Agrarminister Axel Vogel und Staatssekretärin Silvia Bender nahmen sich viel Zeit, um den Landwirten zuzuhören: Auf der Klausurtagung des Landesbauernverbandes (LBV) gelang ein erster Austausch.
Von Heike Mildner
Hatte man sich noch am Vormittag verbandsintern über Perspektiven der Landwirtschaft in Brandenburg verständigt, öffneten sich am Nachmittag die Türen des Konferenzsaales der Heimvolkshochschule am Seddiner See für Gäste. Die prominentesten waren der neue Agrarminister und seine Staatssekretärin. Axel Vogel und Silvia Bender nahmen im Präsidium zwischen dem LBV-Vorstand Platz, sodass sie denen, für die sie in den nächsten fünf Jahren Entscheidungen treffen und umsetzen sollen, in die Augen sehen konnten – und die ihnen auch. Und das taten sie bis auf Ausflüge Einzelner ans Rednerpult über vier Stunden.
Henrik Wendorff zählte zunächst die Baustellen auf von B wie Bisam, Biber, Beratungsrichtlinie, Bürokratie und Blühstreifen bis U wie umweltsensible Gewässer. Die Landwirte stünden mit dem Rücken zur Wand, die Belastungsgrenze sei erreicht, so Wendorff. Am Ende stellte er die „traditionelle Frage“ nach dem Termin der Direktzahlung verbunden mit dem Satz: „Wenn wir diese Frage nicht mehr stellen müssen, haben wir alles richtig gemacht.“
Axel Vogel lächelte viel und freundlich, machte aber selbstbewusst deutlich, dass sich Kontinuität und Wandel in einer Demokratie letztlich auch in Parlamentsmandaten ausdrücken. Allerdings verstehe er sich als Minister einer Koalitionsregierung. Er sei in Bayern auf einem Hof mit zwölf Kühen in Anbindehaltung aufgewachsen und habe sowohl einen volks- als auch einen betriebswirtschaftlichen Abschluss. Beide Bereiche in Einklang zu bringen und Brandenburg zu einer Modellregion für nachhaltige Landwirtschaft zu entwickeln – Axel Vogel hat sich viel vorgenommen. Wie viel, wurde im Anschluss deutlich, als sich rund zehn Verbandsvertreter von RBB bis pro agro vorstellten und ihre Positionen und Baustellen darlegten.
Am Ende wirkten alle ein bisschen erleichtert, dass man doch ganz gut miteinander hatte reden können. Zudem: Die Direktzahlungen sollen vor Weihnachten ausgezahlt sein, kündigte Vogel an, und auch in Richtung Bürokratieabbau sei bereits ein erster Schritt getan. Viele werden folgen müssen, von beiden Seiten, wurde in Seddin deutlich.
Agrarausschuss hat sich konstituiertIm Landtag von Brandenburg hat sich der neue Agrarausschuss gebildet. Zum Vorsitzenden wurde Wolfgang Roick gewählt, sein Stellvertreter kommt von der AfD.
Am 4. Dezember kam der Ausschuss für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz zu seiner konstituierenden Sitzung im Landtag in Potsdam zusammen. Als Ausschussvorsitzender wurde Wolfgang Roick (SPD-Fraktion), als Stellvertreter Lars Hünich (AfD-Fraktion) durch den Ausschuss gewählt. Roick ist Diplomingenieur für Forstwirtschaft und war als stellvertretender Agrarausschussvorsitzender in der 6. Wahlperiode tätig. Lars Hünich ist gelernter Maschinen- und Anlagenmonteur, seit 2017 Landesgeschäftsführer der AfD Brandenburg und AfD-Kreisvorsitzender Potsdam-Mittelmark.
SPD-Fraktion
Johannes Funke, Hardy Lux, Udo Wernitz und als Stellvertreter Günter Baaske, Tina Fischer, Elske Hildebrandt und Erik Stohn,
AfD-Fraktion
Peter Drenske, Lars Günther, Kathleen Muxel und als Stellvertreter Michael Hanko, Rolf-Peter Hooge, Felix Teichner und Franz Josef Wiese,
CDU-Fraktion
Danny Eichelbaum, Ingo Senftleben und als Stellvertreter Gordon Hoffmann und Prof. Dr. Michael Schierack,
Fraktion Die Linke
Kathrin Dannenberg, Thomas Domres und als Stellvertreter, Bettina Fortunato und Christian Görke,
Fraktion GRÜNE/B90:
Isabell Hiekel und eine noch nicht benannte Person sowie als Stellvertreter Carla Kniestedt und Benjamin Raschke,
Fraktion BVB/Freie Wähler
Christine Wernicke und als Stellvertreter Dr. Philip Zeschmann.
Fachausschüsse sind parlamentarische Gremien, deren Aufgabe vor allem darin besteht, die Entscheidungen des Landtages vorzubereiten. Die Aufträge werden ihnen vom Landtag erteilt. Sie können sich aber auch aus eigener Initiative mit einer Sache befassen und dem Landtag dann Gesetzentwürfe, Anträge und Entschließungsanträge unterbreiten. Die Sitzungen der Ausschüsse sind öffentlich, die nächste Agrarausschusssitzung findet am 8. Januar, 13.30 Uhr in Raum 1.070 a/b im Potsdamer Landtag statt. mil
Leguminosen: Viele neue SortenDie Züchtung von Ackerbohnen und Körnererbsen wurde lange Zeit nur wenig beachtet, die Leguminosen galten als wenig attraktiv. Doch auf den Öko-Feldtagen 2019 wurden viele neue Sorten vorgestellt. Wir haben darüber mit zwei Experten vom Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne gesprochen.
Welche Verbesserungen bringen die neuen Ackerbohnen und Erbsensorten mit?
Ulrich Quendt: Bei den neuen Sorten ist ein Zuchtfortschritt deutlich erkennbar, zum Beispiel an den Erträgen. Da Erbsen und Ackerbohnen sich selbst mit Stickstoff versorgen und zur Stickstoffbindung Energie von der Pflanze bereitgestellt werden muss, gehen Ertragssteigerungen bei Leguminosen jedoch langsamer voran. In den Merkmalen Krankheitstoleranz, Wuchshöhe und Standfestigkeit zeigen die neuen Sorten auch deutliche Verbesserungen.
Wer beschäftigt sich mit der Züchtung dieser Leguminosen?
Werner Vogt-Kaute: Einige Züchter betreiben Erhaltungszuchtprogramme in Deutschland oder im angrenzenden Europa. Das einzige eigene Zuchtprogramm für Sommer- und Winterformen von Körnererbsen und Ackerbohnen in Deutschland betreibt die Norddeutsche Pflanzenzucht (NPZ) in Kooperation mit der französischen Firma RAGT. Bei Ackerbohnen findet zusätzlich zu den Züchtungsprogrammen der NPZ und der Saatzucht Petersen Forschung an der Universität Göttingen statt.
Quendt: Es gibt wenige Zuchtprogramme, die die Bedürfnisse des ökologischen Landbaus im Auge haben. Aus dem Programm der Getreidezüchtungsforschung Darzau wurde erstmals 2019 eine neue Wintererbse zugelassen.
Ulrich Quendt
Ulrich Quent ist Berater für Ökolandbau im Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Er koordiniert das DemoNetErBo.
Welche Forschungsprojekte zur Züchtung von Erbsen und Bohnen gibt es?
Vogt-Kaute: Zur Kombination von Winterhärte und Vicinarmut gibt es seit 2016 das Verbundprojekt „AboVici“. Hierbei soll erstmals eine Winterackerbohne gezüchtet werden, die arm an Vicin und Convicin ist. Auf Demobetrieben des DemoNetErBo werden hierbei Schauversuche mit Versuchssaatgut durchgeführt. Im Rahmen des Projektes „IMPAC³“ geht es um die Förderung des Mischanbaus in Ackerbau, Grünland und Forst, um die alte Praxis der Mischkultur wieder in moderne Anbausysteme zu integrieren. Im Bereich Ackerbau wird getestet, welche Winterackerbohnensorten am besten für einen Mischanbau mit Winterweizen geeignet sind. International gibt es zum Beispiel das „ProFaba“-Projekt, bei dem verbesserte Zuchtpraktiken und Sorten von Ackerbohnen entwickelt werden, um die heimische Proteinproduktion in der Europäischen Union voranzutreiben.
Werner Vogt-Kaute
Werner Vogt-Kaute ist Fachberater für den Bereich Ackerbau bei Naturland und auch im DemoNetErBo aktiv.
Stehen ausreichend Sorten für den Anbau in Deutschland zur Verfügung?
Quendt: Im Vergleich zur Sortenvielfalt bei den Hauptkulturen stehen bei den Körnerleguminosen wenige Sorten zu Verfügung. Verschiedene Kooperationen zwischen den Züchtern, Handelsorganisationen und der Forschung werden genutzt, um neue Sorten in den deutschen Markt einzuführen. Von Vorteil ist hier der europäische Binnenmarkt: Wenn eine Sorte in einem Mitgliedsstaat zugelassen ist, ist diese unmittelbar in jedem anderen EU-Staat zugelassen – also auch in Deutschland. Nachteilig ist allerdings, dass nur die in Deutschland gezüchteten Sorten auch in den Landessortenversuchen getestet werden. Von den sogenannten EUSorten wird nur ein kleiner Teil auf Standorten in Deutschland getestet. Im DemoNetErBo haben die Betriebe die Möglichkeit, Sortendemos für Feldtage anzulegen. Dafür haben wir Versuchssaatgut organisiert. Interessant war, dass dabei auch die Sorten nachgefragt wurden, die nicht in den Landessortenversuchen standen.
Vogt-Kaute: Bei einigen Arten wie Wintererbsen gibt es keine Landessortenversuche, weil diese aus anderen EU-Ländern stammen. Dabei kommt es aber immer wieder zu falschen Empfehlungen aufgrund fehlender Teilnahme an den Landessortenversuchen.
Welche Vorteile bietet der Anbau von Winterungen, und welche Bedeutung hat deren Anbau bisher in Deutschland?
Quendt: Winterungen sind für Trockenstressstandorte recht gut geeignet, da sie das Wasser besser nutzen können. Sie haben im Frühjahr einen Wachstumsvorsprung im Vergleich zu Sommerungen, kommen früher zur Blüte und reifen früher ab. Mit Frühsommertrockenheit kommen sie daher relativ gut zurecht. Auf schweren Böden können Winterackerbohnen eine Alternative sein. Wintererbsen werden insbesondere im ökologischen Anbau am besten im Gemenge mit einem Getreidepartner angebaut, da die Standfestigkeit bei den hochwüchsigen Sorten nicht gegeben ist und die kurzwüchsigen Sorten von Unkraut überwachsen werden.
Werden mit Blick auf klimatische Veränderungen in Zukunft mehr Winterungen bei Erbsen und Ackerbohnen angebaut?
Vogt-Kaute: Der Anbau von Wintererbsen und Winterackerbohnen ist in Deutschland bisher noch nicht weit verbreitet, aber es gibt eine klar steigende Tendenz. Gerade auf den klassischen Ackerbohnen-Standorten in Süddeutschland haben die Sommerackerbohnen zum zweiten Mal hintereinander aufgrund der Trockenheit enttäuscht. Hier ist das Interesse an Alternativen am größten. Glücklicherweise kommen gleichzeitig neue verbesserte Winterackerbohnen auf den Markt. Die Winterhärte der Sorten ist aber weiterhin verbesserungswürdig.
Wo liegen derzeit noch die größten züchterischen Herausforderungen, um Erbsen und Ackerbohnen interessanter für den Anbau zu machen?
Quendt: Den Kornertrag und den Proteingehalt der Körnerleguminosen zu steigern, hat weiterhin höchste Priorität. Ein wesentliches Merkmal ist dafür die Ertragssicherheit bzw. -stabilität.
Wenn das vorhandene Ertragspotenzial jedes Jahr ausgenutzt werden könnte, wäre das schon ein enormer Gewinn. Dafür müssten die Ansätze zur Verbesserung der Krankheits- und Schädlingstoleranz sowie der Standfestigkeit weiterentwickelt werden. Aber auch eine Hitzetoleranz oder gleichmäßige Abreife bei feuchter Witterung tragen zur Ertragsstabilität bei. Darüber hinaus können auch der Anbau von Sorten- oder Kulturartenmischungen sowie Populationen zur Ertragssicherung beitragen. Also eine Kombination aus pflanzenzüchterischen Merkmalen und einem verbesserten Anbau.
Vogt-Kaute: Bei den Winter-Körnerleguminosen ist die Verbesserung der Winterhärte, besonders bei den Ackerbohnen, ein Thema. Gleichzeitig müssen immer auch die Erträge steigen, um mit konkurrierenden Kulturen wettbewerbsfähig zu bleiben. Natürlich gibt es immer wieder neue Probleme, auf die Züchter reagieren müssen. Dazu gehörten in den letzten Jahren zum Beispiel Nano-Viren. Glücklicherweise scheint es hierbei zumindest bei den Ackerbohnen Sortenunterschiede in der Anfälligkeit zu geben. Die Betriebe sollten die Körnerleguminosen anbauen, die auf ihrem Standort am besten passen. Es gibt ja eine schöne Auswahl von den Erbsen und Ackerbohnen über Lupinen bis zu Wicken, Linsen und Sojabohnen.
Interview: Kerstin Spory, FiBL
Agrarbetrieb Groß Grenz: Besorgt wegen der SchweinepestEs sind alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen – doch nach den letzten positiven Befunden von Afrikanischer Schweinepest nahe der deutsch-polnischen Grenze herrscht beim Agrarbetrieb Groß Grenz Unruhe.
Wir tun alles, was geht. Trotzdem bleibt ein mulmiges Gefühl“, sagt Dr. Kathrin Naumann. Die Geschäftsführerin der GGAB Agrarbetrieb Groß Grenz GmbH nahe Rostock redet über die Afrikanische Schweinepest (ASP). Seit den jüngsten positiven Befunden bei Wildschweinen nicht weit vor der deutsch-polnischen Grenze hat die Unruhe unter hiesigen Schweinehaltern noch einmal zugenommen.
Schon lange hat der Betrieb eine Ertragsschadensausfallversicherung, die Schäden aus der ASP abdeckt, ebenso Verluste aus dem Verkehrsverbot von Schweinen im gesperrten Gebiet und Kosten für Laboruntersuchung und Tierkörperbeseitigung. „Wir haben jetzt zusätzlich eine Ackerbauversicherung für den Fall, dass ein Schwein in unserem Stall an Pest erkrankt und Futter bzw. Ackerkulturen von unseren Äckern als Sondermüll entsorgt werden müssen oder etwa Maissilage wegen ASP nicht geerntet werden kann“, erläutert Naumann.
Regelmäßig ging es in den vergangenen Monaten um den Seuchenschutz. „Wir haben den Betrieb mit der ASP-Risikoampel der Uni Vechta auf Biosicherheit gecheckt und Schwachstellen überprüft. Wir sind die Zäune abgelaufen und haben mit den Jägern in den umliegenden Revieren gesprochen. Jetzt können wir nur noch hoffen“, so die Geschäftsführerin.
Unterm Strich sind die Landwirte mit dem zu Ende gehenden Jahr nicht unzufrieden. Der Agrarbetrieb Groß Grenz hat eine gute Getreideernte eingebracht. „Jedes Jahr eine Spitzenernte wäre auch zu viel verlangt“, gibt Kathrin Naumann zu bedenken. Enttäuscht hat der Raps, das ist aber keine Überraschung mehr. „Ohne Beize haben wir ein Problem“, sagt Naumann. Die Rapsernte ist vollständig verkauft. Sogar ein Teil der Gerste, sonst vollständig für Futter reserviert, ging dieses Mal zum Händler. 1.200 t Winterweizen liegen hingegen noch im Lager. „Die Preise werden steigen“, zeigt sich die Geschäftsführerin zuversichtlich.
Recht zufrieden ist sie mit der Milchproduktion. Zwar ging im LKV-Jahr 2018/19 die Milchleistung pro Kuh im Vergleich zum Vorjahr um 200 auf 11.791 kg zurück. Dank höherer Inhaltsstoffe kamen aber mehr Fett-Eiweiß-Kilo zusammen. Fortschritte gab es außerdem bei der Zellzahl (MLP): 214.000 pro Milliliter sind nun das Maß aller Dinge. Demgegenüber stieg das Erstabkalbealter von 25,5 auf 26,5 Monate an. „Hier ist uns der Ausfall eines Deckbullen auf der Weide auf die Füße gefallen“, ärgert sich Naumann. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt soll die Nutzungsdauer der Kühe sein.
Gute Zahlen gibt es zum Jahresende in der Schweinehaltung: 29,6 abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr sprechen dafür, dass sich die Genetikumstellung ausgezahlt hat. Zudem gelang es, die Flatdeckverluste unter zwei Prozent zu halten.
Zugute kommt der Abteilung Schweineproduktion endlich einmal die Preisentwicklung: „Wir sind im Frühjahr mit nicht kostendeckenden 1,30 €/kg Schlachtgewicht gestartet. Jetzt stehen wir bei 2,03 €/kg, wenn auch nur wegen der ASP in China“, so die Geschäftsführerin.
Der Wermutstropfen zum Jahresende: Nach über 40 Jahren geht Buchhalterin Christine Woidtke in Rente. „Sie hatte alles im Überblick, war akribisch, absolut zuverlässig und die gute Seele im Büro. Ihre Nachfolgerin ist eingearbeitet. Und dennoch werden wir Christine Woidtke vermissen“, so Kathrin Naumann.
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Wieder mehr Unwetterschäden in Landwirtschaft und Gartenbau verzeichnete die Vereinigte Hagelversicherung im zurückliegenden Jahr in Sachsen. Vor allem die Woche nach Pfingsten hatte es in sich.
Die Unwetterbilanz in Sachsen zeigt: Im Jahr 2019 waren in Sachsen wieder mehr Schäden durch Unwetter an landwirtschaftlichen Kulturen zu verzeichnen. Dem Spezialversicherer Vereinigte Hagel wurde von 250 Betrieben Schaden auf insgesamt rund 30.000 ha Fläche gemeldet. Besonders betroffen waren Kernobst, bei dem ein Millionenschaden entstand, aber auch Hopfen und Getreide.
Zeitlicher Schwerpunkt der Schadensereignisse war die Woche nach Pfingsten, in der aus ganz Sachsen von über 150 Betrieben Meldungen in der Bezirksdirektion Berlin eingingen, die meisten davon allerdings aus den Obstbaugebieten um Dresden und in Mittelsachsen.
Mit einer Schadenquote von 86 % liegt Sachsen nicht nur über dem Wert des Vorjahres (61 %), sondern war auch der Schwerpunkt in der Bezirksdirektion Berlin, die mit einer Schadenquote von 62 % vergleichsweise gut abschnitt.
Die versicherte Fläche lag im Freistaat auf einem ähnlich hohen Niveau wie im vergangenen Jahr. Allerdings reduzierte sich die versicherte Winterrapsfläche um ein Fünftel. Aufgrund der Trockenheit im Jahr 2018 war diese Kultur deutlich weniger angebaut worden. KB
Die Beihilfen kommen: Bis Weihnachten überweist Thüringen über 200 Millionen Euro Direktzahlungen an seine Landwirte. Die Ausgleichszulage ist bei 2.000 Thüringer Betrieben bereits auf dem Konto.
Von Frank Hartmann
Nach dem zweiten Trockenjahr in Folge verschafft die frühzeitige Auszahlung der Ausgleichszulage und der EU-Direktzahlungen „unseren Landwirten mehr Planungssicherheit für das neue Jahr“, so Thüringens amtierender Agrarminister und Staatskanzleichef, Benjamin-Immanuel Hoff.
Die Ausgleichszulage (AGZ) für benachteiligte Gebiete in Höhe von 21 Millionen Euro ist bei den Landwirten bereits auf dem Konto. 2.057 Betriebe, die meisten mit Tierhaltung, wirtschaften in geografisch und klimatisch schwierigen Regionen des Freistaates und erhalten dafür die AGZ. Die Kulisse erfasst rund 45 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Thüringens. 75 Prozent davon (158.000 Hektar) sind Grünland. Betriebe, die hier wirtschaften, betreuen 60 Prozent der Thüringer Milchkühe, 80 Prozent der Mutterkühe und 60 Prozent der Schafe. Rund 700.000 Euro entfallen auf sogenannte spezifische Gebiete. Hier entwickelte Thüringen ein Förderprogramm für naturschutzfachliche wertvolle Splitterflächen, die außerhalb der Kulisse der benachteiligten Gebiete liegen.
Bis Weihnachten, so das Agrarministerium, sollen die Direktzahlungen an alle 4.360 Betriebe, darunter auch Kleinbetriebe im Nebenerwerb, überwiesen sein. Rund zwei Drittel der 205,35 Millionen Euro entfallen auf die seit diesem Jahr bundeseinheitliche Basisprämie (175,95 €/ha). 65 Millionen Euro sind der „Greening“-Anteil (86,07 €/ha) für das Umsetzen ökologischer und klimafreundlicher Maßnahmen. Auf die Basisprämie der ersten 30 Hektar der Betriebsfläche kommen zusätzlich 51,08 Euro je Hektar obendrauf; für die weiteren 15 Hektar (bis 46 ha) gibt es einen Zuschlag von 30,64 Euro je Hektar. Darüber hinaus werden 519 Thüringer Junglandwirte mit zusammen 600.000 Euro unterstützt.
Thüringens Agrarminister erinnerte daran, dass die Agrarzahlungen einen wesentlichen Teil des landwirtschaftlichen Einkommens bilden. „Die Einkommensbeihilfen sichern den Bestand der heimischen Agrarerzeugung und tragen dazu bei, unsere landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft zu erhalten und zu pflegen“, so Minister Hoff, der der Agrarverwaltung dafür dankte, die vorfristige Auszahlung abzusichern.
Alles für das Weihnachtsessen: An diesem Wochenende startet in Mellingen der Weihnachtsmarkt der Direktvermarkter: 23 Landwirtschaftsbetriebe bieten ihre selbst erzeugten Spezialitäten feil.
An den beiden Wochenenden vor Weihnachten organisieren Thüringer Direktvermarkter traditionell einen Weihnachtsmarkt – in diesem Jahr am neuen Standort in Mellingen. Von Gänsen und Enten für den Festbraten, Thüringer Wurstspezialitäten, Käse und Milchprodukten, Obstsäften und Bränden von der Streuobstwiese bis hin zu Honig, Wild und Fisch reicht das Angebot. Zahlreiche (Kunst)Handwerker bereichern diesen Markt, der freilich auch Glühwein bereithält.
Unter dem Dach des Verbandes der Thüringer Direktvermarkter unterstützt das Landwirtschaftsministerium mit seinem Agrarmarketing diesen Markt finanziell, der aus Kostengründen von seinem angestammten Gelände in Tonndorf nach Mellingen umgezogen ist. In Kooperation mit der Gemeinde ist die Agrargenossenschaft Mellingen eG im Weimarer Land erstmals Gastgeber.
Am zweiten Marktwochenende wird zum vierten Mal der „Thüringer Genusspreis“ verliehen, mit dem das Agrarministerium hervorragende Produkte aus der Direktvermarktung auszeichnet. In den drei Kategorien werden Preisgelder in Höhe von insgesamt 2.800 Euro vergeben. FH
Produkttag „Thüringer Weihnachtsgeflügel“ und Weihnachtsmarkt der Thüringer Direktvermarkter
Am 14. und 15. Dezember sowie am 21. und 22. Dezember jeweils von 9 bis 16 Uhr am NEUEN Standort in 99441 Mellingen, Hainholzstraße, Agrargenossenschaft Mellingen eG; (A4, Abfahrt Apolda-Mellingen)
Infos: Tel. (0171) 5 80 46 44
Wjasołe gódy – das heißt „Fröhliche Weihnachten“. Ein Fest, das im sorbisch-wendischen Dissen wie viele andere Feste auch mit jahrhundertealten Traditionen verknüpft ist. Und Brauchtumspflege war für das Dorf in der Niederlausitz auch ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum goldenen Siegertreppchen im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“.
von Bärbel Arlt
Weihnachten war in unserer Region einst eine sehr stille und besinnliche Zeit“, erzählt uns Babette Zenker vom Heimatmuseum in Dissen. Es wurde gefastet, und Vergnügen war tabu. Die ganze Familie bereitete sich auf das Fest vor: Flachs wurde versponnen, Holz gehackt, Stollen und Kuchen gebacken – alles musste für die heiligen zwölf Tage vom ersten Weihnachtstag bis zum Dreikönigstag vorbereitet werden, denn in dieser Zeit ruhte das Hofleben. Lediglich das Vieh wurde versorgt, die Kühe gemolken. Sie bekamen sogar selbst gebackenes Gebäck, um sie vor Krankheiten und bösem Zauber zu schützen.
Das Festmahl für die Familie bestand meist aus Gerichten mit neun verschiedenen Zutaten, denn die Neun bedeutet Glück. „Beliebt waren neben Schwein, Gans, Kartoffelsalat und Fisch auch Mohnpielen, ein fester Brei aus Mohn, Milch, Weißbrot, Rosinen, Mandel und Zucker“, weiß die Museumsleiterin.
Vor allem aber für die Kinder in Dissen war Weihnachten die schönste Zeit im Jahr. Dann wurden Puppenstuben, Kaufmannsläden und Pferdeställe vom Boden geholt, und es durfte ausgiebig gespielt werden, waren die Kinder doch ansonsten fest ins bäuerliche Hofleben eingebunden.
Babette Zenker und ihre Mitarbeiter haben bewegende Erinnerungen der Kinder von damals für die aktuelle Ausstellung „Weihnachten in den sorbischen, wendischen Dörfern“ zusammengetragen …
Die ganze Geschichte lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe
Ein Pferd namens „Wiehernder Wecker“, das die neugierig Natur entdeckt – und eine ängstliche Honigbiene namens Tobi, die mutig sein muss und erstmals ihren Bienenstock verlässt. Tipps für Kinderbücher, die sich wirklich lohnen – und die Sie hier gewinnen können.
von Bärbel Arlt
Warum färbt sich im Herbst das Laub bunt? Warum leuchten Katzenaugen im Dunkeln? Und warum macht ein „Erdpups“ das Meer salzig? Das und viel mehr fragt sich das weißgescheckte Pony namens „wiehender Wecker“, das morgens mit seinem Wiehern den ganzen Bauernhof aufweckt. Mit seiner Reiterin Janna und dem superschlauen Spatz Spezi, der lange in Berlin an der Humboldt-Universität gewohnt und „studiert“ hat, erlebt das Pferd viele Abenteuer in der Natur, bei denen Kinder viel lernen können. „In meinen Geschichten war es mir wichtig, spielerisch Wissen zu vermitteln, das es so ganz nebenbei zur Gute-Nacht-Geschichte dazu gibt“, sagt die Autorin, die auch Lesungen in Schulen und Kitas macht.
Jeannette Hix und Luisa Lieben „Der wiehernde Wecker und seine Schlau-Abenteuer“
Omnino Verlag
50 Seiten, ab 5 Jahre
Preis 14,99 Euro
ISBN 978-3-95894-100-7
Das Buch mit dem Titel „Der wiehernde Wecker und seine Schlau-Abenteuer“ ist das erste Werk der Journalistin Jeannette Hix, die im Havelland auf einem Bauernhof lebt und ein absoluter Pferdenarr ist. Und so gibt es den wiehernden Wecker und auch alle anderen Tiere aus dem Buch wie die hellbraune Stute Frau Wimper-Klimper, die alte Rappstute Oma Hasenfuß und den großen Braunen Pony Pups wirklich.
Allerdings haben sie im wahren Leben andere Namen. So heißt der wiehende Wecker eigentlich Redford, benannt nach Robert Redford, dem Lieblingsschauspieler der Autorin. Ihr Wallach ist ihr besonders ans Herz gewachsen. „Als wir ihn zweijährig zu uns nahmen, war er abgemagert und sehr krank. Wir haben ihn mit viel Liebe aufgepäppelt“, erzählt sie. „Und weil er jeden Morgen so lange wiehert, bis wir ihm das Frühstück servieren, ist er auch zum Hauptakteur des Kinderbuchs geworden.“
Und damit in dem Buch auch alles seine Richtigkeit hat, wurden alle Geschichten und die wissenschaftlichen Fakten darin mit Wissenschaftlern wie vom Ozeaneum in Stralsund oder Pflanzenexperten aus einer Berliner Gärtnerei abgestimmt. Ein echter Buchtipp für Kinder
Wir verlosen dreimal das Kinderbuch „Der wiehende Wecker und seine Schlau-Abenteuer“ und dreimal das Kinderbuch „Angstbiene Tobi“. Wenn Sie eines der Bücher gewinnen möchten, dann schicken Sie bitte bis zum 20. Dezember eine E-Mail mit dem Stichwort „Kinderbuch: Der wiehernder Wecker“ oder „Kinderbuch: Angstbiene Tobi“ an:
Die Gewinner werden in der Bauernzeitung veröffentlicht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!
Tobi ist die ängstlichste Biene der Welt und möchte ihr sicheres Bienenzuhause niemals verlassen. Doch als ihr allerbester Ameisenfreund Eloy von einem Ausflug nicht zurückkehrt, ist die Angst, dass sie ihn nie wiedersieht, größer als die Angst, nach draußen zu gehen und ihn zu suchen.
Jacqueline und Daniel Kauer, „Angstbiene Tobi“
KaleaBook-Verlag
36 Seiten
Preis: 25,90 Euro
ISBN 978-3-906234-11-3
Und dabei muss sie viele Tiere aus seltsam komischen Behältnissen befreien, die Menschen einfach liegen gelassen haben – Dosen, Flaschen, Kaugummi. So führt das Buch spielerisch in den Umweltschutz ein. Außerdem lassen sich auf zwölf Seiten Düfte wie Honig, Waldbeeren, Karamell, Limonade und Pilze erschnuppern, von denen auch Biene Tobi bei der Suche nach Ameisenfreund Eloy begeistert ist.
Am Ende des Buches gibt es auf zwei Seiten viele Tipps, wie kleine und große Bienenfreunde die Natur schützen können: Dazu gehört zum Beispiel ein Müll-Detektiv-Wettbewerb mit Familie oder Schulklasse. Wer am meisten gesammelt hat, ist Meister-Müll-Detektiv des Tages. Spaß machen ganz sicher auch die Sockenmonster. Dazu einfach ein paar alte Socken mit alten Zeitungen ausstopfen, das Loch mit einer Schnur und ein lustiges Gesicht draufmalen. Das Duftbuch ist im Oktober erschienen und ist ein echter Buchtipp für Kinder.
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Die Bedrohung durch ASP, der Aktionsplan Kupierverzicht, mangelnde Zahlungsbereitschaft der Verbraucher – die Schweinebranche schaut mit Sorgen in die Zukunft. Wie steht es aktuell um das Schwein in Deutschland?
Von Bettina Karl
Schweine gelten als Glücksbringer. Viele Menschen stecken ihr Geld in Sparschweine. „Da hast du aber wieder mal Schwein gehabt“, sagt man und meint, dass jemand Glück hatte. Für die alten Germanen soll der Eber sogar heilig gewesen sein. Den Wagen ihres Gottes Freyr zog solch ein männliches Schwein namens Gullinborsti. Dieser Name bedeutet: „Der mit den goldenen Borsten“ – ein Zeichen für Wohlstand und Reichtum, Fruchtbarkeit und Stärke! Denkbar, dass sich Menschen auch deshalb zum Jahreswechsel Glücksschweine aus rosa Marzipan schenken.
Doch wie ist es um das Schwein in Deutschland heute bestellt? Bringt es seinem Halter wirklich Glück? Lassen wir die Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest – ohne Frage eine sehr ernst zu nehmende Gefahr – dafür einmal beiseite. Denn selbst ohne die brisante Seuche vor den Grenzen gibt es für die Schweinebranche hinreichend Beunruhigendes. Die Auflagen und Anforderungen, welche Gesellschaft und Politik (schon lange) an sie stellen, sind hoch: Vom Aktionsplan Kupierverzicht über den Stallbau der Zukunft, der zahlreiche Tierwohlmaßnahmen berücksichtigt, bis hin zum Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration ab 2021 sind alle Maßnahmen mit Veränderungen und vor allem mit Investitionen verbunden. So geht es beim Aktionsplan Kupierverzicht darum, den Anteil der Ohr- und Schwanzverletzungen während der Aufzucht und Mast zu reduzieren, am besten sogar ganz zu vermeiden. Auf diese Verhaltensstörungen haben aber viele Faktoren Einfluss: Buchtenstruktur, Fütterung, Stallklima, Beschäftigungsmaterial und auch das Management. Um dies alles wirksam anzugehen, braucht es eins: Zeit. Und Zeit ist Geld.
Die deutsche Fleischwirtschaft begrüßt jetzt, dass das Betäubungsgas Isofluran zur Ferkelkastration durch den sachkundigen Landwirt zugelassen wurde, und wünscht sich noch weitere Betäubungsalternativen einschließlich der Lokalanästhesie. Denn der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) sieht den Markt für Eberfleisch – ob nun mit oder ohne Improvac-Impfung der männlichen Schweine – als begrenzt an. Die Bereitstellung von Kastraten mit der Isofluranmethode bedeutet für die Ferkelerzeuger aber einen erheblichen Mehraufwand, der letztlich wieder eins kostet: mehr Geld.
Diesen Aufwand wird der Markt nicht genügend honorieren. Studien renommierter Marktforschungsinstitute belegen, dass die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher nicht ausreichen wird, um die Investitionen und den Mehraufwand für mehr Tierwohl zu tragen. Aber Tierwohl und Lebensmittel zu Billigpreisen passen nicht zusammen. Und was genauso wichtig ist: Die geforderten Veränderungen in der Schweinehaltung brauchen politische Entscheidungen, die das berücksichtigen. Das von Minister a. D. Jochen Borchert geleitete Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung arbeitet dafür an offenbar sehr weitgehenden Vorschlägen.
Die Tierhalter benötigen dringend Rechtssicherheit. Noch immer fehlen diesbezüglich Voraussetzungen für die Genehmigung der Umsetzung der Konzepte zum Stallbau der Zukunft. Erst mit klaren politischen Vorgaben und der notwendigen Investitionssicherheit können sich Schweinehalter den Anforderungen der Gesellschaft stellen, ohne dabei ihre Wirtschaftlichkeit – und damit ihre Existenzsicherheit – zu verlieren. Vielleicht wird das Schwein dann wieder zum Glücksbringer, wie das Hallesche Glitzerschwein.
24 tote Schafe: Wolf soll erlegt werdenÜberraschung: Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) will den Abschuss des einzigen Wolfs im Land voranbringen. Das Raubtier hat sich mit seinem hybriden Nachwuchs auf das Reißen von Nutztieren spezialisiert. Mit der jüngsten Attacke am vorigen Wochenende (24 tote Schafe) fielen der Wölfin allein 2019 fast 180 Weidetiere zum Opfer.
von Frank Hartmann
Thüringens einzige Wölfin hat am vergangenen Wochenende 24 Schafe gerissen. Heute Nachmittag (11. Dezember) ließ Umweltministerin Anja Siegesmund über die Nachrichtenagentur dpa ihren Entschluss verbreiten, einen Antrag auf Entnahme des mit der Kennung GW267f versehenen Raubtieres auf den Weg zu bringen. Dies sei weder ein schöner, noch ein einfacher Schritt, „aber ein notwendiger“, wurde die Grünen-Politikerin zitiert. In den vergleichsweise hohen Risszahlen sehe sie eine Grundlage für diesen Antrag. Die Thüringer Wölfin nimmt die bundesweite „Spitzenposition“ bei der Jagd auf Nutztiere ein. Seit 2014 um den Ohrdrufer Truppenübungsplatz (Landkreis Gotha) ansässig, fielen der Wölfin in den Jahren 2017, 2018 und 2019 über 300 Weidetiere zum Opfer. In diesem Jahr sind es laut Rissgutachten bzw. genetischer Analyse bereits 178 Schafe und Ziegen, aber auch Kälber und Fohlen.
2017 brachte GW267f sechs Junge zu Welt. Vater war ein Labrador. Mit großem Aufwand versuchte das zuständige Umweltministerium, die Hybriden zu fangen. Dies scheiterte allerdings. Während von zwei Hybriden nach Erreichen ihrer Geschlechtsreife jede Spur fehlt, konnten im Winter 2017/2018 zwei männliche und ein weibliches Kreuzungstier erlegt werden. Der Abschuss des vierten männlichen Hybriden gelang erst im April 2019. Mit diesem hatte sich die Wölfin zuvor gepaart. In diesem Frühjahr lichteten Fotofallen die Wölfin mit erneut fünf hybriden Welpen ab. Versuche eines Lebendfanges scheiterten abermals, sodass die Welpen seit Mitte November gezielt bejagd werden. Seit 2014 summieren sich die Kosten, die im Zusammenhang mit der Thüringer Wölfin aufgelaufen sind, auf mindestens 500.000 Euro. Darin sind die Förderung des Herdenschutzes und die Entschädigung für Weidetierhalter, das Monitoring oder etwa die Fangversuche der Welpen enthalten.
Anfang August dieses Jahres reichten betroffene Betriebe der Region, unterstützt vom Thüringer Bauernverband (TBV), dem Landesverband Thüringer Schafzüchter und dem Thüringer Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbezirksinhaber (TVJE) einen Antrag zur Entnahme der Wölfin beim zuständigen Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) ein. Die Behörde untersteht dem Umweltministerium. Das Bundesnaturschutzgesetz sieht die Möglichkeit des Abschusses vor, wenn Landwirte durch den streng geschützten Wolf erhebliche wirtschaftliche Schäden erleiden. Aus Sicht der Thüringer Weidetierhalter stellte die „Problemwölfin“ ihr auffälliges Verhalten seit drei Jahren unter Beweis, weil sie – und mittlerweile auch ihre Hybriden – in vielen Fällen den als optimal geltenden Herdenschutz nachweislich überwunden hatte.
Über den Antrag der Verbände und Betriebe zur Entnahme der Wölfin hatte die Obere Naturschutzbehörde bislang nicht entschieden. Aus Sicht des TBV verhärtete sich der Eindruck, „dass dem TLUBN die Argumente, die tatsächlich gegen eine Entnahme der Wölfin sprechen, ausgehen und bewusst auf Zeit gespielt wird“. Nun hat offenbar die Realität Thüringens Umweltministerin eingeholt.
Forsttag: Technik für den WaldSchwere Kombimaschinen, Spezialschlepper für Profis: Die BayWa hat bei ihrem Forsttag im Norden Brandenburgs fast ihr gesamtes Programm unter realen Bedingungen vorgeführt.
Von Oliver Gabriel, „Forst & Technik“, Berlin
Warum veranstaltet die BayWa einen Forsttag? Das ist eine berechtigte Frage, zumal von Wald oder Forsttechnik im Geschäftsbericht nur wenig zu finden ist. Andererseits ist eine solche Veranstaltung einfach logisch, denn viele Landwirte besitzen auch Wald und brauchen entsprechende Gerätschaften. Darum bietet die BayWa seit vielen Jahren nicht nur Motorgeräte von Husqvarna und Stihl an, sondern auch Seilwinden der Marke Holzknecht, Seilwinden und Rückeanhänger von Pfanzelt sowie Brennholztechnik von Posch. Dazu kommen die Trommelhacker der Firma Heizomat sowie Mulcher und Forstfräsen von FAE. Wie Mark Küpper (Leiter der BayWa-Sparten Kommunal, Gewerbe und Forst) erklärt, ist selbst forstliche Großtechnik ein Thema.
Der wichtigste Partner ist hier der Allgäuer Hersteller Pfanzelt-Maschinenbau mit der Vorlieferraupe Moritz, dem PM-Trac und dem Forstspezialschlepper Felix. Seit etwas über einem Jahr zählen des Weiteren die Forstspezialschlepper und Kombimaschinen der Firma Noe zum Programm.
Die Kunden dieser Rückemaschinen sind nach dem Selbstverständnis der BayWa überwiegend „generalisierte Spezialisten“, die ihren Schwerpunkt nicht in der Holzernte haben, sondern vor allem mit Traktoren und Anbaugeräten arbeiten, auch Kommunalarbeiten übernehmen oder im Wegebau aktiv sind. Drei spezialisierte Verkaufsberater kümmern sich um dieses Geschäftsfeld. Beim Service geht es genauso spezialisiert zu, auch wenn alle 185 Serviceniederlassungen der BayWa in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen einen Grundservice für die Maschinen anbieten. Die Experten sitzen jedoch an den 18 Forstzentren, die natürlich auch mobile Servicefahrzeuge einsetzen.
Einen besonderen Anteil am Forsttechnik-Programm der BayWa hat ihr nördlichster Standort Lübben in Brandenburg. Er kam Ende 2016 hinzu, als Rolf Zimmermann sein 1991 gegründetes Unternehmen aus Altersgründen verkaufte. Er war unter anderem Handels- und Servicepartner der Firmen Pfanzelt, Valtra, HSM, Husqvarna und Posch. Sein Unternehmen passte also bis auf HSM perfekt zur BayWa und ist heute voll und ganz in ihr integriert. Zum Zimmermann’schen Erbe zählen die Forstaufbauten fürValtra-Schlepper, die allein in Lübben möglich sind.
Außerdem hat der Forsttag überlebt, den Rolf Zimmermann früher alljährlich im Spreewald veranstaltet hat. Zahlreiche Forstleute und Forstunternehmer kamen Jahr für Jahr, um sich das Gesamtprogramm des Unternehmens im Einsatz anzusehen. Nicht selten nutzte die Firma Pfanzelt die Gelegenheit, um Neuheiten vorzustellen. Diese Tradition hat die BayWa natürlich weitergeführt – dieses Jahr erstmals ganz in eigener Regie ohne die Unterstützung von Zimmermann und um zwei Neuerungen ergänzt.
Zum einen verlegte die BayWa den Forsttag ins nördliche Brandenburg, nach Fürstenberg an der Havel. Zum anderen gab es dieses Jahr nicht nur einen Forsttag, sondern gleich drei. Mit Ausnahme einer selbstfahren Forstfräse von Prime Tech war das Technikprogramm auch im Stammland der BayWa in Bayern zu sehen: in Oberfranken im Raum Hof und in Niederbayern im Raum Landshut. Sonst aber hat die BayWa alle Besonderheiten der früheren Forsttage übernommen.
Die BayWa wurde 1923 in München als „Bayerische Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften AG“ gegründete. Heute ist sie eine Aktiengesellschaft und beschäftigt weltweit 18.000 Mitarbeiter auf 3.000 Standorten. Ihr Geld verdient sie im Agrarbusiness. Zieht man Bereiche wie Baustoffe, Windkraftanlagen oder Holzpellets ab, dann stammt der Jahresumsatz von 16,6 Mrd. € (2018) zu 66 % aus dem Geschäft mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen – mit Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, mit Obst- und Landtechnik. og
Nach der morgendlichen Begrüßung führte Matthias Petsch, Verkaufsberater für Sachsen, Thüringen und Brandenburg, die rund 200 Gäste von einer Vorführstation zur nächsten. Dort erklärten die Firmenvertreter ihre Technik und führten sie dann vor. Das war auch dieses Jahr wieder so.
Hans-Jörg Damm von Pfanzelt Maschinenbau bestritt dabei den Hauptpart, weil sein Arbeitgeber mit zahlreichen Geräten vor Ort war: Die Rückeraupe Moritz Fr50 war mit unterschiedlichen Anbaugeräten gleich dreimal verteten. Die Urform mit hydraulisch angetriebener 5-t-Seilwinde führten drei Forstwirte des Landesforstbetriebes bei der seilunterstützten Holzernte vor. Zu sehen war sie aber auch in der Bauweise mit Zapfwelle, über die Brandenburg Forst seit zwei Jahren eine Saatmaschine mit Bodenfräse betreibt. Für den dritten Moritz hatte Pfanzelt eine neue Anbaufräse aus eigener Fertigung dabei, die mit 330 kg und 1,20 m Arbeitsbreite auf den Moritz abgestimmt ist. An diesem Moritz hatte Pfanzelt zudem die neue Hilfsseilwinde mit einer Zugkraft von maximal einer Tonne montiert. Mit ihr kann sich der Moritz nicht nur einen Hang hinaufziehen, sondern auch kontrolliert den Hang herablassen.
Pfanzelt zeigte darüber hinaus einen PM-Trac, mit dem Vorführfahrer Andreas Truskaller aus dem Harz Langholz rückte und nach einem kurzem Umbau mit dem Rückeanhänger P17 auch Stammholzabschnitte verlud. Truskaller fuhr auch den Forstspezialschlepper Felix, während der Logline-Rückeanhänger L19 mit dem Valtra des Forstunternehmens Remo Schneider zu sehen war.
Im weiteren Verlauf des Rundweges erklärte Frank Lorenz die Forstfräsen von FAE und anschließend übernahmen Mitarbeiter der BayWa diese Aufgabe für zwei Heizomat-Hacker: der kleinere Heizohack 6-300 VM war mit eigenem Antrieb auf einem Pkw-Anhänger montiert. Dazu kam der Großhacker 14-860 KL auf einem Mercedes Arocs.
Gezeigt wurde außerdem forstliche Wegebautechnik. Mit dem Planierhobel PH 260 Maxi der Firma HK lassen sich wassergebundene Wege abziehen und gleichzeitig walzen. Bis zu 2 m3 überschüssiges Material kann das Gerät bei der Überfahrt aufnehmen, um damit woanders Schlaglöcher aufzufüllen. Mit dem Plattenverdichter der Firma Brandl kann man die Wegoberfläche dann noch weiter verdichten.
Die Firma Noe war mit einer reinrassigen Profimaschine vor Ort, mit dem Achtrad-Forstspezialschlepper Noe 210 8R des Forstunternehmers Horst Hollschuh. Mit ihrem 151 kW starken Sechszylindermotor, mit dem Kran Epsilon X140F und der Klemmbank mit 2,1 m2 Querfläche ist diese Maschine perfekt für das Rücken von Langholz geschaffen. Sie kann aber auch bis zu 14 t Kurzholz transportieren. Dann werden einsteckbare Rungen genutzt.