Agra 2024 in Leipzig: Auf der Messe trifft sich die Branche aus Ostdeutschland

Vier Tage ist die agra in Leipzig der Mittelpunkt der Welt für Landwirte aus dem Osten. Trotz aller Sorgen präsentieren sie sich stolz und setzen auf Innovationen und Traditionen.

Von Claudia Duda

Welche Zukunft hat Landwirtschaft in Ostdeutschland? Dieser Frage gehen die Besucherinnen und Besucher der agra 2024 in Leipzig nach. Von Donnerstag, 11.4., bis Sonntag, 14.4., trifft sich die Branche auf der wichtigsten Agrar-Messe im Osten.

Und schon bei der Eröffnung wurde deutlich: Hier treffen sich Landwirtinnen und Landwirte, die stolz auf ihre Arbeit sind, die den Austausch suchen und die in ihrer Branche eine Zukunft sehen.

Ostdeutschland: Messe in Leipzig ist ausgebucht

Bei der Eröffnung im Großen Tierschauring betonte Alexandra Feldmann, Geschäftsführerin der agra, dass die Messe ausgebucht ist. Der Branchentreff sei ein Schaufenster in die Öffentlichkeit, um zu zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert.

Wunsch: Tolle Gespräche und gute Geschäfte

Bei Sabrina Förder,  Projektleitern agra, flossen in den vergangenen Wochen der Vorbereitung alle Fäden zusammen. Sie hatte nur einen Wunsch: Tolle Gespräche und gute Geschäfte für alle Aussteller und Besucher der Messe.

Torsten Krawczyk, Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes
Torsten Krawczyk, Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes, auf der agra 2024. © Sabine Rübensaat

Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawczyk sagte: „Ich bin angekommen in meiner heilen Welt.“ Die agra Leipzig gebe der Landwirtschaft aus Mitteldeutschland ein Zuhause.

Warum kommt der Agrarminister nicht nach Ostdeutschland?

Die Landesbauernverbände aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt engagieren sich für die Messe. Sven Schulze, Agrarminister aus Sachsen-Anhalt, betonte mit Stolz, dass die Böden in der Börde die besten in Deutschland seien.

Provokante Frage

„Wir versorgen die Menschen in Deutschland mit Lebensmitteln“, sagte der CDU-Politiker bei der Eröffnung. Und fragte provokant, warum der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) nicht nach Leipzig gekommen ist.

Sven Schulze, Agrarminister von Sachsen-Anhalt, auf der agra 2024 am Eröffnungstag 11.04.2024
Sven Schulze, Agrarminister von Sachsen-Anhalt, auf der agra 2024 am Eröffnungstag © Sabine Rübensaat

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) machte deutlich, dass die Landwirtschaft im Osten hoch innovativ sei – aber ihm sei auch bewusst, dass in der Landwirtschaft hart gearbeitet wird. Er wünschte Ausstellern und Besuchern: „Machen Sie Werbung und machen Sie Umsatz.“

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Einer der Höhepunkte: Mit einem mitteldeutsch angelegten Vorführwettbewerb präsentieren sich die Holstein-Jungzüchter auf der agra 2024. © agra

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Foto-Automat auf der agra: Eine Titelseite zur Erinnerung

Auch die Bauernzeitung ist vom 11. bis 14.4.2024 auf der agra in Leipzig vertreten. Dieses Mal haben wir uns etwas besonderes ausgedacht: Kommen Sie in Halle 2, zum Stand F45, und machen Sie ein Foto von sich im Layout der Titelseite der Bauernzeitung.

Von Claudia Duda

Sehen, Staunen, Erinnern – wer die agra 2024 besucht, den erwarten zahlreiche Eindrücke. Neben dem Erleben von Technik und Tieren ist die Messe in Leipzig auch für viele Besucherinnen und Besucher ein Treffpunkt, bei dem sich die Akteure aus der Landwirtschaft austauschen.

Foto von der agra 2024: Fotobox in Halle 2

Die Bauernzeitung ist natürlich auch in diesem Jahr auf der agra vertreten. In Halle 2, Stand F45 finden Sie den Stand der Bauernzeitung. Dort können Sie sich nicht nur über die vielen Angebote aus unserem Haus – dem dbv-network – informieren, sondern Sie können in unserer Fotobox auch ein Erinnerungsfoto machen. Das Besondere: Ihr Porträt wird dann in eine Titelseiten-Vorlage der Bauernzeitung projiziert und vor Ort im Postkartenformat ausgedruckt.

Foto zur Erinnerung: Eigenes Titelbild von der Bauernzeitung

Sie erhalten also einen ganz persönlichen Bauernzeitungstitel mit Ihrem Foto, mit dem Sie Familie und Freunde auch über Social Media von der agra 2024 grüßen können.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch am Stand der Bauernzeitung. Viele Redakteurinnen und Redakteure werden an den vier Tagen auch selbst in den Messehallen sein – vielleicht treffen wir uns in Halle 2, Stand F45?

Die aktuelle Berichterstattung von der agra 2024 finden Sie auf www.bauernzeitung.de sowie auf unseren Social-Media-Kanälen bei Facebook und Instagram.

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Die Bauernzeitung auf der agra 2024

Messegelände

Messe-Allee 1

04356 Leipzig

Halle

2

Stand-Nr.

F45

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Was ein duales Studium in der Praxis bedeutet

Ausbildung, Berufsschule und Studium an der Hochschule Neubrandenburg: Larissa Langheim absolviert ein duales Studium und hat sich bei ihrem Lehrbetrieb agrafrisch Fürstenwalde in Brandenburg viele Ziele gesetzt.

Von Heike Mildner

Larissa Langheim ist gerade 20 geworden und jongliert als Dualstudentin seit Juli vergangenen Jahres mit drei imaginären Bällen: der Ausbildungspraxis im Lehrbetrieb, der Berufsschule in Pritzwalk und ihrer ab und an erforderlichen Präsenz an der Hochschule in Neubrandenburg.

Wenn alles gut geht, und warum sollte es nicht, wird sie im August 2025 ihren Facharbeiter und nach dem Sommer 2028 ihren Bachelor in Agrarwirtschaft in der Tasche haben. Und dann, so der Plan, wolle sie den Master in Agrarmanagement draufsetzen, sagt Larissa.

Duales Studium: Vortrag über Ausbildungsbetrieb

In der Woche vor Ostern hat sie in Neubrandenburg einen Vortrag über ihren Ausbildungsbetrieb agrafrisch Fürstenwalde gehalten. Ihr Chef Benjamin Meise will wissen, wie es gelaufen ist. Gut ist es gelaufen! Und ein kleiner Umschlag mit Glückwünschen wechselt den Besitzer. Nicht wegen des Vortrags, sondern wegen ihres Geburtstags. Noch ein Grund zur Freude!

Dabei ist sie schon froh, nach den Berufsschulwochen und dem Abstecher nach Neubrandenburg wieder im Betrieb zu sein und nach dem Winter, wo sie vor allem im Stall gearbeitet hat, jetzt mit raus auf den Acker zu kommen.

Ausbildung: Studentin will mehr über Pflanzenproduktion erfahren

Nicht, weil ihr die Tiere nicht lieb wären, aber mit ihnen kennt sie sich schon gut aus. Sie habe schon vorher in den Ferien immer in einem Milchviehbetrieb gearbeitet, erzählt Larissa, die nebenbei noch Hühner hält und die Eier vermarktet. Außerdem unterstützt sie ihren Vater, der über Fürstenwalde hinaus als Kürbis­olli bekannt ist und schon mal die Europameisterschaft um den schwersten Kürbis gewonnen hat. Und Larissa organisiert mittlerweile auch das alljährliche Kürbis-Hoffest. Eine richtige Macherin. Mit Pflanzenproduktion im großen Stil hat sie noch nicht viel Erfahrung, darüber will sie mehr erfahren.

Larissa Langheim und Pflanzenproduktionsleiter Ronny Kaczmarek
Larissa Langheim macht mit Pflanzenproduktionsleiter Ronny Kaczmarek einen Abstecher auf auf den den Ackerschlag bei Buchholz (c) Heike Mildner


Auch wir haben mit unserem Praxispartner bisher nicht groß über die Pflanzenproduktion gesprochen und erfahren: Der Pflug kommt bei agrafrisch seit etwa drei Jahren so gut wie gar nicht mehr zum Einsatz. „Wir versuchen, uns mit der vorhandenen Technik der regenerativen Landwirtschaft zu nähern“, so Meise, „bei der Bodenbearbeitung machen wir also so wenig wie möglich, so viel wie nötig.“ Vor unserer Drille lassen wir eine Scheibenegge vorlaufen, liebäugeln aber mit der Anschaffung einer Direktsaatmaschine. Und auch bei der Gülleausbringung müssten wir uns noch in Richtung Strip-Till bewegen. „Ich habe den Eindruck, dass wir Kosten einsparen konnten und keine Ertragseinbußen haben und der Boden schneller Wasser absorbiert – aber das ist bisher nur eine gefühlte Tendenz“, sagt Meise.

Pflanzenschutz für das Getreide

Wie überall im Märzen der Bauer, sind auch die Fürstenwalder vor Ostern damit ­beschäftigt, Gülle für den Mais auszubringen, der nächsten Monat gedrillt werden soll. Außerdem wird Harnstoff im Wintergetreide – Weizen, Gerste, Roggen – ausgebracht. In Sachen Pflanzenschutz laufen Herbizidmaßnahmen im Getreide – Roggen, Dinkel, Weizen –, und im Raps wird, je nach Wetter, eine Insektizidbehandlung gegen den Rapsglanzkäfer und Stängelrüssler notwendig werden.

Pflanzenbauleiter Ronny Kaczmarek hat im Blick, was auf den Äckern ansteht. „Nach Ostern sind dann die ersten Fungizidmaßnahmen in der Gerste ­fällig, damit die Roste nicht mit den neuen ­Blättern hochwachsen“, erläutert er, während wir unterwegs zu einer Stelle sind, wo ein Schlag Raps und ein Schlag Weizen aufeinandertreffen.

Der Raps steht gut.
Der Raps steht gut. Demnächst wird er etwas gestaucht, damit er mehr in die Breite geht, und bekommt eine Insektizidbehandlung. Larissa Langheim und Pflanzenproduktionsleiter Ronny Kaczmarek prüfen ihn. (c) Heike Mildner

Zugegeben, der Abstecher mit Pflanzenproduktionsleiter Ronny Kaczmarek auf den Ackerschlag bei Buchholz ist ein bisschen für die Bauernzeitung inszeniert. Wir wollen ein paar Fotos machen und vor Ort etwas über die aktuellen Arbeiten im Acker- und Pflanzenbau erfahren. Ronny macht daraus gleich eine kleine Bonitur mit Lehrunterweisung. Der Raps steht gut. Vielleicht sind die Blätter etwas zu bläulich, was auf einen Phosphormangel hindeutet. Demnächst werden die Pflanzen mit Wuchshemmer etwas eingestaucht, damit sie mehr in die Breite gehen und unten mehr Triebe entwickeln, erläutert Ronny.

Die Bekämpfungsrichtwerte beim Rapsglanzkäfer hat Larissa schon drauf. Weiter gehts zum Weizen. Wie kann man die Weizenpflanze von der vermaledeiten Weichen Trespe unterscheiden, wenn die Pflanzen wie jetzt fast gleich aussehen? An den behaarten Blättern, erfahren wir und haben wieder was dazugelernt. Ronny erinnert Larissa an die großen Nester, die im vergangenen Sommer im Weizen standen. „Das ist ein Riesenproblem auf dem Schlag. Die Trespe unterdrückt den Weizen, der wächst dann einfach nicht mehr.“ Darum wurde vor zwei Tagen ein Herbizid eingesetzt, das hoffentlich bald seine Wirkung tun wird.

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Duales Studium: Praxis macht mehr Spaß

Da mineralischer Dünger so teuer geworden ist, arbeiten die Fürstenwalder seit einem Jahr mit Bodenhilfsstoffen wie Milchsäurebakterien und mit Mikronährstoffen, um die Kosten zu reduzieren. „Die Milchsäurebakterien haben im Getreide eine leicht stauchende Wirkung und sind ein Gegenspieler bei Pilzkrankheiten“, sagt Kaczmarek. Außerdem wird das Bodenleben angeregt.

Ende Mai beginnt für Larissa wieder eine Berufsschul-Phase des dualen Studiums in Pritzwalk. Das Schöne dort: ein strukturierter Alltag mit einem festen Feierabend Viertel nach drei. Aber trotzdem: „Die Praxis macht mehr Spaß!“, sagt sie. Gerade ist sie dabei, ihren T-Schein zu machen. Den L-Schein hat sie schon, und damit geht es nach unserem Foto-Abstecher mit weniger als 40 km/h nach Alt Zeschdorf, um Dünger zu holen. Übrigens wird bei agrafrisch noch ein neuer Spritzenfahrer gesucht. Die Spritze mit 30 m Arbeitsbreite ist zwar schon älter, aber vielleicht motiviert den potenziellen Bewerber ein niegelnagelneuer Schlepper, der nach Ostern geliefert werden soll.

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agrarfrisch Junges Land
agrafrisch Fürstenwalde: Tinke Peters und Lisa-Sophie Musial (v. l.), die eine Praktikantin, die andere Azubi. © Heike Mildner

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Gülle und Mist: So sollen sie künftig abgedeckt werden

Die ersten Landratsämter erinnern nunmehr Tierhaltungsbetriebe an die Umsetzung der neuen TA Luft. Dies betrifft neben Gülle- und Gärrestlager auch Festmistlager von genehmigungsbedürftigen Anlagen.

Von Frank Hartmann

Die ersten Tierhaltungsbetriebe im Land erhielten in den vergangenen Wochen Post von ihrem Landratsamt. Hingewiesen wurde in den Schreiben auf den Vollzug des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) beziehungsweise der Technischen Anleitung Luft (TA Luft). Ende 2021 trat die neue TA Luft in Kraft. Sie fordert unter anderem für neue Schweine- und Geflügelställe, die der BImSchG unterliegen, eine verpflichtende Abluftreinigung. Für Altanlagen gilt, sofern dies wirtschaftlich verhältnismäßig ist, eine Nachrüstung bis Ende 2026 bzw. Anfang 2029. Anlagenbetreiber haben das im Hinterkopf.

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Gülle und Mist: Die Zeit drängt

Der eine oder andere Betrieb dürfte von den genannten amtlichen Schreiben einigermaßen überrascht worden sein. Denn die TA Luft regelt darüber hinaus neu das Abdecken von Gärrest- beziehungsweise Güllelagern sowie das Abdecken von Festmistlagern – sofern diese Lagerstätten Teil einer BImSchG-Anlage sind.

Sowohl für Güllelager als auch für Misthaufen endet die vom Gesetzgeber eingeräumte Frist zur Umsetzung im Dezember 2026. Die Zeit drängt also. Und das gilt vor allem für vorhandene Flüssigmistlager (Altlager). Hier verlangt die TA Luft das Minderungsziel von 85 % für Geruchsstoffe und Ammoniak im Vergleich zu einem offenen Behälter ohne Abdeckung. Technisch und finanziell dürfte das eine Herausforderung sein. Über das Agrarinvestitionsprogramm fördert Thüringen das Nachrüsten der Abdeckung von Lagern für flüssige Wirtschaftsdünger mit 50 %.

Gülle und Mist: Klage über Bürokratie

Erst beim Thüringer Milchtag in Erfurt hatte Silvio Reimann, Geschäftsführer der Milch-Land GmbH Veilsdorf, die Anforderungen als Beispiel für Praxisferne und Bürokratie gegeißelt. Denn es gebe kaum beziehungsweise keine bautechnischen Lösungen, dies umzusetzen.

Mist: Alleingang aus Deutschland

Während die Minderungsziele bei den Güllelagern auf EU-Vorgaben fußen, ist das Abdecken von Misthaufen ein deutscher Alleingang, den seinerzeit einige Länder im Bundesratsverfahren durchdrückten. So ist nicht nur die dreiseitige Umwandung des Lagerplatzes zu gewährleisten. Darüber hinaus sind Festmistmieten abzudecken oder zu überdachen.

Am 24. April bietet der Thüringer Bauernverband eine Informationsveranstaltung zur TA Luft im Bürgerhaus in Apfelstädt an, um Fragen zur Umsetzung der neuen Anforderungen beantworten zu können. Details zur Veranstaltung finden sich in Kürze unter www.tbv-erfurt.de.

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Ortseingang Altwustrow mit Güllebehälter (c) Heike Mildner
Der Güllebehälter ist vom Ortseingang in Altwustrow gut zu sehen. (c) Heike Mildner

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Diskussion über Artikel 148: Vertrag über Preis und Liefermenge

Das Bundeslandwirtschaftsministerium plant die Übertragung des Artikels 148 der Gemeinsamen Marktorganisation in nationales Recht. Erfahren Sie, welche Auswirkungen das auf Milchlieferanten und Molkereien hat.

Von Ralf Stephan

Das Bundeslandwirtschaftsministerium will den Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) in nationales Recht übertragen. Die Agrarorganisationen- und Lieferketten-Verordnung soll dafür so geändert werden, dass Milch­erzeuger oder ihre Zusammenschlüsse und die abnehmenden Molkereien vorab einen Vertrag abschließen müssen, der Preis und Liefermenge regelt. Ein Referentenentwurf aus dem BMEL kam kurz vor Ostern in die Abstimmungsrunde zwischen den beteiligten Ministerien.

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Artikel 148: Pflicht zu einem Angebot

Vorgesehen ist darin, Molkereien zu verpflichten, ihren Milchlieferanten ein Angebot über einen Preis-Mengen-Bezug zu unterbreiten. Es soll sich auf mindestens 80 % der voraussichtlichen Liefermenge beziehen. Genossenschaftliche Molkereien werden von der Verpflichtung nur dann ausgenommen, wenn ihre Satzungen oder Lieferordnungen Bestimmungen mit ähnlicher Wirkung enthalten. Das entspricht den Vorgaben der EU-Marktordnung, die Genossenschaften nicht automatisch von solchen Lieferverträgen freistellt (siehe unten).

Mehr Klarheit, aber kein höherer Preis

Milchviehbetriebe müssten genauso planen und kalkulieren wie Betriebe in anderen Sektoren, begründet das BMEL den Vorstoß. Vorgängerregierungen hätten versäumt, die Chance zu nutzen, die der „148er“ für die Milcherzeuger biete, schloss das von Cem Özdemir (Grüne) geleitete Ministerium in seiner Mitteilung an.
Sämtliche Bestandteile von Verträgen über Rohmilchlieferungen sollen den Angaben zufolge zwischen den Parteien frei aushandelbar sein. Festpreismodelle (einschließlich Preisdifferenzierungs- und A/B-Modellen) und Preisabsicherungsgeschäfte an Terminmärkten werden genannt.

Dabei wird unterschieden zwischen Geschäften, die eine Molkerei an die Lieferanten vermittelt und die von ihnen dann für eine bestimmte Rohmilchmenge vorgenommen werden, sowie Sicherungsgeschäften, die die Molkerei im eigenen Namen durchführt.

Artikel 148: Preise sollen weniger schwanken

In Ministeriumskreisen wird eingeräumt, dass die Anwendung von Artikel 148 GMO aller Voraussicht nach nicht zu einer Anhebung des Erzeugerpreisniveaus führen werde. Allerdings werde die Regelung dazu beitragen, die Folgen der Preisvolatilität für Erzeuger abzufedern. Dadurch würden strukturelle Verbesserungen erreicht sowie die Konditionen der Rohmilchlieferung und dabei besonders der Preise stärker ins Bewusstsein der Marktbeteiligten kommen. Das berge die Chance für ein faireres Miteinander in der Wertschöpfungskette.

Der mit der Neuregelung verbundene Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft wird auf 6,5  Millionen Euro im Jahr veranschlagt. Nach Inkrafttreten der Verordnung ist eine einjährige Übergangsfrist vorgesehen. Nach fünf Jahren soll die Verordnung evaluiert werden.

Artikel 148: SPD für 100 Prozent Menge und frühere Prüfung

In Koalitionskreisen zeichnet sich dem Vernehmen nach wenig Widerstand gegen die Initiative des BMEL ab. Weder Grüne noch FDP haben bisher Einwände hervorgebracht. In der SPD-Fraktion wünscht man sich jedoch, die vertraglich zu bindende Liefermenge nicht auf 80 Prozent zu beschränken, sondern – auch, um den Verwaltungsaufwand zu vermeiden – 100 Prozent vorzugeben. Überdies sollte die Wirksamkeit nicht erst nach fünf Jahren, sondern bereits nach zwei oder drei Jahren überprüft werden.

Kritik an Eingriff des Staates

Gleich nach Bekanntwerden des Verordnungsentwurfs erneuerte der Milchindustrie-Verband (MIV) seine Kritik an staatlichen Eingriffen in die Milchlieferbeziehungen. Mit dem Artikel 148 „wird sich die Situation der Erzeuger am Milchmarkt nicht positiv und nicht nachhaltig verändern“, betonte der Verband. Der Preis entstehe unter Weltmarkteinfluss durch Angebot und Nachfrage. Vorgeschriebene Absicherungsangebote könnten zu einem gleichmachenden Milchpreis für alle Erzeuger führen, so der MIV. Es komme aber nicht zu einem höheren Preis, wie es die individuelle Leistung eines Molkereiunternehmens zu verhandeln vermöge.

Zu viel Bürokratie

Der Verband bemängelte außerdem, dass die Regelung zu einem hohen bürokratischen Aufwand führe, obwohl seit Jahrzehnten ein Abbau seitens der Politik versprochen werde. Es müssten zahlreiche Vertragsverhandlungen geführt und dokumentiert werden. Laut MIV werden rund zwei Drittel genossenschaftlich erfasst. In den Genossenschaften gehöre die Vertragsverhandlung in die Hände von Erzeugern und Verarbeitern und bedürfe keiner gesetzlichen Einmischung. Der MIV zitierte das Berliner Milchforum, wo sich im März Erzeugervertreter, „die eine deutliche Mehrheit der Milchbauern vertreten“, gegen die Einführung des 148ers gewandt hätten.

Planungssicherheit für Bauern

Dem widersprach der Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter (BDM) energisch. Aktuelle Umfragen und „die Tatsache, dass sich Mitglieder verschiedener landwirtschaftlicher Verbände seit über 20 Jahren leidenschaftlich für die Umsetzung der Vertragspflicht einsetzen, sprächen eine andere Sprache“, sagte der Vorsitzende Karsten Hansen.
In einem gemeinsamen Eckpunktepapier von BDM, LsV Deutschland, MEG Milch Board, Freien Bauern und AbL wird das Vorgehen des BMEL ausdrücklich begrüßt. Die sich daraus ergebende Planungssicherheit biete die Chance, dass die Bäuerinnen und Bauern ihren existenziellen Notmodus verlassen und die Betriebe nach vorne in eine öko- und sozialgerechte Landwirtschaft entwickeln könnten, heißt es darin. Die Verfasser kritisieren jedoch, dass die 80-Prozent-Regel nicht die gewünschte Wirkung erzielen werde. Vielmehr sei die gesamte Milchmenge, die zwischen den Vertragspartnern verhandelt werde, vertraglich vorab zu binden.

Artikel 148: Differenzierte Sicht im Bauernverband

Im Deutschen Bauernverband (DBV) gibt es eine klare Mehrheit gegen den 148er. Zwar besteht Einigkeit, dass das Kräfteverhältnis zwischen Erzeugern und Abnehmern ausgeglichener gestaltet werden muss. Für konkretere Mengenplanungen böten vorhandene Satzungen, Milch­lieferordnungen und Verträge schon heute Möglichkeiten, schätzt etwa der Bauernverband Sachsen-Anhalt ein. Die Umsetzung des Artikels 148, so fürchtet er, werde „ein Bürokratie-Monster, mit absehbar wenig positiven Effekten, dafür mit mehr politischen Vorgaben“.

AMK: Keine Mehrheit für Artikel 148

Der Landesbauernverband Brandenburg hingegen sprach sich erst auf seinem Bauerntag im März dafür aus, den Artikel 148 „auszuloten“, um endlich zu Lieferbeziehungen zu kommen, die der Mehrheit der Milcherzeuger im Land gerecht werden. „Wir wissen, dass er im DBV kritisch gesehen wird, aber weil es bei uns keine genossenschaftlichen Strukturen gibt, ist er wichtig“, erklärte LBV-Präsident Henrik Wendorff. Bei der Agrarministerkonferenz (AMK) Ende März fand sich unter den Ländern keine Mehrheit für den Artikel 148.

GMO und Genossenschaftsmolkereien

„Abweichend … ist bei der Lieferung von Rohmilch von einem Mitglied einer Genossenschaft an die Genossenschaft, der das Mitglied angehört, kein Vertrag und/oder keine Vertragsangebot erforderlich, wenn die Satzung dieser Genossenschaft oder die sich aus dieser Satzung ergebenden oder darin vorgesehenen Regeln und Beschlüsse Bestimmungen enthalten, mit denen eine ähnliche Wirkung erzielt wird wie mit den … genannten Bestimmungen.“
(Auszug aus dem Artikel 148)

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Milch-Tanker in Mecklenburg-Vorpommern
Ein Milchfahrzeug bringt in Mecklenburg-Vorpommern Milch zu einer Molkerei (Symbolbild). (c) Sabine Rübensaat

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Spargel-Saison eröffnet: Was der erste Spargel aus Beelitz kostet

Spargel-Bauern aus Brandenburg sind am Donnerstag (4.4.) in Klaistow in die Ernte-Saison gestartet. Auch die neue Spargel-Königin Lisa Münn war dabei. Wie hoch ist der Preis für Spargel aus Beelitz?

Von Bärbel Arlt

Er reckt und streckt sich schon wieder – der Beelitzer Spargel. Sogar Ernst-August Winkelmann war überrascht, bereits Mitte März die allerersten Spargel-Stangen in den Dämmen zu sehen, geschweige denn hatte er damit gerechnet, Ostern die ersten edlen Stangen im Hofladen und im Restaurant auf seinem Spargel- und Erlebnishof in Klaistow anbieten zu können. An diesem Donnerstag (4.4.) war dort der offizielle Start in die Spargel-Saison, auf dem sich auch die neue Beelitzer Spargel-Königin Lisa Münn vorstellte.  

Spargelkönigin auf dem Feld
Spargelkönigin Lisa Münn auf dem Feld (c) Bärbel Arlt

Was kostet ein Kilo Spargel aus Beelitz?

Die Beelitzer Spargel-Bauern erwarten in diesem Jahr eine normale Ernte. Der milde Winter und die viele Feuchtigkeit haben den Pflanzen gutgetan. „Wir erwarten auf unseren 800 Hektar eine Ernte-Menge von etwa. 4.500 Tonnen“, so Winkelmann. Aktuell würden etwa 100 Tonnen pro Tag geerntet. Für die Ernte werden 800 Saisonkräfte überwiegend aus Rumänien und Polen beschäftigt. Die Preise bewegen sich auf demselben Niveau wie 2023: Das heißt, teurer soll der Spargel nicht werden. Zurzeit zahlt man für ein Kilo zwischen 7 und 15 Euro.  

Spargel-Felder unter Folie
Rund um Beelitz in Brandenburg sind viele Spargel-Felder unter Folie. (c) Bärbel Arlt

Spargel: Anbaufläche in 2023 gesunken

Der Anbau von Spargel hat in Brandenburg eine lange Tradition. Mit 22.200 Tonnen Spargel haben die Spargel-Betriebe im vergangenen Jahr nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die zweithöchste Erntemenge seit 1991 eingebracht. Nur im Jahr 2018 war die Ernte mit 23.200 Tonnen noch höher. In Brandenburg bleibt Spargel den Angaben zufolge die wichtigste Gemüse-Kultur. Die Anbau-Fläche sank jedoch um 200 Hektar auf 3.500 Hektar.

Spargel-Frauen
Spargel-Frauen auf dem Spargelhof in Klaistow in Brandenburg (c) Bärbel Arlt

Lesen Sie mehr über den Start in die Spargelsaison in Ausgabe 15 der Bauernzeitung. 

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Spargel im Korb
Was kostet dieses Jahr der Spargel aus Beelitz?(c) Bärbel Arlt

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Warum die Entscheidung zu BVVG-Flächen im Osten für Ärger sorgt

Die neuen Regeln zur Vergabe der BVVG-Flächen sorgen für Ärger. Die Bauernverbände im Osten üben scharfe Kritik an den Ministern Özdemir und Lindner. Was die Bauern so in Wut bringt, kommentiert Claudia Duda.

Von Claudia Duda

Die BVVG ist seit jeher ein Reizwort. Die Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH wurde 1992 gegründet, um die ehemaligen volkseigenen land- und forstwirtschaftlichen Flächen auf dem Gebiet der ostdeutschen Bundesländer zu verwalten, zu verpachten und zu verkaufen. Während in den ersten Jahren vor allem Kritik aus den Reihen der Alteigentümer laut wurde, die sich benachteiligt sahen, ging es zuletzt vor allem um die Vergabepraxis und die Frage: Warum werden ökologische und „nachhaltige“ Betriebe dabei bevorzugt? Natürlich spielen auch die Preise eine große Rolle.

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Ärger: Landesbauernverbände reagieren mit Stellungnahme

Jetzt hat sich die Bundesregierung mit den ostdeutschen Ländern auf die Flächenmanagementgrundsätze 2024 verständigt. Die Landesbauernverbände reagierten umgehend mit einer Stellungnahme an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP), die der Redaktion vorliegt. Demnach fühlen sich viele Betriebe auch durch die neuen Regeln „diskriminiert“. Von Scheinkriterien und Preistreiberei durch die Ministerien ist die Rede.

Woher der Grund für den Ärger kommt

Hauptkritikpunkt: Durch die Absicht, 17.800 Hektar in das Nationale Naturerbe zu übertragen, werde landwirtschaftliche Nutzfläche aus der Produktion genommen und der ohnehin schon enge Bodenmarkt weiter verknappt. Konventionelle Betriebe würden bei der Vergabe benachteiligt. Die ostdeutschen Landesbauernverbände erklären ausführlich, warum sie die neuen Grundsätze ablehnen.

BVVG: Wer entscheidet über die Nachhaltigkeit?

Die Stellungnahme ist scharf formuliert, und an manchen Stellen schießt sie vielleicht über das Ziel hinaus – schließlich kann die Umwidmung in Nationales Naturerbe dazu beitragen, dass die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt umgesetzt wird. Doch was vor allem herauszulesen ist, dass die Bauernverbände bereits im vergangenen Jahr auf die Bundesregierung zugegangen sind und konkrete Anmerkungen gemacht haben, welche Probleme sie bei den Kriterien zur Pachtvergabe und zum Verkauf sehen.

Ärger: Kritik der Verbände

Im Mai 2023 forderten sie, dass die Vergabe von Flächen nicht an die Bewirtschaftungsform anknüpft, sondern vielmehr, dass Verfahren gefunden werden, um die Höchstgebotspraxis zu unterbinden. Nicht die BVVG solle die Definition vorgeben, wann ein Betrieb nachhaltig sein soll. Das sorgt für Ärger: Die Verbände kritisieren, dass ihre Argumente nicht beachtet wurden.

Kurs-Korrektur von Özdemir und Lindner gefordert

Es geht um den Prozess einer demokratischen Beteiligung, der hier anscheinend nicht berücksichtigt wurde. Dabei macht sich Agrarminister Özdemir selbst gern zum Fürsprecher der bäuerlichen Klientel. Und auch Finanzminister Lindner hat jüngst bei der großen Bauerndemo in Berlin Gesprächsbereitschaft mit den Landwirtinnen und Landwirten suggeriert. Die ostdeutschen Bauernverbände fordern die Politiker jetzt auf, den einseitigen Kurs im Umgang mit den BVVG-Flächen zu ändern und stattdessen in „demokratischer Weise mit dem Berufsstand auszuhandeln“.

BVVG: Noch etwa 90.000 Hektar Fläche im Osten

Laut der letzten Bilanz verpachtet die BVVG noch fast 90.000 Hektar Flächen im Osten. Fast 2.000 Hektar wurden 2023 verkauft. Noch immer geht es um große Flächen – und letztlich um viel Geld. Doch den Bauernvertretern geht es um mehr: Sie wollen ernst genommen werden. Die Hand zum Gespräch haben sie auch jetzt wieder ausgestreckt – nun ist es an der Politik, das immer wieder erneuerte Versprechen der Zusammenarbeit auch in die Tat umzusetzen.

Claudia-Duda-Chefredakteurin Bauernzeitung
Chefredakteurin Claudia Duda kommentiert. (c) Sabine Rübensaat
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Wie geht es weiter mit den Flächen, die die BVVG im Osten verwaltet?
Wie geht es weiter mit den Flächen, die die BVVG im Osten verwaltet? (c) Sabine Rübensaat

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Heizen mit Holz: Wie schädlich sind Holzöfen für das Klima wirklich?

Nicht erst seit der Debatte um das Heizungsgesetz ist das Heizen mit Holz in Verruf geraten. Die neue Klima-Holz-Studie aus Weihenstephan kommt zu anderen Ergebnissen. Dabei geht es um eine aktive Nutzung des Waldes. Heißt es jetzt also: Heizen mit Holz für das Klima?

Von Ralf Stephan

Noch vor gar nicht langer Zeit wurde rund um das neue Heizungsgesetz heftig darüber gestritten, wie klimaschädlich das Heizen mit Holz ist. Mitten in der im vorigen Sommer hochschlagenden Diskussion stellte die Hochschule Weihenstephan eine aktuelle Studie vor, die sich mit dem Beitrag der Wälder zum Klimaschutz befasste. Um es vorwegzunehmen: Die „KlimaHolz-Sudie“ kommt zu dem Ergebnis, dass erstens aktive Waldnutzung – verbunden mit dem Umbau zu Mischwäldern – unverzichtbar für den Erhalt der Wälder ist und zweitens die dabei anfallenden Holzmengen ein großes Potenzial bilden, um CO2-neutrales Baumaterial bereitzustellen oder fossile Brennstoffe zu ersetzen.

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Holz: Aktiver Wald-Umbau ist wichtig

Bei ihrem Herangehen versuchte die Forschungsgruppe um Professor Hubert Röder, der den Lehrstuhl für nachhaltige Betriebswirtschaft an der bayerischen Hochschule leitet, die gesamte Breite der aktuellen Diskussionen über die Entwicklung der Wälder abzubilden. Sie reichen bekanntlich von der Stilllegung weiter Waldflächen – so vorgesehen in der EU-Biodiversitätsstrategie – über ein schlichtes „Weiter so!“ bis hin zum aktiven Waldumbau. Dazu wurden für den Zeitraum bis 2030 vier verschiedene Szenarien angenommen:

Klima-Schutz: Wälder müssen verjüngt werden

Das Fazit der Studie dürfte für Forstleute und Waldbesitzer kaum überraschend ausfallen: Der beste Weg zu mehr Klimaschutz besteht darin, die Wälder gleichzeitig zu verjüngen und nadelholzgeprägte Monokulturen zu Mischbeständen umzubauen. Dass damit auch ein Beitrag zu mehr Artenvielfalt in der Fläche geleistet wird, ist ein willkommener „Nebeneffekt“. Allerdings gilt dies nur für die nächsten circa 30 Jahre.
Die Argumente für den „proaktiven Waldumbau“ mit Holzentnahme sind gut bekannt: Dem Wald entnommenes Holz bindet bei entsprechender Nutzung das der Atmosphäre entzogene CO2 dauerhaft. Deshalb wurden in der Studie auch die vielfältigen Verwendungen von Holz in der Wirtschaft betrachtet, ebenso Einfluss bzw. Abhängigkeiten von Im- und Exporten.

Ziel: Klimagerechte Wälder

Die bemerkenswerteste Erkenntnis dieser überaus gründlichen Studie besteht in der Begründung, warum mit dem Umbau nicht lange gewartet werden sollte. Denn zwar führen EU-weit betrachtet alle vier Szenarien früher oder später zum Ziel klimagerechter Wälder, wirken also „klimapositiv“. In Deutschland aber gibt es eine Besonderheit. Sie rührt vom vergleichsweise hohen Nadelwaldanteil hierzulande.

„Der Holzvorrat in den meist sehr stark nadelholzgeprägten Wäldern in Deutschland ist zu hoch“, sagt Studienleiter Röder. Die Folge: Der Holzzuwachs wird stark gebremst. Dadurch wiederum sinkt die Aufnahmefähigkeit der Bäume für Kohlenstoffdioxid (CO2). Im „Weiter-so!-Szenario“ verliert der Wald also allmählich seine Funktion als CO2-Senke und büßt damit an Bedeutung für den Klimaschutz ein.

Nadelholz sollte daher vor allem in Deutschland, aber auch EU-weit zunächst intensiver genutzt werden, damit Nadelwälder proaktiv in Mischwälder umgebaut werden können, leiten die Stu­dienverfasser daraus ab.

Holz: Alte Laubwälder vorrangig verjüngen

Beim Laubholz sieht es etwas anders aus. Über die ganze EU gesehen, empfiehlt die Studie als „klimaoptimale Strategie“, Laubwälder praktisch ab sofort möglichst bis zum Jahr 2100 unter intensiven Schutz einschließlich großflächiger Stilllegung zu stellen.

In Deutschland hingegen würde eine bessere Klimawirkung erzielt, wenn auch Laubwälder zunächst bis etwa 2050 proaktiv verjüngend umgebaut werden. Das betrifft besonders ältere Reinbestände. „Die Laubwälder in Deutschland haben aufgrund des hohen Alters bereits den Höhepunkt ihres Zuwachses überschritten und zeigen ein erhöhtes Schadensrisiko. Damit werden sie schon jetzt zur CO2-Quelle“, begründet Prof. Röder. Erst in den folgenden Jahrzehnten könnten die durch intensivere Stilllegung erreichbaren Effekte überwiegen.

Heizen: Holz ist kein knappes Gut

Seine Empfehlung: „Wir sollten alte Laubwaldbestände dringend in junge Mischwälder umbauen, die wesentlich stabiler im Klimawandel sind und langfristig einen höheren Zuwachs leisten. Anschließend sollten diese Bestände schonend bewirtschaftet werden, um sowohl hohe Vorräte zu erzielen, als auch hohe Zuwächse bis ins hohe Alter zu erhalten.“ Auf diese Weise könnten „mit dem gesamten System Wald, Holzprodukten und Bioenergie klimaoptimale Effekte erreicht werden“.

Das Jahr 2050 wird auch deshalb als Meilenstein angenommen, weil bis dahin der Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft vollständig erreicht sein soll. Bis dahin stellt der proaktive Waldumbau einschließlich der Holznutzung – auch durch Heizen – einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz dar. Nach den Berechnungen aus Weihenstephan könnten im Idealfall bis dahin zwei Gigatonnen CO2-Äquivalente zusätzlich eingespart werden. Damit wäre der Wald nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv.

Heizen: Deutschland hat die größten Holz-Vorräte der EU

Insgesamt zeigt die KlimaHolz-Studie nach Einschätzung des Clusters „Forst und Holz in Bayern“ vielversprechende Möglichkeiten auf, wie der Wald aktiv zum Klimaschutz beitragen kann. Der Deutsche Energieholz- und Pelletverband (DEPV) hebt hervor, dass das Vorurteil, Holz sei ein knappes Gut, mit der Studie deutlich widerlegt wird. „Das Gegenteil ist jetzt schon der Fall, Deutschland hat die größten Holzvorräte in der EU“, heißt es in seiner Stellungnahme.

Waldnutzung in den nächsten Jahrzehnten*

– Proaktiver Waldumbau mit Holznutzung ist der vorerst beste Weg hin zu klimapositiven Wäldern.
– In den nächsten Jahrzehnten müssen die hohen Holzvorräte abgebaut und Bestände in Mischwälder umgebaut werden. Dafür ist die Holzverwendung bei attraktiven Preisen für Waldbesitzer zu steigern. Restholz kann in dieser Phase verstärkt als Energieholz genutzt werden.
– Bis 2050 wird der Anteil energieeffizienter Gebäude so weit zugenommen haben, dass der Energieholzbedarf sinkt. Bis dahin wird Holz als Industrie-Rohstoff – einschließlich der Nutzung in Bioraffinerien – seinen Platz am Markt gefunden haben.

*Ableitung aus den Studienergebnissen

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Kalamitätsfläche im Oberharz
Kalamitätsfläche im Oberharz. (c) Detlef Finger

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BVVG und Flächen im Osten: Scharfe Kritik an Özdemir und Lindner

Der Bund und die ostdeutschen Länder haben sich auf neue Regeln bei der Vergabe der Flächen durch die BVVG geeinigt. Die Landesbauernverbände aus dem Osten üben jetzt scharfe Kritik an zwei Ministern. Die Landgesellschaften haben einen Vorschlag, wie es mit den Flächen in Ostdeutschland weitergehen sollte.

Von Ralf Stephan

Einen Kurswechsel beim Umgang mit den BVVG-Flächen fordern die Präsidenten der ostdeutschen Landesbauernverbände in einem gemeinsamen Schreiben an die zuständigen Bundesminister Cem Özdemir (Landwirtschaft – Grüne) und Christian Lindner (Finanzen – FDP). Dass von den bei der Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft verbliebenen 89.000  ha landwirtschaftlicher Fläche 17.800  ha an das Nationale Naturerbe übertragen werden sollen, zeige, dass die BVVG-Flächen weiterhin ein politischer Spielball blieben. Weitere Landwirtschaftsflächen würden aus der Produk­tion genommen und der ohnehin enge Bodenmarkt weiter verknappt, so der Vorwurf.

BVVG: Bauernverbände aus dem Osten schreiben an Minister

„Als Repräsentanten des landwirtschaftlichen Berufsstandes in den ostdeutschen Bundesländern stellen wir fest, dass Sie mit diesem Verfahren das letzte Vermögen Ostdeutschlands verschleudern“, schreiben die fünf Präsidenten aus dem Osten. Sie fordern zudem, den 2022 ausgerufenen Verkaufstopp aufzuheben und die Privatisierung für regional verankerte Betriebe fortzusetzen. Dies schulde die Bundesregierung den ostdeutschen Bürgerinnen und Bürgern, deren Willen 1990 so im Treuhandgesetz niedergeschrieben worden sei. „Nicht nur, dass Flächen nicht mehr veräußert werden sollen, vielmehr verschafft sich der Staat selbst einfachere Zugriffsmöglichkeiten auf BVVG-Flächen ohne Rücksicht auf die Agrarstruktur, indem er sich Kaufrechte für Infrastruktur, Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen sowie Energieerzeugung vorbehält“, beklagen die Verfasser des Schreibens.

BVVG: Forderung nach Kursänderung

Eine Kursänderung fordern sie auch bei der Verpachtung. Seit dem 1.  April wird sie an novellierte Nachhaltigkeitskriterien geknüpft, die einen Großteil der Betriebe diskriminieren würden. Pachtinteressierte Betriebe müssten Zertifikate einreichen, die weitere Bürokratie mit sich brächten und teuer seien, bemängeln die Bauernverbände. „Wir sehen hier die Gefahr, dass Ihre Häuser den Landerwerb von der BVVG von der finanziellen Wirtschaftskraft abhängig machen. Entweder können Betriebe über umfängliche Gestaltung ihrer Betriebe Zuschläge erhalten, was jedoch erhebliche Beratungskosten erfordert, oder die Betriebe lösen sich von der ökonomischen Nachhaltigkeit, um die Kriterien ausschließlich über Fördermittel zu finanzieren“, heißt es in dem ­Schreiben.

Nachteile für Pächter aus dem Osten

Nach einem Punktesystem werden Kriterien wie Bereit­schaft zur Vernässung, Bewirtschaftungsart oder Zertifizierungen eingestuft. Überproportional hoch bewertet würden Existenzgründer, der bisherige Pächter dagegen mit Bonuspunkten nur bedacht, wenn er weniger als 500  ha bewirtschaftet. „Für die ostdeutschen Betriebe, die aus historischen Gründen größere Flächen im Betrieb haben, ist dieser Katalog ein Affront“, heißt es, der Innovation im Betrieb und die Weiterentwicklung der regionalen Landwirtschaft konterkariere.

Abschließend forderten die fünf Verbände aus dem Osten beide Ministerien auf, intern die Zweckentfremdung ostdeutscher Flächen aufzuarbeiten und die historischen wie kulturellen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte stärker in den Fokus zu rücken. Anlass des Schreibens war die Einladung beider Häuser, noch einmal zu den Plänen Stellung zu nehmen. Dass die bereits im vorigen Jahr eingereichten Anmerkungen der Verbände keinen Eingang in die überarbeiteten Grundsätze fanden, bezeichnen die Verbände als unhaltbar.

Unterstützung von den Landgesellschaften

BLG-Geschäftsführer Udo Hemmerling. (c) DBV/Breloer

Rückendeckung bei ihrer Kritik an den Ministern erhalten die Bauernpräsidenten vom Bundesverband der gemeinnützigen Landgesellschaften (BLG). Für BLG-Geschäftsführer Udo Hemmerling ist die Flächenprivatisierung seit dem Einigungsvertrag die Kernaufgabe der BVVG. „Wenn der Bund die Privatisierung der Landwirtschaftsflächen nun einstellt, ist agrarstrukturpolitisch und nach der Ordnung des Grundgesetzes die Übertragung an die Länder geboten“, so Hemmerling in einer Stellungnahme  zu den neuen Flächenmanagementgrundsätzen. Die Länder seien nach dem Grundgesetz zuständig für den ländlichen Bodenmarkt und die Agrarstrukturpolitik. Der BLG-Geschäftsführer fordert daher, die BVVG-Flächen an die Länder zu übertragen.

Als Vorbild könne dienen, dass der Bund in den 1960er-Jahren seine Gesellschaftsanteile an den Landgesellschaften an die Länder abgetreten habe. Die Länder müssten dann in eigener Verantwortung vor Ort über die weitere Privatisierung und eine agrarstrukturell förderliche Nutzung dieser Flächen entscheiden. Laut Hemmerling wäre die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten und Existenzgründern in regionaler Verantwortung der Länder sachgerechter als bislang möglich.

Regionale Abstimmung mit BVVG „schwierig“

Der BLG-Chef wirft der BVVG vor, sie berücksichtige die agrarstrukturellen und regionalpolitischen Belange nicht ausreichend oder gerate in Widerspruch zu Entscheidungen auf Landes- und regionaler Ebene. Beispielsweise gebe es oftmals abweichende Auffassungen zur Bereitstellung von Flächen für übergeordnete Aufgaben. Hemmerling nennt die Gewässerentwicklung bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, die Wiedervernässung, die Entwicklung von Gewerbegebieten und den Ausbau erneuerbarer Energien. Schwierig gestaltet sich nach BLG-Erfahrungen zudem die Abstimmung zwischen der BVVG und anderen öffentlichen Flächeneigentümern. Dadurch blieben Möglichkeiten zur Minderung von Flächennutzungskonflikten ungenutzt, etwa über eine Einbeziehung von BVVG-Flächen in Flächentausche. 

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Konventionelle Betriebe sollen bei der Pacht von BVVG-Flächen mehr Chancen haben als zuletzt. Darauf haben sich Bund und neue Länder verständigt. Verpachtet wird weiter nach einem Punktesystem, in das auch der gebotene Kaufpreis eingeht.
Im Wettbewerb um die BVVG-Flächen haben konventionelle Betriebe wieder bessere Chancen. (c) Sabine Rübensaat

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Warnung vor Gnitzen: Blauzungenkrankheit breitet sich aus

Gnitzen – oder auch Bart-Mücken – gelten als Überträger der Blauzungenkrankheit. Experten warnen davor, dass sich das Virus in diesem Frühjahr stark ausbreiten könnte. Was das für die Tierhaltung bedeutet.

Von Dr. Doreen Werner und Anja Voigt, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung; Dr. Helge Kampen, Dr. Kerstin Wernike und Prof. Dr. Martin Beer, Friedrich-Loeffler-Institut

Gnitzen (Familie Ceratopogonidae), regional auch Bartmücken oder Gnitten genannt, sind eine von mehreren Mückenfamilien mit blutsaugenden Vertretern. Sie werden nur 0,5–5 mm groß, und adulte Tiere haben eine Lebensdauer von kaum mehr als zwei bis drei Wochen. Ihr Aktionsradius beträgt, von passiver Verdriftung abgesehen, nur kurze Distanzen, dennoch können sie gefährlich werden, denn die Weibchen etlicher Arten benötigen eine Blutmahlzeit, die ihre Eireifung ermöglicht.

Die weite Verbreitung und das massenhafte Auftreten unter bestimmten Umweltbedingungen führen dann vielerorts allein schon wegen ihres penetranten Stechverhaltens zu Einschränkungen in Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sowie im Tourismus. Die Dichte sich entwickelnder Larven kann nämlich in bestimmten Lebensräumen (Moore, Sümpfe, Flussauen) bei über 10.000/m2 Bodenfläche liegen! Daher können zur Hauptflugzeit extreme Belästigungen auftreten, die den Aufenthalt im Freien fast unmöglich macht. Und dann ist da noch die Übertragung von Krankheiten.

Von den über 330 in Deutschland vorkommenden Arten spielen nur einige innerhalb der Gattung Culicoides eine Rolle als Vektoren von Krankheitserregern. Sie übertragen neben dem Blauzungen-Virus auch das Schmallenberg-Virus, gelten aber auch als Überträger der Viren der Afrikanischen Pferdesterbe und der Epizootischen Hämorrhagie der Hirsche, die in Mitteleuropa noch nicht aufgetreten sind.

Gnitzen: Die Blutmahlzeit und ihre Folgen

Die Weibchen vieler Arten saugen Blut an Wirbeltieren oder ernähren sich von Körperflüssigkeiten anderer Insekten. Die Blutmahlzeit erfolgt in den Abendstunden und nachts. Gnitzen finden ihre Wirte dabei über den Geruchssinn und die Augen. Die Culicoides-Arten z. B. werden von den Ausdünstungen und Silhouetten großer Weidetiere angelockt. Die Weibchen stechen die Rinder in Bauch und Rücken, Pferde an der Mähne und am Schweifansatz, seltener am Bauch.

Gnitzenstiche können beim Menschen bis zu 2 cm große, blasige Hautschwellungen verursachen, die meist mit starkem Juckreiz verbunden sind. Hautbereiche an den Rändern von Kleidungsstücken werden bevorzugt. Die Übertragung von Krankheitserregern durch Gnitzen auf den Menschen ist nur aus Süd- und Mittelamerika bekannt (Oropouche-Virus).

Schafe, Rinder, Ziegen und Pferde

Anders sieht das für die Tiere aus. Rund 50 Culicoides-Arten gelten weltweit als Überträger veterinärmedizinisch relevanter Krankheitserreger, wie Protozoen, Filarien und Viren. Die durch Gnitzen übertragenen Erreger stellen in der Tierhaltung und -zucht – vor allem bei Schafen, Rindern, Ziegen und Pferden – ein ernstes Problem dar, da sie zum Teil mit hoher Morbidität und/oder Mortalität einhergehen. Die Kenntnisse der Blutwirte und Gnitzen als Reservoirwirte der Erreger sowie deren Pathogenität sind allerdings sehr lückenhaft.

Die aus Afrika und dem Mittelmeerraum seit Langem bekannte Blauzungenkrankheit ist ein prominentes Beispiel für eine Gnitzen-assoziierte Erkrankung, die durch ein Orbivirus verursacht wird und Wiederkäuer schädigt. Erstmals und überraschenderweise im August 2006 auch in Deutschland festgestellt, kam es in den Folgemonaten erstmalig und mit stark steigenden Fallzahlen zu einem epidemischen Auftreten seuchenhafter Erkrankungen bei Tieren. Erst mit sinkenden Temperaturen reduzierten sich die Fallzahlen im Spätherbst. Aber im Folgejahr flammten sie wieder auf.

Der Seuchenzug konnte erst 2009 durch eine ausgedehnte Impfkampagne unter Rindern, Schafen und Ziegen gestoppt werden. Ab 2012 galt Deutschland als BTV-frei, zum 1.  Juni 2023 wurde der Status „amtlich seuchenfrei“ anerkannt. Allerdings hat sich die Seuche im Sommer und Herbst im vergangenen Jahr mit einem massiven Ausbruchsgeschehen in den Niederlanden zurückgemeldet. In Belgien und in Westdeutschland nahe der deutsch-niederländischen Grenze wurden ebenfalls BTV-Fälle gemeldet. Daher muss mit einer Weiterverbreitung in der nächsten Vektorsaison, das heißt in diesem Frühsommer, gerechnet werden!

Gnitzen: Monitoring in Deutschland

Aufgrund zunehmender Globalisierung mit verstärktem Güter- und Tiertransport sowie sich ändernder klimatischer Bedingungen fördert die Bundesregierung ein deutschlandweites Gnitzenmonitoring. Durchgeführt wird dies vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) auf ausgewählten landwirtschaftlichen Betrieben.

Dazu nutzen die Wissenschaftler spezielle UV-Lichtfallen, die sie zum Nachweis möglicher Vektoren (Gnitzen) für 24 Stunden pro Woche aktivieren und anschließend beproben. Die Fallen vor Ort werden dankenswerter Weise von engagierten Landwirten bzw. Tierhaltern betreut. Die Fallen befinden sich in Rinder-, Schaf- oder Ziegenställen oder in unmittelbarer Nähe von ihnen, beispielsweise auf den Weideflächen. An den Fangstandorten werden parallel dazu auch die Umwelteinflüsse erfasst, um die Verbreitung und die Aktivität der Gnitzen näher zu erforschen.

Die Fangproben kommen zur Sortierung und morphologischen Bestimmung zum ZALF. Aufbereitete Gnitzen der Obsoletus-Gruppe und des Pulicaris-Komplexes, die die wichtigsten virusübertragenden Arten enthalten, werden nachfolgend zur genetischen Identifizierung und Pathogendiagnostik zum Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) geschickt. In Greifswald werden die kleinen Blutsauger und das eventuell in ihnen enthaltene Blauzungenvirus (Bluetongue-Virus oder BTV) mithilfe diverser PCR-Tests analysiert. Dabei werden das Genom aller Serotypen des BTV und alle wichtigen potenziellen Vektorarten der Gattung Culicoides erfasst.

Die Fallenbetreuer erhalten nach der Diagnostik Informationen zu den im Jahresverlauf bei ihnen gefangenen Gnitzen. Sie erfahren daraus die Artengruppen und ob Virus in den Insekten nachgewiesen wurde. Ein positiver Test hat für den Landwirt dabei keinerlei Konsequenzen, da es sich ausschließlich um den Nachweis von Virusmaterial in der Gnitze handelt. Der Tierbestand der Landwirte wird vom ZALF nicht untersucht.

Nachweise: Welche Orte betroffen sind

Die Anzahl der gefangenen Gnitzen schwankt zwischen den Standorten im Jahresverlauf. Zudem unterliegt sie diversen biotischen und abiotischen Einflüssen. Beispielsweise beeinflusst die Verfügbarkeit von Bruthabitaten und von Wirtstieren die Populationsdichte von Gnitzen entscheidend. Die saisonale Aktivität beginnt an den meisten Standorten im April, ist in ihrer Ausprägung aber zunächst sehr stark von den vorherrschenden Temperaturen abhängig. Die höchste Biodiversität der Gnitzenfauna wird im Frühsommer von Mai bis Juni/ Juli verzeichnet, wobei die Populationsdichte sich bis in den Spätsommer halten oder sogar ausbauen kann.

Die Arten der Obsoletus-Gruppe wurden bisher am häufigsten gefangen, gefolgt von denen des Pulicaris-Komplexes. Die wissenschaftliche Bearbeitung der restlichen Culicoides-Arten steht noch aus. Das umfangreiche Monitoring lieferte bisher keine Hinweise, dass der global wichtigste Vektor von BTV, Culicoides imicola, im Studiengebiet in Deutschland vorkommt. Gleichzeitig wird damit aber sehr deutlich, dass einheimische Gnitzen als Virusvektoren fungieren. Denn es gab im letzten Jahr einen massiven BTV-3-Ausbruch, der dazu führte, dass für die Bundesländer Nordrhein-Westfalen sowie Niedersachen der freie Status ausgesetzt wurde. Zudem wurde in dieser Zone das Monitoring um 18 zusätzliche Standorte mit täglicher Probennahme erweitert.

Impfstoff: Nicht in ganz Deutschland zugelassen

Da Wiederkäuer hierzulande jedoch keinen Immunschutz gegen das BTV-3 besitzen und flächendeckend noch kein entsprechender Impfstoff vorhanden ist, muss aus den Erfahrungen zur Überwinterung des BTV in Mitteleuropa mit dem Beginn der saisonalen Aktivität der Gnitzen 2024 von einem Fortgang des Infektionsgeschehens ausgangen werden. Gleichzeitig ist damit zu rechnen, dass die 150 km umfassende Restrik­tionszone, in der Handelsbeschränkungen für Wiederkäuer gelten, auf weitere Bundesländer ausgeweitet werden.

Schafe am schwersten betroffen

Unter den domestizierten Wiederkäuern zeigen Schafe die deutlichsten Krankheitssymptome nach einer BTV-Infektion. Sie können hohes Fieber (bis 42 °C) entwickeln, es tritt Apathie auf, und erkrankte Tiere sondern sich von der Herde ab. Weitere typische klinische Symptome sind gerötete und geschwollene Maulschleimhäute, vermehrter Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul, Kreislaufstörungen, Ödembildungen und Hämorrhagien (Blutungen). An den Klauen rötet sich der Kronsaum und schmerzt, infolgedessen treten Lahmheiten auf.

Die namensgebende Blauverfärbung der Zunge ist sehr selten zu beobachten und nur bei hochempfänglichen Schafrassen zu erwarten. Im aktuellen BTV-3-Ausbruchsgeschehen wurde in den Niederlanden von zahlreichen Todesfällen bei Schafen berichtet. BTV-3, der Serotyp, der sich auch nach Deutschland ausbreitete, wurde bis Sommer 2023 in Mitteleuropa noch nicht nachgewiesen, aber in Süditalien, Tunesien, Israel und Teilen des südlichen Afrikas.

Schafe sind besonders von Blauzungenkrankheit betroffen
Die Freude über die Osterlämmer ist noch ungetrübt. Aber mit steigenden Temperaturen erhöht sich die Gefahr durch Gnitzen. Schafe sind besonders betroffen. (c) Sabine Rübensaat

Gnitzen bleiben lebenslang infektiös

Hat sich eine vektorkompetente Gnitze mit dem BTV infiziert, bleibt sie nach bisherigem Kenntnisstand lebenslang infektiös. Die Lebensdauer ist zwar kurz, aber die weiblichen Gnitzen sind in der Lage, in ihrem Leben mehrfach Blut zu saugen. Mit steigenden Temperaturen im Jahresverlauf und bedingt durch die Klimaerwärmung nimmt die Stechaktivität und -frequenz dieser Tiere zu. Der ebenfalls temperaturabhängige Replikationsprozess des Virus in der Mücke erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Erregerübertragung in der wärmeren Jahreszeit.

Empfehlungen zur Bekämpfung

Die Blauzungenkrankheit gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. Um ihre ungehinderte Ausbreitung zu vermeiden, wird nach strikten Regeln verfahren. Nach geltendem nationalen und europäischen Recht müssen um einen Befallsort ein Gefährdungsgebiet sowie eine Beobachtungszone festgelegt werden. Informationen zu den staatlichen Bekämpfungsmaßnahmen sind bei den zuständigen Ministerien und Landesveterinärämtern abrufbar. Wiederkäuer und deren Produkte dürfen aus diesen Zonen nur unter Auflagen heraustransportiert werden.

Kampf gegen Gnitzen: Insektizid nur nach Rücksprache

Die Kontrolle der potenziellen Vektoren mit Insektiziden bzw. Larviziden ist aufgrund mangelnder Kenntnis zu Larvenhabitaten und Lebensweise der adulten Gnitzen im Umkreis landwirtschaftlicher Betriebe nicht erfolgreich möglich. Weitere Möglichkeiten einer biologischen Kontrolle fehlen. Da sich die Bruthabitate der Gnitzen innerhalb und außerhalb der Stallungen befinden können, ist das Einstallen des Tierbestandes über Nacht unwirksam.

Nebelpräparate auf Basis von Pyrethrum können in Ställen sowie in den Außenbereichen zur Abtötung von Gnitzen eingesetzt werden. Rinder können vorbeugend mit einem Pyrethroid-haltigen Pour-on-Mittel behandelt werden. Es wird jedoch dringend dazu geraten, Insektizide nur nach Rücksprache mit Veterinären und Schädlingsbekämpfern einzusetzen.

Blauzungenkrankheit – Impfstoff in NRW zugelassen

Zur Eindämmung der Blauzungenkrankheit (BTV-3) ist in Nordrhein-Westfalen ab sofort eine Impfung von Schafen, Rindern und Ziegen mit einem autogenen Impfstoff möglich. Das berichtet der Nachrichtendienst Agra Europe. Wie das Landwirtschaftsministerium in Düsseldorf am 21. März mitteilte, hat das Vakzin eines Unternehmens aus Niedersachsen durch dortige Behörden eine Herstellungserlaubnis erhalten und darf nun auch in Nordrhein-Westfalen eingesetzt werden.

Bei dem autogenen Impfstoff handelt es sich um einen Totimpfstoff, der in Notsituationen aufgrund tierarzneimittelrechtlicher Regelungen in bestimmten Betrieben angewendet werden darf. Die Verwendung ist auf Betriebe mit empfänglichen Tieren in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen beschränkt, da diese Länder nicht mehr frei von der Blauzungenkrankheit sind. Nach einer Verschreibung steht dieses spezifische Vakzin binnen weniger Wochen zur Verfügung.

Das Ministerium weist zudem darauf hin, dass der Impfstoff nur durch den jeweils bestandsbetreuenden Tierarzt verschrieben, bestellt und angewendet werden kann. Ein weiteres, allgemein zugelassenes Vakzin gegen die Blauzungenkrankheit ist zurzeit nicht verfügbar. Diese schützt sie jedoch vor schweren Erkrankungen. Eine Impfung BTV-3-empfänglicher Tiere ist nicht vorgeschrieben.

Der Schwerpunkt des Einsatzes der autogenen BTV-3-Impfstoffe ist die Immunisierung von Schafbeständen. Auch Rinder können geimpft werden, wobei der Einsatz des autogenen Vakzins nicht zu Handelsbeschränkungen führt. Im Oktober 2023 wurden erstmals Infektionen mit BTV-3 in Nordrhein-Westfalen festgestellt. Um eine weitere Ausbreitung im Frühjahr 2024 zu verhindern, soll nun der autogene Impfstoff zum Einsatz kommen.

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Christian Völkner moderiert den Podcast Kuhverstand und ist Gründer des Clubs der alten Kühe. (c) kuhverstand.de

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Wahl in der EU: Was und warum im Juni gewählt wird

Die Hilfen der Europäischen Union sind zuletzt immer weniger geworden. Wenn am 9. Juni 2024 in Deutschland die Wahl zum neuen EU-Parlament ansteht, geht es auch um die Zukunft der GAP-Förderung.

Von Claudia Duda

Wenn über die Europäische Union und das Europäische Parlament gesprochen wird, dann meist im Zusammenhang mit Vorgaben und Regeln, die vielen Menschen unsinnig oder zumindest umständlich erscheinen. Wenn es um die Landwirtschaft in Europa und insbesondere in den Mitgliedstaaten der EU geht, kommt noch immer häufig das Argument von der krummen Gurke.  

Wahl in der EU: Erinnerung an die krumme Salatgruke

Vor 35 Jahren wurde die Verordnung über den Krümmungsgrad der Salatgurke verabschiedet – sie gilt bis heute als Symbol für die Regulierungswut der europäischen Bürokraten, dabei wurde sie längst wieder abgeschafft. Heute ist den Landwirten in Europa vor allem die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) ein Begriff.  

Mittlerweile ist die GAP ein umfangreiches Steuerungs- und Finanzierungsinstrument für die europäische Landwirtschaft und auch den Umweltschutz in der Landwirtschaft. Sie bestimmt die europäischen Agrarsubventionen und die Regelungen, nach denen sie ausgezahlt werden. Um den sich ändernden Lebensbedingungen und Herausforderungen Rechnung zu tragen, werden alle sieben Jahre die Grundsätze und Finanzmittel angepasst. Im Januar 2023 ist eine neue GAP-Förderperiode angelaufen. 

Wahl in der EU: Was hinter dem System der GAP-Förderung steht

 Für ein nachhaltiges und widerstandsfähiges Agrar- und Ernährungssystem sowie attraktive ländliche Räume stehen in Deutschland seitdem jährlich rund 6 Mrd.€ an EU-Mitteln zur Verfügung. Das System wird von den deutschen Verbänden kritisch betrachtet. Erst kürzlich hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, erklärt, das bisherige System der GAP-Förderung sei kollabiert. Er forderte einen Abschied von Direktzahlungen nach Fläche und einen Umstieg auf ein neues Fördersystem. In den vergangenen Wochen machten vor allem zwei Entscheidungen der EU zur Landwirtschaft Furore:

So verlängerte die EU-Kommission die Zulassung von Glyphosat um weitere zehn Jahre, also bis Dezember 2033, und erließ eine entsprechende Verordnung. Dabei sollte der Glyphosat-Einsatz auf deutschen Feldern ab Januar 2024 verboten sein. Schlagzeilen machte auch die Entscheidung des EU-Parlaments zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Nach jahrelangem Hin- und Her und einer sehr emotionalen Debatte wurde die sogenannte SUR-Verordnung gekippt – auch weil nach fast 700 Änderungsanträgen selbst die grünen Befürworter der Verordnung nicht mehr zustimmen wollten.  

Direktzahlungen: Viele Betriebe sind darauf angewiesen

Trotz der Kritik an bürokratischen Vorgaben und komplizierter Auszahlungspraxis profitiert die Mehrheit der landwirtschaftlichen Betriebe von der Förderung der EU. Zwar ist der Anteil der Ausgaben für die Landwirtschaft am EU-Haushalt zuletzt immer weiter zurückgegangen. Entfielen Anfang der 1980er-Jahre noch 66 % des EU-Haushalts auf die GAP, waren es im Zeitraum 2014–2020 nur noch 37,8 %.  

In der laufenden Periode von 2021 bis 2027 beläuft sich dieser Anteil auf 31 %. Dennoch sind die meisten Betriebe auf die Zahlungen angewiesen. Insofern werden die Entscheidungen der europäischen Gremien auch in Zukunft für die Landwirtschaft wichtig sein – der Ausgang der Wahl im Juni 2024 könnte deshalb von entscheidender Bedeutung sein.

Abgeordnete für Ostdeutschland

Wer die Ostdeutschen im EU-Parlament vertritt, ist nicht so einfach nachzuvollziehen. Nur die CDU/CSU stellt echte Landeslisten auf. Für alle anderen Parteien gibt es jeweils bundesweite Listen. Folgende Abgeordnete sind zuständig:  

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Finanzminister, Wirtschaftsminister und Bundeskanzler
Haben zusammen eine Erklärung herausgegeben: Finanzminister Christian Lindner FDP, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Die Kürzungen beim Agrardiesel und bei der KfZ-Steuer in der Landwirtschaft werden teilweise zurückgenommen. (c) Florian Gaertner/Imago

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Suppenküche in Altes Lager: Gemeinsam gegen einsam

In Niedergörsdorf – im Ortsteil Altes Lager – wird jeden Sonntag aufgetischt. Organisiert wird die Suppenküche vom Feuerwehrverein gemeinsam mit engagierten ehrenamtlichen Helfern. Lesen Sie mehr über die Geschichte und die Menschen hinter dieser Einrichtung.

Von Bärbel Arlt

Altes Lager, der Ort in der Nähe von Jüterbog im brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming, hat eine bewegte – militärische – Geschichte. 1870 errichtete dort das preußische Militär Baracken für rund 9.000 französische Kriegsgefangene. Im Ersten Weltkrieg waren Zeppeline stationiert. In der Zeit des Nationalsozialismus war Altes Lager ein wichtiger Standort der Wehrmacht mit Fliegerhorst, Truppenübungsplatz, Munitionsfabrik und Höherer Fliegertechnischer Schule.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Sowjetarmee die Liegenschaften und machte sie zu einer ihrer größten Garnisonen – mit u. a. Flugplatz, Jagdfliegerregiment, Flugabwehr, Panzertruppen und Artillerie. 20.000 Soldaten und Offiziere sollen hier permanent stationiert gewesen sein. Warum dieser geschichtliche Abriss? Seit dem Abzug der Roten Armee Anfang der 1990er- Jahre ist Altes Lager als militärischer Standort zwar Geschichte, doch verschwunden sind die Spuren und die Folgen nicht.

Suppenküche: Ein Ort, an dem alle zusammenkommen

Aber eigentlich sind wir nicht nach Altes Lager gefahren, um in der Vergangenheit zu stöbern, wenngleich die 150-jährige Militärgeschichte sowie die verlassenen, militärischen Liegenschaften mit ihren ruinösen Gebäuden unvermeidlich Fragen nach der Geschichte aufwerfen, aber auch nach der Gegenwart. Unser Ziel in Altes Lager ist eine Suppenküche, ein sozialer Ort des Zusammenkommens, den man nur aus Großstädten wie Berlin kennt und auf dem Land eher nicht vermutet. Den Anstoß dafür habe vor ein paar Jahren eine Ortspfarrerin gegeben, als sie darauf aufmerksam machte, dass viele, vor allem ältere Menschen, allein zu Hause sind, sich einsam fühlen und sich nach sozialen Kontakten sehnen, erzählt uns Silke Göritz im Gebäude der Jugendfeuerwehr, das seit dem Sommer 2022 immer sonntags zur Suppenküche wird. 20 bis 30 Frauen und Männer sind es inzwischen, die sich hier über eine warme Mahlzeit freuen. Doch nicht allein die Suppe bringt sie zusammen.

Altes Lager: Ein paar Stunden der Einsamkeit entfliehen

Für die meisten ist es die einzige Möglichkeit, der heimischen Einsamkeit für ein paar Stunden zu entfliehen. „Es ist die Sehnsucht nach Gemeinsamkeit“, bringt es Silke Göritz, die als sogenannte Kümmerin die Fäden zusammenhält, auf den Punkt. „Sie kommen vor allem her, um mit anderen zu reden, sich auszutauschen, ihre Sorgen und Nöte loszuwerden.“ Auch bei Behördenanträgen werde schon mal geholfen. Monika Rennack zum Beispiel freut sich die ganze Woche über auf das Beisammensein, um, wie sie sagt, nicht nur Suppe zu löffeln, sondern auch Neuigkeiten zu erfahren. Und sie lässt sich nicht nur bedienen, sondern steht hin und wieder selbst am Suppentopf. Bei ihrem nächsten Einsatz, so verrät sie uns, kocht sie Kartoffelsuppe mit Bockwurst.

Suppenküche: Lebensgefährtin kennengelernt

Auch Günter Lindner kommt jeden Sonntag in die Kastanienallee 3. Er zeigt uns ein Foto von seiner Lebensgefährtin Sybille. Hier am Tisch habe er sie kennengelernt. Zwar habe es etwas gedauert, bis die Funken übergesprungen sind, aber jetzt wohnen sie sogar schon zusammen. An diesem Sonntag aber bleibt der Platz neben Günter leer. „Sybille ist im Krankenhaus“, sagt er traurig. Doch hier in der Suppenküche treffe er Menschen, mit denen er darüber reden könne. So ein geselliger, schöner Nachmittag mache vieles leichter.

Altes Lager: Miteinander gibt vielen Halt

Kommen dürfe jeder, egal, wo er wohnt, sagt Silke Göritz. Allein das soziale Miteinander, das vielen Halt gibt, gerade auch in diesen schwierigen gesellschaftlichen Zeiten, ist wichtig. Dazu muss man wissen, dass in Altes Lager rund 80 Prozent der 2.050 Einwohner in Mietwohnungen leben, es eine dörfliche Struktur aufgrund der Geschichte nicht wirklich gibt. „Wir sind weder Stadt noch Dorf“, sagt Marko Göritz, der seit fünf Jahren Ortsvorsteher ist.

Der Lohn sind glückliche Gesichter

Ins Leben gerufen von Kirchengemeinde und Ortsvorsteher, wird die Suppenküche inzwischen vom Feuerwehrverein getragen und von etlichen ehrenamtlichen Helfern unterstützt. So wird die Suppe inzwischen von sieben Hobbyköchen zubereitet. An diesem Sonntag ist es René Krahlisch, der zu Hause in einem riesigen Topf 20 Liter Linsensuppe vorbereitet hat, natürlich mit ordentlich Fleisch drin, wie er betont. Auch Irma Julisch will sich künftig einbringen. Damit wolle sie für alles, was sie im Leben erlebt habe, Danke sagen, begründet die 85-jährige Witwe ihre Entscheidung.

Die Suppenküche im Ortsteil Altes Lager in Niedergörsdorf
Die Suppenküche im Ortsteil Altes Lager in Niedergörsdorf (c) Thomas Uhlemann


Doch nicht allein die Suppe macht das Treffen, das es auch zu Feiertagen wie Ostern und Weihnachten gibt, zu einer angenehmen fröhlichen Plauderrunde. Denn immer steuert die siebenköpfige polnische Familie Lesko noch einen selbst gebackenen Kuchen bei. Heiligabend im vergangenen Jahr, so erzählt uns Tochter Weronika, hat ihre Familie sogar eine festliche gedeckte Tafel gezaubert mit polnischen Spezialitäten wie Bigos (Sauerkrautsuppe), Pierogi, Barszcz (Rote-Bete-Suppe) – und ganz viel Liebe.

Vater Marek, übrigens gelernter Bäcker, ergänzt, dass die Familie das sehr gern tut und der beste Lohn glückliche und zufriedene Gesichter sind. „Ja, wir haben wirklich Glück, dass es Leute gibt, die sich so selbstlos für andere engagieren“, sagt Max Göritz, Vorstandvorsitzender des Feuerwehrvereins. Aber auch Sponsoren und Spenden helfen, die Suppenküche am Leben zu erhalten. Und jeder, der zum Essen kommt, zahlt 50 Cent in die Suppenkasse. Mit dem Geld, was zusammenkommt, werden die Suppenzutaten gekauft, wird das Beisammensein finanziert. Wenn das nicht reicht, gleicht der Feuerwehrverein aus.

Truppenübungsplatz mit Munition und Kampfmitteln belastet

Apropos Feuerwehr, sie spielt in Altes Lager, wie anderenorts auch, eine sehr wichtige Rolle. Und doch sind ihre Aufgaben hier besonders. Denn oft haben es die Kameradinnen und Kameraden mit Bränden auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz zu tun, der stark mit Munition und Kampfmitteln belastet ist.

Herausfordernde und gefährliche Einsätze

Ortswehrführer Marko Göritz denkt dabei an den Einsatz im vergangenen Juni, als ortsnah etwa 700 Hektar in Flammen standen und Altes Lager fast evakuiert worden wäre. Auch ein Einsatz im August 2018 hat sich tief ins Gedächtnis eingebrannt. „Bei einem Waldbrand hat uns eine 80 Stundenkilometer schnelle Feuerwalze regelrecht überrollt. Wie Milliarden brennende Streichhölzer flogen uns die Tannennadeln über eine 60 Meter breite Schneise entgegen.“ Das seien Einsätze, so Marko Göritz, bei denen die Kameraden durchaus an ihre Grenzen stoßen. Herausfordernd für die derzeit 42 Aktiven, darunter elf Frauen, seien aber auch schwere Verkehrsunfälle und tragische Flugunglücke auf dem Flugplatz der Drachen- und Gleitschirmflieger in Altes Lager.

Blick in die militärische Geschichte

Für 2024 hoffen die Kameradinnen und Kameraden auf ein ruhigeres Jahr. Wünschenswert wäre auch ein Anbau, denn das 1998 bezogene Gerätehaus, übrigens eine ehemalige Wache der Sowjetarmee, platzt inzwischen ebenso aus allen Nähten wie die Suppenküche im Jugendfeuerwerhrhaus, das einst ein Trafohaus der Garnison war. Ja, in Altes Lager kommt man an der militärischen Geschichte nicht vorbei. Wer mehr erfahren möchte, sollte sich die Dauerausstellung im Kulturzentrum „Das Haus“ im ehemaligen Offizierskasino anschauen.

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