MeLa: Von DorfFunk App bis „Moorfutures“

Das Agrarministerium auf der Messe: In Halle 1 am Stand 114 werden verschiedene aktuelle Projekte vorgestellt, von Apps bis Öko-Wertpapieren.

Von Eva Klaussner-Ziebarth

Die 30. MeLa steht bevor. Nachdem das Jubiläum 2020 coronabedingt abgesagt werden musste, freut sich Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus, dass die Messe wieder stattfinden kann. „Auch in diesem Jahr stand die Ausstellung lange Zeit auf der Kippe. Die 30. MeLa wird deshalb etwas ganz Besonderes. Wir werden nicht mit Rekorden an Aussteller- und Besucherzahlen auftrumpfen. Das Besondere ist, dass sie überhaupt wieder stattfindet. Mein großer Dank gilt deshalb den Organisatoren und den Ausstellerinnen und Ausstellern. Ihre Teilnahme ist ein deutliches Bekenntnis für die Branche“, sagte Backhaus im Vorfeld der Messe.


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Endlich ist es wieder soweit: Die MeLa öffnet wieder ihre Tore! Und wir sind auch dabei: Die Bauernzeitung, die Landakademieund Farm & Food. Wir freuen uns, Sie vom 16. bis 19. September in Mühlengeez bei Güstrow an unserem Stand 224 in Halle 2 begrüßen zu dürfen. mehr


Agrarwirtschaft muss krisensicherer werden

Die Corona-Pandemie hat einmal mehr gezeigt: Auch die Agrarwirtschaft muss krisensicherer werden. Dabei bewegt sich die Landwirtschaft in einem Spannungsfeld: Ihre Aufgabe ist es, die Ernährung der Bevölkerung zu sichern und gleichzeitig den gesellschaftlichen Anforderungen an Klima- und Umweltschutz gerecht zu werden.

Die Frage nach der Zukunft der Nutztierhaltung ist für die Branche wohl eine der drängendsten überhaupt und wird die Diskussion auf dem Bauerntag bestimmen. Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt wird auf der Messe die Gewinner des Wettbewerbs „Klimafreundlicher und innovativer landwirtschaftlicher Betrieb“ bekanntgeben. Das Backhaus-Ressort präsentiert sich mit einem Ausstellungsstand in Halle 1 auf rund 120 Quadratmetern zusammen mit der Landesforstanstalt und dem Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei. „An unserem Stand zeigen wir die verschiedenen Facetten des ländlichen Raums und stellen Projekte vor, die einen unmittelbaren Mehrwert für die Besucherinnen und Besucher haben“, kündigte Minister Backhaus an.


Mecklenburg-Vorpommern aktuell

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Agrarministerium präsentiert vielfältige angebote

Dazu gehören die kostenlose App DorfFunk, die Bürger untereinander und auch mit der Gemeinde vernetzt und damit die Kommunikation in ländlichen Gebieten verbessert, ebenso wie der wunderschöne Naturparkweg MV und die Öko-Wertpapiere „Streuobstgenussschein“ und „MoorFutures“. Das Agrar- und Umweltministerium, neben dem Landesbauernverband ideeler Träger der Agrarschau, bittet darum, Eintrittskarten vorab online zu erwerben, um Besucherschlangen zu vermeiden.


Weitere Nachrichten aus den Bundesländern

Paludikulturen: Rohrkolben statt Rinderfutter

Auf einer zehn Hektar großen Versuchsfläche bei Neukalen werden Paludikulturen angebaut. Ein Feldtag stellte dazu Forschungsergebnisse vor.

Von Elke Ehlers

Es war ein Feldtag besonderer Art – mit Politikprominenz und vielen Teilnehmern aus anderen Bundesländern. Mitarbeiter aus Ämtern und Kommunen, Wissenschaftler und Studenten, aber nur wenige Landwirte folgten der Einladung des Greifswald Moor Centrums. Beim Paludikultur-Feldtag „Rohrkolbenanbau in der Praxis“ am Freitag voriger Woche in Neukalen, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, wurde ein Projekt vorgestellt – vom Aufschütten der Wälle über das Pflanzen von 50.000 Setzlingen, das Fluten der zuvor für den Futteranbau genutzten Fläche, den Einsatz einer Saat-Drohne bis hin zu Wassermanagement, Erntetechnik und Verwendungsmöglichkeiten der Biomasse.

Motivation auf feldtag gestärkt

Landwirt Henning Voigt freute sich über das große Interesse. „Das stärkt meine Motivation weiterzumachen“, meint der Bauer, dessen Biobetrieb die Fläche für das Vorhaben zur Verfügung stellt. 2019 hatte der 28-Jährige den Familienbetrieb von seinem Vater übernommen und sich überlegt, wie er den Hof zukunftsfähig weiterführen kann. Neben 60 ha Acker nutzt der Betrieb 450 ha Grünland, vor allem in Niedermoor- und Naturschutzgebieten. Das bessere Grünland liefert Futter für 120 Mutterkühe, der Aufwuchs von den feuchteren Flächen wird im Agrotherm-Heizwerk Malchin energetisch verwertet.

Auf knapp zehn Hektar wachsen nun Rohrkolben. „Ich hoffe, dass daraus eine wirtschaftliche Alternative wird“, sagt der Absolvent der Rostocker Agrarfakultät. Die Pflanzen sind gut gewachsen, trotz zeitweise niedriger Niederschlagsmengen. „Nach zwei Jahren zeigt sich ein dichter Bestand“, urteilt Nora Köhn, Mitarbeiterin der Uni Greifswald, die das Paludi-Prima-Projekt begleitet.

Anbau von Rohrkolben nicht einfach

„Wir sind sehr froh, dass Henning Voigt dieses Wagnis mit uns eingegangen ist“, würdigt die Chefin des Greifswald Moor Centrums, Dr. Franziska Tanneberger, den Mut des Neukalener Landwirts. Der Einstieg in den Anbau von Rohrkolben sei nicht einfach, schon weil Betriebe für diese Art der Bewirtschaftung die Beihilfeberechtigung verlieren. Während der Projektlaufzeit pachtet die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Gülzow die Fläche. Außerdem erhält der Betrieb finanziell einen Ausgleich.

„Wenn wir Landwirte für die nasse Landwirtschaft gewinnen wollen, müssen sie ihr Einkommen damit verdienen können“, sagte Agrar- und Umweltminister Till Backhaus auf dem Feldtag. Bedingung sei, dass der Anbau von Paludikulturen in der neuen EU-Förderperiode förderfähig wird.


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„Wer es mit dem Klimaschutz ernst meint, kommt an Wiedervernässung nicht vorbei“

Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, unterstrich das Prinzip der Freiwilligkeit: „Anders sind solche Projekte nicht durchzusetzen.“ Wer unterstelle, dass es zu Enteignungen kommen könnte, dem müsse energisch widersprochen werden. Beide Politiker verwiesen auf die Bedeutung der Moore für den Klimaschutz. In MV stammen 30 % der Treibhausgase aus trockengelegten Mooren. Backhaus: „Wer es mit dem Klimaschutz ernst meint, kommt an Wiedervernässung nicht vorbei.“

Für die Erfahrungen mit der Nutzung von Paludikulturen interessierte sich auch eine Delegation aus Indonesien. Der Inselstaat kämpft auf entwässerten Mooren, die für den Anbau mit Ölpalmen genutzt werden, mit Moorbränden, Bodensackung und Landverlust. „Wir müssen die Wasserstände anheben“, erläuterte Botschafter Arif Havas Oegroseno. „Aber dafür brauchen wir andere Kulturen, vielleicht Ananas.“ Auch Schilf und Rohrkolben, wie in Deutschland, seien denkbar.

Bauern sehen es kritisch

Dr. Heike Müller, Vizepräsidentin des Landesbauernverbandes, war ebenfalls vor Ort. „Ich finde es gut, dass auf dieser Fläche untersucht wird, was machbar ist“, betonte sie, weiß aber: „Die Bauern sehen das kritisch, solange es keine langfristige Perspektive gibt.“

Roland und Kathrin Kleist gehörten zu den Landwirten auf dem Feldtag. Ihr Betrieb an mit Rindern der Peene wirtschaftet auf renaturiertem Grünland und auf nassen Wiesen. „Warum nicht umdenken? Wir sind offen für Neues“, meint Kathrin Kleist. Doch ihr Mann schaut skeptisch.

Für Henning Voigt steht im Winter die erste Rohrkolben-Ernte an. Mit Herstellern von Dämmstoffen verhandelt er über die Abnahme. Am wichtigsten aber ist für ihn, dass das Projekt verlängert wird. „Sonst habe ich hier eine nasse Pfütze, mit der ich nichts mehr anfangen kann.“

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Getreide digital verkaufen – so geht´s

Die Bedeutung von Handelsplattformen im Internet nimmt weiter zu. Ursachen dafür sind der Strukturwandel in der Landwirtschaft und eine zunehmende Affinität der Kunden gegenüber dem Onlinegeschäft.

Von Thomas Gaul

Digitale Handelsplattformen sind für viele schon Alltag geworden. Auf eBay & Co. suchen und finden Verbraucher, wonach sie suchen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Schnell lässt sich ein Überblick über das Angebot erlangen und mit wenigen Klicks lässt sich ein Geschäft anbahnen. Zeit und Geld werden gespart. Auch die Landwirtschaft ist mittlerweile hochgradig digitalisiert. Doch während Landwirte selbstverständlich die neueste Technologie auf dem Acker nutzen, sind sie beim Verkauf ihres Getreides auf dem technischen Stand von vor Jahrzehnten. Viele Betriebsleiter wickeln den Verkauf ihres Getreides per Telefon und Fax ab.

Angesichts der Herausforderungen für die Landwirtschaft wird es aber wichtiger, die Wertschöpfung beim Verkauf des Getreides zu steigern. Hier setzen neue digitale Plattformen wie Cropspot an. „Wir wollen dem lokalen Landhandel aber nicht das Wasser abgraben“, betont Maximilian von Weichs, Gründer und Geschäftsführer von Cropspot. Oftmals bestehen die Beziehungen zum Handel ja auch bereits seit Generationen. Und eine gewachsene Geschäftsbeziehung bietet für beide Seiten Vorteile – keine Frage.

Doch zu verschenken hat ein Betriebsleiter nichts. „Ziel ist es, die Wertschöpfung je gehandelter Tonne Getreide zu erhöhen, sodass der Landwirt einen zusätzlichen Erlös erzielen kann“, erklärt Maximilian von Weichs. Denn während die Produktionstechnik auf dem Acker immer ausgefeilter wird, stecken in der Vermarktung noch Reserven.

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Digitaler Getreidehandel: Ein- oder Verkauf oder beides?

Im Gegensatz zur reinen Onlinebestellung eröffnet das noch recht junge Geschäftsmodell der Onlinehandelsplattformen den Landwirten völlig neue Vertriebswege ihr Getreide digital zu verkaufen. Anbieter wie beispielsweise Cropspot, House of Crops und Agrando bringen Käufer und Verkäufer zusammen. Bei Cropspot können beide Parteien sogar direkt in Preisverhandlungen treten.

Eine Kombination aus Betriebsmitteleinkauf und Ernteproduktverkauf bieten Plattformen wie unter anderem Agrar2b, Agrarconnect und Agrimand. Am längsten im Geschäft (seit Anfang 2018) ist Agrando. Diese Handelsplattform bietet für Landwirte nur den Einkauf von Betriebs- beziehungsweise Futtermitteln an. Die Möglichkeiten reichen von Ausschreibungen bis hin zur Auslagerung des gesamten Betriebsmitteleinkaufes auf die Plattform inklusive der Verhandlung mit potenziellen Lieferanten.

Als Gegenstück kann man Cropspot betrachten. Das Start-up fokussiert sich ausschließlich auf den Verkauf von Getreide (einschließlich Nischenprodukten wie Dinkel) sowie Raps. Landwirt und Handel können bei dieser Plattform auch direkt in Preisverhandlungen treten. Cropspot tritt dabei als eine Art Makler auf.

Über House of Crops können Landwirte ebenfalls nur Getreide handeln, wobei Käufer und Verkäufer im Gegensatz zu Cropspot bis zum Vertragsabschluss anonym bleiben. Im Februar 2020 fusionierten House of Crops und Unamera, als Finanzpartner trat die Getreide AG ein.

Vorteile des digitalen Getreidehandels

Doch was zeichnet digitale Marktplätze gegenüber dem konventionellen Handel aus? Schließlich lässt sich auch mit dem traditionellen Händler vor Ort verhandeln, und meist wird dabei ein Preis vereinbart, mit dem beide Seiten leben können. Maximilian von Weichs nennt einige Punkte, die so nur digitale Plattformen bieten können:

Sichtbarkeit

Das Kauf- oder Verkaufsinteresse eines Landwirts wird durch unverbindliche und freibleibende Inserate für alle Marktteilnehmer sichtbar. Nachdem sich der Landwirt auf der Seite angemeldet hat, kann er erst einmal unverbindlich ein Angebot einstellen. Meldet sich daraufhin ein Händler, können beide Seiten in Kontakt treten. Andererseits sieht aber auch der Landwirt Gesuche von Händlern. Verfügt der Landwirt über eine passende Partie und der gebotene Preis sagt ihm zu, kann ebenso Kontakt aufgenommen werden. „Frei nach dem Motto ,Wenn man nicht sagt, was man hat, und ein anderer nicht sagt, was er will, kann man nicht ins Geschäft kommen‘“, vergleicht Maximilian von Weichs: „Das ist wie bei eBay-Kleinanzeigen oder mobile.de für Autos. Das, was man sucht oder anbietet, findet häufig mehr Interesse außerhalb des eigenen Dunstkreises, und so entstehen Kontakte zu neuen Geschäftspartnern.“

Erweiterter Aktionsradius

Die Sichtbarkeit weckt Interessen über den angestammten Vermarktungsradius hinaus. Ein anonymes Inserat macht es für den Landwirt einfacher, über den eigenen Tellerrand zu schauen und den Aktionsradius zu erweitern. „Auf diese Weise wird nicht nur regional, sondern auch überregional Kauf- bzw. Verkaufsinteresse geweckt, was die Verhandlungsfähigkeit stärkt, um den bestmöglichen Preis zu erzielen“, erläutert Maximilian von Weichs. Oft bleiben Chancen ungenutzt, weil Landwirte nicht wissen, dass ein Händler aus einer entfernten Region Futter zu einem benachbarten Landwirt liefern lässt und der LKW auf der Rückfahrt sein Getreide mitnehmen könnte. Durch Rückfrachten für die eigenen LKW/die eigene Spedition oder regionales wie überregionales Kaufinteresse von der Käuferseite, besteht eine hohe Möglichkeit für attraktive Preise durch Käufer und Verkäufer aus anderen Regionen Deutschlands.

Marktpreistransparenz

Durch Inserate auf der Landwirtsseite, aber auch Inserate auf der Käuferseite von Handel oder Industrie (Mischfutter, Mehlmühle, Stärkewerk) wird eine Preistransparenz geschaffen, die es allen Beteiligten ermöglicht, Preise visuell wie monetär zu vergleichen und die bestmöglichen Optionen abzuwägen.

Sonderkulturen/Nischenfrüchte

Soziale und politische Rahmenbedingungen, wie weite Fruchtfolgen, Eiweißstrategie der Bundesregierung oder aus der Düngeverordnung resultierende Ergänzungen im Anbauplan, bringen Ernteerzeugnisse auf den Markt, welche nicht überall Absatz beziehungsweise nicht marktgerechten Absatz finden. Ackerbohnen, Futtererbsen, Körnermais, Schälhafer oder auch B-Roggen können auf Plattformen inseriert werden, um deutschlandweit sichtbar zu werden und so den besten Käufer ausfindig zu machen.

Mobile Nutzung

Der Landwirt hat heute stets sein Smartphone in der Tasche. Egal, ob aus dem Urlaub oder auf dem Trecker, die Märkte sind so immer im Blick, um den besten Preis zu generieren. Geht ein Angebot ein, wird der Landwirt über eine SMS informiert und kann dann auf die Internetseite gehen. Der Landwirt muss also nicht erst an den Rechner im Büro, um auf ein Angebot reagieren zu können.

Werden Handelsplattformen den Landhandel verdrängen? Wohl kaum, denn am Ende muss jemand die vielen Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Güter bewegen und Lagerraum sowie Vorräte vorhalten. Es bleibt ja auch trotz Handelsplattformen dabei, dass am Ende Käufer und Verkäufer ein Geschäft abschließen und die Plattform nur vermittelt. Aber der Landhandel muss sich anpassen: Preise werden transparenter, Vermarktungsmöglichkeiten größer. Das ist sicherlich kein Nachteil für die Landwirte. Im Landhandel steigt dadurch der Margendruck, und damit beschleunigt sich der ohnehin schon starke Strukturwandel.



Erste Bilanz nach der Ernte: Gemischtes Fazit

Gleichwohl die Ernte noch nicht abgeschlossen war, zogen Agrarministerium und Bauernverband vorige Woche in Straußfurt Bilanz. Aktuell gute Preise versöhnen viele mit den getrübten Hoffnungen.

Von Frank Hartmann

Der Wetterumschwung, der sich zur Erntepressekonferenz am Donnerstag der Vorwoche eingestellt hatte, war bitter nötig. 20 bis 30 % des Weizens standen da noch auf dem Halm, auch Raps oder Sommergerste. Acht Druschtage seien noch nötig, schätzte Dr. Klaus Wagner, Präsident des Thüringer Bauernverbandes (TBV), um die Ernte 2021 einzubringen. Und die war nach Aussage von Matthias Wiegand, Vorstandschef der Agrar eG Straußfurt als Gastgeberbetrieb, quantitativ und qualitativ eine gute. „Die hohen Preise am Erzeugermarkt lassen viele von uns aufatmen. Die Mehrerlöse helfen, die Löcher zu stopfen, die in den Dürrejahren gerissen worden sind“, sagte der TBV-Präsident. Für das Getreide, das zuletzt noch nicht geerntet werden konnte, prognostizierte Wagner allerdings Qualitätseinbußen.

Die Straußfurter versuchen sich an  Topinambur.
Die Straußfurter versuchen sich an Topinambur.

Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff, der in Straußfurt seinen letzten öffentlichen Termin als Fachminister absolvierte (S. 19), erinnerte daran, dass die Landwirte extrem hohe Erwartungen an diese Ernte hatten. Denn nach drei Dürren war die Substanz der Betriebe aufgebraucht. Die positiven Erwartungen erfüllten sich nur zum Teil und wurden etwa vom schleppenden Ernteverlauf getrübt.

Starke Differenzen

Hoff sprach von wiederholt großen regionalen, teils sehr kleinräumigen Unterschieden bei Niederschlagsmengen und Erträgen. Wagner führte unter anderem das trockene Frühjahr und die Hitzetage im Juni an, die die Kulturen beeinträchtigten. Nicht unerwähnt ließ Wagner den aktuellen Verzug bei der Rapsaussaat und der Bodenbearbeitung.

Laut den vorläufigen Ergebnissen der Besonderen Ernteermittlung (BEE) ergibt sich für Thüringen ein durchschnittlicher Getreideertrag von 71,3 dt/ha, wobei die Wintergerste ertragsstärkere Getreidekultur der Saison ist.

Zuckerrüben, Mais und Soja will die Agrargenossenschaft Straußfurt noch ernten. 1.800 ha Ackerland werden konventionell bewirtschaftet, davon 130 ha als Hamsterschutzflächen. In der Fruchtfolge finden sich neben den Standardkulturen u. a. Hafer, Durum und 30 ha Sojabohnen. Seit 2019 wird auf 6,5 ha Knoblauch angebaut und mit Topinambur experimentiert.



Thüringen Flagge

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In Umstellung auf Ökolandbau befinden sich die Flächen der Bio-Lution GmbH mit ihren 385 ha Acker- und 90 ha Grünland. Mit der Ernte in der Tochterfirma gab sich Wiegand zufrieden. Preislich sah es für Umstellungsware aber nicht gut aus, sodass er diese zum Teil konventionell vermarktete. Es herrsche dennoch Zuversicht, wenn 2023 erstmals Ökoware verkauft wird. Als problematisch benannte Wiegand fehlende Verarbeiter für Ökorohwaren in Thüringen.

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MeLa 2021: Große Bühne für Kubota

Auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie einige Landmaschinenhersteller und -händler ihre Teilnahme an der MeLa 2021 abgesagt haben, ein Produzent hat seine Ausstellung deutlich erweitert: Der Besuch am Stand bei Kubota lohnt sich.

Von Gerd Rinas

Für Fachbesucher ist die Landtechnikausstellung im Freigelände ein wichtiges Argument für den MeLa-Besuch. Ein Jahr ohne MeLa und die Verschiebung der Leitmesse Agritechnica ins nächste Frühjahr machen in diesem Jahr noch mehr Appetit auf einen Messetag in Mühlengeez.

Absagen wegen Corona-Pandemie

Allerdings hat die Corona-Pandemie auch negative Folgen für die Landmaschinen-Ausstellung auf der MeLa: Einige Hersteller haben ihre Teilnahmen an Messen in diesem Jahr generell abgesagt, um der Verbreitung des Corona-Virus keinen Vorschub zu leisten. Andere verzichten angesichts längerer Lieferzeiten aufgrund von Zulieferengpässen darauf, neue Produkte vorzustellen. Wieder andere wollen damit bis zur nächsten Agritechnica (27. Februar bis 5. März 2022) warten. Zudem haben mehrere regionale Landmaschinenhändler in diesem Jahr ihre Ausstellung auf der MeLa abgesagt. In Mühlengeez wird die Landtechnikausstellung deshalb dieses Mal kleiner als sonst ausfallen. Vor allem das breite Angebot an Traktoren, das die Messe sonst auszeichnet, fehlt. Laut Messeveranstalter MAZ werden aber alle Landtechniksparten, von Bestelltechnik über Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz- und Düngetechnik bis hin zu Erntemaschinen und Transporttechnik, im Freigelände zu sehen sein.

Ein Landmaschinenhersteller hat seine Ausstellung deutlich erweitert: Kubota hat einen der begehrtesten Stände im Freigelände gleich neben dem Haupteingang gebucht, ihn kurzerhand auf 1.000 m2 verdoppelt und sich damit eine große Bühne für seine Innovationen verschafft. Seit Mitte August ist der Ausrüster deutschlandweit auf „TrakTour“: Bis zum 30. September will er an 14 Stationen seine Traktoren und Anbaugeräte vorstellen. Interessierte Landwirte könnnen mit Unterstützung von Kubotaexperten die Maschinen intensiv kennenlernen und sogar selbst testen.


„KIEK MOL WEDDER IN“ – Unser MeLa 2021-Newsticker: kompakt und aktuell

Endlich ist es wieder soweit: Die MeLa öffnet wieder ihre Tore! Und wir sind auch dabei: Die Bauernzeitung, die Landakademieund Farm & Food. Wir freuen uns, Sie vom 16. bis 19. September in Mühlengeez bei Güstrow an unserem Stand 224 in Halle 2 begrüßen zu dürfen. mehr


Kubota auf der mela 2021 stark vertreten

Testen geht auf dem Messegelände in Mühlengeez nach Auskunft von Stephan Röper, regionaler Verkaufsleiter bei Kubota, nicht. MeLa-Besucher können aber das gesamte Produktprogramm begutachten: Vom Profi-Traktor über Kompakt- und Rasentraktoren für die Grundstückspflege bis hin zur kompletten Grünlandkette mit Mähen, Wenden, Schwaden und Pressen.

Mit an Bord sind nach Auskunft von Röper alle Neuheiten, darunter die TIM-Kombination (Tractor Implement Management, d. h. das Anbaugerät steuert den Traktor) aus dem Kubota M7003 Traktor und der TIM-Presse BV5160. Ebenso der neue Kubota M6002 (123–163 PS) und die Kompakttraktoren der L2-Serie (45–61 PS).

Neben dem japanischen Hersteller und vier regionalen Vertriebspartnern stellen sich auf dem MeLa-Freigelände wieder namhafte Landmaschinen-Anbieter vor wie Väderstadt Deutschland, Werder, Rabe Agrartechnik, Bad Essen, Conow Anhängerbau, Feldberger Seenlandschaft. Dazu kommen interessante neue Hersteller wie Czajkowski Maszyny (Strip-Till-Technik), Golub Dobszyn (Polen) und bekannte regionale Landmaschinenhändler.

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Züchter: „Wir kommen zur MeLa 2021!“

Rund 1.000 Zuchttiere aus 161 Rassen und Schlägen werden auf der MeLa 2021 in Mühlengeez zu sehen sein. Zu den Highlights zählen die Wettbewerbe bei den Landschafen und der Burenziege. Auch die Rassegeflügel- sowie die Landeselitestutenschau warten mit großen Starterfeldern auf.

Von Gerd Rinas

In der Geschäftsstelle des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes in Karow herrschte in den vergangenen Wochen emsige Betriebsamkeit. Zuchtleiterin Martina Genkel-Jenning und Mitarbeiterin Ulrike Koch haben mit der Vorbereitung der Präsentation der Schaf- und Ziegenzüchter auf der MeLa alle Hände voll zu tun.

Die Burenziege ist Tier der MeLa. Die Fleischziegenrasse, die ihren Ursprung in Südafrika hat und deren Kennzeichen ihr kräftiger Kopf mit Ramsnase und kinnlangen Hängeohren sind, ist erst seit Anfang der 1990er-Jahre in Mecklenburg-Vorpommern beheimatet. „Die Züchter sind schon voller Erwartung, ihre Tiere in Mühlengeez vorstellen zu können“, berichtet Ulrike Koch. Am Freitag (17. September) werden in der Vorführhalle die besten Burenziegen der Ausstellung gekürt. Bereits am Donnerstag (16. September) startet am gleichen Ort der Landeswettbewerb der Landschafe. Die Schaf- und Ziegenzüchter werden etwa 70 Zuchttiere aus 17 Rassen vorstellen, darunter erstmals die Waliser Kupferhalsziege.

So viele Züchter wie schon lange nicht mehr

„80 Züchter und Zuchtgemeinschaften haben sich angemeldet, so viele wie lange nicht“, berichtet Ausstellungsleiter Mathias Hofmann vom Landesverband der Rassegeflügelzüchter MV. Die Ausstellung auf der MeLa ist das erste Zusammentreffen seit dem Corona-Lockdown im November 2020. Auch 14 Jugendzüchter stellen ihre Tiere zur Bewertung vor. Zu sehen sein werden 430 Tiere aus 84 Rassen und Schlägen: Perlhühner, Puten, Gänse, Enten, Hühner, Zwerghühner und Tauben.

Die Rassekaninchenzüchter starten schon am Mittwoch, einen Tag vor der MeLa-Eröffnung, mit der Bewertung ihrer Zuchttiere. Erwartet werden 55 Aussteller, etwas weniger als sonst. „Die relativ kurzfristige Entscheidung, die Messe durchzuführen, und die Pandemiebedingungen haben einige Züchter verunsichert“, ist von Ausstellungsleiter Norbert Bissa vom Landesverband der Rassekaninchenzüchter MV zu erfahren. Bei 205 angemeldeten Tieren – von Deutschen Widdern über Helle Großsilber, bis zu Kleinen Schecken und Zwergwiddern, insgesamt etwa 30 Rassen in verschiedensten Farbenschlägen – gibt es aber dennoch viel zu schauen.

Die Imker sind dieses Mal im Block C anzutreffen. „Am Samstag (18. September) werden wir in der Vorführhalle die besten Honige der Saison auszeichnen“, kündigt Carsten Fischer, Vorstand im Imkerverband MV, an. Mit Spannung erwarten die Bienenhalter Guido Eich vom Bieneninstitut Celle zu Vorträgen über Brutkrankheiten und die Bekämpfung der Varroamilbe.

RinderAllianz ist vor ort

Während die Schweinezüchter wegen der Afrikanischen Schweinepest aus Seuchenschutzgründen dieses Jahr nicht zur MeLa 2021 kommen, präsentieren 13 Aussteller unter dem Dach der RinderAllianz in der Tierhalle 2 an allen Messetagen Fleischrinder – Uckermärker, Charolais und Fleckvieh-Simmental ebenso wie Vertreter kleinerer Rassen, z. B. Dexter und Wagyu. Zu sehen sind außerdem Milchkühe im Laufstall. In Kooperation mit der Firma Lely zeigt die RinderAllianz wieder Roboter beim Melken.

Wichtigste Veranstaltung der Pferdezüchter auf der MeLa ist die Landeselitestutenschau. Dafür haben sich 189 Stuten aus 18 Rassen qualifiziert. „Im umgestalteten Pferdezelt wird es eine Ausstellung und Vorführungen geben, in denen die Rassen vorgestellt werden“, kündigte Karoline Gehring, Zuchtleiterin im Verband der Pferdezüchter MV, an. Pferde und alle anderen auf der MeLa vorgestellten Nutztiere werden außerdem im Schaubild zur Eröffnung am 16. September im Vorführring und zur Landestierschau am 17. und 18. September in der Vorführhalle zu sehen sein.

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LVG Köllitsch: Nur der Wollpreis lässt Raum für Wünsche

Das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch (LVG) kaufte und verkaufte diese Saison gekörte Böcke. Bei der Körung der eigenen Tiere waren dabei sehr gute Ergebnisse zu erzielen, nur der Wollpreis lässt noch immer Raum nach oben.

Seit wenigen Wochen stehen sie in ihren Gruppen: Fünf Böcke sollen in diesem Jahr unter den Köllitscher Mutterschafen für Reinzucht-Nachwuchs sorgen. Zwischen neun und 47 Mutterschafe sind den „Herren“ jeweils zugeteilt. Insgesamt sind es 102 Merinofleischschafe (MFS) in drei Gruppen und 90 Schwarzköpfige Fleischschafe (SFK) in zwei Gruppen, die auf Weiden am Elbdamm oder anderen Flächen des Lehr- und Versuchsgutes (LVG) stehen. Rund sechs Wochen dauert die erste Anpaarungsrunde. Nach einer Pause kommt dann SKF-Bock Knut zum Zug: Er wird sich in der zweiten Anpaarungsrunde um die Muttern kümmern, die in der ersten Runde noch nicht tragend wurden, und für Kreuzungslämmer sorgen.

Unter den eingesetzten Böcken sind auch zwei Neulinge, die das LVG Köllitsch bei den Internetauktionen in diesem Jahr gekauft hat. Allerdings nicht, ohne die Tiere vorher selbst in Augenschein zu nehmen, wie Schäfer Uwe Liebhold zu verstehen gibt. Sich beim Kauf nur auf ein Foto und die Körnoten zu verlassen, sei ihm zu heikel. Um keinen Fehler zu machen, fuhr er daher nach Groß Kreutz in die Lehr- und Versuchsanstalt, um sich einen jungen SKF-Bock anzuschauen, und in die Schäferei des Sprungbrett nach Riesa-Göhlis, wo der Köllitscher Schäfer einen MFS-Bock aus der Zucht der Schäferfamilie Weinhold in Augenschein nahm. Bei einer Testanpaarungsrunde mit je drei Mutterschafen waren die beiden Jungböcke erfolgreich und konnten so guten Gewissens für die Zuchtarbeit eingeteilt werden.

LVG Köllitsch: Gute Böcke zum Verkauf gestellt

Auch für Versuchsanstellungen stehen die Köllitscher Schafe bereit: Getestet wird durch die Stabsstelle Digitalisierung im Sächsischen Landeswirtschaftsamt unter anderem ein Tierortungssystem, dessen Sender Referentin Stefanie Kewitz und Schäfer Uwe Liebhold hier gerade am Tier befestigen. (c) Karsten Bär

Böcke hat das LVG nicht nur erworben, sondern auch selbst verkauft. Im Januar hatte der Betrieb acht Jungböcke kören lassen. „Mit Super-Ergebnissen“, wie Birgit Kurze, Bereichsleiterin Schafe und Schweine im LVG Köllitsch, betont. Dabei wurden aus jeder der beiden im LVG gehaltenen Rassen jeweils auch drei Böcke für die Elite ausgewählt.

Doch an der SKF- und Sufolk-Elite, die im März im niedersächsischen Verden stattfand, nahmen sächsische Züchter wegen der Pandemie nicht teil. Und die MFS-Elite, die im Mai im nordsächsischen Kölsa stattfinden sollte, wurde wegen Corona gänzlich abgesagt. „Das war sehr bedauerlich“, sagt Birgit Kurze. Zumal schon im Vorjahr die Zuchtveranstaltungen ausgefallen waren – und das LVG den zweiten Spitzenjahrgang in Folge vorzuzeigen hatte. „Die Böcke hätten sicher gut abgeschnitten – auch im Verkauf“, ist sich die Bereichsleiterin sicher. Verkauft wurden sie freilich alle, zum einen sechs Stück über die Mitteldeutsche Internetauktion und die Internetauktion des Thüringer Schafzuchtverbandes, zum anderen zwei ab Stall.

Hoffnung auf zuchtveranstaltungen im kommenden Jahr

Natürlich hoffen Birgit Kurze und Uwe Liebhold, dass im nächsten Jahr wieder Zuchtveranstaltungen in Präsenz stattfinden und dort verheißungsvolle Böcke aus dem Köllitscher Stall in den Ring geführt werden können. Für Mai sind beispielsweise die MFS-Elite und die Mitteldeutsche Bockauktion geplant. Eine Vorauswahl für die Körung haben sie gemeinsam mit dem Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverband bereits getroffen. Acht MFS-Böcke und sechs SKF-Böcke stehen bereit.

Im August wurden die Böcke in ihre Anpaarungsgruppen gestellt.
Im August wurden die Böcke in ihre Anpaarungsgruppen gestellt. (c) LVG Köllitsch

Ausgewählt wurden auch die weiblichen Lämmer, die den Bestand ergänzen sollen. 58 Lämmer werden im Herbst dem Zuchtleiter bei der Herdbuchaufnahme vorgeführt. Zwölf Stück davon sind schon für den Verkauf durch den SSZV vorgesehen. Im Juli hatte das LVG Köllitsch über den Verband bereits sieben MFS-Jährlinge in den Export nach Tschechien verkauft.

Nicht nur Zuchttiere, auch Mastlämmer verkaufte das LVG. Und dies zu einem außerordentlich guten Preis. „So gut wie nie“, freut sich Birgit Kurze. Zwischen 3,40 und 3,50 €/kg Lebendgewicht zahlten die Abnehmer. Was indes im argen Kontrast zu den Wollpreisen steht. Die sind so schlecht wie nie. Für MFS-Wolle gab es 40 ct/kg, für SKF-Wolle nur 15 ct. Nachdem das LVG im Vorjahr die Wolle liegen ließ, um – vergeblich – auf einen besseren Preis zu warten, biss man nun wohl oder übel in den sauren Apfel und verkaufte. Der Erlös deckt maximal die Kosten für den Schafscherer.


LVG Köllitsch

Die Bauernzeitung arbeitet in jedem der fünf ostdeutschen Bundesländer für einen längeren Zeitraum mit einem ausgewählten Hof zusammen. In Sachsen ist dieser Praxispartner das LVG Köllitsch.
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Praxiswissen für Hobbyhalter

Eine „Einführung in die Schafschur“ für Hobby- oder Kleinhalter war in Form eines Seminares durch Schäfer Uwe Liebhold diesen Sommer im LVG Köllitsch geplant. Leider entfiel sie allerdings vorerst. Weiter- und Fortbildungsangebote rund um die Haltung von Schafen gibt es am Standort allerdings noch andere. So sollen unter anderem ein Workshop Herdenschafhaltung am 23. September oder die Praktikerschulung Schafhaltung „Fütterung der Schafe und Lämmer“ am 25. November stattfinden. Nähere Infos zu Inhalt und Anmeldung sowie weitere Termine erhalten Interessierte über den Veranstaltungsplan des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) Sie werden auch auf den Terminseiten der Bauernzeitung veröffentlicht.

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Blühwiesen und Obstbäume statt Steinbruch

Aus einer Protestbewegung gegen Gesteinsabbau entstand im sächsischen Vogtlandkreis eine Bürgerinitiative, die sich vor allem für alte Obstsorten engagiert. Ihr jüngstes Projekt ist der Bau einer Feldscheune.

Text und Fotos von Silvia Kölbel

Eigentlich wollten sich die Bürger aus Kloschwitz, Rößnitz und Rodersdorf im sächsischen Vogtland 1993 nur dagegen wehren, dass direkt vor ihrer Haustür ein 90 Hektar großer Steinbruch entsteht und gründeten eine Bürgerinitiative. Nach zähem Ringen wurden die Pläne zum Gesteinsabbau fallengelassen. Die Bürgerinitiative jedoch blieb. Es entstand der Verein „Bürgerinitiative zum Schutz der Natur und Umwelt von Rosenbach bis Goldbach“. Dieser zählt heute 326 Mitglieder. Aus der einstigen Protestbewegung entstand ein Zusammenschluss von Menschen, die sich in vielfältiger Weise dem Erhalt der Natur verschrieben haben.

Der Verein kaufte eine 2,4 ha große Fläche, pflanzte 220 Obstbäume – alles alte Sorten – organisiert Kräuterwanderungen und pflanzt seit 2011 den Baum des Jahres auf das Vereinsgelände, immer mithilfe der Kinder aus den umliegenden Orten.

Lutz Höhne
Lutz Höhne ist Vereinsmitglied und Geschäftsführer der Agrarproduktions- und Handels GmbH Kröstau, die an der Streuobstwiese, auf der auch Schafe weiden, einen Blühstreifen angelegt hat.

Jüngstes Projekt ist der Bau einer Feldscheune. Dafür sammelte der Verein Spenden über die von der Landesstiftung Natur und Umwelt betreute Plattform Regiocrowd. 440 Spender steuerten dem Projekt insgesamt 39.000 Euro bei. Pünktlich im März fiel der Startschuss für die Bauarbeiten, die jetzt kurz vor dem Abschluss stehen. Im September wollen die Vereinsmitglieder die Einweihung mit einem Fest feiern.

Genreserve für Züchtungen

Das aktuelle Scheunenprojekt entstand aus der Not heraus. „Für jede Veranstaltung und für jeden Arbeitseinsatz mussten wir Tische, Bänke und Werkzeug hierher transportieren. Und was passt besser zu einer Streuobstwiese als eine Feldscheune. So entstand unser jüngstes Projekt“, berichtet der Vereinsvorsitzende, Peter Luban.

Neben dem Scheunenbau steht zurzeit die Betreuung der Streuobstwiese an erster Stelle, denn es sind nicht irgendwelche Bäume, die oben auf dem Berg in den Himmel wachsen, sondern alles alte Sorten, die aus Sicht von Katrin Weiner, einer Koordinatorin des Netzwerkes Natur Sachsen der Landesstiftung Natur und Umwelt, eine wichtige Genereserve darstellen.

Die Wiese am Ortsrand von Kloschwitz ist die größte von insgesamt sechs Sortenwiesen, die verteilt in Sachsen und Tschechien mit insgesamt 400 Bäumen entstanden. Dieser Pflanzaktion vor fünf Jahren im Rahmen des Projektes „Erhalt sächsischer und tschechischer Obstsorten mit neuen Konzepten“ ging eine umfangreiche Sortenbestimmung von 2.000 Obstbäumen diesseits und jenseits der Grenze voraus. „Wir haben bei dieser Sortenbestimmung sieben verschollen geglaubte Sorten gefunden“, erklärt Katrin Weiner. Die Bäume seien einerseits erhaltenswertes Kulturgut und andererseits eine wichtige Genreserve für künftige Züchtungen. Mithilfe der Baumschule Scharz aus aus Löbau und weiteren Helfern, die Edelreiser sammelten, gelang innerhalb der zweieinhalbjährigen Projektlaufzeit von 2018 bis 2020 das Veredeln der für die Pflanzung benötigten Hochstammbäume.

Neben den Bäumen, die über das Projekt der Landesstiftung nach Kloschwitz gelangten, gelang es Vereinsmitglied André Bauer 2016 über die Allianz-Aktion „Bäume für die Zukunft“, die ersten 60 Obstbäume für die Streuobstwiese zu generieren. Alle Bäume sind mit einer Metallplakette markiert mit eingravierter Nummer. In einer Datenbank sind alle Sortennamen den Nummern zugeordnet.

Agrarunternehmen sorgt für Gießwasser

Die jungen Obstbäume hatten einen schwierigen Start. Zwei Jahre nach der Pflanzung folgten drei Trockenjahre. Das erwies sich auf einem trockenen, windexponierten Standort als nachteilig. Ohne ständiges Gießen hätten es die Bäume kaum bis ins Jahr 2021 geschafft. An dieser Stelle kommt Vereinsmitglied Lutz Höhne ins Spiel. Er ist zugleich der Geschäftsführer der Agrarproduktions- und Handels GmbH Kröstau. Mit dem Schlepper bringt er regelmäßig den Tankwagen mit dem Wasser auf den Berg, welches die Vereinsmitglieder einem Gießplan folgend, mit Gießkannen an die Bäume verteilen. Höhne hat zudem im vergangenen Jahr am Rand der Streuobstwiese einen aus 40 verschiedenen Arten bestehenden dreijährigen Blühstreifen als Nektar- und Pollenweide für Insekten angelegt.

Die Agrargenossenschaft mäht die langen Bahnen zwischen den Streuobstreihen zweimal jährlich, lässt aber den Bewuchs zwischen den Bäumen stehen, was auf der Wiese zu einem großen Artenreichtum von rund 50 verschiedenen Wildpflanzen führt. Dieser Artenreichtum verschaffte dem Verein dieses Jahr den dritten Platz bei einem Streuobstwiesenwettbewerb des Landschaftspflegeverbandes Oberes Vogtland und verhalf zu einer Einstufung der Fläche als Vorranggebiet für Natur und Umwelt im Landesentwicklungsplan.

Am Rand der Streuobstwiese hat sich eine vor ein paar Jahren angelegte Hecke aus Wildsträuchern gut etabliert. Dasselbe hofft die Projektleiterin des Vereins, Gisela Tempel, auch von der Beeren-obsthecke, die am entgegengesetzten Ende gepflanzt wurde. „Hier wachsen Johannisbeeren, Sanddorn, Stachelbeeren, Aroniabeeren und andere, dazwischen stehen Vogelbeerbäume. Das Beerenobst soll vor allem die Kinder zum Naschen animieren“, so die Projektleiterin.

Streuobst macht Schule

Trotz regelmäßiger Wassergaben und Pflegeschnitte an den Obstbäumen durch Katrin Weiner und ihren Mann Holger, der als freiberuflicher Berater und Planer die Servicestelle Streuobst leitet, ließen sich Baumverluste nicht ganz vermeiden. Sechs Bäume pro Jahr musste der Verein bisher ersetzen. Dieses Jahr bekamen es die Vereinsmitglieder zusätzlich mit einem krabbelnden Gegner zu tun, einem Insekt, das die Blätter abfrisst und dessen Larven die Wurzeln schädigen. 25 Bäume kostete dieser Insektenbefall das Leben. Nach und nach sollen sie ersetzt werden. Die gefräßigen Insekten bekämpft der Verein mit Mitteln des Neembaumes. Bei der Verteilung des Präparates auf den Boden unter den Obstbäumen hilft eine Schulkasse des Plauener Diesterweg-Gymnasiums.

Bei der Pflege der Streuobstwiese bekommt der Verein jüngst Unterstützung von der Behindertenwerkstatt der Lebenshilfe aus Plauen. „Während zweier Arbeitseinsätze haben wir gemeinsam die Holzverstrebungen zum Schutz der Bäume ausgebessert und erneuert“, berichtet Jörg Tempel. Er gehört der Arbeitsgruppe Medien an und kümmert sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit.

Das Anlegen einer Streuobstwiese macht in der Umgebung Schule. Ein junger Mann aus dem Nachbarort Tobertitz hat bei sich zu Hause bereits 60 Obstbäume gepflanzt. Weitere Bürger haben ihr Interesse am Pflanzen alter Obstsorten bekundet, so Peter Luban.

Da das Ende des Scheunenbaus greifbar nah ist, richtet sich der Blick der Vereinsmitglieder jetzt auf die Einweihung. Am 11. September wollen sie gemeinsam mit vielen Gästen ein buntes Programm gestalten – mit Kräuterwanderungen, Nistkastenbau und vielen anderen interessanten Höhepunkten.

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ZALF: Ackern im Labor

Wir sprachen mit Felix Gerlach, Geschäftsführer der Komturei Lietzen, über die praktische Seite der Forschung im landwirtschaftlichen Kontext.

Von Heike Mildner

Bauernzeitung: Sie arbeiten schon länger mit dem Zalf zusammen. Was haben Sie bisher über Ihren Betrieb erfahren, was Sie vorher nicht wussten?
Felix Gerlach: Die Zusammenarbeit begann 1996 mit einem Versuch zur pflugreduzierten Bodenbearbeitung. Das Verfahren steckte damals noch in den Kinderschuhen, und auch die Landtechnik war noch nicht auf dem heutigen Stand. Das Augenmerk lag auf den Auswirkungen auf Humusgehalt und Bodenlebewesen und wir haben eine Menge erfahren und wurden darin bestärkt, pfluglos zu wirtschaften. Das Projekt läuft noch immer, wenn auch auf kleinerer Flamme. Als Betrieb pflügen wir mittlerweile nur noch die Vergleichsflächen und versuchen, alle fünf bis sieben Jahre einmal zu pflügen. Da gibt es wissenschaftlich verschiedene Herangehensweisen und Erkenntnisse, aber ein Ergebnis des Versuchs in Lietzen ist, dass sich die organische Substanz an der Oberfläche anreichert. Bestimmte Nährstoffe sind wiederum an organische Substanz gebunden. Und die brauchen wir auch tiefer, da reicht der Grubber nicht aus.

Felix Gerlach Geschäftsführer der  Komturei Lietzen GmbH.  (c) HENDRIK SCHNEIDER
Felix Gerlach Geschäftsführer der Komturei Lietzen GmbH. (c) HENDRIK SCHNEIDER

Denkt man an das bevorstehende Glyphosatverbot, könnte der Langzeitversuch nochmal richtig spannend werden, wenn man ihn etwas modifiziert …
Glyphosat war der Schlüssel für die pfluglose Bodenbearbeitung: Es ist ausgesprochen günstig, entwickelt keine Resistenzen und ist schlagkräftig. Aber der Landwirt hat einen ganzen Baukasten an Wirkstoffen. Und ohne Pflanzenschutz wird es nicht möglich sein, die Weltbevölkerung zu ernähren. Aber einen Dauerversuch zu modifizieren, ist keine gute Idee: Der muss konstant weiterlaufen. Wir haben ihn mit Strip till ergänzt, und derzeit bringen wir Grünkompost im Vergleich zur Düngung mit und ohne Stroh aus. Insgesamt geht es da um 75 ha, verteilt auf 42 Parzellen, gleich verteilt über den Acker – eine Hälfte gepflügt, die andere ungepflügt.

Wäre der Ökolandbau für Sie eine Versuchung?
Ich denke darüber nach, seit es mit der EU-Ökoprämie losging, bin aber bis heute der Meinung, dass es für uns nicht passt: Wir sind ein reiner Marktfruchtbetrieb. Für mich setzt Ökolandbau eine Kreislaufwirtschaft voraus, wenn schon keine Tiere, zumindest eine Biogasanlage. Außerdem braucht es mehr Arbeitskräfte, und der Fachkräftemangel ist in der Landwirtschaft angekommen. Außerdem gibt es der Markt momentan nicht her. Ökobetriebe sind ja noch abhängiger von Förderung als die konventionellen Betriebe.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern praktisch vor Ort?
Da müssen wir zwischen dem alten und dem neuen Versuch unterscheiden. Beim alten hat es sich eingespielt, das läuft routiniert. Beim neuen Versuch ist das anders. Da sind ja nicht nur das Zalf, sondern noch andere Partner beteiligt, die Absprache ist erheblich komplizierter. Dafür haben wir eine App entwickelt: Die 30 Patches von je einem halben Hektar mit den Referenzflächen drumherum – insgesamt 70 Hektar – sind auf einer App graphisch dargestellt. Ampelfarben signalisieren, welche Fläche frei, welche blockiert ist. Man klickt rein und kann sehn, wer da arbeitet, was er macht, und wie lange es voraussichtlich dauern wird.

Klingt kompliziert. Kommen Sie trotzdem zum Arbeiten? Und haben Sie ein Vetorecht?
Wir sind im Gefüge nicht wichtiger als die anderen, also kein Vetorecht, und es klappt mit der App ausgesprochen gut. Letztes Jahr im Frühjahr haben wir angefangen und eine halbe Ernte (ohne Winterungen) eingefahren. In diesem Jahr sind Getreide, Raps und Lupinen geerntet, Soja, Mais und Sonnenblumen stehen noch. Das Komplizierte hat uns nicht abgeschreckt. Aber es ist schon eine Herausforderung: fürs Büro, für unseren Pflanzenbau, für die Landwirte …

Wie wirtschaftlich können so kleine Feldgrößen sein? Bearbeitungszeitpunkte, Abdrift beim Pflanzenschutz – wie sind Ihre ersten Erfahrungen?
So lange die Früchte überfahrbar sind, können wir unsere festen Fahrgassen nutzen. Später wird es schwierig, zumal die Randeffekte gemessen werden und wir auch nicht vom Rand aus herankommen wie sonst auf Versuchsflächen üblich. Und zum Pflanzenschutz: Abdrift kann man sich nicht mehr erlauben. Es gibt gute Düsen, und man muss sich einfach an den Wind halten: Wenn es zu windig ist, muss man aufhören.

Wie beeinflusst die Afrikanische Schweinepest Ihre Arbeit?
Wir haben Glück, dass wir nicht Kerngebiet sind. Außer bei Mais und Raps gibt es in diesem Jahr kaum Einschränkungen, nur Schneisen, Erntereihenfolge und Abstimmung mit der Jägerschaft. Aber im letzten Herbst war es bitter, da durften wir auch im gefährdeten Gebiet nicht ernten. Der Mais stand lange und war zur Hälfte von Wildschweien gefressen.

Demnächst sollen Feldroboter hier eingesetzt werden. Welche Rolle wird der Mensch künftig in der Landwirtschaft spielen?
Die Landwitschaft steht vor einer riesigen Herausforderung. Die Weltbevölkerung wächst rasant und muss ernährt werden. Das wird in 30 Jahren sicher nicht mehr so sein, wie es jetzt ist. Aber alles, was draußen unter freiem Himmel passiert, geht ohne den Menschen nicht. Mit weniger vielleicht, aber nicht ohne. Davon bin ich fest überzeugt.

Was versprechen Sie sich als Praktiker von patchCROP?
Erkenntnis, was die Technik anbelangt, aber auch was Zusammenhänge zwischen einzelnen Früchten betrifft; ob es gelingt, den Pflanzenschutzaufwand zu reduzieren. Das kann man auf einem halben Hektar Versuchsfläche machen. Wenn man die Ertragssicherheit braucht, ist das schwieriger. Und so eine enge Bonitur, wie wir sie hier haben, das schafft kein Landwirt. Kann man die Erträge steigern und den Boden verbessern? Wie sieht es mit der CO2-Speicherung aus? Vielleicht ergeben sich Empfehlungen an die Politik und vielleicht neue Einnahmequellen für die Landwirtschaft.

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Alles vom Krügerhof ist hausgemacht

Ein Ehepaar im mecklenburgischen Kobrow vermarktet Eier, Fleisch und Obst aus seinem kleinen Landwirtschaftsbetrieb im eigenen Hofladen. Die Grillspezialitäten werden von Campingurlaubern geschätzt.

Text und Fotos von Birgitt Hamm

Eine kleine Flasche Eierlikör müssen wir aber auch noch mitnehmen.“ Das Ehepaar Knappe aus Leipzig ist Stammkunde im Krügerschen Hofladen von Kobrow, Landkreis Ludwigslust-Parchim. Kennen und schätzen gelernt haben die Sachsen die hausgemachten Produkte aus Mecklenburg-Vorpommern auf dem benachbarten Campingplatz in Sternberg. Dort gehören Krügers Grillspezialitäten zu den Highlights des Urlaubs.

selbstgemachte spezialitäten

Cerrien und Volker Krüger führen ihren kleinen Hof im Nebenerwerb. Hier tummeln sich Enten, Hühner, sechs bis acht Schweine, etwa 30 Rinder und ein Pferd, das zwischen seinen Kühen die Rente genießt. Dazu kommen 42 Hektar Land fürs Viehfutter – Sommergerste, Hafer, Kartoffeln. Und der Hofladen. Vor zehn Jahren eröffnet und inzwischen Anlaufpunkt für Kunden nicht nur aus dem näheren Umkreis, sondern aus Güstrow, Schwerin, Rostock, der Prignitz. „Alles, was wir verkaufen, kommt von unserem Hof und ist selbstgemacht“, betont der Landwirt, der einst Metallbauer gelernt hat und nun im Hauptberuf in einem Demeter-Betrieb bei Schwerin in der Mosterei und der Imkerei tätig ist.

„Ich verarbeite auch, was mir die Nachbarn aus ihrem Garten bringen“, ergänzt seine Ehefrau, die mit ihrem Eierlikör, fantasievollen, fruchtigen Marmeladen und Gelees nicht nur die Kundinnen begeistert. Für ihre Produkte gilt ebenfalls, was ihr Mann als Credo nennt: „Ich verarbeite alles Fleisch unverdünnt, strecke es nicht mit Wasser. Mein Kochschinken ist kein Pressfleisch, sondern Schinken.“

Den tieren geht es gut

Am Fleisch spüre man auch, dass es den Tieren gut gehe, so Krüger: „Die Schweine feiern bei uns Geburtstag. Wir schlachten sie erst mit 160 bis 180 Kilogramm. Die Kälber bleiben ein halbes Jahr mit ihrer Mutter auf der Weide; die Schweine liegen auf Stroh; die Hühner und Enten haben alle Freiheiten, die sie brauchen.“ Das schmecken die Kunden beziehungsweise das schmeckt ihnen. Deshalb floriert der kleine Laden seit zehn Jahren, ohne dass Krügers ständig auf Märkten unterwegs sind oder ihre Kunden extra beliefern. „Das würden wir auch gar nicht schaffen“, bekennt Bauer Krüger. Der Grillsommer in Sternberg ist die einzige Ausnahme.

Kurz bevor im September 2011 der kleine Laden öffnete, hatte das Ehepaar seinen Landwirtschaftsbetrieb gegründet. Nicht, weil sie unbedingt wollten, sondern um den seit 1921 im Familienbesitz befindlichen Hof zu retten. Volker Krüger erzählt: „Als mein Urgroßvater ihn kaufte, war hier eine Molkerei. Bis 2011 hat meine Mutter noch Milchkühe gehalten. Als sie in Rente gehen wollte, hätte sie den Krügerhof aufgeben müssen.“ Also haben Sohn und Schwiegertochter ihn übernommen und investiert. In Verarbeitungsmaschinen, in Kühltechnik. Immer Schritt für Schritt und nicht immer das Allerneueste. „Unsere aktuellste Investition ist die Solaranlage auf dem Dach. Die Stromkosten für die Kühlung nahmen einfach überhand; so können wir sie etwas minimieren“, erklärt der Bauer.

Zeit für Pausen haben Cerrien und Volker Krüger eigentlich nur im Winter.
Zeit für Pausen haben Cerrien und Volker Krüger eigentlich nur im Winter.

Harter Arbeitsalltag

Dass sein Nebenerwerb kein Hobby ist, merkt man am Arbeitsalltag. Der beginnt früh um sechs Uhr, wenn die Enten herausgelassen werden müssen. Um 6.15 Uhr gönnt sich Volker Krüger dann die erste kleine Tasse Kaffee, bevor die Kühe und Schweine gefüttert werden. Erst danach gibt es Frühstück für die Menschen.

Auch die Ackerwirtschaft fordert ihre Zeit, zumal er auch die Wiesen des benachbarten Agrarbetriebes zur Futtergewinnung nutzen darf. Im Herbst und Winter wird geschlachtet und Wurst gemacht. Volker Krüger: „Wir kochen, räuchern heiß und kalt nach alten Rezepten. Angefangen haben wir vorsichtig mit vier, fünf Sorten. Inzwischen sind wir bei 25 verschiedenen Würsten von Blut- bis Mettwurst – und halten stets Fleisch vor, damit wir nachliefern können, weil wirklich alle Sorten beliebt sind.“

kein beruf sondern berufung

Etwa 400 Kilo Fleisch verarbeitet die Familie, zu der zwei Töchter gehören, an einem Wochenende. Cerrien Krüger: „Da heißt es: Machen, bis die Arbeit fertig ist.“ Das Geflügel schlachtet der Landwirt selbst, die Rinder bringt er nach Parchim, Schweine nach Prislich. Sein Prinzip: Nicht länger als eine Stunde mit den Tieren fahren. Bei den Produkten, die er aus seinem Fleisch kreiert, helfen ihm die eigenen Erfahrungen aus der Familie und ein Bekannter, der Schlachter und Fleischer ist.

Der Hof ist für Krügers kein Beruf, sondern Berufung. „Wir haben unser Auskommen und sind zufrieden“, sind sich die Eheleute einig. „Wir wären es noch mehr, wenn die Bürokratie uns nicht so viel Zeit stehlen würde“, ergänzt Cerrien. „Für den Agrarantrag muss ich jedes Jahr die Anbaufläche für jede Frucht genau auf-zeichnen. Aber zeichnen Sie mal drei Reihen Mais oder eine Reihe Kartoffeln in das Onlineformular. Reicht es nicht, wenn ich das genau aufschreibe?“

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Fachschule für Agrarwirtschaft „Heinrich von Thünen“: An Winterschule festgehalten

Die Fachschule für Agrarwirtschaft „Heinrich von Thünen“ ist die einzige landwirtschaftliche Fachschule in Mecklenburg-Vorpommern. Sie bietet ein breit gefächertes Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten.

Von Ulrike Bletzer, Bad Ems

Welches Alleinstellungsmerkmal die Fachschule für Agrarwirtschaft Heinrich von Thünen“ in Güstrow auszeichnet? Da muss Schulleiterin Andrea Wurz nicht lange überlegen.
„Wir sind die einzige landwirtschaftliche Fachschule in Mecklenburg-Vorpommern“, erwidert sie. Das war allerdings nicht immer so. Lange Jahre gab es mit den Fachschulen für Landwirtschaft Zierow im Landkreis Nordwestmecklenburg und Tollenseheim im Kreis Mecklenburgische Seenplatte zwei weitere Standorte. Doch um die Jahrtausendwende herum wurden sie in den zentralen Standort Güstrow (Landkreis Rostock) eingegliedert – „wegen des zunehmenden Schülerrückgangs, aber auch im Hinblick auf eine größere Effektivität“, wie Andrea Wurz erläutert.

Konsequentes Konzept der Winterschule

Die Zusammenlegung ist allerdings nur eines von vielen markanten Daten in der wechselvollen Geschichte der Bildungseinrichtung, die im Jahr 1949 als Ausbildungsstätte für Maschinentechniker an den Start ging und heute in Trägerschaft des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern junge Menschen auf die Abschlüsse „Staatlich geprüfte/-r Wirtschafter/-in Fachrichtung Landwirtschaft“ und „Staatlich geprüfte/-r Agrarbetriebswirt/-in Fachrichtung Landwirtschaft“ vorbereitet.

Dabei setzt sie konsequent auf das Konzept der Winterschule: Sowohl bei der einjährigen Fachschule (Wirtschafter) als auch bei ihrem zweijährigen Pendant (Agrarbetriebswirt) besuchen die Schülerinnen und Schüler über drei Wintersemester hinweg den Unterricht in Güstrow und arbeiten in den Sommerhalbjahren jeweils im Betrieb. Der Unterschied zwischen „einjährig“ und „zweijährig“ definiert sich über die Intensität des Schulbesuchs: Die angehenden Agrarbetriebswirte sind an fünf, die künftigen Wirtschafter dagegen lediglich an zwei bis drei Unterrichtstagen pro Woche vor Ort.

Viele andere Winterschulen wechselten derzeit zum Vollzeitunterricht, beobachtet Andrea Wurz. Nicht so die Güstrower, die an der Winterschule festhalten: „Vollzeitunterricht reißt die Fachschülerinnen und Fachschüler komplett aus der betrieblichen Praxis heraus. Das ist sehr schwierig in einer Zeit, in der die Landwirtschaft mit einem großen Fachkräftemangel zu kämpfen hat“, erklärt die Schulleiterin.


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Kombination aus Schulbesuch und praktischer Erfahrung gut bewährt

Die Konkurrenz zwischen Fachschulen und Betrieben, die nicht auf ihre Fachkräfte verzichten könnten oder wollten, habe teilweise zu einem höheren Einstiegsalter geführt, fügt sie hinzu: „Viele besuchen die Fachschule nicht direkt im Anschluss an Lehre und Berufsschule, sondern erst später – zum Beispiel dann, wenn bei ihrem Arbeitgeber oder auf dem elterlichen Hof ein Betriebsleiterwechsel ansteht.“

Rund 150 Schülerinnen und Schüler, die meisten von ihnen zwischen 20 und 30 Jahre alt, umfasst ein Jahrgang in der nach dem Agrarwissenschaftler und Sozialreformer Johann Heinrich von Thünen (1783–1850) benannten Güstrower Bildungseinrichtung, wobei der zahlenmäßige Schwerpunkt klar auf der zweijährigen Fachschule liegt. Hier wird in der Regel in Parallelklassen unterrichtet.

Für Führungsaufgaben gerüstet

Doch zunächst zu den angehenden Wirtschaftern, deren Schwerpunktfach die Betriebs- und Unternehmensführung ist – nicht wirklich überraschend angesichts des Ausbildungsziels, die Absolventen sowohl „zur Leitung eigener Unternehmen als auch zur Übernahme von Arbeiten und Führungsaufgaben auf mittlerer Ebene in der Agrarverwaltung und in den der Landwirtschaft vor- und nachgelagerten landwirtschaftsnahen Dienstleistungsunternehmen“ zu befähigen, wie es im Infoflyer der Schule heißt.

Zum fachrichtungsbezogenen Lernbereich zählen außerdem Biologie und Chemie, Informatik, Marktlehre, Umweltschutz und Landschaftspflege, Rechtslehre, Tierische Produktion, Pflanzliche Produktion, Landtechnik und landwirtschaftliches Bauen sowie das Fach Projektarbeit. Dazu kommen die fachrichtungsübergreifenden Fächer Kommunikation und Deutsch, Englisch, Philosophie/Religion, Mathematik und Sozialkunde. Am Ende müssen die Absolventen ihr Wissen in drei jeweils dreistündigen schriftlichen Prüfungen unter Beweis stellen und mindestens eine mündliche Prüfung ablegen.

Aufsatteln zum Landwirtschaftsmeister

Haben sie den Abschluss „Staatlich geprüfte/-r Wirtschafter/-in Fachrichtung Landwirtschaft“ schließlich in der Tasche, arbeiten viele Absolventen als Bereichsleiter auf großen landwirtschaftlichen Betrieben, wo sie dann beispielsweise für das Herdenmanagement zuständig sind. Oder sie satteln den Landwirtschaftsmeister drauf, auf den sie inhaltlich dank der Wirtschafterausbildung bereits zum größten Teil vorbereitet sind.

Mit der Betonung auf „zum größten Teil“: Zur vollständigen Qualifizierung für die Prüfung gehört noch der ebenfalls in Güstrow angebotene Intensivkurs Landwirtschaftsmeister, der im Winter an einem Tag pro Woche stattfindet und sich über insgesamt 20 Wochen erstreckt.

An ihm nimmt auch Nick Kluge teil, der den diesjährigen Wirtschafterabschluss als Jahrgangsbester erreicht hat. „Ich wollte schulisch auf meiner Ausbildung als Landwirt aufbauen, um später eine höhere berufliche Position erlangen zu können“, sagt der 23-Jährige. Er schätzt es sehr, dass die Fachschule die Themen, die in der Berufsschule nur grob umrissen werden, stark vertieft und auch den jeweiligen Hintergrund, etwa zum Agrarrecht, mit einbezogen hat. Inzwischen habe er die Leitung des Betriebs übernehmen können, auf dem er zuvor seine Ausbildung als Landwirt machte, erzählt Nick Kluge: „Da es sich um einen Betrieb mit Hühner-Freilandhaltung handelt, gibt es für die Leitung eigentlich keine andere Option, als den Meister zu machen.“

auch Fachhochschulreife möglich

Bereits vor Beginn des Schulbesuchs entschieden sich die Absolventinnen und Absolventen zwischen den Varianten „Wirtschafter“ und „Wirtschafter plus Meister“, berichtet Schulleiterin Andrea Wurz: „Zum Agrarbetriebswirt hin besteht dagegen im Prinzip, anders als bei vielen anderen Fachschulen, keine Durchlässigkeit. Auf Antrag ist es aber auch möglich, diesen Abschluss draufzusatteln.“ Beim „Staatlich geprüften Agrarbetriebswirt Richtung Landwirtschaft“ liegen, über die genannten fachlichen Inhalte hinaus, zusätzliche Schwerpunkte auf der Mitarbeiterführung und dem Erwerb der Ausbildereignung.

Auch die Fachhochschulreife kann man im Rahmen der zweijährigen Fachschule erlangen, wenn man an einem entsprechenden Zusatzunterricht inklusive kostenpflichtiger Prüfung teilnimmt. Ein wichtiger Baustein ist außerdem die ausgesprochen praxisbezogene, etwa 20 bis 30 Seiten umfassende Facharbeit, für die die Absolventinnen und Absolventen ein halbes Jahr lang Zeit haben. „Sie suchen sich ein Thema, führen in dem betreffenden Bereich Versuche durch und schreiben ihre Facharbeit darüber, die sie anschließend im Plenum präsentieren“, beschreibt Andrea Wurz das Prozedere.
Dabei kann es, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, um Fütterungs- oder Saatgutversuche sowie Versuche zur Milchqualität, aber auch um betriebswirtschaftliche Kalkulationen, etwa zur Umstellung eines Betriebs auf ökologischen Landbau, gehen. „Unsere staatlich geprüften Agrarbetriebswirte arbeiten später sehr häufig als Betriebsleiter oder Geschäftsführer von Unternehmen“, sagt Andrea Wurz.

Gute chancen in marketing, agrarmanagement und verwaltung

Auch auf Tätigkeiten in der Beratung, im Agrarmanagement, Marketing und Service von Unternehmen des vor- und nachgelagerten agrarwirtschaftlichen Bereichs sowie auf Tätigkeiten in der Agrarverwaltung, bei Verbänden und Forschungseinrichtungen sind sie bestens vorbereitet.

Maja Buhr (23), die diesjährige Jahrgangsbeste, arbeitet inzwischen im Büro der Agrargenossenschaft Stove in Blowatz-Dreveskirchen. Der elterliche Betrieb mit Schwerpunkt auf der Milchviehhaltung habe zu ihrem Entschluss, die Fachschule zu besuchen, beigetragen, berichtet sie: „Auch meine Eltern haben mir dazu geraten – in dem Bewusstsein, das nichts eine gute Bildung ersetzen kann.“ Vor allem in Fächern wie Betriebs- und Unternehmensführung habe sie in Güstrow viel Neues dazugelernt.

Auf Praxisbezug wird Wert gelegt

Sowohl in der einjährigen als auch der zweijährigen Fachschule legt man an der Fachschule für Agrarwirtschaft „Heinrich von Thünen“ großen Wert auf Praxisbezug: „Zum Beispiel machen wir regelmäßig Fachexkursionen, bei denen Schülerbetriebe besichtigt werden“, berichtet Andrea Wurz. Auch die Außendarstellung und der Austausch mit anderen Akteuren der Landwirtschaft besitzen einen hohen Stellenwert: So ist die Schule bei der Mecklenburgischen Landwirtschaftsausstellung MeLa in Mühlengeez, die als größte landwirtschaftliche Fachmesse in Norddeutschland gilt, regelmäßig mit einem eigenen Stand vertreten. Und, wie die Schulleiterin hinzufügt: „Das Jubiläum zum 70-jährigen Bestehen der Schule im Jahr 2019 haben wir gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern gestaltet. Dabei wurde deutlich, dass bei einigen bereits die Großeltern ihre Ausbildung hier absolviert haben.“

Übernachtungen für 10 euro pro nacht im wohnheim

Das Einzugsgebiet der „Heinrich von Thünen“-Schule ist groß: Es erstreckt sich nicht nur über ganz Mecklenburg-Vorpommern, sondern umfasst auch das nördliche Brandenburg und Randgebiete von Schleswig-Holstein. Ein modern eingerichtetes Wohnheim mit fünf Einzelzimmern, 44 Doppelzimmern und 18 weiteren Doppelzimmern mit einem zusätzlichen Arbeitsbereich ist 2012 in Betrieb gegangen. Eine Übernachtung kostet weniger als 10 Euro – ein Preis, der für den Besuch der Schule sehr förderlich ist.

Allerdings: Zwar gibt es durchaus Fachschülerinnen und Fachschüler, die im Wohnheim übernachten. Aber die meisten pendeln, selbst wenn sie weiter weg wohnen. „Sie leben oft mit einer Doppelbelastung aus Schulleben einerseits und Betrieb oder familiärer Situation andererseits“, sagt Andrea Wurz und schickt hinterher, das Wohnheim sei insbesondere für die Teilnehmer der überbetrieblichen Ausbildung eröffnet worden.

Ein ehemaliger Absolvent hat  eine Klasse zur Grünlandbonitur  eingeladen. (c): BARBARA CLAUSEN
Ein ehemaliger Absolvent hat eine Klasse zur Grünlandbonitur eingeladen. (c) Barbara Clausen

Überbetriebliche Ausbildung

Womit sie eine echte Besonderheit der Güstrower Bildungseinrichtung zur Sprache gebracht hat: Die „Heinrich von Thünen“-Schule bietet neben der Fachschule auch eine überbetriebliche Ausbildung in der Forstwirtschaft sowie im Gartenbau (Fachrichtungen Garten- und Landschaftsbau, Zierpflanzenbau, Gemüsebau, Obstbau und Friedhofsgärtnerei) an.

Überhaupt ist sie sehr breit aufgestellt: Zum Portfolio zählen außerdem Weiterbildungen zum Landwirtschaftsmeister (darunter der bereits erwähnte verkürzte Intensivvorbereitungskurs für Absolventen der einjährigen Fachschule) sowie zum Gärtnermeister, Forstwirtschaftsmeister, Pferdewirtschaftsmeister und Tierwirtschaftsmeister. „Bei den Meisterlehrgängen kooperieren wir zum Teil allerdings mit anderen Bundesländern – zum Beispiel mit Brandenburg, was die Forstwirte betrifft, und mit Thüringen, was die Tierwirte anbelangt“, stellt Andrea Wurz klar.

Ähnliches gilt zumindest für einen Teil der zahlreichen Fortbildungen, an denen man in Güstrow teilnehmen kann. Hier reicht das Spektrum, um nur ein paar Beispiele zu benennen, vom Berufsabschluss Landwirt, Tierwirt oder Gärtner über die geprüfte Agrarbürofachkraft, melktechnologische Grundlagen und ein Orientierungsseminar ökologischer Landbau bis hin zum Befähigungsnachweis Tiertransporte und dem Sachkundenachweis Pflanzenschutz.

Insgesamt 14 Lehrkräfte und fünf Ausbilder, Letztere zum größten Teil in Unterrichtsfächern wie Forstliche Verfahren und Forsttechnik, gehören zum Kollegium der Güstrower Winterschule. Apropos Winterschule: Bei diesem Begriff drängt sich unwillkürlich die Frage auf, was die Lehrerinnen und Lehrer eigentlich im Sommerhalbjahr machen. „Dann arbeiten sie als Ausbildungsberater und Prüfer im Bereich der Erstausbildung“, erläutert Schulleiterin Andrea Wurz den zweiten Aufgabenbereich.

Ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil in Güstrow: Die Fachschule für Agrarwirtschaft „Heinrich von Thünen“ ist Teil eines grünen Bildungscampus, zu dem unter anderem auch die Berufsschule des Landkreises Rostock gehört. Auf diese Weise ist es möglich, zahlreiche Synergien zu nutzen. Auch in kulinarischer Hinsicht: Eine von der Fachschule betriebene Mensa steht dem gesamten Campus zur Verfügung.

Schon vor Corana Digitalunterricht

Logisch, dass die Corona-Pandemie auch an der Fachschule für Agrarwirtschaft „Heinrich von Thünen“ nicht spurlos vorbeigegangen ist. Allerdings: „Wir hatten schon ein Jahr vor Covid-19 damit begonnen, digitale Möglichkeiten für den Unterricht zu nutzen, und dafür zum Beispiel eine Lernplattform angeschafft“, berichtet die Schulleiterin und fügt hinzu: „Das alles ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass wir das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern als Einzugsgebiet haben.“

Alle Lehrer und Schüler hätten frühzeitig einen Zugang zu besagter Lernplattform erhalten, sodass es nach dem Ausbruch der Pandemie ohne größere Probleme möglich gewesen sei, auf Distanzunterricht umzustellen: „Der Unterrichtsausfall hielt und hält sich in überschaubaren Grenzen.“ Auch nach der Rückkehr zum Präsenzunterricht sei geplant, die digitalen Möglichkeiten – dann allerdings in geringerem Umfang – weiterhin zu nutzen, erklärt Andrea Wurz: „So möchten wir an den Wochenrandtagen Montag und Freitag weiterhin Distanzunterricht anbieten, um auch diejenigen Schülerinnen und Schüler, die an diesen Tagen nicht vor Ort sind, gut mit einzubinden.“

In der Corona-Zeit hätten sich die Schülerinnen und Schüler stärker, als es vorher der Fall gewesen sei, zu Lerngruppen zusammengefunden, nennt Andrea Wurz ein Beispiel dafür, dass die Pandemie auch den einen oder anderen positiven Nebeneffekt mit sich bringen kann. Allerdings habe Corona eine bedenkliche Entwicklung verschärft, die durch die bereits erwähnte Doppelbelastung vieler Absolventinnen und Absolventen ohnehin schon in Gang gekommen war: Das Schulleben nach Unterrichtsende sei stark eingeschränkt, so die Schulleiterin, die betont: „Mein persönlicher Wunsch ist es, dass dieser Bereich wieder stärker auflebt.“

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„Sonderfonds Insektenschutz“: Millionen für Wiesen, Falter und Streuobst

Auf Hochtouren läuft derzeit in Thüringen die Förderung von Insektenschutzprojekten in der Agrarlandschaft. Anfang 2021 hatte das Umweltministerium in Erfurt einen neuen „Sonderfonds Insektenschutz“ eingerichtet.

Von Frank Hartmann

Der neue „Sonderfonds Insektenschutz“ speist sich aus Bundesmitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK; 60 %) und aus Landesmitteln (40 %). Das Bundesagrarministerium stellt über den GAK-Sonderrahmenplan „Maßnahmen zum Insektenschutz in der Agrarlandschaft“ allein im laufenden Jahr 85 Mio. Euro bereit.

Für das Thüringer Programm können sich Vereine, Verbände, Kommunen oder Landwirtschaftsbetriebe mit Projekten (Laufzeit: 2021 bis 2023) ab einem Volumen von 500.000 Euro bewerben. Der Fördersatz beträgt bis zu 100 % (Kommunen bis zu 90 %).



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„echter Bedarf und große Bereitschaft“

20 Anträge gingen in der ersten Jahreshälfte ein. Laut Ministerin Anja Siegesmund (Grüne) zeige das große Interesse, dass es „einen echten Bedarf und eine große Bereitschaft“ gebe, sich für mehr Insektenschutz einzusetzen. Zuletzt wurde das Projekt „Blüten- und insektenreiche Bergwiesen im Naturpark Thüringer Wald“ des Landschaftspflegeverbandes Thüringer Wald ausgewählt. Mit den rund 1,5 Mio. Euro Förderung sollen „landschaftspflegerische Maßnahmen den Zustand von Berg-Mähwiesen, Borstgrasrasen sowie Übergangs- und Schwingrasenmooren“ verbessern. So wird u. a. Spezialtechnik zum Mähen steiler Hänge angeschafft.

Bis Ende 2023 läuft ein Schutzprojekt der „Naturforschenden Gesellschaft Altenburg“ (NfGA), das mit 1,55 Mio. Euro unterstützt wird. Hier unternimmt man Anstrengungen, „das Überleben des gefährdeten Skabiosen-Scheckenfalters in Thüringen“ zu sichern.

Sonderfonds Insektenschutz: Förderung für Streuobstwiesen

Förderungen erhalten auch zwei Streuobstwiesenvorhaben: So will der Landschaftspflegeverband „Mittelthüringen“ bis 2023 Streuobstwiesen in den Landkreisen Sömmerda und Weimarer Land sowie in der Stadt Weimar sanieren. Geplant ist, 550 Bäume durch Pflege zu erhalten, rund 1.000 hochstämmige Obstgehölze neu anzupflanzen sowie den Unterwuchs zu entbuschen. Gefördert wird dies mit 550.000 Euro.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland (AbL) erhält bis 2023 für ihr Schutzprojekt „Streuobstwiesen – ein Paradies für Insekten“ ebenso nicht unerhebliche 520.000 Euro. Ziel des Großprojektes sei es, insgesamt 20 ha Streuobstwiesen in den Landkreisen Nordhausen und Gotha sowie dem Kyffhäuserkreis, Unstrut-Hainich-Kreis und Saale-Holzland-Kreis zu sanieren.

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