Bei der Milcherzeugergenossenschaft Klötze werden die Feldfrüchte mit dem gereinigten Wasser aus einer Kläranlage beregnet. Das reichte jedoch nicht aus – und so bestimmt das Thema Wasser auch die Wünsche für 2020.
Von Jörg Möbius
Die Milcherzeugergenossenschaft Klötze (Bauernzeitung 14/2019) beregnet mit dem gesamten zur Verfügung stehendem gereinigten Abwasser der Kläranlage Immekath Zuckerrüben und Sommerbraugerste. „Im Frühjahr wurde eine unserer drei Trommelberegnungsmaschinen generalüberholt“, so Raimund Punke, Geschäftsführer des Betriebes in Sachsen-Anhalt.
„Wir hatten auch überlegt, in verdunstungsärmere Technik zu investieren, aber ohne Förderung ist sie bei den momentanen Preisen für uns nicht erschwinglich. Dazu kommt, dass die Hitze den Kühen zu schaffen machte, wir haben je Kuh zwischen 200 und 300 Kilogramm Jahresleistung verloren.“
Die Erträge der Milcherzeugergenossenschaft Klötze auf den beregneten Flächen können sich auch 2019 sehen lassen, und das trotz des recht sandigen Bodens in der Region. „Bei Zuckerrüben konnten wir knapp 100 Tonnen je Hektar ernten, und das bei gutem Zuckergehalt. Die Braugerste brachte einen normalen Ertrag, das Qualitätsziel konnte komplett erreicht werden“, freut sich Raimund Punke.
Ganz anders sah es bei Getreide und Mais aus, die kein Zusatzwasser bekommen. Litt 2018 das Getreide besonders stark, war es dieses Jahr der Mais. „Noch machen sich unsere Vorratshaltung und einige Zukäufe beim Futter bezahlt, aber 2020 müssen wir wieder ordentlich ernten, sonst wird das Futter knapp.“ Die Konkurrenz um Mais ist groß, Biogasanlagen erhöhen die Nachfrage sehr. Die Milcherzeugergenossenschaft Klötze selbst setzt in ihrer Biogasanlage 90 % Gülle ein.
„Gerne würden wir mehr Flächen mit zusätzlichem Wasser versorgen“, so der Wunsch von Ronald Haase, Pflanzenbauchef Milcherzeugergenossenschaft Klötze. „Für Brunnen erhalten wir leider keine Genehmigung.“ Die von der Kläranlage abgegebene Wassermenge verringert sich mit steigenden Temperaturen. Es wird weniger in den Wohnungen geduscht.
Dass die Politik jetzt auf Abwasser von Kläranlagen als Möglichkeit für die landwirtschaftliche Bewässerung aufmerksam geworden ist, freut Raimund Punke. „Wir machen das schon lange, schön, wenn bald auch andere Berufskollegen diese Ressource nutzen können.“
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Er hat sich im Wettbewerb als Brandenburgs bester Azubi durchgesetzt: Christian Braune. Wir haben den Junglandwirt im Frühjahr und interviewt – und ihn am Jahresende erneut zu seinen Plänen und Zielen befragt.
Von David Benzin
Im April haben wir Christian Braune, Brandenburgs besten Auszubildenden zum Landwirt, besucht und ihn für die Junges-Land-Ausgabe in der 19. Woche interviewt. Während unseres Besuchs war er gerade auf der Zielgeraden des dritten Lehrjahrs. Auf seinem Ausbildungsbetrieb, der Agro Saarmund eG im Südwesten von Berlin, waren Mähdrusch und Pflanzenschutz seine Hauptarbeitsfelder. Auch zur Erntereportage 2018 haben wir schon mit ihm gesprochen, als er auf dem Drescher saß.
Im Wettbewerb zum besten Azubi im Beruf Landwirt ist er wenig später zum Finale nach Bayern gereist und konnte Brandenburg mit einer guten Mittelfeldplatzierung vertreten. Bereits angekündigt hatte er uns, ab September, nach Ende seiner Ausbildung zum Landwirt, die Fachschule für Agrarwirtschaft im mecklenburgischen Güstrow-Bockhorst besuchen zu wollen.
Gesagt getan, ging es nach der letzten Ernte mit der Agro Saarmund, bei der Christian einen Claas-Lexion-750 gesteuert hat, gen Norden. Sein nächstes Etappenziel in der Agrarkarriere ist nun der Abschluss zum staatlich geprüften Agrarbetriebswirt. Außerdem hat er sich ganz nebenbei in die Selbstständigkeit als Kleinunternehmer gewagt und arbeitet im Lohn für verschiedene landwirtschaftliche Betriebe. Vor kurzem ging es für ihn nahe Bockhorst in die Ernte von Zuckerrüben.
Ein Höhepunkt im Herbst war für ihn, wie er berichtet, die Teilnahme an der großen Bauerndemo am 26. November in Berlin-Mitte. Sein Resümee der Proteste von der Siegessäule bis zum Brandenburger Tor: „Dieses Gefühl war einmalig!“ Vorher war für ihn auch der Standardbesuch der Agritechnica ein Erfolg.
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Besonders am Claas-Stand nutzte Christian die Gelegenheit, sich über die neuen Modelle genau zu informieren. Warum? Ab dem Sommer 2020 bis in das nächste Wintersemester an der Fachschule wird er als Vorführfahrer für den Claas-Händler Mecklenburger Landtechnik (MLT) landauf, landab in Mecklenburg-Vorpommern tätig sein. Damit geht für ihn ein Kindheitstraum in Erfüllung, wie er sagt. Ansonsten ist er zufrieden mit dem zu Ende gehenden Jahr. „Ich hoffe, ich bleibe gesund und auch privat ändert sich nichts“, wünscht er sich für 2020.
Landwirte: Einkommen auf TalfahrtDie ökonomische Lage der Landwirte hat sich im Wirtschaftsjahr 2018/2019 deutlich verschlechtert. Der Situationsbericht des Bauernverbandes weist fast durchgängig rückläufige Ergebnisse bei den Einkommen aus.
Der seit 2016 zu beobachtende Trend steigender Einkommen in der Landwirtschaft scheint vorerst sein Ende gefunden zu haben. Das zumindest weist der in der vorigen Woche vorgestellte Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) für das Wirtschaftsjahr 2018/19 aus. Nach den DBV-Zahlen hat sich die wirtschaftliche Lage der Betriebe im Berichtszeitraum deutlich verschlechtert. Auch für das laufende Wirtschaftsjahr 2019/20 rechnet der DBV mit Ausnahme der Schweinehaltung nicht mit einer wesentlichen Verbesserung.
Dem Situationsbericht zufolge betrug das Unternehmensergebnis je nicht entlohnter Familienarbeitskraft im Durchschnitt der Haupterwerbsbetriebe im abgelaufenen Wirtschaftsjahr rund 38.400 €. An der Spitze stehen trotz deutlichen Rückgangs weiterhin die Ökobetriebe mit annähernd 56.800 € je Familienarbeitskraft. Erheblich zu Buche schlagen dabei die Prämienzahlungen. Im Wirtschaftsjahr 2018/19 beliefen sich die Zahlungen aus Agrarumweltmaßnahmen einschließlich Ökoprämien auf durchschnittlich 31.900 €. Sie trugen damit maßgeblich zum Unternehmensergebnis von rund 82.000 € bei.
Im Durchschnitt aller Haupterwerbsbetriebe beliefen sich die Zahlungen für Agrarumweltmaßnahmen auf 4.800 €. Hinter den Ökobetrieben rangieren bei den Einkommen mit einigem Abstand die Milchviehbetriebe, die 2018/19 je Familienarbeitskraft noch etwa 44.000 € erzielten. Es folgen die Weinbaubetriebe mit rund 42.000 €, die Ackerbaubetriebe mit knapp 41.000 € sowie die Veredlungsbetriebe mit gut 36.300 € je Familienarbeitskraft.
Der Gewinnrückgang bei den Haupterwerbsbetrieben erfolgte nahezu im gesamten Bundesgebiet. Ausnahmen bildeten lediglich Rheinland-Pfalz und das Saarland mit einem leichten Anstieg um etwa 2 %. Auf knapp 60.000 € kamen die Haupterwerbsbetriebe in Niedersachsen. Dort lag der Rückgang mit mehr als 22 % über dem Bundesdurchschnitt. Mehr als 50.000 € erwirtschafteten zudem die Haupterwerbsbetriebe in Ostdeutschland, Bayern sowie Baden-Württemberg.
Unbefriedigend war die Entwicklung in den ostdeutschen Agrargenossenschaften. Nach einem Jahresüberschuss von 160.000 € im Vorjahr brachte das Buchführungsjahr 2018 für sie einen Fehlbetrag von durchschnittlich 55.000 €. Gemessen an der Kennzahl „Unternehmensergebnis plus Personalaufwand“, die einen Vergleich mit anderen Rechtsformen ermöglicht, erzielten die Agrargenossenschaften immerhin noch 29.000 € je Arbeitskraft.
Nicht überbewerten wollte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Einkommensrückgang, den der DBV-Situationsbericht ausweist. Das Unternehmensergebnis der Haupterwerbsbetriebe liege im längerfristigen Vergleich im Durchschnitt, kommentierte Klöckner die Zahlen. Die Ministerin erinnerte daran, dass die beiden Vorjahre überdurchschnittlich gewesen seien, einschließlich des Rekordjahres 2017/18. Einfluss auf das aktuelle Ergebnis hatten laut Klöckner auch die Ernteschäden aufgrund der extremen Dürre 2018. Hier habe man gehandelt und eine Absenkung des Steuersatzes bei der Dürreversicherung auf 0,3 Promille der Versicherungssumme ermöglicht sowie im Bundestag die steuerliche Gewinnglättung beschlossen.
Einkommensrückgänge gab es für die Nebenerwerbsbetriebe. Deren mittleres Unternehmensergebnis sank um rund 27 % auf 10.200 €. Bei den ausgewerteten Betrieben gab es einen starken Rückgang der Viehbestände. Grundlage für die Einkommensberechnungen im Situationsbericht bilden 11.500 Buchführungsabschlüsse von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben mit durchschnittlich 90 ha.
Trotz der negativen Einkommensentwicklung blieben die Bruttoinvestitionen der Haupterwerbsbetriebe weitgehend stabil. Sie lagen mit durchschnittlich 54.800 € je Betrieb sogar noch leicht über Vorjahr. Mit Abschreibungen ergaben sich Nettoinvestitionen von 9.700 € je Betrieb. Deutlich zugenommen haben 2018/19 Maschineninvestitionen, während Investitionen in Gebäude spürbar zurückgegangen sind. Der DBV führt das auf Unsicherheiten über die rechtlichen Rahmenbedingungen beim Stallbau zurück.
DBV-Präsident Joachim Rukwied machte vor Journalisten in Berlin gestiegenen Kostendruck, die Folgen der Dürrejahre und niedrige Erzeugerpreise für die insgesamt schlechteren Unternehmensergebnisse verantwortlich. Besorgt zeigte sich Rukwied über die sinkende Investitionsbereitschaft. Nur 30 % der Betriebe planten, in den nächsten Monaten zu investieren.
ASP: Brandenburg in HabachtstellungDie positiven Befunde Afrikanischer Schweinepest (ASP) in Westpolen versetzen die Landwirte in Brandenburg in Alarmbereitschaft. Zahlreiche Maßnahmen sind getroffen worden – doch die Herausforderungen sind groß.
Von Heike Mildner
Seit November breitet sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Westpolen immer weiter aus. Die auf polnischer Seite eingerichteten Restriktionszonen reichen bis an die brandenburgischen Landkreise Spree-Neiße und Oder-Spree. Obwohl die menschliche Gesundheit nicht gefährdet ist, obliegt das Thema dem Verbraucherschutz, und der wanderte in der neuen Regierung vom Justiz- zum Gesundheitsministerium mit Ursula Nonnemacher als zuständige Ministerin. Aktuell könne niemand sagen, in welche Richtungen sich die Tierseuche weiter ausbreiten werde, die Abwehr der ASP sei das Ziel, informierte Nonnemacher die Presse. Dafür seien weitere Maßnahmen erforderlich, die das Verbraucherschutzministerium gemeinsam mit dem für Jagd zuständigen Landwirtschaftsministerium und in Abstimmung mit den Kommunen vorbereitet.
Zu den Maßnahmen zählt die Anordnung einer flächendeckenden verstärkten Bejagung zur Reduzierung des Schwarzwildbestandes in den Landkreisen Uckermark, Barnim, Märkisch-Oderland, Oder-Spree, Spree-Neiße, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz sowie in den kreisfreien Städten Frankfurt (Oder) und Cottbus. Außerdem wird die Anordnung einer verstärkten Fallwildsuche in einem Abstand von der polnischen Grenze aus bis circa 15 km ins Landesinnere in den Landkreisen Spree-Neiße und Oder-Spree sowie der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder) vorbereitet.
„Je früher ASP erkannt wird, desto größer sind die Chancen, einen möglichen Ausbruch der Seuche in unserem Schwarzwildbestand erfolgreich zu bekämpfen. Dabei spielt die Suche nach verendeten Wildschweinen eine zentrale Rolle“, so Nonnemacher. „Deshalb planen wir auch eine Anordnung der Anzeige und Probenahme zur virologischen Untersuchung jedes verendet aufgefundenen Wildschweins in den grenznahen Landkreisen und kreisfreien Städten. Diese Maßnahmen werden bislang durch Jägerinnen und Jäger landesweit auf freiwilliger Basis durchgeführt. Um noch besser gewappnet zu sein, sollen diese Maßnahmen zeitnah regional begrenzt verpflichtend sein.“
Zu den möglichen Maßnahmen in gefährdeten Gebieten gehört laut Tierseuchenalarm- und -bekämpfungsplan auch eine Einzäunung. Nonnemacher: „Lokal und zeitlich begrenzte mobile Wildschutzzäune entlang der Hochwasserschutzanlagen an der deutsch-polnischen Grenze können ein guter Schutz sein, die Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest von Gebieten mit besonders hohem Gefährdungspotenzial nach Brandenburg zu verhindern. Wir stehen dazu im Austausch mit den betroffenen Landkreisen. Erste Zäune hat das Land bereits beschafft. Eine Entscheidung über den tatsächlichen Einsatz solcher Schutzzäune ist aber noch nicht getroffen. Hier stimmen wir uns mit unseren polnischen Partnern und mit allen an Polen angrenzenden Bundesländern sowie dem Bund ab.“
In Ergänzung der Vorbereitungen seit dem Jahr 2014 wurden nach dem ersten Bekanntwerden des Ausbruchs der ASP in Westpolen Mitte November in Brandenburg unmittelbar folgende Maßnahmen eingeleitet:
In Brandenburg werden regelmäßig Tierseuchenübungen durchgeführt, in den Jahren 2016, 2017 und 2018 zur ASP beim Schwarzwild sowie 2019 zur Maul- und Klauenseuche (MKS). Bereits seit Oktober 2019 wird die nächste Landestierseuchenübung zur Bekämpfung der ASP bei Schwarzwild vorbereitet. Diese soll im Frühjahr 2020 in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr durchgeführt werden.
Bei einem Ausbruch der ASP bei Schwarzwild werden Maßnahmen auf Grundlage der Vorschriften der Schweinepestverordnung sowie Maßnahmen nach dem Tierseuchenalarm- und bekämpfungsplan des Landes Brandenburg zur Bekämpfung der ASP im Schwarzwildbestand getroffen. Dazu zählt auch die Einrichtung von drei Restriktionszonen:
Im gefährdeten Gebiet einschließlich Kernzone sind u. a. folgende Maßnahmen vorgesehen:
In der Pufferzone steht neben der Fallwildsuche, der Bergung und unschädlichen Beseitigung der positiv getesteten Kadaver sowie der Untersuchung aller erlegten Wildschweine eine wesentliche Reduzierung der Schwarzwildpopulation durch intensive Bejagung im Vordergrund.
Die Schweinehalter wurden brieflich darauf hingewiesen, folgende Maßnahmen unzusetzen:
Auf der Klausurtagung des Landesbauernverbandes riet Landestierarzt Dr. Stephan Nickisch den Landwirten, sich beim Amtstierarzt rechtzeitig über die lokalen Gegebenheiten zu informieren. Bei schnellem, konsequentem Handeln im Falle eines Ausbruchs der ASP bei Wildschweinen gebe es durchaus eine Chance auf Tilgung.
Zahl der Mastschweine steigt deutlich785.100 Schweine zählte das Amt für Statistik in Brandenburg – das sind fast 30.000 Tier mehr als ein halbes Jahr zuvor. Einen deutlichen Anstieg gab es bei den Mastschweinen.
Nach dem vorläufigen Ergebnis der Erhebung über die Schweinebestände zum 3. November 2019 werden in Brandenburg 785.100 Schweine gehalten. Das sind knapp 27.300 Tiere oder 3,6 % mehr als ein halbes Jahr zuvor, teilt das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mit.
Innerhalb des Bestandes zeigten sich unterschiedliche Entwicklungen: Die Zahl der Mastschweine nahm um 18.100 Tiere oder 9,5 % auf 208.800 Tiere zu. Der Bestand der Zuchtsauen ging dagegen um 7.700 auf 86.400 Tiere (–8,2 %) zurück. Die Anzahl der Ferkel stieg um 14.300 Tiere oder 4,5 % auf 334.500 Tiere.
Auch der Bestand an Jungschweinen vergrößerte sich um 2.300 auf 154.000 Tiere, was einem Zuwachs um 1,5 % entspricht.
Zweimal jährlich werden bundesweit die Bestände an Schweinen in den Betrieben erfasst, die entweder mindestens 50 Schweine oder mindestens zehn Zuchtsauen halten. Dabei werden Betriebe stichprobenartig befragt und die so ermittelten Ergebnisse auf die Gesamtheit der Schweinebetriebe hochgerechnet.
Kartoffelerntebilanz: Beregnen lohnte sichDeutlicher Zuwachs: Die Landwirte in Brandenburg haben im ablaufenden Jahr knapp 330.000 Tonnen Kartoffeln gerodet. Wer seine Felder beregnen lassen konnte, war deutlich im Vorteil.
Im Jahr 2019 wurden in Brandenburg auf 11.000 ha 329.300 t Kartoffeln gerodet. Das sind nach Informationen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg fast 58.700 t mehr als im Vorjahr, aber 3.900 t weniger als im langjährigen Mittel (2013–2018). Der Kartoffelertrag belief sich 2019 auf 298,7 dt/ha. Das sind zwar 48 dt/ha mehr als im Vorjahr, aber 45 dt/ha weniger als im langjährigen Mittel.
Deutlich im Vorteil waren die Landwirte, die 2019 ihre Kartoffelfelder beregnen konnten. Auf beregneten Feldern wurde im Durchschnitt ein Ertrag von 348,8 dt/ha gerodet, während er auf Flächen ohne Beregnung mit 247,0 dt/ha deutlich niedriger ausfiel.
Der Ertrag von Industriekartoffeln lag bei 318,5 dt/ha. Bei Speisekartoffeln wurde ein Ertrag von
250,8 dt/ha erzielt. MIL
Tierischer Vandalismus: Im Oderbruch rückte ein Biber einem Telefonmast zu Leibe – und fällte den tiefenimpränierten Stamm binnen einer Woche.
Ein Biber hat in Spitz bei Neurüdnitz im Oderbruch einen tiefenimprägnierten Telefonmast gefällt. Wie regionale Medien berichten, hat das Tier dafür eine ganze Woche gebraucht. Die Telekom wolle diese Zeit bei der Aufstellung eines neuen Mastes deutlich unterbieten, war dem Bericht des RBB zu entnehmen.
Die Frage, ob das Tier verhaltensgestört ist oder einfach nur hungrig war, bleibt einstweilen offen. Bäume waren in der Gegend noch nie zahlreich, und allmählich werden sie knapp – auch dank seiner zahlreichen Artgenossen.
In ganz Brandenburg gibt es laut Landesamt für Umwelt 3.300 bis 3.500 Biber. Telefonmasten knabbernde Exemplare sind bisher selten. mil
Weinbau Wobar – Ein Herz für RebenLandwirt Andreas Wobar macht seinen Beruf aus Leidenschaft. Noch mehr Herzblut steckt er allerdings in seine Weinreben. Auf 110 m über Meeresspiegel bauen er und seine Frau Brandenburgs einzigen Wein am Steilhang an.
Von David Benzin
In der südbrandenburgischen Lausitz sind vor allem der Braunkohletagebau und die Landwirtschaft anzutreffende Wirtschaftszweige. Die 10.000-Einwohner-Stadt Großräschen vereint beides in einer speziellen Form. Die Winzerfamilie Wobar baut am Großräschener See, der früher statt Wasser Kohleflöze enthielt, den einzigen Steilhang-Wein des Bundeslandes an.
Mit den 30 bis 33° Neigung am Hang des Sees zählen die Reben offiziell zur Kategorie Steilhang. Ingesamt 30 ha Wein gibt es in ganz Brandenburg. Die Reben der Wobars stehen auf 1 ha Fläche am Steilhang und zusätzlich auf einer kleinen ebenen Fläche. Doch Winzer Dr. Andreas Wobar ist nicht nur Weinbauer, er führt außerdem einen Ackerbaubetrieb in der Nähe des Ortes. Auch auf einem kleinen Teil der Betriebsfläche hat er Rebstöcke kultiviert. Der Unterschied: Hier fehlt der Steilhang. Im Geschmack stehen sich flacher und steil gezogener Wein aber in nichts nach, erklärt Andreas Wobar.
Seine Frau, Dr. Cornelia Wobar, teilt die Leidenschaft für den Wein. Gemeinsam geben sie ihr Bestes, um die weißen Rebsorten Johanniter, Solaris und Cabernet Blanc sowie den roten Pinotin vom Weinstock in die Flasche zu befördern. Jedes Jahr können sie 5.000 Flaschen Wein aus der Ernte ihrer 5.000 Rebstöcke keltern lassen. Das übernimmt das Weingut Schloss Proschwitz bei Meißen in Sachsen. Dort haben die Wobars eigens einen Tank gepachtet.
Seit 2012 bauen die Wobars an Brandenburgs steilstem Weinberg ihre Trauben an. Gelesen wird von Hand. Dazu haben sie einen Verein gegründet, über den die Pflege und Ernte des Weins organisiert und personell abgedeckt wird. Zwölf Jahre zuvor wurde damit begonnen, den stillgelegten Tagebau in Großräschen zu fluten. Mit den Jahren stieg der Wasserspiegel immer mehr, bis auf das heutige Niveau. Parallel wurde die Gegend am Rande des alten Tagebaus weiter erschlossen und zu einer Art Seepromenade umfunktioniert. Dort, wo auch die Rebstöcke von WeinWobar stehen, wie sich die Winzerfamilie nennt, können Einheimische und Besucher flanieren, die Aussicht genießen oder eben in einem direkt angrenzenden Restaurant die Weine probieren. Für die Öffentlichkeit ist der See bisweilen noch nicht zugänglich, da er noch dem Bergrecht unterliegt. In den kommenden zwei bis drei Jahren soll sich das aber ändern.
Der Boden ist ein Geschiebemergel mit einem pH-Wert von etwa 7,2. Der Hang, an dem die Rebstöcke stehen, ist jedoch nicht natürlich entstanden. Er ist durch die Bergbauaktivitäten entstanden und bildet die Tagebaukante aus der Zeit des Braunkohleabbaus in Großräschen. Um langfristig planen zu können, haben die Wobars einen Pachtvertrag über mindestens 25 Jahre geschlossen.
Der Cabernet Blanc ist die letzte Rebsorte, die bei WeinWobar gelesen wird. Der Wein aus diesen Trauben hat später einen Alkoholgehalt von 12,5 %. Der Solaris hat 14 %. Für die Weinherstellung sollte der Traubensaft 7,5 g Säure/l haben. Der Zuckergehalt im Traubensaft wird in Oechsle gemessen. Bei der Ernte waren 105° Oechsle auf dem Reforaktometer, dem Messgerät für den Zuckergehalt, ablesbar, berichtet Andreas Wobar von der diesjährigen Lese. Pflanzenbaulich hat der Weinanbau einige Besonderheiten. Der Pflanzenschutz erfolgt mit einer speziellen Weinbergspritze und einem dazu passenden Traktor. Durch den Anbau von pilztoleranten Rebsorten spart Andreas Wobar aber Pflanzenschutzbehandlung. Somit muss er Fungizide nur zweimal statt achtmal anwenden. Der angebaute rote Pinotin zeichnet sich außerdem durch eine relativ hohe Blattgesundheit aus, die sogar bis in den August hineinreicht.
Doch auf der Schädlingsseite macht diesem Wein besonders die Kirschessigfliege zu schaffen. Das Schadbild ist dann eindeutig: Die Trauben werden angestochen, und der Saft in der Traube wandelt sich zu Essig. Da durch einen Warndienst vom Zuflug des Schädlings berichtet wurde (in Sachsen gab es schon befallene Reben), konnte die Lese des Pinotin aber rechtzeitig vorher stattfinden.
Für Familie Wobar ist der Weinanbau eine Leidenschaft, und auch wenn Andreas Wobars Tagesgeschäft der Ackerbau ist, merkt man dem Landwirt und Winzer diese Leidenschaft sofort an. Auch Preise haben die Weine der Wobars schon gewonnen. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass Weinwobars handgemachte Landweine nicht an deutschen Weinwettbewerben teilnehmen dürfen. Das Reglement verbietet es Regionen, die nicht als Qualitätsweinregion anerkannt sind, sich dem Wettbewerb unter den Winzern in Deutschland zu stellen. Den Beweis, dass auch der Landwein der Wobars preisverdächtig ist, hat die Familie aber im internationalen Vergleich gezeigt. Der Pinotin Jahrgang 2015 wurde im Rahmen der Intervitis 2018 mit der Silbermedaille des PIWI-Weinpreises prämiert.
Mit Veranstaltungen rund um den Wein, wie der Jungweinprobe, dem Tag des offenen Weinbergs, Weinwanderungen oder dem Weinlauf oder dem Wein- und Federweißerfest, gibt es regelmäßig die Gelegenheit, mit den Wobars ins Gespräch zu kommen und sich über den Weinanbau zu informieren und natürlich zu probieren. Den Weinanbau von Familie Wobar haben wir im Rahmen der Bericherstattung zu Novihum, einem Dauerhumusgranulat auf Braunkohlebasis, besucht (wir berichteten in der Bauernzeitung 46/2019, S. 31).
Lokal messen und vorhersagenDas Wetter ist der wohl größte Einflussfaktor auf die Landwirtschaft. Gleichzeitig aber auch ein großes Geheimnis. Prognosen sind oft zu vage oder nicht standortgenau. Um Licht in trübe Vorhersagen zu bringen, steht auf dem Landgut Westewitz von Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawczyk jetzt die erste autarke Wetterstation des Landes. (€)
Von David Benzin
Es ist ein Donnerstagnachmittag Anfang Dezember in Mittelsachsen. Wir sind in Westewitz, einem kleinen Ort etwa auf halber Strecke zwischen Leipzig und Dresden. Hier bewirtschaftet Landesbauernpräsident Torsten Krawczyk zusammen mit Vater Volkmar und Bruder Sven Krawczyk einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb – das Landgut Westwitz. Wetterdaten werden auf dem Betrieb schon seit einiger Zeit selbst aufgezeichnet. Das funktionierte bisher über eine standortgebundene Wetterstation auf dem Betriebsgelände.
Heute soll ein nächster Schritt in Richtung standortgenauer Vorhersage gemacht werden. Die ersten „Präriewetterstation“ in Sachsen wird eingeweiht. Prärie bedeutet hierbei soviel wie autark, also ohne eigenen Stromanschluss und WLan-Verbindung. Die Energieversorgung der autarken Station erfolgt über die Sonne, die Internetverbindung über das Mobilfunknetz. „Alle sprechen davon, aber keiner hat Ahnung von Wetter und wir auch nicht so richtig. In diesem Projekt wollen wir lernen, wie sich Wetter tatsächlich verhält, welche Strategien müssen wir entwickeln und wie müssen wir uns eventuell versichern.“
Das Besondere an der Wetterstation ist „eine regionale Ermittlung und spezielle Messungen für den Standort wie Blattfeuchte oder Bodenfeuchte, um Entscheidungen treffen zu können.“ Krawczyk möchte so künftig Entschlüsse für oder gegen Pflanzenschutzmaßnahmen treffen. Bereits jetzt nutzen sie die Wetterdaten im Ackerbau, beispielsweise die Bodentemperatur für die Wahl des Aussaattermin. Dabei seien präzise Wetterdaten und ein genauer Wetterbericht für die unternehmerischen Entscheidungen enorm wichtig. Und hier kommt der Meteorologe Jörg Kachelmann ins Spiel. Zusammen mit der Vereinigten Hagel wurde eine Wetterstation unter dem Namen meteosol entwickelt, die neben den Standardwerten auch weitere, für die Landwirtschaft wichtige, Daten liefert wie:
Während die Blattfeuchte ganz konkrete Hilfestellung bei der Durchführung von Pflanzenschutzmaßnahmen oder bei der Bewässerung von Beständen liefert, ist die Globalstrahlung besonders für die Betriebe wichtig, die im Bereich regenerativer Energieerzeugung tätig sind oder dies für sich als Option sehen. Und da kommt es natürlich darauf an, die Werte nicht von irgendeiner Messstation zu erhalten, sondern direkt vom eigenen Acker.
Wetterstationen gibt es viele, aber was ist das besondere an meteosol-Stationen? ie derzeit über 300 Stationen in Deutschland sind laut Vereinigter Hagel nach den strengen Kriterien der Weltmeteorologischen Organisation aufgebaut…
Den Artikel in voller Länge lesen Sie hier oder in der Printausgabe der Bauernzeitung Ausgabe 51-52/2019.
Innerfamiliäre FeldforschungErnte schlecht, Preise auch nicht gut – die Hildebrandts aus Letschin blicken auf das schlechteste Jahr seit Betriebsaufnahme zurück. Das hält unseren Praxispartner in Brandenburg jedoch nicht ab von einem kleinen ackerbaulichen Experiment.
Von Heike Mildner
Bei Hildebrandts in Letschin schaut man auf das schlechteste Jahr seit Betriebsaufnahme im Oktober 1991 zurück – und das nebenbei auch noch als regelmäßiger Praxispartner der Bauernzeitung. Bei Kaffee und Keksen blicken wir auf das Jahr zurück: Ernte schlecht, Preise auch nicht gut – „Lass es vorbeigehn und ein neues Jahrzehnt anfangen“, fasst Karin Hildebrandt, die im Familienbetrieb die Bücher führt, zusammen.
Auf dem Acker ist alles getan. Zuletzt ist Klaus Hildebrandt mit seinen Söhnen öfter mal mit Spaten und Bodensonde – beides bekamen beide zur bestandenen Facharbeiterprüfung – über den Acker gegangen, um nach Bodenstruktur, Wurzeltiefen und Regenwürmern Ausschau zu halten und Gefühl für den Boden zu entwickeln – etwas, was seiner Meinung nach in der Ausbildung zu kurz kommt, so Klaus Hildebrandt. Dazu kamen Versammlungen, die Agritechnica, zwei „Traktorenausflüge“ nach Berlin und jede Menge Ansitzjagden. Nun stehen mit Weihnachten ein paar ruhigere Tage an.
Das Wintergetreide gedeiht derzeit auch ohne Zutun prächtig. Mit aktuell 408 l/m2 Niederschlag hat man die Gesamtmenge des vergangenen Jahres (402 l/m2) gerade überholt. Es sieht gut aus, aber Hildebrandts sind skeptisch: „Letztes Jahr waren wir auch Herbstmeister, wenn ich mal das Vokabular vom Fußball adaptiere, und dann kommst du nicht in die Zweikämpfe rein – siehe Zuckerrübe“, nimmt es Klaus Hildebrandt sportlich.
Die Laborergebnisse, die beim letzten Praxispartnerbericht noch ausstanden, zeigten bei 14,3 % Zuckergehalt einen positiven Befund auf Syndrome Basses Richesses (SBR), das Syndrom der niedrigen Zuckergehalte (Bauernzeitung 44/2019, S. 5). Die Fläche für die nächste Zuckerrübenernte ist dennoch schon vorbereitet. Dort, wo sofort nach der Gerstenernte eine Zwischenfruchtmischung in die Schattengare gesät wurde, ist es noch immer grün, stehen noch immer die Bienenkästen von Julie Gaworskie (Bauernzeitung 35/2019, S. 5). Wie lange Hildebrandt noch auf Zuckerrüben setzen kann, ist unklar. Wie beim Raps fehlt letztlich die Beize, um dem Schädlingsdruck angemessen zu begegnen.
Praxispartner Brandenburg
Besonders interessant geht es auf dem 50-Hektar-Schlag zu, auf dem Körnermais geerntet wurde und demnächst Sonnenblumen der Sorte Seabird wachsen sollen. Uneins, wie die Maisstoppeln optimal bearbeitet und das Saatbett bestens vorbereitet sei, hielt 30 Jahre nach dem Mauerfall auf Hildebrandts Acker die direkte Demokratie Einzug: Das Feld wurde gedrittelt. Klaus Hildebrandt hat die Stoppeln nur einmal mit einem modifizierten Sichelmulcher (angeschweißte Ketten gegen Maiszünslerlarven) gemulcht und verlässt sich auf Regenwürmer und selbstständige Arbeit des Bodens.
Maximilian (der ältere Sohn) ist zusätzlich zum Mulchen mit der bodenangetriebene Fräse (Foto l.) über die Stoppeln gegangen und sein Bruder Sebastian setzt ganz klassisch auf die Kurzscheibenegge, um mehr Boden zu bewegen und die Verrottung zu forcieren. In der Kategorie „weniger Eisen“ – sprich geringeren Maschineneinsatz – hat der Vater schon mal die Nase vorn. Ansonsten ist alles offen: So spannend kann Landwirtschaft sein.
Kurz vermeldet: Gurken gegen GlatteisIm bayerischen Dingolfing kommt in diesem Jahr Gurkenwasser im Winterdienst zum Einsatz. Dadurch sollen 700 Tonnen Streusalz eingespart werden.
Das bayerische Verkehrsministerium will den Winterdienst umweltfreundlicher machen. In einem Pilotprojekt soll Salzwasser aus der niederbayerischen Gurkenproduktion auf den Straßen zum Einsatz kommen. Projektpartner ist die Firma Develey.
Straßenmeistereien rund um das Werk in Dingolfing werden in diesem Winter Salzwasser einsetzen, das bei der Produktion von Salzgurken entsteht und normalerweise über eine Kläranlage entsorgt wird. Eingespart werden können so 700 t Streusalz. AgE/red
Absatz bei Pflanzenschutzmitteln sinktIn Deutschland werden weniger Pflanzenschutzmittel verkauft, im Vergleich zum Vorjahr sank der Absatz in 2018 um rund neun Prozent. Besonders auffällig ist der Rückgang beim Glyphosat.
Die Menge an verkauften Pflanzenschutzmitteln im Inland ging im vorigen Jahr im Vergleich zu 2017 um etwa neun Prozent zurück. Verkauft wurden nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) rund 105.000 t „Produkt“, was 45.000 t Wirkstoff entspricht.
Der Absatzrückgang entstand maßgeblich durch die geringere Nachfrage nach Herbiziden (- 11 %) sowie Fungiziden (- 12 %). Begünstigt wurde die Entwicklung laut BVL durch die trockene Wetterlage in 2018, aber auch durch die hohe Sensibilität der Landwirte beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
Besonders auffällig ist der Rückgang bei Produkten mit dem Wirkstoff Glyphosat. Hier reduzierte sich der Absatz im Vergleich zum Vorjahr von rund 4.700 t auf etwa 3.450 t – ein Minus von 26,5 %. Maßgeblich für den deutlichen Rückgang ist zwar der hohe Einsatz im sehr nassen Jahr 2017.
Dennoch liegt der Absatz von 2018 deutlich unter dem Mittelwert der vergangenen 15 Jahre. Das bestätigt den generellen Abwärtstrend, der für Herbizide und speziell Glyphosat seit 2011 zu beobachten ist.
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