Titanen der Rennbahn: Abschied erst 2021

Mit der 19. Auflage der „Titanen der Rennbahn“ sollte im Juni der Abschied des Kaltblut-Events stattfinden. Durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie wird das Rennen aber verschoben.

Auch für die Veranstalter der jährlichen Pferdesport-Veranstaltung „Titanen der Rennbahn“ im brandenburgischen Brück haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie Fragen aufgeworfen. Der Brücker Kaltblut Zucht- und Sportverein e. V. hatte bis zur Bekanntgabe der aktuell geltenden Richtlinien gehofft, am letzten Juni-Wochenende mit der 19. Auflage das letzte Titanenrennen veranstalten zu können.

Keine Großveranstaltungen bis Ende August

Wie Thomas Haselhoff, der Vorstandsvorsitzende des Vereins, mitteilt „müssen jedoch auch wir hinnehmen, dass dem nicht so ist und bis mindestens Ende August jegliche Veranstaltungen dieser Größenordnung in Deutschland gesetzlich untersagt sind.“

Haselhoff fügt hinzu: „Ungeachtet dieser bedauerlichen Erkenntnis vertreten wir als Familie und Unternehmen allerdings den Standpunkt, dass Sicherheit und Gesundheit unserer Gesellschaft Priorität haben und es auch in unserer Verantwortung und unserem Interesse liegt, dies gewährleistend zu unterstützen.“

Letztes „Titanen der Rennbahn“ findet 2021 statt

Die Planung und der Ticketverkauf für das Kaltblut-Event 2020 hatten bereits vor der Corona-Krise begonnen. Viele Besucher haben schon Tickets erworben. Das „Titanen der Rennbahn“ generell stattfinden werde, sei aber sicher gewesen und werde laut Verein auch sicher bleiben.

Während einer Online-Mitgliederversammlung des Kaltblut Zucht- und Sportvereins Brück wurde in den vergangenen Tagen ein Beschluss gefasst: „Wir setzen aufgrund der derzeitigen Situation in diesem Jahr aus und verschieben das 19. Titanen-Event auf den Juni 2021.“

Um die verbindlichen gesetzlichen Vorgaben der Bundesregierung die des Landes Brandenburg einzuhalten, verschiebe man die Veranstaltung auf den 25. bis 27. Juni 2021. Wie der Verein bestätigt, behalten alle bereits erworbenen Tickets auch im nächsten Jahr ihre Gültigkeit. Weitere Tickets könnten für den Termin im kommenden Jahr auf den bekannten Wegen erworben werden. red


Mehr Informationen zu den Titanen der Rennbahn gibt es hier.


Mut + Ausdauer = Erfolg

Vor 30 Jahren wurde der Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg (RZB) gegründet. Die Feier muss wegen der Corona-Beschränkungen ausfallen. Zeit, sich zu erinnern, nehmen wir uns trotzdem.

Von Heike Mildner

Corona macht Cornelia Buchholz, Geschäftsführerin des RZB, Sorgen. Dass die Generalversammlung mit Jubiläumsprogramm ausfällt, ist das eine. Der Jahresabschluss der Genossenschaft wird gerade vorbereitet und kann ausnahmsweise schriftlich erfolgen, und aktuell laufen die Geschäfte. Aber die coronabedingten Maßnahmen werden mit zeitlicher Verzögerung Wirkung zeigen, ist Buchholz überzeugt. Bei Kälber- und Rindfleischpreisen ist es bereits abzusehen.

Wer die Geschichte des RZB Revue passieren lässt – vor fünf Jahren gab es dazu eine Publikation, die die Lektüre absolut lohnt –, kann daraus vielleicht ein wenig Kraft schöpfen: Allen bisherigen Krisen hat der RZB mit mutigen Entscheidungen, Ausdauer und Fachkompetenz getrotzt und sich beeindruckend entwickelt.

Gründung Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg

Wer sich an die große Unsicherheit vor 30 Jahren erinnert, die in allen Bereichen der Gesellschaft herrschte, wird schon die Gründung als ersten mutigen Schritt ansehen: Am 26. April 1990, es war ein Donnerstag, gründeten 15 gewählte Vertreter aus den drei brandenburgischen Bezirken (Cottbus, Frankfurt und Potsdam) in Blankenfelde den Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg eG (RZB). Bernd Adler wurde erster Vorsitzender und später Geschäftsführer.

Zur ersten Generalversammlung der Genossenschaft kommen mehr als hundert Züchter nach Wittbriezen. Satzung und Zuchtbuchordnung sind zu erarbeiten, der Geschäftsbetrieb vorzubereiten. Adler erinnert sich: „Wir hatten Ende 1990 Arbeitsverträge mit 30 Mitarbeitern, aber so gut wie kein Geld. Wir versuchten, mit alter Technik, alten Autos, Schlachtviehhandel und viel Enthusiasmus vorwärtszukommen“, so Adler.

Das Kapitel Treuhand bei der Rinderzucht Berlin-Brandenburg

Ein besonderes Kapitel war das Kapitel Treuhand: „Enorme Bemühungen gab es von allen ostdeutschen Zuchtverbänden, die Besamung von der Treuhand zu übernehmen. Dieser Prozess währte lange und ging leider nicht mit der an anderer Stelle oftmals praktizierten Eine-D-Mark-Lösung aus … Wir durften für 1,86 Millionen D- Mark zwei der acht Rinderbesamungsstationen im Land auswählen und von den anderen eventuell noch vorhandene Bullen und Technik übernehmen“, so Adler.

Die Summe, die von unrealistischen Ertragswerten ausging, war allein durch den RZB nicht aufzubringen. Daher wurde gemeinsam mit der Rinderproduktion Niedersachsen (RPN) und der Zuchtrinder-Erzeugergemeinschaft Hannover (ZEH) – heute Masterrind – die RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH mit 51 % RZB-Anteil gegründet.

Ein Schritt, der sich trotz aller damaliger Kritik im Nachhinein als richtig für die Rinderzucht in Brandenburg erweisen sollte: In einem Bundesland, in dem der Rinderbestand von 423.000 Tieren (1989) in kurzer Zeit auf weniger als die Hälfte zusammenschmolz und sich gleichzeitig die Mutterkuhhaltung enorm etablieren konnte, sind die Dienste eines gut organisierten Kompetenzzentrums unverzichtbar, um am Markt zu bestehen.

30 Jahre nach den ersten Weichenstellungen laufen die Geschäfte von einer Geschäftsstelle in Groß Kreutz aus, die sich erstmals in der Geschichte des RZB im Eigentum der Mitglieder befindet. Genetik aus Brandenburg ist weltweit gefragt. 2019 wurden 4.696 Zuchtrinder in 15 Länder exportiert und 578.777 Spermaportionen vermarktet. 2017/18 lag die Durchschnittsleistung der Herdbuchkühe des RZB erstmals über 10.000 Mkg. Im Jahr 2018/19 erreichten die Herbduchkühe eine Lebenstagsleistung von 15,3 Mkg/ LT. RBB-Vererber Medon ist aktuell Deutschlands Nummer eins töchtergeprüfter Holsteinbullen.

Zukunft sichern

Seit 25 Jahren fördert der RZB mit dem Züchternachwuchs ganz eigennützig seine eigene Zukunft: Ein weiteres Jubiläum, das in diesem vertrackten Corona-Jahr um seinen Höhepunkt gebracht wird: Der Jungzüchtertag auf der BraLa ist traditionell das Gipfeltreffen der Jugend.

In der Vor-Corona-Zeit gab es allerdings für den RZB ein sehr freudiges Ereignis, als bei der Fleischrindauktion der Fleckviehbulle Anton für 20.000 € von Perleberg nach Bayern umzog. Dort anknüpfen zu können, sei dem RZB ein Geburtstagswunsch auf den Weg.


RZB-Wegmarken

■ Gründung am 26. April 1990
■ am 26. September 1991 Gründung der RBB GmbH
1992 ist die RBB GmbH erstmals auf der Grünen Woche, im Juni beginnt die Herdbuchführung für 20 Rinderrassen, Anerkennung der Rasse Uckermärker
■ RZB wird als Züchtervereinigung nach dem Tierzuchtgesetz anerkannt, erster Tag des Mutterkuhhalters
■ seit 1994 erscheint die Zeitschrift „Rinderzucht Berlin-Brandenburg“, heute „Blickpunkt Rind“
■ 1995: Gründung des Brandenburger Jungzüchtervereins, erste Verbandsschau „Blickpunkt Rind“
1996 müssen 80 Verwahrbullen wegen BHV1 geschlachtet werden
1997 wird der RBB eine von neun Zuchtorganisationen im Verbund Deutsche Top-Genetik (DTG), Gründung Nord-Ost-Genetic GmbH (NOG),
■ 1998: erste Landesfleischrinderschau auf der BraLa
■ 1999 kommen Anteile des Landesverbandes Kurmärkischer Rinderzüchter e.V. an der Tierzuchthallen-GmbH Bonn nach Brandenburg zurück.
2000: Jubiläums-Züchterball in der Brandenburghalle
■ 26. Januar 2001: Grundsteinlegung für „Brandenburger Rindermarkt“ in Groß Kreutz
■ 27. März 2002: erste Zuchtbullenauktion für Fleischrinder in Groß Kreutz
2004 ist RBB-Vererber und „Mister Holstein“ Laudan der meist eingesetzte Schwarzbuntvererber in Deutschland; das Rinderzuchtmuseum eröffnet in Groß Kreutz.
■ 2006: RBB kauft Schüritz Tiertransporte und gründet Tochter in Polen
2007: Laudan stellt beste Nachzucht auf der DHV-Schau, erste Bundesschau Uckermärker auf der IGW
2009: erste Färsenauktion „Best of“
2010: Brandenburger Milcherzeuger erstmals an der Spitze aller Kontrollverbände in Deutschland
2012: Auszeichnung der RBB GmbH mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“
2017: erstes Treffen ökologisch wirtschaftender Milcherzeuger organisiert


Thüringens größter Spargelhof in Insolvenz

Die Coronakrise trifft den Spargelhof Kutzleben ins Mark. Ihm fehlen die Saisonkräfte, die in dieser Saison 900 Tonnen Spargel aus den Dämmen holen. Jetzt musste der Insolvenzantrag gestellt werden.

Das Amtsgericht Mühlhausen hat dem Insolvenzantrag der Spargelhof GmbH & Co. KG Kutzleben stattgegeben und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Somit verbleibt die Leitung des Agrarbetriebes in den Händen der Geschäftsführung. Der Spargelhof werde ohne Einschränkung fortgeführt, teile die Rechtsanwaltskanzlei Rombach in Erfurt mit, die den Betrieb berät.

„Die Corona-Pandemie hat uns sehr hart getroffen. Wir haben circa 900 Tonnen Spitzenspargel auf unseren Feldern. Um ihn zu ernten, bräuchten wir rund 350 Erntehelfer. Doch aktuell ist fast niemand da“, erklärte Geschäftsführer Jan-Niclas Imholze. Knapp 100 rumänische Saisonkräfte waren am 20. April mit dem Flugzeug in Leipzig angekommen.

Spargelhof Kutzleben: Geschäftsbetrieb läuft vorerst weiter

Mit 160 ha Spargelfläche zählt der Betrieb im Unstrut-Hainich-Kreis zum größten Spargelanbauer in Thüringen, wo 2019 insgesamt 372 ha (davon 262 ha im Ertrag stehend) angebaut worden waren. „Der Geschäftsbetrieb der Spargelhof GmbH & Co. KG Kutzleben wird zunächst ohne Einschränkung aufrechterhalten. Die Spargelsaison ist in vollem Gange und die Auftragsbücher sind gut gefüllt“, so Imholze. Man wolle so viel wie möglich von den Feldern ernten.

Symbolische Saisoneröffnung am 22. April in Kutzleben mit Ministerpräsident Ramelow (l.) und Jan-Niclas Imholze (M.) © TMIL





Rechtsanwalt Rolf Rombach erklärte, dass man in den nächsten Monaten in Abstimmung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Peter Staufenbiel ein Konzept für die Neuaufstellung des Unternehmens entwickeln wolle. „Unser Ziel ist es, die bestmögliche Lösung für das Unternehmen, die Belegschaft, die Kunden sowie für die Gläubiger zu finden.“

Ministerpräsident Ramelow bei Besuch beeindruckt

Mitte voriger Woche besuchten noch Ministerpräsident Bodo Ramelow und Agrarstaatssekretär Torsten Weil den Spargelhof Kutzleben zur symbolischen Saisoneröffnung. Ramelow beeindruckte „zu sehen, mit welcher Kreativität und Professionalität unsere heimische Landwirtschaft in dieser unglaublich schweren Zeit nach Lösungen sucht“.

Er verwies etwa auf rumänische Erntehelfer, die gezielt angeworben wurden, sowie auf vietnamesische Auszubildende und deutsche Gastronomen, Studenten und Kurzarbeiter, die erstmalig als Saisonkräfte im Einsatz seien. fh


Erneuerbare Energie: Der Ausbau stockt

Am 25. Februar 2000 beschloss der Bundestag das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Wir haben Ingo Baumstark vom Fachverband Biogas gefragt, worauf es ankommt, wenn erste Anlagen aus der EEG-Vergütung herausfallen.

Die Fragen stellte Christoph Feyer

Herr Baumstark, der Fachverband Biogas bezeichnet das Jahr 2020 als für die erneuerbaren Energien ganz entscheidend. Warum?

Vor 20 Jahren wurde mit dem ersten EEG die Voraussetzung geschaffen, das Energiesystem umzubauen und Investitionen in nachhaltige Technologien anzureizen. Die Ausbauziele wurden kontinuierlich politisch nachgesteuert. Zurzeit stockt dieser Ausbau jedoch, obwohl die GroKo im letzten Herbst ein vielversprechendes Klimaschutzprogramm verabschieden konnte.

Bioenergie soll 2030 8,4 Gigawatt Leistung installiert haben, derzeit sind es 6,8. Um diese Ziele zu erreichen, müssen 2020 dazu Rahmenbedingungen angepasst werden. Des Weiteren fallen in diesem Jahr die ersten Biogasanlagen aus der Förderung und können oft mit den derzeitigen Programmen wirtschaftlich nicht weiterbetrieben werden. Leider hat sich für die Leistungen der Biogasanlagen bisher noch kein Markt entwickelt, der einer Förderung entbehrt.


Kommen diese wichtigen Vorhaben jetzt durch die Coronakrise ins Stocken?

Durch derzeit eingeschränkte Lieferketten sind all jene Flex-Projekte bedroht, die bis Ende November ans Netz gehen müssen, um ihre Finanzierung über die Flex-Prämie abzusichern. Wir merken auch, dass Ministerien und Arbeitskreise verzögert arbeiten, zum Beispiel wurde der erste Referentenentwurf zur EEG-Novellierung eigentlich im März erwartet. Viele Betreiber passen ihren Betrieb an die Coronakrise an, damit die Anlagen stabil weiterlaufen. Biogasanlagen sind essenziell für das Energiesystem, bisher hat allerdings nur Hessen sie als systemrelevant eingestuft.


Damit die Bundesregierung ihre Klimaschutzziele noch erreichen kann, ist eine Transformation der Energieerzeugung, aber auch der Energieverteilung notwendig. Wird dabei die Rolle der landwirtschaftlichen Biogasanlagen bislang unterschätzt?

Ich denke ja. Durch die dezentrale Stromeinspeisung kann bei einer Optimierung der regionalen Netze und einem Ausbau der Speicherfähigkeit der Biogasanlagen deren Netzdienlichkeit erhöht werden. So könnten die Übertragungsnetze entlastet und die Gefahr von Blackouts reduziert werden.


Noch mal zurück zur EEG-Novellierung, die ja nun wahrlich nicht die erste ihrer Art ist: Welche Änderungen – auch mit Blick auf die EEG-Historie – müssten aus Sicht des Fachverbandes jetzt unbedingt beschlossen werden?

Seit dem EEG 2012 sollen neben den anderen Erneuerbaren auch die Biogasanlagen sich mehr am Markt finanzieren. Das können Sie aber unter gesteigerten Umweltauflagen nicht zu einem Preis von derzeit 16,39 Cent pro Kilowattstunde für Bestandsanlagen in der Ausschreibung. Wir fordern hier eine Erhöhung um drei Cent pro Kilowattstunde und eine Angleichung der noch geringer finanzierten Neuanlagen.

Ebenso fordern wir, die Nutzung von Eigenstrom zuzulassen. Um mehr Gülle zu vergären, soll weiterhin die Sondervergütungsklasse auf die 150-kW-Bemessungsleistungsklasse ausgeweitet werden. Emissionsminderungen sollten nicht ausschließlich durch die Pflicht der 150 Tage gasdichten Verweilzeit nachweisbar sein. Weitere Vorschläge finden Sie auf unserer Homepage im aktuellen Positionspapier des Fachverbandes Biogas zum EEG.


Nicht nur das EEG setzt die Rahmenbedingungen für die Regenerativen, und es ist auch nicht allein ausschlaggebend, wenn es um die Erfüllung der Klimaziele geht. Welche gesetzlichen Regelungen sind aus Ihrer Sicht ebenfalls von Bedeutung?

Neben dem Stromsektor soll Biogas auch in den Sektoren Verkehr, Wärme und Landwirtschaft zu Einsparungen der CO2-Emissionen beitragen und somit Geschäftsmodelle aufzeigen. Dazu wird in diesem Jahr zum Beispiel weiter an der REDII, dem Brennstoffemissionshandelsgesetz, dem KWK-Gesetz, dem Gebäudeenergiegesetz sowie an der Gestaltung von Einsparungsmaßnahmen in der Tierhaltung gearbeitet.


Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Video (c) Sabine Rübensaat

Weitere Informationen des Fachverbands Biogas sowie Arbeitshilfen und Serviceangebote gibt es hier.



Grünland: Qualität regional unterschiedlich

In der Serie „Futter aktuell“ nehmen wir jetzt auch Brandenburger Wiesen unter die Lupe. Der erste Grünland-Schnitt in diesem Jahr zeigt Erträge unter Durchschnitt – aber nicht auf jedem Standort.

Von Prof. Dr. Gerhard Weise und Dr. Jürgen Pickert,
Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft e.V.

Durch die Trockenheit in den Jahren 2018 und 2019 sind vielerorts die Futterreserven aufgebraucht. Die bisher weit unter dem Durchschnitt liegende Niederschlagsmenge in diesem Jahr lässt für den 1. Schnitt einen unterdurchschnittlichen Ertrag erwarten. Dabei gibt es standortspezifische Unterschiede. 

Um die Futterversorgung in der kommenden Fütterungsperiode abzusichern, ist es nötig, das Ertragspotenzial des ersten Aufwuchses auf dem Grünland optimal auszuschöpfen. Dafür sind schlagspezifische Kontrolldaten je nach Entwicklungsstadium der Bestände auf dem Grünland wichtig. Nur so kann der Schnittzeitpunkt optimal gewählt werden.

Qualität auf typischem Grünland in Brandenburg

Wie in den vergangenen Jahren ermittelt der Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft auch in diesem Jahr die Qualität regionaltypischem Grünland in Brandenburg. So kann auch die optimalen Schnittzeitspanne vorausgesehen werden.

Die erste Beprobung am 21. April zeigt im Vergleich zum Vorjahr ein ähnliches Entwicklungsstadium (Tabelle). In den kommenden drei Wochen werden auch für Brandenburg weitere Teile aus der Serie „Futter aktuell“ veröffentlicht.


Inhaltsstoffe intensiv bewirtschafteter Grünlandbestände
am 21. April 2020

Nr.RegionStandortRohfaserADF 1)
% d. TM% d. TM
1Randow-Welse-BruchNiedermoor1314
2Randow-Welse-BruchNiedermoor1415
3OberhavelMineralboden1719
4OberhavelMineralboden1820
5RuppinNiedermoor1517
6RuppinMineralboden1414
7RuppinMineralboden1314
8Jägelitz-Dosse-NiederungAnmoor1517
9Jägelitz-Dosse-NiederungAnmoor1517
10Jägelitz-Dosse-NiederungAnmoor1414
11Nuthe-UrstromtalNiedermoor1517
12Nuthe-UrstromtalNiedermoor1619
13Nuthe-UrstromtalAnmoor1617
14Nuthe-UrstromtalAnmoor1516
15Niederer FlämingNiedermoor1616
16Niederer FlämingAnmoor1415
17Niederer FlämingAnmoor1516

1)ADF = acid detergent fiber (Säure-Detergenz-Faser)


Die Probefläche auf diesem Ackergrasschlag in Zarnekow bei Demmin befindet sich repräsentativ mitten im Bestand. Foto: Wieland Niecke

Mehr aus der Serie „Futter aktuell“

1. Reifeschätzung für den ersten Grünlandschnitt 2021


Stimmungsbild: Erst Corona – und jetzt auch noch der Dürreschock?

Seit rund sechs Wochen setzt die Coronakrise den Landwirtschaftsbetrieben zu. Die Langzeitumfrage aus Thüringen zeigt, dass es neben Tierabsatz und fehlenden Ersatzteilen noch ein weiteres ernstes Problem gibt.

Von Frank Hartmann

Die Trockenheit wachse neben den Einschränkungen aus der Coronapandemie mittlerweile zum größeren Problem heran, urteilt ein Betriebsleiter in der jüngsten Umfrage des Thüringer Bauernverbandes (TBV). Seit Ende März schildern wöchentlich rund 100 Betriebe ihre Situation in der Coronakrise.

Und die Daten zeigen, dass etliche Probleme auf stabilem Niveau verharren. Noch immer berichtet die Hälfte der Betriebe von ausgefallenen Mitarbeitern. Jedem sechsten davon fehlen mehr als 20 % der Kollegen. Mit Abstand am häufigsten genannte Ursache bleibt die Kinderbetreuung


Coronakrise: Ersatzteile lassen auf sich warten

Die Betriebe berichten, dass einige Ersatzteile, die nicht aus Deutschland kommen, hin und wieder auf sich warten ließen, „da ist Improvisation von allen Beteiligten gefordert“. Während ein  Berufskollege berichtet, dass die meisten Hersteller sich gut auf die Situation eingestellt hätten, spürt ein anderer, dass es jede Woche länger dauere, an Ersatzteile und Verbrauchsmaterialien zu kommen. Als größeres Problem stellt sich vielerorts das Nachbeschaffen von  Arbeitsschutzausrüstung, Desinfektionsmitteln oder Schutzmasken heraus.


Schwierigkeiten mit Servicepartern

Gut jeder fünfte Betrieb muss von Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit seiner Servicepartner berichten. Das betrifft etwa Melk-, Fütterungs- und Lüftungsanlagen, wobei sich hier zuletzt eine leichte Entspannung abzeichnete. Jeder fünfte Tierhalter gibt an, dass es Schwierigkeiten mit dem Tierarzt gibt. Nahezu unverändert ist die Lage beim Service der Landtechnikpartner.


Insbesondere Tierhalter unter Druck

Den wohl größten Druck verspüren die Tierhalter. Die Betriebe berichten, dass die Kälberpreise bzw. Schlachtviehpreise drastisch gefallen sind. Den Erfahrungen nach belaufen sie sich in einer Spanne von 0 bis 30 € je Kalb. Erste Direktvermarkter beklagen, dass ihr Lohnschlachter das Zerlegen eingeschränkt hat. Ein Schweinehalter beobachtet den Rückgang des Schweinepreises, zuletzt um 9 ct/kg innerhalb einer Woche. Mitunter gibt es Einschränkungen bei den Transportkapazitäten. 


Kälber und Lämmer würden zwar „abgeholt“, bestätigte ein Landwirt – trotz sehr guter Qualität seien Preisverhandlungen aber nicht möglich. Nach einem guten Saisonstart setzte vor Ostern ein Preisverfall bei Schlachtlämmern ein, weil die Nachfrage stark nachließ. Sorge bereitet der momentan „undurchsichtige Milchmarkt“. Gewährleistet werden müsse in jedem Fall, dass der Amtstierarzt/das Veterinäramt trotz Kontakteinschränkung weiter Lebendtierbeschauen zu Schlachtzwecken durchführt. Bei Mastgeflügel und Legehennen etwa sind termingerechte Behandlungen bzw. Impfungen wichtig, um den Einstallzyklus nicht zu unterbrechen.   


Fazit

Als Zwischenfazit bleibt festzuhalten, dass sich die Landwirte in ihren Betriebsabläufen auf die Coronakrise eingestellt haben. Soforthilfen zu beantragen, ist derzeit für die meisten noch kein Thema. Der Viehmarkt bleibt ein akutes Problem. Wenn die Trockenheit so weiter gehe, meinte ein Betriebsleiter, werde dies die Betriebe viel härter als die Coronakrise treffen.


Tierisch harte Zeiten im Wildpark Schorfheide

Landauf, landab kämpfen Wild- und Tierparks aufgrund der Coronakrise ums Überleben. Wir haben uns im Wildpark Schorfheide in Brandenburg umgeschaut.

Von Bärbel Arlt (Fotos: Sabine Rübensaat)

Wir dürfen unseren Wildpark nach über vier Wochen Schließung wieder öffnen“, Geschäftsführerin Imke Heyter kann ihre Freude kaum in Worte fassen: „Am Mittwoch, 22. April, gehen die Türen wieder auf – einen Tag nach dem 24. Geburtstag unseres Parks. Was für ein wundervolles Geburtstagsgeschenk, und unsere Stimmung ist super.“ Noch vor wenigen Tagen, als wir uns mit der Wildparkchefin getroffen haben, sah die Welt ganz anders aus, und wir erlebten eine angespannte Situation zwischen Existenzangst und bangem Hoffen.

Überwältigende Spendenbereitschaft

Imke Heyter ist Geschäftsführerin des Wildparks Schorfheide.

„Hallo Schätzchen, es gibt Frühstück“, ruft Imke Heyter dem Luchsweibchen Luna zu, das schon sehnsüchtig auf seine Leckerbissen wartet. Normalerweise ist die Tierfütterung eine Besucherattraktion. Doch Besucher hat der 110 ha große Wildpark in der brandenburgischen Schorfheide, rund 40 km nördlich von Berlin, seit dem 19. März nicht mehr gesehen. Die Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH denkt mit Grauen an den Tag zurück, als die Anweisung, den privat geführten Park zu schließen, auf ihrem Tisch lag.

„Da schießen Tausende Gedanken und Fragen durch den Kopf: Was passiert mit den Tieren, wenn das Geld fürs Futter nicht mehr reicht? Was passiert mit dem in 24 Jahren aufgebauten Unternehmen, was mit den Mitarbeitern?“, erzählt sie uns und spricht über Existenzängste und schwache Nerven in den ersten Schließungstagen. Von den 22 Mitarbeitern musste die Wildparkchefin 15 in Kurzarbeit schicken. „Das war für mich ganz schlimm, bedeutet das doch für jeden Einzelnen erhebliche finanzielle Einbußen.“



Futterreserven für nur drei Wochen

Auch die Gastronomie, ein wichtiges Standbein im Wildpark, wurde komplett heruntergefahren. Und das Geld fürs Tierfutter reichte nach der Schließung nur noch für drei Wochen. Was tun? Die 250 Wildtiere wie Rot- und Damwild, Wisente, Elche, Wölfe, Przewalski-Pferde, Wollschweine, Ziegen verhungern lassen oder notschlachten? Nie im Leben hätten Imke Heyter und ihre Mitarbeiter das übers Herz gebracht.

Doch dann kam die Corona-Soforthilfe, die der Wildpark beantragt und auch bekommen hat. „Doch diese Gelder allein reichen nicht für die Unterhaltung des Parks“, so Imke Heyter. „Deshalb haben wir auf unserer Webseite einen Hilferuf gestartet, der – auch dank der Medien – eine unglaubliche Spendenwelle ausgelöst hat.“ So kommen helfende Gelder von Stammgästen, Privatpersonen und Unternehmen der Region, aber auch aus ganz Deutschland.


Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Video (c) Sabine Rübensaat

Von heute auf morgen Fußballfan

Zudem hat sich Imke Heyter an die private Spendeninitiative „We kick Corona“ der Bayernfußballer Goretzka und Kimmich gewandt – letztlich mit unerwartetem Erfolg. 10.000 € wurden dem Wildpark überwiesen. „Mit Fußball hatte ich eigentlich nie was am Hut. Aber jetzt bin ich Fan“, lacht die Wildparkchefin und verrät, dass sie mit dem Spendengeld Heuballen kaufen werden.

„Dieses Feedback, diese Solidarität hätte ich so nie erwartet. Auch meine Mitarbeiter haben gespendet, was mich tief berührt hat“, sagt sie und bekommt feuchte Augen. Auch die vielen Mails mit aufmunternden Worten geben Kraft. „Das alles zeigt wie niemals zuvor, dass unser Wildpark, unsere Arbeit, wertgeschätzt werden. Ein großes Dankeschön an alle, die uns so unterstützen.“

50.000 Euro monatliche Kosten – vor allem für Futter

Rund 50.000 € braucht der Wildpark bei reduzierten Kosten jeden Monat – vor allem für Futter. Denn auf dem wöchentlichen Speiseplan der 250 Wildparkbewohner stehen unter anderem 150 Kilo Möhren, 100 Kilo Äpfel, zwölf Bund Heu, 500 Kilo Getreide sowie Spezialpellets für die Elche. Und die regionalen Händler können das Futter auch liefern. Bis Mitte Mai ist der Tisch gut gedeckt – dank der vielen Spenden. Denn die Einnahmen waren mit dem Tag der Schließung auf null gesunken. „Und ab Ostern setzen wir normalerweise unseren Winterspeck an. Doch ans Speckansetzen ist nicht zu denken. Jetzt geht es nur ums schlichte Überleben“, so die Wildparkchefin.



Auch viele Veranstaltungen, darunter die beliebten und schnell ausgebuchten Vollmondwolfsnächte, Familien- und Vereinsfeiern, Führungen, die Umweltbildung mit Workshops und Projekttagen sowie die Schulungen im 2018 eröffneten Wolfs- und Herdenschutzinformationszentrum – alles sackt in sich zusammen und wird sich wohl nur langsam erholen. Und das Jahr hat noch etliche Monate, und keiner weiß, wie sich alles entwickelt. Auch wenn im Moment die blanke Existenzangst vom Tisch ist, sich Optimismus breitmacht, so bleibt doch ein sorgenvoller Blick in die Zukunft: Was wird wann wieder möglich sein? Und werden die Leute dann Geld für einen Wildparkbesuch ausgeben wollen?

Lebenswerk des Vaters im Blick

In dieser schwierigen Zeit denkt Imke Heyter oft an ihren Vater Dr. Frank Heyter, dessen Lebenswerk dieser Park ist, und der vor 24 Jahren aus der Not heraus geboren wurde. Der promovierte Landwirt am Institut für Pflanzenschutzforschung wurde nach der Wende mit 50 Jahren arbeitslos. „Mit Tourismuskonzepten und Standortanalysen hielt er sich über Wasser, weil er von Ökosystemen etwas verstand. Dann beauftragte ihn das Biosphärenreservat Schorfheide mit einer Konzeption für das ehemalige Gestüt. Und ihm kam die Idee, dort heimische Wildtiere anzusiedeln.



Das Projekt war fertig, mein Vater verliebt und erklärte: Das machen wir selber. Und so wurde das Haus verkauft, das Geld für die Firmengründung und den ersten Zaun verwendet. Und ohne weitere finanzielle Mittel, aber mit viel Enthusiasmus haben wir dann 1996 auf der grünen Wiese angefangen, den Wildpark aus dem Boden zu stampfen“, erzählt uns Imke Heyter, die seit den ersten Stunden mit dabei war und seit 14 Jahren die Geschäfte führt, kurz und knapp die Wildparkgeschichte. „Vater ist im vorigen Jahr gestorben. Ich bin froh, dass er die jetzige Situation nicht miterleben musste.“

Auswirkungen für die gesamte Region spürbar

Und die Situation hat Auswirkungen über den Wildpark hinaus. „Wir sind ein wichtiger Tourismusfaktor mit rund 100.000 Besuchern im Jahr, von denen auch andere in der Region profitieren – Gastronomie, Pensionen bis hin zur Keramikerin oder zum Imker. Und auch deshalb ist es wichtig, dass der Park seine Pforten wieder öffnet“, so die studierte Touristikerin.

Auch Geschäftspartner wie Futtermittellieferanten hängen letztendlich mit dran. „Wir wollen diese Lieferketten aufrechterhalten, unsere Händler weiter unterstützen. Denn wir brauchen für unsere Tiere zertifiziertes Futter, und das wird streng kontrolliert. Deshalb helfen uns vor allem Geldspenden. Reste aus der heimischen Biotonne, so lieb sie auch gemeint sind, nützen uns leider nichts, wir dürfen sie nicht verfüttern“, so Imke Heyter, die sich in diesen Krisenzeiten auch Sorgen um die alten Haustierrassen macht. „Ich hoffe, dass viele Halter diese Tiere nicht aufgeben.

Erste Besucher sind wieder herzlich Willkommen

Der Park hat seine Tore wieder geöffnet. Es ist ein zarter Anfang, und das Wildparkteam freut sich wie nie zuvor auf seine Besucher. „Wir leben seit 24 Jahren von und mit unseren Tieren und Gästen. Und das soll auch so bleiben.“ Doch auch Geldspenden sind weiterhin wichtig für das Überleben des gepflegten Areals mit seinen 250 Tieren. Allerdings bleibt die Gastronomie erst mal weiterhin geschlossen. Doch Imke Heyter hat da gleich einen Tipp parat – frei nach einem Lied von Liedermacher Rainald Grebe: „Nimm Essen mit, wir fahren nach Brandenburg.“


Mehr Informationen zum Wildpark Schorfheide und zu Unterstützungsmöglichkeiten gibt es auf der Homepage.



Bodenfeuchte im Frühjahr ungewöhnlich gering

Ein trockenes Frühjahr ist in Ostdeutschland eher Regel als Ausnahme. Doch in diesem Frühjahr ist das besonders deutlich. Von Mitte März bis Mitte April fielen nur 10 Liter Niederschlag.

Durch die milde Witterung im Winter 2019/2020 begann die Vegetationsperiode in diesem Jahr bereits Mitte März, fast zwei Wochen früher als im vieljährigen Mittel. Nahezu zeitgleich setzte eine sehr niederschlagsarme Witterung ein. Nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) fielen vom 14. März 2020 bis zum 18. April 2020 verbreitet weniger als 10 l/m2 Niederschlag.

Zugleich sorgte an vielen Tagen Sonnenschein, sehr trockene Luft und zeitweise auch frischer bis starker Wind für hohe Verdunstungsraten von etwa 6 l/m2 am Tag.

Der Wasserbedarf der Pflanzen war in diesem Zeitraum also deutlich höher als die Niederschlagsmenge und musste aus dem im Boden gespeicherten Wasser gedeckt werden. Eine Folge: Vielerorts war der potentielle Wasserbedarf der Vegetation im genannten Zeitraum deutlich größer als die Wassermenge, die durch den Bodenwasserspeicher in der durchwurzelten Bodenzone zur Verfügung gestellt werden konnte.

Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des DWD: „Die Folgen konnten viele von uns bei Spaziergängen in der Natur oder im eigenen Garten beobachten: Die oberen Bodenschichten sind ausgetrocknet. In einigen Gebieten Deutschlands ist die Bodenfeuchte jetzt schon auffällig niedrig.“

Austrocknung des Oberbodens im Frühling normal

Allerdings ist, so der DWD, eine allmähliche Austrocknung der Böden mit Einsetzen der Vegetationsperiode im Frühling ein normaler Vorgang. In den meisten Regionen Deutschlands ist der Bodenwasserspeicher im Mittel am Ende des Winters aufgefüllt. Das entspricht dann einer nutzbaren Feldkapazität (nFK) von rund 100 Prozent.

In einem Jahr mit durchschnittlichen Niederschlägen ist der Wasserbedarf der Vegetation im Frühling und Sommer höher als die mittleren Niederschlagsmengen in diesem Zeitraum. Dadurch trocknen die Böden in den Schichten bis 60 cm Tiefe bis zum Ende des Sommers auf Werte um die 50 Prozent nFK (eher trockene Regionen) bis 80 Prozent nFK (niederschlagsreiche Regionen) aus.

Im Winter 2019/2020 wurden die Bodenwasserspeicher in Deutschland gut gefüllt, im Februar fiel in weiten Teilen Deutschlands sogar das Zwei- bis Dreifache der üblichen Niederschlagsmenge. Lediglich in der Region vom Thüringer Becken über das südliche Sachsen-Anhalt bis zur Lausitz blieb die Auffüllung unvollständig.

Ausblick über die weitere Entwicklung

Trockenes, sonniges und zunehmend warmes Wetter und eine zugleich sehr trockene Luft sowie kräftiger Ostwind erhöhen die Verdunstung. Das führt zu weiter sinkenden Bodenfeuchtewerten und einer hohen bis sehr hohen Waldbrandgefahr im Bereich östliches Niedersachsen bis nach Brandenburg sowie im Süden und Südwesten Deutschlands.

An diesem Wochenende (25./26. April) nimmt dann der Hochdruckeinfluss ab und Niederschläge werden lokal etwas wahrscheinlicher. Fuchs: „Die Regenmengen, mit denen wir ab dem Wochenende rechnen können, dürften aber vorerst nicht ausreichen, um die aktuelle Trockenheit flächendeckend und nachhaltig zu beenden.“ 

Ob der Mai nach dem voraussichtlich sehr trockenen April mehr Niederschlag bringt, lasse sich zurzeit noch nicht abschätzen. Ein Blick ins Klimaarchiv des DWD zeige nur: „Nach zu trockenen Aprilmonaten traten in der Vergangenheit trockene und nasse Maimonate etwa gleich häufig auf.“ red (mit DWD)


Für die Milchkrise gewappnet?

Stimmen mahnen, eine Milchkrise jetzt nicht herbeizureden. Doch die Diskussion über die richtigen Anpassungsreaktionen ist längst im Gang. Sie verläuft kaum anders als 2016 – wir beleuchten die Situation ausführlich in unserem aktuellen Brennpunkt.

Von Ralf Stephan

Die Gründe für Marktturbulenzen sind neu, die Diskussionen über Anpassungs­reaktionen keineswegs. Übereinstimmend erwarten Milchmarktexperten mit dem Andauern der Coronakrise erhebliche Verwerfungen beim Absatz. Einige befürchten eine weltweite Wirtschaftskrise, die auch den Milchmarkt bis weit in das nächste Jahr hinein beeinträchtigen würde.

Zwar nimmt die Nachfrage im Lebensmittelhandel seit Beginn der häuslichen Isolation sogar zu. Aber den Molkereien brachen Großabnehmer in der Gastronomie, in Kantinen, Kitas und Mensen weg. Exportwege sind jetzt ohnehin versperrt. Einige Importländer nutzen offenbar zudem die Chance, deutschen Milchprodukten den Marktzugang zu erschweren, um die eigenen Erzeuger zu  stärken.

Wie stets in solchen Situationen werden Rufe nach der Politik laut. Im Deutschen Bauernverband (DBV) kam rasch die Forderung auf, die EU-Kommission müsse zur schnellen Marktentlastung die private Lagerhaltung finanziell unterstützen. Die Bundeslandwirtschaftsministerin forderte Brüssel auf, dies „möglichst frühzeitig“ für die Einlagerung von Magermilchpulver in Betracht zu ziehen“. Damit soll verhindert werden, dass die Marktpreise weiter sinken.


So ist die Situation in den Ländern

Wie schätzen ostdeutsche Milcherzeuger die aktuelle Situation ein? Und welche Anpassungsredaktionen halten sie für möglich? Die Landesredakteure der Bauernzeitung haben sich umgehört.


Dagegen warnt das European Milk Board (EMB), der europäische Dachverband der Milchviehhalterverbände, vor Lagerhaltung oder Intervention von Butter und Milchpulver. Dadurch, so der EMB, wird nicht der Markt ent­lastet, sondern schädlicher Druck aufgebaut. Stattdessen sollte die Europäische Kommission einen freiwilligen EU-weiten Liefer­verzicht einführen und die Produktion vorübergehend deckeln.

Auch der Bund Deutscher Milch­erzeuger (BDM) fordert von der Politik, rasch rechtliche Grundlagen für Kriseninstrumente zu schaffen, mit denen die EU-Milchmenge zeitlich befristet an die eingebrochene Nachfrage angepasst werden kann.  



Unausgesprochen im Raum steht bei allem die Frage, war­um die Milchbranche nicht selbst in der Lage ist, zwischen der Marktnachfrage und ihrem Angebot ein Gleichgewicht herzustellen. Kaum ein anderer Sektor bekundet so offen seine Abhängigkeit von der Politik. Dabei verfügt die Milchbranche über ein Maßnahmenpaket, mit dem sie sich künftigen Herausforderungen zu stellen gedenkt. Die „Sektorstrategie 2030“ wurde zur Grünen Woche dieses Jahres vorgestellt. Welche Wirkung sie in der Coronakrise zeigt, ist jedoch noch nicht erkennbar.

Um zu erfahren, wie ostdeutsche Milcherzeuger die Lage einschätzen, haben wir uns stichprobenartig unter ihnen umgehört. Lesen Sie auf dieser Doppelseite, welche Anpassungsreaktionen sie für möglich halten.


Keine Zeit für Partys, aber für Visionen

In diesem Jahr gibt es das Gesetz zu den erneuerbaren Energien – oder kurz EEG – bereits seit 20 Jahren. Was war gut, was eher weniger? Zeit für eine Bilanz.

Es kommentiert Christoph Feyer

Mein Sternzeichen ist Steinbock, und wie wohl jeder, der im Winterhalbjahr geboren wurde, war ich bislang immer ein wenig neidisch auf die, die ihren Geburtstag in der warmen Jahreshälfte feiern können. Aktuell sind aber all die Widder, Stiere und Zwillinge viel schlimmer dran als ich: Pandemiebedingt müssen sie alle ihre Partys absagen. Das Coronavirus wird wohl auch ein Grund dafür sein, dass das 20-jährige Jubiläum des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, kurz EEG, dieser Tage doch ziemlich geräuschlos über die Bühne ging. Aber es ist beileibe nicht der einzige, denn das Resümee nach zwei Jahrzehnten Ökostromförderung fällt recht unterschiedlich aus.

Redakteur Christoph Feyer
Christoph Feyer ist Redakteur für Erneuerbare Energien. (c) Sabine Rübensaat

Die Meinungen gehen auseinander

Da sind zum einen FDP und AfD, die die Abschaffung des Gesetzes schon seit Langem fordern. Und auch in der CDU werden immer wieder Stimmen laut, die nicht nur die ungeliebte EEG-Umlage, sondern am liebsten gleich das ganze Dekret kippen und die regenerativen Energien ausschließlich dem freien Markt überlassen wollen. Dem stehen all jene gegenüber, die direkt vom EEG profitiert haben und es deshalb als Erfolgsmodell bezeichnen.

Stellvertretend sei hier Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), zitiert: „Vieles deutet darauf hin, dass das EEG als erfolgreichstes Klimaschutzgesetz in die Geschichte der Menschheit eingehen wird.“ Und dazwischen finden wir die deutsche Forscherzunft. Unter ihr ist weitgehend Konsens, was Karen Pittel, Energieökonomin am Münchner Ifo-Institut, wie folgt ausdrückt: „Das EEG war, grundsätzlich gesprochen, effektiv, aber nicht ökonomisch effizient.“ 

Anteil erneuerbarer Energie von 6 auf 42 Prozent

Betrachtet man die Zahlen, muss man den Forschern recht geben. Investitionssicherheit, Einspeisevergütung und Anschlusspflicht haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten dafür gesorgt, dass der Anteil der Erneuerbaren am deutschen Bruttostromverbrauch von sechs auf gut
42 % gestiegen ist. 244 Mrd. Kilowattstunden Strom aus Wind Biomasse, Sonne und Wasser haben uns in dieser Zeit etwa 1,67 Mrd. Tonnen Treibhausgase erspart. Viele landwirtschaftliche Betriebe sind dank EEG in die Lage versetzt worden, eine sichere Einnahmequelle hinzuzugewinnen. – Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann!

Auf der anderen Seite stehen die Kosten. Da sich diese in ihrer Gesamtheit nicht seriös beziffern lassen, verweist Ifo-Forscherin Pittel hier auf die EEG-Differenzkosten, also den Ausgleich zwischen dem Börsenstrompreis und der Vergütung für die Anlagenbetreiber. Allein diese betrugen in zwanzig Jahren gewaltige 220 Milliarden Euro. Jürgen Trittin, Umweltminister in der Schröder-Regierung und vehementer EEG-Verfechter, lag damals mit seinen kalkulierten Mehrkosten von nicht mehr als monatlich einer Kugel Eis pro Haushalt überaus knapp daneben: Heute sind es 20 Eiskugeln, die eine vierköpfige Familie Monat für Monat für die EEG-Umlage bezahlt.

EEG bleibt wichtiges Instrument für die Zukunft

Dennoch bleibt das EEG ein wichtiges Instrument für die Zukunft der Energieversorgung – vorausgesetzt, es wird bei der geplanten Novellierung gezielt weiterentwickelt. Der Green Deal der EU mit verschärften Klimazielen bis 2030 hat energiepolitisch den Rahmen gesetzt. Zudem sollte man endlich die gesellschaftlichen Kosten, die durch Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden entstehen, den Subventionen für Biogas & Co. gegenüberstellen.

Das neue EEG muss Marktverzerrungen ausgleichen, damit erneuerbare Energien einen fairen Investitionsrahmen bekommen. Und es wird darum gehen, grünen Strom zu speichern. Kurz: Jetzt sind Visionen gefragt, andernfalls werde ich meinen Geburtstag im Januar bald auch am Grill feiern können.


„Weniger Menge können sich die meisten gar nicht leisten“

Auch die sächsischen Milchviehhalter spüren die Auswirkungen des Coronavirus auf den Milchmarkt. Eine Mengenreduktion hält der Vorsitzende der Erzeugerorganisation Sachsen-MEG aber für problematisch.

Den Ruf nach Mengenreduktion hält Dr. Gunter Martin, Vorsitzender der Milcherzeugerorganisation Sachsen-MEG, für verständlich. Allerdings sei die Umsetzung problematisch. Was volkswirtschaftlich sinnvoll sei, habe für den Erzeuger betriebswirtschaftlich schwere Folgen. „Die meisten Betriebe können sich das nicht wirklich leisten“, so Martin. Daher sei es Aufgabe des Staates, hier einzugreifen. 

Mit bezuschusster privater Lagerhaltung, wie sie jetzt in Erwägung gezogen wird, werde ein solcher Schritt gegangen – der allerdings das Problem nicht löse, sondern zeitlich nach hinten verschiebe. Der Versuch, die Produktionsmenge zu reduzieren, verspreche nur Erfolg, wenn man gemeinsam eine Strategie entwickle, so Gunter Martin. „Und alle unter einen Hut zu bekommen ist schwer.“ Auch die Molkereien seien schließlich unterschiedlich stark betroffen. 



Gleichwohl gibt es einen Aufruf der Bayern MeG an die 135 Erzeugerorganisationen mit rund 14.000 Erzeugern, die Menge zu drosseln, um einer „Wertvernichtung“ entgegenzuwirken. Die Sachsen-MEG gehört der Bayern MeG an, Martin selbst ist Aufsichtsratsvorsitzender dieser Dachorganisation. kb


(c) Imago Images / Countrypixel

Lesen Sie mehr zum aktuellen Brennpunkt:

Für die Milchkrise gewappnet?


Den Betrieben fehlen inzwischen die Reserven

Der Milchmarkt gerät durch die Coronakrise unter Druck. Wir haben bei Milchbauern aus Sachsen-Anhalt nachgefragt. Sie sehen in freiwilligen Begrenzungen der Liefermengen keine Lösung. Die Politik sei hier gefordert.

In Sachsen-Anhalt stehen die Erzeugergemeinschaft für Milchproduzenten mit Sitz in Derenburg und die MeG Qualitätsmilch Elbe-Saale laut Geschäftsführerin Katrin Seeger bzw. Vorsitzendem Klaus Schönfeldt aktiv mit ihren Molkereien in Kontakt. Alle Verarbeiter im Land sind von Absatzproblemen betroffen, maßgebend sei das Produktportfolio. Es gebe noch keine verbindliche Aussage einer Molkerei zur Drosselung der Anlieferungsmengen. Signale für eine Mengenregulierung müssten aber von dieser Seite kommen. Die Erzeuger (EZG/Betriebe) seien über Verträge und Genossenschaftsbeteiligungen gebunden.



Grunddilemma sei, dass in besseren Zeiten kein Kriseninstrument geschaffen wurde. Enttäuschung herrsche darüber, dass sich die Verbände auch jetzt nicht einigen können. Freiwillige Maßnahmen brächten nichts, mithin sei die Politik gefordert. Nach zwei Dürrejahren fehlten den Betrieben die Reserven. Problematisch sei, dass  die Preisverhandlungen mit dem Handel für das zweite Halbjahr anstehen. fi


(c) Imago Images / Countrypixel

Lesen Sie mehr zum aktuellen Brennpunkt:

Für die Milchkrise gewappnet?