Siegerbulle aus dem Freigut

Der diesjährige Siegerbulle der Galloway Open 2021 stammt vom Freigut Garsena in Sachsen-Anhalt. Der Reservesieger kommt von der Kraft GbR Ottrau in Hessen.

Einen großen Erfolg konnte Gallowayzüchter Karl-Friedrich Schöning, Freigut Garsena (Sachsen-Anhalt, l.), kürzlich verbuchen. Sein dunfarbener Jungbulle Mirko wurde Sieger auf der „Galloway Open 2021“ im hessischen Alsfeld.

Preisrichter PJ Budler aus Texas (r.) stellte den im April 2019 geborenen, 777 kg schweren Siegerbullen der Galloway Open 2021 im Endring auf Platz eins – vor den ein Jahr älteren Zoro of Kilnstown aus der Kraft GbR Ottrau (Hessen), der Reservesieger wurde.

Schaupotenzial liegt in dn genen

Schaupotenzial hat Mirko in seinen Genen: Vater Marlin war Bundesreservesieger auf der Grünen Woche 2020 in Berlin und zuvor Champion auf der „FleischrindVision 2019“ der Rinder-Allianz.

Bei der jetzigen, zwölften bundesoffenen Schau stellten sich rund 90 Gallowayrinder in 22 Richtklassen dem Urteil des Jurors.

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Offener Hof lockt viele Besucher

Die Hauptveranstaltung des „Tag des offenen Hofes“ wurde in Sachsen nachgeholt. Hier wurde ebenfalls die Auszeichnung des Landeswettbewerbs „Tiergerechte und umweltverträgliche Haltung“ überreicht.

Am 2. Oktober fand die diesjährige Hauptveranstaltung des „Tages des offenen Hofes“ Sachsen bei der Agrargesellschaft Bad Lausick mbH statt. Pandemiebedingt war die ursprünglich geplante Auftaktveranstaltung im Mai entfallen. SLB-Präsident Torsten Krawczyk und Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) eröffneten die Veranstaltung, die insgesamt rund 1.500 Gäste zählte.

Zu erleben gab es ein abwechslungsreiches Programm mit Alttechnik und Oldtimern, Infoständen, Stallrundgängen, Traktor-Hüpfburg, Ponykutschrundfahrten, Ponyreiten und Mit-Mach-Schmiede. Auch kulinarisch wurde einiges geboten, unter anderem auch aus eigener Erzeugung. Geöffnet hatte selbstverständlich auch der Hofladen des gastgebenden Betriebes. Seit April verkauft die Agrargesellschaft Bad Lausick Rindfleischprodukte, Milch, Käse und Eier aus eigener Produktion sowie andere regionale Erzeugnisse.

Auszeichnung des Landeswettbewerbs überreicht

Im Rahmen der Veranstaltung überreichten Präsident Krawczyk und Staatsminister Günther die Auszeichnung im Rahmen des Landeswettbewerbs „Tiergerechte und umweltverträgliche Haltung“ an die beiden Geschäftsführerinnen Lisa Kurth und Nadja Brummer. Die beiden jungen Frauen führen den Betrieb, der 1992 von ihrem gemeinsamen Großvater Gerold Kurth gegründet wurde, seit 2019.

Tag des offenen Hofes

Die Imageaktion „Tag des offenen Hofes“ wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes. red


Sachsen aktuell

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Agrar eG Teichel: Dieser Herbst fordert logistisch heraus

Nach der beendeten Ernte der Agrargenossenschaft Teichel eG wird sich auf die kommende Herbstsaison vorbereitet. Die neue Aussaat steht an, aber auch die ersten Vorbereitungen auf das Weihnachtsgeschäft mit Enten und Gänsen laufen auf Hochtouren.

Von Frank Hartmann

Bis zum 10. September dauerte es dann doch noch, bis die Mähdruschernte der Agrar eG Teichel ihr Ende fand. Aus den „Filetstücken“, wie Pflanzenbauvorstand Eric Engelmann die verbliebenen 150 ha A-Weizen nannte, wurde am Ende nur Futter: „Der Rohprotein-Gehalt passte noch, aber die Fallzahlen waren im Keller. Und damit hat dieser Weizen nur Futterqualität.“ Einziger Trost: Die Futterweizenpreise sind ganz passabel.

Zeitdruck für Herbstsaison

So spät die Ernte zu Ende ging, so hoch ist der Zeitdruck bei den Herbstarbeiten in dieser Saison. Niederschläge sorgten auch im September immer wieder für Unterbrechungen. Dienstag dieser Woche fielen bereits wieder 15 mm Niederschlag. Mit einer Befahrbarkeit der Schläge war vor Donnerstag nicht zu rechnen.

Vorstand Stefan Blöttner spricht von logistischen Herausforderungen. Denn parallel zur Aussaat lief und läuft die Futterernte auf Hochtouren. „Ein dritter Schnitt auf den gesamten Mähflächen wäre in diesem Jahr drin gewesen. Die Aufwüchse geben es jedenfalls her. Für die relativ aufwendige Ernte fehlt uns aber die Zeit, sodass wir versuchen, die Flächen so weit wie möglich mit den Mutterkuhherden abzuweiden.“ Nachdem der Futteranschluss wieder hergestellt wurde, könne man sich dies leisten.

 Im Schlepper- Bild-Info fahren besitzt Luis, neuer Lehrling im ersten Ausbildungsjahr, Erfahrung.
Im Schlepperfahren besitzt Luis, neuer Lehrling im ersten Ausbildungsjahr, Erfahrung. (c) Frank Hartmann

Mit Anfang September kam der erste Raps relativ spät in den Boden. Schädlinge wie der Erdfloh hatten leichtes Spiel, nicht zuletzt, weil niedrige Temperaturen die Rapsentwicklung bremsten. „Gegen den Rapserdfloh führten wir eine Maßnahme mit Nexide durch. Der Zeitpunkt war nicht optimal. Wir konnten aber nicht früher spritzen, weil wir mit Mann und Maus den ersten Mais häckselten und noch in der Getreideernte steckten“, berichtet Engelmann. Dennoch entfaltete das Pflanzenschutzmittel Wirkung.

Vom Mais war bis Ende voriger Woche gut ein Viertel im Silo. Einen dritten Schnitt von der letzten Luzerne nahm man vorige Woche auch noch mit. Das Schwaden und Häckseln begleiteten übrigens, wie so oft, im Territorium ansässige Rotmilane. Beim Verdichten im Silo stellte der neue Landwirt-Lehrling Luis seine Erfahrung unter Beweis. Gesammelt hat er die auf dem elterlichen Familienbetrieb im Saaletal, der auch Direktvermarktung betreibt.

Agrar eG Teichel: JUngrinder im Schauring

Für das Weihnachtsgeschäft der agrargenossenschaftlichen Direktvermarktung wachsen derzeit knapp 800 Enten und Gänse heran. Enten zu bekommen, sei dieses Jahr richtig schwer gewesen, weiß Blöttner. Die Geflügelpest der vorigen Saison schlage hier voll durch. Weil in der Folge offenbar Gänse knapp waren, wichen viele Mäster auf Enten aus. „Unsere Jungenten mussten wir daher auch relativ teuer einkaufen.“

Ein Höhepunkt der Zuchtsaison stand am vergangenen Wochenende vor dem Mutterkuhteam von Herdenmanager Jens Schmidt. Im hessischen Alsfeld lud der Verband der Deutschen Charolais Züchter zu seiner 33. Bundesschau. Mit ihrer Mutterkuh GmbH (MKH-Agrar GmbH) war die Agrar eG Teichel einer von knapp 50 Beschickern.

Dem Bullenkalb Dago (Vater: Dandy) sieht man mit seinen weit über 500 kg Gewicht längst nicht mehr an, dass er erst am 20. Dezember letzten Jahres geboren wurde. Schmidt beziffert die Tageszunahmen auf 1.700 g, was sich sehen lassen kann. Bereits an einen Zuchtbetrieb in Schleswig-Holstein verkauft sind die beiden Jungrinder, die in den Schauring geführt werden: Madel (V: Chicmod BB) und Nola (V: Dandy) erblickten ebenfalls im Dezember 2020 das Licht der Welt.

agrarpolitische Weichenstellungen

Mit Blick in die Zukunft – das Planinsolvenzverfahren läuft noch – blickt die Genossenschaft noch schärfer auf die Kosten. So sieht die Anbauplanung vor, entlang der Bundesstraße 88 und an Bachläufen knapp zwei Dutzende „schmale“ Schläge mit Größen zwischen 0,5 und 8 ha nicht mehr länger mit Getreide zu bestellen.

Auf den zusammen 60 ha möchte die Agrar eG Teichel im nächsten Frühjahr eine Ackergrasmischung gedrillt. Pflanzenbauvorstand Eric Engelmann will in den nächsten Wochen erstmals prüfen, ob Flächen, die in einem ausgedehnten FFH-Gebiet liegen, zusammenhängend ökologisch bewirtschaftet werden könnten. Das Ergebnis ist völlig offen.

Am Wochenende sind die beiden Jungrinder  auf der Charolais-Bundesschau.
Am Wochenende sind die beiden Jungrinder auf der Charolais-Bundesschau. (c) Frank Hartmann

Angesichts der agrarpolitischen Weichenstellungen – Blöttner nennt die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung als Beispiel – müsse man reagieren. Unter den vorhandenen natürlichen Bedingungen will man dort, wo Aufwand und Ertrag immer wieder Grenzen aufzeigen, extensivieren.


Im August beginnt Marie George, hier mit Vorstand Stefan Blöttner, ihre Ausbildung in Teichröda.

Agrargenossenschaft Teichel eG

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Förderung der Hofnachfolge: Starthilfe für Einsteiger

Der Freistaat Sachsen will mit einem Förderprogramm Hofnachfolger und Existenzgründer in der Landwirtschaft unterstützen. Der erste Aufruf zur Einreichung von Anträgen läuft noch bis Ende Oktober 2021.

Vorige Woche ging der erste Aufruf an die Öffentlichkeit: Junglandwirte, die einen neuen Betrieb gründen oder einen bestehenden übernehmen wollen, können jetzt dafür eine Förderung beim Freistaat beantragen. Bei Bewilligung erhält der Junglandwirt oder die Junglandwirtin eine einmalige Unterstützung in Höhe von 70.000 €, die über fünf Jahre auf drei Raten verteilt ist.

Hofnachfolge soll „Gesunde Strukturen fördern“

Mit der neuen „Richtlinie zur Unterstützung von Existenzgründungen und Hofnachfolgen in der Landwirtschaft (EHP/2021)“ wolle man landwirtschaftlichen Nachwuchs beim Start ins eigene Unternehmen unterstützen und Hofübernahmen erleichtern, sagte Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne). In vielen sächsischen Landwirtschaftsbetrieben stünde der Generationswechsel an, doch immer seltener werde der Hof in der Familie weitergegeben. Zugleich würden junge engagierte und gut ausgebildete Landwirtinnen und Landwirte gern einen eigenen Betrieb übernehmen. Diese unterstütze der Freistaat mit der Richtlinie, die zugleich eine Vereinbarung im Koalitionsvertrag umsetzt. Die Förderung von Existenzgründern und Hofnachfolgen sei Teil eines größeren Paketes für gesunde und vielfältige Agrarstrukturen, so Günther.

Antragsberechtigt sind Junglandwirte, die nicht älter als 40 Jahre sind und sich erstmals als Betriebsinhaber in einem Landwirtschaftsbetrieb niedergelassen haben. Zwingende Voraussetzung für die Förderung der Hofnachfolge ist ein landwirtschaftlicher Berufsabschluss, der zur Führung eines Betriebes befähigt, mindestens also der Wirtschafterabschluss, der spätestens 36 Monate nach Antragstellung erworben sein muss. Die Förderung ist auch in der Konstellation einer Personengesellschaft möglich, wenn Junglandwirte „das Unternehmen wirksam und langfristig“ kontrollieren. Dies gilt ebenso, wenn auch ältere Gesellschafter beteiligt sind, sofern die Junglandwirte dauerhaft unternehmerische Kontrolle ausüben. Beantragt werden kann die Förderung innerhalb von zwei Jahren nach Existenzgründung oder Betriebsübernahme.


Sachsen aktuell

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Gutachterausschuss bewertet Geschäftsplan der Hofnachfolger

Bewilligende Stelle für die Förderung ist das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Die Beantragung läuft im Rahmen von Aufrufen. Die erste Antragsrunde verfügt über ein Budget von 600.000 Euro, was der ersten Rate der Förderung für maximal 13 Projekte entspricht. Grundlage für die Bewilligung ist ein Geschäftsplan für die ersten fünf Jahre. Auf dessen Grundlage bewertet ein Gutachterausschuss die Anträge und gibt der Fördermittelstelle eine Empfehlung. Kriterien sind die Produktionsrichtung des Betriebes, seine Absatzwege, die Bewirtschaftungsweise, geplante Maßnahmen für ökologische Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz, Klimaanpassung und Resilienz. Der Ausschuss wird mit Vertretern berufsständischer Verbände besetzt sein. Relevant wird das Ranking, das sich aus seiner Bewertung ergibt, wenn mehr förderwürdige Anträge eingehen, als das Budget bedienen kann.

Der aktuelle Aufruf läuft bis zum 29. Oktober. Im kommenden Jahr ist ein weiterer Aufruf mit gleicher Budgetausstattung geplant. Ab 2023 soll die Hofnachfolgeförderung in das sächsische ELER-Programm (Europäischer Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des Ländlichen Raumes) integriert werden.

Zum Aufruf geht es hier


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Kunde billig satt, Landwirt pleite?

Am diesjährigen Tag des Schweinehalters suchten Vertreter der Branche nach Orientierung und Perspektive. Dabei wurde klar: Lösungen kann es nur gemeinsam geben.

Von Heike Mildner

Der Saal der Heimvolkshochschule Seddiner See war voll, und auch online hatten sich noch Interessierte zum Tag des Schweinehalters am vergangenen Mittwoch dazugeschaltet. Die Probleme der Branche sind bekannt, die Konsequenzen daraus durch die jüngste Umfrage der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) aktuell und eindrücklich belegt: Über die Hälfte der Sauenhalter in Deutschland beabsichtigt, in den nächsten zehn Jahren den Betrieb aufzugeben, bei den Schweinemästern denken 42 % über diesen Schritt nach. „Auflagenflut, fehlende Perspektive und mangelnder Rückhalt machen Schweinehalter mürbe“, fasst die ISN die Gründe dafür zusammen. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) wird nur von neun Prozent der Ferkelerzeuger und 14 % der Mäster in Deutschland als Grund angegeben. Das zeigt deutlich, wie schlecht die Lage schon ohne ASP ist, in Brandenburg kommt sie noch hinzu.

Vermarktung und Verarbeitung in ASP-Zeiten

Das Auftaktreferat „Perspektiven der Schweinehaltung in Brandenburg“ vonseiten des Ministeriums war wegen der turnusmäßigen Agrarministerkonferenz langfristig abgesagt worden, stand aber dennoch im augelegten Programm. Das sorgte für Irritationen. Anstelle des Perspektivbeitrags gab es Einblicke in die Praxis der Vermarktung und Verarbeitung von Schweinefleisch in Zeiten der ASP.  Horst Krüger, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Flämingfleisch mit 52 Mitgliedern, kauft Schlachttiere auf und vermarktet sie weiter. Fünf Tage nach dem ersten ASP-Fall in Sembten am 10. September 2020 habe sein Telefon nicht mehr aufgehört zu klingeln, berichtet er, dann noch mal große Verunsicherung nach dem Ausbruch im Hausschweinebestand am 17. Juli dieses Jahres. Er sprach über die Vermehrung der Bürokratie, die Wege zur Seuchenfreiheitsbescheinigung, die in jedem Landkreis etwas anders sind und ohne die ein Lkw nicht auf einen Schlachthof kommt. Seit ASP muss eine Zusatzerklärung gegeben werden, mit der der Tierhalter bestätigt, dass die Schlachttiere „nicht aus einem Sperrbezirk, Beobachtungsgebiet oder gefährdeten Gebiet im Sinne der Schweinepestverordnung stammen“ und „in den letzten 90 Tagen vor Lieferung keine lebenden Schweine aus einem wegen ASP eingerichteten Restriktionsgebiet eingestallt worden sind“.

Als einer derer, die diese Erklärung nicht unterschreiben können, sprach Frank Matheus, Vorsitzender der Agrargenossenschaft Neuzelle – ein breit aufgestelltes Unternehmen mit früher einmal 380 Sauen im geschlossenen System, eigener Landfleischerei und umfangreicher Direktvermarktung. Zur Genossenschaft gehören die Früchtequelle GmbH und die Bioweiderind GmbH „Neuzeller Bauernfleiß“ als zwei hundertprozentige Töchterfirmen. Mit insgesamt 160 Angestellten werden 5.500 ha Acker und Grünland sowie 240 ha Wald in 16 Ortschaften bewirtschaftet.

Schon bevor am 10. September 2020 der ASP-Fund im ca. zehn Kilometer entfernten Sembten bestätigt wurde, hatten sich die Neuzeller intensiv auf diesen „Tag X“ vorbereitet, berichtet Matheus. Man habe rechtzeitig am ASP-Monitoring teilgenommen, das Schlachtgewicht der Mastschweine allmählich von 120 auf 90 kg geenkt. Das schuf einen Puffer von sechs Wochen, der gerade bis zur Öffnung des Schlachthofes Kellinghusen für Schweine aus den ASP-Restriktionszonen reichte.

Das große Problem sei jedoch die Schlachtung der 380 Sauen gewesen. Da sich niemand fand, wurden sie letztlich in der eigenen Schlachterei geschlachtet, die für die großen Sauen nicht ausgelegt ist. Man habe den Tieren nach dem Betäuben und Töten die Köpfe abschneiden müssen, so Matheus. Zehn Tonnen Fleisch wurden unvergütet weggeworfen. Zwei Lkws habe man für 95 Cent/kg Schlachtgewicht frei Hamburg verkauft. Zehn Tier pro Woche konnten an Direktvermarkter in der Region geliefert werden.

Von 380 auf 140 Sauen

Derzeit dürfen die Neuzeller nur noch 140 Sauen halten, nur so viel Schweine produzieren, wie sie selbst vermarkten können. Personal und Abschreibung seien jedoch gleich, so Matheus. Zudem sei die Vermarktung über die eigene Landfleischerei nur so lange erlaubt, wie es im Umfeld keinen ASP-Fall bei einem Hausschwein gibt. „Das müssen wir unbedingt verhindern“, appellierte Matheus und empfahl den Kollegen, mit den kleinen Schweinehaltern in ihrem Umfeld zu sprechen und zum temporären Ausstieg zu ermuntern. Das Allerwichtigste sei jedoch, darauf zu drängen, dass der Gesetzgeber eine Entschädigungsregelung für Ausfälle aufgrund behördlicher Anordnungen im Tierbereich schafft, so Matheus. Momentan gebe es keine Grundlage, dass man beispielsweise für die Folgen eines Besamungsverbotes entschädigt werde. Für die 100 ha Schneisen im Mais, die die Genossenschaft angelegt hat, sieht das anders aus.


Landesflagge Brandenburg

Brandenburg aktuell

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Arbeit am Regionalsiegel

Berlin als Markt zu erschließen, ist das große Ziel des Neuen Brandenburger Wegs des LBV. Helfen soll ein Regionalsiegel, an dem der Verband pro agro gerade arbeitet. „Wir waren vor 20 Jahren schonmal so weit“, konstatiert Geschäftsführer Kai Rückewold, die Chancen stünden aber jetzt besser. Zudem sei „ein interessantes Projekt auf den Weg gebracht“ worden, über das erst demnächst Genaueres zu berichten sei. Aber auch hier werde „das erste Schwein nicht vor 2024 am Haken hängen“, deutete Rückewold an. Derzeit sei man dabei, das von der EU anerkannte Regionalsiegel für Baden-Württemberg auf Brandenburg umzumünzen. Pro agro plädiert dafür, es als Grundlage zu verstehen und um ein Qualitätsfleischprogramm zu ergänzen.

Sebastian Kühn, geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens EWG Eberswalder Wurst GmbH, wird in seinem Vortrag deutlicher: „Corona, ASP usw. sind nur ein Brandbeschleuniger. Das Problem mangelnder Wertschätzung gibt es schon länger.“ Es nutze nichts, auf den Handel zu zeigen, der sei nur der verlängerte Arm des Verbrauchers, und der wähle zumeist billig, wenn er die Wahl habe. „Wir sind nur so gut, wie wir mit Ihnen sein können, müssen aber auch den Verbraucher gewinnen, den Mehrpreis zu bezahlen“, wendet sich Kühn an die Schweinehalter. „Niemand wird Ihnen eine Lösung auf dem Silbertablett präsentieren. Wenn wir es nicht schaffen, gehen wir krachen, und der Verbraucher merkt es erst, wenn es zu spät ist!“, ist Kühn überzeugt.

Geschäftsbücher öffnen als Weg

Rewe sei der einzige Handelspartner, der sich bereit erklärt habe, ausschließlich regionales Fleisch anzubieten. Darum könne der Betrieb 600–700 Schweine pro Woche verarbeiten, erläutert Kühn. Die Verarbeitungsquote liege bei 50 %, das mache es so schwer, die Quantität zu steigern. Eine Blaupause für andere Projekte könne aber sein, dass alle Beteiligten die Bücher öffnen, um zu schauen, wer an welcher Stelle welchen Mehrwert erzielt hat. Kühn riet den Schweinehaltern außerdem, sich derzeit nicht auf lang laufende Verträge einzulassen. Mit 1,40 –1,50 €/kg sei man nicht in der Lage, Ställe umzubauen, gab Kühn zu bedenken. „Wir wissen alle nicht, wo der Zug hinfährt.“


Kommentar
Dass es zum Mittagessen zum Tag des Schweinehalters nicht Schwein, sondern (hoffentlich regionales) Huhn gab, ist aufgefallen, aber kein Affront, sondern eine Unaufmerksamkeit. Und dass der Beitrag des Agrarministeriums zu „Perspektiven der Schweinehaltung in Brandenburg“ ersatzlos ausfiel, ist hoffentlich nur ein Kommunikationsproblem und kein böses Omen. Über das künftige Regionalsiegel für „gesicherte Qualität aus Brandenburg“ sollte man allerdings länger nachdenken – auch über das Äußere. Es mag aus vielen Gründen verlockend sein, das Zeichen aus Baden-Württemberg für Brandenburg zu adaptieren. Aber in den Landesfarben Rot und Weiß erinnert es doch sehr an ein Verbotsschild (siehe oben). Das könnte nach hinten losgehen.

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Hecken pflanzen: Sichtschutz hat viele Facetten

Egal ob niedrig- oder hochwachsend, immergrün oder laubabwerfend – beim Pflanzen von Hecken sind den Ideen kaum Grenzen gesetzt. Und gegenüber einer Gartenmauer oder eines Zaunes sind sie nicht nur relativ preisgünstig, sondern bei fachgerechter Pflege auch sehr langlebig.

Von Florian Wolf

Bevor die Aktion zum Pflanzen einer Hecke beginnen kann, ist es wichtig, die für sich passende Hecke auszuwählen. Es besteht die Möglichkeit, sich zwischen immergrünen, wintergrünen und laubabwerfenden Arten zu entscheiden.

Immergrüne Hecken wie die bekannten Thuja-Heckensorten ‘Brabant‘ und ’Smaragd‘, Kirschlorbeer oder die Gemeine Eibe (Taxus baccata) behalten ihr Laub das ganze Jahr über. Wintergrüne Gehölze, die sich gut als Hecke eignen, gibt es nur wenige. Der geläufigste Vertreter ist der Schwarz-grüne Liguster (Ligustrum vulgare ’Atrovirens‘). Für Hausbesitzer, die einen ganzjährigen Sichtschutz zu einer belebten Straße oder unliebsamen Nachbarn suchen, ist eine immergrüne oder wintergrüne Hecke sicherlich die beste Option. Allerdings sind insbesondere immergrüne Gehölze in der Regel auch die preisintensivsten Pflanzen. Laubabwerfende Gattungen sind dagegen am kostengünstigsten.

Hecke Pflanzen: Wenn die richtige hecke gefunden ist

Wer sich für eine Heckenpflanze entschieden hat, stellt sich die Frage nach der gewünschten Lieferform und dem damit einhergehenden optimalen Zeitpunkt für die Pflanzung. Neben wurzelnackten Pflanzen gibt es auch Ware mit Ballen oder im Container (Topf). Wurzelnackte Gehölze werden mit einer freien (nackten) Wurzel geliefert, also ohne schützenden Erdballen. Dieser fehlende Schutz bringt einige Aspekte mit sich, die beachtet werden müssen: Wurzelnackte Laub- und Nadelgehölze stehen aus-schließlich zur laubabwerfenden Zeit von Herbst bis Frühjahr bereit, da sich diese auf die Wurzelbildung konzentrieren müssen und keine zusätzlichen Energiereserven für das vegetative Wachstum zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund ist es auch wichtig, die Pflanzen direkt nach dem Roden einzupflanzen. Sollte dies nicht möglich sein, sollten sie für wenige Tage in feuchte Erde eingeschlagen werden, damit die Wurzeln nicht austrocknen. Das Einkürzen der Triebe um 20 bis 30 % ist hier besonders wichtig, um ein gutes Anwuchsergebnis zu erzielen, damit die Pflanze beim Austrieb im Frühjahr ausreichend durch die Wurzeln mit Nährstoffen versorgt wird.

Florian Wolf
Florian Wolf von der Baumschule
Rügen gibt regelmäßig in der Bauernzeitung Tipps rund um das Thema Garten.

Trotz aller vorbeugenden Maßnahmen erzeugt diese Liefer-form das schlechteste Anwuchsergebnis. Dagegen werden Ballenpflanzen samt Erdballen in den Boden gebracht, der mit Jutetüchern balliert und bei besonders großen Exemplaren, in der Fachsprache Solitäre genannt, noch mit einem Drahtballen befestigt wird, damit der Ballen während des Transports gut geschützt ist. Aus diesem Grund kann Ballenware je nach Pflanzengattung nahezu die gesamte Frühjahrs- und Herbstsaison gepflanzt werden. Beim Einpflanzen werden die Gehölze dann vorsichtig in das zuvor ausgehobene Pflanzloch gesetzt. Das Verpackungsmaterial um den Erdballen kann im Pflanzloch belassen werden, da es mit der Zeit ohne Schwierigkeiten im Boden verrottet. Doch auch diese Pflanzen sollten um 20 bis 30 % zurückgeschnitten werden. Dadurch kann sichergestellt werden, dass 90 bis 95 % der Heckenpflanzen ohne Probleme anwachsen. In den letzten Jahrzehnten hat die Container- beziehungsweise Topfware einen immer größer werdenden Stellenwert auf dem Markt eingenommen. Diese haben den Vorteil, dass sich deren Wurzelballen in einem komplett abgeschlossenen Bereich befindet. Dadurch können die Pflanzen zu fast jeder Jahreszeit (außer bei gefrorenem Boden) eingesetzt werden. Nach dem Einsetzen ist außerdem kein Rückschnitt notwendig, da durch die vollständig erhaltene Wurzelmaße die gesamte Pflanze ausreichend versorgt wird. Wenn beim Pflanzen einer Hecke volle Flexibilität beim Pflanzzeitpunkt und ein ideales Anwuchsergebnis von nahezu 100 % angestrebt wird, sollte also auf Containerware zurückgegriffen werden.

Beim Hecke pflanzen Abstände beachten

Wichtig ist neben der Standortwahl vor allem auch der Pflanzabstand. Dieser sollte nicht zu groß ausfallen. Als Orientierung gilt: Je größer und breiter die Gehölze, desto größer kann auch der Abstand bei der Pflanzung gewählt werden. Es gibt jedoch Ausnahmen. Soll beispielsweise eine Hainbuchenhecke (Carpinus betulus) oder eine Rotbuchenhecke (Fagus sylvatica) in den heimischen Garten kommen, ist es empfehlenswert, die Pflanzen enger zu setzen, weil die beiden Gehölze eher aufrecht wachsen und deutlich länger benötigen, um eine blickdichte Hecke zu bilden. Je nach Pflanzenart empfiehlt es sich, zwei bis vier Pflanzen pro laufenden Meter zu setzen. Bei breiteren Kulturen wie dem Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) reichen bei einer Ausgangsgröße von 80 bis 100 cm ab Topfhöhe bereits zwei Pflanzen (Pflanzabstand 50 cm).

Bei den oben genannten Buchenhecken sind drei bis vier Exemplare pro laufenden Meter rat-sam. Möchte man sich eine Hecke auf eine besonders niedrige Höhe halten, beispielsweise als Beeteinfassung oder als Einrahmung auf dem Friedhof, sollten spezielle Sorten gewählt werden, die nur einen niedrigen Jahreszuwachs haben. Diese müssen nur einmal jährlich geschnitten werden und benötigen somit deutlich weniger Pflege. Hier empfiehlt sich zum Beispiel die Sorte ’Lescow‘ der Japanischen Eibe (Taxus cuspicata). Auch neue Sorten auf dem Markt wie Ilex crenata ’Glorie Dwarf‘ eignen sich hervorragend für kleinere Hecken. Diese besitzen noch einen weiteren Vorteil: Wurde einmal der optimale Schnittzeitpunkt verpasst oder einfach vergessen, können diese im darauffolgenden Frühjahr tief zurückgeschnitten werden. Eibe und Ilex verkraften das tadellos und treiben daraufhin schnell wieder neu aus. Bei anderen Gattungen wie Thuja ist das nicht möglich, sie verkraften einen Schnitt ins alte Holz nicht.

Neue Markt-Highlights

Doch nicht nur bei niedrig bleibenden Sorten, auch bei höher werdenden Arten haben in den letzten Jahren neue und interessante Sorten ihren Weg in die Baumschulen gefunden. Ein Bei-spiel hierfür sind zwei spannende Sorten des Baumschulinhabers Holger Hachmann aus Barmstedt im Kreis Pinneberg. Dieser hat sich neben der Züchtung von Rhododendron-Sorten (Bauernzeitung berichtete) auch auf neue Ilex-Sorten spezialisiert. Hierbei geht es nicht nur um die klassischen Heckeneigenschaften wie schneller und dichter Wuchs, sondern auch um sehenswerte Austriebe und Fruchtschmuck. Die Exemplare von Ilex meserveae ’Heckenfee‘ und ’Heckenblau‘ verfügen zum einen über einen sehenswerten Fruchtschmuck und die Sorte ’Heckenblau‘ über einen eindrucksvollen rötlich-auberginenbläulichen Austrieb, welcher mehrere Monate erhalten bleibt. Die Europäische Stechpalme (Ilex) gehört zu den wenigen Gattungen, bei denen die weiblichen Pflanzen einen männlichen Bestäuber benötigen, um Früchte auszubilden. In der Fachsprache nennt man diese Besonderheit getrennt geschlechtlich zweihäusig. Die Bestäuber sitzen also auf zwei Häusern (zwei Pflanzen). Auch Gehölze wie der Sanddorn oder die Eibe besitzen diese Eigenschaft. Aus diesem Grund ist es ratsam, bei einer Hecke aus weiblichen Pflanzen einen männlichen Befruchter in der Nähe zu haben. Hier sollte auf fünf weibliche Exemplare mindestens eine männliche gesetzt werden oder an einen Ort in der Nähe.

Besonders blühwillige Gehölze, die aber dennoch ein dichtes Blätterkleid bilden, spielen in der Bepflanzung eine größer werdende Rolle. Es bieten sich zum Beispiel die Sorte ’Cunningham ́s White‘ aus der Gattung der Rhododendron oder die Weigelie ’Eva Rathke‘ an. Möchte der Gärtner ein gleichmäßiges Wuchsbild erreichen, sollte nur eine Sorte gewählt werden. Wer es dagegen bunter mag, kann verschiedene Sorten kombinieren.

Feuerflammen im Garten
Am treffendsten kann diese Neuheit wohl mit den Worten „Endlosherbstfärbung“ beschrieben werden, die von Juni bis Oktober reicht. Berberis thunbergii ’Orange Ice‘ (deutsch: Zwergsauerdorn) beginnt bereits den Neuaustrieb im April mit einem Farbenkleid, das von hellgrün bis kupfrig-orange reicht. Später wird das Gehölz immer feuriger im Laub bis es im späten Oktober mit dem Laubabwurf beginnt. Zehnjährig erreicht die Sorte ’Orange Ice‘ eine Höhe von etwa 80 cm bei 50 cm Breite und ist somit auch für kleinere Gärten geeignet. Ein Rückschnitt ist bei Bedarf im Frühjahr möglich. Die Vorzüge dieser Neuheit: Sie entwickeln sich an einem vollsonnigen Standort besonders gut.

Ein besonders wichtiges Kriterium bei der Auswahl der richtigen Heckenpflanze ist der Standort. An sehr schattigen Plätzen sollte zum Beispiel kein Lebensbaum (Thuja) stehen. Durch die geringe Sonneneinstrahlung neigen sie zum auskahlen, da die tiefer sitzenden Blätter kein Licht abbekommen. Hier empfehlen sich Arten des Liguster (ovalifolium oder vulgare), die einen Teil ihres Laubes im Spätwinter abwerfen und im Frühjahr neu austreiben. Und Kirschlorbeer oder Glanzmispel eignen sich als Sichtschutz nicht, wenn sie frei stehen und dem Wind ausgesetzt sind. Zudem halten sie im Winter kalte Temperaturen in der Nacht und wärmere tagsüber nicht aus.

Werden alle diese Details bei der Planung berücksichtigt, steht einem dichten Sichtschutz oder einer sehenswerten Einfassung nichts mehr im Wege.


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Grüne Berufe: Lernst Du schon, oder …?

Rund 460 junge Menschen hierzulande haben im Spätsommer dieses Jahres eine Ausbildung in einem grünen Beruf begonnen. Auch Nachzügler haben noch die Möglichkeit, sich dafür zu entscheiden.

Derzeit absolvieren mehr als 1.000 junge Menschen in Sachsen-Anhalt eine Ausbildung in den 14 anerkannten grünen Berufen. 463 junge Frauen und Männer davon haben ihre Ausbildung kürzlich begonnen (Tabelle). Weitere Fakten dazu legte das Landesverwaltungsamt (LVwA) in Halle vor. Bei dessen Referat Agrarwirtschaft, Ländliche Räume, Fischerei, Forst- und Jagdhoheit sitzt auch die Zuständige Stelle für die Berufsbildung in der Land- und Hauswirtschaft.

Die Entwicklung der Ausbildungsverhältnisse gestaltet sich demnach hierzulande relativ stabil. Das zeige sich insbesondere in den starken Gruppen der landwirtschaftlichen Kernberufe Landwirt/in, Tierwirt/in und Fachkraft Agrarservice, sowie in den Berufsbildern Forstwirt/in und Gärtner/in, hier vor allem in der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau (59 Berufsanfänger/innen). Dieser verlässliche Trend deute sich auch für 2021 an.

Angebot für Wechsler und Spätentschlossene
An einer Ausbildung in einem grünen Beruf Interessierte können auch jetzt noch die anerkannten Ausbildungsbetriebe in Sachsen-Anhalt kontaktieren. Diese sind auf der beim Landesverwaltungsamt veröffentlicht.

Schäferlehre in Halle

Dennoch suchten zahlreiche Be-triebe weiterhin junge, engagierte Leute. Der Präsident des Landesamtes, Thomas Pleye, freut sich daher über alle, „die sich für die vielfältigen und spannenden grünen Berufe entscheiden“. Moderne Technologien und die direkte Verbindung zu Natur und Tieren – diese attraktive Kombination gebe es nur in diesem Bereich.

Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse in speziellen Berufen wie Fischwirt/in oder Winzer/in sei dagegen sehr gering, so das Amt. Dies treffe auch auf bestimmte berufliche Fachrichtungen, etwa Tierwirt/in – Schäferei, zu. Deshalb erfolge zwischen den Zuständigen Stellen der Bundesländer eine sehr enge Zusammenarbeit bezüglich der Koordination von Prüfungen.

Lehrlingsentgelte auf attraktivem Niveau
Die Ausbildungsvergütungen in den Agrarberufen haben mittlerweile ein attraktives, konkurrenzfähiges Niveau erreicht. Sie sind im Internet beim Landesverwaltungsamt einzusehene.

So würden z. B. in Sachsen-Anhalt seit fast 25 Jahren die Prüfungen für den Beruf Tierwirt/in in den Fachrichtungen Geflügelhaltung und Schäferei für nahezu alle Bundesländer (außer Bayern und Baden-Württemberg) durchgeührt. Die Beschulung für diese Auszubildenden finde gemäß eines Beschlusses der Kultusministerkonferenz (KMK) länderübergreifend an den Berufsbildenden Schulen des Saalekreises am Standort Halle/Saale statt.

Die Ausbildung in den agraren Berufen sei vielseitig, interessant und verlange ein hohes Interesse, besonderes Gefühl sowie Leidenschaft für natürliche und technische Zusammenhänge. Dabei seien auch die landwirtschaftlichen Betriebe gefragt. Nicht zu unterschätzen seien die guten Möglichkeiten zur Qualifizierung zum Meister. Selbst ein Hochschulstudium sei heute über den Weg der beruflichen Ausbildung und mehrjähriger beruflicher Tätigkeit möglich, so die Behörde weiter.

Tabelle

Prüfen in der Pandemie

Corona habe in der agraren Berufsausbildung keine großen Lücken gerissen, erklärte das Amt. Eine erhebliche Herausforderung habe aber die Sicherung der Abschlussprüfungen dargestellt, zumal diese schriftlich als auch unter Praxisbedingungen in Betrieben, Einrichtungen und Bildungsstätten stattfinden müssen. Besonderes Augenmerk galt daher dem Erarbeiten und Umsetzen der Hygienekonzepte. Das Landesverwaltungsamt habe hier unterstützt, um das Prüfungsverfahren nicht nur verordnungskonform, sondern so optimiert wie möglich und sicher für alle Beteiligten durchführen zu können.

Selbstverständlich seien schon jetzt Bewerbungen für den Ausbildungsstart im Jahr 2022 möglich. Eine gute Vorbereitung, die zudem das gegenseitige Kennenlernen ermögliche, seien Praktika in Ausbildungsbetrieben. Das Landesverwaltungsamt vermittele auch hier gern, hieß es.


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Agrarholdings: Akteure entscheiden mehr als Strukturen

Das Thünen-Institut untersucht, welche Folgen für den ländlichen Raum der Einstieg fremder Investoren in örtliche Agrarbetriebe (Agrarholdings) hat. Die ersten Ergebnisse bestätigen politische Grundannahmen nicht durchgängig.

Hinweise auf eine Veränderung des agrarstrukturellen Wandels in Ostdeutschland hat eine Studie des ThünenInstituts für Ländliche Räume ergeben. „Das betriebliche Wachstum vollzieht sich zunehmend in lokalen und überregional organisierten Holdingstrukturen“, sagte Projektleiter Andreas Tietz, als er die Ergebnisse am Donnerstag voriger Woche im Bundeslandwirtschaftsministerium vorstellte. Allerdings wird dieser Prozess nicht nur von nicht-landwirtschaftlichen Investoren, sondern zum Teil auch den Landwirten selbst vorangetrieben.

Mit der Rolle von überregional agierenden außerlandwirtschaftlichen Investoren auf dem Bodenmarkt hatte sich das in Braunschweig ansässige Institut bereits mehrfach beschäftigt. Die aktuellen Untersuchungen sollen nun im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums erste Daten dazu liefern, welche Auswirkungen die Aktivitäten solcher Betriebsinhaber auf den übrigen ländlichen Raum haben.

Die Genossenschaft im Ort als AgrarHolding

Vorgesehen sind bis Mitte nächsten Jahres insgesamt fünf vergleichende Fallstudien in verschiedenen ostdeutschen Regionen. Der jetzt vorgelegte Bericht beruht auf Untersuchungen in zwei Regionen, von denen eine im Landkreis Vorpommern-Rügen (Mecklenburg-Vorpommern) und eine im Landkreis Märkisch-Oderland (Brandenburg) liegt.

Zur Unterscheidung vom klassischen Familienbetrieb durchschnittlicher Größe führen die Wissenschaftler eine neue Kategorie ein, die Holding. Sie unterscheiden drei verschiedene Typen. Ein wesentlicher Faktor für die Bildung von Holdings sei die strukturelle Schwäche von LPG-Nachfolgeunternehmen. Verkäufe erfolgten meist im Zuge des Generationswechsels in der Führungsebene. Anders als in der politischen Debatte häufig angeführt, war in den untersuchten Regionen die Aussicht auf EU-Direktzahlungen nicht ausschlaggebend für ein Engagement der außerlandwirtschaftlichen Investoren. Sie seien für die Entscheidung zum Einstieg in die Landwirtschaft unerheblich, so Tietz.

Was sind „Agrarholdings“?*

„Eine Holding ist … definiert als unternehmerische Entscheidungseinheit, die von einem (oder mehreren) identischen Unternehmer(n) gesteuert wird und mehrere landwirtschaftliche Betriebe umfasst.
Neben Holdings im unternehmens- und steuerrechtlichen Sinn fallen unter diese Definition auch Gruppen von Betrieben, die ohne feste organisatorische Struktur von einzelnen Eigentümern und einer gemeinsamen Unternehmensleitung zusammengehalten werden. In Ostdeutschland sind in diesem Sinne nach der Wiedervereinigung im Zuge der Umstrukturierung der vormaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) vielerorts Holdings aus Unternehmen der landwirtschaftlichen sowie der vor- und nachgelagerten Produktion gebildet worden.“ *DEFINITION UND ALLE ZITATE AUS DER STUDIE

Die Untersuchungen, die unter anderem auf Interviews mit Kommunalpolitikern und mit Betriebsleitern beruhen, kommen zu dem Ergebnis, dass ortsansässige Betriebsinhaber besser in das Dorfleben integriert sind als Akteure von überregionalen, aber auch als
die Vertreter der regionalen Agrarholdings. Eine weiteres Ergebnis: Die Eigentumskonzentrationen sind in den beiden Fallregionen höher als bisher überwiegend angenommen werde, sagte Tietz. In manchen Gemeinden liegen deutlich mehr als 50 % des Acker- und Grünlands in den Händen der drei größten Flächeneigentümer… weiterlesen (€)

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Kürbisfest in der Krümelkiste: Ernte mit den Jüngsten

Bald ist es wieder so weit und das traditionelle Kürbisfest in Lindenau beginnt. Besonders für Kinder gibt es viele Aktivitäten, wie Kürbisschnitzen und dem Herstellen von Marmeladen.

Von Rudolf Kupfer

Es ist schon eine schöne Tradition, wenn sich in Lindenau (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) die Kinder mit Bollerwagen und ihren Erziehern zur Kürbisernte auf den Weg machen. Auf einer Fläche an der Kirche haben sich prächtige Speise- und Zierkürbisse entwickelt. Bei den Kindern stoßen die verschiedenen Formen, Farben und Größen der Kürbisse immer wieder auf großes Interesse.

Sortenvielfalt der Kürbisse

Dass aus einem kleinen Samenkorn über den Sommer so vielgestaltige Früchte, darunter auch richtige Riesen, heranwachsen, versetzt die Kinder jedes Mal in Erstaunen. Aus den kleinen Zierkürbissen werden sie mit ihren Erziehern Figuren basteln und den Kindergarten damit schmücken. Aus einem großen Speisekürbis wird gemeinsam mit den Kindern leckere Marmelade hergestellt, auf deren Verkostung sich schon jetzt alle freuen.


Landesflagge Brandenburg

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Die Sortenvielfalt bei den Kürbissen hat in den letzten Jahrzehnten gewaltig zugenommen. Hokkaido, Butternuss und viele andere Sorten bereichern heute die Speisepläne in vielen Küchen, vor allem in der Herbstzeit. Das Kürbisfest in der „Krümelkiste“ in Lindenau macht auch auf diese Möglichkeiten aufmerksam.

Im Gespräch am Feldrand erinnerte Leiterin Anja Wegener daran, dass in Lindenau bereits 1938 ein Erntekindergarten eingerichtet wurde. Im Sommer fand hier der Nachwuchs eine Bleibe, im Winter diente diese Holzbaracke als Getreidelager. Heute ist die Krümelkiste eine moderne, komfortable Einrichtung, auf die das Dorf stolz ist.

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Kälberaufzucht: Bei Muttern schmeckt’s am besten

Milch von den Kühen abliefern und auch noch das Kalb an der Mutter saugen lassen, mutet etwas exotisch an. Die muttergebundene Kälberaufzucht bringt aber Vorteile für Kalb, Muttertier und Landwirt, wie das Beispiel vom Tannenhof zeigt.

Von Michael Götz, Eggersriet (Schweiz)

Kälber werden auf Milchwirtschaftsbetrieben in der Regel gleich oder einige Stunden nach der Geburt von der Mutter getrennt und erst mit Kolostrum und später mit künstlichen Tränken aufgezogen. Diese Praxis hat sich so sehr etabliert, dass man kaum mehr daran denkt, Kälber über längere Zeit an der Mutter saugen zu lassen. In den letzten Jahren haben sehr naturverbundene Milchviehhalter allerdings verschiedene Varianten der sogenannten muttergebundenen Kälberaufzucht entwickelt.

Brigitte Kägi vom Tannenhof im schweizerischen Affeltrangen (Kanton Thurgau) lässt ihre Kälber sieben bis acht Wochen bei der Mutter saugen und reduziert den Mutter-Kalb-Kontakt bis zum Absetzen sukzessive.

Mutter und Kalb bleiben in der Abkalbebucht

Die ersten sieben bis zehn Tage darf das Kalb dauernd in der Abkalbebucht bei der Mutter bleiben und saugen, wann es möchte. Die Nähe des Kalbes nach der Geburt stimuliert die Kuh. „Sie ist aktiver und hat eine Aufgabe“, erklärt die Landwirtin. Sie ist auf dem Familienbetrieb zuständig für die Geburt und Betreuung der Kälber und das Besamen der Kühe.

Das Zusammensein von Mutter und Kalb fördert das Wohlbefinden und auch die Gesundheit von beiden. Besonders deutlich werde dies, wenn eine Kuh Anzeichen von Festliegen zeige. Dann bewirke die Nähe des Kalbes, dass die Kuh eher wieder aufstehe.

Auch dem Kalb bringt die Nähe zur Mutter Vorteile. Indem die Mutter das Neugeborene abschleckt, animiert sie es, schneller nach dem Euter zu suchen und zu saugen. Sie übernimmt vieles, was sonst die Landwirtin tun müsste. Ganz ohne Aufgabe bleibt diese aber nicht. Sie muss Mutter und Kalb gut beobachten. Findet das Kalb in den ersten Stunden die Zitzen nicht, weil das Euter sehr tief sitzt, dann hilft die Landwirtin mit der Flasche nach.

Zweimal täglich holt die Landwirtin die Mütter aus der Abkalbebucht zum Melkroboter. Da auf dem Tannenhof die Kühe das ganze Jahr hindurch kalben, befinden sich meistens mehrere Kühe in der Abkalbebucht.

erste, befristete Trennung

Nach dieser Phase des dauernden Zusammenseins gibt es eine erste, befristete Trennung. Dazu kommen die Kälber in eine Bucht auf Tiefstreu und die Mütter zurück zur Herde.

Die Kälberbucht liegt direkt am Laufbereich der Kühe an, sodass die Mütter Kontakt zu ihren Kälbern aufnehmen können. Sie dürfen ihr Kalb jetzt allerdings nur noch dreimal am Tag säugen. Dazu lässt die Landwirtin die Mütter und ihre Kälber in einen separaten Auslauf. Schnell sind die Kälber bei einer der Kühe und saugen. Es muss nicht immer die eigene Mutter sein, erklärt sie.

Nach dem Saugen kommen die Kühe wieder zur Herde und die Kälber in ihren Kälberschlupf zurück. Diese Phase dauert etwa fünf bis sechs Wochen. Sie richtet sich auch danach, wie viele Kühe gekalbt haben und ob genügend Platz vorhanden ist.


Muttergebundenen Kälberaufzucht: Kurz und bündig:
■ Brigitte Kägi lässt ihre Kälber sieben bis acht Wochen bei den Müttern saugen.
■ Die ersten sieben bis zehn Tage in der Abkalbebucht und dann dreimal täglich im Auslauf.
■ Das Schlecken der Kuh animiert das Kalb zum Saugen.
■ Die Mutter-Kalb-Bindung funktioniert auch beim Melken mit Melkroboter und Weidehaltung.
■ Die Kälber werden an der Mutter besser mit Milch versorgt und sie besaugen sich nicht gegenseitig.
■ Manchmal rufen Kuh und Kalb beim Absetzen nacheinander.


gesündere und besser entwickelte Kälber

„Entwickeln sich die Kälber besser als ohne ihre Mutter?“ Diese Frage beantwortet die Landwirtin mit einem klaren „Ja, viel besser“. Sie bleiben vor allem gesünder. Vielleicht liegt es daran, dass die Mütter ihren Kälbern die Abwehrstoffe liefern, solange deren Immunsystem noch schwach ist, oder auch daran, dass sie so viel trinken können, wie sie wollen.

Natürlich bleiben die Kälber bei der muttergebundenen Kälberaufzucht nicht von allen Krankheiten verschont, präzisiert sie. Ein Durchfall reguliere sich aber meistens von selbst oder mithilfe von homöopathischen Mitteln.

Muttergebundenen Kälberaufzucht: Absetzen nach fünf bis sechs Wochen

Im Alter von etwa acht Wochen werden die Kälber ganz von der Mutter getrennt. Sie kommen in einen separaten Kälberstall und erhalten Milch am Tränkeautomaten. Die ersten Tage nach dem Absetzen seien für Mütter und Kälber nicht immer einfach. Sie rufen sich gegenseitig. Besonders rufen die Kälber, die das Saugen am Automaten noch nicht gelernt und deswegen Hunger haben.

Bei den Müttern gibt es große, individuelle Unterschiede, wie sehr sie ihre Kälber vermissen. Am besten sei es, die Kälber am Abend in den Kälberstall zu bringen, wenn die Mütter beim Fressen sind. Dann realisieren diese oft erst am anderen Tag, dass das Kalb nicht mehr da ist.

Kuh startet mit Kalb besser in Laktation

Sehr unruhigen Kühen gibt die Landwirtin Zugang zu anderen Kälbern, die noch nicht abgesetzt sind. Manchmal versucht dann ein fremdes Kalb zu saugen und lenkt die Kuh so ab. Das allmähliche Absetzen ist ein Kompromiss zwischen dem Wunsch der Landwirtin, die Kühe zu melken und dem Bedürfnis von Mutter und Kalb zusammenzubleiben.

Brigitte Kägi stellt fest, dass die Kuh mit dem Kalb besser in die Laktation startet, als wenn es gleich nach der Geburt weggenommen wird. „Die Kuh kann als Mutter Stressfaktoren besser auffangen“, begründet sie dies. Dass die Kuh mehr Milch gibt, als das Kalb benötigt, sei kein Problem.

muttergebundene Kälberaufzucht: Kälber sind besser ausgefüttert

Oft halte man beim Tränken die Kälber zu kurz. „Kälber darf man nicht großhungern“, betont sie. Das Kalb trinkt an seiner Mutter nicht mehr Milch, als es verwerten kann. Bis zum Einbau des Melkroboters vor drei Jahren hat die Landwirtin ihre Kälber die ersten zwei Tage bei der Mutter gelassen und sie dann in eine Gruppe gebracht, wo sie an einer „Milchbar“, ein Behälter mit mehreren Nippeln, gefüttert wurden. Die Löcher der Nippel waren klein, sodass die Kälber kräftig saugen mussten. Es kam vermutlich deshalb schon damals kaum zu einem gegenseitigen Besaugen.

Doch das jetzige System komme dem natürlichen Verhalten besser entgegen. „Die Kälber sind nach dem Saugen entspannt. Sie sind besser gestillt als beim Saugen am Tränkenippel“, beobachtet die Landwirtin.

Auch arbeitswirtschaftlich bringt es Vorteile. Die Bäuerin muss die Milch nicht mehr aufwärmen, die Milchmenge nicht anpassen und auch kein Trinkgeschirr reinigen. „Ich finde es einfacher. Auf diese Art lassen sich Managementfehler umgehen“, fasst sie zusammen. Nicht nur die Gesundheit der Kälber, sondern auch ihre Zunahmen geben der Bäuerin Recht, denn sie mästet die meisten Tränkekälber. Diese erreichen schon nach 100 bis 120 Tagen das Schlachtgewicht. Es geht deutlich schneller als früher, als die Kälber direkt nach der Geburt von der Mutter getrennt wurden.

Exakte Messung der Leistung nicht nötig

Doch, wie lässt sich die Milchleistung der Kuh ermitteln, wenn das Kalb an ihr saugt? Familie Kägi legt keinen Wert auf die Reinzucht ihrer Kühe. Die Herde ist bunt gemischt mit Braunvieh-, Fleckvieh- Holsteinkühen und Kreuzungen. Die Milchmengenerhebungen des Melkroboters genügen den Landwirten als Anhaltspunkt, wie viel Milch ihre Kühe geben.

Wie viel Milch die Kälber trinken, können sie nur abschätzen. Selbst, wenn die Mütter die meiste Zeit auf der Weide sind – der Betrieb praktiziert die Vollweide – kommen sie zurück zu ihren Kälbern. Sie vergessen ihre Kälber im Stall nicht. Es pendelt sich ein Rhythmus ein. Da die Kälber nicht gleichmäßig an allen Vierteln saugen, bestünde beim Melken mit der Melkmaschine die Gefahr des Blindmelkens. Der Melkroboter misst den Durchfluss an jeder Zitze und hängt den Melkbecher ab, wenn keine Milch mehr fließt. So wird das Euter geschont.

Situationsbedingte Lösungen anstreben

Auch wenn Brigitte und ihr Mann Bruno Kägi die Kälber bei den Müttern saugen lassen, möchten sie noch lange nicht zur Mutterkuhhaltung wechseln. Das Hauptstandbein ihres Betriebes ist die Produktion von Käsereimilch. Es braucht etwas Mut, die Kälber saugen zu lassen und auch noch zu melken. Sie ist dabei schrittweise vorgegangen und hat Anpassungen vorgenommen.

Am besten fange man mit wenigen Kühen an und mache sich mit der neuen Situation vertraut, rät die Landwirtin. „Die Lösungen müssen situationsbezogen sein.“ Es komme darauf an, wo und wie viel Platz im Stall vorhanden ist. „Erfinderisch sein und einfache Lösungen suchen.“ Auch in einem Anbindestall könne man Mutter und Kalb in einer Abkalbebucht gemeinsam halten. Um sie zeitweise voneinander zu trennen, braucht es einen Kälberschlupf.

Ganz ohne ein „Rufen“ der Kühe beim Absetzen werde es wohl nicht gehen. Doch die Landwirtin hat den Eindruck, dass die Kühe über die Jahre hinweg lernen, wie das Absetzen geschieht und sich anpassen.

Betriebsspiegel des Tannenhofes

■ 70 Milchkühe verschiedener Rassen
■ Vermarktung vor allem als Käsereimilch
■ zwei Drittel Mastbesamungen, ein Drittel Nachzucht
■ Damwild: 50 Muttertiere plus Jungtiere (Direktvermarktung)
■ 65 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, 40 ha Grünland mit 23 ha Kunstwiese, 12 ha Weide und 5 ha Ökofläche, 20 ha Ackerland mit 12 ha Weizen und 8 ha Mais, 5 ha Wald
■ Lohnunternehmen für Mähdreschen und Ballen pressen
■ Arbeitskräfte: Betriebsleiter-Ehepaar Kägi mit Lehrling
■ Söhne Cédric (Landmaschinenmechaniker) und Morris Kägi (Landwirt) als Aushilfen und im Lohnunternehmen


Weitere Informationen zur muttergebundenen Kälberaufzucht gibt es hier


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Junglandwirt aus Leidenschaft

Der Junior Pascal Schröter des Landwirtschaftsbetrieb Schröter, Tilleda konnte sich schon immer nichts schöneres vorstellen, als in der Landwirtschaft zu arbeiten. Vergangene Woche haben wir mit ihm über seine Zukunft auf dem elterlichen Betrieb gesprochen.

Am Freitag, den 24. September, wurde im Landwirtschaftsbetrieb Schröter Mais gehäckselt und siliert. Pascal Schröter hatte auf dem Silo Stellung bezogen. Mit Schlepper und Schiebeschild verteilte und verdichtete er das Erntegut. „Pascal kann das viel besser als ich“, lobte Vater Jörg (53) seinen Sohn für dessen gekonnten Umgang mit der Technik. Der Betriebsleiter selbst versorgte derweil das Milchvieh mit Futter. Für ein Gespräch mit dem 31-jährigen Junior blieb kaum Zeit. Die beiden Abfahrer karrten abwechselnd neue Berge von Maishäcksel heran.

Zunehmende Feldarbeit

Der Junglandwirt, der seine vierjährige, duale Ausbildung mit Abitur in Thüringen in der Berufsschule in Schwerstedt (Theorie), in Weimar (Abiturfächer) und auf dem Landwirtschaftsbetrieb von Ronald Knirsch in Günstedt (Praxis) absolvierte, ist auf dem elterlichen Familienbetrieb in Tilleda längst zur festen Größe geworden.

Seitdem er nach einem kurzen Intermezzo als Student der Agrarwissenschaften an der Martin-Luther-Universität in Halle (Pascal: „Damals fehlte mir hierfür vielleicht etwas der Ehrgeiz.“) auf dem Hof mitarbeitet, übernahm er nach und nach mehr Aufgaben und somit auch größere Verantwortung. Im Feldbau war es zunächst die Bodenbearbeitung. Dann kam das Ausbringen organischer Dünger (Stallmist, Gülle) hinzu. Mit dem Ausscheiden eines Mitarbeiters fuchste sich Pascal, dessen „Ding“ eher die Praxis ist als das Theoretische, in die mineralische Düngung und den Pflanzenschutz ein.

„Das habe ich alles mal gelernt. Mein Wissen musste ich allerdings wieder auffrischen“, sagt er rückblickend. Was auf dem Acker zu tun ist, bespricht Pascal zuvor mit seinem Vater. Die Aufgaben erledigt er eigenverantwortlich. Der Junior verfügt z. B. über die erforderliche Pflanzenschutz-Sachkunde. Über Lehrgänge am Zentrum für Tierhaltung und Technik der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) in Iden sowie bei der Klauenpfleger-Genossenschaft Sachsen eignete er sich das Rüstzeug für die Klauenpflege beim Rind an, die er in der eigenen Milchviehherde vornimmt.

„Mit zunehmender Feldarbeit wird die Zeit für mich im Stall natürlich knapper“, bedauert Pascal, der auch leidenschaftlicher Rinderzüchter ist. Seit er zehn Jahre alt war, beteiligte er sich regelmäßig und sehr erfolgreich an Vorführwettbewerben der Jungzüchter. Später präsentierte er zusammen mit seinem Vater die Spitzenkühe des Familienbetriebes auf Schauen. Auch das mit großen züchterischen Erfolgen. Die erneute coronabedingte Absage der Holstein-Vision, die Ende November im altmärkischen Bismark stattfinden sollte, durch die Rinder-Allianz schmerzt beide daher umso mehr.

Das Maishäckseln übernahm das Lohnunternehmen Weiß.
Das Maishäckseln übernahm das Lohnunternehmen Weiß. (c) Detlef Finger

Wunschberuf Landwirt

Landwirt sei schon immer sein Wunschberuf gewesen, verrät der Junglandwirt dann in einer kurzen Frühstückspause bei Hackepeter-Brötchen und Kaffee: „Dabei hat sicherlich auch meine Herkunft eine Rolle gespielt. Schließlich wurde ich ja von Kindheit an durch die Landwirtschaft im Betrieb unserer Familie geprägt.“ Dass ein Job in der Landwirtschaft, zumal wenn dieser mit Viehhaltung verbunden ist, auch Arbeit an Wochenenden und Feiertagen bedeutet, das sei ihm dabei von Anfang an bewusst gewesen, erzählt Pascal. Klar sei ihm zudem, dass es übers Jahr hinweg Arbeitsspitzen gibt und eben auch Tage, an denen der Zeitdruck enorm ist – so wie am Freitag vor zwei Wochen.

Für Hobbys bleibt da nur wenig Zeit. Mit dem Fußballtraining unter der Woche wird es oft schwierig für Pascal, der die „Töppen“ für die erste Herrenmannschaft von Olympia Berga schnürt. „Da unsere Spiele in der Kreisliga Mansfeld-Südharz meist sonntags stattfinden, passt es aber“, schmunzelt er. Passen muss es in dieser Hinsicht auch privat. Pascals Freundin, Carolin Riemann (27), hat viel Verständnis dafür, dass die Stall- und Feldarbeit auf dem Betrieb auch ihren gemeinsamen Alltag maßgeblich zeitlich mitbestimmt. Die Medizinische Fachangestellte, die in einer Facharztpraxis tätig ist, packt nach Feierabend und am Wochenende schon mal bei den Kälbern mit an.

Er könne sich schon vorstellen, den Hof in Tilleda einmal weiterzuführen, antwortet Pascal auf die Frage nach seinen Ambitionen für die Zukunft. Allerdings wird er dabei auch nachdenklich. Denn er weiß um die Probleme und Herausforderungen, vor denen die agrare Branche im Allgemeinen steht: schwierige Rahmenbedingungen, immer höhere, teils völlig praxisferne Auflagen, steigende Aufwendungen, oft nicht mal kostendeckende Erlöse, fehlende gute, motivierte Arbeitskräfte und nicht zuletzt das derzeit schlechte Image der Landwirtschaft in unserer Gesellschaft.

Auf dem Silo: Mit Schlepper und Schiebeschild verteilt und verdichtet Pascal Schröter das  Erntegut. Der Junglandwirt, hier bei den Trockenstehern, ist ein begeisterter Rinderzüchter.
Auf dem Silo: Mit Schlepper und Schiebeschild verteilt und verdichtet Pascal Schröter das Erntegut. (c) Detlef Finger

Pascal Schröter: mit Leidenschaft und herzblut

Als Betriebsleiter trüge er deutlich mehr Verantwortung als heute. Der Druck, der dann auf ihm persönlich lastete, wäre entsprechend größer. Auch würden dann auf lange Arbeitstage oft noch Stunden am Schreibtisch folgen. Über dies alles macht sich der 31-Jährige ebenfalls so seine Gedanken. „Dem muss man erstmal gewachsen sein“, gibt Pascal zu bedenken.

Die nötige Leidenschaft bringt der junge Landwirt, der seinen Beruf mit viel Herzblut ausübt, auf jeden Fall mit. Er weiß, dass er auch in Zukunft Rückhalt und Unterstützung seitens seiner Familie hätte. Zugleich hofft er, deren Erwartungen erfüllen zu können. Dies auch vor dem Hintergrund, dass eines Tages gemeinsam mit den Eltern betriebliche Entscheidungen zu treffen sein werden, etwa über langfristige Investitionen, mit denen auch sein künftiger Weg mehr und mehr vorgezeichnet wird.



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Stadtrodaer Imkerverein: Engagierter Partner der Landwirtschaft

Der Förderpreis des Berufsverbandes Thüringer Landwirtschaft und ländlichen Raum ging in diesem Jahr an den Stadtrodaer Imkerverein. Der Verein setzt sich insbesondere für nachhaltigen Insektenschutz ein.

Der „Imkerverein Stadtroda 1888“ hat den diesjährigen Förderpreis des Berufsverbandes Thüringer Landwirtschaft und ländlicher Raum (TLR) erhalten. Verbandsvorsitzender Eckehard Wieseke hob bei der Preisverleihung in Reinstädt die enge Verbindung des Imkervereins mit Landwirtschaftsbetrieben hervor. So stellte die Agrargenossenschaft „Wöllmisse“ Schlöben eG am Unternehmenssitz in Gernewitz Räume u. a. für eine Dauerausstellung zur Bienenhaltung zur Verfügung. Hier befindet sich auch ein Lehrbienenstand. Honig und Honigprodukte werden über den Hofladen vertrieben.

Stadtrodaer Imkerverein:Maßnahmen für Insektenschutz

Der Imkerverein, der 84 Mitglieder zählt, bemüht sich gemeinsam mit seinen Partnern aus der Landwirtschaft um die Anlage von Blühstreifen und das Pflanzen von Gehölzen. Natur-, Lehr- und Informationswege werden angelegt. Weitere Maßnahmen dienen dem Insektenschutz.



Thüringen Flagge

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Der TLR-Förderpreis wird seit 2015 verliehen. Zu den bisherigen Trägern des mit 1.000 Euro dotierten Preises gehören etwa die Milch-Land GmbH in Veilsdorf für ihre Nachwuchsausbildung oder der Bio-Milchziegenbetrieb „Hof Rösebach“ in Ifta.

2020 erhielt ihn der frühere Redakteur der Bauernzeitung, Werner Wühst, für die von ihm verfasste Biografie des Begründers des universitären Landwirtschaftsstudiums, Professor Friedrich Gottlob Schulze (1795–1860). Die Fachschule für Agrarwirtschaft in Stadtroda wird ab Mitte Oktober den Namen des Agrarwissenschaftlers tragen. red

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