Die diesjährige Ökoflurfahrt in Thüringen führte Landwirtschaftsminister Hoff zu den Mühen während der Umstellung auf Ökolandbau. Branchenvertreter befürchten, der Ökolandbau könnte zum Verlierer der GAP werden.
Es ist paradox: Zum einen klagt die Ökobranche im Freistaat seit Jahren, dass zu viele Rohstoffe Thüringen verlassen, weil die Verarbeitung im Land fehlt. Zum anderen gibt es mit der Herzgut Landmolkerei eG in Rudolstadt seit 2018 einen Abnehmer und Verarbeiter von Biomilch, dem der Rohstoff fehlt. Das Dilemma der Genossenschaftsmolkerei, die anstrebt, mittelfristig 75 % ihrer jährlichen Verarbeitungskapazität von 50 Mio. kg in Bioprodukte zu veredeln, ist, dass es kaum Biomilchbetriebe im Land gibt. Die Landwirtschaftszählung 2020 hat gerade einmal 21 Biomilchkuhhalter mit 1.226 Milchkühen erfasst. 15 dieser Betriebe sind spezialisierte Milcherzeuger.
Für Herzgut bedeutet dies, dass die Molkerei derzeit nur zwei Biomilchlieferanten hat: ein Betrieb aus Sachsen und einer aus Sachsen- Anhalt. Verarbeiten kann die Molkerei somit täglich lediglich 30.000 Liter Biomilch, berichtete Geschäftsführerin Rita Weimann anlässlich der Flurfahrt des Thüringer Ökoherz mit Agrarminister Benjamin-Immanuel Hoff.
Mit Vertretern des Dachverbandes und von Anbauverbänden diskutierte Hoff vorige Woche die zähe Entwicklung des Ökolandbaus in Thüringen. 441 landwirtschaftliche Betriebe bewirtschafteten 2020 eine Fläche von 54.367 ha, die Hälfte davon Grünland, ökologisch. Seit fünf Jahren wächst diese Produktionsrichtung zwar stetig, bleibt aber mit einem Anteil von 7,1 % weit hinter den meisten Bundesländern zurück. Die Tierproduktion spielt, mit Ausnahme der Mutterkuhhaltung (177 Betriebe; 8.363 Mutterkühe), so gut wie keine Rolle.
Die Herzgutmolkerei arbeitet nach Bioland-Kriterien und kann somit auch Milch aus Gäa-Betrieben verarbeiten, da die Verbände ihre Standards gegenseitig anerkennen. Wie Rita Weimann berichtete, orientiert sich die Molkerei beim Auszahlungspreis am monatlich ermittelten Bioland- Preismittel. Im Mai lag der Wert bei 48,4 ct/kg netto (4,0 % Fett; 3,4 % Eiweiß; inkl. Zu- und Abschläge), Tendenz leicht steigend.
Neben der Produktion für die Eigenmarke der Kette „Denns Bio-Markt“ produziert Herzgut unter eigenem Namen etwa Biokäse und Biofrischmilch. Der Vertrieb dieser Bioprodukte erfolgt über Bioläden, aber auch über den Naturkost- Großhandel in Erfurt. Daneben fand man italienische Abnehmer für das Biomagermilch- Konzentrat. Weimann vergaß nicht zu erwähnen, dass man den konventionellen Lieferanten Zuschläge von rund 5 ct/kg Milch für die Herzgut-Premiummilch (extra Rapsfütterung), Milch unter dem Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes oder Weidemilch zahle.
In Aussicht hat die Molkerei kleinere Thüringer Biomilchlieferanten für das Jahr 2022, sobald diese ihre Umstellung absolviert haben. Bereits ab diesem November wird Biomilch aus Weimar nach Rudolstadt geliefert. Die Landgut Weimar eG mit Sitz in Holzdorf gründete im März 2020 eine Bio GmbH aus, die am Standort Schoppendorf gut 130 melkende Kühe betreut und 230 ha, davon 130 ha Grünland, bewirtschaftet. Für Vorstandschefin Sylvia Gengelbach war die Abnahme der Milch durch die Herzgut-Molkerei ein entscheidendes Kriterium, die Umstellung nach Gäa-Richtlinien zu wagen. Die Molkerei kommt dem Betrieb entgegen und zahlt in der Umstellungszeit für die Weidemilch einen zusätzlichen Bonus von 2 ct/kg.
Beim Besuch der Flurfahrtteilnehmer machte Gengelbach klar, dass die Umstellung eine enorme Investition darstellt. Zwar musste man nicht den Stall umbauen, aber beispielsweise Geld in Futterbautechnik oder die Weidehaltung stecken. Die Zeit der Umstellung koste richtig, als Tierhalter erhalte man aber über die Ökoflächenprämie im Kulap hinaus keine Umstellungshilfen. Damit traf die Vorstandsvorsitzende einen wunden Punkt, der den Minister aufhorchen ließ. Gengelbach machte überdies deutlich, dass die 48 ct Biomilchpreis nicht ausreichen. Mit Milchtankstelle oder Kooperationen mit dem örtlichen Lebensmittelhandwerk strebe man mit einer Mischkalkulation über 50 ct/kg an. Dem konnte Andreas Baumann, Chef des Ökozentrums Werratal und Vorsitzender des Ökofachausschusses des TBV, nur beipflichten. Die zögerliche Umstellungsbereitschaft der Betriebe, gerade jener mit Tierhaltung, verband der erfahrene Biolandwirt mit der stetig angespannten Liquiditätslage vieler konventioneller Betriebe. Denn die Betriebe wüssten, dass die Umstellung teuer und nicht ohne Risiko ist.
Das Ökoherz und mit ihm 14 Unternehmen und Verbände der Biobranche nahmen die Flurfahrt zum Anlass, Minister Hoff ein Forderungspapier zu übergeben. Sie erwarten etwa, dass der Ökolandbau zur Chefsache gemacht wird. Des Weiteren müssten Anreize, auf eine ökologische Wirtschaftsweise umzustellen, deutlich ausgebaut werden. In der Diskussion mit Hoff äußerten die Branchenvertreter ihre große Sorge, dass der Ökolandbau zum Verlierer der GAP-Reform werden könnte. Den Biobetrieben drohe, bei der Förderung über die Ökoregeln in der Ersten Säule leer auszugehen. Zugleich blockierten die Ökoregeln einkommenswirksame Angebote in der Zweiten Säule. fh
Zwei Brandenburger Fleischsommeliers gaben Premiumfleisch aus der Region zur Verkostung frei. Stargast der Veranstaltung, die im Spreewald Erzeuger, Veredler und Verbraucher zusammenführte: ein Weltmeister an Kugelgrill und Feuerplatte.
Von Jutta Heise
Fotos: Sabine Rübensaat
Dicke Rauchschwaden, als sei der Ätna in hiesige Breiten versetzt, literweise Brandbeschleuniger, ein Schluck Bier aufs Nackensteak, zwei in die Kehle, am Ende verkohltes Fleisch, das vom Mann im Grill unter „Das sind köstliche Röstaromen, ihr Lieben!“ verkauft wird. Kennen Sie solche Partys auch?
Unsereinen suchen da unkeusche Träume heim – von der leckeren Currywurst an der Bude ums Eck. Spontanheilung von solcherart Horror versprechen wir uns als Nebeneffekt der journalistischen Mission, als wir zu einem Event besonderer Art geschickt werden.
Unsere Top-Themen
• Familienhof Repente
• Sortenversuche Sommerhafer
• Vergleich Futtermischwagen
• Märkte und Preise
Kein Geringerer als Oliver Sievers, BBQ-Weltmeister 2017, BBQ World Food Champion 2018 sowie Träger weiterer Titel der Branche, Buchautor, Markengesicht, Verfasser des ersten deutschen Online-Grillkurses und gelernter Tischler, wird als Guru an Grillofen, Kugelgrill und Feuerplatte erwartet. Auf den historischen Gasthof, 1897 auf einen slawischen Burgwall mitten im Spreewald gebaut, haben Olaf Mahr und Andi Neumann geladen.
Die beiden haben sich 2018 zusammengetan. Mahr, über Jahrzehnte eine Größe im Medien- und Marketingbereich, der etlichen Firmen in die Spur geholfen hat, sich zugleich auf seine ländlichen Wurzeln in Ostfriesland beruft, ist seit 2000 südlich von Berlin ansässig und Geschäftsführer von Meat Bringer, einem Online-Versand für Premiumfleisch.
Er vermarktet vornehmlich per Internet, aber auch in vier Läden im Süden von Berlin oder liefert die Produkte schockgefrostet in einem nachhaltig vertretbaren Umkreis an die Haustür, was Andi Neumann, Fleischer, Inhaber eines Meister- und Schlachtbetriebes mit EU-Zulassung, den Bauernzeitungs-Lesern als Erfinder einer Honig-Kräuter-Paste bekannt, veredelt hat.
Lieferanten sind zwölf rinderhaltende und zwei schweinehaltende Betriebe. Dazu kommen Jäger, für das Wildfleisch zuständig, und Erzeuger von Masthähnchen. Alle sind ausnahmslos in der Region tätig und verwurzelt. Ihre gemeinsame Philosophie in Kurzformel:
Tiergerechte Aufzucht und Haltung + kurze Transportwege + stressarme Einzeltierschlachtung + schonende Verarbeitung = Premiumfleisch, modern und nachhaltig vermarktet.
An diesem Sommertag sollen Produzierende, Veredler und Kunden zum verbalen Austausch und zur gemeinsamen Verkostung zusammengebracht werden. Ein Tasting ist angesagt. Die Atmosphäre ist kuschelig. Grillofen, Kugelgrill und Feuerplatte sind zeitgleich in Aktion, 36 Grad Außentemperatur zeigt das Thermometer, es brennt die Luft, sozusagen. Mal sehen, was der Weltmeister so auf der Pfanne hat. Der zeigt nicht das mindeste Zeichen von Lampenfieber (ist ja auch heiß genug), immerhin absolviert er an die 100 solcher Events im Jahr und bis zu etliche Meisterschaften, wird seiner Rolle als Platzhirsch gerecht, legt hier Hand an, gibt dort einen Tipp, strukturiert wie einer, der die Dinge im Griff hat.
Auch seine beiden Kollegen, wie Sievers in stylisches, freundliches Schwarz gekleidet, nur vom Knie abwärts geht es luftiger zu, zeigen vollen Einsatz: Andi Neumann und Olaf Mahr, die 2020 nach einem Kurs zu Fleischsommeliers geadelt wurden, ein Titel, mit dem besonders profunde Kenntnisse in der Branche honoriert werden – ein Trio inflammable, hochexplosiv.
Zum Entree kommen Koteletts vom Märkischen Kartoffelschwein vom Rost. Man stöhnt oh, man stöhnt aaah. Oliver Sievers‘ Stirn glänzt feucht. Angstschweiß? Schwächelt er? Mitnichten! Sievers winkt ab, keine große Sache für einen, der schon ein ganzes Schwein gegrillt hat (anspruchsvoll, sagt er) oder einen Alligator (exotisch, grinst der Meister). Er erwähnt noch, beim Kotelett Trick 17 angewandt zu haben: das Einlegen des Grillguts, nicht in Öl, sondern in eine Wasser-Salz-Lösung für mindestens sechs Stunden. (Was mancher Gast der Runde längst am heimischen Grill praktiziert, wie wir erfahren.)
Eine eigene Meinung in puncto Kotelett ist uns verwehrt. Die Informationspflicht! Interview jagt Interview, ein Fotoshooting das nächste! Während wir auf unsere zweite Chance warten, bitten wir Heiko Terno um sein Urteil. Er steht für das Märkische Kartoffelschwein, es ist „sein“ Produkt. Wir haben dennoch vollstes Vertrauen in die Objektivität des Vizepräsidenten des Brandenburger Bauernverbandes.
„Die Koteletts sind trotz ihrer beachtlichen Dicke von vier Zentimetern ausgesprochen saftig, zart und voller Geschmack.“ Terno erläutert, warum: Den Schweinen auf dem AWO Gut Kemlitz, das er leitet, stehen Freiund Auslaufflächen mit Suhlen und direktem Zugang zu den Ställen ohne Spaltenboden, mit Stroheinstreu zur Verfügung. Und vor allem: Gefüttert werden sie mit Kartoffeln, die der Betrieb selbst anbaut, allerdings mit aussortierten Knollen, zu klein, um marktfähig zu sein, gedämpft, wie seinerzeit bei Oma, plus Getreideschrot und Wasser. Das macht, dass die Schweine langsamer wachsen, und ergibt fein marmoriertes Fleisch mit intramuskulärem Fett!
Mit 180 bis 200 kg kommen sie auf kurzem Weg zu Andi Neumann in dessen Schlachtbetrieb. Auf Heiko Terno waren Mahr und Neumann auf ihrer Suche nach einer besonderen Schweinerasse gestoßen, die ihren Ansprüchen genügt. Fleisch weder vom Woll- noch vom Sattelschwein wurde denen gerecht. Am Ende lief es auf eine Neuzüchtung durch die Kreuzung eines Duroc-Ebers mit einer Sau einer alten Deutschen Landrasse hinaus.
Das Fleisch erfreut sich bei Meat Bringer, dessen Kundenkreis laut Olaf Mahr durch alle Bevölkerungsschichten geht, großer Beliebtheit. Terno stellt aber klar: „Wir erzeugen ein exklusives Produkt, das nicht nur seinen Preis hat, sondern auch nur in begrenzten Mengen hergestellt werden kann. Wir reden quasi von Manufakturarbeit.“ Zwei Arbeiter mit Handicap seien in seinem Inklusionsbetrieb mit den Arbeiten an einem alten Dämpfer, dem Füttern und allem Drum und Dran ausgelastet.
Terno lobt noch die faire Bezahlung durch den Partner. Meat Bringer nimmt, ein weiterer Teil der Firmen-Philosophie, das ganze Tier ab, um es von Nose to Tail verarbeiten zu lassen, ohne – wie auf dem Schlachthof üblich – Abzüge für die Innereien in Rechnung zu stellen.
Uups, der Tafelspitz mit Fettdecke ist testbereit. Nicht klassisch in Gemüsebrühe gegart, mit Meerrettich serviert, sondern vom Grill. Unsere Geschmacksknospen werden aus dem Tiefschlaf geweckt. Kann man essen, würde Onkel Alfred sagen.
Zu Deutsch: hervorragend, auf den Punkt gegrillt, innen saftig, rosé bis leicht blu…, also rare, wie es im englischsprachigen Raum heißt. „Das Fleisch ist von uns“, flüstert Lucy Richter. Geben Sie ruhig ein paar Dezibel drauf, junge Frau, das hat das Produkt verdient.
Die Herdenmanagerin vertritt die Agrargenossenschaft Radensdorf, einen der Zulieferer für die Marke Märkisch Beef, die Meat Bringer voriges Jahr etablierte.
Der Betrieb, der unter anderem Biomilch erzeugt und 500 Mutterkühe mit Nachzucht hält, mästet seine Färsen selbst auf und liefert seit März dieses Jahres monatlich zwei von ihnen an Andi Neumann. Dort entstehen von seiner Hand Steaks, New Cuts und Dry aged Burger.
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Sie ist die Lieblingspflanze in deutschen Gärten – die Rose. Doch sie begeistert nicht nur mit ihren Farben und betörenden Düften, auch die Gesundheit der einzelnen Sorten spielt eine immer größere Rolle.
Von Florian Wolf, Gingst
Die Vielfalt der Rosenarten und -sorten ist riesig. Im Allgemeinen werden diese in folgende Arten unterteilt: Beetrosen, Kletterrosen, Zwerg- und Kleinstrauchrosen, Edelrosen und Wildrosen. Diese unterscheiden sich vor allem in der Wuchs- oder Blütenform und auch im Blühverhalten. Edelrosen sind zum Beispiel remontierend. Das heißt, sie blühen nach einem Rückschnitt nach der Blüte nochmals. Allerdings gelten diese auch als pflegeintensivste Rosenart und fallen mit einer besonders eleganten Blütenform auf. Dies ist das Ergebnis züchterischer Bemühungen seit dem Import der ersten Edelrosen im 19. Jahrhundert.
Wer es etwas pflegeleichter mag, dem sind Wildrosen zu empfehlen. Ein Blickfang nicht nur während der Blüte, sondern auch danach ist die sogenannte Kartoffel- oder Apfelrose. Mit ihren leuchten roten Hagebutten im Herbst bietet sie einen tollen Fruchtschmuck.
In den letzten Jahren sind durch Züchtung beziehungsweise Selektion neue Sorten mit einem aufregenden Farbspiel auf den Markt gekommen. Mehrfarbige oder gesprenkelte Blüten ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und heben sich deutlich von anderen Rosensorten ab.
Doch nicht nur die Blüte, auch beim Wuchs gibt es neue Formen. Die meisten Sorten der Beet-, Edel- und Kletterrosen werden durch Okulation vermehrt, also veredelt. Das bedeutet, dass ein Auge (Knospe) der gewünschten Sorte auf eine Wildunterlage gesetzt wird. Der beste Zeitpunkt ist während der Sommermonate. Eine Besonderheit hierbei ist Veredelung auf Stamm. Dabei wird eine andere Unterlage verwendet, die aufrecht und stammbildend wächst. Jedem sind wahrscheinlich einfache Rosenstämmchen bekannt, die in der Regel eine Stammhöhe von 60, 90 oder 140 Zentimetern haben. Mittlerweile werden auch mehrstämmige Pflanzen angeboten, wodurch eine Sorte in unterschiedlichen Stammhöhen erworben werden kann. Sie sind zum Beispiel an Auffahrten ein echter Hingucker.
Ein großes Augenmerk der bekanntesten Rosenzüchter weltweit, Rosen Kordes und Rosen Tantau (beide mit Hauptsitz in Schleswig- Holstein), lag in den vergangenen beiden Jahrzehnten auf der Züchtung von Kleinstrauchoder Bodendeckerrosen mit einfach gefüllten Blüten. Bei ihnen sind große Staubgefäße in der Mitte vorhanden, welche wertvollen Pollen für Bienen und Hummeln bereithalten. Hierfür haben beide Züchter sogar eigene Kollektionen auf den Markt gebracht, bei Kordes unter dem Namen Nektargarten und bei Tantau als Bienenweide-Rosen. Von weißen Sorten wie ‚Escimo‘ über rosa, orange bis hin zu zweifarbigen Sorten wie ‚Summer of Love‘ oder ‚Bicolor‘ ist einiges möglich.
Rosen sind in unserer Wahrnehmung oft verbunden mit einem betörenden Duft. Doch viele, um genau zu sein, 90 Prozent der neueren Rosensorten duften wenig bis gar nicht mehr. In der Floristik werden fast ausschließlich nicht duftende Sorten verkauft, weil sie eine deutlich längere Haltbarkeit besitzen. Als klassische Duftrosen gelten Wildrosen wie die Damaszener- Rose (Rosa damascena), die Moschus-Rose (Rosa x moschata) oder die Essigrose (Rosa gallica) Da diese Wildarten besonders gute Vererber der Dufteigenschaften sind, stammen die neueren duftenden Sorten von ihnen ab. Empfehlenswerte Sorten sind zum Beispiel die Edelrose ‚Gräfin Diana‘ oder ‚Madame Anisette‘ und die Kletterrose ‚Giardina‘. Was der Gartenliebhaber jedoch wissen sollte, oftmals gehen stark duftende Rosen einher mit einer anfälligeren Gesundheit und einem häufigeren Befall mit Sternrußtau.
Die Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung (ADR) ist eine Auszeichnung für neue Rosenzüchtungen. Während der gesamten Prüfungsdauer von drei Jahren dürfen die Sorten kein einziges Mal mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Nur wenn diese Rosen gesund bleiben und einen hohen Zierwert aufweisen, erhalten sie das Prädikat. Auch die klimatischen Unterschiede werden berücksichtigt, denn die ADR-Prüfung wird in elf verschiedenen Prüfungsgärten in Deutschland durchgeführt. Aus diesem Grund sind Pflanzen mit einem solchen Gütesiegel vor allem geeignet für Rosen-Neulinge, weil sie deutlich weniger anfällig für Blattkrankheiten wie Rosenrost oder Sternrußtau sind. Dieses Gütesiegel wird bereits seit 1950 vergeben. Über 150 Rosen wurden bislang ausgezeichnet und sind durch ihre einfache Pflege auch für öffentliche Grünanlagen gut geeignet. Das Prädikat gilt zunächst für 15 Jahre und kann bei erfolgreicher Nachprüfung über drei Jahre um weitere 15 Jahre verlängert werden.
Damit Rosen jeden Sommer eine reichliche Blüte zeigen, benötigen sie eine gute Pflege. Doch vor der Pflanzung sollte auch der Standort mit Bedacht gewählt werden. Denn Rosen sind Sonnenliebhaber, bevorzugen somit Beete, die sich an der Südseite des Hauses befinden. Auch Halbschatten wird toleriert.
Der perfekte Boden sollte humus- und sandhaltig sein und gut wasserdurchlässig, da Rosen sehr empfindlich auf Staunässe reagieren. Sie sollten also nicht zu viel gewässert werden. Rosen sind im Gegensatz zu Hortensien oder Rhododendron Tiefwurzler. Deshalb im Sommer die Pflanzen lieber einmal ausgiebig wässern anstatt immer mal wieder etwas Wasser.
Rosen gehören zu den starkzehrenden Gehölzen, wodurch eine üppige Düngung essenziell ist. Ein mineralischer Volldünger mit allen wichtigen Hauptnährstoffen und Spurenelementen und ein organischer Dünger wie Hornspäne sind empfehlenswert. Eine Handvoll im Frühjahr und eine nach der ersten Blüte sorgen dafür, dass die Pflanze kräftig blüht. Der entscheidende Faktor bei der Rosenpflege ist jedoch der richtige Schnitt. Nur die Kletterrose bildet hier eine Ausnahme. Bei ihr werden im Frühjahr und im Herbst die Triebe lediglich zurück bis auf Höhe der Rankhilfe geschnitten und Seitentriebe eingekürzt.
Alle anderen Arten wie Beet- oder Edelrosen werden im März/April bis auf zwei Augen (Knospen) runtergeschnitten. Dies sorgt für einen vitalen Austrieb. Keinesfalls zögerlich sein, sonst kahlen die Rosen irgendwann nach unten aus. Im Herbst werden die Rosen dann nur noch einmal in der Höhe glatt oberhalb eines Auges abgeschnitten. Für allen Arten bis auf die Wildrosen gilt außerdem: Verblühte Triebe oberhalb einer neuen Knospe abschneiden, damit diese nochmals blühen kann.
Mit stark duftenden Wegbegleitern wie Lavendel oder Salbei kann der Gärtner außerdem natürlich gegen einen Befall mit Blattläusen vorbeugen. Dies liegt daran, dass der starke Duft Parasiten abschreckt.
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Zu Jahresbeginn ist die neue EU-Drohnenverordnung in Kraft getreten. Eigentlich wollte Brüssel durch das Recht mehr Freiheit schaffen. Doch Deutschlands Regelungen führen zum Gegenteil.
Von Heinz Wraneschitz, Wilhermsdorf
Schon 2018 hatte der Bauernverband ermittelt, dass jeder zehnte Bauer ein oft Multicopter genanntes, ferngesteuertes Fluggerät einsetzt. Gehören Sie auch zu diesen inzwischen sicher mehr als zehn Prozent, die Drohnen professionell nutzen? Beispielsweise, um sich ein exaktes Bild vom Zustand Ihrer Pflanzen und Böden zu machen, um Eier der Trichogramma-Schlupfwespe abzuwerfen, die nach dem Schlupf als natürliche Gegenspieler des Maiszünslers wirken? Oder aber nutzen Sie eine Drohne, um in unwegsamem Gelände flüssige Pflanzenschutzmittel bedarfsgerecht auszubringen sowie um Rehkitze vor dem Erntetod zu bewahren? Falls dies für Sie zutrifft, dann könnte es sein, dass Sie bald Probleme bekommen – wenn nicht gar bestraft werden. Wie viele andere betroffene Gruppen auch, die möglicherweise kaum damit rechnen: Hausdach-, Windkraft- oder Freiflächensolaranlagen-Beflieger beispielsweise.
Unbemannte Luftfahrtsysteme – Unmanned Aircraft Systems, Kürzel: UAS – soll es bald mit bis zu 800 kg Zuladung geben. Dass solche Transportdrohnen, darunter die oft diskutierten Flugtaxis, angemeldet werden müssen und dass die Fernpiloten eine Lizenz brauchen, dürfte jedem klar sein. Aber bald ist bereits für kamerabewehrte Flugkörper der künftigen Kategorie C1, die bis zu 900 g schwer sein dürfen, der „Kleine Drohnenführerschein“ Pflicht; offiziell heißt er „EU-Kompetenznachweis“. Diese Regelung findet sich in der EU-Drohnenverordnung 2018/1139. Bei einem Online- Seminar hat Bernd Böhm vom Bayern-Lab Neustadt/Aisch vor ein paar Wochen mit dieser Information große Augen erzeugt.
Böhm berichtete auch über Drohnen jenseits der 900-g- „Consumer“-Kategorie C1: semiprofessionelle oder gar professionelle Fluggeräte der neu gefassten Kategorien C2, C3. Die dürfen bis zu 25 kg Abfluggewicht aufweisen, aber weniger als drei Meter Durchmesser. Um die zu steuern, ist nun meist das „EU-Fernpiloten- Zeugnis“ notwendig. Um diese Lizenz zu erlangen, sind der „Kleine Drohnenführerschein“ plus nachgewiesene Flugkenntnisse Voraussetzungen. Doch schon in Drohnen ab 80 g Abfluggewicht stecken jede Menge Details. Hierüber informierte Ronald Liebsch, für die technischen Standards beim großen Hersteller dji verantwortlich, bei einem Webinar des „BVZD – Der Drohnenverband“. So helfen sogenannte ADS-B-Receiver den Piloten bei ihrer „Pflicht, den Luftraum zu scannen: Sie informieren über Flugzeuge und Hubschrauber im Radius von 20 km. Und das schon bei Drohnen ab 250 Gramm“, also der Consumer-Kategorie C1.
Doch ob C1, C2, C3 oder offene Kategorie: Von der knappen halben Million Drohnen in Deutschland sind etwa 20.000 im kommerziellen Einsatz, vier Fünftel davon helfen bei der Vermessung. „Doch immer mehr kommen in Landwirtschaft, Energie, Anlagen- und Infrastruktur- Überwachung zum Einsatz“, weiß Liebsch. Viele fliegen schon teilweise automatisiert, auch wenn immer ein Pilot darüber wachen muss. Andererseits werden alle Drohnen von C1 bis C3 künftig ihre Identifikation abstrahlen müssen – DRI heißt das System. Für Liebsch hat „DRI das Potenzial, die Polizei gerade in der Stadt unnötig zu beschäftigen“. Denn das Signal kann per bald verfügbarer App von jedermann empfangen werden. Und wer sich beobachtet fühlt, könnte – trotz Fluggenehmigung durch das örtliche Luftamt – die Polizei alarmieren. Beide Behörden seien aber nicht miteinander gekoppelt, bemängelt Liebsch. Die Übergangsfrist für Alt-Drohnen reicht nur bis Ende 2022.
Zum Drohnenrecht selbst war bem BVZD-Webinar ebenfalls jede Menge zu erfahren. Der auch in Energie-Kreisen wohlbekannte Prof. Dr. Martin Maslaton aus Leipzig besitzt eine Pilotenlizenz für Geschäftsreiseflugzeuge und hat sich als Anwalt auch auf das Luftverkehrsrecht spezialisiert. Er bekennt seine Skepsis zur neuen EU-Drohnenverordnung. Die sollte eigentlich „das enorme wirtschaftliche Potenzial der Drohnen“ besser ausnutzen. Doch auch dank der hierzulande schleppenden Umsetzung erwartet Maslaton eher das Gegenteil: „Das wird nichts, das wird überhaupt nichts.“ So habe bislang der Bundestag noch nicht einmal das Umsetzungsgesetz beschlossen.
Auf jeden Fall sei aktuell das Drohnenrecht nicht mit dem ansonsten gültigen Luftverkehrsgesetz kompatibel, erklärt der Professor. Und was wohl jeden verwundert: „Jemand mit Pilotenlizenz darf keine Drohne fliegen.“ Deshalb musste auch Pilot Maslaton extra das EU-Fernpilotenzeugnis erwerben. Das Ziel der EU, im Drohnenrecht Standards durchzusetzen, findet er richtig. „Doch in der bemannten Luftfahrt hat das bis heute nicht geklappt.“ Noch dazu, als im Luftverkehr die Länderbehörden bislang viel zu sagen haben. Ein „Klarstellendes Schreiben“ des Bundesverkehrsministeriums ersetze aktuell das noch nicht verabschiedete Gesetz.
Maslaton empfiehlt auf jeden Fall allen Drohnenbetreibern, sich selbst und die Drohnen über ein Online-Portal beim Luftfahrtbundesamt (LBA) zu registrieren. Dann müsse der UAS-Betreiber der Kategorie „Offen“ „vor der Aufnahme des Betriebs weder eine Betriebsgenehmigung einholen noch eine Betriebserklärung abgeben.“ Anders bei der Betriebskategorie „Speziell“, also wenn beispielsweise über Menschenansammlungen geflogen werden soll: Hier ist für die meisten Flüge eine „Sora“ notwendig, eine „Specific Operations Risk Assessment“ genannte Risikobewertung der örtlichen Luftfahrtbehörde. Wichtig sei auch, zu klären, ob Drohnen von der Betriebshaftpflichtversicherung abgedeckt sind. Und natürlich, dass die Betriebsbeschränkungen der einzelnen Flug-Kategorien eingehalten werden.
Bayern-Lab-Mann Böhm empfiehlt allen Piloten, selbst für kleinere Drohnen unter 250 g Abfluggewicht – die sogenannte Kategorie C0: „Machen Sie den kleinen Drohnenführerschein!“ Denn einerseits sollten sich Drohnenpiloten ohnehin über die Vorschriften informieren – das gehe am besten online beim LBA. Und mit diesem Wissen seien auch die Multiple-Choice-Fragen für die kleine Flug-Lizenz zu beantworten, meint er. Zudem ist diese Prüfung auf der Webseite zurzeit sogar noch kostenlos: „Wie lange, sei dahingestellt.“ Wer das EU-Fernpilotenzeugnis für höhere Kategorien benötigt, kann dieses an einer von aktuell sechs Prüfstellen erlangen. Ist diese Lizenz nach „altem“ Recht erworben, muss die Prüfung nun noch einmal abgelegt werden.
Grundsätzlich gilt: Auf jedem noch so kleinen Flugmaschinchen muss die Pilotenregistrierung kleben. Einen gewichtigen Grund dafür nennt eine Sprecherin des LBA: „Wer gegen die Vorschriften verstößt, muss mit hohen Strafen rechnen: Es drohen Bußgelder von bis zu 50.000 Euro.“ Und – ja: Es betrifft nicht nur die „Großen“. Viele Unternehmen haben heute so ein Ding im Keller, das sie per Fernsteuerung in die Luft über Ihr Firmengelände steigen lassen können: Natürlich hat die Drohne eine integrierte Kamera. Selbst bei alten „Bestandsfliegern“, die noch nach anderen Gewichtsklassen sortiert sind. Mindestens ab 250 g Startgewicht ist auch für diese Geräte ein kleiner Drohnenführerschein künftig unerlässlich. Und dann sollten Sie sich sputen und sich oder ausgewählte Mitarbeiter bis Ende April als Drohnenpiloten beim LBA registrieren.
Wer diesen Termin versäumt und trotzdem losfliegt, verstößt gegen die ab 1. Mai 2021 geltende EU-Drohnenverordnung. Jedenfalls immer dann, wenn das UAS nicht nur innerhalb, sondern auch über den Firmenzaun hinaus gesteuert wird, über PV-Felder, Wiesen, Straßen, Parkplätze, Hausdächer, Windkraftanlagen. Das gilt im Übrigen selbst bei kleinen Hubschraubern oder vierflügeligen Quadrocoptern, bei denen auf der Verpackung steht „Kein Spielzeug“: Hat das Dröhnchen einen Sensor wie etwa eine Kamera, schon muss das Dröhnchen mit einem Registrierungs-Etikett versehen sein, mit dem der Pilot identifiziert werden kann. Ein Zuhörer des BVZD-Webinars merkte nicht nur deshalb an: „Man kann nur den Kopf schütteln über solche Bürokratiemonster, die am Ende an sich selber scheitern.“
Ausnahmen gebe es natürlich auch. Aber nur für behördliche Drohnenpiloten, zum Beispiel von der Polizei, erläutert Prof. Maslaton. Ansonsten aber sieht er gerade bei Drohnen für Flüge der „Speziell“-Kategorie eine „Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit: Es ist nicht der Fall, dass man Drohnen frei fliegen kann. Es wird alles auf professionelle Drohnenbetreiber hinauslaufen. Diese werden an Zulassungssystemen der modernen Luftverkehrswirtschaft nicht vorbeikommen.“
Am Dienstag haben sich auch sieben Freiwillige aus der Prignitz in Brandenburg auf den Weg in das Hochwassergebiet gemacht. Mit Radladern, Teleskoplader und LkW wollen sie den Menschen vor Ort helfen.
Um den Menschen in der vom Hochwasser betroffenen Region im Westen Deutschlands zu helfen, haben sich auch sieben Freiwillige aus der Prignitz in Nord-Brandenburg mit schwerem Gerät auf den Weg gemacht. Unter Ihnen: Landwirt Ulf Oestreicher aus Abbendorf sowie die Mitarbeiter vom Lohnunternehmen Hans-Heinrich Grünhagen aus Heiligengrabe.
Zusammen mit ihren Mitarbeitern und weiteren Freiwilligen, wie Florian Müller, Thomas Erichs, Sven Reiser und Mario Höger haben sich die Brandenburger Helfer am frühen Dienstagmorgen auf den Weg nach Bad Neuenahr/Ahrweiler gemacht – mitten im der Hochwassergebiet.
Nach 15 Stunden mit den LkW auf der Straße kam das Helfer-Team am Dienstagnachmittag an, um zu helfen. Die Situation vor Ort hat bei den Prignitzern einen schweren Eindruck hinterlassen, musste erst begriffen werden, berichten die Helfer auch gegenüber der Schweriner Volkszeitung.
Gemeinsam wurden am Montag die in Ahrweiler benötigte Technik organisiert. Die Radlader wurden von einem Landmaschinenhändler sowie von einem Baumaschinenbetrieb zur Verfügung gestellt. Zusammen mit mehreren Schaufeln und Gummischiebern auf LkW verladen, war alles innerhalb eines Tages bereit zur Abfahrt in das Hochwassergebiet.
Auch die Freiwillige Feuerwehr Abbendorf hat einen Transporter für die Helfer bereitgestellt. Auch ein Stromaggregat ist mit nach Ahrweiler gereist, da es teilweise an Elektrizität mangelt.
Um für die nötigen Vorräte an Lebensmitteln, Futtermitteln und Hygieneprodukten im Hochwassergebiet zu sorgen, hat Land schafft Verbindung Brandenburg (LsV) eine Spendenaktion gestartet. Mit dieser konnten bereits in kurzer Zeit 1.000 Euro an Geldspenden gesammelt werden. Das Forum von LsV bietet außerdem vom Hochwasser betroffenen die Möglichkeit, Bedarfe an Sach- und Lebensmittelspenden kundzutun, und sich mit den Helfern aus der Landwirtschaft zu vernetzen. So kann gezielt da geholfen werden, wo auch Hilfe gebraucht wird. Wir ziehen den Hut vor so viel Engagement und Hilfsbereitschaft aus der Landwirtschaft.
Hier geht es zum Forum von Land schafft Verbindung:
Mit Ihrer Spende – egal ob Geld, Hilfsgüter oder Arbeitskraft – ist Menschen in Not im Ahrtal geholfen.
Seit Tagen schockieren die Bilder vom Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen die Menschen in Deutschland. Nachdem viele Anwohner in Sicherheit gebracht wurden, sinkt der Wasserstand. Neben Einsatzkräften von Feuerwehr, THW und Bundeswehr packen vor allem Landwirte bei den Aufräumarbeiten mit an. mehr
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Seit Tagen schockieren die Bilder vom Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen die Menschen in Deutschland. Nachdem viele Anwohner in Sicherheit gebracht wurden, sinkt der Wasserstand. Neben Einsatzkräften von Feuerwehr, THW und Bundeswehr packen vor allem Landwirte bei den Aufräumarbeiten mit an.
Von Annett Gefrom und David Benzin
Landwirtinnen und Landwirte machen sich wieder auf den Weg quer durch Deutschland. Diesmal aber nicht aus Protest, sondern als Zeichen der Solidarität mit den Betroffenen der Hochwasser-Katastrophe in der Eifel. Nachdem der Hochwasserpegel der vergangenen Tage wieder sank und immer mehr Menschen in Sicherheit sind, laufen die Bergungs- und Räumarbeiten. Neben Hilfsdiensten wie Technischem Hilfswerk, Feuerwehr und der Bundeswehr sind vor allem Landwirtinnen und Landwirte vor Ort, um zu helfen. Nicht nur aus den betroffenen Bundesländern, auch aus anderen Teile Deutschlands wollen sie helfen – mit Arbeitskraft, Maschinen und Spenden.
Nach einer Anfahrt von etwa 600 km kommen Landwirte aus Sachsen, Thüringen und anderen Regionen in Ostdeutschland dahin, wo keine intakte Straße mehr ist. Sie wollen beim Aufräumen helfen. Um Berge von Schlamm, Schutt und Müll abzutransportieren sucht u. a. die Kreisverwaltung Trier-Saarburg über Land schafft Verbindung (LsV) nach schwerem Räumgerät. Landwirte wie Martin Eudenbach, Lohnunternehmer wie Markus Wipperfürth und „Azubi Wilhelm Hartmann“ sowie die Vereinigung der Landesschafzuchtverbände haben sich kurzerhand über LsV, Facebook und WhatsApp-Gruppen organisiert.
Rund 50 Landwirte mit ihren Traktoren, Radlader, Mulden und Pumpenwagen haben als erstes mit angepackt, um provisorische Schotterstaßen befahrbar zu machen. Sie helfen der Bevölkerung und ihren Kollegen auf den noch am Wochenende von der Außenwelt abgeschnittenen Höfen in der Eifel.
Derzeit sind noch viele Ortschaften entlang der Flüsse nicht erreichbar. Auf dem Hof Martin Fisch in Birtlingen (Südeifel), der seit Generationen von der Familie bewirtschaftet wird, ließ der Fluss Nims fünf Schlepper aufschwimmen – bei einem Pegelstand von bis zu 3 m. Auch die Mastputen der Fischers wurden weggespült.
Noch immer werden Menschen in der Krisenregion vermisst. Man findet weggeschwemmte Tierkadaver in den Bäumen, berichten Helfer vor Ort wie Silke Roth. Auch von vorbeischwimmenden Rindern, Pferden etc., die nicht aus dem Wasser gerettet oder erlöst werden konnten, berichtet sie.
Organisiert werden Hilfsgüter wie Lebensmittel, Kleidung, Handtücher – Dinge, die die Bevölkerung im Krisengebiet nun am nötigsten braucht. Aber auch Futterspenden und Material wie Weidezaun für Höfe und Tiere werden gespendet. Am Wochenende wurden drei Lager für Heu, Stroh und Silage eingerichtet. Von dort kann der Bedarf innerhalb kurzer Zeit verteilt werden.
Auch der Nürburgring wurde als Hilfszentrum eingerichtet. Herrenlose Tiere (Schafe, Pferde) kommen in der Nachbarschaft unter oder es werden Pensionsweiden durch Berufskollegen angeboten und verletzte Tiere werden zur Tierklinik gebracht. Helfende Landwirte waren z.T. in der Vergangenheit selbst von Hochwasser, wie 2002 in der Elbe, betroffen und bringen die Erfahrungen für die Organisation zur Selbsthilfe mit.
In der Region und von allen Bundesländern – von Hessen, Bayern und Rheinland Pfalz sowie aus Sachsen und Thüringen und selbst aus dem angrenzenden Belgien werden Futterspenden, Technik und Transport- und Lagerlogistik angeboten und über Helfende vor Ort verteilt. Doch „es bringt kaum etwas, auf gut Glück und ohne Rücksprache loszufahren,“ meint Helferin Silke Roth. Die Getreideernte vor Ort ist erstmal verschoben.
Auch in der Südthüringer Rhön brachen am vergangenen Wochenende 30 Sattelschlepper und Lkw auf, um Silo-, Heu- und Strohballen in Überflutungsgebiete nach Nordrhein-Westfalen zu transportieren. Eine erste Anfrage von regionalen Landwirten, die über Land schafft Verbindung (LsV) und soziale Medien vernetzt sind, erreichte Jörg Bach von der HDK Handels- und Dienstleistungsgesellschaft mbH in Kaltensundheim/Rhön am Sonnabendmorgen.
Am Standort des Agrardienstleisters traf im Laufe des Tages Futter von umliegenden Landwirtschaftsbetrieben ein. Spontan sagten andere Firmen – Speditionen, Landhändler, Handwerksbetriebe oder Entsorgungsfirmen – weitere Transportkapazitäten zu. Bach zufolge wird es in Kürze neue Hilfslieferungen geben. Etliche Lkw-Futterladungen lägen bereits im Bergeraum der Landschaftspflege-Agrarhöfe GmbH.
Hier können Sie Hilfsangebote machen und Gesuche der Betroffenen finden:
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Der Klimawandel bringt viele Risiken für die Waldwirtschaft. Eine Bewirtschaftungsform, die neben hoher Stabilität noch andere Vorteile hat, ist der sogenannte Plenterwald. Was genau verbirgt sich dahinter?
Von Bernhard Henning, Gmünd
Auf Waldbesitzer kommen einige Herausforderungen zu: längere Trockenperioden im Sommer, eine vermehrte Anzahl von Stürmen in Herbst und Winter und günstigere Klimabedingungen für Schadinsekten. Schon jetzt gelten mehr als 40 % des Einschlags als „Zufallsnutzung“. Hinter diesem Fachjargon steckt nichts anderes als der Umstand, dass ein Schadereignis die Nutzung notwendig macht. Soll in Zukunft nicht das Wetter über den Zeitpunkt der Nutzung entscheiden, so ist es notwendig, eine Form der Waldwirtschaft zu wählen, die über mehr Stabilität verfügt.
Der Plenterwald kann eine Antwort auf die kommenden Herausforderungen sein, gerade für bäuerliche Waldbesitzer. Der Plenterwald gilt fälschlicherweise als eine bäuerliche Form der Waldwirtschaft. In Wahrheit sind aber nur wenige bäuerliche Waldbesitzer tatsächlich Eigentümer eines Plenterwaldes. Die Kahlschlagwirtschaft ist unter Landwirten genauso häufig anzutreffen wie bei Forstbetrieben. Trotzdem hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass der Plenterwald nur für landwirtschaftliche Betriebe geeignet sei, da diese nicht jährlich nutzen und der Wald eine Sparkassenfunktion hat. Für den aussetzenden Betrieb, also Wälder, die nicht jährlich genutzt werden, ist der Plenterwald tatsächlich ein sehr geeignetes Waldbausystem. Der Plenterwald schließt aber eine jährliche Nutzung nicht aus. Auch hängt dem Plenterwald der Ruf des Plünderwaldes nach. Dies sind Wälder, in denen zu stark genutzt wurde. Die Schuld an einer Übernutzung trifft aber den Waldbesitzer, der nicht nachhaltig nutzt, und nicht das Waldbausystem.
Im Plenterwald wird der Waldboden laufend beschattet und ist niemals Sonne, Regen und Wind ausgesetzt. Das ist das wichtigste Merkmal des Plenterwaldes – und auch der größte Unterschied zur Kahlschlagwirtschaft. Weil Bäume mit ihren Blättern und Nadeln dem Waldboden ständig Schatten spenden, kommt es nicht zum schädlichen Freiflächenklima, wie es auf Kahlschlägen der Fall ist. Deshalb wird im Plenterwald der Einzelbaum genutzt. Die Einzelbaumnutzung bringt einen weiteren Unterschied zur Kahlschlagwirtschaft: Anstatt auf einer Fläche alle Bäume ausnahmslos zu ernten, prüft im Plenterwald der Waldbesitzer bei jedem einzelnem Baum, ob er denn tatsächlich schon „reif“ ist für die Ernte. Häufig wird ein Zieldurchmesser definiert. Erreicht der Baum einen bestimmen Durchmesser, dann wird er genutzt.
Diese vergleichsweise vorsichtigen Eingriffe in das Waldgefüge ermöglichen es, das milde Waldklima aufrechtzuhalten. Wichtig ist das vor allem für die Verjüngung, also die heranwachsende Baumgeneration. Unter dem Schirm der alten Bäume wachsen die Keimlinge heran und werden dabei nicht von Gräsern und Kräutern bedrängt. Und damit sind wir beim nächsten wichtigen Merkmal des Plenterwaldes: der Naturverjüngung. Wegen der zahlreichen Jungbäume findet sich im Plenterwald überall Blattgrün, nicht nur in der Kronenschicht.
Stabilität ist der bedeutendste Vorteil des Plenterwaldes. Hier kommt es durch Ernten von einzelnen Stämmen zu einer Vielfalt an Stammdurchmessern, Baumhöhen und Bäumen unterschiedlichen Alters. Während im Altersklassenwald alle Bäume im Bestand gleich alt sind, stehen im Plenterwald Bäume mit verschiedenem Alter auf kleiner Fläche nebeneinander. Diese Vielfalt bewirkt die Stabilität. Sturmböen können im Kronendach des Plenterwaldes, das aus verschieden hohen Bäumen mit unterschiedlichen Kronenlängen besteht, keine Sogwirkung aufbauen, die verantwortlich für großflächige Windwürfe ist. Und auch für Schädlinge stellt sich der Plenterwald weniger attraktiv dar. Da sich jeder Baum in einem anderen Entwicklungszustand befindet, sind Massenvermehrungen selten. Dasselbe trifft auf den Wildverbiss zu: Auf Aufforstungen findet das Wild viele Jungpflanzen auf kleiner Fläche konzentriert und kann so in kurzer Zeit schwere Schäden anrichten. Im Plenterwald verteilt sich die Verjüngung hingegen auf die gesamte Bestandfläche. Ein weiterer Vorteil ist, dass teure Aufforstungen im Plenterwald nicht nötig sind. Unter dem Schirm des Altbestandes sind die Bedingungen für junge Bäume ideal. Erst einige Jahre nach der Keimung benötigt der Nachwuchs mehr Licht für das weitere Wachstum. Durch die Entnahme eines herrschenden Baumes erhält die Verjüngung dann das benötigte Licht.
Will der Waldbesitzer nun einen Altersklassenwald in einen Plenterwald umwandeln, so braucht es Geduld und Bereitschaft, sich dem Umbau zu widmen. Nicht jeder Bestand eignet sich für eine Umwandlung. Vor allem Bestände im Stadium des Stangenholzes sind hierfür nicht tauglich, da der Bestand zu dicht ist, um Naturverjüngung aufkommen zu lassen, und auch noch keine Bäume mit großen Kronen (Überhälter) vorhanden sind, welche die Bestandsstruktur bilden könnten.
Wer einen gleichförmigen Wald auf eine plenterartige Struktur überführen möchte, sollte folgende Punkte beachten:
Erfüllt ein Bestand diese Bedingungen, wird er durchforstet. Die Durchforstungen sollten aber vorsichtig sein. Ziel ist es, den verbleibenden Bäumen mehr Licht, Wasser und Nährstoffe zur Verfügung zu stellen, indem man Konkurrenten entnimmt. Außerdem soll Licht auf den Waldboden dringen, um die Naturverjüngung einleiten zu können. Dabei soll das Bestandsdach aber nicht zu stark aufgerissen werden. Zu starke Eingriffe gefährden die Bestandsstabilität und fördern Konkurrenzvegetation wie Gräser. Beim ersten Eingriff sollte nicht mehr als etwa 20 % der Stämme entnommen werden, bei den folgenden maximal 10 %. Bäume mit schlechter Holzqualität, kleinen Kronen oder Stammschäden scheiden aus dem Bestand aus.
Woher weiß der Waldbesitzer aber, dass die Überführung geglückt ist und er seinen Plenterwald nachhaltig bewirtschaftet? Auch wenn der Plenterwald den Ruf der Naturnähe genießt, so ist er doch kein Naturwald. Im Plenterwald ist die Gefahr groß, zu wenig oder zu viel Holz zu ernten. Erntet man zu wenig, wird der Bestand mittelfristig wieder einschichtig, weil sehr starke Bäume mit großen Kronen dominieren. Die Unterschicht besteht dann nur aus wenigen, schlecht entwickelten Bäumen, und die Naturverjüngung fehlt. Erntet man zu viel Holz, fehlt mittelfristig die Oberschicht, und am Waldboden beginnt sich Konkurrenzvegetation wie Gräser oder Brombeeren zu bilden. Um nun das richtige Maß der Nutzung zu bestimmen, wurden in der Schweiz Sollstammzahlen entwickelt (Tabelle). Diese geben an, wie viele Bäume in welchen Durchmesserklassen vorhanden sein müssen, damit nachhaltig bewirtschaftet wird. Für den Waldbesitzer sind die Sollstammzahlen eine gute Orientierungshilfe.
Im Plenterwald liegt der Großteil der Stämme bei den jungen Bäumen. Mehr als 30 % der Bäume haben einen Durchmesser von 10 cm, insgesamt 57 % sind Bäume mit einem Durchmesser unter 20 cm. Nicht mal 10 % der Bäume bilden die Oberschicht. Daraus lässt sich erkennen, dass der Plenterwald über reichlich Verjüngung verfügt und die Stammzahlen mit ansteigendem Durchmesser weniger werden. Mit diesen Werten lässt sich auch für den Waldbesitzer in der Praxis auf Kontrollflächen von etwa 100 m2 nachprüfen, ob sein Plenterwald nachhaltig bewirtschaftet wird. Als ideale Baumart für den Plenterwald gilt die Tanne. Sie erträgt auch in der Jugend viel Schatten und ist daher eine der geeignetsten Baumarten für den Plenterwald. Doch nicht nur Schattbaumarten wie Tanne oder Buche lassen sich erfolgreich im Plenterwald bewirtschaften. Es gibt auch Beispiele, wo mit lichtbedürftigen Baumarten wie Ahorn, Eiche und Kiefer die Plenterwirtschaft betrieben wird. Baumarten, die viel Schatten erzeugen, wie etwa Buche oder Tanne sind angepasst, auch mit wenig Licht zu wachsen. Lichtbaumarten wie Kiefer und Eiche lassen viel Licht auf den Waldboden, weshalb junge Eichen und Kiefern in der Jugend lichtbedürftig sind. Besteht der Plenterbestand nur aus einer Baumart, so stellen die Lichtbedürfnisse kein Problem dar. Schwieriger wird es, wenn Licht- und Schattbaumarten zusammen im Bestand stehen. Es gibt aber auch hierfür positive Beispiele, etwa von Mischungen aus Buche und Kiefer. Will der Waldbesitzer mit Licht- und Schattbaumarten arbeiten, so ist der höhere Lichtbedarf der Lichtbaumarten zu beachten, besonders in der Verjüngung. Für ihre Entwicklung benötigen Eiche und Kiefer mehr Licht. Das Bestandsdach muss daher stärker aufgerissen werden, indem man zwei bis drei herrschende Bäume fällt.
Laubholzwirtschaft ist dann lukrativ, wenn sie gute Qualitäten erzeugt. Dafür ist es notwendig, die jungen Pflanzen im Dichtstand wachsen zu lassen. Die Konkurrenz unter den Jungpflanzen sorgt dafür, dass die Bäumchen gerade wachsen und ihre Äste verlieren. Im Plenterwald ist darauf zu achten, dass bei Laubbäumen nicht Einzelbäume hochkommen, die später schlechte Qualitäten liefern, sondern die Verjüngung truppweise heranwächst. Ein Verjüngungstrupp sollte einen Durchmesser von 5 bis 7 m haben und gut mit Licht versorgt sein. Aus dem Trupp bilden sich im Laufe der Zeit ein bis zwei vorherrschende, starke Bäume, die in die Oberschicht dringen.
Der Plenterwald ist das Waldbausystem, das die natürlichen Vorgänge der Waldentwicklung am stärksten ausnutzt. Dadurch kommt es zu einer Ersparnis von Zeit und Kosten bei der Bewirtschaftung. Aufforstungen und Pflegeeingriffe sind im Plenterwald nicht notwendig. Die Stabilität ist ebenfalls höher. Aufwendiger gestaltet sich jedoch die waldbauliche Betreuung in Form von Kontrollgängen.
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Im Juni wurde die Tierschutztransportverordnung geändert: Kälber dürfen künftig erst nach 28 Tagen (statt nach 14) den Hof verlassen. Was nach wenig Änderung klingt, birgt viel Zündstoff – und bedroht die Milchviehhaltung.
Es sind genau diese politischen Entscheidungen, die viele Landwirte fassungslos machen. Für einige sind sie sogar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: Schluss, das war es mit der Milchviehhaltung! Die Rede ist von der Tierschutztransportverordnung, die der Bundesrat mit 38 zu 31 Stimmen Ende Juni änderte. Aus Sicht der Milchviehhalter steckt in der neuen Festlegung, wonach Kälber künftig erst nach 28 Lebenstagen als transportfähig gelten, Zündstoff. Für gewöhnlich verlassen Bullenkälber nach zwei Wochen die Betriebe. Bis zu 750.000 dürften es im Jahr sein. Mit einer winzigen Änderung – die Zahl 14 wurde durch die Zahl 28 ersetzt – müssen Landwirte nun die doppelte Zahl an Kälbern betreuen.
Während es nicht verwundert, dass die drei Stadtstaaten für die Änderung votierten, überraschten Niedersachsen und Bayern mit ihren Zustimmungen ihre nichts ahnenden Landwirte daheim. Immerhin werden in beiden Ländern die Hälfte aller deutschen Milchkühe gehalten. Und nicht nur dort kritisieren die Verbände, zuvor nicht angehört worden zu sein.
Ihren Anfang nahm die Verordnungsänderung mit einem im Februar veröffentlichten Positionspapier der Bundestierärztekammer (BTK) und der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Hier wie in der Bundesratsinitiative findet sich die identische Forderung samt Begründung. Schon das Kammerpapier erwähnt die Landwirte und die wirtschaftlichen Folgen mit keiner Silbe. Nicht nur die sind jetzt sauer auf die BTK, auch viele praktizierende Veterinäre, die das mit ausbaden müssen. Und in den Länderkammern soll es auch rumoren. Manche Veterinäre überzeugt die Begründung mit der „immunologischen Lücke“ der Kälber nicht. Andere weisen auf diesbezügliche Wissenslücken hin. Zudem gibt es Tierärzte, die eher beim Management ansetzen würden, um die generelle Kondition der Kälber zu verbessern: Wer so argumentiert, weiß um die wirtschaftliche Situation der Milcherzeuger und will das Tierwohl mit dem Landwirt weiterentwickeln.
Angenommen werden darf, dass die Bundestierärztekammer von ihrem „Erfolg“ überrascht wurde. Denn dass es ein Positionspapier in nur vier Monaten in eine Verordnung schafft, besitzt eher Seltenheitswert. Verantwortung dafür trägt die Politik, namentlich die niedersächsische Landesregierung, die die 28-Tage-Regel in Windeseile in den Bundesrat einbrachte, ohne sich ausreichend zu beraten. Denn sonst hätte man die weitreichenden Folgen richtig einschätzen und eine mögliche kontraproduktive Wirkung für das Tierwohl erkennen können. Politikversagen nennt man sowas. Eine Übergangsfrist von einem Jahr empfinden Landwirte als Hohn. Die Krönung stellt aber zweifellos die Ausnahme von der 28-Tage-Regelung dar. Weil nur der innerdeutsche Viehverkehr geregelt wird, können bei Exporten in EU-Staaten weiterhin 14 Tage alte Kälber auf den Weg gehen. Zum Aufatmen ist es aber zu früh: Der Transport bis zu einer Sammelstelle gilt bereits als innerstaatliche Tour.
Was Milchviehhalter von der Verordnung halten, wie sie reagieren können und was sie das kosten wird, erzählen sie hier. Es findet sich auch die Frage, ob mit derartigen (und weiteren) Entscheidungen die Tierhaltung in Deutschland abgebaut werden soll. Diese Angst auszuräumen, dazu taugt die Antwort aus dem Bundesrat gewiss nicht.
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An der Fachschule Stadtroda erhielten 20 Absolventen ihre Zeugnisse. Sie sind der erste Jahrgang, der die Prüfung zum „Staatlich geprüften Agrarbetriebswirt“ ablegte. Anmeldungen für das kommende Schuljahr sind noch möglich.
Am 6. Juli hatten 20 Fachschüler ihren Abschluss in der Tasche. Sie absolvierten mit der neuen Thüringer Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Fachschulen im Bereich der Agrarwirtschaft (ThürAPOFA) erstmalig die Fortbildung zum „Staatlich geprüften Agrarbetriebswirt“. Durch die seit dem Schuljahr 2017/18 neue Verordnung erfolgte eine Anpassung der Unterrichtsinhalte an die aktuelle Situation in der agrarwirtschaftlichen Fortbildung. Dabei wurden die Zugangangsvoraussetzungen erweitert sowie der Bildungsgang im Bereich Agrarwirtschaft generalisiert.
Zur Zeugnisübergabe wurde nochmals an die Bewältigung des letzten Ausbildungsabschnittes unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie erinnert. Regelungen zur Kontaktminimierung im Schulgebäude und im Wohnheim, Abstandhalten, Maskenplicht und teilweise Homeschooling erschwerten die gemeinsame Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen. Zudem musste die schriftliche Abschlussprüfung im Fach Angewandte Betriebswirtschaftslehre aufgrund hoher Inzidenzzahl im Saale-Holzland-Kreis verschoben werden.
Trotz allem konnten die Fachschülerinnen und Fachschüler mit zum Teil beachtlichen Leistungen die zweijährige Fachschulfortbildung beenden. Daniel Schönefeld (Agrargenossenschaft „Drei Gleichen“ eG, Mühlberg), Julia Raßbach (smaXtec GmbH, Aschaffenburg) und Maximilian Fiebrich (Aschara Landwirtschaftsgesellschaft mbH, Bad Langensalza) wurden für die besten Gesamtdurchschnitte ihres Jahrganges geehrt. Alle drei erhielten zur Belohnung eine DLG-Jahresmitgliedschaft.
Herausgehoben wurden sehr gute Projektarbeiten, die der Thüringer Bauernverband ehrte. Daniel Schönefeld analysierte in seiner Arbeit die landwirtschaftlichen Transportarbeiten unter ökonomischen sowie ackerbaulichen Aspekten in der Agrargenossenschaft „Drei Gleichen“ Mühlberg. Ziel war die Neuorganisation alternativer Transportmittel. Christoph Proft erstellte eine Betriebszweigabrechnung, die er im Zuge der Modernisierung durch Stallneubau und Automatisierung des Melkprozesses in der Agrargenossenschaft Reinholdshain in Dippoldiswalde auch gleich noch analysierte.
Der Präsident des Landesamtes für Landwirtschaft (TLLLR), Peter Ritschel, wies bei der Zeugnisübergabe auf den hohen Bedarf an qualifizierten Fachleuten in der heimischen Landwirtschaft hin: „Erfreulich ist, dass ein großer Teil der Absolventen unserer Fachschule Stadtroda bereits neben dem erfolgreichen Abschluss einen unterzeichneten Arbeitsvertrag in der Tasche hat. Weniger erfreulich ist aber, dass der Bedarf an bestens ausgebildeten Fach- und Führungskräften nach wie vor nicht in vollem Umfang gedeckt wird“, so Ritschel. Die Landwirtschaftsbetriebe in Mitteldeutschland sollten deshalb gezielt und vor allem frühzeitig junge Menschen auswählen, die durch gute Leistungen auffallen, um deren berufliche Weiterentwicklung zu fördern. Aktuell besteht noch die Möglichkeit, sich für das kommende Schuljahr 2021/22 anzumelden. Ende August bietet die Fachschule in Stadtroda nochmals Info-Tage an, bei denen Fachschullehrer Auskunft geben und Fragen beantworten. red
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Vertreter von Landwirtschaft und Umweltverbänden haben in der „Zukunftskommission Landwirtschaft“ ungewohnt konstruktiv zusammengearbeitet. Wird sich der Umgang miteinander nun ändern? Zwei Spitzenvertreter im Interview.
Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel angeregte „Zukunftskommission Landwirtschaft“ hat einen vielbeachteten Abschlussbericht vorgelegt. Die Verständigung im sehr bunt besetzten Teilnehmerkreis gilt als wegweisend. Beginnt damit ein neues Miteinander von Agrar- und Umweltverbänden? Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Werner Schwarz, und der Vorsitzende vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Olaf Bandt, gaben dem Pressedienst Agra-Europe (AgE) Auskunft zu den Ergebnissen der Kommission und zu ihren Erwartungen an die Politik. Wir veröffentlichen hier das vollständige Interview.
Herr Schwarz, warum ist der Abschlussbericht Zukunftskommission wichtig für die Landwirtschaft und ihre Verbände?
Schwarz: Er zeigt, dass wir als Vertreter der Landwirtschaft konstruktiv mit den Schützerverbänden reden und zu Ergebnissen kommen können. Dahinter steht die Einsicht, dass wir mit einem gegenseitigen Bashing nicht weiterkommen. Dieses Signal geht an die Politik, aber auch in Richtung unserer landwirtschaftlichen Truppen, die mit ihren Schleppern am Brandenburger Tor gestanden haben.
Herr Bandt, warum ist der Bericht wichtig für die Umweltverbände?
Bandt: Wir haben gemeinsam ein Zielbild für die Landwirtschaft der Zukunft entworfen. Beide Seiten haben sich auf wesentliche Schritte verständigt, um den großen Herausforderungen wie Schutz der Biodiversität, Stickstoffmanagement auf den Höfen, Klimaschutz und Tierschutz gerecht zu werden, und das Ganze im Einklang mit betriebswirtschaftlich überlebensfähigen Betrieben.
Warum ist der Abschlussbericht ein Meilenstein, wie es in vielen Stellungnahmen formuliert wurde?
Bandt: Für mich ist die Erfahrung, mit dem Bauernverband einen ernsthaften Dialog zu führen und dabei zu gemeinsamen Positionen zu kommen, tatsächlich ein Meilenstein. Wir haben ein neues agrarpolitisches Koordinatensystem, in dem sich auch die Umweltverbände wiederfinden.
Haben Sie keine Angst, dass der BUND bei so viel Einigkeit ein wichtiges Betätigungsfeld und einen seiner Lieblingsgegner verlieren könnte?
Bandt: Agrarpolitik ist für uns ein wichtiges Thema, und das wird auch so bleiben. Ich denke nicht, dass uns oder dem Bauernverband in nächster Zeit die Arbeit ausgeht. Da wird es auch immer wieder strittige Punkte geben. Aber wir agieren jetzt auf einer gemeinsamen Grundlage. Damit ändert sich vieles in der politischen Arbeit.
Herr Schwarz, worin besteht der Meilenstein für die Landwirtschaft in dem Abschlussbericht?
Schwarz: Ich verstehe den Abschlussbericht als erste Wegmarke auf einer längeren Strecke, die wir zurücklegen wollen. Insofern ist er tatsächlich ein Meilenstein, weil wir die erste Etappe hinter uns gebracht haben. Wir werden auf diesem Weg weitergehen. Dabei wird es immer wieder zu Konflikten kommen, aber wir haben gelernt, dass wir diese Konflikte lösen können.
Warum brauchte es dafür eigens eine Zukunftskommission?
Schwarz: Eine Kommission, die von der Bundeskanzlerin eingesetzt worden ist, hat automatisch einen besonderen Stellenwert. Von einer solchen Kommission geht eine gewisse disziplinierende Wirkung auf alle Beteiligten aus. Es galt eben nicht, wenn ich nicht weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis. Die Kanzlerin hat es tatsächlich ernst gemeint und uns den Auftrag erteilt, steckt die Köpfe zusammen und seht zu, dass ihr etwas Vernünftiges zustande bringt. Das haben wir getan.
Herr Bandt, was haben Sie in den zehn Monaten Mitarbeit in der Zukunftskommission über Landwirtschaft gelernt?
Bandt: Ich kenne mich eigentlich ganz gut aus, nicht zuletzt weil meine Familie Bezüge in die Landwirtschaft hinein hat. Aber erst in der Kommission habe ich verstanden, wie stark sich zusätzliche Umweltanforderungen auf die Einkommen der jeweiligen Betriebe auswirken können. Daraus folgt, dass wir das mitbedenken müssen, wenn wir eine nachhaltigere Landwirtschaft wollen. Dann sind wir sehr schnell bei der Erkenntnis, dass zusätzliche, übergesetzliche Umwelt- und Tierschutzleistungen, die wir von den Betrieben erwarten, honoriert werden müssen. Anderenfalls ziehen die Betriebe im Wettbewerb den Kürzeren. Dieser Zusammenhang war mir in der Deutlichkeit vorher ebenso wenig bewusst wie die fehlende Wertschätzung, die Landwirtinnen und Landwirte empfinden, wenn wir ihnen immer mehr abverlangen, ohne dass es ihnen entgolten wird.
Herr Schwarz, welche Lernkurve haben Sie im Hinblick auf die Vertreter der Umweltverbände und deren Belange durchgemacht?
Schwarz: Für mich haben sich die Umweltverbände bislang nicht wesentlich unterschieden. Mein Eindruck war der eines „grünen Blocks“. In der Zukunftskommission habe ich gelernt, dem ist nicht so. Die Verbände setzen sehr wohl unterschiedliche Schwerpunkte und verfolgen zum Teil Ansätze, die meine Bauernverbandskollegen und ich vorher so nicht gesehen haben. Hinter den großen Umweltverbänden stehen sehr heterogene Mitglieder, die ein Spiegelbild der Gesellschaft sind und die Veränderungen wollen. Deren Interessen haben Herr Bandt und seine Kollegen zu vertreten. Wir müssen das ernst nehmen und versuchen, dies mit den Interessen unserer Mitglieder so gut es geht in Einklang zu bringen. Das ist eine andere Herangehensweise als zu sagen, die haben keine Ahnung von Landwirtschaft und nicht das Recht, uns reinzureden.
Was folgt aus diesen neuen Erkenntnissen an konkretem Handeln?
Bandt: Wir haben mit dem Abschlussbericht ein Konzept, in welche Richtung der von beiden Seiten als unerlässlich erachtete Umbau des Agrar- und Ernährungssystems gehen sollte und welche Instrumente dabei eingesetzt werden können. Diese Transformation steht aber noch ganz am Anfang. Die Herausforderung besteht im Übergang. Wir müssen uns darauf verständigen, welche Schritte wir wann gehen wollen. Da kommt dann sehr schnell die Politik ins Spiel. Die nächste Koalitionsvereinbarung wird zeigen, ob und wenn ja, wie die Politik diesen Weg begleiten wird. Entscheidend wird sein, dass sich die Agrar- und die Umweltseite in einer solchen Vereinbarung wiederfinden, so wie es im Abschlussbericht gelungen ist.
Der Abschlussbericht geht zum Teil deutlich über das hinaus, was Beschlusslage Ihrer Verbände ist. Anderenfalls hätte es nicht zu einer Verständigung kommen können. Herr Schwarz, wie groß war Ihr Verhandlungsspielraum im Hinblick auf die Direktzahlungen und die tierische Erzeugung, um nur zwei Beispiele zu nennen?
Schwarz: Am Anfang war der sehr begrenzt. Das lag daran, dass ich die Verhandlungen für Präsident Joachim Rukwied geführt habe, der einige Male nicht teilnehmen konnte und dann eben seinen Vizepräsidenten gebeten hat, für ihn zu übernehmen. Ich habe immer an den Vorstand zurückgespiegelt, was wir gerade diskutieren und auf welchem Stand wir jeweils sind. Im Falle der GAP ist bekannt, dass der Bauernverband klare Beschlüsse zu den Direktzahlungen hat. In der Arbeitsgruppe hat sich aber sehr bald abgezeichnet, dass wir damit nicht weiterkommen und es bei einer Einigung auf ein Auslaufen der klassischen Direktzahlungen und deren vollständigen Umbau hinausläuft.
Ich konnte das mittragen, weil mir der Präsident und der gesamte Vorstand des Deutschen Bauernverbandes dafür Rückendeckung gegeben haben. Die Tierhaltung war mindestens ebenso schwierig, weil dort bekanntlich mehr als die Hälfte des Einkommens in der Landwirtschaft erzielt wird. Für uns kam unter keinen Umständen in Frage, dass eine Reduzierung der Tierhaltung staatlich vorgegeben wird. Wir haben dann trotzdem mit sehr viel Mut auf beiden Seiten einen guten Kompromiss gefunden.
Wird der Bauernverband seine Beschlusslage anpassen müssen gemäß dem, was jetzt im Abschlussbericht der Kommission steht?
Schwarz: Wir sind gegenwärtig in einem Diskussionsprozess. Ziel ist es, unsere Ausrichtung neu zu justieren, so wie wir das regelmäßig tun. Die Positionierungen des Abschlussberichtes werden in den aktuellen Prozess einfließen.
Der Abschlussbericht trägt Ihre Unterschrift. Gibt der Bericht die Auffassung von Werner Schwarz wieder oder die des DBV?
Schwarz: Wir haben den Bericht mit den Präsidenten und Hauptgeschäftsführern der Landesbauernverbände diskutiert. Ich will nicht verhehlen, dass es auch kritische Töne gab. Insgesamt sind jedoch alle überzeugt, dass die Zukunftskommission für die Landwirtschaft ein gutes Ergebnis gebracht hat und wir das auch so kommunizieren werden. Dass einige harte Nüsse zu knacken sind, ist unbestritten. Das führt aber nicht dazu, dass Einzelne das Gesamtergebnis in Frage stellen.
Herr Bandt, wie steht‘s beim BUND um die Unterstützung für den Vorsitzenden?
Bandt: Auch ich habe mich kontinuierlich rückversichert, welche Zugeständnisse ich machen kann und was mitgetragen werden kann und was nicht. Für mich war von vornherein klar, dass nicht die persönliche Unterschrift des Verbandsvorsitzenden maßgeblich ist, sondern dass der gesamte Verband dahinter stehen und die getroffenen Aussagen politisch vertreten muss. In vielen internen Gesprächen habe ich den Eindruck gewonnen, dass dies so ist.
Die Umweltverbände stehen auch im Wettstreit untereinander. Wie lange hält der Burgfrieden auf ihrer Seite?
Bandt: Die Umweltverbändelandschaft ist vielfältiger geworden, genauso übrigens wie die Bauernverbändelandschaft. Wir haben uns auf der Umweltseite über die Inhalte ausgetauscht. Da ist keine grundsätzliche Kritik laut geworden. Die Verbände werden sich auch weiterhin profilieren. Beispielsweise setzen WWF und NABU stark auf Kooperationen mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Der BUND agiert stattdessen vor allem politisch. Greenpeace fährt wiederum eine ganz andere Strategie, so unterscheiden wir uns alle doch recht deutlich in unserer Arbeit. Ich bin überzeugt, dass der Abschlussbericht der Zukunftskommission eine Grundlage ist, auf die sich auch in Zukunft alle berufen werden.
Immerhin ist aber Greenpeace schon von der Fahne gegangen und aus der Zukunftskommission ausgeschieden. Wie lange hält also der brandenburgische Frieden, wo der Abschlussbericht unterzeichnet wurde?
Bandt: Ich kann nicht für Greenpeace sprechen, denke aber, dass bei dem Kollegen Zweifel bestanden, ob wir den Weg der Veränderung hinbekommen. Das zu beweisen, wird an uns und an der Politik liegen. Wenn nichts aus diesem starken Verständigungsprozess folgt, wird die Zustimmung auf der Umweltseite bröckeln. Da müssen wir uns nichts vormachen.
Herr Schwarz, Sie haben maßgeblich zu dieser Verständigung beigetragen. Stärkt das Ergebnis die Position des DBV in der landwirtschaftlichen Interessenvertretung?
Schwarz: Das vermag ich nicht zu sagen. Darum ging es aber auch gar nicht. Wir waren mit verschiedenen Gruppierungen gleichberechtigt in der ZKL vertreten, ich nenne BDM, AbL, LsV, Landfrauen, Landjugend, DLG, Raiffeisenverband und Bauernverband. Unser Anliegen war, auf die Schützerverbände zuzugehen und gemeinsam etwas hinzubekommen.
Auch dieses Einvernehmen könnte sich bald als brüchig erweisen…
Schwarz: Die Gefahr besteht vor allem dann, wenn die Politik nach der Wahl nicht liefert. Das sehe ich genauso wie Herr Bandt. Wir werden dann gemeinsam, Schützer- und Nutzerverbände, auf die Verantwortlichen zugehen und sehr klar zum Ausdruck bringen, dass wir eine Umsetzung erwarten. Die Zukunftskommission zeigt klare Perspektiven auf, in welche Richtung sich die Landwirtschaft entwickeln sollte. Dazu braucht es klare Leitplanken, die jungen Betriebsleiterinnnen und -leitern eine längerfristige Orientierung bieten. Nichts ist schlimmer als kein Ziel zu haben, nur rumzueiern und nicht zu wissen, wo vorn und hinten ist. Das gilt in besonderem Maß für die Politik.
Landwirtschaftliche Interessen sind nicht einheitlich. Was ist der gemeinsame Nenner, auf den Sie sich in den Verhandlungen gestützt haben?
Schwarz: Ein Punkt: Die Frage von Groß und Klein spielt keine Rolle, wenn es darum geht, gesellschaftliche Leistungen im Biodiversitätsschutz oder im Klimaschutz zu erbringen. Daneben gilt: Ausreichend lange Übergangszeiträume für alle Betriebe sind essentiell, um sich anpassen zu können. Deshalb haben wir darauf gedrängt, dass der Umbau der Direktzahlungen erst in der übernächsten EU-Förderperiode abgeschlossen sein soll. Das war für die Umweltverbände nur schwer zu akzeptieren, für uns aber entscheidend.
War das die größte Kröte, die Sie schlucken mussten?
Bandt: Eine der großen. Schließlich fordern wir diesen Umbau der Agrarförderung seit vielen Jahren. Dennoch werden wir uns noch eine Weile gedulden müssen. Immerhin wurde ein Enddatum festgelegt und der Weg dahin ist unumkehrbar. Schmerzhaft war für uns die Groß-Klein-Debatte. Für den BUND war immer klar, dass kleine Betriebe im Vordergrund stehen müssen, weil sie unserer Meinung nach größere ökologische Leistungen erbringen und besonderer finanzieller Unterstützung bedürfen. Für beide Aspekte konnten wir jedoch innerhalb der ZKL keine wissenschaftlichen Belege finden. Schließlich wäre uns ein deutlicheres Bekenntnis zu Lenkungsinstrumenten wie einer Stickstoffüberschussabgabe, einer Abgabe auf mineralischen Stickstoff und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel lieber gewesen als die letztlich gefundenen Formulierungen.
Herr Schwarz, Sie haben schon von „harten Nüssen“ für den Bauernverband gesprochen. War die GAP die härteste?
Schwarz: Ja. Das ist sicherlich ein Punkt, den wir unseren Mitgliedern am meisten werden erklären müssen. Auf Bedenken wird zudem stoßen, dass Abgaben auf Pflanzenschutzmittel oder Stickstoffdünger unter bestimmten Voraussetzungen eine Option sein können, wenn wir die gemeinsam erarbeiteten Ziele im Gewässer- und Grundwasserschutz oder dem Schutz der Artenvielfalt nicht erreichen können. Auch in diesem Punkt haben sich Agrar- und Umweltseite aufeinander zubewegt.
Lange gestritten wurde in der Zukunftskommission offenbar über das Thema Tierhaltung. Der Rückgang der Tierhaltung ist bereits im Gange, er wird sich fortsetzen. Warum war es nötig, in der Kommission etwas festzuhalten, was die gesellschaftliche Diskussion ohnehin zeigt und was die Märkte bereits signalisieren?
Schwarz: Wir haben uns zunächst im Grundsatz auf die Ergebnisse der Borchert Kommission verständigt, also ohne noch mal in die Details bei den Kriterien zu gehen. Kontroverse Diskussionen gab es lediglich darum, welche Auswirkungen einzelne Entscheidungen etwa zur Rückführung der Tierhaltung haben würden. Wir haben deutlich gemacht, dass die Tierhaltung in Deutschland kein flächendeckendes Probleme darstellt, sehr wohl aber in einzelnen Regionen mit hoher Viehdichte. Wir müssen also darauf achten, dass wir nicht das Kind mit dem Bade ausschütten, sondern die Tierhaltung in der Breite erhalten bleibt.
Das gilt insbesondere für die Rinderhaltung und die damit einhergehende Grünlandnutzung. Das gilt aber auch für die Schweinehaltung, weil die erwartete Umstellung der Ernährungsgewohnheiten auf stärker pflanzlich basierte Nahrungsmittel nicht abrupt kommt, sondern sich allmählich vollzieht. Damit haben die Betriebe ausreichend Zeit, sich anzupassen. Bei alldem darf es aber nicht passieren, dass wir unsere Schweinehaltung im Nordwesten zurückfahren und anschließend im Gulasch die spanische Schweineschulter erscheint. Diesen Verlagerungseffekt wollen wir nicht. Das ist Konsens in der ZKL.
Auch ohne staatliche Reduktionsschritte für die Tierhaltung und trotz Anpassungszeit wird es zu gravierenden Folgen für die tierhaltenden Betriebe kommen. Welche Perspektiven haben die von Ihnen zuvor bereits genannten jungen Betriebsleiterinnen und -leiter?
Schwarz: Es gibt eine Vielzahl von Ideen, die unternehmerische Landwirte verfolgen werden oder bereits verfolgen. Da habe ich keine Sorge. Im Kern geht es darum, mit weniger Tieren eine höhere Wertschöpfung zu erzielen. Direktvermarktung ist eine Möglichkeit.
Bandt: Weniger produzieren, aber zu höheren Standards und damit gleichbleibende oder höhere Einkommen zu erzielen – das ist eine zentrale Idee, die Eingang in den Abschlussbericht der Zukunftskommission gefunden hat. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir die Umsetzung des Borchert-Konzepts.
Eine Halbierung der Tierbestandszahlen ist eine Kernforderung des BUND und anderer Verbände. Ist die nun vom Tisch?
Bandt: Wir haben uns in der Zukunftskommission darauf verständigt, dass die Reduzierung der Tierbestände über die Veränderung der Ernährungsgewohnheiten kommen muss. Dazu stehen wir, auch wenn aus Klimaschutzgründen eine schnellere Entwicklung erforderlich wäre. Gleichzeitig muss aber die regionale Konzentration der Tierhaltung zurückgehen. Das ist der gemeinsame Nenner, auf den wir uns geeinigt haben.
Die Tierhaltung stand bislang im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Agrar- und Umweltverbänden. Kampfbegriffe wie „Massentierhaltung“ lösen in der Landwirtschaft Gegenreflexe aus. Ist nach dem erreichten Konsens zu erwarten, dass die Umweltseite verbal abrüstet?
Bandt: Das ist eine spannende Frage. Fakt ist, wir haben ein Ziel formuliert, aber noch längst nicht erreicht. Es wird also auch in den nächsten Jahren für uns immer wieder Anlass zur Kritik oder Mahnung eben. Welche Worte wir dann wählen, wird man sehen. Ich verstehe die Befindlichkeiten beim Begriff der Massentierhaltung, weise aber darauf hin, dass wir den zumindest in Pressemitteilungen bereits seit geraumer Zeit nicht mehr benutzen. Ich räume aber ein, dass wir uns über solche unbestimmten Begriffe einmal verständigen müssten, gern auch in Form einer „Abrüstungsvereinbarung“.
Herr Schwarz, Zeit zum Abrüsten. Sind Sie bereit?
Schwarz: Es ist ganz wichtig, dass wir auch als Bauernverbände abrüsten. Es gibt auch Kampfbegriffe von der Landwirtschaft in Richtung der Schützerverbände. Über einzelne Formulierungen müsste sicher mal gesprochen werden. Wie wir miteinander umgehen, ist von erheblicher Bedeutung für den zukünftigen Austausch. Man kann da sehr schnell etwas kaputt machen, ohne dass man sich dessen bewusst ist, weil man kein Gespür dafür hat, wie einzelne Aussagen von der anderen Seite aufgenommen werden. Wir müssen erkennen, dass den Umweltverbänden die Zustimmung zum Abschlussbericht nicht leicht gefallen ist. Ich denke nur an kritische Kommentare aus diesen Reihen, im Bericht stehe zu wenig zum Tierhaltungsabbau und zum Ordnungsrecht. Wir müssen anerkennen, dass die Vertreter der Umweltverbände sich auf uns zu bewegt haben, genauso wie wir uns auf sie zu bewegt haben. Das sollten wir beim künftigen Umgang miteinander in den Hinterköpfen haben.
Herr Bandt, zu wenig Ordnungsrecht im Abschlussbericht?
Bandt: Ich wehre mich dagegen, wenn der Abschlussbericht falsch interpretiert wird. Das gilt etwa für die Aussage von DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken, die ZKL bestätige, dass die ökologischen Ziele nicht mit dem Ordnungsrecht zu erreichen seien. Das ist falsch. Stattdessen spricht sich die Zukunftskommission für einen Mix aus Ordnungsrecht und ökonomischen Instrumenten einschließlich Fördermaßnahmen aus. Über diese und andere Begriffe und Aussagen müssen wir uns offenbar noch verständigen, um Missverständnisse auszuräumen oder gar nicht erst entstehen zu lassen.
Herr Schwarz, wie hält es die Zukunftskommission mit dem Ordnungsrecht?
Schwarz: Wir dürfen den Begriff Freiwilligkeit nicht überdehnen. Es muss dann auch geliefert werden. Der Abschlussbericht ist da sehr deutlich: Wir warten ab, ob bestehende Regelungen und freiwillige Vereinbarungen zum Erfolg führen. Wenn das nicht der Fall ist, können marktwirtschaftliche Instrumente und ordnungsrechtliche Eingriffe zum Einsatz kommen. Nehmen Sie die Düngeverordnung als einen der Auslöser für die großen Demonstrationen 2019/20. Wir sind zur Auffassung gelangt, zunächst abzuwarten, ob und wie die verschärften Regeln wirken und dann zu entscheiden, ob zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind. Dafür sollten wir uns aber auch einige Jahre Zeit nehmen.
Wäre das umstrittene Insektenschutzpaket anders ausgefallen, hätte es die Zukunftskommission zwei Jahre früher gegeben?
Bandt: Es wäre auch dann schwierig geworden. Richtig ist leider, dass die Runden Tische zum Insektenschutz nichts gebracht haben. Wir wissen durch die Arbeit in der Zukunftskommission jetzt immerhin, wie so etwas angegangen werden muss, damit es erfolgreich sein kann. Dann bleibt aber immer noch die Frage, wie die Politik damit umgeht.
Herr Schwarz, man weiß jetzt, wie man’s macht. Wie hätte das Insektenschutzpaket ausgesehen, wenn Sie es schon früher gewusst hätten?
Schwarz: Das kann ich nicht beurteilen. Beim Insektenschutzpaket ist es ähnlich wie beim Borchert-Konzept; es ist in den Strudel des Vorwahlkampfs geraten. Dadurch wurde es letzten Endes mit heißer Nadel gestrickt. Das wäre vermutlich auch so gekommen, wenn die Zukunftskommission ihren Bericht ein halbes Jahr früher vorgelegt hätte.
Die Empfehlungen der Borchert-Kommission sind Bestandteil des Abschlussberichts. Wird deren Umsetzung die Nagelprobe für die künftige Bundesregierung sein, dass Politik es ernst meint mit den neuen Ansätzen?
Bandt: Ja, absolut. Das war eigentlich schon die Nagelprobe für diese Legislaturperiode. Für den BUND ist es von zentraler Bedeutung, dass die nächste Bundesregierung sehr schnell die notwendigen ersten Schritte einleitet.
Herr Schwarz, ist das auch für den DBV zentral?
Schwarz: Das sehe ich genauso wie Herr Bandt. Ich bedauere sehr, dass es in dieser Legislaturperiode noch nicht so weit gekommen ist. Offenbar war die Borchert-Kommission etwas spät dran, so dass die Frage der Finanzierung nicht mehr vor dem beginnenden Bundestagswahlkampf entschieden werden konnte. Für die nächste Bundesregierung gibt es aber keine Ausreden mehr. Der Koalitionsvertrag wird zeigen, wie ernsthaft der politische Wille ist, den Umbau der Landwirtschaft zu begleiten.
Wenn die Politik es nicht schafft, die Finanzierung des Borchert-Konzepts mit bis zu 4 Mrd. Euro jährlich in der Endstufe hinzubekommen, wie soll Sie dann die Vorschläge der Zukunftskommission umsetzen, die noch einmal das Doppelte und mehr kosten? Können Sie die Skepsis nachvollziehen?
Bandt: Ja. Die Landwirtschaft bekommt schon jetzt erhebliche öffentliche Mittel. Wenn die jetzt noch einmal erheblich steigen sollen, muss das gut begründet werden. Die Zukunftskommission tut das. Sie sagt, dass sich die Investitionen volkswirtschaftlich rechnen. Erhebliche externe Kosten der Landwirtschaft könnten so reduziert werden. Und denken Sie nur an die möglichen Einsparungen im Gesundheitssystem, die von einer Ernährungsumstellung zu erwarten sind. Voraussetzung für zusätzliche Steuergelder und Akzeptanz für höhere Lebensmittelpreise ist, dass ein breites gesellschaftliches Bündnis dies legitimiert und durchsetzt.
Herr Bandt, was erwarten Sie vom Deutschen Bauernverband?
Bandt: Ich erwarte, dass der Bauernverband und die Agrarverbände bei ihren Mitglieder für das neue Miteinander zwischen Agrar- und Umweltseite und die neue Sichtweise der Fragen von Ökologie und Landwirtschaft werben. Ich wünsche, dass sich die Verbände gegenüber der Politik dafür einsetzen, dass dieser neue Ansatz umgesetzt wird. Ich hoffe sehr, dass der Bauernverband nicht der Versuchung erliegt und sich in die alten Gräben zurückzieht, wenn es schwierig wird.
Herr Schwarz, was erwarten Sie vom BUND und dem „Umweltcamp“?
Schwarz: Das Gleiche, was Herr Bandt von uns erwartet. Wir kommen nur zueinander, wenn wir vernünftig miteinander reden. Das reicht von der Bundesebene über die Landes- und Kreisebene bis in die Dörfer und Gemeinden. Dort läuft es teilweise schon seit Langem viel besser als im Bund. Darüber hinaus erwarte ich, Herr Bandt, dass wir die kleinen Lösungen, die wir erarbeitet haben für mehr Biodiversität, besseren Gewässerschutz und weniger Treibhausgase, gemeinsam angehen und abseits der Politik umzusetzen. Da können wir von der Bundesebene wertvolle Hinweise in die Fläche geben.
Braucht es einen institutionellen Rahmen für künftige Gespräche zwischen Bauernverband und Umweltverbänden?
Bandt: Es gibt einerseits solche Formate, etwa den Niedersächsischen Weg, ähnliches haben wir auch in anderen Ländern. Solche Gespräche auf Landesebene müssen fortgeführt und möglicherweise auch intensiviert werden. Da spielt dann auch die Politik eine wichtige Rolle. Andererseits besteht eine Vielzahl von regionalen Kooperationen, etwa bei der Umsetzung von Agrarumweltmaßnahmen. Der BUND hat vorschlagen, zur Unterstützung von solchen Kooperationen zwischen Naturschützern und Landwirten ein eigenes Bundesprogramm aufzulegen. Da gibt es viele erfolgreiche Ansätze, die fortgeführt werden sollten.
Herr Schwarz, braucht der Dialog zwischen Agrar- und Umweltseite einen festen Rahmen?
Schwarz: Ich bin eher dafür, dass wir rangehen und einfach machen. Das ist wichtiger, als eine Organisation zu gründen und ein Büro einzurichten.
Zum Schluss noch mal zurück zur Politik. Was muss die nächste Bundesregierung als erstes anpacken?
Schwarz: Ganz klar, das Borchert-Konzept umsetzen. Daneben würde ich mir wünschen, dass eine neue Bundesregierung die Verbände aus der Zukunftskommission einbindet. Auf diese Weise wäre gewährleistet, dass die Forderungen der ZKL auch so in der Politik ankommen, wie sie gemeint sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit.
Herr Bandt, was erwarten Sie außer der Umsetzung des Borchert-Konzepts?
Bandt: Neben der Transformation der Tierhaltung brauchen wir ein Umbauprogramm für einen umweltfreundlichen Ackerbau mit der klaren Zielrichtung Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Zudem brauchen wir ein Programm, wie wir zu fairen Erzeugerpreisen kommen können. Dazu gibt der Abschlussbericht viele Hinweise.
Vielen Dank für das Gespräch!
Rapsernte: Ruhe bewahren lohnt sich oft
Verlieren Sie nicht die Nerven beim Termin für die Rapsernte. Wir haben gute Bestände stehen. Die Schoten bleiben heute länger frisch und vital, die Platzfestigkeit ist hoch. Warten lohnt sich!
Erst wenn die gesunden Pflanzen länger ausreifen können, etabliert sich der Höchstertrag von Raps bei Korn und Öl. Das heißt, man drischt besser zu spät als zu früh, außer in windgeschüttelten Regionen, weil jeder Tag bis zu 1,5 dt/ha bringen kann und man am Ende 1 % mehr Öl in den Körnern hat.
Die Mächtigkeit des Schotenpakets hat sich von früher zu heute fast verdoppelt. Das untere Schotendrittel wird weniger belichtet und ist dadurch in der Abreife verzögert. Tabelle 1 zeigt die Unterschiede bei der Charakteristik in den Dritteln. Schauen Sie nicht nur nach oben, sondern das gesamte Schotenpaket an und entscheiden Sie dann über den Erntetermin. Gummischoten sind zähe. Schoten, die sich beim Ausreiben von Hand nicht öffnen, werden vom Mähdrescher auch nicht ausgedroschen. Sie wandern klein gehäckselt ins Schwad und fehlen beim Ertrag. Wie sich das auf das Verlustniveau auswirkt, zeigt Tabelle 2.
Keine Panik, wenn oben ein paar Schoten aufplatzen. Zwei bis vier aufgeplatzte Schoten je Pflanze sind 1 bis 2 % Verlust. 1.000 ausgefallene Körner je Quadratmeter bzw. 1.000 gekeimte Pflanzen je Quadratmeter sind etwa 1 % Verlust. Wenn man unsicher ist, hilft ein Probedrusch weiter. Bedeuten 8 % Kornfeuchte bei diesem Probedrusch, dass alles reif ist? Nicht unbedingt, weil nur die reifen Schoten im Dreschwerk aufgeknackt werden, nicht aber die Gummischoten.
Beim Probedrusch von Raps entsteht eine Anschnittfläche, an der man die Abreife von oben bis unten gut betrachten kann. Das Rapsstroh wird gehäckselt, die unausgedroschenen Gummischoten findet man im Schwad nicht. Wer sich mit dem Erntetermin unsicher ist, kann 50 m Raps ins Schwad legen. Anschließend wird es auf unausgedroschene Gummischoten geprüft, und man kann sicherer entscheiden.
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Der Agrarausschuss des Thüringer Landtags bekennt sich zu den Schweinehaltern im Land und empfiehlt der Landesregierung, diese zu unterstützen.
Thüringens Schweinehalter müssen Unterstützung erfahren. So lautet das über alle Parteigrenzen hinweg gefasste einstimmige Votum der Mitglieder im Agrarausschuss des Landtags. Die Abgeordneten hatten am Donnerstag eine elf Punkte umfassende Empfehlung an die Landesregierung verabschiedet. Zuvor hatte sich der Ausschuss in mehreren Sitzungen mit der Situation der Schweinehalter im Land beschäftigt. Auf Initiative der CDU-Landtagsfraktion wurden dazu der Thüringer Bauernverband (TBV) und die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (IGS Thüringen) angehört.
Marcus Malsch, agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, sagte der Bauernzeitung, es sei ein gutes Signal an die Tierhalter, das der Fachausschuss jetzt aussendet. „Meiner Fraktion war es besonders wichtig, die Landesregierung aufzufordern, sich um verlässliche Bedingungen beim Stallumbau für mehr Tierwohl zu kümmern. Und dass sie mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit weiterhin ein realistisches Bild von unserer Landwirtschaft vermittelt.“
Den Empfehlungen nach soll sich die Landesregierung beim Bund u. a. für konsistente Rechtsvorschriften einsetzen. Und zwar zur Umsetzung der Empfehlungen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung; für Regelungen für tiergerechte Um- und Neubaulösungen; für bau- und genehmigungsrechtliche Erleichterungen für Bestandsanlagen beim Umbau zu Tierwohlställen. Hinwirken soll die Regierung auf ein Anheben des Investitionsfördersatzes. Gebeten wird sie, investierenden Betrieben eine Tierwohlprämie zu zahlen, die die laufenden Mehrkosten ausgleicht.
Geprüft werden soll die Einführung eines Landesprogrammes zur Förderung mittelständischer regionaler Schlachtbetriebe. Einer Vereinfachung bedarf es beim landkreisübergreifenden Einsatz von zugelassenen mobilen Schlachtstätten. Einsetzen soll sich die Thüringer Regierung dafür, dass der Betrieb einer mobilen Schlachtstätte unabhängig von einer stationären Schlachtstätte erfolgen kann. Gefordert wird darüber hinaus eine landesweite, kreisübergreifende Vorschrift zur Genehmigung des Kugelschusses auf der Weide.
Um das Einschleppen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nach Thüringen zu verhindern, seien alle Maßnahmen auszuschöpfen. Dies verbindet der Agrarausschuss im Erfurter Parlament mit der Höhe der Aufwandspauschale für erlegtes Schwarzwild.
Ihren Empfehlungen voran bekannten sich die Ausschussmitglieder zu einer flächendeckenden Landwirtschaft in Thüringen. Als vieharme Region sollte geprüft werden, ob ein Maßnahmenplan zur Entwicklung des Tierbestandes notwendig ist.
Auch wenn die Empfehlungen für die Landesregierung keinen verbindlichen Charakter besitzen, werden sie Fachpolitiker Malsch zufolge Wirkung entfalten. Nicht zuletzt deshalb, weil sich der Agrarausschuss regelmäßig unterrichten lassen werde, ob und wie die Aufgaben erfüllt werden. fh
Das wünschen sich Thüringer Schweinehalter. Aber in diesen Zeiten lastet enormer Druck auf den Betrieben. Ihre Situation und die Herausforderungen beschrieben sie den Abgeordneten im Agrarausschuss des Landtags. mehr
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