Neue Tierschutz-Transportverordnung stoppen!

Aus Niedersachsen und Bayern kommt scharfe Kritik an der verschärften Tierschutz-Transportverordnung. Sie wurde Ende Juni im Bundesrat beschlossen und hat viele Tierhalter überrascht.

Von Frank Hartmann

Die Verschärfung der Tierschutz-Transportverordnung, von der viele Landwirte und Verbände überrascht wurden, provoziert Kritik. Vor zwei Wochen stimmte im Bundesrat eine Mehrheit der Bundesländer dafür, dass Kälber künftig erst nach 28 Tagen statt wie bisher ab dem 14 Lebenstag transportiert werden dürfen. 
Weil die Tierhalter in vielen Fällen investieren müssen, soll die neue Regel erst in einem Jahr in Kraft treten. Betriebe fürchten nicht nur höhere Investitions- oder Futterkosten. Sie rechnen damit, dass sie auf den zusätzlichen Kosten bei ohnehin schwachen Kälberpreisen sitzen bleiben. 

Landvolk Niedersachsen „in höchstem Maße enttäuscht“

Eingebracht worden war die fachlich umstrittene Verschärfung vom Land Niedersachsen, das damit offenbar Forderungen der Bundestierärztekammer aufgriff. Neben Niedersachsen stimmten für die Änderung (Empfehlung, Ziffer 10) Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, das  Saarland und Schleswig-Holstein. Zusammen kommen die Länder auf 38 von 69 Bundesratsstimmen. Das Landvolk Niedersachsen äußerte sich in einem Schreiben an Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast „in höchstem Maße enttäuscht“ über das Vorgehen in Hannover.

Und nicht nur das: Auch sehen sich die niedersächsischen Landwirte „massiv getäuscht“, arbeite man doch seit vielen Jahren in Fragen des Tierschutzes in der Nutztierhaltung eng zusammen. Neben Kostennachteilen kritisiert der Verband, dass die Regelung nur für den innerdeutschen Viehverkehr gilt. Rinderexporte seien demnach ausgenommen, was zu Wettbewerbsverzerrungen führe. Otte-Kinast wurde aufgefordert, sich mit dem Bundesagrarministerium darauf zu verständigen, die Änderung nicht zu verkünden. Alternativ sollte Niedersachsen in der nächsten Bundesratssitzung die Initiative für eine Rücknahme der 28-Tage-Regel ergreifen.

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Landvolk Niedersachsen-Vizepräsident Manfred Tannen bezieht zum Beschluss des Bundesrates aus Sicht der Praktiker Stellung.

Auch bayern kritisieren neue Tierschutz-Transportverordnung

Auch aus Bayern, mit 1,1 Mio. Milchkühen vor Niedersachsen (810.000 Milchkühe) die bundesweite Nummer eins der Milchviehhaltung, kam scharfe Kritik. Der Bayerische Bauernverband (BBV) warf dem Verbraucherschutzministerium in München vor, sich für die Regelung starkgemacht zu haben. In der Folge trug der Freistaat zu diesem Bundesratsbeschluss bei. Vor allem Milchviehbetriebe mit Kühen der Rassen Schwarzbunt und Braunvieh würden vor enorme Herausforderungen gestellt. Zusätzlichen Platz für die längere Verweildauer der Kälber zu schaffen, sei nicht ohne Weiteres auf jedem Betrieb machbar. Und die zusätzlichen Kosten hätten erneut allein die Betriebe zu tragen.

Hinzu komme, dass eine viel zu kurze Übergangsfrist festgelegt worden sei. Weiter hieß es aus München, dass sich der Bauernverband in den letzten Monaten intensiv in die Diskussion zur Änderung der Tierschutz-Transportverordnung  mit eingebracht habe. Das Thema Mindestalter von Kälbern für den Transport sei allerdings kurzfristig aufgenommen und ohne Verbändeanhörung entschieden worden. Der Bayerische Bauernverband fordert daher von Bundesministerin Julia Klöckner, die Verordnungsänderung zu stoppen. 

Thüringer Bauernverband warnte frühzeitig

Der Thüringer Bauernverband (TBV) war bereits Mitte April gewarnt. In einer initiativ ausgesandten Stellungnahme, die u. a. die Landestierärztekammer Thüringen erreichte, warnte der TBV vor den geplanten Änderungen.  

Hinweis: Ausführlich berichtet die Bauernzeitung über das Thema kommende Woche in der Ausgabe 28.  

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Holztransport mit der Bahn: Flexibel mit Timberports

Viele Jahre ist der Anteil des auf der Schiene transportierten Holzes gesunken. Mit einem verbesserten logistischen Ansatz will die Bahn nun wieder attraktiver werden – mit sogenannten Timberports, Umschlagzentren für Holz.

Von Jörg Möbius

Holz nicht nur umladen, sondern mit Lagermöglichkeiten Rundholz aus den umliegenden Wäldern sammeln und dann auf einen Schlag verladen und zum Sägewerk abfahren – damit möchte die Deutsche Bahn wieder mehr Holz auf der Schiene transportieren. Timberport nennt die Bahn solche Umschlagzentren. Vier wurden in den letzten drei Jahren gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten aufgebaut, die die Ports auch betreiben. Der fünfte momentan existierende Timberport in Rheinland-Pfalz dient auch dazu, Schnittholz vom Sägewerk kommend abzuladen, zu lagern und dann per Lkw zum Kunden in der Nähe zu bringen. Das lastet die Waggons sinnvoll aus. Ein Partner der DB Cargo Logistics sorgt für Umschlag und Lagerung auf dem Timberport. Auch kümmert er sich um die Ladungssicherung. Beim direkten Beladen vom Lkw auf den Bahnwaggon müssen das die Lkw-Fahrer erledigen.

Konflikte entschärfen

Holztransport per Bahn, daneben Holz auf einem Lkw
Einfache Ausbaustufe eines Timberports: Ein Gleis mit 300 bis 400 m Länge und Lagermöglichkeit daneben. (c) DB Cargo Logistics

Mit der Lagermöglichkeit können größere Mengen Holz für den Abtransport gesammelt werden. Das entschärft Konflikte, die bei der Just-in-Time-Verladung immer wieder entstehen können Auch wird damit kleineren Kunden der Zugang zur Schiene erleichtert. Mit den Timberports wurden Logistikstandorte geschaffen, an denen Rohholz aus einer Region gebündelt, zwischengelagert und dann abtransportiert werden kann. Der Antransport mit dem Lkw soll dabei möglichst kurzgehalten werden, was neben Effizienzgesichtspunkten auch der Umwelt zugutekommt. Denn der Transport auf der Schiene spart 80 % CO2 gegenüber dem Lkw. Anders gerechnet: Ein Güterzug mit 20 Waggons ersetzt 52 Lastzüge voll Holz.

Schnittholz auf einem Stapler
Effizient: Vom Sägewerk kommt Schnittholz, dann gehen die Waggons mit Rundholz wieder zurück. (c) DB Cargo Logistics

Durch die Entkopplung von Straße und Schiene entzerren Timberports nicht nur die Logistikprozesse, sondern erhöhen auch die Flexibilität und Effizienz der an der Rohholzversorgungskette beteiligten Partner. Lkw sind nicht mehr im Fernverkehr gebunden, können jederzeit anliefern und sind nach kurzem Aufenthalt wieder zurück auf dem Weg in den Wald, um Nachschub zu holen. Auch forstwirtschaftliche Dienstleister werden dadurch entlastet, Lkw-Fahrer sind bekanntlich knapp. Vorteil für die Bahn: die Waggons können schnell mit dem bereitliegenden Holz beladen werden und dann wieder auf die Reise gehen. Nur mit rollenden Waggons wird auch Geld verdient. Damit die Logistik klappt, ist es sinnvoll, dass alle Partner in der Transportkette digital vernetzt sind. Dazu gibt es ein gefördertes Projekt von DB Cargo Logistics, den Bayerischen Staatsforsten und der Professur für Forstliche Verfahrenstechnik an der Universität Freiburg.

Holztransport mit der Bahn: Weitere Pläne für Timberports

Neue Timberports sind in Planung, konkret ist ein Projekt in Niedersachsen. Einige der rund 190 Holzverladebahnhöfe in Deutschland könnten mit dem Konzept der flexiblen Zwischenlagerung dazu beitragen, dass mehr Holz auf die Schiene kommt.

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„Potz, Blitz, Donnerwetter“: Unverhofftes Kälber-Trio

Die Fleckviehkuh „Christina“ vom Beerfelder Hof in Brandenburg hat am letzten Juniwochenende Drillingskälber zur Welt gebracht. Damit hatte Landwirt Johann Gerdes nicht gerechnet – und wählte passende Namen für die drei Kälber aus.

Von Heike Mildner

Auf dem Beerfelder Hof in Ostbrandenburg kamen am letzten Juniwochenende Drillingskälber zur Welt. Nicht alle 35 Mutterkühe auf dem Biohof haben Namen. Die drei Kälber schon: Mit „Potz“, „Blitz“ und „Donnerwetter“ gab Landwirt Johann Gerdes seinem Erstaunen über das unverhoffte Mehrfach-Mutter-Glück seiner Fleckviehkuh Christina Ausdruck.

Denn damit hatte Gerdes, der den Hof erst übernommen hat, nicht gerechnet: Als er auf die Weide kam, um „Potz“ Ohrmarken einzuziehen, fand er „Blitz“, suchte „Potz“ und fand „Donnerwetter“. Christina war das alles zu viel. Gerdes brachte die vier im Stall unter, die Drillinge gedeihen nun prächtig. Vater ist ein Gelbvieh-Bulle vom Biohof Apfeltraum aus der Nachbarschaft.

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Video (c) Heike Mildner

Werden rote Gebiete wieder aufgemacht?

Die EU-Kommission gibt sich mit den Länderregelungen zur Düngeverordnung nicht zufrieden. Nun verlangt sie von Deutschland Erklärungen.

Aus Brüssel droht Ungemach: Wie die Bauernzeitung erfuhr, hegt die EU-Umweltkommission Zweifel, dass die erfolgte Ausweisung der Nitrat- und Phosphatgebiete zielführend ist. Am Dienstag trafen sich die zuständigen Staatssekretäre der Länder, um die Situation zu analysieren.

Zweifel am Modell 

Seit Februar prüfen die Brüsseler Beamten die einzelnen Länderverordnungen. Den der Bauernzeitung vorliegenden Informationen nach, zweifelt man in der Generaldirektion Umwelt  die in der „Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Ausweisung von mit Nitrat belasteten und eutrophierten Gebieten“ (AVV) festgelegte Methodik „erheblich“ an. Zudem würden Bedenken bezüglich der darin formulierten Ausnahmen geäußert. Nach Brüsseler Lesart fielen in der Folge viele als mit Nitrat belastet geltende Gebiete aus den Kulissen heraus.

Phosphat-Kulisse fehlt

Auch die Ausweisung der Phosphat-Überschussgebiete soll die die EU-Umweltkommission nicht überzeugen. Dabei geht es in erster Linie um jene Länder, die keine Phosphatkulissen bestimmt und stattdessen „nur“ Abstandsregeln zu belasteten Gewässern erlassen haben. In Ostdeutschland betrifft dies Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen.

Ausweisung der roten Gebiete überprüfen

Unklar ist bislang, ob es sich „lediglich“ um ein Verständigungsproblem handelt oder Brüssel grundsätzlich an den AVV-Regelungen zweifelt. Wie es hieß, werde Deutschland unmissverständlich aufgefordert, die Ausweisung der roten Gebiete zu überprüfen. Brüssel erwarte „fundierte“ Begründungen für jene Flächen, die als belastet gelten, sich aber nicht im roten Gebiet befinden.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) bestätigte am Dienstagnachmittag den Vorgang. Nach seinen Angaben zielt die Kritik der EU-Kommission darauf, zum einen die Ausweisung der mit Nitrat und durch Phosphat belasteten Gebiete zu überprüfen und zum anderen fundierte Begründungen für die Fälle vorzulegen, in denen belastete Überwachungsstellen außerhalb der ausgewiesenen Gebiete liegen.

Hat Brüssel die Binnendiffernzierung nicht verstanden?


Laut BMEL betreffen die geäußerten Bedenken „sehr technische Vorgänge“. Daher sei ein intensiver Austausch mit der Kommission erforderlich. Man werde gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium der EU-Kommission vorschlagen, zeitnah die Kritikpunkte zu erörtern, und auch Ländervertreter an diesen Gesprächen beteiligen. Nach Informationen der Bauernzeitung geht es bei den „sehr technischen Vorgängen“ vor allem um die Frage, warum nicht jede rote Messstelle mit einem roten Gebiet versehen worden ist. Das ließe darauf schließen, dass es den Vertretern der Bundesregierung in Brüssel noch immer nicht gelungen ist, die Prinzipien der Modellierung und der Binnendifferenzierung hinreichend verständlich zu machen.

Dessen ungeachtet macht das BMEL die Länder für die neuerlichen Nachfragen verantwortlich. In seiner Pressemitteilung verweist es darauf, dass sie für die Ausweisung der nitratbelasteten und durch Phosphat eutrophierten Gebiete zuständig gewesen seien. Sie hätten auf der Grundlage der Verwaltungsvorschrift zur Gebietsausweisung (AVV) die bundeseinheitliche und verursachergerechte Ausweisung der belasteten Gebiete sicherzustellen gehabt.

Thüringen wirft Klöckner schlechten Stil vor

Prof. Benjamin-Immanuel Hoff
Prof. Benjamin-Immanuel Hoff (c) Thüringer Staatskanzlei

Thüringens Agrarminister Benjamin-Immanuel Hoff wies den Vorwurf umgehend zurück. „Ich befürchte, Ministerin Klöckner hat vergessen, dass die Bundesrepublik ein föderaler Bundesstaat ist. Für die Verhandlungen mit der EU ist das BMEL zuständig. Wenn sie keine Lust mehr hat, Landwirtschaftspolitik im Sinne und Interesse der Landwirtinnen und Landwirte zu machen, kann sie hierzu nach dem 26. September eine Entscheidung treffen“, sagte der Linken-Politiker der Bauernzeitung. Bis dahin könne sie sich als Bundagrarministerin jedoch nicht aus der Verantwortung stehlen und muss gemeinsam mit den Ländern nach Lösungen suchen und diese gegenüber der EU vertreten.

Hoff erinnerte daran, „dass erst durch die zögerliche Haltung des Bundes der Prozess zur Novellierung der DüngeVO so lange verschleppt worden ist“. Erst die drohende Strafe der EU im Vertragsverletzungsverfahrens wegen mangelnder Umsetzung der Nitratrichtlinie habe dazu geführt, dass der Bund richtig aktiv wurde. Die Länder mussten dann unter erheblichen Zeitdruck die Verwaltungsvorschrift umsetzen und ihre Ausweisung der mit Nitrat und durch Phosphat belasteten Gebiete überprüfen und anpassen. Nun den Ländern die Verantwortung zuzuschieben, sei kein guter politischer Stil.

Niedersachsen „überrascht“ von der EU-Reaktion

Barbara Otte-Kinast
Barbara Otte-Kinast (c) Tim Jaworr

Dass nach Lesart der EU-Kommission 80 % der Überwachungsstellen mit mehr als 50 mg Nitrat je Liter außerhalb der ausgewiesenen roten Gebiete liegen, habe sie überrascht, sagte die niedersächsische Landwirtschaftsministerin, Barbara Otte-Kinast. Sie berichtete am Mittwochmorgen dem Landtag in Hannover über die neue Entwicklung. „Die Sichtweise der Kommission befindet sich in einem auffälligen Widerspruch zu der Einschätzung des Umweltbundesamtes“, teilte sie den Abgeordneten mit. Das Bundesamt habe auf Wunsch der Bundesregierung das Vorgehen der Länder einer kritischen Überprüfung unterzogen und für rechtskonform erachtet.

Während der Videokonferenz der Länder-Staatssekretäre am Dienstag sei die Vermutung geäußert worden, Kommission und Bundesländer gingen möglicherweise von unterschiedlichen Messstellennetzen aus, informierte die CDU-Politikerin weiter. Auch scheine es so, dass die Kommission im Wald oder an Wegesrändern liegende Messstellen als außerhalb der roten Gebiete liegend gewertet habe. Schließlich könnten zum Teil auch unterschiedliche Betrachtungszeitpunkte gewählt worden zu sein. Niedersachsen gehe selbstbewusst in die Gespräche mit der Kommission, so die Ministerin. Es habe seine Gebietsausweisungen fachlich fundiert vorgenommen und eutrophierten Gebiete bereits 2019 mit der Landesverordnung ausgewiesen.

(zuletzt aktualisiert 07/07/2021, 10:30 Uhr) red

Wir halten Sie an dieser Stelle fortlaufend über die aktuellen Entwicklungen auf dem neuesten Stand.


Drei-Landwirte-neben-einer-Nitratmessstelle-in-Brandenburg

Rote Gebiete: Brandenburger Biolandwirte reden Klartext

Seit 20 oder 30 Jahren Biolandwirte und trotzdem zu hohe Nitratwerte? An der Bewirtschaftung kann das nicht liegen, machen Henrik Wendorff und Frank Prochnow anhand ihrer Betriebe deutlich. mehr


Landwirte rufen Gericht an (Symbolbild)

Sind rote Gebiete rechtskonform?

Mehr als 200 Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern hegen daran ernsthafte Zweifel. Vertreten durch zwei Anwaltskanzleien haben sie jetzt zwölf Normenkontrollanträge beim Oberverwaltungsgericht in Greifswald eingereicht. mehr

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Green Deal: Weder einfach noch preiswert

Er gilt als der Masterplan der Europäischen Union für den Klima- und Umweltschutz: der Green Deal. Und dieser verlangt Landwirten eine Menge ab, wie Studien zeigen.

Sicherlich: Längst nicht in allen Regionen der Welt wird derzeit ein gesellschaftlicher Konsens über den notwendigen Klimaschutz gesucht. Aber selbst im entfernten Neuseeland, für viele Europäer Sehnsuchtsort und Naturparadies zugleich, hält man Klimaschutzmaßnahmen für notwendig.

Neuseeland baut Tierbestände ab

Gerade erst hat die unabhängige Klimakommission des Landes ihren Abschlussbericht veröffentlicht. Sie schlägt teilweise einschneidende Maßnahmen für Industrie, Energiewirtschaft und Verkehr vor, die sich von hierzulande diskutierten kaum unterscheiden. Für die Landwirtschaft lautet eine Idee, die Viehbestände bis 2030 im Vergleich zu 2018 um rund 14 % abzubauen, um die biogenen Methanemissionen bis dahin um ein Zehntel zu senken. Die Milch- und Fleischerzeugung, prognostiziert die neuseeländische Kommission, werde durch Produktivitätsfortschritte jedoch sehr viel weniger abnehmen und ihr Niveau weitgehend beibehalten. Einige Betriebe könnten die Tierhaltung auch zugunsten des Gartenbaus aufgeben. Zuchtfortschritte vesprechen Schafe und Kühe, die weniger Methan ausstoßen.

Mineralische Stickstoffdünger sollen in den Emissionshandel integriert und bepreist werden. Für die Emissionen der Viehhaltung und des Primärsektors insgesamt ist bereits ein eigenes System des Emissionshandels vorgesehen.

Die neuseeländischen Landwirte sind alles andere als begeistert. Der Chef des ntionalen Bauernverbandes, Andrew Hoggard, hofft, dass der bis Ende des Jahres fällige Maßnahmenplan der Regierung „uns gemeinsam weiterbringen kann, ohne die Landwirte überhart zu belasten“. Die europäischen Landwirte stehen ähnlichen Herausforderungen gegenüber – potenziert in Deutschland noch mit dem geforderten Umbau hin zu einer „gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“. Die Maßstäbe setzt die Europäischen Union mit ihrem geplanten Green Deal. Und der wird weder einfach noch preiswert und braucht neue Instrumente, um dieWettbewerbsfähigkeit und die Wertschöpfung in der Landwirtschaft zu erhalten. Das ist beim diesjährigen Online-Symposium der EdmundRehwinkel-Stiftung der Landwirtschaftlichen Rentenbank deutlich geworden.

Anfang Juni wurden mehrere von der Stiftung geförderte Studien vorgestellt, die die Auswirkungen des Green Deal auf die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft beleuchten. Der Vorsitzende des Stiftungs-Vorstands, Dr. Horst Reinhardt, machte anlässlich des Symposiums deutlich, dass angesichts der großen Herausforderungen beim Klima- und Umweltschutz gehandelt werden müsse, in der Landwirtschaft wie auch in allen Unternehmens- und Lebensbereichen. Und die Landwirtschaft handele bereits, denn für sie gehe es um den Erhalt ihrer Produktionsgrundlagen und damit verbunden um die langfristige Sicherung der Lebensmittelversorgung. „Die Landwirtschaft ist Betroffene der Klimaveränderungen. Sie ist aber zugleich ein wesentlicher Baustein in der neuen Klimapolitik“, betonte Reinhardt.

Green Deal der Europäischen Union: Mit dem Green Deal will die Europäische Union Maßnahmen auf den Weg bringen, um Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Ursprünglich vorgesehen war, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um mindestens 40 % (gegenüber 1990) zu reduzieren. Nach zähen Verhandlungen einigten sich vor Kurzem Kommission, Parlament und Mitgliedsstaaten auf eine Quote von 55 %. Die EU-Abgeordneten hatten 60 % gefordert.

Die vor einem Jahr veröffentlichten Vorschläge für eine Biodiversitätsstrategie und die Strategie „Farm-to-Fork“ versteht die EU-Kommission als Teile dieses Green Deal. Beide Strategien beziehen sich aufeinander und haben insbesondere die Landwirtschaft und die Lebensmittelerzeugung im Blick. Die Vorstellungen reichen dabei unter anderem von einer massiven Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, dem Ausbau des Ökolandbaus oder der Ausweitung von Schutzgebieten. Die Farm-to-Fork-Strategie bezeichnet die Kommission als Kernstück des Green Deal. Instrumente dazu sollen sich bereits in der neuen GAP-Periode wiederfinden. fh

Eine um zehn Prozent geringere Produktion

Prof. Rainer Kühl (Uni Gießen)
Prof. Rainer Kühl (c) Uni Gießen

Die Realisierung des Green Deal in Deutschland wird nicht ohne erhebliche ökonomische Folgen für die Landwirtschaft gelingen. Laut einer Studie von Wissenschaftlern um Prof. Rainer Kühl von der Universität Gießen ist davon auszugehen, dass die vollständige Umsetzung der zum Green Deal gehörenden Farm-to-Fork-Strategie und der Biodiversitätsstrategie zu einer Einschränkung der konventionellen pflanzlichen Agrarproduktion um etwa 10 % führen würde. Der Grund für den Produktionseinbruch seien die geplante Ausweitung der ökologisch bewirtschafteten Anbauflächen auf einen Anteil von 25 % und die vorgesehene Reduzierung des Dünger- und Pflanzenschutzeinsatzes, erläuterte Kühl bei der Vorstellung der Studie.

Der Deckungsbeitrag im konventionellen Ackerbau werde unter dieser Voraussetzung bei konstanten Preisen über alle Kulturen hinweg voraussichtlich um rund 40 €/ha sinken. Zudem rechnen die Gießener Agrarökonomen mit einem zusätzlichen Investitionsbedarf von 3,1 Mrd. €, der zur Effizienzsteigerung im Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz fällig würde. Kühl gibt darüber hinaus zu bedenken, dass mit dem Rückgang der konventionellen Produktion ein steigender Importbedarf verbunden sein könnte. Dies berge die Gefahr direkter und indirekter Landnutzungsänderungen und damit den möglichen „Export von Umweltproblemen“.

Auch am Markt für Bioprodukte seien Auswirkungen durch das steigende Angebot zu erwarten, erklärte der Gießener Wissenschaftler. Diese könnten von wirtschaftlich erfreulichen Skaleneffekten in der Wertschöpfungskette bis hin zu einem Preisdruck durch Überangebote reichen. Nach Einschätzung von Kühl stellt sich deshalb die Frage, wie die zu erwartenden Lasten des Green Deal am Agrarmarkt beziehungsweise in der Warenkette verteilt werden können.

Denkbar seien entweder Importbarrieren zum Schutz des EU-Marktes vor Waren mit niedrigeren Umweltstandards oder eine finanzielle Kompensation der Landwirte für ihre höheren Kosten. Während Einfuhrzölle oder andere Handelsbarrieren erfahrungsgemäß über höhere Nahrungsmittelpreise die Verbraucher belasteten, müsse die finanzielle Entschädigung der höheren Produktionskosten über einen entsprechend angepassten Agrarhaushalt und damit letztlich über Steuern erfolgen, so der Agrarökonom

Uwe Latacz-Lohmann
Prof. Uwe Latacz-Lohmann (c) privat

Bei der Umsetzung des Green Deal setzt das derzeit dafür vorgesehene Budget enge Grenzen für die Honorierung von Eco-Schemes. Laut der Studie eines Forscherteams um Prof. Uwe Latacz-Lohmann von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ist es grundsätzlich möglich, die Green Deal-Ziele über freiwillige Maßnahmen, verbunden mit Kompensationszahlungen anzusteuern. In einer Umfrage für seine Untersuchung zeigte sich nach Angaben von Latacz-Lohmann eine hohe Bereitschaft der Landwirte zur Einführung von Eco-Schemes wie Grünbrachen, vielfältige Ackerkulturen, Altgrasstreifen oder die Verringerung des Mineraldüngereinsatzes. Dabei sei etwa jeder zweite Teilnehmer damit einverstanden gewesen, dass 20 % bis 30 % der Ersten Säule-Gelder für diesen Zweck bereitgestellt würden.

Für das Eco-Scheme „Grünbrache“ errechneten die Forscher aus den Angaben der an der Umfrage beteiligten Landwirte beispielsweise eine mittlere notwendige Kompensationszahlung für 7 % der deutschen Ackerfläche von 733 €/ha. Für die Senkung des Düngereinsatzes um ein Fünftel auf 60 % aller Flächen wäre eine Kompensation von 315 €/ha erforderlich. Je nach regionaler Flächenverfügbarkeit gingen die vorausgesetzten Förderhöhen aber deutlich auseinander.

Wie Latacz-Lohmann darüber hinaus feststellte, wären bei einer vollständigen Umsetzung des Green-DealZiels für einen Bracheanteil von bundesweit 10 % insgesamt rund 820 Mio. €, für die Reduzierung des Düngereinsatzes auf 60 % der Fläche etwa 3,2 Mrd. € und für breitere Fruchtfolgen auf der Hälfte der deutschen Ackerfläche 1,0 Mrd. € an staatlichen Beihilfen erforderlich. Verfügbar zur Finanzierung der Eco-Schemes seien absehbar aber nur etwa 1,1 Mrd. €/ Jahr, gab der Kieler Agrarökonom zu bedenken.

Deshalb seien mit dem derzeitigen Agrarhaushalt nicht mehrere Ziele des Green Deal finanzierbar. Für deren Erreichung hält Latacz-Lohmann daher flankierende Maßnahmen wie die Agrarumweltprogramme im Rahmen der Zweiten Säule für erforderlich, schließt aber auch ordnungsrechtliche Vorgaben nicht aus. AgE/red

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Senioren auf dem Bauernhof – ein Pflegedienst der anderen Art

Steffen Eck führt im südthüringischen Floh-Seligenthal ein Pflegedienstunternehmen mit rund 200 Mitarbeitern. Zudem ist er Nebenerwerbslandwirt und betreibt einen Archehof. Was wie völlig verschiedene berufliche Welten anmutet – verbindet er sehr erfolgreich miteinander.

Von Birgitt Schunk

Der Bürokram bleibt jetzt erst mal für eine halbe Stunde liegen. Matthias Vester ist in sein Nachtwächterkostümgeschlüpft. Draußen im Garten will er die Senioren der Tagespflege überraschen. Und schon ist auch er im Grünen, plaudert mit ihnen über längst vergangene Zeiten und gibt manch eine Episode zum Besten. Alles schön verständlich für die betagten Frauen und Männer. Sie kommen wochentags am Morgen hierher, werden betreut und am Nachmittag wieder nach Hause gebracht. „Corona hat sie verändert“, sagt Steffen Eck, der Leiter der Einrichtung aus dem südthüringischen Floh-Seligenthal.

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Pflegedienst und Bauernhof Eck: Steffen Eck mit Eselnachwuchs.
Steffen Eck mit Eselnachwuchs. (c) Birgitt Schunk

Ein halbes Jahr musste wegen der Pandemie zuletzt auch seine Tagespflege schließen. „Die Kontakte untereinander haben gefehlt, das hat seine Spuren hinterlassen. Manche der Senioren sind mehr in sich gekehrt als vorher, nicht mehr so aktiv und teilweise auch depressiv.“ Ein ganzes Stück Arbeit also, um ihnen wieder ein wenig Lebensfreude zu geben. Anfang Juni, als die Tagespflege starten durfte, hatte Eck zur Begrüßung für die Senioren sogar Alphornbläser bestellt. Das hat gut getan. Heute nun lauschen sie den Nachtwächter-Geschichten, die der Mitarbeiter seines Büros erzählt.

Erinnerungen wecken

Pflegedienst Eck: Steffen Eck hat immer ein offenes Ohr für die Senioren.
Steffen Eck hat immer ein offenes Ohr für die Senioren. (c) Birgitt Schunk

Er kann das gut, denn er ist ehrenamtlich in Schmalkalden als Stadtführer auf Achse. Und während alle zuhören, ist mittendrin im Gras allerhand Federvieh unterwegs, das pickt, scharrt und gackert. „Wie früher bei uns zu Hause, wir hatten auch Hühner“, sagt eine Dame. Eck weiß, dass die Tiere Erinnerungen wecken und Balsam für die Seele sind. Das war auch der Grund, weshalb der Sozialtherapeut sich vor 20 Jahren Thüringer Wald Ziegen für einen Streichelzoo anschaffte. „Viele der älteren Menschen, die wir betreuen, hatten früher selbst Landwirtschaft, haben teilweise die Ziegen noch gemolken.“ Federvieh hatte er ohnehin schon, denn seit über 40 Jahren züchtet Eck Rassegeflügel. Und so reifte der Gedanke, das ländliche Leben noch mehr zu beleben und ein Stückchen davon in den Alltag im Pflegebereich einzubauen. „Wenn die Kinder die Oma besuchen, ist es wie auf einem Bauernhof.“ Esel, Rinder, Schafe, Pferde und Schweine kamen hinzu. Später liebäugelte er dann auch noch mit einem Wildgatter, machte sogar seinen Sachkunde-Schein. „Doch die Genehmigungen hätte ich nur als Landwirt bekommen“, sagt er. Und so meldete der Chef der Pflegedienst Eck GmbH 2013 seine Nebenerwerbslandwirtschaft an, um Flächen kaufen bzw. pachten zu können und natürlich seine Viehhaltung auszubauen.

Aus einem ehemaligen Hotel wurde das „Haus am Rennsteig“, das betreutes Wohnen anbietet und zum Unternehmen von Steffen Eck gehört.
Aus einem ehemaligen Hotel wurde das „Haus am Rennsteig“, das betreutes Wohnen anbietet und zum Pflegedienst Eck gehört. (c) Birgitt Schunk

Zwei Jahre später kaufte er der ortsansässigen Agrargenossenschaft einen alten Stall ab und ließ alles grundhaft sanieren. Inzwischen freuen sich die Senioren, die noch zu Fuß unterwegs sind, wenn sie die Sikahirsche füttern und die Esel streicheln können. Neben den Tagespflegeeinrichtungen betreibt das Unternehmen aus Floh-Seligenthal auch zwei Häuser für betreutes Wohnen sowie zwei ambulante Pflegedienste und eine Wohngemeinschaft. Alles in allem stehen so im Unternehmensverbund rund 200 Frauen und Männer in Lohn und Brot. Es sind Mitarbeiter, keine Angestellten – weil sie mitarbeiten und nicht einfach nur ihren Job machen“, sagt Eck.

Heimisches genießen

Der ehemalige Stall der Agrargenossenschaft in Struth-Helmershof wurde saniert
Der ehemalige Stall der Agrargenossenschaft in Struth-Helmershof wurde saniert. (c) Birgitt Schunk

Mit dem Ausbau der Viehhaltung stand irgendwann auch die Frage der Vermarktung seiner Nutztiere an. Da lag es nahe, Fleisch von Schwein, Rind, Wild und Geflügel selbst zu nutzen für das Mittagessen der Senioren. Inzwischen werden nicht nur für sie warme Mahlzeiten gekocht, sondern auch für Leute im Dorf oder für Betriebe. Zwischen 200 bis 300 Portionen verlassen täglich die Küche, die ebenso zum Unternehmen gehört. Weil man hier aber an Grenzen stößt, ist eine neue Großküche geplant. Und Eck weiß auch schon wo. Im März hat er die gut gehende Fleischerei Frank in Struth-Helmershof übernommen. „Der dortige Altmeister wollte sich zurückziehen. Die jungen Leute waren zwar bereit, weiterzumachen, aber das wollten sie gerne mit einem Partner an der Seite tun, um alles gemeinsam stemmen zu können“, erzählt er.

Schließlich besitzt die Fleischerei, die in vierter Generation geführt wird, auch eine Schlachtung mit EU-Standard. Nur 300 Metersind es von der landwirtschaftlichen Stallanlage bis hierher – kürzer könnten die Transportwegewohl nicht sein. „Die Tiere sind unaufgeregt und haben keinen Stress“, sagt der Nebenerwerbslandwirt. In der Fleischerei wird geschlachtet, zerlegt und verarbeitet– die Küche gibt an, welche Teile sie wann von Rind, Schwein und auch Wild benötigt. „Die Fonds für Suppen und Soßen kommen nicht aus Tüten oder Dosen, das wird alles selbstgemacht.“ Auf diese Weise werden die Schlachttiere komplett verwertet. Zum Frühstück oder Abendbrot im betreuten Wohnen kommt ebenso Wurst aus der eigenen Metzgerei auf den Teller.

In der Fleischerei in Struth-Helmershof, die von Fleischermeister Mattias Frank (mit Kappe) in vierter Generation geführt wird, werden Wurst- und Fleischprodukte aus eigener Tierhaltung und -schlachtung angeboten. Im März hat Steffen Eck die Traditionsmetzgerei übernommen.
In der Fleischerei in Struth-Helmershof, die von Fleischermeister Mattias Frank (mit Kappe) in vierter Generation geführt wird, werden Wurst- und Fleischprodukte aus eigener Tierhaltung und -schlachtung angeboten. Im März hat Steffen Eck die Traditionsmetzgerei übernommen. (c) Birgitt Schunk

Eck hat eine Vision: „Die Metzgereisoll autark werden – Handwerk und Qualität wollen wir dabei hochhalten.“ Noch wird natürlich zugekauft, denn das Auf kommen aus dem Nebenerwerbsbetrieb deckt nicht alles ab, was für die warmen Mahlzeiten benötigt wird oder gar über die Fleisch und Wursttheke geht. Doch die regionale Tierhaltung kommt an, die Kunden sind bereit, für frisch gekochtes Essen mit heimischen Zutaten auch etwas mehr auf den Tisch zu legen. Beteiligt hat man sich sogar schon an einem Forschungsprogramm der Uni Leipzig zur gesunden Ernährung. Und weil es dorthin gute, persönliche Kontakte gibt, wurde in der Schlachtung sogar ein Lehrvideo gedreht.

Seine Schweinehaltung will Eck noch ausbauen. Die Tiere stehen auf Stroh und haben alle noch ihre Ringelschwänze. Probleme mit Schwanzbeißen kennt er nicht. Neben den Futterfertigmischungen mit Eiweiß, Mineralstoffen und gequetschter Gerste wird im Sommer Gras gefüttert, im Wintergibt es Rüben. Das Wasser wird separat angeboten. „Die Schweine wollen Abwechslung haben und beschäftigt sein.“ Ab und an darf es auch mal eine kleine Fichte zum Knabbern sein. Auf seine Sattelschweine hält er große Stücke – vor allem, weil sie bei hoher Fruchtbarkeit auch noch gute Mütter sind. „Sie bauen Nester für die Ferkel.“ Die Sterblichkeit ist sehr gering. Relativ hoch ist allerdings der Fettanteil, deswegen kreuzt Eck mit Duroc oder Pietrain-Schweinen, um den Anteil an Muskelmasse zu erhöhen. „Hier sind wir noch am Experimentieren“, sagt er. So wie früher auf den Höfen werden die Tiere länger gehalten. „Die alten Bauern sagten immer: Ein Schwein muss Geburtstag gehabt haben, damit die Wurst richtig gut wird.“ Und weil die Schweine dann naturgemäß auch voluminöser sind, soll für die Schlachtung eine größere Brühwanne angeschafft werden.

Studentin und Mitarbeiterin Julia Beyer hilft den Reitkindern beim Auskratzen der Pferdehufe.
Studentin und Mitarbeiterin Julia Beyer hilft den Reitkindern beim Auskratzen der Pferdehufe. (c) Birgitt Schunk

Tierische zweite Schicht

Wenn Steffen Eck sein Tagwerk als Geschäftsführer geschafft hat, geht es an die zweite Schicht. Dann sind seine Tiere dran. Jeden Abend zieht er mit seinem 12-jährigen Sohn los. Gemeinsam bauen sie Koppeln, fahren Wasser, schauen hier und da nach dem Rechten. Mitunter ist der 55-Jährige auch nachts draußen, wenn die Mutterkühe kalben. Mit Julia Beyer hat er eine tiermedizinische Fachangestellte als Mitarbeiterin, die sich tagsüber um das Vieh kümmert und nachmittags Kindern vom Dorf das Reiten beibringt. Sie studiert Landwirtschaft in Bernburg und wird bald ihren Bachelor in der Tasche haben. 50 Hektar Grünland bewirtschaftet der Nebenerwerbslandwirt – von der Hälfte werden Silage und Heu gemacht, die übrigen Flächen sind Weide. Die Galloway-Rinder sind ganzjährig draußen. Darüber hinaus hält der Betrieb Rätische Graurinder. „Ich bin ein Ästhet – die Tiere sind etwas für Auge“, sagt der Züchter. Fast weiß würden die Kälber geboren, nach einem Jahr seien die Kühe dann eisengrau und die Bullen schwarz. „Dieser Farbwechsel fasziniert.“

Genügsame Graurinder auf der Thüringer Weide.
Genügsame Graurinder auf der Thüringer Weide. (c) Birgitt Schunk

Er hat sich die Graurinder als Dreinutzungsrasse aber auch ausgeguckt, weil sie in einer ähnlichen Höhenlange auf den Almen der Alpen beheimatet sind. Mit 20er- und 30er-Böden sowie Weiden bis in 800 Metern Höhe oben am Rennsteig ist der Gehalt des Futters auch in dem Südthüringer Nebenerwerbsbetrieb nicht so üppig. „Die Rinder kommen aber gut damit zurecht“, sagt Eck. Sie seien leichtkalbig, brächten jedes Jahr Nachwuchs zur Welt und hätten viel Milch – auch ohne die Zugabe von Kraftfutter. Eines hat der Landwirt aber bislang noch nicht ergründet: Von 14 Nachkommen der letzten Jahre gab es nur ein weibliches Kälbchen. „Aus Brandenburg haben wir uns einen Jungbullen geholt und hoffen, dass der auch Mädels kann.“ 25 Mutterkühe hält der Betrieb insgesamt, hinzu kommen zwölf Pferde, 30 Mutterschafe, elf Ziegen, vier Sauen und ein Eber – und das alles samt Nachzucht.

Traditionen erhalten

Auch Kaninchen gehören zum Streichelzoo.
Auch Kaninchen gehören zum Streichelzoo von Steffen Eck. (c) Birgitt Schunk

Steffen Eck hat eine Vorliebe für das Traditionelle – und das will er erhalten. Aus seiner Sicht wird die Welt sonst immer uniformer und ärmer. Überall gebe es in den Supermärkten das Gleiche. Tiere, die nicht genug Fleisch, Eier oder Milch liefern, oder auch für die Arbeit nicht mehr gebraucht werden, verschwinden immer mehr. „Und, was einmal weg ist, ist weg.“ Für gefährdete Nutztierrassen macht er deshalb Lobbyarbeit. Nicht umsonst hält er Rätisches Grauvieh, Pinzgauer, Deutsche Sattelschweine, Thüringer Wald Ziegen, Rheinisch-Deutsche Kaltblutpferde, Vorwerkhühner, Kupferputen oder Dorperschafe. 2019 wurde der Landwirtschaftsbetrieb als Archehof anerkannt.

Ländliches Leben mit vielen Tieren, darunter auch jede Menge Rassegeflügel, prägt den Alltag der Senioren.
Ländliches Leben mit vielen Tieren, darunter auch jede Menge Rassegeflügel, prägt den Alltag der Senioren. (c) Birgitt Schunk

Regelmäßig kommen so auch Besuchergruppen und Schulklassen. Eck freut es, seine Begeisterung an andere weitergeben zu können. Da werden auch mal alte Handwerkstechniken vorgeführt. „Das darf alles nicht verschwinden,“ sagt er. Deshalb ist er mit Esel und Pferden auch gern in historischen Umzügen mit dabei. Als 2017 in Schmalkalden 500 Jahre Reformation gefeiert wurden, aber sich mit Gleichgesinnten auf Luthers Spuren. Zu Fuß, mit Wagen, Pferden und im historischen Gewand war der Tross auf alten Wegen des Reformators unterwegs. Eck kann sich auch noch gut an Zeiten erinnern, als im Dorf zum Tanz aufgespielt wurde. Der Saal, der ebenso wie eine Pension zur Metzgerei Frank gehört, soll wieder hergerichtet werden. So könnte in Zukunft etwas mehr los sein. „Wir müssen dafür sorgen, dass das urbane Leben auf den Dörfern nicht ausstirbt.“ Die Suche nach Verbündeten und neuen Ideen treibt ihn dabei immer wieder an.



Barfußpark Beelitz: Aus die Strümpfe, fertig, los!

Er ist der größte Naturerlebnispark in Brandenburg – der Barfußpark in Beelitz, rund 30 Kilometer südwestlich von Berlin. Er verspricht Abenteuer für die Sinne auf einem weit verzweigten Wegenetz, das sich durch die ehemaligen Heilstätten windet.

Von Heidrun Lange

Lange dienten die Beelitzer Heilstätten, die seit 1996 unter Denkmalschutz stehen, als Kulisse für Modeshootings und als Abenteuerland für Fotoamateure – bis im einstigen Areal der Lungenheilstätten „Baum und Zeit“ entstand. Das ist ein Pfad, der sich in 23 m Höhe durch die Baumkronen windet und dabei Ausblicke über die Glindower Alpen und in das weite Areal der Heilstätten mit seinen Gebäuden gibt. Von oben sieht man auch die verschlungenen Wege des großen Barfußparks, der 2017 eröffnet wurde und sich durch Laub- und Nadelwald windet.

Zeit für eine Auszeit: Die Corona-Pandemie hat unser Leben in den vergangenen Monaten stark eingeschränkt. Doch Stück für Stück kehrt endlich Normalität in unseren Alltag zurück. Und wir möchten Ihnen Lust machen, wieder auf Entdeckungstour zu gehen und stellen Ihnen – wie auch schon in der Zeit vor Corona – interessante Ferien- und Ausflugsziele von Kap Arkona auf Rügen bis zum Fichtelberg im Erzgebirge vor.

Es ist ein verzweigtes Wegenetz mit drei Hauptpfaden, die miteinander kombinierbar sind. Auf einer Gesamtstrecke von 3,6 km geht es barfuß über Steine, durch wadentiefen Schlamm und kaltes Wasser, über feinen Sand und pieksende Bucheckern. Dabei, so versprechen die Betreiber, erleben Besucher die Weitläufigkeit und entspannende Wirkung des Waldes und Naturparks von unten und mit allen Sinnen. Einfach Seele und Sohle baumeln lassen. Ob und wie das funktioniert, hat unsere Autorin Heidrun Lange ausprobiert.

Es kitzelt und piekst im Barfußpark Beelitz

Matschige Füße im Barfußpark Beelitz
(c) Barfußpark Beelitz

Ich gebe meine Schuhe am Eingang ab und bin gespannt, wie es ist, ohne Schuh und Strümpfe loszulaufen. In Beelitz wartet ein 15 Hektar großes Gelände auf mich, das barfuß erobert werden kann.

Der erste Abschnitt ist fast eineinhalb Kilometer lang und gut für Anfänger. Zugegeben, es ist ungewohnt, über die kleinen Kiesel, die später zu faustgroßen Steinen werden, zu laufen. Es kitzelt oder pickst unter den Fußsohlen. „Die Hindernisse sind extra so angelegt, damit man nicht gleich davonläuft. Jetzt heißt es, sich zu konzentrieren. Denn wir sind es nicht gewohnt, barfuß zu laufen“, erklärt Claudia Stolzenwald, Mitbegründerin des Barfußparkes. Mitgebracht haben die Betreiber die Parkidee übrigens aus der Lüneburger Heide.

Der Waldspielplatz im Barfußpark Beelitz
Der Waldspielplatz im Barfußpark Beelitz. (c) Barfußpark Beelitz

Glasscherben bewegen Muskeln und Nerven

Dann wird es eiskalt. In einem kleinen Becken, das gleich hinter den Kieselsteinen beginnt, fließt 13 Grad kaltes Wasser. Der Blutkreislauf soll angeregt, der Stoffwechsel gefördert und die Füße für die kommenden Reize stimuliert werden. So hat es sich Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897) vorgestellt, als er sein Heilverfahren entwickelte, das auf dem Zusammenspiel von den fünf Elementen Wasser, Pflanzen, Bewegung, Ernährung und Balance beruht. Sebastian Kneipps Methode ist in den Beelitzer Barfußpark integriert.

Füße laufen auf Glassscherben im Barfußpark Beelitz
(c) Barfußpark Beelitz

Von der Sonne reflektiert blitzen Glasscherben, als seien sie glasiert. Sie ähneln Diamanten, kalt und hart voller Glitzerschein. Hier soll ich drüberlaufen? Ich setze den Fuß auf die Scherben, in der Hoffnung, dass mir ganz schnell eine Hornhaut wächst. „Die Scherben sind abgeschliffen, da passiert nichts“, macht mir Claudia Stolzenwald Mut. Und es stimmt. Nach dem kurzen Hindernis trage ich keine Verletzungen davon, aber mehr als 200 Muskeln und zahlreiche Nerven in den Fußsohlen sind jetzt aktiviert.

Dann werden noch die Arme in speziellen Becken auf Ellenbogenhöhe gekühlt. „Das soll nicht nur die Füße desensibilisieren, der ganze Körper soll auf dem Pfad in Wallung kommen“, ist Claudias nächster Rat. Auf der wackelnden Brücke aus Douglasienholz heißt es dann, die Balance halten, was gar nicht so einfach ist.

Blinde Reise am Seil entlang

Den zweiten Pfad im Barfußpark Beelitz möchte ich auch entdecken. Denn auf diesem soll die Natur noch mehr erlebbar sein. Über 60 Stationen im Wald laden ein, die Sinne zu schärfen, Geschicklichkeit, Ausdauer und Teamgeist zu testen. Riech- und Tastkästen reihen sich entlang des Weges. An einem Sandpendel ist Geschicklichkeit gefragt, was allerdings coronabedingt momentan noch nicht möglich ist. Also steige ich auf einen Hochsitz und blicke über den Wald. In der Ferne zeigt sich das Gebäude der Chirurgie der über hundertjährigen Beelitzer Heilstätten, die als Lungenheilstätte für Tuberkolose-Patienten errichtet wurden, in den beiden Weltkriegen als Lazarett dienten und dann sowjetisches Militärhospital waren.

Auf der sogenannten blinden Reise, schließe ich die Augen und folge tastend einem Seil, das zu verschiedenen Bäumen führt. An der Rinde soll man fühlen, um welches Gewächs es sich handelt. Das ist gar nicht so einfach. Gleich beim ersten Baum habe ich mich vertan. Hinter der weichen Rinde hätte ich nie eine Kiefer vermutet. Es soll 50 verschiedene Bäume auf dem Gelände geben, so hat es ein Sachverständiger herausgefunden. Nach dem Laufen über pieksende Bucheckern gibt es etwas zum Entspannen. Ein Becken mit nassem Torf. Kinder tollen bereits darin, und sobald sie die Füße herausziehen quietscht es. Bis zu den umgekrempelten Hosenbeinen reichen die dunklen Spritzer. Das macht nichts. Kinder haben bekanntlich keine Probleme mit Schlamm und Schmutz.

Die dritte Runde führt immer tiefer in den Wald, das Vogelzwitschern wird lauter und deutlicher, die Geräusche der nahen Auto bahn dagegen verschwinden. An das Barfußlaufen habe ich mich gewöhnt. Jetzt kann ich den hohen Kiefern zusehen, wie sie die schweren Kronen im Wind wiegen. Ein Kuckuck ruft. Der kommt von der Pfeifenwippe. Natürlich nur, wenn man mit den Füßen die einzelnen Hölzer bewegt.

Füße auf Kletterstelzen im Barfußpark Beelitz
(c) Barfußpark Beelitz

Barfußpark Beelitz: Barfußlaufen macht süchtig

Allerdings müssen die feuchten Füße nach der Wanderung wieder trocken und warm gehalten werden. In der großzügigen Waschstation helfen Wasserhahn, Schlauch und gewaltige Bürsten, die Füße wieder stadtfein zu machen. Zum Abschluss empfiehlt Claudia: „Wer lange nicht mehr ohne Schuhe gelaufen ist, sollte damit langsam beginnen. Sonst könne es zu Überlastungssymptomen kommen. Es hilft auch schon, mal in Socken durch die Wohnung zu gehen.“ Mein Fazit nach rund vier Stunden: Barfußlaufen macht süchtig!

Start in die fünfte Saison mit Online-Ticket-System:
Seit Ende Mai ist der Beelitzer Barfußpark nach monatelanger coronabedingter Schließung wieder geöffnet. Betreiber Thomas Müller-Braun ist erleichtert: „Die unsichere Situation im dritten Lockdown seit Beginn der Pandemie hat uns und unseren Mitarbeitern wieder einiges abverlangt.

Als reine Outdoor-Location ist unsere Saison ja ohnehin kurz. Wir haben viel investiert in ein neues Online-Ticket-System samt technischer Infrastruktur, eine neue Wegeführung sowie den Umbau des gesamten Eingangsbereichs und der Gastronomie. Einmal mehr musste ich Kurzarbeit anmelden. Umso mehr freut sich das gesamte Team, das sind acht festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unsere 20 Teilzeitkräfte, dass es endlich wieder losgeht.“

Die 68 Erlebnis-Stationen der insgesamt 3,6 km Barfußrouten sind aufgefrischt und mit neuem Rindenmulch belegt. Aufbauend auf den Erfahrungen der vergangenen Saison wurde die Besucherlenkung gemäß der geltenden Auflagen weiter angepasst.

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„#Haltungswechsel“: Nach dieser Ansage muss Aldi liefern

Kein Fleisch der ersten Haltungsstufen, dafür mehr der Kategorien 3 und 4 will Aldi künftig anbieten. Ein Weg zu fairen Erzeugerpreisen, oder bleibt Aldi seinem Slogan „Qualität ganz oben, Preis ganz unten“ treu?

Von Ralf Stephan

So ganz überraschend kam die Ankündigung von Aldi nicht, Fleisch seiner Haltungsstufen 1 und 2 schrittweise auszulisten. Denn spätestens seit Lebensmittelketten parallel zu ihrer Unterstützung für die Initiative Tierwohl eigene Haltungskennzeichen einführten, stand dieser Elefant im Raum. Erinnerungen an das Jahr 2010 werden wach. Damals endete die Zeit der Legebatterien in Deutschland – zwei Jahre früher als in der übrigen EU. Während manche unter Hinweis auf die Wettbewerbsgleichheit immer noch auf politische Zugeständnisse hofften, machte der Handel kurzen Prozess: Er kündigte an, fortan keine Eier aus Käfighaltung mehr zu führen.

Kann der LebensmittelEinzelhandel erneut Wettbewerbsgleichheit schaffen?

Den Strukturbruch in der Legehennenhaltung konnte das nicht aufhalten, im Gegenteil. Doch damit wurde ein Markt geschaffen, der Um- und Neueinsteigern Perspektiven bot. Und ganz nebenbei hatten Unternehmen erreicht, was politisch unmöglich war: Wettbewerbsgleichheit. Die Politik hätte ausländische Käfigeier niemals aussperren können, ohne sich Diskriminierungsklagen auszusetzen. Unternehmer dürfen dagegen festlegen, welche Waren sie anbieten. Schließlich scheiterte das geplante Tierwohllabel vor allem daran: Ministerin Klöckner wollte es freiwillig einführen, weil es ein verbindliches Zeichen nur EU-weit geben kann. Darauf zu warten, dauert Aldi nun offenbar zu lange.


Fair Gut Aldi Frischfleischverpackung
(c) Werkbild/Aldi

Aldi listet Fleisch der ersten Stufen aus

Schrittweiser Ausstieg aus den Haltungsstufen 1 und 2: Einen tiefgreifenden „Haltungswandel“ beim Frischfleischsortiment haben Aldi Nord und Aldi Süd beschlossen. mehr


Ob damit das Ende des „Billigfleisches“ eingeläutet wird, wie viele Schlagzeilen glauben machen wollen, ist aber längst nicht sicher. Zwar erklärt das Unternehmen in seiner Ankündigung ausdrücklich, sich „als Partner in der Wertschöpfungskette“ zu sehen. Und man wisse auch, dass „mehr Tierwohl in der Breite“ hohe Investitionen für Landwirte bedeute. Doch im selben Atemzug macht das Unternehmen deutlich, dass es an seiner Philosophie festhalten will: Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und Nachhaltigkeit würden sich keineswegs ausschließen, heißt es. Und das klingt nicht gerade so, als wolle man sich von seinem bisherigen Werbeslogan verabschieden, der da lautet: „Qualität ganz oben, Preis ganz unten.“

#Haltungswechsel: Will Aldi die „eingebrockte Suppe auslöffeln?

Nicht ganz vergessen sollte man, dass Aldi den Markt, dessen Ausrichtung man jetzt beklagt, selbst geschaffen hat. Der Discounter war vor 20 Jahren der erste, der Frischfleisch in die Selbstbedienungstheken brachte. Das galt unter Lebensmittelhändlern bis dahin wegen des enormen Logistikaufwandes als unbezahlbar. In Tönnies fand Aldi aber jemanden, der es bezahlbar machte. Die extrem scharf kalkulierte Rechnung ging auf – dank ebenso extremer Rationalisierung in Produktion, Verwertung und Vermarktung. Mit Aldi wurde Tönnies riesig und reich, nebst allen bekannten und heute teils laut beklagten Folgen für Erzeuger und Mitarbeiter.

Die jüngste Welle des Preisdrucks auf die Schweinehalter hat gezeigt, dass am Markt noch immer alles einzig und allein nach diesen alten Regeln der Macht läuft. Wenn es Aldi ernst meint – und davon ist auszugehen –, haben die Erzeuger nun einen mächtigen Partner an ihrer Seite. Die ersten Wettbewerber ziehen nach. Nun muss sich rasch zeigen, wie aus der Absichtserklärung neue, faire Lieferbeziehungen werden können. Denn die neuesten Bestandserhebungen zeigen, dass immer mehr Tierhalter die Zuversicht verlieren und aufgeben. Mit der Ankündigung allein ist noch nichts getan. Die Erzeuger brauchen konkrete Angebote von Aldi & Co.

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Demo an Uni Halle: Agrar-Institut in Gefahr

Gemeinsam mit Studierenden und Lehrkräften demonstrierten Vertreter des Berufsstandes für den Erhalt der Agrar- und Ernährungswissenschaften an der Universität Halle. Deren Existenz ist durch geplante Einschnitte bedroht.

Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Mitteldeutschland samt drei Dutzend Traktoren sowie Vertreter zahlreicher Berufsverbände aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen haben am Dienstag in Halle gegen die geplanten Streichungen an der Martin-Luther-Universität (MLU) demonstriert. Sie waren in ihrer Protestaktion solidarisch vereint mit Hunderten Studierenden, ehemaligen Absolventen, Doktoranden, Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Universität.

Beweggrund für das Aufbegehren des Berufsstandes ist der Fakt, dass das Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften (IAEW) von den vom Rektorat vorgeschlagenen Mittelkürzungen in Höhe von 15 Mio. € für den Gesamthaushalt der Hochschule in hohem Maße betroffen ist und dadurch in seiner Existenz gefährdet wird.

Die Proteste An der Universität Halle in Bildern

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Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Universitätsplatz den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts.

Studierende der Agrarwissenschaften der Hallenser Universität fordern auf dem Campus Heide-Süd den Erhalt ihres Instituts. (c) Detlef Finger

Drei Professuren weg

Der dem Senat Anfang Juni vom Rektorat zur Diskussion vorgelegte „Plan zur Profilschärfung und Haushaltskonsolidierung“ sieht für das IAEW weitreichende Einschnitte vor. So sollen drei Professuren gestrichen werden. Auch der geplante Abbau von universitätsweit 100 wissenschaftlichen Mitarbeitern wird das Institut treffen. Verändert werden soll die bewährte Einbindung in die Naturwissenschaftliche Fakultät III. Der landwirtschaftliche Berufsstand machte mit seiner Protestaktion der amtierenden als auch der zukünftigen Landesregierung von Sachsen-Anhalt ausdrücklich klar, dass die Ausbildung und universitäre Forschung im Agrarbereich in Zukunft gestärkt werden muss. In einer gemeinsamen Stellungnahme, die der Staatskanzlei sowie den Ministerien für Kultur, Bildung, Finanzen sowie Umwelt und Landwirtschaft vorige Woche über den Landesbauernverband zugeleitet wurde, legen insgesamt zehn Berufsverbände aus den drei mitteldeutschen Ländern ihren Standpunkt deutlich dar.


Stellungnahme der Verbände

Agrarwissenschaften unverzichtbar: Nach Einschätzung der unterzeichnenden Verbände wird der Bedarf an Nachwuchskräften in der mitteldeutschen Landwirtschaft seit Jahren stabil mit über 200 jährlichen Neueinschreibungen für die agrarwissenschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengänge in Halle belegt. Die Absolventen seien für die Branche von hoher Relevanz, denn sie brächten den Forschungsstandort Sachsen-Anhalt voran und transportierten den Fortschritt überregional in die Praxis. Ein Großteil von ihnen sei in den Führungsebenen von Agrarbetriebe sowie im vor- und nachgelagerten Bereich in Mitteldeutschland zu finden.

Die vielfältigen aktuellen und künftigen Herausforderungen in der Landwirtschaft wie Biodiversität, Klimawandel oder flächengenaue Präzisierung der Technik für eine ressourcenschonende Landbewirtschaftung könnten nur wissenschaftlich fundiert bearbeitet und unterstützt werden. Dafür sei weiterhin ein starkes, leistungsfähiges Institut der Agrar- und Ernährungswissenschaften am Standort Halle nötig. Die Martin-Luther-Universität (MLU) sei der einzige universitäre Ausbildungsort im Bereich Agrarwissenschaften für ganz Mitteldeutschland und stehe in der Tradition der älteste Agrarfakultät in ganz Deutschland.

Aus Sicht des Berufsstandes ist ein Absinken der Vielfalt der Lehre am Institut und der damit verbundenen Auswirkungen auf das Ausbildungsniveau „zwingend abzulehnen“. Das Institut müsse konkurrenzfähig und attraktiv für Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter und Lehrende bleiben und nachhaltig ökonomisch gestärkt werden. Damit das unter den zehn deutschen Unis mit agrarwissenschaftlicher Ausrichtung gelinge, seien die Professuren in den Bereichen Agrartechnik, Agrarmeteorologie, Tierzucht sowie Tierhaltung von richtungsweisender Bedeutung.

Eine Reduzierung der Professuren aus haushalterischen Gründen sei nicht hinnehmbar. Der mögliche Schaden, der daraus resultiere, würde das Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften nachhaltig so weit beeinträchtigen, dass eine Fortführung in der Zukunft zweifelhaft sei. „Das ist zu verhindern“, erklärten die Verbände. Die Voraussetzungen für eine ausgezeichnete Lehre seien an der MLU gegeben und müssten genutzt werden.

Im Zuge der gesellschaftlichen Verantwortung, die der landwirtschaftliche Berufsstand bereit sei zu tragen, bitten die Verbände gemeinsam und solidarisch die amtierende und die zukünftige Landesregierung, im konstruktiven Dialog mit allen Partnern eine finanziell tragfähige Lösung für das Institut und die Universität zu erarbeiten und zügig umzusetzen.


Treffpunkt für die Kundgebung, die Helge Beckurs von Land schafft Verbindung (LsV) Sachsen-Anhalt federführend für den Berufsstand organisiert hatte, war der Von-Seckendorff-Platz am Campus Heide-Süd. Hierher waren die Agrarwissenschaften nach der im Jahr 2006 erfolgten Umwandlung der Landwirtschaftlichen Fakultät in das jetzige Institut umgezogen. Prof. Marcel Quint sagte der Bauernzeitung vor Ort, das Institut habe eine hohe Zahl externer Lehrkräfte. Das stärke den Praxisbezug, zeige aber die „extrem dünne Personaldecke“.

Der Tross der Demonstrierenden zog später zum Universitätsplatz in der Innenstadt. Gegen Mittag übergaben die Verbände altehrwürdigen Löwengebäude ihre gemeinsame Stellungnahme auch an Rektor Christian Tietje. Vor der Übergabe ergriffen Jan-Friedrich Rohlfing (Bauernverband ST), Frank Böcker (LsV ST) und Dr. Bernd Schwalenberg (Bauernbund ST) für den Berufsstand das Wort. Sie bekräftigten allesamt die Forderungen ihrer Verbände an die Regierung und die Politik in Sachsen-Anhalt.

Emotionale Appelle auf Demo an der Universität Halle

Für Fachschaft und Studierendenrat wiesen Tatjana Feist bzw. Konstantin Sprenger auf die Folgen harter Einschnitte für die Agrarwissenschaften hin. Mit einem emotionalen Appell machte der geschäftsführende Direktor des IAEW, Prof. Hermann H. Swalve, deutlich, dass das Institut trotz seiner nominell nur noch 19 Professuren „hervorragende Arbeit“ leiste. Ein weiterer Abbau brächte das Institut mit seinen drei Bachelor- und vier Masterstudiengängen in einen „unterkritischen Bereich“. Damit ginge dessen Konkurrenzfähigkeit zu anderen deutschen Agrarfakultäten, die über 25 bis 50 Professuren verfügten, verloren. Aber: „Landwirtschaft braucht wissenschaftliche Unterstützung.“ Praktiker und Studierende vereinte die Hoffnung, dass ihre Botschaft bei der Landespolitik ankommen möge.


Sachsen-Anhalt aktuell

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Neues Öko-Schlachthaus nimmt Produktion auf

Nach achtmonatiger Bauzeit nimmt das neue Öko-Schlachthaus der Mecklenburger Fleischwaren in Wismar heute (28. Juni) seinen Betrieb auf. Fortan sollen dort Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen aus einem Umkreis von 80 km geschlachtet werden.

Von David Benzin

Am Montag nahm das neu gebaute Öko-Schlachthaus der Mecklenburger Fleischwaren GmbH im mecklenburgischen Wismar seinen Betrieb auf. Nach neunmonatiger Bauzeit werden nun Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen von Öko-Betrieben aus einem Umkreis von etwa 80 km geschlachtet werden können.

Das Besondere am neuen Öko-Schlachthaus sind „kurze Transportwege für mehr Tierwohl,“ sagt Heinz Gluth, Geschäftsführer der Mecklenburger Fleischwaren in Wismar-Redentin, gegenüber der Bauernzeitung. Auch mit der Einzeltierschlachtung hebt sich der kleine Schlachtbetrieb von anderen Schlachthöfen ab, denn die Tiere würden nicht wie am Fließband geschlachtet werden, betont Gluth.

Vor dem Oeko-Schlachthaus Wismar: Betriebsleiter Ingo Glanert
Vor dem Öko-Schlachthaus Wismar: Betriebsleiter Ingo Glanert. (c) Gerd Rinas

Montag ist Schlachtetag

Bislang gibt es mit zwölf Öko-Betrieben – allesamt Rinderhalter – Vereinbarungen zur Schlachtung. Bis zu 200 Rinder pro Jahr könnten von den zwei Mitarbeitern geschlachtet werden. Auch Schweine wurden bereits zur Probe geschlachtet.

Am Montag jeder Woche werde unter Leitung von Ingo Glanert geschlachtet, in den Werktagen danach werde zerlegt, verpackt und etikettiert. Dies geschehe dann nebenan im ursprünglichen Gebäude der Mecklenburger Fleischwaren. Das Angebot zur Schlachtung von Tieren aus Öko-Haltung richte sich vor allem an Direktvermarkter.

Öko-Schlachthaus: 750.000 Euro Baukosten

Im Öko-Schlachthaus der Mecklenburger Fleischwaren in Wismar erläutert Geschäftsführer Heinz Gluth die Einrichtung.
Im Öko-Schlachthaus der Mecklenburger Fleischwaren in Wismar erläutert Geschäftsführer Heinz Gluth die Einrichtung. (c) Gerd Rinas

Das Ökoschlachthaus in Wismar wurde nach achtmonatiger Bauzeit und Baukosten in Höhe von 750.000 Euro im April fertiggestellt. Davon kamen 280.000 Euro aus einem Förderprogramm der EU (die Bauernzeitung berichtete in Ausgabe 18/2021 Nord, S. 14).

Da es sich beim neuen Öko-Schlachthaus um einen Anbau an die Fleischverarbeitung handelt, konnten die Baukosten relativ niedrig gehalten werden, erläutert Gluth.

Die Erzeugnisse der Mecklenburger Fleischwaren werden ausschließlich regional im eigenen Werksverkauf sowie in ausgewählten regionalen Supermärkten angeboten. db/red

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Düngeverordnung: Bis 6.000 Euro Zuschuss für Betriebsberatung

Um bei der Umsetzung der Düngeverordnung zu unterstützen, hat das Thüringer Agrarministerium neue Einzelberatungen entwickelt. Diese können in vier Modulen mit bis zu 6.000 Euro gefördert werden – auch innerhalb eines Jahres.

Von Frank Hartmann

Das Agrar- und das Umweltministerium bieten Landwirtschaftsbetrieben im Zuge der novellierten Bundes- und Landesdüngeverordnungen bekannte und neue Hilfen an. So werden die erfolgreichen Gewässerschutzkooperationen, die das Umweltministerium finanziert, fortgeführt. Diese bieten teilnehmenden Betrieben Informationsveranstaltungen, Feldtage, Vorstellungen von bestwirksamen Methoden und gemeinsame Auswertungen über das Portal www.gewaesserschutz-thueringen.de.  

Das Thüringer Agrarministerium hat eine von ihm neu konzipierte Einzelberatung zur gesamten Düngeproblematik   auf den Weg gebracht. Gefördert werden die thüringenweiten „Beratungsleistungen zum nachhaltigen Nährstoffmanagement in der Thüringer Landwirtschaft“ über das Eler. Pro Beratungsmodul gibt es 1.500 € (netto)   Zuschuss. Die Beratungsmodule können auch alle innerhalb eines Jahres in Anspruch genommen und gefördert werden.

Start für diese Betriebsberatung, die 2021 bis 2023 angeboten wird, ist spätestens Anfang Juli. Betreut und abgewickelt wird das Programm über die Gesellschaft für Arbeits- und Wirtschaftsförderung des Freistaats Thüringen. Informationen dazu gibt es auf hier.

Eine dritte Förderung bietet das   Agrarministerium speziell für die roten Gebiete an. Die „Regionale Zusammenarbeit Grundwasserschutz“ ist als Kooperation zwischen Landwirtschaftsbetrieben und Wasserwirtschaft konzipiert. Hierfür stehen 4 Mio. € zur Verfügung, die aus dem Eler-Etat (Zusammenarbeit in der Land-, Forst und Ernährungswirtschaft) stammen. Voraussetzung ist, dass mindestens zwei Wirtschaftspartner, davon mindestens ein aktiver Landwirtschaftsbetrieb, kooperieren. Verantwortlich hier ist die Agrarförderabteilung bei der Thüringer Aufbaubank (TAB), die vorab auch eine Beratung zum Programm anbietet.

Insgesamt werden für das „Service-Paket“ (Gewässerschutzkooperationen; Einzelberatung; Kooperation in roten Gebieten) fast 5 Mio. € bereitgestellt. Fortgeführt wird überdies der fachliche und informelle Austausch der „AG Nährstoffeinträge“ zwischen TBV, LsV und AbL und den Fachleuten der beiden Ministerien. Hier sei man übereingekommen, dass die genannten Programme die Landwirtschaftsbetriebe bei der Umsetzung der umfangreichen Anforderungen aus der neuen Düngeverordnung und dem Wassergesetz unterstützen sollen. Und dies nicht zuletzt, um eine kontinuierliche Verminderung der Nitrat- und Phosphateinträge in Thüringer Gewässer zu   erreichen.


Thüringen Flagge

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LfULG-Feldtage 2021 abgesagt: Versuchsergebnisse ab sofort online

Kurz vor der Ernte sind sie ein beliebter Treffpunkt für den Austausch unter Praktikern: Feldtage. In Sachsen sind die LfULG-Feldtage besonders beliebt. Diesen Sommer fallen sie jedoch erneut aus.

Auch in diesem Jahr verzichtet das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) aufgrund der Corona-Pandemie auf die öffentliche Präsentation seiner Versuche auf Feldtagen. Stattdessen informieren die Fachreferenten im Internet zu den laufenden Versuchen. Diese Fachinformationen sind im Portal „Landwirtschaft“ des LfULG unter der Rubrik „Pflanzenbauliches Versuchswesen“ eingestellt.

LfULG-Feldtage: zunehmend Versuche zur mechanischen Unkrautbekämpfung

Auf besonderes Interesse der Praktiker stoßen die neuen Sorten in den Landessortenversuchen (LSV). Der Soja-LSV auf dem leichten Standort in Baruth wird fortgeführt, ebenso der Versuch zu Champagner- und Waldstaudenroggen zur Saatstärke und N-Düngung.

Im Bereich Pflanzenschutz werden die aktuellen Versuche zu Bekämpfungsstrategien fortgeführt, auch der Versuch zur Bekämpfung der Getreidehalmfliege, die auf Verwitterungsstandorten wirtschaftliche Schäden im Sommerweizen angerichtet hat.

Bei der Unkrautbekämpfung werden zunehmend Versuche zur mechanischen Unkrautbekämpfung und zur Kombination mechanischer und chemischer Verfahren durchgeführt. Zur Weiterentwicklung des Düngemodells BESyD laufen die bisherigen Versuchsserien zur N-Bedarfsermittlung mit Winterraps, -gerste, -weizen und Durum an anderen Versuchsorten weiter. Gleiches gilt für die Versuche mit Gülle und Gärrestdüngung zur Prüfung der N-Effizienz der organischen Düngung.


Zum Online-Angebot der LfULG-Feldtage 2021 und 2020


Der Einsatz von stabilisiertem Harnstoff wird bei Wintergerste, -roggen und -weizen untersucht. Neue Versuche zur Düngewirkung von Stroh und Zwischenfrüchten wurden angelegt.

Für den Ökolandbau wurden ein Landessortenversuch Hafer im Vogtland und einer mit Öllein im Erzgebirge neu begonnen. In Nossen wird im Rahmen eines Forschungsprojektes das Striegeln in Ackerbohnen in Abhängigkeit vom Besatz mit Beikräutern (ermittelt durch Sensor) erprobt. red


Sachsen aktuell

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