Bildungsernte mit Höchsterträgen

Beim „Bestentreffen“ in Dresden zeichnete das Landwirtschaftsministerium die in diesem Jahr erfolgreichsten Absolventen einer Ausbildung in den grünen Berufen aus.

In diesem Jahr gab es die Urkunde wieder mit Handschlag: In Dresden hat das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SME-KUL) kürzlich die 39 besten Auszubildenden in den grünen Berufen des Abschlussjahrgangs 2021 und zugleich die neun besten Ausbildungsbetriebe ausgezeichnet. „Es hat uns sehr gefreut – und es war uns auch sehr wichtig –, dass wir dieses Treffen in Präsenz stattfinden lassen konnten“, so Dr. Ulrike Dornwell, Referentin für Bildung im SMEKUL.

Im Vorjahr musste das sogenannte Bestentreffen pandemiebedingt ausfallen, stattdessen wurden die Urkunden an die besten Auszubildenden verschickt.

den notwendigen Nachwuchs gewinnen

In Dresden gratulierte Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) nun Absolventen und Betrieben persönlich. Er brachte seine Anerkennung für die herausragenden Leistungen zum Ausdruck, die von den Auszubildenden und den Betrieben unter schwierigen Bedingungen erbracht worden seien.

Mit Interesse, Engagement und Fleiß hätten die jungen Fachkräfte die „Ernte“ ihrer Ausbildung eingefahren. „Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau und Ernährungswirtschaft leben von gut ausgebildeten Fachkräften“, betonte der Minister. „Sie sind eine wesentliche Grundlage für betrieblichen Erfolg und für die Wettbewerbsfähigkeit der Branche.“ Günther sagte weiter, Freistaat gemeinsam mit der Branche arbeiten und die Ausbildungsqualität weiter optimieren.

Wichtig sei zudem die Berufsorientierung, um den notwendigen Nachwuchs zu gewinnen. In dieser Hinsicht gab es nach Auskunft der Zuständigen Stelle im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) zwar zuletzt stabilere Zahlen und im Bereich der Landwirtschaft sogar einen leichten positiven Trend. Dennoch besteht weiterhin Handlungsbedarf, um Nachwuchs für die in nächster Zeit ausscheidenden Fach- und Führungskräfte zu gewinnen.

Die beste Landwirte und Tierwirte des Jahrgangs bei der Gratulation. Ein gemeinsames Bild aller Jahrgangsbesten war aufgrund der Hygienebestimmungen nicht möglich.
Die beste Landwirte des Jahrgangs bei der Gratulation. Ein gemeinsames Bild aller Jahrgangsbesten war aufgrund der Hygienebestimmungen nicht möglich. (c) Ute Lindner (SMEKUL)

Sachsen aktuell

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Ehrung des besten ausbildungsbetriebes

Bleibt man im Bild und betrachtet den Ausbildungsabschluss als Ernte, dann haben die beim „Bestentreffen“ geehrten Auszubildenden Höchsterträge „eingefahren“. Ausgezeichnet werden die drei Absolventen jedes Berufes mit der besten Abschlussnote, sofern diese besser als 2,0 ist.

Die besten Ausbildungsbetriebe, die aller zwei Jahre gekürt werden, werden hingegen von einer aus Mitgliedern des Berufsbildungsausschusses bestehenden Jury bewertet. Der Wettbewerb „Bester Ausbildungsbetrieb“ findet aller zwei Jahre statt.

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Top-Leistungen in einer schwierigen Situation

Aktuelle Zahlen zur Milchviehhaltung legte der Landeskontrollverband auf seiner Hauptversammlung in Cobbelsdorf vor. Geradezu beängstigend ist die weitere Abnahme der Zahl der Betriebe und des Kuhbestandes.

Ungewöhnlich spät, aber am gewohnten Ort, fand die diesjährige Hauptversammlung des Landeskontrollverbandes für Leistungs- und Qualitätsprüfung (LKV) statt. Coronabedingt wurde statt im Februar erst Anfang Oktober in Cobbelsdorf Bilanz für das Vorjahr gezogen.

LKV-Vorsitzender Carsten Behrens skizzierte zunächst die anhaltend schwierige Situation der Milcherzeugung. Viele Betriebe sähen darin keine Zukunft mehr. Neue Impulse für die Landwirtschaft erhofft sich der Verbandschef nach den Wahlen auf Landes- und Bundesebene. Die Branche brauche verlässliche Rahmenbedingungen, Zukunftsinvestitionen und auskömmliche Preise.

Förderung fortsetzen

Der LKV wolle seinen Mitgliedern und der Politik für deren Entscheidungen auch künftig objektive Daten an die Hand geben. Insofern appellierte Behrens für eine Fortsetzung der Förderung der seit 2014 laufenden Erhebung von Daten zur Gesundheit und Robustheit (GERO) bei den Nutztieren.

Agrarstaatssekretär Gert Zender sagte, das Land werde den Betrieben diese zur Flankierung und Unterstützung anbieten – neben der Agrarinvestitions- und der Beratungsförderung. Ein wichtiges Anliegen sei dem Wirtschafts- und Agrarministerium zudem der weitere Ausbau des Zentrums für Tierhaltung und Technik der LLG in Iden zum Kompetenzzentrum.

Nach dem vorjährigen personellen Wechsel in der Geschäftsführung trug erstmals Dr. Hans-Jörg Rösler den Geschäftsbericht vor. Er bezifferte die Zahl der Mitglieder in der 2020er-Milchkontrolle (MLP) auf 288 (- 24 zu 2019), in den Kontroll- und Beratungsringen (KBR) auf 151 (+ 6 zu 2019).

Im Jahr 1998 seien es noch 816 MLP- bzw. 87 KBR-Betriebe gewesen. Die Tendenz gehe in Richtung weiterer Betriebsaufgaben in der Milchproduktion. Zum Ende des Prüfjahrs 2019/2020 standen hierzulande noch 98.768 Kühe in der Leistungsprüfung, das waren 5,3 % weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Betriebe war sogar um acht Prozent rückläufig – doppelt soviel wie im Bundesschnitt.

Plus für 2021 erwartet

Die mittlere Herdengröße pro Betrieb lag zuletzt bei 347 Kühen. Die durchschnittliche Milchleistung in konventioneller Haltung betrug 2020 hierzulande 10.030 kg. In den Ökobetrieben (2.161 Kühe) waren es 7.554 kg Milch pro Tier.

Sachsen-Anhalt liege damit im bundesweiten Ranking auf Platz drei – nur knapp hinter Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Auch 2021 werde hierzulande ein Plus bei der Milchleistung zu Buche stehen, abschließende Zahlen lägen allerdings noch nicht vor, sagte der LKV-Geschäftsführer. Unter Verweis auf die im Land erhobenen GERO-Daten konnte Rösler für die hiesigen Kühe für 2020 eine mittlere Nutzungsdauer von 35,5 Monaten und eine Lebensleistung der gemerzten Tiere von 28.931 kg Milch konstatieren. Zur Eutergesundheit sagte er, 57,5 % der Kühe weisen weniger als 100.000 somatische Zellen pro ml Rohmilch auf, weitere 17,5 % bleiben unter 200.000 Zellen/ml.

Bei den Mitgliederzahlen der Kontroll- und Beratungsringe vermeldete Rösler einen beständigen Zuwachs für den KBR Schaf- und Ziegenhaltung (auf 104), Konstanz beim KBR Rindermast (34; Rück-gang Mastbullenhaltung, Einbindung Mutterkuhhalter) und einen Rückgang beim KBR Schwein (13) durch Aufgabe dieser Tierhaltung.

Hoftorschilder für die besten Betriebe
Als beste LKV-Betriebe mit einem Hoftorschild geehrt wurden für das Jahr 2020 in dieser Reihenfolge: die LLG Iden (403 Kühe), die Güldenpfennig & Wollert GbR, Gohre (131), Hans-Ulrich Salomon, Orpensdorf (108), die Heideagrar Söllichau GmbH (236), die Räcke GbR, Räckendorf (105), die Francke GbR, Bösdorf (96), die MP Meyendorf KG (790), die Güldenpfennig & Herrmann GbR, Dahrenstedt (406), und die Seydaland Rinderzucht GmbH (2.625). Basis hierfür ist ein nach einem Kriterienkatalog ermittelter Index.

LKV: Vorstand neu gewählt

Diskutiert wurde über die neue Rohmilchgüteverordnung. Unterschiedliche Hemmstofftests in Betrieben, Molkereien und LKV-Laboren bergen ein erhöhtes Schadenrisiko für die Landwirte, machte Katrin Seeger, Geschäftsführerin der Erzeugergemeinschaft für Milchproduzenten, Haldensleben, deutlich (mehr dazu demnächst).

Bei turnusmäßig anstehenden Wahlen zum Vorstand wurden Jürgen Riemschneider, Rainer Schulze und Christian Wolff wiedergewählt. Für Björn Stahr, der nicht wieder kandidierte und mit gebührendem Dank verabschiedet wurde, vertritt künftig Jörg Franz die KBR im Vorstand des LKV.

Eine besondere Auszeichnung wurde Dr. Lothar Döring zuteil. Der Geschäftsführer, der den LKV vor 31 Jahren mitbegründete und dessen Geschicke bis zum vorigen Herbst lenkte, wurde für seine großen Verdienste um den Verband zum Ehrenmitglied ernannt. Vorsitzender Behrens stellte in der Laudatio u. a. Dörings sehr diplomatische, erfolgreiche „Außenpolitik“ sowie dessen fachkompetente Mitarbeit in nationalen und internationalen Gremien heraus, die sowohl ihm als auch dem LKV große Anerkennung bescherten.

Die Tagung rundete ein Vortrag von Bernd Lührmann, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, ab, der einen kurzweiligen, interessanten Ausblick auf die Milcherzeugung in der Zukunft gab.

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Zwischenspiel mit Rispen

Im brandenburgischen Wölsickendorf wurde in diesem Jahr extensive Körnerhirse angebaut. Der Praxisversuch zeigt das Potenzial der Kultur, aber auch die Schwierigkeiten.

Von Erik Pilgermann

Fotos: Carsten Schleinitz, Sabine Rübensaat

Fragen stellen ist das eine, Antworten finden das andere. Immer wieder taucht die Frage nach Anbaualternativen auf. Welche Kultur lässt sich mit vorhandener Technik gewinnbringend in bestehende Fruchtfolgen integrieren? Kann sich die Pflanze mit den Wetterunbilden hiesiger Breitengrade arrangieren? Und vor allem: Ist ein angemessener Pflanzenschutz möglich? Drei Fragen, auf die es mindestens drei Antworten geben sollte. Aber beginnen wir vorn. Vielfalt ist Pflicht, doch die Möglichkeiten, als Ackerbaubetrieb sein Anbauspektrum zu erweitern, sind überschaubar. Obst, Gemüse oder Spargel passen nicht zur Drillmaschine und dem Mähdrescher.

Produktive Nische

Hier kommt die uralte Kultur Körnerhirse ins Spiel. War es bei den Gebrüdern Grimm noch der süße Hirsebrei, der unermüdlich aus dem Töpfchen quoll, ist Hirse heute vor allem für die Nutzung als Gärsubstrat (Zuckerhirse oder Sorghum), aber auch für die Nutzung der Körner als Vogelfutterkomponente bekannt.

Carsten Schleinitz aus dem brandenburgischen Wölsickendorf ist seit Jahren im Agrarhandel unterwegs. „Vor ein paar Jahren stieg die Nachfrage nach Hirse für Wintervogelfutter. Ich konnte hier jedoch keine Ernteware finden. Fündig wurden wir schließlich in Ostpolen. Jenseits der Oder wird nämlich traditionell viel Körnerhirse angebaut“, so Schleinitz. Die umfassenden Einschränkungen der letzten zwei Jahre weckten den Gedanken, ob sich ein Anbau nicht auch in Deutschland realisieren ließe. Er erklärt: „Leider wurde die Körnerhirse in Deutschland das letzte Mal in den 1930er-Jahren züchterisch bearbeitet. Deshalb habe ich Kontakt mit dem polnischen Züchterhaus HR Smolice aufgenommen.

Sie sind meines Wissens nach das einzige Züchterhaus, das eine moderne, extensive Körnerhirsesorte im Angebot hat, nämlich die Liniensorte Jagna.“ Mit dieser extensiven Sorte ließen sich als Zweitfrucht beispielsweise nach Grünroggen bis zu 40 dt/ha Körnerertrag realisieren, so die Züchterangaben. Carsten Schleinitz besorgte Saatgut und überzeugte einen benachbarten Landwirt, die Körnerhirse versuchsweise auf 15 ha anzubauen.

Der erste Versuch

Ausgesät wird die Körnerhirse am besten zwischen dem 15. und 30. Mai. Nach etwa 110 Vegetationstagen erreicht sie dann die Druschreife. In Wölsickendorf war die Vorfrucht Mais, sodass nach einer Behandlung mit Roundup nur eine einfache Bodenbearbeitung vor der Aussaat erfolgte. Ebenfalls vor der Saat wurde die Fläche mit 100 kg/ha N (KAS) gedüngt. Hirse ist aber auch ein guter Verwerter von Wirtschaftsdünger. Gedrillt wurden 15 kg/ha. Carsten Schleinitz dazu: „Es handelt sich um eine Liniensorte. Das Kilo Saatgut kostet im Moment etwa drei Euro.“ Damit fallen die Saatgutkosten vergleichsweise gering aus.

Der Einsatz des Totalherbizids vor der Aussaat blieb auf der Versuchsfläche übrigens die einzige Pflanzenschutzmaßnahme in dieser Saison. Das ist insofern gut, da es für den Einsatz in Hirse zwar einige zugelassene Herbizide gibt, diese Zulassungen aber nur für Sorghum als nachwachsender Rohstoff gelten. Für alle Herbizide sollte vor dem Einsatz in der Hirse in jedem Fall ein einzelbetrieblicher Genehmigungsantrag nach § 22 Abs. 2 (früher § 18b) des PflSchG bei der jeweils zuständigen Landesbehörde gestellt werden.

Körnerhirse 45 Tage nach der Aussaat. Gut zu erkennen: Die extensive Liniensorte (l.) schiebt bereits Rispen. Die intensive Hybridsorte (r.) schafft mit einer kräftigen Blattmasse die Basis für hohe Kornerträge.
Körnerhirse 45 Tage nach der Aussaat. Gut zu erkennen: Die extensive Liniensorte (l.) schiebt bereits Rispen. Die intensive Hybridsorte (r.) schafft mit einer kräftigen Blattmasse die Basis für hohe Kornerträge.

Bleibt noch die Frage nach der Tauglichkeit für hiesige Wetterverhältnisse. Als C4-Pflanze kann Hirse sehr gut mit Hitze und in gewissem Umfang auch mit Trockenheit umgehen. Das heißt aber nicht, dass es völlig ohne Wasser geht. Auch auf leichten Standorten scheint sie gut klarzukommen, wenn man den Züchterangaben Glauben schenken mag. Doch auch wenn sie eine Extensivsorte ist, so benötigt sie trotzdem ein Mindestmaß an Bodenbearbeitung und Bestandesführung.

Wo sie hinpassen könnte

Eindeutig ist, dass Körnerhirse auf unseren Standorten als Hauptkultur zu schwach ist. Dafür sind die Standorte zu teuer und die Erträge zu gering. Momentan werden vom Handel im Vertragsanbau für die Tonne Ernteware zwar zwischen 200–240 € bezahlt, doch mehr als dreieinhalb Tonnen Ertrag sind kaum machbar. Deshalb kann es sich umso mehr lohnen, die Körnerhirse als wertvolle Ergänzung in bestehende Nischen der Fruchtfolge einzubauen. Beispielsweise könnte man nach der Ernte des Grünroggens Körnerhirse bis Ende Mai säen. So hätte die Hirse genug Vegetationstage zur Verfügung, um die Druschreife Ende September zu erreichen. So genügend Bearbeitungskapazität vorhanden ist, ließe sich im Anschluss womöglich noch ein spätes Getreide aussäen. Es gäbe auch immer die Möglichkeit, bereits nach etwa 70 Vegetationstagen die Hirse als GPS zu ernten. So wäre die Fläche rechtzeitig zur Aussaat von Raps wieder verfügbar.

Trotz vieler Vorteile wie der Robustheit und der Nährstoff- und Wassereffizienz ist Hirse aber auch kein Zauberkraut. Es ist wie Mais und Getreide ein Süßgras. In Betrieben mit Maisanbau kann es während der Aussaat und Ernte zu Konflikten kommen, da beide Kulturen sich die Saat- und Erntezeitfenster teilen. Auch in Wölsickendorf wartet die Hirse immer noch auf den Drescher. Geteilt wird von beiden Kulturen offensichtlich auch der Schädling Maiszünsler. Deshalb schauen Sie genau hin und prüfen Ihre Nischen, ob Sie Platz für die Körnerhirse haben.

Interesse am Anbau?
Wenn Sie weitere Fragen zum Anbau und Vermarktung von Körnerhirse haben, freut sich Carsten Schleinitz auf Ihre Kontaktaufnahme. Sie erreichen ihn unter: carstenschleinitz@web.de

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Steinesammeln in Familie

Er gilt als Fachmann für Kulturen, an die sich nicht viele herantrauen. Christian Littmann ist erfolgreicher Agrarmanager und führt darüber hinaus einen Nebenerwerbshof bei Demmin. Das erdet ihn, sagt der 43-Jährige.

Von Elke Ehlers

Die Sonnenblumen sind fast druschreif. „Trotz der Kälte im Mai sind sie gut gewachsen“, freut sich Christian Littmann. Auf 7,5 t schätzt er den Ertrag von den drei Hektar. Den gesamten Acker seines Fünf-Hektar-Hofes in Darbein, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, hat der Nebenerwerbslandwirt mit den wärmeliebenden Pflanzen bestellt. Im nächsten Jahr werden auf dem Feld Ackerbohnen wachsen, später Körnermais, Weizen oder Gerste, so wie es die Fruchtfolge verlangt – und immer nach Ökorichtlinien. Der 43-Jährige ist ein erfahrener Ackerbauer, auch im Hauptberuf. Seine Sonnenblumen sind Futterpflanzen, bestimmt für Legehennen, Bruderhähne und Elterntiere. Abnehmer ist Littmanns Arbeitgeber, die Erzeugergemeinschaft Fürstenhof, einer der größten Bioeier-Anbieter in den neuen Bundesländern.

Die Familie Packt mit an

Seit 2008 ist der promovierte Landwirt als Pflanzenbau-Chef des Erzeugerverbundes für 6.000 ha Ökofläche zuständig, die 28 Farmen in den Verbund einbringen. „In Fürstenhof bin ich fast schon ein Papiertiger“, sagt der gebürtige Stralsunder, der im vorpommerschen Neetzow aufwuchs. Die Planungen für 900 über viele Dörfer verstreute Einzelschläge, jede Menge Ökokontrollen – all das bindet ihn oft an den Schreibtisch. Mit dem Nebenerwerbshof schafft er sich einen Ausgleich. „Die Arbeit zu Hause erdet mich, ich will ja Bauer sein.“ Nach Feierabend kann er Schlepper fahren, den Acker bestellen, Heu machen. Beim Steinesammeln auf dem Acker packen auch Ehefrau Yvonne und die beiden Kinder mit an.

2010 hatte die junge Familie den passenden Hof für ihre Träume gefunden. In Darbein stand eine ehemalige Großbauernstelle zum Verkauf, die mehrere Jahre vor allem als Ferienimmobilie genutzt worden war. Das kleine Dorf mit dem merkwürdigen Namen und nur knapp 70 Einwohnern gehört zur Nachbarstadt Dargun.

Vermarktung der Lämmer

Auf dem großzügigen Grundstück grasen die Schafe, ein Mix aus Schwarzköpfigen Fleischschafen und Suffolk. „Angefangen haben wir mit Zwergschafen, als Streichelzoo für die Gäste“, erzählt der Landwirt. Denn an der Vermietung von Ferienwohnungen hielten sie fest. In einem so kleinen Dorf sei der Kontakt zu den Gästen schön, auch für die Kinder, meint Yvonne Littmann.

Doch die Zwergschafe waren auf Dauer nicht das Richtige. „Ein bisschen was müssen die Tiere schon einbringen“, sagt ihr Mann. Momentan gehören zwölf Mutterschafe und drei Zuchtböcke zur Herde. Ab Ende Oktober dürfen die Böcke einen Monat „zu den Mädels“, wie Littmanns es nennen. Dann „wachsen die Lämmer ins Grüne“, wenn sie im Frühjahr geboren werden. Das Scheren übernimmt der Freizeitbauer selbst. Für die Wolle findet er leider keinen Abnehmer, sie geht auf den Kompost. Die Lämmer werden über die Biopark Markt GmbH vermarktet, bis zu 20 pro Jahr waren es schon.

Die Böcke bleiben auf dem Hof, auch wenn sie nicht mehr für Nachwuchs sorgen. „Sie haben gute Arbeit geleistet, dafür bekommen sie ihr Gnadenbrot“, sagt Christian Littmann. Tochter Lynette und Sohn Leif sind mit den Tieren aufgewachsen. Mit Zuchtbock Paule ist der Neunjährige besonders vertraut. „Wie alt wird eigentlich ein Schaf?“, fragt Leif und greift dem stattlichen Bock in die Wolle. Paule ist schon ein Jahr älter als der Junge. „15 Jahre kann er schaffen, wenn er gesund bleibt“, beruhigt der Vater den Sohn.

Umzug ins idyllische Darbein

Christian und Yvonne Littmann lernten sich beim Studium in Neubrandenburg kennen. Als Christian Littmann an der Uni Kiel promovierte, lebten sie einige Zeit in Schleswig-Holstein. Später jobbten sie ein Jahr in Neuseeland, tourten von Farm zu Farm, halfen bei der Kiwi-Ernte, pflückten Pfirsiche, Nektarinen, Aprikosen. „Das war eine gute Zeit“, erzählt das Paar. Durch die Gelassenheit der Neuseeländer bekomme man einen anderen Blick auf die Hektik in Deutschland. Doch hängen geblieben sind sie nicht im Sehnsuchtsland im Pazifik, sie wollten in der Heimat Wurzeln schlagen.

Mit dem Umzug ins idyllische Darbein begann ein neuer Lebensabschnitt. Das mehr als 100 Jahre alte Bauernhaus wurde modernisiert, die Ferienwohnungen saniert. Doch 2015 traf die junge Familie ein Schicksalsschlag. Ein technischer Defekt löste im Wohnhaus ein Feuer aus. „Wir hatten Glück im Unglück“, erinnert sich Christian Littmann. Als die Brandmelder Alarm schlugen, war er allein und konnte sich retten. „Nicht auszudenken, wenn meine Frau und die Kinder zu Hause gewesen wären.“

Seitdem leben sie auf einer Baustelle. „Wir mussten von Grund auf neu bauen“, berichtet der Familienvater. Sie entschieden sich, auch wieder Unterkünfte für Gäste zu schaffen. Denn die Urlauber kamen gern ins abgelegene Darbein. „Sie mögen die Ruhe hier“, weiß Christian Littmann.

Fachmann für kulturen, an die sich niemand traut

Also wurden die Ärmel hochgekrempelt. „Wir haben viel in Eigenleistung gemacht“, sagt der Bauer. „An der Terrasse kenne ich jeden Feldstein persönlich.“ Sieben Jahre dauert der kräftezehrende Wiederaufbau nun schon. Außerdem soll sich das große Grundstück in einen Park verwandeln. An die 200 Bäume hat der Nebenerwerbslandwirt schon gepflanzt, am Teich entsteht eine kleine Badestelle. Auch ein Wildtiergatter ist angedacht. Wie sie das alles schaffen? Yvonne Littmann lacht. „Das fragen wir uns manchmal auch.“

Die Diplom-Agraringenieurin, die zur Arbeit beim Landhandelsunternehmen ATR ins 30 km entfernte Tutow fährt, übernimmt einen Großteil der „Shuttle-Leistungen“ für die Kinder, zum Fußball, zum Reiten, zum Musikunterricht. Christian Littmann nimmt seinen Sohn in den Arm. „Der Nachwuchs hilft ja fleißig mit, beim Mähen zum Beispiel und beim Schafe füttern.“ 20 Ballen Heu und Heulage haben sie dieses Jahr eingebracht, als Winterfutter für die Tiere.

Gerade hat der Landwirt die Ökokontrolle für den Nebenerwerbshof hinter sich. Sein Urteil: „Optimal gelaufen.“ Er schaut noch einmal nach den Sonnenblumen. In Darbein hat er schon mehrere Sorten getestet. „Ein bisschen Wissenschaftler steckt noch in mir drin“, gibt er zu. Das wurde ihm wohl in die Wiege gelegt. Seine Eltern arbeiteten beide in der Agrarforschung, bevor Vater Wilfried Littmann die Neetzower Agrar GmbH durch die Nachwendezeit führte. Sohn Christian gilt inzwischen in der Branche als Fachmann für Kulturen, um die andere Bauern lieber einen Bogen machen. Bei Sortenversuchen arbeitet er eng mit den Züchterhäusern zusammen. Auf den Fürstenhof-Feldern traut er sich auch an Soja, Lupinen und Kichererbsen heran. Mit seinen Sonnenblumen ist er zufrieden, obwohl die angepeilten 2,5 t/ha nur ein durchschnittlicher Ertrag sind. Littmann: „Mehr war bei der Kälte im Frühjahr nicht drin.“

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Futtermittelkontrolle: Vom Reiz des Praktischen

Was fasziniert die Absolventin einer Agrarfakultät daran, Futtermittel zu kontrollieren? Wir begleiteten Ulrike Beuse aus Dessau-Roßlau, die uns Einblicke nicht nur in ihre Arbeit gewährte.

Das Gespräch führte Wolfgang Herklotz

Neben dem Schreibtisch steht schon alles griffbereit: der Werkzeugkoffer mit diversen Utensilien, robustes Schuhwerk, ein roter Plastikeimer und die Papphülse mit dem Probenstecher. Ulrike Beuse schnappt sich ihre Ausrüstung, verstaut sie im Kofferraum des Kleinwagens.

Dann geht es raus aus Roßlau Richtung Elbe. Ziel ist der Industriehafen am Nebenarm des Flusses, wo die Firma Geltinger Agrarhandel ihren Sitz hat. Nachdem sich die junge Frau im Büro angemeldet hat, öffnet sie das Rolltor einer Lagerhalle, im Fachjargon lapidar als Box bezeichnet. In dieser türmt sich tonnenweise Rapsschrot, meterhoch und einem zerklüfteten Bergmassiv gleichend.

Ulrike Beuse nimmt zunächst eine Handvoll des würzig duftenden, bräunlichen Mahlguts, dann bohrt sie die in mehrere Hohlkammern unterteilte Metallstange hinein. Die an verschiedenen Stellen so entnommenen Proben werden anschließend im Eimer vermischt. Ein Extrakt von mindestens 500 g landet dann in einer beschrifteten Zellophantüte. Diese geht mitsamt Protokoll ins Labor, um die Probe auf Rohfett und weitere Parameter zu untersuchen, erklärt die Frau mit der grünen Warnweste und dem Schriftzug auf dem Rücken, der sie als Futtermittelkontrolleurin ausweist.

Inzwischen hat sich Thomas Seidler hinzugesellt, der zuständige Silomeister. Obwohl die beiden bislang noch nicht miteinander zu tun hatten, begrüßen sie sich freundlich. Dabei kommt die Begegnung in jeder Hinsicht überraschend, denn derartige Kontrollen dürfen vorher nicht angekündigt werden. Muss da nicht zwangsläufig Misstrauen mit im Spiel sein? Seidler winkt ab. „Wir arbeiten doch nicht gegen-, sondern miteinander!“ Ulrike Beuse nickt. „So sehe ich das auch!“

Hätten Sie sich bei unserem letzten Gespräch vor mittlerweile sieben Jahren vorstellen können, mal als amtliche Futtermittelkontrolleurin unterwegs zu sein?
Nein, garantiert nicht. Wobei mir schon klar war, dass ich nach dem Studium der Agrarwissenschaften an der Berliner Humboldt-Uni in die Praxis möchte. Ich bin kein Typ, der den ganzen Tag im Büro hockt.

Mit voller Ausrüstung: Ulrike Beuse vor ihrer  Arbeitsstelle.
Mit voller Ausrüstung: Ulrike Beuse vor ihrer Arbeitsstelle. (c) Wolfgang Herklotz

Sie hatten seinerzeit für Ihre Bachelorarbeit umfangreiche Untersuchungen in einem Brandenburger Agrarbetrieb angestellt und nachgewiesen, wie wichtig Regenwürmer für einen gut strukturierten Boden und damit für die Ertragssicherheit sind. Ihre Fleißarbeit fand Anerkennung und somit auch das Interesse der Bauernzeitung.
Für mich war das damals sehr spannend, weil ich erkannte, welche Prozesse im Boden ablaufen. Obwohl es sicherlich aufregendere Dinge gibt, als Regenwürmer zu zählen (lacht).

Akribie ist nun offensichtlich auch in Ihrem jetzigen Job gefragt. Aber wie sind Sie zu dem gekommen?
Bei einem Sommerfest der Uni kam ich mit einem Absolventen ins Gespräch, der nach dem Studium bei der Futtermittelüberwachung eingestiegen ist. Er konnte mich überzeugen, dass diese Arbeit viel abwechslungsreicher ist, als man sich vorstellt. Deshalb habe ich mich noch während meines Studiums gleich beim Brandenburger Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit beworben. Ich hatte Glück und wurde angenommen, obwohl meine Masterarbeit noch gar nicht verteidigt war …

Rapsschrot im Visier. Der  Probenstecher kommt an verschiedenen Stellen zum Einsat
Rapsschrot im Visier. Der Probenstecher kommt an verschiedenen Stellen zum Einsatz. (c) Wolfgang Herklotz

Wie war der erste Arbeitstag?
Ich bin sehr freundlich aufgenommen worden, hatte sofort das Gefühl, gebraucht zu werden. Aber bevor ich richtig loslegen konnte, musste ich erst mal einen Sachkundelehrgang absolvieren. Das hieß, für eine Dauer von neun Monaten jeweils wöchentlich die zentrale Ausbildungsstätte auf der Burg Warberg in Niedersachsen zu besuchen. Am Ende, im Mai 2017, stand dann eine mündliche und praktische Abschlussprüfung an. Seitdem habe ich die Anerkennung als amtliche Futtermittelkontrolleurin.

Was reizt Sie an Ihrer Arbeit? Was nicht?
Dass sie so wichtig ist. Wenn belastete Futtermittel im Tiermagen landen, stellt das letztendlich auch ein Problem für den Verbraucher dar. Die Lebensmittel werden zwar auch sorgfältig überprüft, aber in vollem Umfang ist das nicht möglich. Deshalb muss schon im Vorfeld verhindert werden, dass kontaminiertes Futter in den Verkehr gelangt.

Mir gefällt an meinem Job aber auch, viel unterwegs zu sein, mit Leuten zu sprechen. Man erfährt immer wieder etwas Neues, kein Tag ist wie der andere … Natürlich wünsche ich mir weniger Papierkram. Den gibt es hier noch wortwörtlich, es muss sehr viel von Hand dokumentiert werden. In anderen Bereichen ist man in Sachen Digitalisierung da schon viel weiter.

Hand aufs Herz: Ist es nicht eher die Ausnahme, als die Regel, so freundlich wie vorhin begrüßt zu werden? Wer lässt sich schon gern in die Karten gucken, noch dazu ohne vorige Anmeldung?
Sicherlich gibt es unterschiedliche Reaktionen. Es ist natürlich wichtig, nicht wie ein Überfallkommando daherzukommen. Wenn ich feststelle, dass es gerade Stress in einem Betrieb gibt, beispielsweise durch Probleme bei der Ernte, dann verschiebe ich auch schon mal meinen Besuch. Aber in den allermeisten Fällen bin ich bisher auf Verständnis gestoßen. Händler wie Agrarbetriebe müssen doch ein natürliches Interesse daran haben, dass ihre Ware frei von Mykotoxinen, Salmonellen oder Schwermetallen ist.

Doch was geschieht, wenn das Labor Rückstände feststellt, die über dem zulässigen Wert liegen?
Dann wird das jeweilige Futtermittel erst einmal gesperrt und eine weitere Probe angeordnet. Bestätigt diese den Befund, wird die Ware aus dem Verkehr gezogen und gegebenenfalls vernichtet.

Haben Sie schon Proben beanstanden müssen?
Ja. Aber das war zu meiner Zeit in Brandenburg, ist schon etwas her. Es wurden Kornkäfer im Futter nachgewiesen, aber auch Salmonellen. Überdies war das Lager eines Herstellers mit PCB belastet. In anderen Fällen wurden Futtermittel nicht exakt deklariert. In Dessau-Roßlau hatte ich noch nicht damit zu tun. Dazu muss man aber wissen, dass ich hier erst seit Anfang Juli beim Amt für Gesundheit, Veterinärwesen und Verbraucherschutz arbeite.

Wie hat sich Corona auf Ihre Arbeit ausgewirkt?
Nicht so heftig wie bei meinen Kolleginnen und Kollegen, die pandemiebedingt extrem belastet waren und es zum Teil noch sind. Ich habe viel im Homeoffice gearbeitet, die Kontakte zu den Händlern und Betrieben deutlich reduziert. Außerdem hatte ich Schonzeit, weil im Dezember 2019 unsere Tochter Henriette geboren wurde. Aber schon deshalb achte ich sehr darauf, im Amt und auch außerhalb die Hygieneregeln einzuhalten. Ich möchte fit bleiben!

Ganz in Familie: Ulrike Beuse  mit Ehemann Leonard und  Tochter Henriette.
Ganz in Familie: Ulrike Beuse mit Ehemann Leonard und Tochter Henriette. (c) Wolfgang Herklotz

Was tun Sie dafür?
Ich treibe Sport, reite gern, spiele Volleyball. Außerdem haben mein Mann und ich ein Haus gebaut, nur wenige Kilometer von hier entfernt. Im Mai sind wir eingezogen, aber es gibt auch drumherum noch sehr viel zu tun. Ich möchte einen Garten anlegen, etwas Obst und Gemüse anbauen. Also für Betätigung ist reichlich gesorgt!

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich möchte mich weiter in meiner Stelle gut einarbeiten und offenbleiben für Neues. Das heißt auch, in puncto Gesetzesregeln auf dem Laufenden zu bleiben. Es gibt bereits jetzt einen Berg von EU-Verordnungen, die beachtet werden müssen. Und der wird, da bin ich mir ziemlich sicher, nicht kleiner werden.

Was wünschen Sie sich für Ihre Tochter?
Dass sie weiterhin gesund und geborgen aufwachsen kann. Dass sie zu einem selbstständigen Menschen heranwächst, der seinen Platz in der Gesellschaft und im Berufsleben mit viel Empathie für die Mitmenschen findet. Ich möchte ihr alles mitgeben, was sie dazu braucht.

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Uckermärker-Züchter: Abschied auf Raten

Seine Leidenschaft für Fleischrinder machte den Uckermärker-Züchter Peter Schollbach aus Kemmen weit über Brandenburgs Grenzen hinaus bekannt. Nun trennt er sich von einem Teil seiner Herde.

Von Wolfgang Herklotz

Immer schön der Reihe nach! Routiniert treiben die Männer Dutzende Rinder nach und nach in den Fangstand. Es handelt sich vor allem um Kühe und Färsen der Rasse Uckermärker, aber es sind auch Jungbullen und Kälber darunter. Sie alle werden gewogen, ein Teil der weiblichen Tiere wird auf Trächtigkeit untersucht.

Als die Kuh Selma an der Reihe ist, die fast 900 kg auf die Waage bringt, streift sich Patrick Salo von der RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH den langen Plasteschutz über den Arm. „TU negativ“, befindet er schließlich. „Wir nehmen sicherheitshalber eine Blutprobe“, erwidert Peter Schollbach. „Selma war schon immer für eine Überraschung gut!“

Uckermärker zucht seit mehr als zwei jahrzehnten in kemmen

Seit dem frühen Morgen schon ist die Aktion auf dem Gut Kemmen bei Calau im Gange. Hier betreibt Peter Schollbach seit mehr als zwei Jahrzehnten seine Uckermärker-Zucht, für die er auf Messen und Auktionen schon viele Preise einheimsen konnte. Die für ihre Genügsamkeit und Vitalität bekannten Landschaftspfleger und deren Nachkommen stehen in vielen Mutterkuhherden Brandenburgs, Mecklenburg-Vorpommerns und anderer Bundesländer. Denn die Uckermärker verheißen nicht nur gute Fleischzunahmen, sondern auch unproblematische Abkalbungen.

Dass an diesem zunächst noch freundlichen Septembertag die gesamte Herde des Züchters auf den Prüfstand kommt, ist jedoch ungewöhnlich. Die Tiere werden sortiert, ein Teil geht wieder auf die Weide und später zur Schlachtung, ein anderer Teil zum Verkauf.

Peter Schollbach gibt sich gelassen. Doch wer weiß schon, wie es in seinem Innersten aussieht. „Ich habe dieses Jahr zum letzten Mal das Getreide vom Feld geholt. Nun trenne ich mich von einem großen Teil meiner Herde. Es wird Zeit, Abschied zu nehmen.“

„Schollbachs Uckermärker haben Qualität“

Warum gibt ein gestandener Mann, noch dazu von so stämmiger Natur, auf? Schollbach denkt nach. „Das lässt sich nicht in wenigen Sätzen erklären.“ Zudem ist erst das Geschäftliche abzuwickeln. Gemeinsam mit Paul Bierstedt von der RBB Rinderproduktion gehen die Züchter auf die einzelnen Tiere ein, verständigen sich über Angebote und Preise, treffen schließlich eine Vereinbarung. 16 Kühe und jeweils sieben tragende beziehungsweise deckfähige Färsen werden in der folgenden Woche vom Landwirtschaftsbetrieb Goßmar abgeholt. Geschäftsführer Enrico Jahre, der sämtliche Tiere mit begutachtet hat, ist sichtlich zufrieden. „Schollbachs Uckermärker haben Qualität und deshalb auch ihren Wert. Aber wir haben uns auf einen fairen Preis einigen können!“

Zudem wurde vereinbart, dass weitere 17 Rinder zu einem späteren Zeitpunkt veräußert und vorher gedeckt werden. Ein Trost für Schollbach. „Ich habe für die nächsten Monate noch Tiere um mich. Die betreue ich dann im Nebenerwerb.“

Zufrieden registriert er, dass sich die nunmehr getrennte Herde beruhigt hat. „Wir haben offenbar gut sortiert.“ Wenig später fallen erste Regentropfen, denen kräftige Schauer folgen. „Der Himmel weint …“ Ein symbolischer Akt an einem symbolischen Tag.


Landesflagge Brandenburg

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züchterische Ambitionen ausleben

Peter Schollbach hatte frühzeitig seine Leidenschaft für Rinder entdeckt. Der gelernte Zootechniker übernahm nach dem Studium das damals Volkseigene Gut Kemmen, war mit gerade mal 27 Jahren schon Direktor. Die Leistung der hier gehaltenen Milchrinder ließ damals sehr zu wünschen übrig, betrug gerade einmal 2.700 kg pro Kuh und Jahr. „Das lag weniger an der Genetik und am Futter, sondern mehr an der Einstellung der Mitarbeiter!“

Schollbach gelang es, sie besser zu motivieren, indem er beispielsweise für geregelte Arbeits- und Urlaubszeiten sorgte. Bald lagen die Laktationswerte in Kemmen über dem Durchschnitt im Kreis. Und es gab erste Versuche, Milchrinder mit Bullen des sogenannten Genotyps 67 anzupaaren und eine Mutterkuhhaltung aufzubauen, was zu DDR-Zeiten noch ein Fremdwort war. Doch gerade das war ja das Reizvolle.

Nach der Wende, das Gut wurde nun von der Treuhand verwaltet, wollte Schollbach seine züchterischen Ambitionen ausleben und den Betrieb kaufen. „Aber das wurde mir anfangs verwehrt.“ Ende 1994 übernahm er Teillose aus der treuhänderischen Bewirtschaftung und machte sich selbstständig. Erst drei Jahre später gelang es ihm, das Gut zu erwerben.

Doch Zuschüsse für dringend notwendige Investitionen konnte Uckermärker-Züchter Schollbach nicht mehr beanspruchen, die Förderung für denkmalgeschützte Gebäude war ausgelaufen. Nichtsdestotrotz gelang es dem Inhaber, eine bemerkenswerte Zucht aufzubauen, die bundesweit Anerkennung fand. „Zu meinen besten Zeiten hatte ich sechs Mitarbeiter und bis zu 500 Hektar in Regie!“

Teamarbeit: Patrick Salo  untersucht die Rinder auf ihre  Trächtigkeit, Paul Bierstedt  dokumentiert.
Teamarbeit: Patrick Salo untersucht die Rinder auf ihre Trächtigkeit, Paul Bierstedt dokumentiert. (c) Wolfgang Herklotz

Bei einem großen Teil davon handelte es sich um sogenannte Rekultivierungsflächen in ehemaligen Bergbaugebieten. Als 2010 der spektakuläre Böschungsrutsch in Nachterstedt publik wurde, gab es umfangreiche Sperrungen. Sie betrafen auch Schollbach. Zudem verlor er Pachtflächen. „Wenn plötzlich fast die Hälfte der Flächen nicht mehr bewirtschaftet werden kann, ist das ein riesiges Problem.“

Der Kemmener Uckermärker-Züchter häufte Schulden an, bekam erst Jahre später einen eher bescheidenen Ausgleich von der Bergbaubehörde. Als Enttäuschung erwies sich auch die anfangs so erfolgversprechende Direktvermarktung. „Die Leute lobten das saftige Fleisch aus meiner Mutterkuhhaltung. Aber als sie feststellten, dass die Rouladen im Discounter um 50 Cent preiswerter waren, wendeten sie sich ab.“

Peter schollbach: „Am Ende wird alles gut“

Als wichtiges Standbein bewährte sich in diesen schwierigen Zeiten, als Regionalhändler eines bekannten Unternehmens für Weide- und Stallausrüstungen aktiv zu sein. „Man verdient ja nicht in der Landwirtschaft, sondern an ihr“, bemerkt er mit einem bitteren Lächeln. So gelang es, Einkommensverluste zu minimieren.

Doch der Gedanke, den Betrieb aufzugeben, beschäftigte ihn schon seit Jahren. Nun, nachdem er das Rentenalter erreicht hat, ist der Zeitpunkt herangekommen. Einen Nachfolger habe er nicht finden können, dafür aber einen Käufer für die Immobilie. „Meine Tiere sind in Goßmar gut aufgehoben, das beruhigt mich sehr. Und ich habe ja in den nächsten Monaten noch zu tun, wenn ich mich um die restlichen Rinder kümmere.“

An Müßiggang ist bei dem Kemmener ohnehin nicht zu denken. Er engagiert sich im Beirat der Tierseuchenkasse Brandenburgs, ebenso für die Initiative „Land schafft Verbindung“. Und wird weiterhin den Jungzüchterverein des Rinderzuchtverbands nach Kräften unterstützen.

Schollbach nutzt an diesem Tag die Gelegenheit, um Paul Bierstedt von der RBB Rinderproduktion noch einige Unterlagen und Fotos erfolgreicher Bullen und Mutterkühe mitzugeben. Er schätzt den für die Fleischrindzucht und -vermarktung Verantwortlichen sehr, der seinerzeit bei ihm ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvierte.

Und Bierstedt wiederum erinnert sich gern an Schollbach, der ihm viel vermittelt und ihn wie einen väterlichen Freund behandelt hat. Zum Abschied umarmen sich die beiden. „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht zu Ende!“ Ein Leitspruch, eingerahmt in Schollbachs Büro.

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Büffelfarm Mittenwalde: Faszination Tier und Technik

Der Berliner Unternehmer Matthias Wegert hat die Landwirtschaft für sich entdeckt. Dabei achtet er darauf, möglichst zuverlässige und zeitsparende Maschinen einzusetzen. Gleichzeitig ist er immer offen für Neuerungen. Zu Besuch auf der Büffelfarm Mittenwalde.

Von Jörg Möbius

Mit schnellen Schritten läuft der drahtige 70-jährige Matthias Wegert über seinen Hof am Stadtrand von Mittenwalde. Im Sommer 2019 erwarb er die ehemalige Milchviehanlage der Märkischen Agrargenossenschaft Mittenwalde (MAG) in der Stadt im Landkreis Dahme-Spreewald im Land Brandenburg.

1996 hatte Matthias Wegert das traditionsreiche Restaurant „Luise“ samt großem Biergarten in Berlin-Dahlem übernommen. Es ist heute Abnehmer von verarbeiteten Produkten aus dem Mittenwalder Landwirtschaftsbetrieb.

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• Zuhause auf dem Land
• Trockenstellen ohne Antibiotika
• Kugelschuss auf der Weide
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Mozzarella aus der Prignitz

„Mit der Landwirtschaft bin ich im Jahr 2000 in Putlitz in der Prignitz gestartet. Es war ein Betrieb mit Ackerbau und Milchvieh, die Prignitzer Ackerbau- und Landmilch-Gesellschaft (PAL) habe ich mit Detlef Kibelka, einem befreundeten Geschäftspartner, übernommen. Wir sind dann später auf Wasserbüffel umgestiegen, das war aber reiner Zufall. Ich suchte für das Restaurant einen neuen Lieferanten für Mozzarella. In Kremmen fand ich die kleine Molkerei der aus Italien stammenden Familie Paolella.“

Warum nicht Milch von den Kühen des Landwirtschaftsbetriebes in der Prignitz dort zu Mozzarella verarbeiten? Besseren Mozzarella könne er bekommen, wenn er Büffelmilch liefere, schlug der erfahrene Käsemeister vor. „Das hat mir keine Ruhe gelassen und viel Nerven gekostet“, berichtet Wegert weiter.

„Ich bin nach Italien gefahren und habe nach langem Suchen einen Landwirt gefunden, der ihm 100 trächtige Büffelfärsen verkaufte. Aber dann kam die nächste Schwierigkeit: strenge Quarantäne, bis alle Tiere nachweislich frei von Boviner Virus diarrhoe, kurz BVD waren.“ Das dauerte neun Monate.

Umbau des nach der Wende errichteten Kuhstalles
Umbau des nach der Wende errichteten Kuhstalles. (c) Sabine Rübensaat
Betriebsleiterin und Herdenmanagerin Joke Czapla und Fahrer Oliver Roß haben einen Ballen Heu zur Weide gebracht. Wo soll jetzt eingestreut werden?
Betriebsleiterin und Herdenmanagerin Joke Czapla und Fahrer Oliver Roß haben einen Ballen Heu zur Weide gebracht. Wo soll jetzt eingestreut werden? (c) Sabine Rübensaat

Mozzarella fürs „Adlon“ und das „Ritz-Carlton“

Ende 2013 gab es dann eine Lieferkette: Büffelmilch aus dem Landwirtschaftsbetrieb Wegert für die Mozzarella-Herstellung in Kremmen und einen Teil des Mozzarellas von dort für das Wegertsche Restaurant in Berlin.

Inzwischen ist Wegert mit in die Mozzarella Paolella GmbH eingestiegen. Zu den Abnehmern von Mozzarella und Burrata sowie Ricotta aus Büffelmilch zählen Nobelhotels wie das „Adlon“ und das „Ritz-Carlton“, Restaurants wie das „Borchardt“ und das „Grill Royal“ in Berlin sowie die Gourmettheke des KaDeWe und Butter-Lindner in Berlin und Hamburg. Auf dem Hof vom Restaurant und im Biergarten in Berlin werden natürlich auch die Milch- und Fleischprodukte der Büffel verkauft.

Direktvermarktung näher an Berlin

Als sich 2019 die Möglichkeit ergab, die Landwirtschaft in Mittenwalde nah an Berlin zu betreiben, setzte Wegert das um. Die Büffelherde musste umziehen. Das sind inzwischen rund 500 Tiere. „Mein Plan war mal, in Berlin eine Schaukäserei zu errichten. Jetzt bietet es sich an, hier in Mittenwalde alles für die Selbstvermarktung zu konzentrieren und so einen Anziehungspunkt für die Anwohner in der Umgegend und die Berliner zu schaffen.“

Das Betriebsgelände bleibt natürlich – außer an einem Tag der offenen Tür – tabu. Aber ein paar Tiere auf einer Koppel nebenan sind vorgesehen. Ein Anfang ist schon gemacht, freitags und am Wochenende öffnet ein Verkaufswagen vor der Büffelfarm Mittenwalde. Auch das Fleisch wird in der Nähe in zwei kleinen Fleichereien in Trebbin und Klein-Eichholz verarbeitet und dann selbst vermarktet oder über die Lieferschiene der Büffelmilchprodukte vertrieben.

Geschlossene Gaststätten und Hotels durch Corona haben den Absatz stark verringert. „Wir mussten Milch wegkippen. Das hat auch finanziell einen großen Verlust verursacht“, blickt Matthias Wegert zurück.

Vom Betrieb in Mittenwalde, auf dem acht Vollbeschäftigte und drei Leiharbeitnehmer beschäftigt sind, werden 125 ha Grünland und 75 ha Ackerland bewirtschaftet.

Von April bis November kommen die Tiere auf die Weide, wo mit Heu und Stroh zugefüttert wird.
Von April bis November kommen die Tiere auf die Weide, wo mit Heu und Stroh zugefüttert wird. (c) Sabine Rübensaat
Vorne ein neuer stabiler Treibegang, hinten die Kälber in Iglus.
Vorne ein neuer stabiler Treibegang, hinten die Kälber in Iglus. (c) Sabine Rübensaat
Für Büffel umgebauter Futtergang: unten stabile Leitplanken und oben ein stabiles Rohr.
Für Büffel umgebauter Futtergang: unten stabile Leitplanken und oben ein stabiles Rohr.

Büffelfarm Mittenwalde: Standausrüstung stabiler machen

Die ehemaligen Milchviehställe passen im Prinzip für die Wasserbüffel. „Wir müssen aber viel an der Standausrüstung verstärken“, so Wegerts Sohn Paul, der für die Projektentwicklung zuständig ist. „Die Tiere bekommen mit ihren Hörnern viel klein, was Milchkühe nicht schaffen.“ Straßen-Leitplanken sind gut geeignet, stabile Abgrenzungen für Buchten und Laufgänge zu bauen. Alle erreichbaren Rohre und Leitungen müssen geschützt werden“, so der Junior. In der Pandemiezeit haben Angestellte von Restaurant in Berlin mit beim Stallumbau in Mittenwalde geholfen.

Momentan sind ein versierter Schlosser und weitere Handwerker dabei, den nach der Wende neu gebauten Milchviehstall umzubauen. „Wir haben kleinere Tiergruppen“, so Paul Wegert. Auch neue LED-Beleuchtung, neue Tränken und Bürsten kommen in die Ställe.

Insgesamt haben die Büffel mehr Platz im Stall als Milchkühe. Gerade wird geprüft, ob Melkroboter angeschafft werden. „Es gibt von DeLaval die weiterentwickelte Generation V310, die ich mir bei einem Halter von Wasserbüffeln in Holland angesehen habe“, so Matthias Wegert. Trotz der nicht so hohen Milchleistung dauert das Melken recht lange, so könnten Arbeitskräftestunden reduziert werden.

deutlich höhere Wertschöpfung als aus Kuhmilch möglich

Momentan werden die rund 150 laktierenden Tiere in einem Side-by-Side-Melkstand mit 26 Plätzen gemolken. Die jährliche Milchleistung der Mittenwalder Büffelkühe beträgt im Durchschnitt 2.160 kg in der ersten und 2.700 kg ab der zweiten Laktation bei 8,2 % Fett. Aber aus dieser Milch ist eine deutlich höhere Wertschöpfung als aus Kuhmilch möglich. Da die Tiere robust und kaum krank sind, lassen sie sich länger als Milchkühe nutzen, in Mittenwalde sind es fast 60 Monate.

Auch wenn es heißt, die Büffel sind robust und pflegeleicht, wer Milchkühe kann, der könne auch Büffel, gibt es schon Besonderheiten. Betriebsleiterin und Herdenmanagerin Joke Czapla verweist zum Beispiel auf die kaum erkennbare Brunst. „Mit künstlicher Besamung sind nur zehn Prozent Trächtigkeiten drin. Wir gruppieren Tiere, die in die Brunst kommen werden, in eine extra Gruppe. So 25 Kühe sind in Ordnung für einen Bullen.“ Auch bei der mobilen Technik setzen die Wegerts auf Zuverlässigkeit.

Zuverlässige Technik nach Maß

Ein reparaturbedürftiger Futtermischwagen der Büffelfarm Mittenwalde soll demnächst durch einen neuen Strautmann ersetzt werden. Ein neuer Teleskopradlader von Weidemann ist schon da. „Für uns waren eine bekannte Marke und ein Händler in der Nähe wichtig“, so Matthias Wegert. „Einen kurzen Weg haben wir zur Rema hier im Ort. Und die technischen Daten dieser roten Maschine passten, wir konnten, unterstützt von Verkaufsberater Kay-Uwe Löffler, aus einem recht breiten Angebot auswählen.“

Mit der gewählten niedrigen Kabine (LP, low profile) ist er 2,24 m hoch. Die Bereifung 12.5/80-18 ist die größte Bereifung (Breite und Durchmesser), um bei der Fahrzeugaußenbreite unter 1,6 m zu bleiben. Für Fahrten auf die Weide ist die Entscheidung für Ackerschlepperprofil gefallen, obwohl mehr auf dem Hof mit befestigtem Untergrund gearbeitet wird.

Mit dem Teleskoparm (Kürzel T in der Maschinenbezeichnung 3080 LPT) kann bis in reichlich 5 m Höhe gearbeitet werden, eine Anforderung für das Stapeln und Entnehmen von Ballen in der Lagerhalle. Der Aufnahmerahmen für die Werkzeuge hat eine hydraulische Werkzeugverriegelung, um Geräte wechseln zu können, ohne abzusteigen. Außerdem ist der Lader nicht mit der Weidemann-Aufnahme bestellt worden, sondern mit Euro-Aufnahme, um vorhandene Arbeitsgeräte der Traktor-Frontlader nutzen zu können.

Büffelmilchprodukte
Freitags und am Wochenende verkauft Sandra Steinert Büffelprodukte auf dem Vorplatz der Farm. (c) Sabine Rübensaat
Verkaufsstand Büffelmilchprodukte
Verkaufsstand Büffelmilchprodukte. (c) Sabine Rübensaat

Ausgezeichneter Händler

Seit 1995 hat der 1990 gegründete familiengeführte Landtechnikhändler Rema mit Stammsitz in Schwanebeck eine Niederlassung in Mittenwalde. Dort wurde im Jahr 2000 ein moderner Neubau errichtet. Seit 2008 ist Rema Claas-Händler. Neben Verkauf und Service für Landtechnik wird auch Kommunal- und Gartentechnik verkauft und betreut sowie Service für Nutzfahrzeuge angeboten. Geschäftsführer sind seit vier Jahren Kristin und Sebastian Rettig, die Kinder von Gründer Karl-Heinz Rettig.

Rema war Regionensieger Ost und Bundessieger beim Agrartechnik Service Award 2016. Stolz bemerkt Kristin Rettig, dass neben Rema vier weitere private Claas-Händler in der letzten Saison bei der Kundenzufriedenheit als fünf beste Händler der Marke ausgezeichnet wurden.

Seit 2013, als Weidemann den Vertrieb von Werksvertretungen auf Händler umgestellt hat, stehen die roten Lader auf den beiden Betriebsstätten von Rema. „Wir wurden damals gefragt, ob wir das machen wollen, und haben sofort Ja gesagt“, so die Geschäftsführerin. „Wir finden in dem breiten Angebot immer eine passende Maschine für den Kunden, der Service läuft und die Zeiten für Teilelieferungen sind gut geworden.“ Das passt zum Ziel des Unternehmers der Büffelfarm Mittenwalde, zuverlässige und zeitsparende Technik einzusetzen.

Silageportionen für den Wintr.
Silageportionen für den Winter. (c) Sabine Rübensaat

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Aufbruch zu neuen Ufern?

Beim Bauernverband gaben die Minister Sven Schulze und Armin Willingmann erste Ausblicke auf ihre künftige politische Arbeit. Wohltuend heraus stach dabei die Dialogbereitschaft der beiden.

Das Präsidium des Bauernverbandes (BV) Sachsen-Anhalt hatte auf seiner Sitzung Ende September in Ebendorf bei Magdeburg zwei „Super-Minister“ zu Gast, die in der neuen Landesregierung ein Ressort mit jeweils vier Fachbereichen führen: Sven Schulze (CDU), neuer Chef im Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten (MWL), sowie Armin Willingmann (SPD), der dem neu strukturierten Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt (MWU) vorsteht. Sie gaben sich nur sieben Tage nach ihrer Ernennung ein Stelldichein.

Gut zusammenarbeiten

Präsident Olaf Feuerborn machte bei der Begrüßung der beiden Kabinettsmitglieder keinen Hehl daraus, dass sich der Berufsstand ein eigenständiges Landwirtschaftsressort erhofft hatte. Nunmehr sei ein intensiver Austausch mit beiden Ministerien nötig, was eine große Herausforderung werde.

Beide Minister nutzten die Gelegenheit, sich vorzustellen und erste Ausblicke auf ihre zukünftige politische Arbeit zu geben.

Sven Schulze Minister für Wirtschaft, Tourismus,  Landwirtschaft und  Forsten des Landes  und Vorsitzender der  CDU Sachsen-Anhalt
Sven Schulze Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes und Vorsitzender der CDU Sachsen-Anhalt (c) Detlef Finger

Wirtschafts- und Agrarminister Schulze betonte: „Die Aufteilung des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Energie war nicht von Beginn an unser Ziel.“ Nunmehr gelte es jedoch, die neu zugeschnittenen Strukturen mit Leben zu erfüllen. Die Koalitionsverhandlungen seien weitestgehend sehr harmonisch verlaufen, der Koalitionsvertrag könne sich sehen lassen und weise ambitionierte Ziele auf.

Schulze, der auch CDU-Landesvorsitzender ist, hob hervor, dass es keinen Kampf zwischen ihm und Willingmann gegeben habe und er „absolut optimistisch“ sei, dass es künftig eine gute Zusammenarbeit geben werde.

Er selbst sei stolz darauf, jetzt Verantwortung für die Landwirtschaft hierzulande zu tragen. Der Name des neuen Ministeriums sei übrigens auch als ein „deutliches Signal nach außen“ zu verstehen.

Als wichtige Anliegen seiner Arbeit als Agrar- und Forstminister zählte Schulze Folgendes auf:



Eines der wichtigsten Anliegen sei ihm „die Verlässlichkeit der Politik in Gänze“. Auch wenn man nicht immer einer Meinung sei, gelte es, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. So wolle er die Diskussion um das Agrarstrukturgesetz „zu Ende bringen“ und dabei „unbedingt“ die Berufsverbände einbeziehen.

Zudem wolle er dafür sorgen, dass die Verwaltungsabläufe funktionieren. So würden die agraren Fachbereiche noch eine Zeit lang in der Leipziger Straße in Magdeburg bleiben. „Wir haben ein Riesen-Interesse daran, Dinge, die in den vergangenen Jahren zwischen Ihnen und der Politik standen, auszuräumen“, so Schulze abschließend.

Miteinander reden

Armin Willingmann Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes und stellvertretender Vorsitzender der SPD Sachsen-Anhalt
Armin Willingmann Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes und stellvertretender Vorsitzender der SPD Sachsen-Anhalt (c) Detlef Finger

Auch Wissenschafts- und Umweltminister Willingmann erklärte: „Transaktionen zwischen den Ministerien waren so nicht von Anfang an geplant.“

Man habe um den Koalitionsvertrag gerungen und gemeinsam einen Kompromiss erzielt, der nun die Arbeitsgrundlage bilde. „Wir werden kollegial, ja fast freundschaftlich, unidelogisch, pragmatisch und dem Recht verpflichtet zusammenarbeiten“, kündigte der stellvertretende SPD-Landesvorsitzende und erste Stellvertreter von Ministerpräsident Reiner Haseloff an. Zur Umweltschutzpolitik sagte er: „Wir wollen gemeinsam agieren als Landesregierung.“

Fest stehe, dass sich die Landwirtschaft auf den Klimawandel und weitere Herausforderungen einstellen müsse. Ziel seines Umweltressorts sei, eine der besagten Modellregionen in Flächendeckung mit einem Biosphärenreservat zu bringen.

Als weitere Themen, die sein Haus beschäftigen werden und über die „gemeinsam mit den Verbänden“ zu reden sein wird, nannte er Düngeverordnung, Messnetze, Abgrenzung belasteter Gebiete, Insektenschutzgesetz, Glyphosat, Hochwasserschutz, Dürre (damit im Zusammenhang Gebietswasserhaushalte, Stauanlagen und Gewässerunterhaltung), Klima (samt Beitrag der Landwirtschaft zur CO2-Reduktion), Ausbau der Erneuerbaren Energien und Agri-Photovoltaik sowie Schutz und Erhalt der Artenvielfalt.

Willingmann betonte abschließend, seine Umweltpolitik werde „unideologisch, pragmatisch und dem Recht verpflichtet sein“ und Bezug zur Wissenschaft haben. Er bat zugleich, ihm und Schulze nach der Amtsübernahme etwas Zeit zu gewähren, um sich einarbeiten zu können und erste Maßnahmen auf den Weg zu bringen: „Lassen Sie uns die ersten 100 Tage als Minister.“

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Körnerleguminosen für Schweine: Worauf muss ich achten?

Soll auf importiertes Soja verzichtet werden oder wird auf regional produziertes Futter gesetzt, führt kein Weg an Erbse, Bohne und Lupine vorbei. Bei der Fütterung von Schweinen mit Körnerleguminosen sind jedoch einige Dinge zu beachten.

Von Dr. Manfred Weber, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau, Iden

Körnerleguminosen als auflockerndes Glied in der Fruchtfolge waren lange Zeit beliebte Futtermittel für Schweine. Mit zunehmendem Import von Sojabohnen bzw. Sojaextraktionsschrot, das zu günstigen Preisen auf den deutschen Markt gekommen ist, nahm die Anbauvorzüglichkeit kontinuierlich ab. Körnerleguminosen leisten aber auch heute wieder einen wichtigen Beitrag zur regenerativen Stickstoffversorgung im Ackerbau durch die Fähigkeit zur Stickstoffbindung mithilfe von Knöllchenbakterien. Futtererbsen, Ackerbohnen und Lupinen – aber auch Sojabohnen aus heimischem Anbau – stoßen in jüngster Zeit auf ein wachsendes Interesse. Mit einer Anbaufläche von circa 200.000 ha in Deutschland ist das Potenzial aber noch nicht ausgeschöpft und reicht auch noch nicht aus, um die Futtermittelindustrie mit genügend großen Mengen regelmäßig zu versorgen*.

Wenn wir von Körnerleguminosen in der Fütterung sprechen, sind das in erster Linie weiß- und buntblühende Ackerbohnen, weißblühende Erbsen und die Blaue Süßlupine. Vor allem im Süden der Bundesrepublik kommt dann auch mittlerweile die Sojabohne hinzu.

Inhaltsstoffe von Körnerleguminosen

Bei allen Körnerleguminosen sind die Unterschiede zwischen und innerhalb der Sorten sehr hoch. Entscheidend sind Umwelteinflüsse wie Boden und Klima. Es ist daher ratsam, beim Verfüttern eigener Körnerleguminosen eine Futtermittelanalyse durchführen zu lassen. Dies zeigen auch die Ergebnisse der letzten Monitoringuntersuchungen der Fütterungsreferenten der Länder. Um aber zumindest einen Richtwert für die Inhaltsstoffe zu haben, eignen sich die in Tabelle 1 abgebildeten typischen mittleren Gehaltswerte. Hierbei zeigen sich zwischen den unterschiedlichen Körnerleguminosen größere Unterschiede.

Eingesetzt werden Körnerleguminosen in der Schweinefütterung hauptsächlich wegen ihrer mittleren bis hohen Gehalte an Rohprotein. Während die Erbsen dabei die letzte Position mit knapp 20 % einnehmen, finden wir bei Ackerbohnen 260 beziehungsweise knapp 290 g/kg. Den höchsten Eiweißgehalt weisen Sojabohnen mit 34 % auf.

Im Hinblick auf die Proteinversorgung der Schweine ist nicht der absolute Gehalt an Rohprotein, sondern der Gehalt an essenziellen Aminosäuren ausschlaggebend. Beim Schwein sind hier besonders die fünf erstlimitierenden (Lysin, Methionin/Cystin, Threonin und Tryptophan) besonders zu beachten. Der Gesamtgehalt dieser Aminosäuren unterscheidet die Körnerleguminosen deutlich vom Sojaschrot. Sie enthalten nur etwa die Hälfte der Aminosäuren des Sojaschrotes. Bezieht man diese aber auf den Gesamtgehalt an Rohproteins, ergeben sich fast gleiche Anteile, sodass die Proteinqualität gegenüber dem Sojaschrot nicht schlechter ist. Eine Ausnahme machen hier die schwefelhaltigen Aminosäuren (Methionin und Cystin). Bei der Rationsrechnung ist daher besonders hier ein Ausgleich beim Einsatz von Körnerleguminosen zu schaffen.

Geht es um die Verfütterung von Körnerleguminosen beim Schwein, werden auch heute noch gewisse antinutritive Stoffe immer wieder ins Gespräch gebracht, die die Fütterung negativ beeinflussen sollen. Das trifft auch tatsächlich noch für die Sojabohne zu, die ohne eine Wärmebehandlung nicht eingesetzt werden kann. Nur dadurch lässt sich Stoff, der die Eiweißverdauung hemmt, ausreichend reduzieren. Für die übrigen Körnerleguminosen gilt jedoch, dass die hemmenden Stoffe wie Tannine, Vicine oder ähnliche nur noch in so geringen Mengen vorhanden sind – dies zeigen neueste Zahlen der Universität Hohenheim –, dass eine Behandlung der Früchte nicht mehr notwendig erscheint. Fütterungsversuche haben dieses untermauert.

und wie viel davon?

In den letzten Jahren wurden viele Versuche mit Körnerleguminosen im Schweinefutter durchgeführt, wobei zumeist Erbsen zum Einsatz kamen, da diese die mengenmäßig am besten verfügbare Frucht darstellen (Tab. 2). Es zeigte sich, dass mit Einsatzmengen von bis zu 30 % keine Einbußen in den Leistungsergebnissen der Mastschweine aufgetreten sind. In zwei Fütterungsversuchen (5 und 7) an der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und in Iden, Sachsen-Anhalt, konnten durch den Einsatz von Futtererbsen sogar signifikant bessere Leistungen im Futteraufwand erzielt werden.

Auch Ackerbohnen zeigten in den durchgeführten Untersuchungen keine negativen Auswirkungen auf die Mast- und Schlachtleistungen der Mastschweine. Im Versuch 9 gilt dies auch für den Einsatz von Lupinen, jedoch zeigte sich dabei ein leicht negativer Einfluss auf das Niveau der Fleischleistung, die allerdings insgesamt auf einem sehr hohen Niveau lag. Kombinationen von Körnerleguminosen mit Rapsextraktionsschrot, so wie sie beim Versuch 7 eingesetzt wurden, scheinen eine gute Alternative darzustellen.

Somit werden von der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop 2016) die in Tabelle 3 aufgeführten Einsatzempfehlungen gegeben.

FAZIT

Körnerleguminosen eignen sich sehr gut zur Verfütterung an Schweine, wenn bestehende Besonderheiten und Empfehlungen beachtet werden. Hier ist der geringe Gehalt an den schwefelhaltigen Aminosäuren (Methionin und Cystin) zu nennen, der über die Rationsgestaltung ausgeglichen werden muss. Beim Einsatz von Sojabohnen in der Mast ist der hohe Gehalt an Öl (viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren) zu beachten. Eine Kombination mit Mais und Futterölen kann dann zu Speckqualitätsverlusten führen. Letztendlich bestimmt auch immer der Preis die Einsatzwürdigkeit. Hier hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die Verwertung als Schweinefutter im eigenen Betrieb den Verkauf um 3–5 €/dt übertreffen kann. Beispiele zeigen, dass der Zukauf von Körnerleguminosen die Futterkosten signifikant senken kann. Besonders in Bereich der gentechnikfreien Fütterung kommt dies zum Tragen.


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Der Rapserdfloh: Ungebeten und verfressen

Die Winterrapsbestände leiden teils massiv unter dem starken Auftreten der Rapserdflöhe. Teils mussten bereits Flächen umgebrochen und neu bestellt werden. Wir haben uns in den Ländern umgehört.

Von Frank Hartmann, Gerd Rinas, Detlef Finger und Erik Pilgermann

Mit dicken Schenkeln lässt sich gut springen. Der Rapserdfloh hat sie und ist deshalb kaum zu packen. Nach der Aussaat der neuen Bestände zeigt sich, dass die Bekämpfung des Herbstschädlings keinesfalls mehr ein Selbstläufer ist. Seit einigen Jahren tauchen immer mehr resistente Käferpopulationen auf. Sie können einerseits metabolisch resistent sein. Ihr Stoffwechsel ist in der Lage, aufgenommenen Wirkstoff (Pyrethroide Klasse I und II) noch vor Einsetzen der Wirkung in nicht schädliche Metaboliten umzuwandeln.

Andererseits finden sich inzwischen auch Käfer mit einer wirkortspezifischen Resistenz (Target-Site-Resistenz). Hier hat eine Mutation des Membransystems im zentralen Nervensystem stattgefunden. Der Effekt ist bei beiden Resistenztypen gleich. Die Käfer fressen und vermehren sich munter und schädigen schon die jungen Bestände vor Winter.

herbizidbehandlung: Die Kosten im Blick behalten

Sind die jungen Pflanzen derart  geschädigt (Sachsen-Anhalt),  muss über einen Umbruch  nachgedacht werden.
Sind die jungen Pflanzen derart geschädigt (Sachsen-Anhalt), muss über einen Umbruch nachgedacht werden. (c) Nils Krawczyk

Kommen auch noch insgesamt schwierige Startbedingungen hinzu, kann das schnell zu massiven Pflanzenverlusten bis hin zum Totalausfall führen.

Deshalb lohnt es sich, die Bestände, die nicht unter optimalen Bedingungen gedrillt wurden, genau zu beobachten. Die Herbizidbehandlung ist hier unter Umständen besser nach hinten zu verlagern. Das senkt sowohl den Verlust bei einer Umbruchentscheidung als auch den Aufwand und die Kosten der Neubestellung mit z. B. Wintergerste.

Wir haben uns in Sachen Erdflohbefall in einigen Regionen umgehört. Besonders extrem verlief die Herbstsaison in Sachsen-Anhalt.

Lutz Trautmann von der Agrargenossenschaft Hedersleben beschreibt Folgendes:
„Wir haben in diesem Jahr extreme Probleme mit Rapserdflöhen. Selbst etablierte Bestände sind massiv befallen. Dabei hatten wir, um das Risiko zu mindern, zum Teil auch mit Lumiposa gebeiztes Saatgut eingesetzt. Es war aber kein Unterschied zu sehen. Auf etwa einem Drittel unserer 850 ha Anbaufläche haben wir nachgesät. Teilweise standen nur noch vier, fünf Pflanzen je Quadratmeter.

Zudem haben wir zwei bis dreimal mit Insektizid behandelt. Mittlerweile gibt es jedoch verbreitet Resistenzen bei Erdflöhen gegen Pyrethroide. Bisherige Erträge von über 40 dt/ha stehen damit ernsthaft infrage, womöglich sogar der Anbau in Gänze.

Der Raps ist aber auch eine wichtige Trachtpflanze für Bienen. Das Verbot der hocheffizienten, selektiv wirkenden neonicotinoiden Beize war unsinnig. Wir brauchen künftig Notfallzulassungen, um Schadinsekten wie den Rapserdfloh gezielt und wirksam bekämpfen zu können. Und: In Notsituationen wie jetzt bedarf es schneller behördlicher Entscheidungen.“

Der Zuflug schwankt je nach Standort

Ulrike Böttcher, Geschäftsführerin der Landwirtschaftlicher Betrieb GmbH Lauterbach & Co. KG auf Rügen, schätzt die Situation etwas weniger negativ ein:
„Wir haben in diesem Jahr 260 Hektar mit Raps bestellt, 60 Hektar mehr als 2020. Der Rapserdflohzuflug ist von Schlag zu Schlag unterschiedlich, aber nicht über dem Niveau der Vorjahre. Wir zählen in den Gelbschalen alle drei bis vier Tage 10–30 Rapserdflöhe und rechnen mit Schäden zwischen 10 und 30 %. Dass der Zuflug bei uns geringer ist als in anderen Regionen, hängt wahrscheinlich auch mit dem feuchteren Klima mit mehr Wind hier an der Küste zusammen. In den nächsten Tagen kommt der Rapserdfloh zur Eiablage. Bisher haben wir zweimal behandelt. Eine weitere Insektizidmaßnahme folgt, um die Eiablage zu stören. Danach müssen wir schauen, wie der Behandlungserfolg ist.“

Sandro Niemann, Pflanzenschutzverantwortlicher in der Agrarhof Veelböken eG im Landkreis Nordwestmecklenburg, beklagt dagegen bereits enorme Schäden:
„Wir haben den Raps in diesem Jahr von Mitte August bis zum 5. September mit Lumiposagebeiztem Saatgut bestellt. An jedem Rapsschlag stehen ein bis zwei Gelbschalen. Sie werden alle vier bis fünf Tage geleert. Der Zuflug ist sehr stark. Wir zählen jedes Mal zwischen 40 und 100 Rapserdflöhe pro Schale.

Gerade im Keimblattstadium verursacht der Rapserdfloh enorme Schäden. Die ersten Bestände sind mittlerweile im Vierblattstadium. Ohne Pflanzenschutz wären die Schäden noch viel größer. Am Montag haben wir zusammen mit Mitarbeitern des Landesamtes Lallf Rapsbestände bonitiert. Wir stehen jetzt vor der sechsten Insektizidbehandlung. Unsere Sorge ist, dass die Mittel knapp werden, weil ja Zulassungsbeschränkungen zu beachten sind. Nachdrillen mussten wir aber noch nicht.“

Mäßiger Erfolg der Insektizidbehandlungen

Eine breite Spannbreite zeigt sich in Thüringen. Praktiker berichteten von Teilumbrüchen der Rapssaaten, von mäßigen Erfolgen trotz zweimaliger Insektizidbehandlung bis hin zu zufriedenstellenden Wirkungen.

Die Pflanzenschutzfachleute beim Landesamt für Landwirtschaft (TLLLR) registrieren in diesem Jahr eine starke Aktivität der Rapserdflöhe, die frühzeitig in die Bestände einwanderten. Insofern war eine frühe Behandlung angeraten, die jedoch nicht immer einen Erfolg garantierte. Von Resistenzen könne man noch nicht sprechen, sehr wohl aber von „zunehmenden Sensitivitätsverlusten“ gegenüber Pyrethroiden, heißt es beim Landesamt. Dort beobachtet man seit knapp fünf Jahren einen wachsenden Druck im Raps durch Erdflöhe. Vermutet wird, dass eine wesentliche Ursache die milden Winter sind, die den Larven gute Bedingungen bieten.

Auch im Nordosten von Brandenburg bietet sich ein uneinheitliches Bild. So sind einige Bestände teils mit einer und teils mit zwei Insektizidbehandlungen ausreichend geschützt gewesen. Dort aber, wo Aussaat und starke Niederschläge nah beieinanderlagen und die Pflanzen deshalb verzögert in die Gänge kamen, traten die Schädigungen durch den Reifungsfraß der Käfer stärker auf. Ein Fachmann berichtete, dass es aus seiner Sicht offensichtlich einen Zusammenhang zwischen der Rauigkeit des Saatbettes und dem Wirkungsgrad der Insektizidmaßnahmen gibt. Je klutiger die Oberfläche sei, umso besser könnten sich die Erdflöhe der Behandlung entziehen. Deshalb sei ein möglichst feines Saatbett wichtig, um den Käfern die Rückzugsmöglichkeiten zu nehmen.

Und noch ein Aspekt sollte unbedingt beachtet werden. Wenn Sie die Bestände mit Insektiziden behandeln, achten Sie besonders auf die Spritzbedingungen. Sind sie nicht optimal, kann es trotz voller Aufwandmenge schnell zu einer Halbierung der Wirkstoffmenge im Zielbereich Blatt kommen. Auch damit unterstützen Sie die Abnahme der Sensitivität und leisten der Zunahme von Resistenzen ungewollt Vorschub.

FAZIT

Nimmt die Wirkung zugelassener Wirkstoffe ab und stehen keine neuen Mittel zur Verfügung, bleiben, wenn überhaupt, nur ackerbauliche Maßnahmen. Neben aller guten fachlichen Praxis der Anwender müsste dafür aber die Biologie der Rapsschädlinge besser erforscht werden. Bislang rührt sich hier kaum etwas.

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Tierschutzpreise an Landwirte verliehen

Drei Landwirtschaftsbetriebe wurden mit dem Thüringer Tierschutzpreis 2021 geehrt. Neben Nutztierhaltern wurden karitative Initiativen sowie Forschungsgruppen für die Entwicklung bzw. Anwendung von Alternativen für Tierversuche gewürdigt.

Von Frank Hartmann

Drei Landwirtschaftsbetriebe gehören zu den Trägern des 27. Thüringer Tierschutzpreises 2021. Heike Werner, für das Veterinärwesen zuständige Sozialministerin, übergab am Montag letzter Woche in Erfurt die Preise.

Landgut Weimar Bio GmbH ausgezeichnet

Die noch junge Landgut Weimar Bio GmbH, eine Tochter der Landgut Weimar eG, hat in Kürze ihre Umstellungszeit absolviert und liefert ab November Biomilch. 130 ha Grün- und 100 ha Ackerland werden bewirtschaftet, die das Futter für 150 Milchkühe liefern, denen auf 35 ha Weidegang geboten wird. Durch die Auszeichnung sollen der unternehmerische und der tägliche Einsatz der Mitarbeiter für eine besonders tiergerechte Milchviehhaltung gewürdigt werden, hieß es in der Begründung der Fachjury.

ERVEMA agrar Gesellschaft Wöhlsdorf für Weidehaltungskonzept ausgezeichnet

Die in Ostthüringen beheimatete ERVEMA agrar Gesellschaft Wöhlsdorf wurde ebenso für ihr Konzept der Weidehaltung geehrt. Seit zwei Jahren bieten neue Ställe in Staitz 896 Kühen Platz. Seit mehr als zehn Jahren setzt der Betrieb auf Deutsches Fleckvieh. Moderne Tiefliegeboxen, viel Platz und ein großes Raumvolumen zeichnen die Ställe aus. Auf dem neu geschaffenen Weideareal von 85 ha haben zwei der vier Kuhgruppen (à 224 Tiere) ständig freien Zugang zur Weide.



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Biowaren Meister Teil der Bruderhahn-Initiative

Der Betrieb Biowaren Meister bei Gera betreibt vier mobile Legehennenställe mit insgesamt 3.500 Plätzen. Seit 2014 ist man Teil der Bruderhahn-Initiative. Aktuell sind 50 % der Hühner Zweinutzungshühner. Der Betrieb betreibt eine eigene EU-Geflügelschlachtstätte und arbeitet mit dem Biopartnerschlachthof „Gönnataler Putenspezialitäten“ zusammen. Meisters konnten nicht nur Preisverleihung kommen, weil der Schlachttermin auf dem Hofanstand.

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Dringend Helfer für Traubenernte gesucht

Bis zum 30. Oktober werden noch weitere freiwillige Helfer auch ohne Leseerfahrung für die Traubenernte und weitere anfallende Arbeiten in Ahrtal gesucht. Dies kann ohne Voranmeldung erfolgen.

Im Ahrtal, das im Juli von schweren Überschwemmungen nach Starkniederschlägen betroffen wurde, werden dringend Helfer für die begonnene Weinlese gesucht. Der regionale Tourismusverband rief Freiwillige zum Helfen auf, die fit für Steillagen im Weinberg sind. Angesprochen sind auch Hilfswillige ohne Leseerfahrung. Darauf hat jetzt der Weinbauverband Saale-Unstrut aufmerksam gemacht.

Ohne Voranmeldung möglich

Noch bis zum 30. Oktober sei täglich, außer sonntags, jede helfende Hand willkommen, hieß es. Freiwillige Helfer müssen sich für die Traubenernte nicht anmelden. Die Hin- und Rückfahrt zu den Arbeitseinsätzen mit Bussen organisiert der Tourismusverband gemeinsam mit der Organisation „Helfer-Shuttle.de“.

Treffpunkt für die Einsatzkräfte ist der Parkplatz Innovationspark Rheinland (Einfahrt über A 61, Ausfahrt Grafschaft-Ringen). Mitzubringen sind festes Schuhwerk, Gartenschere (falls vorhanden), eigene Verpflegung und eventuell ein Regenponcho.

Eine Einsatzgarantie für die Lese gibt es indes nicht. Der Verband bittet um Verständnis, wenn freiwillige Helfer gegebenenfalls für andere Arbeiten eingeteilt werden. Hilfe sei aber auch an anderen Stellen nötig. red


Mehr Infos: www.helfer-shuttle.de oder Tel. (01 51) 43 13 16 61


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