SLB-Spitze und Minister Günther gehen aufeinander zu

Dialogbereit: Überraschend harmonisch ist das erste Zusammentreffen von Vertretern des Sächsischen Landesbauernverbandes mit Wolfram Günther, dem neuen grünen Agrarminister verlaufen.

Von Karsten Bär

Ausgesprochen positiv hat Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawczyk das erste Zusammentreffen von Vertretern des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB) mit dem neuen Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Bündnis90/Die Grünen) bewertet. Man habe vertrauensvoll miteinander geredet und stimme an vielen Stellen überein.

Er sei froh über den Verlauf des ersten Gespräches mit Wolfram Günther als neuem Landwirtschaftsminister, sagte Bauernpräsident Krawczyk bei einer Pressekonferenz am Freitag nach der Neujahrsklausur des Verbandes, an der Günther zeitweise teilgenommen hatte. Der Ton sei  vertrauensvoll gewesen und man habe viele übereinstimmende Ziele. Dass Günther sich insgesamt fünf Stunden bei der Klausurtagung des SLB aufgehalten und mit den Anwesenden diskutiert hatte, stimme ihn zuversichtlich.

„Wir haben große Aufgaben vor uns“

In Fragen wie der Erhöhung der regionalen Wertschöpfung, beim Flächenverzehr oder der Schaffung einer Risikoabsicherung für die Landwirte stimme man überein. Ebenso teile man den Standpunkt, dass Leistungen für den Umwelt- und Klimaschutz, die der Markt nicht vergüte, subventioniert werden müssten. „Wir haben große Aufgaben vor uns“, so Krawczyk, der darauf setzt, mit dem neuen Minister zu einem guten Umgang zu finden – auch wenn man wisse, „dass es auch zu Konflikten kommen wird“, wie der Präsident ergänzte. 



„Der SLB ist nicht angetreten, um zu beweisen, dass es mit einem grünen Agrarminister nicht klappt“, betonte Krawczyk seine Dialogbereitschaft. Nach der Landtagswahl im vergangenen September und vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden Regierungsbeteiligung der Grünen hatte der damalige Bauernpräsident Wolfgang Vogel mit deutlichen Worten zum Ausdruck gebracht, dass er einen möglichen grünen Agrarminister ablehnt. 

Biotopverbund Leipzig-Nord: Gelebtes Miteinander

Naturschützer, Institutionen und Unternehmen setzen sich für mehr Artenvielfalt im Norden von Leipzig ein. Auch dank der Mithilfe der Landwirtschaft hat der Biotopverbund kräftig Fahrt aufgenommen.

Von Karsten Bär

Ein grünes Band um Leipzig, das gefährdeten Arten ein Refugium bietet und ihren Fortbestand sichert – für Steffen Wagner wäre es ein verwirklichter Traum. Was derzeit im Norden der Metropole geschieht, ist immerhin ein Anfang. „Über Biodiversität wird viel diskutiert, aber oft zu wenig dafür gemacht“, meint der Vorsitzende des Nabu-Regionalverbandes Leipzig. „Das wollen wir hier vor Ort gemeinsam ändern.“ Im Biotopverbund Leipzig-Nord seien unterschiedliche Interessen vertreten, die gemeinsam etwas bewegen wollen. Seit einem knappen halben Jahr ist man zusammen. „Wir haben erste Erfolge erreicht, aber uns viel mehr vorgenommen“, so Wagner.

Biotopverbund: Gemeinsam trotz unterschiedlicher Interessen

Zu den Beteiligten zählt auch die Saat-Gut Plaußig Voges KG. Als Landwirt sei man an Umweltproblemen „ja eigentlich immer schuld“, meint – nur halb im Spaß – Geschäftsführer Benedikt Biermann. Doch der Betrieb, der rund 2.500  ha Fläche im Leipziger Nordosten bewirtschaftet, engagiert sich schon seit Längerem für Artenvielfalt und Insektenschutz, wurde im Vorjahr sogar als „Bienenfreundlicher Betrieb“ vom Sächsischen Landesbauernverband und Landesverband Sächsischer Imker ausgezeichnet. 

Saat-Gut Plaußig kooperiert eng mit der Leipziger Imkerei Richard Beer. Man stimmt die Feldarbeiten ab, um möglichst bienenschonend zu sein. „Blütenbehandlungen finden grundsätzlich nur nachts statt. Und gar nicht, wenn Bienenvölker in der Nähe stehen“, erklärt der Geschäftsführer des Agrarunternehmens. Zusätzlich zum obligatorischen Greening hat die Saat-Gut Plaußig Voges KG 49  ha Blühflächen angelegt. Für zwei davon wurde die Saatmischung über die Einkünfte aus einem gemeinsamen Insektenprojekt mit der Imkerei Beer finanziert, bei dem zehn Cent je verkauftem Honigglas für diesen Zweck bereitgestellt wurden. 

Bündelung der Maßnahmen im Verbund

Im Biotopverbund sieht Biermann ein Mittel, mehr für die Artenvielfalt zu erreichen. „Die Maßnahmen der verschiedenen Akteure werden gebündelt“, sagt er. „Das bringt fachlich etwas und räumt Vorurteile aus.“ So sei nicht jedem Außenstehenden klar, dass Landwirte Blühflächen nach bestimmter Zeit umbrechen müssen, um zu verhindern, dass die Fläche dauerhaft zu Grünland wird. Im Verbund könne man auf solche Sachverhalte hinweisen. 

„Wir können unseren Partnern auch schwarz auf weiß die wirtschaftlichen Folgen darlegen, wenn wir beispielsweise auf Pflanzenschutzbehandlungen bestimmter Flächen verzichten.“ So falle es leichter, Kompromisse zu finden. „Ohne sich zusammenzusetzen, wird es nichts“, bestätigt auch Imker Richard Beer die Notwendigkeit, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

„Insellösungen sind keine echten Lösungen“

Durch Austausch den Horizont zu erweitern und Naturschutz und ökonomische Interessen in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen, sind zwei der  Ziele, die der Biotopverbund verfolgt. An erster Stelle steht jedoch, den Zustand der Biodiversität in der Region zu erfassen und daraus sinnvolle Maßnahmen abzuleiten. Blühflächen und Blühstreifen sollen als Trittsteine für Arten dienen, ebenso Pflanzungen regional bedeutsamer Gehölzarten, wozu auch alte Obstgehölze zählen. In ihrer Gesamtheit sollen diese Maßnahmen den angestrebten Biotopverbund schaffen. „Denn Insellösungen sind keine echten Lösungen“, betont Nabu-Regionalchef Wagner. Man schaue, an welchen Stellen weitere Pflanzungen oder Begrünungen nötig sind, und stimme gemeinsam ab, wie beispielsweise die Mahd am besten erfolgen sollte.

Notwendig sei zudem, umfassende Aufklärungsarbeit zu leisten. Damit appelliert man jedoch nicht nur an die Landnutzer, die dafür sensibilisiert werden sollen, welche Maßnahmen der Artenvielfalt nützen. „Es gibt auch immer wieder aus der Bevölkerung Klagen darüber, dass Blühwiesen ‚nicht ordentlich‘ aussehen“, macht Wagner auf ein anderes Problem aufmerksam, dem man durch Aufklärung entgegentreten will, etwa durch Feldtafeln. 

Industrie als Partner im Verbund

Zu den Partnern im Verbund zählen auch große Industrieunternehmen. Das Leipziger BMW-Werk bringt sich ebenfalls ein. „Die Automobilindustrie steht ja auch oft am Pranger“, so Stefan Fenchel, Leiter des Projektes „Grünes Werk“ bei BMW. Jedoch habe man nachweisen können, dass auch ein Automobilhersteller im direkten Umfeld seiner Produktion hochwertige Biotope schaffen kann – „trotz 300.000 Fahrzeugen im Jahr und eines Werkszauns ringsherum“, wie es Fenchel auf den Punkt bringt. Die Biodiversität auf den Werksflächen hat sich dank konsequenter Umsetzung des Konzeptes „Grünes Werk“ und der damit verbundenen Anpflanzungen gegenüber dem Ausgangszustand sogar erhöht.



Auch andere ortsansässige Unternehmen, wie Future Electronics oder der Flughafen Halle-Leipzig bringen sich in den Biotopverbund ein, ebenso kommunale Partner. Die breite Mischung der Beteiligten ist ein Vorteil. Unterschiedliche Kompetenzen und Fähigkeiten treffen aufeinander und können zum Erreichen der Ziele eingesetzt werden. 

Dank der regelmäßigen Treffen ist auch Vertrauen zwischen den Partnern gewachsen. Einmal im Monat treffe man zusammen, im Bedarfsfall stimme man sich auch am Telefon ab, erklärt Benedikt Biermann. Man entwickle Verständnis für das Tun der Partner und verstehe besser, warum etwas getan werde, sagt Steffen Wagner. „Was wir hier tun, ist gelebtes Miteinander.“ 

Halbzeit bei den Azubis

Jessica und Jonas absolvieren bei der TZG Ernstroda eine Ausbildung zum Landwirt. Die Hälfte ist fast rum, bereut haben die beiden ihre Entscheidung nicht – ganz im Gegenteil.

In Kürze können Jessica und Jonas Halbzeit feiern. Im August 2018 begannen sie ihre Lehrausbildung zu Landwirten in der TZG Ernstroda. Beide geben zu verstehen, dass sie wohl eher keine Party machen werden. Denn im Februar stehen die theoretischen Zwischenprüfungen in den Berufsschulfächern Pflanzenbau und Tierproduktion sowie Wirtschaft/ Soziales an. Danach absolvieren sie noch die praktischen Prüfungsteile. 

An Motivation mangelt es nicht

Während Jessica in einem anderen Betrieb zunächst eine Ausbildung zur Tierwirtin begann, aus der sie aus „verschiedenen Gründen“ aber ausstieg, machte Jonas zunächst Abitur. Vor dem Lehrbeginn arbeiteten beide einige Zeit in der TZG. Jessica vor allem im Kälberstall und Jonas als Schlepperfahrer. Er hatte nach dem Abitur auf eigene Faust die Pkw-Fahrerlaubnis samt T-Schein gemacht. Jessica holte dies Anfang 2019 nach – die TZG stellte ihr dafür den Traktor zur Verfügung. 

Beide sagen, mit der Lehre und ihrem Ausbildungsbetrieb die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie gehören zum Team um TZG-Pflanzenbauleiter Dirk Grigutsch. An Motivation mangelt es ihnen nicht.

Rund ein Viertel der Mitschüler Weiblich

In der Berufsschule wechselten Jessica und Jonas mit Beginn des zweiten Lehrjahres mit zwei Dutzend ihrer Azubi-Kollegen als Jahrgangsbeste in die Leistungsklasse. Im Unterricht gehe es in diesem Klassenverband sehr konzentriert zu, was beiden entgegenkommen würde. Und nein, sagt, Jessica: In ihrer Landwirtklasse sei sie nicht „allein“ – gut ein Viertel der Mitschüler sind junge Frauen. 

Die „Land schafft Verbindung“- Bewegung der letzten Monate haben beide mitverfolgt. Jessica mehr über Medienberichte und Soziale Medien. Als die Thüringer und Bayern mit ihren Schleppern am 25. November von Arnstadt aus nach Berlin aufbrachen, stand Jonas zwischen dem Erfurter Kreuz und Weimar auf einer Brücke über der A4 und grüßte die Landwirte. Das habe ihn schon tief beeindruckt. Einige Azubi- Kumpel aus der Berufsschule waren in Berlin – hier bekam er über Facebook nahezu „live“ aktuelle Impressionen. 

Diskussion mit Familie und Freunden 

Im persönlichen Umfeld – beide kommen zwar vom Land, haben aber keinen landwirtschaftlichen Familienhintergrund – wird freilich über Landwirtschaft diskutiert. Jessica erzählt, dass das bei ihr überwiegend in der Familie, mit den Geschwistern stattfinde, die ihr Wissen aus dem Fernsehen oder der Tageszeitung beziehen. Und weil diese kaum eine Ahnung hätten, stehe das Erklären im Mittelpunkt. 



Wenn Jonas diskutiert, dann am Wochenende mit seinen alten Abi- Freunden, die jetzt in Großstädten studieren. Deren Sicht auf Landwirtschaft verändere sich, so seine Einschätzung. Mit Argumenten aus der Praxis wolle er vor allem aufklären – und wenn es sein muss, natürlich auch die Landwirtschaft verteidigen. Da merkt man, dass Jonas längst als Landwirt agiert. Die Diskussion in der Familie oder unter Freunden, das sei klar, ende niemals im Streit. fh

Von den Socken, von den Sohlen

Er ist Fluglehrer, „Maschinenflüsterer“, aber vor allem Alpaka-Züchter. Vor zehn Jahren begann Mathias Schellack mit seiner Frau Marlen, eine Farm im südbrandenburgischen Hohenbucko aufzubauen. Heute verarbeitet er, selten hierzulande, die feine Wolle der Kameliden vor Ort. Und da ist mehr.

Von Jutta Heise

Wer kalte Füße hat, lebt auf Sparflamme, kann nicht arbeiten, nicht lieben, ist eine mürrische Belastung für seine Umwelt und sich selbst. Wenn sie aber warm sind, geraten die Dinge fast wie von selbst, dank der Seele, dieses flüchtigen Stoffes, der, wird er gekuschelt, nach neuesten spirituellen Erkenntnissen Wohlbefinden in alle Ecken unseres Körpers trägt. Folgerichtig nannte Mathias Schellack Einlegesohlen aus gefilzter Alpaka-Wolle, in drei Stärken, von Schuhgröße 35–48 zu haben, „Seelenwärmer“. Sie sind – um im Bilde zu bleiben – ein rechter Selbstläufer, saisonal im gerade beendeten Weihnachtsgeschäft, ganzjährig im Hofladen, im Onlineshop oder bei Wiederverkäufern. Und das seit drei Jahren, überall in Deutschland. 



Was Schellack hier als Rohstoff einer besonderen Bestimmung zuführt, wurde früher entsorgt, weil zu stark verunreinigt oder sonst wie nicht zu verarbeiten. „Das hat mich geärgert“, sagt der agile 60-Jährige. Bei den 3 bis 4 kg Wolle, von denen jedes Tier beim all- jährlichen frühsommerlichen Scheren befreit wird, sollte jedes Grämmchen zählen: Alpaka-Wolle ist wärmer, feiner als Schafwolle zum Beispiel und enthält kein Fett wie diese, ist daher hoch geschätzt …


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Warum regenerative Landwirtschaft?

Einen Bodenkurs für 2.000 Euro finden manche Berufskollegen verrückt. Aber dieselbe Summe für zusätzlichen Schnickschnack am Traktor auszugeben, ist ganz normal. Hier muss ein Umdenken stattfinden, sagt Landwirt Michael Reber. Mit unserer Autorin hat der Landwirt über seine Erfahrungen mit der regenerativen Landwirtschaft gesprochen.

Von Laura von Ketteler

Farm & Food: Die Regenerative Landwirtschaft ist in Deutschland noch ein recht neues Thema. Wie auch der Begriff nachhaltige Landwirtschaft wird die regenerative Landwirtschaft unterschiedlich ausgelegt. Was bedeutet der Begriff für Sie?

Michael Reber: Ich betreibe die regenerative Landwirtschaft seit fünf Jahren nach dem System von Dietmar Näser und Friedrich Wenz, angepasst . Für mich bedeutet regenerative Landwirtschaft die Regeneration des Kohlenstoffhaushalts, sprich die Bindung von CO2 in Form von Humus. Es bedeutet aber auch Regeneration von Nährstoffgehalten, die sich im Produkt wiederspiegeln. Wir müssen es schaffen, Humus wiederaufzubauen.

Wir alle reden über nachhaltige Landwirtschaft, aber nachhaltig kann auch nachhaltig schlecht sein. Der Unterschied in der regenerativen Landwirtschaft liegt darin, dass wir was verbessern wollen und nicht auf dem Status Quo bleiben wollen. Auf unserem Betrieb versuchen wir, das jetzt auch mit einem CO2 Zertifizierungs-Konzept sichtbar zu machen. Wir werden 2020 die ersten Tests machen, die den zusätzlichen Humusaufbau des Bodens seit der ersten Untersuchung 2017 messen. Wenn alles klappt, dann können wir dadurch CO2 Zertifikate an Unternehmen verkaufen.

Farm and Food: Woher kommt dieser Ansatz eigentlich und in wie fern ist das Wissen über regenerative Landwirtschaft in Deutschland verbreitet?

Michael Reber: Die Begrifflichkeit kommt aus den USA und Australien. Es gibt hier Pioniere wie Joel Salatin und Gabe Brown, die das Thema auf ein neues Niveau gebracht haben. Aus Afrika kennen wir Allan Savory, der das Holistic Management System entwickelt hat. In Brasilien hat Ernst Götsch die Ideen der regenerativen Landwirtschaft in der sogenannten Syntropischen Landwirtschaft weitergedacht. Dies sind alles Konzepte, die auf den Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft basieren. In Europa findet das Thema gerade erst seinen Anfang, aber ich würde sagen, dass Deutschland und Österreich bisher hier am weitesten sind. Durch Seminare und den Austausch untereinander verbreitet sich das Thema langsam unter den Deutschen Landwirten, darunter meist junge Landwirte.

Farm and Food: Was hindert den Landwirt daran, solche Ideen umzusetzen oder überhaupt erstmal auszuprobieren?

Michael Reber: Ganz oft fehlt es den Landwirten an Zeit und an wirtschaftlichen Anreizen, zusätzliche Maßnahmen umzusetzen. Erstmal kostet es Geld Humus aufzubauen. Das Geld haben allerdings viele Landwirte nicht mehr und es fehlt an Fördermitteln dafür. Automatisierung im Stall und Acker kann Zeit schaffen, allerdings muss diese Zeit zum Beispiel für Tierbeobachtung und Bodenanalysen genutzt werden. Meist wird die Zeit allerdings dafür verwendet, die Flächen zu vergrößern. Ich denke, es ist manchmal wichtig, einen Schritt zurück zu gehen und das was man tut richtig zu machen, bevor man seinen Betrieb vergrößert. Woran es aber vor allem fehlt, ist das notwendige Wissen. An lehrenden Institutionen wird das Thema Humusaufbau bzw. Regenerative Landwirtschaft kaum erwähnt, nicht mal im Ökolandbau.

Farm and Food: Was hat Dich dazu bewegt, einen neuen Weg einzuschlagen?

Michael Reber: Wir hatten vor 13 Jahren eine wirtschaftlich schmerzliche Erfahrung mit einer Krankheit im Stall. Danach hat sich der Schweinemarkt drastisch verändert und es wurde Zeit, umzudenken. 2009 haben wir die Biogasanlage gebaut, das war die Rettung für den Betrieb. Nun konzentriert sich der Betrieb auf 200 ha Ackerbau für die Biogasanlage.  Wir haben hier schwere Tonböden mit 30 bis 45 Bodenpunkten und einem hohen Magnesiumgehalt, was die Böden schwer zu bearbeiten macht. Es kommt also vor allem auf die Bodenbearbeitung an. Nachdem ich den Bodenkurs besucht habe, hat sich in meiner Denkweise einiges geändert. Ich war schockiert, wie wenig ich von dem Ganzen zuvor gehört hatte.

Farm and Food: Siehst du Themen wie Digitalisierung als wichtigen Teil einer zukunftsfähigen (regenerativen) Landwirtschaft an? 

Michael Reber: Ich sehe das nicht ganz so optimistisch wie viele andere, es gibt einige sinnvolle Umsetzungen wie z.B. die GPS-gesteuerte Teilbreitenschaltung für Pflanzenschutzspritzen oder Düngerstreuer. Digitalisierung ist grundsätzlich positiv, aber sie fördert meist auch wieder Strukturwandel. Auf einem Betrieb wie unserem mit 200 ha sind wenige dieser Lösungen wirklich wirtschaftlich nützlich. Als ich den Bodenkurs für 2000 Euro gemacht habe, hielten mich alle für verrückt. Aber dieselbe Summe für zusätzlichen Schnickschnack z. B. am Traktor auszugeben, ist ganz normal. Hier müssen wir umdenken.

Was ich wirklich viel nutze, sind Kommunikationsmedien. Social-Media-Kanäle werden immer mehr unter Landwirten genutzt, um an neues Wissen zu kommen, von Innovationen zu lernen und über Veranstaltungen zu erfahren. Ich persönlich nutze am meisten Instagram und WhatsApp Gruppen für den Austausch.

Farm and Food: Wo sehen Sie die Landwirtschaft in 30 Jahren?

Michael Reber: Sie wird sich noch weiter aufteilen, denke ich. Es wird zum einen vermehrt Konzepte wie solidarische Landwirtschaft, Direktvermarktung und lokalen Handel geben. Aber gleichzeitig wird es nach wie vor weiterwachsende Großbetriebe geben, die stark durchrationalisiert, digitalisiert und automatisiert sind. In den letzten Jahren hat sich außerdem langsam eine spannende Start-Up Szene in Deutschland entwickelt, die das Landwirtschaftsbild immer stärker prägen wird.

Auf meinem eigenen Betrieb möchte ich gerne die Direktsaat ausprobieren. In den USA wird viel damit getestet, Mais in bestehende Zwischenfruchtbestände reinzusähen, damit der Zwischenfruchtbestand den Mais hinterher vor Erosion und Verunkrautung schützt. Wir bearbeiten den Boden momentan noch zu intensiv, so dass die Gefahr für Erosion wächst. Niederschläge bestehen bei uns in Schwäbisch Hall im Sommerhalbjahr fast nur noch aus Starkregenereignissen. Da ist es wichtig, dass das Wasser auf der Fläche bleibt, es darf nicht oberflächlich fließen, sondern muss absickern können.



Es könnte das Jahr des Dialogs werden

Ackerbaustrategie und Green Deal, ASP und Geflügelpest vor der Haustür, dazu neue Bauernproteste – es sind große Herausforderungen, die die Landwirtschaft zu Beginn des neuen Jahrzehnts bewegen. Dabei könnte in 2020 eine echte Chance liegen.

Von Ralf Stephan

Wenn es „zwischen den Jahren“ eine Ruhepause gab, dann war sie nur kurz. Seuchenausbrüche erfolgten in der Vergangenheit gern während der stillen Zeit. Das blieb uns zum Glück erspart. Verschärft hat sich die Lage aber dennoch. Die Afrikanische Schweinepest machte – gemessen an der ohnehin schon überschaubaren Entfernung zu unserer Grenze – nochmals einen Riesensatz nach Westen. Es scheint zumindest, als gelänge es in Polen längst nicht so gut wie seinerzeit in Tschechien, einen Seuchenherd einzugrenzen und auszulöschen. Nur noch 20 Kilometer sind es bis zu Oder und Neiße. Jetzt heißt es am diesseitigen Ufer auch für die Letzten, sich der Gefahr bewusst zu werden und auch danach zu handeln. Dass, wie jenseits der Flüsse, Dutzende Wildschweinkadaver tagelang unbemerkt im Wald liegen, sollte bei uns möglichst nicht passieren. Bauern, Waldbesitzer, Förster und Jäger müssen dafür gemeinsam alle Sinne schärfen. Freizeitsportler, Reiter oder die Hundespaziergänger aus dem Dorf sollten wissen, wem sie ihre Zufallsfunde mitteilen können.

Damit nicht genug, meldete sich am Silvestertag auch noch die Geflügelpest zurück. Beim gefundenen Virus handelt es sich um eine hochpathogene Variante. Auch sie „sprang“ im Nu bis kurz vor die Grenze. Zu Wochenbeginn gab es hierzulande noch keine Fälle. Aber die Erinnerungen an den bislang schwersten Seuchenzug im Winter 2016/17 und die lange Stallpflicht sind bei Geflügelhaltern noch frisch genug. Nicht zuletzt lässt sich aus dem plötzlichen Auftauchen der Aviären Influenza die Warnung ablesen, bei aller Konzentration auf ein Risiko die anderen nicht aus den Augen zu verlieren. 

Ralf Stephan, Chefredakteur der Bauernzeitung

Unausweichlich, wenngleich unelegant im Übergang, sind wir bei der Agrarpolitik. Auch hier wird es darauf ankommen, klare Schwerpunkte zu setzen und gleichzeitig das gesamte Geschehen im Blick zu behalten. Gespannt darf man in diesem Zusammenhang sein, welchen Kurs die Bewegung „Land schafft Verbindung“, kurz LsV, künftig steuern wird. Ihr Start war überaus verheißungsvoll. Der hohe Mobilisierungsgrad beeindruckte Medien und Politik. So sehr, dass die Kanzlerin ungewohnt entschlossen einen Landwirtschaftsgipfel einberief. Nun geht es um konkret Inhaltliches.

LsV und Bauernverband erfüllen derzeit Frau Merkels Auftrag und erarbeiten ein Konzept­papier. Unterdessen wird innerhalb der äußerst bunten Bewegung um Linie gerungen. Selbst die Spaltung blieb nicht aus. Wer wofür steht und sprechen darf, ist für Außenstehende – also wieder Medien und Politik – nicht immer erkennbar. Im Moment scheint es so, als sei die totale Ablehnung der neuen Dünge­verordnung der kleinste Nenner, auf den man sich einigen kann. Das wird nicht reichen. War man nicht vor wenigen Wochen angetreten, um den Dialog mit der Gesellschaft über Zukunftsprojekte in Gang zu bringen?

Ansätze für solche Projekte treten gerade reichlich zutage. Die neue EU-Kommission kündigte den „Grünen Deal“ an, ein Wirtschaftsförderprogramm für mehr Klimaschutz. Aus dem Bundesagrarministerium kam eben der Entwurf für eine „Ackerbaustrategie 2035“. Sie zielt darauf ab, die Hauptaufgabe Nahrungssicherheit mit dem Artenschutz zu verbinden. Und in Kürze wird die Borchert-Kommis­sion Vorschläge unterbreiten, wie schon bald die Nutztierhaltung so umgebaut werden könnte, dass sie gesellschaftliche Akzeptanz zurückgewinnt. Die Signale, wohin es gehen soll, sind eindeutig. Wer mitreden möchte, darf nicht nur sagen, was er alles nicht will. Auf Dauer ernstgenommen wird, wer konstruktiv eigene Vorschläge einbringt. So könnte 2020 tatsächlich das Jahr des Dialogs werden.


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ASP: Auch Sachsen baut jetzt Zaun

Eine Wildschweinbarriere soll das Eindringen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verhindern: Auch Sachsen hat sich nun zum Bau eines Zauns an der Grenze zu Polen entschlossen – zunächst allerdings nur auf einem kurzen Abschnitt.

Von Karsten Bär

Zum Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist auf einem kurzen Teilabschnitt der Grenze zu Polen ein Zaun errichtet worden. Wie das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz (SMS) mitteilt, wurde auf einem Abschnitt von etwa 4,5 km Länge eine Barriere geschaffen, die verhindern soll, dass Wildschweine aus Polen nach Sachsen gelangen und dabei möglicherweise das ASP-Virus ins Land tragen. Die Arbeiten an dem Zaun entlang der Lausitzer Neiße zwischen der Landesgrenze zu Brandenburg und dem Beginn der Umzäunung des Bad Muskauer Parks sollten gestern abgeschlossen sein.

Entschieden hatten diese Maßnahme die für die ASP-Prävention zuständigen Veterinäre des Sozialministeriums, der Landesdirektion und des Landkreises Görlitz. Damit will man die Schritte flankieren, die von den Behörden in Brandenburg und Polen bereits vollzogen wurden. Die an der Lausitzer Neiße geschaffene Barriere besteht aus Elektrozäunen, die punktweise durch Geruchskomponenten ergänzt werden. 

Wildschweinbarrieren „kein völliger Schutz“ vor ASP

Sozialministerin Petra Köpping (SPD), deren Haus für den Tierseuchenschutz zuständig ist, warnte vor überzogenen Erwartungen. Wildschweinbarrieren gewährleisteten keinen völligen Schutz, sondern seien lediglich ein Hilfsmittel, um das Risiko des Eintritts der Krankheit durch ein infiziertes Schwein zu verringern. Man prüfe jede Maßnahme, die beitragen könne, das Auftreten der ASP und die damit verbundenen schweren Risiken für die Landwirtschaftsbetriebe zu verhindern.

In dieser Woche will sich ein Expertenteam der Europäischen Union, das die Ausbrüche in Tschechien, Belgien und Polen begleitet hat, im Landkreis Görlitz über die bisherigen sächsischen Vorbereitungen informieren und weitere Präventionsmaßnahmen abstimmen.



Zeit für die nächste Revolution?

In den 1970er-Jahren begründete der Landwirt Robert Rodale den Begriff „Regenerative Organic Farming“ – also regenerative Landwirtschaft. Seitdem haben Pioniere wie Gabe Brown, Joel Salatin und Dr. Elaine Ingham die Bewegung geprägt. In Amerika ist sie schon im „mainstream“ angekommen. In Deutschland hat sie noch ein Nischendasein.

von Laura von Ketteler

Allein in den USA allein gibt es um die 70 Anlagefonds mit einem Vermögen von über 47,5 Mrd. $ in regenerativer Landwirtschaft. In Deutschland hingegen stellt das Thema derzeit sowohl für die Industrie als auch den Finanzsektor noch eine Graswurzelbewegung da. „Die regenerative Landwirtschaft steht in Deutschland wie weltweit noch ganz am Anfang“, sagt Jan Gisbert Schultze, Mitgründer der Soil Alliance, einem Verein für regenerative Landwirtschaft.

Regenerative Landwirtschaft lässt sich nicht in einem Satz definieren. Grundsätzlich fordert sie eine Wiederherstellung und Verbesserung der Natur, sowie einen ganzheitlichen und systemischen Denkansatz und geht somit über die nachhaltige Landwirtschaft hinaus.
Auch in Europa finden die fünf Grundprinzipien der regenerativen Bewirtschaftung nach Gabe Brown weite Verbreitung als Grundlage für viele Landwirte:

Doch jeder Standort ist anders und benötigt eigens angepasste Methoden, darüber sind sich die Anhänger einig. Über die Jahre haben sich verschiedene Ausprägungen der regenerativen Landwirtschaft etabliert: Agroforst, Permakultur oder ganzheitliches Weidemanagement (Holistic Grazing), um einige Konzepte zu nennen. All diese Ansätze versprechen verbesserte Böden, gesteigerte Biodiversität, bessere Wasserspeicherung, verringern Erosion und machen unabhängiger vom chemischen Pflanzenschutz.

Dietmar Näser, Mitgründer der „Grünen Brücke“ und einer der deutschen Verfechter der regenerativen Landwirtschaft legt den Fokus vor allem auf das Mikrobiom und die Notwendigkeit, Humus zu generieren. „Durch regenerative Landwirtschaftssysteme ist es möglich, in viereinhalb Jahren 3,5 % Humus aufzubauen. Ein hoher Gehalt an Humus bewirkt einen starken Ertrag auch bei widrigen Bedingungen und kann eine Menge CO2 einspeichern“, sagt er in einem seiner Vorträge.

Die große Frage lautet: Wie?

Benedikt Bösel vom Schlossgut Alt Madlitz (Gut&Bösel). © Privat

„Es funktioniert nur, wenn wir klein anfangen, testen und weiterentwickeln, um dann später skalieren zu können. Leider sind diese Arten der multifunktionalen Landnutzung in Deutschland bisher nur schwierig über unsere klassische Agrarförderung abzudecken, da müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten. Jeder Landwirt und jede Landwirtin muss für sich testen, was auf seinem/ihrem Betrieb am besten funktioniert“, sagt Benedikt Bösel.

Er ist Landwirt auf dem Biobetrieb Schlossgut Alt Madlitz (Gut&Bösel) östlich von Berlin. Bösel gehört zu den Vorreitern in Sachen regenerative Landwirtschaft in Deutschland. „Wir haben hier besonders schwierige Standortbedingungen. Sandige Böden und wenige Niederschläge, insbesondere im Frühjahr und Frühsommer. Uns war schnell klar, dass der Boden und die Bodenbiologie unser bester Schutz vor verändernden Wetterphänomenen sind. Für uns besonders spannend ist dabei unser Standort: Wenn wir zeigen können, dass diese Landnutzungskonzepte selbst bei unseren Bedingungen ökologisch, ökonomisch und sozial Vorteile bieten, können sie im Grunde überall angewandt werden“, ist sich Bösel sicher.

Auf seinem Betrieb vereint er Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft: Agroforst, Holistic Grazing nach Gabe Brown und Alan Savory, Permakultur und die syntropische Landwirtschaft nach dem Schweizer Ernst Götsch. Sein Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen, Unis, Start-ups und internationalen Pionieren die Systeme zu testen und skalierbar zu machen. „Dabei ist es wichtig, die unterschiedlichen Methoden an die individuellen Standortbedingungen anzupassen“, bekräftigt Bösel.

Alt und neu zusammen: Peace Farming

Skeptiker sind der Meinung, dass sich Methoden der regenerativen Landwirtschaft nicht auf großen Flächen umsetzen lassen und verhältnismäßig viel Handarbeit fordern. Ernst Götsch hat jedoch bewiesen, dass dies funktioniert. Auf großen degradierten Flächen in Brasilien hat er es geschafft, durch die syntropische Landwirtschaft ausgelaugte Böden wieder fruchtbar zu machen.

Dazu arbeitet er unter dem Motto „Peace Farming“ mit einem Schichtensystem im Einklang mit der Natur, um an den Ursachen der Probleme anzusetzen, und nicht nur deren Auswirkungen zu bekämpfen. Auf Gut&Bösel setzt er zusammen mit Benedikt Bösel das Pionierprojekt für Deutschland um. Auf einem 3,5 ha großen Feld werden alle 10 m Baumreihen angelegt. Dabei werden schnell wachsende Baumarten zwischen fruchttragende Sträucher und Bäume gepflanzt. Die schnellwachsenden Bäume sollen jedes Jahr beschnitten werden und der gehäckselte Baumschnitt den Boden bedecken. Der wird so vor Austrocknung geschützt und mit Nährstoffen versorgt. Die fruchttragenden Sträucher, darunter Pflaume, Birne, Kornelkirsche und Sanddorn, dienen der Lebensmittelproduk­tion.

Den Bodenspeicher wieder nutzen

Das Thünen-Institut und der Bodenforscher Dr. Axel Don haben 2018 in einer ausführlichen Studie das Potenzial des landwirtschaftlich genutzten Bodens als CO2-Speicher herausgearbeitet. Wie viel CO2 der Boden enthält, hängt vom Humusgehalt ab, der wiederum Einfluss auf den Bodenkohlenstoff hat. Vor allem Grünland habe ein enormes CO2-Speicherpotenzial. Landwirte können CO2-Zertifikate an Emittenten aus der Industrie verkaufen. Mit einem zwischengeschalteten Zertifikate-Händler wie CarboCert schließt der Landwirt mit dem Händler eine Vereinbarung zum Humusaufbau ab. Die Entwicklung wird durch eine GPS-genaue Probeentnahme in einem Labor gemessen, sodass der Zuwachs des Humus die Grundlage für die Auszahlung des Erfolgshonorars bildet. „Die CO2-Zertifizierung ist eine super Möglichkeit, die Regenerierung der Böden zu honorieren, es ergibt sich eine Win-Win-Situation. Natürlich darf dabei der Zertifikate-Handel nicht der Schwerpunkt des Betriebseinkommens sein“, sagt Friedrich Wenz von der Grünen Brücke.

Verschiedene Kriterien zur Berechnung

Diesem Konzept stehen allerdings nicht alle positiv gegenüber, zumindest noch nicht. Rösl ist der Meinung, dass organischer Kohlenstoff nicht der richtige Parameter ist, um Humus zu messen. „Um ein realistisches Bild zu gewinnen, müssen verschiedene Kriterien in eine Berechnung miteinbezogen werden, zum Beispiel die Entwicklung der Infiltrationsleistung, der Bodengare, der Wurzeltiefe und des Bodenlebens“, sagt er. Andere Landwirte geben auch die hohen Margen für den Händler der Zertifikate zu bedenken.

Mit der regenerativen Landwirtschaft stehen wir an einem Anfang, der Raum für Weiterentwicklung und Neuinterpretation bietet. Der Begriff steht für eine Revolution der Landwirtschaft, ein Umdenken, ein Neudenken. Das verlangt Mut, Kreativität und starke Partnerschaften. Klar wird, dass sie großes Potenzial hat, die Landwirtschaft der Zukunft zu werden, allerdings sollten die Landwirte diese Herausforderung nicht allein stemmen müssen.

Interview mit Wolf Goertz: „Die Branche braucht Querdenker“

Wie ist es um die Startup-Szene in Deutschland bestellt? Nicht so schlecht, findet Wolf Goertz. Aber es braucht mehr Querdenker, die sich mit dem etablierten Mittelstand zusammen setzen.

Wolf Görtz ist Geschäftsführer der Firma Netrocks GmbH / Foodsupply aus Osnabrück, die sich auf die Digitalisierung im Food- und Agrarbereich spezialisiert hat.

Auf der Farm & Food 4.0 ist Götz am 20. Januar um 16.45 Uhr Referent im Workshop: Ecosystem Agtech: Wie können wir ein leistungsstarkes System für Zukunfsförderung entwickeln?

Video: Interview mit Wolf Goertz

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Farm & Food: Blick in die Zukunft der Landwirtschaft

Wie sieht die Landwirtschaft von morgen aus? Wie unser Essen? Der Kongress „Farm & Food“ beschäftigt sich mit den großen Zukunftsthemen der Branche. Gewinnen Sie hier Karten für die hochkarätig besetzte Veranstaltung am 20. Januar.

Macht neue Technik Tiere für die Ernährung überflüssig? Fleisch aus der Retorte ist bereits Realität, wenn auch zum Sattwerden noch unbezahlbar. Glaubt man jedoch den Experten, die auf diesem Gebiet tätig sind, vollzieht sich gerade eine rasante technologische Entwicklung. Wird daraus angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und zunehmender ökologischer Probleme der Nutztierhaltung vielleicht eine ernsthafte Alternative zum echten Fleisch? Wer könnte das Rennen gewinnen – das Rind oder doch die Mikrobe?

Gleichzeitig findet ein anderer, nahezu gegenteiliger Trend immer mehr Anhänger: die regenerative Landwirtschaft. Sie nimmt für sich in Anspruch, alte Methoden neu zu denken, um die Böden für die künftigen Herausforderungen fit zu machen.

Neue Netzwerke – Vom Acker bis zum Teller

Doch was bringt die ganze Vielfalt dem Landwirt, dem am Ende eine Handvoll Lebensmittelkonzerne alle Bedingungen diktiert? Das ist im Moment so, muss aber nicht dabei bleiben. Vom Acker bis zum Teller entstehen neue Netzwerke, die Wege werden kürzer, Lieferketten flexibel und Lebensmittel rückverfolgbar. 

Der Lebensmittelmarkt der Zukunft ist dezentral und funktioniert als digitales Netzwerk, das Verbraucher und Produzenten wieder näher zusammenbringt, blicken Experten nach vorn. Landwirte tun sich zusammen, vernetzen sich mit Wissenschaftlern, produzieren gemeinsam und schalten durch Direktvermarktung den Zwischenhandel aus. Nur Utopie?

Zukunftskongress Farm & Food am 20. Januar

Diese und andere Zukunftsthemen stehen auf dem Programm des fünften Kongresses „Farm & Food“, der am 20. Januar 2020 die Türen für alle öffnet, die sich mit den Fragen von Morgen und Übermorgen beschäftigen wollen. Farm & Food richtet sich an Betriebe aller Größen und Rechtsformen sowie ihre Partner im vor- und nachgelagerten Bereich. Gesucht werden Vordenker und Interessierte, die trotz oder gerade wegen ihres immer anspruchsvolleren Arbeitsalltages neugierig geblieben sind.


Farm & Food Kongress

Farm & Food 4.0

Termin: 20. Januar 2020
Ort: Berliner Congress Center (bcc)

Alle Infos zum Zukunftskongress unter
www.farm-and-food.com


Mehr als 40 Experten aus den verschiedensten Bereichen – von klassischer heimischer Landwirtschaft über innovative Landtechnikunternehmen bis zu kalifornischen Biotech-Firmen – stehen auf der „Farm & Food“ einen ganzen Tag lang für Vorträge, Diskussionsrunden und Workshops zur Verfügung. Hier einige der Themen:

Der Zukunftskongress findet am Montag, dem 20. Januar 2020, im Berliner Congress Center (bcc) direkt am Alexanderplatz statt. Veranstalter ist der Deutsche Bauernverlag, der Herausgeber der Bauernzeitung.

Landwirte haben die Möglichkeit, auf der Farm & Food-Webseite kostengünstige Eintrittskarten zu erwerbenUnter ihren Lesern vergibt die Bauernzeitung 10 x 2 Eintrittskarten kostenfrei. Interessenten schreiben dafür eine E-Mail mit dem Betreff „Farm and Food“ an:

bauernzeitung@bauernverlag.de

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Bauernverband: Grundwasser ist kaum mit Nitrat belastet

Aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage geht hervor: Das Grundwasser in Brandenburg ist kaum mit Nitrat belastet. In den vergangenen zehn Jahren gab es lediglich vier Überschreitungen des Schwellenwertes.

Das von den Brandenburger Trinkwasserwerken geförderte Grundwasser ist entgegen der hysterisch geführten Debatte kaum mit Nitrat belastet. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion BVB/Freie Wähler hervor. Demnach gab es in den vergangenen zehn Jahren lediglich vier Überschreitungen des Schwellenwertes. Gemessen wurde jeweils an 1.333 Wasserwerksbrunnen. Bei 60 % der Brunnen lag die Nitratkonzentration sogar unterhalb der Bestimmungsgrenze. 

Zeitweise Überschreitungen des Nitratschwellenwertes im Rohwasser traten lediglich an drei Brunnen auf. Das betraf in 2011 einmalig einen Brunnen im Wasserwerk Oelsig, danach sank die Nitratkonzentration kontinuierlich. Auch im Wasserwerk Gartz wurde der Grenzwert nur einmal in 2017 überschritten. Davor und danach lag die Nitratkonzentration unterhalb des Schwellenwertes. An einem zweiten Brunnen desselben Wasserwerkes gab es jeweils 2015 und 2017 knappe Überschreitungen.

Die Messungen zeigen, wie hoch die Qualität des Brandenburger Rohwassers ist, aus dem unter anderem auch Trinkwasser gewonnen wird. „Der Panikmache, die Brandenburger Bauern würden unser Trinkwasser  verunreinigen, wurde nun eindeutig die Grundlage entzogen. Ich hoffe, dass die Antwort der Landesregierung auch von einigen Verbänden im Haus der Natur in Potsdam und im Bundesumweltamt gelesen wird“, so LBV-Pressesprecher Tino Erstling.

Nitrat bzw. Stickstoff ist ein Bestandteil von tierischen Stoffwechselprodukten. Richtig dosiert ist es ein unverzichtbarer Bestandteil der Pflanzenernährung, ohne den auf unseren Feldern kaum etwas gedeihen würde. Nitratbelastungen in Gewässern werden häufig der Landwirtschaft angelastet, sie entstehen jedoch auch durch die ungenügende Reinigung der Abwässer von Städten und Gemeinden. 

EU-Wasserrahmenrichtlinie: Breite Bürgerbeteiligung erwünscht

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie soll die Wasser-Politik der Länder über Grenzen hinweg regeln. Bis zum Sommer können alle Brandenburger ihr Anliegen bei deren Umsetzung einbringen.

Seit dem 22. Dezember sind alle Brandenburger aufgerufen, sich mit ihren Anliegen in den Prozess der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) einzubringen. Nach dem von der EU vorgegebenen Verfahren sind für jeden der sechsjährigen Bewirtschaftungszeiträume Anhörungen der Öffentlichkeit vorgeschrieben.

Aktuell geht es um den 3. Bewirtschaftungszeitraum von 2021 bis 2027. Alle Brandenburger können sich bis zum 22. Juni 2020 am Verfahren beteiligen. Nach Eingang und Auswertung aller Stellungnahmen sollen die WRRL-Bewirtschaftungspläne für das Land Ende kommenden Jahres in aktualisierter Form vorliegen.

EU-Wasserrahmenrichtlinie: Mitmachen erwünscht

Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel wünscht sich eine breite Beteiligung bei der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie: „Ein guter Zustand unserer Fließgewässer und Seen sowie auch des Grundwassers sind kein Selbstzweck. Nur intakte und auch ästhetisch ansprechende Gewässer können den vielfältigen Nutzungsansprüchen heute und in der Zukunft gerecht werden.“

Derzeit werden die Gewässerüberwachungsprogramme der letzten Jahre ausgewertet und mit den Ergebnissen die ökologischen und chemischen Zustände der Oberflächen- und Grundwasserkörper neu bewertet. Damit einhergehend werden die derzeit gültigen Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme für die Einzugsgebiete von Elbe und Oder überprüft und aktualisiert. Ende 2021 werden dann alle Dokumente öffentlich zur Diskussion gestellt.

Auf https://mluk.brandenburg.de/info/wrrl-zweite-anhoerung oder https://kurzlink.de/Lkcj3R1Ur wird erklärt, wie Stellungnahmen und Hinweise abgegeben werden können. Dort finden sich alle Dokumente zur EU-Wasserrahmenrichtlinie.■