Veranstaltungsausfälle, Reisestornierungen, Kinderbetreuung – durch die Coronakrise ergeben sich eine Vielzahl von Problemen und Ungewissheiten. Wir geben Antworten auf einige der wichtigsten Alltagsfragen.
Die Coronakrise erschüttert die ganze Welt, auch in Deutschland verbreitet sich das Virus rasant. Neben der wachsenden Sorge um eine Infektion und die sehr konkreten Folgen für die Landwirtschaft gibt es aber auch überall viele Probleme im Alltag, die sich durch die Coronakrise ergeben und die ebenso gelöst werden müssen.
Rückwirkend zum 1. März können Betriebe Kurzarbeitergeld bereits nutzen, wenn nur zehn Prozent der Beschäftigten vom Arbeitsausfall betroffen sind. Mit Kurzarbeit besteht das Arbeitsverhältnis fort und wird durch die Zahlung von Kurzarbeitergeld stabilisiert, die Mitgliedschaft und Beitragszahlung in der Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung werden weitergeführt. Während der Zeit der Kurzarbeit erhalten die Arbeitnehmer für den ausgefallenen Lohn ein gekürztes Arbeitsentgelt. Es beträgt in Abhängigkeit von den persönlichen Voraussetzungen 60 bzw. 67 Prozent der Nettoentgeltdifferenz. Eine vollständige Übernahme der Einkommensverluste der betroffenen Beschäftigten ist vom Gesetzgeber nicht vorgesehen.
Zudem ist es möglich, Urlaub anzuordnen, soweit die betreffenden Urlaubstage nicht schon genehmigt sind. Urlaub, der schon genehmigt ist, könne vom Arbeitgeber nicht ohne Weiteres wieder gestrichen werden, sagt Johannes Schipp, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Seiner Einschätzung nach kann es aber in einer Pandemie-Situation durchaus möglich sein, dass Arbeitnehmer die Hälfte oder zwei Drittel ihres Urlaubsanspruchs erst einmal einsetzen müssen. Dringende betriebliche Gründe stehen dann den Urlaubswünschen der Arbeitnehmer entgegen. Selbstständige erhalten kein Kurzarbeitergeld, weil sie nicht in der Arbeitslosenversicherung pflichtversichert sind.
Wenn ein Veranstalter ein Ereignis an einem bestimmten Termin komplett absagt, können Ticketinhaber ihr Geld zurückverlangen. Es besteht ein Erstattungsanspruch, weil der Veranstalter seiner Leistungspflicht nicht nachkommt. Dabei spielt es keine Rolle, ob er etwas dafür kann oder nicht. Es ist auch egal, ob das Ticket personalisiert ist und damit nicht übertragbar.
Wegen Corona helfen diese Versicherungen oft nicht. Eine Reiserücktrittskostenversicherung tritt grundsätzlich nicht ein, wenn es Krisen im Reiseland gibt. Vielmehr geht es bei dieser Versicherung um Fälle, in denen Reisende selbst krank oder durch bestimmte Ereignisse wie Tod von Verwandten verhindert sind und nicht wie geplant reisen können.
Da die Weltgesundheitsorganisation WHO Corona inzwischen offiziell als Pandemie einstuft, wird nun eine Erstattung schwierig sein, falls der Reisende selbst an Corona erkrankt ist und eine Reise nicht antreten kann oder abbrechen muss. Denn viele Versicherer sehen vor, dass „Schäden, Erkrankungen und Tod infolge von Pandemien“ nicht versichert sind.
Grundsätzlich gilt: „Wenn eine Leistung nicht erbracht werden kann, muss es auch keine Gegenleistung geben“, erklärt Eugénie Zobel von der Stiftung Warentest. Das bedeutet: Das Geld für ein Ticket müsste erstattet werden, Mitgliedsbeiträge müssten nicht unbedingt gezahlt werden, solange ein Sportclub geschlossen hat. Wollen Verbraucher auf ihre Ansprüche nicht gänzlich verzichten, können sie die Mitgliedsbeiträge unter Vorbehalt weiter zahlen, rät Michael Hummel von der Verbraucherzentrale Sachsen. Das kann man entweder im Überweisungsfeld eintragen oder dem Anbieter in einem Brief schriftlich mitteilen. Zobel rät, für eine Lösung mit dem Anbieter Kontakt aufzunehmen.
Dazu gehören vor allem ältere Menschen. Das Risiko einer schweren Erkrankung steigt ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an, so das Robert-Koch-Institut.
Auch Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Erkrankungen des Atmungssystems, der Leber und der Niere sowie Krebserkrankungen scheinen unabhängig vom Alter das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu erhöhen. Für Patienten mit unterdrücktem Immunsystem (z. B. aufgrund einer Erkrankung, die mit einer Immunschwäche einhergeht, oder wegen Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr unterdrücken wie Cortison) besteht ebenfalls ein höheres Risiko.
Auch Raucher sind gefährdet, sagt Prof. Michael Pfeifer von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie. Sie haben grundsätzlich ein höheres Risiko, Virusinfektionen zu erleiden, weil durch die Belastung des Rauchens die Abwehrkräfte des Bronchialsystems eingeschränkt sind. Viren & Co. haben so leichteres Spiel.
Blutspenden sind auch in Zeiten des Coronavirus möglich und werden nach wie vor dringend gebraucht. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) hin. Bei einem Blutspendetermin bestehe kein erhöhtes Ansteckungsrisiko: Die Hygienestandards seien durchgängig hoch. Die Notfallversorgung mit Blut sei nach aktuellem Stand noch gesichert.
Sich einen vernünftigen Vorrat anzulegen, heißt nicht Konserven, Fertiggerichte und Toilettenpapier zu horten. Unabhängig vom Coronavirus raten Innenministerium und Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ohnehin dazu, für Situationen wie Stromausfälle, Überschwemmungen oder starken Schneefall, immer genügend Vorräte für etwa zehn Tage im Haus zu haben. Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung bietet auf seiner Internetseite einen Vorratskalkulator.
Aktienbesitzer sollten sich jetzt nicht zu Panikverkäufen verleiten lassen. „Panik ist nie ein guter Ratgeber“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Der Rückgang der Börsenkurse sei aber nicht nur von reiner Panik, sondern auch von einer Neubewertung getrieben. Generell könne eine Krise sogar ein guter Zeitpunkt zum Einstieg bei Aktien sein. red
Seit Mittwoch: Einreisestopp für viele SaisonarbeiterFür die Einreise von Saisonarbeitern nach Deutschland gab es bislang Sondergenehmigungen. Seit Mittwochabend sind die Grenzen dicht. Für manche Länder gibt es aber Ausnahmen.
Aktualisierung (vom 26. März 2020, 16.05 Uhr): Saisonkräfte aus Polen und Tschechien dürfen noch einreisen. Nach aktuellen Informationen des Bundesinnenministeriums sowie der Bundespolizei gilt der Einreisestopp nicht für Länder im Schengen-Raum, zu denen keine vorübergehenden Grenzkontrollen von deutscher Seite vorgenommen werden. Das bedeutet, dass Saisonkräfte aus Polen oder Tschechien weiterhin nach Deutschland einreisen können.
Ab dem 27. März (Freitag) müssen sich jedoch polnische Arbeitnehmer, die aus Deutschland wieder nach Polen einreisen, in eine 14-tägige Quarantäne begeben. Das bestätigte der polnische Grenzschutz (straz graniczna) auf Anfrage der Bauernzeitung. Werden Saisonkräfte in der kommenden Zeit auf den Betrieben in Deutschland untergebracht, wäre diese Quarantäneregelung also kein Hindernis. Eine ähnliche Quarantäneregelung gibt es auch für die Rückreise nach Tschechien.
Offen bleibt aber, ob auch die Zahl an Saisonkräften aus Polen und Tschechien nach Deutschland einreist, die gebraucht wird.
Zur weiteren Eindämmung der Pandemie durch das Coronavirus hat das Bundesinnenministerium (BMI) jetzt neue Einreisebestimmungen erlassen. Wie das BMI mitteilt, werde am Mittwoch, den 25. März, um 17 Uhr bis auf Weiteres die Einreise von Saisonarbeitskräften bzw. Erntehelfern nach Deutschland nicht mehr möglich sein. Das gelte neben den Landesgrenzen auf die die Einreise per Flugzeug – beides ist dann nicht mehr möglich.
Laut BMI gilt diese Regelung für die Einreise aus Drittstaaten, Großbritannien und aus EU-Staaten, „die den Schengen-Besitzstand nicht voll anwenden (u. a. Bulgarien und Rumänien) und für Staaten, zu denen Binnengrenzkontrollen vorübergehend wiedereingeführt worden sind.“
Der Einreisestopp sei laut BMI zwingend erforderlich. So sollen Infektionsnetten weiter vermieden werden. Besonders in Betracht der großen Zahl an Erntehelfern aus diesen Ländern sei diese Maßnahme nötig, heißt es vom BMI.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) bezeichnete auf Facebook die Entscheidung des BMI als „einen schweren Schlag für die Versorgung mit Obst und Gemüse.“ DBV-Präsident Joachim Rukwied fordert, den Einreisestopp zu kurz wie möglich zu halten. Die landwirtschaftlichen Betriebe seien bereit, alles für einen wirksamen Infektionsschutz zu tun.
Aus Rukwieds Sicht „muss es kurzfristig unbürokratische und praktikable Lösungen geben, um Menschen in und aus Deutschland beschäftigen zu können.“ Der Bauernpräsident möchte „auch die Höchstbeträge für geringfügige Beschäftigungsverhältnisse anheben, um Menschen für die Arbeit in der Landwirtschaft zu motivieren.“
Gleichzeitig zeigt sich der DBV dankbar für die Solidarisierung der Bevölkerung mit der Landwirtschaft. Im Gegenzug verspricht er, dass die Deutschen Bauern „alles daransetzen, dass die Versorgung der Bevölkerung auch trotz dieser Krise gewährleistet bleibt.“
Thüringens Landwirtschaftsminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff kritisiert indes das vom BMI verhängte Einreiseverbot. Eine vorherige Abstimmung mit den Ländern habe es nicht gegeben, wie das Thüringer Agrarministerium meldet.
„Die Länder und der Bund stimmen sich derzeit täglich, zum Teil mehrmals, in Telefonkonferenzen über das Vorgehen zur Bewältigung der Corona-Krise ab. Die Länder haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass seitens der betreffenden landwirtschaftlichen Bereiche erhebliche Probleme bei der Ernte wie zum Beispiel dem Spargel gemeldet werden. Dass der Bund nun unabgestimmt eine Einreisesperre verhängt, schafft kein Vertrauen.“, sagt Agrarminister Hoff.
Im Angesicht der jüngsten Regelung zum Einreisestopp wendet sich Hoff außerdem an die Menschen, die Landwirte bei der Ernte unterstützen möchten. „Angesichts dieses Einreisestopps werbe ich als Landwirtschaftsminister noch einmal mehr bei all denjenigen, die in der Corona-Epidemie nach Verdienstmöglichkeiten suchen, sich auf https://www.saisonarbeit-in-deutschland.de//find.php zu melden und auch auf diesem Wege einen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen der Corona-Epidemie zu leisten.“
Die landwirtschaftlichen Betriebe bittet Hoff aber auch darum, attraktive Arbeitsbedingungen für Erntehelfer zu schaffen. „Auf diesem Wege wollen wir die Betriebe im Rahmen unserer Fördermöglichkeiten unterstützen“, fügt er hinzu.
Im Havelland in Brandenburg laufen die Frühjahrsarbeiten bei der Agro-Farm Nauen. Es wird gedüngt, bearbeitet und gespritzt. Doch mit dem Boden gibt es weiterhin ein Problem.
Stefanie Peters ist Leiterin des operativen Geschäfts bei der Agro-Farm im brandenburgischen Nauen. Neben der Bodenvorbereitung zur Aussat von Zuckerrüben, die gerade läuft, wird fleißig gedüngt. Der anfallende Gärrest aus der Biogasanlage des Betriebes wird in fester und flüssiger Form ausgebracht – mit dem Düngerstreuer oder einem Fass. Je nachdem, was die Düngebedarfsermittlung ergeben hat, kommt eine andere Form auf dem Acker zum Einsatz.
Außerdem stehen die aktuell notwendigen Pflanzenschutzarbeiten im Frühjahr an und einige Wiesen müssen gedüngt werden. Dort steht aber noch zu viel Wasser, sodass ein Befahren, ohne Schäden zu hinterlassen, nicht möglich ist. „Das Grünland ist bei uns noch relativ nass, so dass wir noch nicht auf die Wiesen kommen“, sagt die junge Betriebsleiterin.
Auf dem Acker sieht die Wasserversorgung aber immer noch ganz anders aus, wie Stefanie Peters beim leichten Graben in der Krume zeigt: „Wir sind froh über jeden Regentropfen. Es fehlen immer noch 200 Liter zum Normalzustand. Im Februar hatten wir 65 Liter, das ist recht viel. Deswegen konnten wir erst in der ersten Märzwoche mit der Stickstoffdüngung im Getreide anfangen.“ db
Übersicht: Hier werden Saisonkräfte vermitteltWer erntet den Spargel, wer die Erdbeeren, Äpfel, Gurken? Durch die Coronakrise droht akuter Mangel an Saisonarbeitern. Mehrere Online-Plattformen bieten die Vermittlung von Arbeitskräften an. Ein kurzer Überblick.
In den Betrieben werden die Arbeitskräfte knapp. Besonders betroffen sind Landwirte, die Sonderkulturen anbauen. Gemüsepflanzen müssen jetzt ins Freiland, der Spargel steckt bald die Köpfe aus den Dämmen. Aber auch später im Jahr werden zusätzliche Helfer gebraucht, um Beeren, Äpfel oder Gurken einzubringen. Die schon seit Langem vertraglich gebundenen Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland bleiben zum großen Teil aus. Der Landweg ist rumänischen Helfern versperrt, polnische Stammkräfte bleiben aus, weil sie Probleme bei der Wiedereinreise fürchten. Schätzungsweise 160.000 Saisonkräfte fehlen nach Schätzungen bundesweit.
Auf der anderen Seite gibt es im Land viele, die im Moment nicht ihrer gewohnten Arbeit oder ihrem Studium nachgehen können. Sie haben Zeit, Lust und möchten etwas dazuverdienen. Das ist jetzt sogar leichter möglich als bisher. Denn Bezieher von Kurzarbeitergeld, aber auch Vorruheständler können nach den aktuellen Beschlüssen der Bundesregierung zur Bewältigung der Coronakrise mehr hinzuverdienen. Aus Teilen der Bevölkerung wurde Bereitschaft signalisiert, in der Landwirtschaft zu helfen.
Schwierig ist es in der Regel, die Interessenten von beiden Seiten zusammenzubringen. Wer Helfer sucht, für welche Tätigkeiten und mit welcher Bezahlung, ist nicht ohne Weiteres bekannt. Das Zueinanderfinden unterstützen neue Online-Plattformen, auf denen sich Arbeitgeber vorstellen. Suchende können nach Regionen auswählen und Kontakt aufnehmen. Wir stellen drei dieser Plattformen vor.
Gemeinsame Plattform vom Bundesverbands der Maschinenringe mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium. Es soll Kontakt direkter Kontakt zwischen Landwirten und potenziellen Arbeitskräften hergestellt werden. Regionale Suche ist möglich, es fallen keine Registrierungs- oder Vermittlungsgebühren an
Bringt Helfer und Landwirte, die Bedarf haben, zusammen. Mitinitiator ist die Gemüsegenossenschaft „Plantage“ in Frankfurt (Oder). Dort sollen sich momentan rund 3.000 Helfer registriert haben – und dem Vernehmen nach noch relativ wenige Landwirte.
Als Landwirt können Sie kostenfrei Ihre Stellenangebote einstellen und ein Betriebsprofil anlegen. Interessierte Helfer können nach Zeitraum, Betriebsart, etc. filtern und direkt mit den Betrieben in Kontakt treten. Initiiert wurde die Plattform vom Gesamtverband der deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände.
Coronakrise: Was Landwirte jetzt wissen müssen
Das Coronavirus sorgt für einen Ausnahmezustand in Deutschland. Die Auswirkungen bekommt auch die Landwirtschaft zu spüren. In unserem Schwerpunkt geben wir Landwirten Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Coronakrise. mehr
Das Einmaleins des richtigen Rebschnitts vermittelt das Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen im Rahmen eines Seminars für Hobbywinzer in der Weinbaulage Saalhäuser.
Von Filip Lachmann (Text und Fotos)
Gut 20 Hobbywinzer haben sich im Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen (Sachsen-Anhalt) eingefunden. In den Saalhäusern, einem Weinberg des Landesbetriebes, wollen sie mehr über den richtigen Rebschnitt erfahren. Zum Seminar werden sie von Franziska Zobel begrüßt. Die Weinbauleiterin führt die Gruppe nur wenig später gemeinsam mit Winzerkollegin Angela Salomon in die Weinlage über der Saale. Direkt in der Praxis sollen die Hobbyweinbauern das Einmaleins des Rebschnitts erlernen. Die Teilnehmer haben Rebschere und Handschuhe mitgebracht. Wo die Ausstattung fehlt, hilft das Weingut aus.
Im Weinberg angekommen, wird die Gruppe zur besseren Wissensvermittlung sowie zum leichteren Arbeitsfluss zwischen den beiden fachkundigen Damen aufgeteilt. Bevor die Scheren an den Reben angesetzt werden, vermittelt Franziska Zobel zunächst ein paar grundlegende Informationen über das Landesweingut und dessen Anbauphilosophie.
Mit 50 Hektar Rebfläche ist die landeseigene GmbH das größte Weingut in der Saale-Unstrut-Region. In der Lage Saalhäuser werden 1,5 Hektar Spätburgunder kultiviert. Zur Hangpflege setzt der Betrieb auf eine intensive Gründüngung. Jede zweite Gasse wird ab dem Herbst mit Winterroggen, -wicke, -raps oder ähnlichen Gewächsen eingesät. Der Aufwuchs, der den Boden mit Nährstoffen versorgt und eine natürliche Fauna im Hang begünstigt, wie die Weinbauingenieurin erklärt, wird im Frühjahr mittels Scheibenegge eingearbeitet.
Wegen der zuletzt immer heißeren und trockeneren Sommer schraubt das Weingut die Begrünung der Gassen in der warmen Jahreszeit zunehmend zurück. Auf Nachfrage erklärt die 37-jährige Seminarleiterin, dass im Wein-bau generell wenig gedüngt wer-de, gänzlich verzichten könne man darauf aber nicht. Jeweils im Frühjahr würden etwa 30 Kilo pro Hektar, überwiegend organischer Dünger, ausgebracht.
Anschließend richtet sich der Fokus auf die Reben. Nur noch in wenigen Reihen sind Vorjahrestriebe übrig. An diesen sollen sich die Seminarteilnehmer bewähren. Franziska Zobel demonstriert zunächst die beiden im Weingut bevorzugten Schnittformen: den Zapfenschnitt und den Flachbogenschnitt. In beiden Fällen wird zunächst der Vorjahresaustrieb radikal zurückgeschnitten. „Die meisten Hobbywinzer gehen hier zu zaghaft heran. Sie trauen sich oftmals nicht, so stark in den Pflanzenwuchs einzugreifen“, berichtet die Weinbauleiterin, während sie die alten Triebe entfernt. Prompt schallt es aus der Runde: „Was, so viel?“ oder: „Das hätte ich nicht gemacht!“ Der Verschnitt wird zur späteren Entsorgung in jeder zweiten Gasse gesammelt.
Der Zapfenschnitt eignet sich vorrangig bei kräftigeren Reben, die bereits über ein solides Stammgerüst verfügen. Je nach Größe der Rebe lässt Franziska Zobel eine, maximal zwei etablierte Bogreben stehen, an denen sie die Zapfen für den Neuaustrieb vorbereitet. An den sogenannten Zapfenstationen ragen später jeweils zwei Zapfen rund 2 bis 3 cm empor. Der Abstand zwischen den einzelnen Stationen sollte gut 20 cm betragen. „Ziel sollte es sein, pro Rebe zwischen zehn bis zwölf Triebe zu erhalten. Bei besonders schwachen Reben können es auch weniger sein“, so die Fachfrau.
Hinsichtlich der späteren Ertragsmenge zähle für den Zapfenschnitt die Formel „Qualität statt Quantität“. Sprich, was der Schnitt gegenüber anderen Formen an Fruchtmenge einbüße, mache er durch eine höhere Güte der Weinbeeren mehr als wett. Diese Erziehungsform eignet sich laut der Seminarleiterin am besten für den Weinanbau im Nebenerwerb beziehungsweise als Hobby.
Rebe nach Flachbogenschnitt
Rebe nach Zapfenschnitt
Hingegen zählt der Flachbogenschnitt zu den gebräuchlichsten Schnittformen innerhalb des pro-fessionellen Weinbaus. Statt einer bewährten Bogrebe wählt man dazu einen der kräftigsten oder am besten gewachsenen Triebe des Vorjahres und biegt ihn flach um den Draht des Spaliers. Hier-bei lautet Franziska Zobels Devise: „Keine Angst vorm Krächen.“ Was nach einen Anglizismus klingt, ist in der Tat der Fachbegriff für das bewusste Anbrechen, aber keineswegs Durchbrechen des ausgewählten Triebes, um ihn in die richtige Form zu bringen.
Die recht flexiblen Triebe erzeugen dabei ein knirschendes Geräusch. Dennoch ist dabei Vorsicht geboten, da zu viel Kraft oder ein zu spitzer Winkel zum Brechen und letztlich zum Absterben des Triebes führen kann. „Beim richtigen Krächen bleibt der Trieb natürlich unbeschadet. Es brechen lediglich die Holzbrücken im Nodium auf, wodurch die Rute geschmeidiger und der Saftstau größer wird“, erläutert die Weinbauleiterin. Damit sich die unter leichter Spannung gewickelten Triebe nicht wieder lösen, werden sie mit einem kleinen Draht am Spalier fixiert. Hierfür eignen sich besonders spezielle Winzerdrähte, deren Ummantelung vor Reibungs-, Rost- und Frostschäden an den Reben schützt.
Nach der kurzen Einführung sind die Seminarteilnehmer selbst gefragt. Eine Rebe nach der anderen bringen sie in den folgenden anderthalb Stunden für die bevorstehende Saison in Form. Franziska Zobel steht den Hobbywinzern dabei mit Rat und Tat zur Seite. Sie gibt Entscheidungshilfen bei der Triebauswahl und arbeitet Zapfen nach, die zu lang geschnitten wurden. „Ich möchte nirgendwo Hirschgeweihe sehen“, sagt sie in die Runde. Darunter verstehen Weinbauern Zapfenstationen, in denen zwischen den beiden Neuzapfen noch der Vorjahreszapfen emporragt. Zudem klärt sie darüber auf, weshalb sich „zahmes Holz“ besser als Trieb für den Flachbogenschnitt eignet als „Wasserschosse“, diese aber wiederum gute Zapfen ergäben.
Ein weiterer verbreiteter Fehler unter Hobbywinzern sei der zu hohe Rebwuchs. Die Expertin rät, auf eine niedrige Kopfhaltung der Reben zu achten. Als Orientierung für die Kopf-höhe nennt sie etwa „eine Hand-breit unterhalb des Spalierdrahts, an dem der tragende Ast fixiert ist“. Wichtig für eine nachhaltige Kopfentwicklung ist nach Zobels Erfahrung, am Kopf stets zwei Zapfen ausbilden zu lassen. Unabhängig von der Erziehungsform werden im Mai nach dem Ende der Frostperiode die überschüssigen Triebe ausgebrochen. Bei den meisten Rebsorten genügt das einmalige Ausbrechen, nur wenige Sorten wie der Silva-ner oder der Elbling erfordern einen zweiten Durchgang im weiteren Jahresverlauf.
Nach getaner Arbeit stärken sich die Seminarteilnehmer bei war-mer Suppe und einer kleinen Weinverkostung. Ausgeschenkt wird Spätburgunder von der so-eben beschnittenen Lage. Der gute Tropfen stammt aus dem Jahr 2017, da er bis zur Abfüllung zu-nächst anderthalb Jahre reifte. In geselliger Runde wird dabei weiter gefachsimpelt. So fragt der Jenaer Falko Schulz, welche Sorten sich für den Freizeitanbau am bes-ten eigneten. Franziska Zobel rät daraufhin zu sogenannten Piwi-Sorten, die besonders pilzwiderstandsfähig sind. Zwar sei der private Weinanbau nicht grundsätzlich anfälliger für Krankheiten wie den Echten oder Falschen Mehltau. Doch würden Hobbywinzer oftmals nicht über die gleichen zeitlichen Reserven zur Pflanzen-pflege verfügen wie haupterwerbliche Weinbauern.
Thüringen: Ganzes Dorf unter Quarantäne gestelltNach einer erneuten Corona-Infektion haben die Behörden den thüringischen 900-Einwohner-Ort Neustadt am Rennsteig für 14 Tage unter Quarantäne gestellt. Die Bauernzeitung hat mit einem Landwirt vor Ort gesprochen.
Eine neue bestätigte Coronainfektion in Neustadt am Rennsteig hat das Landratsamt des Ilm-Kreises am Sonntag veranlasst, den kompletten Ort unter Quarantäne zu stellen. Betroffen davon sind 900 Einwohner, die für zwei Wochen nicht mehr ihre Häuser verlassen dürfen.
Mit sechs Fällen kommen nun mehr als die Hälfte aller bestätigten Coronafälle im Thüringer Ilm-Kreis aus Neustadt am Rennsteig, einem Ortsteil der Landgemeinde Stadt Großbreitenbach. Zuletzt war ein 58-Jähriger schwer erkrankt. Wie das Landratsamt mitteilte, konnten in den sechs Fällen bislang 69 Kontaktpersonen ermittelt werden.
Ilm-Kreis: Allgemeinverfügung zur Quarantäne
Die angeordnete Quarantäne bedeutet, dass niemand den Ort verlassen darf und ein Zutritt nur in Ausnahmefällen und unter Vollschutz erfolgen kann. Dies betrifft in erster Linie Pflegedienste, Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei. Ein Krisenstab wurde einberufen, der die Grundversorgung des Ortes und seiner Menschen für die kommenden zwei Wochen organisieren wird.
Wie es jetzt bei Landwirt Stefan Enders, dem einzigen Haupterwerbsbetrieb am Rande des Ortes, weitergeht, ist ungewiss. 55 ha bewirtschaftet er, zum allergrößten Teil Grünland mit naturschutzfachlichen Einschränkungen. Enders zählt zu den Direktvermarktern im Biosphärenreservat Thüringer Wald und bietet Fleisch von Kälbern und Schweinen sowie saisonal Gänse und Puten an. Schlachten lässt er in Lohn.
Die Osterbestellungen seiner Stammkundschaft sind erstmal storniert, berichtete er der Bauernzeitung. Eine nicht unerhebliche Rückzahlung von Mitteln aus dem Kulturlandschaftsprogramm stehe zudem noch im Raum und belastet den kleinen Betrieb sehr. Aufgrund der Futterknappheit im Vorjahr mähte er ein paar Tage zu früh. Gleichwohl dies naturschutzfachlich unerheblich gewesen sei, lastete ihm das die Agrarverwaltung an.
Ob ihn die Behörden wegen der Quarantäne uneingeschränkt auf seine Flächen lassen, weiß der Landwirt noch nicht. Gleiches gilt auch für den Verkauf und das Abholen von Schlachttieren. Die Zufahrtsstraße in dem 800 Meter hoch gelegenen Ort ist gesperrt. Und damit der Weg zu seinem Hof.
Recherchen der Bauernzeitung ergaben, dass in Neustadt am Rennsteig wohl keine Mitarbeiter von Agrarbetrieben der Region leben. Die würden in einem solchen Fall jetzt bei den Feldarbeiten oder in den Ställen fehlen. FH
fh
Was Landwirte jetzt wissen müssen
Das Coronavirus sorgt für einen Ausnahmezustand in Deutschland. Die Auswirkungen bekommt auch die Landwirtschaft zu spüren. Wir geben Landwirten Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Coronakrise. mehr
Neben der Nutzung von Desinfektionsmitteln auf Alkoholbasis lassen sich Oberflächen auch mit UV-Strahlen desinfizieren – auch beim Coronavirus. Dabei sollte auf den Einsatzzweck geachtet werden.
Werden Coronaviren von einem Menschen auf angefassten Gegenständen wie Türklinken, Tastaturen oder Telefonen hinterlassen, können andere Menschen die Vieren auflesen und dann auf ihre Schleimhäute übertragen.
ACHTUNG: Keine Bestrahlung von Menschen und Tieren! Vor zu viel UV-Strahlung der Sonne schützen wir uns durch Kleidung oder Sonnencreme.
Die Angaben zur Lebensdauer der Viren schwanken stark von „kurze Zeit“ bis zu neun Tagen, die sie sich auf der Oberfläche halten und infektiös bleiben können. Dabei nimmt die Anzahl lebender Viren mit der Zeit ab. Im Schnitt würden sie zwischen vier und fünf Tagen überleben. Dagegen helfen Desinfektionsmittel oder gründliches Abwaschen mit Seife. Alternativ können sie auch mit ultravioletter (UV) Strahlung abgetötet werden.
Ultraviolette Strahlung wird zur Desinfektion von Wasser, Luft und Oberflächen eingesetzt. Aufgrund der Geschwindigkeit der Reaktion – Mikroben werden bei ausreichender Dosis innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde inaktiviert – können UV-Strahler nicht nur zur Desinfektion von Oberflächen, sondern auch zur Desinfektion von Wasser, Luft oder in Klimakanälen geführten Luftströmen eingesetzt werden. Strahler sind hier meist keine Punktquellen, sondern Röhren, um große Flächen zu erreichen, so wie in Solarien.
Die UV-Strahlen wirken direkt auf die DNS und töten dadurch Bakterien, Viren und Pilze ab. Im Gegensatz zur chemischen Desinfektion wirkt die UV-Desinfektion nur dort, wo die Strahlen direkt von der Lampe auf die Viren und Bakterien in der Luft, im Wasser oder auf einer Oberfläche treffen.
Vor der Entwicklung von Laminar-Strömungs-Anlagen für Reinräume sowie dem heute üblichen und massiven Einsatz von Desinfektionsmitteln waren in Krankenhäusern im Dauerbetrieb arbeitende schwache Ultraviolettstrahler üblich, um die Keimzahl gering zu halten.
Die zunehmende Antibiotika-Resistenz krankenhausspezifischer Keime könnte zu einer Wiederkehr der altbekannten Technik führen, da sich bei der UV-Desinfektion keine mutationsbedingten Resistenzen entwickeln können. Es gibt bereits Roboter, die selbstständig durch Krankenhauszimmer (ohne Patienten im Bett!) fahren und so möglichst alle Flächen bestrahlen.
Die Oberflächenentkeimung von Lebensmittelverpackungen (Siegelfolien, Becher, Eimer, Flaschen oder Schlauchbeuteln) ist ebenfalls weit verbreitet. Dafür kommen vor allem stationäre Geräte zum Einsatz. Geräte in Größe und Aussehen von Mikrowellen oder Ultraschall-Reinigern werden in Kosmetikstudios, Friseursalons, Nagel- oder Tattoo-Studios eingesetzt, um Scheren, Feilen oder Nadeln zu sterilisieren.
Auch in der Schwarz-Weiß-Schleuse von Ställen werden solche Geräte verwendet. Wo vorhanden, kann man sie zur Desinfektion aller Gegenstände, die ins Gerät passen, einsetzen. Also beispielsweise angelieferte Waren, Ersatzteile oder Lebensmittel. Auch Fotoapparate von Journalisten wurden so schon in den Weißbereich geschleust.
Im Elektronikhandel werden auch mobile UV-Lampen mit Batterien als Stromquelle angeboten. Damit können Türklinken, Tastaturen, Telefone und andere von mehreren Menschen berührte Oberflächen bestrahlt werden. Längere Lieferzeiten inzwischen inbegriffen
Diese hat nichts mit der Coronavorbeugung zu tun, zeigt aber die Verbreitung und Wirkungsweise der UV-Desinfektion auf. Eine oft angewendete Methode der UV-Desinfektion ist die Trinkwasseraufbereitung. Dabei wird die Keimzahl im Wasser zuverlässig und in Abhängigkeit zur Dosis stark reduziert.
Eine Zugabe von Chemikalien ist grundsätzlich nicht erforderlich. Gerade chlorresistente Krankheitserreger wie Kryptosporidien können mit UV-Strahlung inaktiviert werden. Geschmack, Geruch oder der pH-Wert des Mediums werden nicht beeinflusst. Das ist ein wesentlicher Unterschied zur chemischen Behandlung von Trink- oder Prozesswasser.
Im Heimbereich werden entsprechende Geräte auch als „UV-Filter“ bezeichnet. Ähnliche Geräte werden im Bypassbetrieb für Aquarien und Pools eingesetzt. moe (Fotos: (c) Werkbilder)
ASP: Erster Fall in Hausschweinebestand in WestpolenDie Afrikanische Schweinepest ist erstmals in einem Zuchtbetrieb in Westpolen aufgetreten – 65 km vor der deutschen Grenze.
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist nun der erste Hausschweinebestand in Westpolen mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infiziert worden. Die polnischen Behörden haben am Freitag, den 20 März, den Befall in einem Zuchtbetrieb mit insgesamt 23.000 Sauen und Ferkeln im Ort Nowa Sol festgestellt. Der Ort liegt 65 km von der polnisch-deutschen Grenze entfernt.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) habe die zuständigen Länderdienststellen in Deutschland über den Vorfall unterrichtet. Nach Angaben der Behörde informierte Polen am 20. März unmittelbar nach dem Befund das EU-Tierseuchenmeldesystem ADNS.
Im Gebiet um Nowa Sol (Neusalz) waren im November vorigen Jahres mehr als 20 an ASP verendete Wildschweine im Wald gefunden worden. Die Behörden ordneten daraufhin Betretungsverbote an. Landwirtschaftsbetriebe waren angehalten worden, ihre Biosicherheitsmaßnahmen zu verstärken. Zunächst breitete sich die Seuche auch unter Wildschweinen im Umkreis der Stadt Zielona Góra (Grünberg) aus. Danach jedoch gab es über Wochen keine Meldungen über neue Totfunde. db
Die Maschinenringe und das Landwirtschaftsministerium haben eine Jobvermittlung zwischen Landwirten mit Bedarf an Saisonarbeitern und arbeitswilligen Bürgern gestartet.
Der Bundesverband der Maschinenringe e. V. hat gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Online-Plattform www.daslandhilft.de gestartet. Die Plattform soll den Kontakt zwischen Landwirten und Bürgerinnen und Bürgern herstellen, deren bisheriger Erwerb aufgrund der Coronakrise weggefallen ist. Somit könnten sie für Pflanz- und Erntearbeiten in der Landwirtschaft vermittelt werden. Auch über eine regionale Suche sollen Landwirte und Helfer zusammenfinden können. Es werden keine Registrierungs- oder Vermittlungsgebühren erhoben. Das Ziel der Plattform ist laut Maschinenring eine schnelle und kostenlose sowie vor allem zuverlässige Hilfe und Vermittlung von Menschen, die Hilfe brauchen und die Hilfe bieten.
„Durch die umfangreichen Schließungen von Gastronomie- und Einzelhandelsbetrieben können viele Menschen gerade nicht arbeiten. Auch wenn alle Betriebe und die Politik bemüht sind, ist heute schon klar, dass viele Menschen in verschiedenen Beschäftigungsverhältnissen Probleme bekommen werden. Gleichzeitig fehlen in der Landwirtschaft tausende Arbeitskräfte, weil wichtige Saisonarbeiter aus der EU wahrscheinlich ausfallen werden. Wir müssen hier alle Kräfte bündeln und die Menschen zusammenbringen“, so der Präsident der Maschinenringe Leonhard Ost.
Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft hatte bereits vorgeschlagen, dass in der Landwirtschaft fehlende Erntehelfer durch Arbeitskräfte aus anderen Branchen aufgefangen werden könnten.
Agrarministerin Julia Klöckner betont: „Wenn in der Landwirtschaft helfende Hände fehlen, dann geht uns das alle an: Denn verpasste Ernten kann man nicht nachholen, und was nicht in die Erde kommt, kann auch nicht geerntet werden. Wer in der Landwirtschaft helfen kann und will, sollte das deshalb tun und damit auch Geld verdienen können. Das ist eine Win-Win-Situation. (…) Die Plattform ist die breiteste Vermittlungsstelle dieser Art. Damit wollen wir zügig, regionalisiert und unbürokratisch Unterstützung dorthin vermitteln, wo sie gebraucht wird. Jeder kann einen Beitrag leisten.“
Beim Herstellen der Kontakte würden auch die Maschinenringe vor Ort helfen. Und auch wenn viele Geschäftsstellen gerade geschlossen sind, kennen die Mitarbeiter die Gegebenheiten und die Menschen vor Ort. „Gerade in der Krise sind das Vertrauen und das Verständnis sehr wichtig, auch wenn der Kontakt vielleicht nur per Telefon erfolgen kann“, erklärt Wallis. red
Online-Plattformen: Hier werden Saisonkräfte vermittelt
Wer erntet den Spargel, wer die Erdbeeren, Äpfel, Gurken? Durch die Coronakrise droht akuter Mangel an Saisonarbeitern. Mehrere Online-Plattformen bieten die Vermittlung von Arbeitskräften an. Ein Überblick. mehr
Im brandenburgischen Blankensee pflegt die Dorfgemeinschaft seit Jahrzehnten uralte Bräuche: Während die Frauen beim Federreißen für weiche Daunenkissen sorgen, schnitzen Männer aus Nadelbaumspitzen Quirle.
Von Bärbel Arlt
Fotos: Thomas Uhlemann
Ab in die Federn – heißt es einmal im Jahr in Blankensee. Doch dann verschwinden die Dorffrauen abends mitnichten in den Federn, sondern machen sich auf ins Bauernmuseum, wo bergeweise federleichte Arbeit auf sie wartet. Die Männer folgen ihnen. Zur Feder greifen sie allerdings nicht, sondern recyceln Spitzen übrig gebliebener Weihnachtsbäume.
Die Rede ist von einer alten dörflichen Tradition – von Federreißen und Quirleschnitzen. „Diese Arbeiten gab es früher auf dem Land überall an langen Winterabenden. In geselliger Runde rupften die Frauen Federn, die Männer schnitzten Quirle. Und während Federn und Holzspäne flogen, wurden Geschichten erzählt und der neueste Dorfklatsch ausgetauscht. In Blankensee werden diese Traditionen seit rund 25 Jahren wieder gepflegt“, weiß Carola Hansche, Leiterin des Bauernmuseums.
In diesem Jahr haben sich rund 35 Teilnehmer im Raum über der Museumsschänke zusammengefunden – Alteingesessene und Zugezogene, Junge und Alte sowie Neugierige aus den Nachbardörfern. Auch wir durften dabei sein. Doch bevor es den Federn und Baumspitzen an die Kiele beziehungsweise Stiele geht, wird auf den geselligen Abend – so will es der Brauch – angestoßen. „Das gehört dazu“, sagt Evelyn Lieber vom Verein der Dorfgemeinschaft. Und dann nehmen – auch das will der Brauch – Frauen und Männer getrennt an verschiedenen Tischen Platz, und das Spektakel nimmt seinen Lauf.
Die Älteste vom „alten Stamm“ ist an diesem Abend die 82-jährige Lisa Brauße, die das Federreißen schon aus ihrer Kinderzeit kennt, natürlich genau weiß, wie man das Gefieder am besten von den festen Kielen trennt, und dazu rät, nur die weichen Teile abzuzupfen. „Und der Kiel darf auf keinen Fall mit ins Kissen, sonst pikt es im Bett“, lacht Regina Weiß. Außerdem mache er das Inlett kaputt, das übrigens mit Kernseife versiegelt wird. „So können die Federn nicht raus“, sagt die 70-Jährige und plaudert beim Rupfen und Zupfen ein bisschen über die alteingesessene Bauernwirtschaft ihrer Familie in Blankensee, in der Kühe, Schweine, Hühner, Kaninchen und immer auch so um die 50 Enten und Gänse gehalten wurden. „Federn wurden früher im Kuhstall gerupft“, erinnert sie sich. Da war es schön warm, wurden die neusten Dorfgeschichten ausgetauscht, gern auch mal einer gezuppelt, und zum Schluss gab es Pfannkuchen mit selbstgemachtem Pflaumenmus und hausgemachtem Wein. Und auch die geschlachteten Gänse mussten noch warm sein, damit sich die Federn gut entfernen ließen. Zum Auskühlen wurden die Tiere dann geschützt vorm Fuchs an den Beinen aufgehängt und die Flügel über Kreuz zusammengebunden, „damit die Brust schön rauskommt“, erklärt Regina Weiß.
Und schon hat die lustige Frauenrunde ein neues Thema: Der Fuchs sei heute nicht mehr das Problem, sondern der Waschbär. Er fresse die Katzennäpfe leer und werde zur Plage, sogar eine Waschbär-Todesstrecke soll es geben. Gespannt und mit einem Schmunzeln im Gesicht hört Kathrin Warnke den alteingesessenen Dorffrauen zu. Die 38-Jährige ist beim Federreißen zum ersten Mal dabei, und Ehemann Oliver übt sich im Quirleschnitzen. „Das ist eine gute Gelegenheit, die Dorfgemeinschaft mal kennenzulernen“, sagt sie. Seit einem Jahr wohnen sie in Blankensee und haben ein altes Fachwerkhaus ausgebaut, das zu den ältesten Gebäuden im Ort gehört. Regina Weiß kennt es natürlich: „Da habt ihr euch ganz schön was vorgenommen“, sagt sie und berichtet davon, dass die älteren Leutchen, die dort mal wohnten, gern Zigarre rauchten. Und auch bei den anderen Frauen wird eifrig geplaudert.
Bei den Männern ist das nicht anders, jeder Quirl und das mitgebrachte Werkzeug werden fachmännisch begutachtet und mal mehr, mal weniger gelobt. Roland Sachse schwört auf Baumspitzen aus Kiefer, andere auf die Nordmanntanne. Egal. Hauptsache, es macht Spaß. Und das tut es. „Deshalb stand der Termin fest im Kalender“, verrät André Niedersaetz aus dem Nachbarort Glau und legt uns gleich noch den Landschaftsförderverein Nuthe Nieplitz ans Herz, in dem er sich in der Arbeitsgruppe Ornithologie engagiert. Ralf Schrubstock vom neuen Vorstand des Dorfgemeinschaftsvereins ist zum ersten Mal dabei. Eigentlich stamme er aus Kiel und sei der Liebe wegen in Blankensee gelandet. Und – ich traue meinen Augen nicht – da hat sich doch eine Frau in die Schnitzerdomäne gewagt: „Klar haben die Männer protestiert und wollten mich zum Federreißen schicken. Doch wir leben schließlich im Zeitalter der Emanzipation, und außerdem arbeite ich gern mit Holz“, sagt Michaela Brauße. Vater und Imker Jürgen Brauße, der neben ihr sitzt und den Dorfverein einst mitgegründet hat, entgegnet verschmitzt: „Wenn du mir nachher noch einen Schnaps holst, geht das in Ordnung. Wir Männer sind ja tolerant.“ Und so darf sich auch die 23-jährige Enkeltochter Madina nach dem Federreißen zur lustigen Runde der Quirleschnitzer gesellen. Sie ist an diesem Abend mit die Jüngste, und der 23-Jährigen ist es wichtig, alte Bräuche kennenzulernen, sie am Leben zu erhalten und weiterzugeben, so wie schon Generationen vor ihr.
Am Ende des geselligen Abends, der mit einem großen Kuchenessen endet, sind rund 30 Quirle geschnitzt und vier kleine Kopfkissen gestopft. „Sie werden voraussichtlich im Museum verkauft“, sagt Carola Hansche, die zufrieden ist mit dem Traditionsabend: „Es festigt die Dorfgemeinschaft, bringt neue und alte Blankenseer zusammen und gehört damals wie heute zum Landleben einfach dazu.“ Und dazu zählen auch die übers Jahr verteilten Backtage, die diesjährige Sonderausstellung „Durchgehechelt – Geräte zur historischen Flachsbearbeitung“ ab Mai im Bauernmuseum und die historische Roggenernte Ende Juli.
Mehr zu der Tradition auf www.bauernmuseum-blankensee.de
Der Bundesstaat Wisconsin wird auch das Milchland der USA genannt. Jeder siebente Liter Milch wird dort gemolken. In Spitzenbetrieben wie bei Hank und Shawn Wagner geben die Kühe sogar über 45 Liter pro Tag.
Eine Reportage von Fritz Fleege
Die Milchviehbetriebe in Wisconsin waren im letzten Jahrzehnt einem starken Strukturwandel unterworfen. Aufgrund der niedrigen Milchpreise um 35 US-ct/kg stellten viele Farmen die Milchproduktion ein. Nur die Besten mit hoher Produktivität und niedrigen Kosten konnten da mithalten. So ist die Anzahl der Betriebe in den letzten zehn Jahren von etwa 14.000 auf 9.000 geschrumpft.
Die verbliebenen Farmen haben allerdings investiert und den Kuhbestand aufgestockt. So werden nach wie vor etwa 1,3 Millionen Kühe gehalten. Sie geben im Durchschnitt pro Jahr über 11.000 kg Milch. Die besten Betriebe melken im Herdendurchschnitt über 45 kg Milch je Kuh und Tag.
Sieben davon haben wir auf einer Tour des Innovationsteams Christiane Brandes aufgesucht. Jeder wirtschaftet zwar etwas anders, sie verfügen aber durchweg über hochleistende und gesunde Herden. Nigel Cook von der Universität Wisconsin hat dazu die Daten analysiert. Die wichtigsten acht Punkte sind: beste Futtergrundlage, sichere Technologien, gut ausgebildete Angestellte sowie Minimierung von Lahmheiten, hohe Trächtigkeitsraten, gute Herdengesundheit, exzellente Eutergesundheit und Vermeidung von Hitzestress.
Einer dieser Betriebe, über den hier berichtet wird, ist der von Hank und Shawn Wagner in Middletown. Dort werden etwa 700 Holsteinkühe gehalten. Die gemolkenen Kühe kommen sogar auf einen Herdendurchschnitt von 52 kg Milch je Tag, was einer Jahresleistung von weit über 15.000 kg Milch je Kuh entspricht. Angefangen mit der Milchviehhaltung hatte dort in den 1920er-Jahren der aus Deutschland stammende Großvater von Wagner. Der Vater baute dann in den 1950er-Jahren einen Anbindestall für 65 Kühe. Hank und Shawn haben anschließend den nächsten großen Schritt gewagt und einen neuen Kuhstall mit 350 Plätzen errichten lassen.
Geplant wurde dieser von Tierarzt Dr. Jordon Jones aus Wisconsin, der großen Wert auf Kuhkomfort legt, Milchviehbetriebe in der ganzen Welt berät und schon häufig zu Gast in Deutschland war. Die Erweiterung machte sich erforderlich, weil auch Wagners Töchter Shawn und Laura (für Tiere zuständig) sowie Partner Tailor (Farmmanager) in das Unternehmen einstiegen. Einige Mitarbeiter kommen aus Mexiko.
Vor zwei Jahren ist ein weiterer Stall gebaut worden, ein sogenannter Hybridstall für jede Wetterlage. In Wisconsin sind die Winter lang und bis zu -30 °C kalt. Dagegen können im Sommer Spitzentemperaturen von fast 40 °C erreicht werden. Das Ziel von Dr. Jones war es daher, trotz der großen Temperaturunterschiede drei grundsätzliche Bedingungen für die Kühe zu schaffen: kein Hitzestress für die Kühe im Sommer, kein Frost im Stall während des Winters und gleichmäßig gute Luft über das ganze Jahr in allen Stallbereichen.
Daher wurden im Hybridstall zwei Lüftungssysteme kombiniert: die natürliche Lüftung und die Überdrucklüftung. Die klassische, natürliche Lüftung funktioniert über offene Seitenwände und den First. Das reicht aber im Sommer nicht aus. Dann lässt sich bei Bedarf das System in eine Art Überdrucklüftung umwandeln. Dafür sind an den Seiten unter der Traufe, die 5 m hoch ist, Ventilatoren angebracht und unter dem First noch große Horizontallüfter installiert. Das Dach ist isoliert und die offenen Seitenwände kann man mit Curtains verschließen. Thermostate steuern automatisch alle Lüfter.
Das System kann im Sommer bei geschlossenen Toren die gesamte Stallluft in Etappen bis einmal pro Minute austauschen. So müssen die Kühe auch bei hohen Außentemperaturen nicht unter Hitzestress leiden. Im Winter stehen die Traufventilatoren still. Unter -10 °C Außentemperatur erfolgen nur noch vier Luftaustausche pro Stunde. Auch bei -30 °C ist der Stall noch frostfrei.
Zusätzlich laufen dann die Horizontallüfter über dem Futtertisch und drücken die warme Luft von der Decke in den Lauf- und Liegebereich herunter. Zu beiden Seiten des Futtertisches sind ein Fressgang, eine Doppelliegeboxenreihe und ein Laufgang angeordnet. Die Tiefliegeboxen sind mit Sand gefüllt und werden täglich gereinigt.
Wagners sehen in dem Hybridstall im Vergleich zum alten Stall viele Vorteile. Wenn die Kühe früher bei Hitze in Gruppen an den kühleren Orten zusammenstanden, sind sie nun gleichmäßig in den Liegeboxen oder am Trog verteilt. Die Leistung ist deutlich gestiegen und man rechnet bald mit 55 kg Milch je Kuh und Tag.
Neben komfortabler Unterbringung zählt dazu vor allem die Erzeugung von Grundfutter höchster Qualität. Wagners verfügen über 550 ha Land, wo vor allem stärkereicher Silomais und eiweißreiche Luzerne angebaut werden. Die neuen Maissorten (Brown Ribs) enthalten mehr verdauliche Stärke (36–38 %) und die Luzernesorten weniger Lignin. Die Luzerne muss auch nur noch dreimal im Jahr geschnitten werden und lässt sich leichter konservieren, was Kosten sparen hilft. Kraftfutter wird nach Bedarf zugekauft.
Kühe, die über 45 kg Milch je Tag geben, müssen wie Hochleistungssportler ernährt werden. Daher ist die präzise Rationsgestaltung äußerst wichtig. Das gelingt nur, wenn alle Futterkomponenten exakt analysiert werden. Wagners wichtigster Partner dafür ist das Rock River Laboratory in Watertown (Wisconsin). Im Futterhaus werden die Mischrationen zusammengestellt, zwei unterschiedliche für Trockensteher und eine für laktierende Kühe. Frischlaktierende erhalten noch einen Zuschlag. Im Durchschnitt werden 24 kg Trockenmasse je Kuh und Tag verabreicht. Der Anteil an Grundfutter beträgt 60 %. Kühe mit hoher Leistung können täglich mindestens 30 kg Trockenmasse aufnehmen. Die Tiere stehen fast immer vor gefüllten Krippen.
World Dairy Expo: Schau der Superlative
Die World Dairy Expo ist die größte Schau für Milchviehrassen in Nordamerika: Jedes Jahr kommen in Wisconsin Züchter aus aller Welt zusammen – und erzielen Verkaufserlöse von mehr als 100.000 Dollar. mehr
Gemolken werden die Kühe dreimal täglich in einem Side-by-Side- Melkstand mit 2 x 16 Plätzen. Besonderen Wert legt man auf hohe Eutergesundheit. Die durchschnittliche Zellzahl der abgelieferten Milch liegt bei 200.000/ml. Problemkühe werden im alten Melkhaus behandelt. Unter besonderer Beobachtung stehen die Abkalbenden und Frischabkalber. Für diese stehen im alten Stall eingestreute Boxen zur Verfügung, die ständig überwacht werden. Jeder kann bei Wagners Geburtshilfe leisten. Das erklärt auch, dass es bei Kühen kaum Totgeburten gibt und bei Färsen nur 3 %. Über jede Abkalbung wird ein Geburtsprotokoll geführt. Die Neugeborenen werden trocken gerieben und ihr Nabel desinfiziert. Über eine Rutsche gelangen sie dann in den Außenbereich.
Im Außenbereich sind Iglus aufgestellt, wo die Jungtiere paarweise unterkommen. Dort erhalten sie als erstes 4 l Kolostrum gedrencht. Danach gibt es täglich dreimal 4 l Vollmilch aus Edelstahleimern ohne Nuckel (wegen der Hygiene). Mit dem Refraktometer wird der Feststoffanteil in der Tränkmilch kontrolliert und bedarfsweise mit Milchaustauscher auf 12 bis 14 % ausgeglichen. Wasser bekommen die Kälber wegen der hohen Flüssigkeitsaufnahme erst nach der ersten Milchphase. Zur freien Aufnahme erhalten die Jungtiere Kälberstarterfutter mit 22 % Eiweiß. Nach der sechsten bis zur zehnten Lebendswoche erfolgt das Abtränken. Dann haben die Tiere auch Zugang zum Wasser.
Laura Wagner liegt die Kälberaufzucht besonders am Herzen. Sie ist von der Paaraufstallung fest überzeugt. „Kälber wollen einen Kumpel haben. Sie lernen voneinander und nehmen besser zu.“ So kommen manche bis bis zum Alter von zehn Wochen auf Tageszunahmen von 1.200 g und sind dann zum Absetzen 130 kg schwer. Durchfallprobleme werden kaum verzeichnet. Neben der Mutterschutzimpfung erfolgen zwei Impfungen gegen Lungenentzündungen. Die Iglus werden dreimal in der Woche eingestreut und einmal im Monat gereinigt. Auch nach dem Absetzen der Tiere aus dem Iglu bleiben sie im Kälberstall als Paare in größeren Gruppen zusammen. Sie nehmen weiterhin besser zu und geben später mehr Milch. „Wir stellen sie auch in den Erstkalbegruppen möglichst wieder zusammen. Man findet sie später als Kühe oft noch gemeinsam.“
Eine Besonderheit des Betriebes Wagner ist allerdings, dass sie ihr Jungvieh ab dem achten Lebensmonat von Wisconsin nach Nebraska auslagern. Die Aufzucht ist dort günstiger, da die Jungrinder dort aufgrund des trockenen Klimas nur in Feedlots unter freiem Himmel untergebracht werden und keinen Stall brauchen. Im siebenten Trächtigkeitsmonat kommen die Tiere wieder zurück zu Wagners nach Middletown.
Das durchschnittliche Erstkalbealter liegt bei 23 Monaten und die Remontierungsrate bei 28 % . Die Erstkalbinnen in der Herde werden mit gesextem Sperma (HF-Kuhkalb) und die Altkühe mit Sperma von Angus- oder Limousinbullen besamt, um Mastkälber zu erzeugen. Schließlich bringen eine Woche alte HF-Bullenkälber nur 30 bis 50 US$ je Tier und gleichaltrige Mastkälber 200 US$. Für die Milch bekommen Wagners derzeit 34 US-ct/kg Milch, womit sie gerade über die Runden kommen.
Wagners nennen abschließend die drei wichtigsten Gründe ihres Erfolges:
Zur Sicherstellung der Versorgung hat das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt die Sonntagsöffnung für Lebensmittelgeschäfte erlaubt. Die Regelung gilt auch für Hofläden und landwirtschaftliche Direktvermarkter.
Angesichts der stark zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus und der daraus resultierenden Notwendigkeit, größere Menschenansammlungen zu vermeiden, genehmigt das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt zur Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung eine zusätzliche Öffnung von Verkaufsstellen im Land Sachsen-Anhalt an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 12 bis 18 Uhr; ausgenommen sind Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag.
Die Erlaubnis betrifft folgende Ladengeschäfte und ähnliche Einrichtungen:
In Einkaufszentren und Kaufhäusern ist eine Öffnung nur für die vorgenannten Bereiche erlaubt.
Dabei sind die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes, des Jugendschutzgesetzes und des Mutterschutzgesetzes in jeweils gültiger Fassung zu beachten.
Die Festlegung tritt am 20. März 2020 in Kraft und gilt bereits für das kommende Wochenende. Sie tritt mit Ablauf des 19. April 2020 außer Kraft.
*Auf Nachfrage der Bauernzeitung hieß es dazu seitens des Landessverwaltungsamtes in Halle/S.:
Hofläden und Direktvermarkter im Bereich des Lebensmittelhandels unterfallen der Erlaubnis der Sonntagsöffnung durch die Allgemeinverfügung des Landesverwaltungsamtes vom 19.3.2020.
Gemäß § 5 Abs. 1 Ziff. 4 des Gesetzes über die Ladenöffnungszeiten im Land Sachsen-Anhalt (Ladenöffnungszeitengesetz Sachsen-Anhalt – LÖffZeitG LSA) vom 22. November 2006 dürfen überwiegend selbst erzeugte oder verarbeitete land-, wein-, fisch- und forstwirtschaftliche Produkte allerdings ohnehin an Sonn- und Feiertagen jeweils für die Dauer von fünf zusammenhängenden Stunden zum Verkauf angeboten werden. Die o. g. Allgemeinverfügung erlaubt dies für den Lebensmittelhandel nun jeweils für die Zeit von 12 Uhr bis 18 Uhr (nicht zusätzlich zu bisher erlaubten Öffnungszeiten).