„Ja“ zum Legehennenstall bei Altmersleben

In Sachsen-Anhalt plant Landwirt Jörg Otte einen Legehennenstall mit Freilandhaltung. Nach Enthaltung des gesamten Ortschaftsrates Altmersleben hat der Stadtrat Kalbe zugestimmt. Doch die Genehmigung steht noch aus.

Von David Benzin

Der Landwirt Jörg Otte plant, nahe des Ortes Altmersleben in Sachsen-Anhalt einen Legehennenstall mit 20.000 Tierplätzen und Freilandhaltung zu bauen – 300 Meter von der Ortslage entfernt. Doch das Bauvorhaben des Familienbetriebes von Landwirt Jörg Otte stieß auf Misstrauen im Ortschaftsrat von Altmersleben, wie die Volksstimme berichtet. Bei einer Abstimmung hatten sich alle Mitglieder des Ortschaftsrates Altmersleben der Stimme enthalten. Der Stadtrat Kalbe stimmte jetzt jedoch für das Bauprojekt – mit drei Enthaltungen.

Jörg Otte hatte geplant, sich mit der Haltung von Legehennen neben dem Ackerbau ein zweites Standbein für seinen landwirtschaftlichen Betrieb aufzubauen. Die vergangenen Dürrejahre hätten ihn zu dieser Entscheidung gebracht, schreibt die Volksstimme. Auf einer Nutzfläche von etwa zehn Hektar hatte der Landwirt eine an die Anforderungen des Ökolandbaus angelehnte Freiland-Legehennenhaltung geplant – mit der Option einer künftigen Öko-Umstellung. Dabei hätte jede Legehenne im Durchschnitt vier Quadratmeter Platz zur Verfügung. Auch mithilfe von Obstbäumen und Schutzhütten vor Sonne und Greifvögeln wollte der Landwirt eine regionale und tierwohlgerechte Haltung realisieren.

Abstimmung zum Bau des Legehennenstalls: kompletter Ortschaftsrat enthielt sich

Auch dem Altmerslebener Ortschaftsrat hatte der Landwirt seine Pläne vorgestellt, nachdem von ihm ein Antrag auf imissionsschutzrechtliche Genehmigung beim Altmarkkreis Salzwedel gestellt worden war. Doch die Anwohner äußerten Bedenken hinsichtlich etwaiger Geruchsbelästigung und möglichem Krankheits- und Milbenvorkommens durch den Legehennenstall. Diesen hatte Landwirt Otte mit einer regelmäßigen Tierkontrolle durch Veterinäre sowie einem für den Ort positiv ausfallenden Windgutachten entgegnet.

Bei einer Abstimmung im Ortschaftsrat von Altmersleben enthielten sich einem Bericht von az-online zufolge alle Mitglieder. Im Stadtrat von Kalbe habe Jörg Otte hingegen viel Zuspruch erthalten – und eine einvernehmliche Zustimmung mit drei Enthaltungen für die geplante Legehennenhaltung. Unabhängig davon, wie der Ortschaftsrat Altmersleben und der Stadtrat Kalbe entschieden hätten, liegt die Entscheidungshohheit über eine Baugenehmigung letztendlich beim Altmarkkreis Salzwedel, wie die Magdeburger Volksstimme berichtet. Die Abstimmung des Ortschaftsrates Altmersleben sei dennoch gefordert gewesen.

LSV Winterweizen: Risiko mindern durch die Sortenwahl

Die neuesten Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV) Winterweizen 2018-2020 / Weiterhin an zweiter Stelle im weltweiten Anbauumfang nimmt die Kultur in Deutschland fast 50 % der Getreidefläche in Anspruch.

Von Martin Sacher (LfULG),
Christian Guddat (TLLLR),
Dr. Volker Michel (LFA),
Dr. Gert Barthelmes (LELF),
Heiko Thomaschewski (LLG)

Die Übersichtstabellen zu den Landessortenversuchen mit Winterweizen können Sie sich hier genauer ansehen oder herunterladen.


LSV Ökoweizen: Gut gegen Rost rüsten

Die besten Weizensorten für den Ökolandbau / Ergebnisse der aktuellen Landessortenversuche (LSV) Ökoweizen / Weitgehend normale Herbstentwicklung / Spätfröste Ende März führten zu Blattschäden

Dr. Wolfgang Karalus (LfULG),
Carolina Wegner und Beate Bombowsky (LFA),
Ines Schwabe (TLLLR)

Die Übersichtstabellen zu den Landessortenversuchen mit Ökowinterweizen können Sie sich hier genauer ansehen oder herunterladen.




Erste mobile Käserei vor dem Start

Die „Mobile Käserei Kentzlin“ ist die erste ihrer Art in Mecklenburg-Vorpommern. Henriette Gaede und ihre Partner wollen im Lohn Käse für Milchviehbetriebe herstellen.

Von Norbert Fellechner

Mitarbeiterin Henriette Gaede präsentierte am Donnerstag voriger Woche in Alt Sührkow, Landkreis Rostock, Käse aus der ersten mobilen Käserei in Mecklenburg-Vorpommern. Die 32-Jährige hat mit Geschäftspartnern die Mobile Käserei Kentzlin GmbH gegründet. Die Firma aus Kentzlin will in Lohn Käse aus der Milch von Landwirtschaftsbetrieben produzieren. In der Milchhof Alt Sührkow GmbH mit ihren 800 Milchkühen startete die Probephase.

Die Käserei ist auf einem 150.000 € teuren Speziallastwagen untergebracht. Hier können rund 2.000 l Milch pro Tag zu verschiedenen Käsesorten verarbeitet werden. Das Projekt, das von der EU gefördert wird, soll Milchviehbetrieben den Einstieg in die Direktvermarktung regionaler Produkte erleichtern.

ASP: Die Lage vor Ort

Die Afrikanische Schweinepest hat zwei Brandenburger Landkreise in eine Ausnahmesituation versetzt. Landwirte und Behörden haben mit den Auswirkungen der ASP-Funde zu kämpfen. Über die Situation vor Ort haben wir mit Dr. Karsten Lorenz, dem Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Oder-Spree, gesprochen.

Von Heike Mildner

„Bei vielen Landwirten und Jägern in der Kernzone und dem gefährdeten Gebiet liegen die Nerven blank“, sagt Dr. Karsten Lorenz, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Oder-Spree. Sie würden gern tätig werden und haben nicht den Eindruck, dass die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der ASP und zur Fallwildsuche optimal strukturiert und abgestimmt sind. Lorenz hat überschlagen, dass in den betroffenen Gebieten noch etwa 1.000 ha Mais stehen. Auf 6.000 bis 8.000 ha steht die Herbstaussaat an, zudem warten ca. 2.000 Grünland und Luzerne auf den letzten Schnitt. Hinzu kommen kleinere Flächen Sudangras, Sonnenblumen und Kartoffeln, auf denen bald etwas passieren müsste. 

Fallwildsuche: WUnsch nach Sytsem und Transparenz

Die regionalen Akteure wünschen sich, dass die Fallwildsuche systematisch erfolgt und transparent kommuniziert wird. Abgesuchte Flächen könnten dann schrittweise für ackerbauliche Maßnahmen freigegeben werden. Die Landwirte brauchen trotz der Ausnahmesituation eine planerische Perspektive. Die betroffenen Tierhalter fragen sich nicht nur, wie der Absatz organisiert werden kann, sondern auch, wann sie wieder Gülle ausbringen können. Stichwort Düngeverordnung.

„Der Landkreis Oder-Spree hat gerade in der Milchviehhaltung hervorragende Betriebe. Sollte es zu einem weiteren Abbau der Milchviehbestände kommen, wäre das wohl kaum wieder gut zu machen“, sorgt sich Lorenz. Zwar sei die Versorgung der Tiere noch bis Dezember gesichert, so Lorenz, aber allein die Agrargenossenschaft Neuzelle hat noch 350 ha Mais stehen, die Bauerngesellschaft Ziltendorfer Niederung 500 ha. Aus dem Havelland, wo Betriebe die Milchviehhaltung aufgegeben haben, kamen bereits Hilfsangebote.

Jägerschaft äußert Unverständnis

Für Unverständnis in Berufsstand und Jägerschaft sorgen ebenfalls das Fehlen von Desinfektionsmitteln, die immer noch offenen Wildbrücken über die Autobahn sowie eine verworrene Kommunikation der Behörden untereinander sowie gegenüber der Presse, fasst Karsten Lorenz zusammen.

ASP-Zaun: 58 km lang mit Mängeln

Seit Sonntagnachmittag steht er: Der mobile ASP-Zaun um das Kerngebiet der ASP-Restriktionszone. Er hat jetzt einen Umfang von 58 Kilometern, doch auch einige Mängel.

Sonntagnachmittag wurde das letzte Stück des ASP-Zaunes um das Kerngebiet der ASP-Restriktionszone gezogen. Mehr als 36 Kilometer Weidezaun wurden in den vergangenen drei Tagen neu errichtet. Doch erst wenn die Kernzone nach möglichen weiteren ASP-Funden endgültig feststehe, sollen nach Angaben von Brandenburgs Agrarminister Axel Vogel feste Zäune errichtet werden. Doch die 58 Kilometer lange Wildschwein-Barriere sieht nicht immer so effektiv aus, wie man vermuten würde. Uns haben Fotos aus dem Kerngebiet erreicht. red (mit AgE)

Start der PhönixGroup: Eines von Europas größten Rinderzuchtprogrammen

Die PhönixGroup will am 1. Januar 2021 mit ihrer Arbeit beginnen. Im Dezember soll dazu der neue Bullenkatalog an die Züchter verschickt werden. Für weitere Partner sei man offen.

Von Bettina Karl

Vom Norden bis zum Süden Deutschlands kooperieren nunmehr fünf Rinderzuchtorganisationen gemeinsam. Dazu gehören die RinderAllianz GmbH, die RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH, die Qnetics GmbH, die Rinder-Union West eG und die Rinderunion Baden-Württemberg e.V.. Damit will die Organisation mehr als 1 Mio. Kühe vereinen, das sind 50 % der deutschen Holstein-Population. In diesem Bereich könne die PhönixGroup auf über 1,2 Mio. Besamungen verweisen. 

Vielfalt gehört zur Zuchtphilosophie

Die PhönixGroupsoll auch richtungsweisend in der Fleckvieh- und Brown-Swiss-Zucht sein. In den fünf einzelnen Organisationen zähle man insgesamt fast 300.000 Fleckvieh- und 54.000 Brown-Swiss-Besamungen. Zudem stelle man zusätzlich ein Angebot aus Jersey-Bullen und Vererbern heimischer Rassen zur Verfügung, denn Vielfalt sei ein Teil der Zuchtphilosophie der PhönixGroup.  „Wir hoffen, dass die Rassenvielfalt noch etwas größer werden wird, weil wir offen sind für neue Partner“, erklärte Frank Groß, stellvertretender Vorsitzender des RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH auf einer Online-Pressekonferenz. Auch mit „Beef on Dairy“ garantiere man Sicherheit und höchste Qualität. „Der Fleischrindeinsatz in der Milchviehzucht hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen“, stellte Groß fest.

PHÖNIXGROUP: Bündelung der Kompetenzen

Die jahrelange erfolgreiche Zuchtarbeit der fünf Organisationen werde jetzt gebündelt, das Know-how und wissenschaftliche Erkenntnisse fließen in die PhönixGroup ein. Die Basis dafür hätte die erfolgreiche Arbeit vieler Generationen von Züchtern in den einzelnen Zuchtorganisationen geschaffen. Das soll auch in Zukunft so bleiben, um noch besser und effizienter zu werden und ein erfolgreiches Zuchtprogramm zu gestalten. Damit will sich die PhönixGroup eine nationale sowie internationale Position ausbauen.

Zuchtfortschritt durch Wissenschaft

Um den Zuchtfortschritt voranzubringen, arbeite man auch mit Hochschulen und Universitäten zusammen. „Darüber hinaus können wir den großen Datenbestand, der aus den Testherden der RinderAllianz und der RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg gewonnen wird, nutzen“, erklärte Frank Groß. Die Rinderallianz verfüge über 30 und die RBB über 29 Herden, von deren Kühen sämtliche Daten erfasst würden. „Außerdem wollen wir die Biotechnologie vorantreiben. Daher sei eine Biotechnologiestation geplant“, sagte Klaus-Dieter Augustin, Gesellschaftervertreter der RinderAllianz GmbH. In einem weiteren späteren Schritt sollen auch weibliche Embryonen und Zuchttiere gekauft werden, um das Zuchtprogramm der PhönixGroup zu bereichern.

Spermapreise bleiben stabil

Die Bullen bleiben Eigentum der jeweiligen Zuchtorganisation, sollen aber allen Züchtern gleich angeboten werden. „Dazu wird es einen fairen Verteilschlüssel geben, der sich nach der regionalen Produktion ausrichtet“, erklärte Silvio Reimann, Aufsichtsratsvorsitzender der Qnetics GmbH.„Das Sperma wird nicht teurer, da die Bullen deutlich besser ausgelastet sind“, betonte Heinrich Buxtrup, Vorstandsvorsitzender der Rinder-Union West eG. „Mit dieser Kooperation halten wir die Preise stabil.“

Mit Blick in die Zukunft

„Vor über 20 Jahren haben wir mit der Gründung der Rinderunion Baden-Württemberg 
20 verschiedene Rassen unter einen Hut gebracht – mit gegenseitiger Wertschätzung und auf Augenhöhe. Das läuft bis heute sehr gut. Wenn wir uns jetzt in die PhönixGroup einbringen, dann ist das ein weiterer Schritt mit Blick in die Zukunft“, resümierte Ingrid Epting, erste stellvertretende Vorsitzende der Rinderunion Baden-Württemberg e.V., auf der Pressekonferenz.

Für weitere Partner offen 

„Wir sind seit Ende Juni in Gesprächen über die PhönixGroup und haben uns darauf verständigt, dass wir zunächst mit einer Kooperation beginnen. Aber wir wollen nichts ausschließen, dass möchte ich hier eindeutig betonen“, sagte Heinrich Buxtrup. Darüber hinaus sei man für weitere Zuchtorganisationen als Partner offen. „Wir haben die Möglichkeit, mit weiteren Partnern ein deutsches Zuchtprogramm zu kreieren, das weltweit große Anerkennung finden würde“, erklärte er. Damit könne man den RZG (Gesamtzuchtwert) stärken. 


Für Forschungszwecke dient auch eine Seite im Kuhstall der Gebrüder Vroege in Dalen.

Futtereffizienz als neues Zuchtziel

Neben Milchleistung und Tiergesundheit rücken in den Niederlanden bei der Holsteinzucht andere Eigenschaften immer stärker in den Vordergrund. Zum Beispiel eine bessere Futterverwertung. mehr


Auch interessant

Rinderrassen im Portrait: Vielfalt, Eigenschaften, Besonderheiten

Rinderrassen entdecken

Kennen Sie alle Rinderrassen? Bild auswählen und mehr erfahren …

Hier geht es zu den Rinderrassen

ASP: Brandenburg zahlt Prämie für Wildschweinfunde

Brandenburg verstärkt die Maßnahmen im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP). Für das Auffinden toter Wildschweine in den ASP-Restriktionsgebieten zahlt das Land eine Aufwandsentschädigung von 100 bis 150 Euro. 

Das Brandenburger Verbraucherschutzministerium verstärkt ab sofort die Maßnahmen im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP). Das Land zahlt für das Auffinden verendeter Wildschweine (einschließlich Unfallwild) innerhalb der ASP-Restriktionsgebieten eine Aufwandsentschädigung von 100 oder 150 Euro pro Wildschwein (je nach Fundort), wie das Ministerium am Mittwoch (16.9.) mitgeteilt hat.

„Verendete Wildschweine sind wichtige Indikatortiere, um das Ausmaß des tatsächlichen Infektionsgeschehens feststellen zu können. Nur wenn wir schnell wissen, wie weit infizierte Tiere das Virus verbreitet haben, können wir es auch schnell eindämmen und eliminieren. Deswegen ist das Testen von Fallwild und Unfallwild im gefährdeten Gebiet jetzt so entscheidend. Mit der Prämie schaffen wir einen zusätzlichen Anreiz, das in kurzer Zeit möglichst viele Proben untersucht werden können“, sagte Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher am Dienstag (16.9.) in Potsdam.

Prämie je nach Wildschwein-Fundort

Das Auffinden von toten Wildschweinen innerhalb des festgelegten Seuchengebietes (sogenannte Restriktionszone – bestehend aus Kerngebiet, gefährdeten Gebiet und Pufferzone) werde mit folgenden Aufwandsentschädigungen unterstützt:

Wichtig sei dabei, dass das Kerngebiet nur von dafür berechtigten Personen betreten werden darf. Für alle anderen Personen gilt im Kerngebiet: Das Betreten des Waldes und der offenen Landschaft ist untersagt. Im gefährdeten Gebiet und in der Pufferzone hingegen können auch Privatpersonen tot aufgefundene Wildschweine dem zuständigen Veterinäramt unter genauer Beschreibung des Fundortes melden und so die Prämie von 100 Euro vom Landkreis erhalten. Dafür muss der Tierkörper aber durch den Bergungstrupp des Landkreises aufgefunden und als Wildschwein identifiziert werden.

Richtiges Verhalten bei auffinden eines Wildschweins

Finden Privatpersonen tote Wildschweine auf, bittet das Brandenburger Verbraucherschutzministerium darum, umgehend das zuständige Veterinäramt zu informieren. Sofern der für das Gebiet zuständige Jagdausübungsberechtigte bekannt ist, sollte auch diese Person informiert werden. Tot aufgefundene Wildschweine dürfen dabei niemals angefasst werden.

Um den ersten Fundort im Ortsteil Sembten der Gemeinde Schenkendöbern im Landkreis Spree-Neiße wurde eine Kernzone mit einem Drei-Kilometer-Radius eingerichtet und eingezäunt sowie ein Gefährdetes Gebiet mit einem Radius von circa 20 bis 25 Kilometern festgelegt. red

Rote Gebiete: Brandenburger Biolandwirte reden Klartext

Seit 20 oder 30 Jahren Biolandwirte und trotzdem zu hohe Nitratwerte? An der Bewirtschaftung kann das nicht liegen, machen Henrik Wendorff und Frank Prochnow anhand ihrer Betriebe deutlich.

Von Heike Mildner

Henrik Wendorff, im Ehrenamt Landesbauernpräsident in Brandenburg, betreibt seit 19 Jahren ökologischen Landbau auf 951 Hektar in Worin (Märkisch-Oderland). Sein Nachbar Frank Prochnow ackert seit 29 Jahren ökologisch. Dennoch haben beide Ackerschläge in „roten Gebieten“. Drei Tage bevor der Bundesrat über die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Ausweisung von mit Nitrat belasteten und eutrophierten Gebieten (AVV Gebietsausweisung – AVV GeA) berät, luden sie zu einem Vor-Ort-Termin. Die Vorschrift, die das weitere Wirtschaften der Landwirte in ganz Deutschland bestimmt, steht als Tagesordnungspunkt 79 auf der Agenda, die Vorlage ist 47 Seiten stark.


Video (c) Heike Mildner

Rote Gebiete: Wie und wo gemessen wird

Als „rote Gebiete“ sind 2,3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Brandenburgs ausgewiesen. Grundlage sind die Nitratwerte an Messstellen, die dem Landesumweltamt Grundwassergütedaten aus rund zwölf Metern Tiefe liefern. „Was in den Boden kommt, sinkt etwa 70 cm pro Jahr. Was in zwölf Metern Tiefe ankommt und dort gemessen wird, kann also nicht auf die aktuelle Bewirtschaftung verweisen“, so Wendorff. Liegen die Nitratwerte über dem Grenzwert von 50 mg/l, führt das zwangsläufig zur Ausweisung der roten Gebiete.

Schwankende Werte

An der Messstelle, die maßgeblich für die betroffenen Schläge von Henrik Wendorff und Frank Prochnow ist, wurden vier Nitratwerte erhoben, die Wendorff bekannt sind:

Wendorff kann nur vermuten, warum die Werte schwanken, was sie theoretisch eigentlich nicht sollten. Er führt die geringen Jahresniederschläge verbunden mit Starkregenereignissen an, die den Boden mehr oder weniger auswaschen würden. 

Mist mit dem Salzstreuer gedüngt

Auch die hohen Nitratwerte an sich kann Wendorff sich nicht erklären. Und andere ihm auch nicht. Er hat sich die Mühe gemacht, die Kulturen auzulisten, die er in den 20 vergangenen Jahren auf den drei betroffenen Schlägen angebaut hat. Von den 60 Positionen sind sechs markiert. Hier wurde Stalldung ausgebracht – „mit dem Salzstreuer“, wie Wendorff augenzwinkernd bemerkt. Frank Prochnow bringt gar keinen Stalldung aus, er baue höchstens ab und an Lupinen als Stickstoffsammler an.

Nitrat: Robinien rund um die Messstelle

Wie also kommen die Nitratwerte zustande? Sind es die Robinien, die rund um die Messstelle wachsen? Ist es die intensivere Tierhaltung zur DDR-Zeit? Sind es andere Nährstoffquellen, zum Beispiel aus dem Abwasserbereich? „Das sind alles Vermutungen, eine wissenschaftliche Antwort gibt es nicht“, sagt Henrik Wendorff. „Die Verwaltungsvorschrift wird aber dann wieder die Landwirte in ihrem Handlungsspielraum einschränken“, so Wendorff. „Und wir, die seit 20-30 Jahren ökologisch wirtschaften, werden gleich mit an den Pranger gestellt“, ärgert sich Wendorff.

Abstimmung im Bundesrat

Auch das Brandenburger Agrarministerium kann die Vorlage so nicht gut heißen. „Brandenburg mit seinen ohnehin geringen Niederschlägen wird benachteiligt“, sagt Agrarminister Axel Vogel der Bauernzeitung. „Wenn die derzeit laufenden Gespräche auf Bundesebene nicht fruchten, können wir am Freitag voraussichtlich nicht zustimmen“, so Vogel am Mittwochnachmittag.

ASP: Ausweitung des gefährdeten Gebietes?

Am Dienstagnachmittag hat es in Potsdam eine Sondersitzung der Brandenburger Ausschüsse für Landwirtschaft und Verbraucherschutz gegeben. Dabei wurden Zahlen konkret, die den ASP-Ausbruch in Brandenburg besser einordnen.

Von Heike Mildner

Die Abgeordneten der Brandenburger Regierungsparteien Johannes Funke (SPD), Ingo Senftleben (CDU) und Isabell Hiekel (Bündnis90/Die Grünen) hatten für den Dienstagnachmittag eine Sondersitzung der Ausschüsse für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz sowie des Ausschusses für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz beantragt. Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher hat dabei eine Zusammenfassung der aktuellen Ereignisse rund um die Afrikanische Schweinepest (ASP) gegeben. Neu war die Information, dass 2020 in der betroffenen Region insgesamt 520 Proben an das Landeslabor Berlin-Brandenburg gesendet und negativ befundet wurden, insgesamt seien es in Brandenburg in diesem Jahr 4.441 Proben gewesen – alle negativ. Zeitgleich mit Beginn der Sitzung kam die Meldung, dass im Bereich Neuzelle „weitere fünf Proben amtskundig geworden“ seien. Das habe Folgen für Ausweitung der Kernzonen, so Nonnemacher.

ASP in brandenburg: Gefährdetes Gebiet wird ausgeweitet

Bis dahin war ein Gebiet im Radius von 20-25 km um den Fundort als gefährdetes Gebiet ausgewiesen worden. Ausgerichtet an den topografischen Gegebenheiten umfasst es auch ausgedehnte zusammenhängende Waldflächen. Das Kerngebiet ist 40 Quadratkilometer groß und hat einen Umfang von 26 Kilometern. Für Landwirte bitter: In der gefährdeten Zone besteht ein Verwertungverbot für Heu, Gras und Stroh, landwirtschaftliche Flächen dürfen nicht genutzt werden. Für die Landwirte seien diese Einschnitte schmerzlich, aber nicht zu vermeiden, so Nonnemacher.

Die Kadaversuche erfolgt derzeit mit Drohnen und Suchhundestaffeln, auch Spezialstaffeln aus Scheswig-Holstein und Rheinland-Pfalz sollen ab heute (Mittwoch) zum Einsatz kommen. Die Kadaverbergung werde durch hygienisch geschulte Trupps durchgeführt, die Kadaver unschädlich beseitigt, so Nonnemacher. Ziel sei es, die ASP zu tilgen.

Agrarminister Axel Vogel bezeichnete die Maßnahmen rund um den ASP-Ausbruch treffend als Lockdown für die Land-und Forstwirtschaft im gefährdeten Gebiet. Konkret betreffen die Maßnahmen 182 Betriebe mit 33.500 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, darunter viele mit wenig Fläche. Im gefährdeten Gebiet halten 41 Betriebe insgesamt 12.710 Schweine, fünf von ihnen 200 bis 5.000 Schweine, zwei haben Schweine in Freilandhaltung.

Agrarminister Vogel: ASP-Folgen in „in rasender geschwindigkeit auf uns eingebrochen“

„Die Folgen sind in rasender Geschwindigkeit auf uns eingebrochen“, so Vogel. Das Ministerium sei auf Tönnies zugegangen, Perleberg nehme weiter Schweine aus Brandenburg zur Schlachtung an, allerdings keine aus der Restriktionszone. Wie mit den Folgen der sehr beschränkten Schlachtkapazität Brandenburgs umzugehen ist, werde nun vor Ort besprochen. Zur Jagd: 100.000 Wildschweine seien in dieser Saison geschossen worden, das sei die höchste Zahl seit der Wende. Erlegungsprämien von über einer Million Euro seien ausgezahlt worden. Saufänge seien nun ins betroffene Gebiet verbracht worden, auch Nachtsichttechnik würde eingesetzt, so Vogel.

Zur Unterstützung der betroffenen Landwirte sagte Vogel: Bei den mehrere Tausend Hektar Mais, die jetzt nicht geerntet werden dürfen, handele es sich im Wesentlichen um Mais für Biogasanlagen. Es gebe einen Wertverlust, wie hoch der ausfalle, sei noch nicht absehbar. Es müsse eine neue Richtlinie für Seuchenfälle erarbeitet und von der EU notifiziert werden. Er sei im Gespräch mit Julia Klöckner. „Es kann nicht sein, dass Brandenburg die Kosten trägt für eine Maßnahme, die ganz Deutschland und Westeuropa betrifft“, so Vogel. Alle Fäden laufen zurzeit im Landeskrisenzentrum im Großen Waisenhaus in Potsdam zusammen. Dort traf sich am Dienstag Ministerpräsident Dietmar Woidke mit Landwirten aus der betroffenen Region.

ASP: Fünf weitere Fälle in Brandenburg

Untersuchungen des Landeslabors Berlin-Brandenburg haben fünf weitere ASP-Fälle nachgewiesen. Die Proben stammen von Wildschweinen, die nahe der Gemeinde Neuzelle (Landkreis Oder-Spree) gefunden wurden – alle im gefährdeten Gebiet.

Das Landeslabor Berlin-Brandenburg hat am heutigen Dienstag bei fünf weiteren Wildschweinen die Afrikanische Schweinepest (ASP) nachgewiesen. Die Tiere wurden nahe der Gemeinde Neuzelle im Landkreis Oder-Spree gefunden.

Die Fundorte liegen alle im festgelegten gefährdeten Gebiet. Das teilte das Verbraucherschutzministerium des Landes Brandenburg heute mit.

Es handelt sich demnach um vier tot aufgefundene Wildschweine (sogenanntes Fallwild) sowie um ein krank erlegtes Wildschwein. Wie in solchen Fällen vorgeschrieben, wird Untersuchungsmaterial der fünf Kadaver noch heute zum Nationalen Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut (dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) geschickt, das die Untersuchungsergebnisse bestätigen muss.

Schweinepest-Nachweis bei Wildschwein in Brandenburg

Am Mittwoch letzter Woche (9.9.) hatte es bereits eine verdächtige ASP-Probe gegeben, die am Donnerstag vom Friedrich-Löffler-Institut mit positivem ASP-Befund bestätigt wurde. Nach dem Fund des verendeten weiblichen Wildschweins im Landkreis Spree-Neiße (SPN), wurde am Donnerstavormittag (10.9.) vom Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt, dass das verweste Tier das Virus der Afrikanischen Schweinepest enthält. Der Fund wurde am Montag (7.9.) durch den zuständigen Jäger im Eigenjagdbezirk im Ortsteil Sembten in der Gemeinde Schenkendöbern gemeldet. Im Landkreis Spree-Neiße wurden unverzüglich der Krisenstab einberufen und entsprechende Maßnahmen festgelegt. Neben der Information der Bevölkerung umfasst das in einem ersten Schritt die Einrichtung von Restriktionszonen.

Im gefährdetem Gebiet gibt es 17 gemeldete Schweinehaltungen, davon eine in der Kernzone. Der Schweinebestand in der Kernzone umfasst lediglich ein Schwein. Der nächstgrößere Schweinehalter (mit 150 Mastschweinen) innerhalb der Restriktionszone befindet sich im Ort Atterwasch. Der größte Schweinehalter innerhalb der Restriktionszone hält 3.000 Mastschweine. Die ersten Beprobungen seien bereits angelaufen. red


Wildschweine als Überträger der Afrikanischen Schweinepest (ASP)

+++ ASP-Newsticker: Infos auf einen Blick +++

Wie am Donnerstagvormittag bekannt wurde, ist in Deutschland die Afrikanische Schweinepest bei einem Wildschein in Brandenburg nachgewiesen worden. Aktuelle Infos können Sie in unserem ASP-Newsticker verfolgen. mehr

Futtermischwagen: Verschleißschutz integriert

In Sachsen-Anhalt hat die Agrargenossenschaft Höhnstedt jetzt bereits den fünften Futtermischwagen auf dem Hof. Bei der Genossenschaft lässt sich die Entwicklung der Technik zur mobilen Fütterung gut nachvollziehen – es hat sich viel getan.

Von Jörg Möbius

Nach der Wende gab es neue Technik. Die Kühe und Jungrinder der Agrargenossenschaft Höhnstedt bekamen dann bald ihr Futter ordentlich gemischt vorgelegt. „Vorher haben wir mit T 088-Anhängern von Fortschritt gearbeitet. Diese eigentlich als Miststreuer entwickelten Anhänger gab es mit einem Prallblech und Austrageband nach rechts auch als Futterverteilwagen“, erzählt Eckard Deumer. Er ist Vorstandsmitglied und für die Tierhaltung in der 1991 neu gegründeten Genossenschaft in der Gemeinde Salzatal in Sachsen-Anhalt zuständig. Zur Beladung der Verteilwagen kamen rumänische Mobilbagger TIH 445 zum Einsatz. Die Genossenschaft bewirtschaftet heute rund 2.000 ha Ackerland „von gut bis schlecht“, so Deumer. Problem ist die Lage im Regenschatten des Harzes.

Der Mais zeigte Mitte August deutliche Trockenschäden. Dafür stand die Soja auf 25 ha recht ordentlich. „Seit fünf Jahren bauen wir Soja an, die Erträge schwanken stark zwischen fünf und 35 Dezitonnen pro Hektar“, so Deumer. Das spezielle Schneidwerk mit flexiblem Messerbalken, der sich dem Boden anpasst und so ermöglicht, auch die tiefhängenden Schoten zu ernten, leihen sich die Landwirte beim Landmaschinenhändler aus. Auch ohne Grünland steht für die Kühe und Rinder eine breite Auswahl an Grundfuttermitteln zur Verfügung: Maissilage, Luzerne, Roggen-Ganzpflanzensilage und Silage vom ersten Schnitt der Flächen mit Vermehrungsgras. Außerdem werden Weizen, Raps und Zuckerrüben auf den Feldern angebaut. „Wir lassen unser Kraftfutter aus eigenen Komponenten auf dem Hof mischen, dazu kommt ein Dienstleister mit einer fahrbaren Mahl- und Mischanlage alle drei Wochen zu uns. Die jährliche Milchleistung beträgt rund 9.500 l. Gemolken wird in einem GEA-Fischgrätenmelkstand mit 32 Melkplätzen.

Ende April hat Gunnar Stamm die Soja gedrillt, im September soll gedroschen werden. Mitte August ist er mit dem Bestand zufrieden. (c) Sabine Rübensaat

Tierwohl in umgebauten Typenställen

Mit viel Platz stehen die 250 Kühe und 350 Jung- und Masttiere in umgebauten DDR-Typenställen L 203. Von außen fallen die geöffneten Fensterfronten für die bessere freie Lüftung auf, bei Bedarf wird eine Seite mit rollbaren Folien verschlossen. Noch auffälliger sind die Veränderungen in den Ställen. Die Güllekanäle wurden aufgefüllt und der Fußboden besteht jetzt aus einer planen Betonfläche, die mit Stroh e ingestreut wird. „So konnten wir den Stallgrundriss verändern und die Tiergruppen haben viel Platz. Nur die Futtergänge sind geblieben und werden weiter genutzt.“ Der Mist wird in der Biogasanlage auf dem Betriebsgelände vergoren. Rund 40 % des Inputs liefert er, dazu kommt vor allem Maissilage. 40 Haushalte in der Umgebung beziehen ihre Wärme von der Biogasanlage.


Futtermischwagen wird beladen

Futtermischwagen: Angehängt oder Selbstfahrer?

Bei Milchvieh und Mastrindern erfolgt die Futtervorlage überwiegend mit Futtermischwagen. Es bleibt aber die Frage, ob es eine gezogene Variante oder eine autarke Maschine sein soll. mehr


Viele verschiedene Mischungen für die Rinder

Zehn bis zwölf Mal füllt Fütterer Peter Pelikan im Futterhaus mit einem Radlader den Futtermisch- und Verteilwagen mit 13 m3 Volumen. Gezogen wird er von einem John Deere mit 90 PS. „Weniger sollten es nicht sein, wenn bei gefülltem Behälter gemischt wird oder ein Rundballen aufzulösen ist, bei uns ist das die Luzerne“, so der Fütterer. Heu und Stroh lagern in der Halle, Silage wird täglich per Radlader und Silozange am Silo entnommen und mit einem HW 80 mit Schwerhäckselaufbau ins Futterhaus gefahren. Reste kommen am nächsten Tag mit in die Biogasanlage.

Fütterer Peter Pelikan am Terminal der optional programmierbaren Wiege­einrichtung. (c) Sabine Rübensaat

Von den zehn bis zwölf Mischungen täglich sind selten mehrere gleich. Es sind, einschließlich Trockensteher, vier Kuhgruppen zu füttern, dazu die Jungtiere und die Mastbullen. Eckard Deumer kontrolliert und passt die Mischungen regelmäßig alle drei bis vier Wochen oder bei Bedarf an. Zur Übergabe an das Terminal am Futtermischwagen nutzt er einen USB-Stick. „Wer möchte, kann das optional auch per WLAN oder Mobilfunk tun“, ergänzt Frank Rau. Der bei Kuhn Deutschland für Fütterungstechnik zuständige Maschinenbauingenieur weiß Bescheid über eine der weltweit größten Angebotspaletten von mobiler Fütterungstechnik. 76 Modelle gezogener Mischwagen von 4 bis 45 m3 und 14 Modelle selbstfahrender Futtermisch- und -verteilwagen mit 12 bis 27 m3 werden im Kuhn-Fütterungstechnik-Werk in Westfrankreich entwickelt und produziert.

Spezifikationen nach Kundenwunsch

Jeder davon kann mit bis zu 250 Spezifikationen geordert werden. Serienfertigung mit Schweiß- und Kantrobotern sowie viele Gleichteile sorgen für eine effektive Fertigung von über 3.000 Maschinen jährlich. Frank Rau erklärt: „Das von uns selbst hergestellte robuste Getriebe für den Schneckenantrieb wird für alle Kuhn-Vertikalmischer verwendet. Das Getriebe ist an einem Dom und nicht am Behälterboden angeschraubt. Auf halber Höhe ist die Schnecke befestigt. Der Antrieb ist so vor seitlich auf die Schnecke wirkenden Belastungen geschützt.“ Im Getriebe steht das Öl bis zum oberen Lager, es muss deshalb nicht abgeschmiert werden. Die Kontrolle des Ölstandes erfolgt im Vorbeigehen, der Ölwechsel soll alle 1.500 Stunden erfolgen. Beim Mischen ist die Belastung in einem Mischwagen mit 15 m3 Fassungsvermögen schon größer als in einer Version mit 9 m3. Wird aber ein kompletter Rundballen aufgelöst, sind die Kräfte auf die Schnecke und ihre Lagerung gleich.

So hoch steht das Öl im Getriebe der Mischschecke, demonstriert Frank Rau. (c) Sabine Rübensaat

Auch Achse und Aufsatz zur Volumenvergrößerung sind bei allen Mischwagen von 9 bis 15 m3 der in Höhnstedt eingesetzten Baureihe Profile gleich. Die Höhnstedter Landwirte setzen seit zwei Jahren einen Profile 13.1 CL ein. Die 13 steht für das Volumen, eins steht für die Schneckenanzahl, C für Querförderband (Cross Conveyor) und L für einen breiten, niedrigen Mischbehälter. Die S-Version ist dementsprechend schmaler und höher. Weitere Besonderheiten der Kuhn-Futtermischwagen sind unter anderem: 1,2 m breite Öffnung im Behälter zum Futteraustrag und breites, von zwei Hydraulikmotoren angetriebenes Austrageband. Optional lässt es sich beidseitig um 20 cm verschieben, um Futter in der Krippe nah zu den Tieren zu bringen. Wird der Mischwagen optional mit einem Strohgebläse ausgestattet, wird das Austrageband hinten montiert. „Der Wagen läuft nun seit zwei Jahren ohne Probleme. Außer einem Ölwechsel war nichts zu tun“, berichtet Eckard Deumer.

FutterMischwagen Nummer Fünf

Vorher waren in Höhnstedt schon vier andere Kuhn-Mischwagen im Einsatz. Zuerst – wie Anfang der 90er-Jahre üblich – Horizontalmischwagen mit drei und folgend mit zwei Mischschnecken. Es folgte ein Vertikalmischer, er sollte schneller mischen. Aber damals kam diese Technik noch schlecht mit Stroh zurecht. So wurde er, nachdem er verschlissen war, noch einmal durch einen Horizontalmischer Euromix II mit zwei Schnecken ersetzt. Diese Version hat den Vorteil einer hohen Schneidleistung, sie neigt aber zum Musen des Futters.

Inzwischen ging die Entwicklung der Vertikalmischer weiter. Sie produzieren jetzt eine lockere Mischung, haben geringen Kraftbedarf und damit liegt ihr Marktanteil in Europa heute bei über 80 %. Begünstigt wird diese Entwicklung durch das zunehmende Angebot von Ballenpressen mit Schneidwerk. Beim Bergen des Futters mit dem Feldhäcksler kann ja schon längere Zeit eine Schnittlänge vorgewählt werden.

Landmaschinenhändler mit Tradition

Bezogen haben die Höhnstedter Landwirte all diese Mischwagen vom regionalen Kuhn-Händler Land & Technik-Service Volkstedt (LuTS), einem traditionellen Fachbetrieb in der Lutherstadt Eisleben. 1949 begann die landtechnische Arbeit an diesem Standort mit einer Maschinenausleihstation (MAS). Heute vertreibt LuTS unter anderem Fendt, MF, Weidemann, Kirovets, Kerner, Krone und Kuhn. Ergänzt wird das Angebot durch Reparaturen in allen Bereichen der Transportbranche, hervorzuheben die Modernisierung und der Neubau von HW80-Anhängern. Neuer Technik steht Geschäftsführer Manfred Pollin immer offen gegenüber.

Manfred Pollin, Geschäftsführer Land & Technik- Service Volkstedt.

So werden mit Kunden Maschinen für den Maisanbau in Dämmen von LuTS oder neue Geräte der jungen Firma Inno-AgriTec zur Maiszünslerbekämpfung eingesetzt erprobt. „Mit Innovationen den Ackerbau verändern, da passiert etwas, da sind wir dabei“, so der Geschäftsführer. Trüber sieht es mit Technik für Milchviehbetriebe aus. „Es werden immer weniger Betriebe, die noch Milchkühe halten. Damit verringert sich auch der Bedarf an Maschinen für die Tierhaltung. Diese Technik benötigt aber eine ständige Servicebereitschaft. Es ist teilweise schwierig, das vorzuhalten. Das Personal ist einfach knapp. Insgesamt machen wir mit Technik für Grünland und Bodenbearbeitung sowie einigen Mischwagen von Kuhn zwischen fünf und sieben Prozent unseres Umsatzes.“

Futtermischwagen mit Effektivem Verschleißschutz

Besonderheit des neuen Futtermischwagens ist das Material der Schnecke und die Auskleidung des Mischbehälters mit Edelstahl. Diese Option soll eine lange Lebensdauer ermöglichen. Nach zwei Jahren Einsatz ist beim Höhnstedter Mischwagen kaum Verschleiß zu sehen. Total blank sind die Edelstahlflächen, an denen ständig das Futter bewegt wird. Also die gesamte Schnecke und die 80 cm hohe in den Behälter eingeschweißte Edelstahlverkleidung. Frank Rau erklärt, dass das genau der Bereich in der Behälterwand ist, der sonst durchgescheuert wird. Der Verschleiß bei normalem Stahl erfolgt vor allem dadurch, dass durch das Schleifen des Futters am Metall die dünne Rostschicht immer wieder abgeschmirgelt wird. Das wellige Schleifbild oberhalb des Edelstahlbereiches entsteht durch die Kantung der Behälterwand, die zusammen mit zwei einschwenkbaren Gegenschneiden das Drehen des Futteres bremsen und so das schnelle Durchmischen des Futters mit der Schnecke fördern.

Kuhn nennt diesen Edelstahl K-NOX. Er besteht aus Chrom und Ferrit. Chrom macht den Stahl widerstandsfähig gegen korrosiven und mechanischen Verschleiß. Ferrit verleiht der Mischschnecke mechanische Festigkeit. Damit machen Belastungen, die beim Mischen schwerer Rationen oder beim Auflösen ganzer Ballen auftreten, der Schnecke nichts aus, sie verbiegt sich nicht. Rund sechs Mal länger als die Standardversion aus ST 52 hält die K-NOX-Schnecke. Das wurde an einem stationären

Zweischneckenvertikalmischer an einer Biogasanlage unter analogen Einsatzbedingungen ermittelt. Fütterer Peter Pelikan freut sich, dass er am neuen Mischwagen noch keine Messer wechseln musste, da auch sie deutlich länger halten. Natürlich ist die verschleißfeste Variante des Mischwagens teurer. Frank Rau rechnet vor, dass eine neue Standardschnecke und die Montagekosten höher sind als der Mehrpreis für die K-Nox-Schnecke. Insgesamt mit Schnecke und Verkleidung aus Edelstahl ist der Mischwagen der Höhnstedter rund 4.300 € netto teurer als die Standardversion mit gleicher Ausstattung.

Futtermischwagen mit Elektronik und Vernetzung

Eine weitere Option neben dem Verschleißschutz, die die Landwirte der Genossenschaft beim neuen Mischwagen gewählt haben, ist eine programmierbare Wiegeeinrichtung. Sie kann bis zu 150 Futterrationen mit bis zu 99 Komponenten – maximal 30 je Rezept – speichern. Das von drei integrierten Wiegebolzen – einer an der Deichsel und zwei an der Achse – ermittelte Gewicht wird blendfrei mit großen Zahlen am Mischwagen angezeigt. So hat der Fütterer beim Beladen die zugegebene Masse jeder Komponente im Blick. „Außerdem haben wir noch ein mobiles zweites Anzeigendisplay mit gekauft. Damit hat man auch in größerer Entfernung immer das aktuelle Gewicht auf der Anzeige oder kann sich im Zugschlepper die noch vorhandene Masse im Behälter anzeigen lassen“, so Frank Rau. „Alternativ kann man das auch über eine App auf dem Smartphone machen.“


Lesen Sie mehr zum Thema im Schwerpunkt Fütterungstechnik in der Ausgabe 35 der Bauernzeitung.

Im e-Paper abrufen (€)


Monatlich liest Eckard Deumer mit dem USB-Stick auch die Fütterungsprotokolle aus. „Das muss sein. Was wurde wirklich gefüttert? Gibt es einen Zusammenhang zu Schwankungen bei der Milchleistung?“ Im Zeitalter von Elektronik und Vernetzung finden sich zudem wichtige Informationen online, wenn man sich im Portal „My Kuhn“ mit der Seriennummer anmeldet. So gibt es Bedienungsanleitungen und Software-Updates im Netz. Auch die Ersatzteilsuche ist dort einfacher und treffsicherer. „Noch haben wir das nicht gebraucht für den neuen Mischwagen, aber eine Anmeldung ist ja auch später möglich“, so Eckard Deumer.