Der Frühling ist da und die Vegetation hat begonnen. Die teils sehr kalten Märznächte haben dem Winterraps vielerorts Schäden zugefügt. Und eine fast vergessene Krankheit ist wieder aufgetaucht.
Die tiefen Temperaturen Ende März haben den Winterraps leiden lassen. Je nach Region sanken die Temperaturen auf minus elf Grad. Der Nachtfrost und die starke Sonneneinstrahlung tagsüber machten Stress in den Beständen und ließen die wüchsigen Stängel reißen. Eine zusätliche Besonderheit in diesem Jahr ist, dass nach 25 Jahren erstmals wieder Cylindrosporium im Winterraps aufgetreten ist.
Jetzt kommt es darauf an, die geschwächten Winterrapsbestände richtig zu behandeln, um weitere Pilzinfektionen über die Frostrisse im Rapsstängel möglichst zu verhindern. Ob der Haupttrieb der Rapspflanzen überlebt hat, oder die Nebentriebe kompensieren müssen, lässt sich oft noch nicht abschätzen.
Nach all dem Stress mit Frost und starker Sonneneinstrahlung wird mit einsetzender Trockenheit wohl auch wieder mit physiologischer Knospenwelke im Winterraps zu rechnen sein. Wir haben uns in Ostdeutschland umgehört. Mehr dazu im Video und in der Bauernzeitung Ausgabe 15.
Die Initiative Heimische Landwirtschaft und das Kompetenzzentrum Direktvermarktung aus Thüringen kooperieren jetzt miteinander. Radio- und Fernsehspots sollen noch mehr Verbraucher erreichen.
Um Verbraucherinnen und Verbrauchern den Wert der heimischen Landwirtschaft gerade in Krisenzeiten zu verdeutlichen, hat die Initiative Heimische Landwirtschaft eine neue Kampagne zur Versorgungssicherheit gestartet. Unterstützt wird sie dabei vom Kompetenzzentrum Direktvermarktung, das sich in Thüringen um die Interessen von landwirtschaftlichen Direktvermarktern kümmert und für eine Vernetzung verschiedener Akteure einsetzt.
Seit Mitte März können sich Verbraucherinnen und Verbraucher über die Kanäle der Initiative Heimische Landwirtschaft in den sozialen Medien zum Thema Versorgungssicherheit informieren. Auch auf der Website heimischelandwirtschaft.de gibt es einen Themenschwerpunkt zur Versorgungssicherheit. Seit dem 25. März laufen außerdem Radiospots bei allen Thüringer Radiosendern sowie bei vielen Stationen in ganz Deutschland.
Seit dem 30. März werden Spots auch über das Fernsehen in Thüringen ausgestrahlt. Für 14 Tage werden dann die Zuschauerinnen und Zuschauer der Nachrichtensendung Thüringen-Journal im MDR auf die Heimische Landwirtschaft aufmerksam gemacht. Darüber hinaus sind auch thüringenweit Anzeigen in Tageszeitungen und Amtsblättern geplant.
„Gerade in der Krise zeigt sich, wie wichtig es ist, dass wir eine leistungsfähige Landwirtschaft in Deutschland haben“, sagt Evelyn Zschächner, Leiterin Kommunikation und Marketing sowie Prokuristin der von Landwirten gegründeten Initiative. Was das heiße, wolle man Verbraucherinnen und Verbrauchern erklären.
Um noch mehr Menschen zu erreichen und für dieWertschätzung heimischer Lebensmittel und die Arbeit der Landwirte zu sensibilisieren, haben sich die Initiative Heimische Landwirtschaft und das erst im Januar 2020 gegründete Kompetenzzentrum Direktvermarktung nun zu dieser gemeinsamen Kampagne entschlossen. „So können wir unsere Ressourcen wie Kreativität und Budgets bündeln und möglichst viele Menschen erreichen“, sagt Pamela Brix, Leiterin des Kompetenzzentrum Direktvermarktung. red
Über das Kompetenzzentrum Direktvermarktung
Das Kompetenzzentrum für Direktvermarktung hat im Januar 2020 seine Arbeit unter der Landvolkbildung Thüringen e.V. aufgenommen. Tätigkeitsgebiete sind die Vernetzung der Direktvermarkter in der Landwirtschaft, Unterstützung und Beratung dieser sowie dir Stärkung der Vereinigung der Thüringer Direktvermarkter.
Über die Initiative Heimische Landwirtschaft
Die Initiative ist ein Zusammenschluss von Landwirten, die der Gesellschaft zeigen wollen, wie Landwirtschaft heute funktioniert. Sie setzt sich mit verschiedenen Maßnahmen für mehr Wertschätzung für heimische Lebensmittel und die Arbeit der Landwirte ein. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit soll Aufklärungsarbeit geleistet und Vertrauen zwischen Verbraucherinnen und Verbrauchern und landwirtschaftlichen Erzeugern geschaffen werden. Gegründet im Jahr 2011 von Landwirten aus Thüringen, haben sich der Initiative Heimische Landwirtschaft heute fast 1.500 große und kleine, konventionell und ökologisch arbeitende Landwirtschaftsbetriebe aus ganz Deutschland angeschlossen.
Die Landwirte kämpfen mit den Auswirkungen der Coronakrise – das zeigt auch eine Befragung des Thüringer Bauernverbandes unter über 100 Betrieben. Die Hauptprobleme aktuell: Mitarbeiter, Viehhandel und Ersatzteile.
Seit drei Wochen herrscht die Coronakrise. Mit jedem weiteren Tag wachsen die Sorgen in der Landwirtschaft. In einer ohnehin angespannten Arbeitskräftesituation fallen Mitarbeiter aus. Die Angst, dass sich das fortsetzen könnte, sitzt tief. Wie in der gesamten Wirtschaft, beginnen Lieferketten brüchig zu werden – Landwirte warten auf Ersatzteile, der eine oder andere Dienstleister kann nicht mehr wie gewohnt seinen Service bieten. Viehhaltende Betriebe sorgen sich, wie lange die Milch und das Schlachtvieh noch vom Hof abgeholt werden. Männliche Holstein-Kälber erfahren bereits einen deutlichen Preisverfall.
Gleichwohl es immer betriebsindividuelle Herausforderungen gibt, sind die Arbeitskräftesituation, Ersatzteillieferungen und der Viehhandel für die Betriebe wesentliche Knackpunkte in der Coronakrise. Dies zeigen Ergebnisse einer fortlaufenden Umfrage des Thüringer Bauernverbandes (TBV), an der sich seit Beginn regelmäßig über 100 Betriebe beteiligen.
So berichtet knapp die Hälfte der Betriebe, dass Mitarbeiter ausgefallen sind. In gut 80 % dieser Fälle mussten Kolleginnen und Kollegen daheim ihre Kinder betreuen. Die strengen Regeln für die Notbetreuung im Kindergarten und in der Grundschule ließen ihnen keine Wahl, obwohl die Landwirtschaft auch in Thüringen zur „kritischen Infrastruktur“ zählt.
Etliche Betriebe suchten nach eigenen Lösungen und richteten Kinderbetreuungen ein, was in zwei Beispielen Ausfälle von drei bzw. vier weiteren Mitarbeitern verhinderte. Andere etablierten verkürzte Schichten, damit die Eltern Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen können.
Die Zahlen zeigen aber auch, dass mit dem Fortschreiten des Coronavirus immer mehr Betrieben Angestellte aufgrund von Quarantänemaßnahmen und Reisebeschränkungen (Osteuropa) fehlen.
Da ordnet etwa ein Gesundheitsamt für vier Mitarbeiter, die mit einer infizierten Person Kontakt hatten, Quarantäne an. In einem anderen Fall interveniert der Betriebsleiter über den Kreisbauernverband beim Landrat, damit der Mitarbeiter, der Kontakt mit einer infizierten Person hatte, zunächst getestet wird – der Ausgang ist noch offen. Ein anderer Betrieb berichtet, dass man Feldbetten gekauft und Zimmer zur Übernachtung vorbereitet hat, für den Fall, dass ein Team von Quarantäne betroffen ist.
Milchviehbetriebe, die polnische, bulgarische oder rumänische Leiharbeiter als Melker beschäftigen, sind in Sorge. Diese Kollegen wechseln im wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Rhythmus. Auf sie kommt bei der Heimreise Quarantäne zu oder sie können nicht mehr nach Deutschland einreisen. Dann droht, so stellt es ein Betriebsleiter klar, der Notstand.
Waren zu Beginn der Einschränkungen das Beschaffen von Betriebsmitteln sowie das Anfordern von Dienstleistungen der Servicepartner unproblematisch, änderte sich dies im Laufe der vergangenen zwei Wochen. Zuletzt berichtete jeder fünfte Betrieb von Ersatzteilproblemen.
Ähnlich verhält es sich bei den Servicepartnern. Da dauern Lieferungen mitunter bis zu vier Tage. Zwei Schlepper standen in einem Fall auf dem Hof, weil in Deutschland kein Ersatzteil vorrätig war bzw. die Beschaffung viel Zeit in Anspruch nahm.
Ein Betrieb berichtet, dass der Radlader im Stall einen Motorschaden hat und man weder an Ersatzteile noch einen Motor herankommt. Mehrere Landwirte erleben, dass dringend benötigte neue Landtechnik – darunter auch Schlepper – nicht ausgeliefert wird.
Ein anderer Milchviehbetrieb konnte keine neuen Milchfilter nachbestellen; zum Glück hat er noch genug. Und das sind keine Einzelfälle: Logistische Probleme beim Bezug von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln zählen etliche Landwirte auf.
Andere begannen längst vorzubeugen und bevorraten Betriebsmittel aller Art, was jedoch Liquidität und Lagerkapazität kostet. Ein Biogasanlagenbetreiber wartete vergebens auf Servicemonteure. Es kommt vor, dass der landtechnische Service nur eingeschränkt arbeitet, weil man hier, wie in der Landwirtschaft, mit Kohortenbildung und zeitversetztem Arbeiten das Quarantänerisiko zu verringern versucht.
Ein Rinderhalter vermisst seinen Klauenpfleger, der nicht mehr anreisen darf. Es gibt einzelne Meldungen, wonach Getreidepartien von Mühlen erst mit zweiwöchiger Verspätung oder etwa Braugetreide gar nicht mehr abgeholt wird, weil der Export eingebrochen ist.
Obwohl mehr als die Hälfte der tierhaltenden Betriebe bislang noch keine Einschränkungen beim Tierhandel feststellen muss, spürten zur Befragung Anfang April bereits 40 % einen Nachfragemangel. Es mehren sich die Anzeichen, dass sich die Situation verschärft.
Bei männlichen Holstein-Kälbern fielen die Preise auf 30 bis 50 €. Beim Zuchtviehexport kommt es mittlerweile zu Verzögerungen von bis zu drei Wochen. Teilnehmer an speziellen Qualitätsfleischprogrammen (Rind) melden akute Absatzprobleme, weil die Gastronomie europaweit faktisch zum Erliegen gekommen ist.
Spürbare Einschnitte gibt es bei allen Landwirtschaftsbetrieben mit Direktvermarktung. Zuletzt galt es, mit großem Aufwand die Schutz- und Hygieneauflagen in den Verkaufsstellen umzusetzen. Kantinen mussten geschlossen werden, die Versorgung von Schulen und Kindergärten mit Mittagessen ist eingestellt worden, was enorme Umsatzeinbußen bedeutet.
Einige Landwirte berichten, dass auch der Umsatz in den Hofläden zurückgeht. Hingegen sind Versuche mit Bestell- und Auslieferungsangeboten vielversprechend. Bei Zulieferern für die Direktvermarktung deuten sich zum Teil ernsthafte Schwierigkeiten an.
Ungeachtet der Herausforderungen, vor die Landwirte in der Coronakrise gestellt werden, urteilen knapp Dreiviertel der Betriebe, dass es bislang keine Einschränkungen in den Betriebsabläufen gibt bzw. diese noch stabil sind. Bei spezialisierten Betriebszweigen, die den Einsatz von Saisonkräften verlangen, kann das in Kürze schon anders aussehen. Offen bleibt zudem, wie stark die globale Coronakrise die Märkte beeinflussen wird. Denn nach zwei Dürrejahren in Folge ist es für die meisten Landwirtschaftsbetriebe allerhöchste Zeit, wieder einmal Luft holen zu können.
Familienbetrieb Hildebrandt: Nicht nur Staub aufgewirbeltAuf dem Familienbetrieb Hildebrandt in Letschin ist von der Corona-Krise nichts zu merken. Doch eines ist ungewöhnlich: Es ist unser vorerst letzter Besuch bei den Hildebrandts in Brandenburg.
Von Heike Mildner
(Text und Bild)
Wer jetzt auf der Straße von Gusow nach Letschin eher vorurteilsgetrieben denn wissensbasiert unterwegs ist, wird innerlich aufschreien: Gift! Wieder so ein Teufelszeug, das sie uns hier um die Ohren hauen! Dabei hat Klaus Hildebrandt das, was da so Staub aufwirbelt, sogar schon mal probiert. Kulinarisch nicht gerade der Bringer, aber ungefährlich.
Die kleinen, grauen Kügelchen heißen Akra Kombi und sind unter anderem aus Kieselsäure mit Minimengen an Kali und Phosphor. 250 kg/ha mobilisieren Bodenphosphat und binden Feuchtigkeit, sagt Hildebrandt.
An diesem Freitag muss es auf den drei Schlägen mit insgesamt 50 ha bei 50 Bodenpunkten schnell gehen. Letztes Jahr stand hier Körnermais, demnächst sollen Sonnenblumen gedrillt werden. Zehn Tage zuvor hat Hildebrandt ein glyphosathaltiges Mittel mit 900 g/ha Wirkstoff ausgebracht.
Heute stand als Vorspeise 120 kg/ha unbehandelter Harnstoff auf dem Plan, der innerhalb von vier Stunden mit dem Strohstriegel eingearbeitet werden muss. Vorher wollen Hildebrandts aber noch die Kieselsäure-Kügelchen, die so stauben, ausbringen.
Corona hat dafür gesorgt, dass Maximilian und Sebastian in diesem Frühjahr ohne schlechtes Gewissen auf dem Familienbetrieb Hildebrandt arbeiten können. Eigentlich hätte das Semester schon begonnen, eigentlich gäbe es Onlineaufgaben und Studiengruppen, aber die Praxis wartet vor der Haustür und motiviert nachhaltiger.
Als zeitraubend erweist sich das Ermitteln des Fließfaktors für das graue Granulat. Sebastian hat die Streuscheibe abmontiert. Über Streuen, Auffangen des Düngers, Wiegen und Nachjustieren soll der optimale Fließfaktor ermittelt werden. Der Wert sollte irgendwann konstant sein, aber durch den hohen Staubanteil variiert er lange.
Als Maximilian gerade wieder mit dem gelben JCB unterwegs ist und losstaubt, kommt Karin Hildebrandt mit dem mobilen Mittagstisch: Sebastian, der mit dem Heranschaffen des Düngers und dem Befüllen des Streuers betraut ist, befüllt jetzt erstmal seinen Teller.
Von Coronakrise ist beim Familienbetrieb Hildebrandt nichts zu merken. Sie machen, was sie immer tun: in Familie. Und wir werden sie vermissen, denn das ist unser letzter Praxispartnerbesuch. Bis sich unsere Weg wieder kreuzen, wünschen wir beste Gesundheit und eine gute Ernte!
Wird in der aktuellen Situation Mehrarbeit geleistet, ist für Mitarbeiter ein abgabenfreie Corona-Pämie bis 1.500 € möglich – nicht nur für systemrelevante Jobs. Dabei ist etwas zu beachten.
Laut Bundesfinanzministerium (BMF) können Arbeitgeber ihren Beschäftigten nun Beihilfen und Unterstützungen bis zu einem Betrag von 1.500 Euro steuerfrei auszahlen oder als Sachleistungen gewähren. Erfasst werden Sonderleistungen, die die Beschäftigten zwischen dem 1.3.2020 und dem 31.12.2020 erhalten, wie das BMF mitteilt.
Auf diese Bonuszahlungen bzw. „Corona-Prämie“ werden laut BMF keine Steuern erhoben. Auch in der Sozialversicherung bleiben die Beihilfen und Unterstützungen beitragsfrei. Das soll diejenigen belohnen, die in der Corona-Krise in erster Reihe stehen. Da nicht nach Berufen getrennt werden kann, gilt die Steuerfreiheit hier für alle Beschäftigten, und somit auch für Mini-Jobber.
Voraussetzung sei, dass die Corona-Prämie oder Unterstützungen zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn geleistet werden. Damit wären beispielsweise Urlaubs- und Weihnachtsgeld ausgeschlossen, wenn es im Tarif- oder Arbeitsvertrag vereinbart ist.
Einmalzahlungen, wie Ausgleichszahlungen bei Homeoffice für die Kosten des häuslichen Arbeitszimmers sind nach BMF-Angaben jedoch möglich. Die steuerfreien Leistungen müssen im Lohnkonto aufgezeichnet werden.
„Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leisten in diesen Wochen außergewöhnliches und arbeiten an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Mit dieser steuerfreien Prämie können Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Anerkennung zeigen und Danke sagen“, erklärt dazu ETL Agrar & Forst-Steuerberater Michael Dammer aus Eberswalde. ETL
Sind Kurzumtriebsplantagen zur Energieholzproduktion eine Alternative zu konventionellen Feldfrüchten? Wir waren bei der Ernte dabei und haben mit Jan Grundmann gesprochen. Sein Unternehmen ist Deutschlands größter Hackschnitzelproduzent.
Bauernzeitung: Herr Grundmann, was macht Energy Crops?
■ Grundmann: Energy Crops GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Vattenfall Wärme Berlin AG, betreibt im Berliner Umland auf etwa 2.000 Hektar Fläche Pappelanbau. Aufgabe ist die Bereitstellung und Absicherung von nachhaltig produzierten Holzbrennstoffen für die Wärmewende in Berlin. Die Gewinnung von Pappelholz erfolgt im sogenannten Kurzumtrieb, durch Ernte und Wiederaustrieb alle drei bis vier Jahre. Das Unternehmen wurde 2010 gegründet. Das war kurz nach der Finanzkrise. In der Zeit waren viele außerlandwirtschaftliche Finanzinvestoren unterwegs auf der Suche nach Land und Agrarbetrieben.
Obwohl Energy Crops auf der Suche nach landwirtschaftlichen Pachtflächen war, wollte man dennoch kein Landgrabbing betreiben. Deshalb wurde ein Vertragsmodell entwickelt, das sich an den landwirtschaftlichen Vertragsanbau anlehnt.
Wie ist der Vertragsanbau gestaltet?
■ Bei dem Kooperationsmodell stellen Landwirte und Agrargenossenschaften Eigentumsflächen für den Anbau von Kurzumtriebsplantagen (KUP) zur Verfügung und bleiben gleichzeitig Bewirtschafter der Fläche. In gewissem Umfang unterstützen sie bei der Anlage und Pflege der Plantage. Auf ganz Brandenburg verteilt stehen etwa 1.600 Hektar Pappeln für die Energieholzgewinnung. Dreiviertel davon werden im Rahmen des Kooperationsmodells bewirtschaftet. Die 400 Hektar in Polen sind ganz normal gepachtet.
Suchen Sie weiterhin Landwirte, die Ihnen Flächen zur Verfügung stellen?
■ Gegenwärtig nicht, aber wir nehmen gerne die Kontaktdaten von Landwirten auf, die Interesse am Vertragsanbau von schnell wachsenden Hölzern auf ihren Flächen haben. Je nachdem, wie sich die wirtschaftliche Situation darstellt könnten wir in naher Zukunft die KUP-Flächen gegebenenfalls erweitern. Das wird gerade geprüft. Die Gespräche dazu laufen mit Vattenfall.
Warum zurzeit nicht?
■ 2015 haben wir die aktive Akquisition eingestellt und auch zuletzt Flächen angepflanzt, denn das Ziel unserer Muttergesellschaft war, 2.000 Hektar Kurzumtriebsplantagen anzulegen, um das Biomassekraftwerk in Berlin zu etwa 50 Prozent mit dem Brennstoff Hackschnitzel versorgen zu können. Dieses Ziel haben wir damals erreicht. So langsam erreichen die Bestände ihre volle Wuchskraft. In der jetzt auslaufenden Ernteperiode 2019/20 haben wir fast 700 Hektar beerntet. Auf dieser Fläche werden wir über 30.000 Tonnen Frischmasse ernten.
Gemeinsam mit unserer Muttergesellschaft prüfen wir zurzeit, ob es sinnvoll ist, weitere Flächen anzulegen für zusätzliche Projekte, die von Vattenfall geplant sind.
Vattenfall hat sich das Ziel gesetzt, innerhalb einer Generation auf fossile Energiequellen zu verzichten?
■ Ja sicher. Aber erstens engagiert sich Vattenfall auch in anderen Energiequellen, vor allem Windkraft. Und zweitens haben wir, bedingt durch die letzten beiden trockenen Jahre, nicht die Erträge mit den Kurzumtriebsplantagen erreicht, die wir uns zu Anfang des Projektes vorgestellt haben. Jetzt prüfen wir, wie sich das auf die Produktionskosten auswirkt. Im Augenblick ist das Waldrestholz aus dem Forst sehr günstig zu haben, da so viel Kalamitätsholz anfällt. Im Gegensatz dazu sind die Produktionskosten von Hackschnitzel aus Kurzumtrieb konstant bis zunehmend ansteigend.
Auf der anderen Seite spüren wir steigendes Interesse seitens der Landwirte, die Alternativen nach den zwei Dürrejahren suchen. Das Kooperationsmodell bietet ihnen relativ sichere Einnahmen.
Falls Sie in Zukunft wieder Landwirte beziehungsweise deren Flächen unter Vertrag nehmen, wie läuft das dann ab?
■ Nachdem wir das Vertragliche geregelt haben, beauftragen wir einen Lohnunternehmer mit der Anpflanzung. Falls der Landwirt die geeignete Technik hat oder geneigt ist, sie anzuschaffen, kann er in den ersten zwei Jahren die Pflege auf den Flächen durchführen. Falls nicht, führt ein Lohnunternehmer die Vorauflaufspritzung mit einem Herbizid und die anschließende mechanische Unkrautbekämpfung mittels Scheibenegge zwischen den Pflanzreihen durch. Der Reihenabstand beträgt übrigens 2,4 Meter.
Welche Durchschnittserträge erreichen Sie?
■ Wir haben mit durchschnittlich zehn Tonnen Trockenmasse pro Hektar jährlich kalkuliert. Durch die trockenen Jahre haben wir das nicht erreicht.
Was kostet es etwa, einen Hektar Kurzumtriebsplantage anzulegen?
■ Wenn man Pappeln pflanzt, kommt man auf etwa 2.500 Euro pro Hektar. Ein Hektar Weiden anzupflanzen, ist deutlich günstiger. Weiden sind auch nicht so pflegeintensiv. Dafür sind sie nicht so ertragreich, die Brennstoffqualität ist schlechter und sie reagieren stärker auf Trockenheit.
Wie hoch ist die Vergütung für die Landwirte?
■ Sie richtet sich nach der Ertragserwartung des Boden und der Transportentfernung nach Berlin und liegt im Niveau unter den für Brandenburg üblichen Direktzahlungen.
Wie wirtschaftlich ist das Kooperationsmodell für den Landwirt?
■ Mit dem Anbau von zum Beispiel Winterroggen können wir gut mit- halten. Auch bietet die Kooperation Vorteile für den Landwirt, da das Vermarktungsrisiko für die Hackschnitzel bei uns liegt.
Was spricht außerdem für Kurzumtriebsplantagen?
■ Obwohl über Jahre Bäume auf den Flächen stehen, bleibt der Ackerstatus erhalten. KUPs sind kein Wald. Deshalb sind die Energieholzplantagen auch in vollem Umfang beihilfefähig. Nach dem Umbruch der Flächen können wieder andere Feldfrüchte angebaut werden.
Welche weiteren Vorteile hat der Anbau von Energieholz im Kurzumtrieb?
■ Vor allem die Nachhaltigkeitsaspekte sprechen für diese Kultur. Die Pappeln brauchen nicht gedüngt werden, vor allem nicht mit Stickstoff. In der vegetationslosen Zeit findet sich kaum Nitrat in der Bodenlösung unter den Bäumen, also auch kein Nitrat im Grundwasser und keine Lachgasemissionen in der Atmosphäre. Wir haben die Kohlendioxidemissionen untersucht. Bei der Bewirtschaftung von anuellen Kulturen werden unter anderem durch den Dieselverbrauch, den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln und weiteren Produk- tionsmitteln etwa 1.600 Kilogramm Kohlendioxid pro Hektar jährlich emittiert.
Bei Kurzumtriebsplantagen liegt dieser Wert über dem Produktionsraum von 20 Jahren bei durchschnittlich 200 Kilogramm Kohlendioxid pro Hektar und Jahr. Und der Artenbestand ist in einem Energieholzbestand wesentlich höher als auf einem normalen Acker. Durch die Bodenruhe und den jährlichen Laubfall gehen wir von steigenden Humusgehalten im Boden aus.
Die Energiehölzer kommen gänzlich ohne Düngung aus?
■ Wenn sie sich etabliert haben, ja. Für die Anwachsphase sollten die Böden jedoch gut mit Nährstoffen versorgt sein. Wir haben in den ersten Jahren den Fehler gemacht und Bestände auf unterversorgten Flächen angelegt. Das wirkt sich dann ertraglich negativ auf die komplette 20-jährige Produktionsphase aus.
Wieso gibt es trotz all dieser Vorteile nicht mehr Kurzumtriebsplantagen in Deutschland?
■ Die Nachfrage ist nicht da beziehungsweise das Waldrestholz und vor allem die fossilen Energieträger sind zu günstig. Ich möchte sogar behaupten, dass im Moment mehr Flächen mit Kurzumtriebshölzern umgebrochen als neu angepflanzt werden. Dabei sind Kurzumtriebsplantagen die nachhaltigste Lösung für eine klimaneutrale Energiewende. Landwirte und Bürgermeister sollten sich zusammentun und gemeindeeigene Immobilien über Hackschnitzelheizung und Nahwärmenetz mit Wärme versorgen.
Was raten Sie Landwirten, die gerne Kurzumtriebsplantagen zur Energieholzproduktion anlegen möchten?
■ Interessierte können sich gerne bei mir melden, da wir natürlich möchten, dass sich das Thema weiterentwickelt. Im Moment ist es relativ ruhig geworden. Vor fünf bis sechs Jahren legte die Fläche mit Kurzumtriebshölzern jedes Jahr 1.000 bis 2.000 Hektar zu. Im Moment stagniert die Fläche. Das führt zu Problemen: Die Züchtung erlahmt, die Pflanzdienstleister halten sich mit Aufträgen in Osteuropa über Wasser und es fehlen ausreichend kompetente Erntedienstleister. Die Maschinenhersteller treten ebenfalls auf der Stelle und entwickeln die Technik nicht weiter.
Wenn ein Landwirt Kurzumtriebsplantagen zur Energieholzproduktion anlegen möchte, soll er uns gerne ansprechen, denn wir haben am Anfang sehr viel Lehrgeld bezahlt. Diese Fehler muss der Landwirt nicht auch noch machen. Wir geben unsere Erfahrungen gerne weiter, denn die Pappel ist eine anspruchsvolle Kultur im Rahmen der Etablierung. Da darf hinsichtlich Pflanzvorbereitung und Unkrautbekämpfung nichts falsch laufen.
Das Interview führte Klaus Meyer
Die Lufthansa-Tochter Eurowings bietet speziell für die Einreise von Erntehelfern kurzfristige Flugverbindungen an. Vorgesehen sind fünf rumänische Flughäfen und acht deutsche Ankunftsorte. Die Airline gibt unverbindliche Angebote. (aktualisiert)
Aufgrund der Ausnahmeregeleung für die Einreise von Saisonarbeitskräften können im April und Mai jeweils 40.000 Erntehelfer aus dem Ausland nach Deutschland einreisen. Durch die Corona-Pandemie ist eine Einreise jedoch nur per Flugzeug erlaubt. Daher bietet die Fluggesellschaft Eurowings jetzt mehrere Direktverbindungen zwischen fünf Städten in Rumänien und acht deutschen Städten an.
Aktualisiert: Erste rumänische Saisonkräfte kommen in Berlin an
Die erste Maschine mit Saisonkräften einer rumänischen Fluggesellschaft landete Donnerstagmittag auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld. Direkt nach der Landung stand ein Gesundheitscheck für die Saisonarbeiter an. Bereits vor dem Abflug wurden sie in Rumänien medizinisch untersucht. Vor dem Flughafengebäude standen Busse bereit. Ebenso ein Dolmetscher, der die Rumänen in Empfang nahm. Vor dem Flughafengebäude standen Busse für die Weiterreise bereit.
Christina Geiger, Pressesprecherin der Bundespolizei, bestätigte der Bauernzeitung auf Anfrage, dass am Donnerstag insgesamt drei Maschinen in Schönefeld landen. ba
Ankunft der ersten rumänischen Saisonkräfte nach dem Einreisestopp auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld am 9. April. (c) Bärbel Arlt
Wie die Airline meldet, erfolgen die Flüge in Abstimmung mit dem Deutschen Bauernverband. So fliege man unter Einhaltung aller gesetzlicher Vorschriften Saisonarbeiter aus Osteuropa (u. a. Rumänien, Bulgarien, Polen) nach Deutschland ein.
Bislang seien folgende Abflughäfen geplant: Iasi (IAS), Timişoara (TSR), Sibiu (SBZ), Cluj (CLJ) und Bukarest (OTP). Gelandet werde dann nach aktuellem Stand in Berlin (SXF), Düsseldorf (DUS), Köln (CGN), Frankfurt (FRA), Hamburg (HAM), Karlsruhe (FKB), Leipzig (LEJ) und Nürnberg (NUE).
Über dieses Online-Formular können Landwirte auf der Suche nach Ernteelfern ihren Bedarf und und die Wunschdaten an Eurowings übermitteln. Die Fluggesellschaft erstelle dann schnellstmöglich unverbindliche Flugangebote. Auch ein Bedarf an weiteren Zielflughäfen kann auf der Website von Eurowings angegeben werden. Das Angebot werde dann kontinuierlich erweitert. Bei der Organisation und Durchführung der Flüge stehe Eurowings in ständigem Austausch mit dem Deutschen Bauernverband.
Die Anmeldung der Flugverbindung bei der Airline reicht jedoch nicht aus. Die Meldung der für die Einreise benötigten Daten (u. a. Name des Betriebes, der Arbeitnehmer, Flugnummer etc.) wird zusätzlich über ein das Internetportal saisonarbeit2020.bauernverband.de des Bauernverbands erfolgen.
Dieses Portal ist seit dem 6. April freigeschaltet. Darauf können sich Betriebe mit ihrem Arbeitskräftebedarf für die Monate April und Mai 2020 registrieren. Die Daten werden laut dem Portal an die Bundespolizei weitergeleitet, sodass die Einreise der Saisonarbeitskräfte erfolgen könne. Zu beachten sind allerdings die weiteren Einreise-Anforderungen, die auf dem Portal vermerkt sind. db
Für weitere Details zur Einreisebestimmungen von ausländischen Erntehelfern gibt der Bauernverband nähere Informationen.
Schleppen, walzen, drillen, düngen – in der brandenburgischen Agrargenossenschaft Trebbin in Klein Schulzendorf laufen die Frühjahrsarbeiten. Und auch die Azubis packen kräftig mit an. Alles scheint wie immer zu sein. Doch ist es das auch?
Von Bärbel Arlt
(Fotos: Sabine Rübensaat)
Im Niedermoorgebiet am Rande des Naturparks Nuthe-Nieplitz im Landkreis Teltow-Fläming rollen Traktoren über die Grünflächen. Die Sonne strahlt, der Himmel ist tiefblau und ein Greifvogel zieht einsam seine Kreise. Ein frühlingshaftes Bilderbuchwetter, das sämtliche Gedanken an das über uns allen schwebende Coronavirus verdrängt und das alles ganz normal scheinen lässt.
Und so strahlend wie das Wetter klettert Marie aus ihrem 240 PS starken Traktor, der drei 4,5 Tonnen schwere Walzen im Schlepptau hat. „Damit werden die Grasnarben für besseren Bodenkontakt angedrückt, die Bestockung wird angeregt und die Samen, die sich gegen bestehende Konkurrenz bewähren müssen, unterstützt“, erklärt die 19-jährige angehende Landwirtin im ersten Lehrjahr. Für sie wird in der agt Trebbin ein Kindheitstraum wahr. „Ich wollte schon immer Landwirtin werden“, sagt sie und erzählt uns von der Landwirtschaft der Großeltern, von ihrer Leidenschaft für große und kleine Maschinen wie Traktor und Motorrad, und auch von den Diskussionen, die sie hin und wieder zum Thema Landwirtschaft führen muss und vor allem auch will. „Ich lass mir da nichts gefallen, halte dagegen“, sagt sie.
Denn der Beruf des Landwirts ist für sie nicht nur faszinierend. „Er ist einer der wichtigsten und wir sollten alle dahinterstehen, ihn verteidigen, respektieren und anerkennen.“ Und als wir uns über das Coronavirus unterhalten, weswegen auch die Berufsschule zurzeit auf Eis liegt, wird die 19-Jährige nachdenklich. Das Wichtigste sei die Gesundheit. Aber sie hoffe, dass diese schwierige Zeit die Menschen auch wachrüttelt und sie das, was Landwirte tagtäglich leisten, wieder mehr achten, wertschätzen und darüber nachdenken, was im Leben wirklich wichtig ist. Ihre Mitstreiter, die Azubis Lucas, Anke und Lars, die wir am Maissilo neben der Milchviehanlage treffen, sehen das genauso und sind stolz auf ihren künftigen Beruf als Landwirt und Fachkraft für Agrarservice.
Und während die Azubis die Silofläche für die neue Teerbeschichtung säubern, erzählt uns Dr. Thomas Gäbert, Vorstand bei der agt Trebbin, dass die Agrargenossenschaft mit Auszubildenen bis jetzt gut gesegnet ist.
„Wir sind ein breit aufgestelltes Unternehmen und haben derzeit 17 Azubis in allen Bereichen.“ Ausgebildet werden Landwirte, Tierwirte, Fachkräfte für Agrarservice, Fahrzeuglackierer, Mechatroniker für Land-, Baumaschinen- und Nutzfahrzeugtechnik, Köche und Kauffrauen für Büromanagement. „Fürs neue Lehrjahr laufen derzeit auch schon mehrere Vorstellungsgespräche“, freut er sich.
Gute Zeugnisse und Noten sind für ihn eine Seite der Medaille. „Wichtig sind aber vor allem auch Verantwortungsbewusstsein, Engagement, Verlässlichkeit und Vertrauen. Aber auch wir als Unternehmen müssen für junge Menschen attraktiv sein“, so der 37-jährige promovierte Agrarwissenschaftler mit Schwerpunkt Fruchtbarkeit sandiger Böden. Dazu gehören solche Leistungen wie Traktor-Führerschein, Teilnahme an Messen, Lehrgängen, Schulungen, Kursen, Einweisungen.
Betriebsspiegel agt Trebbin
■ Markfruchtbetrieb mit Tierhaltung
■ Bewirtschaftung von 4.000 ha, davon 2.852 ha Ackerland (Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen, Winter-
tricitale, Sommerroggen, Winterraps, Mais, Luzerne) und 1.171 ha Grünland
■ 1.913 Rinder (1.008 Milchkühe, 725 Jungrinder und Färsen, 180 Kälber)
■ 135 Mitarbeiter inklusive 17 Auszubildende
www.agt-eg.de
„Die Zeiten, in denen Azubis nur „Beiarbeiten“ gemacht haben, sind längst vorbei. Bei uns werden sie frühzeitig fest mit eingebunden, wird ihnen Vertrauen entgegengebracht und Verantwortung übertragen.“ Denn es sei wichtig, gute ausgebildete und motivierte Mitarbeiter zu haben, die nicht nur wissen, wie was gemacht werden muss, sondern auch, warum sie es machen. „Das macht die Zusammenarbeit um vieles einfacher, gerade in so einer besonderen Situation, wie wir sie noch nie hatten.“
„Noch liegen wir gut im Rennen“, sagt Dr. Gäbert, der seit 2013 im Unternehmen und seit 2017 im Vorstand der agt ist, und zeigt sich vorsichtig optimistisch: Im landwirtschaftlichen Bereich gibt es noch keine Einschränkungen. Auch nicht im Lackierzentrum und in den Werkstätten für Pkw, Nutzkraftwagen, Landtechnik und Baumaschinen. „Veränderungen bewegen sich noch im natürlichen Schwankungsbereich.“ Dennoch gibt es ein großes Sorgenkind im Unternehmen. Das Landhotel Heidepark mit Kantine, Küche, Catering und Eventservice ist innerhalb weniger Tage fast komplett zusammengebrochen. Hotelchefin Melanie Dahlke schaut in die leere Kantine. Tische und Stühle stehen gestapelt an der Seite.
Den Fußboden zieren Abstandsmarkierungen. Wo sonst ab morgens sechs Uhr die Türen offenstehen, sich Kollegen, Handwerker, Bauarbeiter und Einwohner zum Mittagessen treffen, herrscht gespenstische Stille. „Wir sind so etwas wie ein sozialer Treffpunkt, haben für gut 100 Personen Platz“, sagt Melanie Dahlke und blickt hinüber zur Küche, wo an normalen Tagen an die 240 Essen zubereitet werden – für die Kantine, für Kindergärten, Firmen, eine Tagesmutti und für viele Senioren. Doch normal ist nichts mehr. Jetzt sind es noch so an die 120 Essen. Für einen Koch und den Koch-Azubi soll – und das zum ersten Mal in der Genossenschaft überhaupt – Kurzarbeitergeld beantragt werden.
Doch es sind nicht nur die Umsatzeinbußen in der Küche, die der Hotelchefin die Sorgenfalten ins Gesicht treiben. Viel schlimmer, so sagt sie, seien Veranstaltungen wie Hochzeiten, Jugendweihen, Geburtstage und Vereinstreffen, die abgesagt werden müssen. „Ich bin mit den Stornierungen schon im Juni.“ Auch das Catering für private Veranstaltungen ist komplett eingebrochen und touristische Gäste dürfen auch nicht mehr ins Hotel mit seinen 26 Betten.
Dennoch wird die Flinte nicht ins Korn geworfen. Das Küchenteam steht, wenn auch reduziert, bereit. „Wir halten die Versorgung mit Mittagessen aufrecht und bieten die Möglichkeit an, sich das Essen in der Kantine abzuholen. Selbstverständlich liefern wir weiter aus – ab sofort und bis auf Weiteres auch an den Wochenenden“, sagt Küchenchef Tino Dahlke. Ein Service, den vor allem viele Senioren in Klein Schulzendorf und den umliegenden Orten zu schätzen wissen. Melanie Dahlke sieht darin auch eine Pflicht: „Als einer der größten Arbeitgeber in der Region tragen wir für die Menschen, die hier leben, auch eine Verantwortung. Wir sind für sie da und hoffen, dass sie auch uns unterstützen.“
Einschränkungen gibt es auch in der Tankstelle des Ortes, die von der agt betrieben wird. „Hier haben wir unsere Öffnungszeiten reduziert“, so Thomas Gäbert. Und in allen Betriebsbereichen werden die geforderten Maßnahmen umgesetzt, wobei die Gesundheit der Mitarbeiter oberste Priorität hat. So gibt es zum Beispiel auf den Maschinen keinen Wechsel und in der Milchviehanlage, wo glücklicherweise noch zwei polnische Melker zur Verfügung stehen, sollen die Schichten getrennt werden.
„Wir dürfen uns nicht verrückt machen lassen, müssen jeden Tag neu schauen. Denn was heute gilt, kann morgen schon wieder anders sein und die Karten müssen neu gemischt werden. Was können wir machen? Wie können wir Ausfälle kompensieren, Kinderbetreuung organisieren, wie bekommen wir Unterstützung?“ Fragen über Fragen, die jetzt täglich auf das Unternehmen und seine Mitarbeiter einprasseln und auf die Antworten gefunden werden müssen. Und jeder will helfen. Gäbert meint damit auch die tägliche Flut an Mails.
Ebenso schießen Arbeitskräftebörsen wie Pilze aus dem Boden. Jeder meine es gut, wolle helfen, schicke Anträge und Vorlagen. Doch wirklich hilfreich sei das nicht. „Informationen müssen gebündelt werden und es braucht nicht viele, sondern kompetente Ansprechpartner.“ So hat er auf eine der wichtigsten Fragen noch keine Antwort: Was passiert bei Quarantäne, wie wird dann verfahren, welche Reglungen greifen?
Homeoffice für Landwirte, das gehe einfach nicht – trotz Digitalisierung auf dem Acker, im Stall, auf den Maschinen. Intern gibt es für die rund 135 Mitarbeiter, die, so Gäbert, alle sehr verantwortungsbewusst mit der aktuellen Krise umgehen, einen monatlichen Newsletter und regelmäßige Organisationsanweisungen. „Unser Unternehmen ist breit aufgestellt, da ist es wichtig, die Kollegen über den aktuellen Stand in allen Bereichen zu informieren.“
In jeder Krise steckt auch eine Chance, sagt er und hofft auf ein Umdenken der Bevölkerung im Hinblick auf die leeren Regale. „Und wir als Unternehmen müssen nach vorn schauen.“ Dazu gehöre nach wie vor, für Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu sorgen, die Kulturlandschaft als Produktionsfaktor und Lebensraum zu erhalten und Gewinne zu erwirtschaften.
Dafür ist es auch notwendig, neue Geschäftsfelder zu erschließen. So ist u. a. geplant, auf einer Fläche von zehn Hektar Kichererbsen anzubauen, die regional verarbeitet und vermarktet werden sollen. Und sobald es wieder möglich ist, öffnet die Agrargenossenschaft wieder ihre Türen für Kitas, Schulen, Firmen – für alle, die wissen möchten, wie Landwirtschaft funktioniert und warum wir sie als Gesellschaft dringend brauchen.
Wir würden gern wissen: Wie arbeiten Landwirte und Gemeinden jetzt zusammen? Wie funktioniert das dörfliche Leben? Wer engagiert sich wie, um zu helfen? Berichten Sie uns von Ihren Erfahrungen: bauernzeitung@bauernverlag.de
Das Landgut Hennickendorf und der Verein Blühstreifen Beelitz machen seit 2016 gemeinsame Sache. Das ergibt einen Erfahrungsschatz, der seinesgleichen sucht – und der auch in der Praxis gut funktioniert.
Sämtliche Flächen des Landguts Hennickendorf liegen im Landschaftsschutzgebiet Beelitzer Sander: rund 22 Bodenpunkte bei durchschnittlich sieben Hektar großen Schlägen. Rinderaufzucht (450 Bullen, 70 Kälber), Marktfruchtanbau (Getreide, Sonnenblumen, Raps) und Dienstleistungen sind die drei Standbeine des Betriebes.
Auf 850 ha wachsen Roggen, Triticale, Wintergerste, Weizen, Hafer, Sonnenblumen, Mais, Öllein und Raps. Dazu kommen 145 ha Grünland, 40 ha Ackergras und Sonstiges.
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Zu Sonstigem zählt Geschäftsführer Jürgen Frenzel 14 Hektar Dauerblühfläche, weitere vier Hektar ehemaliger Ackergrasfläche kommen in diesem Jahr hinzu. Letztere bestellt er zunächst mit einer einjährigen Blühmischung, im Herbst mit einer mehrjährigen. Bereits 2016, als noch niemand von Blühstreifen, Krefelder Studie oder Förderprogrammen sprach, kultivierte Frenzel auf sechs Hektar Bienenweide.
„Ich bin seit 50 Jahren Landwirt und gehöre zu der Generation, die darauf getrimmt ist, dass jede Tonne Getreide die Bevölkerung ernährt. Deshalb habe ich Schwierigkeiten, Fläche herzugeben, auf der nichts für die menschliche Ernährung angebaut wird“, sagt Jürgen Frenzel. Vor der Wende habe er den Bereich Futterökonomie und Melioration in der LPG-Pflanzenproduktion geleitet, habe zwischen 1978 und 1988 etliche Kilometer Gräben ziehen lassen und mit der Saatgraswirtschaft auch die Moordegradation vorangetrieben.
Schon Mitte der 80er-Jahre habe er gemerkt, dass sich der Bestand verschlechterte, die obere Bodenschicht zersetzte und kein Wasser mehr durchließ. Das zu renaturieren, wird eine Generation brauchen. Blühstreifen gehen deutlich schneller, und Frenzel will gegensteuern. Den Verein Blühstreifen Beelitz lernte er 2016 im Nachbardorf bei einem Vortrag über das Bienensterben kennen: „Es waren die ersten von „grüner Seite“, die unvoreingenommen mit den Landwirten redeten“, erinnert sich Frenzel. Und als Flächen für Blühstreifen gebraucht wurden, sprang er über seinen Schatten.
„Unsere Anfrage fiel auf sehr fruchtbaren Boden“, erinnert sich Kerstin Pahl. Gemeinsam mit ihrem Mann Lutz gründete die Naturschutz-Fachfrau den Verein, um selbst tätig zu werden, zu mobilisieren, zu vernetzen. „Von Anfang an war klar: Die Landwirtschaft muss sich verändern – aber nur mit den Landwirten“, erläutert Lutz Pahl, und traf offenbar den Ton. Neben Jürgen Frenzel waren es vor allem Spargelbauern, die dem Verein Flächen anboten. Sie hatten wegen Monokultur und Folien besonders hart um ein besseres Image zu kämpfen.
Know-how kam vonseiten des Vereins auch bei der Auswahl der Pflanzen: Sie sollten zur Fruchtfolge passen, mit ihrer Blüte die Bienenaktivität vom Frühling bis Herbst begleiten und nebenher tief wurzeln, Nährstoffe sammeln und Humus mehren.
Da die Saatgutmischung in der aktuellen Förderung vorgeschrieben ist, können wir uns hier kurz fassen. Leider seien die praktischen Erfahrungen dieser ersten Jahre nicht in die Förderrichtlinie eingeflossen, bedauert Kerstin Pahl. Dabei erhielt der Verein 2018 sogar den Brandenburger Naturschutzpreis, flog also nicht unterm Radar der öffentlichen Wahrnehmung.
Jürgen Frenzel beteiligt sich nur mit Ackerstreifen am aktuellen Landesprogramm. Seine Anbauerfahrungen sind nicht nur positiv, gerade in den Dürrejahren. Das Saatgut ist mit rund 400 €/ha teuer, und wenn man nachsäen muss und Bearbeitungskosten addiert, haben sich die 700 €/ha schnell in Luft aufgelöst.
Frenzels Blühflächen werden über den Verein gefördert, der wiederum mit dem Netzwerk Blühende Landschaft zusammenarbeitet. Die Praxis sieht so aus: „Die Saatleitung wird abgehängt, sodass die Mischung auf das feinkrümlige Saatbett fällt. Dann ganz leicht den Striegel darüberlaufen lassen und anwalzen“, so Frenzel.
2016/17 habe das gut geklappt, sei alles gut gewachsen. 2018/19 liefen nur die kräftigen Samen der Brassicaceaen auf. Dennoch: Die Wirkung sei da, hätten Imker ihm bestätigt. Nebenbei ist Frenzel in die Saatgutgewinnung von Wildpflanzen eingestiegen, hat bereits Schafgarbe per Mähdrescher geerntet und sammelt Erfahrungen.
In diesem Jahr will er mit dem Verein eine Blühstreifenhecke anlegen, die auch Vögeln und Hasen zugute kommt. Und für das laufende Flurordnungsverfahren entwickeln die Blühflächenpioniere mit landschaftsplanerischer Begleitung einen Biotopverbund. Einer muss ja anfangen.
In Brandenburg sind 424 Anträge auf Förderung von Blühstreifen und Ackerrandstreifen mit einer Gesamtfäche von rund 10.000 ha eingegangen. Sie teilt sich folgendermaßen auf:
■ einjährige Blühstreifen 1.485 ha
(99 Antragsteller),
■ mehrjährige Blühstreifen 3.711 ha (184 Antragsteller),
■ Ackerrandstreifen
4.892 ha (210 Antragsteller).
Die Richtlinie solle bis Mitte des Jahres evaluiert werden, heißt es vonseiten des Ministeriums.
Am Freitag vergangener Woche ist passiert, was viele Landwirte verhindern wollten: Die Düngeverordnung hat eine Mehrheit im Bundesrat bekommen. Bis Jahresende sollen die Länder die neuen Regeln umzusetzen. Die Zeit könnte knapp werden.
Die Entscheidung ist gefallen: Am Freitag voriger Woche hat der Bundesrat dem Entwurf der Bundesregierung für eine verschärfte Düngeverordnung (DüV) zugestimmt. Damit müssen sich die Landwirte auf Maßnahmen einstellen, die zumindest in den roten Gebieten Erträge und Leistungen auf den Betrieben langfristig beeinträchtigen werden.
Mit einer Stimme Mehrheit für den Regierungsentwurf fiel die Abstimmung in der Länderkammer denkbar knapp aus. Selbst dieses Ergebnis kam erst durch immensen politischen Druck zustande. Baden-Württembergs Minister für den Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk (CDU), staunte nicht schlecht, als ihn am Morgen vor der Abstimmung Ursula von der Leyen anrief. Die Präsidentin der EU-Kommission versprach Hauk vorab, die DüV um drei Monate zu verschieben, wenn Baden-Württemberg die Verabschiedung nicht verhindern würde.
Damit nicht genug: Der grüne Koalitionspartner in Stuttgart
ließ durchblicken, dass Hauks Ministerium den Landesanteil an den Strafzahlungen allein aus seinem Haushalt aufbringen müsse, wenn die EU ihr Vertragsverletzungsverfahren in Gang setze, weil der Verordnungsentwurf an seinem Abstimmungsverhalten scheitern sollte. Soweit kam es nicht. Mit den drei Stadtstaaten, dem Saarland, Hessen, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sorgte Baden-Württemberg letztlich dafür, dass eine Mehrheit zusammenkam.
Der Bundesrat stimmte somit der Düngeverordnung ohne Änderungen zu. Im Gegenzug gelten die Absenkung der Düngung um 20 % im Betriebsdurchschnitt in den roten Gebieten, die schlagbezogene Grenze von 170 kg Stickstoff pro Hektar aus organischen Düngemitteln, längere Sperrfristen für die Grünlanddüngung und von Festmist sowie das Verbot der Herbstdüngung zu Winterraps, -gerste und Zwischenfrüchten ohne Futternutzung erst ab dem 1. Januar 2021.
Trotz des Aufschubs zeigten sich viele Landwirte von dem Ergebnis tief enttäuscht. Sie hatten gehofft, dass der Bundesrat diese Verordnung wegen der fachlichen Mängel ablehnt. Die Landwirte wehren sich vor allem gegen die Festlegung, in roten Gebieten 20 % unter dem Pflanzenbedarf zu düngen, weil dies Einbußen bei der Getreideproduktion zur Folge hat und der Nutzen – weniger Nitrat im Grundwasser – wissenschaftlich nicht erwiesen ist.
Mit ihrer Kritik stehen die Bauern nicht allein. In einer Entschließung bescheinigten die Bundesländer der Düngeverordnung eine „Vielzahl fachlicher Unzulänglichkeiten sowie Vorgaben, die in der vorliegenden Form für die Landwirte und die Vollzugsbeamten nur schwer umsetzbar sind“. Ob die versprochene Unterstützung von einer Milliarde Euro die absehbaren Probleme löst, muss sich zeigen.
Nun ist erst einmal der Bund gefordert. Er muss schnellstens eine Allgemeinverfügung auf den Weg bringen, die bundesweit einheitliche Regeln, zum Beispiel für das Messstellennetz und die Binnendifferenzierung, festlegt. Auf dieser Basis sollen die Länder die ausgewiesenen roten Gebietskulissen überprüfen und ein repräsentatives Messstellennetz aufbauen, um belastbare Daten zu generieren, damit das Verursacherprinzip bei Verstößen gegen das Düngerecht angewendet werden kann.
Diese Festlegungen, die Transparenz und Gleichbehandlung sicherstellen sollen, gehen maßgeblich auf die Protestaktionen der Landwirte in den vergangenen Monaten zurück und sind zweifellos ein großer Erfolg der Bauerninitiative „Land schafft Verbindung“. Ob all diese Maßnahmen bis zum 1. Januar 2021 praxiswirksam werden, bleibt abzuwarten. Die (Dünge-)Kuh ist noch nicht vom Eis.
Der Landtechnikhersteller JCB will jetzt die Produktion von Gehäusen für Beatmungsgeräte aufnehmen. 50 Mitarbeiter sollen dafür wieder in einem Kabinenwerk arbeiten, das aufgrund des Coronavirus geschlossen wurde.
Die britische Firma J.C. Bamford Excavators Limited (JCB), Hersteller von Bau-, Industrie- und Landmaschinen, steht kurz davor, die Produktion von Gehäusen für Beatmungsgeräte aufzunehmen. 50 JCB-Mitarbeiter sollen wieder zurück in das wegen der Coronakrise geschlossene Kabinenwerk, um die Gehäuse zu fertigen.
Das Innenleben (Gebläse) kommt von Dyson. Die beiden Firmen Dyson und JCB sowie auch andere britische Unternehmen sind von Boris Johnson aufgerufen worden, in der Krise zu unterstützen. Die Familien Dyson und Bamford (JCB) kenn sich gut, so dass der Kontakt schnell hergestellt war.
Die ersten Prototypen der Gehäuse wurden an Dyson geliefert und die Serienfertigung der Gehäuse könnte in wenigen Tagen beginnen. Es sollen 10.000 Gehäuse gefertigt werden, und das so schnell wie möglich, sobald Dyson die behördliche Genehmigung dafür erhält. red
Thüringen unterstützt Landwirtschaft mit SoforthilfenMit bis zu 30.000 Euro wird Thüringen Landwirtschaftsbetrieben helfen, die während des Coronavirus in finanzielle Schieflage geraten. Dabei sind folgende Hinweise zur Beantragung der Soforthilfen zu beachten. (aktualisiert)
Landwirtschaftliche Unternehmen in Thüringen werden in der Coronakrise mit Landesmitteln unterstützt. Wie das Agrarministerium informierte, richtet sich die Maßnahme an Betriebe, die mehr als 10 und bis 50 Arbeitskräfte beschäftigen. „Mit Beihilfen bis zu 30.000 Euro wollen wir insbesondere krisenbedingte finanzielle Schäden bei den Agrar- und Gartenbaubetrieben abfedern“, erklärte Fachminister Benjamin-Immanuel Hoff.
Aktualisiert: Antragstellung ab 9. April möglich
Ab Donnerstag, den 9. April, können die Corona-Soforthilfen für Unternehmen der Landwirtschaft, des Gartenbaus, der Fischerei sowie für Forstbetriebe bei der Thüringer Aufbaubank (TAB) beantragt werden. Die Anträge können auf der Internetseite der TAB gestellt werden, wie das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft mitteilt.
Das Landwirtschaftsministerium rechnet damit, dass etwa 12 Mio. € an Soforthilfen beantragt werden. Dafür stehen 9 Mio. € aus dem Hilfsprogramm des Bundes für kleine Unternehmen und Solo-Selbständige bereit, das vergangene Woche bestätigt wurde. Weitere 3 Mio. € der Soforthilfen stammen aus Landesmitteln.
finanziert aus Bundesmitteln werden:
finanziert aus Landesmitteln werden:
Nach Einschätzung des Agrarministeriums sind im Freistaat insbesondere direktvermarktende Gartenbauunternehmen und auf den Reit- und Fahrsport ausgerichtete pferdehaltende Betriebe von der Coronakrise betroffen. In den nächsten Wochen treffe dies zudem unter anderem auf Spargel- oder Erdbeeranbauer zu, die auf ausländische Saisonarbeitskräfte angewiesen sind.
Weiter hieß es, dass die Leistungen zur Minderung eines aufgrund der Corona-Pandemie nach dem 11. März 2020 entstandenen bzw. unmittelbar bevorstehenden, nicht vorhersehbaren und von den Betrieben nicht zu vertretenden Schadens gewährt würden. Beantragt und ausgezahlt werden die Beihilfen über die Thüringer Aufbaubank. Die Antragstellung, die am Freitag oder Montag beginnen soll, müsse bis zum 31. Mai und die Auszahlung bis zum 31. Juli erfolgen.
Die Landesmittel sollen das Hilfsprogramm des Bundes für kleine Unternehmen und Soloselbstständige, das auch für die Agrar- und Gartenbaubranche sowie den Forst und die Fischerei gilt, ergänzen. Antragsberechtigt für die Bundesmittel sind aber nur Unternehmen mit maximal 10 Mitarbeitern. Diese können Beihilfen bis zu 15.000 € beantragen. Zuständig in Thüringen ist auch hier die Aufbaubank.
Ob es weitere finanzielle Soforthilfen des Bundes für die Landwirtschaft geben wird, ist offen. Agrarminister Hoff hatte Berlin aufgefordert, auf den Spielraum, den die EU-Kommission mit dem Anheben der De-minimis-Grenze auf 100.000 € geschaffen hat, entsprechend zu reagieren.
Neben den Beihilfen gilt es für in Not geratene Betriebe, weitere Unterstützungsangebote zu prüfen. Dazu zählt etwa das Aussetzen von Tilgungsleistungen für Darlehen der Banken. Thüringens Wirtschaftsministerium und die Haus- und Geschäftsbanken im Land verständigten sich darauf, dass Tilgungen für laufende Unternehmenskredite vorübergehend ausgesetzt werden können.
Steuerzahlungen werden auf Antrag beim Finanzamt befristet gestundet. Die Landwirtschaftliche Rentenbank und die KfW stellen bei Liquiditätsproblemen Sonderkredite zur Verfügung, die über die Hausbanken abgewickelt werden.
Auf begründeten Antrag stunden zudem die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft, die landwirtschaftliche Alters-, Kranken- und Pflegekasse fällige Beiträge. Erst wenn alle anderen Hilfen genutzt wurden, können Arbeitgeber zudem bei den Krankenkassen eine vorübergehende Stundung der Sozialversicherungsbeiträge beantragen. fh
Informationen für Thüringer Unternehmen gibt es außerdem unter www.aufbaubank.de