Über 100 heimische Aussteller aus Sachsen-Anhalt werden auf der Grünen Woche 2020 in Berlin vertreten sein. Beim Tag der Landwirtschaft stehen Kräuter und Gewürze in den Mittelpunkt – dazu wird es auch einen eigenen Stand für Direktvermarkter geben.
Wenn die 85. Internationale Grüne Woche vom 17. bis 26. Januar in Berlin wieder ihre Tore für Besucher aus aller Welt öffnet, werden unter den 1.800 Ausstellern aus mehr als 70 Ländern auch 102 Unternehmen aus Sachsen-Anhalt sein. In Halle 23b, der Sachsen-Anhalt-Halle, sind dann 28 Unternehmen der Ernährungswirtschaft, 35 Unternehmen aus Landwirtschaft und Direktvermarktung, 21 Aussteller aus der Tourismusbranche, acht Landkreise, sechs wissenschaftliche Institutionen sowie vier sonstige Aussteller vertreten.
Ein neuer Direktvermarkterstand sowie Gemeinschaftsstände der Landkreise ermöglichen es auch Kleinproduzenten, sich an einem oder mehreren Messetagen mit ihren Angeboten vorzustellen.
Ein Höhepunkt wird erneut der Sachsen-Anhalt-Tag sein, der traditionell am Montag stattfindet. Ministerpräsident Reiner Haseloff und Agrarministerin Claudia Dalbert werden dann auf ihrem Rundgang durch die Halle 23b Gespräche mit Ausstellern führen, Produkte verkosten und Neuheiten entdecken. Die Edeka Handelsgesellschaft Minden-Hannover wird zusammen mit der Ministerin im Rahmen der Verleihung des Bio-Regionalpreises innovative, regionale Bioprodukte auszeichnen. Der Verbraucherpreis war von Edeka und der Agrarmarketinggesellschaft des Landes in Kooperation mit der BioHöfeGemeinschaft Sachsen-Anhalt im Vorfeld zum vierten Mal ausgelobt worden. Der Ländertag klingt mit einem abendlichen Empfang aus. Diese Veranstaltung ist eine wichtige Plattform des Austausches und Netzwerkens zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
Darüber hinaus wird es wieder verschiedene Regional- und Thementage geben Altmark und Börde präsentieren sich mit vielfältigen Informationen und einem bunten Bühnenprogramm.
Aktionen in Halle 23b
Der Tag der Landwirtschaft befasst sich in diesem Jahr mit dem Thema „Kräuter und Gewürze“. In der Sachsen-Anhalt-Halle werden Arznei- und Gewürzpflanzen aus der Region vorgestellt. Sechs Unternehmen präsentieren sich mit ihrem Angebot und informieren über Anbau, Produkte und Vermarktungswege. Die Imkerei Bördebiene stellt ihren Kräuterhonig vor, das Unternehmen Froschkönig hat seine Kräutermarmelade im Gepäck. Die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) ermöglicht den Gästen mit ihrer Duftorgel ein sinnliches Riech-Erlebnis durch die Welt der Gewürze. Interviews auf der Bühne der Halle 23b sowie ein Pressegespräch runden den Tag ab.
Der Tag der Ernährungswirtschaft steht 2020 unter dem Motto „Export und Innovation“. Sachsen-Anhalts Universitäten und Hochschulen präsentieren zukunftsorientierte Forschungsprojekte und stellen u. a. verschiedene eigenentwickelte Algenprodukte vor. Des Weiteren informieren verschiedene Unternehmen über ihre Exportaktivitäten und berichten, wie sie ihre Produkte in anderen Ländern vermarkten.
Viele Aussteller kommen mit neuen Produktentwicklungen zur Grünen Woche, um sie vor Ort im direkten Kontakt mit Kunden zu testen. Der aktuelle Trend, sich gesünder und bewusster zu ernähren, ist bei den Unternehmen tonangebend. So zählen zu den diesjährigen Neuheiten u. a. alkoholfreie Weine der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut, zuckerreduzierte Backwaren mit Dinkelvollkornmehl von der KATHI Rainer Thiele GmbH sowie Chia Drinks und Superfood Bowls von NutriPur.
Auch innovative Geschmacksrichtungen sind beim Publikum nach wie vor gefragt. Wikana präsentiert Fruchtkekse mit Orange und extra-großen Cranberry-Stückchen. Der Altenweddinger Geflügelhof kommt mit neuen Eierlikör-Kreationen aus Mohn und Hanf nach Berlin. Alle Eierliköre des Hofes sind ab sofort auch in biologisch abbaubaren 30 ml-Bechern für unterwegs erhältlich. Schulzens Brauerei bringt ihr limitiertes Saisonbier Rauchbock mit und das Landesweingut Kloster Pforta stellt seinen Wein zum Welterbetitel des Naumburger Doms vor. Des Weiteren wird die neue Regionalmarke ‚Handgemacht Saale.Unstrut‘ mit ihren Produkten aus Landwirtschaft und traditionellem Handwerk sowie Erlebnisangeboten präsentiert.
Nach erfolgreicher Premiere im Vorjahr wird es auch 2020 wieder einen Stand der Wissenschaft geben, an dem die Universitäten und Hochschulen des Landes über ihre Forschungsprojekte aus der Land- und Ernährungswirtschaft informieren. Die Besucherinnen und Besucher können sich auf spannende Exponate freuen und z. B. knallig blaues Algeneis, leuchtend grüne Algenkekse und blaugrünes Algenbrot kosten.
Am offiziellen Stand des Landes stellt sich Sachsen-Anhalt als Reiseland vor und informiert ausführlich über seine Unesco-Welterbestätten sowie weitere touristische Attraktionen. Der Wettbewerb „Kulinarisches Sachsen-Anhalt“ präsentiert seine 2019er-Sieger aus 19 Produktkategorien sowie die aktuelle Auflage der „Kulinarischen Sterne-Box“.
Gesetzliche Änderungen: Was 2020 alles teurer wirdHöherer Mindestlohn, Mindestvergütung für Auszubildende, steigende Beiträge – seit Jahresbeginn treiben gesetzliche Änderungen wieder die Kosten. Es gibt aber auch Sparpotenzial.
Auf eine Reihe von gesetzlichen Anpassungen im Steuer- und Abgabenrecht und weiteren Änderungen, die zum Jahreswechsel in der Landwirtschaft in Kraft traten, hat der Deutsche Bauernverband (DBV) noch einmal zusammenfassend hingewiesen. So können Landwirte eine steuerliche Tarifermäßigung bei Einkünften aus der Land- und Forstwirtschaft in Anspruch nehmen. Auf Antrag können für die Jahre 2014–2016, 2017–2019 sowie 2020–2022 dreijährige Durchschnitte gebildet werden. Die Möglichkeit zur Gewinnglättung war vom Bundestag schon 2016 beschlossen worden, bedurfte jedoch der Genehmigung durch die EU-Kommission. Anders als ursprünglich geplant sei eine Option für Landwirte erreicht worden, hebt der DBV hervor. Die Regelung ist bis Ende 2022 befristet.
Eine für Arbeitnehmer erfreuliche gesetzliche Änderung betrifft den Mindestlohn. Er stieg ab 1. Januar auf brutto 9,35 € pro Stunde. Eingeführt werde eine Mindestausbildungsvergütung. Sie gilt für im Jahr 2020 begonnene Ausbildungsverhältnisse und beträgt 515 € pro Monat brutto im ersten Lehrjahr. In den folgenden Lehrjahren steigt dieser Betrag an; ab 2024 wird auch der Betrag im ersten Lehrjahr dynamisch angepasst.
Im Jahr 2020 erhöhen sich die Sachbezugswerte für die Verpflegung ebenfalls. Der Gesamtsachbezugswert für Verpflegung werde von bisher 251 auf 258 € im Monat angehoben. Er setzt sich zusammen aus 54 € für Frühstück sowie jeweils 102 € für Mittagessen und Abendbrot. Die Werte für eine Unterkunft – belegt mit einem Beschäftigten – erhöhten sich von monatlich 231 auf 235 €. Zudem wird die maximale Stundenlohngrenze für die Anwendung der Lohnsteuerpauschalierung von bisher 12 auf 15 € pro Stunde brutto erhöht.
Im agrarsozialen Bereich bringt auch das Jahr 2020 höhere Beiträge. Für die Alterssicherung der Landwirte (AdL) sind ab jetzt in den neuen Bundesländern mit 244 € zehn Euro mehr zu zahlen als bisher, in den westlichen Ländern mit 261 € acht Euro mehr. Relativ belaufen sich die Anhebungen auf 4,3 % bzw. 3,2 %. Der Bauernverband wies darauf hin, dass der Beitrag zur AdL an die Entwicklung in der gesetzlichen Rentenversicherung gebunden sei. Aufgrund der Erhöhung des vorausgeschätzten Durchschnittsentgeltes steigt der Beitrag in der AdL trotz des stabilen Beitragssatzes zur gesetzlichen Rentenversicherung; dieser Beitragssatz beträgt dieses Jahr weiterhin 18,6 %. Der Beitrag aktiver Landwirte zur landwirtschaftlichen Krankenversicherung (LKV) steigt aufgrund gesetzlicher Vorgaben in der Beitragsklasse 20 um etwa 1,9 %, in den Beitragsklassen 1 und 2 nach Beschluss der Vertreterversammlung ebenfalls um 1,9 %. Die vollständigen Beitragstabellen können auf der Webseite der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) eingesehen werden.
Der Beitrag zur landwirtschaftlichen Pflegekasse sinkt geringfügig. Für Landwirte und ihre mitarbeitenden Familienangehörigen wird der Beitrag zur Pflegeversicherung in Form eines Zuschlags zum Beitrag zur Krankenversicherung erhoben. Dieser errechnet sich aus dem Verhältnis von Beitragssatz zur allgemeinen gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und Beitragssatz zur sozialen Pflegeversicherung, erläuterte der DBV. Bei Anhebung des Gesamt-Beitragssatzes zur GKV von 15,5 % im vergangenen Jahr auf 15,7 % im Jahr 2020 und einem konstanten Beitragssatz zur sozialen Pflegeversicherung im Jahr 2020 von 3,05 % sinkt der prozentuale Zuschlag zum LKV-Beitrag geringfügig gegenüber 2019. Der Zuschlag beträgt im neuen Jahr 19,4 %, verglichen mit bisher 19,7 %. Für kinderlose Mitglieder ab dem 23. Lebensjahr beträgt der Zuschlag jetzt 20,99 %, während es bislang 21,31 % waren. Die konkrete Höhe des Zuschlags kann dem DBV zufolge ebenfalls auf der SVLFG-Webseite eingesehen werden.
Außerdem verwies der Bauernverband auch auf die höhere Umlage gemäß des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Für Stromkunden erhöht sie sich im Jahr 2020 um 5,5 % auf 6,756 ct/kWh. Die Beschlüsse des Klimapaketes sehen jedoch vor, diese Aufschläge auf den Strom in den Folgejahren wieder zu senken.
Schließlich macht der DBV auf Änderungen beim Qualitätssicherungssystem der Milchbranche, QM-Milch, aufmerksam. Festgelegt wurde, dass in der Milchwirtschaft nur noch solche Futtermittel eingesetzt werden, die einer besonderen Qualitätssicherung unterliegen. Die Futtermittelvereinbarung trat in neuer Fassung zum 1. Januar in Kraft. Gleichzeitig wurde der überarbeitete QM-Milch-Standard 2020 eingeführt. AgE/red
Rote Gebiete: Landwirte wollen jetzt klagenZwei Landwirte in einem roten Gebiet streben eine Normenkontrollklage gegen das Land Mecklenburg-Vorpommern an. Der Grund: Sie zweifeln.
Die Einreichung einer Normenkontrollklage beim Oberverwaltungsgericht Greifswald von zwei Landwirtschaftsbetrieben im Landkreis Nordwestmecklenburg gegen das Land Mecklenburg-Vorpommern steht offenbar kurz bevor. Das bestätigten der Berliner Rechtsanwalt Dr. Reinhard Mecklenburg, Jörg Haase, Vorstandsvorsitzender der Agrar AG Gadebusch, und Michael Drews, Chef der Agrargenossenschaft Köchelstorf, auf Anfrage der Bauernzeitung.
„Wir haben im Herbst eine Berliner Rechtsanwaltskanzlei mit der Wahrnehmung unserer Interessen beauftragt. Hintergrund ist die Festlegung ‚roter Gebiete‘ in der entsprechenden Landesverordnung vom 23. Juli 2019“, so die beiden Landwirte. In Nordwestmecklenburg sind davon 167 Betriebe und 120.000 ha landwirtschaftliche Fläche betroffen. „Die Festlegung basiert auf Ergebnissen von vier Messstellen in Randlagen. Nur eine Messstelle weist eine Nitratbelastung aus“, so Haase. Ob diese tatsächlich aus landwirtschaftlichen Quellen stammt, sei fragwürdig. Untersuchungen, die dies belegten, bzw. Nachweise gibt es bisher nicht.
„Wir sehen die Ausweisung des roten Gebiets als pauschal und unverhältnismäßig an. Hier werden unbeteiligte Betriebe in Sippenhaft genommen. Diese Praxis wollen wir beim beim Oberverwaltungsgericht Greifswald überprüfen lassen“, sagte Haase. Die Klage wird von 37 Landwirtschaftsbetrieben aus der Region unterstützt, so Jörg Haase, der auch Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Nordwestmecklenburg ist.
Den Ausschlag für die Einleitung des Klageverfahrens haben letztlich nicht erfüllte Erwartungen der Landwirte an ein Pilotprojekt gegeben, das im vergangenen Sommer das Land und 92 Landwirtschaftsbetriebe der Region gemeinsam gestartet hatten. Zwar zeigten die beteiligten Mitarbeiter von der Landwirtschaftlichen Fachbehörde großen Einsatz. „Vor Weihnachten wurde bekanntgegeben, dass schlagbezogene Daten zu Düngebilanz und Fruchtartenschlüssel aus 70 Betrieben vorliegen. Außerdem wurde festgelegt, welche Angaben nachgearbeitet werden müssen. Völlig offen ist aber, mit welchem Ziel das Land die Daten erhebt. Unser Anliegen, damit eine sachgemäße Binnendifferenzierung zu erreichen, spielt bisher keine Rolle. Deshalb unser Entschluss, zu klagen“, so Michael Drews.
Der Landwirt ist enttäuscht über die mangelnde Unterstützung aus dem Agrarministerium. „Ich habe angeboten, zwei Messstellen auf eigene Kosten zu bohren, um objektivierte Messwerte zu erhalten. Wir fanden kein Büro dafür“, so Drews. Landwirte auf Rügen hätten auf eigene Rechnung fünf Messstellen gebohrt. „Keine einzige wurde vom Landesamt für Umwelt, Natur und Geologie anerkannt“, so Michael Drews.
Auf dem Kongress Farm & Food 4.0 am 20. Januar in Berlin stehen die Zukunftsthemen von Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion im Blickpunkt. Renommierte Wissenschaftler diskutieren mit Unternehmern, Politikern und innovativen Landwirten. Wir stellen Themen und Teilnehmer vor.
Mit der Vortragsrunde „Disruptive Agriculture“ wird die fünfte Farm & Food eröffnet. Die Redner werfen Fragen auf und laden Sie ein, am 20. Januar in Berlin gemeinsam nach Antworten zu suchen. Sind heute verwendete Technologien wirklich hilfreich? Wie können wir die Kosten der Lebensmittelproduktion besser verteilen? Wie gelingt Innovation, die wirklich auf die Landwirtschaft zentriert ist, und wie entwickeln wir Leitbilder, die technischem Fortschritt und gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht werden?
Müssen, können wir die Landwirtschaft retten, indem wir uns auf Methoden wie Regenerative Landwirtschaft konzentrieren? Die Landwirtschaft steht nicht nur vor alltäglichen Problemen, sondern auch vor immer neuen Anforderungen durch Verbraucher und Industrie. Das erste Panel wird die Hauptthemen des fünften Auflage von Farm & Food durch Kernbotschaften und eine Diskussion vorstellen. Die Einführungsreden halten:
Fernerkundungstechnologien in Kombination mit räumlichen Analysemethoden werden heutzutage zu sicheren, präzisen und kostengünstigen Helfern in der Landwirtschaft. Sensoren auf Trägersystemen wie Satelliten, Drohnen oder Maschinen liefern digitale Bilder und Big Data, mit denen Erkenntnisse über Boden und Pflanzen in Feld und Region flächendeckend sowie schneller und objektiver als mit herkömmlichen Inspektionen gewonnen werden können. Wem kommen diese Informationen zugute?
Sind sie gleichermaßen nützlich für Landwirte, Industrie, Agrarpolitik und Gesellschaft, und welches sind die Vorteile für diese Anwendergruppen? Idealvorstellungen gehen dahin, dass Landwirte auf Basis von Sensordaten gezieltere Entscheidungen für das Feldmanagement treffen können sowie Vorgänge wie Düngung und Pflanzenschutz automatisieren und dokumentieren.
Die Diskussion auf der Farm & Food moderiert Dr. Katrin Kohler. Sie ist Expertin für Digitalisierung in der Landwirtschaft und AgTech-Innovationen mit Schwerpunkt auf Satellitenbildtechnologien. Sie spricht mit:
Wie kann Deutschlands Landwirtschaft langfristig wettbewerbsfähig sein? Eine Antwort will diese Session geben, indem sie Regenerative Landwirtschaft mit ihren minimalinvasiven Methoden zur Debatte stellt. Unterschiedliche Anwendungsbeispiele machen deutlich, wie vielfältig die Regenerative Landwirtschaft sein kann: Vorreiter aus Deutschland und den USA zeigen, wie sich das System auf den jeweiligen Betrieb anpassen lässt. Wie können neue Technologien darüber hinaus den Zusammenhang zwischen gesunden Böden, gesunden Produkten und gesunden Menschen aufzeigen? Wie können wir den Landwirten helfen, für ihre Investitionen in Biodiversität, Wasserspeicherung und Kohlenstoffeinlagerung entlohnt zu werden?
Moderator der Diskussion ist Benedikt Bösel. Er ist Landwirt, Agrarökonom sowie Gründer und Geschäftsführer von Gut&Boesel bei Berlin. Bösel spricht mit:
Unsere Art, Nahrungsmittel zu produzieren, muss nachhaltiger werden. Dies kann nur mit neuen Ansätzen gelingen, da die Umstände so noch nie da gewesen sind. Nur mit einem ganzen Set an Lösungsansätzen kann eine Neuausrichtung gelingen. Ein möglicher Ansatz ist die präzisere Züchtung mit Genome Editing. Ob diese neue Technologie zu mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft beitragen kann, hängt von einigen äußeren Faktoren ab: Für welche landwirtschaftliche Praxis wird sie verwendet? Wie sieht es mit der Akzeptanz bei Verbraucher/innen aus?
Die Diskussion moderiert Prof. Dr. Peter Breunig. Er ist Professor für Marketing und Marktlehre an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Parallel zu seiner Lehrtätigkeit leitet er den elterlichen Hof. Breunig diskutiert mit:
Es geht nicht um eine Digitalisierung der Landwirtschaft um jeden Preis, sondern um einen Mentalitätswandel. Unternehmen müssen Fortschritt möglich machen, anstatt Landwirten möglichst oft möglichst neue Technik verkaufen zu wollen. Verbraucher haben ein eher technologiefernes Bild von der Landwirtschaft, weshalb die Gesellschaft/der Verbraucher quasi keine Technologie fordert. Unternehmen müssen deswegen gemeinsam mit ihren Wettbewerbern Lösungen entwickeln, um dem Landwirt am Ende ganz konkret Zeit im Büro zu ersparen und ihn wieder mehr Zeit auf dem Acker zu ermöglichen, um ihm so eine bessere Absicherung seiner Arbeit und letztendlich mehr finanzielle Ressourcen zu erschließen. Die wiederum in die Erprobung sinnvoller Technik und neuer Methoden fließen können.
Den Workshop moderieren Kommunikationsprofi Dr. Andreas Möller und Simon Walther, Projektleiter DigiLand beim Thünen-Institut. Sie beschäftigen sich mit dem Thema zusammen mit:
Vom Acker bis zum Teller entstehen neue Netzwerke, die Wege werden kürzer, Lieferketten flexibel und Lebensmittel rückverfolgbar. Der Lebensmittelmarkt der Zukunft ist dezentral und funktioniert als digitales Netzwerk, das Verbraucher und Produzenten wieder näher zusammenbringt, denn der „Point of Production“ rückt immer näher an den „Point of Consumption“. Die neu gewonnene Transparenz erlaubt es, die Wertschöpfung noch effizienter zu organisieren, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, die Tierhaltung zu verbessern und so alleine durch eine bessere digitale Verfügbarkeit und Nutzung des Wissens negative Klimafolgen zu verhindern. Gleichzeitig erlauben neue digitale Instrumente moderne Formen der Kooperation. Landwirte tun sich zusammen, vernetzen sich mit Wissenschaftlern, produzieren gemeinsam und schalten durch Direktvermarktung den Zwischenhandel aus. Heike Zeller, Inhaberin der aHEU-Agentur für regionale Vermarktungsstrategien, moderiert die Diskussion und spricht dabei mit:
In der Session soll über die äußerst dynamische Entwicklung in der alternativen Erzeugung von tierischen Proteinen berichtet werden. Dabei wird es sowohl um die Erzeugung von Fleisch-, Ei- und Milchersatzprodukten auf pflanzlicher Basis gehen als auch um die Herstellung von Fleisch aus Zellkulturen. Vertreter von Start-ups, führenden Unternehmen in der konventionellen und alternativen Erzeugung und Wissenschaftler werden die Situation vorstellen und im einer Podiumsdiskussion beleuchten.
Prof. Dr. Hans-Wilhelm Windhorst, Wissenschaftlicher Leiter des Wing, Stiftung Tieräztliche Hochschule Hannover, moderiert die Diskussion und spricht mit:
Wie können wir ein leistungsstarkes System für Zukunftsförderung entwickeln? Der Fördermangel in Deutschland macht Innovatoren das Leben schwer. Es fehlt an Kapital, Investoren, Partnerschaften und Netzwerken. Wir fragen: Wie können wir ein Ökosystem für Innovationen in AgTech in Deutschland aufbauen? Wer und was ist dafür nötig? In einem partizipativen Workshop wollen wir die nötigen Grundlagen erarbeiten und gemeinsam mit unseren Teilnehmern ein Startpapier für einen folgenden Workshop ableiten. Angesprochen sind Start-ups, Förderinstitute wie Banken und staatliche Förderprogramme, Wagniskapitalgeber, Knowledge Provider (Wissenslieferanten) und Berater, Inkubatoren (Einrichtungen, die Unternehmen bei der Existenzgründung helfen) und Acceleratoren (helfen Start-ups durch intensives Coaching beim Entwicklungsprozess in kurzer Zeit).
Als Moderatorin auf der Farm & Food spricht Prof. Dr. Katrin Schnitker, Professorin für Unternehmensführung im Bereich der Agrar- und Ernährungswirtschaft an der Hochschule Osnabrück, mit:
Zusätzlich zu den großen Diskussionen auf der Farm & Food werden zu den meisten Themen Gespräche am runden Tisch durchgeführt. Auf der Website des Kongresses können Landwirte nicht nur die vergünstigten Tickets kaufen, sie finden unter anderem im Blog sehr interessante Beiträge und Interviews mit Hintergrundwissen und persönlichen Meinungen zu den Themen, die in Zukunft die Landwirtschaft verändern. mey/PM
Überblick: Alles zu den BauerndemosAuch in diesem Jahr rufen „Land schafft Verbindung“ und einige Bauernverbände zu bundesweiten Traktorkorsos und Kundgebungen auf. Allen voran steht der 17. Januar als Tag für regionale Bauerndemos in ganz Deutschland. Eine Übersicht zu den Terminen und Details.
Von David Benzin
aktualisiert am 16. Januar um 14.20 Uhr
Die Brandenburger Landwirte werden am 17. Januar 2020 eine erneute Sternfahrt nach Berlin machen. Diesmal geht es jedoch nicht zum Brandenburger Tor, sondern zum Ernst-Reuter-Platz gegenüber der Technischen Universität Berlin (Straße des 17. Juni). Ab 13 Uhr wird dort eine Kundgebung stattfinden. Die Sternfahrt wird aus drei Richtungen starten. Auch Vertreter aus Landes- und Bundespolitik werden erwartet. Vor Ort werden die Landwirtinnen und Landwirte für „faire Rahmenbedingungen für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Landwirtschaft“ demonstrieren. Organisiert wird die Berlin-Demo unter Anderem durch Johanna Mandelkow von „Land schafft Verbindung Brandenburg“.
Auf seiner Facebook-Seite hat „Land schafft Verbindung Deutschland“ einige wichtige organisatorische Infos bekanntgegeben. Es wird darum geben, diese genau zu befolgen.
Freitag ist Demotag. Das ist spätestens seit „Fridays for Future“ nichts Neues mehr. Am Freitag, den 17. Januar 2020, machen sich aber auch wieder vielerorts in Deutschland Landwirtinnen und Landwirte auf den Weg, um Seite an Seite für eine praxisbezogenere Agrarpolitik zu stehen. Dirk Andresen von „Land schafft Verbindung Deutschland“ (LsV) hat die Regionalgruppen von LsV dazu aufgerufen, zusammen mit den Bauernverbänden für einen gemeinsamen Dialog zu demonstrieren.
Der 17. Januar soll dabei als zentraler Termin für Protestgruppen in ganz Deutschland gelten. Grund dafür ist, dass am Samstag, dem 18. Januar 2020, vor dem Brandenburger Tor in Berlin parallel zur Grünen Woche wieder die alljährliche „Wir haben es satt“-Demo stattfinden wird. In folgenden Bundesländern sind am diesem Tag Kundgebungen und Traktorkorsos geplant, um weiter gegen das Agrarpaket der Bundesregierung zu protestieren.
Gemeinsam mit dem Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern organisiert die LsV-Gruppe des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern (LsV MV) vier Traktorkorsos. Die Teilnehmer sollen sich am 17. Januar ab 15 Uhr in Bewegung setzen. Dafür sind laut Facebookseite von LsV MV und Bauernverband MV unter dem Motto „4 Routen, 2 Initiatoren, ein Ziel“ folgende Routen geplant:
Auch von der Agrarpolitik betroffene Pferde- und Schafhalter sowie der vor- und nachgelagerte Bereich der Landwirtschaft sind ausdrücklich zur Teilnahme an den Traktorkorsos aufgerufen. Alle genauen Infos zur Organisation werden im Whats-App-Chat von LsV MV mitgeteilt.
Auch in Dresden soll am 17. Januar eine Trecker-Demo der regionalen LsV-Gruppe stattfinden.
Anders als in vielen anderen Bundesländern, kommen die Landwirte in Thüringen schon am 15. Januar zusammen, um gemeinsam zu demonstrieren. Vor dem Landtag in Erfurt haben der Thüringer Bauernverband und die regionale LsV-Gruppe eine Demonstration angekündigt. Der Grund für den vorgezogenen Termin ist, dass der neue Thüringer Agrarausschuss an diesem Tag im Landtag zusammenkommt. Nach der Landtagswahl im Herbst 2019, bei der die bisherige Rot-Rot-Grüne Landesregierung keine Mehrheit erreichen konnte, soll eine Minderheitsregierung gebildet werden. Doch nicht nur dieser Ounkt ist strittig, auch über die Verteilung des Agrarressorts wird noch verhandelt.
Auch in anderen Teilen der Republik hat „Land schafft Verbindung Deutschland“ Traktor-Korsos geplant, wie auf der Facebookseite mitgeteilt wird. Am 17. Januar soll in Bremen, Hannover und Stuttgart mit Kundgebungen und Traktoren-Korsos demonstriert werden. Die Treffpunkte sind:
Auch interessant:
Der Landesbauernverband Brandenburg will rund um die Grüne Woche gegen eventuelle Veröffentlichungen von Videos, die bei Stalleinbrüchen entstanden sind, vorgehen. Gegebenenfalls wird der Verband Anzeige wegen strafrechtlichen Unterlassens erstatten.
Sollte es im zeitlichen Umfeld der Internationalen Grünen Woche zur Veröffentlichung von Filmmaterial kommen, das erhebliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zeigt und bei Stalleinbrüchen aufgenommen wurde, die schon längere Zeit zurückliegen, werde der Brandenburger Landesbauernverband (LBV) Anzeige wegen strafrechtlichen Unterlassens stellen. Dies kündigte der LBV in einer Pressemitteilung an.
„Dort wo Missstände aufgedeckt werden, muss diesen entschieden und zeitnah zum Wohle der Tiere nachgegangen werden. Tierleid darf nicht instrumentalisiert werden“, heißt es zur Begründung. Unabhängig davon, ob tatsächlich ein Verstoß vorliege, würden sich nächtliche Bilder aus mittleren und größeren Tierhaltungsbetrieben in die Köpfe der Zuschauer einbrennen und Unbehagen auslösen, auch wenn die Zustände vor Ort den rechtlichen Vorgaben entsprechen.
Hier offenbare sich ein Problem, dass offen und ehrlich diskutiert werden müsse: auf der einen Seite hohe ethische Ansprüche an die Lebens- und Tötungsbedingungen von Nutztieren, auf der anderen Seite greife die große Mehrheit der Konsumenten tendenziell eher zu günstigen Produkten.
„Die verantwortlichen politischen Akteure tragen durch ihre Entscheidungen dazu bei, dass aus diesem Problem eine existenzbedrohende Zwangslage für Tierhalter wird. Während sie auf der einen Seite die Tierwohlauflagen für die heimischen Landwirte kontinuierlich erhöhen und damit dem vermeintlichen Verbraucherwunsch nachkommen, erleichtern Sie gleichzeitig ausländischen Produzenten, die häufig unter niedrigeren Standards und Kosten produzieren, den Zugang zum deutschen Markt. Dieser Umstand schwächt die regionale Landwirtschaft und fordert deren Widerstand heraus“, heißt es vonseiten des LBV.
Übersichtskarte zu ASP-UntersuchungenDas Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt bietet der Jägerschaft einen besonderen Service: Die Untersuchungsergebnisse zur Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen werden neuerdings in Karten dargestellt.
Das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt (LAV) hat dieser Tage erneut die Bedeutung der risikobasierten Untersuchung von jedem tot aufgefundenen, krank oder mit Organveränderungen erlegten bzw. nach einem Verkehrsunfall verendeten Stück Schwarzwild betont. 2018 wurden im Labor des Landesamtes in Stendal Proben von 311 Wildschweinen (und 320 Hausschweinen) auf Afrikanische Schweinepest (ASP) untersucht, im Jahr 2019 waren es Proben von 202 Wildschweinen – bislang allesamt mit negativem Ergebnis.
Um dem Wunsch der Jägerschaft nach einer Ergebnismitteilung zu ihren eingesandten Proben Rechnung zu tragen, veröffentlicht das LAV auf seiner Homepage seit Kurzem Karten, auf denen die Untersuchungsergebnisse für Afrikanische Schweinepest (ASP) und Klassische Schweinepest (KSP) räumlich dargestellt sind. Jäger haben damit die Möglichkeit, sich über den Stand in ihrem Jagdbezirk zu informieren.
Das LAV wies aber darauf hin, dass eine räumliche Darstellung technisch nur für Einsendungen möglich ist, bei denen die Angabe der Geo-Koordinaten des Fundortes erfolgt. Das LAV appelliert deshalb an die Jägerschaft, diese Daten künftig verstärkt auf den Anträgen anzugeben. Das LAV plant, die Karten halbjährlich zu aktualisieren und weitere Karten für Aujeszkysche Krankheit, Brucellose und weitere Wildtierseuchen bzw. -infektionen zu veröffentlichen.
Haflingergestüt Meura: Öffentliche ErregungIn einem Fernsehbeitrag hatte ein Tierschutzverein schwere Vorwürfe gegen das Haflingergestüt Meura erhoben, unter anderem wegen illegaler Blutentnahme. Das Gestüt weist die Anschuldigungen zurück – und erhält Rückendeckung von den Veterinärbehörden.
Seit Mitte der 1980er-Jahre wird nach Angaben des Haflingergestüts in Meura niedertragenden Tieren Vollblut entnommen. Spezialisierte Tierarzneimittelhersteller gewinnen daraus ein Serum, das als Rohstoff für die PMSG-Herstellung dient. PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin) ist ein Wirkstoff für die Brunstsynchronisation, den vor allem mittelständische Schweinezuchtbetriebe einsetzen. Das ist anerkannte und gängige Praxis.
Die Blutentnahme, so das Haflingergestüt, erfolge wie beim menschlichen Blutspenden. Vorgenommen wird sie von einem Tierarzt, und das „stress- und angstfrei für die Tiere und ohne Verletzung des Tierschutzgesetztes“. Für das Gestüt in Meura ist die Blutentnahme ein festes Standbein seiner Landwirtschaft.
Und genau das warf der Tierschutzverein „Animal Welfare Foundation“ (AWF) dem Gestüt im TV-Magazin „Fakt“, das der MDR produziert, Ende letzten Jahres vor: Tragende Stuten würden für wirtschaftliche Interessen gequält. Profiteure seien neben dem Haflingergestüt deutsche Pharmabetriebe und die industrielle Landwirtschaft. Ein weiterer Vorwurf, den der acht Mitglieder zählende Tierschutzverein zur besten Sendezeit in der ARD verbreiten durfte, sei die Blutgewinnung in einer rechtlichen Grauzone bzw. Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und gegen die „Leitlinie Blutentnahme bei Pferden“.
Und weil aus Sicht des Gestüts und der Thüringer Veterinärverwaltung auch keine amtliche Genehmigung bzw. Anzeigepflicht notwendig ist, meint im TV-Beitrag Friedrich Ostendorf, der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, es könne nicht sein, dass ein Kreisveterinäramt eigenmächtig sage, dies sei nicht genehmigungspflichtig.
In einer Stellungnahme weist das Haflingergestüt die Anschuldigen des Vereins vehement zurück und zeigt sich enttäuscht über die journalistische Praxis des TV-Magazins. Weder würden in Meura Tiere gequält noch verstoße man gegen rechtliche Normen.
Das Thüringer Gesundheitsministerium teilte auf Anfrage mit, dass die „Leitlinien zur Gewinnung, Lagerung, Transport und Verabreichung von Blut und Blutprodukten im Veterinärbereich“ nicht für die Rohstoffgewinnung für die Arzneimittelproduktion erstellt wurden. Laut dem Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz gab es in Thüringen auch keine Tierversuche, in denen Pferde zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn bei der PMSG-Produktion verwendet wurden. Und der zuständige Kreisveterinär erläutert, dass die Blutentnahme in Meura hygienisch auf hohem Niveau und bestens organisiert ist. Die Stuten trügen normal aus. Der tiergerechte Umgang mit den Pferden sei auf dem Gestüt selbstverständlich.
Das Gestüt weist zudem den Vorwurf zurück, im Dunkeln zu handeln. Zum einen informiert der Betrieb auf seiner Homepage über die Praxis. Zum anderen wurden in den vergangenen Jahren etliche öffentlich geförderte Projekte durchgeführt, die zwei jüngsten im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP). 2011 erhielt das Gestüt gemeinsam mit seinem forschenden Partner, der fzmb GmbH in Bad Langensalza, den „IQ-Innovationspreis Mitteldeutschland“ verliehen. NK/FH
Julia Klöckner warnt vor RadikalisierungDie Deutschen geben zu wenig Geld für Lebensmittel aus, findet Agrarministerin Julia Klöckner. Doch zugleich ist sie besorgt darüber, dass sich die landwirtschaftlichen Proteste radikalisieren könnten.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat vor einer drohenden Radikalisierung der Agrarproteste gewarnt. Damit meint die CDU-Politikerin neben agrarkritischen NGOs auch zum Teil die Proteste der Bauern, wie sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ im Interview sagte. So gebe es laut Julia Klöckner „radikale Aufrufe, vor allem in den digitalen Netzwerken“ und das auch unter Landwirten. Es gebe Behauptungen, dass Deutschland kein Rechtsstaat mehr sei. Die Ministerin hat Sorge, „dass dieses Aufheizen sachlichen Gesprächen den Boden entzieht und die Stimmung in der Gesellschaft sich gegen die Bauern manifestiert.“ Und das wolle sie verhindern, denn sie stelle sich den Bauernprotesten.
Bauernpräsident Joachim Rukwied fordert, den Landwirten Anerkennung zukommen zu lassen. Gegenüber der „Passauer Neuen Presse“ sagte Rukwied: „Die Landwirte erwarten zu Recht Anerkennung dafür, dass sie vieles umsetzen, was von Ihnen im Bereich Umwelt- und Naturschutz gefordert wird, etwa beim Thema Biodiversität und Tierwohl.“ Da die Bauern trotzdem in der Kritik stünden, sei bei vielen das Maß mittlerweile voll. „Der Aktionsplan Insektenschutz und die Düngeverordnung haben das Fass zum Überlaufen gebracht“, begründete Rukwied die hohen Teilnehmerzahlen an den Bauerndemos.
Einig sind sich Julia Klöckner und Joachim Rukwied darin, dass die Preise für Lebensmittel weiterhin zu gering sind. „Die Dumpingpreise auf Fleisch“ verurteilte die Landwirtschaftsministerin in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS). Die einzige Möglichkeit, damit Tierhalter auch weiter in Deutschland Fleisch produzieren könnten und Importe aus Ländern mit niedrigeren Standards vermieden werden, seien höhere Lebensmittelpreise, sagte Klöckner.
Joachim Rukwied sieht die Preisgestaltung bei Bio-Lebensmitteln „mit großer Sorge“, wie er gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte. Gleicher Meinung sind sich Klöckner und Rukwied darin, dass die Deutschen zu wenig Geld für Lebensmittel ausgeben würden. Die Prioritäten der Konsumenten stellt die Landwirtschaftsministerin ebenfalls infrage. Gegenüber der FAS sagte sie: „Für ein ordentliches Motorenöl zahlen Autofahrer bereitwillig 40 Euro pro Liter, beim Salatöl sind zwei Euro schon zu viel. Da stimmt doch etwas nicht.“
Im gleichen Atemzug betrachtet sie aber auch die Preispolitik der Supermärkte kritisch. Diese würden die Kunden oft mit Dumpingpreisen für Fleisch anlocken, um ihnen dann auch noch andere Produkte verkaufen zu können. Für Klöckner ist ein solches Vorgehen unanständig. db
Arndt GbR: Fit für den FototerminIn dieser Woche stand bei unserem Praxispartner in Sachsen-Anhalt ein Fototermin auf dem Programm. Vor der Kamera: ein für eine Versteigerung vorgesehener Jungbulle, der für den Auktionskatalog abgelichtet wurde.
Von Detlef Finger
Zwar ruht derzeit in der Arndt GbR der Ackerbau, reichlich zu tun gibt es in dem Familienbetrieb in Bottmersdorf trotzdem. So sind während der Stallhaltungsperiode tagtäglich rund 30 Fleckvieh-Mutterkühe samt Nachzucht auf dem Hof im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt) zu versorgen. „Unsere Futtervorräte sind ausreichend, damit kommen wir sicher gut über den Winter“, bilanzierte Michael Arndt zu Wochenbeginn. Zusammen mit seinem Vater Werner hatte der Junglandwirt alle Möglichkeiten, die Grünland, Ackerfutter und Grasvermehrung boten, genutzt, um Reserven für den Rinderbestand anzulegen. Wegen der Trockenheit im vergangenen Jahr war das eine echte Herausforderung.
Hauptbestandteil der Ration im Winter ist für alle Rinder Grassilage. Abgekalbte Kühe, die mit ihrer Milch ein Kalb ernähren, erhalten als „Appetitanreger“ zusätzlich etwas Zuckerrübenpressschnitzel. Die Zuchtbullen bekommen darüber hinaus Maissilage und nach Bedarf etwas Kraftfutter. „Wir legen großen Wert auf eine gute Grobfutterverwertung durch unsere Rinder“, sagte Michael Arndt.
Die Wintermonate sind in der GbR zugleich Hauptkalbezeit. Bedingt durch den in der Herde praktizierten Natursprung kommen von Oktober bis März Kälber in den Stallungen zur Welt. Besondere Aufmerksamkeit widmen Arndts derzeit sechs Jungbullen, die zur Zucht vermarktet werden sollen. Die Tiere werden führig gemacht. Ein Don PP*-Sohn wird Ende Februar in Bismark zur Auktion im Rahmen der FleischrindVision der RinderAllianz aufgetrieben, fünf weitere junge Vererber sollen ab Hof verkauft werden.
Einen neuen Besitzer suchen die Züchter auch für Don PP*, der ab März zum Verkauf steht. Der selbstgezogene Herdenbulle hat einen Relativzuchtwert Fleisch (RZF) von 131. Damit belegt er aktuell Platz zwei der bundesweiten Rangliste beim Fleckvieh-Simmental. Vater des 2015 geborenen Bullen ist der ebenfalls aus Arndts Zucht stammende Ausnahmevererber Deno PP*, der lange Zeit Primus der deutschen Zuchtwertschätzung war. Don PP*, der in Bottmersdorf vier Jahre lang im Deckeinsatz war, soll nun aus Gründen der Blutauffrischung Platz machen. An seine Stelle als „Chef“ in der Herde tritt dann sein bisheriger „Stellvertreter“, Rosenstar Pp*, der zugekauft wurde.
Mitte dieser Woche war auf dem Betrieb ein Fototermin angesagt. Dann sollte der für die Versteigerung vorgesehene Jungbulle für den Auktionskatalog abgelichtet werden. Mit einer Fleckviehfärse werden sich Arndts zudem an der Landesschau im Rahmen der FleischrindVision beteiligen.
Praxispartner Sachsen-Anhalt
Lesen Sie weitere Artikel über die Arndt GbR im Landkreis Börde
Bis dahin stehen im Arbeitsalltag auf dem Hof weitere Aufgaben an: Zum einen ist jetzt die Biogasanlage eines Vertragspartners regelmäßig mit Gärsubstrat zu beliefern. Der Vorschub im Silo hat den Vorteil, dass für die Fütterung der Bullen immer frische Maissilage verfügbar ist.
Für Ende Januar orientieren die Bottmersdorfer Bauern zudem auf die Bodenprobennahme für die Nmin-Untersuchungen, damit die Ergebnisse rechtzeitig zur ersten Stickstoffgabe vorliegen. Bis dahin wird in der hofeigenen Werkstatt auch Technik repariert, gepflegt und gewartet und ein Stallgebäude hergerichtet. „Langweilig wird uns nie“, unterstrichen die beiden Bördebauern.
Dieses Jahr wird alles besserDer Jahresanfang ist ein guter Zeitpunkt für die strategische Jahresplanung. Der Tipp unseres Experten: Ausrichtung, Ziele und Aufgaben sollten festgehalten werden.
Von Dr. Johannes Tschesche
Der Jahreswechsel hat typischerweise eine starke symbolische Wirkung auf Menschen. Häufig sind die ersten Wochen des Jahres geprägt von guten Vorsätzen, einer gewissen Ruhe, der strategischen Jahresplanung und einer Portion Motivation. Denn vor ein paar Wochen hat man sich mithilfe des Glaubenssatzes „Nächstes Jahr wird alles besser!“ eingeredet, dass die Realität gar nicht so schlimm ist. Was privat gilt, gilt auch im Unternehmen. Anstelle von guten Vorsätzen und etwas Hoffnung auf das neue Jahr, braucht es eine strategische Jahresplanung. Und dafür sollte man die Motivation zum Jahresbeginn nutzen.
Aber sein wir mal ehrlich: Die meisten Raucher rauchen trotz guter Vorsätze und ein paar Tagen Durchhaltevermögen auch im nächsten Jahr weiter. Die Übergewichtigen unter uns, bleiben es in der Regel auch und machen ihre Situation durch falsche Diäten oft nur schlimmer. Und ohne einschneidendes Erlebnis mutieren lediglich Ausnahmefälle von der Couch-Kartoffel zum Sportler. Oder anders ausgedrückt: Im nächsten Jahr wird eben gar nichts besser! Und zur Wiederholung: Was privat gilt, gilt auch für Ihr Unternehmen! Deshalb gilt, wenn Sie keine Strategie für das anstehende Jahr mit einem detaillierten Plan zur Umsetzung haben, stehen Sie genau da, wo sich auch der Großteil derer befindet, die sich mit einer Handvoll guter Vorsätze ohne Planung fürs neue Jahr belügen oder erst gar keine Vorsätze haben.
Wenn Sie also nicht aktiv Maßnahmen ergreifen, die zwangsläufig zu Änderungen führen, bleibt alles genau so wie es ist – und nichts wird besser! Das gilt sowohl für den Einmannbetrieb als auch für ein Großunternehmen, unabhängig davon, ob man in der landwirtschaftlichen Urproduktion tätig ist, eine Metzgerei führt oder als Zulieferer für die verarbeitende Lebensmittelindustrie Komponenten für den Anlagenbau produziert. Also planen Sie das Jahr und sorgen Sie mit der richtigen Strategie für die gewünschte Entwicklung Ihres Unternehmens.
Die strategische Jahresplanung besteht aus fünf Punkten, die sie nacheinander abarbeiten:
Führen Sie eine einfache Positionsbestimmung durch. Dazu eruieren Sie, wie die für Sie relevanten Märkte aussehen, welche Potenziale diese aktuell bieten und welche Risiken sie bergen. Im Idealfall kennen Sie ihren Markt gut, dann ist dieser Schritt schnell erledigt. Wichtig: Arbeiten Sie mit Zahlen, die den Markt beschreiben und schauen Sie sich Ihre Wettbewerber an!
Jetzt setzen Sie sich damit auseinander, wo Sie mit Ihrem Unternehmen hinmöchten. Überlegen Sie, was Sie dazu im Idealfall im Laufe des Jahres erreichen müssen. Das sind Ihre Jahresziele. Bitte achten Sie darauf, dass möglichst viele Zahlen zur späteren Bewertung der Zielerreichung enthalten sind. Denken Sie aber auch daran, dass Ziele in der Regel aus mehr als nur Umsatz und Gewinn bestehen. Erlauben Sie sich auch qualitative Ziele. Und denken Sie unbedingt an Ziele im Hinblick auf Verbesserungen und die Entwicklung von Innovationen.
Bevor es an die Planung geht, stellen Sie außerdem zusammen, welche obligatorischen Arbeiten anstehen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Vorbereitung und Teilnahme an Messen, die Anpassung an regulatorische Vorgaben, Marketing- und Vertriebsaktivitäten zu Ostern oder Weihnachten, die Weihnachtsfeier, das Sommerfest, Jubiläen oder auch die Planung von Abwesenheiten aufgrund von Urlauben, Elternzeiten und so weiter.
Nun planen Sie die Schritte, die zur Erreichung der gesetzten Ziele sowie zur Durchführung der obligatorisch nötigen Aktivitäten notwendig sind. Arbeiten Sie dabei vom Groben ins Feine und achten Sie darauf, dass jedes Arbeitspaket ein definiertes (Teil)Ziel hat. Idealerweise sollte in jedem Monat ein Teilziel erreichbar sein, um während des Jahres eine möglichst gute Überwachung und Steuerung zu ermöglichen.
Versehen Sie die einzelnen Arbeitspakete mit verbindlichen Ressourcen und verantwortlichen Mitarbeitern. Das mag zwar besonders in kleinen Betrieben unnötig wirken, die Erfahrung lehrt aber, dass es zwingend notwendig ist.
Je nach Unternehmensgröße benötigen Sie für diese fünf Schritte erfahrungsgemäß zwischen ein und vier Wochen. Involvieren Sie dabei nach Möglichkeit Ihre Mitarbeiter, mindestens jedoch Ihr Führungspersonal. Wenn Sie Ihre Planung abgeschlossen haben, kommunizieren Sie diese an die gesamte Belegschaft. Achten Sie darauf, dass dabei die als verantwortlich benannten Mitarbeiter im Vorfeld informiert werden.
Über den Autor
Dr. Johannes Tschesche ist Unternehmensberater in Eschborn
Webseite: valueversitas.com
Falls Sie Ihre Jahresplanung bisher noch nicht so oder so ähnlich durchgeführt haben, probieren Sie es aus. Akzeptieren Sie, dass dieser Aufwand sinnvoll und nötig ist. Sie werden überrascht sein, welche Vorteile sich daraus übers Jahr ergeben, wenn die geplanten Schritte auch regelmäßig überwacht und gesteuert werden. Auf sich ändernde und möglicherweise vorteilhaftere Rahmenbedingungen zu hoffen, bringt Ihr Unternehmen nicht voran.
Vermutlich dürfte durch ein „Weitermachen wie bisher“ so ziemlich jedes Unternehmen, ob es gerade gut läuft oder nicht, in den nächsten Jahren gegen die Wand fahren. Das gilt insbesondere für alle, die mit Lebensmitteln und ihrer Produktion zu tun haben. Zwar gab es in den letzten Jahren eine Reihe von Produkt- und Prozessinnovationen, von denen einige Unternehmen profitieren konnten. Aber glaubt man den Innovationserhebungen, dann wurde im gleichen Zeitraum nur sehr wenig in digitale Werkzeuge und die damit zusammenhängende Qualifizierung der Mitarbeiter investiert.
Hinzu kommt der Engpass beim Personal mit bestimmten Qualifikationen und darüber hinaus das sich stetig ändernde Verbraucherverhalten. Dieses sorgt wiederum nicht nur für Trends, sondern auch dafür, dass Unternehmen nicht mehr produktzentriert auftreten können, sondern verbraucherzentriert auftreten müssen. Das wiederum erfordert die Auseinandersetzung mit den eigenen Wertangeboten. Es gibt also eine Menge zu tun. Packen Sie es an!
GrOW: Vermarktungshilfe für OstdeutschlandUnterstützung für Imker und Mutterkuhbetriebe in Sachsen-Anhalt: Mit dem Hochschulprojekt GrOW sollen die Betriebe Wertschöpfungsketten aufbauen und leichteren Zugang zu Absatzmärkten erhalten.
Kleineren und mittleren Betrieben in Ostdeutschland soll in einem Projekt der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) der Zugang zu Absatzmärkten und dem Aufbau von Wertschöpfungsketten erleichtert werden. Wie die HNEE dazu mitteilte, stehen dabei Mutterkuhbetriebe in Sachsen-Anhalt und Imker in Ostdeutschland im Fokus. Die Mutterkuhhalter in der Altmark, die dort nach Biorichtlinien produzieren, fänden keine geeigneten Verarbeitungsstrukturen zum Schlachten, Zerlegen und Verarbeiten ihrer Tiere.
„Das ist besonders tragisch, weil Berlin als Europas größter Biomarkt direkt vor der Haustür liegt“, erklärte HNEE-Projektkoordinatorin Katja Searles. Genau an dieser Stelle setze das Vorhaben „Entwicklung nachhaltiger Selbstmanagementkonzepte für Gruppen zur Optimierung regionaler Wertschöpfung (GrOW)“ an, welches mit 200.000 € von dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gefördert werde.
Zusammen mit der Bioland Beratung GmbH schaue sich das HNEE-Forschungsteam an, wie Wertschöpfungsketten optimiert und langfristig in Eigenregie aufrechterhalten werden könnten. Dabei sollten Kooperations- und Koordinationsstrukturen von regionalen Wertschöpfungsverbünden in Ostdeutschland aufgezeigt werden. Erste Begehungen auf anderen Höfen und Betrieben, die bei der Fleischverarbeitung wichtige Partner vor Ort werden könnten, hätten bereits stattgefunden.
Bei der zweiten Fallgruppe, die im Rahmen von GrOW untersucht wird, ist man der HNEE zufolge schon einen Schritt weiter. Hierbei handelt es sich um Imker aus Ostdeutschland. Ihr Problem seien weniger die Abnahmezahlen ihrer Produkte; vielmehr fehle es an einem Verbund, mit dem die Logistik und Aufbereitung regionaler Rohware optimiert werden könne.
„Die Erzeugerbedingungen für die Imker in der Region sind gut, weshalb es Überhänge gibt, die aufgrund fehlender Infrastrukturen nur schwer an potenzielle Kunden gebracht werden können“, erläuterte Searles. Im Projekt kämen deshalb die einzelnen Akteure erstmals zusammen und entwickelten Ideen für den Aufbau einer Struktur, die die Wertschöpfungskette für ihre Erzeugnisse erweitere. Ziel des Projekts sei, dass diese zukünftig besser auf dem Lebensmittelmarkt bestehen könnten. AgE