Europaweit gewinnt die Weidehaltung wieder an Bedeutung. Sowohl im Gebirge als auch im Flachland wird nach effektiven Nutzungsmöglichkeiten mit Rindern gesucht.
Noch vor 30 Jahren konnte man sich in unseren Breiten Milchviehhaltung ohne Weidegang kaum vorstellen. Das Vieh brauchte die Sommerfrische, um gesund und leistungsfähig zu bleiben, und der Landwirt musste nicht täglich Futter heranschaffen. Mit der Intensivierung der Milchproduktion schien diese Wirtschaftsform zu Ende zu gehen. Schließlich kam es auf höchste Leistung je Kuh an. Es wurde immer weniger Milchvieh ausgetrieben und ganzjähriger Stallfütterung der Vorrang gegeben. Heute trifft man vielerorts nur noch Mutterkühe mit ihrem Nachwuchs auf dem Grünland an.
In der Alpenregion und an den Küsten mit mildem Klima ist man dagegen nie ganz von der Weidehaltung für Milchvieh abgegangen. Bei der Werbung für Milchprodukte wurde den Verbrauchern oftmals die Idylle mit den grasenden Kühen vor dem Bergmassiv suggeriert. Nun scheint sich die Einstellung zur Weidewirtschaft wieder zu drehen. Von der Gesellschaft wird die Erhaltung der Kulturlandschaft honoriert und Weide- bzw. Heumilch, wo sie Abnehmer findet, besser bezahlt.
Allerdings lassen sich Hochleistungskühe allein vom Weidegang nicht bedarfsgerecht ernähren. Sie müssen auf der Weide zugefüttert werden bzw. brauchen eine Teilmischration im Stall. Und auch bei Hitze und starker Sonneneinstrahlung ist es schwierig, sie ganztägig draußen zu halten. Dennoch versuchen wieder zunehmend mehr Betriebe, zumindest einem Teil ihrer Kühe Weidegang zu geben …
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In der Ausgabe 08 der Bauernzeitung befassen wir uns in mehreren Fachartikeln mit dem Thema „Grünland“:
Lesen Sie diese und weitere Artikel aus der Landwirtschaft in den ostdeutschen Bundesländern direkt im e-Paper.
Eine Silage-App auf dem Smartphone zeigt, wann der optimale Zeitpunkt fürs Mähen, Schwaden und Häckseln ist. Das ist keine Wunschvorstellung, sondern das Ergebnis eines Forschungsprojektes.
Für die Herstellung einer qualitativ hochwertigen Grassilage zur Fütterung muss dann gemäht werden, wenn das Gras einen geeigneten Trockenmassegehalt hat. Dieser lässt sich prognostizieren, wenn Daten zur Witterung und zu Ernte- und Silierbedingungen miteinander verschnitten werden. Im EIP-Projekt Q2Gras wurde eine App entwickelt, die diese Verschneidung übernimmt. Die App wird bereits im praktischen Einsatz getestet und optimiert.
Ein interdisziplinäres Team in Brandenburg aus sechs landwirtschaftlichen Betrieben, dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung und unter Leitung der agrathaer GmbH in Müncheberg, entwickelte in dreijähriger Zusammenarbeit zwei Silage-Prognoseanwendungen von Kalkulationshilfen zu praxistauglichen App-Anwendungen weiter. Das Projekt wird im Rahmen der Europäischen Innovationspartner schaften aus Mitteln des Eler-Fonds gefördert. Unterstützt wurde die Gruppe von Mitgliedern des Paulinenauer Arbeitskreises Grünland und Futterwirtschaft.
Entwickler Martin Hecker erklärt das technische Prozedere: „Die App arbeitet mit Daten zur Witterung und zu den Erntebedingungen. Am Ende kann man an einer Grafik ablesen, wann der optimale Zeitpunkt fürs Mähen, Schwaden und Häckseln ist“, sagt er. Mindestens mit einem Tag Vorsprung kann der Landwirt dann seine Arbeit genau planen. Die Wetterdaten holt sich die App stündlich von einer vorher vom Nutzer ausgewählten Wetterstation. Angaben zum Niederschlag können schlagspezifisch vom Nutzer überschrieben werden. „Man wird es nie hundertprozentig hinkriegen. Aber man muss Extreme vermeiden und bei 35 °C kann eine halbe Stunde schon Kopf und Kragen kosten“, sagte Uwe Mertin, Vorstand des beteiligten Agrarbetriebes agt Agrar GmbH Trebbin.
Die App nutzt auch Erkenntnisse der Paulinenauer Futterforschung aus den 80er-Jahren. Momentan bilde sie die Verhältnisse im nordostdeutschen Tiefraum ab, passe aber auch in Vorpommern und Holstein, so Dr. Jürgen Pickert vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg. Der Speicherbedarf ist gering, die App funktioniert auch offline, dann mit den zuletzt gespeicherten Wetterdaten. Die Nutzer in den sechs Testbetrieben möchten die Unterstützung per App nicht mehr missen. Nicht alle nutzen sie auf dem Smartphone, wer eine größere Darstellung bevorzugt, kann auch ein Tablet oder den PC im Büro nehmen.
Mit der WiltExpert-App können Landwirte so ihr Grünlandmanagement zur Grassilageerzeugung verbessern. Anhand weniger schlagbezogener Daten prognostiziert die App den Welkeverlauf des angegebenen Grünlands. Die Angabe eines idealen Trockenmassebereichs gibt ihnen die Möglichkeit, den Einsatz der Erntetechnik entsprechend zu planen.
Ebenfalls im Rahmen des Projektes wurde eine App zur Abschätzung der Silagequalität entwickelt. Mit der SiloExpert-App können Landwirte ihre Grassilage und den Silierprozess verbessern. Die App unterstützt sie bei der Organisation ihres Schlags, indem sie die Qualität der Silage vorhersagt. Mithilfe weniger Angaben können so relevante Aspekte zur Verbesserung der Grassilage abgeschätzt werden. Positiv auf die Vorhersage dieser App wirkt sich die Übernahme der Trockenmassedaten vom NIR-Sensor des Häckslers aus. Auch kann mithilfe der Silo-App beim mehrjährigen Vergleich geschlussfolgert werden, ob eine Nachsaat erforderlich ist.
Diese Apps wurden in einer Demonstrationsveranstaltung Mitte Februar in Nauen Landwirten, Beratern und Interessenten vorgestellt. Die Teilnehmer hatten dabei die Möglichkeit, die Apps vorab zu testen und zu diskutieren. Das Projekt läuft seit April 2017 und endet im März 2020. Es umfasst ein Fördervolumen von einer halben Million Euro. Sie kommen aus dem Agrarfonds Eler.
Hier werden von der Europäischen Kommission beachtliche Fördermittel zur Verfügung gestellt, um Forschung und Wertschöpfung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft zu unterstützen. Dafür stehen in Brandenburg insgesamt 25,6 Mio. € bis einschließlich 2020 zur Verfügung. Die EIP-Projekte werden von Praktikern, Wissenschaftlern, Beratern, Unternehmen sowie Verbänden und Vereinen in Netzwerken umgesetzt.
DAS PROJEKT
Webseite: www.agrathaer.de/projekte
Beteiligte Unternehmen:
Agrargenossenschaft Münchehofe eG
agrathaer GmbH (Leadpartner)
agt Agrar GmbH Trebbin
JAG- Jüterboger Agrargenossenschaft eG
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF)
Landwirtschaftlicher Lehrbetrieb Siegfried & Eckhard Leinitz GbR
Im März läuft das Projekt Q2Gras aus. Die Beteiligten sind guter Hoffnung, dass es eine dreimonatige Verlängerung zur Überführung in die Praxis gibt. Denn noch ist unklar, wer zukünftig die Apps pflegt, vermarktet und weiterentwickelt. Das kann beispielsweise ein Landmaschinenhersteller sein, eine landwirtschaftliche Hauptgenossenschaft oder ein Anbieter landwirtschaftlicher Managementsoftware. Ebenfalls unklar ist, ob die Förderbedingungen einen Verkauf (jährliche Gebühr) an Nutzer ausschließen oder nicht.
Schade, dass eine praktische Entwicklung, die mit viel Steuergeld gefördert wurde, in der Zielgeraden über die Bürokratie stolpert. Denn momentan ist ungewiss, wie es weitergeht. Könnten für die diesjährige Ernte befristete Testzugänge vergeben werden? Damit bliebe Zeit, die Vermarktung ab Vorbereitung der Ernte 2021 in Ruhe zu klären.
ASP: Abschussprämie für SchwarzwildUm Jäger zu motivieren, zur Seuchenprophylaxe öfter auf Schwarzwildjagd zu gehen, gibt es Abschussprämien und Vermarktungszuschuss – aber nur in einzelnen Landkreisen.
Drei Monate ist es her, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) einen Sprung von Ost- nach Westpolen machte. Vor einem Monat rückte sie auf zwölf Kilometer an die deutschpolnische Grenze heran. Zäune wurden gezogen, Arbeitsgruppen formieren sich, Pläne für den Ernstfall liegen bereit. Auf der Todo-Liste des Verbraucherschutzministeriums stehen intensive Fallwildsuche, verstärkte Bejagung und umfassendere Untersuchungen von Tierkörpern. Für die Jagd ist das Landwirtschaftsministerium zuständig, außerdem muss man sich mit den Landkreisen und kreisfreien Städten abstimmen.
Zu den Maßnahmen zähle die Anordnung einer flächendeckenden verstärkten Bejagung zur Reduzierung des Schwarzwildbestandes in den Landkreisen Uckermark, Barnim, Märkisch-Oderland, Oder-Spree, Spree-Neiße, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz sowie den kreisfreien Städten Frankfurt (Oder) und Cottbus, hieß es Anfang Dezember 2019 aus dem Hause Nonnemacher. Jägern die Jagd anzuordnen, ist allerdings schwierig, solange sie – wie der größte Teil der Jägerschaft – in der Freizeit jagen. Das Zauberwort heißt Motivation. Die fiel von Landesseite bescheiden aus Daher ließen sich manche Landkreise zusätzlich etwas einfallen.
Das fiel Heike van Reekum aus Neuhof bei Platkow (Märkisch-Oderland) auf, die von der Jagd lebt, obwohl sie keine Berufsjägerin ist. Den Fußstapfen ihres Vaters folgend, absolvierte sie bereits mit 17 ihre Jägerprüfung. Schlachten und Wursten sind ihr seit der Kindheit auf einem Bauernhof am Niederrhein vertraut. Heute ist sie dreimal reifer, geht etwa zweimal die Woche ins Revier, zerlegt und vermarktet Wildfleisch, verkauft Versicherungen – vor allem Jagdhaftpflicht –, und leitet in der Freizeit eine Jagdhornbläsergruppe. Seit 25 Jahren ist sie in Neuhof zu Hause und teilt sich mit sechs Pächtern ein 1.000 ha großes Jagdrevier. Mit vielen anderen Jägern, die ihr das von ihnen geschossene Wild verkaufen, ist sie im Gespräch, erfuhr von Pürzelprämie hier und Direktvermarktungszuschuss da. Wir wollten es genauer wissen und fragten bei den Amtsveterinären der Landkreise nach, welche Anreize sie setzen, und wer die Kosten für die Trichinenuntersuchung trägt. Das Bild ist bunt:
Der Landkreis Uckermark zahlte im Januar 2020 für jedes abgeschossene Wildschwein 25 Euro. Prämien für 1.200 Abschüsse seien im Februar ausgezahlt worden, informiert Dr. Dieter Saß, doppelt so viele wie im Januar 2019. Für die Trichinenuntersuchung (TU) kommt seit zwei Jagdjahren der Landkreis auf. Wegen ihrer Ortskenntnisse seien die Jäger unverzichtbarer Bestandteil der Tierseuchen-Bekämpfungsstrategie, ergänzt Saß. Auf Kreisjagdversammlungen und Jägerstammtisch werde regelmäßig Kontakt gehalten und die Bedeutung der Jagd auf Wildschweine in der gegenwärtigen Phase betont. Zudem werde auf die Pflicht der Jäger zur Gesunderhaltung der Wildbestände entsprechend des Jagdgesetzes hingewiesen.
Motivation von Landesseite
Einer 50-Euro-Prämie liegt als
Referenzmenge die Zahl der
Abschüsse 2015/16 zugrunde.
Alle Abschüsse darüber hinaus
werden prämiert. Im Jagdjahr
2018/19 waren das 10.167 Stück (Quelle: Agrarministerium).
Mit Ende des Jagdjahres
2019/20 am 31. März gibt es
aktuelle Zahlen. Von der
Prämie ausgenommen sind
Landesforstbetrieb, Bundesforst
und die Berliner Forsten.
Für Proben zur ASP-Untersuchung
von verendet aufgefundenen
Wildschweinen und
Unfallwild werden 50 Euro
vom Land gezahlt. Voraussetzung
sind Probennahme und
-abgabe im Veterinäramt,
Einsendungsbeleg und
korrekte Probenverpackung.
Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz erhalten die Jäger bereits seit April 2018 eine Aufwandsentschädigung von 20 Euro vom ersten erlegten Wildschwein bis zum Erreichen des Streckenwertes 2015/16 (3.900 Tiere). Danach greift die Prämie des Landes. Die Kosten für die TU (6,70 Euro je Probe) trage der Verfügungsberechtigte, informiert der Landkreis. Man behalte sich jedoch vor, beim Eintreten eines ASP-Falls entsprechende Anpassungen vorzunehmen, um zusätzliche Anreize zu schaffen. Zudem prüfe der Landkreis Möglichkeiten, den regionalen Absatz von Schwarzwildfleisch zu fördern.
Der Landkreis Oder-Spree zahlt seit 2018 einen Euro je Kilogramm Schwarzwildfleisch an Direktvermarkter, die die Bedingungen für registrierte Jäger erfüllen und die Vermarktung in der Region verstärken. Das wären bei den aktuellen Wildaufkaufpreisen, oft mehr als 100 % Zuschlag. Ende 2019 wurde die Direktvermarkterprämie auf alle Jäger in den Jagdgebieten an Oder und Neiße ausgedehnt. Mit Erfolg: Die Zahl der TU sei seit November auf das Doppelte pro Monat angestiegen, konstatiert Amtsveterinärin Petra Senger. „Insgesamt schätzen wir aber ein, dass selbst mit diesen Abschusszahlen keine wirksame Absenkung der Populationsdichte zu erreichen ist. Wir schulen daher Jäger im Fallenfang“, so Senger.
Die TU-Kosten wurden befristet ausgesetzt, der Kreistag entscheidet über die Dauer. Senger bedauert, dass die Landkreise jeder für sich arbeiten. „Seit 2018 fordern wir das Land auf, die Bejagung von Schwarzwild so zu fördern, wie es für die ASP-Prävention notwendig ist“, schreibt Senger der Bauernzeitung. Die Jäger sollten auf Dauer eine echte Aufwandsentschädigung bekommen und Überpopulation erlegen, auch wenn sie schwer zu vermarkten ist, so Senger.
Die benachbarten Landkreise Spree-Neiße und Cottbus haben die TU der Altersklasse Null kostenfrei gestellt und setzen ansonsten auf Aufklärung. Die TU sind außerdem u. a. in den Landkreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin (2018-2024), Elbe-Elster (seit 2020, nur bis 30 kg), Märkisch-Oderland (auf Antrag, vorerst bis Ende 2020), Barnim (nur Altersklasse 0) und Teltow-Fläming kostenlos.
Auf Fallenfang werden die Jäger in Oder-Spree geschult, und auch Teltow-Fläming setzt in schwer bejagbaren Gebieten auf Fallenfang. Allerdings gebe es derzeit keinen Jäger in Teltow-Fläming, der die Möglichkeit nutzen möchte, teilt der Landkreis mit.
Kein Wunder, sagt Heike van Reekum. Fallenfang und entsprechende „Entnahme“ sei mit Tierschutz und ethischen Grundsätzen nur schwer zu vereinbaren. Als einfachste und gerechteste Motivation sieht sie eine landesweit einheitliche Pürzelprämie und eine landesweit einheitliche Regelung für die TU-Kostenübernahme. Natürlich habe sie nichts gegen eine Förderung der Direktvermarktung. Aber die müsse dann auch landesweit gelten und nicht an der Landkreisgrenze enden. Das sei ungerecht und verzerre den Wettbewerb, so van Reekum.
Die Jäger seien grenzübergreifend unterwegs, Wohnort und Jagdpacht häufig nicht identisch. Heike van Reekum kann sich aber eine andere Unterstützung bei der Direktvermarktung vorstellen: Den Berliner Verbrauchern Wildschweinfleisch aus Brandenburg schmackhaft zu machen und ihnen eine diffuse und zudem unbegründete Angst vor der ASP zu nehmen, wäre ein lohnendes Ziel.
Nährstoffkreislauf mit SpielraumOb konventionell oder Öko – Kreisläufe spielen eine große Rolle in der Landwirtschaft. Doch die Möglichkeiten, Stoffkreisläufe zu organisieren sind vielfältig. Zwei Beispiele.
Landwirte, die nach den Richtlinien des integrierten Pflanzenbaus arbeiten, haben beim Thema Kreislaufdenken vor allem die Nährstoffkreisläufe im Blick – prominentester Vertreter ist hier wohl der Stickstoff. Ein Stoffkreislauf ist als immer wiederkehrender Aufbau und Abbau von Organismen und deren elementaren Bestandteilen definiert. Ziel vieler landwirtschaftlicher Betriebe ist es, diese Kreisläufe möglichst „rund“ zu halten und, wenn möglich, zu schließen.
Vor allem der Nährstofftransfer von Ackerbau zu Tierhaltung und wieder zurück wird als Idealzustand der Kreislaufwirtschaft gesehen. Doch gibt es überhaupt komplett geschlossene Nährstoffkreisläufe in der Landwirtschaft? Und sind diese unbedingt notwendig für die Zukunft? Ich meine: Jein. Wirklich geschlossene Kreisläufe gibt es nur in der Theorie. Aber nötig wären sie eigentlich für die Landwirtschaft der Zukunft. Doch bleiben wir in der Realität: Wie viel „Spielraum“ sollten Nährstoffkreisläufe haben? Und ist Ökolandbau hier besser als der konventionelle?
Auch die Wintertagung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Münster (DLG) hat sich diesem Thema gewidmet. In der Diskussion um Nährstoffkonzepte der Zukunft geht es meist nur um den Ökolandbau. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Ökobetriebe sind weitaus eingeschränkter in der Auswahl der Düngemittel und meist stärker auf Wirtschaftsdünger angewiesen als konventionell wirtschaftende. Das heißt aber nicht, dass sich konventionelle Betriebe nicht auch um Kreislaufwirtschaft kümmern. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein auf der Wintertagung vorgestellter Betrieb in der Eifel. Mit der Milch- und Energiewirtschaft Graff betreibt die gleichnamige Familie zwei perfekt aufeinander abgestimmte Betriebe. Ein Standbein ist die Milcherzeugung, das andere die Erzeugung von Strom und Wärme aus Biogas.
Hier wird der Kreislaufgedanke verfolgt. Familie Graff wirtschaftet ausschließlich auf Grünland und erzeugt so das Grundfutter für ihr Milchvieh. Die anfallende Gülle wird über ein Rohrleitungssystem direkt in eine Biogasanlage geleitet. Zusätzlich erhält der Fermenter Fettabfälle aus der Ernährungswirtschaft als Futter. Der Gärrest deckt die Düngung des Grünlands komplett ab. Einzig die Milch geht aus dem Kreislauf hinaus, und die fetthaltigen Abfallstoffe kommen hinein.
Ein Gegenbeispiel für durchdachte Stoffkreisläufe im Ökolandbau gibt der Bioland-Hof Müller-Oelbke aus dem Harzvorland. Tierhaltung gibt es hier nicht. Auf 350 ha wird ein Kulturartenspektrum angebaut, das seinesgleichen sucht. Von Getreide bis Kohlgemüse ist vieles vertreten. Die Düngung erfolgt über regionale Mistkooperationen sowie überregional durch Hühnertrockenkot und zugelassene mineralische Düngemittel. Trotz reinen Ackerbaus steht hier die Kreislaufwirtschaft im Vordergrund – wenn auch auf Kooperationsebene.
Wer macht es nun besser? Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Jeder der Betriebe hat einen eigenen Ansatz – beide funktionieren. Was dieser Vergleich aufzeigt, ist, dass es beim Kreislaufdenken in der Landwirtschaft kein richtig oder falsch gibt. Je nach Betrieb können Nährstoffkreisläufe auf lokaler, regionaler oder überregionaler Ebene „rund laufen“. Und auch wenn es keine komplett geschlossenen Kreisläufe gibt, so können wir dafür sorgen, dass Öffnungen überschaubar sind und trotzdem praxistaugliche Spielräume bieten.
Auf dem Impulsforum „Nährstoffkonzepte für den Ökolandbau von morgen“ der DLG-Wintertagung kamen Ökoberater Andreas Jessen und Ökolandwirt Christoph Müller aus der Praxis zu Wort.
Eines der Impulsforen auf der DLG-Wintertagung 2020 widmete sich dem Themenkomplex „Nährstoffkonzeopte für den Ökolandbau von morgen“. Ökolandwirt Christoph Müller, der seit 1989 zusammen mit seiner Frau den Bioland-Hof Müller-Oelbke in Niedersachsen an der Grenze zu Thüringen bewirtschaftet, hat ganz eigene Ansätze, die Nährstoffkreisläufe auf seinem Betrieb weitestgehend zu schließen.
Für ihn sind die Bausteine einer betrieblichen Düngung eine viehlose Landwirtschaft. Der Grund dafür ist einfach: in seinem Fall ist kein geschlossener Nährstoffkreislauf möglich – der Betrieb ist also ein Nettoexporteur. Stattdessen ist für Müller ein Mündungsdenken über die Fruchtfolge mit Kleegras besonders wichtig. Humus ist nicht nur gut für die Bodenfruchtbarkeit, sondern auch ein guter Wasserspeicher.
Die Düngung organisiert der Biolandwirt durch vielfältige Bestandteile und immer auf Basis des Nährstoffentzugs bzw. des Nährstoffmangels. In der Region unterhält er daher verschiedene Futter-/Mist-Kooperationen mit anderen Betrieben. Auf überregionaler Ebene kommt zugekaufter Dünger in seinen betrieblichen Nährstoffkreislauf. Vor Ort sind dafür jedoch Lagerkapazitäten notwendig. Zu diesem Zweck hat der Landwirt eine Mistlagerhalle mit einer Haufenkompostierung gebaut.
Die organischen Düngemittel, die er auf regionaler Ebene bezieht, sind:
Von ihm eingesetzte organische Düngemittel auf überregionaler Ebene sind:
Der Einsatz von Grüngutkompost dient vor allem der Humuslieferung. Zu den Kartoffeln werden auf dem Müller-Oelbke-Hof alle fünf Jahre 20 t/ha Grüngutkompost ausgebracht. Mit Rhizoctonia hat er in den Kartoffeln keine Probleme, denn Grüngutkompost wird von ihm auch als „Gesundungsfrucht“ gesehen.
Eingesetzte mineralische Düngemittel auf dem Bioland-Hof Müller-Oelbke sind:
Für Christoph Müller sind stabile und gute Erträge der Erfolgsmaßstab einer kreislaufbetonten Düngung. „Das ganze System muss stimmen“ sagt er. Und man muss die Gesamtkosten einer Kultur im Blick behalten. „Stickstoff ist für uns kein Thema“, sagt er, denn sie dürfen nach den Vorgaben ihres Anbauverbands Bioland im Jahr 22.000 kg N zukaufen.
Phosphor sei für den Betrieb schon eher problematisch, da der Bedarf der Pflanzen meist geringer ist, als über die eingesetzten Dünger an Phosphor auf den Acker komme, betont der Landwirt. Für die Kaliumdüngung und die Regulierung des pH-Wertes (nach Gehaltskassen von A bis D) verwendet er Applikationskarten. So kann er dem Bedarf entsprechend Dünger ausbringen, um die Gehaltsklasse des Nährstoffs bzw. des Säuregehaltes der Fläche zu homogenisieren.
Probleme sieht Müller vor allem in der Düngeverordnung. Hier macht ihm besonders der Phosphor sorgen, da es bei diesem Nährstoff einen Überschuss aufgrund der von ihm eingesetzten Mehrnährstoffdünger gibt. Doch auch mit den Richtlinien der Bioanbauverbände sieht Christoph Müller Probleme auf die Branche zukommen. Die geregelte Nährstoffzukaufsmenge und deren Art führt er hier beispielhaft an. Der Klimawandel habe besonders einen Wassermangel zufolge. Daher müssen landwirtschaftliche Betriebe unbedingt wassersparender arbeiten. Eine Kleegrasfruchtfolge kann dabei eine hilfreiche Maßnahme sein. Mit dem Zitat „Irgendwie gehts immer weiter“ beendete Müller seinen Vortrag.
Andreas Jessen ist Berater bei der Naturland-Fachberatung aus Schleswig-Holstein. Bereits seit 17 Jahren berät er Naturland-Betriebe. Für ihn gibt es in Bezug auf die Fruchtfolge einen wichtigen Grundsatz: Auf mindestens 20 % der Fläche sollten Leguminosen (also Kleegras oder Körnerleguminosen) angebaut werden. Außerdem sollten sich seiner Meinung nach Betriebe auch nach externen organischen Düngern umschauen (sein Leitsatz: „Düngen hilft“), doch die haben auch immer einen Nachteil, z. B. Phosphor-Inbalance oder Mikroplastikbesatz.
Herausforderungen bei der Düngung sieht Jessen in versiegenden Nährstoffquellen durch eine erhöhte Nachfrage (beispielsweise nach Biohühnertrockenkot), ein geringes Angebot „geeigneter Dünger“ und einen erhöhten Beschaffungsaufwand. Auch Düngerqualitäten sind Herausforderungen: Phosphat-Minen sind mehr und mehr erschöpft oder mit Schadstoffen belastet, „Störstoffe“ wie Mikroplastik und größere Plastikteile finden sich zum Teil in Komposten wieder und bestimmte potenziell geeignete Düngemittel stoßen bei der Richtlinienkonformität an ihre Grenzen.
Komplett in sich geschlossene Nährstoffkreisläufe gibt es für Jessen nicht. Doch Lösungsansätze für die genannten Herausforderungen sieht er in einer erhöhten Bodenfruchtbarkeit durch „Investitionen“ in den Bodenaufbau. Pflanzen mit hohen Wurzelmassen können gut zum Humusaufbau beitragen. Die Wurzelmasse kann je nach Pflanze das Zwei- bis Dreifache der oberirdischen Erntemenge betragen. Zum Anbau von Zwischenfrüchten hat er eine klare Meinung: „Zwischenfrucht nur mit Senf – damit können wir uns nicht zufriedengeben und im Ökolandbau schon gar nicht.
Seiner Meinung nach sollte der Anbau von Leguminosen gestärkt werden, da so ein betriebliches Einkommen erzielt werden kann und Stickstoff generiert wird. Auf der anderen Seite müssen beim Leguminosenanbau Wechselwirkungen beachtet werden, wie das Einhalten der Anbaupausen von mehreren Jahren bei Erbsen etc. Große Potenziale sieht der Ökoberater in der Züchtung und besseren Verwertung von Leguminosen. Bis auf eine neue Sorte der Weißen Lupine sei die Züchtung fast zum Erliegen gekommen, sagt er.
Als ebenso wichtig für die Nährstoffkonzepte der Zukunft erachtet er Kooperationen zwischen ökologischen und konventionellen Betrieben. Win-Win-Situationen gebe es z. B. bei hohen Flächenkosten und geringer Effizienz. So könnten Milchviehbetriebe einen Teil der Futterproduktion auf den Ökobetrieb auslagern.
Züchter auf der Fleischrind Vision 2020Auf der Fleischrind Vision der RinderAllianz im sachsen-anhaltischen Bismarck laufen am Donnerstag und Freitag Mini-Rinder und sanfte Riesen durch den Ring. Auf der Landesschau gibt es eine eine große Vielfalt an Rinderrassen zu sehen.
Die schönsten Fleischrinder aus den Zuchtgebieten zwischen Unstrut und Usedom sind heute und morgen (27./28. Februar) im Vermarktungszentrum der RinderAllianz im altmärkischen Bismarck in Sachsen-Anhalt zu sehen. Die Fleischrind Vision 2020 bietet Top-Qualität, Spitzengenetik und eine große Rassenvielfalt, teilte die länderübergreifende Zuchtorganisation mit. Die Veranstaltung wartet mit einem umfangreichen Programm auf.
Im Schauring präsentieren sich heute ab dem späten Nachmittag und morgen Vormittag 72 Zuchttiere aus zwölf Rinderrassen, darunter 24 Kühe mit Kalb sowie drei Altbullen. Das Spektrum reicht dabei vom Dexter, dem Zwergrind, bis hin zum Charolais, dem sanften Riesen. Die Fleischrinder kommen aus 39 Zuchtbetrieben, davon 34 aus Sachsen-Anhalt und fünf aus Mecklenburg-Vorpommern.
Dem heutigen Jungzüchterwettbewerb stellen sich 30 Jungzüchter im Alter von 4 bis 23 Jahren aus beiden Zuchtgebieten. Sie zeigen allen Interessierten, wie professionell, liebevoll und gekonnt sie mit ihren Rindern umgehen.
Bei der abschließenden Jungbullenauktion stehen morgen 36 Vererber der Rassen Charolais (2), Limousin (8) und Fleckvieh-Simmental (26) zum Verkauf. Es werden Käufer aus Deutschland und dem Ausland erwartet.
Donnerstag:
Freitag:
10.00 – 12.00 Uhr Körung Bullen
14.00 – 16.00 Uhr Jungzüchterwettbewerb
16.30 – 19.00 Uhr Fleischrindschau Teil 1 (Färsenklassen)
ab 19.30 Uhr Züchterabend
9.30 – 12.30 Uhr Fleischrindschau Teil 2
(Färsen, Kühe, Bullen, Betriebssammlungen)
13.00 Uhr Auktion Jungbullen
Den Katalog der Auktionsbullen finden Sie hier.
Alles rund um die Landesschau, zum Jungzüchterwettbewerb und zur Bullenauktion demnächst in der gedruckten Ausgabe der Bauernzeitung und online auf www.bauernzeitung.de
Hochwertige Leihgabe: Der Landtechnik-Bereich der Beruflichen Schule in Mecklenburg-Vorpommern kann sich über ein John-Deere-Doppelkupplungsgetriebe zu Schulungszwecken freuen.
Dem Bereich Landtechnik an der Lehrwerkstatt der Beruflichen Schule des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Demmin stehtein Modell des John-Deere-Doppelkupplungsgetriebes aus der aktuellen Produktserie 6R als Leihgabe auf unbegrenzte Zeit zur Verfügung.
Stefan Sprock, geschäftsführender Gesellschafter der B+S Landtechnik GmbH, sowie Werkstattmeister Tino Lachmann konnten das Modell zur sichtlichen Freude von Schulleitung und Mitarbeitern im Januar bereitstellen. Bisher stand den jährlich 60 angehenden Land- und Baumaschinenmechatronikern lediglich ein stationäres Motorenmodell zur Verfügung. Für die Prüfungen ist das Modell ebenfalls praktikabel. Mobil und durch den untergesetzten Träger leicht zu bewegen, kann es auch anderorts verwendet werden.
Schulleiterin Kathleen Supke und Außenstellenleiter Gunnar Seemann zeigten deutlich ihre Wertschätzung gegenüber dieser Geste von Unternehmerseite. „Wir sind der B+S Landtechnik für die Bereitstellung des Lehrmodells sehr dankbar“, unterstrich Supke ihre Begeisterung. „Es ist ja doch eine erhebliche materielle Investition, welche durch John Deere und B+S übernommen wird.“
Elke Tiegs, Verbandsjuristin des AGV Nord und Geschäftsführerin des Landesverbandes LandBauTechnik Mecklenburg-Vorpommern, war bei der Übergabe anwesend und konnte sich ein Bild über die Notwendigkeit der Modernisierung in der Lehrwerkstatt machen. moe
Umfrage: Wie künftig kastrieren?Wie stellen sich die Thüringer Ferkelerzeuger auf die Ende 2020 fällige Entscheidung zur Kastrationsmethode ein? Dazu hat der Thüringer Bauernverband gemeinsam mit der Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen eine Umfrage durchgeführt.
Bis zum Ende des Jahres müssen sich vor allem Ferkelerzeuger darüber im Klaren sein, ob sie zukünftig weiter kastrieren wollen und wenn ja, mit welcher Methode. Dabei ist diese Entscheidung nicht allein vom betrieblichen Management abhängig. Auch viele äußere Faktoren spielen eine Rolle. Damit sind auch die Mäster in der Pflicht, sich mit ihren Ferkelerzeugern auseinanderzusetzen.
Die endgültige Entscheidung wird in den meisten Fällen ein Kompromiss sein. Denn alle Varianten bringen bekanntermaßen Vor- und Nachteile mit sich. Bei der Impfung mit Improvac ist man auf die abnehmende Hand angewiesen. Werden die Immunokastrate mit der Eber-Maske abgerechnet, ist diese Methode wirtschaftlich kaum darstellbar. Soll sich dieser Weg etablieren, müssen die Tiere zwingend wie Sauen bzw. Kastrate abgerechnet werden.
Aber wie stellen sich die Thüringer Betriebe auf diese Entscheidung ein? Haben sie schon einen Entschluss gefasst und Absprachen getroffen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, führte der Thüringer Bauernverband (TBV) gemeinsam mit der Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen (IGS) Anfang Februar eine Umfrage unter Thüringer Schweinhaltern zur Ferkelkastration durch. Insgesamt beteiligten sich 15 Betriebe daran, darunter vier Ferkelerzeuger und neun Mäster sowie zwei Betriebe, die im geschlossenen System arbeiten.
Alle Ferkelerzeuger gaben an, dass ihre Kundenbetriebe signalisiert haben, auch zukünftig ausschließlich Kastrate/Börge abnehmen zu wollen. Infolgedessen favorisieren diese Betriebe die Isofluran- oder Injektionsnarkose. Ein Betrieb könnte sich auch die örtliche Betäubung durch den Tierarzt vorstellen. Auch der Tierarzt hat bereits signalisiert, diese durchführen zu wollen.
Bis auf einen Betrieb vermarkten die Mäster ihre Tiere bisher ausschließlich als Kastrate und wollen dies auch nach dem 1. Januar 2021 weiter so halten. Nur einer der befragten Betriebe experimentiert bisher mit Improvac und will dieses Verfahren zukünftig etablieren. Überraschend ist, dass ein Großteil der Mäster sich bisher noch nicht mit seinen Ferkelerzeugern und Schlachtbetrieben verständigt hat, wie die Tiere zukünftig geliefert werden sollen. Nur drei Mäster haben ihren Ferkelerzeugern bereits signalisiert, auch weiterhin ausschließlich Kastrate anzunehmen.
Bei den zwei Betrieben, die im geschlossenen System arbeiten, sieht es wie folgt aus: Ein Betrieb mästet bereits Jungeber und wird das auch weiterhin tun. Der andere Betrieb kastriert und wird dies auch weiterhin mittels Injektionsnarkose tun, da der Tierarzt kein Isofluran abgeben würde.
Das Fazit: Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass sich die Betriebe durchaus mit dem Thema beschäftigen und eine Alternative für sich suchen. Auf der anderen Seite besteht noch Rede- und Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen Gliedern der Produktionskette. Wie eingangs beschrieben, kann diese Entscheidung oft jedoch nicht losgelöst von den betrieblichen Gegebenheiten getroffen werden, sodass hier noch einige dicke Bretter zu bohren sind.
Text: Anne Byrenheid, (Thüringer Bauernverband e. V.)
Kaliumdüngung: Unterflur oder über Kopf?Zur tieferen Platzierung von Nährstoffen für Rüben gab es bislang kaum Studien. In der Magdeburger Börde sind in den letzten Jahren jedoch mehrere Versuche zum Düngen mit Kalium in Zuckerrüben gelaufen.
Von Bernd Frey und Prof. Dr. Annette Deubel
Die Ackerflächen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen werden zu mehr als 50 % ausschließlich oder überwiegend konservierend bewirtschaftet. Diese Art der pfluglosen Bodenbearbeitung weist eine Reihe von Vorteilen auf. Das Verfahren spart in der Regel Wasser und Energie und vermindert die Erosion.
Allerdings gibt es auch einen Nachteil. Die nichtwendende Bodenbearbeitung führt häufig dazu, dass Nährstoffe vertikal nicht gleichmäßig in der Krume verteilt werden. Es kommt zu einer Schichtung oder sogenannten Kopflastigkeit der Böden. Speziell beim Kalium ist die hohe Konzentration in der oberen Bodenschicht (vor allem die ersten 10 cm) nicht nur auf die Düngung mit Kalium (K) mit der beschriebenen begrenzten Verteilung in der Krume zurückzuführen, sondern insbesondere auch durch die auf dem Feld verbleibenden Erntereste wie Stroh, Rübenblatt oder andere Koppelprodukte. Darin sind bekanntlich große Kalium-Mengen enthalten, welche sich dann durch die nichtwendende Einarbeitung überwiegend in der oberen Bodenschicht befinden.
Werden nun Bodenproben aus z. B. 20 cm Tiefe (nach Standardmethode) entnommen, kann der ermittelte Wert natürlich nicht die ungleiche Verteilung widerspiegeln. Häufig weisen die Bodengehalte auch einen insgesamt höheren Wert im Vergleich zur wendenden Bodenbearbeitung auf. Gerade unter dem Eindruck der letzten trockenen Jahre besteht die Befürchtung, dass die Pflanzen unter diesen Bedingungen in tiefere Schichten wurzeln, um dort vorhandenes Bodenwasser zu nutzen, hier jedoch nur suboptimale Nährstoffgehalte vorfinden.
Die plausible Schlussfolgerung ist, die tiefere Ablage von Kalium zu prüfen. Seit 1994 wird an der Hochschule Anhalt ein Kalium-Dauerversuch durchgeführt. In der geprüften Fruchtfolge stehen jährlich auch Zuckerrüben.
Die Ergebnisse beweisen, dass die Rübe auch bei optimalen Bodengehalten hohe Anforderungen an die Kaliversorgung stellt und bei Zuckergehalt und Ertrag gesichert positive Reaktionen auf eine K-Düngung zeigt. Gleichzeitig kann die Zuckerrübe bei einem nur mäßig verzweigten Wurzelsystem sehr tiefe Bodenregionen erreichen. Deshalb wurde sie als Testkultur für die Versuchsfrage ausgewählt.
Den Artikel in voller Länge lesen Sie in der Bauernzeitung 8/2020 im Schwerpunkt Zuckerrübenanbau – hier direkt als E-Paper oder in der gedruckten Ausgabe.
Als William und Ivette Jokisch über einen ihrer Äcker spazierten, war der Schrecken groß. Der Weizen war stark geschädigt. Doch unter der Erde sah es noch schlimmer aus. Getreidelaufkäfer tummelten sich überall im Oberboden.
Haben Sie schon mal etwas vom Getreidelaufkäfer gehört? Ja sicher, werden einige von Ihnen jetzt vielleicht sagen. Im Herbst ein rechtzeitig terminiertes Pyrethroid* – und der Schädling ist unter Kontrolle. Doch dieses „Rezept” funktioniert in dieser Saison nicht wie üblich. Zumindest nicht in Brandenburg. Es ist kurz vor zwei am Nachmittag, als wir zusammen mit Landwirt William Jokisch und seiner Frau Ivette auf dem 17-ha-Weizenschlag in der Nähe von Börnicke im Brandenburger Landkreis Barnim ankommen. Der Boden ist sandig, hat aber in den letzten Wochen zumindest etwas Regen abbekommen, um nicht allzu viel Staub in die Luft zu wirbeln.
Im Boden rund um die jungen Pflanzen sind überall kleine, etwa einen halben Zentimeter große Löcher. Von Regenwürmern stammen die Bohrungen leider nicht – sie sind das Werk der Larven des Getreidelaufkäfers. Dieser sei hier überall im Boden, berichtet Jokisch. Als wir mit dem Spaten etwas herumgraben, kommen mehr als zehn Larven zum Vorschein. Sie fressen die Blätter von Getreidebeständen an und saugen das Chlorophyll heraus, sagt Ivette Jokisch.
Die Jokischs betreiben im Nachbardorf Willmersdorf einen Ökobetrieb mit 110 ha Ackerfläche. Daneben halten sie noch etwas Geflügel, das sie direktvermarkten. Außerdem gehören zwei Emus zu ihrem Tierbestand. Den Anbauschwerpunkt bildet das Getreide, das sie unter dem Bioland-Siegel vermarkten. Die Jokischs betreiben im Nachbardorf Willmersdorf einen Ökobetrieb mit 110 ha Ackerfläche. Daneben halten sie noch etwas Geflügel, das sie direktvermarkten. Außerdem gehören zwei Emus zu ihrem Tierbestand. Den Anbauschwerpunkt bildet das Getreide, das sie unter dem Bioland-Siegel vermarkten.
Als das Ehepaar Jokisch Ende Dezember über die Flächen ging, war der Schrecken groß. Der Winterweizen, den William Jokisch im Herbst ausgesät hatte, sah schlecht aus. Die Blätter waren angefressen und bräunlich gefärbt, erzählen die beiden.
*Nachtrag: Die Bekämpfung mit einem Pyrethroid bezieht sich nicht auf den Ökobetrieb von William Jokisch selbst, sondern blickt beispielhaft auf Maßnahmen in konventionell wirtschaftenden Betrieben. Danke an unseren Leser Raphael V. für den Hinweis, dies klarer herauszustellen.
Die ganze Geschichte lesen Sie in der Bauernzeitung 8/2020 als E-Paper oder gedruckt.
In Deutschland hat es zum wiederholten Mal einen Fall von Vogelgrippe gegeben. Die Bauernzeitung hat bei Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Löffler-Instituts, nachgefragt, wie der Experte die aktuelle Gefahrensituation für Geflügelhalter einschätzt.
Bauernzeitung: Prof. Mettenleiter, wie hoch schätzen Sie die Gefahr eines Eintrags mit der hochpathogenen Vogelgrippe HPAIV in einen Nutztiergeflügelbestand in Deutschland ein?
Das Vogelgrippe-Risiko eines Eintrags von HPAIV in Nutzgeflügelhaltungen und Vogelbestände in zoologischen Einrichtungen durch direkte Kontakte zu Wildvögeln wird vom Friedrich-Löffler-Institut (FLI) als mäßig eingestuft. Das Risiko eines direkten Viruseintrages in deutsche Geflügelbetriebe durch Lebendtransporte aus EU-Mitgliedstaaten wird als gering erachtet. Das Risiko eines Eintrags durch mit HPAI-Viren kontaminierte Gegenstände aus den betroffenen Regionen (derzeit in Polen, der Slowakei, Rumänien, Ungarn, der Tschechischen Republik und der Ukraine) wird als mäßig eingestuft.
Wie ansteckend ist das HPAI-Virus des Subtyps H5N8? Wodurch kann die Vogelgrippe übertragen werden?
Das in den oben genannten Fällen festgestellte Virus zeigt die für Geflügelpestviren typische hoch krankmachende Wirkung und Ansteckungsfähigkeit bei Hühnervögeln und Puten, ähnlich dem 2016/17 aufgetretenen H5N8. Bei Wassergeflügel gehen wir nach den bisher zur Verfügung stehenden Informationen ebenfalls von einer hohen Ansteckungsfähigkeit aus. Die Genomanalysen der in Deutschland aufgetretenen Viren weisen eine sehr hohe Übereinstimmung mit den bislang in Osteuropa aufgetretenen Erregern auf.
Worauf müssen Geflügelhalter in Deutschland jetzt besonders achten? Wie können sie ihre Tiere vor einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus des Subtyps H5N8 wirksam schützen?
Tierhalter sollten ihre Biosicherheitsmaßnahmen überprüfen und bei Bedarf anpassen. Hierfür stehen Checklisten im Internet zur Verfügung. Beispielsweise eine Risikoampel, die von der Universität Vechta in Zusammenarbeit mit dem FLI erstellt wurde. Für Kleinhaltungen hat das FLI ein Merkblatt zur Umsetzung der Mindest-Biosicherheitsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Zudem sollten generell, insbesondere aber in der Nähe zu Geflügelhaltungen entdeckte verendete oder kranke Wildvögel an die zuständige Veterinärbehörde gemeldet werden.
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Geflügelpest in Brandenburg nachgewiesen
Bei einer verendeten Blessgans im Landkreis Spree-Neiße wurde im Januar der Geflügelpest-Erreger H5N8 nachgewiesen. Es ist der erste bestätigte Fall in Deutschland. mehr
Was ist auf Lebendtransporten von Geflügel, besonders durch Osteuropa, zu beachten?
Beim Verbringen von Geflügel aus betroffenen Regionen ist Vorsicht geboten. Hierzu gehört die sorgfältige Reinigung und Desinfektion von Fahrzeugen und Gerätschaften, die aus betroffenen Regionen nach Deutschland verbracht werden. Außerdem sollten Personenkontakte in Geflügelbetrieben, die sich in betroffenen Regionen befinden, vermieden werden und gegebenfalls eine Karenzzeit von mindesten 72 Stunden nach Betreten eines HPAI-verdächtigen Betriebes eingehalten werden (Krankheitssymptome und/oder erhöhte Sterberate).
Was sollte ein Geflügelhalter sofort tun, wenn er verendete Tiere in seinem Stall findet und der Verdacht auf Vogelgrippe besteht?
Falls eine erhöhte Sterblichkeit bei Vögeln beziehungsweise Geflügel auftritt, sollten die zuständigen Behörden unverzüglich benachrichtigt werden.
Interview: Bettina Karl
Rotes Gebiet trotz „Bruchteil des Grenzwertes“Zwei Agrarbetriebe in Nordsachsen liegen zu 60 % im roten Gebiet – trotz bester Nitratwerte am Messpunkt auf den eigenen Flächen. Für Geschäftsführer Ulrich Blanke ist das schwer zu verstehen.
Ein Interview von Karsten Bär
Herr Blanke, wann haben Sie erfahren, dass Ihre Betriebsflächen im roten Gebiet liegen?
Im vergangenen Jahr hat mich ein benachbarter Kollege, ein Ökolandwirt, darauf aufmerksam gemacht. Ich habe mich daraufhin bei der zuständigen Außenstelle des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie erkundigt, die das bestätigte. 60 % unserer Flächen liegen demnach im roten Gebiet.
Ausschlaggebend ist ein Messpunkt mit Nitratwerten im Grundwasser, die zwischen 50 und 70 mg/l schwanken. Diese Messstelle liegt aber außerhalb unserer Flächen – und eine andere Messstelle auf unseren Flächen ergibt Nitratwerte von lediglich 0,221 mg/l, weniger als ein Zweihundertstel des Grenzwerts!
Nitratgebiet trotz guter Werte – passt das zusammen?
Dass wir trotzdem rotes Gebiet wurden, wird mit den bestehenden Wasserschichten und Fließrichtungen im Boden begründet. Aber für mich ist das schwer nachzuvollziehen. Wir haben auch selbst Wasser aus unseren Brunnen für die Tränkwasserversorgung untersuchen lassen. Dort haben wir einen Nitratgehalt von 2,8 mg/l, also immer noch ein Bruchteil des Grenzwertes. Deshalb sind wir in Widerspruch gegen die Einstufung als rotes Gebiet gegangen.
Mit Erfolg?
Nein. Man hat uns deutlich gemacht, dass der Widerspruch keine Erfolgsaussichten hat, weil die Abgrenzung des roten Gebiets fachlich begründet ist. Auch meine Vermutung, dass eine Fläche mit militärischen Altlasten in der Nähe der Messstelle für die überhöhten Werte verantwortlich ist, lässt sich nicht bestätigen. Die Stoffe, die dort potenziell austreten könnten, verursachen keine Nitratbelastung.
Was bedeutet die Einstufung als rotes Gebiet für die beiden von Ihnen geleiteten Betriebe?
Es ist ja bekannt, dass im roten Gebiet nur noch 20 % unter dem Pflanzenbedarf gedüngt werden darf. Zudem müssen wir auf der betroffenen Fläche regelmäßig Bodenproben nehmen und untersuchen lassen. Und das von 60 % der Fläche – das sind auch keine geringen Kosten. Generell bindet das Thema fachliche Kraft. Das bremst uns auch dabei, notwendige Investitionen vorzubereiten und zu realisieren. Wir fühlen uns wie aufs Abstellgleis gestellt. Fachlich gehen die Vorschriften doch zunehmend an der Realität vorbei.
Wir haben über Dezember und Januar bis jetzt noch Rinder auf der Weide, weil es bei dieser Witterung noch Aufwuchs gibt. Wir reden alle vom Klimawandel, es wird milder und die Pflanzen wachsen eine längere Zeit im Jahr. Warum werden Düngungssperrfristen dann nicht an tatsächliche Temperaturen geknüpft? Stattdessen sind die Sperrfristen für uns noch einmal verlängert worden. Es geht also nicht mehr um die realen Bedingungen, sondern nur noch um Paragraphen.
Update (24.02.): Dass die Altlasten einer ehemals militärisch genutzten Fläche keine Auswirkungen auf die Nitratbelastung des Grundwassers haben, ist laut Ulrich Blanke eine Aussage des LfULG. Er habe inzwischen jedoch eine zweite, gegenteilige Meinung von Düngungsexperten erhalten, teilte er uns mit.
Die Agrar GmbH Heideland Großwig und die Agroheidefarm Weidenhain GmbH bewirtschaften zusammen 1.300 ha im Südosten der Dübener Heide bei Torgau auf leichten Standorten. Neben Pflanzenproduktion, Milchviehhaltung und Mutterkuhhaltung ist die Direktvermarktung von Fleischprodukten ein wichtiges Standbein des Unternehmensverbundes.