Mit nur 34,5 Millionen Tonnen Getreide verfehlt die Getreide-Ernte 2024 die 40-Millionen-Tonnen-Marke deutlich. Damit bestätigt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die negative Prognose des Bauernverbandes. Auch die europäische Bilanz erwartet ein unterdurchschnittliches Ergebnis.
Von Jeremy Deane
Die Getreide-Ernte 2024 fällt im Vergleich zum Vorjahr um 9,1 % geringer aus, dafür sorgten ungünstige Witterungsbedingungen und wechselhafte Temperaturen. Diese ungünstige Kombination führt in diesem Jahr zu unterdurchschnittlichen Erträgen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zeigte sich dankbar für die Leistung der Landwirte und sagte: „Unsere Landwirtinnen und Landwirte haben Großes geleistet“. Die Ergebnisse präsentierte er am Mittwochnachmittag auf der Domäne Dahlem, einem Ökobetrieb mit Freilandmuseum für Agrar- und Ernährungskultur in Berlin. Unterdessen sind die Ertragsprognosen auf EU-Ebene für viele Kulturen unterdurchschnittlich.
Auch interessant: DBV-Präsident Joachim Rukwied zur Ernte 2024
Mit dem Erntebericht bestätigt das BMEL die Prognose des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Im Vergleich zum sechsjährigen Durchschnitt wird die Getreide-Ernte 2024 um 9,9 % geringer ausfallen. Die Erträge liegen bei einer Gesamterntemenge ohne Mais von 34,5 Millionen Tonnen und entsprechen den bisherigen Schätzungen. „Alles in allem können wir zufrieden sein mit der Ernte, auch wenn sie im bundesweiten Mittel unterdurchschnittlich ausfällt“, kommentiert Landwirtschaftsminister Cem Özdemir die diesjährigen Erträge.
Die Anbaufläche von Winterweizen ist wegen der Niederschläge während der Aussaat um 11,8 % auf 2,49 Mio. ha zurückgegangen. Die Erntemenge der wichtigsten Getreideart des Landes wird mit 18 Mio. t um 14,8 % unter der des Vorjahres liegen. Im Durchschnitt liegt der vorläufige Hektarertrag bei 72,4 dt, dies entspricht einer Abnahme von 3,4 %.
Aufgrund der schwierigen Aussaatbedingungen haben viele Landwirte auf Sommerungen umgestellt, wodurch sich die Fläche sehr stark vergrößerte. Deutschlandweit erhöhte sich die Fläche um 179,6 % im Vergleich zum Vorjahr (85.1000 Hektar). Die Erträge liegen mit 55,7 dt/ha ebenfalls über dem Vorjahresniveau (+30 %).
Beim Winterweizen liegt der durchschnittliche Hektarertrag in Ostdeutschland bei 72,6 dt. Brandenburg weist die kleinste Erntemenge mit 60,7 dt/ha auf. Darüber liegen Thüringen mit 74,0 dt/ha, Sachsen-Anhalt mit 74,6 dt/ha und Sachsen mit 75,8 dt/ha. Spitzenreiter in Ostdeutschland und bestätigter Zweiter in Deutschland ist Mecklenburg-Vorpommern mit 78,0 dt/ha.
Der vorläufige Rohproteingehalt sinkt insgesamt auf 11,5 %. Im Jahr 2023 lag dieser noch bei 11,9 %. Thüringen weist mit 12,7 % den höchsten Gehalt in Deutschland auf. Den Zusammenhang zwischen sinkenden Qualitäten und Erträgen und einer restriktiven Pflanzenschutz- und Düngepolitik, welche der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, letzte Woche angesprochen hatte, bestreitet das BMEL. Die Witterung habe in diesem Jahr den größten Einfluss auf die Erträge gehabt.
Dr. Burkhard Schmied, Leiter der Abteilung „Landwirtschaftliche Produktion, Gartenbau, Agrarpolitik“ im BMEL, sagte, er könne den Vorwurf des DBV-Präsidenten so nicht bestätigen. Und auch der Bundeslandwirtschaftsminister fand deutliche Worte: Es sei falsch, jetzt weiter auf einen Kurs zu setzen, der uns in die Krise geführt habe, und fügte hinzu: „Befürworter des ´Weiter so´ schaden der Landwirtschaft“.
Auch die Wintergerste folgt im Ergebnis den negativen Prognosen. Durchschnittlich ernteten die Landwirte 67,3 dt/ha, das entspricht einem Minus von 9,3 % zum Vorjahr. In diesem Jahr war die Anbaufläche sogar um 1,3 % gestiegen. Insgesamt erwartet das Ministerium eine Menge von 8,8 Millionen Tonnen (-8,2 %).
In Ostdeutschland lag die Wintergersten-Ernte im Schnitt bei 67,74 dt/ha und damit etwas über dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Mecklenburg-Vorpommern liegt mit 79,0 dt/ha erneut an zweiter Stelle der deutschen Gerstenernte. Sachsen-Anhalt liegt mit 71,3 dt/ha darunter, gefolgt von Thüringen mit 69,2 dt/ha und Sachsen mit 65,5 dt/ha. Die geringste Menge mit 53,7 dt/ha wurde in Brandenburg geerntet.
Auch hier konnte das sommerliche Pendant besser abschneiden. Die Anbaufläche vergrößerte sich um 12,7 % auf 362.400 Hektar. Und auch der durchschnittliche Hektarertrag fiel mit einem Plus von 23,6 % auf durchschnittlich 54,4 dt/ha deutlich höher aus. Insgesamt konnte die Erntemenge um mehr als ein Drittel auf 1,97 Millionen Tonnen gesteigert werden.
Im Osten wurde in Brandenburg mit Abstand am wenigsten Sommergerste geerntet (27,7 dt/ha). Mecklenburg-Vorpommern erzielte 42 dt/ha. Näher beieinander lagen die Erträge in Thüringen (57 dt/ha), Sachsen-Anhalt (58,1 dt/ha) und Sachsen (59,9 dt/ha).
Insgesamt konnten 3,6 Millionen Tonnen Raps geerntet werden, das sind 14,3 % weniger als im Vorjahr. Die Anbaufläche sank um 7,3 Prozent auf insgesamt 1,09 Millionen Hektar. Das Max Rubner-Institut ermittelte vorläufig einen durchschnittlichen Ölgehalt von 44,1 Prozent. Damit liegt die Rapsqualität in etwa auf dem Niveau des Vorjahres (44,8 %).
Der Körnermais konnte vielerorts von den Niederschlägen profitieren, so dass das Ministerium eine durchschnittliche Ernte von 97,2 dt/ha erwartet. Dies würde sowohl das Vorjahr (+1 %), als auch den sechsjährigen Mittelwert (+6 %) übersteigen. Ein gutes Ergebnis beim Körnermais könnte die Gesamtbilanz etwas verbessern und auf insgesamt 39 Millionen Tonnen ansteigen lassen. Trotzdem blieben bei jetzigen Schätzungen die Gesamtgetreidemenge um 7,2 % hinter dem Vorjahr und um 6,8% hinter dem mehrjährigen Mittel zurück.
Zusätzlicher Druck auf die Landwirte entstehe derzeit durch vergleichsweise niedrige Preise und anhaltend hohe Produktionskosten. Dr. Schmied verwies auf die Situation am Weltmarkt. Die Ernten seien weltweit gut bis überdurchschnittlich. Dieses Angebot wirke sich auch direkt auf die deutschen Preise aus.
Mit dem vorgestellten Ernteergebnis reiht sich Deutschland in die EU-Ertragsprognosen für dieses Jahr ein. Diese liegen unter dem Fünfjahresdurchschnitt, nachdem die Crop Monitoring Agency (MARS) der Kommission ihre Erwartungen im August nach unten korrigiert hatte. Die Winterkulturen erlebten in weiten Teilen Nord- und Nordwesteuropa ein zu nasses Ende der Saison. Die Sommerkulturen wie Körnermais und Sonnenblumen wurden in weiten Teilen Süd- und Osteuropas durch ungewöhnlich heiße Bedingungen und eine begrenzte Wasserverfügbarkeit stark beeinträchtigt.
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Im Wahl-Format „Bauer sucht Partei“ hat sich die AfD für eine stärkere nationale Lebensmittelversorgung und gegen die aktuelle Energie- und Umweltpolitik ausgesprochen. Die AfD war die letzte Partei, die sich vor der Landtagswahl 2024 den Fragen von LsV Sachsen stellte.
Von Karsten Bär
Streckenweise war die AfD das Kontrastprogramm zu den Parteien, die Land schafft Verbindung (LsV) Sachsen zuvor bei „Bauer sucht Partei“ im Rahmen der Landtagswahl 2024 Position beziehen ließ. Viel Kritik an der sächsischen Staatsregierung und der EU prägte den Auftritt der AfD beim LsV-Wahlformat mit deren Landesvorsitzenden Jörg Urban, dem agrarpolitischen Sprecher Jörg Dornau und dem Bundestagsabgeordneten Steffen Janich.
Ziel seiner Partei sei es, dass sich Deutschland selbst mit Lebensmitteln versorgen könne und nicht vom Ausland abhängig sei, betonte Urban. Unterstützen wolle man dies auch durch den Aufbau regionaler Marken in Sachsen, wenn Erzeuger solche aufbauen wollten. Auch Bio sei sinnvoll, dürfe aber nicht über die konventionelle regionale Produktion gestellt werden, ergänzte Dornau.
Als Hemmnis für eine inländische Produktion bezeichnete Janich die Düngeverordnung (DüV), durch die weniger backfähiger Weizen produziert werden könne. Ein Stichwort, das Urban aufgriff, um den grünen Agrarminister anzugreifen, den er für einen nicht-sachgerechten Umgang mit den Nitratgehalten im Grundwasser verantwortlich machte.
Markt statt Staat – dies gelte als Prinzip, so Jörg Dornau. Eingriffe in die Preisgestaltung führten zu nichts Gutem. Währenddessen sprach sich Urban später einerseits für nationale Quoten aus, die zum Erreichen der Selbstversorgung nötig seien, andererseits sagte er, die Politik dürfe nicht bevormunden und den Verbraucher entscheiden lassen. Die Agrarförderung müsse langfristig wieder national erfolgen, so der Landesvorsitzende.
Aus Wettbewerbsgründen seien Ausgleichszahlungen an hiesige Landwirte weiterhin nötig, erklärte Dornau weiter. Diese müssten aber tatsächlich als Ausgleich für die erhöhten Anforderungen gesehen werden. Niemand sollte gezwungen sein, an Umweltmaßnahmen, die er als teils „irrsinnig und ideologisch“ bezeichnete, teilzunehmen. Wenn, dann sollten diese als freiwilliger Vertragsnaturschutz erfolgen und zusätzlich staatlich finanziert werden.
Um die Tierhaltung im Land zu stützen, forderte Urban, dass europäische Vorgaben in Sachsen nicht weiter verschärft werden dürften. Die Erzeuger bräuchten bei Investitionen Planungssicherheit, ergänzte Dornau. Eine Abgabe oder Steuer für Fleisch lehnt er ab, denn dies würde ein wichtiges Lebensmittel verteuern.
Von Grund auf falsch sei mit dem Wolf in Sachsen umgegangen worden, kritisierte Urban weiter. Das Wolfsbüro habe den Wolf „gehätschelt“ und jede Kritik abgewehrt. Alle drei AfD-Vertreter sprachen sich für eine Bejagung und „wolfsfreie Zonen“ in Sachsen aus.
Von Photovoltaik auf Agrarflächen hält Urban nichts. Generell trage Solarenergie zur Verteuerung der Energiekosten bei. Biogas könne hingegen ein Baustein sein, wenn Reststoffe genutzt würden. Als Grundlage der Energieversorgung setze die AfD jedoch auf Kernkraft und den Beibehalt der Kohleverstromung.
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Die Landtagswahl in Brandenburg steht unmittelbar vor der Tür. Passend zum Wahltermin am 22. September gibt es einen regionalen Wahl-O-Mat, um sich einen Überblick über die Positionen der Parteien zu verschaffen.
Von Jeremy Deane
Wählerinnen und Wähler können die letzten Tage vor der Wahl noch einmal nutzen, um sich umfassend über die Positionen der Parteien zu informieren. Der Wahl-O-Mat kann dabei vor den Landtagswahlen eine wertvolle Hilfe sein.
Das Brandenburg vorrangig ökologische Landwirtschaft fördern soll, stimmen Grüne und Linke zu. Dagegen sprechen sich SPD, AfD, DLW, CDU, BSW und die Freien Wähler aus. Auch die Beschleunigung der Wiedervernässung von trockengelegten Mooren wird von Grünen, Linken und dem BSW gefürwortet. Neutral positionieren sich in dieser Frage SPD und DLW. Ablehnend stehen AfD, CDU und die Freien Wähler der These gegenüber.
Nur die Linke befürwortet, das weite Teile des Landeswaldes einer natürlichen Entwicklung überlassen werden soll. SPD, DLW und Grüne positionieren sich hier neutral mit abwägenden Positionen. Gegen eine weitreichende natürliche Entwicklung von Wald in Landeshand sprechen sich AfD, BSW, CDU und Freie Wähler aus.
Für ein Ausbau-Stopp der Windkraft in Brandenburg sprechen sich nur AfD und Freie Wähler aus. Das BSW hat zu dieser These keine Angaben gemacht und wird dadurch als neutral eingestuft. Einen weiteren Ausbau von Windkraftanlagen befürworten SPD, DLW, Grüne, CDU und die Linke.
Das Ziel, das Brandenburg klimaneutral werden soll unterstützen SPD, CDU, Grüne, BSW, Linke und Freie Wähler. Die AfD lehnt dieses Ziel ab und will nach ihren Angaben lieber die „Gesellschaft widerstandsfähig gegenüber Klimaveränderungen“ machen. Neutral positioniert sich die DLW.
Einen vorzeitigen Ausstieg vor dem Jahr 2038 aus der Braunkohleverstromung lehnen SPD, AfD, CDU, BSW und Freie Wähler ab. Erneut neutral ist die DLW. Grüne und Linke befürworten dieses Ziel.
Auch hier liegt die AfD in den Umfragen der Brandenburger Landeszentrale für politische Bildung (BLPB) mit 28 % vor den anderen Parteien (Stand: 17.09.24). Die SPD hat mit 25 % aufgeholt und könnte in Brandenburg ihr bestes Ergebnis der drei Landtagswahlen im Osten erzielen. Die CDU liegt dahinter bei 16 Prozent. Das BSW ist mit 14 % nicht weit von den Christdemokraten entfernt. Weit abgeschlagen folgen Grüne und BVB/Freie Wähler mit 4 %, dann die Linke mit 3 % und schließlich die FDP mit 2 %. Damit könnte die FDP möglicherweise in keines der drei ostdeutschen Landesparlamente einziehen.
Bei der Betrachtung der Positionen lohnt es sich immer, die Begründungen der Parteien zu lesen. So ergeben sich z.B. neutrale Positionen teilweise aus aktiven Angaben der Parteien mit Begründung. Eine neutrale Position wird aber auch automatisch angegeben, wenn die Partei zu der Frage keine Angabe gemacht hat.
Die Bundeszentrale für politische Bildung, der Betreiber des Wahl-O-Mat, betont, dass das Programm nur einen Überblick über die Parteien geben kann. Um sich umfassend zu informieren, sollten die Wählerinnen und Wähler die Parteiprogramme lesen und sich mit dem Handeln der Regierungsparteien auseinandersetzen.
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Beim Wahl-Format von Land schafft Verbindung „Bauer sucht Partei“ präsentierten Petra Köpping und Matthias Miersch die Positionen der SPD. Sowohl bei den Themen Biogas, Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels und Agrarförderung bezogen sie dabei klare Standpunkte.
Von Karsten Bär
In wenigen Tagen, am 1. September, findet die Landtagswahl 2024 in Sachsen statt. Die SPD stellte im Wahl-Format des LsV Sachsen ihre Positionen zu wichtigen Themen, wie dem Wolf, Energieversorgung und zur Bürokratie in der Landwirtschaft vor. Die Vertreter sprachen sich für eine differenzierte Betrachtung landwirtschaftlicher Themen aus, statt in Schwarz-Weiß-Kategorien zu denken.
Auch interessant: FDP beim LsV Sachsen: Was Kubicki und Malorny für Landwirte versprechen
Regeln für den Markt und soziale Kriterien auch für die Landwirtschaftspolitik: Im LsV-Wahlformat „Bauer sucht Partei“ haben Sachsens Sozialministerin Petra Köpping und Matthias Miersch, stellvertretender Bundestagsfraktionsvorsitzender für den Bereich Agrar, die Positionen der SPD vertreten. Man dürfe die Dinge nicht nur schwarz-weiß sehen, sagte Miersch mehr als einmal. Zum Beispiel beim Thema Wolf. Begrüßenswert sei eine regionale Betrachtung, die auch auf regionaler Ebene zu regulatorischen Eingriffen führen könnte, sagte er. Köpping ergänzte: „Beim Wolf fahren wir einen anderen Kurs als die Grünen.“
Auch in Energiefragen sprach Miersch von „sowohl als auch“. Photovoltaik auf Agrarflächen könne auf ertragsschwachen Böden sinnvoll sein. Bevorzugt sollten aber die verfügbaren Dachflächen genutzt werden. Biogas hält der Bundestagsabgeordnete für eine „absolute Notwendigkeit“, insbesondere um in der Wärmeversorgung klimaneutral zu werden. Für die Übergangszeit müssten bestehende Anlagen gefördert werden. Entsprechende Vorschläge liegen inzwischen vor.
Einen Rahmen, der dem Markt Grenzen setzt, befürworte die SPD nicht nur für den Freihandel, sondern auch im Inland, um speziell die Macht des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) zu begrenzen. Man müsse stärker das Kartellrecht anwenden. Regionale Vermarktungsstrukturen könnten ein Gegengewicht bilden. Die für den Umbau der Tierhaltung benötigten Mittel würde der SPD-Bundespolitiker über eine zweckgebundene Abgabe finanzieren. Derzeit suche man nach einer Quelle und einem Verteilschlüssel.
Trotz der Befürwortung von Regulierung auf diversen Themenfeldern sprachen sich die beiden SPD-Politiker auch für den Abbau von Bürokratie aus. Entsprechende Ansätze seien auf Bundesebene zuletzt erfolgt. Das Problem sei, dass einzelne schwarze Schafe Druck für schärfere Regeln entstehen lassen, so Miersch. Petra Köpping ergänzte, dass Forderungen nach Eingriffen auch aus der Bevölkerung kämen. Ebenso fordere der Rechnungshof, dass starre Regeln beizubehalten seien. Das alles führe auch zum ebenfalls beklagten Personalaufwuchs in den Behörden. Sie plädierte dafür, auf Landesebene zu schauen, welche Regeln erleichtert werden könnten.
Die Agrarförderung müsse mehr Anreize geben, Umweltleistungen zu erbringen, sagte Miersch. Bisher sei das System zu stark auf die Großbetriebe ausgerichtet, was er für falsch halte. Eine dem Gemeinwohl verpflichtete Landwirtschaft beinhalte auch, dass die Betriebe genug Einkommen erzielten. Falsch sei es, konventionelle und Biobetriebe gegeneinander auszuspielen. Quoten für den Ausbau des Biolandbaus halten er wie auch Petra Köpping als Zielvorgaben für sinnvoll. Entscheiden müssen letztlich aber die Verbraucher durch ihre Nachfrage.
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Menge und Qualität der Ernte sind 2024 erneut gesunken. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, warnt vor dieser Entwicklung und fordert die Politik zum Handeln auf. Zwar gibt es regionale Unterschiede bei den Erträgen, aber der Osten kann in diesem Jahr mit dem Westen mithalten.
Von Jeremy Deane
Die Ernte-Mengen für Getreide sind 2024 erneut gesunken. Damit setzt sich nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes der Trend im zehnten Jahr fort. Diese Zahlen stellte Joachim Rukwied bei der Pressekonferenz zur Erntebilanz 2024 am Donnerstag (22.08.) vor. Aufgrund der sehr wechselhaften Witterungsbedingungen und der geringeren Anbaufläche werde die Ernte in diesem Jahr geringer ausfallen.
Die Ernteschätzung 2024 des Bauernverbandes basiert auf Meldungen der Landesbauernverbände und langjährigen Durchschnittswerten des Statistischen Bundesamtes.
Mit 39,3 Mio. t verfehlen die deutschen Bauern die 40 Mio.-t-Marke im Getreide. „Eine extrem nasse Witterung von Herbst bis Frühsommer, fehlende Sonne und schließlich immer wieder Niederschläge zur Erntezeit, die die Mähdrescher häufig ausbremsten – all das hat unsere Bauern dieses Jahr vor eine enorme Herausforderung gestellt“, so Rukwied. Dies zeige „einmal mehr die deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels und verfehlter gesetzgeberischer Vorhaben“. Im Vorjahr wurden noch 42 Mio. t geerntet.
Angesichts der geringen Ernte-Mengen 2024 teilte Rukwied die Einschätzung des Deutschen Raiffeisenverbandes zur Versorgungslage: „Die Gefahr von Versorgungsengpässen ist real“. Zudem betonte er, dass konventionelle und ökologische Betriebe gleichermaßen von der Entwicklung sinkender Erträge und Qualitäten betroffen seien und fügte hinzu: „Diese Entwicklung macht mir wirklich Sorgen“.
Die Gesamterntemenge von Raps ist aufgrund der verringerten Anbaufläche auf 3,7 Mio. t gesunken (2024: 3,9 Mio. t). Der Durchschnittsertrag lag mit 33,8 dt/ha auf dem Niveau des Vorjahres (33,5 dt/ha).
Beim Getreide schnitten die Sommerungen laut DBV besser ab und lagen sogar über dem Vierjahresdurchschnitt. Insgesamt wurde beim Getreide mit 68,2 dt/ha jedoch weniger als im Vorjahr (69,8 dt/ha) und im vierjährigen Mittel (70,1 dt/ha) geerntet. Der Winterweizenertrag liegt bei durchschnittlich 72,4 dt/ha, der Sommerweizenertrag bei 55,1 dt/ha.
Insgesamt liegen die Ernteergebnisse in diesem Jahr auch im bundesweiten Vergleich näher beieinander. Es gibt zwar immer noch regionale Unterschiede, aber keine extremen Differenzen von 30 dt/ha mehr wie in anderen Jahren.
In Brandenburg lag die Erntemenge für Sommerweizen bei 30 dt/ha, der niedrigste Ertrag in Ostdeutschland. Darüber lagen dementsprechend die anderen Bundesländer mit 42 dt/ha in Mecklenburg-Vorpommern, 44 dt/ha in Sachsen und 46 dt/ha in Sachsen-Anhalt. In Thüringen konnten sogar 51 dt/ha vom Feld geholt werden.
Höhere Erträge wurden bei Winterweizen erzielt, auch wenn fast alle ostdeutschen Bundesländer unter dem Vorjahres- (74,9 dt/ha) und Vierjahresdurchschnitt (75,5 dt/ha) lagen.
Brandenburg bildete diesmal sogar bundesweit das Schlusslicht mit 54 dt/ha. In Sachsen konnten 67 dt/ha Winterweizen geerntet werden. Die 70 dt/ha-Marke knackten Sachsen-Anhalt mit 72 dt/ha und Thüringen mit 73 dt/ha. Ostdeutscher Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern mit 77 dt/ha. Damit liegen hier die Durchschnittserträge nicht nur über denen des Vorjahres und des Vierjahresdurchschnitts. Das Bundesland nimmt zusammen mit Niedersachsen auch den zweiten Platz im bundesdeutschen Vergleich ein. Spitzenreiter ist Rheinland-Pfalz mit 80 dt/ha.
Doch die Erträge bei dieser Kultur gehen von Jahr zu Jahr weiter zurück, warnt der Deutsche Bauernverband, ebenso die Qualitätsmerkmale. Beim Rohproteingehalt sei ein Abwärtstrend zu beobachten. Und auch in diesem Jahr erreiche ein Großteil des Weizens nicht die Backweizenqualität, so Rukwied auf der Pressekonferenz.
Auch die Sommergerstenbestände wiesen gute Erträge auf. Mit durchschnittlich 55,9 dt/ha übertraf die Sommergerste sowohl das Vorjahr mit 44,0 dt/ha als auch das vierjährige Mittel von 50,2 dt/ha deutlich.
Im Osten ernteten die Landwirte in Sachsen-Anhalt mit 56 dt/ha am meisten Sommergerste. Mit nur 2 dt/ha Unterschied folgte Thüringen mit 54 dt/ha. Weiter abgeschlagen lagen Mecklenburg-Vorpommern mit 42 dt/ha und Sachsen mit 40 dt/ha. Auch in Brandenburg konnten mit durchschnittlich 28 dt/ha Sommergerste nur geringe Erträge geerntet werden.
Bei Wintergerste liegt Brandenburg dagegen bei 55 dt/ha. Mit gut 10 dt/ha mehr folgen Thüringen und Sachsen-Anhalt mit 65 dt/ha. Es folgt Sachsen mit 72 dt/ha. Wiederum an zweiter Stelle in Deutschland liegt Mecklenburg-Vorpommern mit 75 dt/ha. Höhere Erträge wurden nur in Schleswig-Holstein mit 79 dt/ha erzielt.
Im bundesweiten Durchschnitt wurden 68,5 dt/ha Wintergerste geerntet, das sind 5,8 dt/ha weniger als im Vorjahr. Das vierjährige Mittel liegt bei 71,4 dt/ha.
Mit Blick auf die Herbstkulturen, wie Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Soja und Gemüse, zeigt sich der Deutsche Bauernverband optimistisch. Die letzten Wochen seien gut gewesen und die Kulturen hätten aufholen können. Dennoch rechnet der Verband mit einer geringeren Maisernte und sieht die Kartoffeln unter massivem Krankheitsdruck durch die Kraut- und Knollenfäule. Aber auch bei den Zuckerrüben haben die Landwirte zunehmend mit Stolbur und dem Syndrome Basses Richesses (SBR) zu kämpfen.
Um die Situation langfristig zu verbessern, fordert der Verband die Politik auf, mehr auf die Landwirte zuzugehen und Perspektiven für ein sicheres Wirtschaften zu ermöglichen. Restriktive Dünge- und Pflanzenschutzgesetze führten zu dem zu beobachtenden Abwärtstrend. Mit Blick auf die Politik in Berlin sagte Rukwied: „Sorry to say: Aber da sind wir Bauern enttäuscht wie lange nicht mehr“.
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Autonome Hackroboter in Sonderkulturen können Handarbeit erleichtern aber nicht ersetzen. Es gibt mehrere Gründe, warum Betriebe die Entwicklung dieser Technologie trotzdem gespannt verfolgen.
Von Silvia Kölbel
Wie schaffen es künftig die Anbauer von Heil-, Duft und Gewürzpflanzen, ihre Bestände frei von Unkraut zu halten? Diese Frage ist insofern wichtig, da die klassischen Methoden immer schwieriger anwendbar sind. Pflanzenschutzmittel stehen immer weniger und nur in geringem Umfang und oft erst nach Umwidmung von Mitteln mit vorheriger Antragsstellung zur Verfügung.
Mitarbeiter, die mit der Handhacke die Flächen sauber halten, sind nur mit großen Aufwendungen zu gewinnen. Der Blick der Interessengemeinschaft Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen (TIHDG) richtet sich deshalb in Richtung autonomer Technologien.
Auch interessant: Farmdroid im Praxistest: Der erste Eindruck des Feldroboters
Im Rahmen eines Projektes, gefördert durch das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) und durch das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) fachlich begleitet, wurden zwei Modelle des autonom arbeitenden Hackroboters „Farming GT“ der Firma Farming Revolution GmbH im Jahr 2023 und 2024 erprobt. Um erste Ergebnisse in Augenschein zu nehmen, trafen sich Interessierte Mitte Juli zu einem Feldtag bei der Agrarprodukte Ludwigshof e.G. in Ranis. Dort ist ein Hackroboter das zweite Jahr im Einsatz. Um das Projekt kümmert sich Student Florian Krause, der gleichzeitig seine Masterarbeit zu dem Thema schreibt.
Während 2023 der Hackroboter GT 15 zum Einsatz kam, war es dieses Jahr das Nachfolgemodell GT 19, der mit einer InRow-Hacke ausgerüstet ist, und auch zwischen den Pflanzen arbeitet, was das Vorgängermodell noch nicht konnte. Für den Vorstandsvorsitzenden Gunnar Jungmichel ist klar, wohin die Reise geht: „Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als uns mit diesem Thema zu beschäftigen.
Es wird immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden.“ 60 Helfer kümmern sich derzeit um die Pflege der Flächen mit der Handhacke, darunter Studenten und Schüler, aber auch Arbeitskräfte aus Polen, die seit vielen Jahren kommen. Der Hackroboter könne allerdings die Handarbeit nicht ersetzen, betont Jungmichel, aber maßgeblich unterstützen und deren Umfang verringern. Ein großer Vorteil sei der durch den Hackroboter gelockerte Boden, der die Arbeit der Handhacker erleichtere. „Das motiviert unsere Arbeitskräfte. Sie kommen schneller vorwärts, bei weniger körperlicher Anstrengung“, so Jungmichel.
Doch der Einsatz des Roboters stoße auch an seine Grenzen. Gerade in der Pfefferminze, die im zweiten Standjahr zwischen den Reihen Stolonen bildet und die Reihen schließt, versagt die Kameraerkennung des Hackroboters, dessen Technologie auf dem Scannen jeder einzelnen Pflanze und Übertragung der Bilder in Echtzeit auf das Handy des Bedieners und dem Abgleichen der Aufnahmen mit den in der Datenbank gespeicherten Bildern basiert.
Alle andern Einzelpflanzen wie Goldrute, Salbei oder Johanniskraut erkennt das Kamerasystem inzwischen recht gut. In den letzten beiden Jahren gelang es dem Hersteller, die Technologie zu verfeinern, Kinderkrankheiten konnten ausgemerzt werden. Ursprünglich wurde die Technologie für den Zuckerrübenanbau entwickelt. Mit der Nutzung in den Heil-, Duft- und Gewürzpflanzenkulturen ergeben sich ganz andere Herausforderungen an die Technologie. Das beginnt bei der Wuchshöhe der Pflanzen und endet beim steinigen Boden und hangigen Lagen.
Der Hackrobotereinsatz allein ist also in keinem Fall ausreichend. Die Kombination verschiedener Methoden zur Unkrautbekämpfung mit dem Ziel, den Zeitaufwand für die Handhacke zu minimieren, bestimmen den Versuchsaufbau in einem Johanniskraut- und einem Goldrutenbestand. Striegel- und Hackrobotereinsatz konnten den Arbeitszeitbedarf der Handhacke im Johanniskraut auf 144 h/ha herunterdrücken, während auf den Versuchsflächen, bei denen entweder nur der Striegel oder nur der Roboter zum Einsatz kam, der Arbeitszeitbedarf bei 217 h beziehungsweise bei 254 h lag.
Im Johanniskraut kamen auf fünf Parzellen außerdem noch Herbizide mit unterschiedlichen Wirkstoffkombinationen zum Einsatz, um die Hauptunkräuter Vogelmiere und Hirtentäschel zu bekämpfen. Dazu sagt Gunnar Jungmichel: „Die Mittel, die wir zur Verfügung haben, wenden wir auch an.“ Der Vorstandsvorsitzende verspricht sich Einsparungen bei Pflanzenschutzmitteln durch die nächste Generation der Hackroboter, welche über eine Spot-Spray-Einrichtung verfügen und Unkrautpflanzen über das Kamerasystem erkennen und diese gezielt mit Herbiziden besprühen.
Im Goldrutenbestand kamen Gerätehacke und Roboter zum Einsatz. In Kombination beider Geräte mussten die Arbeitskräfte 109 h/ha aufwenden, ohne den Hackroboter waren es 175 h. Die Herausforderungen beim Hackrobotereinsatz schildert Florian Krause. Das Anlernen des Roboters nehme Zeit in Anspruch, da das gesamte Feld einmal umfahren werden müsse.
Der Bediener lege fest, welchen Sicherheitsabstand um die Pflanze die Hackscharen einhalten müssen. Innerhalb dieses Sicherheitsabstandes entfernt der Roboter weniger Unkräuter. Dieser Sicherheitsabstand sei aber notwendig, um die Pflanze zu schützen. Beschädigte oder zerstörte Pflanzen treten trotzdem vereinzelt auf, was aber auch den Handhackern passieren kann. Um das Hackergebnis zu verbessern, machte sich hin und wieder das Wechseln zwischen kleinen und großen Hackscharen erforderlich.
Verschleißerscheinungen am Hacksatz nach den bisher 133 Betriebsstunden auf dem Feld und gehackten 32 ha bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 0,2 bis 0,3 m/s und einer Tagesleistung von 1,2 bis 1,5 ha stellten die Nutzer bisher nicht fest.
Trotz der Vorteile und der Notwendigkeit, moderne Technologie anzuwenden, zögert Gunnar Jungmichel noch, in einen Hackroboter zu investieren. Zum einen, weil er abschätzt, dass ein solches Gerät allein nicht ausreicht, um künftig die rund 500 ha Sonderkulturfläche zu pflegen und auch der Preis lasse angesichts immer noch vorhandener Kinderkrankheiten das Vorhaben noch nicht wirtschaftlich erscheinen.
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Das sächsische Versuchsgut Köllitsch hat vier neue Schaf-Böcke angeschafft. Der Betrieb erklärt das zukünftige Vorgehen, den Umgang mit dem Blauzungenvirus und mögliche neue Absatzwege.
Von Karsten Bär
Seit vorletzter Woche stehen sie in vier Gruppen aufgeteilt auf ihren Weiden. Der ihnen jeweils zugeteilte Bock kam Anfang voriger Woche (32. KW) zu seinen „Damen“: Für 201 Mutterschafe des Lehr- und Versuchsgutes (LVG) Köllitsch hat die Deckzeit begonnen.
Ausgewählt hatte sie vor wenigen Wochen Hanno Franke, der Zuchtleiter des Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverbandes (SSZV), aus insgesamt 241 weiblichen Schafen des LVG, davon 197 Mutterschafe und 44 anderthalbjährige Zutreter. Vor allem der Zustand der Zähne und die Eutergesundheit waren dabei Kriterien – die Tiere sollen auf der Weide problemlos Futter aufnehmen und später ihre Lämmer gut säugen können.
101 Merinofleischschafe (MFS) und 100 Schwarzköpfige Fleischschafe (SKF), nach Rasse getrennt in Gruppen zwischen 49 und 52 Muttern, sind für die Weiterzucht vorgesehen. Die Selektionstiere gehen hingegen in die Vermarktung.
Besonderheit in diesem Jahr: Alle vier Böcke sind neu. „Wir hatten letztes Jahr keinen Bock gekauft und daher jetzt Nachholbedarf“, erzählt Birgit Kurze, Bereichsleiterin Schafe und Schweine im LVG. Bei der MFS-Elite in Kölsa kaufte das LVG zwei Böcke. Ein SKF-Bock ersteigerte der Betrieb auf der Eliteveranstaltung dieser Rasse in Bayreuth.
Einen weiteren SKF-Vererber kauften die Köllitscher in Niedersachsen direkt beim Züchter. Das Tier, das den Namen Zorro trägt, ist bereits gute zweieinhalb Jahre alt und war bereits im Deckeinsatz. Während sich Zorro bereits unter Beweis gestellt hat, wurde die Tauglichkeit der drei neu erstandenen jungen Böcke im LVG bei einer Testanpaarung mit jeweils drei MFS-Mutterschafen geprüft. „Die Merinos haben einen asaionalen Brunstszyklus“, erklärt die Bereichsleiterin. „Deshalb können wir mit ihnen bereits im Frühjahr überprüfen, ob die Böcke funktionieren.“
Die noch bis zur letzten Deckzeit eingesetzten Böcke haben ausreichend für Nachkommen im Köllitscher Bestand gesorgt und mussten ausgetauscht werden. Einer der Böcke war bereits seit 2020 im Einsatz. Für alle vier soll es in
anderen Schäfereien weitergehen. Einer ist bereits verkauft. Die anderen drei bleiben vorerst noch vor Ort – als „Ersatzspieler“, wie es Schäfer Uwe Liebhold ausdrückt –, um einzuspringen, falls einer der Neuen ausfällt, und für die
zweite Deckrunde.
Die erste Runde dauert sechs Wochen, das entspricht zwei Zyklen des Mutterschafes. Damit soll sichergestellt werden, dass möglichst viele Schafe in dieser Zeit gedeckt werden und reinrassige Lämmer bekommen. Danach werden
die Gruppen aufgelöst. Nach zehn Tagen Pause kommt noch einmal ein frischer Bock bis zum Weideabtrieb für die „Nachlese“ in die Herde.
Besorgt schaut man im LVG auf das Voranschreiten der Blauzungenkrankheit, die mit Einzelfällen bereits bis in die Nachbarländer Sachsen-Anhalt und Brandenburg vorgedrungen ist. „Wir werden, wie andere Schafhalter auch, unsere Herde durch Impfung schützen“, sagt Birgit Kurze.
Als die Blauzungenkrankheit das letzte Mal in Deutschland aufgetreten war, habe man das ebenfalls gemacht. Damals handelte es sich noch um einen anderen Serotyp, der für Schafe als weniger gefährlich galt. Beim jetzigen ist das anders – die Mortalität ist bei Schafen recht hoch. Umso wichtiger sei der Impfschutz, den die Tiere vorige Woche erhielten. Anderweitig die Übertragung der Krankheit zu verhindern, die in erster Linie über Gnitzen erfolgt, sei nur bedingt möglich. Das Auftragen von Repellentien biete keinen sicheren Schutz.
Unter den gegebenen Umständen kommt den Beteiligten die leichte Verzögerung in einem aktuellen Projekt, das im LVG vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und Schafzuchtverband durchgeführt werden soll, hingegen sogar etwas entgegen.
In Köllitsch soll geprüft werden, inwiefern mit spanischen Merinoschafen unter den hiesigen Bedingungen Feinwolle produziert werden kann. „Der Bedarf für diese Wolle, die zum Beispiel Hersteller von Outdoorbekleidung nutzen, ist groß und wächst“, sagt Birgit Kurze. „Wir wollen herausfinden, ob unter unseren Klima- und Fütterungsbedingungen dieselbe Qualität herauskommt wie in Spanien.“
Dazu kauft das Projekt zwölf weibliche Schafe und einige Jungböcke. Wegen aufwendiger veterinärrechtlicher Bestimmungen und auch, weil große Hitze gerade gegen den langen Tiertransport spricht, verzögert sich die Einfuhr allerdings. Gegen Ende des Jahres dürften die spanischen Merinos dann aber in Nordsachsen ankommen und hier nach 30 Tagen Quarantäne ein neues Zuhause finden. Wie indes die Wolle der vor Ort gehaltenen Schafe sinnvoll verwertet werden kann, ist nach wie vor ungeklärt.
Aktuell ist das Produkt nur ein Kostenfaktor. Entsorgen oder kostenlos abgeben wolle man die Fasern aber nicht, betont Birgit Kurze. „Aus Prinzip nicht. Wolle ist schließlich ein wertvolles nachhaltiges Produkt.“ Derzeit prüft ein sächsischer Naturfaserverarbeiter die Eignung mit einer Wollprobe aus Köllitsch.
Ein regionales Bauunternehmen hat ebenfalls etwas Wolle aus Köllitsch erbeten und will untersuchen, ob Schafwolle im Straßenbau oder als Dämmstoff verwendbar ist. Auch für die Herstellung von Düngerpellets ist der Rohstoff geeignet. Ob aus diesen Ansätzen etwas wird, steht in den Sternen. Die Wollverwertung bleibt eine offene Frage.
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Höhepunkt beim 31. Thüringer Schäfertag in Hohenfelden war das Leistungshüten. Mario Scheffel aus dem Kyffhäuserkreis holte den Landestitel. Thema des Branchentreffens in Thüringen war auch die Blauzungenkrankheit.
Von Frank Hartmann
Mit über 2.000 Besuchern, davon viele vom Fach, stellte der Thüringer Schäfertag am 10. August erneut seine Anziehungskraft unter Beweis. Dass am Vortag die ersten beiden Blauzungenfälle im Norden des Freistaates gemeldet wurden, bot Diskussionsstoff, überraschte erfahrene Schafhalter jedoch nicht. Dass in Thüringen der Zuschuss für das Impfen vergleichsweise mager ausfällt, sorgt für Unmut.
Auch interessant: „Blauzungenkrankheit in Ostdeutschland: Was Landwirte jetzt wissen müssen„
Das Landeshüten, mit dem der Schäfertag startete, entschied Mario Scheffel aus Heygendorf für sich. Seine Hunde gaben den Ausschlag – sie zeigten die beste Leistung des Tages. Auf den Plätzen folgten Titelverteidiger Herbert Kind (Königsee), als Gasthüter Klaus Beggel aus Bad Schmiedeberg in Sachsen-Anhalt sowie Gunther Buschmann vom TLPVG Buttelstedt. Er zeigte die beste Hüteleistung des Wettbewerbs – seine Hunde allerdings erwischten keinen guten Tag.
Bernd Angelroth, der mit Jürgen Hoffmann und Ewald Kieser das Punktrichtergespann bildete, lobte die 280-köpfige Herde, mit der Herbert Kind aus Königsee anreiste.
Der Schafzuchtverband hatte mit vielen Partnern ein attraktives Rahmenprogramm im Freilichtmuseum Hohenfelden auf die Beine gestellt.
Dazu zählte etwa die Rasseschau, für die Züchter Tiere vorbereitet hatten: Maik Zitzmann (Erfurt-Egstedt), Rhönschafe; Axel Luge (Uhlstädt-Kirchhasel), Coburger Fuchsschafe; Ingo Giebner (Hirschfeld), Quessantschafe; Anja Seeger (Kölleda/Großmonra), Skudden; Christian Kästner (Kölleda/Battgendorf), Thüringer Wald Ziege; Ute Brendel (Schlöben), Pommersches Landschaf; TLPVG/TLLLR (Weimar-Schöndorf) Merinolangwollschaf; Klaus-Dieter Knoll (Jena), Schwarzköpfiges Fleischschaf; Johannes Maschke (Hörselberg-Hainich/Tüngeda), Suffolk; Sarah Fieweger (Bad Berka), Jakobsschaf.
Der Landschaftspflegeverband (LPV) Mittelthüringen war vertreten, der Verband Herdenschutz etwa mit Transmontano-Hirtenhunden oder Mastín Español (Spanische Mastiffs), die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) fehlte ebenso nicht wie die Landvolkbildung oder die Initiative Weidewonne. Das Projekt „Naturtextil Thüringen“, das heimische Wolle wieder in Wert setzen will, präsentierte erste Strickwaren, die unter anderem in Apolda gefertigt worden sind.
War zur Eröffnung des Schäfertages Agrarministerin Susanna Karawanskij (Linke) gekommen, übergab zum Abschluss Umweltstaatssekretär Burkhard Vogel (Grüne) die ersten 17 Zertifikate an „Sachkundige Schaf- und Ziegenhalter“, ein Kurs mit Pflicht- und Wahlpflichtmodulen, der 2023 ins Leben gerufen wurde und sich an Hobbyhalter wendet.
Ausgebucht, startete der zweite Kurs in der 32. Kalenderwoche. Der Tradition folgend, erhalten Schäfer-Lehrlinge in Hohenfelden stets ihre Facharbeiterzeugnisse
überreicht. In diesem Jahr war Jule Pilz, die in der BEAG Behringen gelernt hat, leider die einzige Nachwuchsschäferin.
Bevor Verbandsgeschäftsführer Uwe Erl die Veranstaltung schloss, mahnte er eindringlich den Abbau des bürokratischen Aufwandes für die Schäfereien im Land an. Zugleich warb er dafür, am 1. September bei der Landtagswahl die Stimmen abzugeben.
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Deutlich früher als sonst rollten die Mähdrescher der Brandenburger Agrargenossenschaft Rädigke vom Feld. Neben Herausforderungen erlebte der Betrieb auch Überraschungen im Ernte-Ergebnis. Aber nicht nur die Erträge ließen Wünsche offen.
Von Wolfgang Herklotz
Das Getreide Ende Juli schon komplett vom Halm? Was für so manchen Agrarbetrieb im Land utopisch klingen mag, ist für die Agrargenossenschaft Rädigke in diesem Jahr längst Realität. „Am Nachmittag des 29. Juli haben wir das letzte Korn geborgen“, berichtet Christoph Herzog, Vorstand und zudem der für Pflanzenbau Verantwortliche im Betrieb mit der etwas sperrigen Bezeichnung „Hoher Fläming eg Rädigke Niemegk“.
Genau einen Monat vorher war sein Team in die Wintergerste gestartet. Dass die Ernte so zügig vonstattengehen würde, sei schon etwas überraschend gewesen, bekennt der 37-Jährige. Immerhin stehen Getreide und Raps auf mehr als 2.000 ha im Feld. „Natürlich hat das Wetter beim Drusch eine ganz wichtige Rolle gespielt, es gab kaum nennenswerte Regenfälle, die unsere Mähdrescher stoppten.“ Und auch auf die Technik sei Verlass gewesen, von einer kleinen Havarie beim Strohpressen mal abgesehen. „Die gründliche Wartung und Pflege hat sich ausgezahlt!“
Dabei hatte der mit hohen Erwartungen verbundene Start in die Wintergerste rasch einen Dämpfer bekommen. Die Erträge spiegelten so gar nicht den Entwicklungsstand der Kultur wider, die gut über den Winter gekommen war. Auf manchem Schlag hatte die Gerste nach den Niederschlägen im Juni dann doch nasse Füße bekommen. Zwar konnten durchschnittlich 60 Dezitonnen pro Hektar geerntet werden. Doch die Rädigker hatten mit gut fünf Doppelzentnern mehr gerechnet.
Und auch beim Roggen, auf 1.000 ha angebaut und somit die Hauptkultur im Betrieb, blieben Wünsche offen. Der hatte sein Potenzial, obwohl auf den schlechteren Böden ausgesät, mit mehr als 50 dt/ha längst nicht ausgereizt. Der Weizen auf 220 ha brachte im Schnitt 67 Dezitonnen pro Hektar. Obwohl auf den besseren Böden angebaut, erfüllte auch er nicht alle Erwartungen. Vor allem die Qualität fiel unterschiedlich aus, sodass ein Teil nur als Futter verwendet werden kann.
Regelrecht enttäuschend der Raps. Nachtfröste bis zu minus acht Grad hatten der Ölfrucht im April während der Vollblüte kräftig zugesetzt, berichtet Christoph
Herzog. „Auffällig hoch war dieses Jahr auch der Befall mit Rapsglanzkäfern und weiteren Schädlingen.“ Das Verbot insektizider Beizen schmälerte noch den Ertrag, hinzu kamen viele Auflagen zum Schutz der Bienen. So brachte die Kultur auf mehr als 400 ha im Schnitt lediglich 26 dt/ha, also ein gutes Viertel weniger als üblich.
Dafür gab es dann aber eine Überraschung beim Ölgehalt. „Mit 48 Prozent fiel der erstaunlich hoch aus“, so Herzog, „damit hatten wir nicht gerechnet.“ Offenbar
gab eine intensive Sonneneinstrahlung zur Abreife dem Raps noch einmal einen Schub. Als richtige Entscheidung für den Agrarbetrieb erwies sich, mehr Hülsenfrüchte ins Feld zu stellen. In diesem Jahr konnten Erbsen auf mehr als 150 ha geerntet werden bei einem beachtlichen Ertrag von 28 dt/ha.
Die Rädigker wissen den hohen Wert dieser Vorfrucht zu schätzen, die aktiv zur Humusbildung beiträgt und den Stickstoff im Boden fixieren hilft. Einen Impuls gab natürlich auch die sogenannte Öko-Regelung der EU-Agrarförderung. Diese besagt, dass mindestens fünf verschiedene Kulturen auf der Ackerfläche zu etablieren sind, darunter Leguminosen wie Erbsen, Ackerbohnen oder Süßlupinen. „Alles in allem sind wir zufrieden, wie die diesjährige Ernte gelaufen ist“, konstatiert Florian Schulze, Vorstand der Agrargenossenschaft. „Die strengen Auflagen der Düngeverordnung sind aber immer wieder eine riesige Herausforderung.“
Der im Hohen Fläming auf rund 4.500 ha wirtschaftende Betrieb ist breit aufgestellt und mit 50 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der Region. Zum Verbund gehören sieben Unternehmen, die beispielsweise dafür sorgen, die aus der Rinderhaltung anfallende Gülle in der Biogasanlage mit 546 kW Leistung zu verwerten. Mit der dabei anfallenden Wärme können nicht nur Ställe und Bürogebäude, sondern auch mehrere Häuser in der Nachbarschaft versorgt werden. Bei Bedarf kommt die Anlage auch zum Einsatz, um Getreide zu trocknen.
„Uns ist wichtig, nachhaltig zu produzieren und Kreislaufwirtschaft zu betreiben“, betont Florian Schulze. Dafür steht auch die vor fünf Jahren in Betrieb genommene Ölmühle, die den betriebseigenen Raps an Ort und Stelle verwertet. Im ebenfalls 2019 errichteten Hofladen kann das kalt gepresste und in mehreren Varianten angebotene Öl unter der Marke „Hof Rabenstein“ erworben werden. Das Rapsschrot wiederum dient als eiweißreiches Futter in der Tierhaltung. Diese ist und bleibt ein wichtiges Standbein, versichert Vorstand Schulze.
Milchkühe mit einer durchschnittlichen Leistung von 10.000 kg Milch pro Kuh und Jahr. Vom Auf und Ab der Milchpreise haben sich die Rädigker nicht beeindrucken lassen, im Gegenteil. Seit Jahren schon wollen sie in einen neuen Milchviehstall mit mehr Tierkomfort investieren, scheiterten bislang jedoch an bürokratischen Hürden, weil sich die künftige Anlage im Landschaftsschutzgebiet befindet. „Wir kommen einfach nicht weiter“, kritisiert Florian Schulze. „Mit den Wetterlaunen können wir gut umgehen, nicht aber mit überzogenen und gar widersprüchlichen Auflagen!“
Ernte gut, aber nicht alles gut!
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Die Landtechnik Branche ist in einer schweren Krise. Immer mehr Unternehmen, wie CNH Industrials, zu denen New Holland und Case gehören, vermelden Verluste. Erste Firmen melden Insolvenz an oder befinden sich in Schieflage, wie die BayWa. Wie geht es weiter?
Von Jeremy Deane
Nachdem in den letzten Jahren Rekord-Umsätze mit Landtechnik erzielt wurden, schlägt der Wind in der Branche um. Immer mehr Firmen schicken Mitarbeiter in Kurzarbeit und vermelden starke Rückgänge im Geschäft. Jetzt muss auch CNH Industrials seine Prognose drastisch korrigieren. Zuletzt geriet auch die BayWa in Insolvenzgefahr.
Der Land- und Baumaschinenkonzern CNH Industrial N.V. hat nach eigenen Angaben auch im zweiten Jahresquartal weniger Gewinn erzielt als im Vorjahr. Die Erlöse gingen um 16,4 Prozent auf knapp 5,5 Milliarden US-Dollar zurück. Viel stärker verschlechterte sich jedoch der Nettogewinn, welcher um 38,3 Prozent auf 438 Millionen US-Dollar sank.
Für die zweite Jahreshälfte rechnet die Konzernführung ebenfalls mit einer deutlich schwächeren Nachfrage und einem Rückgang zwischen 15 bis 20 Prozent. Bislang war ein Minus von 11 bis 15 Prozent vorausgesagt worden.
Zu dem Unternehmen gehören Marken wie Case IH, New Holland, Steyr, Iveco oder Magirus.
Auch Claas musste schon Maßnahmen ergreifen. Im Stammwerk in Harsewinkel wird die reguläre Betriebsruhe (12. Juli bis 30. August) um eine dreiwöchige Kurzarbeit im September ausgeweitet, so ein Sprecher des Landtechnikherstellers gegenüber agrarheute.
Insgesamt sind nach Angaben des WDR rund 900 Mitarbeiter aus Produktion und Verwaltung von der Kurzarbeit betroffen. Die Produktion von Feldhäckslern und Großtraktoren solle aber wie geplant weiterlaufe.
Als erster Reifenhersteller für die Landwirtschaft meldet die Grasdorf GmbH Insolvenz an. Als Großhändler von Reifen für Landmaschinen ist das Unternehmen ein wichtiger Reifenlieferant für die Landwirtschaft. Die ebenfalls betroffene Grasdorf Rad fertigt Standard- und Spezialfelgen. Grasdorf handelt unter anderem mit den Reifenmarken Michelin, Continental, Kleber, Alliance, Mitas, Trelleborg, Nokian oder Ceat.
Grund für den Insolvenzantrag von Grasdorf seien Liquiditätsschwierigkeiten, verursacht durch Umsatzrückgänge, bei steigenden Kosten für Energie und Produktion. Das eingeleitete Verfahren in Eigenverwaltung soll Sanierungsmaßnahmen bei laufendem Geschäftsbetrieb möglich machen, so die zwei Anwälte der für die Insolvenzverwaltung beauftragten PLUTA Rechtsanwalts GmbH.
Auch der Münchner Agrarhandelskonzern BayWa AG steckt in einer tiefen Krise. Ein Sanierungsgutachten soll jetzt Klarheit über die finanzielle Situation des Unternehmens schaffen und die drohende Insolvenz abwenden. Um ein Rettungspaket wird offensichtlich weiter gerungen. Am Donnerstag (1.8.) war zwar aus Finanzkreisen berichtet worden, dass die beiden BayWa-Großaktionäre, die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG (BRB) und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest, 200 Mio. Euro bereitstellen. Zudem wollten die Gläubigerbanken weitere 200 Mio. Euro zuschießen, hieß es. Aber bis Freitagabend (2.8.) war noch nicht ganz klar, ob das Rettungspaket tatsächlich abgesegnet worden ist. Zudem stellte sich die Frage, ob 400 Mio. Euro bei einer Schuldenlast von 5,6 Mrd. Euro reichen werden.
Was Landwirte jetzt wissen müssen: Drohende Insolvenz bei BayWa – wird die Ernte bezahlt?
Auch die Landtechnik-Firma Regent ist insolvent. Zunächst hatte der für seine Pflüge bekannte Anbaugerät-Hersteller Ende 2023 Schwierigkeiten angemeldet. Die Gründe seien nach Medienberichten in der Vergangenheit gestörte Lieferketten, Personalprobleme und hohen Energiepreise gewesen. Nun steht der Bestand des Unternehmens zur Versteigerung.
Ab dem 13. August beginnt die Online Auktion um 8:00 Uhr auf der Plattform „aurena„. Bereits im Vorfeld können sich Interessierte das Angebot ansehen und bieten. Wichtig zu beachten sind die Auktionsgebühr von 18 Prozent und die hinzukommende Mehrwertsteuer mit 20 Prozent.
Die K.U.L.T. Kress umweltschonende Landtechnik GmbH hat im Mai ebenfalls ein Insolvenzverfahren beantragt. Grund hierfür sei laut Unternehmen sinkende Umsätze im Weinbaubereich und der Direktvermarkter im Gemüsebau. Dazu kämen hohe Lagerbestände, welche nicht abgebaut werden können und hohe Zinskosten verursachen.
Die Kuhn-Gruppe ist vom Abschwung im Bereich Landwirtschaft stark betroffen. Es wurde ein Auftragsrückgang von 28,2 Prozent verzeichnet, laut dem jüngsten Unternehmensbericht. Mit einer Abnahme von 52,8 Prozent nahm der Auftragsbestand drastisch ab.
Der währungsbereinigte Umsatz sank im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 um 15,1 Prozent. Auch die Anzahl der Mitarbeiter in Vollzeit verringerte sich um 7,4 Prozent auf 5.728 Mitarbeiter im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt.
Kuhn gehört zur Schweizer Unternehmensgruppe Bucher Industries und hat seinen Sitz im französischen Savern (Elsass). Buchner Industries legte die Zahlen in seinem Bericht über das erste Halbjahr 2024 vor.
Der US-Konzern verkauft nach eigenen Angaben sein Getreide- und Proteingeschäft an American Industiral Partners (AIP). Zum Getreide- und Proteingeschäft von AGCO gehören die in Europa weniger bekannten Marken GSI, Automated Production (AP), Cumberland, Cimbria und Tecno. GSI baut große Getreidesilos, die anderen Marken bewegen sich hingegen überwiegend in der Geflügel- und Schweinehaltung mit Fütterungs- und Tränkesystemen.
Der Käufer AIP beschäftigt rund 65.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von ungefähr 25 Milliarden US-Dollar. Insgesamt erhält AGCO 700 Millionen US-Dollar für das Teilgeschäft. Nach einer Ankündigung vom 25. Juli geht AGCO davon aus, dass der Verkauf noch vor Jahresende abgeschlossen ist.
Die veröffentlichten Geschäftszahlen sehen auch bei AGCO im Vergleich zum Vorjahr schlechter aus. Das zweite Quartal lag insgesamt 15,1 Prozent unter dem Niveau von 2023. Für das gesamte erste Halbjahr wurde ein Rückgang von 13,7 Prozent gemeldet. Damit sank die Summe der Verkäufe auf 3,2 Milliarden US-Dollar.
Bereits im Juni hatte AGCO Fendt in mehreren Werken Kurzarbeit angemeldet, welche bis Anfang August andauern sollte.
Auch bei Pöttinger zeigt sich der Konjunkturwechsel. Laut „OÖ Nachrichten“ müssen sich 200 Mitarbeiter von insgesamt 1.200 diesen Sommer für vier Wochen arbeitslos melden. Weitere 450 Angestellte zeigen sich solidarisch und unterstützen das Unternehmen durch eine Woche unbezahlten Urlaub.
Bei den Maßnahmen handele es sich nur um momentane Anpassungen zur Auftragslage. Es habe weniger Aufträge für den Sommer gegeben, wodurch die Auslastung nicht erreicht werde. Der Konzern zeigt sich aber zuversichtlich und betont: „Im Herbst ist die Produktion wieder ausgelastet.“
In den vergangenen drei Jahren konnte Pöttinger seinen Umsatz von circa 400 auf 641 Millionen Euro steigern. Für das laufenden Wirtschaftsjahr 2023/24 erwartet der Geschäftsführer eine Abnahme im zweistelligen Prozentbereich, jedoch geringer als im Gesamtmarkt (rund 20 Prozent).
Der Verband deutscher Maschinen und Anlagenbauer (VDMA) sieht die aktuelle Entwicklung als eine Folge der hohen Wachstumswerte der vergangenen Jahre. Alleine im Jahr 2023 war die Landtechnik stark nachgefragt und habe einen Umsatz von 15 Milliarden Euro aus deutscher Produktion erzeugt.
Zu den Gründen für die momentane Situation des Konjunkturwandels führt Christoph Götz, Pressesprecher des VDMA für Landtechnik, mehrere Gründe auf: das Zinsniveau und die eher verhaltene Lage am Endkundenmarkt. Diese sei verbunden mit agrarpolitischer oder geopolitischer Unsicherheiten. Die Branche komme aus einem enormen Konjunkturhoch und stehe nun vor einer Herausforderung.
Wie lange die Situation anhalte, dazu könne derzeit noch keine genaue Angabe gemacht werden. Zunächst gelte es die Ernten abzuwarten und anschließend „die Investitionsfreudigkeit und Investitionsfähigkeit der Landwirte dann auch im Rahmen dieser Erzeugerpreise“ zu beobachten.
Die Branche sei gut aufgestellt, dennoch sollte die Lage nicht unterschätzt werden, sagt Christoph Götz, Pressesprecher der VDMA für Landtechnik: „Es gibt zwar mancherorts Kurzarbeit und andere Maßnahmen, aber wir haben keine strukturellen Problematiken, sondern eine gut aufgestellte Industrie. Trotzdem gilt es die Situation ernst zu nehmen und genau einzuordnen.“
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Mittlerweile leben 1.339 Wölfe in Deutschland. Die meisten davon im Osten. Mit der zunehmenden Zahl an Wölfen gewinnt der Herdenschutz noch mehr an Bedeutung. Wie können Tierhalter ihre Herden besser schützen und welche Förderungen gibt es für Herdenschutzhunde?
Von Jeremy Deane
Die Konflikte zwischen Mensch und Wolf nehmen zu. Insbesondere bei Schäfern oder Betrieben mit Ziegen und anderen Weidetieren kommt es immer wieder zu Schäden durch den Wolf, wie zuletzt in Sachsen. Dort brachen über 100 Schafe in Folge eines Wolfangriffs aus. Zehn wurden getötet und fünf verletzt. Viele Tierhalter bemühen sich deshalb um zusätzlichen Schutz ihrer Herden, denn Zäune alleine reichen oftmals nicht. Immer mehr Halter setzen auf Herdenschutzhunde, um Wolfsangriffe abzuwehren.
Herdenschutzhunde sind keine Hütehunde. Wie der Name schon sagt, schützen sie die Herde. Durch das Heranwachsen innerhalb der Tiergruppe und die Ausbildung sehen sie die Schützlinge als Teil ihrer eigenen Familie an. Das fördert den Instinkt, die Herde zu beschützen.
Informationsmaterial vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft zufolge müssen die Hunde durchaus diszipliniert sein. Vieles entscheide sich bereits durch die Zucht, wodurch eine sorgfältige Auswahl besonders wichtig ist. Sie dürfen keinen Jagdinstinkt zeigen, um Stress und mögliche Schäden oder Verluste bei den Schutzbefohlenen zu vermeiden. Trotzdem sei die Ausbildung nicht zu unterschätzen. Außerdem müssen sie an der Leine gehen können, auch wenn sie sich die meiste Zeit frei bewegen. Das ist wichtig, wenn der Halter die Herde umsetzt und Hütehunde die Tiere lenken oder wenn die Hunde zum Tierarzt müssen. Viel entscheidender ist aber noch, dass die Herdenschutzhunde immer innerhalb des Schutzzauns bleiben und diesen nicht überspringen. Ansonsten wäre die Herde ungeschützt.
Wichtige Merkmale von Herdenschutzhunden:
Je nach Größe der Herde und Anzahl der Wölfe in der Region benötigen Tierhalter mindestens zwei oder mehr Hunde.
Prinzipiell fördern nahezu alle ostdeutschen Bundesländer Hunde für den Herdenschutz. Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen zahlen bis zu 100 % der Kosten der Anschaffung und gegebenenfalls der Ausbildung der Beschützer. In Brandenburg können einmalig maximal 6.000 Euro pro Hund beantragt werden.
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Weitere Informationen
Sachsen-Anhalt übernimmt dagegen einen Teil der jährlichen Unterhaltungskosten mit 2.386 Euro pro Hund. Das ist die höchste Zuwendung, welche ostdeutsche Tierhalter für die jährlichen Unterhaltungskosten erhalten können. 1.920 Euro gibt es hierfür in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern, ähnlich in Brandenburg mit 1.917 Euro. Nur in Sachsen gibt es diese Art der Unterstützung nicht.
Mehr Informationen zu den Förderungen stehen im "Bericht zu Prävention und Nutztierschäden" zur Verfügung.
Die Voraussetzungen für eine Förderung sind in den Bundesländern ähnlich. Trotzdem gibt es einige Unterschiede. Sachsen-Anhalt fordert unter anderem eine Nutzung und Pflege von mindestens fünf Jahren, sowie ein Weidetagebuch. Die genauen Anforderungen können auf der Website der Ämter für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten nachgelesen werden. Für eine Förderung für die Anschaffung eines Hundes benötigen Halter in Sachsen eine Mindestherdengröße von 100 Tieren.
Die Anschaffung und Ausbildung geeigneter Herdenschutzhunde fördert Mecklenburg-Vorpommern nur in offiziellen Wolfsgebieten. Seit dem 25.01.2024 gilt das gesamte Bundesland als Wolfsgebiet. Die Karte der aktuellen Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern finden Sie hier.
Auch Brandenburg gilt gesamtheitlich als Wolfsgebiet und erfüllt daher ebenfalls diese Voraussetzung. Zusätzlich muss laut Förderrichtlinie Brandenburg hier die fachliche Notwendigkeit und Angemessenheit durch einen amtlichen Wolfsbeauftragten bestätigt sein. Außerdem müssen in Brandenburg, ebenso wie in Thüringen, die Hunde geprüft und zertifiziert sein. In beiden Ländern ist hierfür momentan nur die "Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde e.V" zuständig - diese Regelung ist unter Schafhaltern nicht unumstritten.
Nach der Förderrichtlinie Thüringen kommt zu der Zertifizierung noch eine Mindestherdengröße von 100 Tieren, und dass nur bestimmte Hunderassen, wie z.B. Pyrenäenberghund und Maremmano-Abruzzese gefördert werden. Auch Mischungen aus diesen beiden Rassen oder andere Rassen können gefördert werden, sofern die Hunde aus Herdenschutz-Arbeitslinien stammen und der Halter oder dessen Beauftragter die entsprechende Sachkunde und Genehmigung vorweisen kann.
Obwohl Nutztiere nur ungefähr 1,6 % der Nahrung von Wölfen ausmachen, entstehen für Tierhalter massive Schäden. Dazu gehören unter anderem verletzte oder tote Tiere sowie die damit verbundenen Folge- und Opportunitätskosten für den laufenden Betrieb. Waren es 2017 noch ca. 200.000 Euro an Ausgleichshilfen, die bundesweit ausgezahlt wurden, nahmen diese über die Jahre stetig zu und lagen 2022 bei ca. 600.000 Euro bundesweit. Im Jahr 2020 kam es sogar zu einer Rekordsumme von ca. 800.000 Euro. In Ostdeutschland wurden im Jahr 2023 nach Angaben der zuständigen Ministerien, Ämter und Beratungsstellen 329.412 Euro für Wolfsschäden ausgezahlt.
Brandenburg glich im Osten die größte Summe mit 141.537 Euro aus. Darauf folgte Sachsen mit 126.600 Euro. In diesen zwei Ländern leben auch die meisten Wölfe. Mecklenburg-Vorpommern zahlte 28.210 Euro, Sachsen-Anhalt 15.603 Euro und Thüringen 17.462 Euro an geschädigte Tierhalter aus.
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Weitere InformationenDie Bundesländer strengen sich an, Wolfsschäden durch die Förderung von vorbeugenden Maßnahmen zu reduzieren. Dazu gehören unter anderem mobile elektrische Zäune und Untergrabungsschutz sowie nötige Ausrüstung. Brandenburg war nach Angaben der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (dbb-Wolf) im Jahr 2022 mit weitem Abstand ostdeutscher Vorreiter in der Höhe ausgezahlter Förderungen zur Prävention.
Das Land unterstützte mit 2.334.000 Euro etwa 300 Tierhalter. Für Sachsen wurde an 600 Halter eine Summe von 684.700 Euro ausgezahlt. Auf 84 Tierhalter kam in Sachsen-Anhalt eine Fördersumme von 459.028 Euro. Mecklenburg-Vorpommern unterstützte 92 Betriebe mit insgesamt 563.000 Euro. In Thüringen wurde 2022 die geringste Fördersumme im Osten ausgezahlt mit 82.595 Euro für 57 Tierhalter.
In einigen Bundesländern können Schutzmaßnahmen nur in bestätigten Wolfsgebieten gefördert werden. Entsprechende Informationen zu den Förderanträgen und Möglichkeiten stellen die zuständigen Landesämter zur Verfügung.
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Weitere InformationenHauptsächlich ernährt sich der Wolf in Deutschland von Wildtieren. Doch immer wieder jagt er auch Nutztiere. Hierbei machten Schafe und Ziegen im Jahr 2022 nach Angaben der dbb-Wolf den größten Anteil mit 89 % aus. Darauf folgten Rinder mit 6 % und Gatterwild mit 4,2 %. Bei den restlichen 1,6 % fielen andere Nutztiere dem Wolf zum Opfer.
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Weitere Informationen
Ausgewachsene Rinder sind wehrhaft und dementsprechend kein so gefundenes Fressen für den Wolf wie Jungtiere. Schafe und Ziegen haben weniger Möglichkeiten, sich selbst zu schützen. Außerdem werden bei einem Angriff auf die kleineren Nutztiere nicht selten mehrere Tiere in Folge einer Attacke verletzt oder getötet. Es gibt zwar mit Beutegreifern in der Umgebung nie einen 100-Prozent-Schutz, aber Herdenschutzhunde können eine starke zusätzliche Maßnahme darstellen, um Verlusten vorzubeugen.
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Im Wahl-Format „Bauer sucht Partei“ von Land schafft Verbindung (LsV) Sachsen stellte sich dieses mal die FDP bei den Landwirten vor. Bei der Wahl in Sachsen 2024 am 1. September fordert sie mehr Markt und weniger Bürokratie sowie flexible Lösungen für Photovoltaik und Biogas.
Von Karsten Bär
Einen Abbau gebe es wohl nur mit einem harten Schnitt: Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) sieht für den Bürokratieabbau vor allem auf europäischer Ebene jetzt eine Chance. Er wie auch der sächsische Spitzenkandidat der FDP, Robert Malorny, sehen in Auflagen und Vorgaben das größte Problem für die Landwirtschaft. Beide waren kürzlich zu Gast im Wahl-Format „Bauer sucht Partei“ von Land schafft Verbindung (LsV) Sachsen.
In den von LsV-Vorstandsmitglied Marc Bernhardt moderierten knapp anderthalb Stunden zeigten sich Kubicki und Malorny als Verfechter des freien Marktes und Unternehmertums. Von Quoten halte er grundsätzlich nichts, sagte Robert Malorny auf die Frage, ob entsprechende Ziele für den Biolandbau formuliert werden sollten.
„Das sind Dinge, die dem Markt überlassen werden sollten“, meinte er. Der Staat dürfe nicht festlegen, wie das Angebot am Markt aussehen soll. Kubicki pflichtete ihm bei. Jeder Landwirt, so der aus Schleswig-Holstein stammende Bundespolitiker, müsse selbst entscheiden können, wie er produziert.
Als ein Risiko für die Landwirtschaft, das auch als solches behandelt werden sollte, sieht Malorny den Wolf. Seine Anwesenheit verursache nicht nur hohe Schäden, sondern bedinge auch hohe Aufwendungen für den Schutz von Weidetieren. Sein in der FFH-Richtlinie verankerter strenger Schutzstatus müsse zurückgesetzt werden.
Eine Aufnahme ins Jagdrecht – in Sachsen bereits seit 2012 geschehen – befürwortet Wolfgang Kubicki. Die Populationsgrößen überschritten jegliche bisherige Annahme. Es könne nicht sein, dass in Konfliktfragen immer zugunsten des Wolfes entscheiden werde. „Wir sind 150 Jahre gut ohne den Wolf ausgekommen“, so Kubicki, der aktuell ein politisches Umdenken für einen weniger strengen Schutz für möglich hält.
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Weitere InformationenAuch im Hinblick auf den Bürokratieabbau sieht er aktuell ein günstiges Zeitfenster auf europäischer Ebene. Auch auf nationaler Ebene habe es zuletzt Ansätze für ein Umdenken gegeben. Dass in der Vergangenheit alle Versuche für Bürokratieabbau gescheitert sind, ist für Kubicki auch eine Folge des Personalaufwuchses im öffentlichen Dienst. Was Malorny für Sachsen bestätigt sieht, der allein im vergangenen Jahr einen millionenschweren Personalaufbau in der Staatsbürokratie sieht – allerdings nicht bei Lehrern oder Polizisten.
Aus FDP-Sicht eine weitere Ursache für Bürokratie: „Je mehr staatliche Förderung es gibt, umso mehr Auflagen und Kontrollpflichten gibt es auch“, so Kubicki. Statt staatlicher Förderung mit vielen Auflagen sollten Landwirten die Möglichkeit haben, durch freie unternehmerische Betätigung genug Geld zu verdienen. Auch den freien internationalen Handel befürworten er und Malorny.
Dies müsse jedoch mit gleichen Standards für die Produktion verbunden sein, und die sollten, wie der sächsische FDP-Spitzenkandidat sagte, „so niedrig wie möglich“ sein. Eine Herkunftskennzeichnung hält Malorny im Grundsatz für sinnvoll. „Aber wir müssen Maß und Mitte wahren.“ Es dürften keine neuen Belastungen durch aufwendige Dokumentationspflichten entstehen.
Weniger Auflagen sieht Kubicki auch als ein Mittel an, die Direktvermarktung zu stärken. Diese könne dazu beitragen, der Marktmacht weniger Konzerne des Lebensmitteleinzelhandels zu entgehen. Ein Konzept gegen die Konzentration in dem Bereich konnten beide FDP-Politiker jedoch auch nicht benennen. Der Forderung, Ernährungssicherheit als Staatsziel festzuschreiben, stehen sie offen gegenüber.
Kubicki warnte aber davor, zu viele Staatsziele ins Grundgesetz aufzunehmen, da es sonst beliebig werde. In der Frage, ob auf landwirtschaftlichen Flächen Photovoltaikanlagen installiert werden dürften, bezogen beide Politker den Standpunkt, dass dies dem Landwirt zu überlassen sei. Auf ertragsschwachen Böden sei dies eine Alternative, so Kubicki. Biogas halten die beiden für eine wichtige Option im Energiemix, da diese Form der Energieerzeugung grundlastfähig sei und die Netze stabilisieren könne.
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