Der Zucker wird unter dem Durchschnitt liegen

In diesem Jahr werden vielerorts Rübenerträge erzielt, die gut 25 Prozent über dem Niveau der vergangenen Jahre liegen. Überdurchschnittlich waren diesmal aber auch die Blattkrankheiten.

Von Christian Beyer, Verband Sächsisch-Thüringischer Zuckerrübenanbauer

Bereits nach der ersten Proberodung Anfang August bestätigten sich die überdurchschnittlichen Ernteaussichten. Allerdings konnte man bis Mitte Juli maximal von einer durchschnittlichen Ernte ausgehen. Die großen Regenmengen der Monate Juli und August, ohne die extremen Hitzeperioden der Vorjahre, spiegelten sich dann im Rübenwachstum wider.

Gleichzeitig liegen die Zuckergehalte vielerorts durch das starke Massewachstum, die fehlende Sonneneinstrahlung sowie das niedrige Temperaturniveau noch deutlich unter dem fünfjährigen Durchschnittswert. Dennoch wird die überwiegende Mehrheit der Rübenanbauer deutlich mehr Zucker pro Hektar ernten als in den Vorjahren.

Mehr Blattkrankheiten

Die für das Rübenwachstum sehr förderliche Witterung ab Ende Juli unterstützte allerdings ebenfalls die Entwicklung verschiedener Blattkrankheiten im Verbandsgebiet. Typischerweise ist der Befallsdruck durch pilzliche Pathogene in der Region gering. In diesem Jahr zeigen allerdings viele Bestände deutliche Symptome. Sowohl von den Flächenanteilen als auch mit Blick auf die negativen Ertragseffekte findet sich die Cercospora-Blattfleckenkrankheit am häufigsten, wobei sich die Befallshäufigkeit bei weiterhin geringer Befallstärke erst ab Mitte August nennenswert steigerte.


(c) imago images / Steve Bauerschmidt

Start frei für die Zuckerrüben

Nach der Aussaat und den Herbizidmaßnahmen gilt es nun die Virusvektoren im Blick zu behalten. Schwarze Bohnenlaus und Grüne Pfirsichblattlaus breiten sich sonst zu stark aus. mehr


Eine Woche früher als im Vorjahr startete die Verarbeitung von Zuckerrüben im Werk Zeitz. Die Ernteschätzung in Höhe von 80 t/ha aus der 35. Kalenderwoche ließ für Zeitz eine rechnerische Verarbeitungsdauer von 153 Tagen erwarten, was einen sehr frühen Kampagnebeginn vertretbar, aber auch notwendig macht. Die nachfolgende Proberodung bestätigte diese Entscheidung ebenfalls. Allerdings stellt ein derart früher Beginn der Kampagne alle Beteiligten vor unerwartete logistische Herausforderungen. Angefangen bei der Verfügbarkeit von Roderfahrern bis hin zur Bereitstellung der notwendigen Transportkapazitäten.

Rübenerträge: Kampagne mit Rekord?

Nach über 15 Kampagnetagen lässt sich feststellen, dass die Rübenversorgung stets gewährleistet war. Nach den ergiebigen Regenfällen im Monat August führte der Wetterumschwung mit deutlichem Hochdruckeinfluss Anfang September zu überwiegend guten Rode- und Abfuhrbedingungen. Die Gesamtabzüge liegen dementsprechend nur leicht über dem Niveau der trockenen Vorjahre.

Die ersten Praxisergebnisse bestätigen die überdurchschnittliche Ertragserwartung bei unterdurchschnittlichen Zuckergehalten. Ende September erntet der Landwirt Stephan Frank seine Zuckerrüben von über 25 ha Anbaufläche vor den Toren der Stadt Zeitz. Dabei setzt der Marktfruchtbetrieb seit wenigen Jahren wieder auf eigene Technik und eine bodenschonende Arbeitsweise. Bis auf die Zuckerrübe werden sämtliche Kulturen im Direktsaatverfahren angebaut.

Vorrangig Direktsaat

Lediglich zur Zuckerrübe erfolgt eine flache Bodenbearbeitung im Frühjahr, um das Saatbett gut vorzubereiten. Die Besonderheit im vorgestellten Betrieb liegt allerdings nicht in der Direktsaat, sondern in der Ernte im absetzigen Verfahren. Statt eines Roders mit Bunker kommt ein schleppergezogenes Rodeaggregat sowie ein Reinigungs- und Ladebunker zum Einsatz. Natürlich handelt es sich dabei nicht um eine Neuerfindung des Landwirts, im Gegenteil, dieses war viele Jahre ein etabliertes Verfahren. Allerdings haben sich seither die kombinierten Maschinen, vorrangig Selbstfahrer, aus arbeitswirtschaftlichen Gründen durchgesetzt. Im Verbandsgebiet nutzt kein weiterer Betrieb dieses Verfahren.

Der standardmäßig aufgebaute  Rodevorsatz entblättert, köpft  und rodet die Rüben. Anschließend erfolgt eine Vorreinigung  der Rüben und die Zusammenführung als Schwad
Der standardmäßig aufgebaute Rodevorsatz entblättert, köpft und rodet die Rüben. Anschließend erfolgt eine Vorreinigung der Rüben und die Zusammenführung als Schwad. (c) Christian Beyer

Passende Arbeitsabläufe

Abgesehen vom Arbeitskräftebedarf bietet das System allerdings zwei wesentliche Vorteile. Stephan Frank hebt zuallererst die Bodenschonung durch deutlich geringere Radlasten hervor. Aus seiner Erfahrung schmälert diesen Vorteil auch die zweite Überfahrt nicht. Daneben können die Rüben nach der Rodung im Schwad abtrocknen, wodurch sich die Reinigungsleistung bei der nachfolgenden Aufnahme erhöht. Betriebsindividuell erscheint das Verfahren auch aus Sicht der Rodekosten für den vorgestellten Betrieb attraktiv. Mangels Nachfrage beschäftigen sich allerdings kaum europäische Hersteller mit der Weiterentwicklung sowie dem Bau entsprechender Technik, was einen Neukauf erschwert.

Landwirt Stephan Frank war nach der Frührodung seiner Rüben bereits Ende September mit der Ernte durch. Sein Rübenertrag lag mit 780 dt/ha im Bereich der Schätzung. Für ihn ist es damit ein Jahr mit einem normalen Ertrag. Erfreulich gering war der Schmutzabzug im Werk. Er betrug nur knapp zwei Prozent.

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Karussellfahrt für 280 Kühe pro Stunde

Tierwohl in der Milchkuhhaltung spielt in der Agrargenossenschaft Reichenbach im Vogtland eine besondere Rolle. Die Milchviehanlage dort wurde nach neuesten Erkenntnissen errichtet. Davon haben sich auch Milcherzeuger des IVM ein Bild gemacht.

Von Fritz Fleege

Die Agrargenossenschaft eG Reichenbach im Vogtland zählt zu den innovativsten und erfolgreichsten Milchviehbetrieben in Sachsen und darüber hinaus. Dort werden 1.350 Kühe und 900 Jungrinder gehalten sowie 1.700 ha Land bewirtschaftet. Die Kühe kamen im vergangenen Milchwirtschaftsjahr auf 12.547 kg Milch mit 4,1 % Fett und 3,4 % Eiweiß. Die Bestandsergänzungsrate liegt bei 25 %. Die Rinder werden in einer 2011 bis 2014 neu errichteten und 2018 bis 2020 erweiterten Stallanlage gehalten. Jede Kuh kann sich dort bis auf die Zeit des Melkens frei bewegen. Die Jungrinder und die Kühe der ersten Laktation haben Zugang zu einem Laufhof.

Video (c) Sabine Rübensaat

Mitglieder des Interessenverbandes der Milcherzeuger (IVM) besuchten dieses Unternehmen. Schließlich sehen sich viele Milcherzeuger nach den Plänen der Borchert-Kommission schon für die Tierwohlstufe 1 mit erheblichen Umbauforderungen konfrontiert. Deshalb sucht man nach Ideen und Möglichkeiten, wie künftige Aufgaben gelöst werden können. Sie ließen sich gut bewältigen – war man sich einig – bei einem kostengerechten Milchpreis. Doch die Auszahlungspreise dümpeln dahin, was schon viele Milchkuhhalter zum Aufgeben zwang.

Kühe laufen aus dem Melkkarussell
Auf dem Rückweg vom Karussell zum Stall passieren die Kühe mehrere Sortiertore. (c) Sabine Rübensaat, Fritz Fleege
Voestandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Reichenbach Lars Bittermann
Lars Bittermann ist Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Reichenbach. (c) Sabine Rübensaat, Fritz Fleege

eine Investition in die Zukunft

Daran kann Lars Bittermann, der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, gar nicht denken. Schließlich handelt es sich bei der neuen Anlage um eine Investition in die Zukunft. Finanziell dazu beigetragen hat auch eine leistungsstarke Biogasanlage (1,6 MW), die man mit Rindergülle, Maissilage und Futterresten betreibt und das Gas an die Stadtwerke liefert. Außerdem gab es eine Förderung vom Land über das Europäische Investitionsförderungs-Programm (EIP).

Zentrales Gebäude der Milchviehanlage der Agrargenossenschaft Reichenbach ist das Melkhaus. Darin dreht sich ein Außenmelkerkarussell von DeLaval. Für diese Technik hat man sich entschieden, um die Kosten in Grenzen zu halten, eine hohe Produktivität zu erreichen.

Außenmelkerkarussell mit 72 Plätzen im Milchkuhstall

Außerdem waren die Mitarbeiter an eine solche Technologie gewöhnt und wollten gern daran festhalten. Das betrifft auch die Zusammenstellung der Herden und das Management. Auf dem Melkkarussell finden 72 Milchkühe Platz. Jeweils zwei Mitarbeiter sind für die Eutervorbereitung und das Vormelken sowie das Ansetzen der Melkbecher zuständig.

Die Melkzeugabnahme und die Zwischendesinfektion erfolgen automatisch. Bevor die Kühe das Karussell verlassen, sorgt noch ein Dipproboter für die Desinfektion der Euter. Eine dritte Person holt die Kühe heran und reinigt die Liegeboxen. Der Rücktrieb erfolgt automatisch über Selektionstore vor den jeweiligen Gruppen im Stallbereich. Je Stunde werden auf diese Weise 280 Kühe gemolken – eine enorme Leistung bei zwei Arbeitskräften am Melkstand. Die Keimzahl der Ablieferungsmilch liegt meist um 150.000.

Tierwirtin versorgt Kälber
Zur Tierwirtin hat sich in Reichenbach Jona Leistl qualifiziert. Sie sorgt bei den Kälbern auch für soziale Kontakte. (c) Sabine Rübensaat, Fritz Fleege

Arbeit im Schichtsystem

Alle laktierenden Kühe werden täglich dreimal gemolken. Die Arbeit ist zweischichtig organisiert. Die Frühschicht beginnt um 6 Uhr, die Spätschicht um 16 Uhr. Wenn alle Milchkühe zum ersten Melken durch sind, kommen nach einer längeren Pause die ersten Tiere zum zweiten Mal dran. Etwa in der zeitlichen Mitte erfolgt der fliegende Schichtwechsel. Danach, wieder nach einer Pause, sind die Kühe zum dritten Mal dran. Gegen ein Uhr früh sind dann alle Arbeiten beendet.

Auch die Kälber- und Jungrinderaufzucht sowie die Fütterung der Rinder ist zweischichtig organisiert. Die Kälber und Hochleistungskühe erhalten täglich zweimal und alle anderen Rinder täglich einmal eine bedarfsgerechte Ration. Das Futter wird mehrmals mit mehreren Robotern herangeschoben. Fütterung, Stallreinigung und Einstreu erfolgen von Mitarbeitern in der Tagschicht, die Kälberbetreuung in zwei Schichten.

Alle Mitarbeiter haben entsprechend dem Schichtplan zwei bzw. drei Tage in der Woche frei. Je Milchkuh und Jahr beträgt der Gesamtarbeitszeitaufwand derzeit 38 Arbeitskraftstunden inklusive Urlaub und bezahlte Krankentage („bezahlte Arbeitskraftstunden“). Trotz der hohen Arbeitsproduktivität ist der Aufwand wegen der großen Flächen, Tränkanlagen und weiterer zahlreicher „Tierwohleinrichtungen“ erheblich. Daher meint man, neben der hohen Produktivität beim Melken nur durch einen großen Bestand ein akzeptables Arbeitszeitmaß je Kuh erreichen zu können.

Neue MilchkuhStälle mit viel Tierkomfort

Kühe auf Stroh
Vor und nach dem Kalben kommen die Kühe in Abteilen mit Tiefstreu unter. (c) Sabine Rübensaat, Fritz Fleege

Beim Bau der Milchviehanlage wurden bei der Agrargenossenschaft Reichenbach konsequent die Tierwohlkriterien berücksichtigt.

Die Offenfrontställe mit Außenklimakontakt können mit großen Ventilatoren gut belüftet und auch befeuchtet werden. Die Dächer sind wärmegedämmt. Zum Tierwohl tragen besonders die groß dimensionierten Trogtränken und Kuhbürsten bei.

Die Laufgänge aus Spaltenboden mit darunter liegenden Güllekanälen sind mit klauenschonenden, rutschfesten Gummieinlagen ausgestattet.

Für die laktierenden und trockenstehenden Kühe steht im Liegeboxenlaufstall mit Tiefliegeboxen bzw. Wasserbetten eine Grundfläche von über 8 m2 zur Verfügung. Für Tiere zwei Wochen vor dem Kalben und eine Woche danach sind es sogar je 12 m2.

Die Liegeboxenlänge beträgt in gegenständigen Boxen 2,70 m und in wandständigen Boxen 2,90 m. Die Breite beträgt für laktierende Kühe über 1,25 m und für hochtragende sogar 1,30 m. Der Nackenriegel ist gebogen, sodass er die Tiere beim Hinlegen und Aufstehen nicht behindert. Das Tier-Liegeplatz-Verhältnis beträgt 1:1 oder, bei bestimmten Kuhgruppen, noch darunter. Das Tier-Fressplatz-Verhältnis beträgt 1,2:1, bei Erstlaktierenden 1:1.

Kühe in Liegeboxen

Diese Liegeboxen sind mit bequemen Wasserbetten ausgestattet

Kuh unter einer Kuhbürste

Kuhbürsten tragen zum Wohlbefinden der Tiere bei.

Kälber bis zum zehnten Lebenstag werden in Einzeliglus auf Tiefstroheinstreu gehalten. Danach kommen sie bis zum Alter von drei Monaten in Gruppenhaltung mit Tränkautomaten unter. Jungrinder von drei bis acht Monaten sind in Abteilen mit Tiefstroheinstreu (über 5,0 m2 je Tier). Jungrinder über acht Monate bis kurz vor dem Abkalben kommen in einem Liegeboxenlaufstall mit außenseitigem Laufhof unter.

Futtermischwagen im Rinderstall
Mit dem Futtermischwagen werden täglich ein- oder zweimal bedarfsgerechte Rationen ausgebracht. (c) Sabine Rübensaat, Fritz Fleege

Herdenmanagement setzt Zeichen

Genauso wichtig wie die Unterbringung ist das Herdenmanagement. Dafür sind drei Spezialistinnen verantwortlich: die Leiterin der Milchviehanlage, Diana Lenk-Gläser, die Bestandstierärztin Christine Gumpert, neben Lars Bittermann zugleich Vorstand der Genossenschaft, und Annemarie Flach, die nach dem Studium der Agrarwissenschaften seit dem vorigen Jahr dabei ist.

Sehr gute Erfahrungen in der Tierüberwachung macht man mit dem Ohrsensor „Cowmanager“: Leistung, Aktivität und Körpertemperatur, aber auch Fress- und Liegeverhalten werden erfasst, Krankheiten beizeiten erkannt, erkrankte Tiere selektiert. Meistens ist es nur ein Prozent der Herde.

Das Sensorsystem zeigt auch die zu besamenden Tiere an. Alle Besamungen nimmt Masterrind vor. Zur Anpaarungsplanung dient „KuhVision“. Für die bedarfsgerechte Fütterung dient das von der Cornell-Universität (USA) entwickelte CNPCS-System.

Danach ermittelt man die Qualität der Silagen und berechnet die Rationen. Die Kühe erhalten stets bedarfsgerechte Rationen, damit sie in der Hochlaktation nicht zu viel an Gewicht verlieren und in der Spätlaktation sowie in der Trockenstehphase nicht zu stark verfetten. So treten Ketosen wesentlich seltener als früher auf.

Milchviehställe der Agrargenossenschaft Reichenbach
Die Milchviehanlage der Agrargenossenschaft Reichenbach wurde etappenweise aufgebaut. Sie zählt zu den modernsten in Deutschland. (c) Sabine Rübensaat, Fritz Fleege

Es stehen zwar keine baulichen Veränderungen mehr an, doch Sauberkeit auf den Gängen und in den Liegeboxen muss immer wieder neu organisiert und verbessert werden. Auch Lüftung und Beleuchtung sind immer wieder anzupassen. Grundsätzlich geht es darum, Stress im Stall zu vermeiden. „Die Kühe wollen sich langweilen und keine Aufregung haben“, sagt die Tierärztin, Christine Gumpert. So wird in jedem Stall auf eine stabile Gruppeneinteilung geachtet und diese möglichst nur selten umgestellt.

Fazit

Mit der Milchviehanlage Rotschau kann die Agrargenossenschaft eG Reichenbach optimistisch in die Zukunft schauen. Die neuen Stallungen werden auch höheren Anforderungen an das Tierwohl gerecht. Und man verfügt über qualifiziertes zuverlässiges Personal. Dank guter Aufstallung, Fütterung und Betreuung stieg die durchschnittliche Jahresleistung der Kühe auf über 12.000 kg, die Reproduktionsrate sank unter 25 %.

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Lust auf Gäste? Urlaub auf dem Bauernhof

Der Einstieg in den Landtourismus gelingt nur mit der gesamten Familie. Gastfreundschaft ist Grundvoraussetzung. Jedoch sind auch die wirtschaftlichen Ziele festzulegen: Wir geben Tipps.

Von Rebecca Drees, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Gründe für einen Landwirt, in den Tourismusbereich einzusteigen, gibt es viele. Die häufigsten sind: zusätzliches Einkommen, Nutzung leer stehender Gebäude oder Vereinbarkeit von Familie und Betrieb. Auch freie Arbeitskapazitäten, eine attraktive Lage des Betriebes oder die Lust, Gäste auf seinem Betrieb zu beherbergen, können ein Antrieb zum Schritt in den Betriebszweig Landtourismus sein. Es gibt jedoch wichtige Punkte zu bedenken und beachten, bevor in Sachen Urlaub auf dem Bauernhof investiert werden sollte.

In den alten Stall sollen Ferienwohnungen gebaut werden? Dann sprechen Sie dies im ersten Schritt innerhalb der Familie ab. Das Vorhaben muss zum Betrieb und zur Familie passen. Entscheidender Faktor sind die persönlichen Voraussetzungen:



Urlaub auf dem Bauernhof, Familie Lütteken aus dem brandenburgischen Gottsdorf bietet als zusätzliches Standbein neben der Landwirtschaft und der Fleischdirektvermarktung Zimmer an. Sie arbeiten gemeinsam und sprechen sich ab.
(c) Sabine Rübensaat

Klinkenmühle: Fleisch und Wurst auf Bestellung

Familie Lütteken vom Biolandhof und der Bauernpension Klinkenmühle hat keine Nachfolgesorgen. Die Töchter Marthe, Hannah und Malin lieben die Landwirtschaft. Die drei Brandenburgerinnen haben mit Bravour einen Sachkundelehrgang zum Schlachten absolviert. mehr


Achtung: Rechtliches zum Agrotourismus

Neueinsteiger im Agrotourismus müssen diverse Rechtsvorschriften beachten. Bei den zuständigen Behörden sind die entsprechenden Genehmigungen einzuholen. Dazu ein kurzer Überblick:


Baurecht

Bei Neueinrichtung von Ferienunterkünften ist eine Umnutzungsgenehmigung bzw. eine Baugenehmigung erforderlich, die beim zuständigen Bauamt eingeholt werden muss. Liegt das Gebäude im Außenbereich, gelten die Bestimmungen des § 35 BauGB. Momentan ist die Nutzungsänderung eines Gebäudes nur einmal möglich. Über eine Gesetzesänderung wird gerade diskutiert. Ohne baurechtliche Genehmigungen sind geplante Vorhaben nicht rechtmäßig.

Steuerrecht

Der Steuerberater prüft, welche steuerlichen Voraussetzungen für Ihren Betrieb gelten. Außerdem ist zu klären, ob das Vorhaben unter die Landwirtschaft fällt oder ein Gewerbe anzumelden ist. Wichtig ist hierbei, auf wessen Namen das Gewerbe läuft.

Versicherungen

Absicherung ist wichtig! Vor Inbetriebnahme des Zusatzangebots „Urlaub auf dem Bauernhof“ ist zu klären, ob die bestehenden Betriebsversicherungen mögliche Risiken abdecken. Informieren Sie ebenfalls Ihre Haftpflichtversicherung und Berufsgenossenschaft über den neuen Betriebszweig. Läuft das Gewerbe nicht auf den Betriebsleiter, ist gegebenenfalls eine zusätzliche Krankenversicherung nötig.

Preisangaben-Verordnung

Für die Kommunikation der Preise gibt es Regeln. Laut Verordnung sind alle Preise inklusive der Endreinigung anzugeben. Ausnahme ist die Freistellung der Endreinigung. Falls Sie anbieten, dass Gäste die Endreinigung selbst durchführen, können Sie den Endreinigungspreis gesondert angeben. Hiervon ist jedoch abzuraten, da jeder eine andere Auffassung von „gründlicher Reinigung“ hat.

Lebensmittel-/Hygienerecht

Bei Verköstigung und Verpflegung gelten die Bestimmungen des Lebensmittel- und Hygienerechts. Vor allem bei der Bereitstellung von Ferienzimmern ohne Küche sollte ein Verpflegungsangebot sichergestellt werden. Eine Abstimmung mit der Lebensmittelüberwachungsbehörde im Vorfeld ist hierbei sinnvoll.

Wirtschaftlichkeitsberechnung

Bevor erste Steine ins Rollen gebracht werden, sind wirtschaftliche Ziele zu setzen und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchzuführen. Es ist zu überlegen, wie hoch der Gewinn sein muss, damit sich die Investitionen in Umbau, Einrichtung und Ausstattung positiv auf das Einkommen auswirken. Zu berücksichtigen ist die Qualität der Einrichtung und Ausstattung. Sie ist entscheidend für eine mögliche Sterne-Klassifizierung. Zusätzlich zu den Einnahmen aus der Vermietung kann durch den Verkauf von Zusatzleistungen – wie das Angebot von Stockbrotbacken oder einem Brötchenservice am Morgen – der Umsatz gesteigert werden.

Tipps & Tricks

■ Halten Sie die Größen der Wohnungen variabel, beispielsweise mithilfe einer Zwischentür, die zwei Wohnungen trennt und gegebenenfalls bei größeren Gruppen geöffnet werden kann.
■ Bieten Sie Ihren Gästen immer einen Außenbereich (Terrasse oder Balkon). Für viele Gäste ist das beim Bauernhof- und Landurlaub selbstverständlich.
■ Seien Sie Ihr eigener Gast. Übernachten Sie selbst in Ihrer Wohnung und finden so heraus, was fehlt.
■ Machen Sie Urlaub auf anderen Urlaubshöfen.
■ Halten Sie den Reinigungsaufwand gering, zum Beispiel durch Duschmauern anstatt Glaswände.
■ Moderne Technik erleichtert die Arbeit, zum Beispiel eine automatische Heizungssteuerung oder Türcode statt Schlüssel.
■ Prüfen Sie die Kapazitäten Ihrer Wasser- und Abwasserversorgung vor dem Bau.
■ Als Gastgeber sind Sie dazu verpflichtet, von jedem Gast einen Meldeschein zu erfassen und diesen mindestens ein Jahr aufzubewahren. Achten Sie dabei auf den Datenschutz.
■ Ein kostenloser Wlan-Zugang wird heutzutage vorausgesetzt.

Marketing: Warum Ferien auf dem Bauernhof?

Damit die Ferienunterkünfte letztendlich gebucht werden, ist das Angebot nach außen zu kommunizieren. Das Marketing sollte immer auf den Betrieb und die Zielgruppe abgestimmt sein. Ein Muss ist ein gut durchdachter und gut geplanter Internetauftritt mit eigener Website und professionellen Bildern, Einträgen auf Landtourismusplattformen und die Vernetzung zum regionalen Tourismusverband. Flyer oder Visitenkarten ergänzen die Werbung.

Wichtig ist, dass immer die Besonderheit Ihres Betriebes herausgestellt wird. Und klären Sie die Frage: Warum sollen die Gäste genau auf Ihren Hof kommen?

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Harvester optimal einsetzen: Tipps für Waldbesitzer

Um die Produktivität von Harvestern im Wald nutzen zu können, muss ihr Einsatz gut geplant werden. Der Standort mit seinen Besonderheiten ist zu berücksichtigen und der Bestand auszuzeichnen.

Von Bernhard Henning

Die vollmechanisierte Holzernte mit Harvester und Forwarder ist schneller und produktiver als jedes andere Holzernteverfahren. Der Waldbesitzer, der die Ernte vorausschauend plant, kann die gesamte Produktivität der Maschine nutzen. Sichtbar wird das nicht nur an den Kosten, sondern auch am verbleibenden Bestand.

Da es sich um teure Maschinen handelt, rechnen sich diese nur bei entsprechend hoher Auslastung. Darüber hinaus sollte auch das anschließende Rücken des Holzes und wegen des hohen und raschen Holzanfalles auch die Holzabfuhr, die Lagerung und die Holzvermarktung bereits vor der eigentlichen Ernte in die Überlegungen einbezogen werden.

Aktuelle Ausgabe
Titelseite Bauernzeitung Ausgabe 35/2024

Unsere Top-Themen

• Zuhause auf dem Land
• Trockenstellen ohne Antibiotika
• Kugelschuss auf der Weide
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Wann lohnt sich ein Harvester?

Bevor die Wahl auf den Harvester als Erntemittel fällt, ist abzuschätzen, ob überhaupt eine ausreichende Menge an Holz anfällt. Beim Harvestereinsatz fallen hohe Fixkosten an, da die Maschinen überstellt werden müssen. Vor allem der Transport per Tieflader ist kostspielig. Damit die Holzernte mit dem Harvester auch wirtschaftlich ist, sollten mindestens 500 fm bei Schwachholz, bei Stammdurchmessern über 40 cm mindestens 1.000 fm geerntet werden.

Je mehr Holz anfällt, desto geringer sind die Kosten pro Festmeter. Für den Fall, dass ein einzelner Waldbesitzer nicht die nötige Holzmenge erreicht, kann eine kombinierte Holzernte mit Grundstücksnachbarn sinnvoll sein.

Stärkeklasse beachten

Jeder Harvester hat einen Durchmesserbereich, in dem er optimal arbeitet. Die Stammdurchmesser sollten daher nicht zu unterschiedlich sein, damit der Auftrag mit demselben Harvester durchgeführt werden kann.

Wenig Sinn hat es, ein starkes Gerät im Schwachholzbereich einzusetzen, weil erstens die Leistung kaum höher ist als bei einem für diese Dimension geeigneten, schwächeren Gerät und zweitens die Betriebsstundenkosten bei größeren Geräten höher sind.

Harvester im Wald
Wächst unter dem Schirm des Altbestandes bereits die Naturverjüngung, darf sie nicht durch den Harvestereinsatz zerstört werden. © Bernhard Henning

Harvester-Einsatzgebiet überprüfen

Neben der anfallenden Holzmenge sind auch noch andere Kriterien ausschlaggebend. Die Hangneigung und die Beschaffenheit des Bodens etwa entscheiden über die Möglichkeit, einen Harvester zu verwenden. Moderne Harvester sind in der Lage, auf Hängen mit Neigungen bis zu 80 % zu arbeiten. Allerdings setzt dies voraus, dass auch der Maschinenführer die Fähigkeit und Bereitschaft besitzt, auf solchen steilen Flächen die Maschine zu bedienen. Auf der Erntefläche dürfen auch keine Hindernisse vorkommen, die für den Harvester unüberwindbar sind, wie etwa Felsblöcke oder Wasserlöcher.

Waldbesitzer: Auszeige sinnvoll

Immer noch verzichten Waldbesitzer auf die Auszeige. Besonders negativ wirkt sich das beim Harvestereinsatz aus. Der Harvesterfahrer überblickt die Arbeitsfläche von der Fahrerkabine aus nicht zur Gänze, besonders der Blick auf die Kronen ist erschwert. Nur die wenigsten Harvesterfahrer verfügen über eine ausreichende waldbauliche Ausbildung. Außerdem verlängert sich die Arbeitszeit des Maschinenführers, wodurch die Gesamtkosten des Einsatzes steigen.

Deshalb sollte der Waldbesitzer vor der Ernte auszeigen bzw. diese Arbeit an einen Fachmann übergeben. Nur in Fällen, in denen wipfelbrüchige, geschälte, von Steinschlag oder anderwärtig beschädigte Bäume entnommen werden, kann die Auszeige vom Maschinenführer übernommen werden (Negativauslese).

Harvester im Wald
Zur Schonung des Waldbodens darf sich der Harvester nur innerhalb der Harvestergasse bewegen. Nach Möglichkeit sollten bestehende Gassen mehrfach benutzt werden. © Bernhard Henning

Harvestergasse planen

Die Harvestergasse ist der Arbeitsort des Harvesters. Von hier aus steuert der Fahrer den Kran und erntet die Bäume. Bei einer gut angelegten Harvestergasse wechselt der Harvester ohne Probleme von der Forststraße in die Gasse.

Vorteilhaft ist, wenn der Fahrer selbst den Beginn und den Verlauf der Gassen markiert. Die Kranweite bestimmt den Abstand der einzelnen Harvestergassen. Bei einer Kranweite von 10 m beträgt der Abstand der Gassen 20 m. Die Gassenmitte wird an den dort stehenden Bäumen gekennzeichnet. In den Fahrgassen soll Reisig untergelegt werden, um den Waldboden zu schonen.

Markierungen

Je nach Region und Forstunternehmer sind verschiedenste Markierungen üblich. Vor der Auszeige sollte also mit dem Harvesterunternehmer besprochen werden, welche Markierungen zum Einsatz kommen. Dadurch wird die Arbeit des Fahrers erleichtert und unnötige Bestandsschäden, wie die zu frühe Ernte eines Z-Baums vermieden.

Zeitraum der Ernte

Plant der Waldbesitzer den Harvestereinsatz, so sind die Besonderheiten des Einsatzortes zu berücksichtigen. Während Durchforstungen im Nadelholz bei schonender Arbeitsweise auch in den Sommermonaten möglich sind, müssen sie bei Laubholz, etwa bei der Buche, im Winterhalbjahr erfolgen.

In Regionen, wo der Untergrund zu Berg- oder Hangrutschung neigt, sollte der Waldboden nur in gefrorenem Zustand befahren werden. Auf Steilhängen ist während der Wintermonate die Ernte durch den Schnee nicht möglich.

Was kostet ein harvester-Einsatz?

Bei der Unternehmerwahl empfiehlt es sich, Informationen über die Anbieter einzuholen. Wichtig sind die Zuverlässigkeit bezüglich Vertragserfüllung sowie die Arbeitsqualität. Ebenso sollte man sich über ortsübliche Preise für die Ernte informieren. Hat man einen geeigneten Unternehmer gefunden, ist mit ihm der Einsatzort zu besichtigen und danach der Preis für die Holzernte auszuhandeln. Für den Preis, der meist in Festmeter vereinbart wird, sind entscheidend:



Holzverkauf regeln

Angesichts der großen Menge Holz, die bei einem Harvestereinsatz anfällt, ist vor Beginn der Ernte ein Holzkäufer zu suchen. Der Fahrer muss bei der Ausformung allfällige Sortimentswünsche und Qualitätsansprüche bestmöglich berücksichtigen, um Preisabstriche bei der Holzübernahme zu vermeiden.

Der Holzkäufer hat für die rasche Holzabfuhr zu sorgen, damit die Lagerplätze nicht überquellen, wodurch eventuell längere Rückedistanzen zu weiter entfernten Holzlagern entstehen. Zu klären ist auch, wer für die Instandsetzung verursachter Schäden an Straßen und Böschungen zu sorgen hat.


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Zukunft Milcherzeugung: Luft, Sand und Pellets

Die Kühe der Agrargesellschaft Jüchsen sollen in ihrem neuen Stall gesund älter werden. Für die Zukunft der Milcherzeugung fasst der Betrieb noch Investitionen in den Altstall und in moderne Melktechnik ins Auge.

Von Birgitt Schunk

Die Milchkühe bezogen im Sommer den neuen Stall. Liegeboxen, Fressplätze, Tränken und die Laufwege – alles ist anders und moderner als in der alten Anlage. Außerdem gibt es mehr Platz. Sind die Tiere in ihren Boxen, haben sie nun am Kopfende reichlich Platz, was das Aufstehen erleichtert. Die Trennbügel zwischen den Plätzen schwingen und sind aus Holz. „Die Gefahr, dass sich die Kühe stoßen, geht gegen null“, sagt Florian Grünert, Geschäftsführer der Agrargesellschaft mbH Jüchsen.

Auf mehr Tierwohl ausgelegt

Florian Grünert von der Agrargesellschaft Jüchsen
Florian Grünert

Die Liegeboxen haben ein Sandbett. „Ausgelegene, tiefe Kuhlen gibt es hier nicht, denn der Sand ist festgeklopft, trotzdem gibt er nach.“ Positiv sei zudem, dass das Material keimfrei ist. Im Sommer nimmt der Sand zudem die Körperwärme der Kühe auf und kühlt. Recht saugfähige Dinkelspelzen-Pellets sind als Einstreu auf dem Sand aufgebracht. Pur wollte man die Spelzen nicht einsetzen, denn dies bringt eine ziemliche Staubbelastung mit sich. „Der Vorteil ist auch, dass die Spelzen in der Gülle besser händelbar sind als das fasrige Stroh“, so Grünert.

Die Tiere sind heute deutlich sauberer, was natürlich auch zum „Wohlfühleffekt“ beiträgt. Kuhbürsten tun ihr Übriges. Der Laufboden ist aus Beton, in den Rillen gefräst wurden. Das mindert die Rutschgefahr. Etwaige Flüssigkeit kann sich absetzen, deshalb stehen die Tiere relativ trocken, was wiederum die Klauen freut.

Die neue Stallanlage ist für 259 Kühe ausgelegt, 236 Tiere sollen hier allerdings nur stehen. „Da gibt es keinen Stress, wenn sie nach einem freien Fress- oder Liegeplatz suchen“, weiß Grünert. Über automatisch steuerbare Jalousien regelt man das Stallklima mit. Die Tiere haben außerdem direkt am Stall Zugang zur Weide. „Kühe können so auch mal Regen, Wind oder Schnee spüren – solche Reize sind für sie sehr wohltuend.“

„Nichts von der Stange“ und Firmen aus der Region

Agrargesellschaft Jüchsen, Das Stallklimakonzept mit Austritt ist wie der Liegekomfort zentral für das Konzept des neuen Milchviehstalles.
Das Stallklimakonzept mit Austritt ist wie der Liegekomfort zentral für das Konzept des neuen Milchviehstalles.

Mit seinem Konzept konnte der Betrieb die Premiumförderung in Höhe von 40 % nutzen, die Thüringen für deutlich über den Standards liegende Haltungsbedingungen auf Antrag gewährt. Dennoch muss der Agrarbetrieb einen hohen Eigenanteil stemmen. Insgesamt wurden in die neue Anlage rund 1,7 Mio. Euro investiert. „Wichtig war, dass wir als Bauherr all unsere Ideen eins zu eins umsetzen konnten – wir wollten nichts von der Stange“, so Grünert.

Partner für die offene Hülle war ein Thüringer Stallbauspezialist aus Langewiesen – Firmen aus der Region wurden eingebunden. Die Übergänge im Stall sind großzügig ausgelegt. Offen – bzw. nur netzverspannt – ist auch das Giebeldreieck, sodass viel Licht einfällt.

„Wie die Frostsicherheit im Winter funktioniert, müssen wir sehen.“ Die Tränken sind durch eine Ringleitung, in der warmes Wasser zirkuliert, frostsicher. Die Entmistungsanlage kann auf Dauerbetrieb gestellt werden, was ein Einfrieren verhindert. „Wir wollten den Stall nicht passend für etwa zehn Tage im Jahr mit Extremfrost auslegen.“

Verbesserte CO2-Bilanz

Saniert werden soll auch der alte Stall und dann die hochtragenden Tiere aufnehmen. Das Melkkarussell könnte weiter seinen Dienst tun, doch es werde immer schwieriger, Ersatzteile zu beschaffen. „Hier müssen wir wohl über kurz oder lang auch noch investieren.“

Derzeit geben die Kühe im Mittel knapp 9.000 Liter Milch im Jahr. „Meist reagieren sie bei solch einer Umstellung und geben anfangs erst einmal weniger Milch. Doch diesen Einbruch hatten wir nicht“, ist Grünert froh. Für ihn und Herdenmanagerin Sabine Klee ein Beleg dafür, wie wichtig und richtig die Entscheidung zum Stallneubau war. Alleine durch die besseren Haltungsbedingungen werden noch ein paar Liter mehr erwartet.


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Dabei gehe es nicht um die Leistungssteigerung an sich, sondern um die Stabilisierung einer effektiven, nachhaltigen Milchproduktion über die besseren Haltungsbedingungen. „Die Kühe werden gesund älter und letztendlich entsteht aus den eingesetzten Futtermitteln mehr Milch.“

Auch die CO2-Bilanz verbessere sich dadurch. Das alles rechne sich aus Betriebssicht besser, als ständig die Herde erneuern zu müssen. Maximal könnte aufgestockt werden auf 350 Kühe. Mehr aber nicht. Denn diese Herdengröße passe vom Futteraufkommen zum Unternehmen und seiner Struktur. „Das Grünland wird mit der Milchviehhaltung erhalten und sinnvoll genutzt – die beste Art der Veredlung. Wir verzichten auf sämtliche Futterimporte.“ So habe man eine ausgewogene Produktion zwischen Betriebsfläche, Tierbestand und auch der Energieerzeugung über die Biogasanlage erreicht. Rund 1.300 ha Nutzfläche bewirtschaftet die Agrargesellschaft Jüchsen, bei der 20 Leute in Lohn und Brot stehen.

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Schäfer: „Wir lassen nicht locker!“

Ausstehende Gelder für den Herdenschutz sorgen für Unmut unter den Schäfern. Dies wurde auf der Versammlung des Schafzuchtverbandes am Freitag in Altlandsberg deutlich. Außerdem gab es einen Rückblick auf zwei Jahre Arbeit.

Von Wolfgang Herklotz

„Das Konzept zur Lösung des Problems Wolf hat nicht funktioniert. Wir haben der Landesregierung vertraut, und nun lässt sie uns im Regen stehen!“ Harsche Worte aus dem Mund von Knut Kucznik, dem Vorsitzenden des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg, auf dessen Mitgliederversammlung am Freitag vergangener Woche in der Erlengrundhalle von Altlandsberg.

Auf dem Gelände vor der Halle fand vor wenigen Wochen das Landesleistungshüten statt, nun traf sich hier der Berufsstand, um über aktuelle Probleme zu beraten und Bilanz zu ziehen. Thema Nummer eins: die ausstehenden Gelder für die Schutzmaßnahmen gegen Wolfsübergriffe und die damit verbundene aufwendige Unterhaltung. Insbesondere für die Anschaffung und Versorgung der Herdenschutzhunde müssen Schäfer tief in die Tasche greifen, doch die versprochene Erstattung der Kosten steht nach wie vor aus. Das sorgt für großen Unmut, wie Kucznik betonte.

Wolfsprävention: Kompliziertes Verfahren

Dabei schien vor Monaten noch die Angelegenheit auf einem guten Weg zu sein. Nach anfänglichen Widerständen gegen die Forderungen des Verbandes kam eine Regelung zwischen Bund und Land zustande, die eine Förderung der Wolfsprävention sichert.

Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe übernehmen Bund und Land zu 60 beziehungsweise 40 Prozent die Kosten für die Schutz- und Unterhaltungsmaßnahmen. „Der Rahmen ist damit gegeben. Doch das Problem besteht darin, das Geld rasch zu den Schäfern zu bekommen“, erklärte Dr. Frank Reichel, Leiter der Abteilung Naturschutz im Potsdamer Agrar- und Umweltministerium, den aufgebrachten Schäfern in Altlandsberg. Denn es handele sich um zwei verschiedene Fördertatbestände, die aus unterschiedlichen Quellen gespeist würden. „Bei der Prävention sind wir gut vorangekommen.“ Es wurden bislang 94 Anträge mit einem Umfang von rund einer Million Euro bewilligt. Doch es sind noch 200 Anträge offen.

Nicht vorangekommen sei man mit den Zahlungen für den Unterhalt, räumte Dr. Reichel auf der Mitgliederversammlung des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg ein. „Wir kriegen sie nicht mehr in diesem Jahr hin.“ Es sei derzeit nicht möglich, alle Fragen aus den umfangreichen Anträgen zu beantworten.

Gut besucht war die Veranstaltung in der Erlengrundhalle.
Gut besucht war die Veranstaltung in der Erlengrundhalle. (c) Wolfgang Herklotz

Wie kompliziert das Verfahren ist, zeigte sich in der Diskussion. So können die Schäfer sich erst dann Herdenschutzhunde anschaffen und die Belege für Futterkäufe einreichen, wenn sie die Bestätigung eines sogenannten vorzeitigen Maßnahmebeginns erhalten.

Zudem wurden erst Gelder für den Schutz vor Wölfen von den Gewässerunterhaltungsverbänden erstattet und dann wieder zurückgefordert. Was auch den Abteilungsleiter aus dem Ministerium überraschte. Sein Vorschlag an den Verband: „Wir setzen uns zusammen, um all diese Fragen zu bündeln und verständigen uns über das weitere Vorgehen.“ Reichel sicherte zu, dass die ausstehenden Gelder zur Auszahlung kommen. Doch weil es sich um Steuergelder handele, müsse auf Rechtssicherheit geachtet werden.

Verbandsvorsitzender Kucznik stimmte dem zu, stellte aber fest: „Wir müssen weiter diese dicke Bohle bohren!“ Man könne von den Schäfern nicht erwarten, dass sie Verständnis für die Situation aufbringen und gar zu Freunden des Wolfes werden. „Aber klar, wir müssen die Gesetzeslage einhalten!“


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Aktion und Auktionen

Im Anschluss trug er den Geschäftsbericht des Verbandes vor, coronabedingt für zwei Jahre. „2019 war das Jahr der Dürre und der katastrophalen Lämmerpreise!“ Zudem brach die Blauzungenkrankheit aus, sodass die Merinolandschaf-Elite und auch die Elite für Schwarzköpfige Fleischschafe und für Suffolks abgesagt werden mussten. Dafür fand die Merinofleischschaf-Elite und die Absatzveranstaltung in Kölsa statt. Zudem gab es zahlreiche Weiterbildungsveranstaltungen.

Als außerordentlich wichtig bezeichnete Kucznik, dass sich der Verband in die Volksinitiative „Mehr als nur ein Summen“ einbrachte. „Damit können wir uns als Weidetierhalter Gehör verschaffen!“ Auf der Habenseite steht ebenso, dass ein einheitlicher Vertrag für die Deichpflege und die Vergütung dafür ausgehandelt werden konnte.

Der Ausbruch von Corona im Jahr 2020 sorgte dafür, dass nicht nur die BraLa, sondern auch weitere für die Schäfer so wichtige Veranstaltungen ausfallen mussten. Dafür fanden ein digitaler Weidetag und die erste Internet-Auktion am 10. Juli statt, auf der gekörte Böcke verkauft wurden. „Wir sind stolz darauf, dass wir als einziger Verband in Deutschland das Landesleistungshüten am 6. September 2020 in Altlandsberg organisieren konnten!“

Alle Kraft ging in diesem Jahr in die Verhandlungen zur neuen Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Bezahlung des Herdenschutzes, betonte der Vorsitzende. „Wir lassen nicht locker!“ Er dankte allen Mitgliedern des Verbandes, deren Zahl sich zum Ende vergangenen Jahres auf 348 belief, 24 mehr als im Jahr davor.

Im Anschluss der Mitgliederversammlung des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg wurde die Aufnahme weiterer Rassen ins Zuchtbuch beschlossen, darunter die gefährdete Schafrasse Rouge de Rousillon. Nach der Wahl von fünf Mitgliedern in den insgesamt elfköpfigen Vorstand kam dieser zu einer kurzen Beratung zusammen. An der Spitze steht weiterhin Knut Kucznik.


Knut Kucznik (c) Heike Mildner

Schäfer Knut Kucznik mit Landes-Naturschutzpreis ausgezeichnet

Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel hat heute Schäfermeister Knut Kucznik aus Altlandsberg mit dem Naturschutzpreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet. mehr


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Auch im Spätherbst noch viel zu tun

Nach einer überragenden Silomaisernte freut sich der Landwirtschaftsbetrieb Schröter, Tilleda, auch über eine zusätzliche Ernte an Körnermais. Trotz der aktuell hohen Erzeugerpreise für Getreide und Raps wird die Freude durch die steigenden Betriebsmittelkosten gedämpft.

Das Jahr 2021 wird im Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Die Silomaisernte war so gut, dass ein Teil der Pflanzenbestände zur Körnernutzung stehen bleiben konnte. Der Drusch am vergangenen Montag war zugleich die letzte Erntearbeit in diesem Jahr. „Solche Maismengen habe ich noch nicht erlebt“, erzählt Betriebsleiter Jörg Schröter noch etwas ungläubig. Und obwohl alle Silos auf dem Hof randvoll gefüllt sind, wurde in der vorigen Woche noch einmal Futter geborgen – allerdings vom Grünland.

(c) Pascal Schröter

(c) Pascal Schröter

(c) Pascal Schröter

Futterernte außerordentlich hoch

Auf einem Großteil der Wiesen wurde noch der dritte Schnitt gemacht. Dieser brachte eine deutlich größere Menge an Gras wie in den trockenen Jahren zuvor. „Allerdings ist die Qualität nicht berauschend“, sagt der 53-Jährige. Deshalb werden die Quaderballen mit Anwelksilage, die auf dem Betriebshof in Folie gewickelt wurden, den Futterstock für die Welsh-Black-Fleischrinder ergänzen. „Wer weiß, was 2022 kommt“, sinniert Schröter zurückblickend: „Im Dürrejahr 2018 wären wir froh gewesen, diese Futterreserven zu haben.“

Die Futterernte ist im Betrieb insgesamt außerordentlich hoch ausgefallen. Einen Wermutstropfen gibt es dennoch: „Die Milchkühe melken nicht ganz so gut, obwohl sie gesund und fit sind“, schränkt der Züchter ein. Offenbar fehlt es den Silagen aus den witterungsbedingt massigen Futteraufwüchsen etwas an innerer Qualität, wie die Leistungen der Kühe zeigen.

Pascal Schröter
Junglandwirt Pascal Schröter führte letzte Herbizidmaßnahmen im Wintergetreide durch. (c) Detlef Finger

Der jetzt erfolgte „Wiesenputz“ vor dem Winter war nötig, damit im kommenden Frühjahr ein qualitativ hochwertiger erster Schnitt heranwachsen kann. „Insofern stand nur die Abwägung: mähen oder mulchen“, erklärt Jörg Schröter, wohlwissend, dass Ernte und Einlagerung Zeit und auch Geld kosten. Der Betriebsleiter entschied sich letztlich für die Futtergewinnung.

Hohe erzeugerpreise nicht nur positiv

Ein Teil des abgeernteten Grünlandes wurde mit Rindergülle gedüngt. Diese Arbeit übernahm das Lohnunternehmen Weiß in Dienstleistung, auch weil der Termindruck im Betrieb jetzt im Spätherbst weiterhin hoch ist. Es wurde aber nur so viel von diesem Wirtschaftsdünger ausgebracht, dass die Stapelkapazitäten bis zum Frühjahr ausreichen. Dann sollen die Getreidebestände über die Gülle mit Nährstoffen für den Start versorgt werden. „Wer weiß, wie dann die Verfügbarkeit bei Mineraldüngern sein wird und zu welchen Preisen“, sagt Schröter. Die derzeitige Kostenexplosion beim Mineraldünger werte die Gülle jedenfalls auf.

Ärgerlich ist der Betriebsleiter darüber, dass die derzeit hohen Erzeugerpreise für Getreide und Raps durch die Aufwärtsspirale bei den Betriebsmittelkosten aufgefressen werden. „Da ist die Freude an den besseren Erlösen gleich wieder verflogen.“ Die damit zugleich gestiegenen Futterkosten gehen zulasten der viehhaltenden Betriebe. „Der Milchauszahlungspreis muss deshalb steigen, sonst wird der Abbau der Kuhbestände noch stärker, als er ohnehin schon ist“, ist sich Jörg Schröter sicher.

Junglandwirt Pascal Schröter führte vorige Woche letzte Herbizidmaßnahmen im Wintergetreide durch. Der dritte Schnitt vom Dauergrünland wurde auf dem Hof in Folie gewickelt.
Der dritte Schnitt vom Dauergrünland wurde auf dem Hof in Folie gewickelt. (c) Pascal Schröter

Landwirtschaftsbetrieb Schröter: Sturmschäden schaffen arbeit

Die Aussaat der Herbstkulturen – Gerste, Weizen, Raps – ist in dem Südharzer Familienbetrieb abgeschlossen. Die größtenteils erst nach dem Starkregen gedrillte Ölfrucht leidet unter dem Rapserdflohbefall. Die zur Bekämpfung verfügbaren Mittel brachten wie vielerorts auch in Tilleda nicht den erforderlichen Erfolg. „Wir können nur auf die weitere Entwicklung der Witterung hoffen“, sagt Schröter. Im vorigen Herbst hätten die Rapsbestände super ausgesehen, zur Ernte dann aber nicht die erhofften Erträge gebracht. „Vielleicht kommt es 2022 andersherum“, will er die Hoffnung noch nicht aufgeben. Von Flächenumbrüchen hat Jörg Schröter auch wegen der Vorgaben der Düngeverordnung – der Winterraps wurde zum Teil mit Gülle versorgt – abgesehen.

Zusätzlichen Arbeitsaufwand im Betrieb verursachte unlängst Sturmtief Ignatz: An einem Stalldach waren Schäden zu verzeichnen. Zudem ließen die Orkanböen einige Pappeln an Feldrändern bewirtschafteter Flächen in den Gemarkungen Tilleda und Martinsrieth umstürzen oder Äste abbrechen. Das Holz holten Schröters Eltern und sein Schwiegervater zusammen mit Mitarbeiter Gerald Kürschner per Hand vom Acker, um die Feldkulturen nicht zu schädigen. Im stehenden Bestand würden liegen gebliebene Äste unweigerlich zu Schäden an den Maschinen und Geräten führen.

Gülledüngung mit Schleppschlauchtechnik durch das Lohnunternehmen Weiß
Gülledüngung mit Schleppschlauchtechnik durch das Lohnunternehmen Weiß. (c) Pascal Schröter

In diesem Zusammenhang wünscht sich Jörg Schröter verlässliche Regelungen seitens der Behörden zum Umgang mit Windschutzstreifen, die zu DDR-Zeiten gepflanzt wurden. Die Pappeln sind längst in die Jahre gekommen und sorgen bei Herbststürmen alljährlich für zusätzlichen Aufwand in einer für Landwirte ohnehin arbeitsreichen Zeit.



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Cossebauder Kartoffelacker: Alte Gärtnertradition im Elbtal

Anfangs kam der Anbau von Kartoffeln und Gemüse in der Lebensplanung von Albrecht Rößler nicht vor. Doch dann fand der 38-Jährige aus Cossebaude bei Dresden Gefallen an der Arbeit in der Natur auf dem „Cossebauder Kartoffelacker“.

Von Silvia Kölbel

Bis 2017 hatte Albrecht Rößler (38) aus Cossebaude im Elbtal, nahe Dresden, nichts mit Landwirtschaft zu tun. Trotzdem baut er nun schon seit vier Jahren gemeinsam mit seiner Freundin, Lisa Gräf, unter dem Firmennamen „Cossebauder Kartoffelacker“ Speisekartoffeln an.

Dieser Sinneswandel stellte sich mit den Überlegungen ein, etwas für den Erhalt der ursprünglichen Kulturlandschaft des Elbtals tun zu wollen, das von der gärtnerischen Nutzung der Flächen geprägt war. Albrecht Rößler ist Lehrer für Englisch und Geschichte. Von daher, von den Berichten innerhalb der Familie und teils noch vom eigenen Erleben als Kind und Jugendlicher ist ihm die Geschichte der 120 Jahre zurückreichenden Tradition des Gartenbaus vertraut.

Albrecht Rößler mit Kartoffeln auf dem Cossebauder Kartoffelacker
Lila Schale und Fleisch zeichnen die Sorte „Blaue Anneliese“ aus. © Silvia Kölbel

Sein Ururgroßvater hatte um die Jahrhundertwende eine Gärtnerei gegründet – genau an der Stelle, auf der jetzt Rößlers Knollen wachsen. Ihre Blütezeit erlebten diese Gärtnerei und viele weitere, die sich im Elbtal ansiedelten, erstmalig nach 1930, als bereits Rößlers Urgroßvater den Betrieb übernommen hatte.

In den 1960er-Jahren folgte die teilweise Enteignung. „Bei uns waren es die 50 Prozent meines Großonkels, der in den Westen geflüchtet war. Mein Uropa konnte den staatlichen Anteil zumindest teilweise wieder auslösen“, erzählt Rößler.

Schäden durch Flut

Noch vor dem Mauerbau verließen viele Gärtner der Region das Elbtal Richtung Papenburg im Emsland, das noch heute von der damaligen gezielten Ansiedlung umgesiedelter Gärtner profitiert, während die Gebäude im Osten, vor allem nach der Wende, dem Verfall preisgegeben waren.

„Auf dem gesamten Gelände hier standen bis 1990 noch Gewächshäuser aus den 1930er-Jahren – Stahlgerippe mit Holzsprossen und große Felder mit Frühbeetkästen“, so Rößler. Die alten Gebäude waren bis unters Dach vollgestellt mit ebenso alter Technik. Nach der Wende sei zudem der Absatz in den Gärtnereien eingebrochen. „Das Hochwasser 2002 hat vielen alten Gebäuden den Rest gegeben“, erinnert sich Rößler noch gut an das Bild der Verwüstung und Zerstörung. Die heute noch existierenden Nachbargärtnereien beschäftigen sich vornehmlich mit Zierpflanzen.

Für den damals 19-jährigen Rößler gab es 2002 angesichts der Flutschäden keinen Grund, einen Gedanken an eine gärtnerische Ausbildung zu verschwenden. Ohne fachliche Ausbildung begann er somit vor vier Jahren, den Nebenerwerbsbetrieb aufzubauen. Heute wachsen bis zu neun Sorten Kartoffeln auf rund einem Zehntel der insgesamt 2,5 ha großen Fläche.

Gemüse über „Marktschwärmer“ vermarktet

Aus Fruchtfolgegründen rotieren die Knollen im Fünfjahresrhythmus auf dem Areal. Auf den übrigen Schlägen baut Rößler vornehmlich Luzerne oder Kleegras an oder er legt Blühflächen an. Seit diesem Jahr wuchsen auch Kürbisse, Zwiebeln und Knoblauch auf dem Cossebauder Kartoffelacker. Den Aufwuchs des Ackerfutters trocknet und presst der Landwirt für seine kleine, zehnköpfige Schafherde, die auch zum Nachweiden der abgeernteten Flächen zum Einsatz kommt.

Ihr Gemüse vermarktet das Paar im Hofladen einer benachbarten Gärtnerei und über die Online-Plattform „Marktschwärmer“. An einer zentralen Verteilstelle holen die Kunden ihre Bestellung bei einem sogenannten Gastgeber ab. „Das ist für uns eine sehr praktische Form der Direktvermarktung. Wir packen ab, was bestellt ist, und liefern an“, sagt Rößler.

Dürre und Unkraut auf dem Cossebauder Kartoffelacker

Albrecht Rößler vom Cossebauder Kartoffelacker mit Kartoffeln
In Tüten verpackt, gehen Rößlers Kartoffeln zu den „Marktschwärmern“. © Silvia Kölbel

Obwohl ihr Betrieb keinem Anbauverband angehört und auch keine EU-Biozertifizierung hat, verzichten die Nebenerwerbslandwirte auf chemischen Pflanzenschutz. Da drei der letzten vier Jahre durch Trockenheit geprägt waren, gab es ohnehin eher ein Wasser- denn ein Unkrautproblem. Rößler baute deshalb im vorigen Jahr eine Wasserleitung, um seinen Acker zu bewässern.

Diese hat seit ihrer Fertigstellung im Frühjahr noch keine Tropfen Wasser gesehen, da die diesjährigen Niederschläge ausreichten. Dafür machten sich nun Wildpflanzen zwischen den Kartoffeln, Zwiebeln und Kürbissen breit. „Drei Wochen vor der Zwiebelernte habe ich den Kampf gegen das Unkraut verloren“, räumt Rößler ein. Zu diesem Zeitpunkt schadete der Wildwuchs aber nicht mehr. Mit der Zwiebel- und Knoblauchernte war Rößler zufrieden.

Queckenproblem auf dem Kartoffelacker

Allerdings gibt es im Kartoffelacker ein Queckenproblem. „Bei den zuerst geernteten Sorten machten sich die Quecken noch nicht störend bemerkbar“, sagt der junge Mann. Doch durch die Knollen, die bis Ende September in der Erde liegen blieben, bohrte das hartnäckige Unkraut seine unterirdischen Ausläufer.

Da weder Albrecht Rößler noch seine Partnerin Lisa, die aus der Stadt kommt und in ihrem Hauptberuf einem Bürojob nachgeht, über landwirtschaftliche Vorkenntnisse verfügen, ist das Bewirtschaften des Ackers ein ständiger Lernprozess.

Den meistert Rößler auch dank vieler Freunde aus der Nachbarschaft, die Gärtnereien betreiben. Auch sein inzwischen verstorbener Großvater, ein gelernter Gärtnermeister, war ihm ein guter Ratgeber, der sich allerdings ein wenig über die Initiativen seines Enkels wunderte. Hatte dieser doch einen auskömmlichen Beruf, ohne all die Probleme, die das Arbeiten in und mit der Natur mit sich bringt.

Traktoren vom Cossebauder Kartoffelacker
Zwei alte Traktoren werden für die Feldarbeiten auf dem Cossebauder Kartoffelacker eingesetzt. In Tüten verpackt, gehen Rößlers Kartoffeln zu den „Marktschwärmern“. © Silvia Kölbel

Doch Albrecht Rößler sagt: „Ich fühle mich der Arbeit meiner Vorfahren und dem Erhalt dieser Kulturlandschaft verpflichtet.“ Die Betätigung an der frischen Luft tue ihm gut. „Wirkliche Erfolgserlebnisse habe ich hier, wenn ich ernten kann, was ich angebaut habe, oder wenn ich den Schaltplan der Traktorelektrik endlich verstanden habe. Interessiert hat mich diese Tätigkeit schon immer, auch wenn ich nie auf die Idee gekommen bin, einen Beruf daraus zu machen. Aber schon beim Hochwasser 2002 wollte ich unbedingt die Siemens/Bungartz-Fräse K5 meines Urgroßvaters retten.“

Alte Technik im Einsatz

Diese Geräte lösten in den 1930er-Jahren die Pferde ab. Man konnte damit den Boden in den Gewächshäusern bearbeiten. Zwei solcher alten Fräsen hat Rößler deshalb gekauft. Sie sind funktionstüchtig und kommen ab und zu zum Einsatz.

Den Umgang mit seinen beiden Oldtimer-Traktoren eignete sich Rößler selbst an. Statt Handarbeit übernahm dieses Jahr zudem ein alter Siebkettenroder die Ernte der Kartoffeln, und auch das Sortieren möchte er mithilfe älterer Technik, die für seine Zwecke ausreichend sei, vereinfachen.

Rößler probiert jedes Jahr ein paar neue Kartoffelsorten aus. Manche funktionieren auf seinem Boden, manche nicht. Auch die Kundenakzeptanz sei unterschiedlich. Im Moment sei der Sortenmix aus „Blaue Anneliese“, „Heiderot“ und „Heidemarie“ der Bestseller. Viele Kunden bevorzugen dagegen auch gängige gelbschalige Sorten.


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Landmaschinenmechatronik: Ein Handwerk digitalisiert sich

Der Wandel ist stetig. Auch der Beruf des Land- und Baumaschinenmechatronikers ist heute ein anderer als noch vor 20 Jahren. Erfolgreich Nachwuchs finden und ausbilden lautet das Ziel. Wie das klappt, haben wir den Experten Helmut Rothe gefragt.

Das Gespräch führte Erik Pilgermann

Das Berufsbild des Landmaschinenmechanikers hat sich in den letzten 20 Jahren stark gewandelt. Früher war es der Schlosser, der den Traktor reparierte. Heute ist es der Mechatroniker. Die Anforderungen an Auszubildende sind hoch, ebenso an die Ausbildungsstätten unseres dualen Systems. Ist das Ausbildungsmodell von heute den Anforderungen von morgen gewachsen?
Rothe: Der Beruf des Land- und Baumaschinenmechatronikers ist in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden. Natürlich haben sich die Anforderungen mit den Jahren stark gewandelt. Aber das sehen wir positiv. Denn Stillstand ist bekanntlich ein Rückschritt.

Heute sprechen wir von einem Handwerksberuf, in dem die Digitalisierung so weit vorangeschritten ist, wie in kaum einem anderen Beruf. Selbstverständlich müssen dazu Statuten angepasst und Ausbildungsinhalte stetig geprüft und novelliert werden. Doch auch hier sind wir am Puls der Zeit. Aktuell erarbeitet der LandBauTechnik-Bundesverband, gemeinsam mit seinen Verbundpartnern, unter dem Titel „LBT Forward“ ein innovatives Berufslaufbahnkonzept, um die Aus- und Weiterbildung auch in Zukunft attraktiv zu halten und die Durchlässigkeit zu anderen Bildungsgängen zu erhöhen.

Erfreulich ist zudem, dass wir seit Juni die laut Handwerksordnung einheitliche Bezeichnung Land- und Baumaschinenmechatroniker-Handwerk und den Titel Land- und Baumaschinenmechatroniker-Meister haben.

Helmut Rothe im Portrait
Helmut Rothe ist Präsident des Landesverbandes der Fachbetriebe Landtechnik und Metallverabeitung Brandenburg e. V. (c) privat

Vor allem in den Berufsschulen herrscht ein Mangel an kompetenten Lehrkräften. Gab es vor Jahren noch viele, fundiert ausgebildete Fachlehrer mit Bezug zur Praxis, so sind heute eher „Allrounder“ gefragt, denn der Lehrermangel reißt viele Lücken in den Stundenplan. Wie gehen Sie als Verband mit diesem Thema um?
Den Mangel an ausgebildeten Fachlehrern an den Oberstufenzentren zu bekämpfen, ist eine zentrale Aufgabe des Landesbildungsministeriums (MBJLS) gemeinsam mit den Verantwortlichen der Landkreise in Zusammenarbeit mit unserem Handwerk.

Eine vorausschauende Planung für die Nach- und Neubesetzung der Stellen in den Berufsschulen und den überbetrieblichen Ausbildungsstätten ist für die weitere qualitativ hochwertige Ausbildung von zentraler Bedeutung. Das ist eine gute Gelegenheit für eine Karriere junger Meister, als praxiserfahrene Lehrer an unseren Oberstufenzentren einzusteigen. Das Gleiche gilt auch für die Ausbilder an den Bildungszentren der Handwerkskammern.

Unser Landesverband der Fachbetriebe Landtechnik und Metallverarbeitung Brandenburg zum Beispiel und unsere Innung Land- und Baumaschinentechnik Berlin und Brandenburg unterstützen gemeinsam die Oberstufenzentren und Handwerkskammern bei der Suche nach geeignetem Fachpersonal für die Ausbildung. Wir haben in unserer Region steigende Ausbildungszahlen im Handwerksberuf Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in. Jedes Jahr schließen zwischen 70 und 80 junge Menschen ihre Ausbildung mit dem Gesellenbrief ab. Der aktuelle Bedarf der Branche liegt allein in unserer Region bei jährlich 100 und zukünftig bei 150 Auszubildenden pro Jahr.

Abbildung zu den Auszubildenden Land- und Baumaschinenmechatronikern pro Betrieb
Anzahl der Auszubildenden pro Betrieb in Deutschland

Wie sollte effektive Ausbildung in der Zukunft nach Ihrer Meinung aussehen?
Fest steht, wir wollen ja keine Teiletauscher, sondern kompetente Fachkräfte, Mitarbeiter eben, die selbstständig agieren können. Gleichzeitig gibt es weiterhin die klassischen Arbeiten in der Werkstatt, wie zum Beispiel die Metallbearbeitung. Die Bandbreite in unserem Beruf ist groß.

Eine der größten Herausforderungen für die Aus- und Weiterbildung liegt sicher in den großen und schnellen Veränderungen in den Unternehmen der Branche. Viele Veränderungen betreffen elektronische oder digitale Systeme. Themen wie beispielsweise Smart Farming, selbstfahrende Systeme, die Konnektivität zwischen Fahrzeugen und Maschinen oder Remote-Services werden weiter an Bedeutung zunehmen und müssen in die Ausbildung integriert werden.

Trotz aller Moderne und Spezialisierung bedingt der Beruf Grundlagenwissen und Fertigkeiten in vielen Bereichen. Diese Vielfalt können Ausbildungsbetrieben heute oft nicht bieten. Wie stehen Sie zur zentralisierten und konzentrierten Ausbildung von Azubis in Ausbildungszentren?
Der Beruf gehört heute zu den vier am weitesten digitalisierten Berufen. Nach einer Umfrage unter Experten war er zuletzt auf einer Skala der interessanten Berufe auf Platz 2. Die Technologien sind hochmodern, die Einsatzbreiten riesig, die Chancen absolut zukunftsfähig. Gleichzeitig müssen diese Inhalte auch erlernbar bleiben. Das ist auf jeden Fall die Herausforderung der nächsten Jahre.

Abbildung zum Anteil von Frauen im Beruf Land- und Baumaschinenmechatronikerin nach Bundesländern
Anteil Mädchen an den Lehrverhältnissen in der Land- und Baumaschinenmechatronik nach Bundesländern 2020 (Bund: 2,24)

Könnte man diese Grundausbildung vielleicht an größere Betriebe oder Unternehmen in den Bereichen der Metallverarbeitung oder Fahrzeugtechnik angliedern, sozusagen Lehrwerkstätten etablieren, die nicht nur die Vielfalt des Berufes, sondern auch den Stellenwert der Arbeit erlebbar machen?
Das ist so nicht nötig und auch nicht zielführend, das gibt es nämlich schon: Im deutschen „dualen“ Ausbildungssystem gibt es den betrieblichen und den schulischen Teil. Was nicht jeder weiß: Die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) ist Teil der Ausbildung. Mit Zuschüssen von über 45 Millionen Euro fördert allein der Bund, hier das BMWI, die ÜLU in Deutschland über alle Gewerke jedes Jahr. Hinzu können Förderungen der Länder kommen. Mit den Zuschüssen soll ein Beitrag zu den von den Ausbildungsbetrieben zu tragenden Lehrgangs- und Unterbringungskosten geleistet werden. Damit soll die Fachkräftesicherung durch die Stärkung und den Erhalt der Ausbildungsbereitschaft und -fähigkeit der Handwerksbetriebe unterstützt werden.

Die Betriebe auch bei der Vermittlung schwieriger und zeitaufwendiger Ausbildungsinhalte zu unterstützen und eine gleichmäßig hohe Qualität des Berufsstands zu erreichen, ist ein weiteres Ziel. Gerade bei spezialisierten Betrieben kann nicht immer die in der bundesweit einheitlichen Ausbildungsordnung geforderte Maschinen- und IT-Technik im Tagesgeschäft vorgehalten werden. Daher werden die Auszubildenden eines Jahrgangs für einige Wochen zu speziell auf die Berufe abgestimmten ÜLU-Kursen an dafür besonders ausgestatteten und autorisierten überbetrieblichen Schulungsstätten für unser Handwerk zusammengezogen. Aktuell finden die unterstützenden Kurse an etwa 25 Schulungsstätten deutschlandweit, zwei davon in Brandenburg, statt.

Abbildung zum Anteil der Frauen im Beruf Land- und Baumaschinenmechatronikerin
Frauenanteil im Handwerksberuf Land- und Baumaschinenmechatroniker/in (in Prozent)

Nicht nur, aber vor allem im Handwerksbereich mangelt es an geeignetem Nachwuchs. Alle suchen, aber nur wenige finden Bewerber. Wer sind aus Ihrer Sicht die Auszubildenden der Zukunft und was empfehlen Sie Unternehmen, diese jungen Menschen zu erreichen?
Kaum ein Ausbildungsberuf ist so abwechslungsreich wie der des Land- und Baumaschinenmechatronikers. Wem handwerkliches Geschick im Blut liegt, bei wem neueste Technologien und digitale Hightech-Anwendungen Begeisterung auslösen, für diejenigen ist der Job des Land- und Baumaschinenmechatronikers genau passend. Denn sowohl in der Ausbildung als auch später als Geselle, geprüfter Servicetechniker oder Meister warten jeden Tag neue Herausforderungen.

Unsere Branchenkampagne „Starke-Typen“ erreicht dabei auch die Zielgruppe über den ländlichen Einflussbereich hinaus – und das immer erfolgreicher: Fast 9.000 junge Leute lernen aktuell bundesweit unseren Beruf, dahinter stehen jedes Jahr Steigerungen gegen jeden Trend in anderen Handwerksbranchen. Auch der Anteil weiblicher Auszubildender steigt kontinuierlich.

Wie schafft man es, junge Menschen dauerhaft für einen Beruf zu begeistern, der zwar hochinteressant, anspruchsvoll und vielseitig ist, aber auch Begeisterung, Einsatzbereitschaft und Durchhaltevermögen voraussetzt?
Die Pandemie hat noch einmal deutlich gezeigt, dass unser Beruf als vor- und nachgelagerter Bereich der systemrelevanten Landwirtschaft unglaublich wichtig ist. Wir sprechen daher nicht nur von einem Beruf, sondern einer Berufung. Die beste Ernte kann nur mit funktionstüchtigen Maschinen eingefahren werden. Wenn die Maschinen nicht laufen, dann bedeutet das nicht nur Einbußen für den Landwirt, auch die Versorgung der Bevölkerung ist gefährdet.

Noch bedeutender ist dieser Aspekt im Hinblick auf die Innenwirtschaft, dort müssen die Maschinen nicht nur saisonal ein paar Wochen, sondern 365 Tage im Jahr perfekt und reibungslos funktionieren, auch aus Tierschutzgründen.

Abbildung zu der Anzahl der Auszubildenden im Land- und Baumaschinenservice
Anzahl der Auszubildenden im Land- und Baumaschinenservice

Auch nach dem Ende der Berufsausbildung geht es spannend weiter. Abgestimmt auf die jeweiligen aktuellen Maschinen und Geräte, wird in jährlichen Schulungen Spezialistenwissen vermittelt. Dieses wird für eine fachgerechte Instandsetzung gebraucht. Es ist uns auch ein Anliegen, Fachkräfte zu binden. Ein Beispiel ist, das im vergangenen Jahr gegründete Versorgungswerk LandBauTechnik. Es bietet Betrieben und Mitarbeitern vielfältige Möglichkeiten. Diese betreffen beispielsweise den Umgang mit Überstunden oder die Einbindung und Absicherung der Familien der Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer.

Durch verschiedene Bausteine können dabei auf die Branche abgestimmte, individuelle Versorgungslösungen kreiert werden. Trotz alledem müssen unsere Unternehmen jederzeit für ein gutes Betriebsklima in jeder einzelnen Werkstatt sorgen, denn gut motivierte Mitarbeiter, die mit Freude ihren Beruf ausüben, sind die besten Botschafter für diesen interessanten Beruf, aber auch für den Ausbildungsbetrieb.

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Landjugendverband: Vorstand im Amt bestätigt

In Neubrandenburg fand kürzlich die die Vorstandswahl des Landjugendverbandes Mecklenburg-Vorpommern statt. Für das kommende Jahr will sich der Verband besonders dem Thema „Regionalität“ widmen.

Von Gerd Rinas

Bei der Vorstandswahl des Landjugendverbandes MV wurde Tobias Schröder, Geschäftsführer der Agrarhof Veelböken eG, für weitere zwei Jahre als Vorsitzender bestätigt. In den Vorstand gewählt wurden außerdem Steffen Thurow, selbstständiger Lohnunternehmer aus Behrenwalde, Daniela Walter, Öko-Kontrolleurin aus Groß Upahl, die Grabowerin Annely Ihde, Geschäftsführerin des Bauernverbandes Ludwigslust, und Landwirt Thomas Becker, Sonnenberg.


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Wie der Verband weiter mitteilte, haben Mitglieder 2021 über 200 Nistkästen gebaut, Blühwiesen angelegt, Obstbäume gepflanzt und andere Projekte zur Artenvielfalt angepackt. „2022 wird sich alles um „Regionalität“ drehen, kündigte Tobias Schröder an. Der Verband startet sein Projekt „Greenbox“. Holzkisten sollen mit Produkten bzw. Infos aus der Region gefüllt werden. Auf einer Zukunftswerkstatt Anfang 2022 wollen die Ortsgruppen ihre Boxen vorstellen und sich über die damit verbundenen Fragen austauschen.

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Ein guter Brandenburger Jahrgang

310 von 379 Auszubildenden in den grünen Berufen haben ihre Prüfungen im zweiten Corona-Jahr erfolgreich absolviert. Ende September erhielten sie von Staatssekretärin Silvia Bender ihre Zeugnisse.

Von Heike Mildner

Nach ihrer dreijährigen dualen Ausbildung haben in diesem Herbst 360 Auszubildende in den grünen Berufen ihre Zeugnisse erhalten. Nachdem im vergangenen Jahr die Übergabeveranstaltungen wegen der Pandemie ausfallen mussten, waren sie in diesem Herbst wieder möglich.

Agrarstaatssekretärin Silvia Bender übergab am 22. September in Paaren im Glien die Zeugnisse des für die Anerkennung von Berufsabschlüssen zuständigen Landesamts für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF). Auch in Eberswalde und Cottbus fanden Zeugnisübergaben statt.

Trotz Corona gleiche Anforderungen

Bender würdigte die besonderen Leistungen des Jahrgangs: Trotz erschwerter Bedingungen durch Corona lag der Anteil der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen höher als in den Vorjahren. Zugleich verwies Bender auf die Herausforderungen durch den sich zuspitzenden Fachkräftemangel. „Ich gratuliere allen Absolventinnen und Absolventen zu ihrem erfolgreichen Abschluss und wünsche Ihnen für den nächsten Lebensabschnitt alles Gute. Der hohe Anteil der bestandenen Abschlüsse trotz Pandemiebedingungen – und das möchte ich ausdrücklich betonen – unter den gleichen Anforderungen wie in den Jahren zuvor zeigt Ihre besondere Leistung und verdient Respekt.“

Feierliche Übergabe der Zeugnisse

Bei der feierlichen Übergabe verlieh Staatssekretärin Silvia Bender Berufsschulzeugnisse für Landwirtinnen und Landwirte, Tierwirtinnen und Tierwirte, Gärtnerinnen und Gärtner, Fachkräfte im Agrarservice und Pferdewirtinnen und -wirte.

Außerdem erhielten Absolventinnen und Absolventen mit Behinderungen in den Berufen als Helferinnen und Helfer im Gartenbau, Landwirtschaftshelferinnen und -helfer sowie Hauswirtschaftshelferinnen und –helfer ihre Zeugnisse.

An der Verleihung nahmen neben den Absolventinnen und Absolventen auch zahlreiche Ausbildungsberater, Ausbilder, Berufsschullehrer, Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaft sowie berufsständischer Verbände, Eltern und Angehörige teil.

Insgesamt umfasst der grüne Bereich in Brandenburg 5.566 Landwirtschaftsbetriebe, inklusive Gartenbau, mit 36.505 Arbeitskräften, die sich steigenden Anforderungen durch die Marktsituation, aber auch aus immer wichtiger werdenden Aspekten hinsichtlich Tierschutz, Transparenz der Nahrungsmittelproduktion, Beiträge zur Landschaftspflege und Umweltschutz, stellen.

Staatssekretärin Silvia Bender: „Die Absolventinnen und Absolventen haben jetzt das Wissen, um in der Landwirtschaft mit der Natur, mit Tieren und Pflanzen verantwortungsvoll umzugehen und zu wirtschaften. Ich hoffe sehr, dass sie diese Kenntnisse und das Fachwissen in Brandenburg einsetzen werden und gute und interessante Angebote für den weiteren Weg erhalten.“

gute perspektiven im agarbereich wichtig

Die Staatssekretärin wies aber auch auf den sich künftig zuspitzenden Fachkräftemangel hin. „Während der Corona-Pandemie sind die Ausbildungszahlen in den grünen Berufen leicht gestiegen. Das zeigt, dass sich viele junge Menschen für die Erzeugung von Lebensmittel, die Arbeit und das Wirtschaften mit und in der Natur und mit Tieren begeistern. Wir brauchen aber auch weiterhin motivierte junge Leute und Ausbildungsbetriebe, die sich auf die Bewerbersituation einstellen. Wichtig sind Perspektiven im Agrarbereich, gute Arbeitsbedingungen und nicht zuletzt eine angemessene Bezahlung. Deshalb werden wir auch weiterhin unsere Möglichkeiten auf Landesebene nutzen, um für eine gute Ausbildung und das Ziel der Fachkräftesicherung zu arbeiten“, so die Staatssekretärin.


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Durchfallerquote bei Landwirten zu hoch

Die Durchfallerquote bei Land- und Tierwirten ist zwar im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (2020 hatten 28 % der Landwirte und 32 % der Tierwirte ihre Prüfungen nicht bestanden), aber immer noch so hoch wie in den Jahren zuvor und kein Grund zur Zufriedenheit. Beim 2. Märkischen Ausbildertag war von den Betrieben besonders eine bessere Zusammenarbeit zwischen Berufsschule und Betrieb angemahnt worden.

Knackpunkt bei den Prüfungen sei regelmäßig das Fach „Wirtschaft und Soziales“ (WiSo), in dem man eigentlich Punkte sammeln, aber auch viele Punkte verlieren könne, kommentiert Meike Mieke, Bildungsreferentin beim Landesbauernverband (LBV). Der Bauernverband Südbrandenburg arbeite daher im Unterausschuss WiSo bei der Zuständigen Stelle berufliche Bildung mit, um in der Lern-App „AgrarQuiz“ Fragen aus dem WiSo-Prüfungskomplex so aufzubereiten und anzubieten, dass die jungen Leute sich besser auf sie vorbereiten können.

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Wolfsmanagement an Risszahlen orientieren

Besonders für die Schafhaltung spielt ein effektives Wolfsmanagement in Sachsen-Anhalt eine große Rolle. Hier wolle man sich zukünftig an den Risszahlen orientieren.

Das Wolfsmanagement in Sachsen-Anhalt müsse sich an den tatsächlichen Risszahlen orientieren, erklärte der CDU-Landtagsabgeordnete Alexander Räuscher am 21. Oktober mit Verweis auf die Mitgliederversammlung des Landesschafzuchtverbandes.

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Diese habe gezeigt, dass sich die Schäfer bei der Regulierung der Wolfspopulation durch die bisherige Landesregierung mit Umwelt- und Agrarministerin Claudia Dalbert (Grüne) nicht ernst genommen fühlten. Entgegen den anderslautenden Behauptungen würden die Risszahlen in den Herden nicht sinken. Vielmehr würden Vorfälle wegen der bürokratischen Hürden nicht mehr gemeldet werden. Das Ergebnis sei eine hohe Riss-Dunkelziffer.

Modelle zur bestandeskontrolle

Räuscher kündigte an, sich im Agrar- und im Umweltausschuss des Landtages dafür einzusetzen, dass die Aufnahme des Wolfes in das Landesjagdrecht und dessen Eingruppierung in Anhang V der FFH-Richtlinie angestrebt werde.

Dazu sei es erforderlich, zusammen mit den Fachverbänden die Leitlinie Wolf zu überarbeiten und eine Bejagungsstrategie mit konkreten Abschussplänen und Modellen zur Bestandskontrolle zu entwickeln.

Ebenso seien realistische Zahlen zur Wolfspopulation nötig statt bisheriges „Kleinrechnen“ durch das Wolfskompetenzzentrum Iden. Festgehalten werden müsse an der Entbürokratisierung und schnellen Bearbeitung beim Entschädigen von Tierhaltern.

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