Kabelloses Arbeiten: Neue Gerätefamilie um Bosch-Akkus

Die Bedeutung kabelloser Elektrowerkzeuge für Werkstatt, Garten und den Hausbereich nimmt zu. Dafür, dass die Akkus verschiedener Geräte kompatibel zueinander sind, setzt sich auch der Hersteller Bosch ein.

Bosch Power Tools öffnet sich gegenüber anderen Herstellern bezüglich der Verwendung von Akkus und Ladegeräten. Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass kabellose Elektrowerkzeuge und Gartengeräte zunehmend an Bedeutung gewinnen. Lediglich ein Ärgernis blieb bislang: die Kompatibilität zwischen Geräten und Akkus unterschiedlicher Hersteller. Nun öffnet Bosch Power seine 18 Volt-Akku-Plattform des Bereichs „Home & Garden“ für andere Hersteller.

Bosch und Gardena starten Akku-Allianz

(c) Werkbild

Speziell für den Einsatz rund um das Zuhause hat der Bereich gemeinsam mit Gardena die Power for All Alliance ins Leben gerufen: Künftig können mit ein und demselben 18 Volt-Akku sowohl Elektrowerkzeuge, Gartengeräte und Haushaltsgeräte von Bosch als auch Produkte der Marken Gardena, Emmaljunga, Gloria, Wagner und Rapid betrieben werden.

Im professionellen Bereich hat Bosch ebenfalls erste Nutzer für seine Akkus gewonnen:

Bereits 2018 kam Metabos „Cordless alliance system“

Damit baut Bosch neben dem Cordless Alliance System (CAS) eine zweite „Familie“ auf. CAS wurde 2018 unter Führung von Metabo gegründet und hat aktuell 17 Mitglieder. Mehr zu den Ursprüngen von CAS lesen Sie in Ausgabe 42/2019 der Bauernzeitung (€). red

Arla Foods: Milchwerk Karstädt schließt, Produktion geht nach Upahl

Der Arla-Standort im brandenburgischen Karstädt wird geschlossen. Die Produktion soll nach Upahl in Mecklenburg-Vorpommern verlagert werden. Geplant war dieser Schritt schon länger.

Die Molkereigenossenschaft Arla Foods verlagert zukünftig ihre gesamte Milchmenge von der kleinen Molkerei in Karstädt (Brandenburg) in das Milchwerk in Upahl (Mecklenburg-Vorpommern). In der Folge stellt das Unternehmen die Milchpulverproduktion am Standort in Karstädt im Landkreis Prignitz zum Ende des Jahres ein. Für das 1. Quartal 2021 sind lediglich Restarbeiten am Standort geplant.

Den 19 dort beschäftigten Mitarbeitern werde nach Unternehmensangaben betriebsbedingt zum 31.3.2021 gekündigt. Bereits Mitte Februar hatte Arla seine Pläne öffentlich gemacht. Seitdem seien mit dem Betriebsrat Gespräche zu möglichen Alternativen für den Standort sowie zu den Details der Standortschließung geführt worden. Im Rahmen dieser Gespräche, habe ein Interessenausgleich und ein Sozialplan für alle Mitarbeiter erarbeitet werden können.


Ein Milch Tankwagen der Molkerei genossenschaft ARLA steht abgestellt am Strassenrand.

Arla in Karstädt: Schließung geplant

Arla Deutschland fasst die Schließung des Standortes im brandenburgischen Karstädt ins Auge. Die Produktion soll an den Standort Upahl verlagert werden, plant das Tochterunternehmen der schwedisch-dänischen Molkereigenossenschaft Arla Foods. mehr


Arla habe sich zur Schließung des kleinen Standorts entschlossen, um eine effiziente und wettbewerbsfähige Milchpulverproduktion zu gewährleisten. Damit reagiere das Molkereiunternehmen auf die rückläufige Milchmenge in der Region seit 2017. Vor der Entscheidung hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits verschiedene Optionen für den Fortbestand der Molkerei in Karstädt geprüft, konnte aber keine Lösung finden.


Landesflagge Brandenburg

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Das Arla Werk in Karstädt

Mitarbeiter:

Verarbeitete Milchmenge:

Hergestellte
Produkte:

19

ca. 95 Mio. kg pro Jahr

Magermilchpulver als Hauptprodukt, Magermilchkonzentrat und Rahm für internationale Kunden

Der Standort Karstädt habe im internationalen Wettbewerb zu geringe Kapazitäten, um Magermilchpulver auch zukünftig wirtschaftlich zu produzieren. Gleichzeitig verfüge das größere Arla Werk in Upahl im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern über weitere Kapazitäten, um das Milchvolumen von derzeit 95 Millionen Kilogramm pro Jahr aus Karstädt zu verarbeiten; ohne Zusatzinvestitionen. Als Genossenschaft ist es Arlas oberstes Ziel seinen Mitgliedern einen wettbewerbsfähigen Milchpreis auszahlen und das Geschäft zukunftssicher weiterzuentwickeln. Dabei spielt effizientes Wirtschaften in der Produktion eine zentrale Rolle.

Nach der Schließung des Werkes in Karstädt, werde die Milch aus der Region von den Arla Milchsammelwagen in das Werk in Upahl gebracht und dort verarbeitet, wie das Unternehmen mitteilt. Für die Arla Landwirte rund um Karstädt sollen sich daraus keine Änderungen ergeben. PM/red

Kastenstand-Ende: Start für den Umbau der Tierhaltung?

Das beschlossene Ende der Sauenhaltung im Kastenstand entfacht erneut die Debatte über mehr Tierwohl. In Frage gestellt werden Effizienz, Arbeitsschutz, sowie finanzielle Unterstützung.

Es kommentiert Bettina Karl

Die Mutigen trifft es zuerst. Damit sind jene Ferkelerzeuger gemeint, die genug Courage hatten, in den letzten Jahren in ihre Ställe zu investieren, um mehr Tierwohl zu schaffen. Die nicht mehr abwarten wollten – oder aufgrund veralteter Bausubstanz den Neu- oder Umbau gar nicht mehr verschieben konnten –, bis sich Politiker nach jahrelangem Tauziehen nun endlich einigen.

redakteurin_bettina_karl

geplante änderungen und unterstützungen

Am letzten Freitag hat der Bundesrat die Novellierung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung verabschiedet. Die Neuregelung sieht vor, dass im Deckzentrum schon bald auf den Kastenstand ganz verzichtet werden soll. Lediglich zur Besamung ist eine Fixierung möglich. Danach ist die Sau in die Gruppenhaltung im Wartebereich zu überführen. Außerdem werden jeder Sau künftig mindestens fünf Quadratmeter Platz zugestanden. Im Abferkelbereich darf die Sau maximal fünf Tage um den Geburtszeitraum fixiert werden. Die Bucht muss mindestens 6,5 Quadratmeter groß sein.

Positiv ist zum einen, dass diese Maßnahmen für mehr Wohlbefinden der Schweine sorgen. Zum anderen wird die jahrelange Unsicherheit der Sauenhalter beendet. Es gibt wieder mehr Planungssicherheit für die Betriebe. Aber das alles hätte schon viel früher passieren müssen. Schon 2015 mit dem Magdeburger Urteil entbrannte ein Streit um die Neuregelung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung mit immer neuen Vorschlägen. Das Thema wurde im Bundesrat mehrfach von der Tagesordnung gestrichen, da keine Einigung möglich war.


Bundesrat beschließt Ende des Kastenstandes

Für die gängigste Form der Sauenhaltung fiel am Freitag der Hammer: In acht Jahren dürfen die Tiere nur noch in Gruppen gehalten werden. mehr


Ermutigend ist zudem, dass die Umbaumaßnahmen mit 300 Millionen Euro gefördert werden sollen. Ob das ausreicht, ist offen. Denn viele Fragen der Umsetzung sind noch nicht geklärt. Ebenso unklar ist, wie der Lebensmitteleinzelhandel reagieren wird. Denn Tierwohl muss bekanntlich bezahlt werden. Und Schweine aus dem Ausland zu importieren, wo keiner so genau weiß, wie diese wirklich gehalten worden sind, sollte eigentlich keine Lösung sein. Die Folgen wären fatal.

Tierwohl Vs. Effizienz und Arbeitsschutz

Für die mutigen Sauenhalter wurde eine Übergangszeit festgelegt, in der sie noch einmal neu denken und umbauen dürfen. Im Deckzentrum sind es acht Jahre. Jede Sau muss aber in der Übergangszeit im Kastenstand die Gliedmaßen in Seitenlage ausstrecken können, ohne dass ein bauliches Hindernis entgegensteht. Im Abferkelbereich gilt eine Übergangsfrist von 15 Jahren.

Mit dem Systemwechsel werden die Haltungsformen dem Tier angepasst. Effizienz und Arbeitssicherheit treten aber zurück. Denn beispielsweise ist der Umgang mit freilaufenden rauschenden Sauen nicht immer ungefährlich für die Betreuer. Daher müssen neue Verfahren entwickelt werden. Erfahrungen mit alternativen Haltungsformen müssen nun schnell in die Breite gebracht werden, was wir in diesem Heft mit dem Schwerpunkt „Stallbau Schwein“ ab Seite 34 schon umsetzen.

Ende des Kastenstands: Wendepunkt in der gesamten Tierhaltung?

Doch das Ende des Kastenstandes bedeutet noch mehr. Viele deuten ihn als den Einstieg in den Umbau der gesamten Tierhaltung: Am selben Tag beriet der Bundestag über die Empfehlungen der Borchert-Kommission – eine klare Mehrheit stimmte für einen Antrag von CDU/CSU und SPD, die Vorschläge der Expertenkommission für den grundlegenden Umbau der Tierhaltung „in Konsequenz und in Gänze“ umzusetzen. Der Beschluss ist ein Umbruch, den nicht alle Sauenhalter mitgehen werden. Und er ist eine Botschaft an alle anderen Tierhalter, sich bei ihren Zukunftsplänen auf tiefgreifende Veränderungen einzustellen.

Trockenheit im roten Gebiet: 30-jähriges Mittel bildet Grundlage

Für Rote Gebiete in Ostdeutschland, in denen weniger als 550 mm Niederschlag fallen, sollen Ausnahmereglungen beim Zwischenfruchtanbau gelten. Doch die Bemessung sorgt für Kritik.

Von Frank Hartmann

Die ostdeutschen Bundesländer haben sich auf ein einheitliches Ausweisen der „Trockengebiete“ in den roten Gebieten geeinigt. Landwirte, auf deren Flächen weniger als 550 mm Niederschlag gemessen werden, sind vom verpflichtenden Zwischenfruchtanbau vor Sommerungen befreit. Trockengebiete sind, von punktuellen Regionen etwa in Rheinland- Pfalz abgesehen, ein rein ostdeutsches Thema, sagte Agrarmeteorologe Falk Böttcher vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig dieser Zeitung.

Niederschlag: durchschnittswerte noch aussagefähig?

Wie die Agrarministerien auf Anfrage der Bauernzeitung mitteilten, will man es bei einem Parameter, der Jahresniederschlagssumme bis 550 mm belassen. Ungeachtet dessen ist man in Sachsen-Anhalt der Ansicht, dass u.a. „Verdunstungsanspruch, Speichervermögen und Austauschhäufigkeit des Bodenwassers“ berücksichtigt werden sollten.

Grundlage bilden die DWD-Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Raster von 1 x 1 km. Gleichwohl Landwirten die Trockenjahre seit 2018 sehr präsent sind, dürfte für Ernüchterung sorgen, dass die 550mm Niederschlag auf Grundlage der 30-jährigen Klimanormalperiode ermittelt werden. Einbezogen werden demnach die Mittelwerte der Jahre 1991 bis 2020 (abweichend hiervon in 2020 das 29-jährige Mittel 1991 bis 2019). Wie es aus Dresden heißt, „ergibt sich nach aktuellem Kenntnisstand eine nur geringe Anzahl von Flächen im Landkreis Nordsachsen, für die diese Ausnahme gelten wird“. Die betroffenen Landwirte finden die Daten dann feldblockgenau in ihren digitalen Kartendiensten. Aus Erfurt heißt es, dass in Anlehnung an die bisherige geltende Festlegung in der Thüringer Düngeverordnung alle Feldblöcke mit mindestens 50 % Flächenanteil dieser Niederschlagskulisse zugeordnet würden.


Mit roten Gebieten wird es ernst

Das Bundesagrarministerium hat den Entwurf für die Ausweisung der Nitrat- und Phosphor-Kulissen vorgelegt. Unklar bleibt, ob jetzt schon Zwischenfrüchte für Sommerungen gedrillt werden müssen. mehr


NeueR Parameter: Wasserspeicherfähigkeit?

Sowohl Niederschlagsmenge als auch Klimatische Wasserbilanz haben aus Sicht von Falk Böttcher „den Charme, dass sie mehr oder minder von allen damit befassten und betroffenen Personen leicht nachvollzogen werden können und althergebracht sind.“

Aus Böttchers agrarmeteorologisch-klimatologischer Sicht wäre es daneben sinnvoll, wenn die Wasserspeicherfähigkeit der Böden mit einbezogen würde „oder man sich auf klimatologische Bodenfeuchtewerte verständigen könnte, die heutzutage für die meisten denkbaren Boden-/Kultur- pflanzenartenkombinationen gut abbildbar modelliert werden können“. Die Zukunft gehöre Kombinationen aus Punkt- und Ferner- kundungsmessung, „und dabei ist aktuell eine Schwelle von 250 mal 250 Metern greifbar“. 

Mit roten Gebieten wird es ernst

Das Bundesagrarministerium hat den Entwurf für die Ausweisung der Nitrat- und Phosphor-Kulissen vorgelegt. Unklar bleibt, ob jetzt schon Zwischenfrüchte für Sommerungen gedrillt werden müssen.

Von Frank Hartmann

In den ostdeutschen Ländern liegen aktuell rund 650.000ha Ackerland in den Kulissen für besonders mit Nitrat belasteten Gebieten (rote Gebiete). Nicht weil ihnen der Grundwasserschutz egal wäre, hoffen viele Landwirte, die mit ihren Flächen jetzt noch drin sind, dass sich die Kulissen deutlich verkleinern.

Kosten und Nutzen

Sie – und mit ihnen viele Fachleute – befürchten, dass die neuen restriktiven Maßnahmen, die die Düngeverordnung in roten Gebieten ab 2021 regelt, einzelbetrieblich viel kosten werden, ohne dass sich an der Nitratsituation des Grundwassers Wesentliches ändert. Und dies nicht zuletzt aufgrund des geringen Viehbesatzes (keines der fünf Länder weist mehr als 0,5 GV/ha auf; ganze zwölf Landkreise liegen zwischen 0,6 und 1,0 GV/ha), der Bodengeologie, dem geringen Niederschlag oder einem Düngeregime, das sich nahezu flächendeckend seiner N-Bilanzüberschüsse nicht schämen muss, obwohl vielerorts Qualitätsweizen angebaut wird.

Ende voriger Woche ging den Ländern und Verbänden der Entwurf der „Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Ausweisung von mit Nitrat belasteten und eutrophierten Gebieten“ (AVV) zu. Bis spätestens 13. Juli bleibt ihnen nun Zeit, dazu Stellung zu nehmen. Nach Bundeskabinetts- und Bundesratsbefassung soll die AVV Ende September in Kraft treten.

Mit dieser Verwaltungsvorschrift will das Bundesagrarministerium die bundeseinheitliche Ausweisung von Nitrat- und Phosphorüberschussgebieten sicherstellen. Allein in Ostdeutschland kamen für die aktuellen Kulissen der roten Gebiete drei verschiedene Modelle zur Binnendifferenzierung und zweimal die Pauschalausweisung belasteter Grundwasserkörper zur Anwendung.

In einer Bund-Länder-Gruppe einigte man sich nun darauf, nach dem System Agrum-Deutschland zu verfahren. Das wurde vor mehr als zehn Jahren vom Thünen-Institut mit mehreren Partnern vor dem Hintergrund der EU-Wasserrahmenrichtlinie entwickelt. Mehrere Programme werden dabei gekoppelt, darunter Raumis (landwirtschaftliche Bilanzüberschüsse), Growa (diffuse Einträge in Grund- und Oberflächenwasser) sowie Moneris (punktförmige Einträge).

Die Landesbehörden senden dafür ihre Daten an das Thünen-Institut, wo sie mit den Modellen verarbeitet werden. Auf dieser Grundlage soll es möglich sein, bei belastet eingestuften Grundwasserkörpern (mind. 20 % des Grundwasserkörpers mit Nitrat belastet oder mind. eine Messstelle über 50 mg/l N bzw. 37,5 mg/l N mit steigender Tendenz) die tatsächlichen „Problemflächen“ zu ermitteln (Binnendifferenzierung).

Laut AVV-Entwurf muss auf 5.000 ha mindestens eine Grundwassermessstelle (Nitrat) vorhanden sein. Alle verfügbaren Messstellen sollen einem einheitlichen technischen Standard unterliegen.

Regeln in der Nitrat-Kulisse
Mit der im Mai 2020 in Kraft getretenen Düngeverordnung wurden neben ihrer bundeseinheitlichen Ausweisung auch bundesweit verbindliche Regelungen für nitratbelastete Gebiete (rote Gebiete) festgelegt, die ab 1. Januar 2021 gelten. Daneben muss jedes Bundesland in seiner nächsten Landesdüngeverordnung zwei weitere Maßnahmen bestimmen.

Wesentlicher Punkt der Regelungen ist die N-Düngung 20 % unter dem errechneten Düngebedarf im Durchschnitt der gesamten Betriebsfläche (Ausnahme: weniger als 160 kg Gesamt-N/ha, davon nicht mehr als 80 kg mineralisch). Eine N-Herbstdüngung ist nur noch in Ausnahmefällen gestattet (verfügbare Stickstoffmenge im Boden unter 45 kg/ha bei Winterraps). Begrenzt wird die Aufbringung organischer Düngemittel auf Dauergrünland.

Kulturen, die nach dem 1. Februar gedrillt/gelegt werden, dürfen nur noch mit Stickstoff gedüngt werden, wenn im Herbst des Vorjahres eine Zwischenfrucht angebaut wurde. Zudem gilt in roten Gebieten eine Sperrfrist für Festmist von Huf- oder Klauentieren und Kompost vom 1.November bis 31. Januar. Auf Grünland gilt eine Sperrfrist für die Ausbringung von Düngemitteln mit wesentlichem Gehalt an Stickstoff vom 1. Oktober bis 31. Januar.

Bis zum 31. Dezember 2020 gelten die Regelungen der aktuellen Landesdüngeverordnungen fort.  fh

Neben diesen immissionsbasierten Daten fließen künftig Standortfaktoren wie die Bodenart und die Grundwasserneubildung mit ein, um einen „maximal tolerierbaren Stickstoffsaldo zur Sicherstellung einer maximalen Nitratkonzentration im Sickerwasser“ zu ermitteln. Wo Messstellen Nitratbelastungen anzeigen, müssen die Stickstoffsalden errechnet werden. Sobald der „maximal tolerierbare Stickstoffsaldo“ überschritten wird, „sind die für die Ermittlung herangezogenen landwirtschaftlichen Flächen als Flächen mit hohem Emissionsrisiko einzustufen“ und als rotes Gebiet auszuweisen.

Mit Phosphat belastete Gebiete werden dem AVV-Entwurf zufolge ausgewiesen, „wenn der Anteil der Phosphoreinträge aus landwirtschaftlichen Quellen am Gesamtphosphoreintrag größer als 20 % ist“. Daneben werden Standardwerte für flächenspezifische, landwirtschaftlich bedingte Frachten einberechnet.

Technik und Recht

Dies sind die technischen Fragen, die ein „wichtiger Schritt für mehr Fairness, Verursachergerechtigkeit und Nachvollziehbarkeit“ bei der Ausweisung der roten Gebiete sein sollen, so Bundesagrarministerin Julia Klöckner.

Daneben gibt es allerdings noch offene rechtliche Fragen, auf die sich die ostdeutschen Agrarministerien Antwort erhofft hatten. Von zentraler Bedeutung dabei ist der verpflichtende Anbau von Zwischenfrüchten in roten Gebieten vor einer Sommerkultur, wenn der Landwirt diese düngen will. Die Rechtslage in der Düngeverordnung ist eindeutig. Gilt sie wie vorgesehen ab dem 1. Januar 2021, könnte der Landwirt im roten Gebiet zu Sommergerste, Zuckerrüben, Mais oder Kartoffeln im nächsten Frühjahr nur düngen, wenn auf der Fläche seit diesem Herbst eine Zwischenfrucht herangewachsen ist. Da der Landwirt weder jetzt noch im August oder September rechtsverbindlich wissen kann, ob er im roten Gebiet wirtschaftet, gibt es ein Dilemma.

Aus den Agrarministerien in Schwerin und Potsdam hieß es auf Anfrage der Bauernzeitung, dass in diesem Herbst wohl keine Zwischenfrüchte angebaut werden müssten. Magdeburg hat sich schon dahingehend positioniert, „dass im Jahr 2020 kein Zwischenfruchtanbau in den aktuell ausgewiesenen nitratgefährdeten Gebieten erforderlich ist“.

In Dresden hatte man bereits Anfang Juni das Bundesministerium „auf die Problematik unterschiedlicher Auffassungen der Länder zur Umsetzung dieser Regelung hingewiesen“ und für einen „bundeseinheitlichen Vollzug dringend um Klarstellungen gebeten“.

Thüringen bemühte sich wie Sachsen – bisher vergebens – um die „Einführung angemessener Übergangszeiten für die erforderlichen betrieblichen Anpassungen“. Bezüglich der Zwischenfrüchte, hieß es in Erfurt, könne insofern „nur der Verordnungsgeber, das BMEL, eine abschließende Aussage treffen“.

Sache der Länder

Das Bundesagrarministerium erklärte auf unsere Anfrage, dass für die Umsetzung der Düngeverordnung die Länder zuständig seien. „Bei einer geplanten Neuausweisung der belasteten Gebiete durch die Länder sollten die Betriebe im Vorfeld wissen, in welchem Umfang und auf welchen Flächen sie betroffen sind.“ Da die Landwirte zum „maßgeblichen Zeitpunkt“ der Zwischenfruchtaussaat aber noch nicht wissen könnten, ob sie im neu ausgewiesenen roten Gebiet wirtschaften, sollten sie „mit den zuständigen Länderbehörden vor Ort abstimmen, ob sie unter diesen Umständen erst im Jahr 2021 eine Zwischenfrucht anbauen müssen“.


Doe Böden sind nach wie vor trocken.

Trockenheit im roten Gebiet: 30-jähriges Mittel bildet Grundlage

Für Rote Gebiete in Ostdeutschland, in denen weniger als 550 mm Niederschlag fallen, sollen Ausnahmereglungen beim Zwischenfruchtanbau gelten. Doch die Bemessung sorgt für Kritik. mehr


Rote Gebiete: Im Juli erste Karten

Da alle fünf Landesagrarministerien gegenüber der Bauernzeitung erklärten, die Neuausweisung der roten Gebiete bis Ende des Jahres vorzunehmen, entfällt die Vorgabe der Düngeverordnung, wonach anderenfalls der „betroffene Betrieb in den bislang ausgewiesenen Gebieten bereits 2020 eine Zwischenfrucht anbauen“ muss, stellt das Bundesministerium klar.

Obwohl sich die ostdeutschen Landesbauernverbände in der AVV eine Präzisierung der Ausnahmeregelung für den verpflichtenden Anbau von Zwischenfrüchten erhofft hatten, findet sich darin nichts. Betroffen sind Flächen in roten Gebieten, die im Mittel der Jahre weniger als 550 mm Niederschlag verzeichnen.

Die fünf ostdeutschen Agrarministerien haben sich längst auf ein gemeinsames Vorgehen abgestimmt. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wollen die Fachbehörden bereits im Juli erste Karten dazu veröffentlichen.

Blaues Gold: Leinöl aus dem Spreewald

Der Anbau von Lein hat im Spreewald eine lange Tradition. Heute werden in der Region noch etwa 140 ha Öllein angebaut – von nur noch fünf Betrieben.

Seit Jahrhunderten schon wird im Spreewald Lein angebaut und verarbeitet. Das wohl bekannteste Produkt ist frisch gepresstes Leinöl.   Durch die schonende mechanische Behandlung bleiben  die Inhaltsstoffe, vor allem die mehrfach ungesättigten Fettsäuren, erhalten. Öllein wird aktuell im Spreewald auf rund 140 ha angebaut. Das ist weniger als im Vorjahr, weil durch die Trockenheit weniger Leinsamen geerntet werden konnte.



Lediglich fünf Betriebe widmen sich noch dem anspruchsvollen Anbau der Ölpflanze, darunter die Agrargenossenschaft Drebkau eG. Sie presst den Großteil der Erntemenge an Leinsamen selbst, der Rest wird an eine weitere regionale Ölmühle geliefert. Die Corona-Pandemie sorgte für immense Absatzeinbußen. red/wh

Mit dem Famulus auf Achse: Vom Fichtelberg bis Kap Arkona

Auf dem Weg der Entschleunigung gab es für die mitteldeutschen Traktorbegeisterten Jürgen Lehnert und Bernd Andrae einen großen Traum: Mit ihren Famulus-Traktoren vom Fichtelberg bis zum Kap Arkona zu fahren. Wir geben Einblicke in diese besondere Reise.

Das Interview führte Sabine Rübensaat
Fotos: Jürgen Lehnert

Es regnet Bindfäden. Ausgerechnet heute, zum Fototermin. Ich bin mit Jürgen und Bernd, zwei Famulus-Enthusiasten, die mit ihren Oldtimern, samt Campingwagen-Anhängern 700 km quer durch Ostdeutschland fahren, verabredet. Rückblende. Jürgen Lehnert, ehemals Zuckerrübenberater in Zeitz und jetzt im „Unruhestand“, schafft es immer wieder in die Bauernzeitung. Egal, ob es um die Rodung von Zuckerrübenparzellen geht (Bauernzeitung 43/2013), als Mitorganisator des historischen Erntefestes (Bauernzeitung 33/2016) oder in der Serie mit seinem Kumpel Horst Walther, in der die beiden einen schrottreifen Famulus rekonstruiert haben, mit anschließender, spektakulärer Fahrt durchs Brandenburger Tor (Bauernzeitung 33/2017). In diesem Jahr ist er nun mit dem Landmaschinenschlosser Bernd Andrae aus Lützen, Letzterer nur bekannt unter dem Namen „Schwan“, unterwegs. Warum „Schwan“? Das weiß kein Mensch. Beide haben gerade etwas Zeit, weil geplante Oldtimertreffen wegen Corona ausgefallen sind, und so nutzen sie die Gelegenheit für einen „Road-Trip“. „Außerdem ist der Famulus der beste Traktor, der jemals gebaut wurde und bleibt niemals liegen“, so Jürgen. Wir haben uns mittags in dem kleinen Örtchen Sewekow, Nähe Wittstock/Dosse in Mecklenburg-Vorpommern, verabredet.

https://www.facebook.com/bauernzeitungonline/videos/324342705394973

Seit den frühen Morgenstunden sitzen die beiden auf ihren schaukelnden, bollernden Treckern. Der eine rot, der andere blau. Wir drehen ein paar Runden um die Kirche und finden dann Unterschlupf in Peter Ilgners Feriengut. Es schüttet nämlich inzwischen. Der Sachse zeigt uns noch schnell die Welpen seines sechs Wochen alten Hovawart-Wurfs, bevor wir mit dem Interview unter dem regendichten Sonnenschirm loslegen.

Wie geht’s euch?
Jürgen: Uns geht’s sehr gut, wenn das Wetter besser wäre, gings uns noch besser (lacht) .

Wo kommt ihr jetzt gerade her?
Jürgen: Aus Malchin. Heute Morgen sind wir gegen 8.00 Uhr vom Campingplatz losgefahren. Mit durchschnittlich 26 km/h und 40 PS kommt man ja nicht weit. Dann über Waren und Röbel bis Sewekow. Das sind gute 70 Kilometer.

Dann seid ihr aber gut durchgekommen.
Jürgen: Ja schon, aber das Fahren auf den Bundesstraßen ist schon ziemlich nervig. Wir sind ja mit zwei Traktoren und zwei Anhängern unterwegs und fahren langsam. Da bilden sich lange Schlangen hinter uns. Die Leute in den Autos, die von vorne kommen, grüßen dich, und die von hinten kommen drücken auf die Hupe, weil sie uns nicht überholen können. Nebenstraßen sind besser.

Nebel am Fichtelberg.

Nun aber mal von Anfang an. Vom Fichtelberg bis zum Kap Arkona. Wie kamt ihr auf die Idee?
Jürgen: Also, die Idee lebt schon drei Jahre. Mitteldeutschland vom südlichsten zum nördlichsten Punkt mit der DDR-Technik abzufahren, bei Tempo 25. Auf 1.030 Meter hoch und bis auf 30 Meter runter. Normalerweise sind wir und unsere „Artgenossen“ von April bis September immer auf irgendeinem Treckertreffen, damit sich die Frauen mal von uns etwas erholen können (zwinkert). Ich war schon auf dem Großglockner in Österreich, es musste immer ein bisschen mehr sein. Mein Traum war es immer, einmal mit drei Traktoren auf den Brocken zu fahren. Aber das war bis jetzt leider unmöglich, obwohl dreimal am Tag die Brockenbahn hochdampft. In Nordhausen sind die Traktoren gebaut und konstruiert worden, aber der Brocken war tabu … warum eigentlich?


Anmerkung: Von 1956 bis 1965 rollten in Nordhausen/Thüringen 37.857 Famulusse vom Band.


Also musste ein neues Ziel her?
Jürgen: Ja! Und da ich wirklich unser Mitteldeutschland liebe, war es für mich ein Anliegen, mit einem Traktor, der natürlich auch vor über 50 Jahren bei uns gebaut wurde, den Menschen zu zeigen, dass auch Qualität gebaut wurde. Unsere beiden Traktoren, Baujahr 1964, können das bewältigen. Es wurde bei uns nicht nur Schrott gebaut. Ab 1965 durfte kein Famulus mehr gebaut werden. Über Nacht wurde entschieden, dass nur noch „ZTs“ gebaut werden für die größere Landwirtschaft. Und damit war das Ende des Famulus besiegelt.

Jürgen Lehnert und Bernd Andrae mit ihren Famulus-Traktoren.

Aber ihr seid dem Famulus treu geblieben?
Jürgen: Da muss ich ein bisschen ausholen. Ich habe neben der Lehre in Halle immer Samstags, Sonntags mit einem 40er-Famulus Milch ausgefahren. Der fuhr sich wie ein Pkw. Die Lenkung, der Sitz, das war für mich klar, irgendwann wirst du auch so ein Ding haben, Bernd? (Bernd nickt)
Jürgen: Und diesen Traum haben wir uns eben erfüllt. Mit dem Auto von Zeitz bis an die Ostsee zu düsen, ist kein Vergleich zum Traktor mit 25 Stundenkilometern. Rechts und links die Landschaft zu sehen, die Felder, wie die Kulturen jetzt sauber dastehen. Auf Rügen haben wir sehr schöne Rübenbestände gesehen, die Reihen sauber geschlossen, da gucke ich natürlich besonders gerne hin. Alle Achtung.

Wie, wo und wann gings los?
Jürgen: Mittwoch den 10. Juni. Bernd kam aus Lützen, ich aus Zeitz, also mussten wir uns erstmal irgendwo treffen. Das war in Meuselwitz. Über Altenburg, Zwickau, war etwas verzwickt, Aue, Rittersgrün … und dann war die Welt zu Ende. Wir kamen nicht weiter, hätten eine 40 Kilometer lange Umleitung fahren müssen. Aber ein netter junger Mann hat uns ein paar Schleichwege gezeigt, sodass wir dann im dicksten Nebel auf dem Fichtelberg angekommen sind. Beim Abendbrot kriegte der Wirt mit, dass wir mit dem Traktor da waren und war gleich hellauf begeistert, hat uns mit offenen Armen aufgenommen.

Elbeüberfahrt in Belgern.

Und die nächsten Tage?
Jürgen: Früh ging es weiter bis nach Riesa. Am dritten Tag nach Dahme, dort haben wir am Sportzentrum übernachtet. Es gab keine freien Campingplätze! Samstag (13.6.) nach Grünheide, bei Berlin. Als wir auf dem Platz ankamen fing es an zu schütten, wie jetzt (lacht). 65 mm sind runtergekommen.

Ihr bringt den Regen mit. Da freuen sich die Landwirte.
Jürgen: Ja, aber die auf dem Campingplatz nicht (lacht). Sonntag weiter (14.6.) über Prenzlau zum Uckersee. Aber als wir vor dem Campingplatz ankamen, lasen wir auf dem Schild „Noch im Bau“! Mist. So sind wir schließlich in Warnitz gelandet, am Oberuckersee. Montag (15.6.) über die Mühlenstadt Woldegk, inklusive Museumsbesuch, bis zum Greifswalder Bodden. Dienstag (16.6.) ging es über den alten Rügendamm, weil unser Navi verrückt gespielt hat. In Altenkirchen auf dem Campingplatz hatten wir dann mal Glück. Mit etwas Überredungskunst (zwinkert) konnten wir zwei Nächte bleiben. Und … wir haben sogar gebadet.

Brrrrrr, kalt?
Jürgen: Na ja, … ich hatte fast blaue Beine … (lacht) .

Ziel erreicht, Kap Arkona.

Ihr seid auf Rügen, das Ziel vor Augen. Auf zum Leuchtturm?
Jürgen: Ja! Aber, dann hat Bernd das Schild gesehen „Durchfahrt bei hoher Strafe verboten“. Was tun? Erstmal umdrehen, wieder runter nach Putgarten. Nachdenken. Wir überlegen noch beim Kaffee, was wir machen und kommen zufällig mit Andreas Heinemann ins Gespräch, der, wie sich rausstellte, Touristikchef des Ortes ist und ein offenes Ohr für unseren Plan hatte. 850.000 Urlauber kommen jährlich zum Kap und wenn jeder da hoch fahren würde … Katastrophe. Zweiter Anlauf am nächsten Morgen. Rauf auf den Radweg von Altenkirchen zum Leuchtturm.
Bernd: Und wir haben es tatsächlich geschafft.
Jürgen: Das war schon wirklich ein besonderes Erlebnis.

Glückwunsch! Wie siehts denn aus mit Pleiten, Pech und Pannen? Hat der Famulus mal schlapp gemacht?
Jürgen: NEIN, hat er NICHT! Ein paar Kleinigkeiten, einen neuen Blinkgeber haben wir einbauen lassen und die Wasserpumpe leckte, die haben wir aber dicht gekriegt.

Also nichts?
Jürgen: Außer … kurz vor Stralsund: Die Batterie ist explodiert. Einfach so. Wir dachten erst ein Reifen wäre geplatzt. Wir runter vom Trecker, drumherum gelaufen, nichts gesehen, überall Luft drauf und auf einmal sah ich die Batterie tropfen.
Bernd: Wie ein geplatzter Karton.
Jürgen: Schnell alles aufgefangen und dann eine Neue einbauen lassen. Vermutlich war die Batterie schon von Anfang an defekt.

Was gab es noch für Highlights?
Jürgen: Schön waren die Fahrten entlang der Silberstraße durchs Erzgebirge, die deutsche Alleenstraße auf der Insel Rügen. Nicht nur fahren, fahren, essen, schlafen. Aber ich habe auch über den Niedergang der Zuckerfabriken nachgedacht. Vor der Wende hatten wir 47 Zuckerfabriken, jetzt haben wir nur noch vier. Ich habe durch meinen Beruf miterleben müssen, wie eine nach der anderen dicht gemacht wurde. In Lützen, Döbeln, Oschatz, Prenzlau, Nauen, Genthin. Brottewitz wurde 2019 geschlossen.

Auf was freut ihr euch am meisten, wenn ihr wieder zu Hause seid?
Jürgen: Erzählen zu können, dass wir es nicht bereut haben, gemeinsam zu fahren. Denn du musst auch erstmal einen finden, mit dem du 14 Tage auskommst, der das Spiel mitmacht. Die meisten haben keine Zeit, nicht den richtigen Trecker und außerdem ist es auch eine anstrengende Tour. Manchmal bis zu zehn Stunden fahren bei Wind und Wetter, manchmal hast du 20 Kilometer Leitplanke. Der Konvoi auf den Bundesstraßen ist schon belastend. Und was machst du, wenn du plötzlich auf eine Schnellstraße kommst? Mindestgeschwindigkeit ist 50 km/h. Und wir mit 25.

Um die Ecke kommt Peter Ilgner, er muss los und wünscht den beiden zum Abschied „Immer ́n vollen Tank und drei atü auf dem Reifen“. Dem kann ich mich nur anschließen. Auf Wiedersehen, bis zum nächsten Abenteuer. Garantiert in der Bauernzeitung.

Angekommen auf Rügen.
CB-Handmikrofone: Im Straßenverkehr jetzt tabu!

Für die CB-Kommunikation auf öffentlichen Straßen gibt es jetzt eine Änderung: Anstelle des kabelgebundenen Mikrofons muss seit 1. Juli eine Freisprecheinrichtung genutzt werden – doch nicht überall.

Von Jörg Möbius

Seit dem 1. Juli gilt in Deutschland für die Nutzung von Funkgeräten in Fahrzeugen eine neue Regelung. Laut § 23 StVO Absatz 1a dürfen im Straßenverkehr elektronische Geräte, die beispielsweise der Kommunikation dienen, während der Fahrt nicht mehr aufgenommen oder gehalten werden. Allgemein gilt das schon seit 19.10.2017 (Smartphones!). Für CB-Geräte mit Handmikrofone galt bis Ende Juni 2020 eine Übergangsfrist.

Zur Bedienung ist also lediglich ein kurzer Blick auf das Gerät erlaubt oder die Nutzung einer Sprachsteuerung und Vorlesefunktion gestattet. Die klassischen CB-Funkgeräte mit Handmikrofon sind damit auf öffentlichen Straßen tabu. Ansonsten können 100 € und ein Punkt fällig sein.

CB-Funk: Freisprecheinrichtung zum Nachrüsten

Neuere CB-Geräte lassen sich ab 30 € mit einer Freisprecheinrichtung nachrüsten. Sie wird anstelle des Handmikrofons an das Gerät angeschlossen. Am Gerät kann über die Taste „VOX“ die Freisprecheinrichtung in Bereitschaft geschalten werden. Sobald ein Sprachsignal auf das Mikrofon trifft, schaltet die in der Steuerbox eingebaute Elektronik das Funkgerät auf Senden. Wenn kein Sprachsignal mehr auf das Mikrofon trifft, schaltet die in der Steuerbox eingebaute Elektronik das Funkgerät nach einer Verzögerungszeit von 2 bis 3 Sekunden zurück auf Empfang. Die Ansprechschwelle für die automatische Sende-Umschaltung kann eingestellt werden.

Mehr regional statt Tönnies – aber wie?

Negativschlagzeilen über schlechte Arbeitsbedingungen und plötzliche COVID-19-Infektionsherde prägen das aktuelle Bild der Fleischwirtschaft. Veränderungen in diesem System sind notwendig und das möglichst schnell.

Es kommentiert Ralf Stephan

Das Thema Fleisch ist wieder – doch, doch, dieser Kalauer muss jetzt sein – in aller Munde. Und das liegt weniger an der Grillsaison, die leider nur zögerlich anläuft. Schon gar nicht geht es um seine besonders appetitlichen Seiten. In der Kritik steht zum wiederholten Male das „System Billigfleisch“. Nach vielen Jahren mit Skandalen und Skandälchen scheint nun ein Punkt erreicht, an dem die einen nicht mehr so weitermachen wollen und die anderen es nicht mehr können. Man sollte meinen, nun böte sich endlich die Chance, üble Dinge, etwa die Arbeits- und Lebensbedingungen des Schlachthausproletariats, an der Wurzel zu packen statt weiter an Symptomen herumzudoktern.

Widrige Arbeitsbedingungen sind nichts Neues

Wirklich? Zweifel sind angebracht. Denn das würde zunächst einmal Ehrlichkeit erfordern. Ehrlich wäre es, wenn der Bundesarbeitsminister* nicht empört tun würde, wenn es um die Konditionen geht, unter denen Schlachter und Zerleger aus Südosteuropa in deutschen Fleischwerken arbeiten. Nicht in allen, aber doch wohl in den meisten. Die Zustände sind seit Jahren bekannt und dokumentiert. Medien berichteten, Kirchenvertreter mahnten, Gewerkschafter beschwerten sich. Keiner kann sagen, er hätte es nicht gewusst. Mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung wollte die Fleischbranche schon 2016 den Missbrauch von Werkverträgen bekämpfen. Offenbar in großen Teilen ein Ablenkungsmanöver. Den Schaden, den das hierzulande zum Glück immer noch in Ehren gehaltene Freiwilligkeitsprinzip nahm, werden auch andere zu spüren bekommen.

Wie Gelingt der weg zu mehr Regionalität?

Mehr Aufrichtigkeit täte noch in anderer Hinsicht gut. Nach den bedauerlichen Krankheitsausbrüchen in der Tönnies-Großschlachterei wurde vor Mikrofonen mancherlei angekündigt, was einem ernsthaften Realitätscheck nicht standhalten kann. Zum Beispiel die Absicht, statt weniger Mega-Fleischfabriken wieder kleinere Verarbeitungsstätten zu etablieren. Gerade Tierhalter im Osten mögen die Botschaft wohl vernommen haben, der Glaube indes dürfte ihnen völlig fehlen.


Fleischer zerlegen Schweinehälften.

Regionales Schlachten ist die Ausnahme

Thüringen, das sich seiner Wurstspezialitäten rühmt, kann sich mit den im Land gemästeten Schweinen nur zu 70 Prozent selbst versorgen. Gravierender ist allerdings, dass gut zwei Drittel der Schweine gar nicht mehr im Freistaat geschlachtet werden. mehr


Sehr viele haben miterlebt, wie eine fast flächendeckende Schlachthofstruktur dank millionenschwerer Investitionen erst aufgebaut und dann wieder zerstört worden ist. Und das in weniger als 30 Jahren. Keine Frage, regionale Schlachthöfe wären prima. Nur mit ihnen lassen sich tatsächlich regionale Wirtschafts- und Wertschöpfungskreisläufe erzeugen. Doch alle Versuche, von großen Schlachtunternehmen stillgelegte Betriebsstätten in bäuerliche Regie zu übernehmen, scheiterten bisher. Spätestens bei den Auflagen zur Fleischhygiene ist Ende Gelände mit der Wirtschaftlichkeit.

Start-ups: Etablierung oder Regulierung?

Wem Tönnies zu groß ist, der müsste freilich auch ein Wörtchen zu den Handelskonzernen verlieren. Das wäre unnötig, würde der Gesetzgeber kleinen und mittleren Fleischverarbeitern tatsächlich eine reale Chance einräumen. Große müssen aus Effizienzgründen zwangsläufig auch Lücken lassen. Darin tummeln sich bald Neugründer. Das Prinzip lässt sich wunderbar an den jungen Start-up-Unternehmen in anderen Wirtschaftsbereichen beobachten. Vorausgesetzt, diese Lücken sind nicht schon totreguliert.

Start-ups in der Schlachtbranche werden es also extrem schwer haben. Wer sie haben möchte, muss nicht allein finanziellen Anschub bieten, sondern vor allem deregulieren. Und zwar gründlich. Wie nötig das ist, zeigte kürzlich unsere Umfrage zum hofnahen Schlachten: Das eine Ministerium fördert Regionalität, das andere besteht auf dem Schlachthofzwang. Manchmal kommen die systematisch hochgeschraubten Auflagen aus Brüssel, manchmal aber auch nicht. Mit Blick nach Rheda-Wiedenbrück zu Tönnies wäre es wirklich mal Zeit für was Neues.

* In der gedruckten Version des Kommentars (Ausgabe 27/2020, S. 3) ist hier der Bundeswirtschaftsminister genannt. Tatsächlich gemeint war der Bundesarbeitsminister, dem aufgrund seiner niedersächsischen Herkunft die Zustände in Schlachtbetrieben bekannt gewesen sein müssen. Mindestens zwei Minister aus der Landes-SPD (Gabriel und Lies) waren nach entsprechender Berichterstattung in Sachen Werkverträge tätig geworden. Ich bitte, die Verwechslung zu entschuldigen. ste

Hering-Rezept mal anders: Lausitzer Flöz

Die Küche in Ostdeutschland hat viele Geschmäcker. Mit regionalen Rezepten bringen wir Landgenuss auf Ihren Teller. Unser Rezept der Woche ist eine Spezialität aus Brandenburg: Lausitzer Flöz nach einem Rezept von Küchenmeister Torsten Kleinschmidt.

Zutaten

Zubereitung

■Lausitzer Flöz ist ein Heringssalat auf sorbische Art. Dazu die Heringsfilets in zwei Zentimeter lange Stücke schneiden.
■Zwiebeln schälen und in Ringe schneiden.
■Die Heringsfilets in einem flachen Keramiktopf abwechselnd mit Zwiebelringen und Gewürzen schichten. Jeweils mit einer Lage Senf abdecken. Auf dem ersten Lausitzer Flöz weitere Schichten aufbringen.
■Nach der letzten Lage mit reichlich Lausitzer Leinöl übergießen bis alles bedeckt ist.
■Das Lausitzer Flöz zwei Tage ziehen lassen und dann am besten mit herzhaftem Schwarzbrot servieren und genießen

Nutzhanf: Berauschende Aussichten?

Der Anbau von Nutzhanf wird attraktiver, braucht aber in Deutschland Rechtssicherheit und faire Bedingungen. Auf dem Feldtag Hanf in Zempow ging es nicht nur ums richtige Ackern.

Von Heike Mildner

Wer hierzulande Hanf anbaut, gehört auch knapp 25 Jahre nach Legalisierung des Nutzhanfanbaus in Deutschland im Februar 1996 zu einer überschaubaren Familie gleichgesinnter Haupterwerbslandwirte. In Deutschland wächst Nutzhanf streng reglementiert auf 3.114 ha (2018), das sind 0,002 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands (2018). Prignitz-Ruppiner Land und Müritzregion sind mit 800 ha und zwölf Anbauern dabei. Einer von ihnen ist Dr. Wilhelm Schäkel, auf dessen Bioranch in Zempow am 19. Juni der Feldtag Hanf stattfand.

Marijn Roersch van der Hoogte referiert zum Nutzhanfmarkt.

Organisiert hatte ihn der Landschaftspflegeverband Prignitz- Ruppiner Land (LPV), der sich seit zwei Jahren um Förderung und Vernetzung des Hanfanbaus in der Region bemüht und gerade dabei ist, ein Kompetenznetzwerk Hanf aufzubauen. Zum Zempower Feldtag begrüßte LPV-Vorsitzender Andreas Bergmann rund 30 Interessierte – unter ihnen die Bundestagsabgeordnete Dr. Kirsten Tackmann (Die Linke).

Handlungsspielräume

Dass die Politik auf dem Feldtag vertreten ist, kommt nicht von ungefähr. Denn deutlich wurde in Vorträgen und Gesprächen in Zempow vor allem eines: Das Interesse am Hanf steigt, der Weltmarkt ist in Bewegung, und ob Landwirte in Deutschland an der Entwicklung teilhaben können, liegt vor allem an politischen Entscheidungen. Diese müssen einerseits für Rechtssicherheit sorgen und sollten andererseits dem deutschen Landwirt einen ähnlichen Handlungsspielraum zugestehen wie seinen Kollegen in Europa und Übersee, ist man sich in Zempow einig.

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Video (c) Heike Mildner

Es geht dabei nicht um die Legalisierung von Hanf als psychoaktive Droge, sondern um die Grenze des tolerierten Anteils von Tetrahydrocannabinol (THC) in Hanferzeugnissen aus Nutzhanf wie Tee, Hanföl oder Hanfsamen. In Deutschland liegt dieser Wert derzeit bei 0,2 %, in Kanada bei 0,3 %, in Italien bei 0,5 % und in der Schweiz bei 1,0 %. Wird in o. g. Hanfprodukten ein zu hoher Wert gemessen, kann es Ärger wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz geben.

Boom dank Cannabidiol

Seinen Ausführungen zufolge lag der Hanfanbau in Europa mit 50.081 ha im Jahr 2018 immerhin 70 % über dem vorangegangenen Fünfjahresdurchschnitt (2012 bis 2017) und stieg auch 2019 weiter an. Grund für den Boom: Die weiblichen Blüten des Nutzhanfs enthalten Cannabidiol (CBD). Dieser Schwesterwirkstoff des THC ist nicht psychoaktiv und fällt daher nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Seit 2017 dürfen Ärzte CBD- und auch THC haltige Mittel verschreiben. Die positiven Eigenschaften, die dem CBD von seinen Befürwortern zugesprochen werden, sind enorm, wenn auch wissenschaftlich noch nicht hinreichend belegt.

Dennoch wurden CBD-haltige Lebensmittel der Renner unter den Lifestileprodukten. Zwar dürfen Produzenten nicht mit gesundheitsfördernden Eigenschaften werben, aber so etwas spricht sich herum. Gesundheitsbewusste Zeitgenossen wissen zudem um das optimale Verhältnis ungesättigter Fettsäuren im Hanföl, das aus den Hanfsamen gewonnen wird. Selbst im Presskuchen, der zu Hanfmehl oder Tierfutter verarbeitet wird, steckt noch viel Gutes. CBD kann aus Nutzhanf mit geringem THC-Anteil gewonnen werden. Mit dem CBD-Boom stand nicht mehr so sehr die Hanffaser, als viel mehr die Blüte im Fokus von Anbau und Ernte.

Gepflügt oder pfluglos, gehackt und gestriegelt – Dr. Wilhelm Schäkel (l.) erläutert die Unterschiede.

In den USA sei der Nutzhanfanbau vor zwei Jahren legalisiert worden, der Anbau in China wachse enorm, referiert Roersch van der Hoogte. Auch in Europa habe die Anbaufläche von Nutzhanf zugelegt: 2018 bauten neben Frankreich, dem Mutterland des Nutzhanfs in Europa mit 17.000 ha, Estland (3.800 ha), Italien (4.000 ha), Rumänien (3.400 ha) die Niederlande (3.800 ha) und Deutschland besonders viel Nutzhanf an. Mittlerweile sei der Markt für CBD-Produkte gesättigt, so Roersch van der Hoogte, dennoch habe Nutzhanf riesiges Potenzial.

Nutzhanf: Vorteilhafte CO2-Bilanz

Hanfwurzeln lockern den Boden. Die Pflanze hat eine vorteilhafte, also negative CO2-Bilanz.

Schon jetzt nutzen Autohersteller Hanffasern wegen der vorteilhaften CO2-Bilanz als Dämmmaterial beispielsweise in Autotüren. Derzeit würden 30 % Hanffasern mit Polyethylen gemischt, sagt der Hanfexperte, das sei noch nicht das Ziel, aber biobasierte Polymere seien schon mal ein guter Anfang. Im Zuge der CO2-Steuer könne das negative CO2-Potenzial des Hanf an Bedeutung gewinnen.

Wenn nicht mehr nur die Energie- sondern auch die Rohstoff- wende ernsthaft in Angriff genommen werde, sei Hanf eine wohnbiologisch attraktive Alternative: Wandaufbau, Dämmung, Putzen – dies alles sei mit Hanf möglich, auch ohne Zusatz von Polymeren. Bei Dämmung mit Hanf könne man sogar auf die Dampfsperre auf Folienbasis verzichten, Handwerker, die mit Hanfbaustoffen arbeiten, seien begeistert, schwärmt Roersch van der Hoogte. Und LPV-Vorsitzender Andreas Bergmann kündigt für den 15. November ein Hanfbauseminar an.

Zudem: Alle paar Wochen komme ein Land hinzu, das Einwegplastik verbietet. Fünf Tage nach dem Feldtag wird die Aussage des Referenten durch den Kabinettsbeschluss zur Umsetzung des EU- Plastikverbots (ab Juli 2021) in Deutschland bestätigt. Es gebe Alternativen aus Nutzhanffasern, preislich können sie aber mit erdölbasierten Kunststoffen nicht mithalten. Ein riesiger Markt tue sich auf, wenn die Konkurrenz verboten werde, sagt Roersch van der Hoogte. Ähnliches gelte für Textilien und Papiere aus Hanf.

Wächst der Markt, haben steigende Anbauzahlen wiederum Einfluss auf die Verfügbarkeit von Maschinen. Seit in den USA Nutzhanfanbau legal ist, sind Anbauer auch hierzulande nicht mehr auf Uralttechnik oder eigene Tüfteleien angewiesen. New Holland habe den Prototyp einer Vollerntemaschine vorgestellt, John Deere angefragt, ob sie mit der neuen Presse den Hanf pressen dürfen, um zu zeigen, dass die Presse alles kann, plaudert Roersch van der Hoogte aus dem Nähkästchen und resümiert: Der Hanf kommt langsam in der Landwirtschaft an.

Anbau von Nutzhanf: AM besten klein Anfangen

Einsteigern in den Nutzhanfanbau empfiehlt er, sich erstmal auf ein, zwei Hektar mit der Materie anzufreunden. Die Ernte der Blüten schaffe man so zur Not mit Freunden aus dem Dorf. Für die Ernte der mitunter über 3 m hohen Pflanzen brauche man die richtige Technik und Erfahrung, Seit zwei Jahren sei in Deutschland auch der Anbau von Winterhanf möglich: interessant für Hanf als Zwischenfrucht.

Bleibt die Frage: Wohin mit dem Hanfstroh? Die Aufnahme der Hanffabrik in der Uckermark, 1996 von Rainer Nowotny gegründet und seit 2013 von der Hanf-Genossenschaft übernommen, ist begrenzt. Roersch van der Hoogte rät, gehäckseltes Hanfstroh an Rinder zu verfüttern. Die können es zwar nicht verwerten, das Hanfstroh wirke aber als Magenstimulator. Und natürlich sei es möglich, das Stroh unterzupflügen, wenn die Samen geerntet sind.

Vielseitige Rohstoffe aus Hanf

Fasern, Samen und Blätter – die Hanfpflanze ist fast vollständig verwertbar.

Gastgeber Dr. Wilhelm Schäkel baut Hanf vor allem im Vertragsanbau an und vertreibt Tees, Samen und Hanföl zudem unter der Hausmarke „Bioranch Zempow“ im Hofladen. Es geht also vor allem um die Ernte von Blüten und Samen. Die Frage, was mit dem Hanfstroh geschehen soll, hat Schäkel auf eigene Weise beantwortet: Er verkauft es an Selbstabholer als naturbelassenen Dämmstoff, der weitaus größere Teil kommt in ganzer Länge zusammen mit Hackschnitzeln aus dem hofeigenen Kiefernwald als Einstreu in den Bullenstall. Heraus kommt ein schwarzer Kompost. Der Kreislauf ist geschlossen.

Als zweiter Referent des Feldtages berichtet Heinrich Wieker, Elektroingenieur und Erfinder aus Burgdorf bei Hannover, über die Entwicklung eines Frontladeranbaugeräts zur Ernte von Hanfblüten und -stängeln. Ein spannender Prozess, der jüngst mit dem Gewinn des „EIHA Hemp Product of the Year 2020“ gekrönt wurde. EIHA ist die European Industrial Hemp Association, die Europäische Industriehanfvereinigung. „Henry‘s Hemp Harvester“ (HHH) streift in einem Arbeitsgang die Blüten der Pflanze sanft ab und schneidet die Hanfstängel, die auf dem Feld zum sogenannten Rösten liegenbleiben. Der HHH geht gerade in die Serienfertigung, die Nachfrage ist international. Goldgräberstimmung, Aufbruch, Zukunft – Nutzhanf kann das, wenn man ihn lässt.

Zwiewuchs: Wenn Bestände wieder grün werden

Regionale Niederschläge haben nach der Trockenheit in diesem Jahr zu Zwiewuchs geführt. Die Experten von feiffer-consult geben Tipps zu Erntetermin und Mähdreschereinstellungen.

Dr. Andrea Feiffer und Franz Klüßendorf, feiffer consult

Wenn Triebe unterer Ordnung sich mausern, beim Raps die Seitentriebe nochmal sprießen und die Bestände wieder ergrünen, wird es für den Mähdrescher schwierig. Zwiewuchs verschlechtert die Druscheignung ganz massiv. Das Stroh, gerade bei Wintergerste, Triticale oder Roggen, ist zähe und der Grünanteil bringt viel Feuchte ins Dreschwerk. Während des Drusches wird Zellsaft aus den Grünanteilen gequetscht, der zu einer Wiederbefeuchtung des Korns im Bunker führt. Diese kann durchaus bis zu 4 % betragen.

Mähdrescher mögen es trocken und jedes Prozent mehr an Strohfeuchte macht sich an der Abscheideleistung beim Dreschwerk und der bei der Reinigung bemerkbar. Die Leistung wird spürbar durch die Druschverluste begrenzt. Der Häcksler benötigt mehr Kraft und liefert trotzdem kein gutes Bild ab. Für den Mähdrescherfahrer ist es schwer, eine optimale Einstellung zu finden, weil die Ähren einen unterschiedlichen Reifegrad aufweisen.

Erntereihenfolge anpassen, Erntetermin aufschieben?

Der Reifeverlauf und der Anteil an Zwiewuchs sollen gut beobachtet und dokumentiert werden und daraufhin die Erntereihenfolge festgelegt werden. Die Unterschiede sind recht gut festzustellen.

Bei spät einsetzendem Zwiewuchs lohnt sich nicht, auf den besseren Druschtermin zu warten, zumal sich aus den zwiewüchsigen Ähren ohnehin keine Qualität generieren lässt. In früheren Zeiten war eine Vorerntesikkation erlaubt, heute nur noch in absoluten Ausnahmen. In Österreich ist es gänzlich untersagt. Der Erntetermin richtet sich also nach den reifen Ähren.

Bei Wintergerste besteht immer die Gefahr des Ährenknickens. Ist der Prozess erst einmal in Gang gekommen kann sich die Anzahl Knickähren bei rasantem Verlauf jeden Tag verdoppeln. Als Faustzahl bedeuten fünf Knickähren pro Quadratmeter etwa 100 kg/ha Verlust. Warten ist bei Wintergerste deshalb nur bedingt angesagt, insbesondere wenn der Zwiewuchs hauptsächlich in den Fahrgassen auftritt.

Beim Raps ist warten generell weniger problematisch. Die modernen Rapssorten sind von Haus aus recht platzfest und mit der Blütenbehandlung erhöht man, als Nebeneffekt, zusätzlich deren Platzfestigkeit. Wer genug Nerven hat wird meist mit Mehrerträgen bei Korn und Öl belohnt. Aber auch beim Raps wartet man nicht auf die allerletzten Spätaustreiber, der Mähdrescherfahrer muss zu einem bestimmten Zeitpunkt mit dem Zwiewuchs fertig werden. Steht Weizen oder Raps zum Drusch an, entscheidet man sich eher für den Weizen. Weizen ist fallzahlempfindlich, Raps bietet mehr Sicherheit zum Schieben. Darüber hinaus ist er hochbeinig und trocknet auch zu späteren Zeitpunkten, wo die Tage kürzer werden, schneller ab als Weizen.

Beste Stunden nutzen

Für zwiewüchsigen Bestände reserviert man die trockensten und heißesten Erntestunden des Tages. Das erleichtert den ohnehin schwierigen Drusch. Hier lohnt sich auch das zwischenzeitliche Umsetzen. Droht eine Schlechtwetterernte kann diese Strategie dagegen gerade falsch sein. Hier nutzt man jede gute Druschstunde, um mit höchster Leistung, am Verlustlimit die qualitativ besten Partien einzufahren. Bei Beständen mit groß abgegrenztem Zwiewuchs kann man die reifen Schlagteile zuerst beernten und die „Grünflächen“ zu einem späteren Zeitpunkt. Der Probedrusch gibt Aufschluss über die Wiederbefeuchtung.

Scharfe Mähdrescher

Bei Ernteerschwernissen kommt es maßgeblich auf den guten Zustand der Arbeitsorgane an. Klingen mit abgenutzten Zähnen, Brüchen oder Riefen sollen ausgetauscht werden. Sie rupfen und reißen am Stroh. Das kostet Kraft, Diesel, Leistung und Nerven. Die Abstreifer werden so nah wie möglich an die Windungen gestellt, zum hinteren Abstreifer nicht mehr als 5 mm. Ist der Abstand zu groß, wirft die Schnecke das Erntegut an der Bordwand wieder hoch. Auch auf den richtigen Abstand der Schnecke zum Bodenblech kommt es an. Bandlaufwerke sind hier oft besser dran.

(c) Werkbild

Abgenutzte Hächslerklingen ergeben bei Zwiewuchs ein deutlich schlechteres Arbeitsbild. Auch hier gilt, und bei Zwiewuchs umso mehr, nicht am falschen Fleck sparen. Das betrifft auch die Dresch- und Korbleisten. Sind diese zu sehr abgenutzt, ziehen sie nicht mehr durch, die Abscheidung verschlechtert sich, die Verluste steigen an, Trommelwickler können drohen.

Raus aus den grünen Halmknoten

Das Druschgeschäft wird einfacher, je weniger Wasser durch die Maschine gefördert wird. Bei Zwiewuchs ist im unteren Strohabschnitt und in den Halmknoten noch enorm viel Feuchtigkeit. Jeder Zentimeter Stoppelhöhe wirkt sich spürbar aus.

Bei Raps wird ohnehin direkt unterhalb des Schotenpaketes abgeschnitten. Das erspart dem Mähdrescher etwa 4.000 l Wasser je Hektar im Vergleich zur kurzen Stoppel. Das Schneidwerk zieht nur das Schotenpaket ein, das Dreschwerk hat weniger sperriges Material zu verarbeiten, das Gut entmischt besser, die Körner kleben nicht am feuchten Material und die Verluste sinken.

Dreschwerkseinstellung

So intelligent moderne Mähdrescher auch heute schon sind, bei Ernteerschwernissen ist verstärkt der Fahrer gefordert. 

Bei Zwiewuchs wird die Dreschtrommeldrehzahl erhöht und der Korb weiter gestellt, um den Gutfluss in Gang zu halten und Verstopfungen zu vermeiden. So wird zwar auch mehr Zellsaft aus dem zweiwüchsigen Stroh geschlagen, aber der weite Korb und die höhere Drehzahl sorgen für den sogenannten Fegeeffekt, womit auch die Feuchtigkeit schneller abgeführt wird.

Einstelltipps bei Zwiewuchs

Der Ausdrusch von zwiewüchsigen, noch grünen Körnern wird nicht angestrebt. Die Druschschärfe richtet sich am Ergebnis des Ausdrusches sowie am Bruchkorn aus. Der Bruchkornanteil soll unter 3 % liegen. Ein gewisser Anteil nicht ausgedroschener Körner, insbesondere Kleinkorn, wird toleriert (bis 3 Körner in 50 bereits ausgedroschenen Ähren).

Bei der Wintergerste kann die Entgrannung bei Zwiewuchs große Probleme bereiten. Entgrannerbleche sind eine Wahl, aber die letzte. Sie verschärfen zwar den Drusch, verkleinern jedoch die Abscheidefläche unter dem Korb.

ArbeitsorganMEAnpassung der Mähdreschereinstellung Einstellhinweise
Trommel / RotorU/min+ 150 bis 200Schärfer, jedoch nur so hoch, dass ein genügender Ausdrusch erfolgt, aber wenig Wiederbefeuchtung durch ausgequetscht Zellsaft, Achtung, auf Bruchkorn achten
Dreschspaltmm+ 2 bis 4 So eng wie nötig und so weit wie möglich für gute Förderung und Fegeeffekt
Ober-/ Untersiebmm + 2 bis 4Stärker öffnen für gute Abscheidung, bei weitem Untersieb auf Überkehr achten
GebläseU/min +100 bis 150Erhöhen, um die schwerere Gutmatte anzuheben und die Körner besser abzuscheiden, Kümmerkorn soll mit in das Schwad befördert werden

Schwer auszudreschende Ähren bzw. Ährenspitzen kann man auch über die Überkehr nachdreschen, indem das Untersieb weiter geschlossen wird. Ein doppelter Rundlauf ist jedoch immer mit erhöhter Bruchkorngefahr verbunden, was man abwägen muss. Durch den Einbau von Druschsegmente im Vorkorb, z. B. bei Beschleunigerdreschwerken, intensiviert man den Drusch im Vorfeld und kann den gesamten Hauptkorb besser nutzen.

Reinigung aufdrehen

Zwiewüchsiges Erntegut ist feuchter und klebriger. Man benötigt deutlich mehr Wind, um die schwere Matte über dem ersten Drittel der Siebe anzuheben und in der Schwebe zu halten. Dann treten die Körner leichter durch die Matte und können von den Sieben besser abgeschieden werden. Das gilt auch im Besonderen für Raps. Die Körner sind auf Grund ihrer runden Form nicht sehr windanfällig. Andernfalls kleben sie gern an den feuchten Strohteilen und verursachen sehr hohe Verluste. Bei Zweiwuchs gilt: Siebe auf, Gebläse hoch. Auch den Besatz an Schmacht- und Kümmerkorn bläst man so mit in das Schwad.

Verlustmessgeräte kalibrieren

Verlustmessgeräte geben nur Tendenzen wieder, deshalb müssen sie kalibriert werden. Bei Feuchte besteht die Gefahr, dass die Sensoren stärker verschmutzen. Je schwieriger die Druschbedingungen sind, desto intensiver muss man die Verluste prüfen, weil sie sehr schnell „ausreissen“ können. Gerade bei Zwiewuchs entsteht viel Feuchtigkeit, die Körner kleben in der Matte und eine Abscheidung wird erschwert. Mit der Prüfschale kann man die Verluste sehr schnell und sicher erfassen und das Verlustmessgerät auf die tatsächlichen Gegebenheiten kalibrieren. Nur so kann man am akzeptierten Verlustniveau arbeiten und unterliegt nicht der Gefahr unkontrolliert hoher Verluste.