Ernte 2021: Die Futterversorgung ist gesichert

Laut Erntebilanz in Südbrandenburg ist die Futterversorgung gesichert und bei einigen Kulturen liegt sogar doppelt so viel im Silo im vergleich zum Vorjahr. Allerdings haben den Landwirten die stark gestiegenen Rohstoffpreise und kurzfristige politische Entscheidungen zu schaffen gemacht.

Von Veit Rösler

Das Erntejahr 2021 in Brandenburg war kalt und nass. Nur sporadisch gab es auch Sonne und Wärme. Steffen Höppner, Geschäftsführer der Röderland GmbH mit Verantwortung für 2.500 ha im Westen von Bad Liebenwerda und Matthias Schubert, Geschäftsführer der Feldbau GbR Stolzenhain/Prösen, mit 2.800 ha rund um Elsterwerda und Röderland schätzen die Ernte 2021 ähnlich ein.

So viel steht fest: Die Futterversorgung für den bevorstehenden Winter und das Frühjahr ist gewährleistet. Ackergras und Luzerne standen in beiden Betrieben optimal. „Gegenüber dem Vorjahr haben wir die doppelte Menge im Silo“, freut sich Matthias Schubert, auch bei der Maisernte seien die Erträge sehr gut, die Qualität optimal. Dank der höher gelegenen Standorte habe man alle Flächen bewirtschaften können. Das ist keine Selbstverständlichkeit: Auf tiefer gelegenen Standorten in der Region hatte über Wochen Wasser gestanden.

Ernte 2021 in Brandenburg: Explodierte Literpreise für Rohstoffe

Die Wintergetreidearten sind dagegen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Schuld war das trübe und kühle Frühjahr. Dann haben Hitze und Trockenheit das Wachstum mehrerer Getreidearten sofort gestoppt.

Maisernte der Röderland GmbH: Paul Zickrick (20) auf dem Häcksler. Die Erträge sind sehr gut, die Qualität optimal
Maisernte der Röderland GmbH: Paul Zickrick (20) auf dem Häcksler. Die Erträge sind sehr gut, die Qualität optimal. (c) Veit Rösler

Die für die Produkte gebotenen Preise seien gut, die Ware werde nachgefragt, erklärt Matthias Schubert. Allerdings seien die Preise für Düngemittel exorbitant gestiegen. Explodiert seien auch die Literpreise für Rohstoffe. Diesel und Heizöl lägen über 60 % höher gegenüber dem Vorjahr.

Problem der kurzfristigen politischen entscheidungen

Neben ihrer eigentlichen Aufgabe, der Produktion von Lebensmitteln, müssen die Landwirte immer wieder neue gesetzliche Vorgaben in ihre Arbeit mit einbauen.

Ziel der Ackerbaustrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ist es, die Produktivität in der Landwirtschaft weiter zu sichern und gleichzeitig den Boden und damit das Klima zu schonen. Im Ergebnis dieser Ackerbaustrategie ist zum Beispiel an beiden Standorten der Winterzwischenfruchtanbau stark erweitert worden, um die Bodenbedeckung zu optimieren. Das diene dem Humusaufbau des Bodens und binde damit CO2, erklärt Steffen Höppner.


Landesflagge Brandenburg

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Die modernen Fahrzeuge seien mit Bordcomputern und GPS-gesteuerten Geräten ausgestattet, mit denen sich die Felder nicht nur präziser abernten, sondern gleichzeitig auch noch die Ergebnisse in der Registratur ohne Zwischenschritt speichern lassen, erläutern die Landwirte.

„Wir Landwirte haben allerdings das Problem, dass die politischen Entscheidungen so kurzfristig getroffen werden, dass wir kaum noch darauf reagieren können“, gesteht Matthias Schubert. Aus Boden, Mensch und Maschine werde durch immer mehr Vorgaben und modernere Technik immer mehr herausgeholt.

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Zeugnisvergabe: Früchte der Ausbildung

Für den Abschlussjahrgang in den grünen Berufen gab es Zeugnisse. In der Rückschau bleiben nicht nur die Coronapandemie, sondern auch herausragende Leistungen und engagierte Betriebe.

In den zurückliegenden Tagen erhielten thüringenweit Auszubildende in den grünen Berufen ihre Zeugnisse. Von den Ausbildungsberatern der TLLLR-Außenstellen und den Kreis- bzw. Regionalgeschäftsstellen des Bauernverbandes organisiert, sollte die Ausbildungszeit einen würdigen Abschluss finden. Festredner aller Feierstunden wiesen auf die besonderen Umstände des Abschlussjahrgangs hin. Denn die Coronapandemie verlangte Lehrlingen und Betrieben viel ab.

Engagement in der Berufsausbildung

In der Ostthüringer Region absolvierten insgesamt 83 Auszubildende erfolgreich ihre Ausbildung. Darunter finden sich Gärtner, Gartenbauwerker, Hauswirtschafter oder Milchtechnologen, Pferde- und Forstwirte (Kreise ABG, GRZ, SOK, G, J, SHK, SLF) sowie Land- und Tierwirte (ABG, GRZ, SOK).

Gewürdigt wurden in Gera die besten Prüfungsleistungen, allen voran die von Landwirt Nils Woloszcuk (Agrar eG Rüdersdorf) und Tierwirtin Jenny Baumgärtl (Birgit Köber & Sohn GbR). Die vom Agrarministerium vergebene Auszeichnung als „Erfolgreicher Ausbildungsbetrieb“ ging an die Agrar-GmbH Ziegelheim, die Agrofarm Knau eG, die Land eG Oppurg und die Rinderhof Agrar GmbH Seubtendorf.

In Sömmerda (SÖM, APD, nördliches GTH) feierte man 84 neue Facharbeiter grüner Berufe. Für gute und sehr gute Leistungen konnten zehn Tier- und Landwirte belohnt werden. Tierwirtin Alina Kämpf (Erzeuger eG Neumark) erfuhr eine besondere Erwähnung. Für ihr Engagement in der Berufsausbildung erhielten die Agrargesellschaft Pfiffelbach mbH und die Agrar eG Kleinobringen eine Auszeichnung.

Vorbildliche Ausbildungsbetriebe

In der RWZ-Kantine in Ebeleben (KYF, NDH, UH, EIC) bekamen insgesamt 57 Absolventen einer grünen Berufsausbildung ihre Abschlüsse ausgehändigt. Die Landwirte Julius Nicklas (Nicklas Hof GbR, Herbsleben) und Paul Schich (Agrar eG „Am Ohmberg“) sowie die Tierwirtin Tetiana Opar (Hollenbacher Agrar GmbH Co. KG) erreichten sehr gute Leistungen. Für eine lobenswerte Ausbildung stehen der Landwirtschaftsbetrieb Markus Meyer (Heringen/Helme), die APEX BAG Schiedungen (Hohenstein), der Agrarbetrieb Harald Keitel in Clingen und die Agrar GmbH Oldisleben.

In der Rhönlandscheune in Dermbach (WAK, GTH, SM, HBG, SON) feierten die Südthüringer Jungfacharbeiter. 48 bestandene Prüfungen gab es hier, darunter 18 gute und sehr gute Abschlüsse als Land-, Tier- und Fischwirt sowie Gartenbauer. Die Landwirte Jan Klatt (Agrar eG Gerstungen) und Emely Amend (Milch-Land GmbH Veilsdorf) waren die Jahrgangsbesten.

Vorbildliche Ausbildungsbetriebe sind: Agrar eG „Rhönperle“ (Bremen), Agrar eG Gerstungen, Bäuerliche Produktions & Absatz AG Hellingen, Agrar-Milch GmbH Dillstädt, Agrar eG Moorgrund, Agrar eG „Drei Gleichen“, Landwirtschaftsbetrieb Anna Kohne, Agrargesellschaft Marisfeld GmbH, Zuchtzentrum eG Gleichamberg und das Agrarunternehmen Pfersdorf eG.



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Weiter herausragende prüfungen

In der Domäne Groschwitz (SLF, SHK, IK) hielten 19 Land-, drei Tier-, neun Pferdewirte sowie eine Milchwirtschaftliche Laborantin die Früchte ihrer Ausbildung in der Hand. Herausragende Prüfungen legten die Milchwirtschaftliche Laborantin Tabea Zeuner (Herzgut Landmolkerei) sowie der Landwirt Lukas Dornheim (Agrar GmbH Remda), Landwirtin Lisa Pagel (Agrargesellschaft Gossel mbH) und Pferdewirtin Pia Schmusch (Gestüt Bretmühle) ab.

Beispielgebend in der Berufsausbildung sind das Agrarunternehmen „Wöllmisse“ eG, die Agrar eG Königshofen, die Agrarproduktion Engerda-Heiligen, die Schmiedefelder Alm GmbH und die Agrargesellschaft Griesheim. KBV/RGS/TBV/TLLLR/FH

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Neuem Wolfsmanagementplan zugestimmt

Agrar- und Umweltministerium sowie Verbände stimmen einem neuen Wolfsmanagementplan zu. Die Entwicklung in den letzten zehn Jahren wurde darin berücksichtigt. Offene Fragen bleiben jedoch.

Von Gerd Rinas

Mecklenburg-Vorpommern hat einen neuen Wolfsmanagementplan. Nach mehr als einjähriger Überarbeitung in der AG Wolf und mehreren Arbeitskreisen wurde der Plan in der vorigen Woche von Agrar- und Umweltminister Till Backhaus unterschrieben. Zuvor hatten Bauern-, Landesschaf- und Ziegenzucht- sowie der Landesjagdverband, Nabu und BUND zugestimmt, wobei es auch abweichende Positionen gab. Das neu erarbeitete Papier ersetzt den Managementplan von 2010. Es soll nach einer technischen Bearbeitung in Kürze veröffentlicht werden.

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Effektiver Schutz von Weidetieren

Zu den strittigen Themen zählte laut Agrar- und Umweltministerium die einzelfallunabhängige Regulierung des Wolfsbestandes. Laut Minister Backhaus wurde von verschiedenen Seiten gefordert, in ein „aktives Bestandsmanagement“ einzutreten. Dies sei rechtlich aber nicht möglich, so lange für die Tierart Wolf nicht der günstige Erhaltungszustand erklärt worden sei. „Ich vertraue darauf, dass die neue Bundesregierung darauf hinarbeiten wird, dass Brüssel den günstigen Erhaltungszustand feststellt“, erklärte Backhaus in der vorigen Woche. Angesichts der gerade erst stattgefundenen Bundestagswahl ist klar, dass der Wolfsbestand in absehbarer Zeit nicht bewirtschaftet wird.

Als „ersten Schritt in die richtige Richtung“ wertete der Präsident des Bauernverbandes MV, Detlef Kurreck, den neuen Wolfsmanagementplan. Es ginge nicht nur um Prävention und Entschädigung, sondern um den effektiven Schutz der Weidetiere. Ob der neue Plan für die Weidetierhalter einen Mehrwert bringe, werde die Politik der nächsten Monate zeigen. „Er ist ein Handlungsauftrag der Weidetierhalter an die Verantwortlichen in der Landesregierung“, betonte der Bauernpräsident.


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Festlegung einer ober- und akzeptanzgrenze

Zugleich nahm Kurreck Backhaus in die Pflicht, die Feststellung des günstigen Erhaltungszustands des Wolfes auf Bundes- und Landesebene voranzutreiben. „Unter dieser Voraussetzung könnten wir endlich zu einem aktiven Wolfsmanagement übergehen und den Wolf wie jedes andere Wildtier hegen, pflegen und im Bestand regulieren“, betonte Kurreck. Zu den künftigen sinnvollen Managementaufgaben zähle die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht sowie die Festlegung einer Ober- oder Akzeptanzgrenze des Wolfsbestandes, die den günstigen Erhaltungszustand nicht gefährdet.

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Ernte 2021 Sachsen: Doch nur unterm Schnitt

Sachsens Landwirte haben weniger geerntet als erhofft. Enttäuscht sei man dennoch nicht, konstatierte Bauernpräsident Torsten Krawczyk bei der Erntebilanz, zu der SLB und Agrarministerium eingeladen hatten.

Noch ist sie nicht überall in Sachsen vollständig eingefahren, doch so viel steht fest: Die Ernte 2021 fällt eher unterdurchschnittlich aus. „Wir hatten hohe Erwartungen, die aber nicht erfüllt wurden“, so Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawczyk. „Aber die Ernte ist auch nicht enttäuschend.“ Am Freitag, den 24. September, zog Krawczyk gemeinsam mit Sachsens Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) bei der Agrargenossenschaft See bei Niesky eine erste Bilanz der Ernte.

Besondere Situation Erzgebirge

Der Bauernpräsident verwies auf gute Niederschläge im vergangenen Herbst und auf ein kühles Frühjahr, was erfahrungsgemäß gute Ernten begünstige. Doch weder dies noch der Sommer, der laut Deutschem Wetterdienst als „zu warm“ gilt, hätten sich entsprechend ausgewirkt. Lediglich die Wintergerste hätte davon profitiert und in Sachsen einen Ertragsrekord von 77 dt/ha gebracht. Dies sei 12 % mehr als im Vorjahr, so Krawczyk.

Hingegen enttäuschte der Winterweizen (71,9 dt/ha, – 7 %) nicht nur hinsichtlich des Ertrages, sondern auch bei der Qualität. Der Roggen fiel deutlich ab (46,9 dt/ha, – 23 %). Der Winterraps brachte mit nur 28 dt/ha das schlechteste Ergebnis seit Jahren, mit dem Sachsen auch im deutschlandweiten Vergleich ganz hinten liegt. Ein Umstand, den Krawczyk mit Sorge zur Kenntnis nimmt. Raps sei eine wichtige Kultur für die Fruchtfolge, als Eiweißfuttermittel und auch als Bienentracht. Er hoffe, dass der Anbau nicht weiter einbricht, so der Präsident.

Eine besondere Situation herrschte den Worten Krawczyks zufolge im Erzgebirge, wo Ende voriger Woche nach Schätzung des SLB noch bis zu 20 % des Getreides auf dem Halm standen. Die Witterung habe zur Verpilzung des Getreides geführt, große Teile hätten bereits auf dem Halm zu keimen begonnen. Die Strohbergung gestaltete sich unter den Bedingungen schwierig. Die Ernte sei ausschließlich als Futtergetreide zu verwerten.

Lichtblick: Anziehende erzeugerpreise

Lichtblick für die sächsischen Landwirte sind die anziehenden Erzeugerpreise (Bauernzeitung 37/2021, S. 12), die sich allerdings nicht für Erntemengen realisieren lassen, die in Vorkontrakten zu geringeren Preisen gebunden wurden, so der Präsident. Angesichts der unter dem Verbrauch liegenden Erntemenge sei er jedoch optimistisch, dass das Hochpreisniveau zumindest bis zur nächsten Ernte erhalten bleibe. Kehrseite seien die hohen Futtermittelpreise, die die Tierhalter belasten. Dies zeige, wie wichtig diversifizierte Betriebe seien, die solche Preisgefälle ausgleichen können.

Agrarminister Wolfram Günther hob auf die verstärkten Witterungsschwankungen ab, die die Landwirtschaft zunehmend treffen. Nach drei schweren Dürrejahren habe man wieder ein eher normales Jahr erlebt. Erfreulich sei, dass sich die Bodenwasserversorgung wieder etwas verbessert habe. Allerdings hätte sich die Hoffnung auf ein besonders gutes Jahr nicht erfüllt.

Die deutlich hervortretenden Herausforderungen seien nur im Gesamtpaket zu bewältigen. Günther nannte hier zum einen die Mehrgefahrenversicherung, bei der man mit dem Bauernverband und der Versicherungswirtschaft an einer Lösung arbeite – und dabei auch noch einige Schwierigkeiten zu überwinden habe.

Zum anderen verwies er auf Maßnahmen wie angepasste Bodenbearbeitung und die Schaffung von Strukturen in der Agrarlandschaft, die helfen könnten, die Klimawandelfolgen abzumildern. Sachsen arbeite in diesem Zusammenhang auch an einer Wasserstrategie, in der auch die Verbesserung des „Schwammverhaltens“ der Landschaft eine Rolle spiele, um kurzfristige heftige Niederschläge besser für länger anhaltende Trockenperioden speichern zu können.


Sachsen aktuell

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gesellschaftlicher wunsch nach extensivierung

Auch als eine Reaktion auf die veränderten klimatischen Bedingungen hat der Gastgeber der diesjährigen Erntebilanz eine komplett neue Kultur in Anbau genommen. Im Rahmen einer Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP-Agri) baut die Agrargenossenschaft See seit dem Vorjahr auf drei Hektar Lavendel an. Die trockenheitstolerante mehrjährige Pflanze soll eine Alternative auf den schwachen Standorten sein. Sie ist die Grundlage für regionale Produkte wie Lavendelöl und Lavendelhonig, die die Agrargenossenschaft direktvermarktet.

Bei den klassischen Kulturen bestätigte Vorstandsvorsitzender Andreas Graf die Tendenz des sächsischen Ernteergebnisses. Die Erträge in seinem Betrieb lägen leicht unter dem Durchschnitt. Der Weizen habe 51 dt/ha gebracht, der Roggen 37,7 dt/ha. Winterraps liege mit 25,6 dt/ha nah am sächsischen Schnitt, wie Graf lakonisch anmerkte.

Der Silomais, der für die Futtererzeugung für das Milchvieh angebaut wird, sähe hingegen gut aus. Bei den Erträgen und gleichzeitig steigenden Kosten stelle sich die Frage, ob eine nachhaltige Landbewirtschaftung auf Dauer noch möglich sei. Durchaus vorstellen könne er sich, dem gesellschaftlichen Wunsch nach Extensivierung oder teilweiser Stilllegung der Produktion nachzukommen. Dies müsse jedoch honoriert werden, betonte der Vorstandsvorsitzende.

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Melonen aus Brandenburg: Attila Puszti kennt ihre Melodie

Hurra, es gibt ihn noch: Vor sechs Jahren belächelt ob seiner „fixen Idee“, unter hiesigen Bedingungen Wassermelonen heranzuziehen, ist Attila Puszti präsenter denn je und nach wie vor der einzige gewerbsmäßige Anbauer der Grünschaligen im Land Brandenburg. Neue Sorten, dazu als Novität Paprika und Tomaten: Die Kundschaft reist ihm nach, wohin er zieht. Wir auch.

Von Jutta Heise
Fotos: Karlheinz Schindler

Die Reifeprüfung: Er beherrscht sie immer noch, gehört sie doch zu den Essenzen seines Gewerbes: Mit der flachen Hand schlägst du gegen die Schale: Vibrieren muss sie, im Nachhall nicht zu dumpf und nicht zu hell klingen. Dann ist die Melone auf dem Höhepunkt ihres Daseins: reif und süß. Harte Schale, innen ganz weich, ähnlich dem Naturell des Mannes, wie es Deutschlands Oberbarde Herbert Grönemeyer beschreibt. Den Zusammenhang zwischen Klang und Reife lesen können, wir sprechen wieder von der Melone, muss man lernen. Der Opa habe ihm die Anfangsgründe beige-bracht, wie manch anderes im Handling der Natur, erzählt Attila Puszti. Dazu komme Übung. Er schwört, bisher wohl an die 10.000 Früchte beklopft und aufgeschnitten zu haben. Da müsse man es fast 100prozentig drauf haben. Liege er doch mal daneben – Natur kann launisch sein –, räumt Puszti seinen Kunden uneingeschränktes Umtauschrecht ein.

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Wachsames Auge des Amtes auf die Melonen aus Brandenburg

 Attila  Puszti

Wir treffen den drahtigen gebürtigen Ungarn, seit drei Jahrzehnten im Brandenburgischen heimisch, vor den Toren von Velten im Landkreis Oberhavel – an der Einfahrt zu einer Tankstelle. Gerade baut er seinen Stand auf. Waage, Kasse, Abfalltonne, das ist schnell gemacht. Die Melonen werden gleich vom Hänger verkauft. Die schützende Hecke ist dicht, der Abstand zu den Zapfsäulen groß, dennoch: eine ungewöhnliche Location. Keine Sorge!, winkt Puszti ab. Im Vorfeld hat das zuständige Amt für Lebensmittelüberwachung bei einem Ortstermin Proben genommen. Rein gar nichts zu beanstanden! Wenngleich – der alte Standort unter einem großen Alleebaum, gleich gegenüber die Anbaufläche, wo man den Melonen fast beim Wachsen zugucken konnte – das hatte Charme.

Dort haben wir uns 2018 getroffen. „Ist vor zwei Jahren mit einem Halteverbot belegt worden“, erzählt Puszti. Der Kundenansturm hatte zu verkehrstechnischen Problemen geführt. Seinerzeit ist er mit dem Bauamt im Gespräch gewesen. Ihm schwebte ein eigener kleiner Hofladen samt Parkplatz vor. Wir bohren nach: Die Idee ist verworfen. Mit Melonen allein hätte er den Laden nicht ganzjährig betreiben können. Schon klar, aber warum nicht weitere Anbieter mit ins Boot nehmen? Er mogelt sich ein wenig um die Antwort herum, Anträge hier, Formalien dort, Behördengänge – dafür sei er nicht gemacht. Später habe ihn die Pandemie verunsichert. Schließlich bringt er es auf den Punkt: „Was ich erreicht habe, habe ich aus eigener Kraft geschafft. Da will ich anknüpfen, mich in Zukunft weiterhin auf die Melonen konzentrieren.“ Und sich, denken wir zu Ende, von keinem reinreden lassen. Lesen wir daraus, dass auch seine Idee, die Schale, die Kerne der Früchte zu interessanten Produkten zu verarbeiten, noch nicht ad acta gelegt ist? Tiefgründiges Lächeln.

Oh Schreck, lass bitte nach

Da wir bei Erinnerungen sind: Wie den Standort habe er auch die Anbaufläche für seine Melonen aus Brandenburg gewechselt. Stimmt, ein riesiger Schreck war uns in die Glieder gerutscht, als wir letzten Sommer an jenem Feld gegenüber dem Alleebaum vorbeigefahren waren: Nichts als Unkraut, flächendeckend! Hatte Puszti aufgeben müssen, war er doch zu ambitioniert gewesen, unter hiesigen Bedingungen, wo die Sommer kühl sein und ins Wasser fallen können, Melonen auf dem Freiland anzubauen? Hatte sich die Kundengunst, dieses launische Wesen, von ihm abgewandt?

Die „Kindermelone“: besonders  süß, wenig Kerne.
Die „Kindermelone“: besonders süß, wenig Kerne.

Puszti hatte von Anfang an enorm Arbeit in die Umsetzung seines Projektes gesteckt, über Jahre Bodenproben genommen, Wärmeaufkommen und Regenmengen in der Wachstumsphase der Melone registriert. Auf dieser Grundlage wurden standortangepasste Samen entwickelt. Er hatte im Pflanzenstadium Pferdemist ausgebracht, hatte händisch gehackt, gewässert, unterstützt von Freunden und seinen beiden Kindern – und am Ende gesiegt.

Insgesamt 20 Tonnen Melonen aus Brandenburg buckelte er bereits in einer der ersten Ernten von dem 20.000 Quadratmeter großen Feld. Allerreinste Bioware regionaler Herkunft und in einer Qualität, mit der das Supermarkteinerlei aus Spanien oder der Türkei nicht ansatzweise mithalten kann. Puszti stellt die Dinge klar: Den Acker habe er nach fünfjähriger Bewirtschaftung aufgeben müssen. Der Boden war trotz fachmännischer Pflege ausgelaugt, Schädlingsbefall und Krankheiten waren aus dem Ruder gelaufen: 50 Prozent Ernteausfall. Puszti konnte ein gleich großes Stück Eigentumsland erwerben, Unland, aber ausgeruht, das er nach und nach von Müll befreite, durch Stallmist, Gründüngung und Humus wieder zu fruchtbarem Boden machte.

Während wir reden, sammeln sich Kauf- und Schaulustige, viele geben sich stolz als Stammkunden zu erkennen. Andere wollen sehen (und schmecken), wie es mit dem Wahrheitsgehalt jener Reportage bestellt ist, die ein Regionalsender am Vorabend über den „Melonenmann“ ausgestrahlt hat. Dritten erklärt Puszti gern, wie der Kilopreis von zwei Euro zustande kommt: Melonenanbau, wie er ihn betreibt, ist Handarbeit. Samensetzen, Wässern, Unkrauthacken, alle drei Tage Schädlingsbekämpfung mit Brennesselsud und was der Tätigkeiten mehr sind. Nach wie vor helfen Tochter Ines, die asiatische Sprachen studiert, und Sohn Leo, der aufs Gymnasium geht. Bei der Ernte unterstützt ihn ein Freund. Auch heißt es immer wieder, einen Pakt mit der Natur zu schließen – nicht stets zu Pusztis Gunsten. Anfang Mai sind etwa 2.000 der 5.000 Jungpflanzen den Spätfrösten zum Opfer gefallen.

Im vorigen Jahr hat der Melonenanbauer erneut 20 Tonnen eingefahren. Diesen Sommer ist die Bilanz verregnet. „Die Blattmasse ist hin, die Früchte werden nicht so groß wie sonst. Den Geschmack beeinträchtigt das aber nicht.“ Puszti rechnet mit 17 Tonnen. Er baut vier Sorten an. Die Tendenz geht zur „Kindermelone“: sehr süß, wenig Kerne.

Eine kleine Fläche hat er dieses Jahr erstmalig mit 500 Samen der gelben Wassermelone bestellt. Die sieht man nicht alle Tage. Entsprechend groß ist das Interesse der etwa 20 Kunden, die allein innerhalb von 90 Minuten an den Stand kommen. Unsereinen zieht es zwar zu anderen Früchten, gleichwohl fühlen wir uns zu einem objektiven Urteil imstande, also Test: Sehr gut. Kein Zuckerwasser, sondern Aroma.

Pusztis‘ Melonen aus Brandenburg werden Flankiert von Paprika und Tomate

Bei unserem ersten Treffen hatte Puszti erwähnt, Tomaten und Paprika, geschmacklich nicht von der Stange, anbauen zu wollen, wenn es mit der Melone läuft. Im vorigen Jahr ist er mit zwei Sorten gestartet – mit positivem Echo. Diesen Sommer stellt er vier zum Verkauf. Der Samen stammt aus seiner (ersten) Heimat Ungarn: Neben den bekannten positiven Inhaltsstoffen (Vitamin C) haben seine Sorten, so Puszti, den Vorzug, leichter verdaulich zu sein als die meisten, die angeboten werden. Rund 3.000 Pflanzen hat er in den Boden gesetzt, etwa 40 Kilogramm erntet er täglich. Den Tomaten freilich hat das Nass von oben sehr schwer zugesetzt. Die Früchte der 500 Pflanzen reifen schlecht oder reißen auf.

Von den alle zwei Tage geernteten Melonen falle trotz der Kundengunst immer ein Überschuss an, sagt Attila Puszti zum Schluss. Den überlässt er zum Beispiel der „Tafel“ oder, auch kostenlos, einem Kindergarten. Manchmal fährt er mit einer Gratis-Hängerladung zum Trainingsplatz der jugendlichen Rugby-Spieler. Bedient euch, Jungs!

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Bandwurmbefall beim Pferd: Neue Studie zu Nachweismethoden

Für den Nachweis eines Bandwurmbefalls beim Pferd ist das Beproben des Speichels zuverlässiger als die Untersuchung des Kots der Tiere. Das ergab eine wissenschaftliche Studie an der Freien Universität Berlin.

Von Sven und Peggy Morell

Schon seit einigen Jahren empfehlen Experten die selektive Entwurmung von Pferden. Dabei wird eine Wurmkur erst dann verabreicht, wenn im Kot tatsächlich Würmer nachgewiesen wurden. Einer Studie zufolge zeigen Kotproben beim Aufspüren von Bandwürmern aber deutliche Schwächen.

Früher war es gängige Praxis, zwei- bis viermal pro Jahr eine Wurmkur durchzuführen, und auch heute ist diese Methode in vielen Ställen noch verbreitet. Die Entwurmung erfolgt(e) dann quasi „auf Verdacht“, denn ob die Pferde tatsächlich ein Wurmproblem haben oder nicht, blieb dabei im Dunkeln.

Kotproben nicht immer aussagekräftig

Da in den vergangenen Jahren manche Wurmarten gegen einige Wirkstoffe Resistenzen entwickelten – also nur noch ungenügend auf die Behandlung ansprachen – empfehlen Experten seit einigen Jahren die selektive Entwurmung: Dafür werden mehrmals im Jahr Kotproben der Vierbeiner eingesammelt und im Labor untersucht. Gelingt der Wurmnachweis, erhalten die Pferde gezielt ein entsprechendes Präparat. Für den Organismus der Tiere ist das schonender, er wird nicht unnötig mit Wirkstoffen belastet.

Grundpfeiler der selektiven Entwurmung sind regelmäßige Kotproben. Dazu wird eine ausreichende Menge Pferdeäpfel in einer dichten Tüte oder speziellen Probenbehältnissen verpackt und an ein spezialisiertes Labor geschickt. So weit, so gut. Doch bei Bandwürmern scheinen Kotproben nur wenig aussagekräftig: „Die koproskopische Diagnose des Bandwurmbefalls bei Pferden weist nur eine begrenzte Sensitivität auf, da die Eier […] intermittierend ausgeschieden werden, und dies ohne Korrelation mit der tatsächlich vorhandenen Anzahl von Bandwürmern im Darm“, heißt es in der Leitlinie „Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden“ (Stand August 2019) des Vereins ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) Deutschland.

Wird also eine Kotprobe zur Analyse ins Labor geschickt, ist es ein wenig Glückssache, ob gerade Bandwurmeier darin sind. Und: Wenn Eier gefunden werden, kann keine Aussage darüber gemacht werden, wie stark der Wurmbefall ist. Die Empfehlung von ESCCAP lautet daher, „eine Herden-/Bestandsdiagnosedurchzuführen und alle Pferde des Bestandes zu entwurmen, wenn Bandwurmeier in einer der untersuchten Proben nachgewiesen wurden.“

Zwischenwirt und Überträger der  Bandwürmer ist die Moosmilbe.
Zwischenwirt und Überträger der Bandwürmer ist die Moosmilbe. (c) IMAGO/BLICKWINKEL

HINTERGRUND
Bandwürmer – gefährliche Schmarotzer
Bandwürmer gehören zu den Plattwürmern. Und tatsächlich sehen die etwa 5 cm langen, flachen Würmer „plattgedrückt“ aus. Ins Pferd gelangen sie in der Regel über einen Zwischenwirt, die Moosmilbe. Die 0,1–0,5 mm kleinen Spinnentierchen nehmen Bandwurmeier auf, diese entwickeln sich in den Moosmilben zu infektiösen Cysticercoiden. Beim Weidegang wiederum fressen Pferde die winzigen, infizierten Moosmilben einfach mit. Im Pferdedarm entwickeln sich aus den Wurmlarven erwachsene Bandwürmer. Die von diesen produzierten Proglottiden (Fortpflanzungsglieder) mit Eiern werden mit den Pferdeäpfeln ausgeschieden – und der Kreislauf beginnt von vorn. Meist infizieren sich Pferde in der zweiten Hälfte der Weidesaison. Ein Bandwurmbefall verursacht mitunter nur wenig Probleme, etwa stumpfes Fell oder Gewichtsabnahme. Auch Durchfall und immer wiederkehrende Koliken können den Plattwürmern geschuldet sein. Sitzen die Parasiten am Übergang von Dünn- zu Dickdarm, kann schon ein geringer Befall zu einer gefährlichen Verstopfung an dieser Engstelle führen. Schlimmstenfalls kommt es zu einem Darmriss.

Analysemethodenunter der Lupe

Wissenschaftler des Instituts für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin der Freien Universität Berlin haben in einer Studie* die verschiedenen Analysemethoden auf Bandwürmer unter die Lupe genommen. Zwischen Mai 2017 und Januar 2018 untersuchten sie knapp 500 Pferde unterschiedlichen Alters (neun Monate bis 34 Jahre) auf insgesamt 48 Pferde-betrieben in Berlin und Brandenburg mittels Kot-, Serum- und Speichelproben. Das Ergebnis war erstaunlich: in nur 0,6 % der Kotproben wurden Bandwurmeier gefunden. Die Antikörper-Tests zeigten hingegen bei gut 16 % der Blutproben und knapp 30 % der Speichelproben ein positives Ergebnis und somit einen Befall.

Auf die Betriebe bezogen, zeigte sich ein ähnliches Bild: Während mittels Kotproben nur bei 6,3 % der Betriebe (insgesamt drei Betriebe) auf Bandwurmbefall geschlossen werden konnte, lag die Quote bei den Blutproben bei 52,1 % (25 Betriebe) und beim Speicheltest bei sage und schreibe knapp 76 % (36 Betriebe). Die Firma Austin Davis Biologics stellte die Speichelsammelkits zur Verfügung und führte Serum- und Speichelanalysen durch, Virbac Frankreich unterstützte die Studie finanziell.

Die ESCCAP weist darauf hin, dass ein Antikörpernachweis im Blut oder Speichel nicht unbedingt auf einen aktuellen Befall schließen lässt: „Beide Tests können möglicherweise bei einigen Pferden (z. B. bei zuvor infizierten und anthelminthisch behandelten Tieren) aufgrund der Persistenz von Antikörpern für bis zu vier Monate zu falschpositiven Ergebnissen führen. Wenn dies berücksichtigt wird, können sich diese Tests jedoch als sehr nützlich erweisen.“ Dem wird die Studie der Berliner Wissenschaftler gerecht: Ausgeschlossen waren Pferde, die vor weniger als vier Monaten mit Mitteln gegen Bandwurmbefall behandelt worden waren.

Speicheltest ist einfach in der Anwendung

Während für eine Blutprobe ein Tierarzt notwendig ist, können Pferdebesitzer den Speicheltest –wie auch die Kotproben – selbst durchführen. Der „Speicheltest für daheim“ besteht aus einem Test-Kit, das Entnahmematerial und eine Anleitung beinhaltet. Beispielsweise vertreibt das Kotlabor Schmid mit Sitz im niederösterreichischen Mank den in England entwickelten Equisal Test, die Auswertung erfolgt in Großbritannien. Die Kosten liegen bei etwa 30 € pro Stück (je nach Labor und Menge) zuzüglich Versandkosten.

Eine halbe Stunde vor der Probennahme sollten die Pferde weder arbeiten, fressen oder trinken und in den letzten vier Monaten zuvor keine Wurmkur gegen Bandwürmer erhalten haben. Die Probennahme ist ganz einfach: Der Tupfer wird für kurze Zeit seitlich in das Maul des Pferdes geschoben. Wurde dieser ausreichend mit Speichel benetzt, verfärbt sich der Tupfer.

Die Berliner Wissenschaftler ziehen zwei Schlüsse aus ihrer Studie: Erstens scheinen vermutlich mehr Pferde von Bandwürmern befallen zu sein, als bisher angenommen wird. Zweitens sei der Speicheltest aufgrund der höheren Zuverlässigkeit und der einfachen Handhabung gegenüber Blut- oder Kotproben überlegen. Auch die ESCCAP sieht Potenzial in den Speicheltests: Sie eigneten sich „besser für die Identifizierung behandlungsbedürftiger Pferde und könnten so auch eine selektive Entwurmung zur Kontrolle von Bandwurminfektionen ermöglichen.“

Die Probennahme von Kotproben  von Pferden ist einfach zu  bewerkstelligen.
Die Probennahme von Kotproben von Pferden ist einfach zu bewerkstelligen. (c) IMAGO / FRANK SORGE

Jährlich mehrere Untersuchungen

Laut ESCCAP wird die selektive Entwurmung „nur für adulte Pferde empfohlen und ist ausschließlich für die Bekämpfung kleiner Strongyliden konzipiert.“ Nichtsdestotrotz würden für jedes Pferd mehrere Kotprobenuntersuchungen pro Jahr empfohlen. Ab-schließender Rat der ESCCAP: „Parasitenbekämpfungsprogramme müssen den spezifischen Bedingungen jeder einzelnen Pferdehaltung individuell angepasst werden und sollten nach Möglichkeit immer unter tierärztlicher Leitung abgestimmt und entwickelt werden.“


*Die Studie „Investigations on the occurrence of tapeworm infections in German horse populations with comparison of different antibody detection methods based on saliva and serum samples” gibt es hier.

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Nachhaltige Verpackung: Pappkartons aus Silphie

Der Energiepark Hahnennest erprobt die Aufbereitung von Pflanzenfasern für die Papierherstellung. Ziel ist die stoffliche und energetische Nutzung der Rohstoffe. Für die Biogasbranche könnte das ein Post-EEG-Modell sein.

Von Christian Dany, Buchloe

Anfang September herrscht in Hahnennest Hochbetrieb: Die 300 ha Durchwachsene Silphie müssen geerntet werden. Mehrere Feldhäcksler und Schlepper-Anhänger-Gespanne sind im Einsatz. Auf dem Energiepark rund 20 km nördlich des Bodensees geht’s zu wie auf dem Taubenschlag. Die Fahrzeugwaage ist das begehrte Nadelöhr und nebenan hat auch schon das Einsilieren des Silphie-Erntegutes begonnen. „Die Silphie muss drei bis vier Wochen vor dem Mais geerntet werden“, sagt Alexandra Kipp, „denn eine zu späte Ernte kann zu einer schlechten Methan-ausbeute führen.“

Die Agraringenieurin kümmert sich um Vertrieb und Marketing der Durchwachsenen Silphie, die zu einem wichtigen Geschäftszweig der Hahnennest-Landwirte geworden ist. Der oberschwäbische Energiepark in dem 40-Einwohner-Dorf war vorher schon in der Biogasszene bekannt, weil in ihm Landwirte für eine Großanlage zusammenarbeiten, die Biomethan ins Gasnetz einspeist. Kipp organisiert deutschlandweit Feldtage, auf denen der Silphieanbau demonstriert wird. „Mittlerweile bauen in Deutschland über Tausend Landwirte auf rund 6.000 Hektar Silphie an“, erzählt sie. In den letzten Jahren sei ein starkes Wachstum zu verzeichnen, wozu auch das in Hahnennest entwickelte Konzept zur Aussaat der Silphie unter der Deckfrucht Mais beigetragen habe.

Waschen und Entstippen

Kipp erklärt einige Eigenheiten der gelben Korbblütler, bevor sie auf den neuen Verwertungspfad zu sprechen kommt: Im Mai 2020 wurde die Pilotanlage zur Faseraufbereitung in Betrieb genommen. Der Testbetrieb verfolge das Ziel, die Fasern so aufzubereiten, dass sie als Rohstoff für die Papierherstellung taugen. Auf dem Weg zur Anlagenbesichtigung kommt Simon Rauch, einer von zwei Geschäftsführern des Energieparks Hahnennest dazu. „Die Silphie schüttet dichter als Mais. Deshalb haben wir eine darauf abgestimmte Einbringtechnik“, erklärt er beim Vorbeischreiten an einer Silphiesilage, die gerade von einem Traktor verdichtet wird.

Der 100-m3-Edelstahlbehälter steht am Anfang des Verfahrens. Die Anlage hat eine Verarbeitungskapazität von 2,5 t/h pro Aufbereitungslinie. Sie verfügt über zwei parallele, identische Aufbereitungslinien und dadurch über eine Kapazität von 40.000 Jahrestonnen Frischmasse: „Das Herzstück ist … (€)

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West-Nil-Virus: Akute Gefahr für Pferde

In Brandenburg treten immer mehr Infektionen mit dem West-Nil-Virus bei Pferden auf. Das Virus wird durch eine Mücke übertragen und infiziert werden hauptsächlich Pferde und Vögel, aber auch bei Menschen konnte das Virus bereits nachgewiesen werden.

Im Brandenburger Landkreis Dahme-Spreewald sind drei Infektionen mit dem West-Nil-Virus bei Pferden aufgetreten. Ende August wurde eine Infektion bei einem Pferd in Märkisch-Buchholz bekannt. Vergangene Woche bestätigten sich zwei weitere Fälle bei Luckau und Schönefeld. Zwei der drei betroffenen Pferde waren schwer erkrankt. Ein Tier verstarb innerhalb von nur zwei Tagen. Das andere konnte trotz sofortiger intensivmedizinischer Behandlung in einer Tierklinik nur noch getötet werden, informierte das Landratsamt.


Landesflagge Brandenburg

Brandenburg aktuell

Regional und praxisnah: Die Bauernzeitung versorgt Sie regelmäßig mit allen wichtigen Nachrichten rund um die Landwirtschaft und das Landleben in Brandenburg. mehr


auch humane infektionen nachgewiesen

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) teilte mit, dass in diesem Jahr bislang 26 West-Nil-Virus-Erkrankungen bei Wild- und Zoovögeln nachgewiesen wurden. Weiterhin seien bisher neun Pferde betroffen.

Die Erkrankungen bei Vögeln und Pferden traten zum wiederholten Mal in den bekannten Endemie-Regionen Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen auf. Das FLI rechnet mit weiteren Erkrankungsfällen bei Vögeln und Pferden in den nächsten Wochen. Pferdehalter sollten die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin beachten. Anfang September wurden überdies die ersten drei humanen Infektionen im Raum Berlin-Brandenburg nachgewiesen. red

West-Nil-Virus Pferde

West-Nil-Virus: Bluttest für Pferde

Ein spezielles Angebot der Tierseuchenkasse Sachsen-Anhalt richtet sich an Pferdehalter. Sie können Blut ihrer Tiere auf Antikörper gegen das West-Nil-Virus testen lassen – die Kosten sind überschaubar. mehr

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Neue Vorschriften zum Arbeitsschutz: Vorsicht, große Tiere!

Die novellierte „Vorschrift für Sicherheit und Gesundheitsschutz in der Tierhaltung“ stellt viele neue Anforderungen an Rinderhalter. Aufgrund höherer Unfallzahlen in diesem Berufsfeld wurde diese Vorschrift-Regelung nochmals überarbeitet.

Viele Rinderhalter fragen sich, wie sie die Anforderungen der novellierten „Vorschrift für Sicherheit und Gesundheitsschutz in der Tierhaltung“ (VSG 4.1) realisieren können. Die SVLFG-Präventionsexperten helfen dabei, individuelle Lösungen zu finden. Geändert wurden unter anderem die Vorgaben für den Bau und Betrieb von baulichen Einrichtungen in der Nutztierhaltung.

Einige Regelungen zum Umgang mit Großvieh wurden konkreter gefasst, manche Empfehlungen sind jetzt verbindlich. Dazu gehört, dass Rinderhalter die Deckbullen in Milchviehställen getrennt von der Herde in separaten Deckbullenbuchten halten müssen. Zudem müssen ausreichend Fixier- und Separiereinrichtungen vorhanden sein. Beim Besamen oder Behandeln dürfen sich keine frei laufenden Tiere in dem abgetrennten Bereich aufhalten.

Arbeitsschutz Rinderhaltung: Neue Regelungen einfach umsetzen

Viele der neuen Vorschriften wurden schon lange vor der Novellierung der VSG bei Stallneu- und -umbauten realisiert. Diese Maßnahmen für mehr Arbeitsschutz in der Rinderhaltung haben sich dort längst bewährt. Das zeigt: Die neuen Anforderungen lassen sich gut und passend im eigenen Betrieb umsetzen und sorgen für mehr Sicherheit.

Um Unternehmern eine Planungssicherheit, zum Beispiel für größere Umbaumaßnahmen, zu geben, gilt für bestehende Ställe eine Übergangsfrist bis zum 1. April 2024. Für Neubauten gelten die neuen Anforderungen bereits ab jetzt.

Bei Bedarf lassen sich durch schwenkbare Absperrungen neben den  festen Separationsbuchten einfach weitere Separationsbereiche  schaffen.
Bei Bedarf lassen sich durch schwenkbare Absperrungen neben den festen Separationsbuchten einfach weitere Separationsbereiche schaffen. (c) SVLFG

„Greifen Sie ruhig auf einfache und kostengünstige technische Lösungen zurück, die zum Betrieb passen. Es ist notwendig, die individuellen Umstände im Betrieb bei der Umsetzung einzubeziehen“, erklärt Dr. Florian Heuser, Branchenreferent im Bereich Landwirtschaft der SVLFG.

Für eine Separationsbucht zum Beispiel gibt es Optionen, die wenig Platz brauchen und nachträglich eingebaut werden können. Auch Tore und Gatter lassen sich fast überall mit einem überschaubaren Aufwand nachrüsten und schaffen die benötigten Separationsbereiche.

Mit Schwenkgatter und Kette lassen sich einfach Separationsbereiche schaffen. Sicherheitsfangfressgitter ermöglichen es, Tiere einzeln zu fi xieren. Der Bügel im unteren Bereich verhindert eine Fehlfi xierung und die Gefahr des Festlegens.
Mit Schwenkgatter und Kette lassen sich einfach Separationsbereiche schaffen. Sicherheitsfangfressgitter ermöglichen es, Tiere einzeln zu fixieren. Der Bügel im unteren Bereich verhindert eine Fehlfixierung und die Gefahr des Festlegens. (c) SVLFG

Änderung des Arbeitsschutzes wegen hoher Unfallzahlen nötig

Die Präventionsexperten der SVLFG beraten die Mitgliedsbetriebe auf Wunsch gerne vor Ort. „Für jeden Betrieb gibt es passende, bezahlbare Lösungen. Zum Beispiel Im Rahmen einer kostenlosen persönlichen Bauberatung helfen wir dabei, diese gemeinsam mit dem Unternehmer zu finden“, erläutert Dr. Heuser weiter.

Bei den SVLFG-Seminaren zur sicheren Rinderhaltung können sich die Teilnehmer mit den neuen Regelungen vertraut machen. Details zu den Seminarinhalten finden Interessierte auf der Internetseite www.svlfg.de/seminar-sicherer-umgang-mit-rindern

Tierhaltung ist ein Unfallschwerpunkt in der Landwirtschaft. Allein 2020 ereigneten sich 14.781 meldepflichtige Arbeitsunfälle im Umgang mit Tieren – 15 davon tödlich. Knapp die Hälfte der Verletzten und Toten waren Personen, die mit Rindern gearbeitet haben. Die Vorgaben in der geänderten VSG 4.1 sollen Tierbetreuer bei der Arbeit besser schützen. SVLFG


  Informationen zu den Neuerungen der VSG 4.1 gibt es auf der Internetseite www.svlfg.de/rinderhaltung

Antworten auf häufig gestellte Fragen dazu unter www.svlfg.de/faq-vsg-4-1.

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Agrarroboter: Spezialisten für Gemüse und Unkraut

Agrarroboter werden immer vielseitiger. Paradedisziplin bei ihrem Einsatz ist die mechanische Unkrautbekämpfung. Zweiter Teil unseres Überblicks.

Von Tobias Meyer

Der erste Teil des Überblicks enthielt nach der Einführung die Vorstellung der Agrarroboter der Firmen Agrointelli, Raven Industries, AgXeed, Fendt und Farmdroid. Wie stellen im zweiten Teil des Überblicks Roboter weiterer Firmen vor.

Naio Technologies: Jätroboter Oz und Dino

Mit dem Problem des externen Ladens beschäftigt ist auch Naio Technologies, bekannt etwa durch die Jätroboter Oz und Dino. Der französische Hersteller möchte nun die Einsatzzeit seiner elektrischen Roboter verlängern. Auf weit vom Hof entfernten Feldern gibt es jedoch selten eine Steckdose. Der leere Roboter muss also per Anhänger zur Ladestation. Abhilfe will Naio nun zusammen mit Varta schaffen: Ein mobiler Akku samt Ladeeinheit kann ans Feld gestellt werden, er wird von Solarzellen geladen und kann bei Bedarf von den arbeitenden Robotern angezapft werden. So sollen diese 24 Stunden durcharbeiten können. Die kleinen Oz-Modelle arbeiten bereits auf über 120 Betrieben, zusammen mit den Einzelkornspezialisten von Ebra konnten diese Roboter auch schon zum Säen genutzt werden.

(c) Matthias Lech

Die BayWa hat hierzulande bereits den Vertrieb in ihrem Gebiet übernommen und zudem zusammen mit der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, in dem auch der größere Naio-Roboter Dino zeigen soll, wie er das Beikraut in Salat und Bohnen sauber regulieren kann. Die ersten Ver suche sahen vielversprechend aus.

Jätleistung: halber Hektar pro Stunde

Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage sei laut LWG jedoch der führerlose Einsatz von Landmaschinen derzeit nicht bzw. nur mit Sicherheitsvorkehrungen möglich. Daher ist auch auf dem Versuchsgelände mindestens eine Person als Prozessüberwacher vor Ort, die jederzeit eingreifen kann.

Ein weiterer deutscher Partner ist der Saatgut-Spezialist Strube D&S GmbH. Dort läuft seit Kurzem der zweite Naio-Prototyp des BlueBob. Der Agrarroboter hat es auf Unkraut zwischen Zuckerrüben abgesehen. „Die Jätleistung von einem halben Hektar pro Stunde ist beeindruckend, die Batterien erlauben eine durchgehende Schicht von acht Stunden“, so Bruno De Wulf, Projektmanager BlueBob bei Strube.

Derzeit müssen die Roboter noch per Anhänger aufs Feld gebracht  werden (o.), alleine dürfen sie sich – noch – nicht auf öffentlichen Straßen  bewegen. Auch wenn sie den Weg zum Acker eigentlich alleine fi nden  würden, Sicherheit geht vor.
Derzeit müssen die Roboter noch per Anhänger aufs Feld gebracht werden , alleine dürfen sie sich – noch – nicht auf öffentlichen Straßen bewegen. Auch wenn sie den Weg zum Acker eigentlich alleine finden würden, Sicherheit geht vor. (c) Werkbilder

in mikrodosen Nur auf unerwünschte Pflanzen sprühen

Auch der Schweizer Hersteller Ecorobotix kämpft mit seinem Agrarroboter Avo bereits auf den Feldern gegen Unkraut. Hier setzt man weiter auf Herbizid, das jedoch in Mikrodosen genau auf die per Kamera erkannten, unerwünschten Pflanzen gesprüht wird. Das solarbetriebene Fahrzeug schafft laut Hersteller stündlich etwa 0,6 ha, durch die austauschbaren Akkus sind auch nächtliche Einsätze möglich, insgesamt seien bis zu zehn Einsatzstunden am Stück drin.

Aktuell ist der Agrarroboter Avo im Einsatz gegen Unkraut in Zuckerrüben, Bohnen, Raps sowie auf Wiesen, z. B. gegen Ampfer, getrimmt. Software-Updates für weitere Kulturen sind bereits in Planung, etwa Salat, Spinat und Zwiebeln. Voll beladen wiegt der Roboter 750 kg. Er ist bis maximal 10 % Steigung (etwa 5°) einsetzbar.

Raupenroboter für Weinberge und Obstplantagen

Auf steiles Gelände in Weinbergen und Obstplantagen setzt dagegen das slowenische Start-up Pek-Automotive mit seinem Slopehelper. Der Raupenroboter soll bis zu 45° meistern und dabei 2 t Nutzlast tragen können. Neben Arbeitsgeräten seien auch eine Palette oder ein IPC-Container kein Problem. Die Tüftler wollen dabei den typischen Schmalspurschlepper im Wein- und Obstbau vollständig ersetzen.

Die Maschine soll mulchen, sprühen, düngen und während der Ernte als Transportfahrzeug fungieren. Die Plattform auf der Oberseite kann dafür der Hanglage entsprechend geneigt werden. So kann der Arbeiter geerntete Früchte immer in waagerecht stehende Behälter legen.

Spargelstangen unter der Erde finden

Die Firma Cerescon widmet sich ebenfalls einem Spezialgebiet, die Niederländer ernten Spargel vollautomatisch. Das bisherige Problem, diese Arbeit zu mechanisieren, bestand darin, dass das unter der Erde wachsende Gemüse schwer genau zu lokalisieren und unbeschadet zu bergen war.

Bereits verfügbare Erntemaschinen suchen nach aus dem Damm ragenden Spitzen, die sich schnell verfärben und daher geerntet werden müssen oder sie ernten einfach alles, was entweder ineffizient ist oder Qualitätseinbußen nach sich zieht.

Cerescon erntet mit seinem Sparter jedoch bereits, bevor der Spargel an die Oberfläche kommt, was eine hohe Qualität garantieren soll. Dabei wird jede Stange geschnitten, die lang genug ist. Dafür tasten Fühlstangen mit Sensoren durch die Dämme: „Der Landwirt entscheidet, wie tief unter der Oberfläche gesucht wird, z. B. 7 cm. Der Schnitt erfolgt dann 25 cm tiefer, wodurch alle Stangen mindestens diese Länge haben“, erklärt Thérèse van Vinken von Cerescon. Je tiefer man sucht, desto mehr erwischt man sofort. Natürlich muss dabei immer genug Boden über den Wurzeln liegen, sonst riskiert man Schäden.

Agrarroboter: erst mieten und bei Erfolg kaufen

Der Roboter verschließt zudem die Löcher im Damm direkt nach dem Schnitt wieder. „Wird tief genug detektiert und geerntet, muss man erst nach zwei bis drei Tagen zurückkommen, bevor der Spargel wieder aus dem Damm kommt. In dieser Zeit können andere Felder beerntet und so die Kapazität der Maschine erhöht werden“, so van Vinken. Je nach Bestand schneidet der Sparter etwa alle zwei Sekunden eine Stange, im Schnitt landen so ca. 1.200 bis 1.600 Stück pro Stunde in den Kisten.

2021 haben die Erfinder – selbst im Spargelbau erfahren – sechs Maschinen gebaut und in den Markt gebracht, insgesamt habe man diese Saison 2.000 Stunden geerntet, verschiedene Sorten und auf leichten wie schweren Böden.

Landwirte können zum Testen eine Saison auch erst einmal mieten und bei Erfolg kaufen – die ersten haben bereits zugeschlagen. Denn die Arbeitskräfte sind auch hier immer schwieriger zu finden und werden teurer. Mit dem Feedback aus dem Feld will Cerescon weitere Verbesserungen vornehmen: „Die Erntequalität stimmt bereits, wir wollen aber den Durchsatz noch weiter erhöhen.“

Hersteller als Dienstleister

Eventuell müssen sich aber gar nicht alle Landwirte komplett auf Roboter einstellen und entsprechende Technik anschaffen. Neben Lohnunternehmen bieten auch einige Firmen ihre Roboter selbst als Service an. Man bezahlt dann einfach für jeden durch den Roboter bewirtschafteten Quadratmeter.

Die Small Robot Company aus England etwa will dafür komplett umdenken. Aktuelle Maschinen setzten ihrer Ansicht nach vor allem auf Schnelligkeit, dabei könnte durch Präzision das Gleiche mit 90 % weniger Energieaufwand erreicht werden. 40 % mehr Ertrag und 60 % weniger Kosten sollen durch die kleinen Roboter drin sein.

Dafür setzt man für die Regulierung des Unkrauts auf drei Agrarroboter. Die erste – Tom genannt – erfasst nur die nötigen Daten durch das Scannen des Feldes, ein Algorithmus erstellt daraus eine Karte und die nötigen Anweisungen. Ausgeführt wird das dann von Agrarroboter Dick, der das Unkraut per Stromschlag zerstört. Die Technik dafür kommt vom ebenfalls aus England stammenden Unternehmen Root-Wave.

Für das nächste Jahr steht dann der Roboter Harry auf dem Plan, er soll das Säen übernehmen. Der Landwirt hat hier dann zwar kaum mehr Arbeit auf dem Feld und kann sich um Vermarktung und die künftige Anbaustrategie kümmern, gleichzeitig delegiert er aber auch viel Verantwortung an eine einzelne Firma.

Auf der MeLa trafen wir die Gründer des Start-ups Rehmus GmbH, das batteriebetriebene Landwirtschaftsmaschinen entwickeln. Wir sprachen mit ihnen darüber, wie nachhaltige Maschinentechnologie eine Lösung für den Arbeitskräftemangel bietet, Landwirte ihre Profitabilität mittels emissionsfreier batterie-elektrischer Agrarmaschinen sicherstellen und gleichzeitig das Wohl und die Gesundheit ihrer Tiere steigern können. (c) Matthias Lech

Agrarroboter: Ein Blick in die Zukunft

Eine absolut unbelegte Einschätzung zum Schluss: Wenn einzelne Landwirte trotz sämtlicher technischer Fakten und Möglichkeiten nicht vom Roboter zu überzeugen sind, werden diese schlussendlich von ihren Frauen gefragt werden, warum sie als einziger im Dorf noch für viele Stunden auf den Traktor steigen, statt Zeit mit ihnen und der Familie zu verbringen. Denn Freizeit – oder gar Urlaub – gilt bis heute als sehr rares Gut in der Landwirtschaft. Der Roboter könnte hier künftig für mehr Entspannung sorgen.

Ein paar Stunden Arbeit auf dem Traktor werden sicherlich künftig trotzdem auf jedem Hof zu erledigen sein, findet auch Kristian Warming von Farmdroid. „Prinzipiell ist der Traktor ein tolles, vielseitiges Werkzeug, auch um etwa einen Roboter zum Feld zu transportieren.“

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Temperatursensoren: Hitzealarm, bevor es brenzlig wird

In Heu- und Strohlagern warnen Temperatursensoren rechtzeitig vor drohender Selbstentzündung. Landwirte im sächsischen Ostrau testen ein neues funkbasiertes Mess- und Meldesystem.

Von Wolfgang Rudolph


Wohl jeder kennt Datumsangaben, die sofort einen Bezug zum eigenen Leben assoziieren. Für Gerold Wagner, Vorstandsvorsitzender der Agrar AG Ostrau, die 1.700 ha Acker und 100 ha Grünland in Mittelsachsen bewirtschaftet, ist das unter anderem der 24. August 2013.

Schwelbrand durch eingelagerte dicht gepresste Strohballen

Am Vormittag dieses Tages quoll dunkler Qualm aus dem Bergeraum direkt neben der 1.930er-Milchviehanlage des Betriebes nahe Noschkowitz. Der Schwelbrand, der in einigen der eingelagerten dicht gepressten Strohballen ausgebrochen war, ließ sich nicht unter Kontrolle bringen. Schließlich stand die gesamte 45 mal 20 m große Halle mit den dort eingelagerten 1.500 Strohballen über Tage in Flammen.

„Mitarbeiter von uns, die bei der freiwilligen Feuerwehr sind, verhinderten durch ihr beherztes Eingreifen mit dem Wasserschlauch ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude“, erinnert sich der 62-jährige Betriebschef. Als einen der möglichen Brandauslöser nennt das anschließend erstellte Gutachten „Selbstentzündung“.

Zwar haben sich der finanzielle Schaden und der Verlust des Strohs zum Füttern und für die Einstreu letztlich durch Versicherungsleistungen und die Lieferung aus Nachbarbetrieben in Grenzen gehalten. Dennoch: Der Schock saß tief. Nicht auszudenken, wenn die Flammen auf die danebenstehende zweite Bergehalle oder gar auf den Milchviehstall übergegriffen hätten. „Seit dem Großfeuer hat der Brandschutz in unserer betrieblichen Planung einen ganz anderen Stellenwert“, sagt Wagner.

In Sachen Brandschutz sind sich die Sicherheitsexpertin Romy Hempel von der gvf VersicherungsMakler AG und Gerold Wagner, Vorstandsvorsitzender der Agrar AG Ostrau, einig
In Sachen Brandschutz sind sich die Sicherheitsexpertin Romy Hempel von der gvf Versicherungs-Makler AG und Gerold Wagner, Vorstandsvorsitzender der Agrar AG Ostrau, einig. (c) Carmen Rudolph

temperaturSensoren melden Hotspot

Mit ihrem Angebot, den Prototyp „gruuna Thermo“ zu testen, rannten die Entwickler der in Chemnitz angesiedelten gruuna GmbH & Co. KG daher bei den Ostrauer Landwirten offene Türen ein.

Dabei geht es um ein System zur drahtlosen Überwachung der Selbstentzündungsgefahr in eingelagerten Stroh- und Heuballen. Seit 2016 messen nunmehr Sensoren Temperatur und Feuchtigkeit der Strohballen im wieder errichteten Bergelager und senden bei Registrierung kritischer Werte eine Handy-SMS und ein Alarmsignal auf den Computer der Milchviehanlage.

„Zum Glück“, meint die Leiterin der Tierproduktion, Doreen Wagner. Denn vor zwei Jahren meldete das System im Lager einen Hotspot mit einer Temperatur von 58 °C. Ab 60 °C ist gemäß den gängigen Richtlinien zum Brandschutz in der Landwirtschaft, wie sie etwa von Landesbehörden oder dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung am Versuchsstandort Paulinenaue erarbeitet wurden, die Auslagerung im Beisein einer löschbereiten Feuerwehr erforderlich. „Darauf wollten wir es nicht erst ankommen lassen. Es war Freitagnachmittag. Noch ließen sich Leute und Technik schnell zusammentrommeln. Da die Position jedes Sensors bekannt ist, wussten wir ja, wo sich die Hitzestelle befindet“, berichtet die 39-jährige Tierwirtin. So wurde der entsprechende Bereich freigelegt, die Ballen entnommen und damit vermutlich ein erneuter Brand verhindert.

Selbsterhitzung in fünf Stufen

Die Selbsterhitzung von Heu und Stroh mit Restfeuchte (über 15 % bei gepresstem und mehr als 20 % bei losem), die immer auch die Gefahr der Selbstentzündung birgt, verläuft in fünf Stufen (nach Hussain, 1972):

1. allgemeine biologische Aktivität 10 – 40 °C
2. mikrobiologische Phase 40 – 75 °C
3. thermophile Zersetzungsphase 55 – 85 °C
4 chemische Ruhephase 85 – 115 °C
5. pyrophore Gasphase 110 – 265 °C

Nebeneffekte:
■ Futterwert wird reduziert
■ toxische Nebenprodukte entstehen

Das Unternehmen gruuna, eine Tochter der ebenfalls in Chemnitz angesiedelten gvf Versicherungs-Makler AG, hat das System seither weiterentwickelt. Die neueste Version testen die Ostrauer Landwirte in der aktuellen Saison nun erstmals auch im Bergeraum des Betriebsteiles in Wutzschwitz.
„Hier lagern die 300 bis 400 Rundballen Heu für den Verkauf an Kleinverbraucher“, zeigt Maik Krawetzki, Arbeitsgruppenleiter Pflanzenschutz, durch das geöffnete Tor ins Halleninnere, wo Mitarbeiter Ralf Meinhold soeben angelieferte Großballen mit Radlader und Greifzange einstapelt.

jeder fünfte Schaden durch Selbstentzündung entstanden

Angemeldet zur Premiere von gruuna Thermo im Heulager hat sich auch Romy Hempel von gvf. „In den letzten drei Jahren konnten Heu und Stroh oft sehr trocken geerntet und eingelagert werden. Diesmal ist das aber anders.

Wird Heu bei wechselhafter Witterung mit Restfeuchte geborgen, erhöht sich die Brandgefahr durch Selbsterhitzung enorm“, erläutert die Diplom-Agraringenieurin. Sie verweist auf eine Analyse zu Bergeraumbränden in den letzten zehn Jahren bei ihrem Kundenbestand. Demnach waren zwar am häufigsten Brandstifter am Werk (40 %).

Doch jeder fünfte Schaden entstand durch Selbstentzündung. Da bei fast einem Viertel der Bergeraumbrände keine eindeutige Brandursache festgestellt werden konnte, ist zu vermuten, dass die Dunkelziffer für die Brandursache „Selbstentzündung“ höher liegt. Die gesetzlichen Vorgaben zur Einlagerung und Temperaturmessung landwirtschaftlicher Schütt und Stapelgüter sind nach Aussage der gvf-Sicherheitsexpertin schwer umzusetzen.

Paulinenauer Richtlinie zum Brandschutz

Die vom Zalf erarbeitete „Paulinenauer Richtlinie“ hat folgende Auswirkungen auf die herkömmliche Messung mit Stichthermometern:

Forderung: Einteilung in nummerierte und beschriftete Temperaturmessbereiche, die eine Grundfläche von jeweils 20 m2 bzw. ein Volumen von 80 m³ nicht überschreiten. In einem Bergeraum mit den Abmessungen 40 m mal 15 m (600 m2) wären das 30 Messbereiche.

Konsequenz: Die Lagerkapazität reduziert sich durch Gänge zwischen den Messbereichen und pyramidenförmige Stapel auf bis ein Drittel.

Forderung: Temperaturmessung und Dokumentation über mindestens 14 Wochen nach Beginn der Einlagerung, in den ersten beiden Wochen täglich, dann mit größer werdenden Messintervallen.

Konsequenz: hoher zeitlicher und personeller Aufwand.

Forderung: Ab einer Temperatur von 40 °C muss in kürzeren Zeitabständen gemessen werden. Die Werte an den Erhitzungsherden sind in separaten Listen zu erfassen. Die Messintervalle betragen ab 40 °C zwölf Stunden und ab 50 °C sechs Stunden!

Konsequenz: Ab einer Temperatur über 60 °C oder Röstgeruch muss wegen akuter Gefahr der Selbstentzündung die Auslagerung unter Anwesenheit einer löschbereiten Feuerwehr erfolgen.

Strenge Vorgaben

So werde bei Heu und Stroh eine Einteilung in Messbereiche gefordert, die eine Grundfläche von 20 m2 bzw. ein Volumen von 80 m³ nicht überschreiten. Weil dazwischen Gänge frei gelassen werden müssen, würde sich die Lagerkapazität des Bergeraums wesentlich reduzieren.

Vorgegeben seien – auch vonseiten der Versicherer – mindestens 30 Temperaturmessungen in einem Zeitraum von 14 Wochen ab der Einlagerung sowie deren Dokumentation. Das bedeute Personalaufwand und eine enorme Verantwortung für den damit Beauftragten. Denn in der Praxis würden die Bergeräume nach und nach gefüllt. Temperaturmessungen mit dem Stichthermometer könnten daher meist nur im vorderen Bereich oder an den Seiten durchgeführt werden.

Hinzu komme bei dieser Methode eine mögliche Verfälschung der Werte durch eine erwärmte Messlanze aufgrund von Reibung beim Einstechen oder ihrer Verwendung für mehrere Messbereiche.

Heuüberwachung von Quanturi
Das finnische Unternehmen Quanturi ist bereits 2020 mit dem System Haytech zur drahtlosen Überwachung von Heu- und Strohballen mit Alarmfunktion am Markt. Auch hier können Nutzer alle Daten über das Internet abrufen und für die Dokumentation speichern.

Zum Starter-Set gehören zehn Temperatursensoren plus Basisstation zum Preis von 1.150 Euro. Pro System können jedoch auch Daten von bis zu 200 Sensoren erfasst werden.

Die Batterien in  den nummerierten Sensoren des  Systems gruuna  Thermo halten  etwa ein Jahr. Das  daran befestigte  rot-weiße Band  erleichtert das  Auffi nden beim  Auslagern.
Die Batterien in den nummerierten Temperatursensoren des Systems gruuna Thermo halten etwa ein Jahr. Das daran befestigte rot-weiße Band erleichtert das Auffinden beim Auslagern. (c) Carmen Rudolph

Temperatursensoren: Engmaschige Messung

Die Verantwortlichen bei der Agrar AG Ostrau sind daher froh, dass ihnen bereits vor der Markteinführung von gruuna Thermo nun auch für die Heueinlagerung ein Mess- und Warnsystem zur Verfügung steht, dass alle Bereiche im Bergeraum erfasst.

Maik Krawetzki erläutert die Handhabung: „Die durchnummerierten 40 Temperatursensoren, die in diesem Fall zum Einsatz kommen, werden beim Einstapeln in regelmäßigen Abständen zwischen die Ballen gelegt. Ihre Lage vermerkt der Mitarbeiter in einem Formblatt. Später erfolgt die Übertragung der Positionen in die Eingabemaske des Onlineportals von gruuna.“

Die zur besseren Auffindung beim Auslagern mit einem weiß-roten Band versehenen batteriebetriebenen Sensorkästchen in der Größe einer Zigarettenpackung würden selbstständig ein sogenanntes Mesh-Netzwerk aufbauen und die Messwerte zu Temperatur und Feuchtigkeit an die außerhalb des Bergeraums installierte Haupteinheit senden, die sich über ein Solarpanel mit Strom versorgt. Von dort gelangen die Daten per Mobilfunk zum Server bei gruuna und sind aktuell als auch rückwirkend über das Internet am Computer oder Handy abrufbar.

Kommt es zu einem kritischen Temperaturanstieg, wird der Nutzer mit der Alarmfunktion über die Lage des potenziellen Brandherdes im Bergeraum benachrichtigt und kann sofort reagieren.

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Maiszünsler: Jetzt beginnt bereits die nächste Saison

Der Maiszünsler, einer der wichtigsten Schädlinge im Maisanbau, breitet sich immer weiter aus. Nur mit einer systematischen Bekämpfungsstrategie kann den nachtaktiven Faltern Einhalt geboten werden.

Von Erik Pilgermann

Der Maiszünsler breitet sich seit Jahren immer weiter im gesamten Bundesgebiet aus. Er zählt zu den wirtschaftlich bedeutendsten Schädlingen im Maisanbau und richtet jährlich erhebliche Schäden in den Maisbeständen an. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation (FAO) werden von den Raupen des Maiszünslers weltweit circa vier Prozent der jährlichen Maisernte vernichtet. Das entspricht einem Nahrungsbedarf von etwa 60 Millionen Menschen.

Um die Bestände bestmöglich vor dem Schädling zu schützen, ist jetzt die richtige Zeit, um Flächen auf Zünslerbefall zu kontrollieren. Deshalb schauen Sie in Ihre Bestände und bonitieren Sie den Befall. Schätzen Sie die Ertrags- und Qualitätsverluste und das Ausgangspotenzial für die nächste Saison ab. Nur mit entsprechenden Präventionsmaßnahmen lässt sich die Ausbreitung der Schädlinge eindämmen. Eine große Rolle spielt dabei die Feldhygiene.

Gleich nach der Ernte sollte es losgehen

Der erste und wichtigste Bekämpfungsbaustein ist die mechanische Zerkleinerung von Stoppelresten der Maisflächen im Herbst. Der Maiszünsler überwintert als Larve in den Stoppelresten der Maisflächen. Durch die Zerkleinerung werden zum einen ein Teil der Larven mechanisch getötet, und zum anderen wird die Rotte der Stoppeln gefördert. Das nimmt den Zünslerlarven somit die Überwinterungsmöglichkeit.

Zudem verhindert ein tiefes Unterpflügen den Schlupf der Falter im Mai. Da der Zünsler-Falter mobil ist und die Maisflächen aktiv anfliegt, ist eine konsequente, mechanische Bekämpfung der gesamten Region sehr wichtig.

Ein untrügliches Zeichen für einen Zünslerbefall sind die abgeknickten  Fahnen.
Ein untrügliches Zeichen für einen Zünslerbefall sind die abgeknickten Fahnen. (c) Erik Pilgermann

Maiszünsler lassen sich aber auch sehr gut biologisch bekämpfen. Zentraler Bestandteil dieser Bekämpfung ist die Schlupfwespe Trichogramma brassicae. Als sogenannter Eiparasitoid legt die Schlupfwespe ihre Eier in den Eigelegen der Maiszünsler ab, wodurch die Maiszünslerlarve während der Entwicklung des Parasitoiden im Inneren des Wirtseies abgetötet wird.

Durch eine rechtzeitige Ausbringung einer großen Anzahl von Trichogramma wird somit ein sehr hoher Anteil der Eier des Maiszünslers durch die circa 0,5 mm großen Weibchen parasitiert und damit unschädlich gemacht.

Wichtig ist also, den Flughöhepunkt der Zünsler und damit den perfekten Ausbringzeitpunkt zu kennen. Wenn die Zünslerlarven erst einmal geschlüpft sind, kann die Trichogramma nicht mehr helfen. Bei einer rechtzeitigen Ausbringung wird ein sehr hoher Anteil der Eier des Maiszünslers parasitiert.

Als Drittes besteht die Möglichkeit, die Larven des Zünslers chemisch zu bekämpfen. Auch hier ist es entscheidend, den Flughöhepunkt und damit den Hauptschlupf der Larven zu erkennen. Der Bekämpfungserfolg über die Kontakt- und Fraßwirkung ist am größten, wenn man die Larven in einem möglichst frühen Stadium erwischt.

Das sind die nachtaktiven Falter

Der Maiszünsler gehört zur Familie der Zünsler und ist ein gelb-brauner Schmetterling mit einer Flügelspannweite von circa drei Zentimetern. Die Männchen sind etwas kleiner und dunkler als die Weibchen. Maiszünsler sind nachtaktiv und verbringen die Tage ruhend an Pflanzen. In Abhängigkeit von der Region fliegen die ersten Schmetterlinge ab Mitte Juni aus den vorjährigen Maisschlägen in die neuen Bestände ein.

Der Zuflug findet im Juli meist seinen Höhepunkt, setzt sich jedoch bis weit in den August hinein fort. Die weißlichen, miteinander verkitteten Eier werden von den Zünslerweibchen in den Abend- und Nachstunden an der Unterseite der Maisblätter abgelegt. Hierbei werden die größeren Blätter in der Mitte der Pflanzen bevorzugt als Eiablage genutzt. Die durchschnittliche Gelegegröße liegt bei bis zu 40 Eiern, aus denen nach ein bis zwei Wochen gelblich gefärbte Raupen schlüpfen.

Entwicklung des Maiszünslers

Die Larven des Maiszünslers verbreiten sich rasch und fressen sich tunnelartig durch die Maiskolben und Stängel. Abgeknickte oder abgebrochene Maisfahnen sind hier deutliche Zeichen für die Fraßtätigkeit der Larven. An den Bruchstellen der Maispflanze zeigen sich bei genauerem Betrachten Löcher, aus denen Bohrmehl und Kot der Maiszünsler austreten, beides findet sich in den darunter liegenden Blattachsen wieder.

Die Bohrgänge im Stängelinneren können vom Fahnenschaft bis zum Stängelgrund reichen und führen zu erheblichen Verlusten in der Standfestigkeit wie auch des Ernteertrags der Maispflanzen, da sie damit die Wasser- und Nährstoffversorgung der Maispflanze stark einschränken.

Einfallstore für Sekundärschädlinge

Nicht selten sind Einbohrlöcher und Fraßgänge auch in den Kolben zu finden. Der Zünsler sorgt jedoch nicht nur für Ertragseinbußen. Seine Fraßspuren sind zusätzlich auch Einfallstore für Pilzsporen, die im Inneren des Stängels ideale Entwicklungsmöglichkeiten finden.

Es siedeln sich Schimmelpilze an, darunter auch solche, die extrem giftige Stoffwechselprodukte (Mykotoxine) bilden. Demnach führen zu hohe Mykotoxingehalte zu weiteren Qualitätsverlusten in den Maisbeständen und wirken sich negativ auf die Vermarktungsfähigkeit der Maispflanzen aus.

Nur wenn alle Anbauer einer Region gemeinsam mit entsprechender Bodenbearbeitung und biologischer Bekämpfung gegen den Zünsler vorgehen, kann ein weiteres Aufschaukeln verhindert werden. Gelingt dies nicht, wird der Befallsdruck zunehmen – und eine direkte Bekämpfung wird immer häufiger nötig sein.

FAZIT

Jetzt ist die Zeit, um in die Bestände zu gehen und den Befall zu bonitieren. Schätzen Sie den Befall durch den Maiszünsler und die zu erwartenden Ertrags- und Qualitätsverluste auf Ihren Flächen ab. Planen Sie die Maßnahmen zur Eindämmung für das nächste Jahr (Feldhygiene, Einsatz von Trichogramma, Insektizidbehandlung). Nur wenn alle Anbauer gemeinsam gegen den Zünsler vorgehen, werden die Maßnahmen erfolgreich sein.

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