Wasserrahmenrichtlinie: „Niemand wird enteignet“

Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) hält Landwirte und Umweltverwaltung in Atem. Die meisten Gewässer sind weit vom gewünschten Zustand entfernt, wie beim 10. Dialog zur WRRL deutlich wurde. Doch die Zeit zum Handeln wird knapp.

Die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) hält Landwirte und Umweltverwaltung in Mecklenburg-Vorpommern in Atem. Bis 2027 sollen Gewässer und Grundwasser in gutem chemischen und ökologischen Zustand sein. Davon sind die meisten Gewässer aber noch weit entfernt, machte Renate Brügge, Abteilungsleiterin im Agrar- und Umweltministerium beim 10. Dialog Wasserrahmenrichtlinie deutlich.

WRRL: 90 % der Grundwasserkörper nicht in Gutem Zustand

Mit 21 % in gutem und besserem chemischen und ökologischen Zustand weisen die über 200 Seen im Land noch das beste Ergebnis aus. Dagegen befinden sich laut Brügge nur zehn Prozent der Grundwasserkörper mengenmäßig und chemisch in gutem Zustand. Noch schlechter fällt die Bilanz bei den Küstengewässern aus: Kein einziges erreicht bisher das vorgegebene Ziel. „Viel Zeit bleibt nicht mehr, wir müssen uns mächtig ins Zeug legen. Nach Abschluss einer Maßnahme brauchen Gewässer zehn bis fünfzehn Jahre, um sich zu erholen“, gab Brügge auf der Online-Veranstaltung vor mehr als 140 Teilnehmern zu bedenken.

Eine öffentliche Anhörung zu den Entwürfen von Plänen und Maßnahmen im dritten Bewirtschaftungszyklus der Wasserrahmenrichtlinie (2019–2027) brachte 368 Stellungnahmen und über 4.900 Einzelforderungen. Allein 181 Statements stammten von Landwirten. „Darin kam überwiegend Sorge zum Ausdruck“, sagte André Steinhäuser aus dem Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG). Landwirte seien von der angekündigten „Vollplanung“ von Maßnahmen zur Gewässerverbesserung regelrecht „erschreckt“.

Steinhäuser stellte klar, dass dafür in jedem Fall Genehmigungsverfahren und die Zustimmung der Flächeneigentümer Voraussetzung seien. Er habe „gefühlt hunderte Telefonate“ geführt, in denen er einen sofortigen Baubeginn ausschloss, ebenso Enteignungen, Rückgriffe auf Flächen privater Eigentümer ohne deren Einverständnis und „den Zwang zur Betriebsaufgabe“ durch Maßnahmen zur Gewässerverbesserung. „Niemand wird enteignet“, versicherte der Dezernatsleiter.

LandwirtschaftsBetriebe wollen Nährstoffeinträge reduzieren

Neben der Struktur und dem ökologischen Zustand der Gewässer besteht bei der Reduzierung der Nährstoffeinträge in Gewässer und Grundwasser weiter großer Handlungsbedarf. Katharina Riebe und Dr. Ines Bull von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei gaben dazu Einblick in interessante Forschungsergebnisse. Danach wird bei fachgerechter Düngung die gewünschte Konzentration von unter 50 mg NO3/l im Mittel der Jahre erreicht. Langfristig lassen sich keine Unterschiede durch die Düngeform bestätigen.

Andreas Hoppe von der LMS Agrarberatung stellte die WRRL-Beratung in Einzugsgebieten belasteter Fließgewässer in Vorpommern vor. Zusammen mit seinem Kollegen Hannes Rohde will er hier in den nächsten zwei Jahren 104 Landwirtschaftsbetriebe bei der Minderung diffuser Nährstoffeinträge unterstützen. Laut dem Berater war die Resonanz auf die versandten Fragebögen recht gut. „Die Betriebe zeigten sich willig, mitzuarbeiten, die Nährstoffeinträge zu mindern“, so Hoppe. ri

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++ Bundeswehr errichtet Wildzaun gegen ASP in Sachsen-Anhalt++

In Deutschland wurde am 10. September 2020 erstmals Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) nachgewiesen. Unser ASP-Newsticker wird fortlaufend aktualisiert.

04./08./ Sachsen-Anhalt: Bundeswehr errichtet Wildzaun gegen ASP

Die Bundeswehr zäunt seit Donnerstag voriger Woche den Truppenübungsplatz Altmark in der Colbitz-Letzlinger-Heide (Sachsen-Anhalt) mit einem Wildschutzzaun ein, um das dort angesiedelte Gefechtsübungszentrum Heer vor einem Eintrag der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zu schützen.

Seuchenbekämpfungsmaßnahmen würden den Betrieb des mit gut 23.000 ha Fläche drittgrößten Übungsplatzes in Deutschland massiv beeinträchtigen, begründete die Bundeswehr den Bau des Zaunes. Dieser soll laut eines MDR-Berichts 100 km lang und 1,10 m hoch sein sowie mit einem 70 cm tiefen Untergrabschutz ausgestattet werden. Die ersten Betonpfosten für den Zaun rammte die Bundeswehr im Januar dieses Jahres in die Erde. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte schon damals einen Baustopp. Wildschutzmaßnahmen an der nahen A 14 würden in ihrer Wirkung beeinträchtigt und Wildtiere auf dem Militärgelände eingesperrt, argumentierte der Verband, der wegen dessen Ausweisung als Flora-Fauna-Habitat(FFH)-Gebiet zudem Umweltrecht missachtet sieht.

Die Bundeswehr wiederum verwies auf Querungshilfen und Durchschlupfmöglichkeiten für Kleinwild im Zaun. Auch hätten Veterinäre und Bundesforst ihre Zustimmung erteilt. fi

02.08./ ASP in Brandenburg: Abbau von Zäunen um ASP-Kerngebiet

Im Landkreis Oder-Spree, der als erster von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffen war, werden Bauzäune zurückgebaut, die um das Kerngebiet standen.

In den Flächen sei der Schweineanteil sehr gut dezimiert worden, erläuterte Amtsveterinärin Petra Senger
dem Regionalsender rbb. Die Maßnahmen ordnen sich in die dreistufige Ausstiegsstrategie ein, die auf die Tilgung der Tierseuche zielt. In der ersten Phase ist die Aufhebung von Kerngebieten möglich, wenn drei Monate lang kein positiver ASP-Befund festgestellt und die Schwarzwildpopulation auf maximal 20 % des ursprünglichen Bestandes reduziert wurde. Daran schließt sich – wie jetzt im Landkreis Oder-Spree – eine sechsmonatige Screeningphase mit weiterer Fallwildsuche und der nahezu vollständigen Entnahme des detektierten Schwarzwildes in der „Weißen Zone“ an.

Der Landkreis hatte in einem Brief zuvor den Jägern für das bisher Geleistete gedankt. Ihnen komme bei der vollständigen Entnahme des Schwarzwildes in der Weißen Zone, im Schutzkorridor und allen Kerngebieten eine Schlüsselrolle zu, so Senger. „Wir sind definitiv noch nicht am Ende der ASP-Bekämpfung“, mahnte die Amtsveterinärin, die Erfolge der letzten 22 Monate nicht durch „ein Laufen lassen“ aufs Spiel zu setzen. mil

07.07./ ASP in Sachsen: Jetzt ein großes „gefährdetes Gebiet“

Sachsen hat seine Restriktionszonen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) erneut angepasst und die beiden „gefährdeten Gebiete“ (Sperrzone II) nördlich von Dresden und im Osten des Landes zu einer Zone verschmolzen. Sie reicht nun von der Elbe bis an die Neiße. Am westlichen Rand der östlichen Sperrzone II war Mitte Juni ein Wildschwein erlegt worden, das Antikörper gegen ASP aufwies, wie es aus dem erweiterten Krisenstab heißt. Das Tier muss vor einigen Monaten mit ASP infiziert gewesen sein, aber die Krankheit überlebt haben. Dies belege, dass in der Region das ASP-Virus zirkuliert, was die Erweiterung der Sperrzone II notwendig mache.

Darüber hinaus wurde die Zone im Südwesten wegen eines weiteren ASP-Fundes bei Moritzburg leicht erweitert, um den 10-km-Radius einzuhalten. Der Sächsische Landesbauernverband (SLB) nahm die Erweiterung der Sperrzone und den Ausbruch der ASP in Hausschweinbeständen in Brandenburg und Niedersachsen zum Anlass, Schweinefleisch aus sächsischer Produktion als „nach wie vor sicheres und wertvolles Lebensmittel“ zu bezeichnen. Die Betriebe im Freistaat setzten alles daran, die Biosicherheit zu garantieren, so SLB-Vizepräsident Gunther Zschommler.

16.06. / ASP-Sperrzonen in Sachsen wohl deutlich ausgeweitet

Aufgrund von weiteren ASP-Nachweisen bei Wildschweinen in den Landkreisen Bautzen und Meißen haben die sächsischen Behörden die Restriktionszonen ausgeweitet. Die Grenze der westlichen Sperrzone II („gefährdetes Gebiet“) hat sich nunmehr bis an den Elbverlauf zwischen Meißen und Riesa verschoben. Von Riesa aus führt sie entlang des Grödel-Elsterwerdaer-Floßkanals nach Norden zur Landesgrenze. Weiterhin zählt nun das Gebiet zwischen Kamenz, Bernsdorf und Schwepnitz zur Sperrzone II.

Auf die Frage, ob die neuen ASP-Nachweise auf ein weiteres Vorrücken der Seuche nach Westen schließen lassen, erklärte das Sozialministerium gegenüber der Bauernzeitung, dass die Funde innerhalb der aktuellen „Hotspots“ in den bestehenden Sperrzonen II („gefährdetes Gebiet“) gemacht wurden.

Die Ausweisung der Restriktionszonen erfolge entsprechend der ASP-Ausbrüche in Abstimmung und im Konsens mit den EU-Behörden. Aus dem ASP-Krisenstab war vorige Woche die Information gedrungen, dass die EU-Behörden von den zuständigen sächsischen Stellen eine weniger zurückhaltende Ausweisung der Restriktionszonen erwarten. kb

04.03. / Kabinett beschließt Hilfen für Schweinehalter

Die sächsische Staatsregierung hat am Dienstag finanzielle Hilfen für Schweinehalter in den von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffenen Gebieten beschlossen. Die Förderrichtlinie „Aufgabe Kleinbestände“ zahlt Haltern von weniger als 100 Schweinen eine Entschädigung für die vorübergehende Einstellung der Haltung. Damit werde ein potenzielles Einfallstor in Hauschweinebestände geschlossen, da es für kleinere Bestände häufig eine größere Herausforderung sei, die nötigen Biosicherheitsmaßnahmen herzustellen. Die zweite Förderrichtlinie „Ausgleich der Transportmehrausgaben“ finanziert anteilig die Mehrkosten des Tierhalters für die Vorbereitung des Transports von Schweinen und tierärztliche Untersuchungen. kb

03.02. / Viele neue Fälle in Ostsachsen

Das Seuchengeschehen in der Wildschweinpopulation der von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffenen Regionen kommt nicht zur Ruhe. Im Januar wurden in Sachsen insgesamt 102 Fälle durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigt, davon allein 79 im Landkreis Görlitz im Osten des Freistaates. Brandenburg zählte im gleichen Zeitraum 65 Fälle, Mecklenburg-Vorpommern drei.

Im westmecklenburgischen ASP-Gebiet im Landkreis Ludwigslust-Parchim kündigten die Behörden weitere Schritte zur Bekämpfung der Seuche an. Nachdem um das Kerngebiet bereits ein Elektrozaun aufgestellt worden war, soll nun noch ein fester Wildzaun im Abstand von etwa vier Kilometern um das eingerichtete Gebiet gezogen werden. Der Deutsche Jagdschutzverband teilte mit, dass in den drei von der ASP betroffenen Bundesländern im Jagdjahr 2020/2021 mehr als ein Drittel der deutschen Gesamtstrecke an Schwarzwild erlegt wurde. Die meisten Wildschweine schoss die Jägerschaft in MV (106.803) und Brandenburg (90.306). In Sachsen wurden 37.069 Sauen erlegt. kb

27.01. / In Sachsen wegen neuer Wildschweinfunde die Restriktionszonen erweitert

Während sich Niedersachsen in der vergangenen Woche 150 km Schutzzaun für den Ernstfall sicherte, wurden in Sachsen wegen neuer Wildschweinfunde die Restriktionszonen erweitert. Das gefährdete Gebiet mit Sperrzone II erstreckt sich nun auf den gesamten Kreis Görlitz sowie Teile des Kreises Bautzen über zusammen 2.742 km². Im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern in unmittelbarer Nähe zu Brandenburg gab es Ende letzten Jahres mehrere ASP-Fälle. Die Restriktionszonen reichen auch in den Landkreis Prignitz, wo am Dienstag der rund zwölf Kilometer lange Festzaun fertiggestellt wurde. Die Fallwildsuche auf dem Territorium des Landkreises Prignitz führte zu keinen ASP-positiven Schwarzwildkadaverfunden. Insgesamt stieg die Fallzahl laut Friedrich-Loeffler-Institut auf 3.231.

02.12. / ASP-Fund bei Wildschwein an der Grenze zu Brandenburg

Bei einem jungen Wildschwein nahe Redlin, 300 Meter vor der Landesgrenze zu Brandenburg, wurde gestern die Afrikanische Schweinepest (ASP) festgestellt. Länderübergreifend wird jetzt ein ASP-Kerngebiet eingezäunt.

27.11. / Drei weitere Wildschweine ASP-positiv

Das Friedrich-Löffler-Institut in Greifswald hat bei drei weiteren Wildschweinen aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim Afrikanische Schweinepest bestätigt. Die Landesforst baut einen Zaun um den Fundort bei Marnitz.

25.11. / Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt: ASP-Fall bei Wildschwein in MV

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) informiert, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) bei einem verendeten Wildschwein in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen wurde. Das Nationale Referenzlabor – das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) – hat die Tierseuche in der entsprechenden Probe bestätigt. Der Fundort befindet sich im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Autobahnnähe, in einem bisher ASP-freien Gebiet.

17.11. / Backhaus: Schlachthöfe lassen Schweinehalter nicht im Stich

Die Schweinehalter in Mecklenburg-Vorpommern können trotz des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in einem Hausschweinebestand mit rund 4.000 Mastschweinen in Lalendorf bei Güstrow auf die Unterstützung der großen Schlachtbetriebe in Perleberg (Brandenburg), Weißenfels (Sachsen-Anhalt) und Kellinghusen (Schleswig-Holstein) zählen.

In einer kurzfristig vom Agrarministerium anberaumten Videokonferenz haben sie Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus zugesagt, dass sie Schweine aus Mecklenburg-Vorpommern auch weiterhin ohne jedwede Art von Abzügen annehmen werden, sofern die Tiere nicht aus Beständen in der eingerichteten Sperrzone stammen. red

16.11. / ASP: Backhaus erhebt Vorwürfe gegen Bundesministerin Klöckner

Nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auf einem Mastbetrieb in Vogelsang bei Rostock zeigt sich Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus „verbittert“ über fehlende Impfstoffe und mangelnde Unterstützung vom Bund.

15.11. / ASP bei Mastschweinen im Landkreis Rostock festgestellt

Nach positiven PCR-Tests an verendeten Mastschweinen aus einem Bestand im Landkreis Rostock hat sich bei weiteren Untersuchungen der Verdacht auf Afrikanische Schweinepest (ASP) bestätigt. Es ist der erste ASP-Ausbruch im Nordosten.

26.10. / Brandenburgs Agrarminister Vogel und EU-Generaldirektor Burtscher im Gespräch zur Unterstützung für Betriebe in den ASP-Gebieten

Agrarminister Axel Vogel traf sich am Dienstag (26.10) in Brüssel mit dem EU-Generaldirektor für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung, Wolfgang Burtscher. Wie das Brandenburger Agrarministerium mitteilt, zeigte sich Vogel im Anschluss an den Gedankenaustausch zufrieden und dankte dem Generaldirektor für das große Interesse an der Situation der schweinehaltenden Betriebe in Brandenburg und Sachsen sowie für seine Bereitschaft, sich hier zu engagieren. Er freue sich, dass das Anliegen Brandenburgs zur Unterstützung der notleidenden schweinehaltenden Betriebe in Brüssel auf offene Ohren stoße, so Vogel. „Die Zusage von Generaldirektor Wolfgang Burtscher, mit seinen Experten für weitere gemeinsame Beratungen zur möglichen Ausgestaltung von Unterstützungsprogrammen für die Betriebe zur Verfügung zu stehen, begrüße ich ausdrücklich. Gemeinsam mit dem Land Sachsen wollen wir die Möglichkeiten für ein gemeinsames Unterstützungsprogramm weiter intensiv erörtern und, soweit notwendig, eine Notifizierung durch die EU erreichen.“

Die aktuelle Situation auf dem Schweinemarkt und der weiterhin schwierige Zugang für Betriebe in den ASP-Schutzzonen zu Schlachthöfen sowie die Vermarktung der Schweine standen im Mittelpunkt des Gesprächs. In den ASP-gefährdeten Gebieten einschließlich der Kerngebiete befinden sich in Brandenburg insgesamt 315 Betriebe mit rund 97.230 Schweinen. Seit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im September 2020 ist es für die Landwirtinnen und Landwirte dort schwer geworden, Abnehmer für ihre Tiere zu finden. Zugespitzt hatte sich die Situation, als im Sommer 2021 erste Fälle im Hausschweinbestand auftraten. Auch wenn es seitdem keine neuen Fälle im Hausschweinbestand gab und mittlerweile auch die Sperrzone III durch die Europäische Union aufgehoben wurde, bleibt die Situation für die Betriebe angespannt. Agrarminister Vogel hatte sich in zahlreichen Gesprächen für die Abnahme von Brandenburger Schweinen starkgemacht.

Agrarminister Vogel und Generaldirektor Burtscher seien sich einig, dass die in der Brandenburger Tierhaltung bestehenden Strukturen mit einer ausgeprägten betrieblichen Kreislaufwirtschaft und der ohnehin niedrigen Tierbesatzdichte erhalten bleiben sollen, heißt es aus dem Ministerium. Die Betriebe erzeugen das Futter für die Tiere überwiegend vor Ort und können weitgehend auf Importe verzichten. Die derzeitigen Einschränkungen bei der Bewirtschaftung von Flächen zum Futteranbau erschweren jedoch die Lage für die Betriebe zusätzlich.


22.10. / EU-Kommission hebt ASP-Sperrzonen III in Brandenburg auf

Zum Wochenende gibt es eine gute Nachricht für Schweinehalter in den Brandenburger Landkreisen Spree-Neiße und Märkisch-Oderland: Da es dort in den vergangenen drei Monaten keine weiteren ASP-Ausbrüche in Hausschweinebeständen gab, stuft die EU-Kommission die derzeit als Sperrzone III gelisteten Gebiete zu Gebieten der Sperrzone II herab. Diese Änderung tritt am morgigen Samstag (23. Oktober) in Kraft. In Sperrzone III gibt es acht gewerbliche Schweinehaltungen mit insgesamt rund 31.500 Schweinen.

Staatssekretär Michael Ranft erklärte dazu heute in Potsdam: „Dank der konsequent durchgeführten Seuchenbekämpfungsmaßnahmen hat sich die Seuchenlage in Brandenburg verbessert. Besonders die Situation der Schweinehalter in der Sperrzone III war und ist sehr schwierig. Das Land Brandenburg hat sich gemeinsam mit dem Bund erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Frist zur Aufhebung der Sperrzone III von zwölf auf drei Monate verkürzt wird. Die Entscheidung der EU-Kommission ist eine sehr gute Nachricht. […] Trotz dieser guten Nachricht bleibt es weiterhin sehr wichtig, dass alle Schweinehehalterinnen und Schweinehalter weiter wachsam sind und notwendige Biosicherheitsmaßnahmen einhalten […] .“ red


2.10. / ASP-Maßnahmen im Grenzgebiet: Polen mauert, M-V baut zweiten Zaun

Die Dringlichkeit des Baus von Wildschweinbarrieren an der deutsch-polnischen Grenze hat die Staatssekretärin im Bundesagrarministerium, Beate Kasch, gegenüber ihrem polnischen Amtskollegen untermauert. Neben dem ASP-Schutzkorridor in Deutschland sei ein weiterer Korridor mit drittem Zaun auf polnischer Seite eine sinnvolle Ergänzung. Sie forderte bei einem Treffen in Brüssel ihren polnischen Kollegen auf, dies voranzubringen. An dem Gespräch nahmen Kaschs tschechischer Amtskollege sowie die stellvertretende Generaldirektorin Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Claire Bury, teil.

Die EU-Kommission begrüßte das deutsche Konzept, das eine Infektionsausbreitung nach Westen verhindern soll. Danach soll in einer „weißen Zone“ der Korridor von zwei festen Zäunen begrenzt und darin die Wildschweinpopulation gegen Null reduziert werden. Dazu seien abgestufte Maßnahmen wie die regelmäßige Fallwildsuche, verstärkte Bejagung mit Untersuchung und Entfernung der Kadaver vorgesehen. Leider sei Polen auch weiterhin nicht bereit, sich zu bewegen, so Kasch.

Unterdessen machte die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern 5,8 Mio. € Haushaltsmittel für den Erwerb, Bau und Erhalt eines zweiten ASP-Schutzzaunes frei. Dieser soll parallel zum ersten Schutzzaun auf 100km Länge entlang der deutsch-polnischen Grenze durch Mitarbeiter der Landesforstanstalt aufgestellt und erhalten werden. Dadurch soll ein Schutzkorridor entstehen, in dem die Wildschweinedichte maximal verringert wird. Der Abstand zwischen den zwei Zäunen soll mindestens 500 m betragen.

Sachsen weitete in dieser Woche die Untersuchungspflicht für alle gesund erlegten Wildschweine aus. Sie gilt jetzt nicht mehr nur in den Landkreisen Görlitz und Bautzen, sondern auch in den Kreisen Meißen, Sächsische  Schweiz-Osterzgebirge sowie auf dem Gebiet der Landeshauptstadt Dresden. Die Aufwandsentschädigung beträgt 50 € pro Tier. Mit der Ausdehnung der Untersuchungspflicht soll frühzeitig eine Verbreitung des Virus über die bisherigen Restriktionszonen hinaus festgestelltwerden.

Die Regel, dass im gesamten  Freistaat alle tot aufgefundenen, verunfallten und mit Krankheitsanzeichen erlegten Wildschweine auf ASP zu untersuchen und gefundene Kadaver zu melden sind, gilt weiterhin. red


30.9. / ASP-Prämie erhöht: Ab Oktober 150 Euro statt bisher 100 Euro je erlegtes Wildschwein

Das Verbraucherschutzministerium Brandenburg will die Maßnahmen im Kampf gegen ASP verstärken. Deshalb soll ab 1. Oktober für jedes erlegte Wildschwein innerhalb ausgewiesener ASP-Restriktionsgebiete eine Aufwandsentschädigung von 150 Euro (statt der bisherigen 100 Euro) an Jäger ausgezahlt werden, teilt das Ministerium mit. Die Aufwandsentschädigung wurde im März eingeführt, um den Aufwand der Jäger bei der Entnahme des Schwarzwilds aus den Weißen Zonen auszugleichen. Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher sagte zur Erhöhung der „ASP-Prämie“: „Mit der Erhöhung der Aufwandsentschädigung wollen wir einen stärkeren Anreiz für die Entnahme schaffen. Es ist wichtig, dass das Schwarzwild vor der nächsten Reproduktion möglichst vollständig aus den Restriktionsgebieten entnommen wird. Die kommenden vier Monate sind dafür ganz entscheidend.“

Für das Auffinden und Melden des Fundorts verendeter Wildschweine, einschließlich Unfallwild wird eine Aufwandsentschädigung wie folgt gewährt:

Derzeit wird entlang der Grenze zu Polen ein zweiter fester Zaun errichtet. So entsteht ein Schutzkorridor, in dem der Wildschweinbestand möglichst auf null reduziert werden soll. Von insgesamt rund 280 Kilometern ist mehr als ein Drittel fertiggestellt.


17.7. / Dritter ASP-Fall in Brandenburg

Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) meldete das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest bei Hausschweinen in einem weiteren Kleinstbetrieb im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg. Das Nationale Referenzlabor – das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) – hat die Tierseuche in entsprechenden Proben nachgewiesen. Der Betrieb befindet sich in der bisherigen Sperrzone, die aufgrund der Ausbrüche der ASP bei Wildschweinen eingerichtet war. Derzeit laufen nach Angaben des Ministeriums die epidemiologischen Untersuchungen nach der Eintragsursache. Dabei werden die örtlichen Behörden vom bundeseigenen FLI unterstützt. 

16.7. / In Brandenburg ist erstmals die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Nutztierbeständen ausgebrochen

In einem Nutztierbestand mit 200 Tieren (Spree-Neiße) und einer Kleinsthaltung mit zwei Schweinen (Märkisch Oderland) ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) ausgebrochen. Damit drang die Tierseuche erstmals in Deutschland in die Nutztierbestände ein. Am Donnerstagabend hatte das nationale Referenzlabor beim Friedrich-Löffler-Institut (FLI) den Verdacht auf ASP bestätigt.

Laut dem FLI handle es sich im Landkreis Spree-Neiße um einen Sauenzuchtbetrieb mit 80 Sauen und 120 Ferkeln im Ort Preschen sowie um eine Kleinsthaltung im Letschiner Ortsteil Kienitz (Märkisch Oderland). Beide Betriebe liegen unweit der polnischen Grenze.

4.5. / Zaunbau an Autobahn A12 / Entschädigungszahlungen bewilligt / Märkische Sattelschweine geschlachtet

616.000 Euro Entschädigungszahlungen sind durch den Landkreis Oder-Spree bereits an durch die Afrikanische Schweinepest benachteiligte Landwirtschaftsbetriebe, Jäger und Forst bewilligt worden. Dies teilte die Märkische Oderzeitung mit. Laut Landwirtschaftsamtsleiter Gerd Piefel lägen derzeit konkret 70 Entschädigungsanträge mit einer Summe von 1.035.000 Millionen Euro der Behörde vor. Der größte Anteil entfiele dabei auf 20 Anträge aus der Landwirtschaft mit insgesamt 400.000 Euro. Weitere 150.000 Euro sind für Forstwirtschaft und 38.000 Euro für Jäger eingeplant.

Bis Ende Mai sollen nach Auskünfte, die Amtstierärztin Petra Senger der Märkischen Oderzeitung erteilte, auch der Zaunbau an der Autobahn A12 und der nördlich davon gelegenen L38 weitergehen.

Die Märkischen Sattelschweine des Gut Hirschaue in Birkholz seien indes geschlachtet worden. Laut der Amtstierärztin sei der Zuchtbestand eingestallt. Ferkel würden im Stall geboren. Die Wildschweine des Betriebes seien vierfach umzäunt worden.

Bisher wurde bei 540 Wildschweine im Landkreis die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen.

19.3. / Brandenburg: ASP-Funde an der Schlaube

Außerhalb der bestehenden Kernzone im Landkreis Oder-Spree sind Fälle der Afrikanischen Schweinepest aufgetreten, berichtet die Märkische Oderzeitung (MOZ) am Freitag. „Bei drei Frischlingen, die an der Schlaube zwischen Wirchensee und Kieselwitzer Mühle aufgefunden wurden, hat sich der ASP-Verdacht bestätigt“, hieß es vonseiten des Landkreises Oder-Spree. Ursache soll ein auf 500 Meter Länge beschädigter Zaun zwischen Treppeln und Kobbeln sein, der bereits im Januar repariert wurde. Die Gebietskulisse soll daher nicht neu ausgewiesen werden, berichtet die MOZ. Die neue Fundstelle wurde zusätzlich durch einen Elektrozaun gesichert, intensive Fallwildsuche folgt. Ursache für die großflächige Zerstörung des Zauns sei vermutlich der Durchbruch einer Schweinerotte, so Amtsveterinärin Petra Senger.

11.3. / Brandenburg: Neue Funde außerhalb der Kerngebiete

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat bei 16 weiteren Wildschweinen den amtlichen ASP-Verdacht bestätigt. Die Zahl der bestätigten ASP-Fälle im Land Brandenburg steigt damit auf 751. Unter den Funden ist auch Fallwild außerhalb der bestehenden Kerngebiete: im Landkreis Spree-Neiße wurde ein Tier in der Nähe von Zelz auf der östlichen Seite der festen Wildschweinbarriere entlang der Grenze zu Polen gefunden, bei Werbig im Landkreis Märkisch-Oderland wurde Fallwild im gefährdeten Gebiet positiv getestet, in Frankfurt (Oder) gab es einen weiteren Fund im nördlichen Stadtgebiet, innerhalb eines temporär aufgestellten Elektrozauns. „Gerade die Funde entlang von Oder und Neiße zeigen, wie stark der Seuchendruck aus Polen nach wie vor ist. In allen Fällen starten wir sofort mit einer intensiven Fallwildsuche um die Fundstellen, um die eventuelle Ausbreitung festzustellen. Dabei kommen neben ortsansässigen Jägern und dem Landesbetrieb Forst auch Fallwildsuchhunde, Drohnen sowie der Polizeihubschrauber des Landes zum Einsatz. Im Landkreis Märkisch Oderland werden die Restriktionszonen angepasst: der Fundort wird sofort mit einem Elektrozaun umzäunt, der umgehend durch einen festen Zaun ersetzt wird“, so die Leiterin des ASP-Krisenstabs Anna Heyer-Stuffer.

FundortAnzahl bestätigte ASP-Fälle bei
Wildschweinen
(Stand: 11. März 2021)
Landkreis Spree-Neiße59
Landkreis Oder-Spree460
Landkreis Dahme-Spreewald9
Landkreis Märkisch-Oderland221
Frankfurt (Oder)2
Land Brandenburg gesamt751
Quelle: Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz

5.3. / Zaun um die zweite Weiße Zone steht / Maßnahmen gegen Zaundiebstahl

Die Weiße Zone in den Landkreisen Oder-Spree und Dahme-Spreewald ist fertig. Das mit Abstand größte Kerngebiet um die Orte Friedland und Grunow-Dammendorf ist durch einen doppelten festen Zaun umschlossen. Damit beginnt nun die Entnahme der Wildschweine vor allem über Lebendfallen und die Nutzung von Forst- und Waldwirtschaft in diesem Gebiet ist weitestgehend wieder möglich. So ist die Forstwirtschaft freigegeben bis auf den Holzeinschlag mit großen Maschinen, der einer Genehmigung bedarf. In Verbindung mit einer vorangegangenen Fallwildsuche wird auch die landwirtschaftliche Tätigkeit größtenteils wieder möglich sein. Die erste Weiße Zone in den Landkreisen Oder-Spree und Spree-Neiße war Mitte Dezember 2020 fertiggestellt worden.

Unter schwierigen Bedingungen seien rund 136 Kilometer Zaun verbaut und ein Gebiet von circa 400 Quadratkilometern eingezäunt worden. Nun könne hier mit der Entnahme der Wildschweine begonnen werden, so die Leiterin des ASP-Krisenstabs, Verbraucherschutzstaatssekretärin Anna Heyer-Stuffer. „Ich danke allen Beteiligten sehr für diese tolle Leistung!“ Heyer-Stuffer kündigte zudem Maßnahmen gegen Vandalismus und Diebstahl von Zäunen an: „Ob an der Grenze zu Polen oder in den Weißen Zonen: Überall sehen wir, wie wirksam die Zäune sind. Leider erleben wir vermehrt Diebstahl und Vandalismus an den Anlagen. So werden Tore gestohlen und Zaunstücke zerstört. Das ist kein Kavaliersdelikt. Es schadet allen, bindet Ressourcen und kostet weiter viel Geld. Darum haben wir uns entschlossen, Zäune und Tore effektiv gegen Diebstahl zu sichern.“ Tore, Pfosten und Zäune werden von der Polizei durch Nummern codiert, um eine Nutzung oder den Weiterverkauf zu erschweren. Mit der Nummer lässt sich zudem feststellen, von wo ein Tor gestohlen wurde.

4.3. / Fallwildfund in Frankfurt (Oder) positiv getestet

Bei einem Wildschwein-Kadaverfund im Bereich der nördlichen Oderwiesen der Stadt Frankfurt (Oder) wurde der ASP-Verdacht vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigt. Der Kadaver wurde östlich der festen Wildschweinbarriere gefunden, die notwendigen Maßnahmen wurden sofort eingeleitet. Die Stadt Frankfurt (Oder) hat umgehend einen Krisenstab eingerichtet. „Zunächst bin ich froh, dass ganz offensichtlich der Schutzzaun wirkt, denn das Tier wurde vor dem Zaun zur Oderseite hin gefunden. Der neue Fund zeigt aber auch, wie stark der Seuchendruck aus Polen weiterhin ist. Oberstes Ziel ist es festzustellen, ob das Seuchengeschehen auf die Region östlich der Wildschweinbarriere begrenzt ist“, so Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher. Dazu werde unverzüglich westlich der festen Wildschweinbarriere zielgerichtet und großflächig nach Schwarzwildkadavern gesucht. Hierbei kommen neben ortsansässigen Jägern und Menschenketten auch Fallwildsuchhunde, Drohnen sowie der Polizeihubschrauber des Landes zum Einsatz. Mit dem aktuellen Fall erhöht sich die Zahl der bisher bestätigten ASP-Fälle in Brandenburg auf 719.

20.1. / Landkreis Jerichower Land schafft ASP-Schutzzäune an

Um auf einen möglichen Einfall der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im Jerichower Land (Sachsen-Anhalt) vorbereitet zu sein, hat die Landkreisverwaltung spezielle Wildschutzzäune angeschafft. Bei Bedarf kann damit eine insgesamt 25 km lange Barriere durch eine Fachfirma aufgebaut und an den entsprechenden Stellen eingesetzt werden. Zu den präventiven Maßnahmen zählt neben der Anschaffung des Wildschutzzaunes auch die Reduzierung der Wildschwein-Population durch die Jägerschaften. Damit die Tierseuche bei einem Ausbruch eingedämmt werden kann, wird das betroffene Gebiet in drei Zonen eingeteilt – Kerngebiet, gefährdeter Bereich und Pufferzone. Im Umkreis von ca. vier Kilometern wird der Fundort eines mit ASP infizierten Tieres komplett eingezäunt, um den Übergang weiterer infizierter Tiere in die angrenzenden Bereiche (gefährdeter Bereich) zu verhindern. Innerhalb der Pufferzone wird die vorhandene Wildschweinpopulation um 70 % reduziert. red

30.12. / Fast 400 ASP-Wildschweine vor dem Jahreswechsel

Nach den Weihnachtsfeiertagen sind bis zum Jahresende 2020 gut 20 weitere Infektionen von Wildschweinen mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg bestätigt worden. Dem Tierseucheninformationssystem (TSIS) zufolge gab es bisher bundesweit 390 ASP-Nachweise, davon 375 in Brandenburg. Die Leiterin des ASP-Krisenstabes in Brandenburg, Anna Heyer-Stuffer, zeigte sich gut hundert Tage nach dem ersten amtlichen ASP-Nachweis in Brandenburg zufrieden mit den bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der Tierseuche. Innerhalb weniger Wochen sei es trotz Munitionsfunden und schwierigem Gelände gelungen, riesige Teile des gefährdeten Gebietes einzuzäunen. „Insgesamt wurden bereits mehr als 300 km Festzaun gebaut, und die intensive Fallwildsuche wird unterstützt von vielen Helferinnen und Helfern“, hob Heyer-Stuffer hervor. Der am 24. September im Süden des Landes begonnene Bau eines festen Zauns entlang der Grenze zu Polen kommt voran: Von insgesamt rund 270 km seien mehr als 130 km fertiggestellt, so Heyer-Stuffer.

Auch die feste Umzäunung der drei Kerngebiete und der Bau der sogenannten „Weißen Zonen“ gehe zügig voran. Der Zaun zwischen Frankfurt (Oder) und der sächsischen Grenze sei vollständig geschlossen. Im Landkreis Märkisch-Oderland werden derzeit gut 40 Kilometer Zaun gebaut, im Barnim sind neun Kilometer fertig gestellt, die Uckermark wird im Januar mit dem Bau eines rund 60 Kilometer langen Zaunstückes bis Mecklenburg-Vorpommern beginnen. „Die Abgrenzung der Weißen Zone durch eine doppelte Umzäunung des ersten Kerngebiets um Neuzelle ist abgeschlossen. Hier hat die Entnahme der Wildschweine über Lebendfallen begonnen. Der äußere Ring der Weißen Zone um das zweite Kerngebiet im Landkreis Märkisch-Oderland ist ebenfalls fertig gestellt. Mit der Abgrenzung einer Weißen Zone um das dritte Kerngebiet im Landkreis Oder-Spree wurde begonnen. Unser Ziel ist die vollständige Entnahme der Wildschweine aus diesen Gebieten, um dort die Infektionsketten vollständig zu unterbrechen“, so Heyer-Stuffer. Der Parlamentarische Staatssekretär im Agrarressort, Uwe Feiler, kündigte an, dass die Gespräche der „Tiergesundheits-Troika“ als trilaterales Format Deutschlands, Polens und Tschechiens im Januar bei einem Vor-Ort-Besuch an der polnischen Grenze fortgesetzt würden. AgE, red


3. 12. / 40 Wildschweinkadaver von der Oderinsel bei Küstrin-Kietz positiv getestet

In Brandenburg wurde heute bei 42 weiteren Wildschweinen der ASP-Verdacht bestätigt. Allein 40 Fälle stammen von der Oderinsel bei Küstrin-Kietz im Kerngebiet des Landkreises Märkisch-Oderland, zwei aus dem ersten Kerngebiet im Landkreis Oder-Spree. Damit gibt es jetzt insgesamt 225 bestätigte ASP-Fälle beim Schwarzwild im Land Brandenburg. „Anfang Oktober und damit kurz nach Feststellung der Tierseuche bei Bleyen im Landkreis Märkisch-Oderland wurde die Oderinsel als munitionsbelastete Verdachtsfläche innerhalb weniger Tage eingezäunt. Jäger hatten dort mehrere Wildschweinrotten entdeckt“, erläutert die Leiterin des ASP-Krisenstabs, Anna Heyer-Stuffer. „Die Insel wurde daraufhin intensiv beobachtet. Das Infektionsgeschehen konnte von vornherein begrenzt werden. Durch die hohe Letalität der Seuche sind inzwischen viele Tiere verendet. Die Kadaver wurden geborgen und mit positivem Ergebnis auf ASP untersucht. Die Ausbrüche befinden sich im bereits eingerichteten Kerngebiet von Märkisch-Oderland. Somit ergibt sich keine neue Sachlage.“


30.11. / ASP-Zaun in Mecklenburg-Vorpommern steht, “Pürzelprämie” wird verdoppelt

Bei Pomellen hat Agrar- und Umweltminister Till Backhaus heute den letzten Pfahl für den Wildschutzzaun gegen den Eintrag der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nach Mecklenburg-Vorpommern gesetzt. Der Zaun zieht sich entlang der Grenze zu Polen auf rund 63 Kilometern Länge. „Ich bin froh, dass wir als erstes Bundesland nun diese Barriere errichtet haben. Doch damit ist die Gefahr nicht vollständig gebannt“, räumte Backhaus ein. Er appelliert erneut an die schweinehaltenden Betriebe, die Biosicherheitsmaßnahmen auf höchstem Niveau zu halten. Gleichzeitig kündigte Backhaus an, die Aufwandsent­schädigung für erlegte Wildschweine, die sogenannte Pürzelprämie, ab dem 1. Dezember 2020 von 25 auf 50 Euro pro erlegtem Stück Schwarzwild zu erhöhen. red


24.11. / Burgenlandkreis für verstärkte Beprobung toter Wildschweine

Um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) weiter einzudämmen, müssen Wildschweine mit krankheitsverdächtigen Merkmalen beprobt und beim Veterinäramt des Burgenlandkreises angezeigt werden. Darunter fallen tot aufgefundene (Fallwild), an Verkehrsunfällen beteiligte (Unfallwild) oder erlegte Wildschweine. Wie der Landkreis mitteilte, wird die Jägerschaft im Kreisgebiet gebeten, sich beim Auffinden oben genannten Wildschweine telefonisch unter (03443) 372302 oder außerhalb der Dienstzeiten unter (03445) 75290 an das Veterinäramt des Kreises zu wenden. Nach erfolgter Meldung ist eine Probename am Wildschwein durch die für den Fundort zuständigen Jäger vorzunehmen. Wichtig für die weitere Bearbeitung der Probe sei die ordnungsgemäße Entnahme, genaue Bestimmung des Fundortes und der Vermerk des Fundortes auf dem Formular. Diese Proben sind mit den korrekt ausgefüllten Dokumenten dem Veterinäramt zu übergeben. Für jede untersuchungsfähige Probe werde eine Aufwandsentschädigung von 50 € gezahlt. Tupferproben und Untersuchungsanträge seien beim Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Burgenlandkreises erhältlich. fi


15.11., 13.25 Uhr / Fallwild im Landkreis Görlitz positiv getestet

In der Restriktionszone im sächsischen Landkreis Görlitz wird seit dem 11. November gezielt nach toten Wildschweinen gesucht. Zuletzt waren elf Suchstaffeln mit über 150 Personen im gefährdeten Gebiet auf Fallwildsuche. Mehrere verendete Wildschweine wurden gefunden und beprobt. In zwei Proben hat das Friedrich-Loeffler-Institut am Wochenende das ASP-Virus nachgewiesen. Es handelt es sich um Knochenreste, die in der Gemeinde Podrosche nahe der polnischen Grenze, rund 8 km vom Erstausbruch in Pechern/Krauschwitz entfernt, gefunden wurden.


6.11., 16.50 Uhr / Weitere ASP-Fälle in Brandenburg bestätigt – ein Überblick

Das FLI hat am Donnerstag (5.11.) bei drei weiteren Wildschweinen den amtlichen ASP-Verdacht bestätigt. Bei allen drei Funden handelt es sich um Fallwild aus dem ersten Kerngebiet im Landkreis Oder-Spree um den Ort Neuzelle. Damit gibt es bislang insgesamt 127 bestätigte ASP-Fälle beim Schwarzwild im Land Brandenburg. Eine Übersicht der bisherigen Fälle. red

FundortAnzahl bestätigte ASP-Fälle bei Wildschweinen
(Stand: 5. November 2020)
Landkreis Spree-Neiße14
106Landkreis Oder-Spree106
Landkreis Märkisch-Oderland7
Land Brandenburg gesamt127
(c) Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz Brandenburg

6.11., 16.28 Uhr / Angepasste Restriktionszonen und Fortschritte beim Zaunbau

Am Donnerstag, den 5.11., wurde in den Landkreisen Oder-Spree und Dahme-Spreewald ein weiteres Kerngebiet eingerichtet und die übrigen Restriktionszonen erweitert. Für den Landkreis Barnim wurde eine Pufferzone eingerichtet, die ab 6. November gültig ist.

Die Pufferzone im Landkreis Barnim umfasst im äußersten Osten des Landkreises die Gemeinde Lunow-Stolzenhagen mit allen Gemarkungen. In diesem Gebiet wird verstärkt nach Fallwild gesucht, Schweinehalter sind unter anderem verpflichtet, Hausschweine so abzusondern, dass sie nicht mit Wildschweinen in Berührung kommen können, zudem müssen geeignete Desinfektionsmöglichkeiten an den Ein- und Ausgängen der Ställe oder sonstigen Standorten eingerichtet werden. Mit Inkrafttreten der Allgemeinverfügung kann auch im Landkreis Barnim mit dem Bau eines festen Zauns an der deutsch-polnischen Grenze entlang der Oder begonnen werden.

Auch der Landkreis Oder-Spree hat seine Restriktionszonen erweitert. Ein zweites Kerngebiet um die Fundstellen bei Friedland wird bis zum Wochenende zunächst mit einem mobilen Zaun (Bauzaun, Elektrozaun) gesichert. Hier gilt ein striktes Jagd- und Betretungsverbot von Wäldern und offenen Flächen. Auch das benachbarte gefährdete Gebiet wurde erweitert, ebenso die Pufferzone. Die Karte gibt eine Übersicht. red


6.11., 15.23 Uhr / Wegen ASP: Landwirt stellt Schweinemast in Restriktionszone ein

Aufgrund der problematischen Lage für Schweinehalter in den ASP-Restriktionszonen wird Landwirt Karsten Ilse seine Mastschweinehaltung im Frühjahr 2021 aufgeben. Bis April 2021 wird er noch Ferkel mästen – auch aus Rücksicht auf seinen regionalen Ferkelerzeuger. Ilse hält im brandenburgischen Letschin 1.500 Mastschweine und bewirtschaftet 850 ha Ackerland. Sein Betrieb liegt er mitten in der ASP-Restriktionszone im Landkreis Märkisch-Oderland. mil


4.11., 10.30 Uhr / ASP-Restriktionszone in Ostsachsen ausgewiesen

Nach dem Auftreten der Afrikanische  Schweinepest (ASP) in Sachsen haben die zuständigen Behörden am späten Dienstagnachmittag eine Restriktionszone und weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche festgelegt. Die Restriktionszone beschreibt ein sogenanntes Gefährdetes Gebiet um die Abschussstelle des infizierten Wildschweins auf dem Territorium der Gemeinde Krauschwitz (Landkreis Görlitz). Im Norden (bei Bad Muskau) und Osten wird das Gebiet im Wesentlichen von der Staatsgrenze zu Polen gebildet, im Westen von der B 115. Die südliche Linie zieht sich nördlich der Ortschaft Steinbach über Daubitz bis Rietschen (Karte).


31.10., 17.00 Uhr / Bei Görlitz: Erster ASP-Fall in Sachsen

Die Afrikanische Schweinepest wurde jetzt erstmals auch bei einem Wildschwein in Sachsen nachgewiesen. Nach Angaben des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt wurde das Wildschwein am 27.10. in der Gemeinde Krauschwitz (Landkreis Görlitz) bei einer Jagd erlegt. Die Überläufer-Bache hatte keine Krankheitssymptome gezeigt. Das Wildschwein wurde jedoch routinemäßig auf ASP untersucht. Das Ergebnis war positiv. Ein zeitgleich geschossener Frischling war negativ getestet worden. red


30.10., 16.45 Uhr / Weitere ASP-Fälle und erweitertes Kerngebiet

Heute (Freitag, 30.10.) hat das FLI bei elf weiteren Wildschweinen den amtlichen ASP-Verdacht bestätigt. Zehn Funde stammen aus dem ersten Kerngebiet im Landkreis Oder-Spree um Neuzelle, eines wurde bei Friedland in Klein Briesen (LOS) 25 km nordwestlich von Neuzelle, knapp 10 km östlich Friedland gefunden. Damit gibt es bislang insgesamt 114 bestätigte ASP-Fälle beim Schwarzwild im Land Brandenburg. Ebenfalls wird das bisherige gefährdete Gebiet entsprechend der neuen Sachlage erweitert. red


27.10., 15.23 Uhr / Jerichower Land bereitet sich auf Ernstfall vor

Der Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt bereitet sich auf ein mögliches Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) vor. Wie die Kreisverwaltung mitteilte, habe sich nach einigen Seuchenfällen im benachbarten Land Brandenburg die Situation verschärft. Ein aus Vertretern der Kreisverwaltung, der Jägerschaft, des Bauernverbandes sowie des Brand- und Katastrophenschutzes bestehendes Team werde sich künftig alle drei Wochen treffen, um die Lage im Kreisgebiet sowie etwaige notwendige Maßnahmen zu bewerten. Zudem habe der Dekontaminations-Zug des Katastrophenschutzes erneut den Einsatz der mobilen Desinfektionsschleuse geübt. Für den im Ausbruchsfall benötigten Schutzzaun sei die Beauftragung eines Dienstleisters in die Wege geleitet worden. Aktuell werde noch geprüft, ob der Einsatz von Wärmebildkameras bei der Suche nach infiziertem Schwarzwild hilfreich sein könne. fi


11.00 Uhr, 27.10. / Burgenlandkreis erinnert an Meldepflichten

Auch im sachsen-anhaltischen Burgenlandkreis wurden Maßnahmen getroffen. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet, hätten sich Landkreis und Jägerschaft darauf geeinigt, dass bis zu 3.000 Wildschweine geschossen werden dürften. Das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Burgenlandkreises hatte kürzlich zudem alle Schweinehalter dazu aufgerufen, ihre Schweinehaltung anzuzeigen, soweit dies noch nicht geschehen sei. Da die Afrikanische Schweinepest nun auch Deutschland erreicht habe, sei dieser Schritt dringend notwendig. Laut § 26 der Viehverkehrsverordnung bestehe eine Meldepflicht, betonte das Amt. Im Falle eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest im Burgenlandkreis oder einem Nachbarlandkreis werde die dauerhafte Aufstallung aller Schweine angeordnet. Zugleich seien alle Schweinehalter aufgefordert, die Biosicherheit ihrer Schweinehaltungen sicherzustellen. fi


17.49 Uhr 23.10. / Elf Weitere ASP Fälle: Fallzahl steigt auf 91

Am Donnerstag wurde bei sechs weiteren Wildschweinen in Brandenburg das ASP-Virus nachgewiesen. Die sechs Wildschweine stammen aus dem ersten Kerngebiet – alle Funde liegen im Landkreis Oder-Spree. Heute (Freitag, 23.10.) wurden fünf weitere ASP-Fälle bestätigt. Von diesen stammen drei Wildschweine aus dem ersten Kerngebiet (im Landkreis Oder-Spree); zwei Wildschweine stammen aus dem zweiten Kerngebiet (im Landkreis Märkisch Oderland). 


16.37 Uhr, 21.10. / Acht neue ASP-Funde: Fallzahl steigt auf 80

Das FLI hat bei den Proben acht weiterer Wildschweine das ASP-Virus nachgewiesen. Sieben davon stammen aus dem ersten Kerngebiet (Landkreis Oder-Spree); ein beprobtes Wildschwein aus dem zweiten Kerngebiet (Landkreis Märkisch Oderland). Die Hausschweinbestände in Deutschland sind nach wir vor frei von der Afrikanischen Schweinepest.


16.40 Uhr, 20.10. / Weiterer ASP-Fall bestätigt, insgesamt 71 Fälle

Das FLI hat die ASP in einer weiteren Probe eines verendeten Wildschweins nachgewiesen. Der Fundort liegt innerhalb des ersten Kerngebiets – im Landkreis Oder-Spree.


18.30 Uhr, 16.10. / Jetzt 70 bestätigte ASP-Fälle

Der Verdacht auf ASP hat sich bei einem weiteren Wildschwein in Brandenburg bestätigt. Der Fundort des Wildschweins liegt innerhalb des ersten Kerngebiets – im Landkreis Oder-Spree.


16.05 Uhr, 15.10. / Schwarzwildkadaver werden in Nachbarländern entsorgt

Die mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verseuchten toten Wildschweine aus Brandenburg werden zur Beseitigung nach Genthin in Sachsen-Anhalt gefahren. Darüber berichteten Magdeburger Volksstimme und Märkische Oderzeitung kürzlich unter Bezug auf die Presseagentur dpa. Ein Sprecher der SecAnim GmbH habe bestätigt, dass Wildschweinkadaver aus den betroffenen Brandenburger Landkreisen dort bereits eingetroffen seien und beseitigt würden. Das Unternehmen ist im Bereich der Tierbeseitigung aktiv und hat im Genthiner Ortsteil Mützel einen Standort. Es arbeitet im Auftrag unter anderem von Kommunen und Städten.

In Brandenburg gibt es dem Unternehmenssprecher zufolge zwei Sammelstellen für tote Tiere, darunter im Gubiner Ortsteil Bresinchen. Laut dem Brandenburger Gesundheitsministerium verfüge das Land aber über keinen eigenen zugelassenen Verarbeitungsbetrieb für tierische Nebenprodukte. Verendete Nutztiere oder verendetes bzw. erlegtes Wild bei Feststellung von Tierseuchen würden in Betrieben der SecAnim GmbH an den Standorten Genthin (Sachsen-Anhalt) und Malchin (Mecklenburg-Vorpommern) entsorgt. fi


14.52 Uhr, 15.10. / Altmarkkreis Salzwedel verschickt Info-Schreiben an Jäger

Der Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt) setzt seine Informationskampagne zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) fort. Der Verbreitung der Tierseuche könne nur entgegengewirkt werden, indem so viel wie möglich Schwarzwild geschossen und anschließend beprobt wird. Auch die Meldung von tot aufgefundenen Wildschweinen sei wichtig, so die Kreisverwaltung. Hierzu bedürfe es der Unterstützung der hiesigen Jäger. Aus diesem Grund verschickte der Altmarkkreis an die 530 jagdausübungsberechtigten Frauen und Männer im Kreisgebiet ein Informationsschreiben. Dem Schreiben waren Tupfer und Schutzröhrchen beigefügt, um Proben bei geschossenen Wildschweinen nehmen und diese untersuchen lassen zu können. fi


16.52 Uhr, 14.10. / Fallzahl steigt auf 69 infizierte Wildschweine

Das Brandenburger Verbraucherschutzministerium teilt mit, das vier weitere ASP-Fälle vom FLI bestätigt wurden. Dabei handelt es sich erneut um Fallwild-Proben aus den Kerngebieten Spree-Neiße/Landkreis Oder-Spree und Märkisch-Oderland. Insgesamt gibt es 69 bestätigte Fälle.


16.01 Uhr, 12.10. / Zehn neue ASP-Fälle bestätigt, Gesamtzahl steigt auf 65

Bei zehn weiteren Wildschweinen in Brandenburg hat das FLI die Afrikanische Schweinepest (ASP) nachgewiesen. Die Fundorte aller zehn Tiere liegen im ersten Kerngebiet, acht Wildschweine wurden im Landkreis Oder-Spree, zwei im Landkreis Spree-Neiße gefunden. Am Wochenende kam es im zweiten Kerngebiet im Landkreis Märkisch-Oderland zu einer groß angelegten Suche – unter Anderem mit Drohnen. Dabei wurde auf der Oderinsel Küstrin eine größere Zahl an Wildschweinen gefunden – sowohl mit toten als auch möglicherweise an ASP erkrankten Tieren. Derzeit wird mithilfe von Experten des FLI die weitere Vorgehensweise geklärt. Ziel ist, die Tiergruppe zu isolieren und eine Verbreitung der Tierseuche zu verhindern. 


16.24 Uhr, 9.10. / BMEL meldet 55 ASP-Fälle insgesamt

Bei zwei weiteren Wildschweinen in Brandenburg hat sich der Verdacht auf ASP bestätigt. Die Fundorte liegen im ersten Kerngebiet – ein Wildschwein wurde im Landkreis Oder-Spree, das andere im Landkreis Spree-Neiße gefunden, teilt das BMEL mit. Die Gesamtzahl steigt auf 55.


11.20 Uhr, 9.10. / ASP-Fallzahl steigt auf 53

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Mehr Informationen

16.30 Uhr, 7.10. / Weiterer ASP-Fall im Landkreis Oder-Spree – jetzt insgesamt 50 Fälle

Das FLI hat heute bei einem weiteren Wildschwein den amtlichen ASP-Verdacht bestätigt. Damit gibt es jetzt 50 bestätigte ASP-Fälle bei Schwarzwild in Brandenburg. Bei dem neuen ASP-Fall handelt es sich um Fallwild. Der Kadaver wurde innerhalb des bestehenden Kerngebiets im Hotspot Dorchetal im Südwesten von Neuzelle (Landkreis Oder-Spree) gefunden. Ebenso werde die Fallwildsuche im gefährdeten Gebiet konsequent fortgesetzt. Jagdausübungsberechtigte sollen auch außerhalb der bestehenden ASP-Restriktionszonen, (also in allen Gebieten Brandenburgs, die noch nicht von der ASP betroffen sind) flächendeckend verstärkt Wildschweine erlegen und noch intensiver verendete Wildschweine suchen und beproben.

FundortAnzahl bestätigte ASP-Fälle bei
Wildschweinen (Stand: 7. Oktober 2020)
Landkreis Spree-Neiße9
Landkreis Oder-Spree40
Landkreis Märkisch-Oderland1
Land Brandenburg gesamt50
(c) Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz Brandenburg

11.20 Uhr, 7.10. / Ab jetzt ein großes gefährdetes Gebiet

Als Reaktion auf den ersten ASP-Fall bei einem Wildschein im Landkreis Märkisch-Oderland werden die Restriktionszonen in Brandenburg jetzt vergrößert. Die Europäische Union hat per Durchführungsbeschluss, der heute im EU-Amtsblatt veröffentlicht wurde, den Brandenburger Vorschlag für die erweiterte ASP-Gebietskulisse gebilligt. Es gibt nun zwei Kerngebiete und ein zusammenhängendes gefährdetes Gebiet. Das bisherige gefährdete Gebiet wurde in nördlicher Richtung bis Märkisch-Oderland verlängert und umschließt nun Frankfurt (Oder). red


10.03 Uhr, 5.10. / Gesamtzahl bestätigter ASP-Fälle steigt auf 49

Am vergangenen Wochenende ist die Gesamtzahl bestätigter ASP-Fälle auf 49 gestiegen. Wie das BMEL am Samstag (3.10.) bekanntgegeben hat, ist bei drei weiteren Wildschweinen in Brandenburg das Schweinepest-Virus nachgewiesen worden. Die Fundorte liegen im ersten Kerngebiet. red


11.20 Uhr, 2.10. / Auch Landkreis Anhalt-Bitterfeld übernimmt Kosten für Trichinenschau

Auch der sachsen-anhaltische Landkreis Anhalt-Bitterfeld reagiert auf die bislang aufgefundenen, mit ASP-infizierten Schwarzwildkadaver im benachbarten Bundesland Brandenburg. „Wir werden ab dem Jahr 2021 die Trichinenschau als Landkreis übernehmen. Wir planen dafür 60.000 Euro im Haushalt ein“, sagte Landrat Uwe Schulze (CDU) der Mitteldeutschen Zeitung. Förster und Veterinäre rechneten mit einem Aufkommen von 5.000 Stücken Schwarzwild, bei dem die Tests zu je zwölf Euro durchzuführen sind. „Eigentlich ist das eine Aufgabe der Landesregierung. Aber wir können nicht warten, ehe Magdeburg oder die Umweltministerin auf die bestehende Gefahr auch angemessen reagieren“, begründete der Landrat die Entscheidung gegenüber der MZ. fi


17.36 Uhr, 1.10. / Weitere ASP-Fälle bestätigt: Gesamtzahl steigt auf 40

Das FLI hat zwei weitere Fälle von ASP bei Wildschweinen in Brandenburg nachgewiesen. Die Fundorte liegen innerhalb des ersten Kerngebiets – insgesamt gibt es jetzt 40 bestätigte Fälle. Nach wie vor sind keine Hausschweinebestände betroffen.


14.03 Uhr, 1.10. / Burgenlandkreis erlässt Jägern die Gebühr für Trichinenuntersuchung

Der Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt) erlässt Jägern ab 1. Oktober 2020 bis zum 31. März 2022 die Gebühr für die Trichinenuntersuchung. Im Gegenzug bekennen sich diese dazu, die Abschüsse von Schwarzwild zu erhöhen und den Landkreis bei Maßnahmen zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zu unterstützen. Die Maßnahmen sind Teil eines gemeinsamen Paktes von Jägerschaften und Landrat Götz Ulrich (CDU) zur Eindämmung der Tierseuche im Burgenlandkreis. Dieser soll am 8. Oktober auf dem „Jägergipfel“ von allen Beteiligten unterschrieben werden. fi


11.25 Uhr, 30.9. / Ökojagdverband lobt Brandenburger Behörden, Freie Bauern fordern Freigabe aller Flächen

Der Landesjagdverband (LJV) versuche „mit allen Mitteln“, darunter „unbelegten Behauptungen und fragwürdigen Medienaktionen“ das Vertrauen in das brandenburgische Krisenmanagement zu beschädigen. Das wirft der Ökologische Jagdverband Brandenburg (ÖJV) dem LJV vor. Der ÖJV sei überzeugt, dass der von Brandenburg eingeschlagene Weg zur Seuchenbekämpfung trotz aller Schwierigkeiten zum Ziel führen werde. Jäger seien keine gleichberechtigten Partner von Veterinärbehörden, sondern hätten Weisungen zu befolgen und könnten allenfalls Hilfe anbieten, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins.
Nahezu zeitgleich bezeichnete die Interessenorganisation Freie Bauern die bisherige ASP-Bekämpfung als „ineffizient und unverhältnismäßig“. Wenn das Landwirtschaftsverbot noch bis Mitte Oktober aufrecht erhalten würde, entstünde den betroffenen Betrieben ein Schaden von etwa zehn Millionen Euro. Das sei weit mehr als der Gegenwert aller in Polen aufgrund von ASP getöteten Schweine aus den letzten beiden Jahren. Die landwirtschaftlichen Flächen müssen unverzüglich für Maisernte und Herbstbestellung freigegeben werden, fordert die Organisation.


9.38 Uhr, 30.9. / Erster Fund außerhalb der gefährdeten Zone

Das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt zwei weitere Fälle von Afrikanischer Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg. Ein Fall trat im Landkreis Märkisch-Oderland (MOL) auf, also außerhalb des gefährdeten Gebietes, ebenfalls nur wenige Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Nach Angaben der Kreisverwaltung handelt es sich um einen bei Bleyen erlegten Frischling, bei dem der Jäger nach dem Aufbrechen bedenkliche Merkmale feststellte. Bestehende Schutzzonen und Schutzmaßnahmen werden entsprechend angepasst. Der andere Fall war ein Kadaver im bisherigen Kerngebiet – insgesamt jetzt 38 bestätigte Fälle. (aktualisiert am 1.10., 11.55 Uhr)


18.10 Uhr, 28.9. / Gesamtzahl bestätigter ASP-Funde liegt aktuell bei 36

Das FLI hat weitere ASP-Fälle bei Wildschweinen bestätigt. Die Gesamtzahl steigt somit auf 36 Fälle, alle innerhalb des bisherigen Seuchengebietes. Hausschweine sind weiterhin nicht betroffen.


17.25 Uhr, 28.9. / Landwirte im gefährdeten Gebiet dürfen wieder ackern

Das Betretungsverbot für landwirtschaftliche Flächen im gefährdeten Gebiet kann unter bestimmten Umständen gelockert werden. Das hat der Landeskrisenstab am Freitag festgelegt. Erlaubt werden können dann „leichte Arbeiten“ wie die Aussaat von Wintergetreide. Auch niedrigwachsende Kulturen wie Kartoffeln und Zuckerrüben dürfen geerntet werden. Voraussetzung ist, dass die in Frage kommenden Flächen von den Behörden nach erfolgter Kadaversuche freigegeben worden sind.


17.49 Uhr, 25.9. / Weitere ASP-Fälle bestätigt: Jetzt insgesamt 34 infizierte Wildschweine

Das Friedrich-Loeffler-Institut hat bestätigt: Es gibt zwei weitere Fälle von Afrikanischer Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg. Beide Tier wurden im Seuchengebiet gefunden .Insgesamt liegt die Zahl der infizierten und to aufgefundenen Wildschweine jetzt bei 34. Hausschweinebestände sind weiterhin nicht betroffen, teilt das BMEL mit.


15.45 Uhr, 25.9. / Agrarminister unterstützen „vollumfänglich“, vereinbaren aber keine konkreten Maßnahmen

Auf der heutigen Agrarministerkonferenz (AMK) in Weiskirchen befassten sich die Landwirtschaftsministerinnen und -minister von Bund und Ländern auch mit dem Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP). In einem Beschluss sicherten sie zu, untereinander solidarisch zu sein. Die Länder und der Bund seien sich einig, Brandenburg und etwaige weitere betroffene Bundesländer „vollumfänglich zu unterstützen“, heißt es im Protokoll. Bundesministerin Julia Klöckner wertete das als „ein wichtiges Signal“, wenn es um die gemeinschaftliche Finanzierung von Zaunbauten gehe. Eine konkrete Vereinbarung, gemeinsam für den Bau eines Zaunes an der deutsch-polnischen Grenze aufzukommen, gab es jedoch nicht. Thüringens Agrarstaatssekretär Torsten Weil begrüßte das Ergebnis dennoch: „Thüringen und die anderen Länder werden Brandenburg in dieser schwierigen Situation beim Zaunbau und bei der Bejagung von Wildschweinen unterstützen.“ Man müsse auch von den Erfahrungen Brandenburgs im Umgang mit der Afrikanischen Schweinepest lernen und bei den eigenen weiteren Maßnahmen berücksichtigen, sagte der Linken-Politiker. Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus dagegen äußerte sich nach dem Treffen enttäuscht darüber, dass es Klöckner nicht gelungen sei, die Grundlagen für den Bau eines durchgehenden festen Wildschutzzauns zu legen. (aktualisiert um 18.21 Uhr)


10.16 Uhr, 25.9. / Seit gestern wird ein fester Zaun an der polnischen Grenze gebaut

Zur Gefahrenabwehr gegen die Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) baut Brandenburg an der Grenze zu Polen einen festen, schwarzwildsichern Wildschutzzaun. Anders als die provisorischen mobilen Zäune besteht er aus stabilem Knotengeflecht, wie er im Forst eingesetzt wird. Der Bau begann nach Angaben des Potsdamer Verbraucherschutzministeriums am Donnerstag im Landkreis Spree-Neiße an der Landesgrenze zu Sachsen im Ortsteil Jerischke (Gemeinde Neiße-Malxetal). Beschäftigte des Landesbetriebes Forst bauen von dort aus zunächst ein rund elf Kilometer langes Stück in Richtung Norden bis zur Bundesautobahn A 15 (südlich von Forst).


10.05 Uhr, 25.9. / Brandenburg reagiert auf Kritik und richtet Krisenstab vor Ort ein

Auf die zunehmende Kritik an ihrem Krisenmanagement hat die Brandenburger Landesregierung am Donnerstag sichtbar reagiert. Vor Ort machte sich Innenminister Michael Stübgen (CDU) ein Bild von der Lage. Der frühere parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium informierte darüber, dass der Landeskrisenstab Tierseuchenbekämpfung um eine Technische Einsatzleitung erweitert wird. Sie ist von Eisenhüttenstadt aus tätig. Die nördlich von den bisherigen Kadaver-Fundorten gelegene Stadt gehört zum gefährdeten Gebiet. Sitz der Einsatzleitung ist die Landesschule und Technische Einrichtung für Brand- und Katastrophenschutz (LSTE). „Die LSTE in Eisenhüttenstadt ist erfahren im Umgang mit Krisen. Dort haben wir die richtige Technik, dort sitzen erfahrene Fachleute für Krisenmanagement“, sagte der Innenminister. Die Einsatzleitung übernimmt vor Ort die Gesamtkoordination der technischen Umsetzung ausgewählter Bekämpfungsmaßnahmen wie Zaunbau, Fallwildsuche oder Fallwildbergung und koordiniert den Einsatz von Expertengruppen. Die mangelhafte Koordination zwischen den drei betroffenen Landkreisen war von Landwirten und Jägern vor Ort, aber auch vom Bundeslandwirtschaftsministerium kritisiert worden.


12.42 Uhr, 24.9. / Zwei weitere Wildschweinkadaver im Sperrgebiet positiv gestestet – nun 32 ASP-Fälle

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner twittert eben: „Info unseres nationalen Referenzlabors #FLI : 3 weitere Tiere ASP-positiv bestätigt. Gesamtzahl nun bei 32. Alle Tiere sind aus der Kernzone. Hoffnung, dass ASP sich nicht weiter ausgebreitet hat. Der Hausschweinbestand ist in Deutschland ASP-frei!“

11.48 Uhr, 24.9. / Schweinemarkt: Nerven von Mästern, Sauenhaltern und Viehhändlern liegen blank

Die Verwerfungen am Schweinemarkt sind offenbar größer, als es der auf sehr niedrigem Niveau verharrende Erzeugerpreis (Vereinigungspreis: 1,27 €/kg SG) ausdrückt. „Unter den Mästern und Sauenhaltern liegen die Nerven blank“, heißt es im aktuellen Wochenbericht der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI). „Nicht nur, dass die Preise im Keller sind, auch die Vermarktung stockt, was zu Überhängen führt. Lange Wartezeiten im Verkauf strapazieren die Geduld unter den Tierhaltern und den Viehvermarktern. Viele Partien müssen geschoben werden.“ Der Frust der Erzeuger sei auch bei den Viehhandelsunternehmen deutlich spürbar, berichtet AMI-Marktexperte Matthias Kohlmüller auf Nachfrage. Auch außerhalb der Seuchengebiete werden Händler nur noch einen Teil der üblichen Mengen am Schlachthof los, und Mäster bleiben auf den meisten ihrer Tiere sitzen. Währenddessen versuchen die Fleischverarbeiter, beim Lebensmitteleinzelhandel höhere Preise durchzusetzen. Sie sind nötig, weil die bisher nach Asien exportierten Teile hierzulande nicht absetzbar sind und entsorgt werden müssen.


18.57 Uhr, 23.9. / Sachsen-Anhalt: Arbeitsgemeinschaft setzt auf weidgerechte Jagd

Die Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Sachsen-Anhalt hat an die Jägerschaft appelliert, nicht in Panik zu verfallen. Solange im Land kein positiver Befund bei Schwarzwild zu verzeichnen sei, sollte dieses weiterhin grundsätzlich intensiv, dabei aber vor allem weidgerecht bejagt werden. Die Meinung, dass die Jagd auf alle Schwarzkittel rigoros geführt werden sollte, teile man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. Erfahrungen zeigten etwa, dass führungslose Frischlings-Rotten sich unkontrolliert bewegen, dabei zuerst Abfälle aufnehmen und wenig Scheu vor Wohngebieten und Stallanlagen haben. Die Aufmerksamkeit der Jagdpächter sei konsequent auf eventuell aufzufindendes Fallwild zu richten. Alle Revierinhaber sollten in den Wintermonaten zudem revierübergreifende Schwarzwildjagden in den Wintereinständen organisieren.


13.50 Uhr, 23.9. / Ingesamt 29 Funde: FLI bestätigt neun weitere ASP-Fälle

Insgesamt gibt jetzt 29 bestätigte ASP-Fälle. Das BMEL meldet, dass sich der amtliche ASP-Verdacht bei neun weiteren Wildschweinen in Brandenburg bestätigt hat. Das FLI hat die Tierseuche nachgewiesen. Die Fundorte liegen innerhalb des gefährdeten Gebiets. Hausschweinbestände sind nach wie vor nicht betroffen.


11.33 Uhr, 23.9. / Bund fordert von Brandenburg bessere Koordination

Gestern tagte in Potsdam zum ersten Mal der „Zentrale Krisenstab Tierseuchenbekämpfung“ des Bundes. Geleitet wurde er von der Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Beate Kasch. Sie machte deutlich, dass man in Berlin mit dem Brandenburger Krisenmanagement nicht zufrieden ist. Kasch forderte die Landesregierung auf, dafür Sorge zu tragen, dass sich die zuständigen Vor-Ort-Behörden abstimmen und einheitlich vorgehen. Es sei Aufgabe des Landeskrisenzentrum Brandenburg, hier zu koordinieren und zu steuern. Notwendig seien eine große Kraftanstrengung und ein geschlossenes Auftreten vor Ort. Aus den Worten der Staatssekretärin ist zu folgern, dass genau sie genau das bisher vermisst. Der Landesbauernverband und Landwirte hatten sich bereits am Freitag ähnlich geäußert, die Kritik wies die zuständige Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) jedoch zurück.


11.02 Uhr, 22.9. / Die Lage vor Ort – Kreisbauernverband Oder-Spree

Landwirte und Behörden haben mit den Auswirkungen der ASP-Funde zu kämpfen. Über die Situation vor Ort haben wir mit Dr. Karsten Lorenz, dem Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Oder-Spree, gesprochen. „Bei vielen Landwirten und Jägern in der Kernzone und dem gefährdeten Gebiet liegen die Nerven blank“, sagt Dr. Karsten Lorenz, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Oder-Spree. Sie würden gern tätig werden und haben nicht den Eindruck, dass die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der ASP und zur Fallwildsuche optimal strukturiert und abgestimmt sind. Lorenz hat überschlagen, dass in den betroffenen Gebieten noch etwa 1.000 ha Mais stehen. Auf 6.000 bis 8.000 ha steht die Herbstaussaat an, zudem warten ca. 2.000 Grünland und Luzerne auf den letzten Schnitt. Hinzu kommen kleinere Flächen Sudangras, Sonnenblumen und Kartoffeln, auf denen bald etwas passieren müsste. 


18.40 Uhr, 21.9. / Fotos vom ASP-Zaun: 58 km lang, doch mit Mängeln

Am Sonntagnachmittag wurde das letzte Stück des ASP-Zaunes um das Kerngebiet der Restriktionszone gezogen. Mehr als 36 Kilometer Weidezaun wurden in den vergangenen drei Tagen neu errichtet. Doch die 58 Kilometer lange Wildschwein-Barriere sieht nicht immer so effektiv aus, wie man vermuten würde. Uns haben Fotos aus dem Kerngebiet erreicht. 


16.02 Uhr, 21.9. / FLI bestätigt sieben neue Funde: Insgesamt 20 ASP-Fälle in Brandenburg

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat jetzt sieben weitere ASP-Fälle bei Wildschweinen in Brandenburg bestätigt. Insgesamt gibt es nun 20 bestätigte Fälle. Das hat das BMEL heute mitgeteilt. Das FLI hat die Tierseuche in den Proben nachgewiesen. Die neuesten sieben Fundorte liegen innerhalb des gefährdeten Gebiets.


15.23 Uhr, 21.9. / Kadaverspürhunde helfen bei Wildschweinsuche

Heute wurde die Suche nach verendeten Wildschweinen in das gefährdete Gebiet hinein erweitert. Dabei kamen neben Suchtrupps am Boden und Drohnen auch erstmals vier speziell ausgebildete Kadaversuchhunde zum Einsatz. „Wir sind sehr froh über diese Unterstützung aus Rheinland-Pfalz. Gerade im Dickicht von Waldgebieten sind die Hunde sehr effiziente Helfer. Dort allein mit Menschenketten zu suchen, ist äußerst schwierig“, sagt Amtstierärztin Petra Senger. Die Kadaversuchhunde sind darauf trainiert, in freier Suche totes Schwarzwild aufzuspüren. Ausgestattet mit Warnweste und GPS-Sender wird eine bestimmte Parzelle durch die ausgebildeten Spürnasen systematisch abgesucht und gefundene Tiere werden angezeigt. Der Suchhund geht jedoch nicht an den Wildschwein-Kadaver, damit er oder auch die Hundeführer das Virus nicht weitertragen, wie der Landkreis Oder-Spree mitteilt. red

(c) Landkreis Oder-Spree

13.06 Uhr, 21.9. / ASP-Zaun um Kernzone steht seit Sonntag

Seit Sonntagnachmittag ist das um die Gemeinde Neuzelle (OT Kummrow) erweiterte Kerngebiet der Restriktionszonen zur ASP-Bekämpfung komplett mit einem mobilen Weidezaun umgeben. Dieser hat jetzt einen Umfang von gut 58 Kilometern, wie der Landkreis Oder Spree mitteilt. Mehr als 36 Kilometer Weidezaun wurden in den vergangenen drei Tagen neu errichtet. Doch erst wenn die Kernzone nach möglichen weiteren ASP-Funden endgültig feststehe, sollen nach Angaben von Brandenburgs Agrarminister Axel Vogel feste Zäune errichtet werden. red (mit AgE)


10.20 Uhr, 21.9. / Landesbauernverband Brandenburg übt Kritik

Der Landesbauernverband (LBV) Brandenburg kritisierte unterdessen das Kompetenzwirrwarr bei der ASP-Bekämpfung. „Wir fordern einen gemeinsamen und zentralen Krisenstab, der auch mit Kompetenzen ausgestattet sein muss“, betonte LBV-Präsident Henrik Wendorff am 18. September in Teltow. Derzeit seien die drei Kreise Spree-Neiße, Oder-Spree und Dahme-Spreewald zuständig und deren Kompetenzen endeten jeweils an der Kreisgrenze. Den Lockdown für die Landwirtschaft auch im Restriktionsgebiet monierte der Landesbauernpräsident ebenfalls: „In den Gefährdungsgebieten halten wir das Totalverbot der landwirtschaftlichen Tätigkeiten für überzogen. Dies zu begrenzen auf Erntearbeiten wäre hier zielführender gewesen.“ Auch mit dem bisherigen Schutzzaun um die Kernzone zeigte sich Wendorff unzufrieden. Denn dieser weise deutliche Lücken auf und sei instabil. „Was wir jetzt brauchen, ist eine feste Zaunanlage sowohl um die Kernzone herum als auch an der deutsch-polnischen Grenze. Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass sich die ASP weiter ausbreitet“, betonte der LBV-Präsident. Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher wies die Kritik zurück und hob die schnelle Reaktion des Landes nach dem ersten ASP-Fall hervor. „Wir haben umgehend die Restriktionszonen ausgewiesen und das Kerngebiet um den Fundort schnell mit elektrischen Weidezäunen gesichert“, erklärte die Ministerin. Das sei geschafft worden, weil das Land für den Ernstfall vorgesorgt habe. red


9.38 Uhr, 21.9. / Keine Entwarnung bei Afrikanischer Schweinepest

Nach BMEL-Angaben kommen die neuen ASP-Fälle nicht unerwartet. Das Berliner Agrarressort teilte weiter mit, dass es die Europäische Union, die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) und die Handelspartner informieren werde. Weiterhin sei das Ministerium in intensiven Gesprächen mit den relevanten Drittstaaten, um mittels eines Regionalisierungskonzepts den Handel aus Nicht-Restriktionsgebieten in diese Länder zu ermöglichen. In der aktuellen Kernzone gelten Verbringungsverbote für Schweine und Nutzungsverbote für land- und forstwirtschaftliche Flächen. Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel Vogel hat den Landwirten im Lockdown finanzielle Entschädigungen in Aussicht gestellt. „In der Kernzone ist bis auf weiteres keine landwirtschaftliche Nutzung möglich; die wird erst wieder ermöglicht, wenn diese Gebiete wildschweinfrei sind“, erklärte der Minister.


17.40 Uhr: 18.9. / Sechs neue ASP-Fälle im Seuchengebiet bestätigt – nun sind es 13

Das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt sechs weitere Fälle von Afrikanischer Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg. Damit steigt ihre Zahl auf insgesamt 13 bestätigte Fälle. Die Fundorte liegen innerhalb des gefährdeten Gebiets in der näheren Umgebung der Ortschaft Neuzelle im Landkreis Oder-Spree.


10.55 Uhr, 18.9. / Klöckner bringt Liquiditätshilfen ins Gespräch

„Wir werden unsere Bäuerinnen und Bauern unterstützen, wir lassen sie in dieser besonderen Situation nicht allein“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gestern im Deutschen Bundestag. Das Parlament befasst sich in einer Aktuellen Stunde mit der ASP-Situation. Die Bundesregierung stehe im engen Kontakt mit der EU-Kommission. Sollte es zu Marktverwerfungen kommen, sei man vorbereitet. Klöckner brachte EU-Beihilfen für die private Lagerhaltung und Liquiditätshilfeprogramme ins Gespräch. Allerdings, räumte die CDU-Politikerin ein, seien die Kühlhäuser zurzeit noch gut mit Exportware gefüllt.


9.13 Uhr, 18.9. / Weiterer ASP-Fall in Brandenburg – insgesamt sieben Fälle

Wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gestern informiert hat, ist bei einem weiteren Wildschwein in Brandenburg der amtliche ASP-Verdacht bestätigt worden. Das Friedrich-Loeffler-Institut als Nationales Referenzlabor hat die Tierseuche in der entsprechenden Probe am Donnerstag nachgewiesen. Der Fundort liegt dem BMEL zufolge innerhalb des gefährdeten Gebiets in der näheren Umgebung der Ortschaft Neuzelle im Landkreis Oder-Spree. Experten erwarten weitere Funde, da die ASP sehr leicht über Körperflüssigkeiten von Wildschein zu Wildschwein übertragen wird.


18.21 Uhr, 15.9. / Neues zum ersten ASP-Fund in Brandenburg

Am Dienstagnachmittag hat es eine gemeinsame Ausschusssitzung des Ausschusses für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz sowie Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz Brandenburg gegeben. Dabei wurde mitgeteilt, dass im 2020 in der Region um das gefährdete Gebiet in Brandenburg insgesamt 520 Proben eingesendet und negativ auf ASP beprobt wurden. Insgesamt wurden 2020 im Landeslabor Berlin-Brandenburg 4.441 Proben untersucht und für negativ befunden. Nach Angaben des Ausschusses handelte es sich bei dem am Mittwoch voriger Woche positiv getesteten Wildschwein um eine zwei- bis dreijährige Bache, die Schätzungen zufolge bereits seit zwei bis vier Wochen tot war. Der Fundort liegt 7 km von polnischer Grenze entfernt. red


17.00 Uhr, 15.9. / Fünf weitere ASP-Fälle in gefährdeten Gebiet in Brandenburg

Das Landeslabor Berlin-Brandenburg hat am heutigen Dienstag bei fünf weiteren Wildschweinen die Afrikanische Schweinepest (ASP) nachgewiesen. Die Tiere wurden nahe der Gemeinde Neuzelle im Landkreis Oder-Spree gefunden. Es handelt sich demnach um vier tot aufgefundene Wildschweine (Fallwild) sowie um ein krank erlegtes Wildschwein. Das teilte das Verbraucherschutzministerium des Landes Brandenburg am Dienstag mit. red


16.53 Uhr, 14.9. / Hybridschweinezuchtverband Nord/Ost: Schweine vermarkten

Renate Schuster, Geschäftsführerin des Hybridschweinezuchtverbandes Nord/Ost hat gefordert, den schweinehaltenden Betrieben  in der Restriktionszone im Umkreis von 15 km um den Fundort des mit dem ASP-Virus infizierten Wildschweins in den betroffenen Landkreisen in Brandenburg  eine Möglichkeit aufzuzeigen, ihre Schweine zu vermarkten. Weil Transportfirmen sich weigerten, in diese Zone einzufahren und Schlachtunternehmen die Tiere nicht abnehmen wollen, stehen die Schweinehalter in diesem Gebiet zunehmend vor einem Vermarktungsproblem, sagte Schuster am Montag der Bauernzeitung. Sorge bereite außerdem die Situation bei erlegtem Schwarzwild. „Der Absatzmarkt ist zusammengebrochen, deshalb müsse man entscheiden, wie erlegte Tiere verwertet bzw. entsorgt werden sollen“, sagte Schuster. Oberste Priorität bleibe, das Vordringen des ASP-Virus in Hausschweinebestände zu verhindern. ri


13.10 Uhr, 14.9. / Die EU-Kommission grenzt das Seuchengebiet per Beschluss ab.

Damit ist der regionalisierte Handel mit Schweinen innerhalb der EU weiter möglich – mit Ausnahme des Seuchengebietes. Diese Einstufung gilt vorerst bis zum 30. November. Als Seuchengebiet ausgewiesen sind

Grunow-Dammendorf, Mixdorf, Siehdichum, Schlaubetal, Neuzelle, Neißemündung, Lawitz, Eisenhüttenstadt, Vogelsang, Ziltendorf, Wiesenau, Friedland (Günthersdorf, Lindow, Weichensdorf, Groß Muckrow, Klein Muckrow, Chossewitz, Groß Briesen, Reudnitz, Oelsen);

Jamlitz und Lieberose (Goschen, Blasdorf, Lieberose, Trebnitz);

Turow-Preilack (Preilack), Tauer, Schenkendöbern, Guben, Jänschwalde (Jänschwalde, Drewitz), Peitz.


18.10 Uhr, 12.9. / China stoppt Import von Schweinefleisch aus Deutschland

Nachdem Südkorea bereits kein Schweinefleisch aus Deutschland mehr ins Land lässt, hat nun auch China einen Importstopp für deutsches Schweinefleisch verhängt, wie die Tagesschau berichtet. red


10.32 Uhr, 12.9. / BMEL: Poster mit Informationen zum Schutz vor Tierseuchen im Stall

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat ein Poster mit Informationen zum Schutz vor Tierseuchen im Stall herausgegeben. Das Poster kann hier heruntergeladen werden. Die Regeln sind wichtig, um eine Ausbreitung der ASP zu verhindern.


17.54 Uhr, 11.9. / Landkreis Spree-Neiße markiert Restriktionszone

Der Landkreis Spree-Neiße will am Samstag einen Elektrozaun errichten und eine Beschilderung anbringen, um die Restriktionszone um die Fundstelle des ASP-infizierten Wildschweines zu markieren.


15.46 Uhr, 11.9. / Auch Landkreis Oder-Spree trifft Maßnahmen

Obwohl der Fundort des ASP-Wildschweins im benachbarten Landkreis Spree-Neiße liegt, ist der Landkreis Oder-Spree unmittelbar vom ASP-Ausbruch betroffen, da ein Sperrbezirk von etwa drei Kilometern um den Fundort eingerichtet werden muss. Der Kernbereich wird umzäunt. In der Gefährdungszone sind neben weiteren Maßnahmen Hunde an der Leine zu halten. Im Gebiet der Pufferzone wird den Jagdausübungsberechtigten sowie den Tierhaltern eine besondere Sorgfalt abverlangt. Die Bevölkerung wird gebeten, Abstand zu lebenden Tieren sowie zu Kadavern zu halten. Wenn ein totes Wildschwein entdeckt wird, bittet das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt um eine Information per E-MailFallwildmeldung@l-os.de. In Kürze soll es auch eine Hotline geben, über die die Funde gemeldet werden können. Mit der Tierfund-Kataster App könnten Funde ebenfalls schnell und mit genauer Ortsangabe gemeldet werden. red


12.05 Uhr, 11.9. / LBV-Brandenburg: ASP-Ausbruch zieht schwere Konsequenzen nach sich

Teltow. Das nachgewiesene ASP-Virus bedeutet nach Ansicht des Landesbauernverbands Brandenburg (LBV) erhebliche Beschränkungen für die Betriebe in der betroffenen Restriktionszone. Die wirtschaftlichen Folgen seien momentan noch nicht abschätzbar, und sie betreffen nicht nur schweinehaltende Betriebe. Es wird für bestimmte Betriebe voraussichtlich Ernteverbote geben, die auch die Futterversorgung der Rinder in Gefahr bringt. Fatal wäre, wenn ASP die wenigen verbliebenen Tierhalter in der Region zum Aufgeben zwingen würde. Der LBV appelliert deshalb an den Handel, die Schlachtunternehmen, das Land und den Bund, die Betriebe in dieser schwierigen Situation nicht im Regen stehen zu lassen. „Ansonsten würden die Bemühungen um die Verbesserung der Versorgung der Hauptstadtregion mit regional erzeugten Lebensmitteln konterkariert.“, erklärt LBV-Präsident Henrik Wendorff. red


18.10 Uhr, 10.9. / ASP-Sperrgebiet: Drei Landkreise sind betroffen

Forst. Im Landkreis Spree-Neiße wurden unverzüglich nach Bekanntwerden des positiven ASP-Falles ein Krisenstab einberufen und entsprechende Maßnahmen festgelegt. Neben der Information der Bevölkerung umfasst das in einem ersten Schritt die Einrichtung von Restriktionszonen. Die Kernzone umfasst dabei einen Umkreis von bis zu drei Kilometern vom Fundort. Diese Abgrenzung wird mit einem elektrischen Zaun abgesichert sowie mit einem Betretungs- und Ernteverbot belegt. Bei der zweiten Zone mit einem Radius von 15 Kilometern handelt es sich um das sogenannte gefährdete Gebiet, dem der dritte Radius mit einer Weite von 30 Kilometern folgt. Im gefährdetem Gebiet gibt es 17 gemeldete Schweinehaltungen, davon eine in der Kernzone. Die ersten Beprobungen seien bereits angelaufen.


16.40 Uhr, 10.9. / Landesbauernverband sieht Betriebe gerüstet

Magdeburg. Die tierhaltenden Betriebe in Sachsen-Anhalt haben in den vergangenen Jahren ihre Maßnahmen hinsichtlich der Biosicherheit stetig ausgebaut. Schweinehalter, Kreisbauernverbände und Ämter hätten sich abgestimmt und Informationsketten aufgebaut, um koordinierte Maßnahmen zu treffen, sollten im Land ASP-positive Wildschweine gefunden werden. Gefordert seien aber auch Politik und Verwaltung, die vorhandenen Schutzkonzepte zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Auch sollte nun dringend der seitens der Tierhalter geforderte dauerhafte Zaun an der polnischen Grenze eingerichtet werden und weiterhin eine konsequente Bejagung von Schwarzwild stattfinden. fi


16.30 Uhr, 10.9. / Thüringer Sozialministerin Heike Werner: Biosicherheit verschärfen

Erfurt. Mit dem ersten ASP-Fall in Deutschland ist die Seuchengefahr angestiegen. Thüringens Sozialministerin Heike Werner mahnt daher eine Verstärkung der Überwachungsmaßnahmen bei Wildschweinen an, um schnellstmöglich eine Einschleppung des ASP-Virus in Thüringen erkennen zu können. Insbesondere Jäger, Landwirte, Tierärzte, aber auch Spaziergänger forderte Werner auf, jedes verendet aufgefundene Wildschwein unverzüglich beim zuständigen Veterinäramt zu melden. Aufgrund der hohen Gefahrenlage seien Hygienemaßnahmen gerade bei der Jagd besonders wichtig. An die Schweinehalter appellierte die Ministerin, die betrieblichen seuchenhygienischen Maßnahmen zu überprüfen, einzuhalten und zu verschärfen. fh


15.40 Uhr, 10.9. / Sachsen setzt auf breite Präventionsmaßnahmen

Dresden. Die Tierseuche ASP ist bei einem toten Wildschwein in Brandenburg nahe der Grenze zu Polen bestätigt worden. Die Gefahr einer Einschleppung nach Sachsen ist nach wie vor hoch, teilt das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) mit. Sachsen steht in engem Austausch mit dem Land Brandenburg. Dazu erklärt Sachsens Sozialministerin Petra Köpping: „Der Fall in Brandenburg zeigt eindringlich, wie wichtig unsere eingeleiteten Präventionsmaßnahmen sind. Die Bedrohungslage ist hoch. Um Jäger, Fernfahrer, Wanderer und Tierhalter zu sensibilisieren, haben wir eine Aufklärungskampagne gestartet.“ Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther sagt: „Wir können in Sachsen auf die Erfahrung der Jägerinnen und Jäger zählen und auf ihr schon lange vor dem gestrigen Fund bestehendes verlässliches Engagement, die Wildschweinbestände im Blick zu behalten.“ red


15.30 Uhr, 10.9. / CDU-Landtagsfraktion will Jäger entlasten

Magdeburg. Die Agrar- und Umweltsprecher der CDU-Fraktion, Guido Heuer und Andreas Schumann, sowie Bernhard Daldrup (CDU), Vorsitzender des Agrarausschusses des Landtages, erklärten, für Sachsen-Anhalt sei es unverzichtbar, durch passives Monitoring der Jägerschaften sowie der Erhöhung des Jagddrucks auf Schwarzwild diese Tierseuche weitestgehend einzudämmen. Daher hätten die Koalitionsfraktionen auf Initiative der CDU im Rahmen der Schweinepest-Monitoring-Verordnung einen Antrag im Ausschuss auf den Weg gebracht, der die Abschaffung der Gebühren der Trichinenschau fordere und damit die Jägerschaft entlaste. fi


15.25 Uhr, 10.9. / Brandenburg weist gefährdete Zone aus

Potsdam. Brandenburg hat Experten seines Tierseuchenbekämpfungsdienstes in die Landkreise Spree-Neiße und Oder-Spree geschickt, um die lokalen Behörden nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zu unterstützen. Wie Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher Donnerstagmittag in Potsdam mitteilte, legen sie zunächst eine vorläufige gefährdete Zone fest. Sie umfasst die Flächen im Umkreis von mindestens 15 Kilometern um den Fundort des Wildschweinkadavers. Darin gilt eine Reihe von Verboten. Mehr dazu. red


14.30 Uhr, 10.9. / Sachsen-Anhalts Agrarressort setzt auf Jägerschaft

Magdeburg. Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie hat die Jagdausübungsberechtigten in Sachsen-Anhalt aufgefordert, alle verendeten, verunfallten und krank erlegten Wildschweine (Indikatortiere) zu beproben. Das Agrarressort vergibt seit Februar 2018 dafür eine Prämie in Höhe von 50 Euro. Bislang seien alle Proben negativ gewesen. Für die Bekämpfung der ASP sei ein schnelles Auffinden infizierter Tiere notwendig. Eine belastbare Angabe zu einer Wahrscheinlichkeit, ob infizierte Wildschweine in Sachsen-Anhalt gefunden werden, sei nicht möglich. fi


13.47 Uhr, 10.9. / Backhaus: Suche nach Fallwild verstärken

Schwerin. Nach Bestätigung des ersten Falles von ASP in Brandenburg hat Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus dazu aufgefordert, die Suche nach Fallwild zu verstärken. Neben Jagdausübungsberechtigten seien vor allem Straßenmeistereien, Polizeidientstellen, Feuerwehren und Landwirte, darüber hinaus alle Bürgerinnen und Bürger angesprochen, Fallwild umgehend den örtlichen Veterinärämtern zu melden, damit Kadaver beprobt und untersucht werden und bei einem positiven ASP-Befund unverzüglich Maßnahmen zur Eingrenzung der Seuche anlaufen könnten. Der Fundort des ASP-infizierten Wildschweinkadavers liegt ca. 140 km von der Landesgrenze MV entfernt im Landkreis brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße. red


13.40 Uhr, 10.9. / ASP-Landesprogramm in MV: Bisher machen 70 Schweinehalter mit

Schwerin. Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus hat die Schweinehalter im Nordosten auf das freiwillige ASP-Landesprogramm zur Früherkennung der Seuche und Gewährleistung hoher Biosicherheitsstandards bei Hausschweinen hingewiesen. Betriebe könnten sich dazu bei den Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämtern schriftlich anmelden. Das Monitoring-Programm biete die Möglichkeit, sich in seuchenfreier Zeit auf die Bedingungen einzustellen, wenn ASP bei Wildschweinen festgestellt und Restriktionszonen eingerichtet würden. Land und Tierseuchenkasse unterstützen das Programm, in dem sie die Kosten für virologische Untersuchungen von anfallenden Proben übernehmen. Die Kosten der Probenahme sind von den Tierhaltern zu tragen. red

ASP-Landesprogramm
Am ASP-Landesprogramm beteiligen sich bisher 70 größere schweinehaltende Betriebe. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es 96 Mastbetriebe mit mehr als 1.000 Tieren sowie 71 sauenhaltende Betriebe mit mehr als 1.000 Tieren. Insgesamt gibt es im Nordosten 2.460 Schweinehalter. ri


13.00 Uhr, 10.9. / Thüringer Bauernverband: Exportbeschränkungen verhindern

Erfurt. Der Thüringer Bauernverband (TBV) befürchtet als Folge des ersten Falls der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland einen Preisverfall für Schweinefleisch. Dies könnte viele Thüringer Schweinhalter vor existenzielle Probleme stellen. Als Folge der Corona-Pandemie stünden die Preise bereits unter Druck; seit April könnten die Vollkosten in der Schweinemast nicht mehr gedeckt werden.  Der TBV erwarte daher, so sein Präsident Dr. Klaus Wagner, „dass sich die Bundesregierung jetzt massiv für eine Anerkennung der Regionalisierung durch Drittstaaten einsetzt“. Exportbeschränkungen dürften nur dort wirken, wo die ASP auch aufgetreten ist. fh


12.46 Uhr, 10.9. / IGS-Vorsitzender Daniels ist entsetzt

Potsdam. Hans-Christian Daniels, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Schweinezucht (IGS) Brandenburg zeigt sich entsetzt: „Seit gestern Abend ist der Export gestoppt worden“, sagt Daniels am Donnerstagvormittag. 40 % der Schweineexporte gehen nach China Daniels fordert, in der Vier-Kilometer-Zone um den Fundort einen Zaun zu ziehen und mithilfe von Polizei und Bundeswehr alle Wildschweine zu erlegen, die dort anzutreffen sind. Ein weiterer Zaun sollte weitere vier Kilometer um die Kernzone gezogen werden und dort verstärkt nach Fallwild gesucht und Schwarzwild bejagt werden, so Daniels. Auch der Zaun entlang der Oder sei noch nicht vom Tisch. „Selbst wenn jetzt schnell und effektiv gehandelt wird, gilt Deutschland offiziell erst nach einem Jahr wieder als ASP-frei.“ mil


12.30 Uhr, 10.9. / LBV Brandenburg fordert reibungsarmen Kommunikationsfluss

Teltow. „Wir hatten befürchtet, dass die ASP keinen Bogen um Brandenburg machen würde. Jetzt ist sie da. Nun geht es darum, das Schlimmste zu verhindern und die Hausschweine in unseren Ställen gesund zu halten.“, erklärt Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbands Brandenburg (LBV). Um das Seuchengeschehen zu begrenzen, richten die Veterinärbehörden derzeit um den Fundort herum eine Kernzone, ein gefährdetes Gebiet sowie eine Pufferzone ein. Mit dem Ausbruch der ASP im Landkreis Spree-Neiße hat die zuständige Behörde die Regie mit zahlreichen zusätzlichen Befugnissen übernommen. „Wir wünschen uns von den verantwortlichen Akteuren vor Ort Klarheit und einen reibungsarmen Kommunikationsfluss.“, so der LBV-Präsident. red


12.30 Uhr, 10. Sept / LBV Brandenburg zu wichtigen Maßnahmen

Der Sargnagel für die Schäferei

Die auch in Sachsen-Anhalt ungebremste Ausbreitung des Wolfes sorgte auf der Mitgliederversammlung des Landesschafzuchtverbandes in Bernburg-Strenzfeld für eine ziemlich aufgeheizte Diskussion.

Andreas Berbig hatte auf der Mitgliederversammlung des Landesschafzuchtverbandes (LSV) einen schweren Stand. Dem Leiter des Wolfskompetenzzentrums Iden schlug der geballte Zorn einiger Schäfer entgegen. Der Grund wurde schnell klar: Es geht längst nicht mehr um einzelne Nutztierrisse durch das Raubtier. Die haupterwerblichen Schafhalter sehen ihre Existenz durch den Wolf massiv bedroht.

Berbig war am Mittwochabend vergangener Woche nach Strenzfeld eingeladen worden, um den aktuellen Stand beim Herdenschutz und dem Wolf aufzuzeigen. Die von ihm vorgelegten Zahlen und Fakten zweifelten anwesende Schafhalter jedoch massiv an. In der Folge entwickelte sich eine emotionsgeladene Diskussion.

Hohe Dunkelziffern bei Nutztierrissen?

Berbig zufolge gab es im Vorjahr in Sachsen-Anhalt 19 Rudel und zwei Wolfspaare. Neuere Zahlen sollen demnächst vorgelegt werden. Den offiziellen Angaben zur hiesigen Wolfspopulation – 134 nachgewiesene ansässige Individuen sowie 20 „Grenzgänger“ – glauben die Schäfer nicht. Andreas Karwath meinte, diese sei tatsächlich mindestens doppelt so hoch. Das ergäbe sich aus den Erfahrungen von Kollegen und Wolfssichtungen, etwa durch Jäger.

Die Zahl der Wolfsübergriffe im Land bezifferte Berbig für 2021 auf bislang 42 mit insgesamt 148 getöteten Weidetieren. Das seien deutlich weniger als 2019 und 2020. Seine Einschätzung, dies könne dem verstärkten Herdenschutz zugeschrieben werden, brachte die Schäfer wiederum auf die Palme.

LSV-Vorsitzender Mario Wehlitz erklärte, dies sei allein dem Umstand geschuldet, dass viele Schafhalter Risse in ihren Herden inzwischen nicht mehr meldeten. Sie seien gefrustet ob der damit einhergehenden Bürokratie und des Aufwandes, ohne die Gewissheit zu haben, dass es am Ende auch eine Entschädigungszahlung gebe, so der Schäfermeister.

Der Landtagsabgeordnete und AfD-Agrarsprecher Hannes Loth appellierte in Strenzfeld an die Tierhalter, alle Risse zu melden. Dies sei wichtig, etwa für politische Entscheidungen. Auch FDP-Agrarsprecher Johann Hauser versprach, sich um die Anliegen der Schäferzunft zu kümmern.

„Das Wolfskompetenzzentrum Iden ist das Beerdigungsinstitut für die Weidetierhalter.“
– Schäfer Olav Mücke

„den Wolf in den Griff (zu) kriegen“

Franz Bust, Vorstandsmitglied im LSV, kündigte an, seine Schafhaltung beim ersten Riss in seiner Herde einzustellen. Schäfer Olav Mücke forderte, „den Wolf in den Griff (zu) kriegen“. Auffällige Wölfe, die Herden mehrfach attackierten, und solche, die Schutzzäune überspringen, müssten entnommen werden. Anders sei dem Problem nicht beizukommen. Herdenschutzhunde sind seiner Ansicht nach keine Lösung, da sie auch eine Gefahr für Dritte darstellten und der Schäfer dafür in Haftung genommen werde.

Er hält zudem die Förderung von Herdenschutzzäunen lediglich für ein „Alibi“. „Wer vergütet uns dagegen unsere Ängste?“, fragte Mücke. Nach Angaben Berbigs betrugen die Aufwendungen für präventive Maßnahmen zum Schutz der Herden allein in den beiden Vorjahren für zusammen 264 Förderfälle im Land insgesamt 1,43 Mio. Euro.

Wölfe in Sachsen-Anhalt: Schnelle Lösungen nötig

Diese Mittel wären in der Landschaftspflege besser angelegt, so der Tenor von Schäfern und Verband. Voraussetzung sei aber ein funktionierendes Wolfsmanagement im Land. Ein solches wurde mehrfach vehement eingefordert. LSV-Ehrenvorsitzender Klaus Gerstenberg sagte, die Politik der Wolfsbefürworter habe mittlerweile regelrecht extremistische Züge angenommen. Lothar Streithoff, früherer Tierzuchtexperte beim Amt für Landwirtschaft Mitte, sprach von einem „Generationenproblem“. Ältere Schäfer könnten ihre Kinder nicht mehr von einer Betriebsübernahme überzeugen.

Lösungen müssten sehr schnell kommen, mahnte Vorstandsmitglied Dirk Strathausen mit Blick auf den stetig weiter schrumpfenden Schafbestand. Inzwischen fehle es mancherorts schon an genügend Tieren für die Deichpflege, sagte der Schäfermeister. Die Informationen zur Entwicklung der Schafzucht im Land, vorgetragen von Zuchtleiter Christoph- Johannes Ingelmann, gerieten fast zur Nebensache. Nach der teils heftig geführten Debatte ging es weiter mit Verbandsregularien, wie der Vorstellung des Haushaltsplans 2021 und von Änderungen in der Gebührenordnung durch LSV-Geschäftsführerin Elisabeth Baurichter.

Etliche Betriebsaufgaben

Mario Wehlitz konnte in seinem Bericht für 2020 eine im Saldo relativ konstante Mitgliederzahl von 212 zum Jahresende konstatieren. Allein zehn Austritte habe es aber wegen Aufgabe der Schafhaltung gegeben. Der Vorsitzende bedauerte den Corona-bedingten Ausfall vieler Zucht- und Hüteveranstaltungen. Die Verbandsarbeit wurde vielfach online weitergeführt.

Einen Eindruck von der schwierigen Situation der Schafhalter aufgrund der Wölfe in Sachsen-Anhalt bekam auch der neue Agrarstaatssekretär im Wirtschaftsministerium, Gert Zender. Er war zwei Wochen nach seinem Dienstantritt erstmals zu einem Verband gekommen. In seinem Grußwort sagte er Kontinuität bei den Ansprechpartnern in den Fachabteilungen des Ressorts zu und bekräftigte den Willen zu einer weiterhin engen Zusammenarbeit: „Wir werden die Schäfer nicht allein lassen mit ihren Problemen.“

Weitere Nachrichten aus den Bundesländern

Ampel-Koalition: Viel Fantasie und etliche Gemeinplätze

Kommt die Ampel-Koalition, wird auch die Landwirtschaftspolitik aufgegriffen. Mit was die Landwirtschaft rechnen sollte, und was hinter den Formulierungen im Sondierungspapier steckt, wurde bislang wenig konkret.

Hier geht es zur aktuellen Ausgabe der Bauernzeitung

Entschlossen und dynamisch möchten die Parteien offenbar erscheinen, die eine Regierungskoalition im Bund anstreben. Dem einen oder anderen Beteiligten fehlte vor ein paar Wochen noch die Fantasie, sich eine Ampel aus SPD, Grünen und FDP vorstellen zu können – nun wird jede Menge davon gebraucht, um einen gemeinsamen Schlachtplan für die nächsten vier Jahre aufzustellen. Aufbauen wird dieser Plan – auch Koalitionsvertrag genannt – auf dem Gerüst namens Sondierungspapier. Es liegt seit Ende voriger Woche vor.

Es kommentiert Ralf Stephan, Chefredakteur der Bauernzeitung. (c) Sabine Rübensaat

AMpel-Koalition: Landwirtschaft zweimal Thema Bei SOndierungen

Ob die Landwirtschaft in diesem Papier überhaupt vorkommt, wäre vor nicht allzu langer Zeit keine Frage gewesen. Anders als im Wahlkampf taucht sie in dem zwölfseitigen Dokument aber tatsächlich auf. Exakt zweimal. Einmal wird daran erinnert, dass alle Sektoren zum Klimaschutz ihren Beitrag leisten müssen. Ausdrücklich genannt werden Verkehr, Bauen und Wohnen, Stromerzeugung, Industrie und Landwirtschaft. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist es keineswegs. Denn im Satz zuvor betonen die potenziellen Regierungsparteien ihre gemeinsame Absicht, das Klimaschutzgesetz noch im Jahr 2022 „konsequent weiterentwickeln“ und ein „Klimaschutz-Sofortprogramm mit allen notwendigen Gesetzen, Verordnungen und Maßnahmen auf den Weg bringen“ zu wollen. Ob die Ziele erreicht werden, soll anhand einer mehrjährigen Gesamtrechnung überprüft werden.

Das zweite Mal wird die Landwirtschaft im Zusammenhang mit „Artensterben“ und „Verlust an Biodiversität“ erwähnt. Man wolle „wirksame Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt und der Natur ergreifen“, heißt es. Das kann zweierlei bedeuten: Entweder meinen die Sondiererinnen und Sondierer, die in der vorangegangenen Wahlperiode beschlossenen Maßnahmen machen Land- und Forstwirten zwar schwer zu schaffen, gehen aber am eigentlichen Ziel vorbei – oder aber man sieht sich auf dem richtigen Weg und muss nur noch bestehende Auflagen vermehren oder verschärfen. Die Frage ist, was konkret in einem Koalitionsvertrag stehen wird.

Ampel-Regierung: Umbau der Tierhaltung und weiter reduzierter Pflanzenschutz

Klar und unmissverständlich dürfte hingegen sein, dass die drei Parteien die Landwirtschaft darin unterstützen wollen, „einen nachhaltigen, umwelt- und naturverträglichen Pfad einzuschlagen“. Gleichzeitiges Ziel soll es sein, „ein langfristig auskömmliches Einkommen für die Landwirtinnen und Landwirte zu sichern“. Die Botschaft vernehmen wir wohl, allein – keineswegs zum ersten Mal. Deshalb wird man es Bäuerinnen und Bauern nicht übelnehmen, wenn sie daran erst glauben, wenn zwischen Daumen und Zeigefinger etwas spürbar wird.

Mit dem Umbau der Tierhaltung und dem auf ein „notwendiges Maß“ (auf welches sonst?) reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sind zwei weitere strategische Felder erwähnt, die einer Ampelregierung wichtig wären. Obwohl in dieser Passage nicht erwähnt, dürften auch zwei Aussagen zur Energiewende für die Branche von Belang sein: Zwei Prozent der Landesflächen sollen Windkraftanlagen vorbehalten sein, und neue Gaskraftwerke müssen auf „grünen“ Wasserstoff umgestellt werden können. Ersteres muss für den Bodenmarkt nichts Gutes bedeuten, Letzteres wäre eine energetische Revolution. Aber warten wir den Koalitionsvertrag ab – sofern den Akteuren die Fantasie bis dahin nicht doch noch ausgeht.

Weitere Nachrichten aus den Bundesländern

Neue Auszubildende und 5G-Mobilfunk auf dem LVG Köllitsch

Wie kommt eine junge Frau aus Mecklenburg in die nordsächsische Elbaue? Ein wenig – so viel sei schon verraten – hat auch die Bauernzeitung damit zu tun. Das gibt es Neues bei unserem Praxispartner in Sachsen, dem LVG Köllitsch.

Seit 1. September erlernt Emma Rotermann im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch den Beruf der Tierwirtin. Die 18-Jährige stammt aus der Nähe von Wismar, ging in Neukloster zur Schule und machte dort Abitur. Dass es danach in die Landwirtschaft gehen sollte, stand schon lange fest. „Mit sechs habe ich meine ersten Gänse gehalten“, erzählt Emma. Später kamen auch noch Hühner hinzu. In mehreren Praktika und in der Ferienarbeit lernte sie die Landwirtschaft hautnah kennen.

„Tiere waren schon immer mein Ding“, sagt die junge Frau. Vor allem eine Art hat es ihr angetan: In den vergangenen Sommern nahm sie ein paar Schafe, darunter teils auch Flaschenlämmer, aus einem ihrer Praktikumsbetriebe in ihre Obhut und betreute sie während der Weidesaison auf dem elterlichen Grundstück. Das führte zum Wunsch, Schäferin zu werden – und (fast) geradewegs nach Köllitsch.

Auszubildende Schaeferin und Tierwirtin beobachten ein Schaf auf dem LVG-Koellitsch
Das Interesse an Schafen teilt Emma Rotermann mit Jessica Unger (l.), die seit 2020 auf dem LVG Köllitsch lernt. (c) Karsten Bär

In der Bauernzeitung, die ihr Vater als Landwirt bezieht, las sie davon, dass im Vorjahr im LVG Köllitsch eine neue Schäferauszubildende, Jessica Unger, ihre Lehre begonnen hat. Sie bewarb sich im LVG, bekam aber statt der erhofften Schäferlehrstelle, die der Betrieb in diesem Jahr nicht vorgesehen hatte, ein anderes Angebot. Ein Ausbildungsplatz als Tierwirtin der Fachrichtung Rinderhaltung stehe bereit, hieß es. „Ich hatte zwar durch ein Praktikum bei der Rinderallianz auch schon mit Rindern zu tun, war aber eigentlich auf Schafe orientiert“, schildert Emma den Zwiespalt, in dem sie sich befand. Sie entschied sich nach gründlichem Abwägen dann doch für die Ausbildung zur Rinderwirtin in Köllitsch. „Und ich habe es nicht bereut“, sagt sie. Denn im LVG lernt sie neben der Arbeit mit den Rindern auch die mit Schweinen und Schafen kennen. „Dass man hier im Betrieb so vielseitig ist und mehrere Tierarten hält, hat mir gut gefallen“, gibt Emma zu verstehen. Derzeit ist sie im Schweinestall im Einsatz. Im Dezember dann, wenn die Ablammsaison beginnt, ist der Schafstall dran.

Mit dem Abitur in der Tasche hatte die junge Mecklenburgerin die Chance, gleich ins zweite Lehrjahr einzusteigen. In der Berufsschule in Wurzen fühlt sie sich gut in die Klasse aufgenommen. Und auch in Köllitsch, wo sie, wie auch fünf andere Auszubildende des Betriebes, im Lehrlingswohnheim ihre Unterkunft hat, hat sie sich gut eingelebt. „Es war anfangs schon eine Umstellung, aber ich fühle mich wohl“, sagt sie.

Drohne fliegt bei Inbetriebnahme des 5G-Campusnetzes auf dem LVG-Koellitsch
Der neue Mobilfunkstandard macht die Kommunikation zwischen Drohne und Landmaschinen möglich. Vorgeführt wurde dies bei der Inbetriebnahme des 5G-Campusnetzes. (c) Karsten Bär

Neues gibt es aus Köllitsch auch als Erprobungsstandort für die digitale Landwirtschaft zu berichten. Im Rahmen eines Fachtages ist am Montag voriger Woche das erste landwirtschaftliche 5G-Campusnetz Deutschlands offiziell in Betrieb genommen worden. 5G ist der neue Mobilfunkstandard, der Grundlage für das sogenannte „Internet der Dinge“ ist. Er ermöglicht die Kommunikation zwischen Maschinen, Sensoren und Datenclouds. Und dies mit Datenübertragungsraten von bis zu 10 Gbit/s und in Echtzeit. Als Campusnetz wird ein exklusives Mobilfunknetz bezeichnet, das in einem definierten lokalen Bereich einem bestimmten Anwenderkreis zur Verfügung steht. Eine solche Lösung ermöglicht es, 5G zu nutzen, bevor die großen Telekommunikationsanbieter ihr Netz flächendeckend ausgebaut haben. Grundlage für das Köllitscher Campusnetz sind eine stationäre und eine mobile Funkanlage sowie die Zuteilung des Frequenzbereiches durch die Bundesnetzagentur. Das 5G-Campusnetz ist Teil einer Kooperation des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mit der Technischen Universität Dresden und dem Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) und gliedert sich in das vom Bund geförderte Experimentierfeld „Landnetz“ ein.

Bewegliche Mobilfunkstation des 5G-Campusnetzes auf dem LVG Koellitsch
Eine bewegliche Mobilfunkstation ist ein Bestandteil des Köllitscher 5G-Campusnetzes. (c) Karsten Bär

Eine Anwendungsmöglichkeit für das 5G-Campusnetz, die in Köllitsch getestet werden soll, wird die zielgerichtete Düngung von Pflanzenbeständen sein. Dabei ermittelt eine Drohne, die dem Traktor und Düngerstreuer vorausfliegt, mittels Multispektralkamera kleinflächig den Düngebedarf und teilt diese Information mit dem Düngerstreuer, der den Dünger dann bedarfsgerecht appliziert.

Parallel zur Erprobung der Anwendungen wird die Mobilfunkstrahlung des Campusnetzes kontinuierlich per Messung überwacht. In einem Fachvortrag während der Inbetriebnahme verdeutlichte Peter Gamer, Experte für Immissionsschutz beim LfULG, dass von 5G-Mobilfunkstrahlung keine gesundheitlichen Belastungen zu erwarten seien. Die Strahlung erreiche dauerhaft lediglich Bruchteile der anhand wissenschaftlich belegbarer Nachweise festgelegten Grenzwerte. Ersten Messungen zufolge gilt dies auch für das 5G-Campusnetz in Köllitsch.


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Demonstriert wurde beim Feldtag in Raitzen die Kommunikation zwischen einer Drohne und einem Traktor zum zielgenauen Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmittel anhand von in Echtzeit erfassten und übermittelten Bedarfsdaten mithilfe eines 5G-Netzes. (c) Karsten Bär

„5G bis zur letzten Milchkanne“

Robotik, automatisierter Datenaustausch und Mobilfunk-Campusnetze – neue digitale Anwendungen sind dabei, in der landwirtschaftlichen Praxis Fuß zu fassen. Sie versetzen den Landwirt in die Lage, viele Herausforderungen zu meistern. mehr


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Umfrage zur Schweinehaltung: Jeder Zweite hört auf

Eine Umfrage der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) verdeutlicht die Krise der Schweinehaltung in Deutschland. Demnach wollen 40 % der Schweinemäster und 60 % der Sauenhalter innerhalb der nächsten zehn Jahre aufhören.

Etwa die Hälfte der Schweinehalter in Deutschland will innerhalb der nächsten 10 Jahren aus der Schweinehaltung aussteigen. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Befragung der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) von über 1.000 deutschen Sauenhaltern und Schweinemästern. Nach der ISN-Umfrage planen kleinere Betriebe ihren Ausstieg aus der Schweinehaltung sogar kurzfristiger. 

Treibende Gründe für die Betriebsaufgabe seien der ISN-Umfrage nach viele Auflagen, fehlende Planungssicherheit sowie mangelnde Perspektiven für die Schweinehalter. Die ISN fordert die Agrarminister aus Bund und Ländern daher auf, für Planungssicherheit und Perspektive für die Schweinehalter zu sorgen, um dem erwarteten Strukturwandel entgegenzuwirken.

Strukturbruch in der Schweinehaltung erwartet

Die aktuelle ISN-Umfrage unter Schweinehaltern, die zusammen ca. 10 % der Schweine in Deutschland halten, ist alarmierend. Es zeichnet sich ein Strukturbuch unbekannten Ausmaßes ab. Rund 60 % der Sauenhalter und 40 % der Schweinemäster wollen in den nächsten zehn Jahren ihre Schweinehaltung aufgeben, lediglich 6 bzw. 8 % wollen ihre Sauenhaltung bzw. Schweinemast noch ausbauen. Zusammengenommen wird sowohl der Sauen- als auch Schweinebestand in den nächsten Jahren um weitere 25 bis 30 % abgebaut werden. Die Ergebnisse zeigen noch einmal eine deutliche Verschärfung der Lage im Vergleich zu den vorherigen Umfragen der ISN aus 2018, bei denen ebenfalls Name und Betrieb zu jedem ausgefüllten Bogen bekannt war. Die Zahlen von damals haben sich im Nachhinein übrigens sehr genau bestätigt.

Dadurch fehlen den schweinehaltenden Betrieben Perspektive und Planungssicherheit. Obendrein haben sie mit der aktuellen Preiskrise zu kämpfen. Das Risiko einer Fehlinvestition ist extrem hoch, weil zugleich verschiedene Verschärfungen der Haltungsvorgaben für Schweine anstehen. Diese erfordern umfangreiche Anpassungen der Ställe und somit hohe betriebliche Investitionen. So werden viele Bauernfamilien zur Aufgabe ihrer Betriebe getrieben. Genau das spiegelt sich in der aktuellen ISN-Umfrage – bei der ca. 1.000 Schweinehalter offen mit Namen und Adresse geantwortet haben – wider. Immer mehr der in Deutschland insgesamt noch am Markt verbliebenen knapp 20.000 Schweinehalter steigen aus, weil sie sich von der Politik im Stich gelassen fühlen und keine Perspektive für ihren Betrieb sehen. Die Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland ist im vollen Gange.

Auflagen, Planungsunsicherheit, Politik sind Gründe für das aufgeben der Schweinehaltung

Bei der Frage nach dem Warum, sind sich Sauenhalter und Schweinemäster einig: Für die Befragten sind besonders die Summe der Auflagen, die fehlende Planungssicherheit und ganz besonders auch der fehlende politische Rückhalt Gründe, die sie zum Ausstieg treiben. Trotz der aktuell sehr schwierigen finanziellen Situation der Betriebe wird die Ökonomie erst danach als Ausstiegsgrund benannt.

Die Umfrageergebnisse zeigen außerdem deutlich: Kleinere Betriebe könnte es in Zukunft kaum noch geben. Je kleiner der Betrieb, desto eher denkt dieser laut ISN-Umfrage ans Aufgeben. Besonders in Süddeutschland zeigt sich die Lage dramatisch – dort wolle fast drei Viertel der Sauenhalter und über die Hälfte der Schweinemäster in den nächsten zehn Jahren ihre Schweinehaltung aufgeben. red

Die ISN-Umfrage zur Schweinehaltung

Im Sommer 2021 haben insgesamt 1.048 Schweinehalter – darunter 350 Sauenhalter und 698 Schweinemäster an der Umfrage der ISN teilgenommen. Im Mittel hielten die Sauenhalter 463 Sauen und die Mäster 2017 Mastschweine. Damit waren die befragten Betriebe – wie auch schon bei den vorherigen ISN-Befragungen – im Durchschnitt deutlich größer als der Durchschnitt aller deutschen Betriebe, der nach den amtlichen Statistiken bei 252 Sauen und 940 Mastplätzen liegt. Die Umfrage erfasste also rund 10 % der Schweinehaltung in Deutschland.

Der Löwenanteil der teilnehmenden Betriebe kommt aus Niedersachsen (162 Sauenhalter und 369 Schweinemäster) gefolgt von Nordrhein-Westfalen (90 bzw. 162 Betriebe). Aus dem Süddeutschland haben 59 bzw. 102 Betriebe an der ISN-Umfrage teilgenommen.

Die wichtigsten Ergebnisse der ISN-Umfrage zur Schweinehaltung:

Mehr zu den Ergebnissen der ISN-Umfrage zur Schweinehalter gibt es hier.


Windenergie: Faire Pacht als Ziel

Sobald auch nur die leiseste Chance besteht, dass ein neues Windenergiegebiet ausgewiesen wird, schwärmen die Projektplaner aus und wollen sich die Flächen sichern. Die Eigentümer bekommen dann Verträge vorgelegt, die verlockende Einnahmen versprechen. Doch Papier ist geduldig und die Materie kompliziert.

Von Christoph Feyer

Volker Zillmann kann das ganze Jahr über ernten. Seine Familie und die der Eickenjägers bilden zusammen das Familienunternehmen Dobberzin Agrar GmbH. Sie profitiert von kontinuierlichen Einnahmen aus Wind und Sonne. Photovoltaikanlagen auf allen Dächern des uckermärkischen Betriebes und Windräder sorgen dafür.

Gerade letztere sind jetzt, in der dunkleren, windstarken Jahreshälfte, recht ertragreiche „Mitarbeiter“. Dass dieser (Pacht-)Ertrag heute in vollem Umfang in dem 1.000-ha-Betrieb ankommt, war kein Selbstläufer. Dafür musste sich Volker Zillmann jemanden mit Spezialkenntnissen zur Unterstützung suchen – einen Fachberater für Windenergie.

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Verpachtung an Betreiber von Windkraftanlagen wie ein Lottogewinn

„Die ganze Materie ist sehr komplex und nicht wirklich das Kerngeschäft eines Landwirts“, berichtet der Betriebsleiter zurückblickend. Bereits 2008 hatte sein Vater Günter, der damals noch für den Marktfruchtbetrieb bei Angermünde verantwortlich war, angefangen, sich mit Windenergie zu beschäftigen. Ein größerer Windpark war da gerade in der Nähe von Volker Zillmanns Wohnort, dem benachbarten Dorf Crussow, entstanden.

Nicht viel später landeten auch erste Vertragsangebote von Windkraftplanern auf seinem Schreibtisch. Irgendwann hätten sie sich dann für ein Angebot entschieden und den Vertrag unterschrieben, der ihnen am meisten zusagte, ohne aber dessen Inhalt vollkommen zu durchschauen. „Man kommt ja auch an keine Informationen. Niemand gibt seine Zahlen raus“, so der Landwirt.

Die Möglichkeit, Grundstücke an Betreiber von Windkraftanlagen zu verpachten, sei ja schon so etwas wie ein Lottogewinn. Aber der zweite Lottogewinn wäre dann der Kontakt zum Windkraftexperten Max Wendt gewesen. 

Windenergie
Windenergie (c) Sabine Rübensaat

Endlich auf Augenhöhe verhandeln

Der Berater für Windenergie kam dazu, als der unterschriebene Vertrag nach fünf Jahren auslief, weil – zum Glück für die Dobberziner – der Bau der Windräder nicht zustande gekommen war. „Von diesem Zeitpunkt an“, so der Uckermärker, „konnten wir mit den Planern endlich auf Augenhöhe verhandeln.“ 

„Die Konditionen in den Verträgen waren damals tatsächlich unter aller Kanone“, bestätigt Max Wendt. Das Ganze setze sich immer aus einer ökonomischen und einer juristischen Komponente zusammen, was es sehr kompliziert mache. Auch das Projektentwicklungsverfahren sei für die Grundstückseigentümer anfangs kaum zu durchschauen, für die Planer aber sei es das „täglich Brot“. Daraus resultiere ein Wissensvorsprung, den sie natürlich auch ausnutzen würden.

Der 35-jährige Landwirtssohn stammt aus der Umgegend von Prenzlau und arbeitete nach seinem Betriebswirtschaftsstudium zwei Jahre lang im Energieunternehmen Enertrag, bevor er sich 2013 selbstständig machte. Bei befreundeten Landwirten hatte er in dieser Zeit mehrfach mitbekommen, dass die vorgelegten Verträge für diese stets „suboptimal“ ausfielen. „Da war für mich eine rote Linie überschritten“, sagt Max Wendt zurückblickend.

Windenergie und Personen mit Fachwissen

Im Grunde hätten alle Landwirte oder Flächeneigentümer doch immer die gleiche Frage: „Wie hoch muss eine angemessene, faire Pacht sein?“. Und da diese Frage eigentlich nur Personen mit dem spe­ziellen Fachwissen zur Windenergie wirklich beantworten können, war seine Geschäftsidee geboren.

Aufgrund des recht dynamischen Umfelds in der Windenergiebranche arbeitet er eng mit Juristen und Steuerfachleuten zusammen, deren Expertise er auf seine Kosten in Anspruch nimmt. „Nur mit der Auswahl des attraktivsten Vertrages aus der Vielzahl der vorliegenden Pachtangebote ist man als Grundstückeigentümer leider nicht gut beraten. Das Optimum liegt stets weit über dem, was den Flächenbesitzern als Vertrag vorgelegt wird“, ist sich der Berater sicher. 

Windenergie: Deutlich bessere Konditionen

Volker Zillmann kann das aus eigener Erfahrung nur bestätigen: „Wir konnten die neuen Verträge so gut nachverhandeln, dass sich unsere Erlöse am Ende verdoppelt haben.“ Seine Lehre daraus: Handschlaggeschäfte, wie er sie als Landwirt eigentlich gerne eingeht, sind in dieser Branche nicht möglich.

Bei der Neuverhandlung des Vertrages hätte sich dann gezeigt, dass die technischen und ökonomischen Einflüsse, die während solch langer Zeiträume auf so ein Projekt einwirken, enorm sind und dass man gut beraten ist, dies in einem neuen Pachtvertrag zu berücksichtigen.

Vor allem der Status Quo des nach dem Bau geltenden Vergütungsmodells sowie der geplanten Windmühlen-Generation sind vertraglich zu berücksichtigen. Gerade da „versteckt“ sich laut Berater Wendt oft enormes Pachtsteigerungspotenzial, auf das der Grundstückseigentümer nicht verzichten sollte.

Ein weiteres, sehr wichtiges Kapitel ist der richtige Umgang mit der BVVG. Wer sich da nicht auskennt, könne ganz gewaltig in die Röhre schauen. „Die langen bei Winderlösen kräftig zu, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt“, weiß der Berater zu berichten. 

Windenergie: Mutig sein und ernsthaft verhandeln

Sparschwein, Sparstrumpft
(c) Annekatrin Pischelt

„Viele, die so einen Vertrag vorgelegt bekommen, haben Angst, den ‚Lottogewinn‘ zu riskieren, wenn sie zu ernsthaft verhandeln“, beschreibt Volker Zillmann die Situation der betroffenen Grundstückseigentümer und bringt die Sache dann auf den Punkt: „Aber wer das nicht tut, der ist am Ende der Dumme!“ 

Auf die Frage, wie denn die Leute im Dorf reagiert haben, als bekannt wurde, dass Windräder gebaut werden sollen, berichtet der Uckermärker Betriebsleiter zuerst von den Erfahrungen, die er in Crussow gemacht hatte: „Ich kannte das ja schon mit den Windrädern und wusste, dass die Belastung für die Anwohner nicht so schlimm ist, wenn die notwendigen Abstände zu den Wohnhäusern und Höfen eingehalten werden.“

Natürlich gebe es immer Mitmenschen, die gegen Windenergie sind. Aber schon der obligatorische Bürgerentscheid habe gezeigt, dass 90 Prozent der Leute im Dorf nichts gegen so ein Projekt haben bzw. sich dafür schlicht nicht interessieren.

Er bezeichnete diese als „graue Masse“. Dann gäbe es fünf Prozent, die davon profitieren, also die Grundstückseigentümer. Und dann jene fünf Prozent, die dagegen sind und sich in Bürgerinitiativen gegen Windenergie zusammenschließen. „Diese fünf Prozent sind aber, auch dank der neuen Medien, sehr laut“, erklärt der Ackerbauer weiter. „Die fallen dann auf und weil die graue Masse schweigt, kommt es Außenstehenden so vor, als ob das ganze Dorf dagegen wäre.“

Geld aus Windenergie für die Gemeinde

Damit wirklich alle Anwohner von den Erträgen aus Windenergie profitieren, haben die Dobberziner eine jährliche Spende von 4.000 Euro in den Vertrag mit dem Anlagenbetreiber schreiben lassen. Das Geld fließt direkt in die Gemeinde und kommt z. B. dem örtliche Fußball- und dem Dorfverein zugute. 

Auf dem Windfeld bei Dobberzin drehen sich seit drei Jahren nun sechs Windräder. Die Windmühlen des Herstellers Senvion, dessen deutsche Tochter voriges Jahr in Insolvenz gehen musste, haben jeweils 3,2 Megawatt (MW) Leistung und zeichnen sich durch eine Narbenhöhe von 139 m sowie einem Rotordurchmesser von 122 m aus. 

Nur eines von fünf Windrädern

Vom Senvion-Bankrott direkt betroffen sind auch die zehn Fami­lien des Flächeneigentümerpools Blumberg bei Ahrensfelde, östlich und unweit der Berliner Stadtgrenze. Dort dreht sich deswegen erst eines von fünf genehmigten Windrädern. Seine Parameter: 4,2 MW Leistung, eine Nabenhöhe von 130 m und ein Rotordurchmesser von 140 m. Es war das letzte Windrad, das Senvion gebaut hat.

Der Wechsel zu einem anderen Hersteller hat jetzt ein erneutes Genehmigungsverfahren notwendig gemacht und den weiteren Ausbau des Windfeldes vorläufig ausgebremst. Doch die Grundstücksbesitzer sind optimistisch, dass die anderen vier Windmühlen auch noch aufgestellt werden. Vier Eigentümer, Alfred Ebel und sein Sohn Benjamin Zinsler-Ebel sowie Vater und Tochter Gathow, konnte ich treffen und erfuhr dabei, dass es nicht die erste Insolvenz bei ihrem Windenergieprojekt war. „Den ersten Vertrag haben wir 2009 mit der Firma Prokon unterschrieben“, berichtet Alfred Ebel. „Die ging aber 2013 in Planinsolvenz.“

Kurz zuvor hätte die Firma noch versucht, die Verträge zu verlängern, um die Flächen zu halten. Zu diesem Zeitpunkt war das Windgebiet auch noch nicht in der Regionalplanung Uckermark-Barnim verankert. Das erfolgte erst im Frühjahr 2016 und ab dann ging es erst richtig los. Der Landwirt, der gemeinsam mit seinem Sohn auf 300 ha Druschfrüchte anbaut und auf 30 ha Grünland vor allem Heu für umliegende Pferdehöfe erzeugt, war einer der ersten des Flächenpools, der von den Planern angesprochen wurde.

„Die haben mit uns gespielt“

Heute ist er froh darüber, dass ihnen jetzt ein externer Berater für Windenergie zur Seite steht. Die Eigentümersituation in der Gemarkung sei sehr heterogen und es habe ihn viel Zeit und Kraft gekostet, alles zu koordinieren und jeden immer gleich gut am Informationsfluss teilhaben zu lassen. „Basisdemokratisch das Ganze zehn Jahre lang am Laufen zu halten, war schon ein Kraftakt“, blickt der Landwirt zurück. Zudem hätten auch sie gemerkt, dass sie mit den Planern nicht auf Augenhöhe verhandeln können. „Wir hatten nicht das Hintergrundwissen zur Windenergie“, so der 65-Jährige. „Die haben mit uns gespielt.“

Windrad­standorte nach technischen Ansprüchen und nicht nach Flurstücken vergeben

Den Pool hatten die Flächeneigentümer auf Anraten des damaligen Planers Prokon selbst ins Leben gerufen, denn im frühen Projektstadium einzelnen Eigentümern einen Windradstandort zu versprechen, ist unseriös. Ein Windpark lässt sich ertraglich nur optimieren, wenn die Windrad­standorte nach den technischen Ansprüchen und nicht nach Flurstücken „vergeben werden“. Max Wendt kam als fachliche Unterstützung 2016 zu dem Projekt dazu.

Heute haben die Blumberger ein gerechtes Pool-Modell, mit dem jeder einverstanden ist. „Und das, obwohl uns immer wieder alle möglichen Firmen die tollsten Angebote unter die Nase gehalten haben“, gibt Eigentümer Gathow zu bedenken. „Vielen wird mit hohen Pachtangeboten regelrecht der Kopf verdreht.“

Transparenz und juristischer Beistand wichtig

Der 68-jährige Blumberger hat einen Teil seines Grundstücks seiner Tochter vermacht und auf deren Fläche dreht sich jetzt die stattliche Windmühle. Ihr Erlös wird gesplittet: 20 % erhält die Standort­inhaberin und 80 % werden unter den Eigentümern der Flächen des vertraglich gebundenen Regionalplangebietes gerecht aufgeteilt. „So ein Konstrukt ist von Natur aus instabil“, erklärt Max Wendt, „deshalb ist das, was die Blumberger geschafft haben, schon etwas Besonders und kann durchaus als eine Errungenschaft angesehen werden.“

Immer zehn unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden, erfordere vor allem Transparenz. Wenn nötig, könnten sie sich aber auch juristischen Beistand ins Boot holen. Die Kosten dafür trägt – dank des Beraters – der Windenergieplaner. „Das hat uns die Unsicherheit genommen“, bestätigt auch die einzige Frau in unserer Runde. „Je mehr Geld im Spiel ist, umso schwerer fallen einem ja die Entscheidungen.“ 

Aktuell sind jetzt acht neue Windräder in Planung. Für vier davon läuft noch das Verfahren für die Änderungsgenehmigung. Im September dieses Jahres erhoffen sie sich dann ein Zuschlag für sie im nächsten Ausschreibungsverfahren. Für die anderen vier Windmühlen soll ebenfalls auch noch 2020 der Ausschreibungszuschlag erfolgen, so hoffen sie. Im kommenden Jahr sollen dann die nächsten Windräder aufgestellt werden. Dabei achten die Blumberger bereits jetzt auf mindestens 1.000 m Abstand zur Wohnbebauung. 

Ausgleichsmaßnahmen stehen im Grundbuch

Der Protest der Anwohner gegen die Windenergie hätte sich bislang in Grenzen gehalten, berichtet Benjamin Zinsler-Ebel. Auch sie würden eine feste Summe regelmäßig als Spende in die Vereinskasse des Ortes zahlen. „Zudem haben wir schon mehrere Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für die rund viereinhalb Hektar versiegelte Fläche vorgenommen.“

Der 32-jährige Landwirt, der zusammen mit seinem Vater für deren Umsetzung sorgt, berichtet von neu angelegten Streuobstwiesen und Extensivierungsmaßnahmen im Randbereich von Gewässern. Zudem sind Heckenpflanzungen und die Anlage von artenreichen Waldrandstreifen geplant. „Jede dieser Maßnahmen wird grundbuchamtlich gesichert bei der Unteren Naturschutzbehörde eingereicht.“

Abschließend gibt der Berater Wendt noch zu bedenken: „Bei einer Windenergieanlage handelt es sich immer auch um ein Mehrgenerationen-Projekt. Dieser Aspekt muss ebenfalls in die Ausgestaltung des Vertrages einfließen.“ Das Blumberger Beispiel zeigt, dass auch das gut gelingen kann.



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Sojabohnenernte: So klappt der Mähdrusch

Die Nachfrage nach inländischem Soja steigt stetig. Die gehaltvolle Bohne erobert nun auch Regionen, die man früher nicht in Betracht gezogen hätte. Bei der Sojabohnenernte gibt es einiges zu beachten.

Von Dr. Andrea Feiffer, Franz Klüssendorf, feiffer consult

Die Abreife der Sojapflanze beginnt mit der Färbung der Blätter von grün zu rot-braun. Wenn diese dann größtenteils abgefallen sind, haben sich die Bohnen abgenabelt und rascheln in den Hülsen. Warten Sie nicht auf die letzte grüne Bohne – besonders, wenn die Wetteraussichten schlecht sind. Die Lagerfähigkeit der Sojabohnen ist zwar erst bei Kornfeuchten um 11 % erreicht, aber Saatgut und Konsumware drischt man nicht unter 13 %. Denn dann steigt die Gefahr von Samenverletzungen steil an. Moderne Sorten sind mittlerweile zwar recht platzfest, aber prüfen Sie dennoch regelmäßig die Vorernteverluste durch aufgeplatzte Hülsen.

Messerbalken auf dem Boden schleifen lassen

Die größte Herausforderung bei Soja ist es, die Stängel tief genug abzuschneiden. Sojapflanzen haben einen sehr niedrigen Hülsenansatz. Manchmal muss man bei sehr tiefem Ansatz den unteren Quirl verloren geben, weil man einfach mit dem Messerbalken nicht darunter kommt. Das kann durchaus Verluste von 10 bis 20 % bedeuten. Verbleibt nur eine einzelne Hülse an jedem Stängel, beträgt der Verlust schon etwa 8 %. Der Messerbalken muss also auf dem Boden schleifen, damit die unteren Hülsen gut erfasst werden. Bei unebenem Saatbett und aufliegenden Steinen hat man Probleme mit Erde, den Steinen oder mit hohen Verlusten durch Schnitthülsen.

Am besten funktioniert es mit einem flexiblen Messerbalken. Die Segmente folgen der Bodenkontur und können nach oben und unten gut ausweichen. Die Segmente schwimmen quasi über dem Boden. Mit einem Flex-Schneidwerk sind Schnitthöhen ab 2,5 cm möglich. Das senkt die Schnitthülsenverluste schätzungsweise um etwa die Hälfte gegenüber konventionellen Schneidwerken.

Noch komfortabler für die Sojaernte sind Flex-Draper-Schneidwerke mit flexiblen Messerbalken und Bändern, die das Erntegut in der Mitte zusammenführen. Man kann schneller fahren und sich größere Arbeitsbreiten erlauben. In Amerika sind diese Schneidwerke Standard. Angeboten werden sie von Cressoni, Biso/Schrattenecker, John Deere, Claas, Case IH, New Holland und MacDon u.a..


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Schneidwerkverluste beachten

Wenn man Sojabohnen mit einem starren Messerbalken erntet, ist ein schmales Schneidwerk angebracht, um den Bodenunebenheiten bei dem notwendigen tiefen Schnitt besser folgen zu können. Bei Kulturen mit wenig Erntemasse wären höhere Fahrgeschwindigkeiten von Vorteil. Dadurch schiebt die nachfolgende Pflanzenwand die zuvor geschnittenen Pflanzen flott der Förderschnecke zu, ohne dass man die Haspel groß einsetzen muss. Aber die schnell ansteigenden Schnitthülsenverluste lassen eine schnelle Fahrweise nicht zu. Mit 5 km/h ist man also gut dabei.

Ein intaktes Messerwerk mit scharfen Klingen ist selbstverständlich. Man fährt besser ohne Ährenheber. Reife Hülsen neigen schnell zum Aufplatzen, jegliches Anstoßen der Hülsen und Rütteln an der Pflanze ist zu vermeiden.

Die automatische Schneidwerkshöhenführung wird deaktiviert, die Tastkufen werden de-montiert, sodass der Tisch auf den flacher gestellten Gleitkufen aufliegt und das Schneidwerk tief geführt werden kann. Der Tisch bleibt kurz, auch wenn er verstellbar ist.

Die Haspeldrehzahl eilt der Fahrgeschwindigkeit mit 5 bis 10 % voraus, um die Bohnen zügig auf den Tisch zu ziehen. Die Zinken stehen senkrecht zum Schneidtisch, damit sich die Hülsen nicht einhaken können. Der Abstand der Einzugsschnecke zum Bodenblech kann vom Weizen mit etwa 20 mm übernommen werden.

Die Verluste am Schneidwerk sind der größte Posten und es lohnt sich, hier zu korrigieren. Dazu hält man an, hebt das Schneidwerk hoch, wartet einen Moment und setzt dann zurück. Die zusätzlichen Körner auf dem Boden sind dem Schneidwerk zuzuordnen. Zuvor schauen Sie, wie viel Ausfall bereits auf dem Boden liegt. Als Faustzahl gilt: 15 hinzugekommene Bohnen je Quadratmeter sind ein Verlust von etwa 1 %. Sind die unteren Hülsen vom Schneidwerk nicht erfasst oder sind sie durchtrennt: 30 nicht geerntete Hülsen pro Quadratmeter sind etwa 5 % Verlust bzw. 150 kg/ha bei 3 t/ha Ertrag – weniger ist mit starren Schneidwerken bei tiefem Hülsenansatz kaum möglich (Tab. 1).

Einstellen des Dreschwerks

Die Samenschale der Bohne ist sehr empfindlich. Der Embryo liegt direkt hinter dem Nabel. Nicht nur der offensichtliche Bruch der Körner, auch Haarrisse in der Samenschale reichen, dass Pilze oder Luft ins Sameninnere eintreten können. Dabei oxidiert das Öl in den Bohnen, das kann zum Fettverderb und zum Verlust der Keimfähigkeit führen. Axialdreschwerke haben insbesondere bei trockenen Sojabohnen klare Vorteile. Sie reiben die Körner aus den Hülsen, während sie von den Tangentialdreschwerken eher ausgeschlagen werden.

Im Rotor werden schon im vorderen Dreschbereich die Körner relativ frühzeitig abgeschieden. Tangentialdreschwerke mit zusätzlichen Abscheidetrommeln intensivieren zwar den Druschprozess, aber: Mehr Trommeln und Schlagleisten ergeben auch mehr Schlagpunkte, die den Bohnen zusetzen.

Die Dreschtrommeldrehzahl hat einen dreimal größeren Einfluss auf das Bruchverhalten der Körner im Vergleich zum Korb. Das gilt umso mehr bei großkörnigen Samen. Letztlich ist die Kombination von Trommel/Rotor und Dreschspalt wichtig, und diese richtet sich hauptsächlich nach der Korngröße und Kornfeuchte. Ein grober Richtwert für die Trommel-/Rotordrehzahl sind 450 bis 550 U/min, das ist so ähnlich wie bei Erbsen (Tab. 2). Prinzipiell läuft die Trommel so langsam wie möglich.

Das Problem beim Drusch von Sojabohnen ist die geringe Erntemasse der Pflanze an sich, mit nur etwa 50 Pflanzen je Quadratmeter, die am Ende nur noch aus Stängeln und Hülsenquirlen bestehen. Hinzu kommen die langsame Fahrweise und die bevorzugt schmalen Schneidwerke. Da fehlt das Strohpolster im Dreschwerk und auf den Sieben.

Grüne Hülsen sindkeine Richtschnur

Der Korb wird parallel gestellt und er soll sich nach hinten nicht verjüngen. Meist beträgt der Korbabstand, je nach Hülsengröße und Feuchte, 20 bis 30 mm. Manche nehmen als Maß den doppelten Bohnendurchmesser. Einige unausgedroschene, meist grüne Hülsen im Korntank kann man sich erlauben – sie zeigen, dass der Drusch, speziell bei Saatware, nicht zu scharf ist. Die Hülsen lassen sich später leicht ausreinigen. Bei Ausdruschproblemen sollte man immer zuerst den Korb verengen und erst dann die Trommel/Rotordrehzahl erhöhen. Problematischer wird es, wenn man mit dem Erntetermin zu weit nach hinten hinaus kommt und die Hülsen über den Tag nicht mehr abtrocknen. Dann sind sie lederartig zäh und öffnen sich schlechter. Hier muss man schärfer dreschen und beginnt wieder zuerst mit dem Korb.

Ein Maiskorb ist von Vorteil, weil durch die großen Öffnungen die Körner rascher abgeschieden werden und nicht so lange im Dresch werk verbleiben. Der Maiskorb lohnt sich besonders auch bei spät verunkrauteten Beständen. Bei Axial- und Hybridmähdreschern werden die Rotorklappen geöffnet, damit die Körner flotter durchfallen. Bei Axialmähdreschern sollte man auch die Drehzahl der Zuführtrommel reduzieren, um nochmals die Bruchkorngefahr zu verringern.

Tabelle 1

Große Körner –einfache Reinigung

Die Reinigung hat mit Soja wenig Probleme. Fehlte allerdings Wasser in der entscheidenden Vegetationsphase, dann sind die Körner kleiner. Bei geringerem TKG muss der Wind zurückgenommen werden, damit keine Ausblasverluste entstehen. Das Obersieb wird, je nach Korngröße, auf 13 bis 18 mm gestellt. Man macht die Siebe relativ weit auf, damit die Bohnen auf kurzem Wege durchfallen und nicht ewig auf den Sieben herumtanzen. In der Überkehr soll nichts ankommen, schon gar nicht Körner. Bei Saatgutdrusch kann man die Siebverlängerung schließen, damit die Überkehr nicht beschickt wird, und öffnet dafür die Obersiebe etwas weiter. Bei unausgedroschenen Bohnen in der Überkehr wird der Dreschkorb etwas enger gestellt. Sind Körner in der Überkehr, ist das Untersieb etwas zu öffnen und mehr Wind zu geben.

Den Bunker macht man besser nicht ganz voll und auch nicht ganz leer. Es entsteht unnötig Bruch in der Zufuhrschnecke, wenn der Tank bis über den Einlauf befüllt wird; ebenso, wenn die Schnecke leer und nicht mehr unter Volllast läuft.

Tabelle 2

Bei Verlustkörnern am Boden kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Verluste vor dem Mähdrescher entstehen – am Schneidwerk. Die Prüfschale müsste daher so gut wie leer sein. Sollten dennoch Siebkastenverluste auftreten, sollten eher die Siebe weiter geöffnet werden, als den Wind zu reduzieren. Vier Körner in der Prüfschale bedeuten etwa ein Prozent Verlust.

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Landessortenversuche mit Winterroggen

Stress während der Kornfüllung: Ob zur Nahrungsproduktion, als Futter oder als Energiesubstrat, die Ergebnisse der Landessortenversuche mit Winterroggen 2019 bis 2021 helfen dabei, die richtigen Sorten auszuwählen.

Von

Dr. Gert Barthelmes (LELF), Dr. Gunter Ebel (LELF), Gabriele Pienz (LFA), Heiko Thomaschewski (LLG), Stephan Knorre (TLLLR) und Maik Panicke (LfULG)

In den ostdeutschen Bundesländern wird mehr als die Hälfte des deutschen Roggens angebaut (2021: 336.000 ha). Besonders auf den nordostdeutschen Standorten mit leichten Diluvialböden ist Roggen pflanzenbaulich unverzichtbar. Im Hinblick auf Klimaveränderungen und zunehmende Restriktionen in Düngung und chemischem Pflanzenschutz bietet Roggen mit relativer Trockentoleranz, hoher Stickstoffeffizienz und guten Möglichkeiten für aufwandsreduzierten Anbau Vorteile. Wechselnde Marktbedingungen erfordern jedoch Flexibilität in der Nutzung als Backroggen, zur Verfütterung oder als Biogassubstrat.

Bei der Sortenwahl hat ein hoher und stabiler Kornertrag Priorität. Aber auch ertragssichernde Eigenschaften wie gute Standfestigkeit und Blattgesundheit, insbesondere die Anfälligkeit gegenüber Braunrost, sind zu berücksichtigen. Darüber hinaus tragen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Mutterkorn sowie eine ausreichende Auswuchsfestigkeit zur Vermarktungssicherheit bei. Neue Sorten dokumentieren Züchtungserfolge in allen genannten Merkmalen. Dabei stehen Hybridsorten im Vordergrund. Die Entscheidung, ob Hybrid- oder Populationssorten angebaut werden, ist unter Berücksichtigung des langjährigen Ertragsniveaus am Standort, der Erzeugerpreise und der Saatgutkosten zu treffen. Maßgeblich ist die Ertragsrelation beider Sortentypen zueinander. Der langjährige Vergleich zwischen den jeweils besten Sorten zeigt eine 15 bis 20%ige Ertragsüberlegenheit der Hybridsorten gegenüber den Populationssorten.

Moorschutz in M-V: Bund fördert Pilotvorhaben auf 750 Hektar mit 12,6 Millionen Euro

Bundes-Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth hat gestern den Förderbescheid für Moorschutz-Vorhaben bei Anklam und Friedland übergeben. Der Bund fördert das Pilotprojekt auf 750 ha entwässertem Moor mit 12,6 Mio. Euro.

Von Elke Ehlers (Text und Fotos)

Für das bisher größte Vorhaben zur Landwirtschaft auf nassen Mooren in Mecklenburg-Vorpommern übergab Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, am Freitag auf einem Feldtag bei Neukalen, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, die Förderbescheide. Auf insgesamt 750 Hektar sollen in einem Moorschutz-Pilotvorhaben Paludikulturen angebaut werden.

Konkret geht es um 500 ha entwässerte Moorflächen des Polders Bargischow-Süd bei Anklam sowie 250 ha des Polders Sandhagen bei Friedland. In Bargischow liegt der Fokus auf Röhrichtanbau und torferhaltender Grünlandnutzung. Bei Sandhagen geht es um die Nutzung von Nasswiesen und den Anbau verschiedener Sumpfpflanzen wie Rohrkolben und Schilf. Das Verbundprojekt ist auf zehn Jahre ausgelegt. Der Bund stellt dafür 12,6 Millionen Euro zur Verfügung. Zuwendungsempfänger sind die Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern und die Universität Greifswald.

An dem vom Greifswald Moor Centrum organisierten Feldtag „Paludikultur in der Praxis“ nahm der Botschafter der Republik Indonesien, Arif Havas Oegroseno, teil. Ihn interessierten vor allem die Erfahrungen Mecklenburg-Vorpommerns bei der Wiedervernässung von Moorstandorten. Der Inselstaat in Südostasien kämpft in seinen riesigen Moorgebieten mit Problemen wie Bränden, Bodensackung und Landverlust.


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880 ha auf einen Streich: Mehr Ökolandbau in Sachsen

Das Vogtland nähert sich beim Anteil ökologisch bewirtschafteter Fläche inzwischen der 25-Prozent-Marke: Mit dem Milchgut Triebtal kommen zum Ökolandbau in Sachsen nun auf einen Schlag weitere 880 ha hinzu.

Von Silvia Kölbel

Das Vogtland baut in den nächsten Monaten seinen Vorsprung als Landkreis mit dem höchsten Anteil ökologisch bewirtschafteter landwirtschaftlicher Flächen am Ökolandbau in Sachsen aus. Zu den in diesem Jahr in der Informations- und Servicestelle registrierten 12.689 ha bewirtschafteter Fläche kommen ab dem nächsten Jahr die 880 ha Acker- und Grünland des Milchgutes Triebtal in Trieb bei Falkenstein hinzu, anfänglich allerdings noch als Umstellungsfläche. 2024 erwartet der Betrieb dann seine erste Bioernte.

Damit steigt der Anteil ökologisch bewirtschafteter Fläche allein durch diesen zurzeit in der Umstellung befindlichen Betrieb auf 13.569 ha. Das entspricht 23,5 % der landwirtschaftlichen Fläche im Vogtland. In ganz Sachsen lag der Anteil an Ökoflächen voriges Jahr laut Landwirtschaftsministerium bei acht Prozent.

Ökolandbau in Sachsen: Hoher Grünlandanteil

Die Triebtaler Geschäftsführer Steffen Luderer und Nicole Andermann haben sich voriges Jahr für die Umstellung entschieden. „Unser Stall ist veraltet, die Melkroboter sind abgeschrieben. Wir mussten also etwas tun“, beschreibt Nicole Andermann die Situation, die sich schon seit Längerem abzeichnete. Viele Varianten haben die Geschäftsführer durchgespielt, sogar der Umbau zu einem Pensionspferdestall stand zur Diskussion. Doch dann blieben die beiden doch ihrem Metier treu und entschieden sich, an der Milchviehhaltung festzuhalten – was auch dem hohen Grünlandanteil im Betrieb von 43 % geschuldet ist.

Umbau in einem Milchviehstall auf Ökolandbau
Michael Schmidts Baugeschäft aus Langenbernsdorf erhielt u. a. den Auftrag, die Betonsteine für den künftigen Melkstand zu setzen. © Silvia Kölbel

Beide wollten zudem raus aus der Dauerschleife von immer höheren Milchleistungen, um die Produktion rentabel zu gestalten. Der nun gewählte Weg sieht eine Mitgliedschaft im Anbauverband Gäa vor. Der Milchkuhbestand soll auf 250 Tiere reduziert werden und ein Side-by-Side-Melkstand die Melkroboter ersetzen. Die Umstellung auf den ökologischen Landbau erfolgt in drei Schritten. Der Futteranbau geht am schnellsten. Seit diesem Frühjahr wird das Grünland nach Biorichtlinien bewirtschaftet. Die Umstellung ist im kommenden Frühjahr abgeschlossen. Im Oktober 2022 möchte das Milchgut seine erste Bio-Milch nach Thüringen liefern. Die erste Bioernte erwartet der Landwirtschaftsbetrieb nach 24 Monaten Umstellungszeit im Sommer 2024.

Nutzbar für die Beweidung sind die 50 ha Grünland im Umfeld des Stalles, welche für die Tiere über einen Triebweg erreichbar sind. Die in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehenden Weiden sind der die Tierzahl begrenzende Faktor. Die schwierigste Hürde beim neuen Weidesystem ist die zu überquerende Kreisstraße. „Die Kreuzungsstelle liegt direkt hinter einer Kurve. Ein Schild allein reicht nicht“, ist sich Steffen Luderer sicher. Das dreieckige, rot umrahmte Warnschild „Vorsicht, Viehtrieb“ sei zudem fast aus dem Straßenbild verschwunden und daher vielen Fahrzeugführern unbekannt. Mit dem Verkehrsamt des Landratsamtes sei man deshalb übereingekommen, zusätzlich eine Ampel aufzustellen. Jede der maximal vier Straßenüberquerungen dürfte laut Schätzungen etwa fünf bis acht Minuten dauern. Der Versuch mit einer LED-Blinkleuchte, Fahrzeugführer auf die Gefahrenstelle aufmerksam zu machen, scheiterte umgehend. „Nach zehn Minuten hatte man uns die Blinkleuchte geklaut“, so Nicole Andermann.


Sachsen aktuell

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Luderer und Andermann haben sich für Vollweide unter Nutzung des Kurzrasenweide-Systems entschieden. Vollweide bedeutet für die Milchkühe, vom Frühjahr bis zum Herbst rund um die Uhr draußen zu bleiben und zweimal täglich zum Melken in den Stall zu kommen. Alle anderen Tiere, von Kälbern bis Trockensteher, verbringen die gesamte Vegetationsperiode im Freien. Im Frühjahr begann die Testphase. Auf einer kleinen, eingezäunten Fläche sollten sich die Tiere an den dauerhaften Aufenthalt im Freien gewöhnen. Während die jüngeren Tiere mit dem Rupfen des Grases schnell zurechtkamen, taten sich die älteren Kühe schwerer. Doch inzwischen sind Nicole Andermann und Steffen Luderer mit der Entwicklung zufrieden. „Die Kühe sind ruhig und ausgeglichen. Man sieht ihnen an, dass sie sich draußen wohlfühlen“, so Nicole Andermann.

Abläufe ändern sich

Der Betrieb wechselt außerdem zur saisonalen Abkalbung, die dann von September bis Januar geplant ist. Die Abkalbezeit in den Winter zu verlegen, bringt aus Sicht der Betriebsleiterin Vorteile: „Die Arbeiten, die mit dem Abkalben verbunden sind, konzentrieren sich auf eine überschaubare Zeit, in der es keine Fliegen gibt.“ Sechs Mitarbeiter kümmern sich künftig um die Kühe. Für sie ändern sich die Arbeitsabläufe: Weidebau, Kontrollgänge und Viehtrieb im Sommer, Stallarbeiten im Winter.


Kühe der Landgut Weimar Bio GmbH werden auf die Nachtweide getrieben

Ökolandbau: Molkerei ohne Biomilch

Die diesjährige Ökoflurfahrt in Thüringen führte Landwirtschaftsminister Hoff zu den Mühen während der Umstellung auf Ökolandbau. Branchenvertreter befürchten, der Ökolandbau könnte zum Verlierer der GAP werden. mehr


Legehennen in einem begrünten Freilandauslauf

Ökolandbau: Hoher Anteil Grünland

Sachsens Ökolandbau wächst: Seit 2015 hat sich der ökologisch bewirtschaftete Flächenanteil verdoppelt. Schwerpunkte sind die Mutterkuhhaltung, die Geflügelhaltung und ein starker Feldgemüseanbau. mehr


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Strip-Till-Drille aus Polen: Stroh ist kein Problem für die Czajkowski

Die Kombination aus Bodenbearbeitung und Aussaat im Strip-Till-Verfahren wird im Ackerbau immer beliebter. Mit Czajkowski ist eine Maschine aus Polen am Markt, die bei einigen Landwirten auf Begeisterung stößt. Auch auf der MeLa wird die Czajkowski Strip-Till Drillmaschine zu sehen sein. Wir haben sie uns schon einmal angesehen.

Von Jörg Möbius

Ackerbau mit weniger Aufwand steht hoch im Kurs. Vorbereitung des Bodens und Saat sind dabei wichtige Teilbereiche. Hier setzen Landwirte zunehmend auf die Streifenbodenbearbeitung. Zu den bekannten Anbietern von Strip-Till-Geräten in Deutschland könnte bald ein weiterer kommen. Seit mehreren Jahren hat in Golub-Dobrzy, 150 km nordwestlich von Warschau, Landwirt Maciej Czajkowski selbstständig ein solches Gerät entwickelt. Ziel war angepasste Technik für den eigenen 1.000-ha-Betrieb zu bauen. Inzwischen laufen in unserem Nachbarland über 150 solcher Geräte. In Mecklenburg-Vorpommern ist seit Frühjahr 2020 der polnische Lohnunternehmer Fabryka Plonu Bartosz Kowalski mit einem 6-m- Gerät auf Vorführtour.

Landwirt als Tüftler

Wie kam es dazu? Christian Hinz, Geschäftsführer vom Gut Klein Bünzow, erzählt: „Im Herbst 2019 habe ich im Internet nach Strip- Till-Technik gesucht. Dabei ist mir die polnische Firma Czajkowski mit ihrem interessanten Gerät aufgefallen. Daraufhin habe ich Wolfgang Krüger angerufen.“ Der 70-Jährige agile Rentner vertreibt mit seiner Firma Jatznicker Handel und Service vor allem Technik zur Gülleverschlauchung. „Dabei sind wir firmenunabhängig, verkaufen auch nach Polen und lassen dort Teile fertigen“, so Krüger. Er ist deshalb auch öfter im östlichen Nachbarland unterwegs. Der Anstoß von Christian Hinz hat sein Interesse geweckt. „Ich war sofort von der Konzeption und der Arbeitsweise der Czajkowski-Technik begeistert. Während meiner 22-jährigen Tätigkeit als Betriebsleiter in der Ukraine und in Rumänien habe ich verschiedene Geräte zur Minimalbodenbearbeitung ausprobiert. So was wie die Czajkowski habe ich aber noch nicht gesehen“, schwärmt Krüger.

Landwirt-Christian-Hinz-Gut-Klein-Buenzow-und-Wolfgang-Krueger-Jatznicker-Handel-und-Service-vor-einer-Czajkowski-Strip-Till-Drillmaschine
Landwirt Christian-Hinz (Gut Klein Bünzow) und Wolfgang Krueger (Jatznicker Handel und Service) vor der Czajkowski-Strip-Till Drillmaschine. ©Jörg Möbius

So wurden erste Probeeinsätze des polnischen Lohnunternehmers auf Gut Klein Bünzow vereinbart. Inzwischen hat sich in der Region herumgesprochen, dass man das rote Gerät mit dem Storch als Symbol darauf mal testen sollte, wenn die Bewirtschaftung weniger intensiv sein soll. Für dieses Jahr ist der Kalender des Lohnunternehmers für die Vorführmaschine inzwischen voll.

Auf Gut Klein Bünzow wurden 2020 Mais als Zweitfrucht und Winterraps mit dem Czajkowski-Strip-Till-Gerät ausgebracht. „Dieses Jahr haben wir alle Zuckerrüben und Mais sowie teilweise weiße Lupinen, Bohnen und Erbsen mit der Czajkowski ausgebracht“, berichtet Hinz, der von 2013 an den Pflugeinsatz auf Null heruntergefahren hat. Raps soll im Herbst folgen. „Mit den Beständen bin ich sehr zufrieden. Teilweise haben wir in stehende Zwischenfrüchte gesät und auf Getreideschlägen mit breit verteiltem Stroh auf den Stoppeln gearbeitet.“ Zwei konstruktiven Details ermöglichen die störungsfreie Arbeit bei viel organischem Material auf dem Acker: Die versetzte Anordnung der Arbeitswerkzeuge und die spezielle Anordnung der Ackerwalzen sorgen für viel Durchgang von organischen Resten.


Die Strip-Till Drillmaschine von Czajkowski im Praxiseinsatz

Die Czajkowski Strip-Till Drillmaschine: Alles mit einem Gerät

Die Grundmaschine hat eine Arbeitsbreite von 3 m und kann baukastenartig bis auf 6 m erweitert werden. Ebenso flexibel ist die Möglichkeit, an das Strip-Till- Grundgerät am Dreipunkt hinten verschiedene Säeinheiten anzukoppeln. Für Getreide bietet das polnische Unternehmen selbst eine Lösung, seine Säschine PS. Für die Einzelkornsaat oder für Gemüse kann jede in der Arbeitsbreite passende vorhandene Sätechnik angekoppelt werden. In Klein Bünzow kam die Väderstad Tempo des Lohnunternehmers zum Einsatz.

Ebenso flexibel kann Mineraldünger aus dem für zwei Komponenten teilbaren Behälter mit 3.900 l Volumen oder Gülle bei Einsatz hinter einem Güllefass unterflur ausgebracht werden. Die Arbeitswerkzeuge können ohne großen manuellen Aufwand zwischen 30 und 90 cm Reihenabstand stufenlos verschoben werden. Die Hauptverschleißteile sind mit minimalem Aufwand dreh- und wechselbar. Um ausreichend hydraulische Leistung zur Verfügung zu haben, hat das Gerät eine eigene Hydraulikanlage, die per Zapfwelle angetrieben wird.

Nun will Händler Wolfgang Krüger mit dem Gerät zur MeLa: „denn es passt für hier.“ Außerdem steht die Überlegung an, von reiner Montage von Standardteilen und der von Zulieferern nach Vorgabe gefertigten Teile in Polen auf eine Produktion mit teilweise eigener Metallbearbeitung in Deutschland umzustellen.


So arbeitet die Czajkowski Strip-Till Drillmaschine auf Gut Klein Bünzow


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