Der Deutsche Tierschutzbund droht, Julia Klöckner wegen der geplanten Änderungen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung zu verklagen. Im Bundeslandwirtschaftsministerium hat man dafür wenig Verständnis – und spricht von einem „PR-Gag“.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium sieht die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tierschutzbund infrage gestellt, weil der Verband wegen der geplanten Änderung der Tierschutz-Nutztierverordnung mit einer Klage gegen Ressortchefin Julia Klöckner gedroht hat.
Ein Sprecher des Ministeriums erklärte, es sei fraglich, wie sich Verbandspräsident Thomas Schröder eine „konstruktive Zusammenarbeit im Sinne der Sache“ vorstelle.
Er äußerte Verständnis dafür, dass Schröder „im Orchester der vielen Tierschutzaktivisten und Nichtregierungsorganisationen Schlagzeilen produzieren und seine Mitglieder mit extremen Vorgehensweisen bedienen muss“. Eine Klage gegen Klöckner persönlich sehe jedoch eher nach einem „PR-Gag“ aus.
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Die Lammfleischpreise sind im Keller, eine Weidetierprämie nicht in Sicht. Im Interview spricht Knut Kucznik, Vorsitzender des Schafzuchtverbandes Berlin Brandenburg e.V., über die schwierige Situation vieler Schäfer – und zeigt sich kämpferisch.
Die Schäfer stehen nicht nur hierzulande mit dem Rücken zur Wand. Der Markt für Lammfleisch ist zusammengebrochen, Betriebsaufgaben mehren sich, Schäfervereine lösen sich auf. Kann man in solch einer Situation noch zuversichtlich in das neue Jahr blicken?
Ich bin geborener Optimist, und der bleibe ich. Zweifellos ist die Situation ernst. Doch wer nicht kämpft, hat schon verloren. Ich jedenfalls möchte nicht der Vorsitzende eines Verbandes sein, der tatenlos zugeschaut hat.
Anfang des Jahres gibt es ein erstes Gespräch des Schafzuchtverbandes mit dem neuen Landwirtschaftsminister Brandenburgs geben. Was versprechen Sie sich davon?
Ich habe genau hingehört, was Axel Vogel auf der jüngsten Klausurtagung des Landesbauernverbandes erklärt hat. Danach braucht er Vorschläge, wie er uns helfen kann. Die werden wir liefern, und wenn er entscheidet, dass wir wirklich gerettet werden sollen, hat er eine Vorlage.
Worum geht es da vor allem?
Wir wollen keine Almosen, sondern eine wirksame Hilfe zur Selbsthilfe. Damit meine ich eine angemessene Vergütung unserer Leistungen bei der Landschaftspflege. Bei der geht es ja um weit mehr als nur darum, die Flächen freizuhalten und vor Verbuschung zu schützen. Wir sorgen zugleich dafür, dass Boden, Wasser und Luft reingehalten werden, Kohlendioxid gebunden und die Artenvielfalt erhalten wird. Das muss anerkannt werden. Nur so kann es gelingen, den weiteren Rückgang der Schafhaltung zu stoppen.
Was bedeutet das finanziell?
Zunächst muss die Förderobergrenze für den Vertragsnaturschutz fallen. Derzeit erfolgt eine Kappung bei 450 Euro pro Hektar. Das steht in keinem Verhältnis zu dem damit verbundenen Aufwand. Zudem wünschen wir uns, dass sämtliche Schafweiden auf Grundlage des „Programms Grünland nach lokal etablierter Praxis“ vergütet werden.
Hilfe zur Selbsthilfe kann nur funktionieren, wenn bessere Erlöse auf dem Markt erzielt werden. Das aber scheint mir derzeit ein Wunschdenken zu sein.
Wir haben darüber ausgiebig auf dem Schaftag in Groß Kreutz diskutiert. Wie unser Referent vom Thünen-Institut Braunschweig berichtete, gehen Länder wie Spanien ganz anders heran. Dort wird die Vermarktung stark gefördert, und unsere Berufskollegen haben ein deutlich besseres Einkommen. Wir erwarten, dass in Deutschland und vor allem in den Bundesländern ein Umdenken erfolgt. Projekte wie das der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde sollten unbedingt unterstützt werden.
Was hat es damit auf sich?
Bei diesem Vorhaben geht es zunächst darum, anhand von Umfragen die Marktpotenziale für hiesiges Lammfleisch zu ermitteln. Gemeinsam mit Schäfereien sollen aktuelle Herausforderungen analysiert und Qualitätskriterien aufgestellt werden. Nächster Schritt wäre dann, eine Probevermarktung zu starten und wissenschaftlich zu begleiten. Ich halte das für eine Chance, die wir unbedingt nutzen sollten. Dazu braucht es allerdings Unterstützung und die gesicherte Bereitschaft von Betrieben, am Projekt mitzuarbeiten.
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Es gab vor Jahren ja schon eine Erzeugergemeinschaft „Märkisches Lammfleisch“, die aus verschiedenen Gründen jedoch nicht funktionierte. Haben Sie keine Sorge vor einer erneuten Enttäuschung?
Es muss ein ganz neuer Ansatz für die Werbung her. In einer Zeit, wo der Fleischverbrauch immer kritischer hinterfragt wird, können wir uns nicht hinstellen und dazu auffordern, mehr Lammfleisch zu essen. Wir sollten aber aufzeigen, was regionale Schafhaltung für die Umwelt bedeutet. Und dass es für jene, die sich den Fleischverzehr nicht versagen wollen, allemal besser ist, sich für hiesiges Lammfleisch zu entscheiden. Denn das ist im Unterschied zu dem aus Neuseeland nicht um die halbe Erde transportiert worden. Wir sehen auch Brandenburgs Marketingverband pro agro als einen wichtigen Partner, um hier neue Wege zu gehen.
Wie wir hörten, soll es demnächst einen sogenannten Kulturlandschaftsbeirat geben. Kann der auf die Mitwirkung Ihres Verbandes bauen?
Unbedingt. Uns liegt viel daran, die Betreuer von Schutzgebieten mit den Schäfern zusammenzubringen. Bislang wissen beide noch viel zu wenig voneinander. Wenn sie aber richtig vernetzt sind, ergeben sich ganz andere Möglichkeiten, schützenswerte Flächen auf natürliche Weise zu pflegen. Eine Variante könnte darin bestehen, Schafweide auch auf Waldflächen zu praktizieren.
Die Beweidung von Solarparks könnte eine lukrative Erwerbsquelle für Schäfer sein, ist es aber derzeit nicht. Wie kann man das ändern?
Es gibt einige wenige Betreiber von Solarparks, die den Wert der natürlichen Beweidung erkannt haben und angemessen vergüten. Das muss sich herumsprechen. Hilfreicher wäre, wenn der Staat hier stärker eingreift, indem er Betreiber entsprechend in die Pflicht nimmt.
Welche Höhepunkte wird es 2020 für den Verband geben?
Ganz obenan stehen die Teilnahme an der BraLa im Frühjahr und am Landesleistungshüten, voraussichtlich am zweiten Septemberwochenende in Altlandsberg. Nicht zu vergessen die regionalen Zuchtveranstaltungen, Körungen und Auktionen. In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass wir seit Anfang Januar einen neuen Zuchtleiter haben: Christoph-Johannes Ingelmann aus Sachsen-Anhalt. Wir freuen uns auf eine enge Zusammenarbeit!
Wie steht es um die Mitgliederzahl im Verband?
Wir haben aktuell 333 Mitglieder. Unser jüngstes Mitglied ist eine erst Dreizehnjährige aus dem Landkreis Oder-Spree. Das lässt doch hoffen!
Die Fragen stellte Wolfgang Herklotz
Agrarstatistik: Landwirtschaft in Zahlen4233 Betriebe, 1,16 ha Ackerland, über drei Millionen Tonnen Getreide bei der Ernte – das Statistische Landesamt hat neue Zahlen zur Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt vorgelegt. Überraschend ist die hohe Zahl der Schweine.
Anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin hat das Statistische Landesamt neue Zahlen zur Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt veröffentlicht. 2019 bewirtschafteten danach 4.233 Betriebe eine landwirtschaftliche Nutzfläche von insgesamt 1,16 Mio. ha. Davon waren 84,9 % Ackerland (985.900 ha) und 14,9 % Dauergrünland (173.000 ha). Hinzukommen etwa 1,500 ha Baum- und Beerenobstfläche sowie rund 700 ha Rebland.
Von besonderer Bedeutung war der Anbau von Winterweizen (in 2.496 Betrieben auf 333.500 ha Fläche), Wintergerste (1.756 Betriebe, 108.700 ha) und Silomais (1.633 Betriebe, 154.300 ha). Die Landwirte fuhren nach vorläufigen Ergebnissen im Vorjahr eine Ernte von etwa 3,108 Mio. t Getreide ein, darunter 1,914 Mio. t Winterweizen und 663.954 t Wintergerste, sowie von 4,108 Mio. t Silomais und 2,549 Mio. t Zuckerrüben. Die Obstbauern ernteten 12.975 t Äpfel, 2.040 t Süßkirschen und 1.196 t Pflaumen.
Im November 2019 wurden landesweit auf den Höfen neben anderen Nutztieren 312.999 Rinder, darunter 113.048 Milchkühe, sowie nach vorläufigen Angaben etwa 1,134 Millionen Schweine, 67.100 Schafe und rund 1,8 Millionen Legehennen gehalten.
Die aktuellsten verfügbaren Angaben der Agrarstatistik zur Gemüseproduktion stammen aus dem Jahr 2018. Größere Erntemengen konnten in jenem Jahr bei Möhren (53.624 t), Speisezwiebeln (22.934 t) und Knollensellerie (2.369 t) im Freiland erzielt werden. Die einheimischen Weinerzeuger konnten sich über Erntemengen von 25.248 hl Qualitäts- und 14.742 hl Prädikatswein freuen. Insgesamt wurden 29.649 hl Weißwein und 10.342 hl Rotwein produziert. fi
Düngerecht: Alternativlose VerordnungIn Berlin gehen die Auseinandersetzungen um ein verschärftes Düngerecht weiter. Doch in der Union mahnen bereits Stimmen, bei Landwirten keine falschen Hoffnungen zu wecken.
Politiker sollten den anlässlich der Grünen Woche in Berlin demonstrierenden Landwirten nicht das Blaue vom Himmel versprechen. Das findet der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann. Er mahnt einen fairen und ehrlichen Umgang an. „Die demokratischen Parteien sind aufgerufen, ein realistisches Bild aufzuzeigen“, erklärte der CDU-Politiker.
Ausdrücklich warnt Stegemann vor falschen Erwartungen an die geplante Änderung der Düngeverordnung. „Wir werden ein Urteil des obersten Europäischen Gerichts nicht umkehren oder aussetzen können“, bekräftigt der Unionsabgeordnete. Unabhängig von der aus seiner Sicht unabweislichen Änderung der Düngeverordnung sollte nach Auffassung von Stegemann das
Bundesumweltministerium gemeinsam mit den Bundesländern ergebnisoffen prüfen, ob das Nitratmessstellennetz und die entsprechenden Messmethoden in der jetzigen Form ausreichen und wie die Messungen in anderen EU-Mitgliedstaaten gehandhabt werden. Gleichzeitig sei die Politik gefordert, den Instrumentenkasten der Landwirte zu erweitern, „zum Beispiel indem wir innovative Pflanzenschutzmittel endlich schneller zulassen oder ernsthaft darüber nachdenken, wie
wir neue Züchtungsmethoden erlauben können“.
Für die angekündigten Proteste zeigt Stegemann Verständnis: „Es ist nur konsequent und richtig, dass Landwirtinnen und Landwirte die Chance ergreifen und beabsichtigen, im Umfeld der Grünen Woche zu demonstrieren, um so auf ihre Belange aufmerksam zu machen.“ Ansonsten, so der Abgeordnete, würden nur die bunten Bilder der Wir-haben-es-satt-Kundgebung gezeigt, „die insbesondere von Nichtregierungsorganisationen getragen und ausgerichtet wird und die letztlich von der Skandalisierung der Themen leben.“
Die CSU-Landesgruppe im Bundestag hat vor der Abstimmung ihre Position zur Düngeverordnung auf der Klausurtagung in Kloster Seeon bestimmt. In einem Beschluss fordert sie eine „Düngeverordnung auf wissenschaftlicher Basis“. Zugleich betonen die Abgeordneten die Notwendigkeit, die hohe Grundwasserqualität zu schützen. Nachdem in Bayern eine Überprüfung und Ausweitung des Nitratmessnetzes erfolge, erwarte man das Gleiche in ganz Deutschland. „Nur belastbare, akzeptierte und repräsentative Messergebnisse sind als Grundlage einer zielgerichteten Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie in Deutschland geeignet“, heißt es in dem Papier.
Falls Bewirtschaftungsbeschränkungen notwendig seien, müssten diese finanziell ausgeglichen werden. Gleichzeitig erteilen die Christsozialen ungerechtfertigten und einseitigen Belastungen für die Bauern eine Absage. In ihrem Papier bekräftigt die CSU ihr Leitbild des bäuerlichen Familienbetriebes, „der achtsam mit seinen Tieren und der Umwelt umgeht.“
Nach Auffassung des agrarpolitischen Sprechers der AfD-Bundestagsfraktion, Stephan Protschka, würde eine weitere Verschärfung der Düngeverordnung das Höfesterben stark beschleunigen. Bereits heute litten die heimischen Landwirte enorm unter dem gewaltigen Bürokratieaufwand und dem „Regulierungswahn von EU, Bund und Ländern“. Einen pauschalen Düngungsabschlag von 20 % in den roten Gebieten hält Protschka für eine „ideologische Forderung“. Vor einer erneuten Verschärfung der Düngeregeln müsse die Bundesregierung erst eine Evaluierung der bei der Novelle von 2017 durchgeführten Maßnahmen vornehmen.
Sowohl der Bayerische Bauernverband (BBV) als auch der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd (BWV) forderten ihre jeweiligen Landesregierungen auf, dem Verordnungsentwurf der Bundesregierung zur Novelle der Düngeverordnung im Bundesrat nicht zuzustimmen.
AGE/RED
Regierungsbildung: Landwirtschaft ist ZankapfelLinke, SPD und Grüne in Thüringen streiten über die Ressortverteilung. Ihre Verhandlungen darüber sind unterbrochen worden. Der rot-rot-grüne Koalitionsvertrag dagegen steht.
Während das Dreierbündnis Linke, SPD und Grünen am Freitag sein fertiges Regierungsprogramm vorstellte, wurden die Verhandlungen über die Verteilung und den Zuschnitt der Ministerien bis zur nächsten Woche vertagt. Streitpunkt ist das Agrarministerium: Die Grünen hatten bereits im Landtagswahlkampf 2019 Ansprüche auf das von den Linken geführte Ressort angemeldet. Diese hingegen bekräftigen, die Verantwortung für die Landwirtschaft nicht abgeben zu wollen.
Als Rot-Rot-Grün 2014 die von der CDU geführte große Koalition ablöste, versprach Ministerpräsident Bodo Ramelow dem Thüringer Bauernverband (TBV), dass die Landwirtschaft nicht den Grünen zufällt. Seinerzeit wurde das Agrar- und Umweltministerium aufgespalten. Es entstand das neue Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft.
Der Koalitionsvertrag
Auf gut 60 Seiten formulieren Linke, SPD und Grüne ihre Regierungsziele für Thüringen.
Zur gemeinsamen Demo von „Land schafft Verbindung“ und Thüringer Bauernverband (TBV) am 15. Januar vor dem Landtag in Erfurt, hatte der TBV in seinem Mitgliederaufruf unmissverständlich formuliert, ein von den Grünen geführtes Agrarministerium abzulehnen.
Den Plänen nach will sich Ministerpräsident Bodo Ramelow im Februar mit einfacher Mehrheit vom Landtag wiederwählen lassen. Nach dem Verlust der Mehrheit – SPD und Grüne büßten bei der Landtagswahl im vorigen Oktober Stimmen ein – strebt das rot-rot-grüne Bündnis die Bildung einer Minderheitsregierung an. FH
Zu den Demonstrationen am Freitag kamen in vielen deutschen Städten tausende Landwirte zusammen und äußerten lautstark ihre Kritik an der Agrar- und Unweltpolitik. In Niedersachsen gab es einen politischen Erfolg zu feiern.
In ganz Deutschland haben am Freitag mehrere tausend Landwirte erneut auf ihre angespannte Lage aufmerksam gemacht und ihre Forderung nach einem Kurswechsel in der Agrarpolitik bekräftigt. Nach Schätzungen der Initiative „Land schafft Verbindung Deutschland“ (LsV), die zu den Protestkundgebungen aufgerufen hatte, dürften heute bundesweit Bauern mit insgesamt rund 20.000 Schleppern auf die Straße gegangen sein.
Laut Angaben von LsV-Mitgründer Dirk Andresen versammelten sich allein in Nürnberg mindestens 10.000 Landwirte mit bis zu 5.000 Traktoren. In Hannover und Bremen sollen es jeweils rund 2.500 Traktoren gewesen sein. Zudem sind Landwirte aus Brandenburg mit gut 500 Schleppern nach Berlin gekommen. Bauern in Rheinland-Pfalz wollten von Mainz über Wörrstadt nach Alzey die längste Traktorenkette der Welt bilden.
Andresen erneuerte zu Beginn der Berliner Demonstration seine Kritik an der geplanten Verschärfung der Düngeverordnung. Er erinnerte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner an ihre eigenen Worte, wonach die Nahrungsmittelerzeugung zur weltweiten Ernährungssicherung künftig um 70 % steigen müsse. Es sei vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehbar, dass deutsche Landwirte die Nährstoffversorgung ihrer Kulturen deutlich senken sollten, wisse man doch, dass der Ertrag zu fast 50 % aus der Düngung komme, so der Landwirt aus Schleswig-Holstein. Er rief Klöckner auf, sich vor die Bauern zu stellen und sich für eine „fachgerechte Landwirtschaft“ und eine Binnendifferenzierung bei den Auflagen stark zu machen.
Andresen konnte in puncto Düngenovelle auch einen ersten Erfolg aus Hannover vermelden. Nach Angaben der dortigen Demo-Leitung hat die niedersächsische Landesregierung angekündigt, dem betreffenden Entwurf im Bundesrat nicht zustimmen zu wollen. Neben der Regulierung der Düngung standen auf den Demonstrationen in ganz Deutschland auch die aus Sicht der Landwirte zu niedrigen Preise für Lebensmittel und das Handelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten im Fokus der Kritik.
Zur Kundgebung am Ernst-Reuter-Platz in Berlin waren neben Bundespolitikern wie Carina Konrad (FDP) und Amira Mohamed Ali (Linke), die ihre Solidarität mit den Landwirten bekräftigten, auch mehrere Landwirte gekommen. Brandenburgs Bauernpräsident und Bio-Landwirt Henrik Wendorff äußerte sich zur Ausweisung der Roten Gebiete: Für ihn sie notfalls auch der Klageweg denkbar, sollten Landwirte die getroffene Ausweisung als unrechtmäßig ansehen.
Als einer der Organisatoren der am Samstag (18. Januar) stattfindenden „Wir haben es satt“-Demo war Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) geladen. „Wir haben gemeinsame Interessen“ und „lassen uns nicht auseinanderdividieren“, stellte er klar. Auf der morgigen Demo wird daher ebenfalls ein Vertreter von LsV auf dem Podium der Kundgebung vertreten sein.
Auch in den anderen östlichen Bundesländern gingen Bauern für eine bessere Agrarpolitik auf die Straße. Bereits am Mittwoch hatten Hunderte Thüringer Landwirte vor dem Landtag in Erfurt demonstriert. In Dresden waren schon in den frühen Morgenstunden schätzungsweise 1.000 Traktoren unterwegs. Die Demonstranten sammelten sich vor der Staatskanzlei. Zu ihnen sprach Wirtschaftsminister Martin Dulig, Agrarminister Wolfram Günther war bereits auf der Grünen Woche in Berlin.
In Magdeburg übergaben Hunderte demonstrierenden Bauern ein Zukunftspapier von „Land schafft Verbindung“ an Agrarministerin Claudia Dalbert. Danach verteilten sie vor dem Hauptbahnhof Informationsblätter an Passanten. Außerdem kam es zu Gesprächen mit Redaktionsvertretern am Sitz der „Volksstimme“.
In Mecklenburg-Vorpommern fuhren am Nachmittag bis in den Abend rund 600 Landwirte mit ihren Traktoren auf vier Rundkursen jeweils ein Treckerkorso von zum Teil mehreren Kilometern Länge. Laut Rundfunkmeldungen kam es zu Verkehrsbehinderungen. Landesbauernpräsident Detlef Kurreck erklärte, die Landwirte seien mit den bisherigen Reaktionen der Politik auf die Proteste nicht zufrieden. Statt sich auf die Angebote der Bauern hin zu bewegen, werde auf Zeit gespielt.
(mit AgE)
Probate Mittel gegen den MedienfrustEs ist ein Ritual: Pünktlich zur Grünen Woche häufen sich Medienberichte über die Landwirtschaft – oft mit eindeutiger politischer Stoßrichtung. Die gute Nachricht: Als Landwirt muss man sich darüber nicht lange ärgern.
Ein Kommentar von Frank Hartmann
in Berlin öffnet die Grüne Woche – und obwohl sie für die meisten Besucher vor allem eine Schau mit Köstlichkeiten aus Europa und der Welt ist, drehen sich die öffentlichen Debatten um die Landwirtschaft. Über diese Aufmerksamkeit, die von „Land schafft Verbindung“ bis zu „Wir haben es satt!“ auch diverse Demonstrationen erzeugen (werden), können sich Landwirte eigentlich nur freuen.
Ihrem Ritual folgend, veröffentlichten kurz vor der Schau der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen einen „Insektenatlas“. In den Vorjahren gab es etwa den „Fleischatlas“ oder „Agraratlas“. Das neueste Werk verspricht „Daten und Fakten über Nütz- und Schädlinge in der Landwirtschaft“ und beschäftigt sich vor allem mit dem Insektenrückgang. Neue Erkenntnisse finden sich in der Broschüre nicht, aber eine klare politische Botschaft: Es braucht eine andere Agrarpolitik, eine Wende hin zu einer ökologischeren Landwirtschaft, will man den Insektenrückgang stoppen.
Die Berichterstattung darüber war umfangreich und vielfältig. Es gab Kommentare, die den Unfug aus dem Atlas weiter verbreiteten, wonach Insektizide über Futtermittel Kuhfladen vergifteten. Andere übernahmen die Sicht der Herausgeber des Insektenatlas und sehen Rettung in der ökologischen Landwirtschaft. Es gab Beiträge, die angesichts des unterstellten Ausmaßes des „Insektensterbens“ den protestierenden Landwirten Resistenz gegenüber notwendigen Veränderungen unterstellten. Und auch solche, die zwar an einem Insektenrückgang nicht zweifelten, aber Forschung anmahnten, weil man im Grunde viel zu wenig darüber weiß.
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Statt über den Insektenatlas berichtete etwa „Der Spiegel“ über einen „Aktionsplan für den Insektenschutz und Insektenerholung“, den 70 internationale Wissenschaftler verfasst haben. Der Verlust von Lebensräumen, die intensive Landwirtschaft, Umweltverschmutzung, invasive Arten oder die Klimaerwärmung werden als Ursachen aufgeführt. Die Maßnahmen reichen von mehr Forschung über den Kampf gegen Lichtverschmutzung bis hin zur Reduktion bzw. dem Ersatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln.
Im Berliner „Tagesspiegel“ gab es einen lesenswerten Beitrag des Wissenschaftsjournalisten Matthias Glaubrecht, der eine globale Sicht auf den Artenrückgang warf. Ohne den ökonomischen Druck der Bauern auszublenden, beschäftigte sich „Die Zeit“ tiefgründig mit einer umweltschonenden Landwirtschaft. Vorgestellt wurden in dem Beitrag auch die Ackerbaustrategie des Bundesagrarministeriums und Zielbilder einer künftigen Landwirtschaft der Deutschen Agrarforschungsallianz.
Die Beispiele zeigen, dass Landwirtschaft zweifellos ein großes mediales Thema ist. Damit wird die gesellschaftliche Debatte über ihre Zukunft natürlich mit befeuert. Sie verdeutlichen zudem, dass nicht nur Unsinn über sie oder die Landwirte verbreitet wird und auch nicht ausschließlich Kritik – die im Übrigen alle Berufsgruppen und Branchen aushalten müssen, wenn deren Fachgebiet von der Publikumspresse, Fernsehen oder Rundfunk aufgegriffen wird.
Obwohl bei vielen Landwirten der Frust über „die Medien“ tiefsitzt, lohnt immer ein Blick über den Tellerrand beziehungsweise das alltäglich genutzte mediale Angebot. Eine gelegentliche Presseschau im Internet kann den Blick weiten. Auch der Austausch von „guten“, diskussionswürdigen Beiträgen und Kommentaren über soziale Netzwerke ist ein probates Mittel. Wer nur Frust auf „die Medien“ schiebt, sucht, wo er ihn bestätigt findet.
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An der Bundesschau der Robustrinder auf der Grünen Woche nehmen auch Brandenburger Herefordzüchter mit ihren Rindern teil. Die Bauernzeitung hat einen von ihnen vorab schon mal besucht.
Alle noch da? – fragt er jeden Morgen schmunzelnd in die Runde. Eine Antwort bekommt Stefan Bulisch nie. Aber das ist auch nicht notwendig. Mit prüfendem Blick checkt der Landwirtschaftsmeister die Weide ab.
Platz ist genug da für die rund 35 Herefordmutterkühe dieser Herde. Seine Zöglinge mit den weißen Köpfen und dem rotbraunen Fell, das bei manchen Tieren sogar gelockt ist, haben sich auf dem Grasland großzügig verteilt. Bulisch würde es sofort merken, sollte auch nur ein Tier fehlen.
Zügig überprüft der Brandenburger, der im Nachbarort Klein Köris geboren wurde, die Koppelzäune, ob genügend Strom drauf und keine Löcher drin sind. Dann kommen die beheizbaren Tränkebrunnen dran. Geübt schaut der Fachmann nach, ob ein Tier krank sein könnte oder ein neues Kalb geboren wurde.
Zu seinen täglichen Arbeiten auf den Winterweiden gehört auch das Ranschaffen von Raufutter. „Die Abkalbezeit hat eben begonnen. Da müssen wir besonders gut hinschauen“, klärt Bulisch auf. Am 4. Januar kam das erste Kalb zur Welt. Nun kann es Schlag auf Schlag gehen – bis in den März hinein, mitunter auch etwas länger.
Insgesamt sind es fünf Herden, die am Standort Münchehofe in Brandenburg – zwischen dem Naturpark Dahme-Heideseen, dem Schwenower Forst und dem Unterspreewald – an 365 Tagen draußen auf der Weide stehen …
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Bei den Bauerndemos am Freitag werden auch die Mitglieder der Landesgruppe Sachsen-Anhalt präsent sein. Am Morgen startet ein Traktorkonvoi in Richtung Stadtzentrum. Das Ziel: Parteizentralen und Medienäuser.
Bei den morgigen bundesweiten Bauerndemonstrationen der Initiative „Land schafft Verbindung“ (LsV) werden auch die Mitglieder der Landesgruppe Sachsen-Anhalt wieder Flagge zeigen. Wie Vertreter des Organisationsteams heute in Westeregeln informierten, wird es erneut eine Sternfahrt von mehreren Hundert Traktoren in die Landeshauptstadt geben. Am Morgen werden sich die Landwirte an den bereits von der Demo am 22. Oktober vorigen Jahres bekannten Treffpunkten rund um Magdeburg sammeln. Um 9 Uhr werden sich die Traktorenkonvois dann in Richtung Stadtzentrum in Bewegung setzen.
Ziel sind zunächst die Parteizentralen der regierungstragenden Parteien von CDU, SPD und Grünen, aber auch der Oppositionsparteien von Linken und AfD. Dort werden die Kundgebungsteilnehmer das „Zukunftspapier“ der Initiative „Land schafft Verbindung – Deutschland“ an Politiker und Parteienvertreter übergeben, an dessen Erarbeitung die sachsen-anhaltische Landesgruppe maßgeblich mitgewirkt hat.
Umwelt- und Agrarministerin Claudia Dalbert (Grüne) wollen die Protestler danach ihre Forderungen im Ministerium ebenfalls überbringen. Zusammen mit dem „Zukunftspapier“ sollen auch Einladungen zu Gesprächen überreicht werden, um die Sachverhalte zu erörtern. Darüber hinaus wollen die Landwirte Medienhäuser ansteuern, um auch Journalisten über Hintergründe und Ziele der berufsständischen Basisbewegung zu informieren.
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Im Anschluss werden die Bauern mit ihren Schleppern am Magdeburger Hauptbahnhof sowie an verschiedenen großen Einkaufszentren der Landeshauptstadt Halt machen, um mit Verbrauchern ins Gespräch zu kommen und ihnen die derzeit schwierige Situation der Landwirtschaft sowie die Belange des Berufsstandes nahezubringen sowie um Verständnis für ihre Proteste zu werben. Dann soll es für die Bürger auch moderne Landtechnik zum Anfassen und Erleben geben. Kundgebungen werden zeitgleich auch in den kreisfreien Städten Halle/Saale und Dessau-Roßlau stattfinden.
Die Bauerndemos in Magedeburg seien mit der Polizei angestimmt und die Zeiten der Aktionen bewusst so gewählt worden, dass der morgendliche und nachmittägliche Berufsverkehr nicht tangiert werde, hieß es seitens der Organisatoren. Damit solle sichergestellt werden, dass die Stadtbevölkerung nicht zu sehr belastet wird.
Sauberes Wasser braucht saubere PolitikAm Mittwoch demonstrierten hunderte Landwirte auf Initiative von „Land schafft Verbindung“ und Thüringer Bauernverband vor dem Landtag in Erfurt.
Von der Resonanz waren das Thüringenteam von „Land schafft Verbindung“ (LsV) und der Thüringer Bauernverband (TBV) selbst überrascht: Ihrem gemeinsamen Demo-Aufruf unter dem Motto „Sauberes Wasser braucht eine saubere Politik“ folgten Landwirtschaftsbetriebe aus allen Landesteilen. Rund 700 Landwirte mit 350 Schleppern kamen nach Erfurt zum Landtag, um einen Dialog mit den Landespolitikern einzufordern.
Und zwar über die Düngeverordnung und die roten Gebiete, für deren Abgrenzung in Thüringen keine Binnendifferenzierung vorgenommen wurde. Des Weiteren fordern die Landwirte Gespräche über einen Ausgleich der Einkommensverluste für die seit diesem Jahr im Freistaat verpflichtend anzulegenden neuen Gewässerrandstreifen.
Während der Kundgebung verhandelten noch die rot-rot-grünen Parteispitzen über das Arbeitsprogramm für eine Minderheitsregierung. Gleichzeitig konstituierte sich im neu gewählten Thüringer Landtag der Agrarausschuss. Die fachpolitischen Sprecher der sechs Parteien stellten sich im Anschluss den protestierenden Bauern. Alle boten an, mit den Landwirten beziehungsweise ihren Interessenvertretern zusammenarbeiten zu wollen. Dies sagten auch Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) und Agrarminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) zu.
Dass sich so viele Berufskollegen auf den Weg nach Erfurt gemacht hatten, belege, wie groß der Druck sei, der auf den Betrieben laste, sagten die LsV-Aktivisten Mark Heubach und Johannes Schmidt als auch TBV-Präsident Dr. Klaus Wagner. Tue sich nichts, so Wagner, seien die Landwirte entschlossen, wiederzukommen.
Der TBV als auch das LsV-Regionalteam distanzierten sich von einer kleinen Gruppe Rechtsextremer, die sich unbemerkt unter die Demonstranten gemischt hatten. Diese hätten die Demo missbraucht und online Lügen verbreitet. Das sei eine Frechheit, erklärte der TBV in einer Stellungnahme. Diese Personen und ihre Ziele schadeten „den Anliegen der Bauern und unserer Demokratie“.
Ein ausführlicher Demo-Bericht erscheint in der nächsten Bauernzeitung
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Ein spezielles Angebot der Tierseuchenkasse Sachsen-Anhalt richtet sich an Pferdehalter. Sie können Blut ihrer Tiere auf Antikörper gegen das West-Nil-Virus testen lassen – die Kosten sind überschaubar.
Seit Kurzem können Pferdebesitzer in Sachsen-Anhalt ihre Tiere auf Antikörper gegen das West-Nil-Virus (WNV) beim Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) im Fachbereich Veterinärmedizin in Stendal untersuchen lassen. Die Tierhalter tragen nur die Kosten der tierärztlichen Probenentnahme. Die entstehenden Untersuchungskosten trägt die Tierseuchenkasse Sachsen-Anhalt im Rahmen ihrer Beihilfesatzung als besondere Untersuchung, die Abrechnung dieser Kosten erfolgt direkt zwischen Labor und Tierseuchenkasse. Damit bedarf es keines gesonderten Antrages auf Beihilfe. Auf diese Verfahrensweise haben sich Tierseuchenkasse und Landesamt geeinigt und hierzu eine entsprechende Kooperation geschlossen, teilte das Landesamt mit.
Besitzer, deren Pferde bisher noch nicht geimpft wurden, können durch den Hoftierarzt eine Blutprobe entnehmen lassen und diese mit dem aktuellen Untersuchungsantrag an das Landesamt in Stendal senden. In jedem Fall sollte die Durchführung der Untersuchung mit dem für die Überwachung anzeigepflichtiger Tierseuchen zuständigen Veterinäramt beim Landkreis bzw. der kreisfreien Stadt abgestimmt sein. Letzteres entscheidet in eigener Zuständigkeit über die Verfahrensweise. Die Blutprobe kann als Serum mit der Post oder über die Kurierstützpunkte mit dem LAV-Kurier eingesandt werden. Die Verpackungsvorschriften für den Versand von Blutproben sind dabei zu beachten.
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Die geographische Verbreitung und die Anzahl der klinischen Fälle der West-Nil-Virus-Infektion, auch bei Pferden, haben 2019 deutlich zugenommen. Dennoch ist über die tatsächliche Verbreitung der Infektion in Sachsen-Anhalt bisher wenig bekannt. Das gemeinsame Projekt von Tierseuchenkasse und Landesamt für Verbraucherschutz soll hierzu weitere Erkenntnisse liefern. An der von Mücken übertragenen Infektion können nicht nur Pferde, sondern auch Menschen erkranken. Es handelt sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche.
„Wir werden Unsummen brauchen“Anlässlich der Grünen Woche – und kurz vor den Demos am 17. Januar! – äußert sich „Land schafft Verbindung – Deutschland“ (LsV) auf einer Pressekonferenz. Zentrales Thema: die künftigen Kosten für Tierwohl, Naturschutz und Regionalität.
Für Sebastian Dickow von „Land schafft Verbindung“ (LsV) steht die „Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit regionalen Produkten im Vordergrund“ der aktuellen Debatte. Doch wenn die Anforderungen der Verbraucher erfüllt werden sollten, würden wir „Unsummen dafür brauchen“, erklärt Dickow vor Pressevertretern. Der bayerische Junglandwirt, selbst Herr über 70 ha Ackerbau mit Bullenmast und einer Biogas-Beteiligung, stellt aber auch fest, dass eine Lösung über einen höheren Mehrwertsteuersatz für Lebensmittel nicht zielführend wäre. Wo das zusätzlich eingenommene Geld am Ende lande, sei nicht sicher. Höhere Verbraucherpreise, wie durch die Teilnahme an der Initiative Tierwohl und ähnlichen Lösungen, seien für ihn eher denkbar.
Zu den Vorwürfen, die Landwirtschaft würde für das Artensterben mitverantwortlich sein, hat er eine klare Meinung: „Wir tragen dazu mit Sicherheit auch zum Teil bei und müssen unsere Hausaufgaben machen.“ Das sei aber sehr teuer und benötige unterstützende Maßnahmen. Aktionen, wie jüngst „Bauer sucht Kunde“, bei denen Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern vor Lebensmittelmärkten mit Verbrauchern ins Gespräch kamen, werde es auch in anderen Teilen Deutschlands geben müssen: „Wir versuchen der Landwirtschaft ein Gesicht zu geben“, erklärt Dickow.
Doch wie schätzt LsV die jüngste Warnung von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ein, sich innerhalb der landwirtschaftlichen Protestbewegung nicht zu radikalisieren? Für Johanna Mandelkow von „Land schafft verbindung Brandenburg“, die als Organisatorin der Berlin-Demo die Verantwortung für die Veranstaltung trägt, gibt es keinen Grund zur Sorge. „Ich mache vor den Demonstrationen ein kurzes Video und rufe zur Ordnung auf“, sagt sie. Auch für den Rest des LsV-Teams gibt es keinen Grund zur Besorgnis. In den Whats-App-Gruppen, die vornehmlich zur Kommunikation genutzt werden, bleiben schwarze Schafe nicht unentdeckt und werden zu einer friedlichen Demonstration aufgerufen. Auch aus Respekt vor den Verantwortlichen klappe dies gut, erklärt Mandelkow.
Dirk Andresen von Land schafft Verbindung will „mit dem Lebensmitteleinzelhandel ins Gespräch kommen.“ Im Rahmen der Zukunftskomission Landwirtschaft habe man bereits im Dezember ein Konzept an das Bundeskanzleramt geleitet. Erste Ergebnisse werden im dritten Quartal 2020 erhofft. „Regionale Lebensmitteln kann man nicht auf Dauer zu solchen Preisen produzieren“, kommentiert Andresen die Dumpingpreise, die der Handel aufrufe.
Auch die Ungleichheit bei den Produktionsbedingungen in der EU prangert der Schweinehalter an. Sie verzerren den Markt und sind nicht fair gegenüber der heimischen Erzeugung von Lebensmitteln. „Wir brauchen in der EU gleiche Produktionsbedingungen“, sagt Andresen. Die operative Arbeit der Zukunftskommission in einem Handlungskreis besteht hauptsächlich in der Erarbeitung des „wie“ der Umsetzung dieser Lösungsansätze durch konkrete Maßnahmen.
„Wir brauchen mindestens 40 Cent“
Martin Schmidt, LSV
Bei der Milch müsse es eine Herkunftsbezeichnung geben, ist für LsV-Mitglied Martin Schmidt aus Hessen klar. Der Milchpreis dürfe nicht unter der dringend benötigten 40-Cent Marke liegen, fordert der Milchbauer. Ansonsten könne er nicht als fair bezeichnet werden. „Am liebsten wäre ich gar nicht hier, wenn es besser auf dem Hof laufen würde“, schildert Schmidt die Lage der Landwirtschaft. Sein Sohn Max Weiland würde auch gern in die Landwirtschaft einsteigen, aber „gesetzliche Regelungen machen das Leben auf dem Hof schwer“, sagt er. Dadurch werde dem Betrieb die eigene Arbeitskraft entzogen.
Korsos und Kundgebungen
Johanna Mandelkow erklärte außerdem einige Details zur Demo in Berlin, die am 17. Januar stattfinden wird. Am Ernst-Reuter-Platz werden 500 bis 1.000 Traktoren aus Brandenburg erwartet. Im Anschluss an die Sternfahrt, werde es ab 13 Uhr eine Kundgebung geben, zu der sich auch Redner aus der Politik angekündigt haben, erklärt die 24-jährige aus der Uckermark. Ebenso wird am Freitag einer der Sprecher der „Wir haben es satt“-Demo vor Ort sein, die am Samstag vor dem Brandenburger Tor stattfinden wird.