Agrarstruktur im Landtag: Der lange Weg zum Leitbild

Ein neues Agrarstrukturgesetz für Brandenburg war das Ziel. Aktuell wird das Leitbild jedoch weiter geprüft bis Mai und auch der LBV zeigt sich besorgt.

Von Heike Mildner

Es war eines der privilegierten Vorhaben beim Amtsantritt Axel Vogels als Landwirtschaftsminister: ein Agrarstrukturgesetz für Brandenburg. Anders als die, die bisher daran gescheitert sind, wollte man hierzulande zuerst die Richtung abklopfen, sich auf ein Leitbild einigen und dann den zweiten Schritt, das Agrarstrukturgesetz, nach dem ersten machen. Vergangenen Mittwoch diskutierte der Landtag erneut zu diesem Thema, zwei Jahre nach dem Beschluss, ein Leitbild zu erarbeiten.

Zwei Jahre, in denen viel geredet und geschrieben wurde: ein Dialogprozess mit über 200-seitiger Auswertung, Gespräche mit den Verbänden und ein Fachgespräch im Agrarausschuss, „20 Thesen zum agrarstrukturellen Leitbild des Landes Brandenburg“ vonseiten des Landesbauernverbandes und ein eigener Leitbild-Antrag der Fraktion Die Linke. Derzeit ist der Leitbildentwurf des Ministeriums auf dem Stand von August 2021.

Leitbild: Weiter prüfen bis Mai

Dennoch sieht die Regierungskoalition weiteren Klärungsbedarf. Sie beschloss, die bisher erarbeiteten Ziele des Leitbilds zunächst mit den passenden Rechtsmitteln zu untersetzen. Das Landwirtschaftsministerium soll dazu bis zum Agrarausschuss Anfang Mai die jeweiligen Rechtsinstrumente vorlegen. Begleitend soll in der „Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Erarbeitung von Modulen für ein Agrarstrukturgesetz“, die Arbeit „aktiv vorangebracht“ werden, um eine bodenrechtliche Sondersituation in Brandenburg zu vermeiden. Geprüft werden soll zudem:



Ohne wie geplant zuvor ein Leitbild zu verabschieden, wurde somit die Vorbereitung des Agrarstrukturgesetzes und ein entsprechender Auftrag an das zuständige Ministerium beschlossen. Der agrarpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Johannes Funke, begründete die Beschlussempfehlung und eröffnete damit die erste agrarpolitische Debatte des Jahres im Landtag.

Während Thomas Domres kritisierte, dass es keine Auseinandersetzung mit den Vorschlägen der Linken gegeben habe und befürchtet, dass sich Brandenburg bereits vom Willen zur Regelung von Share-Deals verabschiedet hat, betonte Agrarminister Axel Vogel die Fortschritte: Der Verkauf der BVVG-Flächen sei dank Regierungswechsel in Berlin gestoppt, nun müssten die 30.000 ha in Brandenburg klug vergeben werden. Das Leitbild solle „Grundlage für ein Bodenmarktgesetz“ sein und sich auf die entsprechenden Aspekte beschränken, so Vogel, der Vorschlag der Linken gehe deutlich weiter. Er bedankte sich für die umfassende Beratung im Ausschuss und im Plenum. Zeit sei nicht verschenkt worden, da die Bund-Länder-Arbeitsgruppe seit anderthalb Jahren tage und die Ergebnisse dieses Prozesses in Brandenburg berücksichtigt werden sollen.


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Leitbildentwurf: LBV ist besorgt

Der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) kritisiert die Vermischung von Leitbildgedanken mit juristischen Aspekten und zeigte sich besorgt, dass man juristische Instrumente aus rein politischen Gründen auswählen könnte. „Auch wenn wir weiterhin Kritik an dem Entwurf des Leitbilds haben, ist es auf dem richtigen Weg“, gibt LBV-Hauptgeschäftsführer Denny Tumlirsch zu Protokoll, „ich befürchte aber, dass Einzelinteressen bei den Rechtsinstrumenten ausschlaggebend sein werden, wodurch das Leitbild verschlimmbessert wird.“ Der LBV plädierte noch kurz vor der Debatte für ein final abgestimmtes Leitbild.

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Limousinhof Klemm: „Von nichts kommt nichts“

Mit vier Bullen wird der Limousinhof Klemm an den Fleischrindertagen in Verden teilnehmen. Dort findet erstmals eine gemeinsame Auktion niedersächsischer und sächsischer Züchter mit mehr als 200 Tieren statt.

Von Zuchtveranstaltungen ist Michael Klemm schon oft mit Prämien und Siegerschärpen im Gepäck heimgekehrt. Mehrfach stellte sein Betrieb, der Limousinhof Klemm, den Champion bei den Sächsischen Bullenauktionen in Meißen oder holte auf dem Mitteldeutschen Fleischrindwettbewerb bei der agra in Leipzig Titel. Die größten Erfolge erreichte der Züchter aus Hartmannsdorf-Reichenau bei der Bundesschau im Jahr 2017, für die sein Betrieb selbst Gastgeber war, als er bei den Bullen und den Färsen jeweils das Siegertier stellte. Bei der Bundesjungtierschau 2019 gab es erneut einen „Titelregen“ mit Auszeichnungen für den besten Jungbullen, den Reservesieger bei den älteren Bullen und das beste weibliche Tier.

„Von nichts kommt nichts“

„Man macht sich auch viel Arbeit“, kommentiert Michael Klemm diese Bilanz. Der Landwirt investiert viel in gutes Zuchtmaterial, hat erst zuletzt wieder drei Bullen in Frankreich gekauft, wo sein Name kein unbekannter ist. „Von nichts kommt nichts“, sagt er.

Der Betrieb im Osterzgebirge bewirtschaftet 524 ha Land, davon 350 ha Grünland. Die Herde zählt rund 200 Mutterkühe, die größtenteils der Rasse Limousin angehören. Einige Aubrac-Rinder sind ebenfalls im Bestand. Sie seien sehr gut für extensives Grünland geeignet, sagt Michael Klemm, der auch optisch an der Rasse Gefallen findet.

Dennoch stehen die Limousins im Mittelpunkt der Zucht. Je nach Nachfrage verkauft der Betrieb 25 bis 30 Zuchtbullen jährlich und ebenso viele weibliche Zuchttiere. Die Tiere werden von Michael Klemms Frau Jana bestens vorbereitet. „Jedes Zuchtrind, das unseren Hof verlässt, ist charakterlich geprüft und lässt sich am Zaum führen“, so der Landwirt. Darauf werde auch züchterisch hingewirkt.

Mit diesen drei Bullen und einem weiteren Vererber fahren Michael und Jana Klemm nach Verden. (c) Karsten Bär
Mit diesen drei Bullen und einem weiteren Vererber fahren Michael und Jana Klemm nach Verden. (c) Karsten Bär

mittelrahmige Rinder: Gute Futterverwerter

Hauptumsatzzweig ist jedoch die Direktvermarktung. Der Hofladen ist zwar nur freitags geöffnet. Dennoch vermarktet der Betrieb hier 90 % seines Schlachtviehs. Verkauft wird sowohl an Privatkunden als auch an die Gastronomie. Mit dem „Schillergarten“ bezieht auch ein Restaurant in Dresden Rindfleisch vom Limousinhof – in Form ganzer Rinderhälften, die Michael Klemm regelmäßig anliefert. Geschlachtet werden die Tiere bei einem Schlachter im Ort oder, wenn dieser ausgelastet ist, in Altenburg oder in der Schlachterei von Fleischland Sora. Auf dem Hof ist ein festangestellter Fleischer für die Verarbeitung zuständig.

Michael Klemm, der auf einem Schlachthof groß wurde, schwört auf das Fleisch von Limousinrindern, vor allem das der Färsen. Es sei nicht zu mager und nicht zu fett. Die beste Fleischqualität liefern aus seiner Sicht die mittelrahmigen Tiere. So wundert es nicht, dass der Betrieb züchterisch auch auf mittelrahmige Rinder orientiert ist, die überdies eine gute Futterverwertung zeigen. „Wir sind Gebirgsstandort und bewirtschaften auch 200 ha Grünland im Naturschutzgebiet“, erklärt Michael Klemm. „Daher brauchen wir gute Futterverwerter und achten auch in der Zucht darauf.“

Auf Fleischrindertagen in Verden mit vier vielversprechenden Bullen vertreten

Ein züchterischer Ansatz, der sich auszahlt, wie die eingangs erwähnten Erfolge nahelegen. Ob sich die Reihe fortsetzt, wird sich am 11./12. Februar auf den Fleischrindertagen der Masterrind GmbH in Verden zeigen. Dort wird der Limousinhof Klemm vier vielversprechende Bullen präsentieren – als einer von 14 sächsischen Betrieben, die insgesamt 31 Bullen in Verden auftreiben werden.

Dass die sächsischen Züchter seit diesem Jahr ihre Bullen statt in Meißen nunmehr in Verden zur Auktion bringen, sieht Michael Klemm keinesfalls als Nachteil. Zwar lag Meißen quasi vor der Haustür und die Wege werden sowohl für die Beschicker als auch für die Käufer länger. Doch der Markt sei größer und breiter gefächert, was zum einen gute Ergebnisse in Aussicht stelle, zum anderen auch für die Fleischrindhalter sehr interessant sei, die einen Bullen suchen. „Die Auswahl ist riesig“, meint er. „Wer dort nichts findet, findet nirgends etwas!“


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Fleischrindertage: Verden statt Meißen

Insgesamt 213 Bullen stehen im Katalog der 43. Fleischrindertage in Verden. „Das ist einzigartig in Deutschland und auch im europäischen Vergleich bemerkenswert“, macht Clemens Braschos, Fachberater Fleischrinder bei Masterrind in Meißen, deutlich. Mehr Angebot steigere das Interesse. Verden habe eine gute Exportquote, unter anderem in die baltischen Länder und in die Schweiz, sowie – je nach Auktionslot – oft einen etwas höheren Durchschnittspreis.

Die Resonanz der sächsischen Betriebe auf den Wechsel des Auktionsortes sei unterschiedlich, räumt Clemens Braschos ein. Er sieht aber sowohl den Zuspruch als auch die Vorteile überwiegen. „Für uns als Zuchtorganisation ist es wichtig, dass die Beschicker ihre Chancen verbessern und die Käufer auf eine größere Auswahl zurückgreifen können.“ Durch Synergieeffekte ließen sich auch die Kosten für den Transport im Rahmen halten. „Auch in den vergangenen Jahren gab es bereits Austausch zwischen beiden Standorten“, sagt der Fachberater.

Zu den angebotenen Rassen in Verden zählen neben den schon in Meißen stets vertretenen Rassen Angus, Blonde d’Aquitaine, Charolais, Fleckvieh-Simmental und Limousin auch Galloway, Hereford, Piemonteser, Pinzgauer, Salers und Welsh Black. Im ersten Anlauf hat sich aus Sachsen zwar noch kein Züchter der letztgenannten Rassen für die Teilnahme gefunden. Doch Braschos denkt, dass sich dies in Zukunft noch ändern kann. Die jetzt erreichte Zahl von rund 30 Bullen aus Sachsen sei im Übrigen keine Obergrenze.

Schon früher zu Gast

Im Publikum waren sächsische Landwirte auch schon früher in Verden dabei. „Wir waren regelmäßig mit 20 bis 25 Züchtern dort“, blickt Clemens Braschos zurück. Auch Michael Klemm meint: „Das war für uns Züchter immer ein Muss. Dort trifft sich alles!“

Dass in Verden niedersächsische und sächsische Bullen nun zugleich aufgetrieben werden, biete – neben dem Austausch unter den Züchtern – auch die Chance zum besseren Vergleich. „Die Niedersachsen haben sehr gute Fleischrindbullen“, weiß Michael Klemm. Er erwartet mit Spannung die ersten gemeinsamen Fleischrindertage für beide Teile des Masterrind-Zuchtgebietes.

Die Auktion bei den Fleischrindertagen in Verden findet als Hybrid-Veranstaltung statt, die Auktionsteilnahme ist online möglich. Vor Ort gilt nach jetzigem Stand die 2G+-Regel. Besucher müssen vorab einen Platz reservieren.

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Nach Feierabend in die Gummistiefel

Als Humanmediziner macht Dr. Andreas Kießling in seinem Hauptberuf Kranke wieder gesund. Im Nebenerwerb dagegen spielen Legewachteln eine ganz besondere Rolle auf dem Hof der Familie im Erzgebirgsvorland.

Von Silvia Kölbel

Beinahe wäre Andreas Kießling Facharbeiter für Tierproduktion geworden. Zwei Lehrstellen hatte er kurz vor der Wende 1989 schon in Aussicht. Dann schlug er aber einen anderen beruflichen Weg ein und entschied sich für ein Studium der Humanmedizin. Seine Leidenschaft für die Tierhaltung kam ihm trotzdem nie ganz abhanden.

Mit der Gründung des „Geflügelhofes Dr. Kießling“ vor drei Jahren, gemeinsam mit seiner Frau, Romana Stange, begann auf dem Anwesen in Langenhessen, einem Ortsteil der Großen Kreisstadt Werdau im Landkreis Zwickau (Sachsen), die Haltung von Legewachteln. Bis zu 1.000 der kleinen Hühnervögel bevölkern die Volieren. Die Eier vermarktet das Paar an drei Rewe-Märkte, drei Geflügelhöfe mit Direktvermarktung, einen Landhandel, mehrere andere Geschäfte und direkt ab Hof.

zuchtgemeinschaft: Partner in Ostthüringen

Sohn Dominik Stange (21) ist als fest angestellter Mitarbeiter für die Betreuung der Tiere zuständig. Denn Andreas Kießling ist als Orthopäde beruflich stark eingespannt. Und auch seine Frau, die hauptberuflich ebenfalls in der Praxis tätig ist, kann Unterstützung auf dem Hof gut gebrauchen. Denn dort leben neben den Legewachteln auch eine 14-köpfige Rinderherde, Schweine, Gänse, Enten, Hühner und Puten.

Einen Teil der Tiere mästet der Betrieb für die Direktvermarktung, ein anderer Teil dient der Zucht. Andreas Kießling betreibt zusammen mit Peter Meyer aus dem thüringischen Braunichswalde eine Zuchtgemeinschaft.

Die Wachteleier gehen zu je zwölf  Stück pro Schachtel in den Verkauf.
Die Wachteleier gehen zu je zwölf Stück pro Schachtel in den Verkauf. (c) Silvia Kölbel

Beide sind in Kleintierzuchtvereinen engagiert und beschäftigen sich mit Bielefelder Kennhühnern und Amrock-Hühnern. Andreas Kießling und seine Frau züchten außerdem Bourbon-Puten, Weiße und Bronzeputen, Pommern- und Lockengänse sowie Strupp- und Seidenhühner. Die Eier der rund 200 Legehennen werden ab Hof direktvermarktet, genauso wie die Mastgänse und die Mastenten.

Landwirtschaft als Ausgleich

Der diametrale Gegensatz zwischen dem Haupt- und dem Nebenerwerb ist für den Arzt nur ein scheinbarer: „Für mich ist die Beschäftigung mit der Landwirtschaft ein schöner Ausgleich. Es tut mir gut, meine Zeit mit Tieren zu verbringen. Das habe ich schon als Kind gern gemacht und das ist bis heute so geblieben.“

Seine Partnerin hat die Landwirtschaft erst in den zurückliegenden Jahren für sich entdeckt. Dass beide über keinerlei berufliche Ausbildung in dieser Richtung verfügen, sei kein Problem. „Wir sind gut vernetzt. Zu unserem Freundes- und Bekanntenkreis gehören viele Landwirte, die uns helfen und uns Tipps geben. Außerdem haben wir eine gut gefüllte Bibliothek mit Fachliteratur und schließlich gibt es auch noch das Internet“, beschreibt Andreas Kießling zahlreiche Möglichkeiten, sich Wissen anzueignen.

Entstanden und gewachsen ist die Nebenerwerbslandwirtschaft erst, als Andreas Kießling vor drei Jahren die alte, unter Denkmalschutz stehende Schneemühle, Baujahr 1747, in Langenhessen kaufen und für seine Zwecke umnutzen konnte. Als sich dann noch der Kauf eines benachbarten Wohnhauses anbot, stand dem Umzug vom ehemaligen Wohnort in Leubnitz im Vogtlandkreis nichts mehr im Wege.

legewachteln: Verkauf breit aufgestellt

Die zu dem Areal gehörenden zehn Hektar Grünland weiden die Mutterkuhherde und der frei laufende Bulle ab. Zur Bearbeitung der Flächen hat der Nebenerwerbslandwirt die entsprechende Technik gekauft. Größere Arbeiten erledigen befreundete Landwirte in Lohnarbeit.

Wachteln hat Andreas Kießling schon als Kind gehalten. Die heute meist übliche Käfighaltung sagte ihm jedoch nicht zu. „Deshalb haben wir uns für Volierenhaltung entschieden. Den Tieren stehen Rückzugsmöglichkeiten, ein Scharrbereich und Beschäftigungsmaterial zur Verfügung. Das zeichnet unsere Haltung aus“, sagt Romana Stange.

Das Vermarkten der Eier gestaltete sich relativ einfach. „Mit Unterstützung meines Zuchtfreundes Peter Meyer haben wir den Kontakt zu Rewe hergestellt“, erzählt Kießling. Der Lebensmitteleinzelhändler nahm den Geflügelhof in sein Projekt „Lokal-Partnerschaften“ auf. „Wir haben uns speziell für Rewe zertifizieren lassen. Berater halten den Kontakt zu den Produzenten. Heute beliefern wir vier Rewe-Märkte in Gera, Weida und Werdau“, berichtet Kießling.

Die Legewachteln, hier am Futterautomaten, werden auf dem Nebenerwerbshof in Volieren gehalten.

Die Legewachteln, hier am Futterautomaten, werden auf dem Nebenerwerbshof in Volieren gehalten. (c) Silvia Kölbel

Zum Tierbestand gehören u. a. auch Bourbon-Puten, Lockenund Pommerngänse

Zum Tierbestand gehören u. a. auch Bourbon-Puten, Locken- und Pommerngänse … (c) Silvia Kölbel

sowie eine 14-köpfige Mutterkuhherde. Romana Stange schätzt das sanftmütige Wesen der Tiere.

… sowie eine 14-köpfige Mutterkuhherde. Romana Stange schätzt das sanftmütige Wesen der Tiere. (c) Silvia Kölbel

Dinkelpellets, nach oben offene Legenester und Volieren

Der Nebenerwerbsbetrieb des Paares ist auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet. „Vor der Investition haben wir die Kosten genau durchgerechnet, um zu wissen, welche Erlöse notwendig sind, um rentabel zu arbeiten“, so Kießling. Auch der Inbetriebnahme der Volieren ging eine genaue Konzeption voraus. „Peter Meyer hat sich für Hanfeinstreu und Vogelsand entschieden. Ich verwende Dinkelpellets und nach oben offene Legenester. Jeder hat mit seiner Methode gute Erfahrungen gemacht“, sagt der Nebenerwerbler. Luzerne stellt Kießling in Form von kleinen gepressten Ballen als Futter und Beschäftigungsmaterial in den Scharrraum.

(c) Silvia Kölbel

Die Volieren hat das Paar so konzipiert, dass sie sich leicht reinigen lassen, die Eier möglichst nicht verschmutzen und wenig Brucheier entstehen. Nach einer Legeperiode verkauft Andreas Kießling die Tiere an einen Falkner, einige auch an einen Jäger und ein Teil geht an Hobbyhalter.

Länger Licht zum Legen

Die Nachfrage nach den kleinen gesprenkelten Eiern beginnt meist im Herbst, hält sich über den Winter auf einem relativ konstanten Niveau und erreicht um Ostern noch einmal einen Höhepunkt. Entsprechend stallt Kießling die Wachteln im August im Alter von vier Wochen ein. Nach etwa 14 Tagen Eingewöhnungszeit beginnen sie mit dem Legen.

Um die Wachteln auch in der lichtarmen Jahreszeit in Legelaune zu halten, verlängert ein Lichtprogramm den Tag auf 16 Stunden. Die ideale Umgebungstemperatur von etwa 15 °C lässt sich im alten Gemäuer ohne künstliche Eingriffe realisieren. Für die Frischluftzufuhr sorgt ein Lüfter, der die verbrauchte Luft nach draußen transportiert. Das Futter für die Wachteln und das übrige Geflügel bezieht Kießling über einen Landhandel, der entsprechend seinen Wünschen eine spezielle Futtermischung zusammenstellt.

Die Wachteln in Langenhessen beginnen meist am späten Nachmittag mit dem Eierlegen. Das Einsammeln ist also Abendarbeit. Im Spätwinter stockt das Landwirtepaar den Bestand dann noch einmal auf, sodass um die Osterzeit etwa 1.000 Wachteln den Stall bevölkern. Über den Sommer sinkt der Tierbestand entsprechend der geringeren Nachfrage nach Wachteleiern auf etwa 500 Stück, bis dann im Herbst die neue Saison beginnt.


Ein Sachkundelehrgang zur Zucht und Haltung sowie Vermarktung von Wachteln ist am 8. November 2022 im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) geplant.

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Wagyus statt Milchkühe in Mecklenburg-Vorpommern

In Klein Wokern haben Udo und Andrea Feldmann eine Wagyuzucht aufgebaut. Das wohlschmeckende Fleisch der berühmten japanischen Edelrinder vermarkten sie in ihrem Hofladen und online.

Von Gerd Rinas

Viele Jahre waren Milchkühe die Leidenschaft von Udo Feldmann. Die neugebauten Ställe und eine leistungsstarke Milchviehherde waren Markenzeichen des Gutshofes Klein Wokern, den Vater Ludwig Feldmann seit 1992 und Udo Feldmann nach seiner Ausbildung ab 1996 aufgebaut haben. „Doch irgendwann ist die Leidenschaft verloren gegangen“, gesteht der Landwirt.

Im Oktober 2021 hat Udo Feldmann die Milchproduktion eingestellt. „Milchbauern werden gefordert, aber nicht belohnt. Milch ist für Verbraucher selbstverständlich, ihr Wert wird nicht geschätzt“, lautet das Resümee des Landwirts nach 25 Jahren Milchkühen auf dem Hof.

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• Zuhause auf dem Land
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• Kugelschuss auf der Weide
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Wagyu in Klein Wokern: Die Kunden brauchen Beratung

Mit einem anderen Produkt machen Udo Feldmann und seine Ehefrau Andrea seit einiger Zeit bessere Erfahrungen. Seit 2016 züchten sie in Klein Wokern Wagyus. Die japanischen Edelrinder sind für ihr exzellentes, fein marmoriertes und ölsäurereiches Fleisch berühmt. Feldmanns kauften 2015 ihr erstes Wagyu-Rind, ein Jahr später folgten drei weitere. Udo Feldmann informierte sich bei Züchterkollegen und fand die seltene Rasse aus Fernost immer interessanter.

Die hohen Anschaffungspreise der Rinder setzten dem raschen Aufbau einer Herde aber Grenzen. Zuchttiere kosteten vor einigen Jahren noch 10.000 Euro, mittlerweile werden 5.000 bis 7.000 Euro aufgerufen. Feldmanns nutzen für den Herdenaufbau auch den Embryotransfer. Schwarzbunte Jungrinder bringen reinrassige Wagyus zur Welt. Ihr Bestand ist auf 120 Rinder angewachsen. „2019 haben wir die ersten Tiere geschlachtet“, berichtet Udo Feldmann.

Sein Plan, das Fleisch in Fleischereien in Berlin und Hamburg zu vermarkten, ging nicht auf. Wagyu-Fleisch ist eine Delikatesse, die hat aber ihren Preis: „Ein Kilo Hackfleisch kostet 35 Euro, Filet 220 Euro, alles andere liegt dazwischen.“ Edelfleisch wertgerecht zu verkaufen, verlangt Know-how. „Man kann es nicht einfach in die Fleischtheke legen, Kunden brauchen Beratung“, ist Feldmanns Erfahrung, seitdem er und seine Frau 2020 in Klein Wokern einen eigenen Hofladen eröffnet haben.

Im Sommer stehen die Wagyus auf der Weide, im Winter auf Stroh im Stall  mit Auslauf ins Freie.
Im Sommer stehen die Wagyus auf der Weide, im Winter auf Stroh im Stall mit Auslauf ins Freie. (c) Gerd Rinas

Fleischangebot im Hofladen

Alle vier bis sechs Wochen werden zwei Rinder geschlachtet. Neben reinrassigen Wagyus bieten Feldmanns in Klein Wokern auch Fleisch von Tieren an, die mit Milchrindern gekreuzt wurden. Diese ebenfalls hochwertige Ware kostet rund 40 % weniger. „Die meisten Kunden wollen aber das Original“, hat Udo Feldmann herausgefunden.

Japanisches Rind
Wagyu heißt übersetzt „japanisches Rind“ und steht für vier besondere Rinderrassen japanischen Ursprungs: Kuroge (schwarz), Akaushi (rot/braun), Shorthorn und Polled. Nur die beiden erstgenannten Rassen haben Japan verlassen. Oftmals ist Wagyu als „Kobe-Rind“ bekannt. Dieser Name unterliegt einem Gebietsschutz, der sich auf die Region Kobe in der Präfektur Hyogo bezieht. Nur Wagyurinder, die in dieser Region geboren, aufgezogen, gemästet und geschlachtet wurden, dürfen den berühmten Namen „Kobe“ tragen.
QUELLE: WAGYU-VERBAND DEUTSCHLAND

Als Partner für das Schlachten, Zerlegen und Verarbeiten haben Feldmanns einen Metzger und Fleischsommelier aus Schwerin gewonnen. „Der Mann hat eine Leidenschaft für Fleisch“, so der Landwirt. In ihrem Laden finden Kunden Steaks aus Schulter oder Oberschale, ebenso Rib-Eye- und Filetsteaks für höchste Ansprüche. Renner im Angebot sind günstigere Burger, aber auch hochpreisigere Produkte werden stark nachgefragt.

Zum Angebot im Hofladen gehört auch ein Wurstsortiment mit Salami und Kraftfleisch. Interessenten finden hier zudem Gewürze und viele nützliche Dinge für den perfekten Wagyu-Genuss.

Wagyuhaltung: Es muss funktionieren

Die Kunden kommen von überall, aus Rostock, Schwerin und Neubrandenburg. Viele, die auf der B 104 zwischen Güstrow und Teterow unterwegs sind, machen am Abzweig nach Klein Wokern gern einen Abstecher in den Hofladen. Auf der neuen Website bestellen Urlauber Produkte nach, die sie bei ihrem Aufenthalt in Mecklenburg-Vorpommern kennengelernt haben. Im Newsletter erfahren Interessenten, wann neue Ware eintrifft.

Udo Feldmann engagiert sich im Wagyu-Verband Deutschland, der nächste Verbandstag soll, wenn Corona es zulässt, in Klein Wokern stattfinden. Mittlerweile kann er sich die Wagyuhaltung neben dem Ackerbau und der Produktion von erneuerbarer Energie als Betriebszweig vorstellen. Einer der ehemaligen Milchviehställe soll wagyugerecht umgebaut werden.

Langfristig will der Landwirt den größeren Teil des Fleisches über den Großhandel bzw. spezialisierte Metzger vermarkten. Die Sorge, dass die Wagyuhaltung aus der Nische herauswächst, treibt Udo Feldmann nicht um. „Wenn der Verbraucher einhält, was er erzählt, also weniger Fleisch isst und dafür hochwertiges aus der Region, muss es funktionieren.“

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Wagyu Rind Bulle
Das männliche Wagyu-Rind kann ein Gewicht von bis zu 1100 kg erreichen. Fotos (c) Reiner Schumann

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Fleischrinder-Auktionen: Bullen aus Hessen und aus Thüringen

Vom 27. bis 29. Januar lädt die Qnetics GmbH zu den Fleischrinder-Auktionen in die Hessenhalle nach Alsfeld ein.

Zum Auftrieb kommen 92 Zuchtbullen sowie 20 weibliche Spitzentiere unter dem Motto „Topgenetik“. Die meisten Tiere sind genetisch hornlos, viele Verkaufstiere mit Biostatus.

Ablauf

27. Januar:

14 Uhr Körung Charolais, Uckermärker und Fleckvieh-Fleisch; ab 19 Uhr Körergebnisse, Fotos und Videos online

28. Januar:

13 Uhr Körung Limousin und Angus; 19 Uhr Körergebnisse, Fotos und Videos online sowie Auktion Charolais, Uckermärker und Fleckvieh-Fleisch

29. Januar:

11 Uhr Auktion Limousin und Angus.

Alle Interessierten können sowohl die Körung als auch die Auktionen vor Ort verfolgen. Eine vorherige Anmeldung per Fax oder E-Mail ist erforderlich! Alle Veranstaltungstage finden unter der Coronaregel 2G-plus statt. Wer online mitbieten will, meldet sich auf der Homepage an.


Thüringen Flagge

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ausschließlich Online-auktion

Zuchtbullen aus dem Thüringer Zuchtgebiet der Qnetics GmbH stehen zur Auktion am 23. Februar zum Verkauf. Rund 40 Bullen der Rassen Angus, Charolais, Fleckvieh-Fleisch und Limousin haben in Dornburg ihre Eigenleistungsprüfung erfolgreich abgeschlossen und werden gekört. Diese Fleischrinder-Auktion findet ausschließlich online statt. Gut zwei Wochen vor dem Verkaufstag werden Videos der Tiere auf der Vermarktungsplattform eingestellt. Informationen zu den Bullen auf der Leistungsprüfstation in Dornburg gibt es hier. red

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Alles im Blick dank Videoüberwachung

Wenn Felder über Nacht abgeerntet, Komponenten oder ganze Traktoren entwendet werden, ist der Schaden oft groß. Um dem vorzubeugen sowie für Aufklärungszwecke kann Videoüberwachung hilfreich sein.

Von Christine Schonschek

Für landwirtschaftliche Betriebe kommen vorwiegend wetterfeste Outdoor-Kameras infrage. Denn sie kommen überwiegend dort zum Einsatz, wo sie Wind und Wetter ausgesetzt sind: Hof, Hofladen, Verkaufsautomat, Feld, Weide, Stall, Scheune oder im Gewächshaus. Damit sie dort lange funktionieren, sollten sie möglichst mit der Schutzart IP65 oder IP66 gekennzeichnet sein. Damit sind sie sowohl gegen das Eindringen von Fremdkörpern wie Staub oder Sand als auch vor (Spritz-)Wasser geschützt. Analoge Modelle, meist mit mehreren Kameras, werden für den betrieblichen Einsatz nicht mehr empfohlen, sondern moderne IP- und Netzwerk-Kameras. Denn sie bieten mehr Nutzerkomfort. Schließlich lassen sich die meisten davon per App steuern und auslesen und können somit auch mobil Alarm schlagen.

Auswahlkriterien bei der videoübrwachung

Bei der Auswahl einer oder mehrerer Überwachungskameras sind einige Entscheidungskriterien wichtig:

Auflösung

Sehr gute Ergebnisse liefern HD- oder Full-HD-Kameras. Über den zu überwachenden und erkennbaren Bereich entscheidet die Brennweite der Kamera. Bei der Aufklärung von Straftaten sollte das Gesicht des Täters erkannt werden können.

Lichtverhältnisse

Gegenlichtverhalten und Infrarot-Nachtsichtfunktion: Die Nachtsichtfähigkeit ist teilweise mit Bewegungsscheinwerfer sogar in Farbe möglich.

Bauform

Hängt vom zu überwachenden Raum ab. Kuppelförmige Tube- oder Domekameras werden an der Decke (Stall, Gewächshaus, Hofladen …) angebracht. Kameras mit Schwenk- und Neigetechnik sowie Zoomfunktion eignen sich für draußen (Verkaufsautomat, Hof, Feld, Weide …).

Datenübertragung und -speicherung

Hier stellt sich die Frage, ob eine Live-Überwachung, eine Aufzeichnung der Daten oder beides gewünscht ist. IP-Kameras übertragen die Daten entweder über ein Netzwerkkabel oder kabellos per WLAN oder Mobilfunk. Manche verfügen (zusätzlich) über einen Speicherkartensteckplatz, damit die Daten auch dann gesichert werden können, wenn die Internetverbindung unterbrochen ist. Wichtig ist eine gute Absicherung der aufgezeichneten Daten durch einen guten Passwortschutz, Zugangskontrolle und oder andere Maßnahmen. Manche Überwachungskameras speichern die Daten ausschließlich in der Cloud. Dafür fallen häufig zusätzliche Kosten an.

Stromversorgung

Möglich ist eine Energieversorgung der Kamera über ein normales Netzteil, Stromkabel, via Power over Ethernet (PoE) – also das Netzwerkkabel – oder per Batterie. Bei manchen kabellosen Modellen ist durch den Anschluss eines Solarmoduls kein Batteriewechsel mehr erforderlich.

Schnittstellen

Um später die Aufzeichnungen auf entsprechenden Abspielgeräten anschauen zu können, sollte die Kamera den ONVIF-Standard unterstützen.

Schutz vor Vandalismus

Dort, wo besonders dreiste Zerstörer unterwegs sind, empfehlen sich speziell vor Vandalismus geschützte Kameras. Sie sind mit einem stoß- und schlagfesten Gehäuse versehen. Solche gegen Vandalismus gewappneten Modelle sind zu erkennen am Stoßfestigkeitsgrad IK10. Auf den ersten Blick nicht als Viedokamera erkannt werden womöglich Außenbeleuchtungen, die dennoch den Hof im Blick behalten.

Lösungen ohne Kabel

Manche Videokameras benötigen unbedingt einen 220-V-Anschluss. Andere können über PoE mit Energie versorgt werden. Doch beides ist für die Nutzung dort, wo weder Strom- noch ein Netzwerkanschluss vorhanden sind, nicht geeignet. Dort werden autarke Lösungen benötigt.

Neben der vom Netzstrom unabhängigen Energieversorgung müssen solche Systeme natürlich auch die Aufzeichnungen lokal auf einer Speicherkarte sichern können. Andere Möglichkeiten sind die Übertragung der Daten per Mobilfunk oder die Speicherung auf einem Receiver/Recorder, sofern Stallungen oder Gebäude in der Nähe sind. Um auf dem Hof den Verkaufsautomat, Eingänge zu Stall oder Werkstatt zu überwachen, eigenen sich kabellose WLAN-Outdoor-Kameras.

Um eine spätere Erkennung der Täter zu ermöglichen, sollte die Kamera eine hohe Auflösung haben. Damit es so wenig wie möglich zu Fehlalarmen kommt, verfügen gute Videolösungen über einen Bewegungssensor.

Bewegungserkennung

Sehr gute Modelle können per Software-Algorithmus sogar erkennen, ob es sich bei der Bewegung um Personen und Fahrzeuge handelt. Fehlalarme, beispielsweise durch sich im Sturm bewegende Bäume, Vögel oder kleinere Wild- oder Haustiere, gehören damit der Vergangenheit an.

Ideal ist es, wenn dabei einstellbar ist, in welchem Abstand Bewegungen erfasst werden sollen. Außerdem gibt es Modelle, die mit einer Sirene und Zwei-Wege-Audio punkten. So kann beispielsweise ein Alarm oder eine vordefinierte Ansage automatisch ausgelöst werden, sobald sich Unbefugte irgendwo zu schaffen machen.

Videoüberwachung
Videoüberwachung

Weitere Sensoren

Manche Videokameras verfügen über thermische Sensoren. Vor allem bei der Absicherung von Gewächshäusern ist das sehr wertvoll und nützlich. Mit der sogenannten thermischen Radiometrie sind solche IP-Kameras in der Lage, Temperaturen zu messen. Bei der Über- oder Unterschreitung einer vordefinierten Temperatur, kann sich der Nutzer automatisch alarmieren lassen. Damit lässt sich ein Schutz vor Brandfällen ebenso wie eine Frostwarnung realisieren. Andere Überwachungskameras sind in der Lage, die Luftfeuchtigkeit zu überwachen.

Förderung und Beratung

Gute Sicherheitstechnik kann teuer werden. Also sollte durchaus geprüft werden, ob man KfW-Förderprodukte – in Form günstiger Kredite – in Anspruch nehmen kann. Wichtig ist, wie bei allen anderen Förderungen auch, dass der Antrag vor dem Kauf und der Installation eingereicht wird. Wer eine individuelle Beratung wünscht, kann sich an die örtliche Kriminalpolizei, die IHK sowie an zertifizierte Partner von renommierten Sicherheitstechnikherstellern wenden.

Rechtliche Vorgaben bei der Videoüberwachung

Ein wichtiger Punkt für den Betrieb von Videoüberwachungen an öffentlich zugänglichen Bereichen ist die Einhaltung der rechtlichen Grundlagen. Gemäß Art. 13 der Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) muss ein deutlicher Hinweis auf die Videoüberwachung erfolgen. Auf dem Hinweisschild müssen neben dem Kamera-Symbol und dem Text „Achtung Videoüberwachung!“ noch diese weiteren Angaben stehen: Name und Kontaktdaten der verantwortlichen Person oder Stelle, Kontaktdaten des Datenschutzbeauftragten (sofern vorhanden), Zwecke und Rechtsgrundlage der Datenverarbeitung, berechtigte Interessen, die verfolgt werden, sowie Speicherdauer oder Kriterien für die Festlegung der Dauer.

In der Orientierungshilfe Videoüberwachung durch nicht-öffentliche Stellen heißt es: „Eine der wichtigsten Dokumentationspflichten, die vor der Durchführung einer Videoüberwachungsmaßnahme zu erfüllen ist, ist die Erstellung eines Verzeichnisses von Verarbeitungstätigkeiten gem. Art. 30 DS-GVO.“ Um Verstöße gegen diese Pflichten zu verhindern, sollte im Vorfeld das Gespräch mit dem Datenschutzbeauftragten gesucht werden.


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Rote Gebiete in MV – Kein Ende des Konflikts

Im Streit um die roten Gebiete sind die Fronten verhärtet. Das Land bleibe den Landwirten den Nachweis schuldig, die Nitratbelastung im Grundwasser zu verursachen, kritisierte der Bauernverband.

Von Gerd Rinas

Landwirte aus ganz Mecklenburg-Vorpommern wollen am 28. Januar in Schwerin für einen fairen Umgang bei der Reduzierung der Nitratbelastung im Grundwasser demonstrieren. Das kündigte Detlef Kurreck, Präsident des Bauernverbandes MV, am Donnerstag voriger Woche vor der Presse in Köchelstorf, Landkreis Nordwestmecklenburg, an.

Ohne Demut

„Wir fordern seit Langem, dass die Auswahl der Messstellen überprüft wird. Wenn Landwirte mit Düngungseinschränkungen beauflagt werden sollen, muss vorher plausibel nachgewiesen werden, dass Nitratbelastungen im Grundwasser auf die Flächenbewirtschaftung durch die Landwirte zurückgehen. Diesen Nachweis ist das Landwirtschaftsministerium bisher schuldig geblieben“, betonte Kurreck.

Der Präsident zeigte sich erstaunt über den Umgang des Ministeriums mit dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Greifswald zur Düngelandesverordnung vom Dezember 2020. Das Gericht hatte die Landesverordnung für unwirksam erklärt. „Ich hätte Respekt und Demut vor dem Urteil erwartet“, sagte Kurreck.


© Gerd Rinas

Bauernverband kündigt Großdemo am 28. Januar in Schwerin an

Präsident Kurreck kritisiert Beschwerde des Schweriner Agrarministeriums gegen Gerichtsurteil zur MV-Düngeverordnung. Landwirte fordern Überprüfung zweifelhafter Grundwassermessstellen: „Bei nitratbelastetem Grundwasser muss eindeutig nachgewiesen werden, dass Landwirte Verursacher sind.“ mehr


„Wir werden versuchen diese Düngelandesverordnung zu verhindern“

Stattdessen sei die Reaktion von „einer gewissen Herablassung und Ignoranz“ geprägt gewesen. Statt Stützmessstellen auszuweisen, wie vom Gericht gefordert, habe das Ministerium eine Nichtzulassungsbeschwerde gegen das Urteil eingelegt und parallel dazu den Entwurf einer Düngeverordnung auf den Weg gebracht, der die Bedingungen für die Landwirtschaft drastisch verschlechtert. „Ich bin entsetzt, wie man so den Auftrag des Gerichts nicht verstehen kann oder will“, so der Bauernpräsident.

Der Bauernverband sei in die Arbeit an dem jüngsten Düngeverordnungsentwurf nicht eingebunden. Der Wortlaut sei erst seit 13. Januar bekannt, als dem Verband der Entwurf zur Verbändeanhörung zugeschickt worden war. „Wir sind von diesem Umgang enttäuscht“, ließ Kurreck durchblicken. Dennoch werde man Stellung beziehen und die fachlichen Differenzen aufzeigen. „Wir werden gleichzeitig versuchen, politisch Einfluss zu nehmen, um diese Düngelandesverordnung zu verhindern“, kündigte Kurreck an.

Nach dem jetzt erarbeiteten DÜV-Entwurf könnten 46 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LF) in MV wegen zu hoher Nitratbelastung des Grundwassers als rote Gebiete ausgewiesen werden, hatte das Ministerium zuvor auf Anfrage bestätigt. Zur „Vermeidung von Regelungslücken“ könnte – laut Ministerium – gemäß Bundesdüngeverordnung die nitratbelastete Gebietskulisse pauschal sogar auf 77 % der LF steigen. Diese Angabe wies der Bauernverbandspräsident zurück. Laut Kurreck gäbe es gar keine roten Gebiete in MV, wenn hier die Düngeverordnung des Bundes gelten würde.


 (c) Sabine Rübensaat

Berlin gibt nach – rote Gebiete werden größer

Im Nitratstreit mit der EU soll offenbar die Emissionsmodellierung fallen. Das wird Folgen für die Gebietskulissen haben. mehr


Rote Gebiete in MV: Zweifel am Zufall

In der Düngelandesverordnung vom Dezember 2020 waren 13 % der LF als rot eingestuft worden. Diese Verordnung gilt weiter, obwohl das Oberverwaltungsgericht sie für unwirksam erklärt hat. Die vom Ministerium eingelegte Nichtzulassungsbeschwerde hat aufschiebende Wirkung. Sie endet, wenn das Bundesverwaltungsgericht über die Beschwerde entschieden hat. Wann das der Fall sein wird, ist offen.

Die Agrargenossenschaft Köchelstorf hatte seit dem 1. Januar 2020 mehr als zehn Cross-Compliance-Kontrollen. „Nach dem Zufallsmodell“, sagt Michael Drews, der daran Zweifel erkennen lässt. „Das Angebot der Landwirte aus der Region zum Dialog wurde vom Ministerium nicht angenommen. „Das ist enttäuschend“, so der Köchelstorfer Vorsitzende.

„Landwirte sind nicht besonders streitlustig. Dass sie gegen das Land klagen, passiert nicht häufig. Daran sieht man den Druck, unter dem wir stehen“, betonte Daniel Bohl, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Nordwestmecklenburg. Fast jedes Jahr würden neue rote Gebiete ausgewiesen. „Die Landwirte wollen wissen, auf welcher Grundlage das passiert. Wenn ich nicht Verursacher bin, will ich auch nicht bestraft werden“, argumentierte Bohl, Vorstand der Wariner Pflanzenbau eG.

Für Landwirt Jörg Hase ist die Abwärtsspirale beim Düngen in roten Gebieten besonders bedrohlich. „Der Düngebedarf wird am vorherigen Ertrag ermittelt. Wegen der Auflage, 20 % unter dem Pflanzenbedarf zu düngen, ist zu erwarten, dass der Ertrag zurückgeht. Damit darf immer weniger gedüngt werden. Der Boden wird ausgelaugt, Humus zerstört. Wir wirtschaften zur Hälfte auf Pachtflächen. Welcher Bodeneigentümer lässt sich das gefallen?“, so der Betriebsleiter der Gadebuscher Agrar AG.

Gewässer im Land seien mit Nitrat belastet. Dies sei eine Tatsache. Die unterschiedlichen Verfahren zur Ausweisung roter Gebiete seien zu jeder Zeit offen und transparent mit dem Bauernverband diskutiert worden. Es habe „einen fairen Dialog und fachlich begründete Entscheidungen“ gegeben, reagierte das Agrarministerium nach der Pressekonferenz des Bauernverbandes.


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Den Vorwurf „politischer Willkür“ wies das Ministerium zurück, räumte aber ein, dass das Messstellennetz weiter verdichtet werden müsse. 108 Messstellen wurden seit 2017 neu gebaut. Bei der anstehenden Gebietsausweisung gelten 84 als mit Nitrat belastet. Mehr Messstellen änderten nichts an der Gewässerbelastung, hieß es aus Schwerin. Insgesamt jede dritte neugebaute zeige überhöhte Nitratwerte an.

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Kurze Transportwege zwischen Stall und Schlachthaus

Gefragtes Angebot: Im erzgebirgischen Sosa sorgt Fleischermeister Frank Strobelt mit seinem Betrieb für kurze Transportwege zwischen Stall und Schlachthaus. Direktvermarktende Landwirte der Region wissen das zu schätzen.

Von Silvia Kölbel

Für Fleischermeister Frank Strobelt, der sich vor zwei Jahren mit seinem gleichnamigen Schlachtbetrieb im erzgebirgischen Sosa selbstständig machte, stand schon in der ersten Klasse fest, dass er einmal Fleischer werden wollte. „Hausschlachtungen kannte ich schon als Kind. Von Anfang an hat mich das Handwerkliche an diesem Beruf interessiert“, sagt der heute 35-Jährige. Auch der Weg in die Selbstständigkeit gehörte von Anfang an zu seinem Plan. Frank Strobelts Onkel unterstützte die Pläne des jungen Mannes, integrierte auf dem 2011 neu gebauten Vierseit-Hof, der auch ein Wohnhaus und eine Ferienwohnung beinhaltet, einen Schlachtbetrieb mit Partyraum sowie einen Stall für die Tierhaltung. Nach der Berufsausbildung in Eibenstock und einigen Arbeitsjahren in einer Fleischerei in Schönheide folgte 2013 der Wechsel in den Betrieb des Onkels.

Der Junior hilft mit

Die berufsbegleitende Meisterausbildung bei der Handwerkskammer in Chemnitz war die Voraussetzung, um den Betrieb selbstständig führen zu können. „2020 konnte ich mich selbstständig machen und pachtete den Schlachtbetrieb und die Ställe von meinem Onkel. Da ich gegenüber meiner Arbeitsstelle auf dem Hof wohne, lassen sich Familien- und Berufsleben gut unter einen Hut bringen“, so Frank Strobelt, der als Vater dreier Kinder auch privat einige Aufgaben zu bewältigen hat.

Sein jüngster Sohn Martin (13) erinnert den Vater ein wenig an seine eigene Kindheit. Der Sohn ist faktisch im Schlachtbetrieb aufgewachsen, hilft gelegentlich mit und kann sich vorstellen, auch einmal diesen Beruf zu ergreifen. Die Möglichkeit, einen kompletten Betrieb pachten zu können, vereinfachte den Weg in die Selbstständigkeit. „Für einen Berufseinsteiger ist es schwer, alle Investitionen zu stemmen“, weiß Frank Strobelt die Unterstützung seines Onkels zu schätzen. Die hohen Investitionskosten seien auch der Grund, warum es nur wenige kleine Schlachtstätten gibt.

Jährlich schlachtet Frank Strobelt zwischen 70 und 80 Rinder.
Jährlich schlachtet Frank Strobelt zwischen 70 und 80 Rinder. (c) Silvia Kölbel

Gefragte Schlachtstätte

Die von Frank Strobelts Onkel gebaute und ab 2013 zunächst auch betriebene Schlachtstätte im Erzgebirge rannte bei den Tierhaltern offene Türen ein. Wichtigster Geschäftspartner ist seit fünf Jahren der Direktvermarktungsbetrieb von Jörg Nestler aus Rittersgrün. „Wir lassen hier fast wöchentlich Rinder, Schweine, Schafe sowie Ziegen schlachten und verarbeiten“, berichtet der Landwirt. Es sei ein echter Glücksfall, dass es in knapp 20 km Entfernung einen solchen Betrieb gebe und die Tiere nur kurze Transportwege zu bewältigen hätten.

Doch nicht nur diese praktischen Erwägungen zählen. Jörg Nestler sagt: „Zwischen uns stimmt auch die Chemie. Das trifft auch auf unsere Kinder zu, die einmal den Hof übernehmen wollen und etwa im gleichen Alter sind, wie der junge Fleischermeister.“

Kreative Zusammenarbeit mit regionalen Direktvermarktern

Einen kleinen Schlachtbetrieb in der Nähe zu haben, bringt dem Landwirtschaftsbetrieb Nestler weitere Vorteile: „Wir können unsere Tiere komplett aufarbeiten lassen. Das dient der Wertschöpfung in unserem Unternehmen.“

Die Zusammenarbeit geht weit über das Schlachten und Verarbeiten hinaus. Jörg Nestler sagt: „Ich bin beim Wursten sehr kreativ, probiere viele neue Rezepte aus und gehe damit zu Frank Strobelt, der meine Ideen umsetzt. Auf diese Weise haben wir schon viele Auszeichnungen und Preise gewonnen, so unter anderem bei der größten europäischen Spezialmesse für bäuerliche Direktvermarktung, die ,Ab Hof‘ im österreichischen Wieselburg. Daran hat Fleischermeister Frank Strobelt einen nicht unerheblichen Anteil.“

Das Kompliment gibt der Fleischer zurück. Dank der Zusammenarbeit mit Nestlers stehe seine Existenz auf sicheren Beinen. Auch die Sommerschlachtung sei mit diesem Partner, der ganzjährig Saison hat, gesichert. Kleinere Landwirte und Hobbyhalter nutzen dagegen vorwiegend das Winterhalbjahr für die Schlachtung.

mit Goldmedaille prämierte Wurstprodukte

Den Großteil seines Einkommens erwirtschaftet der kleine Schlachtbetrieb trotzdem im Winter. Angeregt durch Jörg Nestler beteiligte sich Frank Strobelt auch schon mit eigenen Wurstkreationen am Wettbewerb in Wieselburg. So reichte er eine aus dem Fleisch der Heidschnucken von Jörg Nestler kreierte Salami ein, sowie eine Rindersalami aus dem Fleisch der eigenen Tiere. Beide Wurstprodukte erhielten bei der Prämierung 2019 eine Goldmedaille, ebenso 2020 eine Cabanossi und eine Wildsalami.

Auch wenn für den Schlachtbetrieb die Goldmedaillen als Vermarktungshilfe nicht zwingend nötig sind, schätzt Frank Strobelt den Wettbewerb: „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man weiß, wo man steht, und es ist schön zu wissen, dass die Wurst aus dem Erzgebirge auch in anderen Regionen gut ankommt.“

Der Landwirtschaftsbetrieb  von Jörg Nestler  aus Rittersgrün  ist wichtigster  Geschäftspartner  des Schlachtbetriebes.
Der Landwirtschaftsbetrieb von Jörg Nestler aus Rittersgrün ist wichtigster Geschäftspartner des Schlachtbetriebes. (c) Silvia Kölbel

Die Verarbeitung von Wild stelle allerdings eine Ausnahme dar, denn: „Das ist nicht planbar und passt daher nicht in den Arbeitsablauf“, so Strobelt.

Fleischer mit Kochausbildung

Der Montag und der Mittwoch sind Schlachttage. Die Verarbeitung erfolgt jeweils an den darauffolgenden Tagen. Während Frank Strobelt an durchschnittlichen Arbeitstagen, die 4.45 Uhr im Schlachthaus beginnen, auch schon auf zehn bis zwölf Arbeitsstunden kommt, hält er sich den Sonntag frei. „Am Sonntag füttere ich nur meine Tiere. Der Rest der Zeit gehört der Familie.“ An solchen Tagen stellt sich der Familienvater auch gern einmal an den Kochtopf. „Zur Meisterausbildung gehörte auch der Partyservice. Dass ich faktisch auch eine Kochausbildung absolviere, war mir anfänglich nicht bewusst. Das stand auch nicht auf meinem Plan. Aber ich habe Gefallen daran gefunden. Wenn ich koche, dann meist Fleischgerichte.“

Obwohl Frank Strobelt grundsätzlich auch Schweine schlachten wöllte und könnte, nimmt er davon Abstand. „Seit Elektrobetäubungszangen vorgeschrieben sind, zerlege ich Schweine nur noch. Die Anschaffung einer solchen Zange würde mich rund 5.000 Euro kosten. Eine solche Investition rentiert sich nicht, denn es gibt nur wenige schweinehaltende Betriebe“, so Strobelt. Da sich aber im 15 km entfernten Langenberg eine Schweineschlachtstätte befindet, sei auch hier eine Verarbeitung mit kurzen Transportwegen möglich.

Fleischer – und Landwirt

70 bis 80 Rinder schlachtet Fleischermeister Frank Strobelt pro Jahr. Hinzu kommen 150 Schafe und Ziegen. Mit seinem einen Mitarbeiter, ein junger Mann mit einem Handycap, schafft er drei Rinder pro Tag. Der Großteil, rund 90 %, seien Lohnschlachtungen. Für seine eigene Bullenmast stehen dem Fleischer, der zugleich auch Nebenerwerbslandwirt ist, 12 ha Grünland zur Verfügung, welche die Tiere im Sommerhalbjahr abweiden. Die Tiere, vorwiegend Mastanpaarungen, kauft er bei Landwirtschaftsbetrieben der Umgebung.


Sachsen aktuell

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Drei bis vier eigene Rinder pro Jahr schlachtet der Fleischermeister. Oberste Prämisse ist bei der Verarbeitung, wie bei Jörg Nestler auch, die Vermarktung des kompletten Tieres. „Ich biete fertige Beutel an, die vom Kochfleisch bis zur Roulade alles enthalten.“ Mit diesem Konzept hat der junge Mann durchweg gute Erfahrungen gemacht. „Kunden, die beim Direktvermarkter kaufen, sind eher bereit, vom edlen Fleischstück bis zum Suppenfleisch alles zu verarbeiten“, so seine Erfahrung.

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Doppelmeister mit rotem Adler

Ein Berliner Schäfermeister ist der beste Landwirtschaftsmeister seines Jahrgangs in Brandenburg. Wir besuchten Frank Wasem bei seiner Arbeit auf dem Tempelhofer Feld, wo Landwirtschaft auf Hauptstadt trifft.

Die Fragen stellte Heike Mildner

Wo bis 2007 Flugzeuge starteten und landeten, betreut Schäfermeister Frank Wasem seit 2019 eine Herde Schafe. Im Westen Berlins aufgewachsen, war der Weg zur Landwirtschaft für den heute 48-Jährigen nicht glatt wie eine Start- und Landepiste. Dennoch avancierte er zum Überflieger, holte im vergangenen Jahr seinen zweiten Meistertitel und wurde Jahrgangsbester.

In Ihrer Rede – der Beste darf die Rede halten – forderten Sie Ihre Meisterkollegen auf, es nach der anstrengenden Zeit mal so richtig krachen zu lassen. Hat´s geklappt? Wie und wie oft haben Sie Ihren Meisterabschluss gefeiert?
An dem Tag nicht so üppig: Wir wurden da gegen 17 Uhr rausgekehrt, wären aber gern noch länger geblieben. Es war eine nette Runde mit den Kollegen aus meinem Kurs. Vorher wurde an dem Tag ja viel und lange geredet: viel auch über die Probleme des Berufsstandes, die Schattenseiten. Das kennen wir ja alle. Aber eigentlich ist es doch eine Feierstunde für die Leistungen, die wir gebracht haben.

Ich wollte, dass wir uns mehr darauf besinnen und habe daher darauf hingewiesen. Was auch ein bisschen zu kurz gekommen ist: Der Dank an die Menschen, die sich da unserer angenommen haben – in meinem Fall die Leiterin der Landwirtschaftsschule Luckenwalde, Frau Cordia Wolf. Von sieben Meistern aus unserem Kurs hatten vier am Ende eine Eins vor dem Komma! Wir haben also vor Ort ein bisschen gefeiert, ein paar Tage später bin ich mit der Familie essen gegangen, habe viele Telefonate entgegengenommen, Glückwünsche eingeheimst … Was witzig war: 20 Jahre vorher, fast auf den Tag genau, war ich als bester Lehrling beim Meistertag – auch die Perspektive kannte ich schon.

Da waren Sie 28 – nicht gerade mehr im Azubi-Alter. Wo haben Sie gelernt, und wie sind Sie als Berliner überhaupt zur Landwirtschaft gekommen?
Gelernt habe ich Landwirtschaft bei den Berliner Stadtgütern, im Betriebsteil Waßmannsdorf, und es war meine zweite Ausbildung. Wie andere Jungs Lokführer oder Pilot werden wollen, wollte ich Bauer werden. Vom ersten Taschengeld hab ich mir ein Buch gekauft, Thema: Wie baue ich einen Kuhstall.

Wir haben entfernte Verwandte im Bergischen Land, da habe ich im Sommer 1988 ein vierwöchiges Praktikum bei einem Landwirt gemacht, hatte sogar schon einen Lehrvertrag. Dann dämmerte mir, was ich alles in Berlin zurücklassen muss: Freunde, Familie … Dazu war ich mit 15 nicht in der Lage. Das war im Sommer 1989. In Berlin war damals keine Ausbildung zum Landwirt möglich. Also hab ich erstmal den Beruf des Kfz-Mechanikers gelernt und auch zehn Jahre in ihm gearbeitet. Aber wenn man eine innere Vision hat, lässt einen die nicht in Ruhe: 1999 hab ich im Autohaus hingeschmissen und die Lehre begonnen.

Und wer hat  schon vom Trecker aus den Radarturm eines ehemaligen Flughafens im  Blick!
Und wer hat schon vom Trecker aus den Radarturm eines ehemaligen Flughafens im Blick! (c) Sabine Rübensaat

Und zehn Jahre später den Schäfermeister gemacht. Warum Schäfer, warum in Sachsen?
Schafe haben mich schon immer interessiert, ich hatte nebenberuflich mit ihnen zu tun und mich schon in der Freizeit weitergebildet. Schäfermeisterkurse sind nicht so häufig, da muss man gucken, wo einer in der Nähe ist.

Der Kurs in Großenhain ging über drei Jahre, immer anderthalb Tage in der Woche, da war ich am Ende froh, dass es vorbei war – schon wegen der Fahrerei, vor allem im Winter. Dagegen ist Luckenwalde ja gleich um die Ecke – 50 km – das ist ja nichts …

Kaum jemand kann zwei Meisterkurse miteinander vergleichen. Sie könnten …
Beim Landwirtschaftsmeister gab es fast nur Theorie. Das war aber sicher auch Corona geschuldet. Wir waren nur zwei, dreimal unterwegs. Einmal zum Beispiel im Rahmen des Pflanzenschutzes in einer Firma, die Nutzinsekten herstellt. In Sachsen hatten wir tatsächlich regelmäßig praktische Einheiten: in den Sommermonaten diverse Betriebsbesichtigungen, verbunden mit praktischen Sachen wie Klauen schneiden oder Nutzung der elektronischen Ohrmarken für das Management der Schafherde. In der Schäfermeisterprüfung gab es auch einen praktischen Teil, in dem man vorführen musste, dass man die Sachen meisterlich beherrscht.

Warum wollten Sie zusätzlich den Landwirtschaftsmeister machen?
Ich hab dann und wann gedacht: Doppelmeister wäre auch nicht schlecht. Wann weiß man schon genug? Im Frühjahr 2019 lernte ich Frau Wolf bei einem Lehrgang kennen, den die Berufsgenossenschaft zusammen mit der Landwirtschaftsschule Luckenwalde anbot, und sprach sie an. Der Brief von Frau Wolf mit den Modalitäten lag dann lange auf meinem Schreibtisch – kurz vor Meldeschluss hab ich die Firma gefragt, mich noch anmelden können und im Herbst 2019 angefangen.


Landesflagge Brandenburg

Brandenburg aktuell

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Wie kostenintensiv war die Meisterschule für Sie? Wie hoch ist der Eigenanteil?
Der sinkt mit steigender Teilnehmerzahl, und der Kurs wird von der EU gefördert. Bei uns waren es am Ende rund 2.600 Euro Eigenanteil. Der Industriemeister kostet rund viermal so viel. In meinem Fall hat letztlich das Unternehmen die Kosten übernommen. Dafür bin ich natürlich sehr dankbar, glaube aber auch, mich mit dem Abschluss ganz gut revanchiert zu haben.

Mit den beiden Meisterbriefen haben Sie doppelt so viele Möglichkeiten, auszubilden. Haben Sie diese Möglichkeiten schon nutzen können?
Seit letzten September bilden wir die erste Schäferin in Berlin aus, meine erste Auszubildende. Und bisher läuft es richtig gut. Sie wollte eigentlich Zootierpflegerin werden, bekam da keinen Ausbildungsplatz, orientierte sich auf Schafe um, bewarb sich in Brandenburg und bekam überall Absagen. Dabei ist sie fleißig, klug, interessiert, kann zupacken … Ein echter Glücksfall für uns!

Die Firma Grün Berlin beschäftigt 260 Mitarbeiter, wo sind Sie da verortet?
Die Abteilung Beweidung, in der ich arbeite, ist sowohl personell als auch von der finanziellen Ausstattung her der kleinste Teil im Unternehmen. Mit derzeit fünf Kollegen bewirtschaften wir drei Standorte: Marzahn, das Tempelhofer Feld und eine kleine Tierhaltung im Britzer Garten. Auf dem Tempelhofer Feld ist unser größter Standort mit den meisten Tieren.

Über die Wintermonate ziehen wir dort die Tiere der anderen Standorte zusammen: zwei Dülmener Pferde, vier Exemplare Rotes Höhenvieh und ein Teil der Schafe aus dem Archepark. Das bedeutet kurze Wege. Lieferanten fahren nur ein Ziel an, und die Tierbetreuung ist auch über die Weihnachtszeit gut zu bewältigen. Solange unsere Abteilungsleiterin in Elternzeit ist, bin ich kommissarisch verantwortlich, eigentlich aber technischer Leiter.

Bei neuen Projekten kümmere ich mich um Einrichtung, Abläufe und Materialbeschaffung – eine schöne Herausforderung mit viel Büroarbeit. Zwei Drittel meiner Arbeitszeit bin ich aber draußen bei den Tieren: Als einziger gelernter Schäfer bin ich für die speziellen Arbeiten am Tier wie Klauenpflege oder Schafschur zuständig.

Was ist Grün Berlin?
Als landeseigenes Unternehmen mit derzeit rund 260 Mitarbeitern sieht sich die Grün Berlin GmbH als Partner des Berliner Senats und der Stadtbezirke für eine klimaschonende Stadtentwicklung, das nachhaltige Infrastrukturen entwickelt, baut und betreibt. Dazu gehören 700 ha urbane Freiräume, Plätze und Parks wie das Tempelhofer Feld und der Britzer Garten im Westen, die Gärten der Welt und der Kienberg-Park im Osten sowie diverse kleinere Flächen. Die Entwicklung des Neuen Spreeparks (ehemals Plänterwald) gehört ebenso zu den Aufgaben von Grün Berlin wie die Entwicklung touristischer Leitsysteme und der Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur. (Mehr dazu)

Warum alte Nutztierrassen?
Im Vordergrund muss bei uns nicht betrieblicher Gewinn stehen. Daher können wir uns einen Archepark leisten und machen auch die Landschaftspflege mit alten Rassen wie Skudden und Coburger Fuchsschafen.

Die rosa markierten Skudden  werden die Herde demnächst  mit Nachwuchs bereichern.
Die rosa markierten Skudden werden die Herde demnächst mit Nachwuchs bereichern. (c) Sabine Rübensaat

Im öffentlichen Raum einer Millionenstadt zu arbeiten, ist sicher besonders. Schauen Ihnen die Berliner über die Schulter? Gibt es Fragen, vielleicht Stammgäste?
Wir arbeiten quasi auf dem Präsentierteller, müssen immer noch ein bisschen umsichtiger sein, die Tiere müssen immer auf dem Punkt sein, sodass jederzeit Besucher kommen können. Unsere Tierbestände sind mit 110 Skudden und zehn Coburger Füchsen, zwei Pferden und vier Rindern überschaubar, darum schaffen wir das auch.

Die Stadtbevölkerung ist ganz weit weg von Landwirtschaft, da muss man viel erklären. Im Herbst bieten wir jeden zweiten Freitag eine Bürgersprechstunde an. Da nehme ich mir Zeit, den Berlinern zu erläutern, wie wir arbeiten. Und im Oktober veranstalten wir auf dem Tempelhofer Feld einen Schaftag. In diesem Jahr kamen trotz mäßig guten Wetters um die 3.500 Gäste.

Wer kommt zu so einer Bürgersprechstunde?
Das Feld wird meist durchquert oder von Spaziergängern genutzt, die Durchschnittsbesucher sind Anrainer. Und die interessieren sich schon! Die gesellschaftlich sinnvolle Arbeitsteilung führt dazu, dass dem Gros landwirtschaftliche Zusammenhänge nicht mehr zugänglich sind.

Und ein Problem ist, dass der Landwirt über seine Arbeit oft nicht spricht. Wir überlassen es viel zu oft anderen, unsere Arbeit zu erklären. Das führt dazu, dass sich die Leute nicht mitgenommen fühlen. Wir haben in der Meisterschule oft darüber geredet, dass Landwirte über eine Abgabe eine Werbefirma beauftragen müssten, die ihre Inhalte vermittelt. Wir machen das ansatzweise im Alltag – wir arbeiten ja im Zentrum einer Millionenstadt – aber dafür bräuchte es ganz andere Formate …

Welchen Meisterbrief werden Sie in zehn Jahren anstreben – oder sind Sie angekommen?
Augenblicklich fühle ich mich angekommen. Ich habe immer in Berlin gelebt und war immer froh, rauszukommen. Stadtleben ist anstrengend, der Ausgleich wichtig. Darum zieht es ja auch so viele regelmäßig nach Brandenburg. Hier sind Stadt und Land untrennbar verknüpft. Und ich lege viel Wert auf den Brandenburger Adler auf meinen Zeugnissen. Aber der weite Blick mitten in der Stadt gehört zu meinem Alltag. Und wenn es strukturell so bleibt, werde ich daran auch nicht viel ändern. Herausforderungen gibt es dennoch: Ich bin gefragt worden, ob ich im Prüfungsausschuss mitmachen würde … Warum nicht?

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Dauerleistungskühe Sachsen: „Bommel“ war die Beste im Stall

Mit mehr als 150.000 Litern Lebensleistung zählte Kuh Bommel von der Cunnersdorfer Agrar GmbH zu den drei stärksten Dauerleistungskühen Sachsens im vergangenen Jahr. Dafür erhielt der Betrieb eine Auszeichnung.

Zuverlässig war sie immer: Kuh „Bommel“ aus dem Stall der Cunnersdorfer Agrar GmbH hat jährlich zwischen 10.000 und knapp 16.000 kg Milch gegeben. Und das über neun Laktationsperioden hinweg. „Sie hatte über die Jahre immer eine gute Milchleistung“, sagt Konrad Behrisch. Beim Fettgehalt brach sie zwar keine Rekorde, wie der Geschäftsführer des Betriebes einräumt. Doch diese Einschränkung soll ihre beachtliche Leistung nicht schmälern.

Die Kuh, die ihren Namen aufgrund eines bommelähnlichen Hautlappens am Rücken erhielt, hat im vorigen Jahr die Marke einer Lebensleistung von 150.000 kg Milch überschritten. Sie gehört damit zu einem Trio von Kühen in sächsischen Betrieben, dem diese Leistung 2021 gelang. Kurz vor Weihnachten ehrte Prof. Jörg Hilger, Geschäftsführer des Sächsischen Landeskontrollverbandes (LKV), die Cunnersdorfer Agrar GmbH für diesen Erfolg und überreichte Urkunde und einen Zinnguss in Form einer Kuh.

Cunnersdorf: wirtschaften Auf leichten Böden

Der im Ebersbacher Ortsteil Cunnersdorf östlich von Großenhain ansässige Betrieb bewirtschaftet 2.000 ha. Der Standort ist eher schwach. Im Schnitt sind es 35er-Böden, mit denen hier gearbeitet wird. Die Tierhaltung ist daher ein Schwerpunkt. 30 Mitarbeiter sind in Cunnersdorf beschäftigt, darunter sechs Auszubildende, die den Beruf des Land- oder Tierwirts erlernen.

„Cunnersdorfer Strohschweine“

Insgesamt hält das Agrarunternehmen 1.000 Rinder, darunter sind 150 Mutterkühe mit Nachzucht, Mastrinder sowie 360 Milchkühe. Die Schweinehaltung war zwar vor Jahren aufgegeben worden. Inzwischen aber stehen wieder 200 Schweine im Stall. In Kooperation mit einem regionalen Fleischer mästet der Betrieb seit dem vergangenen Jahr die „Cunnersdorfer Strohschweine“, die als regionales Produkt, das mit hohen Ansprüchen an die Haltung entsteht, vermarktet werden. Das Platzangebot ist sechsmal größer als gesetzlich vorgeschrieben. Die Fütterung basiert auf betriebseigener Produktion und die Haltung erfolgt auf Stroh.

Wegen des Auftretens der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Radeburg liegt die Cunnersdorfer Agrar GmbH aktuell im Sperrgebiet II. Da das auch für den Fleischereibetrieb gilt, der die Tiere schlachtet, bringt dies jedoch vorerst keine größeren Einschränkungen mit sich.

Dauerleistungskühe Sachsen, In den modernisierten Ställen des Cunnersdorfer Betriebes stehen insgesamt 360 Milchkühe.
In den modernisierten Ställen des Cunnersdorfer Betriebes stehen insgesamt 360 Milchkühe.

Wie die Cunnersdorfer Schweine heute, standen bis vor Kurzem auch die Milchkühe noch auf Stroh. Der Betrieb nutzt größtenteils die Bausubstanz, die noch aus DDR-Zeiten stammt, als am Standort 1.700 Milchkühe gehalten wurden. Der Milchviehbereich ist vor wenigen Jahren modernisiert worden. Die Ställe wurden entkernt, umgebaut und mit Schieberentmistung und Kalk-Stroh-Liegeplätzen ausgestattet. In einem Stall, der zu DDR-Zeiten für 276 Kühe vorgesehen war, sind heute 150 Kühe untergebracht. Auch ein neues Melkkarussell ging in Betrieb. 1,5 Mio. Euro investierte das Unternehmen in den Stallumbau, der auch gefördert wurde.

„Der Umbau ist uns gelungen“, zeigt sich Geschäftsführer Behrisch zufrieden. Anders bewertet er indes den Milchpreis, auch wenn dieser, alle Zuschläge eingerechnet, zuletzt nah an 40 ct/kg lag. Denn angesichts der rasant steigenden Kosten sei auch das nicht genug. „Der Düngerpreis beispielsweise hat sich verdreifacht!“, verdeutlicht der Geschäftsführer.

Dauerleistungskühe Sachsen: Noch Luft nach oben

Mit durchschnittlich 10.711 kg Milch je Kuh steigerte der Betrieb im Vorjahr seine Milchleistung um 695 kg. Bei den Fett-Eiweiß-Kilo weisen die Ergebnisse der Milchleistungsprüfung einen Wert von 795 aus. „Luft nach oben“ sieht Konrad Behrisch bei der Lebensleistung der lebenden Kühe (20.328 kg) und der gemerzten Kühe (27.297 kg). Bei diesen Werten zeigten sich noch die Auswirkungen der Zeit des Stallumbaus. Die Effektivität und Lebensleistung zu steigern, ist daher ebenso ein Ziel, wie die Ökonomie zu verbessern.


Sachsen aktuell

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Ihren Beitrag dazu leisten wird „Bommel“, die 150.000-Liter-Kuh, allerdings nicht mehr. Zwar zeigte sich die 2007 geborene Kuh, deren Vater Bulle „Chapo“ war, insgesamt in gutem Allgemeinzustand. Und dies, obwohl die letzte Kalbung „dramatisch“ verlief, wie Daniel Balbrink, einer der beiden Herdenmanager des Betriebes, sagt. Doch der Grund für ihren Abgang waren letztlich starke Euterprobleme, die zum Schluss zu stark erhöhten Zellzahlen führten. In all den Jahren zuvor waren Euterentzündungen kein Thema für die Kuh.

„Bommel“ war die erste 150.000-Liter-Kuh der Cunnersdorfer Agrar GmbH. Dauerleistungskühe, die mehr als 100.000 kg Lebensleistungen brachten, zählte der Betrieb bisher elf Mal.

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Holzfeuerung: Gute Alternative zu Öl und Gas

Während die Preise für fossile Brennstoffe steigen und steigen, gibt es Zuschüsse für den Wechsel zu umweltfreundlicheren Systemen. Was ist von Holzfeuerungen zu halten?

Von Carsten Brüggemann

Fotos: Sabine Rübensaat, Werkbilder (3)


Will man die Wirtschaftlichkeit eines Holzheizsystems abschätzen, ist die erste Frage: Welchen Brennwert hat Holz im Vergleich zu anderen Energieträgern? Um diesen zu ermitteln, muss der spezifische Heizwert der Holzart bekannt sein. Zudem muss bei nachwachsenden Brennstoffen der Wassergehalt berücksichtigt werden, der den Heizwert massiv beeinflusst.

Neben den Investitionskosten und Fördermöglichkeiten sind die Brennstoffkosten von wesentlicher Bedeutung für den wirtschaftlichen Betrieb einer Anlage. Da Holz als Brennstoff im Ver-gleich zu anderen Energien recht preisgünstig ist, rechnen sich Holzfeuerungen umso besser, je größer der erforderliche Wärmebedarf ist (Tab.).

Aktuelle Ausgabe
Titelseite Bauernzeitung Ausgabe 35/2024

Unsere Top-Themen

• Zuhause auf dem Land
• Trockenstellen ohne Antibiotika
• Kugelschuss auf der Weide
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Für jede Form des Brennstoffes Holz, ganz gleich ob Scheitholz, Hackschnitzel oder Pellets gibt es unterschiedliche, technisch ausgereifte Feuerungssysteme. Scheitholzkessel werden vorwiegend im Leistungsbereich bis 50 kW eingesetzt und ausschließlich manuell mit Brennstoff beschickt, Hackschnitzel- und Pelletfeuerungen arbeiten mit automatischer, bedarfsgerechter Brennstoffzufuhr.

Scheitholzkessel sind preisgünstiger als automatische Feuerungen und stellen weniger große Anforderungen an die Brennstoffbereitung und -lagerung. Dafür ist manueller Aufwand für das Beschicken und Betreuen der Feuerung erforderlich. Bei einem Wärmebedarf von mehr als 50 kW oder einem Heizölverbrauch von jährlich mehr als 5.000 l sollte man über automatische Systeme für Holzhackschnitzel nachdenken, Pelletfeuerungen rechnen sich schon bei geringerem Wärmebedarf.

Scheitholz, Hackgut und Pellets

Die meisten Scheitholzkessel arbeiten heute nach dem Unterbrand- oder Vergasungsprinzip. Die Kessel sind als Spezialkessel nur für das Verbrennen von Scheitholz geeignet. Mithilfe elektronischer Regelungen und der Steuerung der Verbrennung über sogenannten Lambda-Sonden erreichen die Kessel gute Verbrennungsqualitäten und Wirkungsgrade. Da die dabei freigesetzte Energie häufig nicht direkt genutzt werden kann, sind ausreichend bemessene Wärmespeicher, also gut wärmegedämmte Wasserbehälter (mind. 55 l/kW) einzusetzen. Die feuerungstechnischen Wirkungsgrade moderner Feuerungen liegen heute bei 90 % und darüber.

KWB bietet Kombikessel mit einem sogenannten flexiblen Raupenbrenner an, die man für Hackschnitzel und für Holzpellets nutzen kan
KWB bietet Kombikessel mit einem sogenannten flexiblen Raupenbrenner an, die man für Hackschnitzel und für Holzpellets nutzen kann.

Automatische Holzfeuerungen für Hackschnitzel oder Pellets holen sich den benötigten Brennstoff über Austrageinrichtungen aus entsprechenden Vorratsbehältern. So werden durch die bedarfsgerechte Brennstoffzuführung gute Feuerungsqualitäten erreicht. Sprinkleranlagen, Brandschutzklappen, Fall- oder Zellenradschleusen in den Zuführkanälen vermeiden Rückbrände aus den Feuerzonen in den Vorratsbereich.

Während im land- und forstwirtschaftlichen Bereich eher eigene Brennstoffe wie Waldholz genutzt werden, bieten sich über Holzpellets auch für andere Bereiche Möglichkeiten, Holz als nachwachsenden Brennstoff in komfortablen Feuerungen zu nutzen.

Zur Lagerung können Kellerräume, oftmals auch die bisherigen Heizöllagerräume genutzt werden. Pellets können als homogenes Schüttgut und genormter Brennstoff in recht kleinen Feuerungsanlagen mit automatischer Brennstoffzufuhr problemlos dosiert und verbrannt werden. Die Kessel oder Öfen sind meistens Spezialfeuerungen, die nur für Holzpellets geeignet sind.

Pellet- und Hackschnitzelfeuerungen werden zunehmend mit automatischen Zündungen angeboten. Der Kessel sollte möglichst über eine sogenannte Rücklaufanhebung in das Heizsystem eingebunden werden. So wird erreicht, dass er schnell auf Temperatur kommt und mangelhafte Verbrennungsqualitäten und Kondensatbildung während der Anheizphasen reduziert oder vermieden werden. Zudem kann kaltes Rücklaufwasser zu Spannungen im Kesselkörper führen und so die Lebensdauer der Anlage mindern. Hochwertige Regelungen lassen gute Verbrennungsqualitäten erreichen. Lambdasonden im Rauchgasstrom messen die Sauerstoffkonzentration der Abgase. So kann die erforderliche Verbrennungsluft optimal dosiert und die Anlage mit geringen Emissionen gefahren werden. Eine separate Regelung von Primär- und Sekundärluft ist üblich.

Pufferspeicher zur Leistungsregelung zwischen Kessel und Heizsystem (also große Wasserbehälter) zeigen bei jeder Biomassefeuerung positive Wirkung. Besonders sinnvoll erscheint ein Speicher, wenn auch im Sommer die Brauchwasserbereitung eines Haushaltes oder Stalles über die Holzfeuerung erfolgt. Dann können die Heizintervalle deutlich gestreckt und häufiger Schwachlastbetrieb der Anlage mit entsprechend schlechteren Verbrennungsqualitäten umgangen werden. Ein Volumen von 30 l/kW ist bei automatischen Anlagen sicher ausreichend, wird auch in Förderprogrammen gefordert, bei Scheitholzkesseln 55 l/kW.

Emissionsgrenzwerte einhalten

Bei den meisten modernen Holzfeuerungen ist es kein großes Problem, einen neuen, sauberen Kessel mit hochwertigem Brennstoff durch die Immissionsmessung bei der Inbetriebnahme zu bekommen. Nach der 1. Verordnungen zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (1. BImSchV) müssen Holzkessel wiederkehrend alle zwei Jahre gemessen werden.

Wenn der Kessel dann verschmutzt ist, sich die Regelung vielleicht etwas verstellt hat und der Brennstoff nicht optimal ist, könnte es Probleme mit den geforderten Werten geben. So sollte vor dem Kauf mit dem Hersteller des Kessels geklärt werden, ob über einen entsprechenden Wartungsvertrag eine Garantie für spätere Messungen vereinbart werden kann, damit das Risiko des Betreibers gemindert wird.

Unabhängig davon sollte die Anlage in regelmäßigen Abständen gereinigt werden, um gute Wirkungsgrade zu erhalten und den Verschleiß, somit die Instandhaltungskosten zu minimieren. Mittlerweile werden immer mehr neue Kessel mit elektrostatischen Filtern installiert, die bei manchen Herstellern schon im Kessel integriert sind. Staatliche Förderprogramme der neuen „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) können die Wirtschaftlichkeit entsprechender Anlagen deutlich verbessern. Im günstigsten Falle können Holzfeuerungen z. B. bei Austausch einer Ölheizung mit bis zu 45 %, bei Anlagen, die besonders wenig Staub ausstoßen, bis zu 50 % gefördert werden.

FAZIT: Scheitholzfeuerungen und automatisch mit Pellets oder Hackschnitzeln beschickte Heizkessel erhalten staatliche Zuschüsse, sind komfortabel und verbrennen den nachwachsenden Energieträger emissionsarm – aber nur bei guter Ausstattung und hoher Brennstoffqualität. Darauf müssen Sie achten.


Informationen zu den Förderprogrammen gibt es beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sowie bei der KfW.

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Agrofarm eG Lüssow: Die Wahrheit auf den zweiten Blick

Auch wenn es bei der Agrofarm eG Lüssow zum Jahresbeginn ruhig zugeht, wird noch intensiv am Jahresabschluss gearbeitet. Dieser sah für 2021 durchwachsen aus.

Von Gerd Rinas

In der ersten Januarwoche geht es auf der Agrofarm in Lüssow ruhig zu. In den Ställen werden die Kühe wie immer versorgt und in der Werkstatt werden Maschinen repariert. Feldarbeiten gibt es keine. Weil trotz jahreszeitlich bedingter Aufgaben wie Weidenkröpfen, Winterdienst und Stallreparaturen weniger Arbeit anfällt, haben sich sechs Mitarbeiter aus der Pflanzenproduktion im November bei der Arbeitsagentur gemeldet. „Die Kollegen haben die Garantie, dass sie zum Beginn der Feldsaison im Februar wieder eingestellt werden“, sagt Vorstand Lars-Peter Loeck. Andere Mitarbeiter sind noch im Urlaub oder bummeln Überstunden ab.

coronakrise hinterliess tiefe spuren

Anders Antje Zedler und Ines Hase. Die beiden Frauen in der Buchhaltung arbeiten intensiv am Jahresabschluss. Anfang Februar wird auf der Agrofarm eine Mitarbeiterin des Genossenschaftsverbandes erwartet. Sie wird zehn Tage lang Einnahme- und Ausgabebelege, Rechnungen, den gesamten Abschluss auf Herz und Nieren prüfen. „Wenn das Zahlenwerk bestätigt ist, wissen wir genau, was das Jahr gebracht hat“, so Loeck.

Auch wenn die Daten noch nicht vollständig ausgewertet sind, erwartet der Vorstand nur ein durchwachsenes Ergebnis. Die Coronakrise hinterließ im Betrieb tiefere Spuren als im Jahr zuvor, als zwei Kollegen in Quarantäne waren. Die Agrofarm musste Ausfälle von fünf infizierten Mitarbeitern verkraften. Weitere fünf waren in Quarantäne. „Noch sind die Auswirkungen der Pandemie auf den Betrieb moderat. Aber kein Mensch weiß, was noch kommt“, sagt Lars-Peter Loeck mit Blick auf die sich ausbreitende hochansteckende Omikron-Virusvariante.

Die Agrofarm investierte u. a. in vier Grundwassermessstellen.
Die Agrofarm investierte u. a. in vier Grundwassermessstellen. (c) Gerd Rinas

Die Hektarerträge erfüllten 2021 die Erwartungen nicht. Mit 80 dt Wintergerste (2020: 88,4), 81,1 dt Winterweizen (94,1), 39 dt Raps (40,1), 59 dt Triticale (72,4) und 35,1 dt Erbsen (51,3) blieben sie leicht unter dem dreijährigen Mittel. Dafür gingen die Getreidepreise zum Jahresende hoch. „Aber wer hat zu diesem Zeitpunkt sein Lager noch voll?“ fragt Lars-Peter Loeck leicht genervt.

zusätzliche kosten auf zweiten blick

Im LKV-Jahr 2020/21 haben die Rinder der Agrofarm 9,07 Mio. kg Milch gegeben. Mit einer Leistung von 11.259 kg pro Kuh (4,12 % Fett, 3,64 % Eiweiß) zählte der Betrieb in der Gruppe mit 500 – 999 Tieren damit erneut zu den leistungsstärksten im Gebiet der RinderAllianz in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Nordbrandenburg.

Mit dem Golden Vision Award 2021 bescheinigte der Rinderzuchtverband MV dem Team um Karin Gehrt, Lisa Straßburg und Jessica Pannenborg, dass ihre Rinderhaltung auf Langlebigkeit und Tierwohl ausgerichtet ist.

Der Auszahlungspreis erreichte im Jahresdurchschnitt 37,55 ct/kg Milch und übertraf damit das Niveau von 2020 (32,43 ct/kg) und 2019 (33,55 ct/kg). Im November stieg der Grundpreis erstmals auf 40 ct/kg. Mit den Zuschlägen für S-Klasse, Inhaltsstoffe und EZG-Bonus kamen die Lüssower sogar auf 43,78 ct/kg. „Darüber hätten wir uns in früheren Jahren gefreut“, gibt Loeck zu. 2021 reicht dieser Erlös aber wohl nicht, um mit der Milch Gewinn zu erwirtschaften. Ursache sind vor allem gestiegene Kosten. So erhöhte sich der Dieselpreis von 2020 auf 2021 von durchschnittlich 84,13 auf 108,42 €/100 l netto. Leistungsfutter verteuerten sich um 20 bis fast 40 %. Mehr Geld musste man für Besamung, Brunstkontrolle und andere Dienstleistungen in die Hand nehmen. Zusätzliche Kosten verursachte die Reparatur des Melkstandes. „Die ganze Wahrheit zeigt sich erst auf den zweiten Blick“, sagt Lars-Peter Loeck.

Die Milchleistung war 2021 wieder hoch und der Auszahlungspreis stieg an. Allerdings  wuchsen die Kosten schneller. Milchproduktion blieb 2021 ein schwieriges Geschäftsfeld.
Die Milchleistung war 2021 wieder hoch und der Auszahlungspreis stieg an. Allerdings wuchsen die Kosten schneller. Milchproduktion blieb 2021 ein schwieriges Geschäftsfeld. (c) Gerd Rinas

Kopfzerbrechen bereiten dem Vorstand die Kostensteigerungen auf allen Ebenen, auch bei Landmaschinen und Ersatzteilen. „Stickstoff ist viermal, Kali und Phosphor zweieinhalbmal so teuer wie im Vorjahr.“ Zudem gebe es Lieferengpässe bei Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Für die bevorstehende Düngesaison ist der Bedarf noch nicht abgedeckt. „Ich kann nur hoffen, dass Putin bald den Hahn von Nordstream 2 aufdrehen darf, damit die Energiekrise ein Ende hat“, sagt Loeck.

anpassung des mindestlohns stellt vor neue herausforderungen

Wohl nur ein durchwachsenes Ergebnis:  Lars-Peter Loeck und Hauptbuchhalterin Antje  Zedler schauen auf die Zahlen.
Wohl nur ein durchwachsenes Ergebnis: Lars-Peter Loeck und Hauptbuchhalterin Antje Zedler schauen auf die Zahlen. (c) Gerd Rinas

An den geplanten Investitionen, die mit 1,5 Mio. Euro im vorigen Jahr höher ausfielen als sonst, mussten die Lüssower keine Abstriche machen. Die größten Posten waren die neue Getreidetrocknung, das sanierte Silosickersaftbecken, ein Futtermischwagen, ein Teleskoplader und elf Hektar Acker. Finanziert wurden die Investitionen direkt aus Einnahmen und mit Krediten zu Laufzeiten zwischen vier und 30 Jahren. Von „Luxusinvestitionen“ könne keine Rede sein. „Es handelt sich ausschließlich um Ersatzinvestitionen. Wenn die nicht mehr möglich sind, können wir den Betrieb gleich ganz zumachen“, argumentiert Loeck.

Für 2022 stehen unter anderem ein neuer Traktor, ein Dreiachs-Anhänger und eine Herberge für die Bullenkälber auf dem Plan, die nun laut jüngsten Vorgaben der Politik 28 Tage im Betrieb verbleiben müssen. Außerdem soll die Elektrik der Milchviehanlage überholt werden. „Das wird richtig Geld kosten“, ahnt Loeck.

Schweren Herzens hat er sich entschlossen, ab 1. Februar wieder einen Betriebselektriker einzustellen. Gerade hat er von seinem Elektro-Partner in Güstrow erfahren, dass nach einer neuen Norm die Notbeleuchtung in Milchviehställen angepasst werden muss. Im Havariefall dürfen nicht mehr als acht Minuten vergehen, bevor das Notstromaggregat anspringt. „So kommt eine neue Auflage nach der nächsten und jede kostet Geld“, so Loeck.

Als besondere Herausforderung sieht der Vorstand die Anpassung des Mindestlohns. Erst zu Jahresbeginn ist er auf 9,82 Euro gestiegen. Zum 1. Juli soll er auf 10,47 Euro angehoben werden. Bundesarbeitsminister Heil strebt bis Jahresende eine Erhöhung auf zwölf Euro an. „In der Folge müssen wir auch die darüberliegenden Löhne anpassen, um den Abstand zwischen den Lohngruppen zu wahren. Finanziell könnte das für viele Betriebe eine Herkulesaufgabe werden“, glaubt Loeck.



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