Milchviehbestand stark rückläufig

In Mecklenburg-Vorpommern geht nicht nur die Zahl der milchviehhaltenden Betriebe zurück. Die Stimmung auf dem BDM-Milchbauerntag in Güstrow war im Keller.

Von Gerd Rinas

Seit September 2014 nahm die Zahl der leistungsgeprüften Milchviehbetriebe (MLP) in Mecklenburg-Vorpommern von 633 um 231 auf 402 ab. Die Zahl der MLP-Kühe im Zuchtgebiet der RinderAllianz in MV verringerte sich ebenfalls bis September 2019 um 25.822 (13,6 %). „Der Rückgang entspricht dem Milchkuhbestand des Osnabrücker Zuchtgebietes. Die Lage ist dramatisch“, sagte Dr. Sabine Krüger, Geschäftsführerin der RinderAllianz GmbH, am Montag auf dem 13. BDM-Milchbauerntag in Güstrow.

Milchpreise und Rahmenbedingungen sind Hauptursache

Ursache für den starken Bestandsverlust in der Milchviehhaltung sind  nach Einschätzung des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) schlechte Milchpreise und unzureichende Rahmenbedingungen. „Die Anforderungen steigen, aber der Milchpreis ist wie vor 50 Jahren. Das geht nicht“, kritisierte BDM-Landesteamleiter MV Christian Karp. „Wir sind bereit für mehr ökologische Leistungen. Die müssen aber bezahlt werden.“ Ohne einen Ausgleich für immer höhere ökologische und soziale Standards hätten die Milchproduzenten in der EU im globalen Wettbewerb die schlechteren Karten. „Das muss die Politik regeln“, forderte Karp.

„Die Stimmung ist gekippt, die ganze Branche ist davon erfasst“, räumte Marion Lorz, Referatsleiterin im Schweriner Agrarministerium in Güstrow ein. Wurden im November 2019 im Bundesdurchschnitt 33,1 Cent/kg Milch gezahlt, waren es nach Lorz‘ Angaben in Mecklenburg-Vorpommern  31,8 Cent/kg. „Bundesweit ging der Preis um 1,8 % zurück – in MV um drei Prozent. „Die Spanne ist wieder größer geworden, das ist besonders negativ“, sagte Lorz.

Ministerium: weniger Forderungen, mehr Vorschläge

Andererseits ließen sich die aktuellen Probleme wie Klimawandel, nitratbelastetes Grundwasser und Insektenschwund nicht wegdiskutieren. Lorz forderte die Milchbauern auf, sich mit eigenen Vorschlägen in die Diskussion einzubringen. „Immer nur Forderungen zu stellen, die nicht mehrheitsfähig oder nicht hilfreich sind, nutzt nichts.“

Steffi Wille-Sonk von den European Dairy Farmers appellierte an die Milchbauern, trotz schlechter Preise, unzureichender Rahmenbedingungen und langer politischer Entscheidungswege aktiv zu bleiben und unternehmerisch zu handeln.

Bei ihrem Vergleich der Milchproduktion in der EU zeigte sich, dass die deutschen Produzenten zwar die meiste Milch liefern, Erzeuger in anderen EU-Ländern ihre Milch aber innovativer vermarkten. „Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, was Sie und Ihren Betrieb in der Region unentbehrlich macht, was Sie besser können als andere?“, fragte Wille-Sonk in die Runde.

Milchproduktion: Wachstum kaum profitabel

Nach Daten  aus dem European Dairy Farmers-Betriebsnetzwerk ergab sich für das Wirtschaftsjahr 2017/18 bundesweit Vollkostendeckung bei einem Milchpreis von 32,7 Cent/kg ECM. Die Spannbreite bei den Betrieben sei enorm, führte Wille-Sonk aus. Es gebe Unternehmen, die auch bei einem Milchpreis von 21 Cent/kg ECM ihre Kosten deckten. Die Worte lösten bei vielen Besuchern des Milchbauerntages ungläubiges Kopfschütteln aus.

Tatsächlich gezahlt wurden bundesweit 2017/18 durchschnittlich 34 Cent/kg ECM plus 4,2 Cent/kg ECM öffentliche Unterstützung. Mit Blick auf die letzten zehn Jahre fiel auch das Urteil von Wille-Sonk ernüchternd aus: „Intensivierung und Wachstum in der Milchproduktion waren tendenziell wenig profitabel.“ In Deutschland, Frankreich und Belgien wurden in der Milchproduktion die Vollkosten nicht gedeckt.

Photovoltaikanlagen und Klimaschutz: Wie grün sind sie wirklich?

Photovoltaikanlagen können klimaneutral Energie liefern. Doch sie selbst sind nicht emissionsfrei zu haben. Angesichts des zu erwartenden Zubaus weltweit hat der CO2-Fußabdruck von Solaranlagen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für den Klimaschutz.

Von Ralph Diermann

Die Herstellung einer Solaranlage verbraucht so viel Energie, dass sie nur wenig zum Klimaschutz beitragen kann.“ So lautet ein Vorurteil, das viele, die sich mit der Photovoltaik (PV) beschäftigen, schon gehört haben.

Auch wenn hinter solchen Positionen meist Unwissenheit, wirtschaftliche Interessen oder eine politische Agenda stecken, sind folgende Fragen dennoch berechtigt: Wie viel Energie fließt in die Fertigung von Photovoltaikanlagen, wie viel CO2 wird dabei freigesetzt – und wie viel Treibhausgase sparen sie ein, wenn sie fossile Energien ersetzen?

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Photovoltaikanlagen: Vielfältige Produktlandschaft

Geht man nun ins Detail, wird allerdings schnell klar: Pauschale Aussagen zu Energieaufwand und CO2-Emissionen der Photovoltaik sind nicht möglich, da die Produktlandschaft zu heterogen ist, um die Anlagen über einen Kamm scheren zu können. So schneiden Solarsysteme mit Dünnschicht-Modulen deutlich besser ab als solche mit kristallinen Panels, weil deren Herstellung viel weniger Energie erfordert.

Für die CO2-Bilanz spielt auch der Fertigungs­standort eine große Rolle, erklärt Andreas Neuhaus, Abteilungsleiter Modultechnologie beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. „Wegen des hohen Kohleanteils im Strommix verursacht eine Produktion in China mehr Emissionen als eine in Europa“, so Neuhaus. Doch auch innerhalb der einzelnen Produktgruppen gibt es Unterschiede. Begründet sind sie in der Fertigung.

Bei der kristallinen Photovoltaik betrifft das vor allem die Wafer, auf die ein sehr großer Teil des gesamten Energieeinsatzes entfällt. „Ganz wichtige Punkte sind hier, wie die Wafer gesägt werden und wie dick sie sind“, erläutert Neuhaus. So verwenden mehr und mehr Unternehmen Diamantdrahtsägen, mit denen weniger Silizium beim Sägen verloren geht. Das reduziert den Material- und damit den Energiebedarf erheblich, ebenso die Verwendung dünnerer Wafer.

Und auch das Design der Module hat Einfluss auf den Energieaufwand. „Ein Aluminiumrahmen zum Beispiel verschlingt viel Energie, Laminate sind da besser“, sagt der Fraunhofer-Forscher.

Glas-Glas-Module hätten wiederum eine längere Lebensdauer und zeigte eine geringeren Materialermüdung, was aber mit einem höheren Energiebedarf bei der Produktion erkauft werde. Und dann sind da noch der Wirkungsgrad und der Installationsort, wichtige Faktoren bei der Berechnung des Klimanutzens. „Es ist kompliziert“, fasst Neuhaus zusammen.

Photovoltaikanlagen auf einem Feld
Photovoltaikanlagen zur Erzeugung von Grünem Strom auf einem Feld (c) IMAGO / penofoto

Energie- und CO2-Daten: Fortschritte reduzieren den Energiebedarf

Das hat eine internationale Expertengruppe nicht davon abgehalten, im Auftrag des Photovoltaic Power Systems Programme der Internationalen Energieagentur (IEA PVPS) Energie- und CO2-Daten für einzelne Produktkategorien zu erheben.

In ihrer 2015 veröffentlichten Studie kommen die Autoren unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Energy Payback Time – also die Zeit, die Photovoltaik-Anlagen benötigen, um so viel Energie zu erzeugen wie sie über ihren gesamten Lebenszyklus verbrauchen – bei monokristallinen Hausdach-Systemen mit einem Ertrag von knapp 1.000 Kilowattstunden pro Kilowattpeak (kWh/kWp) Leistung im Durchschnitt 2,4 Jahre beträgt. Dabei haben sie den gesamten Zyklus einschließlich vorgelagerter Prozesse wie der Siliziumproduktion bis hin zur Entsorgung der Anlagen betrachtet.

Neben den Modulen sind auch Wechselrichter, Montagegestelle und Kabel berücksichtigt. Den IEA-PVPS-Experten zufolge ist die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom in einer solchen Anlage rechnerisch mit einem Ausstoß von durchschnittlich etwa 80  g CO2-Äquivalenten verbunden. Der mit Abstand größte Teil geht dabei auf das Konto der Module. 

Allerdings geben diese Zahlen nicht mehr als einen Anhaltspunkt, weil sie bereits rund fünf Jahre alt sind. „Die großen Herausforderungen liegen darin, mit den Bilanzen aktuell zu sein und die Produktionssituation in Fernost angemessen abzubilden“, erklärt Rolf Frischknecht, einer der Autoren der IEA-PVPS-Studie und Chef der Schweizer Firma Treeze, die Lebenszyklusanalysen erstellt.

Auch die jüngsten Effizienzverbesserungen in den Fertigungsprozessen sind hier nicht berücksichtigt. Nicht nur beim Sägen der Wafer hat die Branche große Fortschritte erzielt, sondern auch bei der Produktion von polykristallinem Solarsilizium nach dem Siemens-Verfahren – ein sehr energieintensiver Prozess. 

Wacker Solarsilizium: Noch nicht alle Möglichkeiten ausgereizt

Wacker, einer der weltweit wichtigsten Hersteller von Solarsilizium, ist überzeugt, dass die Möglichkeiten hier aber noch nicht ausgereizt sind. Für die kommenden Jahre hat sich das Unternehmen das Ziel gesetzt, den Energiebedarf um weitere 10 bis 15 % zu reduzieren. Dafür sieht Karl Hesse, Vice President Process Development bei Wacker Polysilicon, mehrere Ansatzpunkte.

„Ein Beispiel: Der Siemens-Prozess umfasst mehrere Hochtemperaturschritte – etwa die Abscheidung von gasförmigem Trichlorsilan bei circa 1.000 Grad, bei der sich hochreines polykristallines Silizium bildet. Die dabei auftretenden Wärmeverluste, die für einen großen Teil des Energiebedarfs verantwortlich sind, konnten wir durch zahlreiche Maßnahmen bereits erheblich reduzieren.“ Hier will Wacker noch weitere Potenziale heben. „Das trägt wesentlich zu einer verbesserten Gesamtenergiebilanz in der Photovoltaik bei“, erklärt Hesse.

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Mutterkuhhaltung unter Agri-PV Anlagen, mit Peter Schrum und Ulrike Knees
Mutterkuhhaltung unter Agri-PV Anlagen, mit Peter Schrum und Ulrike Knees (c) Sabine Rübensaat

Photovoltaikanlagen und Klimaschutz

Auch wenn es also eine gewisse Bandbreite bei Energieaufwand und CO2-Emissionen gibt, so lässt sich aber eine pauschale Aussage ohne jede Abstriche treffen: Die Photovoltaik leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz – denn schließlich ersetzt der Solarstrom solchen aus Kohle- und Gaskraftwerken, die pro Kilowattstunde Strom ein Vielfaches an Kohlendioxid ausstoßen.

Das unterfüttern mehrere Studien, unter anderem vom Umweltbundesamt (UBA), mit Zahlen. So ermittelte das UBA zum Beispiel, dass eine erzeugte Kilowattstunde Solarstrom insgesamt 614 g CO2-Äquivalente einspart. Zum Vergleich: Onshore-Windräder vermeiden 667 g, Biogasanlagen 355 g. Die Experten gehen hier davon aus, dass die Photovoltaik ausschließlich Steinkohle- und Gaskraftwerke aus dem Markt drängt.

Die UBA-Experten haben ihrer Rechnung für die Photovoltaik CO2-Emissionen von 67 g/kWh zugrunde gelegt, etwas weniger als ihre Kollegen vom IEA PVPS für monokristalline Hausdach-Systeme. Dabei haben sie allerdings auch nur die Module und die Montagesysteme, nicht jedoch Wechselrichter und Verkabelung berücksichtigt.

CO2-Emissionen: EU prüft mögliche Maßnahmen 

Auch wenn die CO2-Emissionen, die auf das Konto der Photovoltaik gehen, vergleichsweise gering sind, fallen sie doch durchaus ins Gewicht, wenn man die globalen Zubauraten betrachtet. Wie also lässt sich die Solarindustrie dazu bewegen, ihren Ausstoß an Treib­hausgasen zu reduzieren?

Einen interessanten Weg beschreitet Frankreich: Die Regierung hat bereits 2017 bei Ausschreibungen für Solarsysteme ab 500 kWp ­einen CO2-Faktor eingeführt, der je nach Anlagengröße und -art 21 oder 30  % der Gesamtbewertung ausmacht. Die Franzosen nehmen das Problem einer anlagenspezifischen CO2-Bilanzierung in den Griff, indem sie für jede einzelne Komponente eines Moduls, aufgefächert nach deren Fertigungsländern, spezifische CO2-Emissionswerte definieren, die sich für ein Panel zu einem individuellen Gesamtwert aufaddieren lassen.

Ein in Frankreich ­gefertigtes Dünnschichtmodul schneidet dabei zum Beispiel erheblich besser ab ein polykristallines Panel, das vollständig in China produziert wird. „Bei einem Beitrag von bis zu dreißig Prozent zur Gesamtbewertung kann die CO2-Bilanz eines Projektes bei der Ausschreibung durchaus einen Unterschied machen“, erklärt Simon Bénard, Referent Solarenergie beim Deutsch-Französischen Büro für die Energiewende (DFBEW).

Für Fraunhofer-Forscher Neuhaus wäre ein solcher CO2-Faktor für Ausschreibungen auch für Deutschland sinnvoll – nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes: „Das ist ein guter Hebel, um den Produktionsstandort Europa zu stärken“, erklärt er. Ein Effekt, den sicher auch die französische Regierung bei der Verabschiedung des CO2-Faktors im Visier hatte.

Photovoltaikanlagen: Ausweitung der EU-Richtlinie?

Auf EU-Ebene wiederum könnte eine Aufnahme der Photovoltaik in die Ökodesign-Richtlinie Druck auf die Solarindustrie ausüben. Sollte die EU die Richtlinie tatsächlich auf die Photovoltaik ausweiten, müssten Modul- und Wechselrichterhersteller für ihre in Europa verkauften Produkte künftig noch festzulegende Umweltstandards erfüllen. Als Alternative prüft die EU derzeit zudem freiwillige Maßnahmen wie die Einführung eines Ökolabels oder die Definition von Umweltkriterien, nach denen sich Einkäufer bei der Beschaffung richten können.

Momentan erstellt die federführende EU-Organisa­tion, das Joint Research Center (JRC), für die EU-Kommission eine Bewertung der einzelnen Optionen. Ihr Bericht soll in diesem Sommer vorliegen. Der weitere Prozess wird dann aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen, so dass freiwillige Maßnahmen wohl frühestens im nächsten Jahr eingeführt werden könnten. Sollte es zu verpflichtenden Standards kommen, würden diese sicher nicht vor 2022 in Kraft treten.

Mit welchen Indikatoren die Umweltwirkung eines Moduls bemessen werden könnte, hat das JRC zusammen mit der Industrie, Umweltverbänden und anderen Parteien im Vorfeld ihrer Bewertung der möglichen Maßnahmen untersucht. Ein sinnvolles, praktikables Kriterium wäre den Experten zufolge etwa der Verbrauch von Rohstoffen. Wie ließe sich der konkret mit einer Vorgabe adressieren?

„Man könnte zum Beispiel im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie festlegen, dass Technolo­gien, die in der EU künftig auf den Markt kommen, einen bestimmten Anteil an recyceltem Halbleiter-Material aufweisen müssen“, erläutert Andreas Wade, Global Sustainability Director bei First Solar und Vorstand des Umweltkomitees von SolarPower Europe. Eine solche Pflicht ließe sich sehr gut mit bestehenden umweltpolitischen Vorgaben wie etwa der Elektroschrott-Richtlinie WEEE koppeln, so Wade.

Silizium-Solarzellen landen bislang in der Müllverbrennung

Die WEEE verlangt bereits heute, dass 85 % der verkauften Module nach Ende ihrer Lebenszeit eingesammelt und zu 80 % recycelt werden. Diese Vorgabe bezieht sich auf die Masse der Module – und lässt sich daher relativ leicht einhalten, da rund 90 % des Gewichts eines Moduls auf das Glas sowie auf den Rahmen und die Anschlussdose aus Aluminium entfallen. Das Leichtmetall wird zu neuem Aluminium und das Glas zu Glaswolle, mit der Gebäude und Anlagen gedämmt werden.

Die Silizium-Solarzellen dagegen landen samt ihren Blei-, Zink-, Zinn- und Silberanteilen bislang noch in der Müllverbrennung. Grund dafür ist, dass die Zellen fest mit der EVA- und der Rückseitenfolie verbacken sind. Das macht es sehr schwer, die Materialien zu recyceln. „Man muss die Wertstoffe erst einmal sauber trennen, bevor sie wiederverwertet werden können. Aber das ist äußerst aufwendig“, sagt Ullrich Didszun, deutscher Repräsentant der von der europäischen Solar­industrie gegründeten Recycling-Organisation PV Cycle.

Die Recyclingindustrie arbeitet daher derzeit daran, die Wiederverwerten der Halbleitermaterialien zu vereinfachen. So hat eine Forschergruppe um den Entsorger Suez und das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB ein Verfahren entwickelt, das die Metalle und das Silizium per Pyrolyse sauber von den Kunststoffen lösen soll, sodass die Wertstoffe recycelt werden können.

In einer Pilotanlage im schwäbischen Knittlingen wird der Prozess derzeit erprobt. Suez geht davon aus, demnächst mit dem Bau einer industriellen Anlage starten zu können. Sie soll eine Kapazität von 200.000 Modulen pro Jahr haben. Wenn in einigen Jahren deutlich größere Mengen anfallen, könnte sie entsprechend erweitert werden.

Halbleitermaterialien: Schrottaufkommen wird wachsen

Wie positiv sich eine Wiederverwertung der Halbleitermaterialien auf die PV-Bilanz auswirken wird, lässt sich heute allerdings noch nicht sagen. „Hier müssten die Recyclingaufwendungen für Sili­zium, Silber und Blei der Gewinnung von Neumaterial gegenübergestellt werden“, meint Bilanzierungsexperte Frischknecht. „Diese Frage kann erst zuverlässig beantwortet werden, wenn große Mengen an Modulen anfallen – was noch nicht der Fall ist – und die Aufwendungen besser bekannt sind.“

Frischknecht zufolge zeigen erste Abschätzungen jedoch, dass die zurückgewonnenen Materialen bereits heute einen kleineren Fußabdruck haben als aus Minen gewonnenes, neues Material. Gerade einmal 367 t wurden 2017 laut Stiftung Elektro-Altgeräte Register (EAR) an den öffentlichen Rücknahmestellen abgeliefert. Doch das Aufkommen wird in den nächsten Jahren stark wachsen.

Die Internationale Organisation für erneuerbare Energien Irena geht davon aus, dass bis 2025 in Deutschland kumuliert knapp 100.000 t Solarschrott anfallen werden. Bis 2030 soll die Menge gar auf rund 400.000 t wachsen.

Glyphosat im Honig

Die Aktion haben viele gesehen: Ein Imker schüttet aus Protest seinen mit Glyphosat belasteten Honig vor die Tür des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Starke Bilder – doch es lohnt sich, die ganze Geschichte zu kennen.

Zwei Tage vorm Start der Grünen Woche lieferte die Imkerei Seusing aus Biesenthal (Landkreis Barnim) „glyphosatverseuchten Honig“ ans Bundeslandwirtschaftsministerium und der Presse interessante, wenn auch inhaltlich irreführende Bilder. „So drückte er seinen Protest gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung aus, die einseitig die Interessen von Chemie-Konzernen wie Bayer und BASF bedient“, heißt es vonseiten der Organisatoren von „Wir haben es satt!“, die die Bildnachricht mit einem Aufruf zu ihrer Demo verbinden.

Glyphosatrückstände: Imker gegen Landwirt

Was war geschehen? Vier Tonnen Honig der Imkerei Seusing im Wert von 60.000 € sollen mit Glyphosatrückständen belastet sein und müssen nun kostenpflichtig entsorgt werden, hieß es in der Ankündigung der Aktion. Die Imkerei arbeitet mit 200 Völkern, ein Drittel des Honigs soll betroffen sein – insgesamt 4.000 kg. Ein Berufsimker könne durchaus 80 bis 100 kg Honig je Bienenvolk ernten, bestätigt Dr. Sebastian Spiewok vom Deutschen Bienenjournal unsere Überschlagsrechnung.

Der Schuldige ist schnell ausgemacht: „Der benachbarte Landwirt hatte auf dem anliegenden Acker ohne Vorwarnung ein glyphosathaltiges Herbizid in blühenden Löwenzahn gespritzt. Diese völlig unsachgemäße Anwendung diente dazu, sämtliche Pflanzen auf dem Acker abzutöten, um anschließend Mais auszusäen“, heißt es vonseiten der Aurelia-Stiftung, die die Imkerei bei der Klage gegen den Landwirt unterstützt. In dem ausstehenden Gerichtsstreit solle ein mustergültiges Urteil erwirkt werden, „das künftig zu einem angemessenen Schutz vor Pestizideinträgen möglichst für alle – Verbraucher, Produzenten, Bienen und Umwelt – führen soll“, lässt die Stiftung wissen. Der Landwirt also ein Bauernopfer für höhere Ziele?

Muss ein Landwirt warnen, bevor er spritzt?

Der Landwirt wollte in Erwartung der gerichtlichen Auseinandersetzung verständlicherweise nicht mit der Presse reden. Das lässt Raum für Spekulationen: Angenommen, die Glyphosat-Anwendung war pflanzenschutzrechtlich unbedenklich – die Dokumentationspflicht kann sich in so einem Fall als nützlich erweisen – wäre zu fragen, ob der Landwirt tatsächlich dazu verpflichtet ist, einen Imker, der seine Kästen am Acker aufgestellt hat, zu warnen, bevor er spritzt.



Laut Landesamt für ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF), ist „sofern es sich nicht um eigenen Grund und Boden handelt, mit dem Flächeneigentümer/Flächennutzer ein Nutzungsvertrag oder eine Nutzungsvereinbarung über den Standort der Bienen­völker abzuschließen.“ In den Landkreisen gebe es Verantwortliche, die die Bienenwanderung koordinieren, heißt es auf der Webseite des LELF. Wanderobmann des örtlichen Imkervereins in Bernau ist Peter Voigt. Seine Erfahrung: Der Imker sei gut beraten zu fragen, bevor er seine Kästen aufstellt. Der Landwirt müsse nicht fragen, bevor er spritzt, man müsse in Kontakt sein, zusammenarbeiten. „Sonst funktioniert das nicht!“, so Voigt. Vereinsmitglied sei Seiring als Profi-Imker nicht.

Glyphosat im Honig: Grenzüberschreitungen 

Abgesehen davon sind Glyphosatrückstände im Honig ein großes Problem für die Imker. Die Rückstandshöchstmenge für Honig beträgt 0,05 mg/kg, ein Wert, der knapp über der Nachweisgrenze liegt. Getreide dürfe je nach Sorte das bis zu 400-Fache an Glyphosat enthalten, hat das Deutsche Bienenjournal recherchiert. Nichtsdestotrotz führe alles, was über dem Rückstandshöchstmengenwert liegt, dazu, dass der Honig nicht mehr verkehrsfähig ist. Im aktuellen Fall soll der Wert um das 152-Fache überschritten worden sein. 

Dass Glyphosat für die Bienen selbst offenbar nicht so tödlich ist, wie es die Honigeimer vorm Ministe­rium offenbar suggerieren sollten, kann für Imker kein Trost sein. Wie der Fall vor Gericht ausgeht, darf mit Spannung erwartet werden

Präparieren in der Winterpause

Was macht ein Ackerbauer im Winter? Im Fall von Klaus Hildebrandt, unserem Praxispartner in Brandenburg, lautet die Antwort: Er führt als erfahrener Präparator eine Familientradition fort.

Von Heike Mildner

Was macht ein Ackerbauer im Winter? Im Fall von Klaus Hildebrandt sieht man die Antwort gleich, wenn man ins Haus kommt. Jede Menge Rehbock­gehörne hängen an einer Wand in der Diele: kleine Spießer, Gabler, die üblichen Sechser, kleine, große und besondere. An einer anderen Wand die Prachtstücke wie das Rekordhalter-Gehörn seines Sohnes Maximilian.

Präparieren als Familientradition: Klaus Hildebrandt
Die Gehörne der Rehböcke präpariert Klaus Hildebrandt selbst. (c) Heike Mildner

Demnächst wird die „Ernte 2019“ hinzukommen: Zwei silber- und ein goldmedaillenverdächtiges Exemplar liegen derzeit beim Wildbewirtschafter, der die Gehörne für die Lan­destrophäenschau Ende April vorbewertet. „So schlecht die Bilanz bei den Feldfrüchten, so gut war sie 2019 bei der Jagd“, sagt Klaus Hildebrandt und schaut auf zwei weitere Gehörne, die vor uns auf dem Tisch liegen: ein ungerader Achter und ein ungerader Zehner.

Präparieren als Familientradition

Das Präparieren erledigt Klaus Hildebrandt selbst. Großvater und Vater hatten es schon drauf, seine Söhne haben sich auch schon dar­in geübt, aber zurzeit ist er der familiäre Chefpräparator. Zur Blattzeit, der Paarungszeit des Rehwildes, ab Mitte Juli, wenn die ausgewachsenen Böcke hauptsächlich bejagt werden, ist auch auf dem Acker noch viel zu tun. 

Präparieren als Familientradition: Klaus Hildebrandt
Diese zwei abnormen Exemplare sind 2019 dazugekommen. (c) Heike Mildner

Da wird in puncto Präparieren nur das Nötigste getan: Spätestens 24 Stunden nach dem Erlegen wird das Haupt des Bocks vom Rumpf getrennt und gut eine Stunde gekocht, bis sich Decke und Fleisch lösen. Es folgen ein vorsichtiger, sauberer Schnitt mit der Hand­säge entlang der Linie zwischen  Augenhöhle und Nasenbein sowie etwa eine Stunde „Knochenpulen“ mit Messern, Schraubenzieher etc.

Dann kommt das angehende Präparat für eine Woche in Wasserstoffperoxid. Das sorgt dafür, dass der Schädelknochen weiß wird. Das Gehörn allerdings soll seine Farbe behalten – je dunkler, desto besser – und darf nicht ins Blondiermittelbad. 

Was heißt hier Winter?

Mit Küchenkrepp sorgt Klaus Hildebrandt für den richtigen Übergang. Danach werden noch einmal letzte Fleischreste entfernt und mit dem Luftschlauch ausgeblasen. „So können sie bis zum Winter liegenbleiben“, sagt Hildebrandt, „aber was heißt hier schon Winter …“ Die Pflanzen müssten erst einmal in die Vegetationsruhe kommen, es sei wie im vergangenen Jahr, erinnert sich der Landwirt. 



Außerdem regne es nicht genug. Aber am Wetter kann Hildebrandt eh nichts ändern. An den Präparaten schon: Die Fläche, die später auf der zugekauften hölzernen Trägerplatte aufliegt, muss möglichst plan geschliffen werden. Der internationale Standard verlangt einen Verlauf mit knapp angeschnittener Augenhöhle. Hildebrandt findet eine heile Höhle schöner. Will er Preise, muss er aber den Standard einhalten. So ist das eben. Nur das Wetter hält sich nicht daran.

Anteil der Pessimisten wächst weiter

Schwierige wirtschaftliche Lage, unsichere Rahmenbedingungen: Auf vielen Betrieben sind die Erwartungen an die Zukunft bescheiden – dem Konjunkturbarometer Agrar zufolge hat sich die Stimmung aktuell noch einmal verschlechtert.

Die Stimmung auf den landwirtschaftlichen Betrieben hat sich im Vergleich zum Herbst insgesamt weiter verschlechtert, weil die Zukunftserwartungen der Landwirte noch pessimistischer ausfallen. Das geht aus dem Konjunkturbarometer Agrar für Dezember 2019 hervor, dessen Ergebnisse der Deutsche Bauernverband (DBV) in Berlin vorgelegt hat.

Darin wird die Lage mit einem Indexwert von nur noch 8,2 Punkten mittlerweile sehr ungünstig beurteilt. Bereits in den vorangegangenen Erhebungen im März, Juni und September 2019 hatte sich die Stimmungslage in der deutschen Landwirtschaft bis auf einen Indexstand von 10,5 Punkten eingetrübt. Im Dezember 2018 waren dagegen noch 23,9 Punkte ermittelt worden.

Konjunkturbarometer Agrar: Erwartungen verschlechtern sich

Der Indexwert des Konjunkturbarometers fasst die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen an die künftige wirtschaftliche Entwicklung zusammen. Dabei wurde die aktuelle wirtschaftliche Situation gegenüber September auf der Notenskala von eins für „sehr gut“ bis fünf für „sehr ungünstig“ mit einem Durchschnitt von 3,13 nahezu unverändert beurteilt. Allerdings verschlechterten sich die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung nochmals deutlich und erreichten mit einer Durchschnittsnote von 3,34 den bisherigen Tiefststand.

Laut DBV-Präsident Joachim Rukwied belegen diese Ergebnisse neben einer schwierigen wirtschaftlichen Lage vor allem eine hochgradige Verunsicherung in der Landwirtschaft. „Wir Bauern sind Unternehmer. Jeder, der etwas unternehmen will, braucht verlässliche Rahmenbedingungen, um Zukunftsinvestitionen tätigen zu können. Darauf muss die Politik ausgerichtet werden“, forderte Rukwied.

Veredelungsbetriebe profitieren von der Schweinepest

Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in den Veredlungsbetrieben fiel mit einer Durchschnittsnote von 2,65 besser aus als im September, als eine Note von 2,75 festgestellt worden war. Dafür ausschlaggebend waren die globalen Marktentwicklungen als Folge der in Südostasien grassierenden Afrikanischen Schweinepest (ASP), stellte der DBV fest. Dagegen blieb die Bewertung der Ackerbaubetriebe mit 3,25 nahezu unverändert. 

Ähnlich wie drei Monate zuvor beurteilten die Futterbauer ihre Lage; hier verschlechterte sich die Note allerdings im Vergleich zum September um etwa eine Zehntelnote. Unterdessen fielen die Zukunftserwartungen in allen Betriebsformen mit einer Durchschnittsnote von rund 3,3 im Dezember nochmals pessimistischer aus. Dabei war der Anteil der Pessimisten mit 38 % deutlich höher als der Anteil der Optimisten mit lediglich 9 %.



Die Bereitschaft, in den kommenden sechs Monaten zu investieren, blieb mit einem Anteil von 33 % der Befragten niedrig. „Wenn nur noch jeder dritte Landwirt in die Zukunft investieren will, spiegelt das die äußerst schwierige wirtschaftliche Situation wider“, kommentierte Rukwied dieses Ergebnis. Das für das laufende Halbjahr geplante Investitionsvolumen wird auf insgesamt 3,8 Mrd.  € beziffert, womit der Vorjahreswert um 500  Mio.  € verfehlt wird. Rückläufig seien vor allem Investitionspläne für Ställe. Lediglich rund fünf Prozent der befragten Landwirte planten, in der ersten Hälfte des laufenden Jahres Land zu kaufen. Ein Jahr zuvor lag dieser Anteil um zwei Prozentpunkte höher. 

Entsprechend verringerte sich das voraussichtliche Investitionsvolumen für Land um 200  Mio.  € auf 900  Mio.  €. Unterdessen veränderte sich die Liquidität der Betriebe kaum. Im Vergleich zum Vorjahr stellt der DBV allerdings eine deutliche Verschlechterung fest. Besonders häufig angespannt sei die Situation in Futterbaubetrieben und in den Betrieben im Osten Deutschlands. 

Das Konjunkturbarometer Agrar wird im Auftrag des DBV, des Bundesverbandes Lohnunternehmen (BLU), des Fachverbandes Landtechnik im VDMA und der Landwirtschaftlichen Rentenbank repräsentativ erhoben. Dazu wurden im Dezember 2019 bundesweit insgesamt 1.500 Landwirte befragt. AgE/red

Grüne Woche: Ökotraktoren friedlich beieinander

John Deere, New Holland und Fendt, die drei Wettbewerber präsentieren zur Grünen Woche Traktoren mit unterschiedlichen Antrieben. Sie haben gemeinsam, dass sie ohne Dieselkraftstoff auskommen.

Verbände, Unternehmen und Institute aus den Bereichen Landwirtschaft, Landtechnik und Biokraftstoffe haben sich im Jahr 2016 zu der Branchenplattform „Biokraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft“ zusammengeschlossen. Ziel der Branchenplattform ist eine umfassende und neutrale Information zu den Vorteilen und technischen Aspekten des Einsatzes unterschiedlichster Biokraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft.

Im Rahmen dieser Aktivitäten brachten die Betreiber der Plattform drei große Wettbewerber auf dem Traktorenmarkt auf einem Stand im Erlebnisbauernhof unter einen Hut:


Unterschiedliche Antriebe, aber ohne Diesel: die drei Ökotrecker von drei Anbieter an einem Stand. (c) Jörg Möbius

Die Fahrzeuge sind da, jetzt braucht es eindeutige, zuverlässige Signale von Seiten der Regierung, um das Klima- und Umweltschutzpotential der alternativen Antriebe zu heben. jm

Kolostrum – das Wichtigste nach der Geburt!

Qualitativ hochwertiges Erstgemelk ist die Basis für gesunde Kälber. Nur durch eine möglichst schnelle Gabe werden die Jungtiere ausreichend mit Immunglobulinen versorgt.

Von Dr. Christian Koch, Lehr- und Versuchsanstalt für Tierhaltung, Hofgut Neumühle

Die erste Kolostrumgabe beeinflusst nachhaltig die Gesundheit der Kälber für ihr gesamtes Leben. Aus diesem Grund sollten neugeborene Kälber so schnell wie möglich nach der Geburt so viel wie möglich Kolostrum von ihren Müttern bekommen. Der Zeitpunkt der ersten Mahlzeit spielt – neben der Qualität und der Menge des Kolostrums – deshalb so eine wichtige Rolle, weil er die Versorgung der Kälber mit Immunglobulinen (IgG) be-stimmt.

Denn die Aufnahme der Immunglobuline durch den Darm ist direkt nach der Geburt am höchsten und sinkt mit verstreichender Zeit kontinuierlich ab, sodass nach circa sechs Stunden nur noch weniger als 50 % der Immunglobuline aufgenommen werden können.


Lesen Sie den ganzen Text in der aktuellen Ausgabe der Bauernzeitung

2020_04_Titelfoto_bauernzeitung

Diesmal mit dem Schwerpunkt Kälbergesundheit:

  • Kolostrum – das Wichtigste nach der Geburt
  • Monitoring der Gesundheit
  • Eisen für die Abwehrkräfte

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Fusion der Landesverbände Sachsen und Sachsen-Anhalt

Der Gartenbauverband Mitteldeutschland e.V. mit Sitz in Dresden und Nebenstelle in Magdeburg vertritt künftig die Interessen der sächsischen und sachsen-anhaltischen Gartenbaubetriebe.

Von Detlef Finger

Die Landesverbände Gartenbau Sachsen und Sachsen-Anhalt gehen ab diesem Jahr gemeinsame Wege. Wie die beiden Organisationen mitteilten, vertritt seit dem 1. Januar 2020 der Gartenbauverband Mitteldeutschland e.V. die Interessen der produzierenden Gartenbaubetriebe in beiden Bundesländern.

Beweggrund für den Zusammenschluss seien große Veränderungen, denen der Gartenbau – wie viele andere Branchen auch – unterliege. Berufsstand, Öffentlichkeit, Landesregierungen, Einrichtungen und Ämter bräuchten verlässliche, fachkompetente Partner, die Ihnen bei der Lösung von Aufgaben, Fragen und Problemen zur Seite stehen, so die Verbände.

Fusion lange vorbereitet

Die Vorstände beider Landesverbände hätten seit Jahren an Möglichkeiten gearbeitet, als Interessenvertreter der Gärtnerinnen und Gärtner den Aufgaben auch zukünftig gewachsen zu sein. Der Zusammenschluss sei in beiden Verbänden über einen langen Zeitraum vorbereiten worden. Eine Satzungsänderung des sächsischen Landesverbandes habe im vergangenen Jahr den unkomplizierten Beitritt der Betriebe aus Sachsen-Anhalt ermöglicht.

Mit der Namensänderung sei das gemeinsame Auftreten bekräftigt worden. Der bisherige Landesverband Sachsen-Anhalt habe sich gleichzeitig zum Jahresende 2019 aufgelöst. Seinen Sitz habe der mitteldeutsche Verband in Dresden. Die Geschäftsstelle in Magdeburg bleibe als Zweigstelle bestehen und weiterhin Ansprechort für Mitglieder, Behörden, Partnereinrichtungen und -verbände.


Gartenbauverband Mitteldeutschland e. V.

Geschäftsstelle Dresden
Scharfenberger Straße 67
01139 Dresden
Tel. (03 51) 8 49 16 19
Fax: (03 51) 8 49 16 23

Geschäftsstelle Magdeburg
Maxim-Gorki-Straße 13
39108 Magdeburg
Tel. (03 91) 7 31 80 34
Fax: (03 91) 7 32 84 36 


Rote Gebiete werden neu gemischt

Der EU-Kommission reichen die diskutierten Änderungen der Düngeverordnung noch immer nicht aus. Das teilten die Bundesministerien für Umwelt und Landwirtschaft den Länder in einer Telefonkonferenz mit.

Von Frank Hartmann

Brüssel verlangt weitere Verschärfungen bei der Düngeverordnung. Darüber informierte am Nachmittag Thüringens Agrarminister Benjamin-Immanuel Hoff. Die Bundesministerien für Umwelt und Landwirtschaft hätten den Ländern heute mitgeteilt, dass die bisher bekannten Änderungen der Düngungsregelungen immer noch nicht ausreichten, um dem EU-Recht zu genügen.

Mehr rote Messstellen erfassen

Danach sollen die Länder die erst im vorigen Jahr abgegrenzten roten Gebiete noch einmal neu ausweisen. Nach Informationen der Bauernzeitung moniert die Kommission, dass rund ein Drittel der bundesweit belasteten Nitratmessstellen außerhalb der roten Gebiete liegen würden. Gefordert wird, diese Areale ebenso als Überschussgebiete auszuweisen. Wie es hieß, wollen sich die Länder nun zügig auf ein einheitliches Vorgehen einigen. Favorisiert werde die messstellenscharfe Ausweisung, was dem Prinzip der Binnendifferenzierung folgen würde. 

Darüber hinaus will die EU-Kommission Ausnahmen bzw. Erleichterungen von den verschärften Regelungen in den roten Gebieten einschränken. Zudem fordert sie von Deutschland weitere Maßnahmen zur Minderung von Phosphoreinträgen. Bisher haben lediglich Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz Gebiete mit zu hoher Phosphatbelastung ausgewiesen.

Brüssel setzt Ultimatum

Mit einem Ultimatum zur Umsetzung der Forderungen erhöht Brüssel zudem den Druck auf den Bund und die Länder. Wie es hieß, verlangt Brüssel bis Anfang April die Bundesratsentscheidung zum neuen Düngerecht. Ob es Übergangsregeln geben muss oder wird, ist unklar.



Angesichts der neuen Forderungen aus Brüssel übte Thüringens Agrarminister Hoff scharfe Kritik am Bund: „Trotz Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof hat die Bundesregierung nicht ausreichend reagiert. Jetzt soll in aller Eile bis Mitte 2020 eine EU-rechtskonforme Düngeverordnung mit erheblichen Verschärfungen der Regelungen verabschiedet werden.“ Nicht zuletzt habe die Bundesregierung durch ihre „Verzögerungshaltung“ die Landwirte in eine extrem schwierige Situation gebracht. Jetzt setze die Bundesregierung „die Länder unter Druck und die Agrarbetriebe zahlen die Rechnung“, kritisierte Hoff.

Träumereien und die Wirkung von Protesten

Die Bauernproteste wirken nach – das ist in den Debatten über die zentralen Agrarthemen auf der Grünen Woche deutlich zu spüren. Gewöhnungsbedürftig dagegen der Auftritt des neuen EU-Agrarkommissars.

Ein Kommentar von Ralf Stephan

Diese Grüne Woche ist anders. Die bundesweiten Bauernproteste fanden viel Nachhall in den Medien. Auch die Traktor-Sternfahrten nach Erfurt, Dresden, Magdeburg und Berlin oder der Mecklenburger Trecker-Korso zogen zur Eröffnung in diesem Jahr die Aufmerksamkeit auf sich. Das wirkte bis in die Pressekonferenzen und Fragestunden, die stets an den Tagen vor Messebeginn stattfinden. 

In früheren Jahren wurden Bauernpräsident und Minister(in) von Journalisten in der Regel mit Fragen bombardiert, die sich auf vor der Messe inszenierte Kampagnen von Umwelt- und Tierschutzverbänden bezogen. Die gab es zwar auch jetzt: So hatte der Tierschutzbund angekündigt, die Bundesministerin verklagen zu wollen und Greenpeace eine Fleischabgabe gefordert – aber beides interessierte den Pressetross schon am nächsten Tag nicht mehr besonders. Stattdessen ließen die Fragen erkennen, dass man sich in vielen Redaktionen seit den großen Herbstdemonstrationen intensiver als früher mit agrarpolitischen Themen auseinandersetzt. Entsprechend vielseitiger fiel die Berichterstattung bisher aus.

Die Düngeverordnung bleibt der Zankapfel

Welche Botschaften gab es noch? Sowohl Politik als auch Verbände versprechen, die Auseinandersetzung nicht eskalieren zu lassen. Vielmehr soll sachlich nach Lösungen gesucht werden. Wo sie bei der Düngeverodnung liegen könnten, bleibt dennoch unklar. Für den Deutschen Bauernverband ist der vorliegende Referentenentwurf gleich wegen drei Punkten unannehmbar:

Ralf Stephan, Chefredakteur der Bauernzeitung

Viel mehr als Verständnis kam von der Bundeslandwirtschaftsministerin nicht. Den Vorwurf, das Messnetz sei stellenweise fragwürdig und die Ausweisung der roten Gebiete undurchsichtig, unterstützte Frau Klöckner zwar. Aber nur, um ihn dann an die Länder weiterzureichen. Die sollten das in Ordnung bringen. Ob der Bund den „Schwarzen Peter“ so ohne Weiteres wegschieben kann? Er war es doch, der seinerzeit die kritischen Zahlen nach Brüssel gemeldet und jetzt die Verschärfungen im Düngerecht fast ohne Rücksprache mit den Ländern ausgehandelt hatte. Wie auch immer: Wer ihr zuhörte, musste den Eindruck gewinnen, dass die Ministerin kaum Spielraum für Nachbesserungen sieht.

EU-Agrarkommissar will nur noch Biobauern

Zweites großes Thema: die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Regelrecht überrascht zitierten Beobachter den Bauernverbandspräsidenten mit der Aussage, die GAP müsse grüner werden. Dabei ist sie alles andere als neu: Schon letzten Sommer auf dem Bauerntag in Leipzig bestimmte dieser Satz Rukwieds Grundsatzrede. Dass Verbände nicht immer gegen alles sind, scheint aber immer noch Gewöhnung zu erfordern. 

Gewöhnen werden wir uns auch an den neuen Agrarkommissar. Janusz Wojciechowski machte, ganz anders als der Ire Phil Hogan bei seiner Pre­miere, vor der Presse einen fast schüchternen Eindruck. Die Erklärungen des Polen gingen kaum über das hinaus, was bisher über die GAP-Reform und den Grünen Deal bekannt ist. Beim Empfang der ökologischen Lebensmittelwirtschaft verriet er dann, wovon er träumt: dass alle EU-Bauern auf Bio umstellen. Träumen darf natürlich jeder. Vom ersten Auftritt eines Agrarkommissars hätte man jedoch schon ein wenig mehr Handfestes erwartet.  


EU-Kommissar Grüne Woche - Titel Bauernzeitung

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Uni Rostock: Neuer Professor an Agrarfakultät

Dr. Sebastian Lakner tritt zum 1. Februar die Professur für Agrarökonomie an der Uni Rostock an. Er folgt auf Prof. Dr. Silke Hüttel. Sein Schwerpunkt ist auch der Ökolandbau.

Zum Professor für Agrarökonomie an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock ist Dr. Sebastian Lakner zum 1. Februar berufen worden. Der gebürtige Hesse erhielt am Donnerstag seine Ernennungsurkunde von Mecklenburg-Vorpommerns Wissenschaftsministerin Bettina Martin.

Dr. Sebastian Lakner. © Universität Göttingen

Lakner studierte von 1997 bis 2002 Ökologische Landwirtschaft (Dipl. Ing.) an der Universität Kassel/Witzenhausen. Daran schloss sich ein Studium der Agrarwissenschaften (M. Sc.) an der Georg-August-Universität Göttingen und 2009 die Promotion in Agrarwissenschaften (Dr. sc. Agr.) am Lehrstuhl  für Agrarpolitik an. In seiner Dissertation verfasste Lakner eine Effizienzanalyse im ökologischen Landbau.

Zuletzt in Braunschweig geforscht

Von 2010 bis 2019 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter, zuletzt am Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen ökonomische und ökologische Auswirkungen der Agrarumweltpolitik der EU (Greening, zweite Säule), die Nachhaltigkeit von Landnutzungssystemen sowie Ökonomik und Strukturwandel im Ökolandbau. Lakner tritt an der Universität Rostock die Nachfolge von Prof. Dr. Silke Hüttel an, die 2017 einem Ruf an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn folgte. Er ist 46 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. ri

Wertholzverkauf mit Top-Geboten

800 Festmeter Holz wurden auf dem Wertholztermin in Mecklenburg-Vorpommern versteigert. Das Höchstgebot lag bei über 1.000 Euro. Und es gabe eine neue Regelung.

Den Spitzenwert beim 29. Wertholztermin des Landes Mecklenburg-Vorpommern am Donnerstag in Malchin erzielte die Eiche mit 1.274 Euro pro Festmeter. Anbieter war ein Privatwaldbesitzer aus dem Bereich des Forstamtes Güstrow. Den Stamm ersteigerte ein Furnierkäufer aus Bayern, wie das Schweriner Agrarministerium mitteilte.

Wertholztermin: über 400.000 Euro Erlös

Bei dem Termin, der erstmals als Submission (Verkauf nach schriftlichem Meistgebot) durchgeführt wurde, kamen 800 Festmeter Wertholz von elf Baumarten unter den Hammer. Die Angebotsmenge konnte nahezu vollständig verkauft werden. Die beteiligten Waldbesitzer des Landes erzielten einen Erlös von ca. 440.000 Euro. Zuschläge erhielten 17 Unternehmen der Furnier- und Sägeindustrie sowie des Holzhandels aus dem gesamten Bundesgebiet. Bei der Wertholzauktion mit Anbietern und Bietern vor Ort in Linstow hatten im vergangenen Jahren nur zehn Unternehmen mitgeboten.

Eine Baumart besonders beliebt

Als Renner bei der diesjährigen Submission erwies sich wie im Vorjahr die Eiche. Der Durchschnittspreis der Eiche lag mit 648 Euro pro Festmeter zehn Prozent über dem Durchschnittspreis des Vorjahres. Der Durchschnittspreis über alle angebotenen Baumarten, darunter Bergahorn, Roterle und Vogelkirsche, ist im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 % auf 577 Euro pro Festmeter gestiegen. ri