Erneuerbare Energie: Der Ausbau stockt

Am 25. Februar 2000 beschloss der Bundestag das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Wir haben Ingo Baumstark vom Fachverband Biogas gefragt, worauf es ankommt, wenn erste Anlagen aus der EEG-Vergütung herausfallen.

Die Fragen stellte Christoph Feyer

Herr Baumstark, der Fachverband Biogas bezeichnet das Jahr 2020 als für die erneuerbaren Energien ganz entscheidend. Warum?

Vor 20 Jahren wurde mit dem ersten EEG die Voraussetzung geschaffen, das Energiesystem umzubauen und Investitionen in nachhaltige Technologien anzureizen. Die Ausbauziele wurden kontinuierlich politisch nachgesteuert. Zurzeit stockt dieser Ausbau jedoch, obwohl die GroKo im letzten Herbst ein vielversprechendes Klimaschutzprogramm verabschieden konnte.

Bioenergie soll 2030 8,4 Gigawatt Leistung installiert haben, derzeit sind es 6,8. Um diese Ziele zu erreichen, müssen 2020 dazu Rahmenbedingungen angepasst werden. Des Weiteren fallen in diesem Jahr die ersten Biogasanlagen aus der Förderung und können oft mit den derzeitigen Programmen wirtschaftlich nicht weiterbetrieben werden. Leider hat sich für die Leistungen der Biogasanlagen bisher noch kein Markt entwickelt, der einer Förderung entbehrt.


Kommen diese wichtigen Vorhaben jetzt durch die Coronakrise ins Stocken?

Durch derzeit eingeschränkte Lieferketten sind all jene Flex-Projekte bedroht, die bis Ende November ans Netz gehen müssen, um ihre Finanzierung über die Flex-Prämie abzusichern. Wir merken auch, dass Ministerien und Arbeitskreise verzögert arbeiten, zum Beispiel wurde der erste Referentenentwurf zur EEG-Novellierung eigentlich im März erwartet. Viele Betreiber passen ihren Betrieb an die Coronakrise an, damit die Anlagen stabil weiterlaufen. Biogasanlagen sind essenziell für das Energiesystem, bisher hat allerdings nur Hessen sie als systemrelevant eingestuft.


Damit die Bundesregierung ihre Klimaschutzziele noch erreichen kann, ist eine Transformation der Energieerzeugung, aber auch der Energieverteilung notwendig. Wird dabei die Rolle der landwirtschaftlichen Biogasanlagen bislang unterschätzt?

Ich denke ja. Durch die dezentrale Stromeinspeisung kann bei einer Optimierung der regionalen Netze und einem Ausbau der Speicherfähigkeit der Biogasanlagen deren Netzdienlichkeit erhöht werden. So könnten die Übertragungsnetze entlastet und die Gefahr von Blackouts reduziert werden.


Noch mal zurück zur EEG-Novellierung, die ja nun wahrlich nicht die erste ihrer Art ist: Welche Änderungen – auch mit Blick auf die EEG-Historie – müssten aus Sicht des Fachverbandes jetzt unbedingt beschlossen werden?

Seit dem EEG 2012 sollen neben den anderen Erneuerbaren auch die Biogasanlagen sich mehr am Markt finanzieren. Das können Sie aber unter gesteigerten Umweltauflagen nicht zu einem Preis von derzeit 16,39 Cent pro Kilowattstunde für Bestandsanlagen in der Ausschreibung. Wir fordern hier eine Erhöhung um drei Cent pro Kilowattstunde und eine Angleichung der noch geringer finanzierten Neuanlagen.

Ebenso fordern wir, die Nutzung von Eigenstrom zuzulassen. Um mehr Gülle zu vergären, soll weiterhin die Sondervergütungsklasse auf die 150-kW-Bemessungsleistungsklasse ausgeweitet werden. Emissionsminderungen sollten nicht ausschließlich durch die Pflicht der 150 Tage gasdichten Verweilzeit nachweisbar sein. Weitere Vorschläge finden Sie auf unserer Homepage im aktuellen Positionspapier des Fachverbandes Biogas zum EEG.


Nicht nur das EEG setzt die Rahmenbedingungen für die Regenerativen, und es ist auch nicht allein ausschlaggebend, wenn es um die Erfüllung der Klimaziele geht. Welche gesetzlichen Regelungen sind aus Ihrer Sicht ebenfalls von Bedeutung?

Neben dem Stromsektor soll Biogas auch in den Sektoren Verkehr, Wärme und Landwirtschaft zu Einsparungen der CO2-Emissionen beitragen und somit Geschäftsmodelle aufzeigen. Dazu wird in diesem Jahr zum Beispiel weiter an der REDII, dem Brennstoffemissionshandelsgesetz, dem KWK-Gesetz, dem Gebäudeenergiegesetz sowie an der Gestaltung von Einsparungsmaßnahmen in der Tierhaltung gearbeitet.


Video (c) Sabine Rübensaat

Weitere Informationen des Fachverbands Biogas sowie Arbeitshilfen und Serviceangebote gibt es hier.



Grünland: Qualität regional unterschiedlich

In der Serie „Futter aktuell“ nehmen wir jetzt auch Brandenburger Wiesen unter die Lupe. Der erste Grünland-Schnitt in diesem Jahr zeigt Erträge unter Durchschnitt – aber nicht auf jedem Standort.

Von Prof. Dr. Gerhard Weise und Dr. Jürgen Pickert,
Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft e.V.

Durch die Trockenheit in den Jahren 2018 und 2019 sind vielerorts die Futterreserven aufgebraucht. Die bisher weit unter dem Durchschnitt liegende Niederschlagsmenge in diesem Jahr lässt für den 1. Schnitt einen unterdurchschnittlichen Ertrag erwarten. Dabei gibt es standortspezifische Unterschiede. 

Um die Futterversorgung in der kommenden Fütterungsperiode abzusichern, ist es nötig, das Ertragspotenzial des ersten Aufwuchses auf dem Grünland optimal auszuschöpfen. Dafür sind schlagspezifische Kontrolldaten je nach Entwicklungsstadium der Bestände auf dem Grünland wichtig. Nur so kann der Schnittzeitpunkt optimal gewählt werden.

Qualität auf typischem Grünland in Brandenburg

Wie in den vergangenen Jahren ermittelt der Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft auch in diesem Jahr die Qualität regionaltypischem Grünland in Brandenburg. So kann auch die optimalen Schnittzeitspanne vorausgesehen werden.

Die erste Beprobung am 21. April zeigt im Vergleich zum Vorjahr ein ähnliches Entwicklungsstadium (Tabelle). In den kommenden drei Wochen werden auch für Brandenburg weitere Teile aus der Serie „Futter aktuell“ veröffentlicht.


Inhaltsstoffe intensiv bewirtschafteter Grünlandbestände
am 21. April 2020

Nr.RegionStandortRohfaserADF 1)
% d. TM% d. TM
1Randow-Welse-BruchNiedermoor1314
2Randow-Welse-BruchNiedermoor1415
3OberhavelMineralboden1719
4OberhavelMineralboden1820
5RuppinNiedermoor1517
6RuppinMineralboden1414
7RuppinMineralboden1314
8Jägelitz-Dosse-NiederungAnmoor1517
9Jägelitz-Dosse-NiederungAnmoor1517
10Jägelitz-Dosse-NiederungAnmoor1414
11Nuthe-UrstromtalNiedermoor1517
12Nuthe-UrstromtalNiedermoor1619
13Nuthe-UrstromtalAnmoor1617
14Nuthe-UrstromtalAnmoor1516
15Niederer FlämingNiedermoor1616
16Niederer FlämingAnmoor1415
17Niederer FlämingAnmoor1516

1)ADF = acid detergent fiber (Säure-Detergenz-Faser)


Die Probefläche auf diesem Ackergrasschlag in Zarnekow bei Demmin befindet sich repräsentativ mitten im Bestand. Foto: Wieland Niecke

Mehr aus der Serie „Futter aktuell“

1. Reifeschätzung für den ersten Grünlandschnitt 2021


Stimmungsbild: Erst Corona – und jetzt auch noch der Dürreschock?

Seit rund sechs Wochen setzt die Coronakrise den Landwirtschaftsbetrieben zu. Die Langzeitumfrage aus Thüringen zeigt, dass es neben Tierabsatz und fehlenden Ersatzteilen noch ein weiteres ernstes Problem gibt.

Von Frank Hartmann

Die Trockenheit wachse neben den Einschränkungen aus der Coronapandemie mittlerweile zum größeren Problem heran, urteilt ein Betriebsleiter in der jüngsten Umfrage des Thüringer Bauernverbandes (TBV). Seit Ende März schildern wöchentlich rund 100 Betriebe ihre Situation in der Coronakrise.

Und die Daten zeigen, dass etliche Probleme auf stabilem Niveau verharren. Noch immer berichtet die Hälfte der Betriebe von ausgefallenen Mitarbeitern. Jedem sechsten davon fehlen mehr als 20 % der Kollegen. Mit Abstand am häufigsten genannte Ursache bleibt die Kinderbetreuung


Coronakrise: Ersatzteile lassen auf sich warten

Die Betriebe berichten, dass einige Ersatzteile, die nicht aus Deutschland kommen, hin und wieder auf sich warten ließen, „da ist Improvisation von allen Beteiligten gefordert“. Während ein  Berufskollege berichtet, dass die meisten Hersteller sich gut auf die Situation eingestellt hätten, spürt ein anderer, dass es jede Woche länger dauere, an Ersatzteile und Verbrauchsmaterialien zu kommen. Als größeres Problem stellt sich vielerorts das Nachbeschaffen von  Arbeitsschutzausrüstung, Desinfektionsmitteln oder Schutzmasken heraus.


Schwierigkeiten mit Servicepartern

Gut jeder fünfte Betrieb muss von Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit seiner Servicepartner berichten. Das betrifft etwa Melk-, Fütterungs- und Lüftungsanlagen, wobei sich hier zuletzt eine leichte Entspannung abzeichnete. Jeder fünfte Tierhalter gibt an, dass es Schwierigkeiten mit dem Tierarzt gibt. Nahezu unverändert ist die Lage beim Service der Landtechnikpartner.


Insbesondere Tierhalter unter Druck

Den wohl größten Druck verspüren die Tierhalter. Die Betriebe berichten, dass die Kälberpreise bzw. Schlachtviehpreise drastisch gefallen sind. Den Erfahrungen nach belaufen sie sich in einer Spanne von 0 bis 30 € je Kalb. Erste Direktvermarkter beklagen, dass ihr Lohnschlachter das Zerlegen eingeschränkt hat. Ein Schweinehalter beobachtet den Rückgang des Schweinepreises, zuletzt um 9 ct/kg innerhalb einer Woche. Mitunter gibt es Einschränkungen bei den Transportkapazitäten. 


Kälber und Lämmer würden zwar „abgeholt“, bestätigte ein Landwirt – trotz sehr guter Qualität seien Preisverhandlungen aber nicht möglich. Nach einem guten Saisonstart setzte vor Ostern ein Preisverfall bei Schlachtlämmern ein, weil die Nachfrage stark nachließ. Sorge bereitet der momentan „undurchsichtige Milchmarkt“. Gewährleistet werden müsse in jedem Fall, dass der Amtstierarzt/das Veterinäramt trotz Kontakteinschränkung weiter Lebendtierbeschauen zu Schlachtzwecken durchführt. Bei Mastgeflügel und Legehennen etwa sind termingerechte Behandlungen bzw. Impfungen wichtig, um den Einstallzyklus nicht zu unterbrechen.   


Fazit

Als Zwischenfazit bleibt festzuhalten, dass sich die Landwirte in ihren Betriebsabläufen auf die Coronakrise eingestellt haben. Soforthilfen zu beantragen, ist derzeit für die meisten noch kein Thema. Der Viehmarkt bleibt ein akutes Problem. Wenn die Trockenheit so weiter gehe, meinte ein Betriebsleiter, werde dies die Betriebe viel härter als die Coronakrise treffen.


Tierisch harte Zeiten im Wildpark Schorfheide

Landauf, landab kämpfen Wild- und Tierparks aufgrund der Coronakrise ums Überleben. Wir haben uns im Wildpark Schorfheide in Brandenburg umgeschaut.

Von Bärbel Arlt (Fotos: Sabine Rübensaat)

Wir dürfen unseren Wildpark nach über vier Wochen Schließung wieder öffnen“, Geschäftsführerin Imke Heyter kann ihre Freude kaum in Worte fassen: „Am Mittwoch, 22. April, gehen die Türen wieder auf – einen Tag nach dem 24. Geburtstag unseres Parks. Was für ein wundervolles Geburtstagsgeschenk, und unsere Stimmung ist super.“ Noch vor wenigen Tagen, als wir uns mit der Wildparkchefin getroffen haben, sah die Welt ganz anders aus, und wir erlebten eine angespannte Situation zwischen Existenzangst und bangem Hoffen.

Überwältigende Spendenbereitschaft

Imke Heyter ist Geschäftsführerin des Wildparks Schorfheide.

„Hallo Schätzchen, es gibt Frühstück“, ruft Imke Heyter dem Luchsweibchen Luna zu, das schon sehnsüchtig auf seine Leckerbissen wartet. Normalerweise ist die Tierfütterung eine Besucherattraktion. Doch Besucher hat der 110 ha große Wildpark in der brandenburgischen Schorfheide, rund 40 km nördlich von Berlin, seit dem 19. März nicht mehr gesehen. Die Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH denkt mit Grauen an den Tag zurück, als die Anweisung, den privat geführten Park zu schließen, auf ihrem Tisch lag.

„Da schießen Tausende Gedanken und Fragen durch den Kopf: Was passiert mit den Tieren, wenn das Geld fürs Futter nicht mehr reicht? Was passiert mit dem in 24 Jahren aufgebauten Unternehmen, was mit den Mitarbeitern?“, erzählt sie uns und spricht über Existenzängste und schwache Nerven in den ersten Schließungstagen. Von den 22 Mitarbeitern musste die Wildparkchefin 15 in Kurzarbeit schicken. „Das war für mich ganz schlimm, bedeutet das doch für jeden Einzelnen erhebliche finanzielle Einbußen.“



Futterreserven für nur drei Wochen

Auch die Gastronomie, ein wichtiges Standbein im Wildpark, wurde komplett heruntergefahren. Und das Geld fürs Tierfutter reichte nach der Schließung nur noch für drei Wochen. Was tun? Die 250 Wildtiere wie Rot- und Damwild, Wisente, Elche, Wölfe, Przewalski-Pferde, Wollschweine, Ziegen verhungern lassen oder notschlachten? Nie im Leben hätten Imke Heyter und ihre Mitarbeiter das übers Herz gebracht.

Doch dann kam die Corona-Soforthilfe, die der Wildpark beantragt und auch bekommen hat. „Doch diese Gelder allein reichen nicht für die Unterhaltung des Parks“, so Imke Heyter. „Deshalb haben wir auf unserer Webseite einen Hilferuf gestartet, der – auch dank der Medien – eine unglaubliche Spendenwelle ausgelöst hat.“ So kommen helfende Gelder von Stammgästen, Privatpersonen und Unternehmen der Region, aber auch aus ganz Deutschland.


Video (c) Sabine Rübensaat

Von heute auf morgen Fußballfan

Zudem hat sich Imke Heyter an die private Spendeninitiative „We kick Corona“ der Bayernfußballer Goretzka und Kimmich gewandt – letztlich mit unerwartetem Erfolg. 10.000 € wurden dem Wildpark überwiesen. „Mit Fußball hatte ich eigentlich nie was am Hut. Aber jetzt bin ich Fan“, lacht die Wildparkchefin und verrät, dass sie mit dem Spendengeld Heuballen kaufen werden.

„Dieses Feedback, diese Solidarität hätte ich so nie erwartet. Auch meine Mitarbeiter haben gespendet, was mich tief berührt hat“, sagt sie und bekommt feuchte Augen. Auch die vielen Mails mit aufmunternden Worten geben Kraft. „Das alles zeigt wie niemals zuvor, dass unser Wildpark, unsere Arbeit, wertgeschätzt werden. Ein großes Dankeschön an alle, die uns so unterstützen.“

50.000 Euro monatliche Kosten – vor allem für Futter

Rund 50.000 € braucht der Wildpark bei reduzierten Kosten jeden Monat – vor allem für Futter. Denn auf dem wöchentlichen Speiseplan der 250 Wildparkbewohner stehen unter anderem 150 Kilo Möhren, 100 Kilo Äpfel, zwölf Bund Heu, 500 Kilo Getreide sowie Spezialpellets für die Elche. Und die regionalen Händler können das Futter auch liefern. Bis Mitte Mai ist der Tisch gut gedeckt – dank der vielen Spenden. Denn die Einnahmen waren mit dem Tag der Schließung auf null gesunken. „Und ab Ostern setzen wir normalerweise unseren Winterspeck an. Doch ans Speckansetzen ist nicht zu denken. Jetzt geht es nur ums schlichte Überleben“, so die Wildparkchefin.



Auch viele Veranstaltungen, darunter die beliebten und schnell ausgebuchten Vollmondwolfsnächte, Familien- und Vereinsfeiern, Führungen, die Umweltbildung mit Workshops und Projekttagen sowie die Schulungen im 2018 eröffneten Wolfs- und Herdenschutzinformationszentrum – alles sackt in sich zusammen und wird sich wohl nur langsam erholen. Und das Jahr hat noch etliche Monate, und keiner weiß, wie sich alles entwickelt. Auch wenn im Moment die blanke Existenzangst vom Tisch ist, sich Optimismus breitmacht, so bleibt doch ein sorgenvoller Blick in die Zukunft: Was wird wann wieder möglich sein? Und werden die Leute dann Geld für einen Wildparkbesuch ausgeben wollen?

Lebenswerk des Vaters im Blick

In dieser schwierigen Zeit denkt Imke Heyter oft an ihren Vater Dr. Frank Heyter, dessen Lebenswerk dieser Park ist, und der vor 24 Jahren aus der Not heraus geboren wurde. Der promovierte Landwirt am Institut für Pflanzenschutzforschung wurde nach der Wende mit 50 Jahren arbeitslos. „Mit Tourismuskonzepten und Standortanalysen hielt er sich über Wasser, weil er von Ökosystemen etwas verstand. Dann beauftragte ihn das Biosphärenreservat Schorfheide mit einer Konzeption für das ehemalige Gestüt. Und ihm kam die Idee, dort heimische Wildtiere anzusiedeln.



Das Projekt war fertig, mein Vater verliebt und erklärte: Das machen wir selber. Und so wurde das Haus verkauft, das Geld für die Firmengründung und den ersten Zaun verwendet. Und ohne weitere finanzielle Mittel, aber mit viel Enthusiasmus haben wir dann 1996 auf der grünen Wiese angefangen, den Wildpark aus dem Boden zu stampfen“, erzählt uns Imke Heyter, die seit den ersten Stunden mit dabei war und seit 14 Jahren die Geschäfte führt, kurz und knapp die Wildparkgeschichte. „Vater ist im vorigen Jahr gestorben. Ich bin froh, dass er die jetzige Situation nicht miterleben musste.“

Auswirkungen für die gesamte Region spürbar

Und die Situation hat Auswirkungen über den Wildpark hinaus. „Wir sind ein wichtiger Tourismusfaktor mit rund 100.000 Besuchern im Jahr, von denen auch andere in der Region profitieren – Gastronomie, Pensionen bis hin zur Keramikerin oder zum Imker. Und auch deshalb ist es wichtig, dass der Park seine Pforten wieder öffnet“, so die studierte Touristikerin.

Auch Geschäftspartner wie Futtermittellieferanten hängen letztendlich mit dran. „Wir wollen diese Lieferketten aufrechterhalten, unsere Händler weiter unterstützen. Denn wir brauchen für unsere Tiere zertifiziertes Futter, und das wird streng kontrolliert. Deshalb helfen uns vor allem Geldspenden. Reste aus der heimischen Biotonne, so lieb sie auch gemeint sind, nützen uns leider nichts, wir dürfen sie nicht verfüttern“, so Imke Heyter, die sich in diesen Krisenzeiten auch Sorgen um die alten Haustierrassen macht. „Ich hoffe, dass viele Halter diese Tiere nicht aufgeben.

Erste Besucher sind wieder herzlich Willkommen

Der Park hat seine Tore wieder geöffnet. Es ist ein zarter Anfang, und das Wildparkteam freut sich wie nie zuvor auf seine Besucher. „Wir leben seit 24 Jahren von und mit unseren Tieren und Gästen. Und das soll auch so bleiben.“ Doch auch Geldspenden sind weiterhin wichtig für das Überleben des gepflegten Areals mit seinen 250 Tieren. Allerdings bleibt die Gastronomie erst mal weiterhin geschlossen. Doch Imke Heyter hat da gleich einen Tipp parat – frei nach einem Lied von Liedermacher Rainald Grebe: „Nimm Essen mit, wir fahren nach Brandenburg.“


Mehr Informationen zum Wildpark Schorfheide und zu Unterstützungsmöglichkeiten gibt es auf der Homepage.



Bodenfeuchte im Frühjahr ungewöhnlich gering

Ein trockenes Frühjahr ist in Ostdeutschland eher Regel als Ausnahme. Doch in diesem Frühjahr ist das besonders deutlich. Von Mitte März bis Mitte April fielen nur 10 Liter Niederschlag.

Durch die milde Witterung im Winter 2019/2020 begann die Vegetationsperiode in diesem Jahr bereits Mitte März, fast zwei Wochen früher als im vieljährigen Mittel. Nahezu zeitgleich setzte eine sehr niederschlagsarme Witterung ein. Nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) fielen vom 14. März 2020 bis zum 18. April 2020 verbreitet weniger als 10 l/m2 Niederschlag.

Zugleich sorgte an vielen Tagen Sonnenschein, sehr trockene Luft und zeitweise auch frischer bis starker Wind für hohe Verdunstungsraten von etwa 6 l/m2 am Tag.

Der Wasserbedarf der Pflanzen war in diesem Zeitraum also deutlich höher als die Niederschlagsmenge und musste aus dem im Boden gespeicherten Wasser gedeckt werden. Eine Folge: Vielerorts war der potentielle Wasserbedarf der Vegetation im genannten Zeitraum deutlich größer als die Wassermenge, die durch den Bodenwasserspeicher in der durchwurzelten Bodenzone zur Verfügung gestellt werden konnte.

Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des DWD: „Die Folgen konnten viele von uns bei Spaziergängen in der Natur oder im eigenen Garten beobachten: Die oberen Bodenschichten sind ausgetrocknet. In einigen Gebieten Deutschlands ist die Bodenfeuchte jetzt schon auffällig niedrig.“

Austrocknung des Oberbodens im Frühling normal

Allerdings ist, so der DWD, eine allmähliche Austrocknung der Böden mit Einsetzen der Vegetationsperiode im Frühling ein normaler Vorgang. In den meisten Regionen Deutschlands ist der Bodenwasserspeicher im Mittel am Ende des Winters aufgefüllt. Das entspricht dann einer nutzbaren Feldkapazität (nFK) von rund 100 Prozent.

In einem Jahr mit durchschnittlichen Niederschlägen ist der Wasserbedarf der Vegetation im Frühling und Sommer höher als die mittleren Niederschlagsmengen in diesem Zeitraum. Dadurch trocknen die Böden in den Schichten bis 60 cm Tiefe bis zum Ende des Sommers auf Werte um die 50 Prozent nFK (eher trockene Regionen) bis 80 Prozent nFK (niederschlagsreiche Regionen) aus.

Im Winter 2019/2020 wurden die Bodenwasserspeicher in Deutschland gut gefüllt, im Februar fiel in weiten Teilen Deutschlands sogar das Zwei- bis Dreifache der üblichen Niederschlagsmenge. Lediglich in der Region vom Thüringer Becken über das südliche Sachsen-Anhalt bis zur Lausitz blieb die Auffüllung unvollständig.

Ausblick über die weitere Entwicklung

Trockenes, sonniges und zunehmend warmes Wetter und eine zugleich sehr trockene Luft sowie kräftiger Ostwind erhöhen die Verdunstung. Das führt zu weiter sinkenden Bodenfeuchtewerten und einer hohen bis sehr hohen Waldbrandgefahr im Bereich östliches Niedersachsen bis nach Brandenburg sowie im Süden und Südwesten Deutschlands.

An diesem Wochenende (25./26. April) nimmt dann der Hochdruckeinfluss ab und Niederschläge werden lokal etwas wahrscheinlicher. Fuchs: „Die Regenmengen, mit denen wir ab dem Wochenende rechnen können, dürften aber vorerst nicht ausreichen, um die aktuelle Trockenheit flächendeckend und nachhaltig zu beenden.“ 

Ob der Mai nach dem voraussichtlich sehr trockenen April mehr Niederschlag bringt, lasse sich zurzeit noch nicht abschätzen. Ein Blick ins Klimaarchiv des DWD zeige nur: „Nach zu trockenen Aprilmonaten traten in der Vergangenheit trockene und nasse Maimonate etwa gleich häufig auf.“ red (mit DWD)


Für die Milchkrise gewappnet?

Stimmen mahnen, eine Milchkrise jetzt nicht herbeizureden. Doch die Diskussion über die richtigen Anpassungsreaktionen ist längst im Gang. Sie verläuft kaum anders als 2016 – wir beleuchten die Situation ausführlich in unserem aktuellen Brennpunkt.

Von Ralf Stephan

Die Gründe für Marktturbulenzen sind neu, die Diskussionen über Anpassungs­reaktionen keineswegs. Übereinstimmend erwarten Milchmarktexperten mit dem Andauern der Coronakrise erhebliche Verwerfungen beim Absatz. Einige befürchten eine weltweite Wirtschaftskrise, die auch den Milchmarkt bis weit in das nächste Jahr hinein beeinträchtigen würde.

Zwar nimmt die Nachfrage im Lebensmittelhandel seit Beginn der häuslichen Isolation sogar zu. Aber den Molkereien brachen Großabnehmer in der Gastronomie, in Kantinen, Kitas und Mensen weg. Exportwege sind jetzt ohnehin versperrt. Einige Importländer nutzen offenbar zudem die Chance, deutschen Milchprodukten den Marktzugang zu erschweren, um die eigenen Erzeuger zu  stärken.

Wie stets in solchen Situationen werden Rufe nach der Politik laut. Im Deutschen Bauernverband (DBV) kam rasch die Forderung auf, die EU-Kommission müsse zur schnellen Marktentlastung die private Lagerhaltung finanziell unterstützen. Die Bundeslandwirtschaftsministerin forderte Brüssel auf, dies „möglichst frühzeitig“ für die Einlagerung von Magermilchpulver in Betracht zu ziehen“. Damit soll verhindert werden, dass die Marktpreise weiter sinken.


So ist die Situation in den Ländern

Wie schätzen ostdeutsche Milcherzeuger die aktuelle Situation ein? Und welche Anpassungsredaktionen halten sie für möglich? Die Landesredakteure der Bauernzeitung haben sich umgehört.


Dagegen warnt das European Milk Board (EMB), der europäische Dachverband der Milchviehhalterverbände, vor Lagerhaltung oder Intervention von Butter und Milchpulver. Dadurch, so der EMB, wird nicht der Markt ent­lastet, sondern schädlicher Druck aufgebaut. Stattdessen sollte die Europäische Kommission einen freiwilligen EU-weiten Liefer­verzicht einführen und die Produktion vorübergehend deckeln.

Auch der Bund Deutscher Milch­erzeuger (BDM) fordert von der Politik, rasch rechtliche Grundlagen für Kriseninstrumente zu schaffen, mit denen die EU-Milchmenge zeitlich befristet an die eingebrochene Nachfrage angepasst werden kann.  



Unausgesprochen im Raum steht bei allem die Frage, war­um die Milchbranche nicht selbst in der Lage ist, zwischen der Marktnachfrage und ihrem Angebot ein Gleichgewicht herzustellen. Kaum ein anderer Sektor bekundet so offen seine Abhängigkeit von der Politik. Dabei verfügt die Milchbranche über ein Maßnahmenpaket, mit dem sie sich künftigen Herausforderungen zu stellen gedenkt. Die „Sektorstrategie 2030“ wurde zur Grünen Woche dieses Jahres vorgestellt. Welche Wirkung sie in der Coronakrise zeigt, ist jedoch noch nicht erkennbar.

Um zu erfahren, wie ostdeutsche Milcherzeuger die Lage einschätzen, haben wir uns stichprobenartig unter ihnen umgehört. Lesen Sie auf dieser Doppelseite, welche Anpassungsreaktionen sie für möglich halten.


Keine Zeit für Partys, aber für Visionen

In diesem Jahr gibt es das Gesetz zu den erneuerbaren Energien – oder kurz EEG – bereits seit 20 Jahren. Was war gut, was eher weniger? Zeit für eine Bilanz.

Es kommentiert Christoph Feyer

Mein Sternzeichen ist Steinbock, und wie wohl jeder, der im Winterhalbjahr geboren wurde, war ich bislang immer ein wenig neidisch auf die, die ihren Geburtstag in der warmen Jahreshälfte feiern können. Aktuell sind aber all die Widder, Stiere und Zwillinge viel schlimmer dran als ich: Pandemiebedingt müssen sie alle ihre Partys absagen. Das Coronavirus wird wohl auch ein Grund dafür sein, dass das 20-jährige Jubiläum des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, kurz EEG, dieser Tage doch ziemlich geräuschlos über die Bühne ging. Aber es ist beileibe nicht der einzige, denn das Resümee nach zwei Jahrzehnten Ökostromförderung fällt recht unterschiedlich aus.

Redakteur Christoph Feyer
Christoph Feyer ist Redakteur für Erneuerbare Energien. (c) Sabine Rübensaat

Die Meinungen gehen auseinander

Da sind zum einen FDP und AfD, die die Abschaffung des Gesetzes schon seit Langem fordern. Und auch in der CDU werden immer wieder Stimmen laut, die nicht nur die ungeliebte EEG-Umlage, sondern am liebsten gleich das ganze Dekret kippen und die regenerativen Energien ausschließlich dem freien Markt überlassen wollen. Dem stehen all jene gegenüber, die direkt vom EEG profitiert haben und es deshalb als Erfolgsmodell bezeichnen.

Stellvertretend sei hier Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), zitiert: „Vieles deutet darauf hin, dass das EEG als erfolgreichstes Klimaschutzgesetz in die Geschichte der Menschheit eingehen wird.“ Und dazwischen finden wir die deutsche Forscherzunft. Unter ihr ist weitgehend Konsens, was Karen Pittel, Energieökonomin am Münchner Ifo-Institut, wie folgt ausdrückt: „Das EEG war, grundsätzlich gesprochen, effektiv, aber nicht ökonomisch effizient.“ 

Anteil erneuerbarer Energie von 6 auf 42 Prozent

Betrachtet man die Zahlen, muss man den Forschern recht geben. Investitionssicherheit, Einspeisevergütung und Anschlusspflicht haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten dafür gesorgt, dass der Anteil der Erneuerbaren am deutschen Bruttostromverbrauch von sechs auf gut
42 % gestiegen ist. 244 Mrd. Kilowattstunden Strom aus Wind Biomasse, Sonne und Wasser haben uns in dieser Zeit etwa 1,67 Mrd. Tonnen Treibhausgase erspart. Viele landwirtschaftliche Betriebe sind dank EEG in die Lage versetzt worden, eine sichere Einnahmequelle hinzuzugewinnen. – Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann!

Auf der anderen Seite stehen die Kosten. Da sich diese in ihrer Gesamtheit nicht seriös beziffern lassen, verweist Ifo-Forscherin Pittel hier auf die EEG-Differenzkosten, also den Ausgleich zwischen dem Börsenstrompreis und der Vergütung für die Anlagenbetreiber. Allein diese betrugen in zwanzig Jahren gewaltige 220 Milliarden Euro. Jürgen Trittin, Umweltminister in der Schröder-Regierung und vehementer EEG-Verfechter, lag damals mit seinen kalkulierten Mehrkosten von nicht mehr als monatlich einer Kugel Eis pro Haushalt überaus knapp daneben: Heute sind es 20 Eiskugeln, die eine vierköpfige Familie Monat für Monat für die EEG-Umlage bezahlt.

EEG bleibt wichtiges Instrument für die Zukunft

Dennoch bleibt das EEG ein wichtiges Instrument für die Zukunft der Energieversorgung – vorausgesetzt, es wird bei der geplanten Novellierung gezielt weiterentwickelt. Der Green Deal der EU mit verschärften Klimazielen bis 2030 hat energiepolitisch den Rahmen gesetzt. Zudem sollte man endlich die gesellschaftlichen Kosten, die durch Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden entstehen, den Subventionen für Biogas & Co. gegenüberstellen.

Das neue EEG muss Marktverzerrungen ausgleichen, damit erneuerbare Energien einen fairen Investitionsrahmen bekommen. Und es wird darum gehen, grünen Strom zu speichern. Kurz: Jetzt sind Visionen gefragt, andernfalls werde ich meinen Geburtstag im Januar bald auch am Grill feiern können.


„Weniger Menge können sich die meisten gar nicht leisten“

Auch die sächsischen Milchviehhalter spüren die Auswirkungen des Coronavirus auf den Milchmarkt. Eine Mengenreduktion hält der Vorsitzende der Erzeugerorganisation Sachsen-MEG aber für problematisch.

Den Ruf nach Mengenreduktion hält Dr. Gunter Martin, Vorsitzender der Milcherzeugerorganisation Sachsen-MEG, für verständlich. Allerdings sei die Umsetzung problematisch. Was volkswirtschaftlich sinnvoll sei, habe für den Erzeuger betriebswirtschaftlich schwere Folgen. „Die meisten Betriebe können sich das nicht wirklich leisten“, so Martin. Daher sei es Aufgabe des Staates, hier einzugreifen. 

Mit bezuschusster privater Lagerhaltung, wie sie jetzt in Erwägung gezogen wird, werde ein solcher Schritt gegangen – der allerdings das Problem nicht löse, sondern zeitlich nach hinten verschiebe. Der Versuch, die Produktionsmenge zu reduzieren, verspreche nur Erfolg, wenn man gemeinsam eine Strategie entwickle, so Gunter Martin. „Und alle unter einen Hut zu bekommen ist schwer.“ Auch die Molkereien seien schließlich unterschiedlich stark betroffen. 



Gleichwohl gibt es einen Aufruf der Bayern MeG an die 135 Erzeugerorganisationen mit rund 14.000 Erzeugern, die Menge zu drosseln, um einer „Wertvernichtung“ entgegenzuwirken. Die Sachsen-MEG gehört der Bayern MeG an, Martin selbst ist Aufsichtsratsvorsitzender dieser Dachorganisation. kb


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Den Betrieben fehlen inzwischen die Reserven

Der Milchmarkt gerät durch die Coronakrise unter Druck. Wir haben bei Milchbauern aus Sachsen-Anhalt nachgefragt. Sie sehen in freiwilligen Begrenzungen der Liefermengen keine Lösung. Die Politik sei hier gefordert.

In Sachsen-Anhalt stehen die Erzeugergemeinschaft für Milchproduzenten mit Sitz in Derenburg und die MeG Qualitätsmilch Elbe-Saale laut Geschäftsführerin Katrin Seeger bzw. Vorsitzendem Klaus Schönfeldt aktiv mit ihren Molkereien in Kontakt. Alle Verarbeiter im Land sind von Absatzproblemen betroffen, maßgebend sei das Produktportfolio. Es gebe noch keine verbindliche Aussage einer Molkerei zur Drosselung der Anlieferungsmengen. Signale für eine Mengenregulierung müssten aber von dieser Seite kommen. Die Erzeuger (EZG/Betriebe) seien über Verträge und Genossenschaftsbeteiligungen gebunden.



Grunddilemma sei, dass in besseren Zeiten kein Kriseninstrument geschaffen wurde. Enttäuschung herrsche darüber, dass sich die Verbände auch jetzt nicht einigen können. Freiwillige Maßnahmen brächten nichts, mithin sei die Politik gefordert. Nach zwei Dürrejahren fehlten den Betrieben die Reserven. Problematisch sei, dass  die Preisverhandlungen mit dem Handel für das zweite Halbjahr anstehen. fi


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Kein Vertrauen in den Lieferverzicht

Der Milchmarkt gerät durch die Coronakrise zunehmend unter Druck. Große Abnehmer fallen aus. Milcherzeuger aus Mecklenburg-Vorpommern halten alternative Modelle bei der Vermarktung statt Mengenreduzierungen für zielführend.

Milchproduzenten, die in den genossenschaftlichen Gremien von DMK und Arla mitarbeiten, haben sich kritisch zu den Chancen geäußert, über eine Milchmengenreduzierung den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. 

„Schon bei der letzten Milchkrise 2016 hat es für eine Mengenreduzierung keine Mehrheit unter den DMK-Lieferanten gegeben. Daran hat sich nichts geändert. Wir halten uns an die Sektorstrategie der Milchwirtschaft: Molkereien sollen eigenverantwortlich mit ihren Milchmengen umgehen“, sagte Dirk Schröder, Mitglied im Vorstand der DMK eG.

Der Landwirt vom Gut Jürgens­torf arbeitet in einer Pilotgruppe für das neue börsenbasierte Festpreismodell mit. DMK-Mitglieder können bis zu 30 % ihrer Milchmenge an der Börse zum Festpreis vermarkten. „Wir haben damit in den vergangenen zwei Monaten sehr gute Erfahrungen gesammelt“, so Schröder. Auch Aufsichtsratsmitglied Philipp Kowolik, Peeneland Agrar, Hohendorf, setzt auf das Festpreismodell. „Wir ostdeutschen Landwirte haben da viel Herzblut reingesteckt“, so Kowolik. Mengenregulierung würde nur europaweit Sinn machen. „Dass das tatsächlich funktioniert, dafür fehlt aber vielen der Glaube.“


Milchkrise infolge des Coronavirus?

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Für die Milchkrise gewappnet?

Die Coronakrise könnte sich fatal auf den Milchmarkt auswirken – die Diskussion über Anpassungsreaktionen ist bereits im Gang. Die Bauernzeitung analysiert die Situation – und hat Milcherzeuger in allen fünf ostdeutschen Bundesländern um ihre Einschätzung gebeten. mehr


Karsten Trunk vom Görminer Landwirtschaftsbetrieb Peenetal und Mitglied im DMK-Beirat schlägt als eine Maßnahme zur Milchmarkt-Krisenbekämpfung ein Programm vor, das den Ausstieg aus der Milchproduktion fördert. „Das wäre der Hebel, um Menge vom Markt zu kriegen.“ 

Bei Arla Foods in Upahl bei Grevesmühlen hätte man Milchlieferanten schon öfter die Frage nach einem Milchlieferverzicht gestellt. „Dazu gibt es kaum Bereitschaft, die Effektivität solcher Maßnahme wird als gering eingeschätzt“, sagt Jens Oldenburg, Agrarprodukt Rüting eG, und Mitglied der Vertreterversammlung von Arla Foods. Das Unternehmen sei global und im Produktportfolio breit aufgestellt. Das biete Spielräume bei der Vermarktung der Milch aus Bereichen, wo die Nachfrage eingebrochen sei. „Einen Rückfall in Quotenregelungen will keiner“, so Oldenburg. ri


Nicht den bestrafen, der schon abgebaut hat

Im durch das Coronavirus unter Druck geratenen Milchmarkt werden Stimmen für eine Mengenreduzierung laut. Ein Landwirt aus Thüringen kann das gut nachvollziehen. Doch wer den Bestand schon reduziert hat, würde jetzt doppelt bestraft.

Je nach Verwertung der angelieferten Milch hätten manche Molkereien Probleme beim Absatz, andere dagegen nicht, schätzt Silvio Reimann die Lage ein. Den Ruf nach Mengenbegrenzungen kann der Geschäftsführer der Milch-Land Veilsdorf GmbH und Vorsitzende des Milchausschusses beim Thüringer Bauernverband zwar gut nachvollziehen. 

Allerdings fehlt ihm der Glaube an der tatsächlichen Bereitschaft. „Seit der letzten Krise sind schon vier Jahre vergangen, und noch immer haben – mit nach meinem Wissen den drei Ausnahmen FrieslandCampina, Milchwerke Berchtesgadener Land und Milchwerke Oberfranken – die Molkereien und ihre Lieferanten ihre Hausaufgaben nicht gemacht“, ärgert sich Reimann, der sich im Vorstand der Milchwerke Oberfranken West eG engagiert.



Mit „Hausaufgaben“ meint Reimann ein verbindliches Instrumentarium, das im Krisenfall die Mengenreduzierung auf Molkereiebene regelt. Bei den Milchwerken Oberfranken muss grundsätzlich Lieferrechte zukaufen, wer über seine gezeichneten Anteile hinaus Milch angeliefert hat. Für den Krisenfall, der bisher noch nie eintrat, vereinbarte man den Umfang einer Mengenreduzierung, gestaffelt nach der Lieferdisziplin. Eine pauschale verpflichtende Reduzierung, wie jetzt gefordert, lehnt Reimann aber ab. „Solidarität hat für mich da ihre Grenzen, wo Betriebe wie die Milch-Land Veilsdorf, die in der jüngeren Vergangenheit sogar 400 Kühe abgebaut hat, doppelt bestraft würden.“ fh

Rückblick: In der Milchkrise 2016 forderten die Südthüringer Kreisbauernverbände, den Fokus auf eine an den Standort angepasste  Landwirtschaft zu richten. Mit ­einer Begrenzung des Tierbesatzes auf maximal 1,5 GV/ha könnten nicht nur Marktrisiken, sondern zugleich auch weitere Probleme etwa im Zusammenhang mit der Düngeverordnung, dem Emissions- und dem Tierschutz gelöst werden, argu­mentierten die KBV vor vier Jahren.


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Früchte mit getrübtem Glanz

Fleckiges Obst anstatt malerisch aussehende Früchte finden sich oft in Gärten wieder. Die Ursache dafür ist der Schorf. So entsteht er und mit diesen Tipps kann er vermieden werden.

Von Dr. Klaus Margraf

Besonders in Gebieten mit einem feuchten Mikroklima, also bei hoher Luftfeuchte und in regnerischen Jahren besteht
bei Äpfeln und Birnen die Gefahr, dass zwei eng miteinander verwandte pilzliche Erreger sowohl Blätter als auch Früchte befallen.

Der pilzliche Erreger Venturia inaequalis verursacht den Schorf an Äpfeln. Die Krankheit ist im Apfelanbau am meisten verbreitet. Der Pilz infiziert im Frühjahr mit seinen Wintersporen (Ascosporen) die jungen Blätter und später die Früchte. Auf der Blattunter- und -oberseite sind runde, samtartige, olivgrüne bis schwärzliche Flecke zu finden, deren Größe rasch zunimmt. Sie fließen bald ineinander. Oft ist die Blattoberseite im Bereich dieser Flecke etwas emporgewölbt. Hier bilden sich dann Sommersporen (Konidien), die benachbarte Blätter und Früchte infizieren. An den Früchten entstehen ebenfalls olivgrüne bis schwärzliche, samtartige Flecke. Durch das Ablösen und Aufreißen der Kutikula (Oberhaut) bekommen die Flecken dann einen silbrigen Schimmer.

Früh-, Spät- oder Lagerschorf ist ein und dieselbe Krankheit an den Früchten. Bei einem frühen Fruchtbefall entstehen im Bereich der Flecke tiefe und schwer verheilende Risse, in deren Folge Verkrüppelungen der noch wachsenden Früchte auftreten. Die Risse stellen zudem Eingangspforten für Fäulniserreger wie Monilia dar. Beim Spätschorf sind die Flecke kleiner und die Rissbildung auf den Früchten fehlt.

Vom Lagerschorf wird gesprochen, wenn sich während des Aufbewahrens im Keller oder an anderen Orten bei anfangs gesund erscheinenden Früchten auf der Schale viele, oft nur stecknadelkopfgroße, glänzend schwarze Flecke bilden. Die Infektionen haben in diesem Fall bereits stattgefunden, als die Früchte noch am Baum hingen. Durch den pilzlichen Erreger können auch junge Zweige befallen werden. Dann zeigen sich blasig aufgetriebene Stellen an der Rinde, die sich im Sommer oft schuppenartig ablösen. Aber dieses Schadbild ist beim Apfel selten zu beobachten.

Überwintern im Laub

Der Pilz überwintert in der Hauptsache auf dem abgefallenen kranken Apfellaub. Hier bilden sich die Fruchtkörper mit den Wintersporen. In der Regel rufen sie im Frühjahr die ersten Schorfinfektionen hervor. Nach der Sporenreife werden sie beim ersten durchdringenden Regen aus den Fruchtkörpern herausgeschleudert und infizieren die jungen,
gerade austreibenden Blätter. Das junge Blattgewebe ist besonders empfindlich, während ältere Blätter eine zunehmende Resistenz
gegen den Schorferreger ausbilden. So ist es zu erklären, dass die Hauptinfektionsgefahr in der Zeit des Junitriebes besteht, wenn praktisch jeden dritten Tag ein neues Blatt gebildet wird.

Die Pilzsporen benötigen zum Auskeimen auf der Pflanzenoberfläche, in Abhängigkeit von der Temperatur, eine unterschiedlich lange Blattfeuchteperiode. So reichen beispielsweise für den Apfelschorf schon zehn Stunden Blatt- feuchte bei einer Durchschnittstemperatur von 14 °C aus, um eine leichte Infektion hervorzurufen. In diesem Zusammenhang ist folgende Tatsache bedeutsam: Eine Regen- oder Feuchtigkeitsperiode, die nach 18 Uhr noch anhält, wird frühestens erst am folgenden Tag zwischen acht und zehn Uhr beendet sein, weil über Nacht die feuchten Blätter nicht abtrocknen. Herrscht in dieser Zeit eine Durchschnittstemperatur von 9-10 °C, reichen diese Bedingungen bereits für eine leichte Apfelschorfinfektion aus.

Der Erreger des Birnenschorfes, Venturia pirina, ist eng mit dem des Apfelschorfes verwandt. Die Pilze sind aber streng auf ihre Wirtspflanze spezialisiert. Das Schadbild des Birnenschorfes ähnelt dem des Apfelschorfes. Bei einem Frühbefall der Blätter sind jedoch die Flecke meist entlang der Blattmittelrippe konzentriert. Der Zweiggrind kommt an Birnen wesentlich häufiger vor als an Äpfeln. Beim Überwintern dieses Schorferregers spielt neben den abgefallenen kranken Blättern der Zweiggrind eine große Rolle. Im Frühjahr können hier auf den grindigen Zweigteilen Sommersporen gebildet werden, die sofort beim Knospenaufbruch die sich gerade herausschiebenden grünen Blattteilchen infizieren, also noch vor dem Flug der auf dem Falllaub gebildeten Wintersporen.

Krankheiten bekämpfen

Für eine erfolgreiche Bekämpfung der Schorfkrankheiten kommt vorbeugenden Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Hierzu gehören unter anderem:

Im Frühjahr verhindern

Die Hauptaufgabe der Schorfbekämpfung besteht darin, im Frühjahr Infektionen durch die Wintersporen zu verhindern. Die Termine des ersten zu erwartenden Wintersporenfluges sind allgemein von dem örtlich zuständigen Pflanzenschutzdienst zu erfahren. Bei Birnen kann man aber nicht darauf warten, denn hier können von grindigen Zweigpartien schon vor dem Wintersporenflug Infektionsgefahren ausgehen. Wenn erst einmal im Frühjahr Infektionen stattgefunden haben, ist es nur mit erhöhtem Aufwand möglich, den Krankheitsbefall während der Vegetationsperiode in Grenzen zu halten.

In ausgeprägten Schönwetterperioden können die Behandlungsabstände größer sein als in regnerischen oder taureichen Witterungsabschnitten. Neben der Zeit des Junitriebes sind feuchtwarme Herbsttage für ein Ausbreiten der Schorfkrankheiten vor allem auf den Früchten besonders kritisch, weil Nebel und Tau die Blätter und Früchte lange, auch über Nacht, benetzt halten. Da das Bekämpfen der Schorfkrankheiten etwas kompliziert ist, ist eine Beratung mit dem amtlichen Pflanzenschutzdienst zur Strategie und zur Behandlung mit Difenoconazol-Präparaten, angepasst an die örtlichen Verhältnisse, ratsam.