Hofkörung: Wiedersehen mit Freunden

Unser früherer Praxispartnerbetrieb, die Arndt GbR in Bottmersdorf, wird die Online-Auktion der RinderAllianz mit drei Fleckvieh-Jungbullen beschicken. Wir waren bei der Hofkörung vor Ort.

Emsiges Treiben herrschte auf dem Hof der Werner Arndt und Sohn GbR in Bottmersdorf. Für die Mittagszeit hatte sich ein Team der Fleischrindabteilung der RinderAllianz GmbH angekündigt. In der bekannten Zuchtstätte im Bördekreis waren drei Fleckvieh-Jungbullen zu begutachten und zu kören. Diese sollen am 1. März auf der Fleischrindbullenauktion der Zuchtorganisation unter den Hammer kommen.

Bestnoten bei der körung

Da die Veranstaltung wie schon im Vorjahr coronabedingt online stattfindet, erfolgt die Vorstellung der Zuchttiere virtuell. Deshalb begleitete Gernot Pohl das Team – ausgerüstet mit Kamera- und Videotechnik. Der Fleischrindexperte frönt jetzt, im Ruhestand, noch stärker seinem Hobby, der Natur- und Tierfotografie, und bringt nun auch als „Kuhfotograf“ seinen Erfahrungsschatz ein.

Für die Aufnahmen lotste Pohl Michael Arndt samt dem Bullen, den der Junglandwirt jeweils vorführte, in die richtige Position. Gekört wurden die künftigen Vererber danach durch Abteilungsleiterin Dr. Sabine Schmidt, ihren Stellvertreter und Teamleiter für Sachsen-Anhalt, Uwe Harstel, sowie Leistungsprüferin Ina Ritter. Sie stuften die beiden Don-Söhne, Dag und Dino, mit 8/8/8 bzw. 8/8/7 für Typ, Bemuskelung und Skelett ein. Rudi v. Rosenstar wurde sogar mit den Noten 9/9/7 bewertet.

Fleckviehjungbulle Dag PP, ein Don-Sohn mit den Körnoten 8/8/8, wird  von Michael Arndt für ein Foto für den Auktionskatalog aufgestellt.
Fleckviehjungbulle Dag PP, ein Don-Sohn mit den Körnoten 8/8/8, wird von Michael Arndt für ein Foto für den Auktionskatalog aufgestellt. (c) Detlef Finger

Wiedersehen mit alten Freunden

Auf der Kör- und Fototour wurden in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern über 40 Betriebe besucht, die gut 100 Bullen für die Online-Auktion stellen. Der Schwerpunkt liege auf den dortigen Hauptrassen Fleckvieh-Simmental, Charolais, Limousin, Uckermärker und Angus. Einzelne Bullen der Rassen Blonde d‘Aquitaine und Wagyu ergänzten das Angebot.


Sachsen-Anhalt aktuell

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Für die Bauernzeitung brachte der Vor-Ort-Termin zugleich ein freudiges Wiedersehen mit Werner Arndt und dessen ältestem Sohn Michael. Ihr Familienbetrieb war vom Frühjahr 2018 bis zum Frühling 2020 Praxispartner des Wochenblattes in Sachsen-Anhalt.

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zu jener Zeit war auch von einem freundschaftlichen Miteinander geprägt, das bis heute fortbesteht. Leider verhindert die Pandemie seitdem die gelegentlichen persönlichen Treffen mit den beiden Bördebauern, etwa auf Zuchtveranstaltungen, Fachtagungen oder Versammlungen.

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Wasserhaushalt Sachsen: Noch lange nicht genug

Deutlich feuchter als im Durchschnitt brachte das Jahr 2021 Entspannung für den Wasserhaushalt in Sachsen. Entwarnung können die Klimaexperten vom Landesamt und vom DWD jedoch nicht geben.

Noch immer wirken die Dürrejahre von 2018 bis 2020 nach – auch wenn das Vorjahr spürbare Entspannung brachte. „Wir können das Jahr 2021 als günstig einstufen“, sagte mit Blick auf dessen klimatische Wasserbilanz Dr. Johannes Franke beim Fachgespräch „Wetter trifft auf Klima“, bei dem das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und der Deutsche Wetterdienst (DWD) das Vorjahr klimatologisch einordneten. Doch keinesfalls könne man für den Wasserhaushalt in Sachsen Entwarnung geben, waren sich sowohl der LfULG-Klimareferent als auch die anderen anwesenden Experten einig. Der Klimawandel läuft und wird nach Einschätzung der Fachwelt auch künftig immer wieder extreme Wettersituationen hervorbringen.

Wasserhaushalt Sachsen: War 2021 ein „normales“ Jahr?

2021 war in Deutschland das elfte Jahr in Folge, das im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961 – 1990 als „zu warm“ gilt. Zugleich zeigte es eine große Bandbreite meteorologischer Möglichkeiten, wie Falk Böttcher vom DWD in Leipzig deutlich machte. Auch in Sachsen war das Jahr mit +0,8 Grad im Vergleich zur Referenzperiode „zu warm“. Eingeordnet in die gegenwärtigen Klimabedingungen (1991 – 2020) sei das Jahr 2021 allerdings -0,2 Grad kühler gewesen, so Johannes Franke. Die Vegetationsperiode begann wegen des kalten Herbstes vier Tage später, holte jedoch im Lauf des Jahres auf. Der Jahresniederschlag wies ein Plus von 13 % auf. Bemerkenswert waren starke Schwankungen zwischen einzelnen Monaten, etwa vom „zu kalten“ Mai (-1,4 Grad) zum „extrem zu warmen“ Juni (+3,7 Grad).

Hat 2021 das Niederschlagsdefizit ausgeglichen?

Im Landesdurchschnitt fielen rund 860 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Je nach Region kamen bis zu 150 l/m² mehr auf dem Boden an als gewöhnlich. In Kombination mit den zeitweise kühleren Temperaturen und einer somit verringerten Verdunstung sorgte dies für eine gegenüber den trockenen Vorjahren deutlich bessere klimatische Wasserbilanz.

Noch immer fehlt indes für den Zeitraum ab Frühjahr 2018 etwa ein halber Jahresniederschlag in der Bilanz. Immerhin hat sich an vielen sächsischen Fließgewässern die Wasserführung vorübergehend erholt. Die Landwirtschaft konnte von einer relativ guten Wasserversorgung der oberen Bodenschichten profitieren – was sich freilich nicht in den Erträgen widerspiegelte. Dabei gibt es regionale Unterschiede: Während im südlichen Teil Sachsens die Bodenwasservorräte unter landwirtschaftlicher Nutzung in der Bodentiefe von null bis zwei Metern weitgehend aufgefüllt sind, reichten die Niederschläge in Nord- und Nordostsachsen sowie in der Lommatzscher Pflege nicht überall aus, um die Böden unterhalb von einem Meter Bodentiefe zu durchfeuchten.


Sachsen aktuell

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Wann werden sich die Grundwasserstände erholt haben?

Die Trockenjahre 2018 bis 2020 haben die größte Grundwasserdürre seit 100 Jahren verursacht. In einigen Teilen des Freistaates hatte diese Dürre bereits 2013 begonnen. Im Jahr 2021 sind die Grundwasserstände wieder etwas angestiegen, aber noch immer auf niedrigem Niveau. Für einen flächendeckenden Ausgleich des Defizits reicht auch ein Jahr wie 2021 nicht; dazu wären mehrere aufeinanderfolgende nasse Jahre nötig. Auch 2022 kann es wieder zu sehr niedrigen Grundwasserständen kommen. Die fortschreitende Klimaveränderung erschwert eine nachhaltige Erholung. Es sei möglich, so Dr. Andy Philipp vom zum LfULG gehörenden Landeshochwasserzentrum, dass sich ein neues Grundwasserregime einstelle.

Zum zehnten Mal „Wetter trifft auf Klima“
Zum zehnten Mal haben das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und der Deutsche Wetterdienst (DWD) die sächsischen Wetterdaten aus dem Vorjahr aufbereitet und klimatologisch eingeordnet. Das Jubiläum sorgte für besondere Teilnehmer: Sachsens Umweltminister, Wolfram Günther (Grüne,) und Tobias Fuchs, Vorstand im DWD, gaben sich die Ehre.

Günther betonte, wie wichtig es sei, sachlich auf den Zusammenhang von Wetter und Klima hinzuweisen. Es sei dringend geboten, einerseits den Klimawandel zu bremsen, sich andererseits auf die unabwendbaren Veränderungen einzustellen. Fuchs erklärte, Sachsen sei in Fragen des Klimawandels eines der führenden Bundesländer. „Von Sachsen gehen seit den 1990er-Jahren wertvolle Impulse, zum Beispiel im Bereich der regionalen Klimaüberwachung und -modellierung, aus, die auch als Grundlage für heutige Methoden im Deutschen Wetterdienst gelten“, so der DWD-Vorstand.

Wasserhaushalt Sachsen: Was ist in Zukunft zu erwarten?

Laut Klima- und Wetterexperten trat in der jüngeren Vergangenheit eine Häufung von Jahreszeiten mit geringen Niederschlägen auf. Die atmosphärischen Bedingungen, die 2018 zur Dürre führten, wirkten bereits seit dem Ende des Hochwassers 2013. Ob sich das fortsetzt und die Zukunft im Mittel trockener wird, steht indes noch nicht fest.

Während die Klimaprojektionen übereinstimmend von einem Anstieg der mittleren Temperaturen ausgehen, ist in Bezug auf die Niederschläge sowohl ein Rückgang als auch ein Anstieg möglich. Allerdings bedeuten höhere Temperaturen auch mehr Verdunstung – und es zeichnet sich bereits ab, dass Niederschläge häufiger als kurzzeitige Starkregenereignisse auftreten werden. Diese wiederum werden von den Böden schlechter aufgenommen und verursachen zudem Bodenerosion.

Drohen perspektivisch Verteilungskämpfe um das Wasser?

Solche Prognosen sind für Mitteleuropa nicht angemessen. „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen“, sagt Andy Philipp. Man beobachte gegenwärtig eine außergewöhnliche Situation bei Grundwasserständen, aber mitnichten werde das Wasser so knapp, dass darum gestritten werden müsste. Sachsen bleibe im humiden Bereich mit Überschüssen – auch wenn das Niveau der Grundwasserstände vermutlich niedriger sein wird als bisher.

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Agrargenossenschaft Ranzig: Gemästet für die eigene Theke

Entspannt bis zur Schlachtung: Die Agrargenossenschaft Ranzig setzt bei der Schweinemast erfolgreich auf ihr geschlossenes System.

Von Heike Mildner

Am Ende der zweiten Stippvisite beim neuen Praxispartner ergibt sich eine günstige Gelegenheit für ein Foto. In der Landfleischerei Ranzig erwischen wir die versammelte Mannschaft allein im Laden: nur wenige Minuten bis sich die Verkäuferinnen Karin Bruns und Ines Vonau wieder dem kurz unterbrochenen Kundenstrom zuwenden und Dirk Palutz und Fleischer-Azubi David Uwe Schälicke in die Küche hinter dem Verkaufsraum verschwinden, um weiter das Mittagsangebot vorzubereiten.

Seit 6.30 Uhr gibt es Frühstück, wochentags von 8 bis 18 und samstags von 8 bis 12 Uhr ist im Dorfzentrum von Ranzig das Finale der Mastschweine in Topf und Fleischtheke zu erleben. Weitere Filialen unterhält die Agrargenossenschaft in Frankfurt (Oder), Fürstenwalde, Storkow und Brieskow-Finkenheerd. Gut 50 bis 60 Schweine pro Woche werden dafür geschlachtet und in der genossenschaftseigenen Fleischerei verarbeitet. Doch der Reihe nach.

Schweinemast: nach den wünschen der kunden

Am Anfang stehen 120 Sauen dänischer Genetik, die in fünf Gruppen im Vier-Wochen-Rhythmus mit Sperma vom „Iberduroc“ belegt werden. „Diese Duroc-Zuchtlinie hat mehr intramuskuläres Fett, die Marmorierung macht das Fleisch besonders zart“, erläutert Christian Rußig, Leiter der Tierproduktion. „Wir richten die ganze Schweineproduktion nach den Wünschen des Fleischermeisters und der Kunden – von der Genetik über die Fütterung bis zum Schlachtgewicht von 120 bis 130 Kilogramm.“

Geschlossenes System: vom Ultraschall (l.) bis zum kulinarischen Bild-Info Finale in der Fleischtheke.
Geschlossenes System: vom Ultraschall bis zum kulinarischen Finale in der Fleischtheke. (c) Heike Mildner

Vergangenen Donnerstagvormittag ist Denny Poethke mit der Trächtigkeitsuntersuchung von 23 Sauen beschäftigt, die vor drei Wochen besamt wurden. Morgens hat er sie separiert und geht jetzt von Kastenstand zu Kastenstand, trägt Kontaktgel auf die Flanke der Sau auf und gleitet mit dem Ultraschallgerät darüber, um potenziellen Nachwuchs zu scannen. Nach der Untersuchung geht es für die trächtigen Sauen zurück in die Gruppe.

ASP: Auf der sicheren Seite

Platz ist reichlich in dem gut 20 Jahre alten Stall, der eigentlich für 550 Sauen ausgelegt ist. „Als 2013 die Ferkelpreise wieder einmal im Keller waren, hat die Genossenschaft entschieden, nur noch so viele Ferkel zu produzieren, wie wir selbst mästen und vermarkten können“, so Rußig.

Als im September 2019 nur 45 km weiter südöstlich in Sempten der erste Wildschweinkadaver mit dem Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) gefunden wurde, war Ranzig mit seinem geschlossenen System auf der sicheren Seite.

„Am ASP-Monitoring beteiligen wir uns trotzdem“, so Rußig, und die Sicherheitsbestimmungen seien streng: penible Einhaltung des Schwarz-Weiß-Prinzips, Futterbefüllung von außen, sodass die Lkw gar nicht erst auf den Hof fahren müssen. Im vergangenen Jahr habe es allein in der Schweineproduktion 14 Kontrollen gegeben: neben dem ASP-Monitoring weitere angekündigte und unangekündigte Kontrollen des Veterinäramtes, QS- und Tierwohl-Kontrolle der Verbände und Initiativen.

Teilnahme an Initiative tierwohl

Die tragenden Sauen stehen in Gruppen von 18 bis 23 Tieren. An Platzmangel leiden sie mit etwa drei Quadratmetern pro Tier nicht. Die Sonne scheint durch Fenster, von denen einige für die Teilnahme an der Initiative Tierwohl zusätzlich eingebaut wurden. Zweimal am Tag wird gefüttert. Das Grundfutter wird im Betrieb produziert und zu Agravis nach Fürstenwalde geliefert. Angereichert mit Mineralien etc. kommt es von dort Lkw-weise nach Ranzig zurück.

Efeutute und Bogenhanf begrünen den schweinestall

Eine Sau der Agrargenossenschaft Ranzig setzt durchschnittlich 33 Ferkel im Jahr ab. „Wir arbeiten mit Ammensauen und Wurfausgleich, die Ferkelverluste liegen bei neun Prozent“, so Rußig. Die vier Wochen Säugezeit verbringen Sauen und Ferkel im Kastenstand mit Ferkelschutzkörben.

Die Absetzer werden familiär durchmischt und auf zwei Abteile verteilt. Einer ist immer noch mit Grünpflanzen wie Efeutute und Bogenhanf ausgerüstet. Er war Teil des EIP-Projektes Stallgrün, in dem der Einfluss solcherart Begrünung auf Wachstum und Gesundheit der Tiere untersucht wurde. „Signifikante Auswirkungen konnten die Wissenschaftler nicht nachweisen“, bringt Rußig die Ergebnisse der zweieinhalbjährigen Versuche auf den Punkt.

Agrargenossenschaft Ranzig Schweinemast
Absetzer in der Gruppe (c) Heike Mildner

ruhig und entspannt bis zur schlachtung

Montag und Donnerstag werden in der Landfleischerei Schweine geschlachtet. Tags zuvor werden sie von Denny Poethke und seiner Kollegin Monique Tobey in den betriebseigenen Hänger verladen und zu den zwei Wartebuchten am Schlachthaus gebracht. „Die Rangordnungen in den Gruppen bleiben bestehen, sodass die Schweine ruhig und entspannt zur Schlachtung kommen.“ Der Kreis schließt sich.


Der Hereford-Bulle ist da! Christian Rußig hat ihn von der Bullenauktion.
(c) Johanna Zieslar

Agrargenossenschaft Ranzig

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Brand in Alt Tellin: Kein technischer Defekt

Der Großbrand in der Schweinezuchtanlage Alt Tellin, Landkreis Vorpommern-Greifswald, im März 2021 ist nicht durch einen technischen Defekt ausgelöst worden.

Mit „an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ entstand das der Brand in Alt Tellin durch fahrlässiges oder vorsätzliches Handeln bzw. Unterlassen, teilte die Staatsanwaltschaft Stralsund vorige Woche mit. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen dauern an. Details aus dem vorliegenden Gutachten, etwa zum exakten Ausbruchsort oder nähere Umstände, könnten deshalb noch nicht veröffentlicht werden, hieß es. Eigentümerin der abgebrannten Anlage ist die Landwirtschaftliche Ferkelzucht Deutschland (LFD Holding).

Bei dem Brand in Alt Tellin kamen mehr als 50.000 Schweine um, nur etwa 1.300 Tiere konnten gerettet werden. red


Mecklenburg-Vorpommern aktuell

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Landwirtschaftsbetrieb Schröter: Roboter helfen bei der Stallarbeit

Beim Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda wird auch weiterhin auf die Hilfe von Technik gesetzt. So können unter anderem Betriebsabläufe optimiert werden, was wiederum zu weniger Stress bei den Tieren führt und so zu einer höheren Milchmenge.

Der Landwirtschaftsbetrieb Schröter setzt auf Roboterhilfe: Kurz vor Weihnachten hat der Betrieb einen neuen Helfer für die Viehwirtschaft in Dienst gestellt. Dessen Aufgabe ist es, den Laufhof zwischen dem Liegeboxenstall und dem überdachten Außenfuttertisch von den Ausscheidungen der Milchkühe sauber zu halten. Diese Arbeit verrichtet nunmehr der schwergewichtige (385 kg), in eine rot-silberne Uniform gekleidete neue „Kollege“ rund um die Uhr.

Roboter: weniger stress für die tiere

Besagter Helfer ist ein Reinigungsroboter „Discovery 120 Collector“ von Lely. Er saugt Kot und Harn der Rinder mittels Vakuum auf und lässt die Exkremente über einer Teilfläche mit Spaltenboden in den Güllekanal ab. Per Smartphone lassen sich seine Einsatzhäufigkeit und die Routen programmieren. Der Roboter orientiert sich mittels integrierter Sensoren, etwa an Aufkantungen.

Ein Laufhof dieser Größenordnung war allerdings auch für den Stallausrüster neu. „Wir haben lange überlegt und letztlich eine auch kostengünstige Lösung gefunden“, erzählt Betriebsleiter Jörg Schröter. Mit hintereinander verlegten alten Betonbalken wurden Spurbahnen geschaffen. Die Kühe haben diese ebenso wie die neue Technik sehr gut angenommen und lassen sich davon nicht stören. „Das Einfahren des Gerätes hat gut geklappt“, sagt der 53-Jährige. Selbst leichte Minusgrade stellten bislang kein Problem dar. Für die Inbetriebnahme war Martin Heinze, Servicetechniker und Produktspezialist vom Lely-Center Wenigenauma, Landkreis Greiz (Thüringen), nach Tilleda gekommen. Den „Collector“ hatte der Hersteller im Zuge einer Testaktion angeboten.

Reinigungsroboter: Zeitersparnis von täglich einer Stunde

Roboter
Den Reinigungsroboter zu programmieren, hatte auch Tücken. Jörg Schröter (l.) und Servicetechniker Martin Heinze nahmen es mit Humor. (c) Pascal Schröter

Der Roboter sorgt nun dafür, dass die tägliche Arbeitsroutine des Mistschiebens auf dem Laufhof Geschichte ist. „Es gibt nichts Schöneres: Wir kommen früh in den Stall und es ist schon eine Arbeit erledigt“, freut sich Jörg Schröter, der den Familienbetrieb gemeinsam mit seinem ältesten Sohn, Pascal (31), und einem Mitarbeiter bewirtschaftet.

Neben einer Zeitersparnis von täglich etwa einer Stunde bringt der Reinigungsroboter vor allem auch Vorteile für das Milchvieh: Das Umtreiben für das Mistschieben mit dem kleinen Weidemann-Hoftrac entfällt nunmehr – samt dem damit verbundenen Stress für die Tiere.

Diese müssen jetzt nur noch etwa alle zehn Tage vom Laufhof weichen, wenn die Liegeboxen im Kuhstall frisch aufgefüllt werden. „Das bringt noch mehr Ruhe in die Herde“, sagt Jörg Schröter. „Und Kühe mögen Ruhe und Routinen.“ Der Betriebsleiter hofft, dass das zusätzliche Plus an Tierwohl auch zu dem einen oder anderen Liter mehr Milch bei den Kühen führt.

Stallreiniger und futteranschieber

Bereits seit 2018 ist auf dem Betrieb im Südharz ein mobiler Stallreiniger „Discovery 90 S“ von Lely im Einsatz. Das autonom fahrende Gerät drückt im Kuhstall den Mist (Kot, Harn und Einstreu aus den Tiefliegeboxen) mittels einer Gummilippe durch die Öffnungen im Spaltenboden und sorgt dort für saubere Laufgänge. Das kontinuierliche Reinigen der Laufwege im Stall und auch auf dem Hof hilft, die Flächen trockener zu halten und damit bakteriellen Klauenerkrankungen vorzubeugen.

2017 kam „Juno“ auf den Hof. Der automatische Futteranschieber, ebenfalls aus dem Hause Lely, fährt eigenständig auf den Futtertisch und drückt das Futter mit seiner rotierenden Gummischürze an das Fressgitter heran. So ist die Ration stets in Reichweite der Tiere. „Davon profitieren insbesondere die rang niederen Kühe“, weiß Jörg Schröter. So gelangten auch sie immer ans Futter, könnten Leistung erbringen und bekämen keine Stoffwechselprobleme. „Der Futteranschieber hat damit den schnellsten Effekt aus betriebswirtschaftlicher Sicht gebracht und sich relativ zügig bezahlt gemacht“, sagt der Landwirt. Die Kühe werden durch das Anschieben außerdem zum Fressen angeregt, der Futtertisch bleibt immer sauber und bei einer Top-Silagequalität gehen außerdem die Restfuttermengen gegen null.



weitere investitionen nicht auszuschließen

Den größten Automatisierungsschub realisierte der Familienbetrieb allerdings bereits Ende 2016 mit dem Umstellen auf das automatische Melken. Zwei Lely-Melkroboter „Astronaut A4“ entziehen den rund 120 Kühen seither täglich mehrfach die Milch. „Der Umstieg war eine Zukunftsentscheidung“, sagte Schröter damals, geschuldet vor allem der hohen Arbeitsbelastung im Betrieb, zu dem Milchvieh, Acker- und Grünland sowie eine kleine Fleischrinderherde gehören.

Sie schätzen die Arbeitserleichterungen sehr: Jörg und Pascal Schröter (v. l.).
Sie schätzen die Arbeitserleichterungen sehr: Jörg und Pascal Schröter (v. l.). (c) Detlef Finger

Der Blick auf die eigene Arbeitskräftesituation, aber auch jene in der Landwirtschaft im Allgemeinen, bestärkt die Schröters in ihrem Entschluss, stärker auf automatisierte Arbeitsabläufe zu setzen. „Die Technik nimmt uns etwas an Arbeitsdruck. Nicht vergessen werden darf aber, dass jemand da sein muss, der diese kontrolliert“, betont der Betriebsleiter. Und: Es müsse auch mit den Tieren passen, insbesondere beim Robotermelken. „Von der Technik abhängig zu sein, ist ein weiterer Aspekt“, gibt Jörg Schröter zu bedenken. Pflege, Wartung und gegebenenfalls auch Reparaturen an den Robotern erledigt größtenteils Sohn Pascal.

„Wenn es die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zulassen, würden wir eventuell auch über eine automatisierte Futtervorlage nachdenken“, blickt der Betriebsleiter voraus. Das Füttern sei ein absoluter Zeitfaktor. Aber: „Das ist eine Investition in ganz anderen Dimensionen und es wären umfangreichere bauliche Maßnahmen nötig.“

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Welche Agrarmessen im Osten finden 2022 statt?

Die Messegelände in Leipzig, Paaren im Glien, Mühlengeez und Erfurt werden 2022 wieder Treffpunkte der heimischen Landwirtschaft sein.

Das laufende Jahr soll wieder eines der Agrarschauen in Ostdeutschland werden. Den Auftakt macht vom 21. bis 24. April die mitteldeutsche Landschaftsausstellung agra, die im Vorjahr aussetzen musste. Thematische Schwerpunkte auf dem Messegelände in Leipzig sind unter anderem Tierwohl und die Biodiversität im Pflanzenbau. Die Landtechnikausstellung wird ergänzt durch eine Aktionsfläche mit sächsischen Innovationen. Ein Ausstellungsbereich widmet sich klimagerechten Aufforstungsstrategien im Privatwald. Zum Rahmenprogramm zählen etwa das Agrarpolitische Forum der Bauernverbände und verschiedene Tierwettbewerbe.

Agrarmessen 2022: Optimistische aussichten

Die Organisatoren der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung BraLa sind optimistisch, vom 5. bis 8. Mai eine ansprechende Jubiläumsmesse mit viel Platz im Freigelände -und in den Ausstellungshallen zu gestalten. Neben der Landestierschau, der Technikschau und den Vorführungen im großen Ring laden der BraLa-Campus und die Brandenburghalle als Expertenforum alle Interessierten zum persönlichen Austausch ein. Momentan noch unschlüssige Aussteller seien ausdrücklich ermutigt, sich anzumelden, so BraLa-Chefin Ute Lagodka. Nach zwei pandemiebedingten Absagen werde die 30. BraLa sicher eine ganz besondere.

Messen 2022

Die 31. Mecklenburgische Landwirtschaftsausstellung MeLa soll vom 8. bis 11. September stattfinden. Darauf machte Christin Mondesi, Geschäftsführerin des Messeveranstalters MAZ GmbH, aufmerksam. Wie erstmals zur Jubiläumsschau im vergangenen Jahr, wird es zeitgleich mit der MeLa auf dem Messegelände wieder das Turnier „Pferd+Hund“ geben. Tier der MeLa 2022 ist das Punktscheckenkaninchen. Im Vorjahr fand die MeLa unter Coronaeinschränkungen und mit einem speziellen Hygieneschutzkonzept statt. Statt wie sonst über 70.000 Besucher kamen 2021 an den vier Messetagen 40.600 Gäste

Weitere Agrarmessen 2022 geplant

Die Messe Erfurt und das Agrarministerium laden vom 23. bis 25. September zu den 11. Grünen Tagen Thüringen (GTT) ein. Vor zwei Jahren musste die Agrarschau abgesagt werden. 2022 plant das Messeteam, die Thuringia Jersey Open sowie die Bundesschauen Fleckvieh-Simmental, Galloway und Welsh Black auszurichten. Daneben gibt es die Landestierschauen der Fleischrind-, Schaf- und Ziegenzüchter. Technikschau, Grünlandmeile und Spezialitätenstraße sind ebenso Teil des Messekonzeptes wie etwa die Thüringer Waldarbeitsmeisterschaften. red


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Tierhaltung in Brandenburg deutlich unterbesetzt

Die Tierbestände in Brandenburg liegen weiter deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt und gingen mit Ausnahme bei Mastschweinen und Schafen fast überall weiter zurück.

Zu diesem Ergebnis kommt die Erhebung des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg von Ende 2021. Am Stichtag, dem 3. November, stellten sich die Tierbestände in Brandenburg wie folgt dar:

schweine

Die Zahl der schweinehaltenden Betriebe lag unverändert bei 160, die Zahl der Schweine mit 696.000 um 1,8 % höher als im Mai, jedoch unter der der Vorjahre. Der Bestand an Mastschweinen nahm infolge der Absatzschwierigkeiten durch die ASP zu. Zum Stichtag waren es mit 188.000 Tieren 13,3 % mehr als im Mai. Besonders auffällig ist der Zuwachs bei den Mastschweinen über 110 Kilogramm. Der Bestand stieg auf 37.000 Tiere. Bei Jungschweinen unter 50 kg gab es einen Rückgang um gut 7.000 auf knapp 121.000 Tiere, der Bestand an Ferkeln blieb mit knapp 317.000 Tieren nahezu unverändert.

rinder

Mit 457.100 Tieren verzeichnet Brandenburg den geringsten Bestand seit 1990 – ein Minus von 14.800 Tieren. Besonders betrifft das die Anzahl der Kälber (minus 5.000 Tiere) und der Jungrinder (minus 3.300 Tiere). Die Anzahl der Milchkühe ist in diesem halben Jahr um 2.200 Tiere auf 132.400 Tiere gesunken. Die Zahl der Ammen- und Mutterkühe ging um 2.700 Tiere bzw. 3,2 % auf 81.800 Tiere zurück.


Landesflagge Brandenburg

Brandenburg aktuell

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schafe

Die Zahl der schafhaltenden Betriebe ging um 12,8 % auf 230 zurück. Dagegen stieg die Anzahl der Schafe um 4.700 Tiere oder sieben Prozent. Dabei ist der Zuwachs nahezu ausschließlich auf die gestiegene Zahl bei den Mutterschafen zurückzuführen. Die Zahl der Milchschafe blieb mit 400 fast unverändert. red

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Erneute Proteste gegen massive Sparpläne

Mehrere Hundert Studierende und Mitarbeitende der Martin-Luther-Universität (MLU) haben am vorigen Donnerstag in Halle erneut gegen massive personelle und strukturelle Einschnitte an der Universität der Saalestadt demonstriert. An diesem Tag sollte im Senat ein „Grobkonzept“ des Rektorates vorgestellt werden.

Nach den Sparplänen könnten bis zu 30 Professuren künftig wegfallen und damit auch 250 Mitarbeiterstellen sowie rund 3.000 Studienplätze. Besonders treffen würde dies auch die traditionsreichen Agrarwissenschaften: Hier stehen die Professuren für Landtechnik (derzeit nicht besetzt) und Landeskultur zur Disposition. Das Institut sei mit 19 Professuren bereits am „unteren Limit“, betonte dessen geschäftsführender Direktor, Prof. Hermann H. Swalve. Derzeit sind rund 1.000 junge Menschen in den agraren Studiengängen eingeschrieben. Die MLU ist die größte Uni Sachsen-Anhalts und die einzig verbliebene agrarwissenschaftliche universitäre Ausbildungsstätte in Mitteldeutschland.

Angespannte Finanzlage

Derzeit zählt die MLU insgesamt rund 21.000 Studierende. Sie gilt als einer der größten Arbeitgeber in der Stadt. Das jetzt vorgelegte „Grobkonzept“ zur künftigen Struktur der Uni soll im Senat diskutiert und in den kommenden Wochen überarbeitet werden. Im April soll das Gremium dann über das Papier abstimmen. Hintergrund ist die angespannte Finanzlage der MLU, die jährlich mindestens rund zehn Millionen Euro einsparen müsste.

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Warum Ökolandbau das falsche Leitbild ist

Die Ziele des neuen Landwirtschaftsministers sind polarisierend. Mit dem Erreichen von 30 Prozent ökologischen Landbaus reißt er die fast verheilten Wunden zwischen den „Konvis“ und „Ökos“ wieder auf. Ein Kommentar unseres Chefredakteurs Ralf Stephan.

Von Ralf Stephan

Obwohl es unnötig wäre, dies einfach zur Sicherheit vorweg: Die Bauernzeitung steht, seit sie ihre Themen selbst bestimmen kann – also seit mehr als 30 Jahren – dem Ökolandbau vorurteilsfrei gegenüber. Als „Ökos“ in anderen Teilen unseres großen schönen Landes noch als verschrobene Außenseiter galten, schauten wir neugierig Bäuerinnen und Bauern über die Schulter, die hier im Osten mit dieser Wirtschaftsweise ihre Zukunft gestalten wollten. Schon lange liegt unsere Zeitschrift auch in ostdeutschen Ökobetrieben auf dem Tisch. Und das Beste daran: Alle finden es völlig normal.

Ziel: 30% Ökolandbau

Chefredakteur der Bauernzeitung/Deutschland: Ralf Stephan. 2019
Ralf Stephan, Chefredakteur der Bauernzeitung (c) Sabine Rübensaat

Mit einiger Sorge sehen wir deshalb, welche Zeichen die immer noch ziemlich neue Bundesregierung gerade setzt. Während die in Betriebsgrößen, Eigentumsformen und Ausrichtung sehr vielfältige ostdeutsche Landwirtschaft gespannt darauf wartete, welche passenden politischen Antworten es auf die ebenso vielfältigen Herausforderungen geben könnte, präsentiert der Bundeslandwirtschaftsminister eine schlichte Formel: Das agrarpolitische Leitbild dieser Bundesregierung heißt Ökolandbau. Angesichts der großen Hoffnungen, die Teile der Landwirtschaft in einen Politiker mit dem Überblick und dem Format Özdemirs gesetzt haben, ist dies eine glatte Enttäuschung. Dafür gibt es mehrere Gründe. Der Wichtigste ist: Statt die nötigen neuen Brücken zu bauen, reißt ein solches Leitbild die endlich zuwachsenden Gräben zwischen „guter“ und „böser“ Landwirtschaft wieder auf.

Welche pädagogische Absicht steckt wohl dahinter, acht von zehn Landwirten mitzuteilen, dass das, was sie tun, eigentlich nicht erwünscht ist? Cem Özdemir beteuert zwar, er sei der „Minister aller Bauern“, wolle sich trotz des Zieles 30 % Ökolandbau zu erreichen, um konventionelle und ökologisch wirtschaftende Bauern ebenso kümmern wie um große und kleine Höfe. Das darf man ihm auch glauben. Doch dazu passt es nicht, ein Leitbild zu proklamieren, das maximal polarisiert – noch dazu völlig unnötig. Denn darüber, dass die gesamte Landwirtschaft ihre ökologische Wirkung stärker im Blick haben muss, besteht weitreichende Einigkeit.

Konventionelle Betriebe reduzieren Emissionen auf dem Acker und in den Ställen, experimentieren mit wassersparenden Verfahren, erproben Agroforst und Permakultur in größeren Maßstäben, reanimieren Ackerbausysteme, in denen Schafe eine Schlüsselrolle spielen – das alles und damit ein unerschöpfliches Innovationspotenzial grenzt die Bundesregierung von vornherein aus, weil ihr Leitbild nicht etwa eine durchweg ökologischere Landwirtschaft, sondern der selbst nach dem Erreichen des politischen Ziels immer noch kleinere Teil davon ist.

Für beide seiten nicht profitabel

Falsch ist dieses Leitbild nicht zuletzt, weil es die Sorgen der Ökobetriebe um ihren Markt verstärkt. Zwar will Özdemir Geld in die Entwicklung von Wertschöpfungsketten stecken. Bis die stehen, könnte der Handel aber Fakten geschaffen haben – wie damals beim sechseckigen Biosiegel, das EU-Importen Tür und Tor öffnete. Die Zusage, Geld in die Züchtungsforschung zu stecken, um Erträge zu erhöhen, ist ebenfalls ein Wechsel auf die Zukunft. Was also, außer politischer Aufmerksamkeit, bringt dieses Leitbild dem Ökolandbau selbst? Wenn weder Ökobauern noch die „Konvis“ noch die Landwirtschaft insgesamt davon profitieren – wer braucht es dann?

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LVG Köllitsch: Wenn der Zuchtleiter den Hut zieht

Das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch erhielt für seine Jungböcke ausschließlich Bestnoten. Neben den Körungen und der Zucht, widmet sich das Versuchsgut auch Forschungsvorhaben.

Da gab es nichts auszusetzen: Für die elf Köllitscher Jungböcke hatte Hanno Franke bei der Hofkörung Mitte Januar durchweg nur Anerkennung übrig. Nur ein einziges Mal vergab der Zuchtleiter vom Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverband (SSZV) die Körnote 7 für ein nicht ganz so perfektes Exterieur – ansonsten „regnete“ es ausschließlich die Noten 8 und 9. Ein Traumergebnis für das Lehr- und Versuchsgut (LVG). Zuchtleiter Franke zog am Ende der Körung buchstäblich den Hut vor Uwe Liebhold, dem Schäfer des Betriebs, um seinen Respekt vor der züchterischen Leistung zu demonstrieren.

Für die Zucht ausgewählt

Die sechs Böcke der Rasse Merinofleischschaf (MFS) und fünf der Rasse Schwarzköpfiges Fleischschaf (SKF) sind zwischen 31. Dezember 2020 und 13. Februar 2021 in Köllitsch auf die Welt gekommen. Sie wurden nach mehreren Auswahlrunden im Verlauf des zurückliegenden Jahres für die Zucht ausgewählt. Nachdem die Vorauswahl der weiblichen Tiere aus der zurückliegenden Lammsaison bereits Anfang November abschließend begutachtet und ins Herdbuch aufgenommen wurde, stellte das LVG nun zu Beginn des neuen Jahres die künftigen Vererber zur Körung vor. Dabei beurteilte Zuchtleiter Franke gemeinsam mit der ehemaligen langjährigen Zuchtleiterin, Dr. Regina Walther, die dem Vorstand des SSZV angehört, die Tiere im Hinblick auf die Korrektheit der Wolle, der Bemuskelung und des Exterieurs nach rassespezifischen Zuchtzielen.

Die sechs gekörten MFS-Böcke werden geschlossen zur Elite nach Kölsa gehen, die nach jetzigem Stand am 30. und 31. März stattfinden wird. Für die SKF-Elite hat Sachsen ein Kontingent von drei Böcken – davon stellt Köllitsch zwei sowie einen weiteren für den Fall der Fälle als Reservetier. Die SKF- und Suffolk-Elite soll am 18. und 19. März im thüringischen Laasdorf stattfinden. Birgit Kurze und Uwe Liebhold hoffen, dass die Züchter auf den Elite-Auktionen ähnlich begeistert sind, wie es Zuchtleiter Hanno Franke bei der Körung war, und die Köllitscher Böcke gute Verkaufsergebnisse erzielen.

Bei der Hofkörung untersuchte Zuchtleiter Hanno Franke  unter anderem die Wolle der Böcke.
Bei der Hofkörung untersuchte Zuchtleiter Hanno Franke unter anderem die Wolle der Böcke. (c) Karsten Bär

Einer von 16 Netzwerkbetrieben

Parallel zum Zuchtgeschehen laufen im Köllitscher Schafbereich auch wieder einige Versuche und Forschungsvorhaben. Neu begonnen hat das auf drei Jahre angelegte Projekt „Tierwohl-Kompetenzzentrum Schaf“ des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen in Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem FiBL Deutschland, in dem das Lehr- und Versuchsgut einer von bundesweit 16 Netzwerkbetrieben ist. Inhaltlich geht es dabei um den Verzicht auf das Kupieren der Schafschwänze und die Zucht auf Kurzschwänzigkeit.

„Auf dem Gebiet haben wir bereits erste Erfahrungen gesammelt“, erklärt Birgit Kurze, Bereichsleiterin Schafe und Schweine im LVG. In Eigeninitiative und zunächst ohne wissenschaftliche Begleitung wurden in Köllitsch einige Lämmer nicht kupiert. Es zeigte sich indes, dass die Reproduktionsleistung dieser Tiere zurückging – die Mutterschafe wurden seltener trächtig, weil der Vorgang des Deckens erschwert wird.

Dieser Umstand und nicht zuletzt auch hygienische Probleme, die bei Tieren mit ungekürztem Schwanz auftreten, sind der Grund für die seit Jahrhunderten von Schäfer geübte Praxis des Kupierens. Allerdings wird sie mit der fortschreitenden Diskussion um das Tierwohl zunehmend infrage gestellt. Im Projekt wird es darum gehen, durch welche Anpassungen der Haltung – etwa durch regelmäßiges Ausscheren des Schwanzbereichs – oder der Fütterung die genannten Probleme bei „Langschwänzen“ vermieden werden können.

Auch die Zucht auf Kurzschwänzigkeit wird eine Rolle spielen. Tiere mit kurzen Schwänzen gibt es durchaus. Die Frage sei, ob dieses Merkmal vererbt werde, so Schäfer Liebhold. Und falls ja, ob dies andere züchterisch wichtige Merkmale beeinflusse, ergänzt Birgit Kurze. Die konkreten Handlungsanweisungen seitens der Projektleitung stehen bislang allerdings noch aus. Fest steht, dass das LVG 50 weibliche Tiere nicht kupieren wird. Der Betrieb will dies auf die Rasse Schwarzköpfiges Fleischschaf beschränken, um bei den Merinofleischschafen, die als bedrohte Rasse gelten, nicht den Reproduktionserfolg zu gefährden.

LVG Köllitsch Jungböcke , Mit Bestnoten gekört wurden außer sechs Merinofleischschafböcken auch diese fünf Böcke der Rasse Schwarzköpfiges Fleischschaf. Zwei davon gehen zur Elite-Auktion nach Laasdorf.
Mit Bestnoten gekört wurden außer sechs Merinofleischschafböcken auch diese fünf Böcke der Rasse Schwarzköpfiges Fleischschaf. Zwei davon gehen zur Elite-Auktion nach Laasdorf.

Lammzeit in vollem Gange

Neben diesem laufen in diesem Jahr weitere drei Projekte im Schafbereich des LVG. Zwei davon befassen sich mit digitalen Lösungen für den Herdenschutz, zum einen mithilfe eines Bewegungstrackers, zum anderen mithilfe von akustischen Signalen. In einem weiteren Vorhaben geht es um die Erzeugung feinster Merinowolle mit Schafen aus England. Der Start dieses Projektes steht noch aus.



Im Schafstall ist derweil wie immer in den ersten Wochen des Jahres die Lammzeit in vollem Gange. Über die Hälfte der Mutterschafe aus den Zuchtanpaarungen hat bereits gelammt. Bis Mitte Februar wird der Nachwuchs aus der ersten Anpaarungsrunde im vergangenen Spätsommer komplett auf der Welt sein. Dann folgen bis in den April die Kreuzungslämmer aus der zweiten Anpaarungsrunde.

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Nationalpark Unteres Odertal: Tödliche Idylle

Durch den ASP-Zaun ist der Nationalpark Unteres Odertal weiße Zone und bei Hochwasser eine Falle für alle größeren Säugetiere geworden. Wir haben uns die Flutungspolder A und B genauer angesehen. Eine Momentaufnahme.

Von Heike Mildner

Kalter Wind fegt am 26. Tag des neuen Jahres über die eingezäunte Badewanne. Wenn Stärke und Richtung stimmen, verwandelt er den Wildzaun in eine Windharfe, die Drähte des Knotengeflechts schwingen sich auf eine Frequenz ein und erzeugen ein beunruhigendes Pfeifen. Kommt der Wind von Norden, drückt er das Oderwasser in die Polder, die Badewanne füllt sich. Sie füllt sich auch, wenn sich Eisschollen auf der Oder stauen oder im Riesengebirge der Schnee schmilzt.

Nationalpark Unteres Odertal in weiße Zone verwandelt

Seit Wildschweine, die über die Oder schwimmen, potenzielle Überträger der Afrikanischen Schweinepest (ASP) sind, sollen sie am Grenzübertritt gehindert werden. Von Sachsen bis zur Ostsee schlängeln sich die Wildzäune, der Bau konnte gar nicht schnell genug gehen. Und da der erste Zaun nicht reichte, wurde ein zweiter gezogen. Dazwischen die weiße Zone, aus der Wildschweine komplett verschwinden sollen, sei es durch Jagd, sei es über das Töten, nachdem die Tiere in Fallen gelockt wurden.

Das Landratsamt Uckermark, zuständig für den Zaunbau im Landkreis, entschied, dass sich der Nationalpark Unteres Odertal in eine solche weiße Zone verwandelt. Der erstgebaute Zaun schlug den Park noch mental dem ASP-verseuchten Polen zu. Er verläuft an der Innenseite des Winterdeichs, der ganzjährig die Ortschaften schützt. Mit dem zweiten Zaun entlang der Polderseite des Sommerdeichs zingelte man die Tiere im Park ein. Seit Sommer 2021 haben alle Wände der Badewanne einen Zaun auf der Wasserseite, abgesehen von zwei Lücken, an denen wir bald vorbeikommen werden.

mehr als 107.000 Unterschriften für zaunversetzung

Wir begleiten Dr. Michael Tautenhahn, den stellvertretenden Leiter des Nationalparks, auf einer Tour um die Polder A und B: Pressearbeit kombiniert mit Dokumentation. Denn seit Anfang des Jahres wieder Rehe sterben, weil sie die Zäune auf der Flucht vor dem ansteigenden Wasser landeinwärts nicht überwinden können, steht der Zaunverlauf in der Kritik, werden Maßnahmen ergriffen und wieder infrage gestellt, fordern mehr als 107.000 Unterschriften im Internet von Landrätin Karina Dörk und der zuständigen Verbraucherschutzministerin, Ursula Nonnemacher, den Zaun zu versetzen.

Durchlässe für Rehe

Vom Nationalparkzentrum in Criewen geht es zum Winterdeich: Ein Panoramablick mit Zaun, dahinter nasse Wiesen, Buschwerk, Bäume, bis zu den Knien im Wasser. Aus der Ferne sind Singschwäne zu hören, ist irgendwo am Horizont die zweite Zaunlinie zu erahnen. Eine Gruppe Spaziergänger kommt den Deich entlang. Nein, gesehen hätten sie die Singschwäne leider nicht. Führungen finden wegen Corona nicht statt.

Michael Tautenhahn fotografiert ein geschlossenes Zauntor. Eigentlich sollten die Tore tagsüber offen sein und nur nachts geschlossen werden, damit Tiere, die tagsüber aktiver sind als Wildschweine, sie passieren können. Doch die Tore auf der Winterdeichseite sind zu. Dafür ist ein paar hundert Meter weiter einer der Rehdurchlässe zu entdecken, die der Landkreis in kürzester Zeit einbauen ließ: ein schmaler Stahlrahmen, durch den ein Reh passt, ein Wildschwein nicht.

Soweit die Theorie. Ob sie stimmt, soll über Wildkameras evaluiert werden. „Lange können die noch nicht hängen“, konstatiert Tautenhahn und macht ein Foto von der Kamera, die an einem Pfosten angebracht ist, sodass sie den Rehdurchlass und auch den Zaun, der an dieser Stelle von 120 auf 80 cm gekürzt wurde, im Fokus hat. Denn neben Rehen scheiterte auch schon mindestens ein Rotkalb am Zaun, das seiner Mutter nicht folgen konnte.

Es sei immer ähnlich, so Tautenhahn, die Tiere versuchen über den Zaun zu springen, schaffen es nicht und geben entkräftet auf, sterben oder müssen von Jägern erlöst werden. Einen der Rehkadaver entdecken wir an der Polderseite des Sommerdeichs. Der beißende Geruch spiegelt die lange Liegezeit. An anderer Stelle hängt Gras am Zaun wie Seegras in einem Fischernetz und markiert den Wasserhöchststand der letzten Wochen. „Wir hatten Anfang des Jahres ein mittleres Hochwasser“, sagt Tautenhahn, und man kann sich gut vorstellen, wie Wildschweine den Zaun, der wenig weiter nur noch 20 cm aus dem Wasser ragt, bei einem stärkeren Hochwasser einfach landeinwärts überschwimmen.

Durchlässe für Schweine

Auf Höhe der beiden „Einlassbauwerken“ am Sommerdeich wird deutlich, dass der ASP-Zaun zudem zwei große Lücken hat und seinen Zweck, Wildschweine wirksam vom Grenzübertritt abzuhhalten, gar nicht erfüllen kann: Nichts hindert Schweine an den Einlassbauwerken, die vom 15. November bis 15. April geöffnet sind, mit der Strömung in die Polder zu gelangen. Der blaue Elektrozaun, der einmal versucht haben mag, diese Lücke zu schließen, liegt als Plastikmüll im Wasser. Im Schilfgürtel entdeckt Tautenhahn einen Wildwechsel. Eine Wildkamera gibt es hier nicht. Auch nicht an den offenen Toren am Sommerdeich.

Hinter einem Caddlegrid auf dem Sommerdeich steigt Doreen Stecker vom Rad. Sie ist in der Facebookgruppe „Uckermark ASP Zaun Katastrophe“ vernetzt, aber auch analog unterwegs: Auf 60 km hat sie heute den ASP-Zaun auf Suche nach hilfsbedürftigem Wild abgefahren. Neben der Tierschützerin begegnen wir einem Naturfotografen, einem Ornithologen und mehrfach einem halben Dutzend Landkreismitarbeiter, die weitere Kameras an den Rehdurchlässen installieren. Tautenhahn kennt fast jeden, dreht die Autofensterscheibe herunter und hält sich auf dem Laufenden. Ganz frisch: An einen der Durchlässe hat jemand Kartoffelschalen und altes Brot geschüttet. Sollen so die Rehe den Durchlass finden? Kommen werden wohl eher die Wildschweine. Gut gemeint ist auch hier das Gegenteil von gut, ein gutes Ende scheint nicht in Sicht.

Aber vielleicht schreibt sich die Lage der Durchlässe irgendwann ins kollektive Rehgedächtnis ein. Vielleicht finden keine neuen Wildschweine den Weg von Polen in die Polder. Vielleicht gibt es ein Jahr lang keine ASP-Fallwildfunde mehr, und Deutschland gilt wieder als ASP-frei. Vielleicht werden die Zäune dann wieder abgebaut. Vielleicht gibt es dann besonders anpassungsfähige und intelligente Wildtiere im Nationalpark. Vielleicht fällt Regen doch von unten nach oben*. Und vielleicht werden die Wildkameras an den Rehdurchlässen ausnahmsweise mal nicht gestohlen.


* bei Bertolt Brecht geborgt

Kurz vor Redaktionsschluss
erreichte uns vom Verbraucherschutzministerium noch folgende Antwort auf unsere Nachfrage: Die Trassenführung des ASP-Zauns soll im Nationalpark Unteres Odertal nun doch so angepasst werden, dass sich Wildtiere bei Hochwasser zurückziehen können. Darüber gebe es grundsätzlich eine Übereinstimmung zwischen Land und Landkreis.

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Teures Fleisch und billige Importe

Schnitzel und Bratwurst sollen teurer werden. Was aber bringt das, wenn für Importe nicht die gleichen hohen Standards gelten wie für regional erzeugtes Fleisch? Frankreich will hier mehr Wettbewerbsgleichheit erreichen. Daran sollte Minister Özdemir anknüpfen.

Es kommentiert Ralf Stephan

Sehr unterschiedlich diskutieren zwei große Agrarexportnationen derzeit über Lebensmittel. Hierzulande will Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir in die Preisgestaltung eingreifen, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Zum einen soll dies den Nahrungsmitteln – und ihren Erzeugern – mehr Wertschätzung verschaffen, zum anderen sollen höhere Preise dazu beitragen, Umweltfolgen der Produktion zu verringern.

Wie das im Einzelnen gehen soll, ob sich Einkommensschwächere dann noch Fleisch leisten können und inwieweit damit zu Unrecht unternehmerische Freiheit beschnitten würde, befeuert derzeit heftige Debatten. Eine ganz andere Seite des eigentlich selben Themas rückt Frankreich in den Vordergrund.

stille vertrautheit zwischen Frankreich und deutschland

Chefredakteur der Bauernzeitung/Deutschland: Ralf Stephan. 2019
Ralf Stephan, Chefredakteur der Bauernzeitung (c) Sabine Rübensaat

Waren einzuführen, die außerhalb der Europäischen Union unter niedrigeren Standards produziert worden sind, sei „Unsinn“ und nicht länger akzeptabel. Klare Worte, die Landwirte gern hören dürften. Ausgesprochen hat sie zu Jahresanfang Frankreichs Landwirtschaftsminister Denormandie. Als Beispiel führte er den Einsatz von Antibiotika als Masthilfe an – in der EU lange verboten, bei importiertem Fleisch noch immer nicht. Was der junge Minister sagt, ist derzeit auch für uns mehr von Belang als gewöhnlich, denn Frankreich hat im ersten Halbjahr in Brüssel die Ratspräsidentschaft inne. Das erklärte Ziel des Politikers, der als enger Vertrauter von Präsident Macron gilt: Er möchte französische Werte nach Brüssel tragen.

Den patriotischen Pathos kann man getrost beiseitelassen. Denn in vielen agrarpolitischen Zielen liegen Frankreich und Deutschland nicht weit auseinander. Nicht von ungefähr stimmen sich die beiden großen Bauernverbände, DBV und FNSEA, vor wichtigen EU-Entscheidungen eng miteinander ab. Auch sieht die Regierung in Paris manche Entwicklung bei uns durchaus als vorbildlich an. Offen zugeben würde man dies natürlich nie. Aber der hohe Orden, den Denormandie seiner damaligen Kollegin Klöckner zum Ende der Amtszeit für ihr Engagement im Tierschutz verliehen hat, ließ aufhorchen.

Wettbewersbgleicheit schaffen

Ein Vorstoß bei den Importen sollte daher auch von deutscher Seite auf offene Ohren und tatkräftige Unterstützung stoßen. Denn niedrigere Umwelt- und Sozialstandards bedeuten niedrigere Kosten für die Erzeuger. Den Handel versetzen diese billigeren Waren immer wieder in die Lage, Versuche heimischer Produzenten zu unterlaufen, für ihre hohen Standards auch faire Preise zu erzielen. Letztendlich tragen diese Importe erheblich zum Kostendruck in den heimischen Betrieben bei.

Wer also dafür sorgen will, dass Landwirtinnen und Landwirte betriebswirtschaftlich gesehen ausreichend Luft zum Atmen bekommen, muss an dieser Stelle dringend für Wettbewerbsgleichheit sorgen. Allein das Fleisch teurer zu machen, reicht nicht. Die Exporteure in den Ländern mit niedrigen Standards kämen dann vor Lachen nicht mehr in den Schlaf, und hierzulande würden noch mehr Tierhalter die Stalltore abschließen. Zwar wird auch Frankreich während seiner Ratspräsidentschaft keine Wunder bewirken können. Dass aber ein starker, in vielfacher Hinsicht gleichgesinnter Nachbar sechs Monate lang die Tagesordnungen für die Ministertreffen schreibt, sollte in Berlin als selten gute Gelegenheit verstanden werden.

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