Dazu gehören:

Im Jahresverlauf ergeben sich verschiedene Möglichkeiten der Einbindung der Schafbeweidung in die Flächenbewirtschaftung. Zwischenfrüchte werden angebaut, um Ackerflächen vor Erosion zu schützen und Stickstoffverluste zwischen der Ernte der Hauptfrucht und dem Ausbringen der nachfolgenden Ackerfrucht zu minimieren. Beispielsweise liegen bei einer Fruchtfolge von Mais nach Getreide die Flächen vom Sommer bis zum nachfolgenden Frühjahr brach. Der im Boden vorhandene Stickstoff unterliegt in dieser Zeitspanne der Gefahr, ausgewaschen zu werden und die Nitratbelastung im Grundwasser zu erhöhen. Die angebaute Zwischenfrucht bindet den Bodenstickstoff. Lässt man allerdings die Zwischenfrucht abfrieren und liegen, dann besteht das Risiko, dass die Nährstoffe über Zersetzungsprozesse in dem toten Pflanzenmaterial doch noch verlorengehen. Um dem vorzubeugen, ist ein Mulchen und anschließendes Einarbeiten mit Scheibenegge erforderlich (Kosten nach KTBL: Schlepper mit 83–120 KW für Mulchen 33,19–34,16 €/ha und für das Scheiben 21,89–22,18 €/ha).

Was Landwirte an Schafen schätzen

„Diese Kosten spare ich“ berichtet Dr. Frank Plessmann, der einen Marktfruchtbaubetrieb im Landkreis Uckermark bewirtschaftet. Seit mehreren Jahren lässt er die Zwischenfrüchte durch die Schäferei Kath beweiden und hat dabei sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Vorteile der Schafbeweidung möchte er nicht missen und sieht neben den Kosteneinsparungen Vorteile in folgenden Punkten:

Robert Scheringer von der Agrarprodukte Großfahner eG in der Nähe von Erfurt sieht einen großen Vorzug der Schafbeweidung darin, dass nach dem Abweiden der Zwischenfrüchte die Bodenoberfläche ausreichend rückverfestigt und die Befahrbarkeit hergestellt ist. Das ist die Voraussetzung für das zeitnahe Ausbringen der Gülle der 600er-Milchviehanlage im Betrieb.

Auch für den Landwirtschaftsbetrieb Schulze-Kahleyß im Landkreis Märkisch-Oderland hat die Trittwirkung der Schafe eine große Bedeutung. Dieser ließ Schäfermeister Wilfried Vogel im Herbst 2020 eine Luzerne-Erstansaat beweiden. Beim Mähen eines jungen Bestandes mit Kreiselmähern besteht die Gefahr, dass die Pflanzen samt Wurzelwerk ausreißen. Dies passierte bei der beweideten Fläche nicht. Daneben schätzt der Betriebsinhaber natürlich auch die Verbisswirkung bezogen auf Unkraut. Im Vergleich zu dem benachbarten gleichaltrigen, unbeweideten Luzernebestand ist der Bestand heute kräftiger und stabiler.

Nährstoffbilanz
Die Nährstoffbilanz für die Fläche ist bei der Schafbeweidung immer negativ, sofern
keine Zufütterung erfolgt. Eine Berücksichtigung der Schafbeweidung in der
Düngebilanz ist deshalb auch nicht erforderlich. Allerdings sind dem Flächeneigentümer Anzahl der Tiere und Dauer der Beweidung mitzuteilen.

Schäfermeister Jens Kath macht in seinem Umfeld die Erfahrung, dass wieder zunehmend Interesse an Beweidung von Zwischenfrüchten besteht. Die sichtbaren Ergebnisse der Beweidung von Zwischenfruchtflächen waren überzeugend für einige Landwirte in seiner Nachbarschaft.

Merinoschafe von Schäfer Helmut Biermann auf einer Weide in Brandenburg
Merinofleischschafe aus der Herde von Helmut Biermann aus Berge (Brandenburg) bei der Beweidung von Saaten. © Michael Jurkschat

Nährstoffe im Kreislauf erhalten

Grundsätzlich kann man feststellen, dass die Zwischenfruchtwirkung für die Nachfolgefrucht durch die Schafe eher verbessert wird, da:

Dies bestätigen auch Untersuchungen in Australien, wo die Schafbeweidung traditionell in die Fruchtfolgerotation auf Ackerflächen eingebunden ist. Hier stellte man auf Flächen, welche vor Anbau von Triticale, Hafer oder Raps intensiv mit Schafen beweidet wurden, ein besseres Auflaufen der Folgefrüchte fest. Die Menge an frischen Trieben war bei intensiver Beweidung in Abhängigkeit von der Art der Folgefrucht um 26–70 % höher. Die Körnererträge und die Stickstoffgehalte bei Hafer und Raps waren auf den vor Anbaubeginn intensiv beweideten Flächen in der Tendenz ebenfalls größer. Dies wurde auf eine verbesserte Pflanzenverfügbarkeit des Stickstoffes infolge der Schafbeweidung zurückgeführt.

Vor-/Nachbeweidung von Acker- und Grünland

Bei mildem Spätherbst und Frühwinter entwickeln sich die Saaten stärker. Dies kann negative Folgen haben:

Traditionell wird für die Beweidung der Saaten das Hüten empfohlen. Über das Hüten lassen sich Verbiss und Tritt gezielter beeinflussen als beim Koppeln. Robert Scheringer berichtet allerdings, dass sogar in den zuletzt sehr trockenen Jahren (Niederschlagsmengen lediglich bei circa 400 mm) eine intensive Beweidung mittels Koppeln auf Wintergerste und Grünroggen zu besseren Erträgen führte. Er sieht als Ursache hierfür vor allem die Anregung der Spross- und Wurzelmasseentwicklung durch den Verbiss und Tritt. Dies trägt zu einem besseren Nährstoff- und Wasseraufnahmevermögen der Pflanze bei. Außerdem spart er Kosten. Die Mäuseplage wäre ohne Schafe sehr aufwendig und nur mit Mäusegiftködern zu überwinden. Weiterhin erübrigt sich der Fungizideinsatz in den Saaten. Er ist überzeugt: „Die Schafe passen zu hundert Prozent in unser Betriebskonzept. Deshalb haben wir den Mutterschafbestand auf 1.000 Stück ausgebaut“.

Extrawissen
Schafhalter mit geringer Flächenausstattung sind in hohem Maße auf die Fremdflächenbeweidung angewiesen. Neben der Weidetierprämie ist der im Punkt 8 des Forderungskataloges für die deutsche Schafhaltung formulierte Vorschlag, Ackerbaubetrieben Anreize für die Schafbeweidung von Brachflächen, Zwischenfrüchten und Auswuchsflächen zu setzen, unbedingt zu unterstützten.

Im Spätwinter und zeitigen Frühjahr ersetzt die Schafbeweidung das Striegeln und Walzen. Maulwurfshaufen werden „planiert“ und die Gänge der Wühlmäuse zugetreten. Überständige Pflanzenrückstände und zeitig austreibende Unkräuter und Obergräser werden gefressen. Für die wertvolleren Futtergräser verbessern sich die Konkurrenzbedingungen. Die Vorweide endet witterungsabhängig mit Einsetzen des Wachstumsschubes.

Die Wiesennachweide als „Pflegemaßnahme“ zum Ende der Nutzungsperiode sollte erst sechs Wochen nach dem letzten Spätsommerschnitt erfolgen, sodass die Graswurzeln genügend Reservestoffe einlagern können. Auch eine Nachbeweidung von Pferdeweiden mit Schafen hat positive Effekte. Der stark selektive und tiefe Verbiss durch Pferde führt zur starken Verunkrautung der Weiden (insbesondere Ampfer, Brennnesseln). In einem Vergleich von Nachmahd und Schafbeweidung als Pflegemaßnahme wurden Brennnessel, Ackerkratzdistel und Breitwegereich gut verbissen. Bei den beiden zuletzt genannten Unkräutern war das Vorkommen im Folgejahr zurückgedrängt.


FAZIT: Landwirt und Schäferei profitieren gleichermaßen von der Schafbeweidung bei Fremdflächennutzung. Die Schäferei nutzt kostengünstig Futter und spart Stallfuttertage im Winter. Der Landwirt profitiert von der Einsparung von Arbeitsgängen und dem stabilisierenden Einfluss der Schafe auf die Bodenfruchtbarkeit. Die Nährstoffbilanz ist für die Flächen bei der Schafbeweidung immer negativ, sofern keine Zufütterung erfolgt, und daher ist sie in der Düngebilanz auch nicht zu berücksichtigen.


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Seit über 120 Jahren werden in Salzatal in Sachsen-Anhalt Merinofleischschafe gehalten und gezüchtet, die sich durch besondere Wolle und hochwertiges Fleisch auszeichnen. (c) Fritz Fleege

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Anbau von Winterraps: Wer friert, kann auch vertrocknen

Wer erfolgreich Winterraps anbauen möchte, sollte seine spezifischen agrarmeteorologischen Bedingungen kennen. Von der Aussaat bis zur Ernte wird die Kultur von Temperaturen, Wasser und Sonnenstunden beeinflusst.

Von Philipp Borrmann (HTW Dresden) und Falk Böttcher (Deutscher Wetterdienst Leipzig)

Winterraps hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Kulturen entwickelt. Als Blattfrucht ist er fester Bestandteil in der Fruchtfolge des Ackerbaus. Er hat klimatische Ansprüche, deren ideale Ausformung in der Tabelle durch Ludger Alpmann von der Deutschen Saatveredelung 2009 zusammengetragen und um Angaben zum Lichtanspruch ergänzt wurde.

Temperatur in der Summe

Vom Feldaufgang bis zur Ernte benötigt guter Winterraps eine hohe Temperatursumme von circa 2.700 °C. Von der Aussaat bis zum Jahresende bedarf er etwa 800– 900 °C, um gut durch den Winter zu kommen. Nach dem 1. Januar bis zur Ernte werden als Wärmesumme weitere 1.700–1.800 °C benötigt. Winterraps keimt ab einer Minimaltemperatur von 2 °C, das Optimum liegt bei 20 °C. Das Wachstum der Rapspflanzen beginnt ab etwa 4–6 °C. Bei zu zeitiger Aussaat können Winterrapsbestände deshalb noch eine erhebliche Menge an Biomasse bilden. Bis zum Vegetationsende sollten die Pflanzen sechs bis acht Blätter entwickelt haben, um eine entsprechende Widerstandsfähigkeit gegen Fröste (-20 bis -25°C) aufzuweisen. Bis zum Vegetationsende benötigt der Winterraps deshalb 100 bis 110 Vegetationstage. Der günstige Aussaattermin liegt aus diesem Grund zwischen dem 20. August und 10. September, wobei in den Übergangs- und Vorgebirgslagen frühe Aussaattermine vom 10. bis 20. August anzustreben sind. Zudem benötigt Winterraps über einen Zeitraum von 20 bis 60 Tagen einen Vernalisationsreiz von +1 bis +4°C. Sowohl sehr schwach entwickelte als auch deutlich überwachsene Bestände, bei denen der empfindliche Vegetationskegel zu weit aus dem Boden ragt, sind besonders von Auswinterung gefährdet. Bei starken Schwankungen zwischen den Tages- und Nachttemperaturen können zudem schon bei schwächeren Frösten erhebliche Schäden entstehen. Dies gilt besonders für die Zeit kurz nach Vegetationsbeginn im Frühjahr.

WInterraps: Mit den Wurzeln am Limit

Neben dem Frosttod besteht nach langen, harten Wintern auch die Gefahr des Vertrocknens. Dies wird insbesondere dann auftreten, wenn der Boden gefroren ist und hohe Temperaturen den oberirdischen Pflanzenteil zum Wachsen animieren. Die Wurzel streckt sich im gefrorenen Boden und ist nicht in der Lage, Wasser zur Verfügung zu stellen. Ertragreiche Jahre resultieren aus einem eher trockenen Herbst, gefolgt von einem trockenen Frühjahr und ab Blühbeginn kühlen Temperaturen mit ausreichenden Niederschlägen. Die höchsten Erträge werden dort erreicht, wo es im Mai, Juni, Juli relativ kühl ist. Der Juli sollte etwas zu kühl und trocken mit hoher Sonneneinstrahlung sein. So werden die Ölgehalte durch Sonnenscheindauer im Juni und Juli positiv beeinflusst. Als Faustregel bedeuten 50 Stunden Sonnenschein ein Prozent mehr Ölgehalt.



Hohe Temperaturen führen zu einer früheren Blüte, haben aber oft einen negativen Einfluss auf die Ertragsleistung, da die Wasser und Nährstoffversorgung meist nicht ausreicht und es dadurch zu einer Verringerung des Schotenansatzes kommt. Kühle Temperaturen hingegen verlangsamen die Blüte, haben in der Reifephase eine positive Wirkung auf den Kornertrag und begünstigen die Anreicherung der Samen mit Fetten bei gleichzeitiger Abnahme des Eiweißgehaltes.

Der Keimwasserbedarf ist aufgrund des niedrigen Samengewichtes sehr gering. Nur unter sehr trockenen Saatbedingungen kommt es zu mangelndem oder ungleichmäßigem Feldaufgang. Ein starker Niederschlag nach der Aussaat und nachfolgende Abtrocknung kann zur Bildung einer manchmal nur 1 mm starken Schlämmkruste führen. Diese ist für den jungen Keimling unüberwindbar, und er bleibt darunter stecken. Raps besitzt eine hohe Keimgeschwindigkeit, aber eine sehr geringe Triebkraft. Lang anhaltende Sättigung des Bodens mit Wasser führt zu schnellem Feldaufgang, aber schon im Zwei- bis Vierblattstadium werden nicht korrigierbare Schäden sichtbar. Die Wurzelbildung der jungen Rapspflanze folgt dem im Boden vorhandenen Sauerstoff. Wassergesättigte Böden im Herbst erzeugen daher immer Wurzeldeformationen und daraus folgend im Herbst und Frühjahr fehlenden erschlossenen Krumenraum. Für hohe und sichere Erträge sind Niederschläge eine wichtige Voraussetzung. In den 75 Tagen zwischen Blüte und Fruchtbildung werden über zwölf Tonnen Trockenmasse pro Hektar gebildet und dafür über 300 l Wasser pro Quadratmeter benötigt. Das entspricht pro Tag zwischen 1,5 und 1,7 dt/ha Trockenmasse und circa vier Litern Wasser pro Tag pro Quadratmeter.

Bei unzureichender Wasserversorgung werden die Schoten pro Pflanze sowie Samen pro Schote reduziert. Starke Niederschläge zur Zeit der Abreife können zu einer Verminderung des Ölgehaltes führen. Zudem können Starkregenereignisse oder Hagelschauer kurz vor der Ernte die Rapssamen aus den Schoten schlagen und so erheblichen Schaden anrichten.

Anbau von Winterraps: Schon der Herbst entscheidet

Hinsichtlich des Pflanzenschutzes sind beim Winterraps die Wirkungen des Rapserdflohs im Herbst zu beachten. Bei insgesamt wachstumsfördernden Temperaturbedingungen, die angesichts der beschriebenen Bedingungen in jedem Jahr erwartet werden können, wandert das Insekt in die frisch aufgelaufenen Rapsbestände ein, und die Weibchen beginnen einen Reifungsfraß, der im Bestand erkannt werden kann. Bei Erreichen der festgesetzten Schwellenwerte sollte eine gezielte Bekämpfung erfolgen, um das Ausmaß der Schädigung einzudämmen und Folgeschäden durch die Aktivität der Larven zu minimieren.

Im Frühjahr sind Kohlschoten und Kohltriebrüssler sowie Rapsglanzkäfer als potenziell schädigende Insekten beachtenswert. Über temperatursummengesteuerte Modelle lassen sich die Entwicklungszyklen der Tiere simulieren, sodass in Kombination mit einer engmaschigen Gelbschalenkontrolle auch bei diesen Insekten eine zielgenaue und schwellenwertbezogene Bekämpfungsmöglichkeit gegeben ist. Zwischen Winterraps und insbesondere den Rapsglanzkäfern kann es angesichts leicht variierender temperaturbezogener Entwicklungsgeschwindigkeiten sein, dass sich die Schädlinge in Nützlinge verwandeln, wenn nämlich schon kurz vor dem Höhepunkt des Befalls die Blüten weitgehend geöffnet sind.

Die Pilze bleiben ein Problem für den Raps

Weitere pflanzenschutzseitige Herausforderungen sind pilzlich verursachte Erkrankungen. Dabei spielt im Herbst die Ausbildung der Wurzelhals- und Stängelfäule (Phoma lingam) eine wichtige Rolle. Die förderlichen Bedingungen sind vergleichsweise lange Blattbenetzungsdauern bei ansonsten wachstumsfördernden Temperaturbedingungen. Als Einfallstore für die Erreger gelten Schädigungen durch den Rapserdfloh. Insofern ist eine gezielte Rapserdflohbekämpfung auch eine Phomaprävention.

Mit der Knospenentwicklung und dem Übergang zur Blüte rückt das Infektionsrisiko mit Sklerotinia durch den Pilz Sclerotinia sclerotiorum in den Mittelpunkt. Die Infektion der Sklerotinia ist sehr witterungsabhängig: Feuchte, warme Abschnitte vor der Blüte fördern die Bildung von Fruchtkörper aus den Sklerotien. Wechselhaftes Schauerwetter mit sonnigen Abschnitten während der Blüte lässt bei ausreichender Blattnässedauer von mindestens 19 zusammenhängenden Stunden die aus den Apothezien geschleuderten Sporen in den Blatt- und Seitentriebachseln keimen und sich einnisten, wenn dort abgefallene Blütenblätter als Nährstoffquelle haften und als zusätzliche Schicht für die Blattbenetzungsdauer sorgen.


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Landwirtschaftsbetrieb Schröter: Mähdrusch mit Hindernissen in Tilleda

Die Ernte läuft auch auf dem Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda. Wintergerste, Ackergras und Weizen kamen vom Halm – mit zufriedenstellenden Ergebnissen. Der Raps ist ebenfalls erntereif und die Luzerne steht gut. Doch der Mähdrusch geriet wie vielerorts durch Regen und Lager ins Stocken.

Die letzte Wintergerste kam im Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda Mitte vorvergangener Woche vom Halm. Begonnen hatte die Ernte der frühesten Getreideart auf rund 33 ha in dem Familienunternehmen am 12. Juli. Zwischenzeitliche Regenschauer und stellenweises Lager verzögerten den Fortgang der Arbeiten und sorgten zugleich für Druschverluste.

Mit dem Ertrag, im Schnitt um die 70 dt/ha, ist Betriebsleiter Jörg Schröter zufrieden, wenngleich die zweizeilige Gerste auf den ersten Blick noch etwas mehr erhoffen ließ. „Die schwächeren Hektolitergewichte haben das Ergebnis gedrückt“, erklärt der 53-Jährige. Mit durchschnittlich 63–64 kg/hl sind die vermarktungstechnischen Anforderungen aber erfüllt.

Wegen Lager: Mähdrusch von Ackergras aus dem Stand

Der Tank des Mähdreschers wird vor dem Erntestart auf dem Betriebshof aufgefüllt.
Der Tank des Mähdreschers wird vor dem Erntestart auf dem Betriebshof aufgefüllt. © Detlef Finger

Anfang vorvergangener Woche fuhr der Südharzer Betrieb die Ackergrasvermehrung ein. Erstmals wurde das Weidelgras aus dem Stand gedroschen, weil es ebenfalls zu Teilen vorzeitig ins Lager gegangen war. Normalerweise wird mit Schlepper und Mähwerk geschnitten und dann, nach entsprechender Abtrocknung, das Schwad mit dem Mähdrescher aufgenommen.

Hier waren die Erntebedingungen also ebenso erschwert, zumal es teilweise auch Durchwuchs gab. Die 1,8 t/ha Rohware – also nass und ungereinigt – sind „nicht schlecht“, merkt der Landwirt an. „Mal sehen, was davon nach Trocknung und Reinigung übrig bleibt“, sagt Schröter, der sich eine Tonne Saatware erhofft. Derzeit liegt der Grassamen in der Agrarproduktion Goldene Aue GmbH im benachbarten Görsbach (Thüringen) auf der Trocknung.

Ein Kalb liegt auf Stroh im Landwirtschaftsbetrieb Schröter Tilleda
Stroh in bester Qualität wird nicht nur als Einstreumaterial für die Kälber benötigt. © Detlef Finger

Der erste Schnitt vom Ackergras wurde siliert. Auch das jetzt beim Mähdrusch als Nebenprodukt anfallende Halmgut wird geborgen – als Heu für die „Blackies“. Für das leistungsstarke Milchvieh reicht das Raufutter qualitativ nicht aus, für die genügsamen Welsh-Black-Fleischrinder ist es indes ein wertvolles Zufutter für den Winter. „Trotzdem sollte es nicht noch mal einregnen“, so Schröter. Am vergangenen Sonnabend kam das Heu trocken unters Dach.

Mittwoch vorvergangener Woche begann der Winterweizendrusch. Mit rund 75 ha ist das Getreide in dieser Saison die anbaustärkste Ackerkultur. Jörg Schröter schätzt den mittleren Kornertrag auf Anfang 70 dt/ha, „eventuell noch etwas mehr“. Auch der A-Weizen erfüllt nach ersten Erkenntnissen mit 13,5 % Rohprotein und einem Hektolitergewicht von 79 kg/hl die Anforderungen.

Raps ist Erntereif – doch erstmal ist weizen dran

Erntereifer Winterraps auf dem Landwirtschaftsbetrieb Schröter Tilleda
Erntereifer Winterraps auf dem Landwirtschaftsbetrieb Schröter. © Detlef Finger

Gleichwohl auch der Winterraps druschreif ist, setzte der Familienbetrieb zunächst die Weizenernte fort. „Wir brauchen gutes Stroh als Futter und vor allem Einstreu für unser Milchvieh“, erklärt der Betriebsleiter seine Prämisse Schlechte Strohqualitäten seien insbesondere aus Sicht der Tiergesundheit problematisch.

Am vorvergangenen Wochenende konnten nun fast 400 Großballen Stroh eingebracht werden, was gut der Hälfte des betrieblichen Bedarfs entspricht. Am Dienstagnachmittag voriger Woche waren etwa 35 ha Weizen vom Feld, ebenso die 20 ha Körnererbsen – mit über 40 dt/ha Ertrag.

Am Mittwoch voriger Woche sollte im Betrieb schließlich auch die Winterrapsernte beginnen. Die Bestände der Ölsaat standen bis zuletzt gut. Jörg Schröter hoffte deshalb, dass ein Unwetter ausbleibt. Bezüglich der Futtersituation ist der Milchviehhalter derzeit ziemlich entspannt: „Die diesjährige Ernte hat Dimensionen wie lange nicht“, zieht er eine Zwischenbilanz. Die ersten Schnitte vom Feldgras und vom Grünland waren vergleichsweise üppig ausgefallen. Daraus konnte reichlich Silage und Heu bereitet werden. Das über jährige Ackergras, das in Ballen siliert wurde, hat übrigens einen Energiegehalt von 7,6 MJ NEL und damit „die zunächst gefühlten hohen Werte erfüllt“. Der zweite Schnitt auf dem Grünland muss in der jetzigen Arbeitsspitze vorerst noch hinter dem Mähdrusch zurückstehen. Schröter wünscht sich dafür zudem eine stabil gute Wetterlage.

Luzerne-Ernte: Erster Schnitt steht kurz bevor

Luzerne
Die diesjährige Neuansaat von Luzerne hat sich gut etabliert. © Detlef Finger

In den nächsten 14 Tagen steht darüber hinaus der erste Schnitt von rund acht Hektar neuangesäter Luzerne an. „Die ist super aufgelaufen, das gibt noch mal gutes Futter“, freut sich der Rinderzüchter. Die eiweißreiche Leguminose ist unter Hafer als Deckfrucht herangewachsen. Schröters Sohn Pascal hatte im Frühjahr erst das Getreide gedrillt und dann das Luzernesaatgut in einem weiteren Arbeitsgang breitwürfwig gestreut und eingestriegelt und danach noch den Boden angewalzt. Zum Einsatz kam hierbei ein Grünlandstriegel mit Nachsaateinrichtung. Je nach Wetterlage wird aus dem Luzerne-Hafer-Gemisch Silage oder Heu. Letzteres wäre von den Verfahrenskosten her günstiger, die Silierung hingegen ist die verlustärmere Variante der Konservierung. 3,5 ha Luzernealtbestand wurden im ersten Schnitt zusammen mit dem Feldgras gehäckselt, der zweite Aufwuchs in Ballen siliert.

Von der Witterung hat zuletzt auch der Mais profitiert. „Der erreicht Höhen, die wir lange nicht hatten. Selbst der Zweitfruchtmais ist top“, sagt Schröter. Probleme wie in den Vorjahren, als dürrebedingt ausgeprägter Futtermangel herrschte, den es zu kompensieren galt, seien in diesem Jahr kein Thema. „Es geht eher darum, das Gewachsene in Menge und guter Qualität zu bergen“, unterstreicht Schröter. Vor allem Letzteres sei wichtig, „denn die Masse allein bringt es nicht“.



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Entschleunigung pur: Kahnfahrten durch den Spreewald mit Fährfrau Yvonne Huber

Ob für Naturliebhaber, Geschichtsinteressierte oder einfach nur Erholungssuchende: Im Spreewald gibt es für jeden Geschmack die passende Kahnfahrt. In Schlepzig steht mit Yvonne Huber eine Frau am Rudel in einer traditionsreichen Männerdomäne.

Von Jutta Heise

Über die Flusslaufverzweigungen der Spree zu gondeln, bringt Entschleunigung und Erkenntnisgewinn, hat vielfältigen Unterhaltungswert. Wenn, ja wenn eine wie Fährfrau Yvonne Huber am Steuer, am Rudel, steht.

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Kahnfährfrau Yvonne Huber © Sabine Rübensaat

Gastgeberin auf dem Kahn – so versteht sie sich, eine mit Leib und Seele: So eine muss: mit Esprit unterhalten können und mit Feingefühl zuhören, auch mal schweigen, frischen Input geben, wenn die Dinge in Gefahr sind, in Langweile abzugleiten. Die Gäste, die eine Kahnfahrt im Spreewald bei Yvonne Huber buchen, sollen, so ihr Anspruch, ein Stück weit bereichert von Bord gehen, mit neuen Eindrücken, mit dem Erlebnis von Beobachtungen, sagen wir von Biber, Eisvogel und Co., mit mehr Wissen, etwa über die Geschichte und die Geschichtchen der Wenden und Sorben, die diese Kulturlandschaft prägten, und: mit einem Quentchen Entschleunigung. Yvonne Huber hat vor sieben Jahren das Kahnfahren zum Beruf gemacht.

Mit dem Stakholz durch den Spreewald: Eine Frau erobert die Männerdomäne

Gelernt hat sie das Staken des hölzernen (inzwischen oft aus dem leichteren und längerlebigen Aluminium gefertigten) Gleitbootes bereits im Teenie-Alter. Da überkommt ein Mädel (im Spreewald – weder sexistisch noch despektierlich – traditionell „Puppe“ genannt) schon mal der Ehrgeiz, es jenen Jungs zu zeigen, die übermäßiges Imponiergehabe an den Tag legen, meinend, sie allein könnten perfekt mit dem Rudel, dem Stakholz, umgehen.

Herausforderung gemeistert! Heute, ein paar Jährchen später, gebe es, sagt Yvonne Huber, zwar noch einige Fährfrauen, doch als Broterwerb ist das Kahnfahren weiterhin eine Männerdomäne. Naturbedingt. „Es ist eine Frage der Körperlichkeit.“ Einen Kahn der fröhlichen Leute mit um die 20 Personen, dazu dessen Eigengewicht fortzubewegen, ist Muskelarbeit. „Mit Technik allein kriegst du das Ding nicht von der Stelle.“

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© Sabine Rübensaat

Yvonne Huber ist gelernte Köchin, hat etliche Zeit in der Gastronomie gearbeitet. Als die Eltern ihren Traditionsgasthof schließen, um in den Ruhestand zu gehen, versucht sie, ihn in einer kleineren Variante weiterzuführen. Können, Fleiß, Ehrgeiz – manchmal reicht das nicht für den Erfolg, wenn ein Stückchen Glück fehlt. Eine Kollegin, die damals schon als Fährfrau arbeitet, schlägt ihr vor, in das neue Metier einzusteigen. Mit ihr und drei Männern bildet Yvonne Huber heute das Team, das Kahnfahrten in Schlepzig im Spreewald anbietet.

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Auch in Schlepzig hat die Corona-Pandemie den Tourismus zum Erliegen gebracht. Jetzt setzen die Fährleute auf die Sommersaison. © Sabine Rübensaat
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© Sabine Rübensaat

Allein statt gemeinsam: Individuelle Fahrten gefragt

Der Hafen in Schlepzig ist wesentlich intimer als die großen Touristenmagnete, es geht entspannter zu als etwa in Lübbenau. Das gemischte Quintett hat sich einvernehmlich-kollegial und freundschaftlich organisiert. Man arbeitet im wöchentlich wechselnden Schichtrhythmus. So will man die schwankende Besucherfrequenz ausgleichen. Wenn ein Kollege selbst an schönsten Tagen mit nur zwei Gästen an Bord losfahren muss, überlassen ihm die anderen die nächste lukrativere Tour. Das harmonisiert.

Mit Beginn der Ferien in einigen Bundesländern kommt der Fährbetrieb als Teil des Spreewald- Tourismus nun mehr und mehr in Gang. „Im Vergleich zu 2019, als wir so viele Besucher hatten wie nie, haben wir zwar einen Rückgang zu verzeichnen. Aber wir sind zufrieden.“ Der Sommer ist ja gerade mal knapp über den Zenit. Dennoch bleibt: „Mancher hat sich offenbar während der Pandemie ein eigenes Boot oder ein SUP-Bord zugelegt. Der Paddel-Tourismus hat definitiv zugenommen, man ist lieber allein oder zu zweit als in einer Gruppe unterwegs. Auch bei uns werden mehr individuelle Fahrten gebucht.“

Fährfrau-Philosophie: Gästen Wertschätzung für die Natur vermitteln

Yvonne Huber steht trotz schwankender Planken längst sicher im Metier. Voraussetzung für den Beruf war der Erwerb des Fährmannscheins (eine weibliche Entsprechung gibt es nicht), der speziell auf den Spreewald abgestellt ist: Vorschriften zu Personenbeförderung, Paragrafen des Wasserrechts, Sicherheitsbestimmungen, auch technische Details des Bootsantriebs muss jede(r) aus dem Effeff beherrschen. Yvonne Huber erklärt: „Stellenweise sind die Fließe bei starker Strömung so tief, dass sie mit Motor befahren werden dürfen. Wir versuchen aber, zu 90 Prozent zu staken.“

Der Umgang mit dem Kahn ist das eine, es braucht auch eine kleine Fährfrau-Philosophie: Ihren Gästen möchte die Kahnfährfrau vor allem die Wertschätzung für die Natur vermitteln, das sei ihr ein großes Anliegen. „Wir befahren den urig-wilden Teil des Unterspreewalds, der nicht gravierend von Menschenhand verändert worden ist.“

Sagen und Mythen: Mit der Spreewald-Kahnfrau auf den Spuren der Sorben und Wenden

Ein Leichtes förmlich, Störche, Schwarzspecht, Libellen, farbenprächtig wie der Regenbogen, vom Kahn aus zu beobachten. Auch Fischadler und Fischotter sind hier heimisch. Um die zu sichten, braucht es ein größeres Stück vom Glück. Der Eisvogel dagegen sei seit Jahren immer öfter anzutreffen, hat Yvonne Huber registriert. „Nur wenn man seine Heimat kennt, weiß man sie zu schätzen und folglich zu bewahren.“

Sie sei ein Naturfreak. Das passe perfekt mit dem Job zusammen. „In den ersten Jahren als Fährfrau musste ich allerdings dieses oder jenes nacharbeiten. Mancher Gast war beschlagener als ich“, lächelt sie. Zum Grundkonzept einer Kahnfahrt im Spreewald gehören auch Sagen und Mythen aus dem Volk der Sorben und Wenden.

Kahnfährfrau Yvonne Huber in traditioneller sorbisch-wendischer Tracht. © Sabine Rübensaat

Sie fährt in deren Alltagstracht. Das macht die Kahnfahrt im Spreewald authentisch und stimmig, finden auch die Gäste. Deren Spektrum ist schillernd wie das Leben selbst. Da ist der Naturfreund, der mit detailliertem Wissen brilliert, da ist der Historien-, da der Brauchtumsinteressierte, dort sind jene, die sich einfach träumend etwas „berieseln“ lassen möchten. Wie das eben ist mit einer auf kurze Zeit zusammengewürfelten Mannschaft.

Trotzdem soll jeder, soweit möglich, auf seine Kosten kommen. Denn da sind noch jene, die vor allem eins wollen: Ruhe. Das heißt für Yvonne Huber, auch mal zu schweigen, „die Leute nicht zutexten, sich selbst zurücknehmen, den Gast für sich sein lassen.“ Auf dass man die Stille hören möge oder es zumindest versuche. Eigenartig, dass sich dann meist alle anderen ebenfalls „fallen“ lassen. „Es klappt zu 90 Prozent.“ Bei jeder Fahrt ist Einfühlungsvermögen, ein wenig Menschenkenntnis gefragt. „Ich muss erspüren, welche Sorte von Leuten da gerade auf meinem Kahn sitzt, die Körpersprache deuten können und mich flexibel darauf einstellen, entscheiden, wo ich Akzente setze. Das ist das Reizvolle an diesem Beruf.“

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Kahnfährfrau Yvonne Huber in traditioneller sorbisch-wendischer Tracht. © Sabine Rübensaat

Vielfalt erleben: Thematische Kahnfahrten für jeden Geschmack

Die thematische Bandbreite der Fahrten, die im gesamten Spreewald mit seinem 1.500 km Wassernetz angeboten werden, ist vielfältig und scheint nie ausgereizt: Kamin-Kahnfahrten (mit einem aktiven Kamin an Bord), Grill- Kahnfahrten, Wellness-Kahnfahrten (die Gäste werden auf Kissen liegend geschippert), spezielle Wintertouren. Yvonne Huber bleibt gelassen: „Man kann sich viel einfallen lassen, aber manchmal ist weniger mehr.“

Das Schlepziger Team bietet ein- bis siebenstündige Wasserausflüge an. Die Naturfahrten gelten als Klassiker – insbesondere in den Abendstunden voller Reiz. „Viele Tiere sind dämmerungsaktiv. Bibersichtung ist nicht selten.“ Es gibt die Lichterfahrt mit beleuchteten Kähnen, die die Mystik des Waldes besonders spooky rüberbringt. Im Herbst legt Yvonne Huber ein Special auf, bei dem die Gäste bei einem Zwischenstopp ihre selbstgekochte Kürbissuppe probieren.

Kulinarik und Kultur: Kahnfahrt mit Brauhaus- oder Whiskybrennerei-Besuch

Besonders gefragt ist eine Kombination von Kahnfahrt und Führung samt Verkostung im Schlepziger Brauhaus oder in der ersten Whiskybrennerei Ostdeutschlands, die sich gleich gegenüber dem Hafen befindet. Letztere wird ausschließlich von den beiden Damen des Schlepziger Teams geführt. Zufall oder Absicht, etwa um das Gleichgewicht der Geschlechter im Kahn etwas auszutarieren? Wir überlassen Sie Ihren Mutmaßungen.

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Ein Mini-Garten als Demo-Objekt für die Gäste am Schlepziger Hafen mit Spreewald-typischen Gemüsesorten und dem Öllein. Aus dem Blauen Gold, das in der Region auf 160 ha gedeiht, wird das Leinöl gepresst. © Sabine Rübensaat

Spreewald-Tradition in Frauenhand: Der Nachwuchs steht schon in den Startlöchern

Wem bänglich ist um die nächste weibliche Generation am Rudel, dem sei gesagt: Während Yvonne Hubers ältere Tochter sich mit einem Studium der Fachrichtung Landschaftsnutzung und Naturschutz auf eine Arbeit in ihrer Heimat vorbereitet, beherrscht die jüngere mit 14 Jahren das Staken schon ziemlich gut. Was fehlt, wird noch geübt. Die Jungs ein bisschen vorführen wie seinerzeit Mama? Und wenn! Eher aber ist es wohl die Lust am Besonderen, am Bewahren einer schönen alten Tradition. Das nennen wir mal bodenständig.

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Beschäftigungsmaterial und Fressplätze: Übergang endet

Ab 1.8.2021 werden die Vorgaben der neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung zum organischen Beschäftigungsmaterial und dem Tier-Fressplatz-Verhältnis von „Übergang“ auf „scharf“ gestellt. Stroh und anderes organisches Material ermöglichen dann Beschäftigung wie Erkunden und Wühlen per Gesetz.

Von Dr. Eckhard Meyer, Lehr- und Versuchsgut Köllitsch, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Organisches Beschäftigungsmaterial wird im nächsten Monat für alle Schweine und Haltungskategorien vorgeschrieben. Neu sind nicht nur strengere Vorgaben zur Qualität, sondern auch zur Quantität der Beschäftigung. Das Verhältnis von maximal zwölf Tieren je Beschäftigungsmaterial oder -platz (nach Schulterbreite) gilt streng genommen vom Saugferkel in der Abferkelbucht bis zum schwersten Mastschwein oder der Altsau. Es kommt auf die Umsetzung im Sinne des Gesetzes, im Hinblick auf die Kontrollen, aber auch auf die Details an.

Beschäftigungsmaterial – wie denn nun?

Die Verordnung sieht „faserreiches organisches Beschäftigungsmaterial“ vor und schlägt dafür (nur) exemplarisch Heu, Stroh oder Sägemehl vor. Auch wenn die eigentliche Neuformulierung im § 26 der Verordnung lediglich „organisch und faserreich“ lautet, ist damit der Holzklotz an einer Spielkette nur noch unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Die Ausführungshinweise fordern, dass alle anderen Materialien wie „Jutesäcke oder Naturseile“ dem Verordnungstext entsprechend „untersuchbar“ (hebelbar), „bewegbar“ und „veränderbar“ sind. Das ist eine Frage der Anbringung.

Holz ist zulässig, wenn es in wenigen Tagen zerkaut werden kann, was also eine Frage des Materials (Weichholz) und somit des Aufwandes für die fortlaufende Neubestückung ist. Entscheidend ist, dass ein echter Verbrauch stattfindet und die Materialien nicht nur einmal je Mastdurchgang, sondern regelmäßig gewechselt werden.

Der gesetzliche „Goldstandard“ soll aber Heu oder Stroh sein. In den Ausführungshinweisen sind zum ausdrücklich erwähnten Mindeststandard auch die Voraussetzungen für Naturseile und Jutesäcke definiert. In diesem rechtlich zulässigen Feld sollten wir uns bewegen – immer unter der Maßgabe der Frage, was gut für die Schweine und technisch umsetzbar ist. Dafür ist zunächst die richtige Einordnung in die Funktionsbereiche wichtig. Beschäftigungsmaterialien gehören in den Aktivitätsbereich, nicht in den Kotbereich (Hygiene) und vor allem nicht in den Ruhebereich (Stress).

Viel, wenig oder gar kein Stroh?

Fakt ist zunächst, dass Langstroh von irgendwoher nicht zum Gesundheitsstatus hochleistender Betriebe und meist generell nicht zum vorhandenen Entmistungssystem passt. Letzteres ist jedoch auch eine Frage der Art des Angebotes (Strohraufen, Wühlturm, Stroheimer) und der Strohlänge (Langstroh oder Häckselstroh).

Je kürzer das Stroh ist, desto eher wird die Entmistung mit den Restmengen fertig, und umso höher sind aber die Anforderungen für die Art eines attraktiven Angebotes. Um die Flüssigentmistung zu entlasten, sollte das Angebot möglichst über einem Trog oder einer Festfläche erfolgen, sodass herausfallende Halme noch aufgenommen werden können. Die Schweine lieben es, im Langstroh zu wühlen, das passt aber in den meisten Betrieben in Ostdeutschland nicht zum Haltungssystem. Dazu kommt, dass Schweine mit Ausnahme der Sauen keine „Strohfresser“ sind.

Die für eine Dosierung erhältlichen Raufen, Strohautomaten, Pelletomaten oder Strohtonnen stellen jedoch, wenn sie in Größenordnung angeschafft werden sollen, einen erheblichen Kostenfaktor dar – zumals sie zurzeit bundesweit weitgehend ausverkauft sind. Ob das Prinzip zum Stall passt, sollte man ausprobieren, um keine Investruinen zu riskieren.

Mehr als für andere Materialien gilt für die Arbeit mit Stroh: Die Betriebe sollten genau wissen, wo es herkommt. Es sollten kein Weizenstroh (Mykotoxine, Afrikanische Schweinepest/ASP), sondern möglichst aufgearbeitete und entstaubte Qualitäten verwendet werden. Für neu gebaute Abferkelställe wird perspektivisch erwartet, dass die Entmistung mit nennenswerten Strohmengen fertig wird. Bis dahin konnte das auch mit viel gutem Willen vorgesehene Häckselstroh oder Minimaleinstreu wenig überzeugend wirken. Verteilt und vernässt, sehen weder Sauen noch Ferkel glücklich damit aus.

Naturseile oder Jutesäcke als BEschäftigungsmaterial?

Schweine haben einen Jutesack als organisches Beschäftigungsmaterial
Mindeststandards für organisches Beschäftigungsmaterial. © Eckhard Meyer

Naturseile oder Jutesäcke werden gut akzeptiert und in den Ausführungshinweisen ausdrücklich erwähnt. Die Seile kommen von der Rolle und sind zunächst unproblematisch, sofern sie unbehandelt sind. Ob die Säcke ein Alibi oder eine nachhaltige Beschäftigung darstellen, hängt von ihrer Qualität und der Anbringung ab. Billigqualitäten als Nestbaumaterial werden von den Sauen auch gerne zerrissen, gefressen oder landen voll Wasser gesogen im Trog. Sie können vor allem in Abferkelbuchten punkten und als gemeinsames Beschäftigungsmaterial für Sauen und Ferkel gelten. Dazu muss es gelingen, es vor und nach der Geburt unterschiedlich zu präsentieren, dass beide etwas davon haben. Die Empfehlung aus dem holländischen Schweine-Innovations- Zentrum in Sterksel, dass die als Nestbaumaterial genutzten und später in das Ferkelnest gelegten Jutesäcke die Akzeptanz erhöhen, konnten wir nicht nachvollziehen. Die Jutesäcke bieten von der Größe her aber mehrere Beschäftigungsplätze und wenig Raum für Diskussionen über die erforderliche Anzahl an Beschäftigungsplätzen für diesen Spezialfall.

Auch der verordnungskonforme Einsatz und eine möglichst intelligente Anbringung von Naturseilen ist eine Herausforderung, denn „bodennah“ und „hebelbar“ darf nicht „im Dreck“ bedeuten. Seile und Jutesäcke sind „hebelbar“ und „bodenah“, wenn sie nicht höher angeordnet werden, als der Bodenabstand der Rüsselscheibe eines durchschnittlichen Schweines einer Haltungsgruppe bei gerader Kopfhaltung ist (Tabelle 1). Die Anbringung zu niedrig oder am falschen Platz schafft zwar kein rechtliches Problem, führt aber zu Hygieneproblemen und erhöht die Gefahr, dass die Schweine Stücke über dem Boden abbeißen, mit denen die Güllepumpen nicht fertigwerden. Um das zu verhindern bietet es sich an, die Beschäftigungsseile durch ein fest installiertes 50-mm-KGKunststoffrohr zu ziehen, sodass eine Zugänglichkeit nur für das letzte Stück Seil möglich ist. Eine kostengünstige Möglichkeit, das Abbeißen der Seile zu verhindern, sind zwei oder drei Knoten an der richtigen Stelle. Die Tabelle 1 stellt die durch Messung an Köllitscher Schweinen abgeleiteten, maximal zulässigen Bodenabstände zusammen. Sie gelten damit quasi für jedes Alternativangebot zu Heu oder Stroh. Der Einsatz von Sägemehl macht keinen Sinn, auch wenn er per Verordnung ausdrücklich vorgesehen ist.

Futter beschäftigt am nachhaltigsten

Fütterung von Schweinen an einem Trog
Nur noch zwei Fütterungsverfahren sind demnächst zulässig: die rationierte Fütterung oder die Ad-libitum-Fütterung. © Topigs

Beschäftigung ist für Schweine kein Selbstzweck. Ein Defizit entsteht, weil der Aufwand für das Futtersuchen bei Stallhaltung entfällt. Beschäftigungsfutter gleicht das am weitesten aus. So werden nicht nur die Vorschriften erfüllt, sondern auch die Schwächen der Hauptfütterung und der Fütterungstechnik ausgeglichen. Das bringt immer dann gesundheitliche Vorteile, wenn das Futteraufnahmevermögen nicht zum Verdauungsvermögen passt. Das gilt uneingeschränkt für die Ferkelaufzucht und Vormast. Es ist deshalb dort gesetzt. In der eigentlichen Schweinemast konnten diese möglichen Effekte nicht nachgewiesen werden. Deshalb gibt es dort sicherlich weniger aufwendige Lösungen. Das „Beschäftigungsfutter“ sollte faserreich sein (> 20 % Rohfaser) und einen reduzierten, möglichst auf das Hauptfutter abgestimmten Nährstoffgehalt haben. Durch die Pelletierung wird die Akzeptanz erhöht und die hygienischen Voraussetzungen verbessert. Keimfrei ist es jedoch nicht. Die Höhe des Verbrauchs kann durch die Häufigkeit der Vorlage gesteuert werden, denn gerade Ferkel sind darauf trainiert, (von ihren Müttern) zum Fressen aufgefordert zu werden. Werden kleine Mengen immer frisch und häufig vorgelegt, dann können Beschäftigungszeiten von 55 Minuten/Ferkel/Tag und mehr erreicht werden. Das ist ein Mehrfaches dessen, was man mit allem anderen (technische Beschäftigungsobjekte, Holz, Material ohne Futterqualität) bewirken kann, und wird auch von der Initiative Tierwohl (ITW) anerkannt. Die häufige Vorlage spricht auch für eine Mechanisierung.

Wie bei anderen Faktoren, die Tierverhalten positiv beeinflussen, ist es wichtig, dass die Schweine „die Wahl haben“. Deshalb muss das Beschäftigungsfutter räumlich getrennt vom Hauptfutter angeboten werden. Dazu ist zurzeit jedenfalls noch ein zweiter Trog erforderlich. Schweinehalter und Technikhersteller entwickeln aktuell ganz unterschiedliche Konzepte für Beschäftigungsfutter. So werden z. B. Erbsen ins Ferkelmüsli gemischt oder Silomais getrocknet. Offensichtlich schätzen Schweine auch eine Alternative in der Konsistenz des Futters und den „festen Biss“. Außerdem hat sich gezeigt, dass man Silomais pelletieren kann, was das Seuchenrisiko (ASP) senkt. Während die ITW allerdings nicht alles anerkennt, sind der Kreativität zur Erfüllung gesetzlicher Vorgaben weniger Grenzen gesetzt (Tabelle 2). Es gilt zwar, das geeignete Beschäftigungsmaterial zu finden, trotzdem können auch Kombinationen sinnvoll sein. Werden mit einem bestimmten Produkt die Vorgaben nicht ganz erfüllt, kann ein zweites dazugenommen werden. Zu viel Beschäftigungsmaterial kann nachweislich allerdings auch schädlich sein.

Tier vs. Fressplatz – eine Einstellungsfrage

Nach einem halben Jahr Übergangsfrist sind nur noch zwei Fütterungsverfahren zulässig: die rationierte Fütterung mit einem Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1:1 oder die Ad-libitum-Fütterung, bei der sich maximal vier Tiere einen Fressplatz teilen. Ausnahmen gelten für Abrufstationen (64:1) und Breiautomaten (8:1). Die sogenannte tagesrationierte Fütterung, bei der sich maximal zwei Schweine einen Fressplatz (TFPV = 2:1) teilen, ist mit der Folge abgeschafft, dass Fütterungsverfahren „problematisiert“ werden können, bei denen Leerstände im Trog zum Arbeitsprinzip der Fütterung gehören. Die sogenannte Sensorfütterung ist technisch eine Ad-libitum- Flüssigfütterung und wurde mit dem Ziel eingeführt, höhere Futteraufnahmen vor allem bei Jungtieren zu realisieren. Um auch schwache Tiere bei jeder Fütterung „mitzunehmen“, haben wir jahrelang eine sogenannte Blockfütterung (häufige Sensorabfragen und Ausdosierungen über zwei Stunden, danach Pausen von drei Stunden) erprobt und empfohlen. Sensorfütterung funktioniert aber nur in Intervallen an Kurztrögen mit einem gesetzlich zulässigen Tier-Fressplatz-Verhältnis von maximal 4:1. Bei hohen Zunahmen empfehlen wir auch, etwas mehr Fressplätze (bis 3:1, optimal oft 3,5:1) vorzusehen.

Mit der neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung können „Definitionsprobleme“ entstehen und es muss diskutiert werden, wie lang diese Ausdosierpausen sein dürfen. Es macht keinen Sinn, diese an der Länge von Tierschutzkontrollen festzumachen. Viel wichtiger ist einzuschätzen, ob die Tiere (auch die untergeordneten) satt sind, was kein Hexenwerk ist. Die Sensorfütterung ist in der praxisüblichen Form weiterhin zulässig, wenn die Fütterungszeiten und die Futtermengen (Nährstoffbedarf und -sättigung) dem Tieralter und -gewicht entsprechend angepasst und alle Tiere innerhalb der Fütterungsphasen (z. B. am Tag im Abstand von zwei Stunden) satt gefüttert werden. Intermediäre Leerstände im Trog sind zu akzeptieren, wenn sie der Troghygiene und dem natürlichen Fressverhalten (z. B. während der Nachtruhe der Tiere) dienen.

Gleichwohl kann eine restriktive Fütterung am Anfang (zweite bis dritte Woche) der Ferkelaufzucht vorteilhaft sein, während später eine Ad-libitum-Fütterung optimal ist. Das wurde mit einem Tier-Fressplatz-Verhältnis mit etwa 2:1 gelöst. Die dafür erforderlichen Fressplatzbreiten sind, genauso wie in der Schweinemast auf das Mastende hin orientiert. Die in den Ausführungshinwiesen genannten Werte sind realistisch (Abbildung). Die erforderliche Fressplatzbreite ändert sich jedoch mit dem Wachstum der Tiere quasi täglich, und die gennannten Werte sind Orientierungswerte, die sich auf das Ende der Aufzucht (21 cm bei 30 kg Lebendmasse) oder der Schweinemast (33 cm) beziehen. So lange, wie aber jedes Schwein auf der Basis der tatsächlichen Schulterbreiten einen Fressplatz hat, darf restriktiv gefüttert werden. Sobald das nicht mehr der Fall ist, heißt es: Sensor hoch und füttern. Das allerdings bedeutet, etwas höhere Restmengen auf Kosten der Hygiene zu akzeptieren. Gleichzeitig gilt es, unterschiedliche Tröge und Futterautomaten realistisch unter der Maßgabe zu bewerten, wie viele Tiere hier tatsächlich und gleichzeitig fressen können. Im Stall gibt es keine halben Schweine – 2,6 Fressplätze sind nur zwei. Einen Anhaltspunkt können die in der Abbildung zusammengefassten Messungen an Köllitscher Ferkeln und Mastschweinen mit eher typbetonten und „Schulter breiten“ Pietrain-Vätern sein. Einzelbetrieblich können die Tiere (z. B. bei Duroc-Anpaarung) leicht 1–2 cm schmaler sein.

In der Ferkelaufzucht ist es also noch wichtiger als in der Schweinemast, dass die Tröge zwischendurch leer werden. Bei Problemen mit den Kontrollen müssen durch die Einstellung des Sensors möglicherweise etwas größere Restmengen akzeptiert werden, auch wenn dadurch die hygienischen Voraussetzungen der Fütterungsanlage schlechter werden. Für wenigstens acht Stunden sollte aber Ruhe im Stall sein, weil Schweine auch echte Tiefschlafphasen brauchen. Deshalb sollte eine Ad-libitum- Fütterung am Sensor maximal 16 Stunden Futter anbieten. Die letzte Fütterung wird dann stärker betont, sodass die Nachtfresser auch etwas im Trog vorfinden.

Weiterer Handlungsbedarf entsteht bei der Automatenfütterung in der Gruppenhaltung tragender Sauen. Damit die Sauen bei Einsatz von Standardfutter nicht verfetten, wird meist tagesrationiert gefüttert mit deutlich weniger Fressplätzen als zwei je Sau. Ein Ausweg wäre, sich bei eingeschränktem Tier- Fressplatz-Verhältnis in Richtung Ad-libitum-Fütterung zu bewegen. Dazu muss der Energiegehalt des Futters runter auf höchstens 9 MJ ME, und es braucht nicht melassierte Zuckerrübenschnitzel oder andere quellfähige Futterbestandteile. Für alle „Problemzonen“ gilt aber, dass ein möglicher Ausweg im Beschäftigungs- oder Raufutter gesehen werden kann. Bei Ausfall der Fütterung weichen die Tiere auch in den Versuchen noch eher auf das Beschäftigungsfutter als auf Raufutter aus. Leerstände im Trog wären so kein Problem. Leider entsteht nach den Ausführungshinweisen ein Neues. Sofern das geschieht, können die „Raufutterplätze“ dann nicht mehr als „Beschäftigungsplätze“ angerechnet werden.


FAZIT: Ab August müssen die Vorgaben zum Angebot von organischem Beschäftigungsmaterial und dem Tier-Fressplatz-Verhältnis umgesetzt werden. Der Gesetzgeber empfiehlt dafür Heu oder Stroh, lässt aber auch andere organische Materialien wie Naturseile, Jutesäcke und mit Einschränkungen auch Weichholz zu. Für alle Materialien gelten nach den Ausführungshinweisen Vorgaben, wie diese anzubringen und zu erneuern sind. Das sollte im Rahmen der Routine und des Stalldurchganges regelmäßiger als bisher geschehen. Trotzdem gilt es, nicht nur  streng mit Blick auf die gesetzlichen Formulierungen zu handeln, denn jede Form der Beschäftigung kann etwas  Gutes bewirken, ein Alibi sein oder sogar nachteilig  wirken. Die möglichen Probleme mit den Vorgaben zum Tier-  Fressplatz-Verhältnis entstehen hauptsächlich dadurch, dass die gesetzlichen  Formulierungen zur Ad-libitum-Fütterung älter als die diskutierte Technik sind. Ziel ist, dass alle Schweine satt gefüttert werden, und die Lösung ist eine Frage der Einstellung von Mensch und Technik.   


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