DSV-Live-Seminar: „Das System Boden besser verstehen“

Im Oktober veranstalten die Deutsche Saatveredelung und die Karner Düngerproduktion deutschlandweit Bodenseminare. Aufgrund begrenzter Teilnehmerzahlen wegen des Coronavirus waren die Plätze schnell ausgebucht. Jetzt gibt es einen Live-Stream.

Die Deutsche Saatveredelung AG (DSV) und die Karner Düngerproduktion GmbH veranstalteten im Oktober deutschlandweit eine Serie von Bodenseminaren gemeinsam mit den bekannten Bodenkundlern Hans Unterfrauner, Dr. Jana Epperlein und Dr. Gernot Bodner. Aufgrund des Coronavirus waren die Teilnehmerzahlen begrenzt, sodass die Veranstaltungen schnell ausgebucht waren. 

DSV-Live-Seminar „Das System Boden verstehen“

Die Deutsche Saatveredelung AG (DSV) überträgt am Freitag, 9. Oktober ab 18 Uhr die letzte Fachveranstaltung der Serie „Das System Boden besser verstehen“ live bei Facebook und YouTube.

Die Veranstaltung mit den Bodenkundlern Hans Unterfrauner, Dr. Gernot Bodner und Dr. Jana Epperlein, stellt das „Highlight“ der vorwiegend praktischen Seminarreihe dar, die im Oktober in ganz Deutschland an mehr als 20 Standorten von der DSV und der Karner Düngerproduktion gemeinsam organisiert wurde. Aufgrund großer Nachfrage und durch die Beschränkung der Teilnehmerzahlen, war die Vortragsveranstaltung in Uelzen (Niedersachsen) nach kurzer Zeit bereits ausgebucht. Darum haben sich die Gastgeber entschlossen, die Tagung zusätzlich live auf Facebook und Youtube auszustrahlen.

Hans Unterfrauner, Bodenkundler aus Österreich erläutert die wichtigsten Werkzeuge zur Bodenansprache, hier der Edelmann-Bohrer.

Hans Unterfrauner, Bodenkundler aus Österreich erläutert die wichtigsten Werkzeuge zur Bodenansprache, hier der Edelmann-Bohrer. (c) Erik Pilgermann

Ganz wichtig ist die Frage nach dem Geruch des Bodens. Egal, ob nach Waldboden, Mohrrüben oder Garten, gut riechen muss er.

Ganz wichtig ist die Frage nach dem Geruch des Bodens. Egal, ob nach Waldboden, Mohrrüben oder Garten, gut riechen muss er. (c) Erik Pilgermann

Mit dem Penetrometer kann man sehr gut Verdichtungszonen erfassen, die den Wurzeln Widerstand leisten.

Mit dem Penetrometer kann man sehr gut Verdichtungszonen erfassen, die den Wurzeln Widerstand leisten. (c) Erik Pilgermann

Von größter Wichtigkeit sind Regenwurmröhren. Sie leiten Wasser bis in einige Meter Tiefe in den Boden ab und sorgen für Luftaustausch.

Von größter Wichtigkeit sind Regenwurmröhren. Sie leiten Wasser bis in einige Meter Tiefe in den Boden ab und sorgen für Luftaustausch. (c) Erik Pilgermann

Auf unbewachsenem Boden (l.) läuft nicht nur ein Großteil des Niederschlags oberflächlich ab. Durch Verschlämmung ist auch der Durchlass nach unten limitiert.

Auf unbewachsenem Boden (l.) läuft nicht nur ein Großteil des Niederschlags oberflächlich ab. Durch Verschlämmung ist auch der Durchlass nach unten limitiert. (c) Erik Pilgermann

Hans Unterfrauner (l.), Dr. Ulli Völker und Marina Lehmann, beide AKRA zeigen ein einfaches Experiment, um die Wirkung von Kalzium bei der Bodenkolloidbildung zu zeigen.

Hans Unterfrauner (l.), Dr. Ulli Völker und Marina Lehmann, beide AKRA zeigen ein einfaches Experiment, um die Wirkung von Kalzium bei der Bodenkolloidbildung zu zeigen. (c) Erik Pilgermann

Marina Lehmann zeigt die Reagenzgläser mit den Bodenlösungen aus unterschiedlichen Tiefen des Profils.

Marina Lehmann zeigt die Reagenzgläser mit den Bodenlösungen aus unterschiedlichen Tiefen des Profils. (c) Erik Pilgermann

Das Programm für den Livestream:

Die Teilnahme ist kostenfrei und ohne Anmeldung möglich. Weitere Informationen gibt es auch hier. Interessierte nutzen entweder den Facebook- oder den YouTube Kanal der DSV. red


Symbolbild Bodenbearbeitung.

Maschinenvergleich: Erfolg im Bestand trotz Dürre zum Drilltermin

Eine „Roadshow“ mit Maschinenvergleich zur wasserschonenden Aussaat fand vor Kurtem in der nordsächsischen Elbaue und im thüringischen Buttelstedt statt. Vor Ort gab es schwierige Bedingungen durch massiven Feldmausbefall. mehr

Pestizide in der Luft: Fakten statt Polemik

Eine Untersuchung zur „Pestizid-Belastung der Luft“, die der Verein „Umweltinstitut München“ initiierte, provozierte deutliche Reaktionen aus Wissenschaft und Wirtschaft.

Von Erik Pilgermann

Das „Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft“ und die Umweltorganisation „Umweltinstitut München e.V.“ fordern ein Sofortverbot von fünf Pestiziden, den Ausstieg aus dem Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide bis zum Jahr 2035 und die Entschädigung von Bio-LandwirtInnen. „Viele giftige Pestizide und ihre Abbauprodukte verbreiten sich in erschreckendem Ausmaß über die Luft bis in Städte und Nationalparks hinein. Die Risiken für Gesundheit und Artenvielfalt sind unabsehbar“, heißt es in einer Erklärung.

Als Basis für ihre Verbotsforderungen nennen die Initiatoren die Studie „Pestizid-Belastung der Luft“, die im Auftrag des Umweltinstituts erstellt wurde. Das Umweltinstitut München ist eine deutsche Umweltschutzorganisation. Inzwischen arbeitet der spendenfinanzierte, gemeinnützige Verein unter anderem auch zu den Auswirkungen der konventionellen Landwirtschaft auf Mensch und Natur.

Studie „Pestizid-belastung der Luft“: Messungen an 163 Standorten

Für die Studie „Pestizid-Belastung der Luft“ des beauftragten Büros „TIEM Integrierte Umweltüberwachung“ wurden von März bis November 2019 an bundesweit 163 Standorten Pestizide in der Luft gemessen. Untersucht wurden Standorte im Umkreis von weniger als 100 m bis hin zu mehr als 1.000 m Entfernung von potenziellen Quellen – in Städten und auf dem Land, in konventionellen und Bio-Agrarlandschaften sowie in unterschiedlichen Schutzgebieten. Die Daten wurden den Angaben zufolge mit Hilfe von neu entwickelten technischen Passivsammelgeräten, aus Filtermatten in Be- und Entlüftungsanlagen von Gebäuden sowie durch die Analyse von Bienenstöcken und Baumrinden erhoben.

Insgesamt seien 138 Stoffe nachgewiesen worden, von denen 30 % nicht mehr oder noch nie zugelassen gewesen seien, teilten die Initiatoren mit. Vage blieben sie bei der Vorstellung der Ergebnisse in einer virtuellen Pressekonferenz allerdings hinsichtlich der tatsächlichen Gefährdung, die von den gemessenen Werten ausgeht. Fragen dazu wurden ausweichend beantwortet. Für den Vorsitzenden des Enkel-Bündnisses, Boris Frank, steht fest, dass Pestizide über die Luft auch auf Ökoflächen gelangen. Für die Behauptung, Biobauern könnten kontaminierte Produkte nicht vermarkten, gab es auf Nachfrage von Fachjournalisten jedoch ebenfalls keine Beispiele oder Zahlen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze, die die Studie selbst entgegennahm, nannte die Ergebnisse der Ausarbeitung dennoch „besorgniserregend“.

BFR: Gesundheitliche Beeinträchtigungen unwahrscheinlich

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nahm umgehend Stellung zu den Ergebnissen und den Forderungen des Umweltinstituts und des Bündnisses für enkeltaugliche Landwirtschaft. Grundsätzlich, so das BfR, seien gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Pflanzenschutzmittel beziehungsweise ihre Wirkstoffe bei sachgerechter und bestimmungsgemäßer Anwendung unwahrscheinlich. Dem BfR lägen mehrere Studien zur Thematik der Verflüchtigung und Verfrachtung von Pflanzenschutzmitteln vor, wobei jedoch nicht alle Untersuchungen geeignet wären, mögliche Risiken für Nebenstehende und Anwohnende hinreichend beurteilen zu können. Der alleinige Nachweis von Substanzen ließe keine hinreichenden Rückschlüsse auf mögliche Wirkungen zu.

Weder vom Bundesumweltministerium noch vom Umweltbundesamt (UBA) gab es offizielle Stellungnahmen zur Studie. Bundesministerin Svenja Schulze (SPD) twitterte lediglich: „Pestizide können sich kilometerweit durch die Luft verbreiten, auch abseits von Äckern. Ich werde mich weiter für mehr Ökolandbau & weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen.“ UBA-Präsident Messner erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass die Studie wertvolle Daten zur Verbreitung von Pflanzenschutzmitteln über die Luft liefere.

offener Brief an Umweltinstitut München

Klare Stellung bezog der Industrieverband Agrar (IVA). Er kritisierte die Studie als „alarmistisch und wissenschaftlich nicht valide“. Die Erfahrung zeige, Funde von Giftstoffen seien selten und die nachgewiesenen Mengen so minimal, „dass sie für Mensch und Umwelt unbedenklich sind. Hier wird ein Thema künstlich aufgebauscht“, so IVA-Hauptgeschäftsführer Frank Gemmer in einer Stellungnahme. Heute lasse sich jeder beliebige Stoff im Spurenbereich nachweisen. 

Peter R. Müller, Geschäftsführer der Bayer CropScience Deutschland GmbH wandte sich in einem offenen Brief direkt an den Grünen-Politiker Karl Bär, der beim Umweltinstitut München e.V. für die Studie verantwortlich ist. Müller unterstreicht, „dass sinnvolle Lösungen für die Zukunft nicht durch Gegeneinander, sondern durch Miteinander, nicht durch Polemik und Polarisierung, sondern durch einen faktenbasierten Dialog entstehen“.

ASP: Ab jetzt ein großes gefährdetes Gebiet

Nach dem ersten ASP-Fall im Landkreis Märkisch-Oderland, wurden die Restriktionszonen vergrößert. Es gibt nun zwei Kerngebiete und ein zusammenhängendes gefährdetes Gebiet.

Als Reaktion auf den ersten Fall von Afrikanischer Schweinepest (ASP) bei einem Wildschein im Landkreis Märkisch-Oderland werden die Restriktionszonen in Brandenburg jetzt vergrößert. Die Europäische Union hat per Durchführungsbeschluss, der heute im EU-Amtsblatt veröffentlicht wurde, den Brandenburger Vorschlag für die erweiterte ASP-Gebietskulisse gebilligt. Es gibt nun zwei Kerngebiete und ein zusammenhängendes gefährdetes Gebiet. Das bisherige gefährdete Gebiet wurde in nördlicher Richtung bis Märkisch-Oderland verlängert und umschließt nun Frankfurt (Oder).

Die von der Änderung des Seuchengebietes betroffenen Landkreise und kreisfreie Stadt werden ihre Tierseuchen-Allgemeinverfügungen jetzt entsprechend anpassen. Mit diesen Allgemeinverfügungen werden auch die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung der ASP sowie zum Schutz gegen die besondere Gefährdung der Hausschweinepopulation und der Wildschweinpopulation angeordnet.

Das erste Kerngebiet um die Fundorte bei Sembten im Landkreis Spree-Neiße und nahe Neuzelle im Landkreis Oder-Spree hat eine Fläche von rund 150 Quadratkilometern. Das zweite Kerngebiet um den Fundort in Bleyen im Landkreis Märkisch-Oderland hat eine Fläche von rund 45 Quadratkilometern.

Seuchengebiet besteht aus 45 GEMEINDEN in 4 Landkreisen

Das jetzt festgelegte Seuchengebiet (sogenanntes gefährdete Gebiet) hat eine Fläche von rund 2.200 Quadratkilometern und umfasst folgende Gebiete:

  • Kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)
  • Landkreis Dahme Spreewald
    • Gemeinde Jamlitz mit den Gemarkungen Jamlitz, Ullersdorf, Leeskow
    • Gemeinde Lieberose mit den Gemarkungen Lieberose, Goschen, Blasdorf, Trebitz
  • Landkreis Märkisch-Oderland
    • Gemeinde Alt Tucheband
    • Gemeinde Bleyen-Genschmar
    • Gemeinde Falkenhagen(Mark)
    • Gemeinde Fichtenhöhe
    • Gemeinde Golzow
    • Gemeinde Gusow-Platkow
    • Gemeinde Küstriner Vorland
    • Gemeinde Lebus
    • Gemeinde Letschin
    • Gemeinde Lietzen
    • Gemeinde Lindendorf
    • Gemeinde Neuhardenberg mit den Gemarkungen Neuhardenberg, Quappendorf, Wulkow bei Trebnitz
    • Gemeinde Neutrebbin mit den Gemarkungen Altbarnim, Wuschewier
    • Gemeinde Podelzig
    • Gemeinde Reitwein
    • Gemeinde Seelow
    • Gemeinde Treplin
    • Gemeinde Vierlinden mit den Gemarkungen Alt Rosental, Görlsdorf, Diedersdorf, Neuentempel, Marxdorf, Friedersdorf
    • Gemeinde Zeschdorf
    • Gemeinde Zechin

red

Syngenta investiert in biologischen Pflanzenschutz

Die Syngenta Group übernimmt den italienischen Produzenten biologischer Pflanzenschutzmittel Valagro. Mithilfe des biologischen Pflanzenschutzes will der Schweizer Syngenta-Konzern am Weltmarkt weiter wachsen.

Die Syngenta Group hat am heutigen Dienstag die Übernahme des italienischen Pflanzenschutzmittelherstellers Valagro bekannt gegeben. Valagro sei ein führender Hersteller biologischer Pflanzenschutzmittel. Mit der Akquisition von Valagro beabsichtigt die Geschäftseinheit Syngenta Crop Protection seine Position als einer der führenden Hersteller für biologischen Pflanzenschutz am Weltmarkt ausbauen. Man erwartet bei Syngenta, dass sich der noch junge Markt für biologische Pflanzenschutzmittel in den kommenden fünf Jahren verdoppeln könnte. Valagro werde allerdings weiter als unabhängige Marke auftreten. Zu den finanziellen Bedingungen der Übernahme äußerten sich beide Unternehmen nicht.

Valagro: Düngung und Pflanzenschutz auf Basis natürlicher wirkstoffe

Nach Angaben von Syngenta ist der Umsatz von Valagro in den vergangenen zehn Jahren jährlich um rund 10 % gestiegen, zuletzt auf rund 175 Mio. US-Dollar. Das italienische Unternehmen Valagro. In den Bereichen Biostimulanzien und Spezialnährstoffe habe das Unternehmen mehr als 40 Jahren Erfahrung und sei marktführend. Mit acht Produktionsstandorten verfügt Valagro über entsprechende Kapazitäten in der Produktion, im Vertrieb und in der Forschung und Entwicklung. Das Unternehmen habe bereits eine starke Präsenz in Europa und Nordamerika. In Lateinamerika und Asien einschliesslich China gewinne Valagro weiter Marktanteile. Die Firma beschäftigt über 700 Mitarbeitende in 13 Tochtergesellschaften. Valagros bestehendes Portfolio ergänzt nach Angaben von Syngenta die aktuelle Produktpalette von Syngenta Crop Protection für biologische Pflanzenschutzprodukte.

Syngenta will 2 Mrd. Us-Dollar in Nachhaltigkeit investieren

Erik Fyrwald, CEO der Syngenta Group, sagte: „Mit der Übernahme werden wir zu einem der führenden Anbieter weltweit am Markt für biologische Pflanzenschutzmittel. In diesem wichtigen Bereich wollen wir weiter wachsen. Die Investition ist Teil unseres Engagements im Rahmen des Good-Growth-Plans in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar, um die Nachhaltigkeit im Agrarsektor zu fördern.“

Giuseppe Natale, CEO von Valagro, sagte: „Seit über 40 Jahren besteht unsere Mission darin, uns die Kraft der Natur zunutze zu machen, um Landwirten zu helfen, höhere Erträge und bessere Ernten einzufahren. Mit dieser Übernahme eröffnen sich für Valagro weltweit neue, zuvor unvorstellbare Chancen zum Wachstum.“

LSV Dinkel: Im Spelz gedrillt und geerntet

Ergebnisse der Landessortenversuche 2019/20 mit Dinkel für den Ökolandbau / Hinweise zur Fruchtart und Anbaubesonderheiten / Neue Züchtungen erweitern das Angebot an verfügbaren Sorten

Von Ines Schwabe (TLLLR)
und Dr. Wolfgang Karalus (LfULG)

Seit etwa zehn bis fünfzehn Jahren ist Dinkel auch in Mitteldeutschland auf dem Vormarsch. Seine Anbaufläche liegt in Thüringen 2019/20 bei fast 6.000 ha, circa 2.000 ha davon ökologisch erzeugt. Dinkel zählt damit im ökologischen Anbau neben Weizen zur wichtigsten Wintergetreideart. Der größte Anteil steht auf Verwitterungsstandorten, zum Teil auch in Gebirgslagen. Ein Anbau bis 900 m Höhenlage ist vertretbar. Natürlich ist auch ein Anbau auf besseren Böden möglich.

Dinkel passt aufgrund seiner Anspruchslosigkeit sehr gut in den ökologischen Anbau. Er benötigt weniger Stickstoff und verfügt im Vergleich zum Winterweizen gleichzeitig über ein hohes Stickstoffaneignungsvermögen. Er erreicht dennoch gute bis sehr gute Rohproteingehalte und -qualitäten. Die Übersichtstabellen zu den Landessortenversuchen mit Dinkel für den Ökolandbau können Sie sich hier genauer ansehen oder herunterladen.





ASP-Nutzungsverbot: Ausnahmen auf Antrag möglich

Nachdem weitere ASP-Fälle bekannt wurden, gibt es an anderer Stelle Lockerungen. Der in Brandenburg zuständige Landeskrisenstab hat vor Kurzem erste Ausnahmen vom ASP-Nutzungsverbot für landwirtschaftliche Flächen beschlossen – doch nicht überall.

Von Wolfgang Herklotz

Die aktuelle Zahl nachgewiesener Fälle von Afrikanischer Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg liegt bei 40. Betroffen sind die Landkreise Oder-Spree, Spree-Neiße, Dahme-Spreewald und Märkisch Oderland. Wie die Amtstierärztin von Oder-Spree, Petra Senger, einschätzt, wird es noch Jahre dauern, bis das Virus besiegt ist. „Allein die Suche nach Kadavern außerhalb des Zaunes dürfte sich über viele Monate hinstrecken.“ Die Maßnahmen seien jedoch unverzichtbar, um den Ausbruch der Seuche wie vor zwei Jahren in Belgien erfolgreich einzudämmen. „Zwingend notwendig sind deshalb auch die Beschränkungen in der Landwirtschaft.“ Selbst die Frühjahrsaussaat sei fraglich, so die Veterinärin Senger.

Krisenstab: erste Ausnahmen des ASP-Nutzungsverbotes

Nach der Schweinepest-Verordnung ist vorläufig untersagt, land- und forstwirtschaftliche Flächen im gefährdeten Gebiet zu nutzen, lediglich Weidehaltungen sind ausgenommen. Nun hat der zuständige Landeskrisenstab Tierseuchenbekämpfung erste Ausnahmen vom Nutzungsverbot beschlossen, die jedoch nicht für Kerngebiete gelten. Voraussetzung dafür ist, dass entsprechende Anträge bei der Kreisverwaltung gestellt und von dieser auch genehmigt werden. Erst wenn diese Flächen amtlich freigegeben sind, können sie wieder genutzt werden. Weitere Kriterien dafür: Es dürfen keine Wildschweine aufgeschreckt werden und keine Kadaver in das Erntegut gelangen. Zudem müssen die Flächen von behördlich eingesetzten Personen oder unter behördlicher Aufsicht auf tote und kranke Wildschweine vollständig abgesucht werden.


Wildschweine als Überträger der Afrikanischen Schweinepest (ASP)

+++ Alle News zu ASP in unserem Newsticker +++

In Deutschland wurde die Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg nachgewiesen. Fortlaufend aktualisierte Infos dazu können Sie in unserem ASP-Newsticker verfolgen. mehr


Trotz ASP: Nutzung von Flächen schrittweise wieder erlaubt

Details sind in einem Erlass geregelt, der an die Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter geschickt wurde. Damit erhalten die Ämter Vollzugshinweise, die Nutzung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen einheitlich und schrittweise zu erlauben. Den Erlass bezeichnete die Leiterin des Landeskrisenstabes, Verbraucherstaatssekretärin Anna Heyer-Stuffer, als eine „gute Nachricht“ für die betroffenen Land- und Forstwirte. Das Seuchengeschehen sei ein dynamischer Prozess. Deshalb müsse allen Beteiligten klar sein, dass die Maßnahmen zur Tierseuchenbekämpfung auch angepasst werden müssen. „Sollten wir positive Fälle von Afrikanischer Schweinepest außerhalb des bestehenden vorläufigen Kerngebietes haben, ändert sich die Lage, und wir müssen das Kerngebiet entsprechend erweitern.“

ASP-Einschleppung: Polnischer Mais nicht Schuld

Darüber, wie die Afrikanische Schweinepest nach Brandenburg kam, gibt es keine sicheren Aussagen. Ein Gerücht hielt sich, dass polnischer Mais den ASP-Erreger eingeschleppt hätte – doch das stimmt nicht.

Nach wie vor gibt es keine offiziellen Aussagen darüber, wie die Afrikanische Schweinepest in den Spree- Neiße-Kreis gelangt ist. Aber ein Gerücht, wonach das ASP-Virus durch nach Schenkendöbern importierten Mais aus Polen eingeschleppt wurde, den man anschließend an Schweine verfütterte, dementierte man im Potsdamer Landwirtschaftsministerium. Gegenüber RBB24 äußerte Carsten Leßner, Leiter der Brandenburger Obersten Jagd- und Forstbehörde, vergangenen Freitag: „Wir wissen, worum es geht, wir kennen den Betrieb und die Menge.“ Der Mais aus dem Nachbarland lagere noch in einem Silo und werde auch nicht als Tierfutter verwendet. „Nach meinem Kenntnisstand geht es um Mais für eine Biogasanlage, und darum liegt er auch erstmal nur im Silo. Das muss ja angären“, so Leßner. cfe


Wildschweine als Überträger der Afrikanischen Schweinepest (ASP)

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In Deutschland wurde die Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg nachgewiesen. Fortlaufend aktualisierte Infos dazu können Sie in unserem ASP-Newsticker verfolgen. mehr


Biogasmais: Weiterer Anbaurückgang erwartet

Maisanbau zur Biogaserzeugung könnte weiter zurückgehen, sollte die EEG-Vorlage umgesetzt werden. Das erwartet Dr. Gerd Reinhold vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum. Vor allem große Biogasanlagen wären betroffen.

Sollte die Regierungsvorlage zur Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beschlossen werden, ist nach Einschätzung von Dr. Gerd Reinhold vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) eine Einschränkung des Maisanbaus für Biogas und Biomethan kaum aufzuhalten. Das liege aus seiner Sicht auch daran, dass der Maisdeckel von 44 % auf 40 % abgesenkt werden soll. Dies werde vor allem große Biogasanlagen und die Biomethanerzeugung treffen, erklärte Reinhold in einer Stellungnahme für das Deutsche Maiskomitee (DMK) zu dem in der vergangenen Woche gefassten Kabinettsbeschluss.

ackerbauliche Probleme durch „Maisdeckel“

Dr. Gerd Reinhold vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR)
Dr. Gerd Reinhold vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) Foto (c) Frank Hartmann

Ein weiteres Problem sieht Reinhold darin, dass der Mais besonders in Gegenden mit wenig Tierhaltung verlorengehe, was ein ackerbauliches Problem darstelle. In diesen Regionen, wie zum Beispiel in Mitteldeutschland, sei der Mais eine Bereicherung der Fruchtfolge. „Wir reden hier von Anteilen um 9 % bis 12 %. Da kann von einer Vermaisung keine Rede sein“, stellte der Agrarexperte fest.

Anders sieht es laut Reinhold in den Regionen mit intensiver Tierhaltung aus. Dort werde der Maisanbau durch den Maisdeckel begrenzt und der Druck auf die jetzt schon knappe Fläche verstärkt, da die Bauern auf Alternativen mit geringeren Methanhektarerträgen ausweichen würden. Angesichts dieser großen Unterschiede sei ein Maisdeckel, der eine Obergrenze für die einzelne Anlage festlege, überhaupt nicht hilfreich. Besser wäre eine regional abgestimmte Agrarstrukturplanung.

Für Reinhold überwiegen „Eindeutig die negativen Aspekte“

Für den Agrarexperten überwiegen in dem Gesetzentwurf „eindeutig die negativen Aspekte“. Zwar habe die Bundesregierung mit ihrem Kabinettsbeschluss die Höchstvergütungen um etwa 0,02 Euro erhöht, und der geplante Flex-Zuschlag solle von 60 Euro auf 65 Euro und das Ausschreibungsvolumen auf 500 MW angepasst werden. Inwieweit das helfe, werde sich an der Beteiligung bei der Ausschreibung zeigen, sagte Reinhold.

Für die Gülleanlagen seien die Steigerung der installierten Maximalleistung auf 150 kW und die Halbierung der Degression erste, wenn auch zu kleine Schritte, um den Gülleeinsatz in Biogasanlagen zu steigern, führte der TLLLR-Agrarexperte aus. Die Zahlung der EEG-Umlage bei Eigenstromnutzung und die Verhinderung von Eigenstromanteilen am Ende der Förderperiode seien unsinnigerweise immer noch da und würden nicht diskutiert.

aktuell NUr jede Siebte BiogasAnlage mit ANschlussförderung

Reinhold wies darauf hin, dass bislang weniger als 15 % der Thüringer Biogasanlagen den Umstieg in eine Anschlussförderung oder eine anders geartete Marktteilnahme geschafft hätten. „Dabei brauchen wir die Bioenergie. Wir können doch nicht so tun, als ob wir die Fluktuation des Wind- und Sonnenstroms mit Stromex- und -importen ausgleichen können. Diese EEG-Novelle steht den Zielen des Klimaschutzes komplett entgegen“, resümierte der bundesweit geschätzte Fachmann. red (mit AgE)

Schweinepest: Neue Kernzone im Märkisch-Oderland

Auch im Brandenburger Landkreis Märkisch-Oderland ist die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen. Die nun getroffenen Maßnahmen haben Auswirkungen auf den Verlauf der Kernzone(n) in Brandenburg und die Landwirtschaft vor Ort.

Nachdem am Dienstag (29. September) auch im Landkreis Märkisch-Oderland (MOL) ein erlegtes Wildschein positiv auf die Afrikanische Schweinepest (ASP) getestet worden war, wurde zunächst ein vorläufiges gefährdetes Gebiet mit einem Radius von etwa 20 Kilometern festgelegt. Zusätzlich ist nach der Bestätigung des Friedrich-Loeffler-Institutes eine tierseuchenrechtliche Allgemeinverfügung erarbeitet worden. In dieser sind konkrete Maßnahmen, sowohl für das gefährdete Gebiet, als auch für die Kernzone, festgelegt (Karte). Am Abend des 29. September wurde im Landkreises Märkisch-Oderland ein Krisenstab eingerichtet. Am Mittwoch (30. September) wurde ein mobiler Schutzzaun um das festgelegte Kerngebiet aufgebaut.

Übersicht der ASP-Restriktionszonen im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg
Übersicht der ASP-Restriktionszonen im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg. (c) Screenshot Bauernzeitung

Maßahmen gegen ASP-Ausbreitung im Märkisch Oderland

Zu den Maßnahmen der Allgemeinverfügung im Landkreis MOL gehören:

Im Kerngebiet wird darüber hinaus festgelegt, dass:


Wildschweine als Überträger der Afrikanischen Schweinepest (ASP)

+++ Alles News zu ASP in unserem Newsticker +++

In Deutschland wurde die Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg nachgewiesen. Fortlaufend aktualisierte Infos dazu können Sie in unserem ASP-Newsticker verfolgen. mehr


Zum ASP-Fund im MärKisch-Oderland

Am 29. September 2020 hat das Landeslabor Berlin-Brandenburg den ASP-Befund mitgeteilt. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat den ASP-Fund gestern (30. September) bestätigt. Das Wildschwein – ein Frischling – wurde zunächst im Ort Bleyen von einem Jäger erlegt. Beim aufbrechen des Tieres hat der Jäger Veränderungen an den inneren Organen festgestellt, die auch durch die ASP verursacht werden können.

In der 4 Kilometer weiten Kernzone um den Erlegungsort des Wildschweins im Landkreis MOL sowie dem gefährdeten Gebiet mit einem Radius von 15 Kilometern ist eine absolute Jagdruhe von drei Wochen angeordnet. Auch landwirtschaftliche Arbeiten auf den betroffenen Ackerflächen sind bis zur Freigabe durch das Veterinäramt untersagt. red

Unter Tel. 03346/850 69 69 hat der Landkreis Märkisch-Oderland ein Bürgertelefon eingerichtet.

ÖVF: Futternutzung seit 1. Oktober möglich

Eine Ausnahmeregelung macht es möglich: Seit 1. Oktober sind auch Zwischenfrüchte und die Gründecke auf Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) zur Futternutzung freigegeben. Je nach Bundesland wird das unterschiedlich geregelt. Wir geben eine Übersicht.

Zwischenfrüchte und Gründecke von Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) dürfen auch 2020 zu Futterzwecken genutzt werden. Der Bundesrat stimmte am 18. September einer Ausnahmeregelung des Bundesminsteriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zu. Sie ermöglicht das Beweiden (auch mit anderen Tierarten als Schafen und Ziegen) und Mähen dieser Flächen ab 1. Oktober in Gebieten mit witterungsbeding- tem Futtermangel.

ÖVF-Nutzung in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt gilt die Freigabe landesweit. Erforderlich ist eine formlose Anzeige beim Amt für Landwirtschaft unter Angabe der Flächen. Nachbarschaftshilfe ist zulässig, aber in der Anzeige konkret zu nennen.


ÖVF (Ökologische Vorrangflächen), die zur Futternutzung freigegeben wurde.

ÖVF-Bracheflächen jetzt auch zur Futternutzung

Die sogenannten ÖVF-Bracheflächen sind vom Magdeburger Agrarministerium zur Futternutzung freigegeben worden. Damit sollen Engpässe in der Viehversorgung vermieden werden. mehr


ÖVF-Nutzung in Mecklenburg-Vorpommern

Auch in ganz Mecklenburg-Vorpommern ist die Nutzung Ökologischer Vorrangflächen erlaubt, aber vor Beginn im Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt anzuzeigen. Das Formular gibt es hier.

Ökologische Vorrangflächen in Sachsen

Sachsen erteilte die Freigabe von ÖVF-Zwischenfrucht/Gründecke bzw. -Untersaat in die Hauptkultur bereits zum 25. September. Eine Anzeige über die Nutzung ist im Freistaat nicht erforderlich.

Nutzung der ÖV-Flächen in Thüringen

Thüringen hat ebenfalls flächendeckend Ökologische Vorrangflächen zu Futterzwecken freigegeben, auch hier ist kein Antrag nötig.

ÖV-Flächen in Brandenburg

In Brandenburg ist eine Freigabe von Zwischenfrüchten nicht vorgesehen. ÖVF-Brachen sind seit dem 1. Juli in besonders betroffenen Gebieten (Landkreise Dahme-Spreewald, Havelland, Märkisch-Oderland, Oberspreewald-Lausitz, Uckermark) nach formlosem Antrag beim Amt für Landwirtschaft nutzbar.

Viele Betriebe nutzten teilweise Ackerkulturen, um Engpässe zu überbrücken. Anfang Juli wurden die ÖVF-Brachen freigegeben. Oft fehlt es an Futterreserven für den Winter. fi, ri, kb, fh, wh

Maishäckseln: Zwölf Reihen pro Runde

Das Maishäckseln läuft gerade auf Hochtouren. Viele Hektar Maisfläche wurden nicht nur im Lohn gelegt, sondern jetzt auch geerntet. Vorn mit dabei Lohnunternehmerin Kerstin Ackermann und ihr Team.

Das Interview führte Erik Pilgermann

Bauernzeitung: Kerstin, wir haben uns zuletzt im April zur Maisaussaat gesehen (Bauernzeitung 19/2020). Wie ist denn die Saison aus Deiner Sicht bis jetzt gelaufen?
Kerstin Ackermann: Das Maislegen lief entspannt durch. Wir haben alle Aufträge erledigt und die Körner gut in den Boden gebracht. Auch die Flächen, die wir mit den Applikationskarten bestellt haben, sind super aufgelaufen. Auch die Maisernte in diesem Jahr ist für uns sehr entspannt angelaufen. Der Mais hat an vielen Stellen noch genug Regen bekommen und ist so in der extrem heißen Woche nicht total vertrocknet. Inzwischen sind wir aber mit allen unseren vier Häckslern unterwegs. Unsere Häcksler sind mit Ertragserfassung und Kartierung ausgerüstet. So lässt sich die Erntemenge schlaggenau bestimmen. Für uns zählen ja in erster Linie die Hektar. Aber für unsere Kunden zählen auch die Tonnen, die im Silo liegen. Das ließe sich einigermaßen gut schätzen. Genauer und in Echtzeit verfügbar sind aber die Daten unserer Häcksler.

Ihr legt den Mais auf Wunsch ja mit Unterstützung der Applikationskarten. Hast Du solche Flächen in diesem Jahr schon vor das Gebiss bekommen?
Tatsächlich noch nicht, aber den Versuch zum Beispiel, den wir auf den Flächen der Agrofarm in Nauen angelegt haben, werden wir definitiv noch ernten. Der Bestand ist aber einfach noch nicht reif. Der TS-Gehalt liegt noch deutlich unter 35 Prozent. Der Mais steht in Nauen überwiegend auf Luchflächen, und die sind einfach deutlich besser mit Wasser versorgt. Für uns passt das prima, denn so entzerren sich die Erntespitzen.

Wie schätzt Du den Mais in diesem Jahr insgesamt ein? Wird alles gehäckselt oder bleibt noch Körnermais zum Dreschen übrig?
Ein paar Anmeldungen zum Körnermais dreschen haben wir schon erhalten. Ein bisschen wird wohl übrig bleiben. Gerade steigt der Preis für Körnermais ja, weil so wenig verfügbar ist. Da werden wohl einige Landwirte noch mal auf ihre Flächen und in die Silos gucken und dann entscheiden, ob Flächen zum Dreschen stehen bleiben.

Euer Lohnunternehmen ist ja ein Familienbetrieb. Deine ganze Familie ist im Moment rund um die Uhr auf den Beinen beziehungsweise Rädern unterwegs. Seht Ihr Euch auch noch mal oder sprecht Ihr nur am Telefon zusammen?
Wir sitzen jeden Morgen zwischen halb sechs und sechs zusammen am Tisch und trinken Kaffee, je nachdem, wann wir starten müssen. Meine beiden Schwestern …

Lesen Sie das Interview in voller Länge in der Ausgabe 39 der Bauernzeitung.

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Aus für die Mühle Jarmen – eine Tradition geht zuende

Am 30. September war Schluss für die Jarmener Mühle. Die Betreiberin GoodMills hatte die Schließung bereits 2019 angekündigt. Auch eine Bürgerinitiative konnte die Eigner nicht umstimmen. Trotzdem besteht noch Hoffnung für Mehl aus Jarmen.

Von David Benzin und Gerd Rinas

Diesem Tag hat wohl niemand der 28 Beschäftigten der Nordland Mühle Jarmen mit Freude entgegengeblickt. Am 30. September wurde die Mühle in Jarmen offiziell geschlossen. Die Betreiberin GoodMills Deutschland GmbH hatte diesen Schritt bereits im September 2019 angekündigt. „Vor dem Hintergrund eines strukturell schwierigen Marktumfeldes und einem seit Jahren anhaltenden Bäckereisterbens haben wir die schwere Entscheidung treffen müssen,“ hatte GoodMills Deutschland am 25. September 2019 mitgeteilt.

Obwohl ein Sozialplan erarbeitet wurde, wechseln nur zwei Mitarbeiter an andere GoodMills-Standorte. Die Jarmener Mühle beschäftigte 28 Mitarbeiter und konnte jährlich 60.000 Tonnen Mehl produzieren – damit war sie der kleinste Standort des Hamburger Konzerns GoodMills, wie der NDR berichtet.

Weiterbetrieb durch ehemalige Mitarbeiter aussichtslos

Nachdem das Gros der Maschinen in den kommenden Monaten abgebaut wird, soll das Gebäude zum Verkauf stehen. An einen Wettbewerber soll die Mühle jedoch nicht verkauft werden, schreibt der NDR. Somit stünden die Ampeln für einen Weiterbetrieb durch die ehemalige Belegschaft auf rot. Zwei Mitarbeiter wollten das Werk ursprünglich weiterführen, erarbeiteten einen Businessplan und bekamen Unterstützung von Wirtschaftsminister Harry Glawe zugesagt. So sollten bei Kosten von zehn Mio. € von zehn Mitarbeitern jährlich 25.000 t Getreide vermahlen werden. Ein Mühlenneubau wäre wohl die letzte Option, um die Getreideverarbeitung am Standort Jarmen zu erhalten. Auch darüber hat es Pläne gegeben – bislang ohne konkretes Ergebnis, doch mit Aussicht auf eine Landesförderung.

Mühlenneubau: Land beteiligt sich an Planungskosten

Die für die Vorbereitung einer Mühlen-Neugründung erforderlichen Planungsleistungen wollen die Koalitionsfraktionen von SPD und CDU aus dem Strategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommern unterstützen. „Die Mühle in Jarmen hat eine über 100-jährige Tradition und ist identitätsstiftend für die Stadt. Als letzte noch arbeitende Großmühle in Mecklenburg-Vorpommern ist sie auch wirtschaftlich von Bedeutung für die Region. Es ist daher zu begrüßen, dass Mitarbeiter der Mühle die Entscheidung des Konzerns nicht einfach hinnehmen, sondern selbst als Unternehmen die wirtschaftlichen Chancen einer Mühle in Jarmen ergreifen wollen,“ sagte der CDU-Abgeordnete Franz-Robert Liskow.

Die Kosten der Beratung und der Erstellung eines Businessplans seien erheblich, ergänzt Liskow. Diese Planungsleistungen sollen daher mit bis zu 50.000 Euro aus dem Strategiefonds es Landes unterstützt werden. Damit wollen die CDU- und SPD-Fraktion der Landesregierung dazu beitragen, dass die Chancen für den Erhalt der Mühlentradition und der Arbeitsplätze in Jarmen gewahrt bleiben.


Die Vermahlungskapazität der modern ausgestatteten, aber zur Schließung bestimmten Mühle in Jarmen beträgt 60.000 t Mehl- und Schrotprodukte pro Jahr. Davon entfallen bis zu 45.000 t auf Weizenprodukte. (c) Harry Erdmann

Bürgerinitiative: Neue Mühle in Jarmen?

Die Bürgerinitiative „Rettet die Jarmener Mühle“ startete seit vergangenem Herbst viele Aktionen gegen die Schließung der Nordland Mühle. Jetzt gibt es Pläne für einen Mühlenneubau. Erste Gespräche sind gelaufen, ein Businessplan soll erarbeitet werden. mehr


Schließung Der JarMener Mühle: Bürgerinitiative blieb erfolglos

Gegen die Schließung des traditionsreichen Mühlenstandortes an der Peene regte sich herber Widerstand. Bürger haben die Initiative „Rettet die Jarmener Mühle“ gegründet und verschiedenste Aktionen gestartet, um GoodMills zum Weiterbetrieb zu bewegen (die Bauernzeitung berichtete). Die Bürgerinitiative hatte Plakataktionen organisiert sowie Buttons und Aufkleber unter die Leute gebracht. Insgesamt wurden knapp 11.000 Unterschriften gesammelt. Entlang der Peene sind Banner mit der Aufschrift „Rettet die Jarmener Mühle“ und „Die Jarmener Mühle hat Zukunft“ aufgestellt worde. Doch alle Bemühungen sind erfolglos geblieben. Wie geplant, beendete die Mühle in Jarmen Ende September offiziell die Produktion. Damit ging auch in Mecklenburg-Vorpommerns letzter großer Getreidemühle das Licht aus.