Von Agrarstruktur bis Tierhaltung

Vertreter von sechs Parteien haben vor der Landtagswahl in MV im Gespräch mit Mitgliedern des Präsidiums des Bauernverbandes MV ihre Positionen zu agrarpolitischen Grundsatzfragen dargelegt.

Von Gerd Rinas

„Wir wollen alle schlauer rausgehen, als wir reingekommen sind“ – Landesbauernpräsident Detlef Kurreck gab am Dienstag voriger Woche in Todendorf die Marschrichtung vor. Welche Positionen nehmen die im Landtag vertretenen Parteien und diejenigen, die die größten Aussichten haben, ins Parlament einzuziehen, zu wichtigen agrarpolitischen Fragen ein? Wer sind die Kandidaten, die bei der Landtagswahl am 26. September für ein Mandat im neuen Landesparlament antreten? Die Mitglieder des Präsidiums des Bauernverbandes MV hatten Parteienvertreter zum Gespräch eingeladen. Zumindest einige der offenen Fragen konnten sie sich nach der mehr als dreistündigen Gesprächsrunde mit den Abgesandten von sechs Parteien – SPD, CDU, AfD, Die Linke, Bündnis ‘90/Die Grünen und FDP – beantworten.

Till Backhaus
Till Backhaus (c) Gerd Rinas

Landtagswahl MV: Kostendeckende Erzeugerpreise

In seiner fünfminütigen Stellungnahme wies Agrar- und Umweltminister Till Backhaus, SPD-Direktkandidat im Wahlkreis Ludwigslust-Parchim I, darauf hin, dass mit der beschlossenen Gemeinsamen EU-Agrarpolitik die Rahmenbedingungen für die nächsten Jahre festgelegt sind. Mit 4,9 Mrd. Euro für die Landwirtschaft und 1,4 Mrd. Euro für den ländlichen Raum stünden erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung. Über die Hälfte davon würden für öffentliche Leistungen, Umwelt- und Klimaschutz, die Sicherung der Artenvielfalt und sauberes Wasser bereitgestellt.

Dirk  Bruhn
Dirk Bruhn (c) Gerd Rinas

Beim Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest werde das Land weitere Maßnahmen ergreifen. Allerdings sei hier ebenso der Bund in der Pflicht, betonte der Minister. Bei der Umsetzung der Landesdüngeverordnung warb der Minister dafür, „den Blick nach vorn“ zu richten. Zuletzt hatte er zugesagt, die umstrittenen Messstellen zu überprüfen und zugleich die Betriebe aufgefordert, Daten zu Nährstoffgaben transparent zu machen. Backhaus forderte in Todendorf erneut kostendeckende Erzeugerpreise.

Für Dirk Bruhn, bei der Landtagswahl MV Direktkandidat der Linken im Wahlkreis 13, sind die unzureichenden Erzeugerpreise das Hauptproblem. „Ewiges“ Wachstum sei nicht realistisch, vielmehr müsse der Abstand zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern verkürzt werden, meinte der Landwirtschaftsmeister und Absolvent der Rostocker Agrarfakultät, der bis 2017 aktiver Landwirt war.

Ein Beispiel, wohin ungebremster Wachstumsglaube führe, sei für ihn die Brandkatastrophe in der Ferkelaufzuchtanlage Alt Tellin. Bruhn, der auch ehrenamtlicher Bürgermeister in Siedenbrünzow ist, sprach sich dafür aus, die Nutztierhaltung auf 1,5 GV/ha zu begrenzen. Die Versorgung mit Lebensmitteln sei öffentliche Daseinsvorsorge. Zu den aktuellen Erzeugerpreisen sei dies aber nicht realistisch, schätzte Dirk Bruhn ein, der auf der Landesliste der Linken auf Platz 12 steht.

Verbesserung der sozialen Lage von Landwirten

Jens Schulze-Wiehenbrauk
Jens Schulze-Wiehenbrauk (c) Gerd Rinas

AfD-Kandidat Jens Schulze-Wiehenbrauk will sich vor allem für mehr Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte einsetzen. Dumpingpreise sieht er ebenfalls als große Gefahr für die Branche. Der Agraringenieur führte bis vor Kurzem ebenfalls einen landwirtschaftlichen Betrieb. Für ihn ist es wichtig, dass Deutschland sich von Nahrungsmittelimporten unabhängig macht. Aus diesem Grund lehnt Schulze-Wiehenbrauk das EU-Mercosur-Abkommen ab. Tierhaltungs-Großanlagen wie in Alt Tellin seien den Anwohnern schon wegen des Transportaufkommens nicht zuzumuten.

Claudia  Schulz
Claudia Schulz (c) Gerd Rinas

Claudia Schulz, agrarpolitische Sprecherin der Grünen in MV, sieht die Tierhaltung im Land schon länger in einer kritischen Situation. Zum umwelt- und tiergerechten Umbau gebe es keine Alternative. „Das Beispiel Alt Tellin habe vor Augen geführt, dass die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung verbessert werden muss“, so Schulz, die als Direktkandidatin ihrer Partei im Wahlkreis Hansestadt Rostock II kandidiert.

Mindestens ebenso dringlich ist laut Schulz die Verbesserung der sozialen Lage der Landwirte. „Wir brauchen eine neue soziale Sicherheit für Landwirte. Dazu müssen wir gegen Dumpingpreise, die Konzentration in der Lebensmittelbranche und unlautere Handesspraktiken vorgehen“, so die Landtagskandidatin, die sich außerdem für ein Agrarstrukturgesetz einsetzen will, „weil nur so landwirtschaftlicher Boden für bodenständige Landwirte“ verfügbar bliebe.

Angesichts immer neuer bedrohlicher Auswirkungen des Klimawandels müsse das Land zudem bei der Renaturierung von entwässerten Mooren „in die Pötte“ kommen. Paludikultur und Wasserrückhalteprogramme seien überfällig.

Landtagswahl MV: Andere wege der finanzierung

Daniel  Bohl
Daniel Bohl (c) Gerd Rinas
Marco  Gemballa
Marco Gemballa (c) Gerd Rinas

Für Daniel Bohl, den Agrarexperten der FDP in MV, haben einheitliche Rahmenbedingungen in der EU einen hohen Stellenwert. „Sie müssen in den Mitgliedsländern eins zu eins umgesetzt werden“, forderte der stellvertretende Vorsitzende der Wariner Landbau eG, der für den Bundestag kandidiert.

Dies gelte auch für die Kennzeichnung von Herkunft und Haltungsbedingungen bei Nutztieren. „Bei Gesetzesvorhaben müssen die wirtschaftlichen Folgen sorgfältig abgeschätzt werden. Die Umsetzung der Düngeverordnung muss transparenter erfolgen“, forderte Bohl. Bei der Überprüfung der umstrittenen Grundwassermessstellen müssen auch außerlandwirtschaftliche Nitrateintragsquellen untersucht werden.

Landwirt Marco Gemballa kündigte für die CDU im Falle des Wahlsiegs an, dass die Düngelandesverordnung und die entsprechende Gebietskulisse überarbeitet werden. „Fragliche Messstellen werden so schnell wie möglich aus dem Messdatennetz herausgenommen. Wir können keine Gebietskulisse ausweisen, die auf fehlerhaften Daten beruht“, so Gemballa, der Mitglied des CDU-Landesvorstands ist.

Notwendig sei zudem ein „deutlicher Schub“ für die Forschung an landeseigenen Agrarinstituten, z. B. für neue Haltungsverfahren und Stallsysteme sowie innovative Instrumente nach dem „Baukastensystem“ im Pflanzenbau. Er zeigte sich skeptisch, dass sich die Artenvielfalt über die Gemeinsame Agrarpolitik sichern lasse. „Wir wollen zu anderen Wegen der Finanzierung kommen“, so der Vorsitzende des Arbeitskreises Landwirtschaft in der CDU MV.

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Verordnung aus dem Insektenpaket gilt nun

Die neue Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung ist in Kraft getreten und mit ihr viele neue Reglungen, Bestimmungen und Auflagen.

Die geänderte Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung mit spürbaren Restriktionen für den Pflanzenschutzmitteleinsatz ist am Mittwoch voriger Woche in Kraft getreten. Damit gilt in ökologisch besonders schutzbedürftigen Gebieten ein generelles Verbot der Anwendung von Herbiziden und solchen Insektiziden, die Bienen und Bestäuber gefährden.

Die Neuregelung sieht außerdem weitere Anwendungseinschränkungen für Glyphosat sowie den Ausstieg für diesen Wirkstoff bis Ende 2023 vor. Daneben gilt bei jeglichem Pflanzenschutzmitteleinsatz ein genereller Mindestabstand zu Gewässern.

Die in den Ländern für den Pflanzenschutz zuständigen Einrichtungen informieren derzeit die Landwirte über Details. So erinnerte das Brandenburger Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) in seinem Rundbrief der vorigen Woche daran, dass die Anwendung von glyphosathaltigen Herbiziden nur zulässig ist, wenn keine Alternativen wie mechanische Maßnahmen, eine geeignete Fruchtfolge und ein geeigneter Aussaatzeitpunkt oder das Anlegen einer Pflugfurche nicht durchführbar und andere technische Maßnahmen nicht geeignet oder zumutbar sind.

Glyphosat: Ämter informieren

Möglich bleibt eine Glyphosat-Anwendung laut LELF bei Mulch- oder Direktsaat, zur Vorsaat- oder Stoppelbehandlung auch auf erosionsgefährdeten Standorten sowie auf Teilflächen mit ausdauernden Unkrautarten wie Quecke oder Ackerwinde. Zur Grünlanderneuerung ist der flächige Einsatz glyphosathaltiger Herbizide nur auf erosionsgefährdeten Flächen zulässig oder wenn sonst eine Futternutzung wegen eines Risikos für die Tiergesundheit nicht möglich ist. Generell verboten ist die Spätanwendung vor der Ernte in allen Kulturen sowie die Anwendung in Wasserschutzgebieten, Heilquellenschutzgebieten sowie Kern- und Pflegezonen von Biosphärenreservaten.

Zudem weist das Landesamt in Frankfurt (Oder) auf das Einsatzverbot für Herbizide in Naturschutzgebieten, Nationalparken, Nationalen Naturmonumenten, Naturdenkmälern sowie gesetzlich geschützten Biotopen hin. Nicht zuletzt ist generell beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln an Oberflächengewässern ein Mindestabstand von zehn Metern von der Böschungsoberkante einzuhalten. Ist ein mindestens fünf Meter breiter Randstreifen mit geschlossener, ganzjährig begrünter Pflanzendecke vorhanden, genügen fünf Meter Abstand.

Verstöße können sowohl ordnungs- als auch förderrechtlich über Cross-Compliance geahndet werden, vermerkt das Landesamt abschließend und kündigt – wie die zuständigen Stellen in den anderen Bundesländern – in Kürze landesspezifische Auslegungshinweise zu den einzelnen Regelungen an.

Ausgleich für Landwirte: Programme auflegen

Der Umweltbeauftragte des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Eberhard Hartelt, rief Bund und Länder auf, unverzüglich den finanziellen Ausgleich für die Einschränkungen des Pflanzenschutzeinsatzes in Schutzgebieten umzusetzen. Zur Verlässlichkeit der Politik gehöre, dass die neuen Auflagen erst dann griffen, wenn der zugesagte Ausgleich für die Landwirte tatsächlich umgesetzt werde.

Zusammen mit den im Sonderrahmenplan Insektenschutz verfügbaren 85 Mio. Euro und den jeweiligen Kofinanzierungsmitteln der Länder stehen bis zu 250 Mio. Euro für den Insektenschutz in der Landwirtschaft bereit. red

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Ernte 2021: Steile Kurven

Nach den Berechnungen des Landesamtes hat sich die Ernte 2021 für Sachsens Landwirte dank guter Marktentwicklung gelohnt. Im Aufwärtstrend sind aber nicht nur die Erzeuger-, sondern auch die Betriebsmittelpreise.

Erträge und Qualitäten sind nicht die höchsten – wirtschaftlich könnte die Ernte 2021 für sächsische Landwirte dennoch eine der erfolgreichsten der vergangenen Jahre werden. Zu dieser Einschätzung kommt Annette Schaerff vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Beim Sächsischen Qualitätsgetreidetag, der am 9. September als Online-Veranstaltung stattfand, nahm die Referentin gemeinsam mit ihrer Kollegin Elisabeth Dreher eine aktuelle ökonomische Bewertung des Marktfruchtanbaus vor.

Wintergerste mit deutlichem Ertragsplus

Laut den vorläufigen Ergebnissen brachte die Ernte im Freistaat durchwachsene Ergebnisse. Elisabeth Dreher verwies auf Rückgänge des durchschnittlichen Weizenertrages im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 % und des Rapsertrages um 7,3 %. Beim Roggen brach der Ertrag sogar deutlich um 22,6 % ein. Mit deutlichem Plus von 10,1 % schließt hingegen die Wintergerste ab (77 dt/ha). Bis auf sie liegen die Erträge allesamt auch unter dem fünf- oder zehnjährigen Mittel in Sachsen.

Den schwächelnden Erträgen stehen indes steigende Preise gegenüber. Die Einstiegspreise nach der Ernte lägen beim Getreide zwischen 15 und 25 % über dem Fünfjahresmittel. Konkret beim Weizen seien es fast 20 %. Bislang allerdings würden hohe Qualitäten beim Weizen noch nicht honoriert. Ein Umstand, der sich noch ändern dürfte. Der Raps erlebt einen absoluten Boom: „Preise von über 50 €/dt hatten wir noch nie“, gab die Referentin zu verstehen.

Teurere Düngemittel, stagnierende Pachten

Durchaus noch steilere Kurven zeigen allerdings die Preisdiagramme bei den Düngemitteln. Hier beginne sich die CO2-Besteuerung auszuwirken. Und: „Es wird definitiv teurer“, so Annette Schaerff. Auch der Dieselpreis ziehe an. Allerdings gäbe es auch einen Lichtblick auf der Kostenseite: Die Pachtpreise in Sachsen seien nach drei Jahren ohne Dynamik im letzten Jahr auf im Schnitt 211 €/ha zurückgegangen. Die Preise für Neupachten stiegen nur moderat. Beeinflusst wird das Ergebnis in diesem Jahr darüber hin aus von höheren Trocknungskosten und möglichen Preisabschlägen aufgrund geringerer Qualitäten.


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Dennoch zeigen laut Annette Schaerffs Berechnung fast alle Kulturen in diesem Jahr ein positives Ergebnis: Winterraps als Spitzenreiter mit 406 €/ha, A-Winterweizen mit 150 €/ha gefolgt von der Wintergerste mit 132 €/ha. Auch Braugerste schließt mit 103 €/ha erfreulich ab. C-Weizen bringt immerhin noch 42 €/ha. Es sei beachtenswert, dass in diesem Jahr fast alle Fruchtarten auch ohne Direktzahlungen im Plus stehen. Nicht immer werden sich diese Ergebnisse indes so realisieren lassen, denn größere Mengen dürften in Kontrakten zu Vorjahrespreisen gebunden sein.

Ernte 2021 in Sachsen: Trübes Ergebnis für den Brotroggen

Verlierer ist einmal mehr der Brotroggen, der demzufolge ein Minus von fast 360 €/ha einfährt – wobei die Referentin einräumte, dass bei dieser Frucht und ihrem bevorzugten Anbau auf schwachen Standorten die in der Kalkulation angesetzten durchschnittlichen Pachtkosten nicht den realen Werten entsprechen dürften. Auch Sommerfuttergerste schließt im Minus ab (-166 €/ha), ebenso wie die Körnererbsen (-301 €/ha), wobei diese jedoch ihre Qualitäten im Rahmen der Fruchtfolge ausspielen und auch in diesem Zusammenhang bewertet werden müssten.

Insgesamt sei das Ergebnis das beste nach dem des Jahres 2012. Das aktuelle Erntejahr habe somit, schloss Annette Schaerff, „ein Wechselbad der Gefühle, aber ein versöhnliches Ende“ gebracht.

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TAP: Pflügen und Reinigen für saubere Bestände

Die Trebnitzer Agrarproduktions GmbH (TAP) ist fertig mit der Ernte für dieses Jahr und schon werden die Böden für die neue Saat vorbereitet. Jungmeister Maik Wilke bringt uns auf den aktuellsten Stand.

Von Heike Mildner

Die Trebnitzer Biohühner sind voll ins Betriebsleben integriert. Sie legen – genug und in der richtigen Größe, und so bleiben sie in diesem Praxispartner-Beitrag aus Brandenburg leise gackernd im Hintergrund. Auch die Geschäftsführer machen sich rar, wir drehen unsere Montagsrunde durch den Betrieb mit Jungmeister Maik Wilke, der jeden Tag ein bisschen mehr Verantwortung für die TAP übernimmt.

Erster Echter Trebnitzer Biodinkel

Mit der Ernte sind die Trebnitzer fertig, nur die knapp 32 ha Sonnenblumen warten noch auf den Drusch. „Dafür müssen die Samen in der Korbmitte schwarz und die Korbrückseite dunkelbraun bis schwarz sein“, sagt Maik Wilke und zeigt, dass erst einige der Sonnenblumen so weit sind. Er schätzt, dass Ende September die geforderten neuen Prozent Samenfeuchte erreicht sein werden, damit auch diese letzte Frucht des Jahres geerntet werden kann.

Ein paar Schläge weiter ist Jonas Stolberg bei seiner Lieblingsarbeit: Egal ob mit oder ohne Packer – Pflügen ist sein Ding. Über 100 ha hat er schon, weitere 150 ha liegen noch vor ihm. Bei 8,5 km/h schafft er zehn bis zwölf Hektar am Tag. Auf dem 43-ha-Schlag, auf dem er gerade zugange ist, arbeitet er seit Freitag. Hier bereitet er das Saatbett für den Dinkel vor. Es wird der erste echte Trebnitzer Biodinkel sein. Umstellungsware war gestern.

Auf dem Schlepper: Jonas Stolberg (r.), hier mit Maik Wilke.
Auf dem Schlepper: Jonas Stolberg (r.), hier mit Maik Wilke. (c) Heike Mildner

Eine Herausforderung beim Pflügen mit Packer ist es, das 2,5 t schwere Gerät vor jedem Wenden abzulegen und danach wieder einzufangen. Das Vorgewende wird hinterher noch einmal mit dem Grubber „schön gemacht“. Nach ein paar Tagen Ruhe kann dann Henry Elsner mit der Drille anrücken. Jede Arbeit greift in die andere wie die Pflugschare in den Sand. Glücklicherweise hat es geregnet, sodass die Schare etwa 150 ha durchhalten. Bei Trockenheit müssen sie schon nach etwa 50 ha gewechselt werden. 25–27 cm tief ist der Pflug eingestellt. Rums! Jonas Stolberg hat einen Stein erwischt. Auch die gibt es hier reichlich.

Auf dem Nachbarschlag steht eine Hafer-Luzerne-Mischung als Zwischenfrucht. Auch die wird noch unter den Pflug kommen. „Wir müssen das Getreideland pflügen, sonst schaffen wir es im Ökolandbau nicht, das Unkraut in den Griff zu bekommen“, sagt Maik Wilke.


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Saatgutreinigung läuft auf Hochtouren

Azubi Max Schurke bereitet den Dinkel für  die Aussaat vor. Die aufgearbeitete PetkusSaatgutreinigungsmaschine, Baujahr 1989,  funktioniert reibungslos.
Azubi Max Schurke bereitet den Dinkel für die Aussaat vor. Die aufgearbeitete Petkus Saatgutreinigungsmaschine, Baujahr 1989, funktioniert reibungslos. (c) Heike Mildner

Neben dem Pflügen ist die Saatgutreinigung daher für Biobetriebe besonders wichtig. Auch die läuft in Trebnitz gerade auf vollen Touren. An der runderneuerten Saatgutreinigungsmaschine Petkus 531 (Bauernzeitung 45/2020, S. 6) arbeitet Max Schurke, Auszubildender im ersten Lehrjahr. Mit dem Teleskoplader fährt er Bigpacks mit dem Dinkel heran, platziert sie über dem Bunker der Petkus und überwacht den Reinigungsvorgang. „Vergangene Woche haben wir 15, 16 Tonnen Weizen gereinigt. Pro Tag so vier bis fünf Tonnen“, erläutert Wilke.

Beim Dinkel seien es sechs Tonnen pro Tag, weil für den großkörnigeren Dinkel ein groberes Sieb verwendet wird. „Alles geht jetzt über das Untersieb, und wir arbeiten jetzt ein bisschen mehr mit Luft, damit wir das Unkraut rauskriegen“, erläutert Wilke und greift in den Sack mit dem, was der Windfang aussortiert hat: kleine Unkrautkörner, leichte Sachen wie Stroh. Im Untersieb bleiben Bruch- und Kleinkorn und weitere Unkrautsamen hängen.

Übrig bleibt der Dinkel, den die TAP auf vier Hektar für die Saatgutvermehrung im eigenen Hause angebaut hat. „Von den geernteten 18 Tonnen werden wir etwa 17 aussäen“, so Wilke. Er findet die Maschine fast ein bisschen klein für die TAP. Außerdem muss man mit ihr draußen arbeiten, ist also vom Wetter abhängig. 14 Tage haben sie für die Saatgutreinigung gebraucht. Sicher, sie hätten es auch zur Reinigung wegbringen können, „aber hier weiß man doch, wie man zum Ergebnis gekommen ist“, fährt Wilke fort.

Besser erstmal kein Mais

Vergangenen Freitag hat er gemeinsam mit Frank Schumacher einen Feldtag zum Maisanbau besucht: Sorten, Anbauhinweise usw. interessieren die Trebnitzer sehr. Enthält doch das Hühnerfutter unter anderem auch acht Prozent Mais. Solange sich jedoch die Afrikanische Schweinepest in der Region hält, ist Maisanbau wohl keine so gute Idee, waren sich die beiden einig. Schon allein in den Sonnenblumen sind die Schäden durch Wildschweine erheblich. Und Maik Wilke hat in seinem Heimatdorf als Jäger schon genug mit den Schweinen zu tun. Erst kürzlich bei der Maisernte habe er drei Schweine geschossen, die anderen beiden Jäger weitere vier, aber 35 Wildschweine hätten sich noch vom Acker gemacht. Also besser erstmal kein Mais.

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Erntefest in Strenzfeld: Bunt, froh und lebendig

Das traditionsreiche Historische Erntefest in Strenzfeld, in bewährter Weise organisiert von der Hochschule Anhalt und der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau, feierte dieses Jahr silbernes Jubiläum.

Von Dr. Harald Lütkemeier

Für die Besucherscharen aus nah und fern war das 25. Historische Erntefest am 28. August in Bernburg-Strenzfeld vor allem ein Tag voller Freude im Grünen. Nach der pandemiebedingten Absage im Vorjahr war die Veranstaltung wieder live zu erleben. Dass für alle Teilnehmenden und Gäste die Drei-G-Regel (Geimpft, Getestet, Genesen) mit Nachweis und notwendiger Registrierung galt, tat dem Zuspruch keinen Abbruch.

Perfekt Organisiert

An den Eingängen zum Gelände des Internationalen Pflanzenbauzentrums der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) waren zudem kostenfreie Corona-Tests möglich. Es gab viel Verständnis seitens der Besucher. Darüber hinaus war die Veranstaltung von der Hochschule Anhalt und der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) einmal mehr perfekt gemeinsam organisiert worden.

In den Erntekorso reihte sich der frühere  Kultusminister des Landes, Jan-Hendrik  Olbertz, mit einem Lanz Bulldog, Baujahr  1926, samt einer Saxonia-Drillmaschine  aus Bernburger Produktion ein.
In den Erntekorso reihte sich der frühere Kultusminister des Landes, Jan-Hendrik Olbertz, mit einem Lanz Bulldog, Baujahr 1926, samt einer Saxonia-Drillmaschine aus Bernburger Produktion ein. (c) Dr. Harald Lütkemeier

Die Gäste kamen sehr zahlreich, um sich Traktoren und alte Landmaschinen anzuschauen, vielfältige landwirtschaftliche Produkte zu probieren und ländliche Kunst aus Stroh und Holz sowie Erntekronen zu bestaunen. Tierfreunde konnten kleine und große Rinder, Schafe und Alpakas hautnah erleben, aber auch viele Hinweise zur Haltung und zum Umgang mit Nutztieren erhalten. Die Kinder konnten basteln, spielen, Märchen erleben, Karussell fahren, Trampolin springen, auf Ponys reiten oder sich auf dem Strohspielplatz austoben.

Zuversicht für zukunftsfähige, nachhaltige landwirtschaft

In den Begrüßungsreden wurden die derzeitigen großen Herausforderungen für die Landwirtschaft benannt, viele Dankesworte, besonders an die Senioren der Branche, ausgesprochen, die heutige Leistungsfähigkeit des Agrarsektors in Sachsen-Anhalt gewürdigt und nicht zuletzt die Hochschule Anhalt als wichtiger Wissenschaftsstandort herausgestellt.

Kritisch wurde von einigen Vortragenden der offensichtliche Verlust eines eigenständigen Agrar- und Umweltministeriums hierzulande angesprochen, jedoch kam auch viel Zuversicht für eine zukunftsfähige, nachhaltige Landwirtschaft zum Ausdruck.

Viele kreative Ideen

Für Politiker und Lokalprominenz hieß es, vor der Bildung der neuen Landesregierung und den anstehenden Bundestagswahlen auf dem Fest „sehen und gesehen werden“. Internationalität und europäische Verbundenheit wurden durch das Engagement der vor Ort Studierenden sichtbar. Es war ein Fest für alle Generationen, die in bzw. mit der Landwirtschaft groß geworden sind und teils bis heute mit ihr verbunden sind.

Oldiepflügen: Bernd Mitteldorf aus  Silstedt mit seinem Pferdegespann.
Oldiepflügen: Bernd Mitteldorf aus Silstedt mit seinem Pferdegespann. (c) Dr. Harald Lütkemeier

Besondere Zuschauermagnete waren neben dem traditionellen, fachmännisch kommentierten Erntekorso, der die Entwicklung der Landwirtschaft im Laufe der Zeit darstellte, die Kutschen– und Schlepperparade mit rund 100 Fahrzeugen aus den 1920er- bis 1970er-Jahren, das Oldtimer-Pflügen, die Dreschvorführungen der Heimatfreunde Friedrichsaue, der Strohfigurenwettbewerb sowie die Kulturprogramme auf der Bühne. Viele kreative Ideen und das riesige Engagement aller Akteure, auch auf dem Bauern- und Pflanzenmarkt, beeindruckten die gut gelaunten Gäste. Es war ein gelungenes, buntes und frohes Jubiläum.

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Turnier Pferd und Hund: Premiere in Mühlengeez

Zum gemeinsamen 30-jährigen Jubiläum laden die MeLa und das Turnier Pferd & Hund die Besucher zeitgleich auf das Messegelände ein.

Besucher der MeLa können sich dieses Mal auf ein zusätzliches Erlebnis freuen: Erstmals finden die Mecklenburgische Agrarschau und das Turnier Pferd & Hund zeitgleich auf und rund um den Vorführring sowie in der -halle auf dem Mühlengeezer Messegelände statt. MeLa und Reitsportturnier werden in diesem Jahr 30 Jahre alt. Das Hunde-Agility-Turnier lädt zum siebten Mal ein.


„KIEK MOL WEDDER IN“ – Unser MeLa 2021-Newsticker: kompakt und aktuell

Endlich ist es wieder soweit: Die MeLa öffnet wieder ihre Tore! Und wir sind auch dabei: Die Bauernzeitung, die Landakademieund Farm & Food. Wir freuen uns, Sie vom 16. bis 19. September in Mühlengeez bei Güstrow an unserem Stand 224 in Halle 2 begrüßen zu dürfen. mehr


Turnier Pferd & Hund: Reitsport auf höchstem Niveau

Bei der Dressur stellt die „Intermediaire-I-Kür“ höchste Anforderungen  an Pferd und Reiter.
Bei der Dressur stellt die „Intermediaire-I-Kür“ höchste Anforderungen an Pferd und Reiter. (c) MAZ

Spitzenreiter aus dem ganzen Bundesgebiet treten am 18. und 19. September in 18 Prüfungen gegeneinander an. Beginnend mit den Wettbewerben für Nachwuchsreiter bis hin zur Schweren Klasse können sich Pferdesportfreunde ein Bild von den Anforderungen an Pferd und Reiter in elf Spring- und sieben Dressurprüfungen machen. Schon zum fünften Mal ist bei dem Turnier die Qualifikationsprüfung „Nürnberger Burgpokal der Junioren MV“ ausgeschrieben. Auf Reitsport von höchstem Niveau können sich die Besucher beim „Großen Preis von Lübzer Pils“, einem 3-Sterne-S-Springen, am Sonntag, dem 19. September, freuen.

Highlight in der Dressur ist eine „Intermediaire-I-Kür“, bei der zu passender Musik Pferd und Reiter durch das Dressurviereck „tanzen“, dabei aufmerksam von Wertungsrichtern beobachtet, wie sie die geforderten „Pflichtlektionen“ ausführen.

Beim Hundesport Agility sind Hindernisse in festgelegter Reihenfolge und  vorgegebener Zeit möglichst schnell und ohne Fehler zu überwinden.
Beim Hundesport Agility sind Hindernisse in festgelegter Reihenfolge und vorgegebener Zeit möglichst schnell und ohne Fehler zu überwinden. (c) MAZ

Wettbewerbe im Hunde-Agility

Immer mehr Anhänger hat in den vergangenen Jahren Agility gefunden. Bei dieser Tiersportart muss der Hund einen aus mehreren Hindernissen bestehenden Parcours in einer festgelegten Reihenfolge und vorgegebenen Zeit überwinden. Dabei müssen Hund und Mensch eng aufeinander abgestimmt zusammenarbeiten. Der Hundehalter gibt seinem Vierbeiner durch Kommandos, Anfeuerung und Gestik an, wohin er gehen soll, darf aber weder Hindernisse noch Hund anfassen.

Wie beim Springreiten muss auch bei Agility der Parcours möglichst schnell und ohne Fehler absolviert werden. Die Wettbewerbe im Hunde-Agility starten am Freitag, dem 17. September, und dauern bis zum Sonntag, 19. September, an. Bis zu 100 Mensch-Hund-Paare gehen in 60 Prüfungen an den Start. Gewertet wird in drei Hundegrößenkategorien. Von Freitag bis Sonntag berechtigt der Eintritt für die MeLa ebenfalls zum Besuch des Turniers Pferd + Hund. red


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MeLa-Bauerntag: Wie weiter in der Nutztierhaltung?

Beim heutigen MeLa-Bauerntag (17. September) werden unter anderem folgende Themen besprochen: Stallneu- und -umbauten, Auslaufmöglichkeiten für die Tiere und ein höherer Verdienst für die Produzenten.

Von Bettina Schipke

Quo vadis, Nutztierhaltung Deutschland – so lautet das Thema des diesjährigen Bauerntages, der heute, am Freitag, 17. September, 10 Uhr, auf der MeLa in Mühlengeez stattfindet. Im Festzelt werden Detlef Kurreck, Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft und Umwelt, sowie Landwirt Michael Kühling und Thomas Dosch von der Tönnies Services GmbH zu verschiedenen Aspekten dieser Thematik Stellung beziehen.

Auslauf contra Immissionsschutz

„Die Tierhalter im Land befinden sich in einem Dilemma“, macht Bauernpräsident Kurreck deutlich. „Sie werden zwischen der gesellschaftlichen Forderung nach mehr Tierwohl und den Vorgaben der Baugesetzgebung zerrieben.“

Wie das konkret aussieht, kann Landwirt Michael Kühling beschreiben. Er hat seine Schweineställe in den vergangenen zehn Jahren dreimal umgebaut, erfüllt mit dem gesamten Bestand die Tierwohl-Vorgaben. „Wir sind ambitioniert weiterzumachen“, betont der Landwirt. „Doch die Vorgaben des Immissionsschutzgesetzes machen es unmöglich, Auslaufmöglichkeiten für die Tiere zu schaffen. Hier muss die Politik handeln.“

Wer Tierhaltung weiterentwickeln möchte, muss Stallneu- und -umbauten ermöglichen, fordert der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern. Mit der Empfehlung der Borchert-Kommission liege eine nationale Nutztierstrategie vor, die einen guten Weg beschreibt. Die Borchert-Kommission hatte einen Investitionsbedarf von zunächst 1,2 Mrd. Euro jährlich in den Ställen ermittelt.


„KIEK MOL WEDDER IN“ – Unser MeLa 2021-Newsticker: kompakt und aktuell

Endlich ist es wieder soweit: Die MeLa öffnet wieder ihre Tore! Und wir sind auch dabei: Die Bauernzeitung, die Landakademieund Farm & Food. Wir freuen uns, Sie vom 16. bis 19. September in Mühlengeez bei Güstrow an unserem Stand 224 in Halle 2 begrüßen zu dürfen. mehr


Mehr Geld für höhere Standards

Tierische Produkte könnten dafür, etwa durch eine Verbrauchssteuer oder „Tierwohl-Abgabe“, teurer gemacht werden. Denkbar wären etwa 40 ct/kg Fleisch und Wurst. „Entscheidend für die Landwirte ist, dass die Honorierung für höhere Standards tatsächlich bei ihnen ankommt“, unterstreicht Kurreck. Eine langfristige Verlässlichkeit der vorgeschlagenen Tierwohlprämien müsse daher für alle Tierhalter sichergestellt werden.

Moderiert wird der Bauerntag von Daphne Huber, stellvertretende Chefredakteurin der Agrarzeitung. Die Besucher der öffentlichen Veranstaltung sind eingeladen, sich an Fachgespräch und Meinungsaustausch zu beteiligen.

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Ostseelandwirt 2021: Höchstertrag und Honigbrache

Nach dem Gewinn des WWF-Umweltpreises „Ostseelandwirt 2021“erhält das Gut Groß Voigtshagen im Klützer Winkel viel Zuspruch. Der Betrieb investiert in eine nachhaltige Landwirtschaft mit Gewässerschutz.

Von Elke Ehlers
Fotos: Sabine Rübensaat (3), Elke Ehlers (4)

Ostseelandwirt Axel Böttcher steht noch ganz unter dem Eindruck der vielen Anrufe, die ihn in diesem Sommer erreichen. „Ich erhalte viel Zuspruch für unsere Arbeit“, freut sich der Betriebsleiter vom Gut Groß Voigtshagen im Landkreis Nordwestmecklenburg. Der Ackerbaubetrieb im Klützer Winkel war im August als nationaler Sieger im Wettbewerb um den „Ostseelandwirt des Jahres“ mit dem Baltic Sea Farmer Award 2021 ausgezeichnet worden. Die Naturschutz-Organisation WWF würdigt damit besonderes Engagement bei der Reduzierung des Nährstoffeintrags in die Ostsee.

(c) Matthias Lech

Bemerkenswertes Signal

Bienenweide: Mit einem Imker zusammengestellte Blühmischungen mit zwölf Komponenten bieten Insekten reichlich Nahrung.
Bienenweide: Mit einem Imker zusammengestellte Blühmischungen mit zwölf Komponenten bieten Insekten reichlich Nahrung. (c) Elke Ehlers

Viele Berufskollegen hätten sich gemeldet, berichtet Böttcher. „Sie finden es gut, dass durch den Preis Landwirtschaft positiv wahrgenommen wird. Und endlich einmal auch von Umweltschützern, die uns Bauern oft nur kritisch sehen.“ Dass der WWF – zum zweiten Mal in Folge – einen konventionell wirtschaftenden Betrieb aus Mecklenburg-Vorpommern auszeichnet, sei als „bemerkenswertes Signal“ aufgefasst worden. Es nährt in der Branche die Hoffnung, dass die Anstrengungen, die inzwischen viele Höfe zur Verringerung der Nitratbelastung, für Insektenfreundlichkeit und Biodiversität unternehmen, von der Gesellschaft anerkannt werden. Auch von seinen Verpächtern erhielt Gut Groß Voigtshagen positive Resonanz. „Schön, dass unser Land bei euch in guten Händen ist“, gaben sie dem Team um Axel Böttcher zu verstehen.

Als Böttcher vor knapp 20 Jahren an die Küste kam, ging er vor der ersten Herbstbestellung in die Luft – mit einem Rundflug über die Flächen des Gutes. „Aus der Vogelperspektive erkennt man viel mehr als aus der Fahrerkabine des Traktors“, weiß der Landwirt.

landwirtschaft und meeresschutz im einklang

Unterschiede in der Bodenbeschaffenheit werden sichtbar, Strukturprobleme im Acker, Mängel in der Drainage. Genaue Bodenkenntnis ist ihm wichtig, um passgenau düngen zu können – und damit Stickstoffeinträge in die Ostsee zu verhindern. „Wer ein Gewässer wie die Ostsee vor der Haustür hat, interessiert sich automatisch für den Meeresschutz“, meint der gebürtige Niedersachse. Schon lange arbeitet der Betrieb deshalb mit teilflächenspezifischer Düngung, zuvor wurde die Düngermenge je nach Bodenart und Bestandesdichte manuell variiert.

(c) Matthias Lech

Einst Landesdomäne

Gut Groß Voigtshagen gehört zur Stadt Dassow in Nordwestmecklenburg. Ab 1919 war das Gut Landesdomäne, zu DDR-Zeiten dann Volkseigenes Gut (VEG). Seit 2001 ist der Betrieb, der drei feste Stellen bietet, bis zu acht Teilzeit- und Saisonkräfte beschäftigt und konventionell 800 ha Acker und 287 ha Wald bewirtschaftet, im Besitz der Familie Graf Nesselrode. Die Eigner aus Nordrhein-Westfalen betreiben bei Bonn vor allem Forstwirtschaft und ein kleines Wasserkraftwerk. In Groß Siemz bei Schönberg erwarb die Familie 2018 einen weiteren Agrarbetrieb im Norden.

Erntehelfer Wilhelm Harder ist stolz, dass er den neuen Raupenschlepper fahren darf.
Erntehelfer Wilhelm Harder ist stolz, dass er den neuen Raupenschlepper fahren darf. (c) Elke Ehlers

Seit 2018 nutzt der Ackerbaubetrieb die Internetplattform Skyfld und satellitenbasierte Biomassekarten, die der Agrardienstleister ATR zur Verfügung stellt und wöchentlich aktualisiert. „Anfangs hat die technische Umsetzung nicht sicher genug funktioniert“, erinnert sich der 55-Jährige. „Es ist ja nicht so, dass man einen Stecker reinsteckt und alles passiert von alleine.“ Seit 2021 kann das Verfahren nun ganzflächig eingesetzt werden.

Der entscheidende Vorteil liegt darin, dass Teilflächen genauer lokalisiert werden können. Mithilfe der Karten kann der Fahrer auch nachts gut erkennen, wie er den Dünger ausbringen muss.

Ertragskraft ausschöpfen

Für Ostseelandwirt Böttcher bedeuten die neuen Verfahren: Er muss oft und lange am Computer sitzen. Und aus den Bildern, auf denen die Schläge verschiedenfarbig in Zonen eingeteilt sind, die richtigen Schlüsse ziehen. Denn Dünger, der durch Pflanzen in Ertrag umgesetzt wird, ist vor Auswaschung sicher.

Der Ackerbauer macht kein Geheimnis daraus, dass er auf jeder Fläche den höchstmöglichen Ertrag anstrebt. Seine Auffassung von verantwortlichem Wirtschaften: „Über maximale Nährstoffausnutzung die Ertragskraft des jeweiligen Standortes optimal ausschöpfen.“ Als Gegenleistung würden der Natur großzügig Flächen zur Verfügung gestellt – mit Honigbrachen, Blühstreifen und 20 m breiten Pufferstreifen an Fließgewässern und Söllen.

Derzeit baut der Betrieb Weizen, Raps, Gerste, Ackerbohnen, Silomais und Zwischenfrüchte an, künftig auch Hafer und Körnermais. „Zur Humusbildung lassen wir viel organische Substanz auf dem Acker“, sagt Böttcher. Groß Voigtshagen ist Pilotbetrieb für das CarboAgrar-Projekt, das auf Kohlendioxid-Speicherung im Boden zielt. Dass auf 135 ha versucht wird, über zehn Jahre den Humusgehalt des Ackers deutlich zu erhöhen, hat die Entscheidung der Jury positiv beeinflusst.


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Ostseelandwirt 2021: Spaten und Messsonde

Böttcher nennt weitere Kriterien, die für den verantwortungsvollen Umgang mit den Flächen sprechen. So wird mit Spaten und Messsonde vor dem Befahren die Bodenfeuchtigkeit ermittelt. Der Bodenschonung dienen Raupenketten am Mähdrescher und einem Schlepper, außerdem die „ewigen“ Fahrspuren, die der Betrieb seit zehn Jahren nutzt. „Der technische Fortschritt hilft uns enorm“, sagt der Landwirt. So testet er auch eine Mikroklima-Station im Getreide, die ihm die Daten aufs Handy sendet. In Zusammenarbeit mit Pflanzenschutzspezialisten soll so der Fungizideinsatz besser gesteuert werden.

WWF fördert „Landwirtschaft für Artenvielfalt“
Den Wettbewerb „Ostsee-Landwirt des Jahres“ rief der World Wide Fund For Nature (WWF) 2009 zusammen mit Bauernverbänden und dem schwedischen Kreditinstitut Swedbank ins Leben. 2021 wurde der Preis in den Ostsee-Anrainerstaaten ausgelobt, in Deutschland dürfen sich Betriebe aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern bewerben. In der nationalen Jury sitzen Umweltschützer, Vertreter aus Wissenschaft und Ökobranche sowie des Deutschen Bauernverbandes. Der nationale Sieger erhält 1.000 €, auf internationaler Ebene winken 10.000 €. Agrarwirtschaftlich engagiert ist der WWF seit 2012 auch im Projekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“, an dem sich in zehn Bundesländern über 150 Ökohöfe beteiligen.

Team sucht verstärkung

„Ohne unser technikbegeistertes Team wären solche innovativen Ansätze nicht umsetzbar“, weiß der Betriebsleiter. Erst kürzlich hat ein junger Mitarbeiter zusätzlich einen „Drohnenschein“ gemacht. Vielleicht könnten spezielle Aufnahmen künftig bei der Unkrautbekämpfung helfen.

Für sein Team der Festangestellten sucht Axel Böttcher Verstärkung. Wer sich eine berufliche Zukunft in diesem preisgekrönten Ackerbaubetrieb vorstellen könnte – gern melden.

Gutseigentümer Maximilian Graf von Nesselrode, dessen Familie das Gut seit 2001 gehört, ist stolz auf die Anerkennung der Umweltschutzorganisation. „Ich bin dankbar, dass es uns gelungen ist, das Wirtschaften in Groß Voigtshagen auf Nachhaltigkeit auszurichten“, betont der 41-Jährige, der am Stammsitz seiner Vorfahren in Herrnstein bei Bonn in 20. Generation vor allem Forstwirtschaft betreibt. Sein Credo lautet: „Wir müssen einander zuhören und gemeinsam nach den besten Lösungen suchen.“

„Da tut sich was“

Dieses Ziel verfolgt auch der WWF. „Wir wissen, dass viele Bauern Vorbehalte gegenüber Naturschützern haben“, sagt WWF-Agrarreferent Michael Berger. Am „Ostseelandwirt“-Wettbewerb hätten sich anfangs nur Biohöfe beteiligt, darunter das Ökogut Brook, ebenfalls in Nordwestmecklenburg, das 2013 den WWF-Preis erstmals nach Mecklenburg-Vorpommern holte. Mit der Agrargenossenschaft Bartelshagen I im Landkreis Vorpommern-Rügen gab es 2019 den ersten konventionell wirtschaftenden Sieger im Osten.

2021 hätten die Bewerbungen wiederum gezeigt, „dass auch große und konventionelle Betriebe Umweltschutz können“, bestätigt WWF-Mann Berger. „Da tut sich was.“

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Der Intelligenz von Ziegen auf der Spur

Mit Dr. Christian Nawroth vom FBN in Dummerstorf gewinnt erstmals ein Wissenschaftler aus Deutschland den begehrten New Investigator Award der Internationalen Gesellschaft für Angewandte Ethologie. Auf der MeLa ist er in Halle 1, an Stand 124 vertreten.

Dr. Christian Nawroth hat als erster deutscher Nachwuchswissenschaftler den renommierten New Investigator Award der Internationalen Gesellschaft für Angewandte Ethologie (International Society of Applied Ethology) gewonnen. Der Preis wird jährlich an junge Forschende verliehen, die zu Beginn ihrer Karriere außergewöhnliche Leistungen in der angewandten Ethologie erbracht haben.

Wie sich Tiere verhalten

Die Ethologie (Verhaltensbiologie) ist eine Teildisziplin der Biologie, die die Grundlagen tierischen und menschlichen Verhaltens untersucht. Am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) wird seit über 30 Jahren auf diesem Gebiet geforscht.

Der Biologe Dr. Christian Nawroth gehört seit 2017 zum Institut für Verhaltensphysiologie am FBN. Seit vielen Jahren hat sich der 38-Jährige der Tierverhaltensforschung verschrieben und gilt als einer der aktivsten Nachwuchswissenschaftler auf diesem Gebiet. Vor allem geht es ihm darum, mit dem Wissen um das Verhalten der Tiere deren Haltungsumwelt und die Mensch-Tier-Interaktionen zu verbessern.

Das internationale Preiskomitee würdigte seine Leistungen und Publikationen in der Verhaltensforschung. Nawroth war einer der ersten, der nachweisen konnte, dass Schweine vom Menschen gegebene Hinweise verwenden können, um Nahrung zu lokalisieren, und dass Ziegen menschgerichtetes Verhalten zeigen, wenn sie mit einer Aufgabe konfrontiert werden, die für sie nicht lösbar ist. Vor allem in der Verhaltensforschung von Ziegen konnte der Wissenschaftler beachtliche Fähigkeiten der Tiere aufdecken. Sein Ziel ist es, anhand der Lernfähigkeiten der Ziegen das Tierwohl in der Nutztierhaltung zu verbessern. International fanden die Ergebnisse viel Beachtung.


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Follower auf Twitter

Der gebürtige Brandenburger und zweifache Vater, der an den Universitäten in Gießen und Würzburg Biologie studiert und zwei Jahre an der Queen Mary Universität in London geforscht hat, ist außerdem für seine aktive Wissenschaftskommunikation gewürdigt worden. Auf dem von Wissenschaftlern bevorzugten Social-Media-Kanal Twitter hat er über 4.500 Follower.

Als Gründer der Slackgruppe „Animal Welfare“ mit über 800 Wissenschaftlern moderiert Nawroth alle zwei Wochen Onlineseminare zu Tierwohl und -verhalten. Außer-dem bloggt er auf seiner Homepage (christiannawroth.word-press.com) und veröffentlicht seine wissenschaftlichen Arbeiten mit Open-Access-Lizenzen.

Das FBN stellt sich auf der MeLa zusammen mit dem Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, der Universität Rostock, der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei und der Hochschule Neubrandenburg auf dem Wissenschaftscampus vor. red


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FLD: Dienstleister für Industrie und Landwirte

Mit der Konzentration auf den Landhandel, der Lagerung von Dünger für Hersteller und verschiedenen Dienstleistungen ist ein Mecklenburger Unternehmen stabil im Geschäft.

Von Jörg Möbius

Dünger ist ein wichtiger Treibstoff auf dem Acker. Er wird nicht gleichmäßig übers Jahr ausgebracht, sondern nur in den Wachstumsphasen der Pflanzen, vor allem im Frühjahr. Die Produktion in den Düngerfabriken dagegen läuft überwiegend kontinuierlich, um die Anlagen auszulasten. Da Dünger sowohl in fester als auch in flüssiger Form recht gut gelagert werden kann, passt das zusammen. Wo aber den produzierten Dünger bis zur Ausbringung lagern?

Mit dem Vorteil, dass über das Jahr ohne Arbeitsspitzen transportiert werden kann, hat sich, seit es große Düngerwerke gibt, die Lagerung in den Ackerbaugebieten etabliert. Landwirte lagern selbst ein, aber auch Landhändler haben in Kapazitäten investiert. Ein solches Lager steht in Friedland/Mecklenburg. In der 1990 gegründeten Friedländer Landhandels- und Dienste GmbH (FLD) gibt es zwei Hallen für die lose Lagerung und neun Tanks für Flüssigdünger. Die Vorläuferbetriebe auf dem Gelände im ansonsten eher ruhigen Gewerbegebiet der Kleinstadt im östlichen Teil des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte hießen Bäuerliche Handelsgesellschaft (BHG) und kooperativer Dienstleistungsbetrieb für Düngung, Pflanzenschutz und Transport, ein sogenanntes Agrochemisches Zentrum (ACZ).

FLD: Zwei Standorte

„Unser Industrielager für die Stickstoffwerke Piesteritz umfasst Lagermöglichkeit für 10.000 t festen Dünger und 9.000 t Flüssigdünger“, erklärt Geschäftsführer Jürgen Ströde. „Wir sind also nicht Eigentümer des Düngers, sondern stellen dem Hersteller unsere Lagermöglichkeit zur Verfügung und werden für die Ein- und Auslagerung bezahlt.“

Der Dünger kommt per Bahn, die Waggons können in der Halle mit mobilen Förderbändern entladen werden. Der Flüssigdünger wird in Kesselwagen gebracht. „Die Bahnstrecke von Neubrandenburg nach Friedland wurde von der Bahn 2003 stillgelegt. Seitdem ist es ein ständiges Ringen um den Erhalt der Strecke. Momentan sind die Städte Friedland und Neubrandenburg sowie der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte wieder damit beschäftigt“, so Ströde. „Außerdem lagern wir in einer 2001 neu errichteten Halle selbst Dünger für unser eigenes Handelsgeschäft ein.“ Beides wird strikt getrennt, auch gegenüber landwirtschaftlichen Kunden.

Wolfgang Meyer bediente 30 Jahre die mobilen Förderbänder, inzwischen ist er im Ruhestand (Foto von 2015).
Wolfgang Meyer bediente 30 Jahre die mobilen Förderbänder, inzwischen ist er im Ruhestand (Foto von 2015). (c) Steffen Media

Auch am zweiten Standort des Unternehmens, im 25 km entfernten Ducherow, kann Dünger gelagert werden, aber weniger als in Friedland. Dafür werden von diesem Standort aus mehr Dienstleistungen für Landwirtschaftsbetriebe erledigt, vor allem Pflanzenschutz. „Die Dienstleistungen für Landwirtschaftsbetriebe werden aber immer weniger“, so der Geschäftsführer. „Die Betriebe schaffen sich selbst die Technik an. Die Förderung solcher Investitionen hat dem noch einmal einen Schub gegeben. Wir als Lohnunternehmer bekommen diese Förderung nicht oder einen deutlich reduzierten Satz.“

Ab Lager Friedland fährt FLD einen Großteil des Düngers im Auftrag der Industriekunden zu Händlern in der Region, oft aber auch direkt zu den Landwirtschaftsbetrieben. Aber auch andere Transportunternehmen werden beauftragt.

Kurze Wege für das Getreide

Seit drei Jahren gibt es einen weiteren Industriekunden: K + S. „Wir lagern als Dienstleistung nun auch Ware für den auf Kalidünger spezialisierten Hersteller ein“, so Jürgen Ströde. Das ist dadurch möglich geworden, dass FLD vor fünf Jahren das Nachbargrundstück im Gewerbegebiet erwerben konnte. Darauf stehen vier Hallen, es hat Platz auf überwiegend befestigten Freiflächen. Die Hauptgenossenschaft Nord mit Hauptsitz in Kiel betrieb es als Getreidelager. „Nun nutzen wir drei Hallen als Industrielager für K + S.“ Die Freiflächen nutzen Großhändler in der Erntesaison als Zwischenlager. So kann Getreide von Landwirten aus der Umgebung mit kurzen Wegen zentral in der Hand der Aufkäufer bis zu 14 Tage auf den Abtransport warten. Das entzerrt die Transportkette. Raps oder Erbsen als empfindlichere Früchte können schnell in der vierten Halle abgekippt werden. Waage und Technik zur Probennahme vervollständigen die Ausrüstung.

Zwischenlager während und nach der Ernte: der vor fünf Jahren übernommene Standort  zur Getreidelagerung.
Zwischenlager während und nach der Ernte: der vor fünf Jahren übernommene Standort zur Getreidelagerung. (c) Steffen Media

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Endlich ist es wieder soweit: Die MeLa öffnet wieder ihre Tore! Und wir sind auch dabei: Die Bauernzeitung, die Landakademieund Farm & Food. Wir freuen uns, Sie vom 16. bis 19. September in Mühlengeez bei Güstrow an unserem Stand 224 in Halle 2 begrüßen zu dürfen. mehr


Stabiles Geschäft

Der Landhandel ist seit 1993 Kern des Geschäftes der Friedländer. Dienstleistungen für Landwirtschaftsbetriebe waren nach der Wende ein wichtiges Tätigkeitsfeld von FLD. Als die W50 Lkw für die Düngung verschlissen waren, hat Jürgen Ströde von der Bundeswehr abgestoßene geländegängige Lkw gekauft und mit Streuern aus Güstrow oder moderner Pflanzenschutztechnik kombiniert. Diese umgebauten Lkw haben auch einige Landwirtschaftsbetriebe bei dem Dienstleister erworben. „Das ist Geschichte“, blickt Ströde zurück. „Heute kaufen wir Streuer und Spritzen von etablierten Herstellern, die mit moderner Steuerungstechnik ausgerüstet sind“.

Der umtriebige Geschäftsführer hat auf die Veränderungen bei der Auftragslage immer mit neuen Dienstleistungsangeboten reagiert. So waren FLD-Lkw beim Bau der Autobahn A 20 und bei der Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung (OPAL) beteiligt. Nun soll der Transport von Zuckerrüben zur Fabrik in Anklam mehr Bedeutung bekommen. Winterdienst ergänzt die Arbeiten in der Region. „So konnten wir für die beiden Standorte zusammen über die Jahre immer rund 40 Mitarbeiter beschäftigen“, so der langjährige Geschäftsführer.

Freitag nach der Schicht heißt es, das Fahrzeug sauber abstellen.
Freitag nach der Schicht heißt es, das Fahrzeug sauber abstellen. (c) Jörg Möbius

Erfolgreiches Paket

Mit Paul Hannig vom Agrarbetrieb Andresen in Siedenbollentin hat FLD-Geschäftsführer Jürgen Ströde die Düngerlieferungen für 2022 schon im Juni vereinbart. Ein Teil des benötigten Stickstoffdüngers – 250 t – sind vertraglich gebunden und lagern gegen Gebühr bei FLD. Bezahlt wird bei der Auslieferung an den Landwirtschaftsbetrieb. „Für den Rest beobachten wir den Markt und dann wird diese vermutlich zwischen Dezember und Februar auch mit einem Preis festgezurrt“, so Ströde.

Der Gemischtbetrieb in Siedenbollentin wirtschaftet auf 1.600 ha und hält 1.200 Sauen, doch dieser Markt ist momentan sehr schwierig. Paul Hannig ist seit reichlich drei Jahren als Betriebsleiter für den Ackerbau und die beiden Biogasanlagen zuständig. Die Zusammenarbeit mit FLD hat er vom Eigentümer des Betriebes übernommen. „Hans-Georg Christian Andresen ist bei uns seit dem Jahr 2000 fester Kunde für Dünger und für Pflanzenschutzmittel“, so Jürgen Ströde. „Trotz seines Alters kommt er aus seiner Schleswig-Holsteinischen Heimat regelmäßig nach Mecklenburg.“

Aber es ist nicht nur Tradition, die Paul Hannig zum Kunden bei den Friedländern macht. „Der Erfahrungsaustauch mit Kollegen in den Schulungen und die Schulungen selbst, die von FLD organisiert im Herbst und Frühjahr stattfinden, hat für uns als Kunden einen hohen Stellenwert“, so Hannig. Er hatte nach dem Studium schon in mehreren Betrieben Leitungsfunktionen inne. „Nun hat es gepasst, dass ich wieder in der heimatlichen Region arbeite.“

Zur landwirtschaftlichen Heimat gehört auch die regionale Messe MeLa. Jürgen Ströde: „Klar fahre ich hin, Kontakte pflegen, Augen offen halten.“

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Pflanzenschutzmitteleinsatz: Ungenaue Studie

Ist der Pflanzenschutzmitteleinsatz in sächsischen Schutzgebieten nicht ausreichend eingeschränkt? Zumindest das Umweltbundesamt kommt zu diesem Schluss – dies aber wohl auf unzureichender Grundlage.

Eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA) wirft dem Freistaat Sachsen vor, Flächenschutzgebiete nur unzureichend vor der Beeinträchtigung durch Pflanzenschutzmittel (PSM) und Biozide zu schützen. Damit verstoße der Freistaat unter anderem gegen seine Verpflichtungen nach europäischem Recht. Aus Sicht des Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) enthält die Studie indes Ungenauigkeiten und berücksichtigt bestehende Regelungen nicht ausreichend.

Fachlich nur bedingt nachzuvollziehen

In der Studie heißt es, dass umfassende Regelungslücken und Defizite bestehen. Diese sind demzufolge von den drei untersuchten Bundesländern Sachsen, Niedersachsen und Baden-Württemberg in Sachsen am größten. Der Freistaat gestatte auf sämtlichen land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen innerhalb seiner Flächen-Schutzgebiete den Pflanzenschutzmitteleinsatz und Biozid-Produkten nach Maßgabe des Bundesrechts beziehungsweise teilweise unter weitergehenden Auflagen und Einschränkungen. Lediglich fünf Naturschutzgebiete und die Kernzone des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft seien davon aus-genommen.

Das Schutzniveau in Sachsen unterscheide sich in Bezug auf den Pflanzenschutzmittel- und Biozideinsatz innerhalb der geschützten Flächen wenig von dem außerhalb liegender Flächen. Der rechtliche Schutz wertvoller Naturflächen und ihres Arteninventars vor Beeinträchtigung durch Chemikalien sei unzureichend. Insbesondere fehle es bei den meisten Natura-2000-Gebieten an Schutzgebietsvorschriften, welche das nach EU-Recht erforderliche Schutzniveau sicherstellen.


Sachsen aktuell

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Das sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsministerium kann die Schlussfolgerungen der Studie für Sachsen „fachlich nur bedingt“ nachvollziehen. Auf Anfrage verweist das Ministerium auf fehlende Berücksichtigung bestehender untergesetzlicher Regelungen und Ungenauigkeiten. Es führt eine Reihe von Beispielen hierfür auf. Dies fängt bei den als Acker genutzten Flächenanteilen der FFH-Gebiete an: Die UBA-Studie geht hier von 12 % Ackerfläche aus, während es laut Ministerium nur 4,8 % sind. Demnach dürfte der PSM-Einsatz auch deutlich geringer sein, als vom UBA angenommen. Weiterhin sei auf zahlreichen Flächen in Schutzgebieten, die über die Richtlinie „Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen AUK/2015“ gefördert werden, der Pflanzenschutzmitteleinsatz ausgeschlossen. „Auf weiteren Flächen in der Agrarförderung nach Ersten Säule der GAP findet de facto kein PSM-Einsatz statt“, erklärt das SMEKUL mit Verweis auf Greening-Flächen und Dauergrünland weiter.

fehlende Einschränkungen für den PSM-Einsatz in schutzgebieten

Anders als in der Studie dargestellt, seien die Managementpläne der FFH-Gebiete überdies keine bloßen Handlungsempfehlungen für die Behörden, sondern verbindlich. Auch berücksichtige die Studie nicht die Maßnahmenplanung für Einzelflächen von FFH-Gebieten. Darüber hinaus seien zum Schutz bestimmter Arten, wie dem Hellen und dem Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling Bewirtschaftungsverträge mit Landwirten abgeschlossen worden, in denen der Verzicht auf PSM-Einsatz vereinbart wurde. Dies bleibt ebenso unberücksichtigt, wie die veränderten Zulassungsbestimmungen und Anwendungsauflagen für den Wirkstoff Atrazin, der in der Studie bei der Beschreibung von Zielkonflikten genannt wird.

Das SMEKUL verweist weithin darauf, dass es bereits vor der im Koalitionsvertrag definierten Zielsetzung, den PSM-Einsatz in Sachsen zu halbieren, Bemühungen für eine Reduktion gab. „Diese finden sich vor allem in freiwilligen und kooperativen Maßnahmen wieder, bei denen Ertragsverluste durch einen Verzicht auf Pflanzenschutzmittel durch entsprechende Fördermaßnahmen ausgeglichen werden können“, heißt es aus dem Ministerium. „Allerdings ist dieser sogenannte kooperative Ansatz weiter ausbaufähig, damit auf deutlich mehr Flächen in Schutzgebieten ein Verzicht auf Pflanzenschutzmittel erfolgt.“

Ungeachtet der Tatsache, dass man in Dresden die Einschätzung des UBA über fehlende Einschränkungen für den PSM-Einsatz in Schutzgebieten nicht teilt, hofft das Ministerium darauf, dass die mit dem Aktionsprogramm Insektenschutz veränderte Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung ebenso wie die im Koalitionsvertrag angestrebte PSM-Reduktion „auch außerhalb von Schutzgebieten einen positiven Effekt auf den Naturhaushalt und die Biodiversität entfalten“ wird. red

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Landesleistungshüten: Hüten und Zaunbau

Am 5. September überzeugten beim Landesleistungshüten in Altlandsberg Sascha Bräuning aus Seelow (Märkisch-Oderland) und beim Weidezaunbau Ronald Rocher aus Storkow (Oder-Spree).

Von Wolfgang Herklotz

Sascha Bräuning
(c) Wolfgang Herklotz

Die Bedingungen für Brandenburgs Schafhaltung werden sich verbessern!“ Dies versicherte Agrar- und Umweltminister Axel Vogel zum Auftakt des Landesleistungshütens am 5. September in Altlandsberg. Ab 2023 soll es eine gekoppelte Weideprämie geben, voraussichtlich 30 Euro pro Mutterschaf und losgelöst von der Fläche. Darüber hinaus müsse eine angemessene Vergütung bei der Landschafts- und Deichpflege gesichert werden, so Vogel. Denn aktuell stehe für die Schäfer folgende Frage: „Gehen wir oder bleiben wir?“ Darauf machte Verbandsvorsitzender Knut Kucznik aufmerksam. „Wir können uns anpassen, aber dafür brauchen wir auch eine Anpassungshilfe!“

Sascha Bräuning aus Seelow überzeugt beim Leistungshüten

Beim anschließenden Leistungshüten auf dem gut präparierten Gelände vor der Erlengrundhalle gingen drei Schäfer an den Start. Die Herde mit 324 Schwarzköpfigen Fleischschafen und drei Ziegen hatte Kucznik gestellt. Die überzeugendste Leistung zeigte Sascha Bräuning aus Seelow (Märkisch-Oderland) mit Haupthund Wachtel und Beihündin Lotte. Bräuning, der bereits im Vorjahr den Titel errungen hatte und auch schon Bundessieger war, erreichte 99,1 von 115 möglichen Punkten.

In Altlandsberg beeindruckte er vor allem beim Aus- und Einpferchen, Einwegtreiben und beim engen Gehüt. Lediglich beim Treiben über die Brücke musste er Federn lassen. Seine Hunde agierten gehorsam und selbstständig, erzielten beim Hütetrieb und Wehren die volle Punktzahl. Platz zwei belegte Sven Holland aus Gerswalde, Uckermark, mit 82,9 Punkten, ihm folgte Knut Kucznik aus Altlandsberg, Märkisch-Oderland (76,1 Punkte).


Landesflagge Brandenburg

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Wettbewerb im Weidezaunbau

Den Ausscheid im Erlengrund verfolgten zahlreiche Schäfer und Gäste. Zu der vom Landesschafzuchtverband und von der Arbeitsgemeinschaft Altdeutsche Hütehunde organisierten traditionellen Veranstaltung gehörte der Wettbewerb im Weidezaunbau mit acht Teilnehmern. Dabei galt es, ein 90 cm hohes und 50 m langes Netz in kürzester Zeit vorschriftsmäßig aufzubauen und wieder einzurollen.

Mit dabei waren die Hüterichter Sandra Hoch und Frank Hahnel, die zwischendurch ihre Bewertungsunterlagen zur Seite legten, um sich diesem sehr speziellen Vergleich zu stellen. Als „Zaunkönig“ geehrt wurde schließlich Ronald Rocher aus Storkow, Landkreis Oder-Spree, der den Parcours in zwei Minuten und zwölf Sekunden absolvierte.

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