„Anderer Leistungsanbieter“: Man macht das nicht nebenbei

Im Rahmen eines EIP-Agri-Projektes ist der Biohof Franke in Crimmitschau „Anderer Leistungsanbieter“ geworden – und hat dadurch soziale Arbeit mit Menschen mit Handicap zu einem Einkommenszweig entwickelt.

Anfang Juli waren es 20 Jahre, die der Biohof Franke in Crimmitschau inzwischen besteht. „Wir haben klein angefangen“, sagt Uta Franke. Am Tapeziertisch vor dem Hof habe sie anfangs das selbsterzeugte Obst und Gemüse verkauft. Irgendwann wurde der Tapeziertisch zu klein und sie begann, auch Abo-Kisten für die Kundschaft zu packen. „Das wuchs sukzessiv“, erinnert sie sich.

Heute verkauft der Betrieb im Hofladen seine Produkte an Verbraucher, die überwiegend Stammkunden sind. Sie kommen nicht nur aus Crimmitschau selbst, sondern auch aus Städten wie Altenburg, Werdau, Schmölln und Zwickau. Der Biohof erzeugt auf viereinhalb Hektar nach ökologischen Grundsätzen Obst und Gemüse vom Feld und aus dem Folientunnel, Aronia-, Johannis- und Himbeeren sowie Säfte aus Äpfeln, Birnen und Quitten von der eigenen Streuobstwiese.

als erster Landwirtschaftsbetrieb „Anderer Leistungsanbieter“ (ALA) anerkannt

Seit Kurzem hat der Betrieb ein weiteres Standbein: Der Biohof ist im Juli vergangenen Jahres als erster Landwirtschaftsbetrieb in Sachsen als sogenannter „Anderer Leistungsanbieter“ (ALA) anerkannt worden und gibt Menschen mit Handicap die Möglichkeit, in einem geschützten Bereich einer Arbeit nachzugehen.

Finanziert wird dies über Leistungen, die behinderten Menschen nach dem Bundesteilhabegesetz zustehen und ihnen im Idealfall den Übergang in den Ersten Arbeitsmarkt ermöglichen sollen. Derzeit sind es sechs Männer und Frauen, die auf dem Hof mit anpacken.

Betreuungsleistung wird bezahlt

Uta Franke hat schon längere Zeit Kontakte zu einer Behindertenwerkstatt. Den Umgang mit behinderten Menschen ist sie gewohnt. Mehrere Jahre bot sie für die Werkstatt auf ihrem Hof Außenarbeitsplätze an. Allerdings zu für sie ungünstigen Bedingungen: Für die Arbeitsleistung der Beschäftigten bezahlte sie die Werkstatt – für den Aufwand der Betreuung erhielt sie indes keinen Ausgleich. Die Anerkennung als ALA bietet ihr die Chance, diese von ihr erbrachte Leistung bezahlt zu bekommen.

Die Möglichkeit, dass Landwirtschaftsbetriebe als ALA einen Anteil ihres Einkommens mit sozialer Arbeit erzielen können, gibt es seit Inkrafttreten des neuen Bundesteilhabegesetzes im Jahr 2018. Es erlaubt, für Betroffene alternative Wahlmöglichkeiten zur „Werkstatt für behinderte Menschen“ zu schaffen. Als solche „Alternativen Leistungsanbieter“ können alle Träger auftreten, die die gleichen Voraussetzungen wie eine Werkstatt erfüllen, wobei einige Ausnahmen Erleichterungen mit sich bringen. Auch Landwirtschaftsbetriebe können ein solcher Träger sein.

Hochschule Mittweida bei EIP-Agri-Projekt mit dabei

In einem EIP-Agri-Projekt untersucht seit knapp drei Jahren die Hochschule Mittweida gemeinsam mit Partnern aus Hamburg, Niedersachsen und Bayern, wie Landwirtschaftsbetriebe in Sachsen sich als ALA betätigen und somit einen neuen Einkommenszweig erschließen können. „In der Landwirtschaft haben ohnehin schon immer Menschen mit Handicap inklusive Beschäftigung gefunden“, sagt Sonja Hoyer, die als Diplom-Agraringenieurin gemeinsam mit Marika Krüger und Heike Delling als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule Mittweida im Projektteam InnoLAWI beteiligt war.

Für Landwirtschaftsbetriebe selbst habe dafür jedoch bislang eine ordentliche Finanzierungsgrundlage gefehlt, die erst mit dem neuen Gesetz geschaffen wurde. Zuständiger Kostenträger in Sachsen ist der Kommunale Sozialverband. Mit ihm wurde über die Registrierung landwirtschaftlicher Betriebe als ALA – und nicht zuletzt auch über die Kostensätze verhandelt.

Infos und Beratung:

www.hs-mittweida.de/webs/innolawi
www.sw.hs-mittweida.de/webs/teilhabe-landwirtschaft


Sachsen aktuell

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Zu Anfang Startschwierigkeiten

Sieben Landwirtschaftsbetriebe unterschiedlicher Größe und Ausrichtung nahmen am Projekt teil. Am konsequentesten und schnellsten verfolgte der Biohof Franke das Anliegen, wurde als erster Landwirtschaftsbetrieb nach Einreichen von Konzept und Kostenkalkulation als ALA anerkannt. Mittlerweile hat auch ein zweiter Pilotbetrieb des Projektes eine Anerkennung erhalten. „Am Anfang gab es Zweifel: Ist es überhaupt gewollt, dass Landwirtschaftsbetriebe ALA werden?“, berichtet Sonja Hoyer. Dass die Vorbereitungen Zeit und Nerven kosteten, bestätigt auch Uta Franke.

Zumal es auch nach der Anerkennung Startschwierigkeiten gab: Beschäftigte, die aus der Behindertenwerkstatt zum Biohof wechseln wollten, waren zunächst verunsichert. Bei anderen Anspruchsberechtigten oder ihren Familien musste sich das Angebot erst rumsprechen. In Gang kam die Sache erst im vorigen September mit dem ersten Beschäftigten. Weitere folgten ab November und Februar.

„Der Aufwand ist schon hoch“

Ihren Einsatz finden die sechs Männer und Frauen bei der Pflanzenaufzucht und -pflege. Auch bei der Ernte und der Vorbereitung der Ware für den Verkauf sind sie tätig. Sie betreuen die Schafe, die Uta Franke zur Pflege ihrer Streuobstwiese hält, helfen bei Weidezaunbau, Grünlandpflege und Fütterung. Perspektivisch will die Hofbetreiberin noch einen Kreativbereich aufbauen, in dem ihre Beschäftigten ebenfalls tätig werden können. Anleitung benötigen sie dabei in unterschiedlichem Maß.

„Ohne Betreuung geht es nicht“, sagt Uta Franke. „Der Aufwand ist schon hoch.“ Nicht umsonst ist es für die Anerkennung als ALA im Rahmen des Projektes nötig, die Qualifikation für die Betreuung von Menschen mit Handicap vorzuweisen. Da es allein wegen einer in der Regel eher geringen Zahl behinderter Beschäftigter unrealistisch ist, dass ein Betrieb eigens hierfür Fachleute einstellt, wurde im Rahmen des Projektes die Vorbereitung zur Prüfung zur „Geprüften Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung“ angeboten. Nach bestandener Prüfung kann der Betrieb die nötige fachliche Betreuungsleistung selbst anbieten.

Bei Uta Franke ist es die Heilerziehungspflegerin Heike Laube, die sich aufgrund ihrer Qualifikation ausschließlich um die Betreuung der behinderten Mitarbeiter kümmert. Was indes zu Beginn ohne eine Förderung der Arbeitsagentur nicht möglich gewesen wäre: Man benötige eine gewisse Teilnehmerzahl, damit die Arbeit als ALA wirtschaftlich werde, macht Uta Franke deutlich. Genau das war am Anfang noch nicht gegeben.

„Anderer Leistungsanbieter“: eine Chance – aber keinesfalls ein Selbstläufer

„Es ist immer noch ein Versuch“, sagt Sonja Hoyer über die laufenden Bemühungen, auf Landwirtschaftsbetrieben feste Beschäftigungsmöglichkeiten für behinderte Menschen zu schaffen. Als „Anderer Leistungsanbieter“ Landwirtschaft mit sozialer Arbeit zu verbinden, ist eine Chance – aber keinesfalls ein Selbstläufer. „Man macht das nicht nebenbei“, gibt Uta Franke zu verstehen.

Dass sie sich entschieden hat, diesen Weg zu gehen, bereue sie aber keinesfalls. „Wir geben Menschen die Chance, einer Arbeit nachzugehen und sich in die Gesellschaft zu integrieren“, sagt sie. „Was wir hier machen können, ist etwas ganz Wunderbares.“


Weitere Nachrichten aus den Bundesländern

Hofnachfolge vielfach ungewiss

Viele landwirtschaftliche Betriebe in Thüringen werden von 55-jährigen oder älter geführt und die Betriebsübernahme und der Hofnachfolger sind nach wie vor ungewiss. Dies ergab die neueste Landwirtschaftszählung 2020.

Knapp die Hälfte (47 %) der 2.715 landwirtschaftlichen Einzelunternehmen in Thüringen werden von einem 55-jährigen oder älteren Betriebsinhaber geführt. In 906 dieser 1.266 Betriebe ist die Weiterführung des landwirtschaftlichen Betriebes ungewiss oder es gibt keinen Hofnachfolger.

Auf Grundlage der Landwirtschaftszählung 2020 ermittelten die Agrarstatistiker des Landes, dass in 360 der in Rede stehenden Betriebe geklärt ist, wer zukünftig den Hof bewirtschaften wird. Mehr als ein Drittel der Personen (126), die den Hof einmal übernehmen, sind zwischen 25 bis 35 Jahre alt. Rund die Hälfte (185 Personen) sind 35 Jahre oder älter. In 74 Fällen wird eine Frau den landwirtschaftlichen Betrieb weiterführen.

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Demografische Entwicklung der Betriebsinhaber

In 34 % der im Haupterwerb bewirtschafteten Einzelunternehmen (178 Betriebe) ist die Hofnachfolge abgesichert. Bei den im Nebenerwerb geführten Einzelunternehmen hat ein Viertel der Betriebsinhaber (182 Betriebe) geregelt, wer den Hof übernimmt.

Der Vergleich zur Landwirtschaftszählung im Jahr 2010 zeigt deutlich die demografische Entwicklung der Betriebsinhaber im Haupt- und Nebenerwerb an. Seinerzeit waren gerade einmal 37 % dieser Landwirtinnen und Landwirte 55 Jahre und älter. Von diesen 1.007 Betrieben konnte zum Zeitpunkt der damaligen Landwirtschaftszählung ein Drittel (331 Betriebe) auf eine geregelte Hofnachfolge verweisen. Bei „nur“ 676 Betrieben war 2010 die Weiterführung ungewiss. red



Verein Landvolkbildung: „Am Puls der Zeit“

Der Verein Landvolkbildung Thüringen beging in Erfurt sein 30-jähriges Jubiläum. Wenn es um berufspraktische Weiterbildungen für Land- und Tierwirte geht, ist und bleibt er die Nummer eins im Freistaat.

Seit 30 Jahren bietet nunmehr der Verein Landvolkbildung Thüringen Weiterbildungen und Qualifizierungen an. Agrarministerin Susanna Karawanskij würdigte am vorigen Wochenende auf dem Erfurter Petersberg den landwirtschaftlichen Bildungsträger anlässlich seines Jubiläums.

Für das Ministerium sei die Landvolkbildung bei der Weiterbildung im ländlichen Raum der wichtigste Partner. „Mit ihren umfangreichen Weiterbildungsangeboten ist die Landvolkbildung am Puls der Zeit und gewährleistet den wichtigen Wissenstransfer zu den Landwirtinnen und Landwirten. Unsere Förderung der Weiterbildungsangebote wollen wir auch in der neuen Förderphase ab 2023 fortsetzen“, so die Ministerin.

neue themenfelder in den letzten jahren hinzugekommen

Im September 1991 wurde die Landvolkbildung von zehn Mitgliedern gegründet, darunter auch das Landwirtschaftsministerium. Heute zählt der Verein über 30 Mitglieder, zu denen unter anderem die berufsständischen Vertretungen auf Landes- und Kreisebene, das Landesamt für Landwirtschaft (TLLLR), der Landfrauenverband, die Landjugend, der Land- und Forstwirtschaftliche Arbeitgeberverband oder die Industriegewerkschaft (IG) Bauen- Agrar-Umwelt zählen.



Thüringen Flagge

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Größter Bildungsträger im agrarbereich

Mit jährlich ca. 130 Bildungsveranstaltungen und 2.000 Teilnehmern ist die Landvolkbildung im Agrarbereich der größte Bildungsträger in Thüringen. Seit Beginn der aktuellen Eler-Förderperiode wurden fast 400 der insgesamt 428 Weiterbildungen durch die Landvolkbildung durchgeführt. An den Kursen haben fast 3.400 Personen teilgenommen.

Allein das Agrarministerium schoss 950.000 Euro für die Kurse und Qualifizierungen dazu. Neben den berufspraktischen Kursangeboten etwa zum Pflanzenschutz, zur Tierhaltung oder diversen Sachkundelehrgängen organisiert die Landvolkbildung etwa die T-Scheinausbildung für Lehrlinge. Nicht zu vergessen die 18-monatige berufsbegleitende Qualifizierung zum „Fachagrarwirt Herdenmanager“.

In den letzten fünf Jahren kamen neue Themenfelder hinzu. So managt das Team um Vereinsvorsitzende Katrin Hucke und Geschäftsführerin Annemarie Stoye bis zu fünf große Fachtagungen in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Landwirtschaft. Übernommen wurde die Geschäftsführung des Braugerstenvereins.

Die Landvolkbildung betreut Projekte wie „Lernort Bauernhof“ und das „Kompetenzzentrum Direktvermarktung“. Karawanskij äußerte die Hoffnung, dass der „Lernort Bauernhof“ nach 2021 fortgeführt werden kann. Mit dem Kompetenzzentrum Direktvermarktung unterstütze das Ministerium das wichtige Ziel, die regionalen Wertschöpfungsketten im ländlichen Raum zu stärken. red


Aktuelle Kurse und Weiterbildungen unter www.landvolkbildung.de

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Wechsel an der Spitze des ZAV

Kurz vor dem Kampagnestart hat der Zuckerrübenanbauerverband Magdeburg seinen Vorsitzenden, Rainer Knackstedt, verabschiedet. Dabei wurde auch auf 30 Jahre Verbandsarbeit zurückgeblickt.

Am Montag wurden in der Zuckerfabrik Klein Wanzleben die ersten Rüben dieser Saison angeliefert. Am Dienstag begann deren Verarbeitung in dem Werk der Nordzucker AG. Angesichts von rund 70 dt/ha Rübenertrag in den Proberodungen könnten die Anbauer nach drei Jahren mit herben Rückschlägen durch Trockenheit wieder positiver nach vorn blicken, sagte der neue Vorsitzende des Zuckerrübenanbauerverbandes (ZAV) Magdeburg, Thomas Seeger, in seinem Schlusswort zur Mitgliederversammlung am vergangenen Mittwoch in Oschersleben.

2020 standen für das Werk in der Börde im Schnitt 63,7 t/ha Rüben (mit 18,6 % Zuckergehalt) bzw. 11,8 t/ha Zucker zu Buche. Diese Ertragszahlen seien „nicht gerade berauschend“, konstatierte der scheidende Vorsitzende, Rainer Knackstedt, in seinem Bericht.

Zuckerrübenanbauerverband Magdeburg: Wahlen zum Vorstand

ZAV-Geschäftsführer Cord Linnes ergänzte mit Blick auf die 2020er-Rübenpreise um 30 –31 €/t in den Tarifen Fix und Vario, dass diese „nicht schlecht“ seien, aber bei diesem Ertragsniveau „eben zu wenig“. 35 €/t müssten es in diesem Fall sein, um lukrativ zu sein.

Kurz vor dem Start der neuen Kampagne zog der Verband in der ersten Präsenzveranstaltung nach pandemiebedingter zweijähriger Pause Bilanz seiner Arbeit, die anwesenden Mitglieder wählten zudem ihren Vorstand teilweise neu.

Nach 30-jähriger Gremienzugehörigkeit seit 1991 in dem am 30. August 1990 mit 75 Betrieben gegründeten Verband, darunter zwölf Jahre seit 1999 als Vorsitzender, verabschiedete sich Rainer Knackstedt in den Ruhestand.

Das herausragende Engagement des Landwirts und Gesellschafters der Knackstedt und Rabbethge GbR in Dedeleben, Landkreis Harz, für den Zuckerrübenanbau in der Region und auch weit darüber hinaus wurde entsprechend mehrfach gewürdigt.

Dank für Engagement

So dankte der nur wenige Tage zuvor neu gewählte Vorsitzende des Dachverbandes Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ), Eckhard Hinrichs, Rainer Knackstedt dafür, dass er seine Erfahrungen und seine Meinung in dieser Zeit auch in den überregionalen Gremien eingebracht hat. Werkleiter Udo Harten hob die sehr angenehme und vor allem faire Zusammenarbeit Knackstedts mit der Zuckerfabrik Klein Wanzleben her aus. ZAV-Geschäftsführer Linnes ließ die vielfältigen verbandlichen Aktivitäten seines Vorsitzenden in Bildern Revue passieren.

Dessen Nachfolger, Thomas Seeger, sagte, Knackstedt habe Probleme der Rübenanbauer stets früh erkannt und angesprochen. Mit seinem Charisma sei er ein Glücksfall für den ZAV gewesen. Dank seiner Autorität habe er in Gremien Zustimmung erwirken können. Schier unerschöpflich sei zudem sein Wissen über die Entwicklung des Zuckerrübenanbauerverbandes und von Nordzucker.

EXTRAWISSEN

Der Zuckerrübenanbauerverband Magdeburg hat aktuell 388 Mitglieder mit zusammen 17.600 ha Rübenanbaufläche und einer Vertragsmenge von 1,185 Mio. t Zuckerrüben.

Bewegte 1990er-Jahre

Knackstedt selbst sprach vor der Wahl seinen Dank aus. Dieser richtete sich an die ausscheidenden Vorstandsmitglieder und alle Mitstreiter in den Gremien für ihr Engagement, an seine Familie für den Rückhalt sowie an die Verbandsgeschäftsführer, Dr. Jürgen Spicher (1991 – 2009) und Cord Linnes (seit 2008). Er dankte ihnen für ihre ihm angediehene tatkräftige Unterstützung in den Ehrenämtern.

Danach richtete er den Blick noch einmal zurück auf die „bewegte Zeit“. Dabei erinnerte er insbesondere an die 1990er-Jahre mit der Verteilung der DDR-Zuckerquote auf die Zuckerunternehmen. Ebenso erinnerte er an die Gründung des ZAV Magdeburg mit seinem ersten Vorsitzenden, Martin Pergande. Auch die Gründung der Magdeburger Zucker-Beteiligungs-Aktiengesellschaft (MZBAG), der Zuckerverbund Magdeburg GmbH (ZVM) und der Nordzucker Holding AG sowie die erste Rübenkampagne im neu errichteten Werk Klein Wanzleben 1994 wurden thematisiert.

Dem Verband und seinem Nachfolger, Thomas Seeger, der einstimmig wiedergewählt wurde und nach neun Jahren im Vorstand nun vom Stellvertreter für den Regionalbereich Haldensleben/Genthin in das Spitzenamt aufrückte, wünschte Knackstedt viel Erfolg für die Zukunft.

Neuer Stellvertreter für Seeger ist nunmehr Carsten Prüße, Geschäftsführer der Ohre-Beber Service GmbH & Co. KG. Wiedergewählt wurde Dr. Werner Buchner, Landwirt in Iden und stellvertretender Vorsitzender für den Regionalbereich Goldbeck. Neu in den Vorstand gewählt wurde Philipp Sowinski, Vorstandschef der Harslebener Agrargenossenschaft.

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Wildkräuterhof Landsprosse: Über Sprossen zu Wildkräutern

Ihre Leidenschaft für Sonderkulturen ist für Sonja Schulze inzwischen der Broterwerb geworden. Das Angebot auf dem Hof ergänzt die Sächsin durch landwirtschaftliche und touristische Aktivitäten.

Von Silvia Kölbel

Sonja Schulze aus Garnsdorf bei Lichtenau im Landkreis Mittelsachsen ist vieles in einer Person: Landwirtin, Kräuterexpertin und Touristikanbieterin. Sie betreibt den Wildkräuterhof Landsprosse. Hinter dieser Firmenbezeichnung verbirgt sich ein Konzept, dessen Entwicklung die Unternehmerin anfänglich selbst nicht abschätzen konnte.

Heute bewirtschaftet Sonja Schulze 35 ha Acker und zählt damit zu den eher kleinen Betrieben. Sie gehört dem Bio-Anbauverband Gäa an. Auf ihren Feldern wachsen vor allem Getreide, Leguminosen und Kleegras. Alle Feldarbeiten erledigt ein benachbarter Betrieb in Lohnarbeit. „Ich kümmere mich um alles Organisatorische, vom Saatgutkauf bis zur Vermarktung“, sagt Sonja Schulze.

Sonja Schulze im Kräuterbeet.
Sonja Schulze im Kräuterbeet. (c) Silvia Kölbel

Zwei Hektar „Grünes“

Zwei Hektar ihrer Flächen fallen eher unter den Begriff Grünland. Auf den Wiesen erntet die Unternehmerin Wildkräuter. Ein Kräutergarten erstreckt sich hinter dem Wohngebäude. Einen Teil des Ackerlandes überlässt Sonja Schulze als Wildbrache der Natur.

Den Hauptweg, der zwischen den Feldern zu einem Aussichtspunkt mit Weitblick bis zum Fichtelberg führt, säumt eine vor Kurzem angelegte Hecke. Kräuterwanderungen im Chemnitztal mit anschließendem gemeinsamem Kochen sind bei den Ferien- wie auch bei Tagesgästen gleichermaßen beliebt. Seit diesem Jahr bietet Sonja Schulze im kleinen Hofladen verschiedene Kräuterprodukte an.

Bis 2008 lebte und arbeitete die Wahl-Landwirtin in Leipzig und war dort im Bio-Handel beschäftigt. Auf den 200 Jahre alten elterlichen Hof nach Garnsdorf zu ziehen, stand nicht auf ihrer Agenda.

Den Hof hatte sich ihr Vater 1989 rückübertragen lassen. Ihren Beschreibungen nach hatten die vorherigen Nutzer, eine LPG, dort nur Müll und Schutt hinterlassen. „Zehn Jahre lang hat mein Vater aufgeräumt und rechtliche Dinge geregelt. Dann stand die Frage im Raum: Wie geht es weiter? Für mich hieß das: weiterführen oder verkaufen? Ich habe mich fürs Weiterführen entschieden.“

Eine Sprossenzucht, die Sonja Schulze 2008 von Studenten übernahm, die sich damit ihr Studium finanziert hatten, war ihr Einstieg in die Nebenerwerbslandwirtschaft. Nach einem einjährigen Testlauf überführte sie den Betrieb in den Haupterwerb. „Das Equipment der Studenten war eigentlich unbrauchbar. Das Wertvollste war die Kundenkartei, auf der viele Gaststätten der Leipziger Spitzengastronomie standen.“

Ein Standbein verloren

Currykraut: eine kleine Hecke.
Currykraut: eine kleine Hecke. (c) Silvia Kölbel

Wildkräuter haben Sonja Schulze schon immer interessiert. Auch vor der Wende hat sie schon Führungen angeboten. „Damals hat das nur wenige Leute interessiert.“ Aufbauend auf diesem Wissen sollten Wildkräuter ihr zweites Standbein werden. Zentral gelegen zwischen den großen sächsischen Städten Chemnitz, Leipzig und Dresden wollte sie Sprossen und Wildkräuter an Gastronomen vermarkten. Doch Ehec-Bakterien in Sprossen lösten vor zehn Jahren eine Krise aus. Der Markt brach vollständig zusammen. „Ich war davon nicht betroffen, konnte das auch mit entsprechenden Laboruntersuchungen nachweisen. Doch für die Gastronomie waren die Sprossen unverkäuflich.“

Kaum in die Selbstständigkeit gestartet, stand Sonja Schulze 2011 vor der Frage, wie es weitergehen soll. „Ich nutzte diese Zeit, um den Stall als Veranstaltungsraum herzurichten. Parallel dazu begann ich mit dem Ausbau von Ferienwohnungen. Gleichzeitig bot ich Kräuterwanderungen und Vorträge an. Den Aushängen im Dorf folgten zur ersten Kräuterwanderung fünf Gäste“, erinnert sich Sonja Schulze noch gut an ihre erste Veranstaltung.

Wäre nicht Corona dazwischen gekommen, hätte Sonja Schulz in diesem Sommer vermutlich von ausgebuchten Veranstaltungen auf dem Wildkräuterhof Landsprosse berichtet. Doch alle Pläne, die sie für 2021 gemeinsam mit anderen Partnern entwickelt hatte – von Workshops zum Thema Naturkosmetik bis hin zu Malen mit Pflanzenfarben – liegen auf Eis.

Richtig eingestiegen in die Landwirtschaft ist Sonja Schulze vor sieben Jahren, als sich für sie die Frage stellte, welcher Baustein dazu beitragen könnte, ihre Existenz und ihr Leben auf dem Hof zu sichern. „2014 nahm ich mein Land aus der Verpachtung, um es selbst zu bewirtschaften.“

Wildkräuterhof Landsprosse: Produkte der Natur

Zum Arbeitsschwerpunkt haben sich über die Jahre die essbaren Wildkräuter entwickelt. Aus rechtlichen Gründen muss Sonja Schulze hier genau aufpassen. Heilpflanzen wie Johanniskraut oder Spitzwegerich darf sie nicht zu Heilzwecken anbieten. Anderen Verwendungen, etwa als Räucherkraut oder Tee, steht aber nichts im Wege. Eine recht kurz gehaltene Wiese dient als Erntefläche. Daneben steht hüfthoch das, was die Natur von selbst wachsen lässt. „Zum Ernten brauche ich die jungen, zarten Pflanzen. Die großen Pflanzen sorgen dafür, dass sich die Wildkräuter aussamen.“

Um ein Kilogramm Wildkräuter zu sammeln, benötigt Sonja Schulze drei Stunden. Die Wildkräuter verwenden die Köche genauso sparsam wie Gartenkräuter. Für die Gastronomie stellt Sonja Schulze ausgewogene Mischungen aus Kultur- und Wildkräutern, oft auch kombiniert mit essbaren Blüten, zusammen, die alle Geschmacksrichtungen von süß, sauer, salzig bis bitter bedienen und trotzdem dem Koch noch Spielraum für eigene geschmackliche Kreationen lassen.

Auch bei den Gästen ihrer Wildkräuterküche setzt Sonja Schulze auf besondere Geschmackserlebnisse. „Die Blütenstände vom Spitzwegerich schmecken nach Steinpilzen. Aus ihnen lässt sich eine Soße mit Pilzgeschmack zubereiten. Aus den Kräutern, die vor der Haustür wachsen, hat Sonja Schulze eine Garnsdorfer Grüne Suppe kreiert, angelehnt an die Frankfurter Grüne Soße. Die Früchte der Eberesche kocht sie zu zartbitteres Gelee.

Bratkartoffeln mit Kräutern kommen beim Publikum immer wieder gut an. „Wichtig ist, dass die Gäste, das was ich ihnen erkläre und zeige, später auch kosten können, sonst wissen sie nicht, wie die Kräuter schmecken und werden auch nie selbst welche sammeln.“ Doch genau darum geht es Sonja Schulze. Sie möchte die Aufmerksamkeit der Menschen auf das lenken, was es an Schätzen direkt zu ihren Füßen zu entdecken gibt und was fälschlicherweise mit dem Begriff Unkraut abgetan wird.

Hofladen eingerichtet

Gerade auf extensiv bewirtschafteten Ausgleichsflächen finden sich ganz von selbst Wildkräuter wie Thymian und Wiesensalbei ein. Auch junge Löwenzahnblätter, Vogelmiere oder Giersch sind Pflanzen, die ganz eigene Geschmackserlebnisse bieten. Für die Einrichtung eines kleinen Hofladens nutzte Sonja Schulze den zurückliegenden Winter mit der Corona-Zwangspause. Ein Duft wie auf einem Heuboden erfüllt den gesamten Raum. Räucherkräuter, Teekräuter, Kräutersalze, Kräuteröle und Kräuteressig stehen in den Regalen.

Die Kräuter-Mühle von Sonja Schulze ist nicht das, was man sich bei diesem Begriff vielleicht als Erstes vorstellt. Es geht nicht ums Zermahlen von Korn, sondern um ein Brettspiel, ein Mühle-Spiel. Die Spielfiguren bestehen aus kleinen Gläsern, gefüllt mit Kräutersalzen und verschraubt mit schwarzen und weißen Deckeln. „Die Kräuter-Mühle ist alles in einem: ein Reisespiel für unterwegs, ein Gourmet-Spiel, ein schönes Mitbringsel und eine Erinnerung daran, dass der Wildkräuterhof Landsprosse direkt an der alten Salzstraße liegt“, sagt Sonja Schulze.

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In der Erntekrone der Grimmener Landfrauen steckt viel Arbeit drin

Die Grimmener Landfrauen haben für das diesjährige 30. Landeserntedankfest in Dobbertin (Mecklenburg-Vorpommern) die Erntekrone gebunden.

Gabriela Jahn, Landfrauenverband Mecklenburg-Vorpommern

Nach einem Jahr Coronazwangspause findet in diesem Jahr wieder das Landeserntedankfest in Mecklenburg-Vorpommern statt. Und die Erntekrone dafür wurde in der großen Scheune in Groß Zastrow von 15 Landfrauen aus Grimmen und Umgebung unter der Leitung von Kerstin Notzke gebunden.

Sie hat das traditionelle Handwerk von ihrer Mutter, Anneliese Homann, gelernt, die den Landfrauen noch immer hilfreich unter die Arme greift. „Ich habe damals für das erste Hoffest in Groß Biesdorf die Erntekrone gebunden, da steckt viel Arbeit drin. Jede Ähre muss einzeln in die Hand genommen werden“, erzählt die 88-jährige Rentnerin. Inzwischen kann sie die Kronen nicht mehr zählen, die sie gemeinsam mit ihrer Tochter und den Landfrauen gebunden hat. Die ganze Scheune ist geschmückt mit Erntekronen aus den vergangenen Jahren, die an der hohen Decke prangen.

Grimmener Landfrauen: 5 klassische getreidesorten für erntekrone

Getreide Trocknung
(c) Landfrauenverband Mecklenburg-Vorpommern

Das Gestell für die diesjährige Erntekrone hat Kerstin Notzke selbst hergestellt, und es lässt die Größe der Erntekrone erahnen – 80 Zentimeter im Durchschnitt und 100 Zentimeter hoch. Für die Krone selbst haben die Landfrauen fünf verschiedene klassische Getreidesorten verwendet – Roggen, Gerste, Weizen, Grannenweizen und Hafer.

„Die Gerste wurde schon im Juni geschnitten, da war es noch sehr sonnig. Das sieht man daran, dass sie goldgelb ist“, erklärt Kerstin Notzke. Insgesamt haben 15 Landfrauen rund um die Vorsitzende Anna Wilde mit Schneiden und Transport des Getreides rund 200 ehrenamtliche Arbeitsstunden für die prächtige Erntekrone geleistet, die nun in der Scheune in Groß Zastrow auf ihren großen Auftritt am 3. Oktober beim Landeserntedankfest in Dobbertin wartet. Dort wird sie zusammen mit den Landfrauen aus Grimmen den Erntedankgottesdienst schmücken, den Festumzug anführen und dann durch die Landfrauen an Ministerpräsidentin Manuela Schwesig feierlich übergeben. In der Staatskanzlei Schwerin darf sie dann hängen bleiben.


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Übrigens verwenden die Frauen die Reste vom Binden der Erntekrone auch weiter. „Aus ihnen basteln wir zu Weihnachten Strohsterne“, verrät Anneliese Homann. Landfrauen stehen eben auch für Nachhaltigkeit.

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Agrarroboter: Autonome Maschinen kommen

Zunehmend kommen Agrarroboter auf den Markt, und sie werden vielseitiger. Noch gilt es, Kinderkrankheiten abzustellen. Dennoch finden sie vermehrt Nutzer. Ein Überblick in zwei Teilen.

Von Tobias Meyer, Zirndorf

Ob sich Roboter auf dem Acker durchsetzen oder nicht, muss man sich nicht mehr fragen. Es ist lediglich noch nicht ganz absehbar, wann genau sie flächendeckend zum Standard werden. Dass sie aber kommen, ist absolut sicher. Die Erklärung dafür ist simpel: Der Mensch wird es sich immer so einfach wie möglich machen und was nur geht an die Maschine delegieren.

In der Industrie ist das Thema inzwischen Usus, 2019 wurden weltweit etwa 250.000 neue Roboter in den Produktionshallen installiert. Der Markt wuchs im Schnitt seit 2014 jährlich konstant um 11 %, aktuell flacht der Trend aber bereits etwas ab.

Das neueste große Ding heißt fahrerlose Transportsysteme, womit Maschinen autonom mit Material versorgt werden oder ihre fertigen Produkte abtransportiert werden. Dieser Markt soll laut International Federation of Robotics (IFR) von 176.000 Einheiten im Jahr 2019 auf bis zu 712.000 im Jahr 2022 wachsen.

Und auch im privaten Umfeld gibt der Mensch möglichst viel an Maschinen ab, Roboter für das Rasenmähen und Staubsaugen verbreiten sich immer mehr. Natürlich war anfangs so mancher skeptisch – oft zurecht – doch inzwischen liefern viele Geräte sehr gute Ergebnisse. Ebenso wird es den Agrarrobotern ergehen.

Neue Technologie etabliert sich langsam

„Als nach der Jahrtausendwende die ersten Spurführungssysteme für Traktoren vorgestellt wurden, dauerte es etwa vier Jahre, bis deren Verkäufe wirklich anzogen. Mit den Robotern steigen wir aktuell auch gerade erst in den Markt ein. Wir erwarten daher ebenfalls keinen sofortigen Ansturm, sondern eine eher vorsichtige Annäherung des Kunden an die neue Technologie“, prognostiziert Ole Green, CEO von Agrointelli in Dänemark. Natürlich gibt es auch immer Neugierige, die gleich einsteigen. Diesen Pionieren ist das eventuell noch verbesserungswürdige Stadium solcher Maschinen durchaus bewusst, sie verkraften es dann auch leichter, wenn der Roboter beim Jäten 10.000 Rüben köpft, wie 2020 in Niedersachsen passiert.

Agrointelli setzt – im Gegensatz zu vielen anderen – nicht nur auf Sonderkulturen, ihr „Robotti“ kann auch klassischen Ackerbau, sprich in Getreide, Mais, Kartoffeln, Rüben oder Bohnen arbeiten. Er kann säen, Unkraut hacken oder Pflanzenschutzmittel ausbringen. Schneller rentabel werden die neuen Systeme aber auf Flächen mit höherem Ertrag, weshalb aktuell Kartoffeln oder Zuckerrüben interessant sind.

Auf der MeLa trafen wir die Gründer des Start-ups Rehmus GmbH, das batteriebetriebene Landwirtschaftsmaschinen entwickeln. Wir sprachen mit ihnen darüber, wie nachhaltige Maschinentechnologie eine Lösung für den Arbeitskräftemangel bietet, Landwirte ihre Profitabilität mittels emissionsfreier batterie-elektrischer Agrarmaschinen sicherstellen und gleichzeitig das Wohl und die Gesundheit ihrer Tiere steigern können. (c) Matthias Lech

autonomen Agrarsysteme für Düngung und Pflanzenschutz

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Raven Industries aus den USA. Das auf Agrarnavigation für Pflanzenschutz fokussierte Unternehmen kaufte die als DOT bekannt gewordene Technologie-Plattform vom Hersteller Seedmaster. Inzwischen heißt das System OmniPower und soll bald in den Verkauf gehen, man wolle mit autonomen Agrarsystemen einen weiteren Unternehmensschwerpunkt etablieren. Kundschaft hat man bereits: Ein auf Düngung und Pflanzenschutz ausgerichteter Händler kaufte bereits die zweite Maschine und will damit einen Lohnunternehmer-Service aufbauen, der rein auf Roboter setzt.

Auf den Großflächen im kanadischen Ontario könnte „Haggerty AgRobotics“ viele Kunden glücklich machen, denn eine Hauptsorge dort sind mangelnde Fachkräfte. Der Unterschied zum dänischen Robotti sind die speziellen Arbeitsgeräte. Streuer und Co. müssen speziell auf den Roboter ausgelegt sein, bereits vorhandene Standardgeräte passen nicht. Der Robotti von Agrointelli dagegen setzt auf Geräte, die auch am Traktor im Dreipunkt-Hubwerk hängen: „Diese sind zudem seit Jahrzehnten optimiert und sehr ausgereift, wir müssen das nicht alles neu erfinden.“

Agrarroboter: Vorschriften und Regeln existieren

Immer wieder werden Agrarroboter skeptisch beäugt, da rechtlich vieles ungeklärt sei. „Es existieren aber bereits gute Vorschriften, die auch für uns gelten, etwa für das autonome Fahren auf Straßen. Denn fast jedes Feld in Europa ist ebenso zugänglich wie der dazugehörige öffentliche Weg, womit die gleichen Regeln gelten“, sagt Ole Green.

Im Normalfall sind weder mitten auf der Straße noch auf dem Acker Leute unterwegs – man muss aber dennoch damit umgehen können. Ein Agrarroboter bleibt daher im Zweifel stehen und gibt eine Meldung aufs Smartphone des Landwirts. Denn wirklich autonom ist heute noch keine der Maschinen, sie alle brauchen einen Aufpasser, der wenigstens aus der Ferne per Laptop oder Smartphone überwacht, ob alles glatt läuft. „Ein vollständig autonom agierendes Fahrzeug gibt es noch nirgends, auch bei Autos nicht – dort muss noch immer eine Person im Fall des Falles ans Lenkrad greifen können.


Der polnische Unternehmer Maciej Czajkowski vor der Sämaschine, mit der seit Frühjahr 2019 stolze 4.450 ha mit unterschiedlichen Früchten bestellt wurden. Landtechnik MeLa Neuerscheinungen

Landtechnik auf der MeLa

Auch wenn einige große Hersteller bzw. ihre regionalen Händler nicht präsent waren, gab es auf der MeLa 2021 doch gut Landtechnik zu sehen. Normalität auf Sparflamme nach keiner MeLa 2020. Wie wird es weitergehen? mehr


klare definitionen für überwachung nötig

Die Agrarroboter sind durch die Fernüberwachung meist schon ein Stück weiter. Für den komplett ohne Überwachung erlaubten Betrieb müssten die Systeme aber imstande sein, auf unvorhergesehene Dinge angemessen zu reagieren. Aktuell ist dies laut Ole Green noch nicht möglich. Dennoch braucht es noch klarere Definitionen: Von wie weit entfernt muss die Überwachung erfolgen: In Sichtweite oder auch vom Büro aus? Ohne Aufsicht dürfte die Maschine allerdings in einem abgesperrten Gebiet arbeiten, aber wie muss das aussehen? Reicht schon rot-weißes Flatterband ums Feld oder muss ein Maschendraht her?

„Die Corona-Pandemie hat es für uns etwas schwerer gemacht, da wir sehr auf Vorführungen im Feld angewiesen sind, um Kunden zu überzeugen. Ein guter Händler kann vielleicht einen Standard-Traktor online oder am Telefon verkaufen – so etwas Neues wie einen Roboter aber auf keinen Fall“, sagt Green. Denn online und in den sozialen Medien präsentieren sich natürlich inzwischen diverse Hersteller und Start-ups. Ob das System aber ausgereift, stabil und durchdacht ist, oder lediglich der erste Prototyp, erkennt der Landwirt nicht anhand eines You-Tube-Videos, hier hilft nur eine Vorführung.

Standardgeräte mit 156 PS bewegen

Aus den Niederlanden kommt das Start-up AgXeed. Ihr AgBot basiert auf diesel-elektrischem Antrieb, wahlweise Rad- oder Raupenfahrwerk, bis zu 156 PS und Standard-Dreipunktkraftheber. Hier werden also ähnliche Ansätze wie bei Agro intelli verfolgt. Die Daten dieser Geräte lassen Ähnlichkeiten zum Traktor erkennen, zumal das Leergewicht 6 t beträgt. Damit sind dafür auch Geräte wie Scheibenegge und Co zu handhaben.

Das Fahrzeug kann darüber hinaus seine Spurbreite verstellen und verfügt auf Wunsch über eine Load-Sensing-Hydraulik, vier Steuergeräte sowie einen 8-t-Kraftheber. Optional sind eine elektrisch und damit motordrehzahlunabhängig angetriebene Zapfwelle sowie externe Hochvoltanschlüsse erhältlich. Der Vertrieb des AgBot und der dazugehörigen Softwarelösungen und Plattformen beginnt voraussichtlich 2022. Dabei sollen unterschiedliche Größen- und Leistungsklassen angeboten

werden.

(c) Matthias Lech

Agrarroboter: auch für große hersteller interessant

Kürzlich ist Claas mit einer Minderheitsbeteiligung in das Unternehmen eingestiegen. Das verdeutlicht, dass das Thema Agrarroboter auch an den großen Herstellern nicht vorbeigeht. Fendt etwa ist mit der zweiten Generation seiner Xaver-Roboter auf den Versuchsfeldern unterwegs. Sechs Roboter säen zusammen drei Hektar pro Stunde – im Schwarm kombiniert werden könnten auch über 100 Xaver. Fendt hat den Fokus auf die Saat gelegt, da diese der erste Schritt im Leben der Pflanze ist. Durch den Roboter kennt man ihre Position auf den Zentimeter genau ab dem ersten Tag. Alle folgenden Schritte können dann sehr viel leichter per Roboter erledigt werden, da sie auf die Positionsdaten jeder Pflanze zugreifen können. Andere Systeme müssen diese erst erkennen, während sie etwa Unkraut hacken.

roboter für sonderkulturen schneller wirtschaftlich

Dieses Prinzip hat Farmdroid aus Dänemark bereits umgesetzt, der FD20 sät und jätet das Unkraut völlig alleine. Im Jahr 2020 haben Landwirte damit unter anderem Zuckerrüben, Zwiebeln, Rote Bete, Spinat, Grünkohl, Baldrian, Blumensaat und Raps auf über 1.500 ha bewirtschaftet, prinzipiell sei aber jede Frucht möglich, die gesät werden kann. So ein Agrarroboter kann dabei ungefähr 20 ha in einer Saison abdecken, auch verschiedene Kulturen auf einem Schlag. „Sonderkulturen bringen mehr finanziellen Ertrag pro Hektar, daher ist ein Roboter hier schneller wirtschaftlich.

Wann und ob die Roboter die Traktoren komplett verdrängen, kann man nicht sagen, denn auch die klassischen Maschinen werden bereits immer mehr automatisiert und von Sensoren und Drohnen unterstützt. Da verschwimmen auch die Grenzen“, erklärt Kristian Warming, Chief of Farming Robots bei Farmdroid. Angetrieben wird das System elektrisch und per Solarzelle mit Batterie, 24 Stunden Einsatz seien möglich, externes Laden dafür nicht notwendig.


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Erste Bioeipackstelle Brandenburgs: Bioeier aus der Region

Gernot Engelmann hält seine Biolegehennen in mobilen Ställen. Deren Eier werden bald in der ersten Bioeipackstelle Brandenburgs sortiert.

Von Silvia Passow

Vor vier Jahren stellte Gernot Engelmann seinen Betrieb auf Biolandwirtschaft um. Seit April dieses Jahres hält er zudem 2.040 Hühner in Mobilställen, mehr als 6.000 sollen es sein, wenn wie geplant statt der zwei sechs Mobilställe stehen. Die Vermarktung kann nicht mehr nur regional erfolgen. Die Bioeier aus Wustermark im Landkreis Havelland sind schon jetzt in der „Märkischen Kiste“ und in der BioCompany in Spandau erhältlich. Demnächst sollen sie in der ersten Packstation für Bioeier in Brandenburg kundenfein gemacht werden. Sortiermaschine und Co. stehen schon bereit, Lasse Brandt, Geschäftsführer der Brandenburger Bio-Ei GmbH, wartet nur noch auf das Okay der Behörden.

Projektteam: Ronald Mikus,  Gernot Engelmann und Lasse  Brandt bei einer Präsentation in  Wustermark.
Projektteam: Ronald Mikus, Gernot Engelmann und Lasse Brandt bei einer Präsentation in Wustermark. (c) Silvia Passow

Doch zurück zum Ursprung: Leise gurrt ein braunes Huhn, scharrt mit dem Lauf im Sand, schaut dabei zum Besucher herauf. Angst scheint es nicht zu kennen, neugierig, mit schief gelegtem Kopf, betrachtet es den Menschen. Nur einen Moment lang, dann stakst es weiter, die Wiese ist verlockender.

Wechselnde Flächen

Bei Landwirt Gernot Engelmann entscheidet das Huhn, wie die Tagesgestaltung aussieht, wo es hingeht, ob es im Gras picken, im Sand baden oder im Schatten dösen möchte. Im Frühjahr, die Geflügelpest war gerade auf dem Rückzug, legte der Brandenburger Landwirt mit seiner mobilen Hühnerhaltung los. Zwei Mobilställe auf Kufen mit Platz für jeweils 1.200 Hühner hatte Engelmann angeschafft und damit pro Stall 150.000 Euro investiert.

Morgens öffnen sich automatisch die Klappen und ermöglichen den Hühnern Auslauf. Alle drei bis vier Wochen werden die Ställe umgestellt, bekommen die Hühner frisches Grün unter die Füße. Das Umsetzen soll den Boden schonen, wenn sich auf diese Weise der Hühnerkot verteilt, erläutert Engelmann und fügt hinzu: „Ich habe die mobile Hühnerhaltung in Süddeutschland gesehen und mir gedacht, so etwas will ich nach Brandenburg holen.“

Die Brandenburger Bio-Ei GmbH ist angetreten, die Eier professionell zu vermarkten. Lasse Brandt ist Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft, die sich für die Erfassung, Sortierung und Vermarktung von Bioeiern aus Brandenburg engagiert. Dazu wurde im Wustermarker Ortsteil Hoppenrade in einem 300 m² großen, alten Stallgebäude die erste Bioeipackstelle Brandenburgs errichtet. Engelmann ist der erste Landwirt, der mit der Erzeugergemeinschaft seine Eier an den Kunden bringt.

Ziel des FÖL-Projekts Mobile Hühnerhaltung
Das Projekt unterstützt die umwelt- und artgerechte Haltung von Hühnern im Mobilstall. Die wenigen bereits bestehenden Betriebe in Brandenburg werden fachlich unterstützt und neue Betriebe motiviert, in eine mobile Hühnerhaltung einzusteigen. In einer Erzeugergemeinschaft werden folgende Aufgabenstellungen gebündelt:
■ Aufbau und Bereitstellung von Knowhow, wie diese Form der Hühnerhaltung optimal kalkuliert und organisiert werden kann
■ Verringerung der Kosten für Futtermittel, Abpackung, Vermarktung der Eier
■ Erschließung neuer Vermarktungswege auch außerhalb der bislang praktizierten Direktvermarktung
■ Unterstützung beim Einsatz von Zweinutzungshuhn-Rassen
■ Entwicklung eines aktiven Netzwerks von Marktakteuren für eine mobile Hühnerhaltung

Kontakt: Ronald Mikus r.mikus@foel.de, Tel. (030) 28 48 24 20

Bioeipackstelle Brandenburgs: weitere betriebe in den startlöchern

Laut Projektleiter Ronald Mikus von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) stehen drei weitere Betriebe in den Startlöchern, deren Förderanträge für die Anschaffung von Mobilställen gerade bearbeitet werden. Bevor es keinen positiven Bescheid gibt, kann nicht investiert werden.

Insgesamt gebe es in Brandenburg 22 Biobetriebe für Hühnereier mit durchschnittlich 20.000 Tieren, so Mikus. Den Bedarf an Eiern in der Metropolregion deckt das sicher nicht: 19,4 Milliarden Eier verbrauchen die Bundesdeutschen im Jahr. Das macht pro Kopf 236 Eier, zum Frühstück, im Kuchen oder in verarbeiteten Lebensmitteln.

In Deutschland sorgen rund 49 Millionen Legehennen für täglich frische Eier, 3,4 Millionen dieser Hennen leben in Brandenburg, der durchschnittliche Legehennenhalter hat 100.000 Tiere und mehr, so Mikus weiter. Für ihn und Michael Wimmer, Gründer und Geschäftsführer der FÖL, war das Volksbegehren gegen Massentierhaltung in Brandenburg, bei dem 2015/16 mehr als 100.000 Brandenburger für eine artgerechte Tierhaltung unterschrieben haben, die Initialzündung für die Gründung der Erzeugergemeinschaft.

Bioeipackstelle Brandenburg: 65 Cent pro Ei kalkuliert

Die Zusammenarbeit mit Engelmann liegt nahe: Der Landwirt hatte seinen Betrieb 1995 gegründet und bewirtschaftete ihn konventionell. Die wirtschaftliche Situation habe eine Veränderung erfordert, so Engelmann. 2017 stellte er seine Wublitz Rind GbR mit 200 Rindern, 330 ha Grünland und 100 ha Ackerlan auf Ökolandbau um. Im April kam die Hühnerhaltung dazu, zertifiziert über den Naturland-Verband.

Zusätzlich zu dem, was die Hühner sich selbst von der Wiese picken, bekommen sie Biofutter. Der Aufwand sei im Vergleich zur konventionellen Legehennenhaltung sechs- bis achtmal so groß, schätzt Engelmann. „Die Kosten pro Huhn liegen bei 120 –180 Euro. Das Ei wird am Ende im Verkaufspreis bei 65 Cent liegen.“ – „Regionale Wertschöpfungskette und der Kampf um den niedrigsten Preis schließen einander aus“, bekräftigt Michael Wimmer, der mit der FÖL das Projekt weiter vorantreibt, das noch bis Ende 2022 läuft.


Landesflagge Brandenburg

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Rund anderthalb Jahre ist eine Legehenne im Dienst. Und dann? Wird sie zum Biosuppenhuhn? Engelmann zuckt die Schultern. Die Voraussetzungen stimmen, die Hühner haben Bioqualität. Und vielleicht wäre auch ein Markt da. Aber es mangelt an regionalen Schlachtkapazitäten. Für seine Bioeier-Kunden rund um Wustermark setzt Engelmann auf einen weiteren Vertriebsweg: Verkaufsautomaten. Der Zugang zum regionalen, „mobilen“ Biofrühstücksei ist also gesichert.


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Agrofarm eG Lüssow: Geduldsspiel um die Gerstenaussaat

Bei der Agrofarm eG Lüssow drehte sich in den vergangenen Wochen alles um die Gerstenaussaat. Eine Grundvoraussetzung ist beständiges Wetter, um die vier Sorten problemlos in den Boden zu bekommen.

Von Gerd Rinas

Endlich! Dienstagmorgen atmete Tom Harnack erst einmal durch: Schon Tage zuvor hatten der Abteilungsleiter Pflanzenproduktion und Fahrer Marko Vossler die Drillmaschine zur Gerstenaussaat vorbereitet. Doch immer wieder musste der Start verschoben werden. 45 Liter Niederschlag am vorvergangenen Wochenende und Regen an den folgenden Tagen machten die Aussaat unmöglich. „Es war einfach zu feucht. Ein nasses Saatbett mag die Gerste gar nicht“, sagt Tom Harnack.

4 sorten für die ausaat

Anders als Weizen oder Triticale verträgt Gerste keine Staunässe und keinen Bodendruck. „Beides tritt auf, wenn das Getreide in nassen, schmierigen Boden kommt“, so Harnack. Um den Acker optimal zu belüften, pflügen die Lüssower die Flächen, die mit Gerste bestellt werden sollen.

Bei Groß Schwiesow und Augustenruh hat Fahrer Olli Möller in den vergangenen Tagen zwei Schläge zweimal feingegrubbert, damit sie nach den Niederschlägen schneller abtrocknen. Seit Dienstag folgt ihm Marko Vossler mit der Drillkombination. Die Horsch Pronto 9 RX aus dem Jahr 2006 ist zwar nicht mehr das neueste Modell, aber gut in Schuss und absolut zuverlässig.

Zur Aussaat kommen vier Sorten auf jeweils 100 ha: Neben der altbewährten Lomerit sind es Sensation, Wallace und Viola. Ein Teil der Gerste wird nach der Ernte im nächsten Sommer in der Agrofarm geschrotet und an das Milchvieh verfüttert, der andere Teil vermarktet. Neben Weizen und Raps ist die Gerste Hauptfrucht und wichtiges Fruchtfolgeglied, auch wenn der Erbsenanbau in diesem Jahr von 50 auf 230 ha ausgedehnt wurde.

Wenn es trocken bleibt, drillt Marko Vossler (r.) bis zu 70 ha Gerste pro Tag.
Wenn es trocken bleibt, drillt Marko Vossler bis zu 70 ha Gerste pro Tag. (c) Gerd Rinas

Wintergerste ist die erste Druschfrucht. Ihr Anbau entzerrt die Arbeitsspitze zur Raps- und Weizenernte. Ebenso mindert der erweiterte Erbsenanbau im Frühjahr den Arbeitsdruck bei der Herbstbestellung“, erläutert Vorsitzender Lars-Peter Loeck. Während der Gerstenernte reicht die Zeit sogar, um das Stroh komplett vom Feld zu räumen. Es wird gepresst und als Futterstroh eingelagert oder als Einstreu für Kälber und Abkalbekühe verwendet.

Hauptsache das wetter hält

In Lüssow kommt ausschließlich zertifiziertes Saatgut zum Einsatz. Nach den Angaben zum Tausendkorngewicht und zur Keimfähigkeit berechnet Tom Harnack die Saatmenge pro Hektar. Marko Vossler gibt den ermittelten Wert in seinen Bordcomputer in der Fahrerkabine ein. Danach wird die Drillmaschine „abgedreht“: Aus dem Saattank werden mehrere Proben entnommen, gewogen und die Einstellungen im Bordcomputer und an der Drillmaschine abgeglichen. Mit der Saatstärke von 275 Körnern/m² haben die Lüssower an ihrem Standort die besten Erfahrungen gemacht.

Bei guten Bedingungen bestellt Marko Vossler am Tag 70 ha mit Gerste. „Hauptsache, das Wetter hält“, sagt der Fahrer und wirft einen besorgten Blick in den Himmel, wo sich an diesem Dienstagvormittag die Sonne hinter grauen Wolken versteckt. Wenn es trocken bleibt, sollte die Gerste bis zum 25. September im Boden sein. Wenn nicht, könnte es mit dem optimalen Aussaattermin eng werden. „Je länger wir für die Aussaat brauchen, um so weniger Zeit bleibt der Gerste, sich zu bestocken. Das könnte sich negativ auf den Ertrag auswirken“, sagt Lars-Peter Loeck.

Insgesamt sind die Bestellarbeiten trotz des wechselhaften Wetters bisher relativ gut vorangekommen. 460 ha Rapssaat waren am 18. August nach sieben Tagen gedrillt. „Wir sind in diesem Jahr frühzeitig losgefahren, das hat uns in die Karten gespielt“, sagt Tom Harnack. Zwischen Rapsbestellung und Gerstenaussaat haben die Lüssower noch 200 ha frühen Weizen der Sorte Opal gedrillt. „Die Pflanzen haben bei der Frühsaat mehr Zeit zu wachsen. Außerdem spart man Saatgut ein: Statt 350 Körnern wie im Oktober kam der Weizen im September mit 250 Körnern pro Quadratmeter in den Boden“, erläutert Harnack.

Nach dem vielen Regen in den vergangenen Tagen lockert Olli Möller mit dem Feingrubber  den Boden vor der Gerstenaussaat auf, damit die Fläche schneller abtrocknet.
Nach dem vielen Regen in den vergangenen Tagen lockert Olli Möller mit dem Feingrubber den Boden vor der Gerstenaussaat auf, damit die Fläche schneller abtrocknet. (c) Gerd Rinas

Harnstoff so teuer wie nie

Nach 400 ha Gerste sind noch 125 ha mit Triticale und 390 ha Winterweizen zu drillen. Parallel dazu steht die Maisernte auf etwa 310 ha an. „Der Mais wird später reif als in den Jahren zuvor. Der viele Niederschlag in den vergangenen Monaten hat die Ernte von Getreide und Raps beeinträchtigt. Für den Mais war der Regen ein Segen“, freut sich Lars-Peter Loeck. Die Bestände sehen sehr gut aus, groß gewachsene Pflanzen und viele, dicke Kolben kündigen eine sehr gute Maisernte an.

Für die Betriebsbilanz in diesem Jahr könnte das durchaus noch ins Gewicht fallen. Die Getreide- und Rapsernte war nur durchschnittlich. Bei der Vermarktung von Gerste und Winterweizen gab nicht der Rohproteingehalt, sondern das Hektolitergewicht den Ausschlag. Wegen der Trockenheit im Juni war dieser Parameter zum Teil unterdurchschnittlich, was Preisabschläge zur Folge hatte. Deshalb sind die im Vergleich zum Vorjahr angestiegenen Getreidepreise für die Landwirte nur ein schwacher Trost. Außerdem gehen gerade die Düngerkosten durch die Decke. „Harnstoff ist so teuer wie nie, trotzdem ist keiner zu bekommen. Wir rechnen mit 150.000 Euro Mehrkosten im Vergleich zu 2020“, lässt Loeck durchblicken.



Und noch etwas ärgert den Vorsitzenden: Vor vierzehn Tagen hat er die Restware Getreide und Raps aus der Ernte in diesem Jahr im Lager für den Verkauf „festgezurrt“: 1.900 t Weizen, 350 t Gerste und 265 t Raps. Was er nicht erwartet hat: Eine Woche später legten die hohen Preise noch einmal zu, allein bei Raps von 55 auf 58,60 €/dt. „Den Anstieg hätten wir natürlich gern mitgenommen“, bekennt Loeck freimütig. Wohlwissend, dass der Markt eine „Blackbox“ ist – nach eigenen Regeln funktioniert und nie bis ins Letzte zu durchschauen ist.

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Kuhstallgeschichten Teil 3: Im Rhythmus der Kühe

Wie erlebt eine Wiedereinsteigerin in die Milchviehhaltung die tägliche Stallarbeit? Susanne Gnauk, ehemalige Redakteurin der Bauernzeitung, berichtet über ihr neues Berufsleben – Teil 3: Es wird viel über Effizienz geredet in der Milchproduktion, gleichzeitig von Tierwohl. Geht das zusammen?

Von Susanne Gnauk, Landboden Wolde

Es ist kurz nach Mitternacht. Im Kuhstall der mecklenburgischen Landboden-Wolde GmbH steht die letzte Gruppe mit den Frischabkalbern und zu behandelnden Tieren im Melkstand. Langsam läuft das dickflüssige gelbe Kolostrum einer neuen Erstabkalberin in die Kanne. Die Färse hatte nachmittags ein kräftiges Kalb zur Welt gebracht. Jetzt steht sie mit erhobenem Kopf und nervösem Ohrenspiel zwischen den älteren Kühen zum ersten Mal auf dem Melkstand. Sie zittert.

Mit Herdenmanagerin Sandra lernt man im Melkstand vor allem Geduld. Behutsam auf sie einredend, hat sie der Jungkuh das Euter mit Melkfett eingerieben, sie vorsichtig vorgemolken und die Zitzen mit dem Euterlappen gesäubert. Dann hat sie das Melkzeug angesetzt, wobei ihre Hände und Arme den abwehrenden Schlägen der Hinterbeine der Färse geschickt ausgewichen sind. Sie redet leise mit dem Tier, streichelt immer wieder das Euter. Ihre Geduld wird belohnt. Das Melkzeug tut seinen Dienst und die Färse schlägt das ungewohnte Ding an ihrem Euter nicht ab. Klack, klack macht die Wippe im Milchauffangkasten. Saugen, Pause, Saugen, Pause. Kühe sollen sogar Ultraschall hören, hat Sandra mir bewundernd erzählt. Wie hören sich dann erst all die fremden Geräusche für die neue Kuh im Melkstand an?

Geduld im Blut

Sandra wendet sich fast entschuldigend an mich: „Ich will der Färse ein positives Gefühl mitgeben.“ Ich nicke. Klar. Mit anderen Kollegen wäre die Nachtschicht jetzt schon fast beendet. Wir müssen noch den Melkstand reinigen, die Melkzeuge, die Treibegänge, den Vorwartehof. Geschafft. Das Wasser der Spülung zischt durch die Leitungen. Die Herdenmanagerin schiebt in allen Ställen mit dem Radlader noch das Futter zu den Tieren, schaufelt den Jungrindern selbst per Hand Futter zu.

Ich setze später im Kälberdorf die Kälber an den Tränkeautomaten, die es allein noch nicht gelernt haben und schaue nach draußen. Der Himmel ist nacht-blau, erste Wolken kündigen Regen an. Zum Schluss unserer Nachtschicht sehe ich meiner Chefin zu, wie sie mit der Geduld für Tiere, die ihr im Blut zu liegen scheint, das aufgeregte, hungrige Kalb der Färse tränkt. „Ruhig. Das machst Du prima“, redet sie leise mit dem Tier. Nachts um drei sind wir zu Hause. Ich falle todmüde ins Bett.


Bullenkalb Luzifer mit Susanne Gnauk im Stall
Kleiner Star im Kuhstall: Bullenkalb Luzifer eroberte das Herz von Wiedereinsteigerin Susanne Gnauk im Sturm. (c) Sabine Rübensaat

Teil 1 der Kuhstallgeschichten: Milchviehhaltung: Zurück zu den Wurzeln

Wie erlebt eine Wiedereinsteigerin in die Milchviehhaltung die tägliche Stallarbeit? Susanne Gnauk, ehemalige Redakteurin der Bauernzeitung, berichtet künftig in loser Folge über ihr neues Berufsleben. Teil 1: Luzifer, das Bullenkalb, das keine Bananenmilch mag. mehr


Melken ist komplex

Nach zwei Nachtschichten mit Sandra fühle ich mich so eins mit mir wie lange nicht mehr. In der Tagschicht ist oft nicht so viel Zeit. Hier melke ich seit ein paar Wochen allein und das ist richtig anstrengend, schließlich habe ich gleichzeitig zweimal zwölf Plätze im Fischgrätenmelkstand zu überwachen.

Allein der Melkvorgang ist komplex: Vormelken, die Zitzen mit Euterlappen säubern, Melkzeug ansetzen, am Ende kontrollieren, ob die Kuh leergemolken ist. Anschließend die Zitzenspitzen mit einem Mittel besprühen, damit keine Keime eindringen. Dann die Melkzeuge abspritzen und desinfizieren, dafür gibt es extra Duschen im Melkstand. Und während ich noch auf der einen Seite Euter reinige, schlägt am anderen Ende des Melkstandes Jungkuh 114 das Melkzeug ab. Ich lege den Euterlappen beiseite, laufe zur 114, lege ihr erneut das Melkzeug an. Für sie ist allerdings das lästige Melken nach knapp fünf Litern beendet, sie hat aber elf Liter. Wieder fällt das Melkzeug zischend ab. Ich muss also bei der 114 bleiben, obwohl ich noch die andere Reihe ansetzen muss.

Es fühlt sich so im Melkstand an: Arme und Beine bilden eine rotierende Scheibe. Mein Hirn versucht gleichzeitig, mehrere Arbeitsprozesse auf einmal zu koordinieren und ist gefüllt mit Kuhnummern und Zahlen. Ich zähle ständig beim Melken – zum Beispiel die Euterlappen (zwölf für jede Seite), merke mir Nummern von Kühen, die ich raussortieren soll. Ich zähle selbst schon die Zitzen, während ich das Melkzeug ansetze. Eins, zwei, drei, vier, nächste Kuh, eins, zwei, drei, vier – als könnte ich eine Zitze übersehen.


Susanne Gnauk mit Fahrrad im Redaktionsbüro
(c) privat

Vom Redaktionsbüro in den Kuhstall

Susanne Gnauk war über 20 Jahre als Fachredakteurin für die Bauernzeitung und die DGS – Magazin für die Geflügelwirtschaft – dessen Redaktion sie bis 2020 leitete, tätig. In diesem Jahr nahm sie das Arbeitsangebot, das ihr die Landboden Wolde GmbH & Co. Landwirtschafts KG unterbreitete an und ging zurück zu ihren beruflichen Wurzeln: der Milchviehhaltung.


Verstehen wird sie das nicht

In der Nachtschicht mit Sandra habe ich gelernt: Kühe haben etwas Beruhigendes, wenn man sich auf ihr Wesen einlässt. Wenn eine Kuh zum Beispiel nicht in den Melkstand gehen will, weil sie laut Rangfolge noch gar nicht dran ist, aber den Eingang zum Melkstand blockiert, dann kannst du mit ihr schimpfen oder sie bitten, den Eingang freizugeben. Verstehen wird sie das nicht. Vielleicht hast du Glück und sie schenkt dir einen gelassenen Blick aus ihren unergründlich schwarzen Augen. Geht aber nicht in den Melkstand und gibt die Tür auch nicht frei. Oder schlimmer vielleicht, sie macht einen Buckel und hält den Kopf nach unten: „Was willst Du von mir, ich fühle mich in die Enge getrieben.“ Besser, du wartest etwas und stellst dich so hin, dass die Tiergruppe das von selbst regeln kann und die Kühe ihrer Rangfolge gemäß in den Melkstand gehen.

Leidenschaft für Knochenarbeit

Warten? Drei Stunden hat einmal ein Berater für das Melken unserer Herde eingeräumt, berichtete mir Sandra – inklusive Endreinigung. Bleibt grob gerechnet rund eine Minute für eine Kuh im Melkstand.

Das Wohl von Tieren hängt zuvorderst vom Management und vom Tierbetreuer ab und nicht, ob Bio davorsteht. Das ist meine Überzeugung. Darüber habe ich als Redakteurin oft geschrieben und jetzt erlebe ich es live. Fürs Tierwohl reicht eigentlich eine Minute im Melkstand pro Tier nicht aus.

Aber nicht einmal diese eine Minute pro Kuh wird anständig vergütet. Es ist häufig pure Leidenschaft, die die Betriebe davon abhält, das Milchvieh abzuschaffen, und oft ist es trotz aller Technik Knochenarbeit. Mir tun am Morgen beim Aufstehen die Hände weh oder auch der Rücken. Klar, vor rund 30 Jahren, als ich diesen faszinierenden Beruf gelernt habe, habe ich das alles besser weggesteckt. Für mich ist es trotzdem beglückend, mit diesen Tieren zu arbeiten, die unserer genormten Welt widersprechen. Jede Kuh hat ihren eigenen Rhythmus. Lässt man sich darauf ein, kommt man später nach Hause. Aber man spürt seinen eigenen Rhythmus wieder.

Was macht eigentlich Luzifer?
Bullenkalb Luzifer spielte besonders in Teil 1 der Kuhstall-Geschichten eine besondere Rolle – und ist der ehemaligen Redakteurin der Bauernzeitung ans Herz gewachsen (r.). Inzwischen ist Luzifer acht Monate alt und steht jetzt mit anderen Kälbern im Jungrinderstall. Die Bindung zwischen ihm und Susanne Gnauk ist aber dabei nicht verloren gegangen: „Wenn ich dort vorbeischaue und ihn rufe, dann kommt er auch zu mir und lässt sich wie eh und je von mir liebkosen.“


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Sven Schulze: Parteichef jetzt Agrar- und Forstminister

In Sachsen-Anhalt ist die neue Landesregierung im Amt. Sven Schulze ist neuer Wirtschaftsminister und auch für Landwirtschaft und Forsten zuständig.

Der CDU-Landesvorsitzende, Sven Schulze, ist als neuer Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts künftig auch für Landwirtschaft und Forsten zuständig. Regierungschef Rainer Haseloff (67, CDU) hat den Wirtschaftsingenieur und bisherigen Europa-Abgeordneten in sein nunmehr drittes Kabinett berufen.

Haseloff war am 16. September im zweiten Wahlgang vom Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt worden. Im ersten Wahlgang votierten nur 48 Abgeordnete für ihn. Im zweiten Anlauf waren es dann 53 Parlamentarier, was für die erforderliche Mehrheit reichte. Die Koalitionäre von CDU, SPD und FDP haben zusammen aber 56 Stimmen. Mithin müssen einige Abgeordnete des schwarz-rot-gelben Bündnisses Haseloff ihre Gefolgschaft verweigert haben.

Bündelung von Wirtschaft und Landwirtschaft : Zuordnung macht Sinn

Der neue Agrar- und Forstminister Sven Schulze ist gebürtiger Quedlinburger, verheiratet und Vater von drei Kindern. Mit seinen 42 Jahren ist er das jüngste Kabinettsmitglied. Der CDU-Parteichef hat zusammen mit Haseloff die Koalitionsverhandlungen mit Sozial- und Freien Demokraten maßgeblich geführt. Unter anderem hat er sich mit seiner Forderung nach einem bedeutsamen Ministeramt durchgesetzt.

In einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung wenige Tage vor seiner Ernennung zum Minister hatte Schulze verneint, dass die Bündelung von Wirtschaft und Landwirtschaft politisch motiviert sei. Diese mache seines Erachtens vielmehr „auf vielen Ebenen Sinn“, da auch jeder Landwirtschaftsbetrieb ein Wirtschaftsunternehmen sei, wo Geld verdient werden müsse.

Auch gebe es die Kombination von Landwirtschaft und Umwelt nur noch in wenigen Bundesländern. „Wir werden sehr hart daran arbeiten, möglichst schnell zu zeigen, dass die neue Zuordnung sinnvoll ist.“ Außerordentlich wichtig für den neuen Agrar- und Forstminister Sven Schulze sei zudem, „dass die Politik verlässlich ist“. Das gelte auch für die Landwirtschaft, so Schulze in dem Interview. Der CDU-Politiker kündigte außerdem an, im Landwirtschaftsbereich das Agrarstrukturgesetz schnell angehen zu wollen. Dieses ist bei den berufsständischen Verbänden höchst umstritten und war vom vorherigen Landtag letztlich auf Eis gelegt worden.

Umweltressort arbeitet

Unterdessen nahm Armin Willingmann (58, SPD) am Montag die Amtsgeschäfte als neuer Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt offiziell auf. Dabei kündigte er an: „Wir werden in den kommenden fünf Jahren in Sachsen-Anhalt auf Innovationen und Nachhaltigkeit setzen, damit sich unser Land auch in Zeiten des Klimawandels erfolgreich weiterentwickelt.“

Der Aufbau einer nachhaltigen, klimaneutralen Wirtschaft soll gefördert, der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben und das Land zu einer führenden Modellregion für die Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff in Deutschland entwickeln werden.

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Für die Entenmast ist noch ausreichend Zeit

Noch drei Monate bis Weihnachten und schon wird es eng mit der Anzahl an Weihnachtsgänsen. Aufgrund der Vogelgrippe im vergangenen und diesjährigen Jahr ist nun kluges Handeln gefragt.

Von Dr. Manfred F. Golze

Als 2020 die Weihnachtsgänse geschlachtet wurden, trat im größten Zuchtgänsebestand Deutschlands in Sachsen die Vogelgrippe auf. Viele Gänse mussten gekeult werden. Etwas später traf es weitere Zuchttierherden, etwa in Niedersachsen. Ersatzherden aufzubauen war zu diesen Zeitpunkt nicht mehr möglich. So fehlten 2021 etwa 65 % der deutschen Gössel.

Engpass für Weihnachten

Von der Witterung her war es ein günstiges Zuchtjahr für Gänse. Die Zuchtbetriebe haben sich echt bemüht, mit Bruteiern aus Partnerbetrieben anderer Länder die Lücke etwas zu schließen. Trotzdem konnte nicht allen Gänsehaltern bzw. Mästern die gewünschte Genetik zum Wunschtermin in der notwendigen Stückzahl bereitgestellt werden. Also können 2021 nicht alle Kunden bei „ihren Bauern“ die Gans für Weihnachten beziehen.

Wie lange dauert eine entenmast?

Über eine Alternative sollte nachgedacht werden: Entenküken, besonders von Mularden und auch Flugenten, zum Teil schon voraufgezogen (drei Wochen und älter), sind noch zu bekommen. Sie können bis Weihnachten hervorragend ausgemästet werden und beste Schlachtkörper liefern. Die erste Flügge und damit der erste Schlachtzeitpunkt ist bei Pekingenten etwa mit acht Wochen, bei weiblichen Flugenten mit zehn, Mularden mit zwölf und bei Flugentenerpel mit 15 Wochen.

Danach findet im Rhythmus von sechs Wochen ein Federwechsel statt. Dies ist bei der Planung des Schlachtzeitpunktes zu beachten.

Entenmast: eine gelungende aufzucht

Für die Aufzucht und Entenmast sind gut eingestreute Altbauställe am besten geeignet. Den Besatz sollten Geflügelhalter nicht zu hoch wählen. In den ersten drei Lebenswochen (LW) sollte er maximal 15 Tiere pro Quadratmeter und ab der 4. LW höchstens fünf Tiere pro Quadratmeter betragen.

Wer die Küken erst mit 3. LW oder älter kauft, spart die Kükenaufzucht mit Wärmequelle, extra Trögen, Tränken und extra Futter. Die Enten sollen sich schnell und gleichmäßig entwickeln. Ausreichend Tröge und Tränken sind erforderlich. Bis zum 15. Lebenstag (LT) sollten 1,3 cm Trogseitenlänge/kg Körpergewicht und ab dem 15. LT 0,6 cm, Troglänge vorhanden sein. Bei Rundtränken für Küken gilt: 0,5 cm Tränkenrand/kg Körpergewicht ab dem 15. LT.

Was kann man Enten füttern?

Die Fütterung können Geflügelhalter bei der Entenmast ebenfalls einfach mit Fertigfutter gestalten. Pekingenten: in der ersten bis zweiten Woche ein Alleinfutter für Entenküken mit 18 % RP und 11 MJ ME/kg und in der 3. bis 8. Woche ein Alleinfutter für Mastenten mit 16 % RP und 11,5 MJ ME/kg; Moschusenten und Mularden: in der ersten bis dritten Woche ein Allein-Spezialfutter mit 20 % RP und 12 MJ MP/kg; in der vierten bis siebenden Woche ein Allein-Mastspezialfutter mit 18 % RP und 12,5 MJ ME/kg und ab der 8. Woche ein Allein-Spezialfutter mit 14 % RP und 12,5 MJ ME/kg.

Das Futter wird in pelletierter Form eingesetzt: Kükenfutter in 2 bis 3 mm und Mastfutter in 4 bis 5 mm Größe. Der Wasserverbrauch ist bei Enten hoch: Pekingenten pro Kilo Trockenfutter 3,6 l Wasser und Mularden sowie Flugenten 3,4 l Wasser pro Kilo Trockenfutter. Ist bei Gänsen mit dem Weihnachtsgeschäft die Saison beendet, sind Enten auch noch bis Ostern, ja sogar Pfingsten gefragt.

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