Gestaffelte Preise könnten Anreiz bieten

Der Druck auf dem Milchmarkt durch die Corona-Pandemie ist spürbar. Beim Landesbauernverband Brandenburg ist man von Mengenbegrenzungen aber nicht überzeugt. Gestaffelte Preise oder eine Lagerhaltung könnten stattdessen weiterhelfen.

Im Landesbauernverband Brandenburg (LBV) sind die Meinungen geteilt und ergänzen sich. Nach einer Beratung des Fachausschusses Milch am Montag sagte dessen Vorsitzender Lars Schmidt: „Noch ist nicht klar, ob eine Krise kommt oder nicht.“ Zwar gebe es Anzeichen, die darauf hindeuten, jedoch würden Molkereien, die vor allem den Lebensmitteleinzelhandel beliefern, derzeit etwa 40  % mehr als üblich produzieren. Molkereien im Süden, die den italienischen Markt bedienen oder solche, die eigentlich große Mengen an die Gastronomie liefern, seien dagegen in Schwierigkeiten. 

Ein Instrument zum Gegensteuern sei die private Lagerhaltung. Mit Augenmaß eingesetzt, meint Schmidt, müsse sie langfristig nicht notwendigerweise die Preise drücken. Ein Reduzieren der Menge mit Ausgleichszahlung oder einen freiwilligen Verzicht mit Bonuszahlung von 24 ct/kg, wie es LsV-Deutschland vorschlägt, hält Schmidt persönlich nicht für realistisch, solange Milchproduzenten mehr als 30 ct/kg bekommen.



Für Benjamin Meise, ebenfalls Mitglied im LBV-Fachausschuss, hat die Krise schon begonnen – und zwar lange vor Corona. Milch sei ein Zuschussgeschäft, die Milchmengenregulierung geschehe bereits über das Höfesterben, und das sei für ihn nicht akzeptabel, so Meise. Er favorisiert Staffelpreise, die Anreize für eigenverantwortliches Agieren der Milchproduzenten bieten. Bis dahin sei es aber wohl noch ein langer Weg, so Meise. mil


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Futtereffizienz als neues Zuchtziel

Neben Milchleistung und Tiergesundheit rücken in den Niederlanden bei der Holsteinzucht andere Eigenschaften immer stärker in den Vordergrund. Zum Beispiel eine bessere Futterverwertung.

Von Silvia Kölbel (Text und Fotos)

Welche Fortschritte es derzeit in der Holsteinzucht in den Niederlanden gibt, und wie auch deutsche Betriebe den Zuchtfortschritt nutzen können, schauten sich kürzlich elf Landwirte aus Deutschland an. Sie kamen aus sechs Betrieben der Bundesländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Und sie besuchten an zwei Tagen drei holländische Milchviehbetriebe, die am Zuchtprogramm der Firma CRV mitwirken.

CRV ist eine 1974 in den Niederlanden gegründete Genossenschaft mit Tochterunternehmen auch in Deutschland, Tschechien, Luxemburg, Spanien, Brasilien und Neuseeland. Der Genossenschaft gehören derzeit 23.000 Mitglieder an. Das Unternehmen betreut in 60 Ländern 50.000 Kunden. Den Marktanteil in den neuen Bundesländern gibt die CRV Deutschland GmbH mit Sitz in Wasserburg am Inn mit zehn Prozent an.

Neues Merkmal mit hoher Vererblichkeit

Nach der Bearbeitung der Zuchtmerkmale Milchleistung und Tiergesundheit in den zurückliegenden Jahrzehnten liegt bei CRV in den Niederlanden seit drei Jahren der Fokus auf dem Zuchtmerkmal Futtereffizienz. Auch will man dazu beitragen, den Methanausstoß in der Milchproduktion zu verringern. Derzeit wirken am Zuchtprogramm fünf holländische Referenzbetriebe mit 2.000 Milchkühen der Rasse Holstein-Friesian mit. Geplant ist eine Erweiterung auf zehn Betriebe mit 10.000 datenliefernden Kühen, um die Zuverlässigkeit der Vererbungseigenschaften beim Zuchtmerkmal Futtereffizienz bei Jungbullen von derzeit 47 auf 60 % zu erhöhen.

Zu den Ergebnissen der ersten drei Untersuchungsjahre gehört die Erkenntnis, dass die Futtereffizienz eines Tieres mit 30 % eine hohe Vererbbarkeit aufweist. Daraus ergeben sich für die Landwirtschaftsbetriebe ganz neue Möglichkeiten, ihre Erlöse aus der Milchproduktion zu verbessern, denn Effizienz im Sinne des Zuchtvorhabens bedeutet, aus der gleichen Menge Futter mehr Milch zu produzieren. Die Art der standortabhängigen Futterzusammensetzung spielt dabei keine Rolle.

Effizienz bedingt die Milchleistung

„Eine effiziente Kuh bringt, egal, ob nun maisbetonte oder grasbetonte Silagen gefüttert werden und welche Eiweißquellen zur Verfügung stehen, eine höhere Milchleistung als eine weniger effiziente Kuh“, sagt Pieter van Goor, der Projektentwickler und Projektbetreuer in Holland. Axel Escher, Geschäftsführer von CRV Deutschland, fügt an: „Das heißt, bei jeder Art der Futterzusammenstellung und bei jeder Haltungsform und unabhängig von Niveauunterschieden ändert sich an der genetisch bedingten Effizienz des Tieres nichts.“


Rinderzüchter aus Deutschland besuchten auch den Milchviehbetrieb Mandeveld in Bakkeveen.

Zur Ermittlung der Futtereffizienz stattet CRV die Referenzbetriebe mit einem Datenerfassungssystem aus. Jede Kuh bleibt rund 200 Tage einer Laktation in der Erfassungsgruppe. Dort wird mit dem Wiegeautomaten vor und nach dem Fressen ermittelt, wie viel Futter die Kuh aufgenommen hat. Auffällig ist dabei, dass ein Teil der Kühe nur einige Male am Tag größere Portionen frisst, während andere Tiere mehrere kleine Portionen aufnehmen. „Welche Auswirkungen dieses Verhalten auf die Futtereffizienz hat, können wir im Moment noch nicht sagen“, so Pieter van Goor. Der Einfluss der Häufigkeit der Futteraufnahme auf die Effizienz soll im Rahmen des Projektes genauso analysiert werden wie die Futteraufnahme auf der Weide.

CRV in den Niederlanden ist nach eigenen Angaben die erste Besamungsstation weltweit, der in der Praxis gemessene Futtereffizienzdaten vorliegen. Wie sich die Nutzung der Daten auf die Erlöse in der Milchviehhaltung auswirken, zeigt ein Beispiel aus der Praxis, das Produktmanager Bernhardt Heitzer zusammengestellt hatte.

Trotz gleicher Milchleistung 1/3 mehr Erlös

Da nahmen vier Kühe mit drei Laktationen über drei Jahre zwischen 18.500 und 26.900 kg Trockenmasse auf. Die Erlöse von der Kuh mit der besten Futtereffizienz lag um 34 % höher als die Erlöse der Kuh mit der schlechtesten Futtereffizienz und das bei annähernd gleicher Milchleistung von rund 30.000 kg. Die Niederländer gehen bei ihren Berechnungen von einem Milchpreis von 35 ct/kg aus und bei Futterkosten von 20 ct/kg Trockenmasse.

Als effizienteste Kuh erwies sich zudem das Tier mit dem geringsten Körpergewicht, das bei 618 kg lag, während die schwerste und am wenigsten effiziente Kuh 660 kg wog. Die Experten gehen davon aus, dass sich die Futtereffizienz durch Selektion und Zucht um 10 % steigern lässt. Diese Steigerung würde zu einer Ersparnis von 2 ct/kg Milch führen. „In einem Betrieb, der jährlich 1 Mio. kg Milch erzeugt, bedeutet das eine Einsparung von 20.000 € pro Jahr“, rechnet van Goor vor. Bei dieser Berechnung geht der Fachmann davon aus, dass Milchkühe heute im Durchschnitt 1,45 kg Milch aus 1,0 kg Futtertrockenmasse (TM) produzieren.

Gute Futtereffizienz und hohe Inhaltsstoffe

Die Besucher aus Deutschland hatten sich bereits zu Hause intensiv mit der Futtereffizienz beschäftigt so auch Lutz Müller, Vorstandsmitglied der Dresdner Vorgebirgs Agrar AG aus Bennewitz. „Den Zuchtfortschritt bei diesem Merkmal wollte ich mir einmal hier vor Ort anschauen“, sagt der Sachse. In den Niederlanden beeindrucken auch die hohen Inhaltsstoffe der Milch. 4,3 % Fett und 3,6 % Eiweiß sind die Norm, weil ein Großteil der Milch zu Käse verarbeitet wird. „Die Inhaltsstoffe zu steigern, ist auf jeden Fall ein Anreiz, nur leider wird das bei uns nicht so honoriert“, bedauert Müller.

Um die Zucht schnell voranzubringen, bietet CRV die Genotypisierung von Kälbern ab einem Alter von drei Tagen an. Nach drei Wochen liegt dem Herdenmanager die Genetik seiner Tiere vor. Die frühzeitig zur Verfügung stehenden Zuchtwerte seien genauso zuverlässig wie die Zuchtwerte einer Färse nach der ersten Abkalbung, heißt es. Damit kann ein Milchviehbetrieb schon frühzeitig entscheiden, bei welchen Kälbern sich die Aufzucht für den Betrieb lohnt.

Weil die Niederländer in der Genomanalyse schon weiter sind als die Deutschen, wollte sich Thomas Nöhring, Geschäftsführer und Leiter der Tierproduktion in der Agrarproduktion Frauenprießnitz GmbH und Co. KG in Thüringen, größere Betriebe in Holland anschauen. „Für mich ist es sehr wichtig, schon bei einem Kalb zu wissen, welches Potenzial in einem Tier steckt“, so Nöhring. Das Thema Futtereffizienz spiele im Betrieb eine große Rolle. „Bei nur 30 ct/kg Milch sind 16 ct/kg weg fürs Futter. Futter sparen durch effizientere Kühe ist also ein großer Kostenfaktor“, sagt Nöhring.

Auch die Gönnataler Agrar AG aus Thüringen hat vor einem Jahr begonnen, Jungtiere genetisch analysieren zu lassen. Mario Plänitz, Leiter der Tierproduktion, hofft durch Nutzung des Zuchtfortschrittes in den Niederlanden, die Milchleistung im Betrieb von derzeit 9.000 kg auf 10.000 kg erhöhen zu können. Er sagt: „Die Futtereffizienz und die Lebensleistung muss man gemeinsam betrachten.“

Um die Daten der Kuhherde schnell auswerten zu können, bietet CRV die passenden Softwarelösungen an. Mit wenigen Mausklicks erhält der Betrieb den für die jeweilige Kuh und das Zuchtziel geeigneten Bullen. Embryonentransfer von Hochleistungskühen und gesextes Sperma gehören ebenfalls zu den Angeboten, welche die Milchviehbetriebe zur Verbesserung ihrer Herde nutzen können.

Geringerer Ausstoß von Methan

In den Fokus bei der Zucht rückt auch die Verringerung des Methan- und CO2-Ausstoßes. Bisherige Ergebnisse lassen vermuten, dass effiziente Kühe pro Liter Milch auch weniger klimaschädliche Gase ausstoßen. „Das ist vor allem für die Zukunft ein Thema“, erklärte Pieter van Goor. Ab April dieses Jahres soll bei CRV dazu ein mit 700.000 € finanziertes Projekt starten. Schon jetzt gehen die Fachleute davon aus, dass sich durch eine Erhöhung der Futtereffizienz um 0,1 kg Milch pro kg TM die CO2-Emission um 4 % reduzieren lässt.

Zur Erfassung des Methanausstoßes ist geplant, Futterautomaten im Stall anzubringen, die während der Futteraufnahme den Anteil von Methan in der Atemluft messen. Dieser Aspekt der Untersuchungen ist Harold Wierenga vom Milchhof Klosterfelde bei Berlin besonders wichtig. „In Deutschland wird es in Zukunft sehr wichtig sein, dass wir nachweisen können, wie groß der CO2-Fußabdruck unserer Milchkühe ist. Dazu benötigen wir gesicherte Daten. Dieser Aspekt ist wichtig für die Akzeptanz der Rinderhaltung in der Gesellschaft“, so Wierenga.

Während noch vor zehn Jahren das Hauptaugenmerk in der Zucht auch weltweit auf immer größeren Tieren lag, setzt inzwischen ein Umdenken ein. Eine um 50 kg schwerere Kuh benötigt täglich zusätzlich 1,5 kg mehr Erhaltungsfutter. Schwere Kühe seien deshalb bei CRV kein Zuchtziel mehr. Die Fokussierung der Zucht in den letzten 20 Jahren hin zu gesundheitlichen Aspekten wie Klauen- und Eutergesundheit hätten nachweisbare Ergebnisse gebracht. „Mastitis ist um 20 % und Klauenprobleme sind sogar um 22 % zurückgegangen“, so Pieter van Goor.

Deshalb rät der Projektleiter den Milchviehbetrieben, vor allem die Gesundheitsaspekte der Milchkuhhaltung nicht aus den Augen zu verlieren. Je höher die Lebensleistung der Kühe sei, desto weniger Geld müsse der Betrieb in die Jungviehaufzucht investieren. „Eine Färse mit nur zwei Abkalbungen hat in der Aufzucht mehr Geld gekostet, als sie an Milch gebracht hat“, unterstreicht Joost Klein Herenbrink, der Global Produktmanager Holstein bei CRV.


Getreide: Wenige Krankheiten durch Trockenheit

Die Winterkulturen Getreide und Raps leiden stark unter dem wochenlangen Wassermangel. Doch auch pilzliche Schaderreger geraten unter Druck. Ein Blick auf das aktuelle Krankheitsgeschehen.

Von Erik Pilgermann (Text und Fotos)

Die Vegetation läuft und die Entwicklung der Bestände schreitet zügig voran, würde ich gern schreiben. Stattdessen stagniert die Entwicklung in den Saatreihen. Einige Wochen schon lässt Regen auf sich warten. Und mit jedem weiteren trockenen Tag nimmt die nutzbare Feldkapazität ab.

Krankheiten in Getreide überschaubar

Wenn es dabei etwas positives zu berichten gibt, dann, dass durch die Trockenheit Neuinfektionen mit pilzliche Krankheiten im Getreide weitgehend ausgeblieben sind. In der Wintergerste (BBCH 31–32) sind Zwergrost, je nach Sorte und Standort Netzflecken sowie Rhynchosporium zu finden. In Winterroggen (BBCH 31–32) kann auch Rhynchosporium beobachtet werden. Braunrost, vor Winter noch vielerorts verbreitet, wird aktuell nur noch vereinzelt bonitiert.



Auch die Winterweizenbestände (BBCH 30–32) sind überwiegend gesund. Inwieweit in diesem Frühjahr Halmbruchinfektionen drohen, kann anhand der Bestände nur bedingt abgeschätzt werden. Mithilfe von Prognosemodellen lässt sich die Infektionsgefahr für Krankheiten in Getreide gut abschätzen und die Bekämpfungsentscheidung treffen.

Raps steht in voller Blüte

Die amtlichen Dienste der Länder berichten, dass inzwischen alle Rapsbestände erblüht sind (BBCH 60–61). Behalten Sie Ihre Bestände aber im Auge. In einigen Regionen wurde der Bekämpfungsrichtwert für den gefleckten Kohltriebrüssler in Gelbschalen (>15 Käfer in drei Tagen) beziehungsweise im Bestand (>20 Käfer/25 Pflanzen) bereits erreicht.

Hunger haben Rapsglanzkäfer und gefkleckte Kohltriebrüssler.
Hunger haben Rapsglanzkäfer und gefkleckte Kohltriebrüssler.

Unabhängig von der Art des Käfer sollten das Schädlingsaufkommen möglichst mithilfe einer Linienbonitur ermittelt werden. Dafür sollten an fünf zufällig gewählten Punkten im Bestand jeweils fünf hintereinander stehende Pflanzen im Knospenstadium bonitiert werden.

Nicht zu empfehlen ist die Bonitur einzelner, aus dem Bestand ragender Pflanzen. Nehmen Sie am besten eine leere Gelbschale mit auf die Linie und schütteln Sie den Haupttrieb über der Gelbschale aus. So lässt sich in kurzer Zeit ein exaktes Befallsgeschehen abbilden. Das Auftreten des Rapsglanzkäfers ist auch in diesem Jahr anscheinend zu vernachlässigen. Der Befall liegt in den meisten Regionen deutlich unter dem Bekämpfungsrichtwert (10 Käfer/Pflanze). Ob behandelt wird oder nicht, muss auf jeden Fall schlagspezifisch entschieden werden.


Änderungen der Bienenschutzauflage bei Einsatz von Tankmischungen aus Insektiziden und Fungiziden in der Blütenbehandlung Raps (Auswahl)

Vereinzelt sind auch bereits erste Kohlschotenrüssler zu beobachten, aber eine Bekämpfung ist bislang noch nicht notwendig. Sein Bekämpfungsrichtwert liegt bei einem Käfer pro Pflanze. Der „Folgeschädling“ Kohlschotenmücke trat bisher noch nicht in Erscheinung. Ist aber mit einem erhöhten Auftreten der Mücke zu rechnen, halbiert sich der Bekämpfungsrichtwert für den Rüssler auf einen Käfer pro zwei Pflanzen.

Bei Raps und Getreide Prognosemodelle nutzen

Was die Weißstängeligkeit oder Sklerotinia im Winterraps betrifft, herrscht momentan noch Ruhe. Bisher wurden mangels ausreichender Feuchtigkeit nur ganz vereinzelt gekeimte Apothezien, die Fruchtkörper der Sklerotinia beobachtet. Auch hier können Sie auf Prognosemodelle wie Sklero-Pro zurückgreifen, wenn Sie eine, ökonomisch sinnvolle Bekämpfungsentscheidung treffen wollen.


FAZIT: Die momentane Trockenheit stresst die Bestände, verhindert aber Neuinfektionen mit pilzlichen Schaderregern im Getreide. Der Raps geht in die Vollblüte über und Schotenschädlinge rücken in den Fokus. Beim Einsatz von Insektiziden mit Fungiziden in Tankmischungen achten Sie unbedingt auf mögliche Änderungen der Bienenschutzauflagen. Die Bienenschutzbstimmungen sind strikt einzuhalten.


Die Ruhe vor dem Sturm

Das Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung ist nur noch eine Frage von wenigen Tagen. Was Landwirte dann als erstes zu beachten haben, fasst der folgende Beitrag zusammen.

Von Frank Hartmann

Spätestens bis Ende April wird die verschärfte Bundesdüngeverordnung 2020 (DüV 2020) im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Einen Tag später tritt sie in Kraft. Im März hatte der Bundesrat dem Entwurf der Bundesregierung mit knapper Mehrheit weitgehend unverändert zugestimmt, gleichwohl die Bundesländer der Verordnung viele fachliche Mängel attestierten.

Trotz des hohen Drucks, den die EU-Kommission zur raschen Verabschiedung der scharfen Düngeregeln aufgebaut hatte, gelang es zumindest, dass Teile der neuen Bundesdüngeverordnung erst zum 1. Januar 2021 wirksam werden müssen. Dies betrifft sämtliche neue Regelungen im Zusammenhang mit der Neuausweisung der roten Gebiete und den darin zu verschärfenden Maßnahmen.

Bis Jahresende gilt die Landesverordnung

Somit gelten die Thüringer Landesdüngeverordnung vom 2. Juli 2019 einschließlich der in ihr festgelegten Maßnahmen (verpflichtende Wirtschaftsdünger- und Bodenuntersuchung; verkürzte Einarbeitungszeit) sowie die bekannte Gebietskulisse der roten Gebiete bis zum Jahresende fort. Ab 1. Januar muss dann eine neue Landesdüngeverordnung einschließlich einer neuen Gebietskulisse vorliegen. Noch beraten die Länder, welches Modell zur Neuabgrenzung der roten Gebiete bundesweit Anwendung finden soll. Auch sind noch Details zu klären, etwa für die Befreiung vom verpflichtenden Winterzwischenfruchtanbau vor Sommerungen in „roten Trockengebieten“.

Wie das Agrarministerium in Erfurt auf Anfrage der Bauernzeitung klarstellte, gelten hingegen alle Änderungen bzw. Neuerungen, die nicht explizit nur in den roten Gebieten ihre Gültigkeit entfalten, sofort mit Inkrafttreten der Bundesverordnung.

DüV: Aufzeichnungspflicht innerhalb von zwei Tagen

Unter der Annahme, dass dann die Frühjahrsdüngung in den Betrieben längst abgeschlossen ist, dürfte die erste neue Regelung mit Auswirkung auf die Praxis die Aufzeichnungspflicht der 3. N-Gabe sein. Grundsätzlich besteht die Aufzeichnungspflicht künftig für jede Düngungsmaßnahme. Sie hat innerhalb von zwei Tagen nach der Düngung zu erfolgen.

Relevant in diesem Jahr werden die Vorgaben für die Düngung in Gewässernähe bei einer Hangneigung ab ≥ 5 % auf den ersten 20 m bzw. 30 m bis zur Böschungsoberkante sein. Durch das 2019 novellierte Thüringer Wassergesetz sind die mit der neuen Düngeverordnung geforderten Randstreifen zwar schon Realität. Allerdings gibt es für die drei Gefällebereiche verschiedene Auflagen zur Düngung, die in den angrenzenden Schlag reichen (siehe Tabelle). Völlig unklar ist bislang, ob und welches digitale Kartenmaterial die Hangneigungen ausweist.


aktualisiert am 28. April 2020*

Bereich zur BöschungsoberkanteMittlere HangneigungDüngeverbot Böschungsoberkante
bis…
Auflagen zur Düngung im Bereich
0 m … 20 m≥ 5 %3 m3 m … 20 m1)
0 m … 20 m≥ 10 %5 m5 m … 20 m 1) + 2)
0 m … 30 m≥ 15 %10 m10 m … 30 m 1) + 2) + 3)

1): Im ausgewiesenen Bereich dürfen N- oder P-haltige Düngemittel, Bodenhilfsstoffe, Kultursubstrate und Pflanzenhilfsmittel nur mit folgenden Auflagen aufgebracht werden:

  1. auf unbestellten Ackerflächen vor der Aussaat oder Pflanzung nur bei sofortiger Einarbeitung,
  2. auf bestellten Ackerflächen: a) mit Reihenkultur mit einem Reihenabstand von 45 Zentimetern und mehr nur bei entwickelter Untersaat oder bei sofortiger Einarbeitung, b) ohne Reihenkultur nach Buchstabe a nur bei hinreichender Bestandsentwicklung oder c) nach Anwendung von Mulchsaat- oder Direktsaatverfahren.

2): Begrenzung der Einzelgabenhöhe auf maximal 80 kg N/ha

3): auf unbestellten Ackerflächen oder bei nicht hinreichend entwickelten Pflanzenbestand Ausbringung nur bei sofortiger Einarbeitung auf der gesamten Ackerfläche (!) des Schlages

*Düngeverordnung und Gewässerschutz
Beim Düngen auf Flächen mit einer Hangneigung ≥ 5 %, die an Gewässer grenzen, sieht die neue Düngeverordnung Einschränkungen vor. Damit Landwirte diese Flächen identifizieren können und das TLLLR auch kontrollieren kann, werden derzeit digitale Karten erstellt.

Wie Behördenleiter Peter Ritschel informierte, wird die Agrarverwaltung diese Karten den Landwirten zur Verfügung stellen. Dafür braucht es aber noch Zeit – nicht zuletzt, weil die Daten aus der Wasserwirtschaft, die die Böschungsoberkanten ausweisen, in diese digitalen Karten mit eingebaut werden müssen. Parallel dazu soll den Landwirten ein digitales Erosionskataster zur Verfügung stehen. fh


Ertragsmittel der letzten fünf Jahre

Für die Düngeplanung in diesem Herbst gilt bei der Ermittlung des Stickstoffbedarfs erstmals das tatsächliche Ertragsniveau der angebauten Kulturen im Durchschnitt der letzten fünf Jahre.

Für Grünland, Dauergrünland und mehrjährigen Feldfutterbau (Aussaat bis 15. Mai) sind in der Zeit vom 1. September bis zu 1. November maximal 80 kg Gesamt-N/ha gestattet, die flüssige organische und flüssige organisch-mineralische Düngemittel (einschließlich flüssige Wirtschaftsdünger) liefern.

Erstmals gelten ab Herbst 2020 neue Sperrfristen für Festmist von Huftieren oder Klauentieren sowie für Komposte (1. Dezember bis einschließlich 15. Januar). Gleiches gilt für Phosphordüngemittel. Bei flüssigen Düngemitteln gibt es gegenüber der noch geltenden Düngeverordnung von 2017 keine Änderungen bei den Sperrfristen.

Herbstdüngung ist anzurechnen

Neu geregelt wird in der verschärften Bundesdüngeverordnung, dass die Herbstdüngung zu Winterraps und Wintergerste bei der Düngeplanung im Frühjahr zu berücksichtigen bzw. mit anzurechnen ist. Schon seit dem 1. Februar dieses Jahres gilt, dass Harnstoff (auch in Mischungen) nur mit einem Ureasehemmer ausgebracht werden darf oder innerhalb von vier Stunden einzuarbeiten ist.



Trockenheit: Wartburgkreis bewässert Wald

Um eine aufgeforstete Waldfläche vor Vertrocknung zu schützen, verteilen sechs Freiwillige Feuerwehren aus dem Wartburgkreis täglich 120.000 Liter Wasser.

Seit vergangenem Freitag bewässern Tanklöschfahrzeuge des Feuerwehrtechnischen Zentrums des Landratsamtes Aufforstungsgebiete in drei Forstrevieren des Wartburgkreises. Mit zwei Tanklöschfahrzeugen und einem Wechsellader brachten Mitarbeiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz gemeinsam mit mehreren Freiwilligen Feuerwehren aus dem Landkreis täglich rund 120.000 Liter Wasser auf Waldflächen.

Nach Dürre und Borkenkäferfraß wurde das Gebiet gefällt und nun, teils mit wertvollen Edelgehölzen, neu bepflanzt.

Trockenheit zwang Forst zum Hilferuf

Kreisbrandinspektor Frank Uehling, ist froh, dass der Landkreis diese Aktion nach einem Hilfeersuchen des Forsts gestemmt hat: „Das war ganz dringend notwenig, es wäre schlimm, wenn die neugepflanzten Bäumchen angesichts der starken Trockenheit eingehen würden.“

Das Wasser für die Aktion war aus der Kiesgrube Immelborn sowie aus der Werra entnommen worden. Bewässert wurden vor allem Hanglagen im Forstgebiet Windsberg oberhalb des Kissels bei Schweina, im Revier Grundhof unterhalb des Kissels und im Revier Krayenberg zwischen Oberrohn, Unterrohn und Tiefenort.

Finanzierung durch Wartburgkreis und Thüringen Forst

Das Landratsamt Wartburgkreis koordiniert und finanziert die Bewässerungsaktion (ausgenommen die Kraftstoffkosten, diese übernimmt Thüringen Forst). Beteiligt waren die Freiwilligen Feuerwehren Immelborn, Vacha, Dietlas, Etterwinden, Gumpelstadt und Marksuhl. red


Aktion: LandWIRt mit Verantwortung

Mit der Aktion „LandWIRt mit Verantwortung“ will das Pflanzenschutzunternehmen Adama Engagement in der Landwirtschaft würdigen.

Adama Deutschland hat unter dem Motto „LandWIRt mit Verantwortung“ eine Aktion gestartet, mit der landwirtschaftliches Engagement gewürdigt wird. Auf der Website von Adama Deutschland können Landwirte einen Aufkleber bestellen und im Zusammenhang mit einem Tätigkeitsbereich, in dem sie Verantwortung übernehmen, ein Foto machen.

Gekennzeichnet mit dem Hashtag #landwirtmitVerantwortung können diese Fotos in den sozialen Netzwerken Facebook oder Instagram gepostet werden. So wird ein Beitrag zur aktiven Unterstützung dieser Initiative geleistet.


Mehr Informationen und eine Bestellmöglichkeit des Aufklebers gibt es auf der Adama-Website.


Ausgezeichnete Wetterfrau

Seit 40 Jahren beobachtet Hedda Oldenburg aus Diedrichshagen bei Schwerin das Wetter. Dafür wurde die 77-Jährige geehrt. Wir haben (vor der Coronakrise) die engagierte und ehrenamtliche Wetterfrau in ihrem Heimatdorf besucht.

Von Birgitt Hamm

Als ich mich mit ihr verabreden will, klärt mich Hedda Oldenburg sofort auf: „Ich habe aber nur die Verdienstmedaille des Verdienstordens der BRD bekommen.“ Als ob diese Ehrung weniger wert sei als der Bundesverdienstorden, den die Schweriner Staatskanzlei ihr zugeschrieben hatte. Und die Geehrte deshalb weniger interessant sei.

Diese Bescheidenheit ist typisch für die 77-Jährige, die seit 40 Jahren jeden Tag früh aufsteht, um vor allen anderen Aufgaben nach dem Wetter zu sehen und es zu dokumentieren. Jeden Morgen um 6.50 Uhr, in der Sommerzeit um 7.50 Uhr. Egal, ob es hell oder dunkel ist, warm oder kalt, ob es regnet, stürmt oder schneit. Selbst die Coronakrise hält sie nicht ab von ihren morgendlichen Gängen zur Messstation. „Warum auch“, schmunzelt sie, „dabei bin ich noch nie jemandem begegnet.“ Sie geht in ihren Garten hinterm

Wetterfrau Hedda Oldenburg an der Messstation. (c) Birgitt Hamm

Haus, misst den Niederschlag und meldet ihn bis spätestens 8.15 bzw. 9.15 Uhr an die Regionale Messnetzgruppe des Deutschen Wetterdienstes in Potsdam. Hedda Oldenburg gehört dort zu den 267 ehrenamtlichen Wetterbeobachtern, die wie ihre inzwischen automatisierten Kollegen den Meteorologen täglich zuarbeiten. Trotz Haus und Hof, Familie und Arbeit als landwirtschaftliche Buchhalterin war das für sie Alltag, über den es wenig zu berichten gibt. Bis sie vor einigen Wochen dafür geehrt wurde.

Als sie diese Aufgabe 1979 von ihrer Nachbarin im Dorf Diedrichshagen, Landkreis Nordwestmecklenburg, übernommen hatte, war sie sogar noch vielfältiger. Nicht nur die Niederschläge wie Regen, Hagel, Graupel, Schnee wurden gemessen, sie notierte auch Ereignisse wie Gewitter, Nebel und Sturm – wobei letzterer nach Gefühl eingestuft wurde. Ihre Ergebnisse trug sie in Tabellen ein und schickte alles zum Wetteramt in Warnemünde. „Der Wind wird heute von automatischen Wetterstationen gemessen“, sagt Hedda Oldenburg. „Ich bin eine konventionelle Wetterbeobachterin.“ Dabei haben sich ihre Gerätschaften in den vergangenen 40 Jahren nicht geändert. „Ich benutze noch immer den gleichen Blechpott“, schmunzelt sie. „Er ist nur etwas schöner. Die tägliche Meldung nach Potsdam schicke ich aber per App mit meinem Tablet.“

Wetterfrau Hedda Oldenburg mit Verdienstmedaille, die ihr Till Backhaus, Landwirtschaftsminister in Mecklenburg-Vorpommern, überreicht hat. (c) Birgitt Hamm

Der erste Interessent an ihren Ergebnissen war schon immer Ehemann Hans, von Beruf Landwirt, der viele Jahre die Feldwirtschaft in der Agrargenossenschaft geleitet hat. „Für uns ist das Wetter wichtig“, bestätigt er. Sohn Jens ist in Vaters Fußstapfen getreten und leitet heute die Agrarprodukt e. G. Rüting. Hedda Oldenburg: „Auch er fragt mich, was ich gemessen habe und vergleicht es mit dem Ergebnis eines Kollegen, der zwei Kilometer entfernt wohnt. Interessant, dass der manchmal ganz andere Niederschläge misst als ich.“ Die vieldiskutierten Klimaveränderungen sind für die Wetterbeobachterin kein gefühltes Wissen, sondern Fakten, von ihr gemessen. „Ich dokumentiere sehr trockene Jahre, extrem nasse Sommer oder warme Winter ohne Schnee, wie wir ihn gerade erlebt haben. Diese Extreme nehmen zu.“ Was sie nicht könne, ist das Wetter vorherzusagen, bekennt sie.

Aber etwas ist ihr doch aufgefallen: „Wenn bei Neumond das Wetter umschlägt, bleibt es vier Wochen so.“ Fachleute seien davon nicht so überzeugt, räumt sie ein, aber sie habe es in den vergangenen 40 Jahren genauso beobachtet. Die Mecklenburgerin ist in Diedrichshagen groß geworden, hat hier ihren Hans kennengelernt und geheiratet, die beiden Kinder großgezogen. „Wir haben es gut, schlachten jedes Jahr ein Schwein oder ein Rind, haben ein Pferd und sind gut im Dorfgeschehen eingebunden.“ Das 120-Seelen-Dorf in der Nähe von Grevesmühlen, das zur Gemeinde Rüting gehört, bietet mehr als Idylle pur – viel Landschaft, Licht und Luft, alte Bauerngehöfte rund um die große Kirche, die dem Ort einst besondere Bedeutung gesichert hat. Und die auch jetzt noch für die Gemeinschaft wichtig ist, auch wenn das soziale Leben gerade sehr eingeschränkt ist. Oldenburgs sind beide im Traditionsverein Kirchspiel Diedrichshagen aktiv.

Hans Oldenburg
bietet Kutschfahrten an. (c) Birgitt Hamm  

Sie hoffen, dass die traditionelle Festwoche Anfang September, die ohne sie nicht denkbar ist, trotz der Viruspandemie stattfinden wird. Dafür schmiert Hedda Oldenburg ihre beliebten Schmalzbrote und Ehemann Hans lädt zu Kutschfahrten ein. Normalerweise würden sie jetzt auch auf der Bühne stehen und für das Stück „Klimbim“ proben. „Wir gehören zur Laienspielgruppe von Diedrichshagen, machen seit 15 Jahren Theater“, erzählen sie. „In plattdütsch natürlich.“ Wobei Hedda lieber als Souffleuse agiert, als selbst auf der Bühne steht. Das bleibt nun für unbestimmte Zeit auf der Strecke.

Aber zu tun hat die Wetterfrau trotzdem genug: „Es ist Frühling und wir sind im Garten zugange, haben die Kartoffeln gepflanzt, alles auf Vordermann gebracht. Alle Fenster sind geputzt.

Mit der Diedrichshagener Laienspielgruppe steht das Ehepaar Oldenburg seit 15 Jahren auch auf der Bühne. (c) Birgitt Hamm

Einmal in der Woche fahre ich zum Einkauf nach Grevesmühlen.“ Und die Seniorin hat endlich etwas mehr Zeit zum Lesen, Socken stricken und Musik hören. An das Nähen von Behelfsmasken hat sie auch schon gedacht, doch da macht ihre defekte Nähmaschine einen Strich durch die Rechnung. „Die würde ich auch nur beim Einkaufen brauchen, hier habe ich nicht so viele Nachbarn. Ansonsten“, sagt sie gelassen, „bleibt uns doch nur abzuwarten und zu hoffen.“

Das Wetter zu beobachten und die Niederschläge zu dokumentieren ist für Hedda Oldenburg zwar inzwischen Routine, aber das frühe Aufstehen kostet die nun schon 77-Jährige gerade in der dunklen Jahreszeit doch etwas mehr Überwindung. „Ob ich noch weitere zehn Jahre mitmache, glaube ich nicht“, bekennt sie. Doch deshalb muss Diedrichshagen nicht zwingend von der Wetterbeobachtungskarte gestrichen werden. Denn schon jetzt vertritt die Schwiegertochter die Wetterfrau, wenn diese doch mal für ein paar Tage in den Urlaub fährt. Vielleicht der Beginn einer neuen 40-jährige Karriere?


Auch Helga Völz aus Rehberg im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte wurde für ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Wetterbeobachterin mit der Verdienstmedaille geehrt.


Grünland: den pH-Wert im Blick

Grünland braucht im Frühjahr Pflege. Unterschätzt wird dabei aber oft ausreichende Versorgung mit Kalk. Zu niedrige pH-Werte im Erdgeschoss können jedoch weitreichende Folgen haben.

Von Erik Pilgermann (Fotos und Video: Sabine Rübensaat)

Auf der anderen Seite des Zauns erscheint das Gras meist grüner als auf der eigenen. Doch es lohnt, genauer vor seine Füße zu blicken. Von Nahem betrachtet, lassen sich nämlich auf sehr vielen Flächen Heterogenitäten an den Grasbeständen erkennen. Viele Flächen sind leistungsfähig, aber es gibt vielerorts auch Zonen, in denen die Bestände nicht nur die nötigen Erträge vermissen lassen, sondern oft auch ganz verschwunden sind.

Bestände brauchen Pflege

Zur Grundfutterproduktion eignen sich natürliche Grünlandbestände, zumal meist grundwassernah, besonders gut. Das heißt aber, dass man sich um diese natürlichen Bestände natürlich auch kümmern muss. Das kam in vielen Fällen in den vergangenen Jahren aber zu kurz. Manchmal hatte das ökologische und manchmal eben auch ökonomische Gründe.

Warum ein Grasbestand so abbauen kann und wertvolle Futtergräser nicht mehr wachsen, hat also verschiedene Gründe, und diese können hausgemacht sein. Die Auswirkungen sind in jedem Falle weitreichend.



Arjen van Dam, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Kerkau mbH, hat diese Auswirkungen auf Menge und Qualität seines Grundfutterertrags erkannt und geht die Rekultivierung der Flächen jetzt im großen Umfang an. Für ihn als Milchviehhalter ist hochwertiges Futter existenziell. „Wir haben die Milchviehanlage vor zehn Jahren übernommen und seitdem immer wieder auf unseren Grünlandflächen nachgesät. Die Nachsaat ist aber immer schlecht in die Gänge gekommen“, so der 30-Jährige.

Sein Betrieb liegt in Kerkau in der Nähe von Arendsee in der Altmark (Sachsen-Anhalt). Das Grünland befindet sich ausschließlich auf natürlichen Niedermoorstandorten mit anmoorigen bis moorigen Böden. Die Wasserversorgung ist hier also in der Mehrzahl der Jahre abgesichert. Arjen van Dam ergänzt: „Sicherlich waren die letzten zwei Jahre auch bei uns viel zu trocken. Aber 2017 zum Beispiel war viel zu nass.“ Ob nass oder trocken, die Kühe wollen fressen und deshalb braucht Landwirt van Dam leistungsfähige Bestände. Die Trockenheit in den letzten zwei Jahren hat zu starken Grundfutterproblemen geführt, aber sie ist nicht die alleinige Ursache dafür.


Den Artikel in voller Länge lesen Sie in der Bauernzeitung Ausgabe 16/2020 – im Heft oder sofort als ePaper.


Auch 2020 massive Waldschäden

Ähnlich wie in den Vorjahren sind Sachsens und Thüringens Wälder stark beschädigt. Der Borkenkäferbefall ist dramatisch, das Schadholz-Aufkommen hoch. Doch die Nachfrage sinkt.

Sowohl in Sachsen als auch in Thüringen stellen sich die Forstbehörden und Waldbesitzer erneut auf massive Waldschäden ein. „Wir sehen einem weiteren Jahr mit dramatischem Borkenkäferbefall und katastrophalen Schäden entgegen“, erklärte Sachsens Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) die Waldschäden in Sachsen. Laut Utz Hempfling, Geschäftsführer des Staatsbetriebes Sachsenforst, seien „derzeit mehr Borkenkäfer in den sächsischen Wäldern als wahrscheinlich jemals zuvor in der forstlichen Geschichte“ zu verzeichnen.

Borkenkäfer vermehrt sich auch in Thüringen stark

2020 droht zum dritten Mal eine Invasion des Borkenkäfers. (c) Karsten Bär

Auch beim Staatsbetrieb Thüringen Forst hieß es, dass die trockene und warme Witterung erneut gute Bedingungen für eine Massenvermehrung des Borkenkäfers bereithalten würde. Ähnlich wie im Vorjahr erhöhe der einsetzende frühe Schwarmflug die Gefahr, dass wieder drei Käfergenerationen heranwachsen. Das würde noch höhere Waldschäden verursachen.

In Sachsen haben Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer in den vergangenen zwei Jahren rund 7 Mio. m³ Schadholz hinterlassen. In Thüringen summierte sich der Schadholzeinschlag 2018 und 2019 auf fast 4,3 Mio. m³. Allein 2019 entfielen von den 3,7 Mio. m³ Gesamteinschlag 71 % auf Schadholz.


Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (D = Durchschnitt)

Thüringens Waldbesitzer fordern Liquiditätshilfen

Alarm schlägt unterdessen Thüringens Waldbesitzerverband und fordert schnelle Liquiditätshilfen für die Betriebe. Eine Erhöhung aktueller Fördersätze oder die Schaffung neuer Projektfinanzierungen bringe keinen Erfolg mehr. In einem Schreiben an Thüringens Agrarminister Benjamin-Immanuel Hoff erklärte Verbandspräsident Jörg Göring, dass sämtliche Reserven des Sektors aufgebraucht, Mitarbeiter und Betriebe erschöpft seien: „Nach den Schäden durch klimawandelbedingte Extremwettereignisse trifft uns mit Corona nunmehr ein dritter Großschaden, von außerhalb unseres Sektors.“ 

Holznachfrage kommt zum Erliegen

Während der Holzexport nach Fernost bereits eingebrochen war, komme nunmehr „auch die heimische Holznachfrage in einem ohnehin übersättigten Marktumfeld zum Erliegen“, so Göring. Die von Absatzschwierigkeiten getroffene Sägeindustrie habe infolge der Corona-Krise die Kapazitäten weiter gedrosselt bzw. ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.

In der privaten und kommunalen Forstwirtschaft bleibe die notwendige Wiederaufforstung aufgrund der Liquiditätskrise stecken. „Der Verband der Forstbaumschulen hat in einem dramatischen Notruf bereits darauf hingewiesen: Aktuell werden Jungpflanzenbestellungen LKW-Weise storniert. Wenn ausgeschulte Pflanzen nicht in die Erde gebracht werden können, müssen sie vernichtet werden.“ 

Vorschlag: Hilfsprogramm nach Tschechischem Modell

Der Thüringer Waldbesitzerverband schlägt vor, sich am von der EU notifizierten Hilfsprogramm für den Privatwald in der Tschechischen Republik zu orientieren. „Dort erfolgt für geschädigte Bestände, die aus Waldschutzgründen geräumt werden müssen, eine Ersatzleistung. Hierfür hat die tschechische Regierung im Schnitt 600 Euro pro Hektar Privatwald zur Verfügung gestellt.“

Daneben fordert der Verband, privaten Forstbetrieben die Möglichkeit zu geben wird, Exportholz, für das aktuell kein Absatz besteht, in staatliche Lager abgeben zu können. fh


Die fleißigen Schneiderlein der Gesichtsmasken

In diesen Tagen werden Gesichtsmasken dringend gebraucht. Und auch die Landfrauen sind landauf landab fleißig am Nähen – doch nicht nur sie.

Von Bärbel Arlt und Heike Mildner

Eine unglaubliche Welle der Nachbarschaftshilfe schwappt derzeit bis ins kleinste Dorf. Die einen gehen für Menschen, die zur Risikogruppe gehören, einkaufen, andere nähen Gesichtsmasken, weil diese überall dringend gebraucht werden – ob in Krankenhäusern, Pflegheimen, in der Familie oder in der Nachbarschaft. Wir haben uns bei den Landfrauen umgehört und ergreifende Geschichten erfahren.

Sächsische Landfrauen fackelten nicht lang

So hat uns Raina Mratzek aus dem sächsischen Börnichen erzählt, dass die 18 Landfrauen des Ortsvereins, die sich ansonsten gern beim Sticken, Klöppeln und anderen Handarbeiten und Themen treffen, nicht lange gefackelt haben, als eine Physiotherapie nach Masken anfragte. „Wir sind alle keine gelernten Schneiderinnen, aber haben alle ein großes Herz und einen großen Gemeinschaftssinn. Und wo wir helfen können, helfen wir“, sagt die 71-Jährige.

Ihre Mitstreiterin Barbara Wahl hat sogar die Nähmaschine, die 30 Jahre auf dem Boden stand, wieder zum Leben erweckt. „Ich kann nicht rumsitzen, muss immer was tun und bring mich gern mit ein, um zu helfen“, sagt die 66-jährige pensionierte Grundschullehrerin. Und aktiviert haben die Börnichener Landfrauen mit ihrem Engagement auch den Oederaner Bürgermeister und rührige Händler, die die Landfrauen mit Materialien wie Stoff, Gummiband und Zwirn unterstützen und zum Teil auch die Verteilung organisieren. „Trotz Distanz funktioniert das Netzwerk super. Jedes Vereinsmitglied bringt sich seinen Möglichkeiten entsprechend ein“, so die sächsischen Landfrauen.

Auch in Sachsen-Anhalt rattern die Maschinen

Auch in Sachsen-Anhalt sind die Landfrauen fleißig mit dabei „und nähen bis die Maschinen glühen“, sagt Landesvorsitzende Sibylle Klug, die von der Dynamik, die sich entwickelt hat, begeistert ist. Doch bei aller Ernsthaftigkeit sollte man auch den Spaß nicht ganz verlieren und positiv denken. In ihrem Milchviehbetrieb, so die Landwirtin, laufe alles normal. Die Tiere werden gefüttert, gemolken, das Milchauto kommt und der Tierarzt auch. Nur regnen müsste es mal.

Potsdam-Mittelmarker Landfrauen nähen Gesichtsmasken fürs Klinikum

Mit an Bord sind auch die Landfrauen vom Kreisverband Potsdam-Mittelmark. Da wird emsig Stoff gewaschen, genäht, gebügelt – für die Familie, die Dorfbewohner, aber auch für soziale Einrichtungen und zum Beispiel fürs Potsdamer Bergmann-Klinikum. Geschäftsführerin Kornelia Hurttig spricht dabei von „kleinen bescheidenen Helden“, die um das, was sie tun, kein großes Aufheben machen wollen. Und sie betont, dass es nicht nur wichtig ist, Hilfe zu geben, sondern auch, Hilfe anzunehmen.

In Thüringen macht Not ebenfalls erfinderisch

Auch in Thüringen wollen die Landfrauen die Nähmaschinen rattern lassen, denn die Nachfrage in den Kommunen, bei ländlichen Vereinen ist groß und die Landfrauen helfen da gern mit. Und neben dem Engagement sollte es auch an Materialien nicht mangeln. „Ich denke, dass viele unserer Mitglieder noch Baumwollbettwäsche haben, die man verwenden und bei 90 Grad waschen kann“, so Landesgeschäftsführerin Christine Schwarzbach. Denn viele der Thüringer Landfrauen sind im Seniorenalter und kennen „Mangelwirtschaft“. „Da werden Dinge nicht so schnell weggeworfen.“ Und Not macht ja bekanntlich erfinderisch.

Gesichtsmasken aus dem Brandenburger Havelland

Keine Schule, das Spielen mit den Freundinnen ist auch nicht erlaubt. Und so hört Antje Schulze vom Landfrauenverband Havelland in diesen Tagen sehr oft von ihrer Tochter Johanna: „Corona ist doof.“ Doch die Achtjährige sucht sich neue Herausforderungen. Und ihre Leidenschaft fürs Nähen kommt ihr da gerade recht. Denn jetzt werden für die Familie Masken genäht. Antje Schulze hofft wie ihre Tochter, dass die Coronazeit bald vorbei ist. „Dann werden wir Landfrauen vor neuen Herausforderungen stehen und uns sicherlich auch gegenseitig wieder aufbauen müssen.“

Studentinnen nähen gegen die „Corona-Langeweile“

Auch die Universitäten haben geschlossen und so sind Victoria Thron (22), BWL- Studentin in Wismar, und ihre Schwester Henriette Thron (19), Studentin der Ernährungswissenschaften in Jena, derzeit zu Hause in Hohenleipisch im Elbe-Elster-Kreis. Um etwas gegen die, wie sie selbst sagen, „Corona-Langeweile“ zu tun, haben sie sich entschlossen, Gesichtsmasken zu nähen, um mitzuhelfen, berichtet uns Veit Rösler aus Hohenleipisch.  Und so nähen und geben die Studentinnen derzeit zwischen 40 und 50 Stück pro Tag ab.

Nähmaschinen reaktiviert und ein neues Hilfsprodukt im Visier

In Bützow (Mecklenburg-Vorpommern) wurden die Nähmaschinen aus ABM-Zeiten reaktiviert. In der Miniaturstadt, einem touristischen Anziehungspunkt der Kleinstadt, 40 km südlich von Rostock, nähen seit Montag (30. März) fünf Frauen rund 80 bis 90 Masken am Tag. Birgit Czarschka (F. r.) , Chefin der Miniaturstadt sowie der regionalen Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft und ehrenamtliche Bürgermeisterin von Bernitt, erzählt, wie schnell man hier von der Idee ins Handeln kam: „Den Impuls gab eine Telefonkonferenz des Städte- und Gemeindetages am Donnerstag (26. März). Am Freitag haben wir anhand von Internetanleitungen unseren Prototyp entwickelt, und seit Montag ein Artikel in der Bützower Zeitung stand, bringen die Bützower Stoffe und Gummilitze vorbei und nehmen sich ein, zwei Masken dafür mit.“

Drei Frauen nähen (Foto Petra Kuhrt l.), zwei arbeiten zu: reißen den Stoff (das geht besser als mit der Schere), bügeln, heften mit Stecknadeln vor. Volkssolidarität und Pflegedienste, die teils auch über die Dörfer fahren und dringend Masken brauchen, sind dankbare Abnehmer. Verkauft werden die Masken nicht, Spenden für die Miniaturstadt sind aber willkommen. Schließlich darf auch sie nicht öffnen, Einnahmen durch Eintritt fallen aus. Inzwischen seien zwei Frauen in Heimarbeit in die Produktion eingestiegen. Auf Anregung einer Ärztin sei bereits ein neues Produkt in Entwicklung: Visiere aus 125-Gramm-Laminierfolie. mil


Das alles sind nur einige Beispiele, die stellvertretend für viele fleißige Helfer und Helferinnen stehen und denen auch wir als Bauernzeitung für ihr Engagement danken. Denn genäht und verteilt werden die Masken kostenlos, wobei eine kleine Spende für die Vereinsarbeit gern gesehen ist. Haben auch Sie engagierte Mitstreiter in Ihrem Dorf – dann mailen Sie uns: bauernzeitung@bauernverlag.de


Zurück in einen neuen Alltag?

Corona beeinflusst weiter unser Leben. Doch mit ersten Lockerungen der nächsten Wochen, blicken wir auf die Zeit „danach“. Könnte sie für die Landwirtschaft anders werden?

Es kommentiert Ralf Stephan

So fest im Griff hat uns die Coronakrise, dass die ganz normale Rückkehr in den früheren Alltag fast nicht mehr vorstellbar erscheint. Immer wieder hört man Diskussionen, die Gesellschaft möge nun end­lich in sich gehen und den Neustart nach dem Ende der Krise in dieser oder jener Hinsicht für einen ech­ten Neuanfang nutzen. Realis­mus ist dabei mal mehr, mal we­niger im Spiel.

Zwischen zwei Polen pendeln dabei die Argumente. Die Opti­misten unter den Historikern er­innern daran, dass nach dem ersten verheerenden Zug der „Schwarzen Pest“ durch Europa das düstere Mittelalter sein Ende fand und mit der anschließenden Renaissance die Wissenschaft wie auch die Künste zum Erblü­hen kamen. Andere Historiker verweisen darauf, dass die Menschheit noch nie eine Katas­trophe, schon gar nicht eine Krise zum Anlass nahm, ihr Han­deln tatsächlich dauerhaft und gründlich zu ändern.

Forderungen nach Veränderung

Chefredakteur Ralf Stephan, Bauernzeitung
Ralf Stephan, Chefredakteur der Bauernzeitung

Den Versuch aber ist es wert, die Landwirtschaft wieder zum Blühen zu bringen. Das sagt sich auch der Deutsche Bauernverband. Kurz vor Ostern forderte er, die aktuellen Projekte der EU­-Agrarpolitik zu überdenken. Eine Lehre aus der jetzigen Situation ist für ihn eine starke europäi­sche Landwirtschaft, die knapp 450 Millionen EU­-Bürgerinnen und EU­-Bürger auch unter den Bedin­gungen einer weltweiten Krise zuverlässig mit Nah­rung versorgen kann.

Den „Grünen Deal“, den Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu ihrem Programm machte, sehen viele in der Landwirt­schaft kritisch. Nach diversen Erfahrungen der letz­ten Jahrzehnte gibt es gute Gründe, noch einmal genauer nachzufragen, ob Versorgungssicherheit darin eine ausreichend große Rolle spielt.

Die Kehrseite der schwedischen Medaille

Der Blick nach Schweden zeigt, wie nötig dies ist. Dort war man lange stolz darauf, eine der striktesten Tierschutzgesetzgebungen der EU zu haben. Noch im Januar legte das Zentralamt für Landwirtschaft in einem deutschsprachigen Infoblatt penibel dar, war­ um die schwedische Tierhaltung besser sei. Auf die Kehrseite hoher Auflagen verweist jetzt Schwedens Bauernverband aus aktuellem Anlass: Nahezu die Hälfte ihrer Lebensmittel importieren die Skandina­vier inzwischen. Das kann kein Argument gegen mehr Umwelt­ oder Tierschutz sein. Es zeigt aber klar, dass der schwedische Weg längst nicht so segensreich ist, wie er oft darge­stellt wird.

Borchert-Kommission und Ackerbaustrategie 2035

Pläne für die Zukunft der Land­wirtschaft in Deutschland liegen übrigens auf dem Tisch. Sie könnten längst diskutiert wer­den. Dazu muss man nicht das Ende der Coronakrise abwarten. Das anspruchsvollste Projekt ist zweifellos der Umbau der Nutz­tierhaltung. Den Plan dafür legte die Borchert­-Kommission schon Anfang des Jahres vor. Enthalten ist darin ein Kniff, wie ein Ab­sturz à la Schweden verhindert und die Tierhaltung im Land ge­halten werden kann. Seit das Kompetenznetzwerk seinen Vorschlag der Bundesministerin übergeben hat, passierte – nichts. Auch von der ei­genen „Ackerbaustrategie 2035“ ist seit der medien­wirksamen Präsentation kein Wort mehr aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium zu hören.

Überraschende Studie aus dem Umweltbundesamt

Plötzlich zurück in den Kreis ernstzunehmender Diskussionsteilnehmer meldet sich das Umweltbun­desamt. Seine äußerst bemerkenswerte Studie deckt Schwächen des Ökolandbaus wie des konven­tionellen Ackerbaus gleichermaßen auf. Die Lösungsansätze könnten der Debatte um den wissenschaftlich­technischen Fortschritt einen neu­en Schub versetzen. Zu befürchten ist aber, dass ihr dasselbe Schicksal blüht wie anderen Strategien und Konzepten: Sie landen in der Schublade. Da aber gehören Zukunftsdiskussionen nicht hin.


Ackerfutter in MV wächst durchschnittlich

Die Bedingungen auf dem Grünland sorgten in diesem Frühjahr in Mecklenburg-Vorpommern für einen ungewöhnlich zeitigen Vegetationsbeginn. Fehlende Niederschläge könnten aber die Erträge beeinträchtigen. Der erste Teil der Serie „Futter aktuell“.

Von Marion Dunker* und Dr. Heidi Jänicke*

Der Februar 2020 war in Mecklenburg-Vorpommern regenreich und im Vergleich zum langjährigen Mittel viel zu mild. Diese Bedingungen beschleunigten den ungewöhnlich frühen Vegetationsbeginn und ließen eine frühe Schnittreife der Futteraufwüchse erwarten. Kühleren Tagen im März folgten bisher im April Tage mit viel Sonnenschein, Nächte mit Frostgraden und austrocknenden Winden. Ausbleibende Niederschläge führten zu mangelnder Bodenfeuchte, die sich je nach Standort zunehmend negativ auf den Pflanzenwuchs auswirken könnte.

Beprobung des Ackerfutters in M-V

Am 14. April wurde mit der Beprobung des Ackerfutters begonnen (Tabelle), um die Reifeentwicklung zeitnah zu begleiten. Die Probenahmen auf 18 repräsentativen Flächen in Mecklenburg-Vorpommern ermöglichen Hinweise auf den möglichst optimalen Schnittzeitpunkt. Das Ziel sind hierbei energiereiche und hochwertige Grassilagen.



Der früh einsetzende Massezuwachs lässt an einigen Standorten etwas höhere Trockenmasse(TM)-Erträge erwarten. Im Mittel sind die Aufwüchse des Ackerfutters in MV im Vergleich zu früheren Jahren als durchschnittlich einzuschätzen. Für eine beprobte Futterroggenfläche (Fläche 1) steht mit 56,9 dt TM/ha ein mehr als doppelt so hoher Ertrag als bei Ackergras für Mitte April diesen Jahres gegenüber.

Futterroggen in Mecklenburg-Vorpommern

Auch zeigt der Futterroggen weitere Unterschiede in den qualitativen Parametern. Mit 268 g/kg Rohfaser bzw. 293 g/kg ADFom ist er deutlich faserreicher als das Ackergras auf den vier anderen Probeflächen mit entsprechend  geringerer Verdaulichkeit (54,7 ml/200 mg TM) und mit 6,4 MJ NEL/kg TM erheblich energieärmer. Der Rohproteingehalt liegt mit 153 g/kg TM im gewünschten Bereich, ebenso Rohasche mit 81 g/kg TM und Rohfett mit 32 g/kg TM, bei einem Zuckergehalt von 147 g/kg TM.


Die Probefläche auf diesem Ackergrasschlag in Zarnekow bei Demmin befindet sich repräsentativ mitten im Bestand. Foto: Wieland Niecke

Mehr aus der Serie „Futter aktuell“

1. Reifeschätzung für den ersten Grünlandschnitt 2021


Ackergras von Wasserverfügbarkeit abhängig

Das Ackergras ist mit seinen niedrigen bzw. moderaten Fasergehalten in der weiteren Entwicklung besonders von der Wasserverfügbarkeit abhängig. Die Rohfettwerte mit über 40 g/kg TM und  sehr hohe Zuckergehalte repräsentieren  die noch jungen Aufwüchse. Das gilt ebenso für die Verdaulichkeit, hier mit dem Parameter Gasbildung (im HFT), der natürlich noch sehr hoch ausfällt. Die sehr hohen Energiegehalte von durchschnittlich 7,8 MJ NEL/ kg TM resultieren aus den niedrigen Fasergehalten und den hohen Verdaulichkeits- und Rohfettwerten. 


*Marion Dunker, LUFA Rostock der LMS Agrarberatung,
*Dr. Heidi Jänicke, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern