In Ostdeutschland konnten die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei der Europa-Wahl besonders viele Stimmen gewinnen. Ergebnisse aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Überblick.
Nach der Europawahl vom Sonntag (9. Juni) ist klar: Es gibt drei Gewinner – und viele Verlierer. So hat in Deutschland die Union mit CDU und CSU bundesweit 30,0 Prozent der Stimmen erreicht und darf sich damit zurecht als Gewinnerin bezeichnen. Die Alternative für Deutschland (AfD) kam mit 15,9 Prozent und einem Plus von 4,9 Prozent auf den zweiten Platz – trotz aller Querelen im Vorfeld der Wahl. Und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreichte aus dem Stand 6,2 Prozent und darf sich damit auf der Siegerseite sehen. Vor allem die Parteien der Regierungskoalition – SPD (13,9%), Grüne (11,9 %) und FDP (5,2 %) – mussten herbe Verluste einstecken. (Quelle: Vorläufiges Ergebnis der Bundeswahlleiterin)
Bereits am Wahlabend wurden Stimmen aus der Union laut, die den Rücktritt der Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) forderten. Insbesondere nachdem der französische Präsident Emmanuel Macron nach dem Erdrutschsieg der Rechtsnationalen den Vormarsch von Marine Le Pen stoppen will und Neuwahlen ausgerufen hat. Bereits in wenigen Wochen sollen die Französinnen und Franzosen eine neue Nationalversammlung wählen. Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärte allerdings am Montag, dies sei „zu keinem Zeitpunkt, zu keiner Sekunde“ ein Thema gewesen. Die Bundestagswahl werde „regulär im Herbst nächsten Jahres stattfinden. Und das planen wir auch so“.
Bei genauer Analyse der Wahlergebnisse wird deutlich, dass die Wählerinnen und Wähler in Ostdeutschland sich noch deutlich stärker von den etablierten Parteien abgewendet und insbesondere der AfD und dem BSW zugewendet haben. Die laut Verfassungsschutz rechtsextreme AfD erhielt in den ostdeutschen Bundesländern einen Stimmenanteil zwischen 27,5 Prozent in Brandenburg und 31,8 Prozent in Sachsen. Und das Bündnis um die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht kam dort überall über zehn Prozent und konnte Stimmen zwischen 12,6 Prozent in Sachsen und sogar 16,4 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern erzielen.
Dabei gibt es noch nicht einmal in allen Bundesländern eigene Landesverbände des BSW, das sich erst im Januar offiziell als Partei gründete. Stand Anfang Juni gibt es Landesverbände im Osten nur in Brandenburg, Sachsen, Thüringen, wo in diesem Jahr auch noch Landtagswahlen stattfinden – und im Westen nur im Saarland.
In seinem Positionspapier zur Europawahl formulierte das Bündnis seine agrarpolitischen Vorstellungen im ersten Kapitel, das unter der Überschrift „Wirtschaftliche Vernunft“ steht. Bemerkenswert ist, dass Agrar-Fragen einen relativ großen Raum einnehmen. Indes ist eine schlüssige Linie nicht durchweg erkennbar, bleibt manches vage.
„Die EU-Agrarpolitik muss stärker national und regional ausgerichtet werden. Landwirtschaft dient zuerst der Ernährungssicherung im eigenen Land“, lautet die allerdings klare Kernaussage. Bei Umweltauflagen seien die Landwirte einzubeziehen und Kompromisse durch angemessene Übergangszeiträume und Förderungen zu finden. „Ein Desaster wie bei der Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie durch die Düngegesetzgebung muss verhindert werden“, heißt es. Mehr dazu lesen Sie hier.
Wie sich die AfD im neuen EU-Parlament aufstellen wird, ist noch unklar. Wegen der Querelen um den Spitzenkandidaten Maximilian Krah aus Sachsen war die Partei aus der Fraktion Identität und Demokratie (ID) ausgeschlossen worden. Krah geriet wegen möglicher Verbindungen zu prorussischen Netzwerken und auch wegen möglicher Verbindungen zu China im Vorfeld der Europawahlen in die Schlagzeilen. Dazu waren verharmlosende Äußerungen von ihm zur nationalsozialistischen SS bekanntgeworden.
Wirklich geschadet hat das der AfD jedoch nicht. Das 86 Seiten starke Wahlprogramm der Partei behandelt die Landwirtschaft im Kapitel 7, gemeinsam mit dem Umwelt- und Verbraucherschutz. Die AfD will die Förderpolitik renationalisieren und auf diesem Wege zugleich vereinfachen.
Subventionen bleiben „zunächst bestehen, da in einem freien globalen Wettbewerb der Bauernstand aus Deutschland sonst verschwinden würde“, heißt es weiter. Die Subventionen müssten neben der Flächengröße die weiteren Leistungen kleiner Familienbetriebe berücksichtigen.
Greening-Auflagen müssten auf den Prüfstand, die „Vermaisung der Kulturlandschaft“ sowie die Spekulation mit landwirtschaftlichen Flächen sofort beendet werden.
Was das Wahlergebnis für die Landwirtinnen und Landwirte konkret bedeutet, wird sich erst in Wochen bzw. Monaten erweisen. Die erste konstituierende Sitzung soll am 16. Juli 2024 stattfinden. Dann wird das neue Europäische Parlament gebildet. Insgesamt wurden europaweit 720 Sitze vergeben, die Fraktion der Christdemokraten – also der Europäischen Volkspartei (EVP) wird voraussichtlich 185 Sitze einnehmen.
Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen (CDU), hofft, ihr Amt fortsetzen zu können. Doch ob ihre Stimmen dafür aus dem rechten oder linken Lager kommen werden, ist noch völlig offen. Sie kündigte allerdings an, mit den Liberalen und den Sozialdemokraten reden zu wollen.
Übrigens: Nach einer Befragung der Forschungsgruppe Wahlen, die am Sonntag durchgeführt wurde, hat die Union hat bei den Landwirten wieder deutlich an Vertrauen gewonnen haben. Demnach haben 52% der Landwirte bei der Europawahl CDU oder CSU gewählt. Einen spürbaren Zuwachs bei den Landwirten habe auch die AfD verzeichnet. 18% stimmten bei der Europawahl für die AfD, die ihr Gesamtergebnis von bundesweit 15,9% in dieser Berufsgruppe damit übertreffen konnte. Bei den letzten beiden Bundestagswahlen kam die AfD unter den Bauern jeweils nur auf rund 8%.
Auf Platz drei bei der Europawahl rangieren bei den Landwirten SPD und FDP. Auf sie entfielen jeweils 5% der Bauernstimmen. Für die FDP bedeutet das im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 ein Verlust von 9 Prozentpunkten. Für die Grünen, die seit zweieinhalb Jahren mit Cem Özdemir den Bundeslandwirtschaftsminister stellen, stimmten bei der Europawahl 3% der Landwirte. Bei der Bundestagswahl waren es noch 5%.
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Deutlicher Anstieg der Einkommen und Gewinne in der deutschen Landwirtschaft: Die positive Entwicklung der letzten zwei Jahre setzt sich fort: Landwirte verzeichnen im Wirtschaftsjahr 2022/23 erneut starke Betriebsergebnisse.
Von den Redakteuren der Bauernzeitung
Die durchschnittlichen Einkommen und Betriebsgewinne in der deutschen Landwirtschaft haben sich im Wirtschaftsjahr 2022/23 – und damit zum zweiten Mal in Folge – deutlich verbessert. Das teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) mit. Nach seinen Hochrechnungen stiegen die durchschnittlichen Einkommen je Arbeitskraft in den Haupterwerbsbetrieben gegenüber dem vorigen Wirtschaftsjahr um 32 % auf rund 61.000 Euro.
Der durchschnittliche Gewinn lag mit 113.900 Euro rund 39 % über dem Vorjahreswert von 81.900 Euro. Damit ist das vergangene Wirtschaftsjahr für Haupterwerbsbetriebe nach Einkommen und Gewinn das mit Abstand erfolgreichste in den vergangenen zehn Jahren, kommentierte das BMEL in einer Pressemitteilung.
Zitiert wird Bundesminister Cem Özdemir (Grüne) mit den Worten: „Dass viele Höfe nun schon zum zweiten Mal starke Betriebsergebnisse einfahren konnten, ist deshalb eine gute Nachricht. Wir dürfen uns aber nicht in falscher Sicherheit wiegen, sondern müssen jetzt erst recht anpacken. Özdemir kündigte an, weitere Hürden aus dem Weg räumen und keine unnötigen bürokratischen Belastungen zulassen zu wollen. Um stattdessen Perspektiven schaffen und stabile Einkommen sichern zu können, brauche es alle – Bund wie Länder. Zugleich mahnte er in Richtung Opposition und Bauernverbänden: „Bauernfamilien denken in Generationen, nicht in Wahlperioden – deshalb sollten wir nicht den Fehler begehen, Herausforderungen wie die Klimakrise auszublenden.“
Die weiter verbesserten Ergebnisse haben nach BMEL-Einschätzung ihren Ursprung vor allem im kräftigen Preisanstieg bei fast allen Agrarerzeugnissen, der sich in der Folge Ukrainekrieges noch beschleunigt hat. Dadurch konnten die meisten Betriebe die gleichzeitigen erheblichen Preissteigerungen bei Energie, Futter- und Düngemitteln mehr als wettmachen. Gewirkt hätten in dem Zuge auch die Finanzhilfen, die das BMEL den Betrieben schnell und bürokratiearm zur Verfügung gestellt habe.
Im Vergleich der Betriebsformen zeigen sich jedoch auch innerhalb des Haupterwerbs deutliche Unterschiede in Höhe und Entwicklung der Erfolgskennzahlen. Ursächlich hierfür sind die durch Preis- und Mengenschwankungen ausgelösten Erlös- und Kostenentwicklungen bei den einzelnen Erzeugnissen. Mit Ausnahme der Dauerkulturbetriebe konnten alle Betriebsformen ihre Ergebnisse jedoch bestätigen bzw. weiter verbessern.
Ackerbaubetriebe konnten nach den Angaben das hohe Niveau des Vorjahres übertreffen und verzeichneten im Vergleich zu den vier vorherigen Wirtschaftsjahren die höchsten Ergebnisse. Milchbetriebe erzielten aufgrund der zeitweiligen Höchststände beim Milchpreis ein starkes Plus von 48 % beim Einkommen auf 76.928 Euro sowie ein Gewinnplus 55,8 %. Für Veredlungsbetriebe ging es von niedrigem Niveau mit plus 86 % beim Einkommen und plus 110 % beim Gewinn sehr deutlich nach oben.
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Der Verband Land schafft Verbindung (LsV) übt scharfe Kritik an den Bemühungen Sachsens zum Bürokratie-Abbau. In einem Brief an Ministerpräsident Michael Kretschmer wird bemängelt, dass Erleichterungen für Landwirte nur schleppend umgesetzt werden.
Land schafft Verbindung (LsV) Sachsen ist unzufrieden mit dem versprochenen Bürokratie-Abbau in Sachsen. Das teilte der Verband dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) jetzt in einem Brief mit. Das Thema war zwischen dem Ministerpräsidenten und LsV besprochen worden, als die Landwirte Ende März ihre Zukunfts-Resolution in der Staatskanzlei übergeben hatten. Kretschmer hatte darum gebeten, aus Sicht der Landwirte über den Fortgang der Bürokratieabbau-Bemühungen des Landwirtschaftsministeriums informiert zu werden.
In der Besprechung des Agrarministeriums mit den Verbänden am 27. März sei zwar auf der Sachebene ein ehrliches Bemühen zu spüren gewesen, Möglichkeiten für Erleichterungen zu finden. „Das Ergebnis war allerdings für uns außerordentlich ernüchternd“, heißt es in dem Schreiben von LsV. Nur wenige der vielen Vorschläge seien überhaupt auf eine Prüfliste gesetzt worden, kein einziger könne umgesetzt werden. Dies führe unweigerlich zu Frust und Unverständnis und beeinflusse unmittelbar das Stimmverhalten bei den anstehenden Wahlen, schreiben die Verfasser des Briefes.
Verstärkt wird dieser Frust offenbar auch durch die parallel in den Betrieben einlaufenden Bescheide zu den sächsischen Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUK). Das Landesprogramm sei hochkomplex und -bürokratisiert, was in letzter Konsequenz zu zahlreichen Abzügen und Sanktionen führte, teilt LsV dem Ministerpräsidenten mit. Die Probleme seien allerdings durch „das Termin-Chaos und die Informationsdefizite des SMEKUL bei der Anmeldung und Beantragung“ begründet. Dies habe man bereits im Vorfeld so vorausgesagt.
Zwar beruhten die stärksten bürokratischen Einschränkungen auf Europarecht und seien damit für Sachsen bindend. In anderen Bundesländern entschieden Ministerien und Agrarverwaltung jedoch wesentlich praxisnäher. Der Spielraum im Freistaat sei hierbei groß und müsse entsprechend genutzt werden. So seien die Agrar-Umweltmaßnahmen einseitig dem Ziel des Natur- und Landschaftsschutzes untergeordnet, obwohl der GAP-Strategieplan eine Reihe weiterer Ziele, wie die Stärkung landwirtschaftlicher Betriebe in der Wertschöpfungskette, vorsehe. Landwirte in Sachsen hätten derzeit einen Standortnachteil.
Mit ihrer Kritik, dass Sachsen nicht den Weg anderer Bundesländer gehe, die mit ihren Landesprogrammen mehr Geld in die eigene Landwirtschaft holen wollen, ist LsV nicht allein. Auch der agrarpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Andreas Heinz, bemängelt dies. So seien bestimmte AUK-Maßnahmen ausgeschlossen, wenn die Ökoregel ÖR5 (vier Kennarten auf Grünland) beantragt wurde.
Die entsprechenden AUK-Maßnahmen seien von sächsischen Landwirten 2023 auf rund 27.700 ha beantragt worden. Theoretisch hätten für diese Flächen zu diesem Zeitpunkt auch rund 6,65 Mio. Euro für die Ökoregel ÖR5 bezogen werden können, wenn dies in Sachsen nicht ausgeschlossen wäre. „Selbst bei der Annahme, dass nur auf der Hälfte die vier Kennarten zu finden ist, müssen sächsische Landwirte durch den Ausschluss auf einige Millionen verzichten“, so Heinz.
Und dies sei nicht das einzige Beispiel, bei dem Sachsen im Ländervergleich andere Wege gehe. „Die Kleinteiligkeit von Förderkulissen, wie sie in Sachsen der Fall ist, ist mir aus anderen Ländern nicht bekannt“, sagt der Landtagsabgeordnete. Dass auf Einzelflächen wegen der kleinteiligen Kulissen mehrere Schläge gebildet werden, führe zu hohem Aufwand und auch Kontrollrisiken, weshalb viele Landwirte darauf verzichteten.
Das Agrarministerium begründet den Ausschluss der Kombination von ÖR5 und den meisten Grünlandmaßnahmen des AUK-Programms mit europarechtlichen naturschutzfachlichen Vorgaben. Grünlandbiotope mit besonderem Wert für den Arten- und Biotopschutz bräuchten spezifische zielgerichtete Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen. Zudem dürften Maßnahmen bei übereinstimmenden Zuwendungsvoraussetzungen nicht kombiniert werden
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Das Gasthaus „Zum Eichenkranz“ in Kolzenburg in Brandenburg ist ein beliebter Rastplatz am Fläming-Skate, Deutschlands längster Skaterbahn. Das Hotel bietet gemütliche Zimmer und ein Restaurant, das regionale Spezialitäten serviert. Radfahrer und Skater schätzen die Lage am Fläming-Skate.
„Wehe ich kann den Stullenrand sehen!“ Die Worte der Oma klingen Uwe Kuhlmey immer wieder im Ohr. Denn sie beschmierte und belegte Brotscheiben mit absoluter Perfektion. Das musste auch Heidi Kuhlmey schnell lernen und beherrschen, als sie vor 50 Jahren in die Kolzenburger Gastwirtfamilie einheiratete. Damals, so erzählt die gelernte Krankenschwester und Hebamme, hatte die Familie noch Landwirtschaft mit Schweinen, Hühnern und einer Kuh. Zweimal im Jahr wurde geschlachtet. Leberwurst, Blutwurst, Sülzwurst kamen in Zwei-Liter-Gläser. Ein Bäcker aus dem nahen Jüterbog lieferte frische Acht-Pfund-Brote.
Wie viele Bauernstullen Heidi Kuhlmey in ihrem Leben geschmiert hat, vermag sie nicht zu sagen, stimmt aber den Worten ihrer Schwiegermutter „Brot schmieren ist auch Kochen“ voll und ganz zu. Und natürlich stehen die Bauernstullen, die es bei den Kuhlmeys seit 1900 gibt, auch heute noch auf der Speisekarte und werden traditionell mit hausschlachtener Wurst beschmiert und belegt, versichert Uwe Kuhlmey, der das Gasthaus mit Hotel seit 2005 führt – und das in immerhin fünfter Generation und mit sehr viel Freude, obwohl Geschichte und Gegenwart auch für Sorgenfalten sorgten und sorgen.
Vor über 230 Jahren nahm die Kolzenburger Gastwirtschaft ihren Anfang. „Früher war hier viel Landwirtschaft, und die Bauern trafen sich nach der Feldarbeit“, sagt Uwe Kuhlmey. Jahrzehnt für Jahrzehnt entwickelte sich der Vierseitenhof zu einer Land- und Ausflugsgaststätte, in der man sich auf ein Bier und zur besagten Bauernstulle traf, in der man Schlachte- und Familienfeste feierte oder einfach nur Rast machte bei Kaffee und selbstgebackenem Hefekuchen. Denn schon immer war der Fläming ein beliebtes Ziel für Wanderer und Ausflügler, und das Dorfleben funktionierte.
Doch nach der Wende und mit der Währungsunion ging es bergab. Schnell schwangen sich mit dem sogenannten Aufschwung Ost viele Vertreter, Verkäufer und Berater aus dem Westen Deutschlands durch die ostdeutschen Lande, darunter etliche, die den großen Reibach machen wollten. So mancher Brauerei- und Getränkehandelsvertreter klopfte auch an Kuhlmeys Türen.
Wie auch immer – Unterkünfte waren für Reisende, die den Osten entdecken wollten, allerdings Mangelware, und bei den Kuhlmeys reifte die Idee für ein Hotel. Schon 1993 war es mit 21 Gästezimmern – heute sind es 27 – fertig. Ohne das Hotel, so Heidi Kuhlmey, würde unsere traditionsreiche Gastwirtschaft wahrscheinlich gar nicht mehr existieren. Doch mit dem Hotelbau ging auch eine sehr hohe Verschuldung einher, die nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes 2005 offenbar wurde und zur Insolvenz führte.
Für Sohn Uwe aber war klar: „Eine so alte Familientradition wirft man nicht einfach weg.“ Allerdings war der Neubeginn alles andere als einfach, denn jetzt standen die Banken nicht mehr Schlange. „Alle haben die Hände gehoben: Ein Hotel mit Gaststätte – um Gottes Willen.“ Doch ihm gelang der komplette Neuanfang. „Immer wenn ich einen Dämpfer bekam, ein Rückschlag dem nächsten folgte, hat mich der Blick ins Kinderbett unserer damals ein halbes Jahr alten Tochter wieder aufgerichtet. Du musst es schaffen!“ Er hat es geschafft, konnte Banken doch überzeugen, das Familienunternehmen vom Insolvenzverwalter zurückkaufen und startete als Inhaber und Geschäftsführer des Kolzenburger Eichenkranzes neu durch.
Immer wieder standen in den Folgejahren etliche Modernisierungen an – im Hotel, Gastraum Sanitärbereich. Auch der Tanzsaal mit DDR-Charme wurde zum modernen Tagungs- und Veranstaltungssaal umgebaut. So einige Hunderttausend Euro hat der 46-Jährige in den vergangenen Jahren in die Hand genommen. Bei all dem darf man nicht vergessen, dass es für das Familienunternehmen ein Glücksfall war und ist, dass Deutschlands inzwischen längste Skaterbahn von Beginn an nur wenige Meter am Grundstück vorbeiführt.
Den ersten 11,5 km langen Kurs hat 2001 übrigens Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) eröffnet – und sich dafür das Fahrrad von Heidi Kuhlmeys Ehemann ausgeliehen. „Das gibt es immer noch und kann ausgeliehen werden“, so Uwe Kuhlmey. Wenn sich Mutter Heidi allerdings an die ersten Wochen nach der Eröffnung erinnert, möchte sie immer wieder die Hände über den Kopf zusammenschlagen. „Sie können sich nicht vorstellen, was hier am Anfang los war. Autos, Müll. Es war nicht nur Segen.“ Doch es hat sich alles normalisiert.
Die Fläming-Skate ist auf 230 Kilometer Länge gewachsen. Es gibt acht Rundkurse, die durch Dörfer führen, vorbei an Wiesen, Feldern, Klöstern, Kirchen. Von Inline-Skater, Skate-Boarder, über Skiroller bis hin zu Rad- und Rollstuhlfahrer – das zwei bis drei Meter breite Asphaltband kann nutzen, wer Spaß auf Rollen und Rädern hat. Den hatte und hat auch Uwe Kuhlmey, denn mit der Fläming-Skate packte auch ihn das Skatefieber, und er nahm an vielen Wettkämpfen und zehn Berlin-Marathons teil. „Das war mein Sport!“
Inzwischen hat er die Rollen zwar nicht an den Nagel gehängt, aber viel Zeit zum Skaten bleibt ihm als Chef von Hotel und Gasthaus nicht mehr. Dafür lebt er seine andere Leidenschaft voll aus – das Kochen. Immerhin ist er gelernter Koch und das mit Leib und Seele. „Mein erstes Faschingskostüm als dreijähriger Knirps waren zwei Kochlöffel, eine weiße Schürze und ein weißer Hut. Seither wollte ich nie was anderes werden.“ Und so ging es denn auch gleich nach der Schule 1988 in die Lehre und mit der Wende in den Westen Deutschlands nach Baden-Württemberg, wo er seine Lehre beendete und die Liebe zur schwäbischen Küche entdeckt hat, die auch Mutter Heidi teilt. Dann ging es noch ein paar Jahre auf die Walz unter anderem an den Timmendorfer Strand und nach Wiesbaden.
Seit 1995 steht er als Koch am heimischen Herd in Kolzenburg, wo auch oft Schaschlik-Spieße in der Pfanne landen, denn auch sie sind eine Spezialität des Hauses. Wichtig sind ihm auf jeden Fall Frische und Regionalität. So kommen Fleisch und Leber von der Landfleischerei Hennickendorf, der Spargel vom Spargelhof Elsholz, Obst und Gemüse vom Wochenmarkt in Wittenberg. Und die Wurst fürs Bauernbrot wird nach wie vor selbst gemacht.
Doch bei aller Leidenschaft – der Gastronomie geht es nicht gut. Das spürt auch der 51-jährige Gastronom und Hotelier. „Die Corona-Jahre waren ein herber Rückschlag. Jetzt sind wir mit Inflation und Preissteigerungen konfrontiert. Wie überall fehlt auch bei uns Personal – und Nachwuchs.“ Seit zehn Jahren, sagt Uwe Kuhlmey, habe sich kein Bewerber im Eichenkranz, der Ausbildungsbetrieb ist, gemeldet – weder für Küche, Restaurant noch fürs Hotel.
Doch das Familienunternehmen hat schon etliche schwierige Zeiten gemeistert. „Ich bin hier aufgewachsen, mit Heimat und Familie verwurzelt und habe sehr viel Herzblut reingesteckt. Also müssen wir uns mit den Gegebenheiten arrangieren und zurechtkommen“, sagt er mit Blick auf ein Familienfoto, das im Gastraum hängt. Die jüngste Tochter hat zumindest schon mal Interesse angemeldet – mit forschen Worten: „Ich will hier mal Chefin werden!“ Die andere Tochter wiederum hat das Backen für sich entdeckt. „Schuld“ daran haben die Hobbybäcker der Sendung „Das große Backen“, die bereits das vierte Jahr im Kolzenburger Eichenkranz übernachten.
Ja, es sind vor allem Übernachtungen, die Wirtschaft und Hotel am Laufen halten. Dank der Fläming-Skate gibt es viele Stammgäste, darunter eine große schwedische Community. Auch der Feuerwehrfahrzeugbau im benachbarten Luckenwalde bringt Gäste ins Haus. Doch auf keinen Fall zu vergessen sind Paul und Paula. Seit xx Jahren hat das Storchenpaar das Nest direkt neben dem Hotel gebucht. Jetzt hoffen die Kuhlmeys auch auf eine erfolgreiche Saison. Getränkewagen und Grill stehen bereit, und in der Eichenkranzküche werden reichlich Bauernstullen geschmiert und Schaschlik-Spieße gebraten.
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Milchrinder, Fleischrinder, Schafe, Pferde, Kaninchen, Geflügel – und noch viel mehr wurden auf der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung (BraLa) 2024 präsentiert. Auch Kinder und Jugendliche zeigten ihre Tiere. Wer bekam die Auszeichnung?
Junge Züchterinnen und Züchter treffen sich auf der BraLa, um sich über ihre Praktiken auszutauschen und ihre Tiere zu präsentieren. Neben dem Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg (RBB) vergibt prämiert der Landkreis Havelland Ehrenpreise an junge Züchterinnen und Züchter. Traditionell vergibt auch die Bauernzeitung Preise an Jungzüchter. Am Sonntagnachmittag (6.5.) wurden die Pokale und Urkunden von Chefredakteurin Claudia Duda übergeben.
Den Jungzüchterpreis Milchrinder 2024 erhielt Alexandra Rank für besondere Leistungen und großes Engagement. Tobias Schenk konnte den Pokal für sein Engagement für die Fleischrinder entgegennehmen. Beide sind im Rinderzuchtverband aktiv. Im Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg ist Anton Staathausen aktiv – auch er wurde mit dem Jungzüchterpreis geehrt. Merle Marten ist begeisterte Reiterin und engagiert sich im Pferdezuchtverband Brandenburg-Anhalt und wurde dafür ausgezeichnet.
Auch die kleinen Tiere werden auf der BraLa präsentiert. Sophie Brehm vom Landesverband der Rassekaninchenzüchter Berlin-Mark-Brandenburg wurde mit dem Jungzüchterpreis prämiert. Und Lothar Bewersdorf nahm den Preis für seinen Enkel Janne-Ron Bewersdorf entgegen, der am Sonntag auf dem Fußballplatz unterwegs war. Beide sind im Landesverband der Rassegeflügelzüchter Berlin-Brandenburg aktiv.
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Vier Tage präsentieren sich Landwirte aus Brandenburg mit ihren Tieren, Technik und Produkten auf der BraLa – der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung – im MAFZ in Paaren im Glien im Havelland. Auch die Milchkönigin wurde bereits gekürt. Was sagte Dietmar Woidke zur Eröffnung?
Es ist ein zünftiger Auftakt, als Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) selbst am Steuer eines neuen New-Holland-Traktors mit Biomethan-Antrieb vorfährt. Dazu erklingt das Brandenburg-Lied „Steige hoch, du roter Adler“. Im Großen Ring haben Züchter mit ihren Rindern, Milchkühen, Schafen, Schweinen, Pferden, Kaninchen und Geflügel Aufstellung genommen.
Bei strahlendem Sonnenschein trifft sich die Branche auf dem Gelände des MAFZ zur 31. BraLa. Vom 2. bis 5. Mai wird im Havelland präsentiert, was die Landwirtschaft in Brandenburg zu bieten hat. Auch der Präsident des Landesbauernverbandes (LBV) Henrik Wendorff lässt es sich nicht nehmen, mit einem Claas-Traktor einzufahren.
Und nicht nur Dietmar Woidke betont, wie wichtig es in diesen Krisenzeiten ist, dass die Landwirtschaft dort zeigt, dass sie die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet. Nach den Bauernprotesten sei die BraLa eine Möglichkeit, mit den Landwirtinnen und Landwirten ins Gespräch zu kommen und Vertrauen zu stärken, so der Ministerpräsident.
„Die Landwirtschaft befindet sich in schwierigem Fahrwasser“, erklärt Woidke. „Wenn wir über Kulturlandschaften reden, die es in Brandenburg gibt, sind es die ländlichen Räume, die Landwirte, Forstwirte und Züchter, die Verantwortung für die Betriebe tragen und dafür, dass wir alle etwas zu essen haben“, sagt er.
Gastgeber Roger Lewandowski (CDU), Landrat im Havelland, begrüßt die Besucher zur „kleinen grünen Woche“. Und Bauernpräsident Wendorff nimmt Bezug auf die Bauernproteste in den vergangenen Monaten: „In der letzten Zeit haben Sie viele Traktoren gesehen“, wendet er sich direkt an die Besucher. „Sie waren symbolisch für die Zeit, in der wir leben – wir brauchen Kurskorrekturen, damit wir die heimische Landwirtschaft unterstützen“, fordert er.
Doch nicht nur die Verbandsverantwortlichen und die politische Prominenz ist zur Eröffnung der BraLa gekommen, sondern auch die Hoheiten aus Brandenburg. Auf der Messe erfolgt traditionell die Inthronisierung der neuen Milchkönigin. Maria Brouwer (28) aus Meyenburg (Prignitz) übergibt das Amt an Lara Vollbort (26) aus Haselberg / Wriezen in Märkisch-Oderland mit den Worten: „Ich blicke auf eine wunderbare Zeit zurück. Lara: Genieß es, und mach dir nicht so viel Stress!“
Die Milchkönigin wirbt für Brandenburger Milch und Milchprodukte und den Rinderzuchtverband. „Ich vertrete mit meinem Amt das Produkt Milch und stehe für die Milchbetriebe ein“, erklärt Lara Vollbort. Sie erwartet vor allem viele interessante Gespräche und Einblicke in neue Themen von ihrem Amt.
Nach der Eröffnung erfolgt der traditionelle Rundgang durch die Ausstellung, bei der es sich nicht nur Ministerpräsident Woidke nicht nehmen lässt, mit vielen Ausstellern ins Gespräch zu kommen, sondern auch Landwirtschaftsminister Axel Vogel und Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (beide Grüne).
Das Ouessant-Schaf wurde zur BraLa-Rasse des Jahres 2024 gekürt.
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Wölfe breiten sich in Deutschland immer mehr aus. Die Zahl der Angriffe auf Schafe und andere Weidetiere nimmt zu. Der Deutsche Bauernverband, Landnutzer und Weidetierhalterverbände sowie der Deutsche Jagdverband fordern daher von der Politik konsequentes Handeln.
„Wenn ein Wolf angreift, dann greift er richtig an!“ Ingo Stoll weiß, wovon er spricht. Er betreibt eine Schäferei in Mecklenburg-Vorpommern und hat allein in diesem Jahr bereits vier Angriffe von Wölfen auf seine Schafe und Lämmer erlebt. Die Bilanz: 36 tote Tiere. Ingo Stoll ist Vorstandsmitglied in der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände und er kämpft dafür, dass Weidetiere in Deutschland besser vor Wölfen geschützt werden.
Emotional und finanziell stoßen Weidetierhalter an ihre Grenzen. Die Zahl der Wölfe nimmt in Deutschland immer mehr zu – und gleichzeitig steigt die Zahl der Übergriffe auf Weidetiere. Mit klaren Forderungen haben sich der Deutsche Bauernverband, die Landnutzer- und Weidetierhalterverbände sowie der Deutsche Jagdverband an die Politik gewandt. Aus Sicht der Verbände müssen zur Sicherung der Weidetierhaltung die im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen zum Wolfsmanagement endlich konsequent und rechtssicher umgesetzt werden.
Am 30. April ist der Tag des Wolfes. Im Vorfeld forderten die Verbände der Weidetierhalter und Landnutzer, die sich zum Forum Weidetierhaltung und Wolf zusammengeschlossen haben, die Bundesregierung auf, den Stillstand in der Wolfspolitik zu beenden. „Man hat den Weidetierhaltern Erleichterungen versprochen, aber es ist nichts passiert“, erklärte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, am Freitag, 26.4., auf einer Pressekonferenz in Berlin. Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen zur Regulierung des Wolfes müssten endlich konsequent und rechtssicher umgesetzt werden.
Krüsken forderte nicht nur die Bundesregierung auf, aktiv zu werden, sondern auch die Bundesländer. „Wenn die Bundesregierung die Zukunft der Weidetierhaltung und die Belange des ländlichen Raumes wirklich ernst nimmt, muss sie das Bundesnaturschutzgesetz novellieren, das europäische Naturschutzrecht 1:1 umsetzen und eine Bestandsregulierung auf den Weg bringen“, erklärte er.
Helmut Dammann-Tamke, Präsident des Deutschen Jagdverbandes, kritisierte, dass es trotz aller Versprechungen auch in dieser Weidesaison keine rechtssichere Lösung gibt, um mit Problemwölfen umzugehen. Er schilderte aus persönlicher Erfahrung das Leid der Tiere nach einem Wolfsangriff: „Wenn man sieht, wie ein Tier kämpft, ist das unerträglich“, sagt er. Er warf der Bundesregierung vor, dass der politische Wille zu einer Lösung fehle. Das EU-Recht biete so viele Möglichkeiten, doch in Deutschland werde es nicht umgesetzt, so Dammann-Tamke.
Ingo Stoll hat kein Vertrauen in die Politik mehr. Seine Schafe seien durch nachweislich gute Zäune geschützt. Doch das hindere die Wölfe nicht daran, seine Schafe anzugreifen. Zwar gebe es eine Entschädigung pro Tier – aber das sei nicht genug, um alle Folgekosten zu begleichen. Darüber hinaus dauere es viel zu lange, bis der Nachweis erbracht ist, ob es sich tatsächlich um einen Wolfsangriff handelte. Stoll lud Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) nach Mecklenburg-Vorpommern ein. Sie solle sehen, wie schwer die Arbeit in der Schafproduktion ist, so Stoll.
Das größte Problem in Deutschland sei, dass sich der Wolf so rasant ausbreitet. Der Deutsche Jagdverband schätzt die Zahl der Rudel mittlerweile auf 250. Die Dunkelziffer ist noch viel größer. Bernhard Krüsken sagte: „Es ist offensichtlich, dass es zu viele Tiere gibt.“ Der Generalsekretär des Bauernverbandes machte auch darauf aufmerksam, dass es sehr viele Hybrid-Tiere gibt – also eine Kreuzung aus einem Wolf und einem Hund. Diese Tiere müssten eigentlich sofort entnommen werden. Helmut Dammann-Tamke warf der deutschen Politik vor: „Es gibt keine Bestandsmanagement, sondern ein Riss-Reaktions-Management.“
Um sogenannte Problem-Wölfe schneller entnehmen zu können, hatten sich zwar die Bundesländer Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern im März erstmals auf einheitliche Kriterien geeinigt. Doch in der Realität reichen die Kriterien für die Entnahme nicht aus, sind sich die Verbände einig.
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UPDATE 26.4.: Die GAP-Regelungen sollen einfacher werden. Das EU-Parlament hat am Mittwoch (24.4.) der Überarbeitung der Verordnungen mehrheitlich zugestimmt. Was ändert sich für Landwirte und ab wann gelten die neuen Regeln? Was heißt das für Deutschland?
Am Ende gab es ein deutliches Votum: Mit 425 Ja-Stimmen, 130 Nein-Stimmen und 33 Enthaltungen hat das EU-Parlament am Mittwoch (24.4.) in Straßburg die Vereinfachung der GAP-Verordnungen beschlossen. Der Gesetzesentwurf wurde mit den vom Rat vorgeschlagenen technischen Änderungen, die bereits am 15. April 2024 vom Landwirtschaftsausschuss des Parlaments gebilligt wurden, von den Abgeordneten angenommen. Damit soll der Verwaltungsaufwand der Landwirte verringert werden.
Mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) werden die Regeln für drei Umweltauflagen geändert, die von den Landwirten erfüllt werden müssen, um Beihilfen zu erhalten. Außerdem erhalten die EU-Länder mehr Flexibilität, um Ausnahmen von den GAP-Standards zu gewähren, wenn Probleme bei der Umsetzung auftreten oder durch extreme Wetterbedingungen verursacht werden. Kleine landwirtschaftliche Betriebe mit einer Fläche von weniger als 10 Hektar werden von den Kontrollen ausgenommen und nicht bestraft, wenn bestimmte Vorschriften der GAP nicht eingehalten werden.
Kleine landwirtschaftliche Betriebe mit einer Fläche von weniger als 10 Hektar sind ab sofort von Kontrollen und Sanktionen im Zusammenhang mit der Einhaltung der Konditionalitätsanforderungen ausgenommen. Der Verwaltungsaufwand im Zusammenhang mit Kontrollen wird so für Kleinerzeuger, die 65 % der GAP-Begünstigten ausmachen, erheblich reduziert.
Darüber hinaus wurde beschlossen, dass Mitgliedstaaten für bestimmte Anbaukulturen, Bodentypen oder Bewirtschaftungssysteme Ausnahmen bezüglich der Einhaltung der Anforderungen an Bodenbearbeitung, Bodenbedeckung und Fruchtwechsel/Anbaudiversifizierung (GLÖZ 5, 6 und 7) festlegen können. Auch gezielte Ausnahmen, durch die das Umpflügen von Dauergrünland in Natura-2000-Gebieten erlaubt wird, um es nach einer Schädigung durch Raubtiere oder invasive Arten wiederherzustellen, können gewährt werden (GLÖZ 9).
Laut Vorlage der EU-Kommission können Mitgliedsstaaten bei besonders widrigen Witterungsbedingungen, die die Landwirte daran hindern, ihrer Arbeit ordnungsgemäß nachzugehen und die GLÖZ-Anforderungen einzuhalten, darüber hinaus vorübergehende Ausnahmen einführen. Diese Ausnahmen sollten zeitlich befristet sein und nur für die betroffenen Begünstigten gelten.
Der Text sieht laut Pressemitteilung außerdem vor, dass die Mitgliedstaaten mehr Spielraum bei der Anwendung der GAP-Vorschrift haben, den Anteil des Dauergrünlands an der landwirtschaftlichen Fläche im Vergleich zu 2018 über 5 % zu halten (GLÖZ-Standard 1 – „Standards für den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand“).
Um die Umsetzung der neuen GAP zu beschleunigen wurde ein Dringlichkeitsverfahren beschlossen. Die Verordnung muss nun noch durch den Rat angenommen werden. Die belgische Ratspräsidentschaft hat das Parlament darüber informiert, dass der Rat den gleichen Text annehmen wird, wenn die Abgeordneten den Vorschlag in der Form billigen, in der er vom Sonderausschuss Landwirtschaft des Rates angenommen wurde. Nach der Zustimmung des Rates wird das Gesetz im EU-Amtsblatt veröffentlicht. Es tritt sofort in Kraft. Landwirte können die überarbeiteten Umweltauflagen ab 2024 bei ihren Förderanträgen geltend machen.
Der Vorsitzende des Agrarausschusses im EU-Parlament, Norbert Lins (CDU), hatte bereits im Vorfeld der Abstimmung im EU-Parlament darauf hingewiesen, dass es innerhalb der Parlamentarier eine große Einigkeit gebe, die GAP-Regeln zu vereinfachen. Vor dem Hintergrund der Bauernproteste in ganz Europa sei es unbedingt nötig, die überbordende Bürokratie abzubauen, erklärte der deutsche Politiker aus Baden-Württemberg. Mit Blick auf die deutsche Politik und auf Cem Özdemir (Grüne) sagte Lins: „Der Bundeslandwirtschaftsminister wird aufgefordert, das auch umzusetzen.“
Als erste Reaktion hat der Deutsche Bauernverband die Vereinfachungen für die GAP-Periode 2023-2027 begrüßt. „Die EU-Abgeordneten haben mit ihrem Votum gezeigt, dass sie die zentralen Anliegen der europäischen und deutschen Landwirte für mehr Bürokratieabbau, Entlastung und Praxistauglichkeit bei der Umsetzung der EU-Agrarförderung unterstützen“, erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. Das sei ein wichtiges Signal für einen ebenso zukunfts- wie wettbewerbsfähigen Landwirtschaftsstandort Europa. „Jetzt ist die Bundesregierung nachdrücklich aufgefordert, die verbesserten Rahmenbedingungen in Deutschland praxistauglich und uneingeschränkt umzusetzen“, so der Bauernpräsident.
Die auf europäischer Ebene beschlossenen Änderungen müssen nun zügig in den Mitgliedstaaten umgesetzt werden. In Deutschland erfordert das eine Änderung des GAP-Konditionalitätengesetzes. Dessen Überarbeitung soll noch vor der Sommerpause von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden. Wie bei Fragen der GAP-Umsetzung üblich, sollen auch die Länder intensiv in den Prozess einbezogen werden. Es wird damit gerechnet, dass vom Vorsitzland Thüringen noch im Mai eine Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK) angesetzt wird. Diskussionsgrundlage werden Eckwerte sein, die das Bundeslandwirtschaftsministerium bis dahin erarbeiten wird.
Der Bundesrat hat die Brüsseler Änderungsvorschläge zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) für eine deutliche Vereinfachung und Abschwächung der Konditionalität nicht kommentiert. Die Länderkammer nahm den Verordnungsentwurf der EU-Kommission am Freitag (26.4.) lediglich zur Kenntnis, sah jedoch von einer Stellungnahme ab. Eine Reihe von Empfehlungen, die der Grün-dominierte Umweltausschuss abgegeben hatte, zielten auf eine Beibehaltung von Umweltstandards ab. Sie fanden im Plenum allesamt keine Mehrheit, weil sich die meisten Länder aufgrund unterschiedlicher Auffassungen innerhalb ihrer Regierungskoalitionen enthielten. (mit AGE)
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Zur Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung wird der Vorschlag diskutiert, die Mehrwertsteuer auf Fleisch- und Wurst-Waren zu erhöhen. Warum die Debatte Emotionen weckt, kommentiert Claudia Duda.
Fleisch! Schon das Wort weckt Emotionen. Zwischen Befürwortung und Ablehnung, Ernährungssicherheit und Gesundheitsbewusstsein, Tierwohl und Nachhaltigkeit – über die Produktion und den Verzehr von Fleisch entspinnen sich heftige Debatten.
Im Zentrum steht die Landwirtschaft, die mit der (Massen-)Tierhaltung zum Buh-Mann gemacht wird. Nicht zuletzt werden beim Thema Fleisch Unterschiede zwischen den Generationen – aber auch zwischen den Geschlechtern deutlich. Denn laut Nationaler Verzehrsstudie II konsumieren Männer doppelt so viel Fleisch- und Wurstwaren wie Frauen.
Dabei ist nicht zu unterschätzen, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher bei offiziellen Umfragen zwar angeben, sich gesund, regional, nachhaltig und biologisch ernähren zu wollen – aber im Warenkorb doch die Produkte mit dem niedrigsten Preis landen. Der Vorstand des Verbandes der Fleischwirtschaft (VdF), Hubert Kellinger, sprach kürzlich sogar davon, dass die Verbraucher zwar politisch korrekt antworten, aber sich gern das Schnitzel schmecken lassen.
Fakt ist: Im Jahr 2023 sank die Fleisch-Erzeugung in Deutschland erneut deutlich. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden in gewerblichen Schlacht-Unternehmen 6,8 Millionen Tonnen erzeugt. Im Jahr 2016 hatte die Produktion noch bei 8,25 Millionen Tonnen gelegen. 2023 war damit das siebte Jahr infolge, in dem die inländische Fleisch-Erzeugung rückläufig war.
Dazu kommen die Tierwohl-Diskussion und der politische Anspruch, die Tierhaltung in Deutschland nachhaltig und zukunftsfähig umzubauen. Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) hat deshalb kürzlich den Vorschlag gemacht, die Mehrwertsteuer auf tierische Produkte schrittweise zu erhöhen. Derzeit liegt sie bei dem ermäßigten Satz von 7 Prozent, am Ende könnten es 19 Prozent sein. Die Investitionen in das Tierwohl sollen damit finanziert werden.
Und auch hier wechseln sich in den Reaktionen Zustimmung und Ablehnung ab. So zeigt sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) offen für die Idee mit der Mehrwertsteuer. Dabei hatte er zunächst mit dem Tierwohlcent ein anderes Konzept vorgeschlagen. Gleichzeitig könne er sich vorstellen, für Obst und Gemüse die Mehrwertsteuer auf null zu senken, hieß es aus dem Hause des bekennenden Vegetariers.
Fleisch- und Wurstproduzenten lehnen die Empfehlung ab. Sie befürchten sinkende Umsätze und Stellenabbau. Im Deutschen Bauernverband sind sich die Funktionäre nicht ganz einig. Während Bauernpräsident Joachim Rukwied den Vorschlag zunächst ablehnte, signalisierte Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Unterstützung – allerdings mit einigen Einschränkungen.
Die grundsätzliche Frage ist: Kommt die Erhöhung der Mehrwertsteuer tatsächlich bei den Tierhaltungsbetrieben an? Diese Art der Steuererhöhung hätte zwar den Vorteil, dass sie schnell und pragmatisch umzusetzen ist. Sie muss allerdings ordnungspolitisch begleitet werden. Es wird auch gefordert, dass die Finanzierungsmittel für alle Betriebe unabhängig von ihrer Größe zugänglich sind.
Die Erhöhung der Mehrwertsteuer müsste demzufolge durch ein Begleitgesetz flankiert werden. Nur so können die nötigen Investitionen in den Um- und Neubau von Ställen geleistet und die Nutztierhaltung langfristig erhalten werden. Denn Tierhalter brauchen – emotionsfrei gesehen – Planungssicherheit.
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In Brandenburg hat ein Wolf einen Jagdhund angegriffen. Unweit eines Dorfes wurde ein Dackel verletzt. Der Landesjagdverband fordert Aufklärung und eine schnelle Entnahme des Wolfes.
Von Claudia Duda und Heike Mildner
Es war zur Mittagszeit, als am Sonntag (14.4.) in der Gemeinde Havelsee (Potsdam-Mittelmark) ein Rauhaardackel bei einem Wolfsangriff verletzt wurde. Das teilte der Landesjagdverband Brandenburg (LJVB) mit. Demnach soll sich der Vorfall in einem Gebiet ereignet haben, in dem häufig Wölfe gesichtet werden. Es liegt laut LJVB nur 250 Meter von dem Dorf in Brandenburg entfernt.
Die Hundehalterin soll sich um ihre Pferde gekümmert haben, als der Rauhaardackel am Rand der Weide von einem Wolf gebissen worden sein soll. „Dank des schnellen und beherzten Eingreifens der Hundeführerin und ebenfalls Jagdscheininhaberin, konnte Schlimmeres verhindert werden“, heißt es in der Mitteilung des LJVB. Der Rauhhaardackel sei tierärztlich versorgt worden. Er habe keine lebensbedrohlichen Verletzungen davongetragen.
Der Hund werde voraussichtlich keine langfristigen Schäden davontragen, hieß es vom LJVB. Die Wunden der Reißzähne des Wolfes seien zwar tief, sie konnten nach Aussage der Notversorgung jedoch gut behandelt werden.
Der LBV fordert jetzt eine schnelle Entnahme des Wolfes und kündigte an, selbst eine DNA-Probe des Angreifers analysieren zu lassen. „In der Vergangenheit kamen vermehrt Zweifel über die Qualität der untersuchten DNA- Proben auf, die durch das Landesamt für Umwelt in Auftrag gegeben wurden. Dies wollen wir umgehen und eine unabhängige Institution miteinbeziehen“, erklärte Dr. Dirk- Henner Wellershoff, Präsident des LJVB.
Das Ergebnis der genetischen Untersuchung machte das Landesamt für Umwelt (LfU) am „Tag des Wolfes“ bekannt, der 30. April stattfand. Demnach war es nach Lage der Dinge ein Wolf. Die DNA-Untersuchung lieferte zwar keinen eindeutigen Beweis, die Spuren wiesen aber eine große Ähnlichkeit mit Wolfs-DNA auf. Auch aufgrund der weiteren Informationen, etwa zum Zahnabstand der Bisswunde, sei die Beteiligung eines Wolfes als „sehr wahrscheinlich“ einzustufen.
Die fehlende Eindeutigkeit führte inzwischen zu Spekulationen, dass es sich um einen Hybriden gehandelt haben könnte. Dass das LfU weitere Untersuchungen ausschließt, nennt der Landesjagdverband Brandenburg „grob fahrlässig“, da unklar sei, ob der Wolf nicht verhaltensauffällig ist und weitere Angriffe ausgeschlossen sind. Wenige Tage nach dem Vorfall hat nach seinen Angaben eine Wildkamera erneut einen Wolf in der Gemeinde Havelsee fotografiert.
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Die Veranstalter für die agra 2024 in Leipzig ziehen eine positive Bilanz. Die Zahl der Besucher stieg, die Landwirtschaftsmesse war ausgebucht. Doch es gab auch einen Kritik-Punkt.
Volle Ausstellungsflächen und große Besucherresonanz prägten die Messe: Am Sonntag ist die agra 2024 nach vier Tagen erfolgreich beendet worden.
Wie der Veranstalter mitteilt, nutzten 792 Aussteller die Landwirtschaftsausstellung, um Produkte und Dienstleistungen vorzustellen oder Fachpublikum und Verbraucher zu informieren. Insgesamt 110.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche seien belegt gewesen, die Messe damit „nahezu ausverkauft“, wie Alexandra Feldmann, Geschäftsführerin der agra Veranstaltungs GmbH während der Eröffnungspressekonferenz sagte.
Man habe das Niveau von 2019 erreichen und überschreiten können. Beim Publikumszuspruch legte die Messe mit insgesamt 51.706 Besuchern ebenfalls zu. Mit einem Rekord schmückt sich die agra bei einer anderen Zahl: Mit 1092 ausgestellten Tieren sei man europaweit die größte Nutztierschau, so Alexandra Feldmann.
Für die Belange der Landwirtschaft warb Sachsen-Anhalts Agararminister Sven Schulze (CDU) als er die Messe am Donnerstag eröffnete. Angesichts der Bedeutung der agra für die ostdeutsche Landwirtschaft vermisse er einen hochrangigen Vertreter des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Leipzig.
Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der als ihr Schirmherr die agra besuchte, hob die Bedeutung der Messe hervor. Zugleich machte er deutlich, dass die Landwirtschaft dringend von den aktuell herrschenden Reglementierungen befreit werden müsse.
Sachsens Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) wies auf die Herausforderungen von Landwirtschaft und Umwelt hin, für die auf der Messe Lösungen gesucht würden. Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawczyk sah in der agra auch die Chance zu zeigen, dass man an die Zukunft glaube.
Dafür gaben die acht Themenfelder der agra 2024, die von Landtechnik und Tierzucht bis hin zu Nachhaltigkeit und Frauen in der Landwirtschaft reichten, mit Ausstellungen, Foren und Vorträgen viel Gelegenheit. Beim Agrarpolitischen Forum diskutierten Politiker und Landwirte kontrovers, wer die Zukunft der Landwirtschaft bezahlt.
Zuchtwettbewerbe und Schauen der Rinder-, Schaf- und Pferdezüchter demonstrierten die Leistungsfähigkeit der Tierzucht, unter anderem bei der Bundesschau Simmental-Fleckvieh, die erstmals in Leipzig stattfand.
Seit vielen Jahren prognostiziert Falk Böttcher in der Bauernzeitung, welches agrarmeteorologische Wetter in der kommenden Woche zu erwarten ist. Der Wetter-Experte vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig war auch auf der agra präsent und antwortete auf Fragen der Bauernzeitung:
Falk Böttcher vom Deutschen Wetterdienst (DWD) Leipzig im Interview. (c) Sandra Marquardt
Am Stand der Bauernzeitung konnten sich Besucher über die Angebote des dbv network informieren und an einer Foto-Box eine Titelseite der Bauernzeitung mit dem eigenen Porträt gestalten und ausdrucken.
Besonderer Höhepunkt war der Besuch von Influencerin Annemarie Paulsen. Bei den Greengirls sprach sie mit jungen Mädchen über ihre Arbeit als Landwirtin in Brandenburg. Die Mutter von vier Kindern beteiligte sich auch am Bäuerinnen-Stammtisch, um anderen Frauen in der Landwirtschaft Mut zu machen. Die Agrar-Influencerin berichtet als Bloggerin von ihrem Bio-Hof in der Uckermark auf Instagram.
In der Bilanz gab es nur einen kleinen Kritikpunkt: Wegen der langfristigen Belegung der Halle 4 durch die UEFA als Übertragungszentrum für die Fußball-Europameisterschaft wurde die Landwirtschaftsausstellung mit dem Tierbereich in die Halle 5 verlegt. Damit wurde die agra 2024 zur Messe der langen Wege.
Und nach der Messe ist vor der Messe: Die agra 2026 ist vom 9. bis 12. April 2026 auf der Neuen Messe Leipzig und dann auch wieder in den Hallen 2 und 4 sowie auf dem gesamten Freigelände geplant.
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Vier Tage ist die agra in Leipzig der Mittelpunkt der Welt für Landwirte aus dem Osten. Trotz aller Sorgen präsentieren sie sich stolz und setzen auf Innovationen und Traditionen.
Welche Zukunft hat Landwirtschaft in Ostdeutschland? Dieser Frage gehen die Besucherinnen und Besucher der agra 2024 in Leipzig nach. Von Donnerstag, 11.4., bis Sonntag, 14.4., trifft sich die Branche auf der wichtigsten Agrar-Messe im Osten.
Und schon bei der Eröffnung wurde deutlich: Hier treffen sich Landwirtinnen und Landwirte, die stolz auf ihre Arbeit sind, die den Austausch suchen und die in ihrer Branche eine Zukunft sehen.
Bei der Eröffnung im Großen Tierschauring betonte Alexandra Feldmann, Geschäftsführerin der agra, dass die Messe ausgebucht ist. Der Branchentreff sei ein Schaufenster in die Öffentlichkeit, um zu zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert.
Bei Sabrina Förder, Projektleitern agra, flossen in den vergangenen Wochen der Vorbereitung alle Fäden zusammen. Sie hatte nur einen Wunsch: Tolle Gespräche und gute Geschäfte für alle Aussteller und Besucher der Messe.
Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawczyk sagte: „Ich bin angekommen in meiner heilen Welt.“ Die agra Leipzig gebe der Landwirtschaft aus Mitteldeutschland ein Zuhause.
Die Landesbauernverbände aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt engagieren sich für die Messe. Sven Schulze, Agrarminister aus Sachsen-Anhalt, betonte mit Stolz, dass die Böden in der Börde die besten in Deutschland seien.
„Wir versorgen die Menschen in Deutschland mit Lebensmitteln“, sagte der CDU-Politiker bei der Eröffnung. Und fragte provokant, warum der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) nicht nach Leipzig gekommen ist.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) machte deutlich, dass die Landwirtschaft im Osten hoch innovativ sei – aber ihm sei auch bewusst, dass in der Landwirtschaft hart gearbeitet wird. Er wünschte Ausstellern und Besuchern: „Machen Sie Werbung und machen Sie Umsatz.“
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