Die Gruppe „Land schafft Verbindung“ in Thüringen versucht, sachliche Debatte und Traktordemos zu verbinden. Mark Heubach vom Orga-Team erläutert, warum das für eine Graswurzelbewegung gar nicht so leicht ist.
Dass die Bewegung „Land schafft Verbindung“ (LsV) in relativ kurzer Zeit in nahezu allen Regionen Thüringens aktiv geworden ist, freut und erstaunt Mark Heubach (Heubach-Schröder KG, Elxleben) noch immer. Augenscheinlich beflügelte der Graswurzelgedanke, mitzumischen und seinen Problemen Ausdruck zu verleihen. Ganz „normale Landwirte“ machen mit und erheben ihre Stimme, sagt der Landwirt vom Thüringer Organisationsteam. Es gab und gibt in Thüringen weder einen LsV-Verein mit entsprechenden Regeln noch eine Legitimation für jene, die sich vorne mit ran gestellt haben. „Wir sind ganz einfach eine Interessengemeinschaft.“
Gleichwohl es in den Social-Media-Foren unter den Teilnehmern kritische Stimmen zur Zusammenarbeit mit dem Thüringer Bauernverband (TBV) gebe, sei sich die Mehrheit darüber einig, dass es ohne diese lose Kooperation kaum laufen würde. Die Unabhängigkeit der LsV-Bewegung werde dadurch nicht infrage gestellt, stellt Heubach klar. Auch parteipolitisch bleibe man unabhängig.
Trotz der kurzen Zeit gibt es erste Erfolge und damit eingeforderte Gesprächsangebote. „Die Frage, wie es weiter gehen kann, gerade in der Sacharbeit, ist schwierig.“ Da sei zum einen die hohe Geschwindigkeit, mit der sich die Bewegung entwickelt. Zum anderen gebe es eben keine festen Strukturen. Wie zielorientierte Arbeitsgruppen auf Bundesebene etabliert werden könnten, darüber diskutieren die Landesteams.
Unter den Thüringer Aktivisten fehle es nicht an fachlich „fitten“ Landwirten. „Wir wollen in Thüringen zunächst versuchen, eine ‚Task-Force‘ Düngung zu bilden“, erklärt der Landwirt. Diese erste Arbeitsgruppe will Daten beschaffen, um dann Stellung zur Düngeverordnung beziehen zu können. Ob und wann es gelingt, für weitere drängende Fachthemen wie den Pflanzenschutz arbeitsfähige Gruppen aus dem Kreis der Aktivisten heraus zu bilden, bleibe vorerst offen.
Heubach vergisst nicht zu erwähnen, dass das ehrenamtliche Engagement im Herbst und Winter zeitlich noch zu managen gewesen sei. Wenn jetzt die Saison auf den Feldern beginnt, wird es freilich wieder enger.
Zuckerfabrik Anklam beendet RübenkampagneMit 1,6 Mio. t Rüben und einem Hektarertrag von 73 Tonnen übertrifft die Ernte in der Zuckerfabrik Anklam deutlich das Ergebnis aus dem Trockenjahr 2018. Nur der Zuckergehalt bleibt vergleichsweise gering.
In der Zuckerfabrik Anklam endete gestern nach 132 Tagen die Verarbeitungskampagne. Seit dem 10. September 2019 rund 1,6 Mio. t. Zuckerrüben zu Zuckersirup verarbeitet. Mit durchschnittlich 73 Tonnen Rüben pro Hektar war der Ertrag dank Regen im Herbst höher als erwartet, sagte Geschäftsführer Matthias Sauer gegenüber Medienvertretern. Er übertraf den mehrjährigen Durchschnittsertrag um sechs und den Vorjahresertrag um 21 %.
Im Trockenjahr 2018 wurden in Anklam 1,2 Mio. t Rüben verarbeitet. Der Hektarertrag fiel mit 58 t/ha deutlich geringer aus. Mit 17 % blieb dieses Mal der Zuckergehalt aber vergleichsweise niedrig. Zudem waren die Erträge regional sehr unterschiedlich. Während im Norden Vorpommerns und in Teilen der Uckermark viele Rüben geerntet wurden, mussten Landwirte im Süden Vorpommerns Ertragsausfälle hinnehmen. Grund war Trockenheit.
Nach Sauers Angaben können aus der Ernte rund 130 000 Tonnen Weißzucker für die Getränke-, Marmeladen- und Süßwarenindustrie sowie 66 000 Kubikmeter Bioethanol für Kraftstoffe produziert werden. Die zweite Kampagne in der Fabrik, in der aus Sirup Weißzucker gewonnen wird, startet Mitte April. Die Produktion von Bioethanol aus der aktuellen Ernte hat schon begonnen. Die Zuckerfabrik Anklam wird von 340 Landwirtschaftsbetrieben im Osten Mecklenburg-Vorpommerns und der Uckermark (Brandenburg) mit Zuckerrüben beliefert. Die Fabrik, die zum niederländischen Suiker Unie-Konzern gehört, ist der letzte Verarbeitungsstandort für Zuckerrüben in Mecklenburg-Vorpommern.
In der Zuckerfabrik in Uelzen, Niedersachsen, endete die Kampagne nach 124 Tagen am Dienstag. Dorthin lieferten Rübenanbauer aus Mecklenburg ihre Rüben. Insgesamt wurden in Mecklenburg-Vorpommern 2019 auf 25 000 ha LF Zuckerrüben angebaut. Damit nahm die Anbaufläche um vier Prozent gegenüber dem langjährigen Mittel zu.
Bei der sachsen-anhaltischen Zuchtorganisation hat es einen personellen Wechsel gegeben. Geschäftsführung und Zuchtleitung liegen nun in neuen Händen.
Halle. Beim Landesschafzuchtverband Sachsen-Anhalt (LSV) hat sich mit dem Jahreswechsel ein personeller Wechsel in der Geschäftsstelle vollzogen. Zum 31. Dezember 2019 ist der langjährige Zuchtleiter und Geschäftsführer des LSV, Dr. Hans-Jörg Rösler, aus dem Dienst ausgeschieden.
Er werde sich künftig stärker seinen Aufgaben als Abteilungsleiter und stellvertretender Geschäftsführer des Landeskontrollverbandes für Leistungs- und Qualitätsprüfung (LKV) Sachsen-Anhalt widmen, erklärte Rösler auf Nachfrage gegenüber der Bauernzeitung.
Die Geschäftsführung des Landesschafzuchtverbandes hat zum 1. Januar 2020 Elisabeth Baurichter übernommen. Seit Jahresbeginn trägt darüber hinaus Christoph-Johannes Ingelmann die Verantwortung für die Zucht im Verband, teilte der Landesschafzuchtverband mit.
Weitere Infos: www.lsv-st.de/landesschafzuchtverband/
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Zur Bildung der thüringischen Landesregierung ist der Streit um die Ressortverteilung beigelegt. Das Agrarministerium wird weiterhin von den Linken geführt. Dafür erhalten die Grünen die Verantwortung für den Verbraucherschutz.
Am späten Dienstagabend haben sich die rot-rot-grünen Parteienvertreter auf die Verteilung und den Zuschnitt der Thüringer Ministerien geeinigt. Danach verbleibt die Zuständigkeit für die Landwirtschaft bei den Linken. Die Grünen hatten Ansprüche auf das Agrarressort angemeldet, was zu Streit im Dreierbündnis geführt hatte.
Als Kompromiss wird der Verbraucherschutz aus dem Sozialministerium (Linke) herausgelöst und Teil des von den Grünen geführten Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz. Damit gehen nicht nur die Zuständigkeiten für den technischen Verbraucherschutz, sondern auch für die Lebensmittelüberwachung, den Tierschutz, Tierarzneimittel und den Tierseuchenschutz ans Umweltministerium. Ihm obliegt damit in Zukunft zudem die Fachaufsicht über die Veterinärämter der Landkreise.
Rot-Rot-Grün beabsichtigt, die 2014 geschlossene Koalition in einer Minderheitsregierung fortzuführen. Anfang Februar will sich Ministerpräsident Bodo Ramelow im Landtag zur Wiederwahl stellen. fh
ASP-Fund dicht an deutscher GrenzeNahe der sächsischen Grenze ist in Polen ein mit ASP infizierter Wildschweinkadaver gefunden worden. Verwirrung gab es um einen angeblich ausgelösten ASP-Alarm in Deutschland.
Die Afrikanische Schweinepest rückt immer dichter an die deutsche Grenze heran. Aktuell hat es in Polen mehrere neue Funde von ASP-infizierten Wildschweinkadavers gegeben. Das bestätigte das brandenburgische Landwirtschaftsministerium gegenüber der Bauernzeitung. Einer der Fundorte liegt nach Informationen der Bauernzeitung in der Niederschlesischen Heide, lediglich zwölf Kilometer von der sächsischen Grenze und dem Ort Przewoz (Priebus) entfernt.
Ein weiterer Fundort liegt in Zary rund 21 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt – in etwa auf der Höhe der südbrandenburgischen Stadt Döbern. Der dritte Fundort liegt weiter nördlich nahe Jasien (Gassen).
Am Dienstagmorgen hatte es zunächst Verwirrung gegeben: Das Branchenmagazin TopAgrar hatte vermeldet, das infolge des Fundes durch das Bundeslandwirtschaftsministerium „ASP-Alarm“ ausgelöst worden sei. Eine entsprechende „Brandmeldung“ sei am Montagabend an die zuständigen Ministerien der Länder gegangen.
Dies konnte das Bundeslandwirtschaftsministerium nicht bestätigen. Nach Informationen der Bauernzeitung handelte es sich bei dem Schreiben lediglich um die standardmäßige Benachrichtigung über den Fund. Top Agrar hat die entsprechende Meldung inzwischen korrigiert.
Branchenverbände und Behörden empfehlen schweinehaltenden Betrieben dringend, ihre Biosicherheitsmaßnahmen nochmals zu überprüfen und gegebenenfalls zu verstärken. Ob zusätzliche Schutzmaßnahmen in den Bundesländern erforderlich sind, entscheiden die Behörden vor Ort.
Schon am Montag hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in Berlin mit ihrem polnischen Amtskollegen Krysztof Ardanowski über weitere Präventionsmaßnahmen gesprochen. Zusätzlich zu den bereits ergriffenen Maßnahmen vereinbarten die Minister vier konkrete Punkte, die weiter dazu beitragen sollen, die Tierseuche auf polnischer Seite einzudämmen sowie ein Überspringen auf Deutschland zu verhindern:
Das BMEL ist nach eigenen Angaben seit dem Ausbruch der ASP in Polen auf verschiedenen Ebenen im engen Kontakt mit dem Nachbarland und den Bundesländern. Zeitnah wird es erneut ein Arbeitstreffen des BMEL mit Vertretern aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen geben sowie daran anschließend ein deutsch-polnisches Fachgespräch in Warschau.
Bei beiden Treffen soll es unter anderem um die Ausgestaltung einer so genannten „weißen Zone“ gehen. Diese Maßnahme hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ihrem polnischen Amtskollegen am Montag vorgeschlagen. Ein solcher eingezäunter Bereich im Grenzgebiet soll ein effektives Wildmanagement ermöglichen und verhindern, dass infizierte Wildschweine aus Polen nach Deutschland einwandern. 2018 konnte unter anderem mit dieser Maßnahme verhindert werden, dass ASP-positive Wildschweine von Belgien ins benachbarte Frankreich einwanderten.
ste/bk/be (aktualisiert am 22.1., 14.40 Uhr)
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Der Fachverband Biogas blickt zuversichtlich ins neue Jahr. Das zeigte sich zum internationalen Fachkongress Biogas Convention in Nürnberg deutlich. Ein zentrales Thema: die Novellierung des EEG.
Von Thomas Gaul, Gehrden
Die Zeiten haben sich für uns geändert“, sagte Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas (FvB), auf der Pressekonferenz zu Biogas Convention. Biogas sei der Problemlöser sowohl beim Klimaschutz als auch bei den Klimaproblemen der Landwirtschaft. „Die wichtigste Weichenstellung des Jahres 2019 war das politische Bekenntnis der Bundesregierung zu Biogas im Rahmen des Klimaschutzprogramms 2030“, lobte Seide die aktuellen Entwicklungen und brachte gleichzeitig die Zuversicht des FvB zum Ausdruck, mit der er ins neue Jahr starten will.
Im Frühjahr 2020 stehe die Novellierung des EEG an. Damit müssten auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Ziele der Bundesregierung umzusetzen. Das Ziel der Bundesregierung, 65 % des Strombedarfs bis 2030 aus erneuerbaren Quellen zu decken, lasse sich nur mit Biogas erreichen. Dazu sei es erforderlich, dass der Beitrag von Biogas zur Stromerzeugung mindestens auf dem derzeitigen Niveau gehalten wird.
Der Verbandspräsident erinnert in diesem Zusammenhang aber auch daran, dass immer mehr Biogasanlagen demnächst das Ende der 20-jährigen Vergütungsperiode nach dem EEG erreichen. Als Anschlussregelung können sich die Anlagenbetreiber an einer Ausschreibung über die erzeugte Strommenge beteiligen, doch die Resonanz auf die bisherigen Ausschreibungsrunden sei gering. Sollte sich daran nichts ändern, drohe der Rückbau funktionsfähiger Biogasanlagen. „Wir müssen den Anlagenpark erhalten, können ihn aber nicht konservieren, brachte es der ebenfalls anwesende FvB-Hauptgeschäftsführer Dr. Claudius da Costa Gomez auf den Punkt. Verbandspräsident Horst Seide mahnte denn auch zum Handeln. Dazu gehören neue Regeln zur Güllevergärung ebenso wie die Anpassung des Volumens bei den Ausschreibungen und der Gebotshöchstwerte.
Die Bundesregierung müsse den Worten jetzt auch Taten folgen lassen, mahnte Seide an. „2019 wurde die Saat gelegt – 2020 muss dafür gesorgt werden, dass sie aufgehen kann.“ Neben der anstehenden Novellierung des EEG müssten auch die Rahmenbedingungen für die Güllevergärung verbessert werden. Biogas biete sich da als Problemlöser an, da die Landwirte wegen der Düngeverordnung nun gezwungen seien, neue Güllelagerbehälter zu bauen. Dabei liege die Nutzung der gasdichten Biogas-Behälter nahe. So würden Emissionen vermieden und zugleich Energie erzeugt. Würde die in der Tierhaltung anfallende Gülle konsequent zur Biogaserzeugung genutzt, ließen sich über 7 Mio. t CO2– Emissionen ebenso wie der Ausstoß des noch klimaschädlicheren Methans vermeiden.
Nun sei es an der Bundesregierung, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Gülle auch tatsächlich in den Biogasanlagen vergoren wird. Denn wenn die Anlagen wegen schlechter wirtschaftlicher Perspektive erstmal abgeschaltet sind, können sie auch nicht mit der Güllevergärung zum Klimaschutz beitragen. Übrigens sei das Abschalten der Biogasanlagen auch gar nicht in den Energieszenarien eingepreist.
Von einem „bunten Strauß an Möglichkeiten für Anlagenbetreiber“ sprach da Costa Gomez. Das sei ganz anders als früher, als das EEG mit seiner feststehenden Vergütung die regelmäßige Stromeinspeisung belohnte. „Jeder Betreiber muss sich jetzt entscheiden: Was passt zu mir und meiner Anlage?“ verdeutlichte er die neuen Herausforderungen. Die Stromproduktion ist neben der Einspeisung in das Gasnetz und dem Kraftstoffmarkt nur noch ein Baustein. Die Perspektive sieht der Fachverband Biogas bereits jenseits der Verstromung.
Klare Worte fand in Nürnberg Frank Bonaldo, Referatsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: „Biogas in der Stromerzeugung ist zu teuer und hat deshalb keine Zukunft. Die Marktfähigkeit lässt sich nicht erreichen.“ Den in Nürnberg versammelten Branchenvertretern riet er deshalb, an eine Alternative zu denken. Diese besteht in der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan und der anschließenden Einspeisung in das Gasnetz. Diesen Weg beschreiten in Deutschland aber erst 210 von insgesamt rund 9.000 Biogasanlagen. Hoffnung setzt der Fachverband in den von der Bundesregierung gestarteten Dialogprozess „Gas 2030“. Biogas und Biomethan könnte damit wieder eine größere Bedeutung erhalten. Aus Sicht von Verbandspräsident Seide ist mit der Idee des Ministeriums, einen eigenen Prozess für Biomethan zu starten, eine Tür geöffnet worden.
Der Präsident des Fachverbandes sprach sich auf der Pressekonferenz für das Anlegen von artenreichen Blühflächen aus, die am Ende des Sommers in Biogasanlagen vergoren und zu Strom und Wärme umgewandelt werden, Das könne ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und damit auch zum Schutz der Insekten darstellen. Viele Landwirte wären dazu bereit, versicherte Seide, der selbst in Niedersachsen Landwirt und Biogasanlagenbetreiber ist. Dazu müsse die Bundesregierung aber finanzielle Anreize schaffen. Das gelte auch für die Vergärung von Gülle.
Der im Klimapaket der Bundesregierung vorgesehene Einstieg in die CO2-Bepreisung wurde vom Fachverband als „Meilenstein für unsere Branche“ bezeichnet. Der Blick richte sich nun weniger auf die erzeugten Kilowattstunden als vielmehr auf die vermiedenen Treibhausgase. Deutschland müsse seine CO2-Emissionen bis 2030 um etwa 70 Mio. t reduzieren, rechnete Bonaldo vor. Da von weiter zunehmendem Güterverkehr auszugehen sei, eine Elektrifizierung der Fahrzeuge in diesem Sektor schwierig ist, liege eine Chance für Biomethan im Kraftstoffbereich. „Selbst bei einem Ausbau der E-Mobilität bleibt eine zu schließende Lücke von über 20 Millionen Tonnen“, sagte Bonaldo. Mit 100 % Biomethan ließen sich etwa 13 bis 16 Mio. Pkw der Golf-Klasse betreiben. Damit ließen sich seiner Meinung nach 20 bis 25 Mio. t CO2 einsparen.
Auch die Anlagenhersteller blicken mit Spannung auf das neue Jahr: „Um den deutschen Biogasmarkt zu erhalten wird 2020 ein ganz entscheidendes Jahr“, so FvB-Vorstandsmitglied Christoph Spurk. Viele deutsche Firmen können sich nur noch am Markt halten, weil die Auslandsmärkte zunehmend an Bedeutung gewonnen haben. „80 Prozent des Umsatzes werden im Ausland gemacht“, sagte Spurk. Neben Großbritannien und Frankreich sind derzeit die skandinavischen Länder die wichtigsten Auslandsmärkte. Ohne den Heimatmarkt würden jedoch keine Innovationen entwickelt, beklagte Spurk.
Neues und Altes zugleich?Innovationen im Agrarbereich, Regenerative Landwirtschaft, Biotech und neue Wertschöpfungsnetze: Die fünfte Auflage des Fachkongresses „Farm and Food 4.0“ ist zuende. Die Zukunft fängt aber gerade erst an.
Wie ernähren wir uns in zehn Jahren? Und mit welcher Landwirtschaft sichern wir diese Ernährung? Die Meinungen auf dem Innovationskongress „Farm and Food 4.0„, der am Montag in Berlin stattfand, ähnelten sich in vielen Bereichen. Trotzdem haben die Referenten unterschiedliche Ansichten von „der“ Zukunft, wenn es denn „eine“ Zukunft, „eine“ Landwirtschaft gibt.
Das wurde schon zu Kongressbeginn deutlich. In drei morgendlichen Keynotes wurde klar, in welche Richtung der Tag gehen könnte. Es kamen die Fragen auf, ob wir neben neuen Technologien auf dem Acker auch bewährte, einfache Maschinen benötigen würden, und was der wahre Preis von Lebensmitteln ist. Die Förderung der Nahrungsmittelproduktion in Schwellen- und Entwicklungsländern war ein Thema, das das Publikum ebenfalls bewegte.
Agronomic Data, die Vor- und Nachteile Regenerativer Landwirtschaft und neue Wertschöpfungsnetze zwischen der Stand und dem Land füllten die Diskussionen und Workshops mit Gedanken. Und schließlich blieb nur noch ein Thema zu diskutieren: Was können uns neuartige Proteine bieten? Sind sie sogar nachhaltiger als die konventionelle Proteinversorgung?
Detaillierte Infos zu allen Programmpunkten des Fachkongresses wird es in der Bauernzeitung Ausgabe 4/2020 sowie Ausgabe 5/2020 geben.
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Die Oberste Jagdbehörde (OJB) hat am Freitag die Schonzeit für wiederkäuendes Schalenwild bis Ende Januar ausgesetzt, eine Bejagung ist sogar bis Ende Februar geplant. Der Landesjagdverband Brandenburg e. V. ist entsetzt.
Michendorf. Wenn Jäger, die gemeinhin als besonnen gelten, in ihrer Pressemitteilung so viele Ausrufe- und Fragezeichen setzen, und sie mit „Vogelfluch – Grüner Minister lässt OJB von der Kette“ überschreiben und mit „So geht es nicht! Da machen die Jäger nicht mit!!“ beenden, scheint etwas richtig schief gelaufen zu sein.
Vor dem Hintergrund des noch immer drohenden Übergriffs der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auf Deutschland, hat das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz (MLUK), Referat 35, bekanntgegeben, die Schonzeit für wiederkäuendes Schalenwild bis zum 31. Januar 2020 auf Antrag auszusetzen und ruft auf, vermehrt Bewegungsjagden durchzuführen.
Eigentlich endet die Jagdsaison auf Schalenwild, außer Schwarzwild, mit dem 15. Januar. Rehwild, Rotwild, Damwild befinden sich im Wintermodus und die meisten Bachen sind hochtragend, einige haben schon ihre Frischlinge. „Mutterschutz adé?!?“, fragt der Landesjagdverband (LJV). Seit heute (Montag, 20. Januar) liege bereits ein Antrag zur Verlängerung der Aufhebung bis zum 29. Februar vor. Niemand habe davon gewusst, so der BJV, die erste Amtshandlung des neuen grünen Ministers sei es offenbar, die Jägerschaft zu überrumpeln.
Der LJV Brandenburg appelliert an seine Mitglieder, dem Ansinnen der Behörde nicht zu folgen. Eine verstärkte Einzelbejagung des Schwarzwildes hingegen diene der Seuchenprävention und sei zu befürworten. „Jeder, wirklich jeder, möchte das Eindringen der ASP nach Deutschland verhindern. Doch sie nun durch die Oberste Jagdbehörde als Schutzschild zu verwenden, um auf diese Weise gleich noch mal einige andere Waldbewohner zu erlegen, die man gerne loswerden möchte, ist ein hinterlistiger Schachzug, der auf dem Rücken der Wildtiere ausgetragen werden soll“, appelliert der Landesjagdverband. mil
Geflügelpest in Brandenburg nachgewiesenGefahr in Verzug: Bei einer verendeten Blessgans im Landkreis Spree-Neiße wurde der Geflügelpest-Erreger H5N8 nachgewiesen. Es ist der erste bestätigte Fall in Deutschland.
In Brandenburg ist bei einem verendeten Wildvogel (Blessgans) der Geflügelpest-Erreger H5N8 nachgewiesen worden. Der Fundort befindet sich im Landkreis Spree-Neiße nahe der polnischen Grenze, teilte das Verbraucherschutzministerium am Montagnachmittag mit.
„Ein Grund für die Anordnung weitergehender Schutzmaßnahmen für die Hausgeflügelhaltungen besteht unter Berücksichtigung der Risikoeinschätzung des Friedrich-Loeffler-Institutes aktuell nicht“, informierte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher. „Wir beobachten das Seuchengeschehen sehr aufmerksam. Das fortlaufende Geflügelpest-Monitoring bei Hausgeflügel und Wildvögeln in Brandenburg wird jetzt deutlich intensiviert. Zur Verhinderung der indirekten Einschleppung des hoch ansteckenden Erregers sind alle Geflügelhalter aufgefordert, die vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen in den Betrieben zu überprüfen und zu verstärken.“
Darüber hinaus sollten Hobbyhalter sicherstellen, dass die Ein- und Ausgänge zu den Ställen gegen unbefugten Zutritt gesichert sind, die Ställe oder sonstigen Standorte des Geflügels von fremden Personen nur mit betriebseigener Schutz- oder Einwegkleidung betreten werden und eine betriebsbereite Einrichtung zum Waschen der Hände sowie eine Einrichtung zur Desinfektion der Schuhe vorgehalten wird, heißt es vonseiten des Ministeriums.
Die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI, auch: Geflügelpest) ist eine anzeigepflichtige Tierseuche des Geflügels. Der Subtyp H5N8 breitet sich seit Jahresbeginn sehr schnell in Osteuropa aus (unter anderem in Polen). Der Fund in Spree-Neiße ist aktuell der erste von einem Labor nachgewiesene und amtlich bekannte Fall in Deutschland.
Das Brandenburger Verbraucherschutzministerium hat das positive Laborergebnis heute unverzüglich per Einzelfall-Meldung dem Bundeslandwirtschaftsministerium und den anderen Ländern mitgeteilt. Das Risiko eines Eintrages des Geflügelpesterregers in die Hausgeflügelbestände durch direkte Kontakte mit Wildvögeln wird durch das Friedrich-Loeffler-Institut aktuell als gering eingestuft.
Infektionen des Menschen mit H5N8 sind bisher nicht bekannt.
Wolfabschuss vor GerichtIn einem Eilverfahren prüft das Verwaltungsgericht Gera, ob in Thüringen eine problematische Wölfin entnommen darf. Zwei Naturschutzverbände klagen gegen die erteilte Genehmigung.
Erwartungsgemäß haben die Thüringer Landesverbände des Naturschutzbundes (Nabu) und des Bundes für Naturschutz Deutschland (BUND) Klage gegen die Abschussgenehmigung für die Thüringer Wölfin eingereicht. Das Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) gab nach nur fünf Tagen Prüfung am 23. Dezember 2019 dem Antrag des Umweltministeriums auf letale Entnahme der Problemwölfin um den Truppenübungsplatz Ohrdruf statt. Erteilt wurde die sofort vollziehbare Erlaubnis befristet bis zum 30. April 2020.
Das zuständige Verwaltungsgericht Gera will nun bis spätestens Anfang Februar in einem Eilverfahren die Rechtmäßigkeit der Genehmigung prüfen. Auf Bitten des Gerichts werde das Umweltministerium bis zur Eilentscheidung die Bemühungen zum Abschuss des Tieres aussetzen, sagte ein Sprecher.
Die klagenden Verbände argumentieren, dass die Ausnahmegenehmigung zum Abschuss nicht nur die standorttreue Wölfin ins Visier nehme. Der versehentliche Abschuss eines seit letztem Jahr dort vorkommenden Wolfes werde in Kauf genommen. Zudem würden Anforderungen aus dem FFH-Schutzrecht nicht beachtet. Zielführende Maßnahmen des Herdenschutzes, wie der Einsatz von Herdenschutzhunden, würden nicht konsequent umgesetzt.
Aus Sicht des von den Grünen geführten Umweltministeriums in Thüringen seien die wirtschaftlichen Schäden rund um den Standortübungsplatz Ohrdruf inzwischen erheblich und drohten weiter anzuwachsen. Allein im vorigen Jahr fielen dort über 180 Weidetiere dem Raubtier zum Opfer, trotz in etlichen Fällen nachweislich optimalem Herdenschutz. Bei großen schafhaltenden Betrieben wären etwa „bis zu zehn oder gar noch mehr Herdenschutzhunde notwendig“. Neben dem erheblichen finanziellen Aufwand für die Unterhaltung der Hunde, die die Schäfer selbst tragen müssten, stünden dabei logistische und tierschutzrechtliche Fragen im Raum.
Unberührt von der genannten Klage bleibt die Abschussgenehmigung für die 2019 geborenen fünf Jungtiere der Wölfin. Wie schon der erste Wurf im Jahr 2017 sind diese Wolf-Hund-Hybride.
Ökoferkel: Extraportion ZuckerDie Niederländer Jan und Wilco Harmsen haben deutsche und heimische Ökolandwirte in ihre Ställe gelassen und gezeigt, wie sie Ökoferkel auf höchstem Niveau erzeugen. Vitale Genetik, gesunde Tiere und eine gute Beratung sind die Basis.
Das müssen wir auch so machen“, sagte ein Teilnehmer beim Betriebsbesuch des Ferkelerzeugers Harmsen in Hengelo in den Niederlanden, als er die doppelt angebrachten Streifenvorhänge am Ausgang des Ferkelaufzuchtstalles sah. Wegen solcher Anregungen machen Landwirte gerne Betriebsbesuche bei Kollegen. In diesem Fall war es eine Exkursion im Vorfeld der Tagung Bio-Schweine des Aktionsbündnis Bioschweinehalter Deutschland im November letzten Jahres.
Im Sommer 2001 ist Jan Harmsen mit seiner Frau in die Ökosauenhaltung eingestiegen. Angefangen haben sie mit 160 Sauen. Die Vermarktung der Ökoferkel und auch der Altsauen, die Harmsen produziert, erfolgen über „De Groene Weg“ (Der grüne Weg). De Groene Weg ist die Biofleisch-Tochtergesellschaft von Vion Food. Das Unternehmen ist mit 3.000 geschlachteten Mastschweinen pro Woche Marktführer im niederländischen Biofleischsektor und einer der größten in Europa. Es gibt zwei Schlachthöfe in den Niederlanden, die die Tiere für De Groene Weg schlachten. Grundlage der Tierproduktion ist die EU-Bio-Verordnung.
Harmsen weiß schon im Voraus, was er für seine Ökoferkel bekommt, die er an fünf Mäster liefert. Einmal pro Quartal werden die Preise in Abhängigkeit von der Marktentwicklung und den Futterkosten durch die Vermarktungsorganisation De Groene Weg festgesetzt. Bei unserem Betriebsbesuch lag der Preis bei etwa 110 € pro Ferkel plus 4 € für die Impfung. Bei den Mastschweinen lag der Preis zu der Zeit bei 3,05 €/kg Schlachtgewicht inklusive Mehrwertsteuer. Mit Qualitätszuschlägen konnten die Mäster für ihre Tiere 3,30 €/kg erreichen. Angebot und Nachfrage werden in Absprache mit De Groene Weg aufeinander abgestimmt.
Auf Wunsch der Biovermarktungsorganisation hat der Ferkelerzeuger im Jahr 2007 auf 250 Sauen aufgestockt. Seit vier Jahren halten sie 320 Sauen. Angefangen haben sie mit Sauen der Linie TN50 von Topigs. Die TN50 ist eine robuste, nachhaltige Sau mit gutem Gesäuge und hoher Milchleistung. 2005 hat der Betrieb 40 Sauen zugekauft und damit die Grippe in den Bestand geschleppt. Vorher lag die Leistung bei 29 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr. Mit der Grippe verschlechterte sich der Wert auf 27,5. Seitdem werden sämtliche Jungsauen selbst aufgezogen. Die Muttersauen sind eine Kreuzung aus TN50 und Edelschwein. Sie werden besamt mit der Sauenlinie TN60 von Topigs. Das Ergebnis sind nicht so kleine Ferkel und homogene Würfe.
Die Tiere werden geimpft gegen Mycoplasma, PRRS, E.coli-Diarrhoe, Parvovirose und Rotlauf. Zweimal pro Jahr erfolgt eine Blutuntersuchung. Es wird untersucht auf Mycoplasma, PRRS, Circovirus und Actinobacillus pleuropneumoniae (APP). Der Gesundheitszustand der Tiere ist seit Jahren gut, und damit auch wieder das Leistungsniveau. Der Betrieb hat durchschnittlich 15 geborene Ferkel pro Wurf und kommt auf 2,2 Würfe pro Sau und Jahr bei einer Säugezeit von 42 Tagen. Das sind Leistungswerte, die so mancher konventionelle Betrieb nicht erreicht und die Durchschnittswerte deutscher Biosauenhalter sind weit davon entfernt. Die Arbeit erledigen Jan Harmsen und sein Sohn Wilco zusammen mit zwei Mitarbeitern, wobei Jan nur vier Tage die Woche arbeitet. Zum Betrieb gehören 10 ha Ackerland und 3 ha Grünland. Das Grünland liegt direkt am Betrieb.
Die tragenden Sauen halten die Ferkelerzeuger in einem umgebauten Rinderstall, der an drei Seiten offen ist. Die Tiere haben zusätzlich einen betonierten Auslaufbereich und bis Ende November die Möglichkeit, täglich bis 17 Uhr auf die Weide zu gehen. Es gibt keine Abruffütterung, sondern alle Sauen werden zur gleichen Zeit über eine Rohrfütterung gefüttert. „Dann ist einmal Unruhe und später Ruhe“, begründet Wilco Harms diese Art der Fütterung. Zusätzlich bekommen die tragenden Sauen Grassilage in Raufen als Raufutter zur freien Aufnahme. Im Sommer fressen sie davon weniger, im Winter dafür etwas mehr. Das Gras für die Silage wird morgens gemäht und am gleichen Tag in Rundballen einsiliert. Der Fütterungsberater Bennie Rupert vom Biofuttermittelhersteller Reudink ergänzte dazu: „Die Silage muss feucht sein, zu trocken wird sie nicht gerne gefressen.“
Die Jungsauen werden im Quarantänestall aufgezogen, kommen dann mit 160–170 kg Gewicht in den Deckstall und werden anschließend in die Herde der tragenden Tiere eingegliedert.
Vor dem Ausgang zum Auslauf hat die Abferkelbucht einen Bereich mit Spaltenboden. Das ist eher selten in den Niederlanden. „80 Prozent der Sauen nutzen den Auslauf draußen als Toilette“, erklärt Wilco Harms, der nicht auf den Spaltenboden verzichten möchte, denn erstens benötigt er weniger Stroh und zweitens hat er weniger Arbeit. Die ersten drei Tage werden die Abferkelbuchten eingestreut mit einem Gemisch aus kurz gehäckseltem Weizenstroh und Kalk.
Das kurze Stroh behindert weniger den Säugevorgang und durch den Kalk trocknet der Nabel schnell. Danach kommt längeres Stroh in die Buchten. Die Breite der Boxen beträgt 2,2 x 3,8 m. Sie müssen 7,5 m2 Fläche haben, bei ihm sind es über 8 m2. Der Auslauf hat 4 m2, das ist 1 m2 mehr wie gefordert.
Dank einer Überdrucklüftung, bei der die frische Luft über die Gänge in den Stall gelangt und über die Ausgänge der Buchten verbrauchte wieder entweicht, herrscht ein angenehmes Klima. Die Tierverluste im Abferkelbereich liegen bei 14 bis 15 %. Es wird sehr selten Geburtshilfe geleistet. Am dritten Tag werden die Ferkel kastriert, geimpft und mit Eisen versorgt. Die Narkose mit Kohlendioxid erfolgt mit dem Gerät Pigsleeper. Kurz vorher erhalten die Ferkel eine halbe Dosis Schmerzmittel. Eine variable, etwa 15 cm hohe Stange in der Mitte der Abferkelbox bietet der Sau eigentlich nur eine optimale Liegeposition. Dazu muss sie am besten rückwärts „einparken“.
Die Sauen bekommen ab dem ersten Tag im Abferkelstall bis zum ersten Tag nach dem Wurf ein spezielles PreLacto-Futter für einen geschmeidigen Kot, damit die Geburt leichter vonstatten gehen kann. Danach erhalten sie Futter für laktierende Sauen. Alle sechs Wochen kommt der Zuchtberater von Topigs und sucht mit dem Betrieb zusammen die Würfe und Ferkel für die zukünftigen Zuchtsauen aus. Dabei spielt die Muttersau natürlich eine große Rolle. Die Auswahl erfolgt beim dritten Wurf der Sau.
Neben dem Zuchtberater kommt regelmäßig der Fütterungsberater von Reudink auf den Betrieb, um auch futtertechnisch die Bedürfnisse der Tiere und die Ziele der Ferkelzüchter bestmöglich zu befriedigen. Im Ferkelaufzuchtstall werden bis zu 55 Tiere in einer Bucht gehalten. Für alle Tiere in diesem Stall gibt es eine Futtersorte. Zweimal im Jahr werden die Streifenvorhänge, die auf beiden Seiten der Ausgänge – also innen und außen – angebracht sind, in Abferkel-, Deck- und Quarantänestall repariert bzw. ersetzt. Von Türen an den Ausgängen hält Wilco Harms nichts, denn für ihn ist die Gefahr zu groß, dass die Türen manchmal nicht richtig schließen, und die Tiere deshalb Zug bekommen. Das darf seiner Meinung nach auf keinen Fall passieren.
Montags werden die Ferkel von der Sau abgesetzt. Die Sauen kommen dann in den Deckstall. Die meisten davon werden Donnerstags besamt. Im Deckstall erhalten die Tiere ein spezielles energiereiches Futter, um besser in die Rausche zu kommen. Die Jungsauen vom ersten Wurf bekommen drei bis vier Tage vor dem Absetzen eine zusätzliche Portion Zucker (bis 500 g), natürlich Bioqualität, für eine höhere Fruchtbarkeit. Wilco Harmsen strebt hauptsächlich aus Arbeitszeitgründen nur eine Besamung pro Trächtigkeit an.
Die Remontierungsquote liegt bei 45 %. Harmsen hält lieber ein paar mehr Jungsauen vor, sodass er nicht in die Bredouille kommt, Jungsauen zukaufen zu müssen. Die Gefahr der Einschleppung von Krankheiten ist ihm zu groß.
Hofgeflüster Sachsen: Ein Projekt erklärt die LandwirtschaftNicht nur Agrarfachkräfte und der Berufsnachwuchs sollen in Köllitsch etwas lernen. Auch Laien will das LVG Wissenszuwachs ermöglichen – mit dem multimedialen Angebot „Hofgeflüster“.
Auch 2019 war die Trockenheit ein bestimmendes Thema im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch. Mit 372 mm wurden nur knapp 50 mm mehr Niederschlag gemessen, als im Dürrejahr 2018. Das blieb nicht ohne Konsequenzen für die Erträge. Beim Futter Vorsorge zu treffen, zahlte sich deshalb aus: Von der deutlich ausgeweiteten Maisanbaufläche (160 ha) wurde dank eines gegenüber 2018 leicht besseren Ertrages so viel geerntet, dass man die Silos füllen und sogar noch eine kleine Menge an einen Nachbarbetrieb abgeben konnte.
Beim Futter sei er daher zuversichtlich, den Anschluss an die nächste Ernte zu finden, so LVG-Leiter Ondrej Kunze. Die Dürresituation hat sich indes noch nicht wirklich entspannt. „Wir sind froh über jeden Tropfen Regen“, sagt er. Auch wenn die oberste Bodenschicht nach dem Regen der letzten Wochen gut durchfeuchtet ist – darunter ist es nach wie vor trocken.
Unbedingt trocken bleiben hingegen soll es in Köllitsch unter dem Dach der neuen Trainingshalle. Gebaut worden ist die mit Windschutznetzen versehene Offenhalle mit einer Grundfläche von 30 x 70 m im vergangenen Jahr. Sie bietet seit wenigen Wochen für den Bereich der Aus- und Weiterbildung die Möglichkeit, wetterunabhängig Feldarbeiten wie Pflügen, Düngen oder Pflanzenschutzbehandlungen zu üben. Damit entfallen Einschränkungen, die es in der Vergangenheit unter freiem Himmel auf dem sogenannten ÜBA-Acker gab, der von Teilnehmern der Überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA) genutzt wird – etwa, wenn der Boden nach Niederschlägen nicht befahrbar war.
Nicht nur Agrarfachkräfte und der Berufsnachwuchs sollen in Köllitsch etwas lernen. Auch interessierten Laien will das LVG Wissenszuwachs ermöglichen. Und dies auf multimedialem Wege. Noch im Vorjahr ist auf den Internetseiten des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) das neue Angebot „Hofgeflüster“ online gegangen, das Verbrauchern ermöglichen soll, sich ein objektives Bild von moderner Landwirtschaft zu machen.
Zum Feldbau und zur Milchproduktion wurden Texte, Bilder und Videoclips erstellt, in denen einzelne Aspekte fachlich fundiert, aber allgemeinverständlich erklärt werden. Dabei geht es etwa um die Frage, warum Gülle auf dem Feld ausgebracht wird, wie Pflanzenschutzbehandlungen erfolgen und auf welchem Wege Landwirte zum Naturschutz beitragen – und dies alles authentisch von Mitarbeitern vorgetragen. Das im Rahmen der sächsischen Innovationsinitiative simul+ entstandene Angebot kann über über den Internetauftritt des LfULG oder die Plattform YouTube abgerufen werden.
Lehr- und Versuchsgut Köllitsch
Über das neue Online-Angebot hinaus wird das LVG in diesem Jahr für interessierte Besucher „Landwirtschaft zum Anfassen“ bieten: Am 13. Juni soll zum zweijährlich stattfindenden Hoftag auf den Betrieb geladen werden, bei dem es unter anderem um die Schwerpunkte Digitalisierung, Berufliche Bildung und Umweltschutz im Landwirtschaftsbetrieb geht und mit einer Tierschau ein Höhepunkt für Fach- und Laienpublikum geboten wird.