Wir sprachen mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden Benny Hecht über zukünftige Wege und Schwerpunkte.
Bauernzeitung: Auf dem Kreisbauerntag Teltow-Fläming am Anfang April wurden Sie zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt, und Silvia Fuchs kann sich wieder auf ihre Arbeit als Geschäftsführerin konzentrieren. Aus welchem „Stall“ kommen Sie, Herr Hecht?
Benny Hecht: Seit Januar bin ich Geschäftsführer der Agrargenossenschaft „Ländeken“ eG Meinsdorf, wo ich bereits seit zehn Jahren schwerpunktmäßig für die Schweineproduktion zuständig bin. Wir bewirtschaften 1.700 Hektar, davon 300 Hektar Grünland, halten 330 Muttersauen und 2.300 Mastschweine, betreiben eine Biogasanlage und produzieren in Kreislaufwirtschaft. Wir haben unsere eigene Mühle und züchten auch die Sauen selbst. Nur das Sperma zur künstlichen Befruchtung, Eiweißfuttermittel und Mineralstoffe kommen von woanders hinzu. Seit vier Jahren arbeite ich im Vorstand des Kreisbauernverbandes mit und engagiere mich in der Arbeitsgruppe Schwein für den Tierschutzplan Brandenburg.
Geht es an dieser Stelle voran? Wie weit sind Sie gekommen?
Das Problem ist: Einerseits gehen wir beim Tierschutzplan davon aus, die Tierbestände in Brandenburg aufzustocken: Wir reden von zwei Großvieheinheiten je Hektar als Zielgröße, das wäre eine Verfünffachung zum jetzigen Bestand. Auf der anderen Seite hören wir von der Landespolitik, wir müssen Tierbestände reduzieren und Moore wiedervernässen, um CO2 zu speichern. Da stecken wir in einer Sackgasse.
Also freie Ehrenamtsspitzen und darum die Wahl zum Vorsitzenden?
Einer muss ja. Das Durchschnittsalter im Vorstand liegt bei 48. Da ist bei den ganz Jungen, die so mit 35 Verantwortung in ihren Betrieben übernommen haben, bei Unmut schnell mal von Demonstration und Blockade die Rede. Aber aus meiner Erfahrung in der Zusammenarbeit mit dem Ministerium weiß ich: Nur Konfrontation, das funktioniert nicht.
Aber der richtige Weg scheint noch nicht gefunden …
Nein, der ist noch nicht gefunden. Und es wird immer schwieriger, auch mit den jungen Kollegen in der Verwaltung. Die haben mit Sicherheit ein tolles Verwaltungsrechtsstudium, aber leider kaum oder keine Beziehung zur landwirtschaftlichen Praxis. Und das ist das, was uns jetzt auf die Füße fällt – nicht nur auf Landes-, auch auf Kreisebene. Das Schwarz-Weiß-Denken, das schon in den Schulbüchern einsetzt – bio ist gut, konventionell ist schlecht –, steckt tief in den Köpfen.
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Wo wollen Sie Schwerpunkte setzen?
Zum einen möchte ich den Zusammenhalt innerhalb des Berufsstandes stärken. Wir dürfen uns nicht gegeneinander ausspielen lassen: klein – groß, konventionell – öko. Weiteres Thema ist die Nachwuchsgewinnung. Da sind wir schon ganz gut, aber es muss weiter gehen. Und speziell, was unseren Landkreis angeht: Wir haben im Süden das Baruther Urstromtal. Da sollen möglicherweise 22.000 Hektar zum Naturpark erklärt werden – mit allen Folgen für die Landwirtschaft. Damit könnte kompletten Betrieben die Produktionsgrundlage abhandenkommen. Natürlich wird gesagt: „Ihr könnt noch Landwirtschaft betreiben!“ Aber wenn ich Betrieben mit durchschnittlichen Bodenzahlen von 18 synthetischen Dünger wegnehme, ist Schluss mit dem Wirtschaften! Im Norden des Landkreises haben wir ein anderes Problem: den Flächenverlust. Wir grenzen ja direkt an Berlin, da wächst mit Reiterhöfen und privaten Nutzungsinteressen die Flächenkonkurrenz.
Nahe Rostock bewirtschaften Ralf Czerwinski und seine Familie 32 Hektar Acker- und Grünland. Angebaut werden Weizen, Raps und Gerste. Auf den Weiden grast ab April eine Mutterkuhherde mit knapp 30 Tieren.
Von Jürgen Drewes
Horst ruft zum Aufstehen. Es ist kurz vor 5 Uhr. Auf dem Hof von Ralf Czerwinski in Groß Bölkow, nahe Bad Doberan, beginnt ein neuer Arbeitstag. Hahn Horst ist der Wecker. Auch für seine 40 Hühner. Sollte er mal nicht gehört werden, hilft Leni. Mit eher leisen Tönen. Die Labradorhündin kam vor ein paar Jahren aus dem Tierheim auf den Hof und passt nun auf, wer da durchs Tor kommt. Nicht jeder ist sofort willkommen. Aber grundsätzlich ist sie zugänglich. Die Familie Czerwinski möchte sie auf keinen Fall mehr missen. Und umgekehrt ist es genauso. Für Ralf Czerwinski endet der Arbeitstag erst, wenn es dunkel wird. Im Hauptberuf arbeitet er auf dem Bau. Die Zeit für seine Landwirtschaft im Nebenerwerb eingerechnet, ist er täglich 12 bis 14 Stunden, mitunter noch länger, unterwegs. Genauso hat er es gewollt.
Rückblende. Nach der Wende hatte sich die Familie entschieden, die einst in das benachbarte volkseigene und nun privatisierte Gut Hohen Luckow eingebrachten Flächen nicht zu verkaufen, sondern selbst zu bewirtschaften. Gegen den Trend. Fast alle Nachbarn hatten sich damals von der Landwirtschaft losgesagt. Czerwinskis hingen an ihrer Scholle. Ralfs Eltern waren auf der Flucht am Ende des 2. Weltkrieges aus verlorenen deutschen Ostgebieten in Groß Bölkow gestrandet. Mit einigen Hektar Land starteten sie neu.
Da hat man eine ganz besondere Beziehung zu seinem Boden. „Das gibt man nicht einfach her“, heißt es in der Familie übereinstimmend. Inzwischen sind die Eltern Mitte 80. Für Sohn Ralf war früh klar, dass er die Aufbauarbeit von Vater und Mutter fortführen wird. Längst ist der 55-Jährige voll im Geschäft. Unterstützt von Partnerin Simone Witt. Sie arbeitet als Lehrerin in Rostock. Eine Annonce hat beide vor zehn Jahren zusammengeführt. Die Frau aus der Stadt, der Mann vom Lande – das passt bis heute. Im Nebenberuf ist Arbeitsteilung angesagt.
Klar, dass sich die Mathematiklehrerin um die Buchführung kümmert. Rechnen muss man können. Und immer mehr Büroarbeit aushalten. Auch wenn es nur 32 ha sind, etwa je zur Hälfte Acker bzw. Grünland.
Im März wurden in den vor wenigen Jahren neu gebauten Ställen zahlreiche Kälber geboren. Aufmerksam beobachtet vom einzigen Vater. Der steht jetzt wieder in seiner eigenen Bucht, während sich die Mütter mehrere Abteile mit ihren Kälbern teilen. Einige fehlen noch. Wenn die Herde komplett ist, geht es auf die Weide. Die Flächen wurden schon gestriegelt, um beste Voraussetzungen für die knapp 30 Tiere zu schaffen.
Nebenerwerbslandwirt Czerwinski hat sich für Uckermärker entschieden. Die Rinderrasse stammt aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Die Kreuzungszucht startete in den 1970er-Jahren, als es in der DDR weder eine ausgeprägte noch organisierte Fleischrindzucht gab, sondern lediglich Genreserveherden für Fleckvieh und Charolais. Um deren Reproduktion zu sichern, zum anderen auch Bullen für die Spermabereitstellung zwecks Anpassung an Schwarzbunte Kühe zu haben, begann im deutschen Nordosten die Kreuzungszucht. Im Ergebnis entstand mit dem Genotyp 67 eine Rasse, die 1992 ihre Anerkennung als Uckermärker fand.
Czerwinskis schwärmen von ihren Uckermärkern. Ihre Leichtkalbigkeit, das Gewicht, das bei Kühen und Bullen schon mal deutlich über 1.000 kg liegen kann, und die Hornlosigkeit bieten Vorteile in der Haltung. Da haben sich die besten Eigenschaften beider Ausgangsrassen durchgesetzt, so das Resümee. Auch farblich vereinen sie beide Elternrassen in sich.
Das Spektrum reicht von fast weiß über cremefarben bis gescheckt. Die gute Weidefähigkeit und die Gabe, genügend Grobfuttermengen aufnehmen zu können, komplettieren die Vorzüge.
Es ist kurz vor 17 Uhr. Ralf Czerwinski ist zurück von der Arbeit. Als gelernter Zimmerer arbeitet er für eine kleine Rostocker Baufirma. Spezialgebiet Wohnhäuser. Nun sind erst einmal die Rinder zu versorgen. Die haben sich schon bemerkbar gemacht. 17 Uhr ist Fütterungszeit. Abweichungen vom Standard werden lauthals kommentiert. Sowie ihnen das Heu zugeschoben wird, herrscht wieder Ruhe im Stall. Simone Witt schaut vorbei. In der Schule war’s mal wieder anstrengend. Die nicht enden wollenden Regelungen in der Coronapandemie belasten Lehrer und Schüler gleichermaßen. Bei der Arbeit auf dem Hof kann die Lehrerin entspannen.
Chris, der Sohn von Ralf Czerwinski, ist als Stahlbetonexperte ebenfalls auf dem Bau. Auf dem Hof hilft er, wann und wo er kann. Am liebsten fährt er Mähdrescher. Das ist aber die einzige Technik, die es auf dem Nebenerwerbsbetrieb nicht gibt. Mit 18 ha Weizen, Gerste oder Raps lohnt sich die Maschine nicht. Da lassen wir lieber ein Lohnunternehmen kommen, macht Mathelehrerin Simone Witt ihre Rechnung auf. Chris freut sich, wenn ihn der Nachbar fragt, ob er nicht beim Dreschen helfen könne.
Czerwinskis Technik steht unter dem neuen Schleppdach; Traktoren, Drillmaschine, Spritze, Düngerstreuer, sogar ein alter Kartoffelroder ist im Bestand. Als geliebtes Museumsstück erinnert er an längst vergangene Zeiten.
Neben den Rindern und zwei Deutschen Reitponys gehören Hühner, Tauben und Kaninchen zur Tiervielfalt auf dem Hof. Was inzwischen fehlt, sind Schweine. Im aufwendig sanierten, ehemaligen Wohn-, Stall- und Scheunengebäude war dafür kein Platz mehr. In dem Haus wird nur noch gewohnt, Großeltern und Enkel unter einem Dach. Ralf Czerwinski und Simone Witt haben sich gleich gegenüber ein Eigenheim gebaut, tatkräftig unterstützt vom Sohn.
Probleme bereitete den Landwirten zuletzt das Wetter. Nach Dauerregen im Januar und Februar fiel im März wie fast überall im Land kaum noch ein Tropfen. Zudem gab es nachts oft Bodenfrost. Das ließ die Natur nur schwer in Schwung kommen. Da half auch die erste Düngergabe nur wenig. Aber noch ist nichts verloren, machen sich die Familienmitglieder gegenseitig Mut. Optimismus, Engagement, Freude an der Arbeit weit über das „Normale“ hinaus. Das ist es, was sie auszeichnet.
In Sachsen haben jetzt drei weitere Wölfe im Rahmen des Besenderungsprogramms je ein Senderhalsband bekommen.
Wie das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mitteilt, tragen jetzt fünf Wölfe einen Sender. Sie übermitteln Daten für das Monitoring der geschützten Raubtierart.
Die neu besenderten Tiere sind zwei Fähen aus dem Nochtener Rudel und eine Fähe aus dem Rudel „Knappenrode II“.
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Weitere zwei Tiere tragen bereits seit März vorigen Jahres einen Sender. Aus den übermittelten Daten wird deutlich, dass die Zäune zum Schutz vor Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) um den Ostteil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz den Bewegungsradius der Wölfe einschränken. So hielt sich eine inzwischen fast drei Jahre alte Fähe aus dem Rudel „Daubitz II“ über die gesamte Zeit innerhalb der Zäunung auf.
Das Bewegungsmuster lasse zudem darauf schließen, dass sie bislang erfolglos nach einer Stelle zur Überwindung des Zauns suchte. Dem LfULG zufolge deuten auch Spuren an den Zäunen darauf hin, dass Wölfe diese nicht beliebig überwinden. Seit September schränkte sich das genutzte Gebiet der Wölfin ein. Offenbar duldet das Rudel sie nicht in der Nähe der neuen Welpen.
Das Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland ist vom LfULG mit der Durchführung des Besenderungsprojekts beauftragt.
Agrargenossenschaft Ranzig: Fürsorge im FangkorbMit Mutterkühen zu arbeiten und sich dabei nicht in Gefahr zu bringen, setzt eine vertrauensvolle Beziehung zu den Tieren und Fingerspitzengefühl der Tierbetreuer voraus. Die Agrargenossenschaft Ranzig hat sehr gute Erfahrungen mit einem Fangkorb für Kälber Marke Eigenbau gemacht.
Ganz geheuer ist der Mutterkuh die Sache nicht: Eben noch stand sie mit ihrem Kalb gelassen auf der Weide, auf einmal steht das Kalb mit zwei Menschen in einem Käfig, und sie ist „außen vor“. Etwas nervös beobachtet sie das Geschehen, streift um den Käfig und muht. Aber die anderen Tiere der Herde bleiben ruhig, machen sich am Futterwagen zu schaffen oder schubbern sich den Rücken – zum Beispiel am Rückspiegel des Geländewagens von Christian Rußig. Der Leiter Tierhaltung der Agrargenossenschaft Ranzig erläutert, wie sich die Arbeit mit den Kälbern durch den Fangkorb verändert hat: Mit Mutterkühen zu arbeiten und sich dabei nicht in Gefahr zu bringen, setzt eine vertrauensvolle Beziehung zu den Tieren und Fingerspitzengefühl der Tierbetreuer voraus. Mario Kappel und Olaf Worm, die die Mutterkühe in Ranzig betreuen, haben beides, und lange haben sie alle Arbeiten am Kalb ohne den Fangkorb gemacht.
Der Fangkorb ermöglicht Kuh und Kalb, in Kontakt zu bleiben, während die Arbeit sicherer und komfortabler ist. Kappel und Worm können sich ganz auf das Kalb konzentrieren. Sie ziehen die Ohrmarken ein, machen Notizen zu Mutter, Kalb und eventuellen Auffälligkeiten. Der Nabel wird mit Jod gedippt, und das Kalb bekommt zur Starthilfe subkutan Vitamin E und Selen verabreicht. „Schwache Kälber erhalten zusätzlich Rumistrum, ein Kolostrum mit Energiebooster“, erläutert Christian Rußig.
Er wisse nicht mehr genau, wo er die Idee für den Fangkorb aufgegriffen habe, dieses Exemplar jedenfalls sei Marke Eigenbau. Sein Bruder arbeitet in einer regionalen Metallbaufirma und habe den Prototyp des Fangkorbs für die Agrargenossenschaft Ranzig entwickelt und gebaut, so Rußig. Der Käfig lasse sich ohne großen Aufwand an den Rad- oder Teleskoplader montieren, berichtet Rußig, während Kappel und Worm das Kälbchen mit Ohrmarken versehen.
Seit vor drei Wochen die Abkalbezeit begonnen hat, schauen die beiden Männer dreimal täglich nach den Tieren. Morgens und abends wird gefüttert, mittags eine zusätzliche Runde gemacht, um Kälber und Mutterkühe gut im Blick zu behalten. Etwa die Hälfte der insgesamt 250 Tiere hat bereits gekalbt, und bisher verläuft die Saison ohne große Komplikationen. Eine Schwergeburt und zwei Totgeburten habe es gegeben, so Rußig, bisher aber kaum Probleme mit Wolf oder Kolkraben.
Letztere hätten in den vergangenen zwei Jahren für extreme Probleme gesorgt, berichtet Rußig. „Wir haben im Schnitt zehn Kälber pro Jahr verloren. Schon beim Kalben haben die Raben Klauen und Schnauze angepickt, sich bei längeren Geburtsvorgängen sogar an den Augen der Kälber zu schaffen gemacht. „Kolkraben sind geschützt, sie zu vergrämen, ist mühsam, eine Abschussgenehmigung zu bekommen, unglaublich aufwendig. Und sie sind schlau, wenn sie mein Auto sehen, sind sie weg“, fasst Rußig das Kapitel zusammen.
Mit dem Wolf gab es 2017 einen Zwischenfall, bei dem ein 250 kg schwerer Absetzer von der Herde weg durch ein Schilfgebiet getrieben und gerissen wurde. In Stallnähe sei noch nichts passiert. Die Ranziger setzen bei der Zucht nicht unbedingt auf Hornlosigkeit. Die Uckermärker sehen recht wehrhaft aus, und auch die Wagyus und die Hereford stehen nicht ganz ohne da.
„Wir haben in den letzten Jahren im Herbst straff selektiert“, so Rußig. Tiere, die nicht mütterlich oder nicht tragend waren, dicke Striche oder Probleme mit den Fundamenten hatten, wurden selektiert. So langsam trägt das Früchte.“
Und ein weiteres Ziel hat der Leiter Tierproduktion im Auge: die Abkalbezeit auf acht Wochen zu reduzieren. Aber das kann nur allmählich erreicht werden, in zwei Jahren etwa soll es so weit sein. Seit drei Jahren führen die Ranziger auch bei den Mutterkühen routinemäßig Trächtigkeitsuntersuchungen durch. „Eine Mutterkuh bringt nur Geld, wenn sie ein Kalb hat.“
Während wir uns auf der Weide umsehen, verklickert Pflanzenproduktionsleiter Thomas Kläber mit Hartmut Noppe, dem Kreisvorsitzenden des Bauernverbandes Oder-Spree (KBV) einer Frau von der Regionalpresse, warum Düngen überhaupt sinnvoll ist und wie es teilflächenspezifisch funktioniert. Der KBV will offensiver mit seinen Themen an die Öffentlichkeit, die Verwaltung der Agrargenossenschaft Ranzig sitzt auf demselben Flur nur ein paar Türen weiter. Da liegt das Gute nahe – und die zusätzliche Arbeit auch.
In einem vom Bund geförderten Projekt heben Partner aus Forschung und Praxis Potenziale in der Landwirtschaft. In einem Teilprojekt befasst sich Eidam Landtechnik mit dem Strip-Till-Verfahren.
Lösungen bietet dieser Ansatz gleich für mehrere Probleme im Ackerbau: Strip-Till-Systeme tragen dazu bei, die Bodenstruktur zu erhalten, schützen vor Erosion, sind wassersparend und reduzieren den Bearbeitungsaufwand. „Maximalerträge zu erreichen, ist nicht mehr das wichtigste Ziel“, meint Hendryk Eidam. Er verweist auf die auch gesellschaftlich geforderte Notwendigkeit, natürliche Ressourcen zu schonen und sich dem Klimawandel anzupassen. Doch reduzierter Einsatz, wie er mit Streifensaat einhergeht, senkt eben auch die Kosten und trägt zur Wirtschaftlichkeit bei, wie der Geschäftsführer des Familienunternehmens Eidam Landtechnik aus Lößnitz im Erzgebirge erklärt.
Das Unternehmen, das nach der Wende zunächst als Gebrauchtmaschinenhandel entstand, konstruiert, fertigt und montiert zum einen Bauteile und -gruppen für Hersteller von Land-, Bau- und Kommunaltechnik. Zum anderen produziert es unter dem Markennamen „InnoMADE“ eine eigene Produktlinie mit Geräten beispielsweise zur Bodenbearbeitung und Gülleinjektion oder Silagetechnik.
Seit einiger Zeit ist Eidam auch wieder im Landmaschinenhandel aktiv und vertreibt in Südsachsen Traktoren der Marke Valtra sowie Technik von Krone. Langfristig und fair mit den Kunden als Partnern zusammenzuarbeiten sei das Ziel, merkt Hendryk Eidam an. Alle Unternehmensbereiche greifen ineinander, betont der Geschäftsführer. „Gemäß unserer Unternehmensvision ‚Landtechnik mit System‘ führen wir das Know-how aus Entwicklung, Fertigung und Handel für die bestmögliche Lösung für den Kunden zusammen.“
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Im Rahmen des groß angelegten Projektes „DMPL – Diversitäts-Management und neue Prozessqualität für nachhaltige Landwirtschaft und regionale Wertschöpfung“, in dem Eidam Landtechnik gemeinsam mit den Maschinenringen Sachsen und dem Zentrum für angewandte Forschung und Technologie (ZAFT) an der HTW Dresden zu den Trägern gehört, will das Unternehmen jetzt eine Streifensaatmaschine optimieren und an die unterschiedlichen Anforderungen in Sachsen anpassen. Im ersten Schritt hat Eidam die Maschine so ertüchtigt, dass sie mit der Aussaat gleichzeitig auch streifenweise Gülle zur Unterfußdüngung injizieren kann, statt wie sonst meist üblich flächig einzuarbeiten. Das spart einen Arbeitsgang und bringt die Nährstoffe zielgerichtet an die Saat.
Den ersten „Aufschlag“, wie es Hendryk Eidam nennt, wird die derart erweiterte Maschine am 29. April erleben. An diesem Tag geht das DLMP-Projekt in Lößnitz an den Start. Die Projektpartner werden in einem gemeinsamen Praxisversuch mit der Maschine Mais legen und gleichzeitig Gülle einarbeiten. „Es ist ein Test, er kann auch scheitern“, gibt sich Hendryk Eidam vorsichtig. „Aber das gehört zu einem Projekt dazu.“
Innerhalb des bis 2027 angelegten und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes ist die Gülle-Streifensaatmaschine ein Teilprojekt. Ziel sei es, Strip-Till als durchgängiges Bearbeitungssystem unter verschiedenen standörtlichen Bedingungen in Sachsen zu etablieren, wie der Unternehmenschef und Landtechnik-Ingenieur erklärt. Das Projektgebiet, das von Nordsachsen bis ins Vogtland und Erzgebirge reicht, bilde verschiedene Standorte ab. Zum Abschluss des Projektes sollen nicht nur technische Anpassungen entwickelt und erprobt, sondern auch Handlungshinweise in Form eines Leitfadens erarbeitet und zusammengetragen worden sein.
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Angewiesen sei man dabei freilich auch auf den Austausch mit Landwirten. „Der enge Kontakt zu den Praktikern ist enorm wichtig“, sagt er. „Wo liegen die Probleme? Was geht noch besser? Um das zu erfahren, braucht man den Austausch, am besten innerhalb eines Netzwerkes.“ Dieses Netzwerk soll im Rahmen des DMPL-Projektes entstehen – und nicht nur Landwirte umfassen. Denn das Projekt will Landwirtschaft und Gesellschaft wieder näher aneinander bringen und zum gegenseitigen Verstehen beitragen, indem es vorhandene Potenziale in Landwirtschaft und ländlichem Raum in der Landwirtschaft, der Regionalvermarktung, in Natur- und Umweltschutz und der Forschung aufgreift. Eidams Gülle-Streifensaatmaschine ist ein Beispiel dafür. Sie hilft Landwirten, Ressourcen wie Boden und Wasser zu schützen und zugleich Betriebsmittel sparsam einzusetzen. Doch auch andere Ideen sind angedacht – bis hin zur Entwicklung neuer Fruchtfolgen und ihrer Verwertung in neuen regionalen Produkten.
Kick-off des DMPL-Projektes mit Praxisvorführung, Präsentation und zugleich feierlicher Eröffnung des neuen Werkstatt- und Vertriebsgebäudes von Eidam Landtechnik ist am 29. April in Lößnitz.
Sachsens Wälder stehen vor einem weiteren Jahr mit hohem Aufkommen an Borkenkäfern. Der Staatsbetrieb Sachsenforst rechnet damit, dass in den kommenden Wochen wieder Milliarden an Käfern ihre Winterquartiere verlassen.
Sachsens Waldbesitzer sind aufgerufen, ihre Wälder und insbesondere Schadholz aufmerksam auf Befall zu kontrollieren und rasch Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um die Vermehrung der Schädlinge zu verhindern.
Die Forstwirtschaft in Sachsen muss im nunmehr fünften Jahr mit hohem Aufkommen an Borkenkäfern zurechtkommen. 2019 und 2020 verzeichnete man Rekordschäden durch Borkenkäfer mit jeweils rund 2,1 Mio. m³ Schadholz in allen Waldeigentumsarten.
Zwar gingen die Schäden im vorigen Jahr aufgrund umfangreicher Gegenmaßnahmen, des gebietsweise Verschwindens befallsgeeigneter Bestände und eines durchschnittlichen Witterungsverlaufes insgesamt leicht zurück. Sie lagen mit 1,8 Mio. m³ dennoch weiter auf einem historisch hohen Niveau. Zudem verläuft der Rückgang der Schäden nicht einheitlich. Während die Schadmengen im Staatswald deutlich zurückgingen, stagnierte die Entwicklung in Privat- und Körperschaftswäldern oder nahm gebietsweise sogar wieder zu.
Auch regional gibt es Unterschiede. Im Elbsandsteingebirge sowie insbesondere im Oberlausitzer Bergland und Zittauer Gebirge sind die Schäden im vergangenen Jahr noch einmal deutlich angestiegen. In diesen Regionen sowie auch im Großraum südlich von Chemnitz erwartet die Forstverwaltung auch in diesem Jahr wieder hohe Schäden. Insbesondere bei einem trocken-warmen Sommer könnten sich die Borkenkäfer wieder extrem vermehren, wenn nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Wird Befall festgestellt, sind die betroffenen Bäume zügig zu fällen und aus dem Wald abzutransportieren oder anderweitig − beispielsweise durch Entrindung − unschädlich zu machen. Für die anfallenden Holzmengen bestehe derzeit gute Nachfrage, verweist Sachsenforst auf die aktuell gute Marktlage. Weiterhin müssten nun möglichst schnell befallene Bäume, die bisher nicht saniert wurden, entfernt werden.
Auch Bestände mit frischen Wurf- und Bruchschäden müssen schnell aufgearbeitet werden. Sachsenforst empfiehlt Waldbesitzern, die Beratungsangebote in den 62 Revieren in ganz Sachsen sowie die Fördermöglichkeiten des Freistaates und des Bundes für Sanierung und Waldumbau in Anspruch zu nehmen.
Überwacht wird das Auftreten des Borkenkäfers auch in einem landesweiten Monitoring in Zusammenarbeit mit den unteren Forstbehörden. Mit speziellen Fallen an etwa 90 Standorten sammeln die Behörden räumlich differenzierte Daten zu Beginn, Dauer und Intensität der Schwarmaktivität. Darüber hinaus steht das phänologische Prognosemodell PHE-NIPS im Internet bereit. Es schätzt den Entwicklungsstand des Buchdruckers als gefährlichster Borkenkäferart Sachsens ein.
Wie ein Leipziger Radiorätsel über einen Berliner Landwirtschaftsprofessor und eine großherzige Thüringer Agrargenossenschaft einen ZT 303 samt Pflug ins Feld führte.
Zufälle gibt es nicht – darüber darf man geteilter Meinung sein! Prof. Frank Ellmer, bis 2014 Dekan der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, ist Fan des Radio-Sonntagsrätsels bei MDR-Kultur. Axel Thielmann, Autor und Moderator der wöchentlichen Sendung, thematisierte hier vor einiger Zeit prägende Lebenserinnerungen, seine eigenen eingeschlossen. Mit Freude und Herzblut schwärmte er von seiner Lehrausbildung zum Agrotechniker bei der LPG (P) „DSF“ Gleistal in Golmsdorf, unweit von Jena.
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Dabei blieb es aber nicht – der Radiomann wünschte sich nach 40 Lebensjahren, noch einmal einen ZT 303 zu lenken, vor einem Pflug. Ellmer hörte dies wohl und erinnerte sich an eine Studentin: Constance Fuchs, daheim in Thüringen, in Tharandt den Abschluss als Diplom-Forstwirtin und hiernach noch einen Landwirtschafts-Master bei Ellmer in Berlin gemacht, ist seit Herbst 2021 Pflanzenbauchefin der Agrar eG Münchenbernsdorf. DLG-prämiert wurde ihre Abschlussarbeit über die „Agrotechnische Optimierung des Roggenanbaus auf schwach schluffigem Sandboden“. Zuvor war sie ebenso glückliche Regionalberaterin für Limagrain. Ihr Münchenbernsdorfer Vorgänger, Andreas Stehfest, der nebenher ehrenamtlicher Bürgermeister seiner Gemeinde ist, trat zum 31. März in den Ruhestand ein.
Dass in Münchenbernsdorf auf gut 40 % der 2.300 ha Ackerfläche noch gepflügt wird, ist ebenso kein Zufall, wie Vorstandschef Reinfried Geithner berichtet. Ebenso wenig, dass der Betrieb, der 920 Milchkühe (10.800 kg/Kuh/Jahr) auf Stroh hält und 165 Mutterkühe (850 ha natürliches Grünland) betreut, DDR-Landmaschinen sammelt und pflegt. „Die Maschinen sind nicht auf Hochglanz, aber allesamt sofort startklar“, stellt Holger Schlöbe klar, der in der Genossenschaft die Schlüsselmaschinen für die Bodenbearbeitung und die Aussaat lenkt. Und der sich mit MDR-Moderator Thielmann unverzüglich duzte, als der zur Erfüllung seines Wunsches eingeladen war.
Der blaue ZT 303 samt Beetpflug B 201 stand bereit, um einige Furchen auf den Triticalestoppeln zu ziehen. Thielmann, der einst von seinem Lehrbetrieb zur Ausbildung in die LPG (P) „Friedrich Engels“ nach Frauenprießnitz delegiert worden war, leistete nach der Lehre 18 Monate Grundwehrdienst ab, arbeitete hiernach als Krankenpfleger und studierte später Gesang und Komposition an der der Musikhochschule „Franz Liszt“ in Weimar.
An seine Lehrzeit habe er nur gute Erinnerungen, erzählte der Hüne bei Kaffee und Kuchen. Seine prägende Stimme ist unter vielen MDR-TV-Magazin-Beiträgen zu hören. Traktorist war sein erster Berufswunsch, weil ihn die Alternativen langweilten. „Hinter Bautzen“, in der Lausitz, verbrachte der heute 58-Jährige viel Zeit bei der bäuerlich lebenden Großmutter. Und mit Freunden wird heute noch einmal im Jahr im Weimarer Land hofgeschlachtet.
Unter Anleitung von Holger Schlöbe hatte Axel Thielmann den ZT samt Pflug schnell wieder im Griff. Und war total begeistert. „Der Hammer“ war freilich die anschließende Vergleichsfahrt mit einem Fendt 936.
TIPP
Das Sonntagsrätsel auf MDR-Kultur ist sonntags ab 11 Uhr zu hören. Am 24. April dreht es sich ausschließlich um Landwirtschaft.
„Der März war bisher unser bester Monat“, freut sich Heinz Gluth. 38 Rinder wurden in dieser Zeit im Ökoschlachthaus Wismar geschlachtet und zerlegt.
Von Gerd Rinas
Etwa 15 Kunden, Landwirte im Haupt- und Nebenerwerb, nahmen die Dienste des neuen Lohnschlachtbetriebes in Anspruch. Für Investor Heinz Gluth und seine vier Mitarbeiter ist das schon mal „eine Hausnummer“. Denn der Start verlief nicht ganz reibungslos.
Als Gluth vor gut einem Jahr potenzielle Kunden und Medienvertreter zum „Tag der offenen Tür“ in das neue Ökoschlachthaus am Rande von Wismar einlud, dachte er, dass er nun durchstarten könnte. „Für Anfang Mai erwarteten wir die EU-Zulassung, im gleichen Monat sollten die Probeschlachtungen und im Juni der Schlachtbetrieb beginnen“, so Gluth. Doch weil die Zulassungsbehörde die neue Tötebox beanstandete, erteilte sie zunächst nur eine vorläufige Schlachterlaubnis. Erst eine Woche vor Weihnachten traf die unbefristete Schlachtgenehmigung, gültig für alle Huftiere und Schweine, ein. Der Schlachtbetrieb war im Juni zwar angelaufen. Doch mit ein bis zwei Rindern pro Woche blieb die Nachfrage nach der neuen Lohnschlachtung erst einmal unter den Erwartungen.
750.000 Euro hatte Heinz Gluth in das Ökoschlachthaus investiert. 280.000 Euro Fördermittel von der EU waren in den Bau und die Ausrüstung geflossen. Aus guten Gründen, denn immer wurde im Land der Mangel an regionalen Schlachtkapazitäten beklagt. Betroffen davon sind sowohl Schweine- als auch Biorinderhalter. „Nach Gallin im Landkreis Ludwigslust-Parchim ist das Ökoschlachthaus in Wismar nun ein weiteres Angebot für regionales Schlachten“, so Heinz Gluth.
Biotierhalter im Umkreis von 80 km um die Hansestadt können hier Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen einzeln schlachten, reifekühlen, zerlegen, verpacken und etikettieren lassen. „Die Entfernungsgrenze habe ich festgelegt, damit die Anfahrt nicht länger als eine Stunde dauert und die Tiere durch den Transport nicht zu stark belastet werden. Das ist meine Definition von Tierwohl“, sagt Gluth. Dabei können die Rinder lebend oder per Weideschuss getötet angeliefert werden, wenn sie ganzjährig im Freien gehalten wurden. Bisher werden etwa acht von zehn Rindern lebend angeliefert.
In dem Schlachthaus ist ein Vorwartehof eingerichtet, in dem die Tiere nach der Ankunft zwei bis drei Stunden Transportstress abbauen können. „Stressfreies Töten ist für die Fleischqualität wichtig, besonders bei Rindfleisch“, so der Schlachthausbetreiber. Gluth garantiert jedem Kunden, dass er Fleisch- und -produkte von den Tieren zurückerhält, die er anliefert. Im Wurstsortiment finden sich neben Rindersalami, Brat- und Leberwurst und auch Hackfleisch-Patties für Burger.
Für das Schlachten eines Rindes fallen für den Kunden rund 200 Euro Kosten an, zuzüglich Mehrwertsteuer. Darin eingeschlossen sind die Gebühren für die Lebend- sowie die Fleischbeschau durch den Veterinär und die Entsorgung der Schlachtabfälle. Für ein Schwein werden 55 und ein Schaf 35 Euro fällig. Die Zahl der Schlachtungen stieg in den vergangenen Monaten fast kontinuierlich an. „Das neue Angebot spricht sich unter den Biotierhaltern herum“, freut sich Heinz Gluth.
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Bisher werden Rinder an einem Tag in der Woche und Schweine am darauffolgenden Tag geschlachtet. „Die Rinderschlachtungen könnten wir verdoppeln, da gibt es noch freie Kapazitäten“, so Gluth. An den drei übrigen Wochentagen wird Fleisch zerlegt und Wurst gemacht, verpackt und etikettiert, bevor die Produkte von den Kunden abgeholt und selbst gegessen oder im Hofladen vermarktet werden.
Ob Charolais oder Blonde d‘Aquitaine: Reinrassige Tiere sind ein Markenzeichen des Zuchtbetriebs Zachert von Thekla und Willi Zachert im Havelland.
Von Wolfgang Herklotz
Nun komm schon! Mit ruhigen, doch bestimmten Worten spricht Thekla Zachert auf die zweijährige Charolaisfärse Rosalie ein. Diese will anfangs den Unterstand nicht verlassen, braucht wohl ein bisschen Bedenkzeit. Doch dann setzt sie sich langsam in Gang. Ihr folgt die ein knappes Jahr jüngere Färse Scarlett, geführt von Willi Zachert. Vater und Tochter bewirtschaften hier am Rande von Gollenberg im Landkreis Havelland den Zuchtbetrieb Zachert im Nebenerwerb. Das frühlingshafte Wetter lädt zu einer kleinen Vorführrunde ein, sozusagen als Trainingseinheit für das bevorstehende Bundes-Färsenchampionat in Groß Kreutz. Bei der traditionellen Veranstaltung der RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg, Treff für Züchter aus ganz Deutschland, gilt es, ebenso rassetypische wie führige Tiere zu präsentieren. Deshalb bereiten die beiden Zacherts schon seit einiger Zeit Rosalie und Scarlett auf den Auftritt im Ring des Vermarktungszentrums vor.
Klar bestimmtes Ziel ist es, dort die besten Tiere zu präsentieren. Sie müssen einen Relativzuchtwert Fleisch von mindestens 100 haben und die rassetypischen Merkmale aufweisen, darunter ein schneeweißes bis cremefarbenes Fell. Gefleckte Färsen sind tabu. Thekla Zachert ist zuversichtlich, dass die beiden einen guten Eindruck hinterlassen und Käufer finden werden. „Wenn das gelingt, ist alles gut – und wenn nicht, hat es auch etwas Gutes. Denn dann muss ich nicht Abschied von unseren Tieren nehmen.“
Vater und Tochter vereint das Faible für die robusten Fleischrinder. Von seinem Konfirmationsgeld habe er sich zwei neun Monate alte Charolais-Jungrinder gekauft, berichtet Willi Zachert und schmunzelt. „Mit Burgfräulein und Cascade fing alles an.“
Aus dem jugendlichen Interesse entwickelte sich schon bald engagierte Zuchtarbeit. Er wurde Mitglied im Verband der Deutschen Charolais Züchter, übernahm nach dem Landwirtschaftsstudium in Göttingen dann die Geschäftsführung des Verbandes. Doch den praktischen Umgang mit den Tieren mochte er nicht missen. Der gebürtige Wolfsburger pachtete in den 1970er-Jahren einen Hof im Weserbergland, den er auf biologischen Landbau umstellte. Mitte der 1090er-Jahre siedelte er mit der Familie nach Brandenburg um und leitete die Fleischrind Stölln GmbH.
Thekla Zachert teilte schon frühzeitig die Leidenschaft ihres Vaters. „Als Kind habe ich viele Stunden im Kälberstall verbracht.“ Ursprünglich wollte sie Tierärztin werden, absolvierte bereits eine Ausbildung als Tierarzthelferin. Doch dann entschied sie sich, Agrarwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität zu studieren und bekam 2008 eine Anstellung bei der RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH. Im gleichen Jahr meldete sie gemeinsam mit ihrem Vater den Hof als Nebenerwerbsbetrieb an, ausgerichtet auf die Zucht von Charolais und Blonde d‘Aquitaine.
Zuvor hatten sich die beiden über eine klare Aufgabenteilung verständigt. „Ich mache die Tiere führig, du kümmerst dich um die Buchführung“, so Thekla Zachert. Was aber auch umgekehrt funktionierte, Ausnahmen bestätigen schließlich die Regel. Sie habe „eigentlich alles“ von ihrem Vater gelernt, bekennt die junge Frau, die bei dem in Groß Kreutz ansässigen Zuchtunternehmen für die Betreuung der Testherden und die Herdentypisierung zuständig ist.
Doch eigene Erfahrungen konnte sie auch vorher schon reichlich sammeln durch ihre Arbeit im Jungzüchterverein, dem sie jahrelang vorstand und die Geschäfte führte. Dass sie hauptberuflich für Milchrinder zuständig ist und im Nebenerwerb für die Fleischrinder, sieht Thekla Zachert nicht als Widerspruch, sondern als sinnvolle Ergänzung an. „Das Wissen um die Gemeinsamkeiten wie um die Unterschiede macht das Ganze so reizvoll!“
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Erklärtes Zuchtziel auf dem Familienhof Zachert ist es, eine genetische Vielfalt der Charolais und Blonde d‘Aquitaines zu sichern. Zum Einsatz kommt aus Frankreich bezogenes Sperma, um neue Linien zu entwickeln. Auf dem Hof stehen sowohl genetisch hornlose Tiere als auch solche mit natürlichem Hornansatz.
Mit den züchterisch attraktivsten Rindern beschicken die Zacherts zahlreiche Schauen in Deutschland. „Uns geht es vor allem darum, dass die Zucht in Brandenburg, aber auch in den anderen Bundesländern weiter auf festen Füßen steht“, betont Willi Zachert. Absetzer zu vermarkten, gehört nicht zum Programm. Zuchtuntaugliche Tiere werden aussortiert und für den eigenen Verbrauch geschlachtet. Zum Zuchtbetrieb Zachert gehören derzeit 53 Rinder inclusive Kälber, denen ausreichend Weidefläche zur Verfügung steht. Sie werden ganzjährig im Freien gehalten, die Abkalbungen erfolgen im Herbst und Frühjahr. Die Zacherts bewirtschaften 58 ha Grünland, das Gros davon ist eigenes Land, das bis in den benachbarten Landkreis Ostprignitz-Ruppin reicht. Bei solch einem Tierbesatz kann eine ausreichende Versorgung mit Heu in der vegetationsarmen Zeit abgesichert werden, Kraftfutter und Stroh werden zugekauft.
Sorge bereitet den beiden Züchtern die aktuelle Frühjahrstrockenheit. Die Flächen rund um den Gollenberg sind staubtrocken, ein frischer Aufwuchs ist wie in den vergangenen Jahren noch nicht in Sicht. Hinzu kommen die seit Jahren steigenden Betriebskosten. Diese werden durch den Krieg in der Ukraine eine neue Dimension erreichen, das steht jetzt schon fest.
Der Zuchtbetrieb Zachert gehört seit Jahren zu den von der EU zertifizierten Biobetrieben. Damit sind Auflagen verbunden, die nicht nur den strikten Nachweis des Futterzukaufs betreffen, sondern auch die Pflege des Grünlands. Die Unkrautbehandlung erfolgt rein mechanisch, der Rindermist wird kompostiert, ehe er auf den Flächen ausgebracht werden kann. „Mit der Umstellung auf den ökologischen Landbau haben wir der gestiegenen Nachfrage nach Bio-Deckbullen Rechnung getragen“, versichert Thekla Zachert. „Die zusätzlichen Aufwendungen im Biobetrieb können so durch eine stabile Nachfrage gedeckt werden. Die Ansprüche an die Qualität der angebotenen Tiere sind hoch, sie wollen erfüllt sein.“
Gemeinsame Passion von Jörg und Dirk Richter ist das Imkern. Gute Erfahrungen machten die Zwillinge mit ihrer Bienenhaltung in Wernigerode in den zurückliegenden Jahren mit der staatlichen Bienenförderung.
Von Bettina Koch
Uropa Willy Richter hätte davon nur träumen können: Die Zwillinge Jörg und Dirk Richter, die in seine Imker-Fußstapfen getreten sind, konnten sich supermodern mit allem ausstatten, was das Imkern erleichtert und beste Qualität des geernteten Honigs garantiert. Im Rahmen der EU-Bienenförderung in Sachsen-Anhalt wurden sie bei ihren Anschaffungen finanziell unterstützt.
Noch ist der Fördertopf für dieses Jahr nicht geleert, so der Hinweis vom Imkerverband Sachsen-Anhalt. Bis Ende April können noch Anträge beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) Mitte in Halberstadt gestellt werden.
„Der Aufwand ist überschaubar“, sagt der Wernigeröder Hobbyimker und Bienenzüchter Jörg Richter. „Ich schreibe den Antrag immer im August, wenn die Saison beendet ist, dann haben wir bis Weihnachten unsere Geräte“, erzählt er. „Es lohnt sich.“
So haben sich die Brüder im Laufe der Jahre mithilfe der Bienenförderung neben Bienenbeuten eine elektrische Honigschleuder angeschafft, die die Schleuderrichtung der Waben automatisch wechselt. Das erleichtert die Arbeit und spart Zeit. Sie haben Behälter aus Edelstahl gekauft, um den geschleuderten Honig ohne Qualitätsverlust zu lagern. Ein motorbetriebenes Rührgerät, das den Honig ganz langsam und gleichmäßig rührt, garantiert cremig zarten Genuss. Eine Lebensmittelpumpe gewährleistet das grammgenaue, kleckerfreie Abfüllen in die Gläser. Und der Auftauschrank sorgt bei konstanten 37 °C für eine schonende Verflüssigung des kristallisierten Honigs.
80 % vom Nettokaufpreis werden als Zuschuss gewährt, maximal 1.260 Euro pro Antragsteller und Bienenjahr. „Es macht Sinn, die Förderung für größere Anschaffungen zu beantragen, das minimiert den Aufwand“, so Richters Erfahrung. Denn für jedes beantragte Gerät, für jeden Ausrüstungsgegenstand müssen Preisvergleiche bzw. Angebote bei Fachhändlern eingeholt werden.
Und ein paar Seiten Formulare sind natürlich auch auszufüllen. Das sei jedoch keine große Hürde, sagt Jörg Richter. Schließlich stehe alles Wichtige im Leitfaden des ALFF Mitte und außerdem finde jeder Imker Rat und Hilfe bei seinem Imkerverein.
Gemeinsam betreuen Jörg und Dirk Richter 20 Bienenvölker – die meisten im Zauberwäldchen des Bürgerparks Wernigerode und einige im Garten. „Das Zauberwäldchen ist ideal“, findet Dirk Richter. Bevor die Bäume im Frühling frisches Grün treiben, kann die Sonne den windgeschützten Standort erwärmen. Im Sommer schützt ein dichtes Blätterdach vor zu viel Hitze. Zudem bewahrt ein Zaun die Bienen vor Störungen durch Besucher.
Vor zehn Jahren begann Jörg Richter mit dem Imkern, nachdem er zuvor zwei Jahre lang alles gelesen hat, was er an Fachliteratur in die Finger bekam. Dann steckte er seinen Bruder Dirk mit seiner Begeisterung an. Seitdem sind sie ein Team, was den Vorteil hat, dass sie sich im Urlaub oder bei Krankheit vertreten können. Denn von den ersten warmen Tagen im Frühjahr bis zur letzten Honigernte im Juli müssen sich Imker mindestens einmal in der Woche um ihre Bienenvölker kümmern.
„Als unser Uropa geimkert hat, waren wir noch kleine Jungs“, erzählt Dirk Richter. Könnte Willy Richter heute seine Nachfahren sehen, hätte er bestimmt seine helle Freude an ihnen. Auch an Enkelin Rositta Richter, die Mutter der Zwillinge, die ihren Jungs nach Willys Tod immer viel von ihm und seinen Bienen erzählt hat.
Und sicher würde der Uropa schmunzeln, könnte er den kleinen grünen Flitzer, das Bienen-Mobil der Imker-Brüder, sehen. Denn auf der Motorhaube führen Willy und Rositta als fröhliche Bienen ihr Tänzchen auf. Und Uropa Willy hat selbstverständlich seine Pfeife im Mund, so wie damals. Die Brüder lieben den Duft von Bienenwachs und warmem Honig. „Das Imkern erdet“, sagen sie. Als Statistiker und Controller, angestellt beim Landkreis Harz, findet Jörg Richter am Bienenstand und bei der Königinnenzucht innere Ruhe und Ausgleich zur Büroarbeit. Auch Dirk Richter genießt das Sein in der Natur als Gegenpol zur Ausbildung von Mechatroniker-Lehrlingen und -Studierenden auf den Gebieten Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) und Robotik.
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„Nach dem Winter ist es wichtig, dass die Bienen Wasser zum Reinigen ihrer Behausung und genügend Futter haben, damit sie ihre Brut gehaltvoll versorgen können“, erklärt Jörg Richter. Von rund 15.000 Tieren im Winter wächst jedes Volk binnen vier Wochen auf ca. 40.000 Bienen. Der Bürgerpark ist ideal, hier finden die Insekten während der gesamten Saison reichlich Nektar und Pollen. Im Frühjahr sind es vor allem Kornelkirsche, Zaubernuss, Lenzrose, Bienenweide, Wildkirsche, Pflaume und Haselnuss, die die Honigsammler anlocken.
Auch die Zusammenarbeit mit der Parkverwaltung und den Landschaftsgärtnern sei hervorragend, loben die Brüder. Es werde gepflanzt, was für Honig- und Wildbienen sowie andere Insekten gut und wichtig ist. Auf Spritzmittel gegen Unkraut werde verzichtet. Im Gegenzug bereichern die Imker Veranstaltungen im Bürgerpark und geben interessierten Besuchern Einblicke in Bienenhaltung, Zucht und Honigernte.
Die Dresdner Vorgebirgs Agrar AG hat mit dem Bau des ersten „Kuhgarten“ Sachsens begonnen, in dem hohe Tierwohlstandards realisiert werden. Eine Flut an Auflagen verzögerte den Beginn der Investition.
Es soll laut Unternehmen die „modernste Milchviehanlage Mitteldeutschlands“ werden: Die Dresdner Vorgebirgs Agrar AG hat symbolisch den Bau ihres Projektes „Kuhgarten“ im Kreischaer Ortsteil Kleincarsdorf begonnen. Mit dem Neubau verbindet sich ein innovativer Ansatz für mehr Tierwohl und verbesserte Haltungsbedingungen.
Insgesamt 11 Mio. Euro investiert das Unternehmen in den Neubau des Milchviehstalls, der bis Spätherbst 2023 fertiggestellt sein soll. Anwendung findet hier ein Konzept, das 2015 erstmals beim niederländischen Milcherzeuger Chris Bomers in Groenlo als Prototyp realisiert wurde. Der „Kuhgarten“ zeichnet sich durch ein tageslichtdurchlässiges transparentes Dach sowie einen speziellen Fußboden und Bepflanzungsinseln aus, die weideähnliche Bedingungen im Stall schaffen. Gemolken und gemistet wird mit Robotern.
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Dem Baustart ging ein mitunter zähes Genehmigungsverfahren voraus. „Mit den vielen Auflagen und vor allem den immer wieder notwendigen Nachbesserungen hatten wir aufgrund der sehr sorgfältigen Arbeit des von uns beauftragten Ingenieurbüros nicht gerechnet“, erklärt Lutz Müller, Vorstand des Agrarbetriebes. Daher musste man vor anderthalb Jahren noch einmal eine erhebliche Summe in den bestehenden Stall investieren, um das komplette Herunterfahren des Milchviehbestands zu umgehen.
Nach Abschluss des Stallbaus sind weitere Investitionen am Standort geplant. So soll ein benachbarter historischer Wirtschaftshof erneuert sowie eine Milchzapfstelle und ein Hofladen aufgebaut werden. Der Neubau des „Kuhgartens“ stößt im Ort selbst offenbar jedoch nicht nur auf Zustimmung. Medienberichten zufolge befürchten Anwohner unter anderem Geruchsbelästigungen.
Rinder- und Schafhalter in Sachsen-Anhalt könnten in diesem Frühjahr vermehrt die Auswirkungen des Schmallenberg-Virus zu spüren bekommen.
Das Schmallenberg-Virus kursierte im Sommer und Herbst 2021 offenbar verstärkt in Tierbeständen. Somit könnte in diesem Frühjahr vermehrt mit Aborten, Missbildungen und lebensschwachen Nachkommen bei trächtigen Rindern und Schafen zu rechnen sein, teilte das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt mit, das 2021 acht Infektionsfälle bei Rindern und zwei bei kleinen Wiederkäuern nachwies.
Da es für den Erreger im Land kein amtliches Monitoring gebe und das Schmallenberg-Virus zudem nur sehr kurze Zeit im Blut nachweisbar sei, könnten die nachgewiesenen Fälle daher „als Spitze eines Eisberges“ angesehen werden. Einen weiteren Hinweis auf ein verstärktes Virusvorkommen im Jahr 2021 lieferten Untersuchungen erlegter Wildwiederkäuer. Laut einer Studie des Friedrich-Loeffler-Instituts wiesen 13,6 % von 493 Proben Antikörper auf.
Der 2011 entdeckte Erreger sei jährlich nachgewiesen worden. Etwa alle zwei Jahre komme es verstärkt zu Infektionen. Dies nur bei Tieren, insbesondere Wiederkäuern. Deren Fleisch- und Milchprodukte könnten ohne Bedenken konsumiert werden. Infizierte adulte Tiere zeigten in der Regel keine oder milde klinische Symptome. Für Menschen sei das meldepflichtige Virus ungefährlich.