Der Milchmarkt gerät durch die Coronakrise zunehmend unter Druck. Große Abnehmer fallen aus. Milcherzeuger aus Mecklenburg-Vorpommern halten alternative Modelle bei der Vermarktung statt Mengenreduzierungen für zielführend.
Milchproduzenten, die in den genossenschaftlichen Gremien von DMK und Arla mitarbeiten, haben sich kritisch zu den Chancen geäußert, über eine Milchmengenreduzierung den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
„Schon bei der letzten Milchkrise 2016 hat es für eine Mengenreduzierung keine Mehrheit unter den DMK-Lieferanten gegeben. Daran hat sich nichts geändert. Wir halten uns an die Sektorstrategie der Milchwirtschaft: Molkereien sollen eigenverantwortlich mit ihren Milchmengen umgehen“, sagte Dirk Schröder, Mitglied im Vorstand der DMK eG.
Der Landwirt vom Gut Jürgenstorf arbeitet in einer Pilotgruppe für das neue börsenbasierte Festpreismodell mit. DMK-Mitglieder können bis zu 30 % ihrer Milchmenge an der Börse zum Festpreis vermarkten. „Wir haben damit in den vergangenen zwei Monaten sehr gute Erfahrungen gesammelt“, so Schröder. Auch Aufsichtsratsmitglied Philipp Kowolik, Peeneland Agrar, Hohendorf, setzt auf das Festpreismodell. „Wir ostdeutschen Landwirte haben da viel Herzblut reingesteckt“, so Kowolik. Mengenregulierung würde nur europaweit Sinn machen. „Dass das tatsächlich funktioniert, dafür fehlt aber vielen der Glaube.“
Für die Milchkrise gewappnet?
Die Coronakrise könnte sich fatal auf den Milchmarkt auswirken – die Diskussion über Anpassungsreaktionen ist bereits im Gang. Die Bauernzeitung analysiert die Situation – und hat Milcherzeuger in allen fünf ostdeutschen Bundesländern um ihre Einschätzung gebeten. mehr
Karsten Trunk vom Görminer Landwirtschaftsbetrieb Peenetal und Mitglied im DMK-Beirat schlägt als eine Maßnahme zur Milchmarkt-Krisenbekämpfung ein Programm vor, das den Ausstieg aus der Milchproduktion fördert. „Das wäre der Hebel, um Menge vom Markt zu kriegen.“
Bei Arla Foods in Upahl bei Grevesmühlen hätte man Milchlieferanten schon öfter die Frage nach einem Milchlieferverzicht gestellt. „Dazu gibt es kaum Bereitschaft, die Effektivität solcher Maßnahme wird als gering eingeschätzt“, sagt Jens Oldenburg, Agrarprodukt Rüting eG, und Mitglied der Vertreterversammlung von Arla Foods. Das Unternehmen sei global und im Produktportfolio breit aufgestellt. Das biete Spielräume bei der Vermarktung der Milch aus Bereichen, wo die Nachfrage eingebrochen sei. „Einen Rückfall in Quotenregelungen will keiner“, so Oldenburg. ri
Im durch das Coronavirus unter Druck geratenen Milchmarkt werden Stimmen für eine Mengenreduzierung laut. Ein Landwirt aus Thüringen kann das gut nachvollziehen. Doch wer den Bestand schon reduziert hat, würde jetzt doppelt bestraft.
Je nach Verwertung der angelieferten Milch hätten manche Molkereien Probleme beim Absatz, andere dagegen nicht, schätzt Silvio Reimann die Lage ein. Den Ruf nach Mengenbegrenzungen kann der Geschäftsführer der Milch-Land Veilsdorf GmbH und Vorsitzende des Milchausschusses beim Thüringer Bauernverband zwar gut nachvollziehen.
Allerdings fehlt ihm der Glaube an der tatsächlichen Bereitschaft. „Seit der letzten Krise sind schon vier Jahre vergangen, und noch immer haben – mit nach meinem Wissen den drei Ausnahmen FrieslandCampina, Milchwerke Berchtesgadener Land und Milchwerke Oberfranken – die Molkereien und ihre Lieferanten ihre Hausaufgaben nicht gemacht“, ärgert sich Reimann, der sich im Vorstand der Milchwerke Oberfranken West eG engagiert.
Mit „Hausaufgaben“ meint Reimann ein verbindliches Instrumentarium, das im Krisenfall die Mengenreduzierung auf Molkereiebene regelt. Bei den Milchwerken Oberfranken muss grundsätzlich Lieferrechte zukaufen, wer über seine gezeichneten Anteile hinaus Milch angeliefert hat. Für den Krisenfall, der bisher noch nie eintrat, vereinbarte man den Umfang einer Mengenreduzierung, gestaffelt nach der Lieferdisziplin. Eine pauschale verpflichtende Reduzierung, wie jetzt gefordert, lehnt Reimann aber ab. „Solidarität hat für mich da ihre Grenzen, wo Betriebe wie die Milch-Land Veilsdorf, die in der jüngeren Vergangenheit sogar 400 Kühe abgebaut hat, doppelt bestraft würden.“ fh
Rückblick: In der Milchkrise 2016 forderten die Südthüringer Kreisbauernverbände, den Fokus auf eine an den Standort angepasste Landwirtschaft zu richten. Mit einer Begrenzung des Tierbesatzes auf maximal 1,5 GV/ha könnten nicht nur Marktrisiken, sondern zugleich auch weitere Probleme etwa im Zusammenhang mit der Düngeverordnung, dem Emissions- und dem Tierschutz gelöst werden, argumentierten die KBV vor vier Jahren.
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Fleckiges Obst anstatt malerisch aussehende Früchte finden sich oft in Gärten wieder. Die Ursache dafür ist der Schorf. So entsteht er und mit diesen Tipps kann er vermieden werden.
Von Dr. Klaus Margraf
Besonders in Gebieten mit einem feuchten Mikroklima, also bei hoher Luftfeuchte und in regnerischen Jahren besteht
bei Äpfeln und Birnen die Gefahr, dass zwei eng miteinander verwandte pilzliche Erreger sowohl Blätter als auch Früchte befallen.
Der pilzliche Erreger Venturia inaequalis verursacht den Schorf an Äpfeln. Die Krankheit ist im Apfelanbau am meisten verbreitet. Der Pilz infiziert im Frühjahr mit seinen Wintersporen (Ascosporen) die jungen Blätter und später die Früchte. Auf der Blattunter- und -oberseite sind runde, samtartige, olivgrüne bis schwärzliche Flecke zu finden, deren Größe rasch zunimmt. Sie fließen bald ineinander. Oft ist die Blattoberseite im Bereich dieser Flecke etwas emporgewölbt. Hier bilden sich dann Sommersporen (Konidien), die benachbarte Blätter und Früchte infizieren. An den Früchten entstehen ebenfalls olivgrüne bis schwärzliche, samtartige Flecke. Durch das Ablösen und Aufreißen der Kutikula (Oberhaut) bekommen die Flecken dann einen silbrigen Schimmer.
Früh-, Spät- oder Lagerschorf ist ein und dieselbe Krankheit an den Früchten. Bei einem frühen Fruchtbefall entstehen im Bereich der Flecke tiefe und schwer verheilende Risse, in deren Folge Verkrüppelungen der noch wachsenden Früchte auftreten. Die Risse stellen zudem Eingangspforten für Fäulniserreger wie Monilia dar. Beim Spätschorf sind die Flecke kleiner und die Rissbildung auf den Früchten fehlt.
Vom Lagerschorf wird gesprochen, wenn sich während des Aufbewahrens im Keller oder an anderen Orten bei anfangs gesund erscheinenden Früchten auf der Schale viele, oft nur stecknadelkopfgroße, glänzend schwarze Flecke bilden. Die Infektionen haben in diesem Fall bereits stattgefunden, als die Früchte noch am Baum hingen. Durch den pilzlichen Erreger können auch junge Zweige befallen werden. Dann zeigen sich blasig aufgetriebene Stellen an der Rinde, die sich im Sommer oft schuppenartig ablösen. Aber dieses Schadbild ist beim Apfel selten zu beobachten.
Der Pilz überwintert in der Hauptsache auf dem abgefallenen kranken Apfellaub. Hier bilden sich die Fruchtkörper mit den Wintersporen. In der Regel rufen sie im Frühjahr die ersten Schorfinfektionen hervor. Nach der Sporenreife werden sie beim ersten durchdringenden Regen aus den Fruchtkörpern herausgeschleudert und infizieren die jungen,
gerade austreibenden Blätter. Das junge Blattgewebe ist besonders empfindlich, während ältere Blätter eine zunehmende Resistenz
gegen den Schorferreger ausbilden. So ist es zu erklären, dass die Hauptinfektionsgefahr in der Zeit des Junitriebes besteht, wenn praktisch jeden dritten Tag ein neues Blatt gebildet wird.
Die Pilzsporen benötigen zum Auskeimen auf der Pflanzenoberfläche, in Abhängigkeit von der Temperatur, eine unterschiedlich lange Blattfeuchteperiode. So reichen beispielsweise für den Apfelschorf schon zehn Stunden Blatt- feuchte bei einer Durchschnittstemperatur von 14 °C aus, um eine leichte Infektion hervorzurufen. In diesem Zusammenhang ist folgende Tatsache bedeutsam: Eine Regen- oder Feuchtigkeitsperiode, die nach 18 Uhr noch anhält, wird frühestens erst am folgenden Tag zwischen acht und zehn Uhr beendet sein, weil über Nacht die feuchten Blätter nicht abtrocknen. Herrscht in dieser Zeit eine Durchschnittstemperatur von 9-10 °C, reichen diese Bedingungen bereits für eine leichte Apfelschorfinfektion aus.
Der Erreger des Birnenschorfes, Venturia pirina, ist eng mit dem des Apfelschorfes verwandt. Die Pilze sind aber streng auf ihre Wirtspflanze spezialisiert. Das Schadbild des Birnenschorfes ähnelt dem des Apfelschorfes. Bei einem Frühbefall der Blätter sind jedoch die Flecke meist entlang der Blattmittelrippe konzentriert. Der Zweiggrind kommt an Birnen wesentlich häufiger vor als an Äpfeln. Beim Überwintern dieses Schorferregers spielt neben den abgefallenen kranken Blättern der Zweiggrind eine große Rolle. Im Frühjahr können hier auf den grindigen Zweigteilen Sommersporen gebildet werden, die sofort beim Knospenaufbruch die sich gerade herausschiebenden grünen Blattteilchen infizieren, also noch vor dem Flug der auf dem Falllaub gebildeten Wintersporen.
Für eine erfolgreiche Bekämpfung der Schorfkrankheiten kommt vorbeugenden Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Hierzu gehören unter anderem:
Die Hauptaufgabe der Schorfbekämpfung besteht darin, im Frühjahr Infektionen durch die Wintersporen zu verhindern. Die Termine des ersten zu erwartenden Wintersporenfluges sind allgemein von dem örtlich zuständigen Pflanzenschutzdienst zu erfahren. Bei Birnen kann man aber nicht darauf warten, denn hier können von grindigen Zweigpartien schon vor dem Wintersporenflug Infektionsgefahren ausgehen. Wenn erst einmal im Frühjahr Infektionen stattgefunden haben, ist es nur mit erhöhtem Aufwand möglich, den Krankheitsbefall während der Vegetationsperiode in Grenzen zu halten.
In ausgeprägten Schönwetterperioden können die Behandlungsabstände größer sein als in regnerischen oder taureichen Witterungsabschnitten. Neben der Zeit des Junitriebes sind feuchtwarme Herbsttage für ein Ausbreiten der Schorfkrankheiten vor allem auf den Früchten besonders kritisch, weil Nebel und Tau die Blätter und Früchte lange, auch über Nacht, benetzt halten. Da das Bekämpfen der Schorfkrankheiten etwas kompliziert ist, ist eine Beratung mit dem amtlichen Pflanzenschutzdienst zur Strategie und zur Behandlung mit Difenoconazol-Präparaten, angepasst an die örtlichen Verhältnisse, ratsam.
Der Druck auf dem Milchmarkt durch die Corona-Pandemie ist spürbar. Beim Landesbauernverband Brandenburg ist man von Mengenbegrenzungen aber nicht überzeugt. Gestaffelte Preise oder eine Lagerhaltung könnten stattdessen weiterhelfen.
Im Landesbauernverband Brandenburg (LBV) sind die Meinungen geteilt und ergänzen sich. Nach einer Beratung des Fachausschusses Milch am Montag sagte dessen Vorsitzender Lars Schmidt: „Noch ist nicht klar, ob eine Krise kommt oder nicht.“ Zwar gebe es Anzeichen, die darauf hindeuten, jedoch würden Molkereien, die vor allem den Lebensmitteleinzelhandel beliefern, derzeit etwa 40 % mehr als üblich produzieren. Molkereien im Süden, die den italienischen Markt bedienen oder solche, die eigentlich große Mengen an die Gastronomie liefern, seien dagegen in Schwierigkeiten.
Ein Instrument zum Gegensteuern sei die private Lagerhaltung. Mit Augenmaß eingesetzt, meint Schmidt, müsse sie langfristig nicht notwendigerweise die Preise drücken. Ein Reduzieren der Menge mit Ausgleichszahlung oder einen freiwilligen Verzicht mit Bonuszahlung von 24 ct/kg, wie es LsV-Deutschland vorschlägt, hält Schmidt persönlich nicht für realistisch, solange Milchproduzenten mehr als 30 ct/kg bekommen.
Für Benjamin Meise, ebenfalls Mitglied im LBV-Fachausschuss, hat die Krise schon begonnen – und zwar lange vor Corona. Milch sei ein Zuschussgeschäft, die Milchmengenregulierung geschehe bereits über das Höfesterben, und das sei für ihn nicht akzeptabel, so Meise. Er favorisiert Staffelpreise, die Anreize für eigenverantwortliches Agieren der Milchproduzenten bieten. Bis dahin sei es aber wohl noch ein langer Weg, so Meise. mil
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Neben Milchleistung und Tiergesundheit rücken in den Niederlanden bei der Holsteinzucht andere Eigenschaften immer stärker in den Vordergrund. Zum Beispiel eine bessere Futterverwertung.
Von Silvia Kölbel (Text und Fotos)
Welche Fortschritte es derzeit in der Holsteinzucht in den Niederlanden gibt, und wie auch deutsche Betriebe den Zuchtfortschritt nutzen können, schauten sich kürzlich elf Landwirte aus Deutschland an. Sie kamen aus sechs Betrieben der Bundesländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Und sie besuchten an zwei Tagen drei holländische Milchviehbetriebe, die am Zuchtprogramm der Firma CRV mitwirken.
CRV ist eine 1974 in den Niederlanden gegründete Genossenschaft mit Tochterunternehmen auch in Deutschland, Tschechien, Luxemburg, Spanien, Brasilien und Neuseeland. Der Genossenschaft gehören derzeit 23.000 Mitglieder an. Das Unternehmen betreut in 60 Ländern 50.000 Kunden. Den Marktanteil in den neuen Bundesländern gibt die CRV Deutschland GmbH mit Sitz in Wasserburg am Inn mit zehn Prozent an.
Nach der Bearbeitung der Zuchtmerkmale Milchleistung und Tiergesundheit in den zurückliegenden Jahrzehnten liegt bei CRV in den Niederlanden seit drei Jahren der Fokus auf dem Zuchtmerkmal Futtereffizienz. Auch will man dazu beitragen, den Methanausstoß in der Milchproduktion zu verringern. Derzeit wirken am Zuchtprogramm fünf holländische Referenzbetriebe mit 2.000 Milchkühen der Rasse Holstein-Friesian mit. Geplant ist eine Erweiterung auf zehn Betriebe mit 10.000 datenliefernden Kühen, um die Zuverlässigkeit der Vererbungseigenschaften beim Zuchtmerkmal Futtereffizienz bei Jungbullen von derzeit 47 auf 60 % zu erhöhen.
Zu den Ergebnissen der ersten drei Untersuchungsjahre gehört die Erkenntnis, dass die Futtereffizienz eines Tieres mit 30 % eine hohe Vererbbarkeit aufweist. Daraus ergeben sich für die Landwirtschaftsbetriebe ganz neue Möglichkeiten, ihre Erlöse aus der Milchproduktion zu verbessern, denn Effizienz im Sinne des Zuchtvorhabens bedeutet, aus der gleichen Menge Futter mehr Milch zu produzieren. Die Art der standortabhängigen Futterzusammensetzung spielt dabei keine Rolle.
„Eine effiziente Kuh bringt, egal, ob nun maisbetonte oder grasbetonte Silagen gefüttert werden und welche Eiweißquellen zur Verfügung stehen, eine höhere Milchleistung als eine weniger effiziente Kuh“, sagt Pieter van Goor, der Projektentwickler und Projektbetreuer in Holland. Axel Escher, Geschäftsführer von CRV Deutschland, fügt an: „Das heißt, bei jeder Art der Futterzusammenstellung und bei jeder Haltungsform und unabhängig von Niveauunterschieden ändert sich an der genetisch bedingten Effizienz des Tieres nichts.“
Zur Ermittlung der Futtereffizienz stattet CRV die Referenzbetriebe mit einem Datenerfassungssystem aus. Jede Kuh bleibt rund 200 Tage einer Laktation in der Erfassungsgruppe. Dort wird mit dem Wiegeautomaten vor und nach dem Fressen ermittelt, wie viel Futter die Kuh aufgenommen hat. Auffällig ist dabei, dass ein Teil der Kühe nur einige Male am Tag größere Portionen frisst, während andere Tiere mehrere kleine Portionen aufnehmen. „Welche Auswirkungen dieses Verhalten auf die Futtereffizienz hat, können wir im Moment noch nicht sagen“, so Pieter van Goor. Der Einfluss der Häufigkeit der Futteraufnahme auf die Effizienz soll im Rahmen des Projektes genauso analysiert werden wie die Futteraufnahme auf der Weide.
CRV in den Niederlanden ist nach eigenen Angaben die erste Besamungsstation weltweit, der in der Praxis gemessene Futtereffizienzdaten vorliegen. Wie sich die Nutzung der Daten auf die Erlöse in der Milchviehhaltung auswirken, zeigt ein Beispiel aus der Praxis, das Produktmanager Bernhardt Heitzer zusammengestellt hatte.
Da nahmen vier Kühe mit drei Laktationen über drei Jahre zwischen 18.500 und 26.900 kg Trockenmasse auf. Die Erlöse von der Kuh mit der besten Futtereffizienz lag um 34 % höher als die Erlöse der Kuh mit der schlechtesten Futtereffizienz und das bei annähernd gleicher Milchleistung von rund 30.000 kg. Die Niederländer gehen bei ihren Berechnungen von einem Milchpreis von 35 ct/kg aus und bei Futterkosten von 20 ct/kg Trockenmasse.
Als effizienteste Kuh erwies sich zudem das Tier mit dem geringsten Körpergewicht, das bei 618 kg lag, während die schwerste und am wenigsten effiziente Kuh 660 kg wog. Die Experten gehen davon aus, dass sich die Futtereffizienz durch Selektion und Zucht um 10 % steigern lässt. Diese Steigerung würde zu einer Ersparnis von 2 ct/kg Milch führen. „In einem Betrieb, der jährlich 1 Mio. kg Milch erzeugt, bedeutet das eine Einsparung von 20.000 € pro Jahr“, rechnet van Goor vor. Bei dieser Berechnung geht der Fachmann davon aus, dass Milchkühe heute im Durchschnitt 1,45 kg Milch aus 1,0 kg Futtertrockenmasse (TM) produzieren.
Die Besucher aus Deutschland hatten sich bereits zu Hause intensiv mit der Futtereffizienz beschäftigt so auch Lutz Müller, Vorstandsmitglied der Dresdner Vorgebirgs Agrar AG aus Bennewitz. „Den Zuchtfortschritt bei diesem Merkmal wollte ich mir einmal hier vor Ort anschauen“, sagt der Sachse. In den Niederlanden beeindrucken auch die hohen Inhaltsstoffe der Milch. 4,3 % Fett und 3,6 % Eiweiß sind die Norm, weil ein Großteil der Milch zu Käse verarbeitet wird. „Die Inhaltsstoffe zu steigern, ist auf jeden Fall ein Anreiz, nur leider wird das bei uns nicht so honoriert“, bedauert Müller.
Um die Zucht schnell voranzubringen, bietet CRV die Genotypisierung von Kälbern ab einem Alter von drei Tagen an. Nach drei Wochen liegt dem Herdenmanager die Genetik seiner Tiere vor. Die frühzeitig zur Verfügung stehenden Zuchtwerte seien genauso zuverlässig wie die Zuchtwerte einer Färse nach der ersten Abkalbung, heißt es. Damit kann ein Milchviehbetrieb schon frühzeitig entscheiden, bei welchen Kälbern sich die Aufzucht für den Betrieb lohnt.
Weil die Niederländer in der Genomanalyse schon weiter sind als die Deutschen, wollte sich Thomas Nöhring, Geschäftsführer und Leiter der Tierproduktion in der Agrarproduktion Frauenprießnitz GmbH und Co. KG in Thüringen, größere Betriebe in Holland anschauen. „Für mich ist es sehr wichtig, schon bei einem Kalb zu wissen, welches Potenzial in einem Tier steckt“, so Nöhring. Das Thema Futtereffizienz spiele im Betrieb eine große Rolle. „Bei nur 30 ct/kg Milch sind 16 ct/kg weg fürs Futter. Futter sparen durch effizientere Kühe ist also ein großer Kostenfaktor“, sagt Nöhring.
Auch die Gönnataler Agrar AG aus Thüringen hat vor einem Jahr begonnen, Jungtiere genetisch analysieren zu lassen. Mario Plänitz, Leiter der Tierproduktion, hofft durch Nutzung des Zuchtfortschrittes in den Niederlanden, die Milchleistung im Betrieb von derzeit 9.000 kg auf 10.000 kg erhöhen zu können. Er sagt: „Die Futtereffizienz und die Lebensleistung muss man gemeinsam betrachten.“
Um die Daten der Kuhherde schnell auswerten zu können, bietet CRV die passenden Softwarelösungen an. Mit wenigen Mausklicks erhält der Betrieb den für die jeweilige Kuh und das Zuchtziel geeigneten Bullen. Embryonentransfer von Hochleistungskühen und gesextes Sperma gehören ebenfalls zu den Angeboten, welche die Milchviehbetriebe zur Verbesserung ihrer Herde nutzen können.
In den Fokus bei der Zucht rückt auch die Verringerung des Methan- und CO2-Ausstoßes. Bisherige Ergebnisse lassen vermuten, dass effiziente Kühe pro Liter Milch auch weniger klimaschädliche Gase ausstoßen. „Das ist vor allem für die Zukunft ein Thema“, erklärte Pieter van Goor. Ab April dieses Jahres soll bei CRV dazu ein mit 700.000 € finanziertes Projekt starten. Schon jetzt gehen die Fachleute davon aus, dass sich durch eine Erhöhung der Futtereffizienz um 0,1 kg Milch pro kg TM die CO2-Emission um 4 % reduzieren lässt.
Zur Erfassung des Methanausstoßes ist geplant, Futterautomaten im Stall anzubringen, die während der Futteraufnahme den Anteil von Methan in der Atemluft messen. Dieser Aspekt der Untersuchungen ist Harold Wierenga vom Milchhof Klosterfelde bei Berlin besonders wichtig. „In Deutschland wird es in Zukunft sehr wichtig sein, dass wir nachweisen können, wie groß der CO2-Fußabdruck unserer Milchkühe ist. Dazu benötigen wir gesicherte Daten. Dieser Aspekt ist wichtig für die Akzeptanz der Rinderhaltung in der Gesellschaft“, so Wierenga.
Während noch vor zehn Jahren das Hauptaugenmerk in der Zucht auch weltweit auf immer größeren Tieren lag, setzt inzwischen ein Umdenken ein. Eine um 50 kg schwerere Kuh benötigt täglich zusätzlich 1,5 kg mehr Erhaltungsfutter. Schwere Kühe seien deshalb bei CRV kein Zuchtziel mehr. Die Fokussierung der Zucht in den letzten 20 Jahren hin zu gesundheitlichen Aspekten wie Klauen- und Eutergesundheit hätten nachweisbare Ergebnisse gebracht. „Mastitis ist um 20 % und Klauenprobleme sind sogar um 22 % zurückgegangen“, so Pieter van Goor.
Deshalb rät der Projektleiter den Milchviehbetrieben, vor allem die Gesundheitsaspekte der Milchkuhhaltung nicht aus den Augen zu verlieren. Je höher die Lebensleistung der Kühe sei, desto weniger Geld müsse der Betrieb in die Jungviehaufzucht investieren. „Eine Färse mit nur zwei Abkalbungen hat in der Aufzucht mehr Geld gekostet, als sie an Milch gebracht hat“, unterstreicht Joost Klein Herenbrink, der Global Produktmanager Holstein bei CRV.
Die Winterkulturen Getreide und Raps leiden stark unter dem wochenlangen Wassermangel. Doch auch pilzliche Schaderreger geraten unter Druck. Ein Blick auf das aktuelle Krankheitsgeschehen.
Von Erik Pilgermann (Text und Fotos)
Die Vegetation läuft und die Entwicklung der Bestände schreitet zügig voran, würde ich gern schreiben. Stattdessen stagniert die Entwicklung in den Saatreihen. Einige Wochen schon lässt Regen auf sich warten. Und mit jedem weiteren trockenen Tag nimmt die nutzbare Feldkapazität ab.
Wenn es dabei etwas positives zu berichten gibt, dann, dass durch die Trockenheit Neuinfektionen mit pilzliche Krankheiten im Getreide weitgehend ausgeblieben sind. In der Wintergerste (BBCH 31–32) sind Zwergrost, je nach Sorte und Standort Netzflecken sowie Rhynchosporium zu finden. In Winterroggen (BBCH 31–32) kann auch Rhynchosporium beobachtet werden. Braunrost, vor Winter noch vielerorts verbreitet, wird aktuell nur noch vereinzelt bonitiert.
Auch die Winterweizenbestände (BBCH 30–32) sind überwiegend gesund. Inwieweit in diesem Frühjahr Halmbruchinfektionen drohen, kann anhand der Bestände nur bedingt abgeschätzt werden. Mithilfe von Prognosemodellen lässt sich die Infektionsgefahr für Krankheiten in Getreide gut abschätzen und die Bekämpfungsentscheidung treffen.
Die amtlichen Dienste der Länder berichten, dass inzwischen alle Rapsbestände erblüht sind (BBCH 60–61). Behalten Sie Ihre Bestände aber im Auge. In einigen Regionen wurde der Bekämpfungsrichtwert für den gefleckten Kohltriebrüssler in Gelbschalen (>15 Käfer in drei Tagen) beziehungsweise im Bestand (>20 Käfer/25 Pflanzen) bereits erreicht.
Unabhängig von der Art des Käfer sollten das Schädlingsaufkommen möglichst mithilfe einer Linienbonitur ermittelt werden. Dafür sollten an fünf zufällig gewählten Punkten im Bestand jeweils fünf hintereinander stehende Pflanzen im Knospenstadium bonitiert werden.
Nicht zu empfehlen ist die Bonitur einzelner, aus dem Bestand ragender Pflanzen. Nehmen Sie am besten eine leere Gelbschale mit auf die Linie und schütteln Sie den Haupttrieb über der Gelbschale aus. So lässt sich in kurzer Zeit ein exaktes Befallsgeschehen abbilden. Das Auftreten des Rapsglanzkäfers ist auch in diesem Jahr anscheinend zu vernachlässigen. Der Befall liegt in den meisten Regionen deutlich unter dem Bekämpfungsrichtwert (10 Käfer/Pflanze). Ob behandelt wird oder nicht, muss auf jeden Fall schlagspezifisch entschieden werden.
Vereinzelt sind auch bereits erste Kohlschotenrüssler zu beobachten, aber eine Bekämpfung ist bislang noch nicht notwendig. Sein Bekämpfungsrichtwert liegt bei einem Käfer pro Pflanze. Der „Folgeschädling“ Kohlschotenmücke trat bisher noch nicht in Erscheinung. Ist aber mit einem erhöhten Auftreten der Mücke zu rechnen, halbiert sich der Bekämpfungsrichtwert für den Rüssler auf einen Käfer pro zwei Pflanzen.
Was die Weißstängeligkeit oder Sklerotinia im Winterraps betrifft, herrscht momentan noch Ruhe. Bisher wurden mangels ausreichender Feuchtigkeit nur ganz vereinzelt gekeimte Apothezien, die Fruchtkörper der Sklerotinia beobachtet. Auch hier können Sie auf Prognosemodelle wie Sklero-Pro zurückgreifen, wenn Sie eine, ökonomisch sinnvolle Bekämpfungsentscheidung treffen wollen.
FAZIT: Die momentane Trockenheit stresst die Bestände, verhindert aber Neuinfektionen mit pilzlichen Schaderregern im Getreide. Der Raps geht in die Vollblüte über und Schotenschädlinge rücken in den Fokus. Beim Einsatz von Insektiziden mit Fungiziden in Tankmischungen achten Sie unbedingt auf mögliche Änderungen der Bienenschutzauflagen. Die Bienenschutzbstimmungen sind strikt einzuhalten.
Das Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung ist nur noch eine Frage von wenigen Tagen. Was Landwirte dann als erstes zu beachten haben, fasst der folgende Beitrag zusammen.
Spätestens bis Ende April wird die verschärfte Bundesdüngeverordnung 2020 (DüV 2020) im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Einen Tag später tritt sie in Kraft. Im März hatte der Bundesrat dem Entwurf der Bundesregierung mit knapper Mehrheit weitgehend unverändert zugestimmt, gleichwohl die Bundesländer der Verordnung viele fachliche Mängel attestierten.
Trotz des hohen Drucks, den die EU-Kommission zur raschen Verabschiedung der scharfen Düngeregeln aufgebaut hatte, gelang es zumindest, dass Teile der neuen Bundesdüngeverordnung erst zum 1. Januar 2021 wirksam werden müssen. Dies betrifft sämtliche neue Regelungen im Zusammenhang mit der Neuausweisung der roten Gebiete und den darin zu verschärfenden Maßnahmen.
Somit gelten die Thüringer Landesdüngeverordnung vom 2. Juli 2019 einschließlich der in ihr festgelegten Maßnahmen (verpflichtende Wirtschaftsdünger- und Bodenuntersuchung; verkürzte Einarbeitungszeit) sowie die bekannte Gebietskulisse der roten Gebiete bis zum Jahresende fort. Ab 1. Januar muss dann eine neue Landesdüngeverordnung einschließlich einer neuen Gebietskulisse vorliegen. Noch beraten die Länder, welches Modell zur Neuabgrenzung der roten Gebiete bundesweit Anwendung finden soll. Auch sind noch Details zu klären, etwa für die Befreiung vom verpflichtenden Winterzwischenfruchtanbau vor Sommerungen in „roten Trockengebieten“.
Wie das Agrarministerium in Erfurt auf Anfrage der Bauernzeitung klarstellte, gelten hingegen alle Änderungen bzw. Neuerungen, die nicht explizit nur in den roten Gebieten ihre Gültigkeit entfalten, sofort mit Inkrafttreten der Bundesverordnung.
Unter der Annahme, dass dann die Frühjahrsdüngung in den Betrieben längst abgeschlossen ist, dürfte die erste neue Regelung mit Auswirkung auf die Praxis die Aufzeichnungspflicht der 3. N-Gabe sein. Grundsätzlich besteht die Aufzeichnungspflicht künftig für jede Düngungsmaßnahme. Sie hat innerhalb von zwei Tagen nach der Düngung zu erfolgen.
Relevant in diesem Jahr werden die Vorgaben für die Düngung in Gewässernähe bei einer Hangneigung ab ≥ 5 % auf den ersten 20 m bzw. 30 m bis zur Böschungsoberkante sein. Durch das 2019 novellierte Thüringer Wassergesetz sind die mit der neuen Düngeverordnung geforderten Randstreifen zwar schon Realität. Allerdings gibt es für die drei Gefällebereiche verschiedene Auflagen zur Düngung, die in den angrenzenden Schlag reichen (siehe Tabelle). Völlig unklar ist bislang, ob und welches digitale Kartenmaterial die Hangneigungen ausweist.
aktualisiert am 28. April 2020*
Bereich zur Böschungsoberkante | Mittlere Hangneigung | Düngeverbot Böschungsoberkante bis… | Auflagen zur Düngung im Bereich |
0 m … 20 m | ≥ 5 % | 3 m | 3 m … 20 m1) |
0 m … 20 m | ≥ 10 % | 5 m | 5 m … 20 m 1) + 2) |
0 m … 30 m | ≥ 15 % | 10 m | 10 m … 30 m 1) + 2) + 3) |
1): Im ausgewiesenen Bereich dürfen N- oder P-haltige Düngemittel, Bodenhilfsstoffe, Kultursubstrate und Pflanzenhilfsmittel nur mit folgenden Auflagen aufgebracht werden:
2): Begrenzung der Einzelgabenhöhe auf maximal 80 kg N/ha
3): auf unbestellten Ackerflächen oder bei nicht hinreichend entwickelten Pflanzenbestand Ausbringung nur bei sofortiger Einarbeitung auf der gesamten Ackerfläche (!) des Schlages
*Düngeverordnung und Gewässerschutz
Beim Düngen auf Flächen mit einer Hangneigung ≥ 5 %, die an Gewässer grenzen, sieht die neue Düngeverordnung Einschränkungen vor. Damit Landwirte diese Flächen identifizieren können und das TLLLR auch kontrollieren kann, werden derzeit digitale Karten erstellt.
Wie Behördenleiter Peter Ritschel informierte, wird die Agrarverwaltung diese Karten den Landwirten zur Verfügung stellen. Dafür braucht es aber noch Zeit – nicht zuletzt, weil die Daten aus der Wasserwirtschaft, die die Böschungsoberkanten ausweisen, in diese digitalen Karten mit eingebaut werden müssen. Parallel dazu soll den Landwirten ein digitales Erosionskataster zur Verfügung stehen. fh
Für die Düngeplanung in diesem Herbst gilt bei der Ermittlung des Stickstoffbedarfs erstmals das tatsächliche Ertragsniveau der angebauten Kulturen im Durchschnitt der letzten fünf Jahre.
Für Grünland, Dauergrünland und mehrjährigen Feldfutterbau (Aussaat bis 15. Mai) sind in der Zeit vom 1. September bis zu 1. November maximal 80 kg Gesamt-N/ha gestattet, die flüssige organische und flüssige organisch-mineralische Düngemittel (einschließlich flüssige Wirtschaftsdünger) liefern.
Erstmals gelten ab Herbst 2020 neue Sperrfristen für Festmist von Huftieren oder Klauentieren sowie für Komposte (1. Dezember bis einschließlich 15. Januar). Gleiches gilt für Phosphordüngemittel. Bei flüssigen Düngemitteln gibt es gegenüber der noch geltenden Düngeverordnung von 2017 keine Änderungen bei den Sperrfristen.
Neu geregelt wird in der verschärften Bundesdüngeverordnung, dass die Herbstdüngung zu Winterraps und Wintergerste bei der Düngeplanung im Frühjahr zu berücksichtigen bzw. mit anzurechnen ist. Schon seit dem 1. Februar dieses Jahres gilt, dass Harnstoff (auch in Mischungen) nur mit einem Ureasehemmer ausgebracht werden darf oder innerhalb von vier Stunden einzuarbeiten ist.
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Um eine aufgeforstete Waldfläche vor Vertrocknung zu schützen, verteilen sechs Freiwillige Feuerwehren aus dem Wartburgkreis täglich 120.000 Liter Wasser.
Seit vergangenem Freitag bewässern Tanklöschfahrzeuge des Feuerwehrtechnischen Zentrums des Landratsamtes Aufforstungsgebiete in drei Forstrevieren des Wartburgkreises. Mit zwei Tanklöschfahrzeugen und einem Wechsellader brachten Mitarbeiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz gemeinsam mit mehreren Freiwilligen Feuerwehren aus dem Landkreis täglich rund 120.000 Liter Wasser auf Waldflächen.
Nach Dürre und Borkenkäferfraß wurde das Gebiet gefällt und nun, teils mit wertvollen Edelgehölzen, neu bepflanzt.
Kreisbrandinspektor Frank Uehling, ist froh, dass der Landkreis diese Aktion nach einem Hilfeersuchen des Forsts gestemmt hat: „Das war ganz dringend notwenig, es wäre schlimm, wenn die neugepflanzten Bäumchen angesichts der starken Trockenheit eingehen würden.“
Das Wasser für die Aktion war aus der Kiesgrube Immelborn sowie aus der Werra entnommen worden. Bewässert wurden vor allem Hanglagen im Forstgebiet Windsberg oberhalb des Kissels bei Schweina, im Revier Grundhof unterhalb des Kissels und im Revier Krayenberg zwischen Oberrohn, Unterrohn und Tiefenort.
Das Landratsamt Wartburgkreis koordiniert und finanziert die Bewässerungsaktion (ausgenommen die Kraftstoffkosten, diese übernimmt Thüringen Forst). Beteiligt waren die Freiwilligen Feuerwehren Immelborn, Vacha, Dietlas, Etterwinden, Gumpelstadt und Marksuhl. red
Mit der Aktion „LandWIRt mit Verantwortung“ will das Pflanzenschutzunternehmen Adama Engagement in der Landwirtschaft würdigen.
Adama Deutschland hat unter dem Motto „LandWIRt mit Verantwortung“ eine Aktion gestartet, mit der landwirtschaftliches Engagement gewürdigt wird. Auf der Website von Adama Deutschland können Landwirte einen Aufkleber bestellen und im Zusammenhang mit einem Tätigkeitsbereich, in dem sie Verantwortung übernehmen, ein Foto machen.
Gekennzeichnet mit dem Hashtag #landwirtmitVerantwortung können diese Fotos in den sozialen Netzwerken Facebook oder Instagram gepostet werden. So wird ein Beitrag zur aktiven Unterstützung dieser Initiative geleistet.
Mehr Informationen und eine Bestellmöglichkeit des Aufklebers gibt es auf der Adama-Website.
Seit 40 Jahren beobachtet Hedda Oldenburg aus Diedrichshagen bei Schwerin das Wetter. Dafür wurde die 77-Jährige geehrt. Wir haben (vor der Coronakrise) die engagierte und ehrenamtliche Wetterfrau in ihrem Heimatdorf besucht.
Von Birgitt Hamm
Als ich mich mit ihr verabreden will, klärt mich Hedda Oldenburg sofort auf: „Ich habe aber nur die Verdienstmedaille des Verdienstordens der BRD bekommen.“ Als ob diese Ehrung weniger wert sei als der Bundesverdienstorden, den die Schweriner Staatskanzlei ihr zugeschrieben hatte. Und die Geehrte deshalb weniger interessant sei.
Diese Bescheidenheit ist typisch für die 77-Jährige, die seit 40 Jahren jeden Tag früh aufsteht, um vor allen anderen Aufgaben nach dem Wetter zu sehen und es zu dokumentieren. Jeden Morgen um 6.50 Uhr, in der Sommerzeit um 7.50 Uhr. Egal, ob es hell oder dunkel ist, warm oder kalt, ob es regnet, stürmt oder schneit. Selbst die Coronakrise hält sie nicht ab von ihren morgendlichen Gängen zur Messstation. „Warum auch“, schmunzelt sie, „dabei bin ich noch nie jemandem begegnet.“ Sie geht in ihren Garten hinterm
Haus, misst den Niederschlag und meldet ihn bis spätestens 8.15 bzw. 9.15 Uhr an die Regionale Messnetzgruppe des Deutschen Wetterdienstes in Potsdam. Hedda Oldenburg gehört dort zu den 267 ehrenamtlichen Wetterbeobachtern, die wie ihre inzwischen automatisierten Kollegen den Meteorologen täglich zuarbeiten. Trotz Haus und Hof, Familie und Arbeit als landwirtschaftliche Buchhalterin war das für sie Alltag, über den es wenig zu berichten gibt. Bis sie vor einigen Wochen dafür geehrt wurde.
Als sie diese Aufgabe 1979 von ihrer Nachbarin im Dorf Diedrichshagen, Landkreis Nordwestmecklenburg, übernommen hatte, war sie sogar noch vielfältiger. Nicht nur die Niederschläge wie Regen, Hagel, Graupel, Schnee wurden gemessen, sie notierte auch Ereignisse wie Gewitter, Nebel und Sturm – wobei letzterer nach Gefühl eingestuft wurde. Ihre Ergebnisse trug sie in Tabellen ein und schickte alles zum Wetteramt in Warnemünde. „Der Wind wird heute von automatischen Wetterstationen gemessen“, sagt Hedda Oldenburg. „Ich bin eine konventionelle Wetterbeobachterin.“ Dabei haben sich ihre Gerätschaften in den vergangenen 40 Jahren nicht geändert. „Ich benutze noch immer den gleichen Blechpott“, schmunzelt sie. „Er ist nur etwas schöner. Die tägliche Meldung nach Potsdam schicke ich aber per App mit meinem Tablet.“
Der erste Interessent an ihren Ergebnissen war schon immer Ehemann Hans, von Beruf Landwirt, der viele Jahre die Feldwirtschaft in der Agrargenossenschaft geleitet hat. „Für uns ist das Wetter wichtig“, bestätigt er. Sohn Jens ist in Vaters Fußstapfen getreten und leitet heute die Agrarprodukt e. G. Rüting. Hedda Oldenburg: „Auch er fragt mich, was ich gemessen habe und vergleicht es mit dem Ergebnis eines Kollegen, der zwei Kilometer entfernt wohnt. Interessant, dass der manchmal ganz andere Niederschläge misst als ich.“ Die vieldiskutierten Klimaveränderungen sind für die Wetterbeobachterin kein gefühltes Wissen, sondern Fakten, von ihr gemessen. „Ich dokumentiere sehr trockene Jahre, extrem nasse Sommer oder warme Winter ohne Schnee, wie wir ihn gerade erlebt haben. Diese Extreme nehmen zu.“ Was sie nicht könne, ist das Wetter vorherzusagen, bekennt sie.
Aber etwas ist ihr doch aufgefallen: „Wenn bei Neumond das Wetter umschlägt, bleibt es vier Wochen so.“ Fachleute seien davon nicht so überzeugt, räumt sie ein, aber sie habe es in den vergangenen 40 Jahren genauso beobachtet. Die Mecklenburgerin ist in Diedrichshagen groß geworden, hat hier ihren Hans kennengelernt und geheiratet, die beiden Kinder großgezogen. „Wir haben es gut, schlachten jedes Jahr ein Schwein oder ein Rind, haben ein Pferd und sind gut im Dorfgeschehen eingebunden.“ Das 120-Seelen-Dorf in der Nähe von Grevesmühlen, das zur Gemeinde Rüting gehört, bietet mehr als Idylle pur – viel Landschaft, Licht und Luft, alte Bauerngehöfte rund um die große Kirche, die dem Ort einst besondere Bedeutung gesichert hat. Und die auch jetzt noch für die Gemeinschaft wichtig ist, auch wenn das soziale Leben gerade sehr eingeschränkt ist. Oldenburgs sind beide im Traditionsverein Kirchspiel Diedrichshagen aktiv.
Sie hoffen, dass die traditionelle Festwoche Anfang September, die ohne sie nicht denkbar ist, trotz der Viruspandemie stattfinden wird. Dafür schmiert Hedda Oldenburg ihre beliebten Schmalzbrote und Ehemann Hans lädt zu Kutschfahrten ein. Normalerweise würden sie jetzt auch auf der Bühne stehen und für das Stück „Klimbim“ proben. „Wir gehören zur Laienspielgruppe von Diedrichshagen, machen seit 15 Jahren Theater“, erzählen sie. „In plattdütsch natürlich.“ Wobei Hedda lieber als Souffleuse agiert, als selbst auf der Bühne steht. Das bleibt nun für unbestimmte Zeit auf der Strecke.
Aber zu tun hat die Wetterfrau trotzdem genug: „Es ist Frühling und wir sind im Garten zugange, haben die Kartoffeln gepflanzt, alles auf Vordermann gebracht. Alle Fenster sind geputzt.
Einmal in der Woche fahre ich zum Einkauf nach Grevesmühlen.“ Und die Seniorin hat endlich etwas mehr Zeit zum Lesen, Socken stricken und Musik hören. An das Nähen von Behelfsmasken hat sie auch schon gedacht, doch da macht ihre defekte Nähmaschine einen Strich durch die Rechnung. „Die würde ich auch nur beim Einkaufen brauchen, hier habe ich nicht so viele Nachbarn. Ansonsten“, sagt sie gelassen, „bleibt uns doch nur abzuwarten und zu hoffen.“
Das Wetter zu beobachten und die Niederschläge zu dokumentieren ist für Hedda Oldenburg zwar inzwischen Routine, aber das frühe Aufstehen kostet die nun schon 77-Jährige gerade in der dunklen Jahreszeit doch etwas mehr Überwindung. „Ob ich noch weitere zehn Jahre mitmache, glaube ich nicht“, bekennt sie. Doch deshalb muss Diedrichshagen nicht zwingend von der Wetterbeobachtungskarte gestrichen werden. Denn schon jetzt vertritt die Schwiegertochter die Wetterfrau, wenn diese doch mal für ein paar Tage in den Urlaub fährt. Vielleicht der Beginn einer neuen 40-jährige Karriere?
Auch Helga Völz aus Rehberg im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte wurde für ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Wetterbeobachterin mit der Verdienstmedaille geehrt.
Grünland braucht im Frühjahr Pflege. Unterschätzt wird dabei aber oft ausreichende Versorgung mit Kalk. Zu niedrige pH-Werte im Erdgeschoss können jedoch weitreichende Folgen haben.
Von Erik Pilgermann (Fotos und Video: Sabine Rübensaat)
Auf der anderen Seite des Zauns erscheint das Gras meist grüner als auf der eigenen. Doch es lohnt, genauer vor seine Füße zu blicken. Von Nahem betrachtet, lassen sich nämlich auf sehr vielen Flächen Heterogenitäten an den Grasbeständen erkennen. Viele Flächen sind leistungsfähig, aber es gibt vielerorts auch Zonen, in denen die Bestände nicht nur die nötigen Erträge vermissen lassen, sondern oft auch ganz verschwunden sind.
Zur Grundfutterproduktion eignen sich natürliche Grünlandbestände, zumal meist grundwassernah, besonders gut. Das heißt aber, dass man sich um diese natürlichen Bestände natürlich auch kümmern muss. Das kam in vielen Fällen in den vergangenen Jahren aber zu kurz. Manchmal hatte das ökologische und manchmal eben auch ökonomische Gründe.
Warum ein Grasbestand so abbauen kann und wertvolle Futtergräser nicht mehr wachsen, hat also verschiedene Gründe, und diese können hausgemacht sein. Die Auswirkungen sind in jedem Falle weitreichend.
Arjen van Dam, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Kerkau mbH, hat diese Auswirkungen auf Menge und Qualität seines Grundfutterertrags erkannt und geht die Rekultivierung der Flächen jetzt im großen Umfang an. Für ihn als Milchviehhalter ist hochwertiges Futter existenziell. „Wir haben die Milchviehanlage vor zehn Jahren übernommen und seitdem immer wieder auf unseren Grünlandflächen nachgesät. Die Nachsaat ist aber immer schlecht in die Gänge gekommen“, so der 30-Jährige.
Sein Betrieb liegt in Kerkau in der Nähe von Arendsee in der Altmark (Sachsen-Anhalt). Das Grünland befindet sich ausschließlich auf natürlichen Niedermoorstandorten mit anmoorigen bis moorigen Böden. Die Wasserversorgung ist hier also in der Mehrzahl der Jahre abgesichert. Arjen van Dam ergänzt: „Sicherlich waren die letzten zwei Jahre auch bei uns viel zu trocken. Aber 2017 zum Beispiel war viel zu nass.“ Ob nass oder trocken, die Kühe wollen fressen und deshalb braucht Landwirt van Dam leistungsfähige Bestände. Die Trockenheit in den letzten zwei Jahren hat zu starken Grundfutterproblemen geführt, aber sie ist nicht die alleinige Ursache dafür.
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Ähnlich wie in den Vorjahren sind Sachsens und Thüringens Wälder stark beschädigt. Der Borkenkäferbefall ist dramatisch, das Schadholz-Aufkommen hoch. Doch die Nachfrage sinkt.
Sowohl in Sachsen als auch in Thüringen stellen sich die Forstbehörden und Waldbesitzer erneut auf massive Waldschäden ein. „Wir sehen einem weiteren Jahr mit dramatischem Borkenkäferbefall und katastrophalen Schäden entgegen“, erklärte Sachsens Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) die Waldschäden in Sachsen. Laut Utz Hempfling, Geschäftsführer des Staatsbetriebes Sachsenforst, seien „derzeit mehr Borkenkäfer in den sächsischen Wäldern als wahrscheinlich jemals zuvor in der forstlichen Geschichte“ zu verzeichnen.
Auch beim Staatsbetrieb Thüringen Forst hieß es, dass die trockene und warme Witterung erneut gute Bedingungen für eine Massenvermehrung des Borkenkäfers bereithalten würde. Ähnlich wie im Vorjahr erhöhe der einsetzende frühe Schwarmflug die Gefahr, dass wieder drei Käfergenerationen heranwachsen. Das würde noch höhere Waldschäden verursachen.
In Sachsen haben Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer in den vergangenen zwei Jahren rund 7 Mio. m³ Schadholz hinterlassen. In Thüringen summierte sich der Schadholzeinschlag 2018 und 2019 auf fast 4,3 Mio. m³. Allein 2019 entfielen von den 3,7 Mio. m³ Gesamteinschlag 71 % auf Schadholz.
Alarm schlägt unterdessen Thüringens Waldbesitzerverband und fordert schnelle Liquiditätshilfen für die Betriebe. Eine Erhöhung aktueller Fördersätze oder die Schaffung neuer Projektfinanzierungen bringe keinen Erfolg mehr. In einem Schreiben an Thüringens Agrarminister Benjamin-Immanuel Hoff erklärte Verbandspräsident Jörg Göring, dass sämtliche Reserven des Sektors aufgebraucht, Mitarbeiter und Betriebe erschöpft seien: „Nach den Schäden durch klimawandelbedingte Extremwettereignisse trifft uns mit Corona nunmehr ein dritter Großschaden, von außerhalb unseres Sektors.“
Während der Holzexport nach Fernost bereits eingebrochen war, komme nunmehr „auch die heimische Holznachfrage in einem ohnehin übersättigten Marktumfeld zum Erliegen“, so Göring. Die von Absatzschwierigkeiten getroffene Sägeindustrie habe infolge der Corona-Krise die Kapazitäten weiter gedrosselt bzw. ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.
In der privaten und kommunalen Forstwirtschaft bleibe die notwendige Wiederaufforstung aufgrund der Liquiditätskrise stecken. „Der Verband der Forstbaumschulen hat in einem dramatischen Notruf bereits darauf hingewiesen: Aktuell werden Jungpflanzenbestellungen LKW-Weise storniert. Wenn ausgeschulte Pflanzen nicht in die Erde gebracht werden können, müssen sie vernichtet werden.“
Der Thüringer Waldbesitzerverband schlägt vor, sich am von der EU notifizierten Hilfsprogramm für den Privatwald in der Tschechischen Republik zu orientieren. „Dort erfolgt für geschädigte Bestände, die aus Waldschutzgründen geräumt werden müssen, eine Ersatzleistung. Hierfür hat die tschechische Regierung im Schnitt 600 Euro pro Hektar Privatwald zur Verfügung gestellt.“
Daneben fordert der Verband, privaten Forstbetrieben die Möglichkeit zu geben wird, Exportholz, für das aktuell kein Absatz besteht, in staatliche Lager abgeben zu können. fh