ÖVF: Futternutzung seit 1. Oktober möglich

Eine Ausnahmeregelung macht es möglich: Seit 1. Oktober sind auch Zwischenfrüchte und die Gründecke auf Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) zur Futternutzung freigegeben. Je nach Bundesland wird das unterschiedlich geregelt. Wir geben eine Übersicht.

Zwischenfrüchte und Gründecke von Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) dürfen auch 2020 zu Futterzwecken genutzt werden. Der Bundesrat stimmte am 18. September einer Ausnahmeregelung des Bundesminsteriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zu. Sie ermöglicht das Beweiden (auch mit anderen Tierarten als Schafen und Ziegen) und Mähen dieser Flächen ab 1. Oktober in Gebieten mit witterungsbeding- tem Futtermangel.

ÖVF-Nutzung in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt gilt die Freigabe landesweit. Erforderlich ist eine formlose Anzeige beim Amt für Landwirtschaft unter Angabe der Flächen. Nachbarschaftshilfe ist zulässig, aber in der Anzeige konkret zu nennen.


ÖVF (Ökologische Vorrangflächen), die zur Futternutzung freigegeben wurde.

ÖVF-Bracheflächen jetzt auch zur Futternutzung

Die sogenannten ÖVF-Bracheflächen sind vom Magdeburger Agrarministerium zur Futternutzung freigegeben worden. Damit sollen Engpässe in der Viehversorgung vermieden werden. mehr


ÖVF-Nutzung in Mecklenburg-Vorpommern

Auch in ganz Mecklenburg-Vorpommern ist die Nutzung Ökologischer Vorrangflächen erlaubt, aber vor Beginn im Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt anzuzeigen. Das Formular gibt es hier.

Ökologische Vorrangflächen in Sachsen

Sachsen erteilte die Freigabe von ÖVF-Zwischenfrucht/Gründecke bzw. -Untersaat in die Hauptkultur bereits zum 25. September. Eine Anzeige über die Nutzung ist im Freistaat nicht erforderlich.

Nutzung der ÖV-Flächen in Thüringen

Thüringen hat ebenfalls flächendeckend Ökologische Vorrangflächen zu Futterzwecken freigegeben, auch hier ist kein Antrag nötig.

ÖV-Flächen in Brandenburg

In Brandenburg ist eine Freigabe von Zwischenfrüchten nicht vorgesehen. ÖVF-Brachen sind seit dem 1. Juli in besonders betroffenen Gebieten (Landkreise Dahme-Spreewald, Havelland, Märkisch-Oderland, Oberspreewald-Lausitz, Uckermark) nach formlosem Antrag beim Amt für Landwirtschaft nutzbar.

Viele Betriebe nutzten teilweise Ackerkulturen, um Engpässe zu überbrücken. Anfang Juli wurden die ÖVF-Brachen freigegeben. Oft fehlt es an Futterreserven für den Winter. fi, ri, kb, fh, wh

Maishäckseln: Zwölf Reihen pro Runde

Das Maishäckseln läuft gerade auf Hochtouren. Viele Hektar Maisfläche wurden nicht nur im Lohn gelegt, sondern jetzt auch geerntet. Vorn mit dabei Lohnunternehmerin Kerstin Ackermann und ihr Team.

Das Interview führte Erik Pilgermann

Bauernzeitung: Kerstin, wir haben uns zuletzt im April zur Maisaussaat gesehen (Bauernzeitung 19/2020). Wie ist denn die Saison aus Deiner Sicht bis jetzt gelaufen?
Kerstin Ackermann: Das Maislegen lief entspannt durch. Wir haben alle Aufträge erledigt und die Körner gut in den Boden gebracht. Auch die Flächen, die wir mit den Applikationskarten bestellt haben, sind super aufgelaufen. Auch die Maisernte in diesem Jahr ist für uns sehr entspannt angelaufen. Der Mais hat an vielen Stellen noch genug Regen bekommen und ist so in der extrem heißen Woche nicht total vertrocknet. Inzwischen sind wir aber mit allen unseren vier Häckslern unterwegs. Unsere Häcksler sind mit Ertragserfassung und Kartierung ausgerüstet. So lässt sich die Erntemenge schlaggenau bestimmen. Für uns zählen ja in erster Linie die Hektar. Aber für unsere Kunden zählen auch die Tonnen, die im Silo liegen. Das ließe sich einigermaßen gut schätzen. Genauer und in Echtzeit verfügbar sind aber die Daten unserer Häcksler.

Ihr legt den Mais auf Wunsch ja mit Unterstützung der Applikationskarten. Hast Du solche Flächen in diesem Jahr schon vor das Gebiss bekommen?
Tatsächlich noch nicht, aber den Versuch zum Beispiel, den wir auf den Flächen der Agrofarm in Nauen angelegt haben, werden wir definitiv noch ernten. Der Bestand ist aber einfach noch nicht reif. Der TS-Gehalt liegt noch deutlich unter 35 Prozent. Der Mais steht in Nauen überwiegend auf Luchflächen, und die sind einfach deutlich besser mit Wasser versorgt. Für uns passt das prima, denn so entzerren sich die Erntespitzen.

Wie schätzt Du den Mais in diesem Jahr insgesamt ein? Wird alles gehäckselt oder bleibt noch Körnermais zum Dreschen übrig?
Ein paar Anmeldungen zum Körnermais dreschen haben wir schon erhalten. Ein bisschen wird wohl übrig bleiben. Gerade steigt der Preis für Körnermais ja, weil so wenig verfügbar ist. Da werden wohl einige Landwirte noch mal auf ihre Flächen und in die Silos gucken und dann entscheiden, ob Flächen zum Dreschen stehen bleiben.

Euer Lohnunternehmen ist ja ein Familienbetrieb. Deine ganze Familie ist im Moment rund um die Uhr auf den Beinen beziehungsweise Rädern unterwegs. Seht Ihr Euch auch noch mal oder sprecht Ihr nur am Telefon zusammen?
Wir sitzen jeden Morgen zwischen halb sechs und sechs zusammen am Tisch und trinken Kaffee, je nachdem, wann wir starten müssen. Meine beiden Schwestern …

Lesen Sie das Interview in voller Länge in der Ausgabe 39 der Bauernzeitung.

Im e-Paper abrufen (€)

Aus für die Mühle Jarmen – eine Tradition geht zuende

Am 30. September war Schluss für die Jarmener Mühle. Die Betreiberin GoodMills hatte die Schließung bereits 2019 angekündigt. Auch eine Bürgerinitiative konnte die Eigner nicht umstimmen. Trotzdem besteht noch Hoffnung für Mehl aus Jarmen.

Von David Benzin und Gerd Rinas

Diesem Tag hat wohl niemand der 28 Beschäftigten der Nordland Mühle Jarmen mit Freude entgegengeblickt. Am 30. September wurde die Mühle in Jarmen offiziell geschlossen. Die Betreiberin GoodMills Deutschland GmbH hatte diesen Schritt bereits im September 2019 angekündigt. „Vor dem Hintergrund eines strukturell schwierigen Marktumfeldes und einem seit Jahren anhaltenden Bäckereisterbens haben wir die schwere Entscheidung treffen müssen,“ hatte GoodMills Deutschland am 25. September 2019 mitgeteilt.

Obwohl ein Sozialplan erarbeitet wurde, wechseln nur zwei Mitarbeiter an andere GoodMills-Standorte. Die Jarmener Mühle beschäftigte 28 Mitarbeiter und konnte jährlich 60.000 Tonnen Mehl produzieren – damit war sie der kleinste Standort des Hamburger Konzerns GoodMills, wie der NDR berichtet.

Weiterbetrieb durch ehemalige Mitarbeiter aussichtslos

Nachdem das Gros der Maschinen in den kommenden Monaten abgebaut wird, soll das Gebäude zum Verkauf stehen. An einen Wettbewerber soll die Mühle jedoch nicht verkauft werden, schreibt der NDR. Somit stünden die Ampeln für einen Weiterbetrieb durch die ehemalige Belegschaft auf rot. Zwei Mitarbeiter wollten das Werk ursprünglich weiterführen, erarbeiteten einen Businessplan und bekamen Unterstützung von Wirtschaftsminister Harry Glawe zugesagt. So sollten bei Kosten von zehn Mio. € von zehn Mitarbeitern jährlich 25.000 t Getreide vermahlen werden. Ein Mühlenneubau wäre wohl die letzte Option, um die Getreideverarbeitung am Standort Jarmen zu erhalten. Auch darüber hat es Pläne gegeben – bislang ohne konkretes Ergebnis, doch mit Aussicht auf eine Landesförderung.

Mühlenneubau: Land beteiligt sich an Planungskosten

Die für die Vorbereitung einer Mühlen-Neugründung erforderlichen Planungsleistungen wollen die Koalitionsfraktionen von SPD und CDU aus dem Strategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommern unterstützen. „Die Mühle in Jarmen hat eine über 100-jährige Tradition und ist identitätsstiftend für die Stadt. Als letzte noch arbeitende Großmühle in Mecklenburg-Vorpommern ist sie auch wirtschaftlich von Bedeutung für die Region. Es ist daher zu begrüßen, dass Mitarbeiter der Mühle die Entscheidung des Konzerns nicht einfach hinnehmen, sondern selbst als Unternehmen die wirtschaftlichen Chancen einer Mühle in Jarmen ergreifen wollen,“ sagte der CDU-Abgeordnete Franz-Robert Liskow.

Die Kosten der Beratung und der Erstellung eines Businessplans seien erheblich, ergänzt Liskow. Diese Planungsleistungen sollen daher mit bis zu 50.000 Euro aus dem Strategiefonds es Landes unterstützt werden. Damit wollen die CDU- und SPD-Fraktion der Landesregierung dazu beitragen, dass die Chancen für den Erhalt der Mühlentradition und der Arbeitsplätze in Jarmen gewahrt bleiben.


Die Vermahlungskapazität der modern ausgestatteten, aber zur Schließung bestimmten Mühle in Jarmen beträgt 60.000 t Mehl- und Schrotprodukte pro Jahr. Davon entfallen bis zu 45.000 t auf Weizenprodukte. (c) Harry Erdmann

Bürgerinitiative: Neue Mühle in Jarmen?

Die Bürgerinitiative „Rettet die Jarmener Mühle“ startete seit vergangenem Herbst viele Aktionen gegen die Schließung der Nordland Mühle. Jetzt gibt es Pläne für einen Mühlenneubau. Erste Gespräche sind gelaufen, ein Businessplan soll erarbeitet werden. mehr


Schließung Der JarMener Mühle: Bürgerinitiative blieb erfolglos

Gegen die Schließung des traditionsreichen Mühlenstandortes an der Peene regte sich herber Widerstand. Bürger haben die Initiative „Rettet die Jarmener Mühle“ gegründet und verschiedenste Aktionen gestartet, um GoodMills zum Weiterbetrieb zu bewegen (die Bauernzeitung berichtete). Die Bürgerinitiative hatte Plakataktionen organisiert sowie Buttons und Aufkleber unter die Leute gebracht. Insgesamt wurden knapp 11.000 Unterschriften gesammelt. Entlang der Peene sind Banner mit der Aufschrift „Rettet die Jarmener Mühle“ und „Die Jarmener Mühle hat Zukunft“ aufgestellt worde. Doch alle Bemühungen sind erfolglos geblieben. Wie geplant, beendete die Mühle in Jarmen Ende September offiziell die Produktion. Damit ging auch in Mecklenburg-Vorpommerns letzter großer Getreidemühle das Licht aus.

„Ja“ zum Legehennenstall bei Altmersleben

In Sachsen-Anhalt plant Landwirt Jörg Otte einen Legehennenstall mit Freilandhaltung. Nach Enthaltung des gesamten Ortschaftsrates Altmersleben hat der Stadtrat Kalbe zugestimmt. Doch die Genehmigung steht noch aus.

Von David Benzin

Der Landwirt Jörg Otte plant, nahe des Ortes Altmersleben in Sachsen-Anhalt einen Legehennenstall mit 20.000 Tierplätzen und Freilandhaltung zu bauen – 300 Meter von der Ortslage entfernt. Doch das Bauvorhaben des Familienbetriebes von Landwirt Jörg Otte stieß auf Misstrauen im Ortschaftsrat von Altmersleben, wie die Volksstimme berichtet. Bei einer Abstimmung hatten sich alle Mitglieder des Ortschaftsrates Altmersleben der Stimme enthalten. Der Stadtrat Kalbe stimmte jetzt jedoch für das Bauprojekt – mit drei Enthaltungen.

Jörg Otte hatte geplant, sich mit der Haltung von Legehennen neben dem Ackerbau ein zweites Standbein für seinen landwirtschaftlichen Betrieb aufzubauen. Die vergangenen Dürrejahre hätten ihn zu dieser Entscheidung gebracht, schreibt die Volksstimme. Auf einer Nutzfläche von etwa zehn Hektar hatte der Landwirt eine an die Anforderungen des Ökolandbaus angelehnte Freiland-Legehennenhaltung geplant – mit der Option einer künftigen Öko-Umstellung. Dabei hätte jede Legehenne im Durchschnitt vier Quadratmeter Platz zur Verfügung. Auch mithilfe von Obstbäumen und Schutzhütten vor Sonne und Greifvögeln wollte der Landwirt eine regionale und tierwohlgerechte Haltung realisieren.

Abstimmung zum Bau des Legehennenstalls: kompletter Ortschaftsrat enthielt sich

Auch dem Altmerslebener Ortschaftsrat hatte der Landwirt seine Pläne vorgestellt, nachdem von ihm ein Antrag auf imissionsschutzrechtliche Genehmigung beim Altmarkkreis Salzwedel gestellt worden war. Doch die Anwohner äußerten Bedenken hinsichtlich etwaiger Geruchsbelästigung und möglichem Krankheits- und Milbenvorkommens durch den Legehennenstall. Diesen hatte Landwirt Otte mit einer regelmäßigen Tierkontrolle durch Veterinäre sowie einem für den Ort positiv ausfallenden Windgutachten entgegnet.

Bei einer Abstimmung im Ortschaftsrat von Altmersleben enthielten sich einem Bericht von az-online zufolge alle Mitglieder. Im Stadtrat von Kalbe habe Jörg Otte hingegen viel Zuspruch erthalten – und eine einvernehmliche Zustimmung mit drei Enthaltungen für die geplante Legehennenhaltung. Unabhängig davon, wie der Ortschaftsrat Altmersleben und der Stadtrat Kalbe entschieden hätten, liegt die Entscheidungshohheit über eine Baugenehmigung letztendlich beim Altmarkkreis Salzwedel, wie die Magdeburger Volksstimme berichtet. Die Abstimmung des Ortschaftsrates Altmersleben sei dennoch gefordert gewesen.

LSV Winterweizen: Risiko mindern durch die Sortenwahl

Die neuesten Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV) Winterweizen 2018-2020 / Weiterhin an zweiter Stelle im weltweiten Anbauumfang nimmt die Kultur in Deutschland fast 50 % der Getreidefläche in Anspruch.

Von Martin Sacher (LfULG),
Christian Guddat (TLLLR),
Dr. Volker Michel (LFA),
Dr. Gert Barthelmes (LELF),
Heiko Thomaschewski (LLG)

Die Übersichtstabellen zu den Landessortenversuchen mit Winterweizen können Sie sich hier genauer ansehen oder herunterladen.


LSV Ökoweizen: Gut gegen Rost rüsten

Die besten Weizensorten für den Ökolandbau / Ergebnisse der aktuellen Landessortenversuche (LSV) Ökoweizen / Weitgehend normale Herbstentwicklung / Spätfröste Ende März führten zu Blattschäden

Dr. Wolfgang Karalus (LfULG),
Carolina Wegner und Beate Bombowsky (LFA),
Ines Schwabe (TLLLR)

Die Übersichtstabellen zu den Landessortenversuchen mit Ökowinterweizen können Sie sich hier genauer ansehen oder herunterladen.




Erste mobile Käserei vor dem Start

Die „Mobile Käserei Kentzlin“ ist die erste ihrer Art in Mecklenburg-Vorpommern. Henriette Gaede und ihre Partner wollen im Lohn Käse für Milchviehbetriebe herstellen.

Von Norbert Fellechner

Mitarbeiterin Henriette Gaede präsentierte am Donnerstag voriger Woche in Alt Sührkow, Landkreis Rostock, Käse aus der ersten mobilen Käserei in Mecklenburg-Vorpommern. Die 32-Jährige hat mit Geschäftspartnern die Mobile Käserei Kentzlin GmbH gegründet. Die Firma aus Kentzlin will in Lohn Käse aus der Milch von Landwirtschaftsbetrieben produzieren. In der Milchhof Alt Sührkow GmbH mit ihren 800 Milchkühen startete die Probephase.

Die Käserei ist auf einem 150.000 € teuren Speziallastwagen untergebracht. Hier können rund 2.000 l Milch pro Tag zu verschiedenen Käsesorten verarbeitet werden. Das Projekt, das von der EU gefördert wird, soll Milchviehbetrieben den Einstieg in die Direktvermarktung regionaler Produkte erleichtern.

ASP: Die Lage vor Ort

Die Afrikanische Schweinepest hat zwei Brandenburger Landkreise in eine Ausnahmesituation versetzt. Landwirte und Behörden haben mit den Auswirkungen der ASP-Funde zu kämpfen. Über die Situation vor Ort haben wir mit Dr. Karsten Lorenz, dem Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Oder-Spree, gesprochen.

Von Heike Mildner

„Bei vielen Landwirten und Jägern in der Kernzone und dem gefährdeten Gebiet liegen die Nerven blank“, sagt Dr. Karsten Lorenz, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Oder-Spree. Sie würden gern tätig werden und haben nicht den Eindruck, dass die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der ASP und zur Fallwildsuche optimal strukturiert und abgestimmt sind. Lorenz hat überschlagen, dass in den betroffenen Gebieten noch etwa 1.000 ha Mais stehen. Auf 6.000 bis 8.000 ha steht die Herbstaussaat an, zudem warten ca. 2.000 Grünland und Luzerne auf den letzten Schnitt. Hinzu kommen kleinere Flächen Sudangras, Sonnenblumen und Kartoffeln, auf denen bald etwas passieren müsste. 

Fallwildsuche: WUnsch nach Sytsem und Transparenz

Die regionalen Akteure wünschen sich, dass die Fallwildsuche systematisch erfolgt und transparent kommuniziert wird. Abgesuchte Flächen könnten dann schrittweise für ackerbauliche Maßnahmen freigegeben werden. Die Landwirte brauchen trotz der Ausnahmesituation eine planerische Perspektive. Die betroffenen Tierhalter fragen sich nicht nur, wie der Absatz organisiert werden kann, sondern auch, wann sie wieder Gülle ausbringen können. Stichwort Düngeverordnung.

„Der Landkreis Oder-Spree hat gerade in der Milchviehhaltung hervorragende Betriebe. Sollte es zu einem weiteren Abbau der Milchviehbestände kommen, wäre das wohl kaum wieder gut zu machen“, sorgt sich Lorenz. Zwar sei die Versorgung der Tiere noch bis Dezember gesichert, so Lorenz, aber allein die Agrargenossenschaft Neuzelle hat noch 350 ha Mais stehen, die Bauerngesellschaft Ziltendorfer Niederung 500 ha. Aus dem Havelland, wo Betriebe die Milchviehhaltung aufgegeben haben, kamen bereits Hilfsangebote.

Jägerschaft äußert Unverständnis

Für Unverständnis in Berufsstand und Jägerschaft sorgen ebenfalls das Fehlen von Desinfektionsmitteln, die immer noch offenen Wildbrücken über die Autobahn sowie eine verworrene Kommunikation der Behörden untereinander sowie gegenüber der Presse, fasst Karsten Lorenz zusammen.

ASP-Zaun: 58 km lang mit Mängeln

Seit Sonntagnachmittag steht er: Der mobile ASP-Zaun um das Kerngebiet der ASP-Restriktionszone. Er hat jetzt einen Umfang von 58 Kilometern, doch auch einige Mängel.

Sonntagnachmittag wurde das letzte Stück des ASP-Zaunes um das Kerngebiet der ASP-Restriktionszone gezogen. Mehr als 36 Kilometer Weidezaun wurden in den vergangenen drei Tagen neu errichtet. Doch erst wenn die Kernzone nach möglichen weiteren ASP-Funden endgültig feststehe, sollen nach Angaben von Brandenburgs Agrarminister Axel Vogel feste Zäune errichtet werden. Doch die 58 Kilometer lange Wildschwein-Barriere sieht nicht immer so effektiv aus, wie man vermuten würde. Uns haben Fotos aus dem Kerngebiet erreicht. red (mit AgE)

Start der PhönixGroup: Eines von Europas größten Rinderzuchtprogrammen

Die PhönixGroup will am 1. Januar 2021 mit ihrer Arbeit beginnen. Im Dezember soll dazu der neue Bullenkatalog an die Züchter verschickt werden. Für weitere Partner sei man offen.

Von Bettina Karl

Vom Norden bis zum Süden Deutschlands kooperieren nunmehr fünf Rinderzuchtorganisationen gemeinsam. Dazu gehören die RinderAllianz GmbH, die RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH, die Qnetics GmbH, die Rinder-Union West eG und die Rinderunion Baden-Württemberg e.V.. Damit will die Organisation mehr als 1 Mio. Kühe vereinen, das sind 50 % der deutschen Holstein-Population. In diesem Bereich könne die PhönixGroup auf über 1,2 Mio. Besamungen verweisen. 

Vielfalt gehört zur Zuchtphilosophie

Die PhönixGroupsoll auch richtungsweisend in der Fleckvieh- und Brown-Swiss-Zucht sein. In den fünf einzelnen Organisationen zähle man insgesamt fast 300.000 Fleckvieh- und 54.000 Brown-Swiss-Besamungen. Zudem stelle man zusätzlich ein Angebot aus Jersey-Bullen und Vererbern heimischer Rassen zur Verfügung, denn Vielfalt sei ein Teil der Zuchtphilosophie der PhönixGroup.  „Wir hoffen, dass die Rassenvielfalt noch etwas größer werden wird, weil wir offen sind für neue Partner“, erklärte Frank Groß, stellvertretender Vorsitzender des RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH auf einer Online-Pressekonferenz. Auch mit „Beef on Dairy“ garantiere man Sicherheit und höchste Qualität. „Der Fleischrindeinsatz in der Milchviehzucht hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen“, stellte Groß fest.

PHÖNIXGROUP: Bündelung der Kompetenzen

Die jahrelange erfolgreiche Zuchtarbeit der fünf Organisationen werde jetzt gebündelt, das Know-how und wissenschaftliche Erkenntnisse fließen in die PhönixGroup ein. Die Basis dafür hätte die erfolgreiche Arbeit vieler Generationen von Züchtern in den einzelnen Zuchtorganisationen geschaffen. Das soll auch in Zukunft so bleiben, um noch besser und effizienter zu werden und ein erfolgreiches Zuchtprogramm zu gestalten. Damit will sich die PhönixGroup eine nationale sowie internationale Position ausbauen.

Zuchtfortschritt durch Wissenschaft

Um den Zuchtfortschritt voranzubringen, arbeite man auch mit Hochschulen und Universitäten zusammen. „Darüber hinaus können wir den großen Datenbestand, der aus den Testherden der RinderAllianz und der RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg gewonnen wird, nutzen“, erklärte Frank Groß. Die Rinderallianz verfüge über 30 und die RBB über 29 Herden, von deren Kühen sämtliche Daten erfasst würden. „Außerdem wollen wir die Biotechnologie vorantreiben. Daher sei eine Biotechnologiestation geplant“, sagte Klaus-Dieter Augustin, Gesellschaftervertreter der RinderAllianz GmbH. In einem weiteren späteren Schritt sollen auch weibliche Embryonen und Zuchttiere gekauft werden, um das Zuchtprogramm der PhönixGroup zu bereichern.

Spermapreise bleiben stabil

Die Bullen bleiben Eigentum der jeweiligen Zuchtorganisation, sollen aber allen Züchtern gleich angeboten werden. „Dazu wird es einen fairen Verteilschlüssel geben, der sich nach der regionalen Produktion ausrichtet“, erklärte Silvio Reimann, Aufsichtsratsvorsitzender der Qnetics GmbH.„Das Sperma wird nicht teurer, da die Bullen deutlich besser ausgelastet sind“, betonte Heinrich Buxtrup, Vorstandsvorsitzender der Rinder-Union West eG. „Mit dieser Kooperation halten wir die Preise stabil.“

Mit Blick in die Zukunft

„Vor über 20 Jahren haben wir mit der Gründung der Rinderunion Baden-Württemberg 
20 verschiedene Rassen unter einen Hut gebracht – mit gegenseitiger Wertschätzung und auf Augenhöhe. Das läuft bis heute sehr gut. Wenn wir uns jetzt in die PhönixGroup einbringen, dann ist das ein weiterer Schritt mit Blick in die Zukunft“, resümierte Ingrid Epting, erste stellvertretende Vorsitzende der Rinderunion Baden-Württemberg e.V., auf der Pressekonferenz.

Für weitere Partner offen 

„Wir sind seit Ende Juni in Gesprächen über die PhönixGroup und haben uns darauf verständigt, dass wir zunächst mit einer Kooperation beginnen. Aber wir wollen nichts ausschließen, dass möchte ich hier eindeutig betonen“, sagte Heinrich Buxtrup. Darüber hinaus sei man für weitere Zuchtorganisationen als Partner offen. „Wir haben die Möglichkeit, mit weiteren Partnern ein deutsches Zuchtprogramm zu kreieren, das weltweit große Anerkennung finden würde“, erklärte er. Damit könne man den RZG (Gesamtzuchtwert) stärken. 


Für Forschungszwecke dient auch eine Seite im Kuhstall der Gebrüder Vroege in Dalen.

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ASP: Brandenburg zahlt Prämie für Wildschweinfunde

Brandenburg verstärkt die Maßnahmen im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP). Für das Auffinden toter Wildschweine in den ASP-Restriktionsgebieten zahlt das Land eine Aufwandsentschädigung von 100 bis 150 Euro. 

Das Brandenburger Verbraucherschutzministerium verstärkt ab sofort die Maßnahmen im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP). Das Land zahlt für das Auffinden verendeter Wildschweine (einschließlich Unfallwild) innerhalb der ASP-Restriktionsgebieten eine Aufwandsentschädigung von 100 oder 150 Euro pro Wildschwein (je nach Fundort), wie das Ministerium am Mittwoch (16.9.) mitgeteilt hat.

„Verendete Wildschweine sind wichtige Indikatortiere, um das Ausmaß des tatsächlichen Infektionsgeschehens feststellen zu können. Nur wenn wir schnell wissen, wie weit infizierte Tiere das Virus verbreitet haben, können wir es auch schnell eindämmen und eliminieren. Deswegen ist das Testen von Fallwild und Unfallwild im gefährdeten Gebiet jetzt so entscheidend. Mit der Prämie schaffen wir einen zusätzlichen Anreiz, das in kurzer Zeit möglichst viele Proben untersucht werden können“, sagte Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher am Dienstag (16.9.) in Potsdam.

Prämie je nach Wildschwein-Fundort

Das Auffinden von toten Wildschweinen innerhalb des festgelegten Seuchengebietes (sogenannte Restriktionszone – bestehend aus Kerngebiet, gefährdeten Gebiet und Pufferzone) werde mit folgenden Aufwandsentschädigungen unterstützt:

Wichtig sei dabei, dass das Kerngebiet nur von dafür berechtigten Personen betreten werden darf. Für alle anderen Personen gilt im Kerngebiet: Das Betreten des Waldes und der offenen Landschaft ist untersagt. Im gefährdeten Gebiet und in der Pufferzone hingegen können auch Privatpersonen tot aufgefundene Wildschweine dem zuständigen Veterinäramt unter genauer Beschreibung des Fundortes melden und so die Prämie von 100 Euro vom Landkreis erhalten. Dafür muss der Tierkörper aber durch den Bergungstrupp des Landkreises aufgefunden und als Wildschwein identifiziert werden.

Richtiges Verhalten bei auffinden eines Wildschweins

Finden Privatpersonen tote Wildschweine auf, bittet das Brandenburger Verbraucherschutzministerium darum, umgehend das zuständige Veterinäramt zu informieren. Sofern der für das Gebiet zuständige Jagdausübungsberechtigte bekannt ist, sollte auch diese Person informiert werden. Tot aufgefundene Wildschweine dürfen dabei niemals angefasst werden.

Um den ersten Fundort im Ortsteil Sembten der Gemeinde Schenkendöbern im Landkreis Spree-Neiße wurde eine Kernzone mit einem Drei-Kilometer-Radius eingerichtet und eingezäunt sowie ein Gefährdetes Gebiet mit einem Radius von circa 20 bis 25 Kilometern festgelegt. red

Rote Gebiete: Brandenburger Biolandwirte reden Klartext

Seit 20 oder 30 Jahren Biolandwirte und trotzdem zu hohe Nitratwerte? An der Bewirtschaftung kann das nicht liegen, machen Henrik Wendorff und Frank Prochnow anhand ihrer Betriebe deutlich.

Von Heike Mildner

Henrik Wendorff, im Ehrenamt Landesbauernpräsident in Brandenburg, betreibt seit 19 Jahren ökologischen Landbau auf 951 Hektar in Worin (Märkisch-Oderland). Sein Nachbar Frank Prochnow ackert seit 29 Jahren ökologisch. Dennoch haben beide Ackerschläge in „roten Gebieten“. Drei Tage bevor der Bundesrat über die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Ausweisung von mit Nitrat belasteten und eutrophierten Gebieten (AVV Gebietsausweisung – AVV GeA) berät, luden sie zu einem Vor-Ort-Termin. Die Vorschrift, die das weitere Wirtschaften der Landwirte in ganz Deutschland bestimmt, steht als Tagesordnungspunkt 79 auf der Agenda, die Vorlage ist 47 Seiten stark.


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Video (c) Heike Mildner

Rote Gebiete: Wie und wo gemessen wird

Als „rote Gebiete“ sind 2,3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Brandenburgs ausgewiesen. Grundlage sind die Nitratwerte an Messstellen, die dem Landesumweltamt Grundwassergütedaten aus rund zwölf Metern Tiefe liefern. „Was in den Boden kommt, sinkt etwa 70 cm pro Jahr. Was in zwölf Metern Tiefe ankommt und dort gemessen wird, kann also nicht auf die aktuelle Bewirtschaftung verweisen“, so Wendorff. Liegen die Nitratwerte über dem Grenzwert von 50 mg/l, führt das zwangsläufig zur Ausweisung der roten Gebiete.

Schwankende Werte

An der Messstelle, die maßgeblich für die betroffenen Schläge von Henrik Wendorff und Frank Prochnow ist, wurden vier Nitratwerte erhoben, die Wendorff bekannt sind:

Wendorff kann nur vermuten, warum die Werte schwanken, was sie theoretisch eigentlich nicht sollten. Er führt die geringen Jahresniederschläge verbunden mit Starkregenereignissen an, die den Boden mehr oder weniger auswaschen würden. 

Mist mit dem Salzstreuer gedüngt

Auch die hohen Nitratwerte an sich kann Wendorff sich nicht erklären. Und andere ihm auch nicht. Er hat sich die Mühe gemacht, die Kulturen auzulisten, die er in den 20 vergangenen Jahren auf den drei betroffenen Schlägen angebaut hat. Von den 60 Positionen sind sechs markiert. Hier wurde Stalldung ausgebracht – „mit dem Salzstreuer“, wie Wendorff augenzwinkernd bemerkt. Frank Prochnow bringt gar keinen Stalldung aus, er baue höchstens ab und an Lupinen als Stickstoffsammler an.

Nitrat: Robinien rund um die Messstelle

Wie also kommen die Nitratwerte zustande? Sind es die Robinien, die rund um die Messstelle wachsen? Ist es die intensivere Tierhaltung zur DDR-Zeit? Sind es andere Nährstoffquellen, zum Beispiel aus dem Abwasserbereich? „Das sind alles Vermutungen, eine wissenschaftliche Antwort gibt es nicht“, sagt Henrik Wendorff. „Die Verwaltungsvorschrift wird aber dann wieder die Landwirte in ihrem Handlungsspielraum einschränken“, so Wendorff. „Und wir, die seit 20-30 Jahren ökologisch wirtschaften, werden gleich mit an den Pranger gestellt“, ärgert sich Wendorff.

Abstimmung im Bundesrat

Auch das Brandenburger Agrarministerium kann die Vorlage so nicht gut heißen. „Brandenburg mit seinen ohnehin geringen Niederschlägen wird benachteiligt“, sagt Agrarminister Axel Vogel der Bauernzeitung. „Wenn die derzeit laufenden Gespräche auf Bundesebene nicht fruchten, können wir am Freitag voraussichtlich nicht zustimmen“, so Vogel am Mittwochnachmittag.