Vom Anbindestall zum Laufstall

Aus einem Anbindestall lässt sich nicht leicht ein Laufstall machen. Einer Landwirtin in der Schweiz ist es gelungen, die veraltete Unterkunft für Milchrinder in ein luftiges Heim für Mutterkühe zu verwandeln.

Von Dr. Michael Götz, Eggersriet, Schweiz

Bis Januar war der Brandhof in Hemberg im St. Gallischen Toggenburg (Schweiz) ein für die Region typischer Milchviehbetrieb mit eigener Aufzucht. Dann stellte Familie Alder auf Mutterkühe um. Das bedeutete, den Stall umzubauen und Kühe zu finden, die sich gut für Mutterkuhhaltung eignen sowie deren Fleisch gewinnbringend zu vermarkten.

LaufstALL: Geschickt umgebaut

Doch zuerst stellten sie sich die Frage: Wie baut man eine Anbindehaltung in einen Laufstall für Mutterkühe und ihre Kälber um? „Wir hatten lange überlegt“, erzählt Sarah Alder. Die Agraringenieurin hat den Hof im Jahr 2016 von ihren Eltern übernommen. Die Herausforderung lag vor allem darin, im bestehenden Stall genügend Platz für einen Laufstall zu finden, ohne extra anbauen zu müssen.

Mutter mit Kalb
(c) Michael Götz/ Heini Adler

Christian Manser, Berater und Kuhsignaltrainer am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG), kam mit der Idee, ein Futterband einzubauen, um eine breite Futterdurchfahrt einzusparen.
Noch mehr Platz gab es, indem der Auslauf auf einer Längs- und Querseite des Stalles zugleich als Laufgang dient. Das ermöglicht einen Rundlauf um den gesamten Liegebereich.

Der umgebaute Stall ist hell und gut durchlüftet, da die Wände auf der Süd- und Ostseite bis auf die Stützen entfernt wurden. An dem sonnigen Februarmorgen gelangen die Sonnenstrahlen weit in die Mitte des Stalles. „Sie töten Keime ab und wärmen die Kälber auf der Tiefstreu“, sieht Sarah Alder die Vorteile.
Links und rechts der Tiefstreu befinden sich je sieben Liegeboxen mit einer Kalk-/Strohmatratze. „Diese haben wir aus dem Anbindestall entnommen“, erzählt Heini Alder, der pensionierte Betriebsleiter, der weiterhin auf dem Betrieb mitarbeitet. Es braucht nämlich Zeit, bis sich eine neue Kalk-/Strohmatratze verfestigt hat.

Die meisten Kühe sind gerade am Fressen am Fressgitter entlang der hinteren Längsseite des Stalles. Die Wand dort blieb zwar bestehen, aber die Fenster sind ausgehängt und lassen sich gegen den Nordwind durch einen Vorhang schließen. Zum Füttern werfen die Landwirte Heu und Silage von der Heubühne auf das elektrisch betriebene Futterband.

Die Kälber fressen in einem für sie zugänglichen Kälberschlupf, wo das beste Futter vorgelegt wird. Die Futterreste lassen sich mit dem Futterband rückwärts aus dem Stall befördern. Sie fallen auf den Boden der Scheune und kommen auf den Misthaufen.

Entspannte Pinzgauer

Das Futterband entlang der Stallrückwand benötigt wenig Platz und lässt sich von der Heubühne aus beschicken.
Das Futterband entlang der Stallrückwand benötigt wenig Platz und lässt sich von der Heubühne aus beschicken. (c) Michael Götz/ Heini Adler

Auf dem Brandhof fallen die 14 kastanienbraunen Pinzgauer Kühe mit dem weißen Bauch und der weißen Linie über dem Rücken auf.
Sie haben ihren Ursprung im Salzburgerland. „Die Pinzgauer gefallen mir“, schwärmt Sarah Alder. „Wir haben eine ruhige und mittelschwere Kuh mit guten Klauen gesucht, die zu unserem teils steilen Land in der Bergzone passt“, erklärt sie.

Die Kuh sollte das Raufutter gut verwerten und ohne Kraftfutter eine gute Milchleistung erbringen, um ihre Kälber optimal zu versorgen, damit diese hohe Tageszunahmen erreichen. Die Kühe haben ein ruhiges und umgängliches Wesen und sind – auch wenn sie Kälber führen – nicht aggressiv gegenüber Fremden. Sicher trägt dazu auch das enge Mensch-Tier-Verhältnis bei, denn Familie Alder hält sich viel bei den Tieren auf. Vater und Tochter striegeln und bürsten das Fell ihrer Tiere.

Zum Abkalben werden die Kühe in eine separate Abkalbebucht neben der Herde gebracht. Dank schwenkbarer Gatter lassen sie sich dort für Behandlungen fixieren. Sarah Alder möchte keinen Stier in der Herde haben, zum einen wegen der Gefahr für den Menschen. Zum anderen könnte der Stier den weiblichen Nachwuchs, der bis zum Alter von zehn bis elf Monaten im Stall bleibt, unerwünscht decken.

Technische Hilfe im Laufstall

Das Reinigen der Stallgänge übernimmt ein Entmistungsroboter. Er läuft ruhig und schiebt den Mist in ein Abflussrohr zur Güllegrube im Auslauf. Die Kühe weichen ihm aus und haben keine Probleme mit ihm, beobachtet Heini Alder. Für die Stallplanung war es wichtig, dass die Laufgänge keine Schwellen und Stufen aufweisen, damit der Entmistungsroboter überall und ungehindert seine Arbeit verrichten kann. Dort, wo einige Deckenstützen dem Roboter den Weg versperren, ist allerdings noch Handarbeit nötig. Das war beim Umbau nicht zu vermeiden.

Der Boden im Liegeboxenbereich liegt 20 cm unter dem Laufgangniveau, um damit den Aufbau einer kompakten, circa 40 cm dicken Kalkstrohmatratze zu ermöglichen. Zum Ausmisten der Tiefstreu im Liegebereich der Kälber und in der Abkalbebucht verwenden Alders einen Weidemann Hoftrac mit einer großen Schaufel. Die Stallhöhe ist mit 2,55 m hoch genug. Mit dem Hoftrac transportieren die Alders Silo- und Heuballen, hieven diese auf die Heubühne und bringen Stroh-Quaderballen direkt auf die Liegefläche der Kälber. Große Hilfe leistete der Hoftrac beim Stallumbau, der mit viel Eigenleistung erfolgte.

Kuhkomfort im laufstall

Die Landwirte ließen sich beim Umbau von den grundlegenden Bedürfnissen der Kühe leiten, welche Kuhsignaltrainer Christian Manser als die sechs Freiheiten der Kühe bezeichnet: Licht, Luft, Raum, Ruhe, wiederkäuergerechtes Futter und dauernd zugängliches Wasser.

„Kühe sind keine Höhlenbewohner“, hört man Manser immer wieder betonen. Es bedarf etwas Mut, ganze Stallseiten zu öffnen. Doch Familie Alder hat bisher nur gute Erfahrungen gemacht. „Der Liegeplatz muss trocken sein. Das ist das A und O“, sagt der Landwirt. Bis jetzt hatten sie kein einziges Kalb mit Lungenentzündung.

Dank eigenen Quellwassers steht den Tieren ein großer Brunnentrog mit fließendem Wasser zur Verfügung. Allgemein bietet der „neue“ Stall mehr Lebensqualität. „Wir können sogar in die Ferien“, bemerkt Sarahs Mutter Heidrun. „Die Arbeit wurde erleichtert“, sieht der Vater als großen Vorteil. Im Sommer ist mehr Zeit zum Heuen. Wären sie bei der Milchproduktion geblieben, hätten sie in einen Melkroboter investieren müssen, wofür der Betrieb zu klein ist. Mit der neuen Mutterkuhhaltung hat sich die Familie bestens angefreundet.

Kosten und Vermarktung

Der Umbau kostete 4.500 bis 5.500 Euro je Kuhplatz, allerdings ohne den Entmistungsroboter, der zusätzlich mit etwa 1.800 Euro je Kuhplatz zu Buche schlägt. Technische Einrichtungen lassen sich in kleineren Betrieben weniger gut amortisieren. Dank des Entmistungsroboters konnte man Spaltenböden und zusätzliche Güllekanäle und somit Geld einsparen.

Produkte wie „Saftplätzli“ bietet  Sarah Alder im Direktverkauf und  als „Natura-Beef“ über den  Handel an.
Produkte wie „Saftplätzli“ bietet Sarah Alder im Direktverkauf und als „Natura-Beef“ über den Handel an. (c) Michael Götz/ Heini Adler

Die Familie setzt jetzt auf den Verkauf von Fleisch. Ein Metzger im Dorf Bächli schlachtet die Kälber. Sarah Alders Ziel ist die Direktvermarktung. Zusammen mit ihrem Mann Mario, der als Wirtschaftsinformatiker arbeitet, hat sie begonnen, das Fleisch in Form von Mischpaketen anzubieten. Ein ansehnlicher Kundenstamm sei bereits vorhanden. Der Rest komme unter dem Gütezeichen „Natura-Beef“ in den Handel.

Nach dem Umbau des Stalles dürfte die Vermarktung die zweite größere Herausforderung bei der Umstellung von Milch- auf Mutterkuhhaltung sein. Die Familie ist dabei optimistisch. Sie setzt auf eine Kundschaft, die Wert auf eine naturgemäße Haltung, regionale Produktion und eine hohe Fleischqualität legt. „Das Fleisch der Pinzgauer ist sensationell“, fügt die Bäuerin hinzu.

Kyritz: Kommune will mitbestimmen

Die Stadt Kyritz knüpft die Verpachtung ihrer Landwirtschaftsflächen künftig an Kriterien für die Vergabe und Bewirtschaftung. Kevin Specht hat als Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Ausschreibung bearbeitet.

Von Heike Mildner

Sie sind in der Stadtverwaltung Kyritz Sachbearbeiter für Stadtentwicklung und Bauen. Das klingt so gar nicht nach Landwirtschaft …
Der Fachbereich Liegenschaften ist dem Amt für Stadtentwicklung und Bauen angegliedert. Zu meinen Aufgaben dort gehört auch die Verpachtung der kommunalen Flächen.
Seit April 2020 beschäftige ich mich mit der Verpachtung und Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen der Stadt Kyritz. Ich habe mir zunächst einen Überblick verschafft, um welche Flächen es sich handelt. Das ist oftmals gar nicht so einfach. Was auf dem Papier steht, ist das eine, das andere, die Flächen, ihren Pächter und ihren Bewirtschafter ausfindig zu machen. Oft sind Pächter und Bewirtschafter nicht identisch, weil Flächen über einen sogenannten Pflugtausch ihren Bewirtschafter gewechselt haben, ohne dass uns das angezeigt wurde. Wenn wir künftig die Verpachtung an bestimmte Auflagen knüpfen wollen, muss klar sein, wer welches Flurstück bewirtschaftet. Sonst kann man das ja nicht kontrollieren.

Kevin Specht mit der Karte der zu verpachtenden Flächen.
Kevin Specht mit der Karte der zu verpachtenden Flächen.

Was wollen Sie bei der Verpachtung in Kyritz erreichen?
Wir möchten, dass die Flächen nachhaltig bewirtschaftet werden. Die natürlichen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, müssen schonend behandelt werden, damit sie auch von künftigen Generationen genutzt werden können.

Eine Arbeitsgruppe, an der auch Landwirte beteiligt waren, hat unter diesem Gesichtspunkt Vergabe- und Bewirtschaftungskriterien für unsere Flächen erarbeitet.

Eine entsprechende Beschlussvorlage wurde formuliert, in den Ortsbeiräten und Ausschüssen vorgestellt und diskutiert und am 2. Dezember von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen.

Was ist darin geregelt?
Wer künftig Flächen der Stadt pachten möchte, muss die im Pachtvertrag vereinbarten Kriterien hinsichtlich der Bewirtschaftung einhalten.

Der Landwirt füllt ein entsprechendes Bewerbungsformular aus, das dann von uns mit einem Bewertungsbogen nach einem nachvollziehbaren Punktesystem bewertet wird. Nicht nur der Pachtzins spielt eine Rolle, sondern auch Ökologie und Soziales, wie die Förderung von Junglandwirten (Kasten). Außerdem gibt es in den Pachtverträgen Festlegungen zur Bewirtschaftung, so zum Beispiel, dass kein Glyphosat auf unseren Flächen ausgebracht werden darf und eine dreigliedrige Fruchtfolge einzuhalten ist.

Aber für eine bodenschonende Wirtschaftsweise kann der Einsatz von Mitteln wie Glyphosat mitunter nützlich sein …
Das kann ich leider nur schwer beurteilen, da ich in dieser Hinsicht kein Fachmann bin. Aus diesem Grunde haben wir ja auch die bereits erwähnte Arbeitsgruppe gebildet und uns der entsprechenden Fachkompetenz bedient.

Wir haben uns in allen Gremien ausführlich darüber beraten und abschließend gab es einen demokratischen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung. Jeder Landwirt kann selbst entscheiden, ob er sich auf diese Flächen bewirbt bzw. ob er die vorgegebenen Kriterien einhalten kann.

Um wie viel Land geht es?
Der Stadt Kyritz gehören etwa 80 Hektar. Meist sind es Splitterflächen wie ehemalige Wege etc., aber es gibt auch einige zusammenhängende Flächen. Wir haben sie in elf Losen mit mindestens fünf bis maximal zehn Hektar zusammengefasst. Sie werden für sechs Jahre verpachtet – mit der Option auf Verlängerung, wenn sich die Pächter an unsere Vorgaben halten.

VERGABEKRITERIEN

■ Ökologischer Landbau
■ Vertragsnaturschutz, Biotopschutz und Biotopverbund
■ Freiwillige Agrarumweltmaßnahmen
■ Trink- und Grundwasserschutz
■ Soziale Aspekte, besonderer sozialer Einsatz wie Mitgliedschaft in der Feuerwehr
■ Ausbildungsplätze
■ Beschäftigung von Menschen mit Behinderung
■ Regionaler Bezug
■ Neugründung eines Betriebes, Junglandwirt, Förderung kleiner Betriebsgrößen
■ Tierschutz

Wie soll das praktisch funktionieren? Wenn sich beispielsweise ein sechs Meter breiter Streifen über einen 50-ha-Schlag zieht …
Das müssen wir dann im Detail noch besprechen und mit den Landwirten in den Dialog gehen. Der Pachtvertrag bietet ja jedem Landwirt auch die Möglichkeit, einen Pflugtausch mit einem anderen Landwirt einzugehen.
Die vertraglich vereinbarten Vorgaben sind vom Tauschpartner dann ebenfalls einzuhalten. Gegebenenfalls müssen wir einzelne Flurstücke innerhalb der gebildeten Lose tauschen. Letztlich müssen wir es auch kontrollieren können.

Wie weit sind Sie mit der Umsetzung?
Die alten Pachtverträge, die bisher immer unbesehen um ein Jahr verlängert worden waren, wurden von uns gekündigt. Jeder hatte bis zum 30. Mai die Möglichkeit, sich auf die neu gebildeten Lose zu bewerben. Insgesamt haben wir elf Pachtangebote erhalten. Aktuell sind wir mit der Sichtung bzw. Auswertung der Unterlagen beschäftigt.

Hacken und Striegeln im Praxiseinsatz

Für Biobetriebe ist die mechanische Unkrautbekämpfung Standard. Für alle anderen nimmt ihre Bedeutung zu. Das zeigt sich auch am größeren Angebot an Geräten und zunehmenden Veranstaltungen zum Thema.

Von Katja Gilbert, Bioland Bayern

Auch dieses Frühjahr führte Manfred Weller von der Bioland Beratung Bayern wieder einen Hack- und Striegeltag mit Maschinenvorführung durch.

Hierbei wurden fünf Hacken und vier Striegel von insgesamt sieben verschiedenen Herstellern vorgeführt. Die Geräte wurden auf einer Fläche mit vergleichbaren Einsatzbedingungen getestet. Der Schlag für die Maschinenvorführung wurde von Betriebsleiter Martin Eltschka vom Bioland-Betrieb Gut Deutschhof in Grettstadt im unterfränkischen Landkreis Schweinfurt zur Verfügung gestellt. Der Betrieb wird seit 2018 nach Bioland-Richtlinien bewirtschaftet.

Videoaufzeichnung statt Präsenzveranstaltung

Normalerweise nehmen mindestens 300 Landwirte an diesem Hack- und Striegeltag teil. Aufgrund der aktuellen Lage fand die Live-Maschinenvorführung ohne Besucher statt. Nur der Bioland-Berater, die Vertreter der Landtechnikfirmen, ein Bioland-Kamerateam und ein Influencer waren vor Ort.

Für alle interessierten Landwirte wurden die Maschinenvorführungen in Bild und Ton aufgenommen. Die Videoaufnahmen ermöglichen detaillierte Einblicke in die genaue Arbeitsweise der Geräte.
Dazu gibt es Erklärungen der Firmenvertreter und die gemeinsame Bewertung des Arbeitsergebnisses mit dem Biolandberater. Ein Video dazu kann man sich jetzt auf dem Bioland-YouTube-Kanal ansehen:

Darüber hinaus will der YouTuber RealLifeFarmer (alias Johannes Walther, ein Landwirt aus Mittelfranken) auf seinem YouTube-Kanal in zwei Folgen von der Veranstaltung berichten.

Winterweizen mit großem Reihenabstand

Die Bodenverhältnisse waren ausreichend trocken, um die Geräte einzusetzen. Hacken und Striegeln waren gut möglich. Die Maschinen liefen gut. Die Vorführung fand auf einem Acker mit Winterweizen statt. Hierbei wurden 350 Körner/m² mit einer Reihenweite von 25 cm ausgesät. Dieser Abstand ist Voraussetzung dafür, dass auch gehackt werden kann.

Das Vorführfeld des Hack- und Striegeltages wurde seit der Saat im Oktober 2020 weder gehackt noch gestriegelt, da es im Herbst 2020 zu feucht dafür war. Daher stellten die Hack- und Striegelmaßnahmen auf dem Vorführacker den ersten Arbeitsgang seit der Aussaat dar. Das Feld war weder sonderlich stark mit Beikräutern besetzt, noch gab es schwierige Bodenverhältnisse, da der Boden sehr locker war.

Betriebsleiter Martin Eltschka plant, auf diesem Weizenschlag eine Untersaat mit Weiß- oder Gelbklee einzubringen. Das ist vor allem vor dem Hintergrund längerer trockener Hitzephasen zum Schutz des Bodens wichtig. Dank der Weiten Reihe bekommt die Untersaat genügend Licht, um sich entwickeln zu können. Die Untersaat reduziert die Zeit mit offenem Boden und sammelt Stickstoff für die Nachfrucht.

Berater Manfred Weller und Landwirt Martin Eltschka sind sich einig: Untersaaten werden wieder wichtiger, um die zukünftigen ackerbaulichen Herausforderungen meistern zu können. Zum Zeitpunkt der Vorführung wäre die Aussaat von Untersaat gut möglich gewesen. So war beispielsweise die Schmotzer-Hacke mit einer Technik zur Ausbringung von Untersaat ausgestattet.

Wasserversorgung und Beikräuter regulieren

Bioland-Berater Manfred Weller ging auf die pflanzenbaulichen und technischen Vorzüge der einzelnen Geräte ein. Bezüglich der Beikrautregulierung sagte er: „Hacken entfernen im Vergleich zu Striegeln auch Beikräuter, die schon fest verwurzelt und für den Striegeleinsatz bereits zu weit entwickelt sind. Denn gerade Beikräuter, die bereits über das Keimblattstadium hinaus entwickelt sind, lassen sich durch den Striegel eher weniger beeindrucken. Beim Striegeln kommt es sehr viel mehr als beim Hacken auf den richtigen Zeitpunkt der Maßnahme an“, so Weller.

Bezüglich der Wasserversorgung in langen Trockenphasen führte der Berater aus: „Ein wichtiger Nebeneffekt von Hacke und Striegel ist die Durchlüftung des Bodens sowie das Brechen von Kapillaren. Das wirkt sich positiv auf die Hitzeregulation des Bodens, die Mineralisation im Frühjahr und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens aus. Vor allem in dieser unterfränkischen Region mit schweren Böden ziehen die Hacken besser in den Boden ein und funktionieren damit zuverlässiger unter suboptimalen Bedingungen. Vor allem in Trockenphasen ist der Wasserspareffekt in den letzten Jahren der wichtigste Faktor für den Ertrag“, so Weller.

Neun Geräte von sieben Herstellern

  1. Garford-Hacke RoboCrop
  2. Schmotzer-Getreidehacke
  3. Sichelhacke von Leibing
  4. Einböck-Rollhacke Rotarystar
  5. Rollhacke Agrifarm Bio Plus
  6. Treffler-Präzisions-Zinkenstriegel
  7. Einböck-Striegel Aerostar
  8. Agrifarm-Striegel Bio Profi
  9. Horsch-Striegel Cura ST
Titel BauZ 21/2021

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Agrofarm eG Lüssow: Eine Grasernte wie aus dem Lehrbuch

Die Grasernte der Agrofarm eG Lüssow hat begonnen – dieses Jahr unter den perfekten Witterungsbedingungen. Die Vorbereitungen für die nächste Ernte laufen bereits, doch was dem Betrieb Sorgen macht, sind die wenigen Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz.

Von Gerd Rinas

Für Philipp Krüger war der erste Schnitt auf dem Grünland in diesem Frühjahr ein besonderer: Zum ersten Mal durfte der 24-Jährige in der Agrofarm Lüssow als Abfahrer ran. „Im vorigen Jahr half ich beim Silomachen. Dieses Mal nun als einer von vier Abfahrern. Es hat gepasst“, freut sich der junge Landwirt und lobt den Teamgeist in der Häckselkette: „Enger Kontakt ist wichtig, damit ein Rad ins andere greift“, hat Krüger erkannt.

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Agrofarm eG Lüssow: Optimale Witterungsbedingungen

Mit Häckslerfahrer Erik Severin verständigt er sich entweder per Sprechfunk oder Handzeichen. „Manchmal, wenn es unvorhergesehene Situationen gibt, zum Beispiel nasse Stellen, wo man versacken kann, halten wir auch mal kurz an und tauschen uns aus“, sagt Severin.

Die Witterungsbedingungen für die Ernte auf 400 ha Grünland waren in der vorigen Woche ziemlich optimal: „Es war trocken, die Sonne schien und es ging ein leichter Wind“, berichtet der Fahrer. „Zwei Mähkombinationen, ein Schwader, zwei Wender, ein Häcksler Claas Jaguar 950 und zwei Festfahrer im Silo sorgten zudem für die nötige Schlagkraft in der Häckselkette.

Arbeiteten erstmals bei der Grasmahd zusammen: Häckslerfahrer Erik Severin und Abfahrer Philipp Krüger.
Arbeiteten erstmals bei der Grasmahd zusammen: Häckslerfahrer Erik Severin und Abfahrer Philipp Krüger.

Ernte mit Wildtierrettern

„Damit die sich entfalten kann, braucht es eine exakte Planung und genaue Absprachen“, betont Vorstandsvorsitzender Lars-Peter Loeck. Umso mehr, seitdem zur Ernte auf dem Grünland die Wildtierretter mit an Bord sind. „Im vorigen Jahr haben wir zum ersten Mal mit ihnen zusammengearbeitet. Wir haben Kartenmaterial von den Grünlandflächen zur Verfügung gestellt und sind gemeinsam die Wiesen abgelaufen“, so Loeck.

Die Aktion bedeutet für die Landwirte zusätzlichen Aufwand. Sie müssen jetzt nicht nur die Witterung und den Erntefortschritt im Blick behalten, sondern auch die Anforderungen der Kitzretter beachten, mitunter sogar den Ernteablauf umstellen. „Wenn man nicht frühzeitig kommuniziert, kann schnell Sand in die Häckselkette kommen“, weiß Lars-Peter Loeck. Doch der Einsatz lohnt sich: 2020 bewahrten die Wildtierretter mit Drohne und Wärmebildkamera zwölf Kitze vor dem Mähtod – in diesem Jahr 21.



Ernte wie aus dem Lehrbuch

Nach acht Tagen endete am Freitag voriger Woche in der Agrofarm der erste Schnitt. „Es war eine Ernte wie aus dem Lehrbuch, mit sehr gutem Ertrag. Zur Bewertung der Qualität warten wir noch auf die Probenergebnisse aus dem Labor“, erläutert Loeck. Auf den abgeernteten Flächen wurde 40-prozentiger Kali gestreut. „Gern würden wir das Grünland auch mit einer Stickstoffgabe versorgen. Wegen der Auflage, in den roten Gebieten nur noch 20 Prozent unter dem Pflanzenbedarf zu düngen, müssen wir aber darauf verzichten“, bedauert Loeck.

Umstellen muss sich der Betrieb auch bei der Vermarktung von Futter, das nicht für die eigenen Milchrinder benötigt wird: Noch im vorigen Jahr verkaufte die Agrofarm für etwa 35.000 Euro Grassilage an die nur wenige Kilometer entfernte größte Biogasanlage Europas. Deren Eigentümerin, die Güstrower Stöckli Biochem GmbH, hatte die Großanlage an die Nawaro AG verleast, sie Ende März aber an die niedersächsische EnviTec Biogas AG verkauft. Das Unternehmen will künftig statt Mais und Grassilage vor allem Hühnertrockenkot für die Produktion von Biomethan verwerten. „Damit können wir leider nicht dienen“, bedauert Loeck, der aber zuversichtlich ist, andere Käufer für die nicht benötigte Silage zu finden.

Neuer Geteidetrockner – gut angelegtes Geld

Sechs Mal am Tag zog Maren Krüger Futterproben und bestimmte die Trockensubstanz.
Sechs Mal am Tag zog Maren Krüger Futterproben und bestimmte die Trockensubstanz.

Unterdessen laufen in Lüssow die Vorbereitungen für die nächste Ernte:
Seit zwei Monaten errichtet eine Fachfirma neben der großen Lagerhalle einen neuen Getreidetrockner. Der Vorgänger hat 27 Jahre lang gute Dienste geleistet, erwies sich zuletzt aber als zunehmend störanfällig. „Der Heißlufterzeuger war verschlissen, dafür ist kein Ersatz mehr zu kriegen“, sagt Lars-Peter Loeck.

350.000 Euro investieren die Lüssower in den neuen Trockner. Für den Vorstand ist das gut angelegtes Geld. Zwar verkauft die Agrofarm Vermehrungsgetreide und Triticale aus der Ernte an den langjährigen Partner, die Ceravis AG. Der Raps wird direkt vom Erntefeld an die Getreide AG im Rostocker Seehafen vermarktet. Weizen und Gerste lagern die Landwirte aber selbst ein. „Dafür ist ein eigener Trockner unabdingbar“, so Loeck.

Die neue Anlage, ebenfalls auf Heizölbasis, kann 15 t Getreide in einer Stunde 4 Prozent Feuchte entziehen. Damit ist die Kapazität doppelt so hoch wie beim Vorgängermodell. „In vierzehn Tagen, rechtzeitig vor dem Start in die Gerstenernte, soll Übergabe sein“, so Loeck.

Wenige Auszubildende

Nicht zufrieden ist der Vorstandsvorsitzende mit den Vorbereitungen auf das neue Ausbildungsjahr. Bisher sind erst sechs Bewerbungen eingegangen. „Wir würden uns über weitere freuen“, lädt Loeck Interessenten ein. Die Hauptursache für die vergleichsweise geringe Nachfrage vermutet der Vorstand in der Corona-Pandemie: „Bis Mitte Mai durften wir Schülern wegen der Infektionsschutzauflagen kein Praktikum auf dem Betrieb anbieten. Vier Bewerbern mussten wir in diesem Frühjahr des-halb absagen“, bedauert Loeck.

Seit Montag schaut sich eine Schülerin aus der 8. Klasse für eine Woche auf der Agrofarm um. Sie hat sich auch schon für drei Wochen im nächsten Jahr angemeldet. Derzeit werden im Betrieb acht Lehrlinge in allen drei Lehrjahren ausgebildet. Zwei Land- und zwei Tierwirte sollen bis September hinzukommen. „Wir warten jetzt mal die Prüfungen in den Schulen ab. Vielleicht entscheidet sich der eine oder andere danach noch für eine Ausbildung in der Landwirtschaft“, hofft Loeck.

Eine Handbreit Boden muss oft reichen

Das Wirtschaften in Höhenlagen ist anspruchsvoller als in der Ebene. Zwar reichen die Niederschläge, doch die Böden sind wenig ertragreich und das Grünland meist extensiv. Ein Beispiel aus Thüringen.

Von Wolfgang Helmbold

Die Landschaft wechselt. Zwischen Wäldern, Wiesen und Ackerflächen, zwischen Ebenen und Hangflächen bis hin zu Steilhängen und tiefen Tälern. Zwischen Thüringer Wald und Erzgebirge erstreckt sich das Thüringer Schiefergebirge als Teil des Thüringisch-Fränkischen Mittelgebirges, das zu großen Teilen von den Naturparks „Thüringer Wald“, „Frankenwald“ und „Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale“ eingenommen wird.

Agrargenossenschaft Hochland e. G. Gahma: Wirtschaften in Höhenlagen

Auf einer Hochebene zwischen Hohenwarte- und Bleilochtalsperre unweit der thüringisch-bayerischen Landesgrenze liegt der kleine Ort Gahma. Er ist Teil der Gemeinde Remptendorf im Saale-Orla-Kreis. Die so typische Landschaftsstruktur für das Schiefergebirge geht einher mit relativ hohen Niederschlagsmengen. Im Mittel der letzten Jahre betrug der Jahresniederschlag in diesem Gebiet 860 mm.

Hier bewirtschaftet die Agrargenossenschaft Hochland e. G. Gahma mit 30 Mitarbeitern und vier Auszubildenden etwa 1.150 ha. Es sind besondere, nicht immer einfache Bedingungen, Landwirtschaft auf einem Mittelgebirgsstandort bei einer durchschnittlichen Höhe von 600 m ü. NN zu betreiben.

Die relativ hohen Niederschläge waren zwar besonders in den vergangenen drei Dürrejahren von Vorteil, allerdings, so Geschäftsführer Jens Ölsner, kamen die Niederschläge in den letzten Jahren zum falschen Zeitpunkt, sodass auch ihr Betrieb die Dürre zu spüren bekam.

teilweise nur fünf Zentimetern Mutterbodenauflage

Weniger vorteilhaft sind die Böden. Relativ flachgründig – unter Grünland zum Teil mit nur fünf Zentimetern Mutterbodenauflage – und mit einem hohen Steinbesatz stellen sie eine Herausforderung an Mensch und Technik dar. Die Schieferverwitterungsböden im Territorium besitzen eine durchschnittliche Ackerzahl von 28 und eine durchschnittliche Grünlandzahl von 26.

Diese natürlichen Standortbedingungen bestimmen das Portfolio und die Anbaustruktur des Betriebes. Auf etwa 900 ha ist Ackerbau möglich. 250 ha, vorwiegend hängiges Gelände, werden als Grünland genutzt. Neben Winterraps, Wintergetreide und Braugerste baut die Agrargenossenschaft auch Silomais, Feldgras und Ackerbohnen zur Versorgung der eigenen Tierbestände an.

Die Tierhaltung der Agrargenossenschaft besteht aus Milchvieh einschließlich der entsprechenden Jungrinderaufzucht und einer Mutterkuhhaltung. Im Durchschnitt hält der Betrieb 360 Milchkühe, die eine Jahresleistung von 9200 kg/Kuh erbringen, und 390 Jungrinder der Rasse Holstein-Friesian sowie 225 Mutterkühe und zehn Zuchtbullen der Rassen Fleckvieh-Fleisch und Charolais.

Grünland: Extensiv und produktiv

Die Bewirtschaftung des Dauergrünlandes erfolgt gemäß den Zielsetzungen der Thüringer Grünlandstrategie auf 70 ha als produktives und auf 170 ha als extensives Grünland.

Mit dem extensiv bewirtschafteten Grünland nimmt die Agrargenossenschaft am Thüringer Programm zur Förderung von umwelt- und klimagerechter Landwirtschaft, Erhaltung der Kulturlandschaft, Naturschutz und Landschaftspflege (Kulap 2014) teil. Es erfordere schon einige Anstrengungen, die strengen Bedingungen und Vorgaben des Programms umzusetzen, aber es sei auch ein guter Beitrag für Natur und Umwelt, betont Geschäftsführer Jens Ölsner. Auch wenn nicht jede Vorgabe immer den unmittelbaren betriebswirtschaftlichen Interessen entspräche und die extensive Bewirtschaftung mit einem Verzicht auf Wertschöpfung verbunden sei, dienen diese Maßnahmen doch der Erhaltung und Verbesserung des Dauergrünlandes und der Pflege und Erhaltung der Kulturlandschaft. Aber andererseits sei ohne die Kulap-Beihilfen die Bewirtschaftung vieler Flächen, vor allem der nicht-mechanisierbaren Flächen, aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich.

Die Verantwortung für den Pflanzenbau, und damit auch für die Wiesen und Weiden, trägt im Betrieb Ronny Braunschweig. Der studierte Landwirt berichtet, dass 2013, als das Grünland bonitiert wurde, auch er ganz überrascht war, wie viele verschiedene Pflanzenarten auf den Wiesen und Weiden zu finden waren. Sehr viele in der Kulap-Richtlinie aufgeführte Pflanzenarten wie Frauenmantel, Ehrenpreis, Wiesen-Rotklee, Schafgarbe, Spitzwegerich und vieles mehr wachsen auf den extensiv genutzten Weiden rund um Gahma. Deshalb entschloss sich der Betrieb, für das Programm 2014–2020 an der Kulap-Maßnahme G11, artenreiches Grünland – sechs Kennarten teilzunehmen.

extensiv bewirtschafteten Flächen für Jungvieh und Mutterkühe

Die Futtergrundlage für das Milchvieh bildet das Ackerfutter und das als Mähweide genutzte Grünland. Für die melkenden Kühe erfolgt die Futterversorgung während der Weideperiode tagsüber im Stall, nachts auf der Weide. Auf den Milchviehweiden erfolgt eine intensive Bewirtschaftung als Portionsweide. „Immerhin sollen die Kühe 40 Liter Milch geben, da müssen sie auch gutes Futter erhalten“, unterstreicht Jochen Tiesel, der für die Tierhaltung im Betrieb verantwortlich zeichnet. Deshalb sind auch die 70 ha nicht für das Kulturlandschaftsprogramm beantragt worden.

Auch alle anderen Maßnahmen wie Pflege, Düngung und Pflanzenschutz sind auf eine Nutzung mit hohen Erträgen bei energie- und eiweißreichem Futter ausgerichtet. Der erste Schnitt wird bei einem Teil der intensiv genutzten Weiden gemäht und als Heu oder Grassilage gewonnen. Der weitere Aufwuchs dient als Weidefutter. Je nach Aufwuchs erfolge der Umtrieb drei bis sechs Mal, allerdings sei in den vergangenen drei Jahren nach dem 2. Schnitt nur noch wenig gewachsen, stellte Tiesel fest.

Die extensiv bewirtschafteten Flächen sind dem Jungvieh und den Mutterkühen vorbehalten. Die großzügig angelegten Koppeln werden von einer Jungvieh- und neun Mutterkuhherden mit je 20 bis 40 Tieren beweidet. Mit einer kleinen Mutterkuhherde im Ortsteil Lückenmühle wird eine Ganzjahresweide praktiziert, wobei diese Tiere ständig freien Zugang zum Stall haben.

Die Jungviehherde besteht aus den tragenden Färsen, bei den Mutterkuhherden sorgen mitlaufende Zuchtbullen für den Nachwuchs. Eine Zufütterung von Stroh, besonders im Frühjahr, wird auch auf den hängigen Flächen gesichert. Frisch geborene Kälber in den Mutterkuhherden fangen die Tierpfleger mit einem Lasso ein und versehen sie mit Ohrmarken. Diese Methode sei einfacher und sicherer als über Fangstände oder ähnliche Einrichtungen, da es weniger Unruhe in der Herde verursacht, sagt Tierwirt Tiesel.

Striegeln und Walzen

Alle mechanisierbaren Weiden werden im Frühjahr mit einer Wiesenwalze, die noch aus DDR-Zeiten stamme, bearbeitet. Und das wollen sie auch in den nächsten Jahren so beibehalten, bemerkte Jens Ölsner. Zu den Frühjahrsarbeiten zählt auch, dass Wiesen und Weiden gestriegelt werden. Dazu hat die Agrargenossenschaft vor drei Jahren einen Grünlandstriegel mit Nachsäeinrichtung angeschafft. Dieser kommt auf allen befahrbaren Flächen zum Einsatz.

Auf den Mähweiden wird gleichzeitig mit dem Striegeln auch alle drei Jahre oder bei Bedarf nachgesät. Ein solcher Bedarf entsteht oft auf den Flächen, die Wildschweine heimgesucht hatten. Zum Einsatz kommt eine Mischung von Deutschem Weidelgras und Weißklee. Als Nachsaatmenge haben sich 15 kg/ha bewährt.

Um die Ertragsziele zu erreichen, ist auf diesen Flächen eine gezielte, regelmäßige Düngung zwingend erforderlich. Grundlage für die bedarfsgerechte Düngung sind Bodenproben, die alle sechs Jahre gezogen werden, und die Düngeberechnungen des Betriebes. Da die Böden im Schiefergebirge leicht sauer sind, wird auf den Mähflächen turnusmäßig Kalkmergel (3 t/ha) gestreut. Die Stickstoffgaben werden je nach Aufwuchs und Bedarf sowohl als Rindergülle als auch als mineralischer Dünger auf die Mähflächen gegeben. Den Bedarf an Kali deckt die ausgebrachte Gülle.

Wirtschaften in Höhenlagen: Nachsaat ausgeschlossen

Auf den Weiden der Mutterkühe, die einer extensiven Bewirtschaftung unterliegen, erfolgt – sofern erforderlich – neben dem Walzen und Striegeln lediglich eine Kalkung, um einer Versäuerung der Böden vorzubeugen. Nachsaat wird ganz bewusst nicht durchgeführt, damit die Pflanzenvielfalt und die gemäß Kulap-Richtlinie geforderten Kennarten nicht gefährdet werden. Im vergangenen Jahr wurde erstmals mithilfe des Grünlandstriegels das Einjährige Rispengras (Gemeine Rispe) bekämpft, wobei es sich zeigte, dass der Bekämpfungserfolg bei trockenen Bedingungen am höchsten ist. Als eine wichtige Pflegemaßnahme ist auf allen befahrbaren Flächen mindestens einmal jährlich eine Nachmahd selbstverständlich.

Durch das hohe Wildaufkommen im Territorium und die Nähe der Landwirtschaftsflächen zu den Wäldern gibt es nicht nur auf den Ackerflächen, sondern auch auf dem Grünland Wildschäden. Besonders der übermäßig hohe Bestand an Wildschweinen und eine circa 200 Stück starke Mufflon-Herde verursachen teils erheblichen Schäden. Während durch Schwarzwild besonders die etwas tiefgründigeren, intensiv genutzten Weiden umgebrochen werden, verbeißen die Wildschafe mit Ausdauer vorzugsweise wertvolle und anscheinend schmackhafte Gräser. Zur Regulierung der Wildschäden hat sich die Agrargenossenschaft mit den Jagdpächtern auf eine Pauschalregelung „zum Freundschaftspreis“ geeinigt, um den Aufwand zur Schadensfeststellung gering zu halten, sagt Ölsner.

Ebenso wie viele andere Betriebe in Thüringen hat die Agrargenossenschaft Hochland Gahma mit dem massenhaften Auftreten von Mäusen zu kämpfen. „So viele Mäuse wie im vergangenen Jahr hatten wir noch nie“, resümiert Geschäftsführer Jens Ölsner. Vorrangig auf dem Ackerland, aber zunehmend auch auf dem Grünland seien die Fraßschäden zu beobachten. Selbst der Sportplatz am Dorfrand sei vergangenes Jahr betroffen gewesen. Die Mittel und Möglichkeiten zur Mäusebekämpfung seien aber sehr begrenzt. Zunehmend ersetze man deshalb einige Weidezaunpfähle durch Sitzstangen für die Greifvögel.

Begrenzter Schutz

Maßnahmen zum Pflanzenschutz führt der Betrieb nur in sehr begrenztem Umfang und nur auf den produktiven Flächen durch. Hier-bei ist vorrangig die steigende Ausbreitung des Ampfers im Fokus der Pflanzenbauer. Eine regelmäßige Bekämpfung mit dem Herbizid Simplex ist gängige Praxis. Dabei sei jedoch Vorsicht geboten, warnt Ronny Braunschweig, da das Herbizid auch den Weißklee angreife. „Aber wie es ausschaut“, so der Pflanzenbauexperte, „haben wir den Kampf gegen den Ampfer verloren.“ Dazu trügen auch die Wildschweine bei, die durch ihr Wühlen freie Stellen schaffen, auf denen sich der Ampfer ansiedelt.

Seit über 20 Jahren werden auf Grünlandflächen der Agrargenossenschaft gemeinsam mit der Versuchsstation Oberweißbach des Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) Dauerversuche durchgeführt.

Auf 30 Parzellen in dreifacher Wiederholung testen Agrargenossenschaft und Versuchsstation Sortenmischungen für das Grünland unter anderem auf Eignung, Ertragsfähigkeit, Widerstandsfähigkeit und Dauerhaftigkeit unter den speziellen Bedingungen der Mittelgebirgsstandorte. „Zum jetzigen Zeitpunkt im Frühjahr“, so Ölsner, „sehen alle Parzellen gleich aus.

Aber im Laufe des Jahres erkennt man deutlich, was gut wächst und was den Tieren schmeckt. Den Rohrschwingel lassen sie regelmäßig stehen, nicht mal die Mufflons fressen ihn.“ Eigentlich sollten die Versuche bereits vor Jahren beendet werden, erzählt der Geschäftsführer. Man sei aber froh, dass sie fortgeführt würden, denn sie liefern nach wie vor wichtige Erkenntnisse sowohl für die konventionelle, produktive als auch für die extensive, naturschutzkonforme Bewirtschaftung des Dauergrünlandes.

Wirtschaften in Höhenlagen: Die Investitionen

Viel hat der Betrieb in den letzten Jahren investiert. Schwerpunkt der Investitionen war trotz oder gerade wegen des niedrigen Milchpreises die Milchviehwirtschaft. Der bestehende Stallkomplex wurde durch ein neues Melkhaus ergänzt, das mit einem GEA-Melkrobotersystem ausgerüstet ist und ein neuer Güllebehälter wurde gebaut. Für Fütterung, Ver- und Entsorgung investierte der Betrieb in mobile Technik, Mähdrescher und neue Traktoren. Und bereits 2006 beschloss der Vorstand, sich an einer Biogasanlage in Thimmendorf zu beteiligen, die gemeinsam mit anderen Landwirten der Region betrieben wird. Die Gärreste aus der Biogasanlage werden durch die Agrargenossenschaft Gahma ausgebracht.

Der Grünlandstriegel und zwei Traktoren waren wichtige Investitionen im Bereich der Grünlandwirtschaft. Im vergangenen Jahr wurde noch ein Zaunkönig, ein Mäher für Zäune und Pfosten, angeschafft, mit dem der Aufwuchs unter den Weidezäunen beseitigt wird. Der Zaunkönig soll die Weidebetreuung erleichtern und für die notwendige Weidesicherheit sorgen.

Die Investitionssumme der vergangenen drei Jahre beträgt fast 2,5 Mio. Euro. Dies war notwendig, damit auch unter den extremen Bedingungen im Thüringer Schiefergebirge jetzt und in Zukunft einerseits wirtschaftlich Landwirtschaft betrieben werden kann und gleichzeitig den Anforderungen des Naturschutzes Rechnung getragen wird, rechtfertigte der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Hochland Gahma den finanziellen Aufwand.

Ziel: Geländegängige Akademiker

Nicht alltäglich, familiär und landschaftlich reizvolle Umgebung – das sind Merkmale, die an der Hochschule Neubrandenburg den Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften auszeichnen.

Von Ulrike Bletzer, Bad Ems


„Unser heimliches Ausbildungsziel ist der geländegängige Akademiker“, sagt Prof. Dr. Rainer Langosch, Dekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften an der Hochschule Neubrandenburg, – und meint mit „geländegängigen Akademikern“ junge Menschen, die sowohl im wissenschaftlichen Denken geschult als auch in der praktischen Arbeit erfahren sind.

Auf dem Weg zu diesem Ziel bietet der Fachbereich, der aktuell rund 550 Studierende umfasst, neun Studiengänge, von denen für Landwirte und solche, die es werden wollen, insbesondere die folgenden vier von Interesse sind: der klassische Bachelor, Bachelor dual und Master Agrarwirtschaft sowie der binationale Master Nachhaltiges Landwirtschaftliches Produktionsmanagement.

binationaler Master bisher einzigartig

Letzterer sei unter den drei Alleinstellungsmerkmalen, die den Fachbereich auszeichnen, dasjenige, dass diese Bezeichnung am meisten verdient, betont Prof. Dr. Langosch. Denn: „Etwas Vergleichbares gibt es an anderen landwirtschaftlichen Hochschulen und Universitäten bisher nicht.“

Dieser Studiengang, der zum Sommersemester 2018 an den Start ging, ist Teil eines Programms zur Förderung der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Argentinien und bietet jeweils sechs Studierenden aus beiden Ländern die Möglichkeit, nach insgesamt vier Semestern mit dem deutschen Master und der Maestra als argentinischem Pendant einen doppelten Studienabschluss zu erwerben. Während sie das erste Studienjahr an der argentinischen Partnerhochschule Concepción del Uruguay absolvieren, besuchen sie im zweiten die Hochschule Neubrandenburg.

Das Deutsch-Argentinische Hochschulzentrum fördert den Studiengang, dessen inhaltliche Schwerpunkte auf Pflanzenbau, Landtechnik sowie Agrar- und Umweltökonomie liegen, mit Stipendien. „Die Entstehung dieses Studiengangs basiert auf Netzwerken, die Kollegen von mir aufgebaut haben“, betont Prof. Dr. Langosch. „Da steckt sehr viel persönliches Engagement drin.“

Vom Acker bis zur Abfallwirtschaft

Und was hat es mit den beiden anderen Alleinstellungsmerkmalen auf sich, die vielleicht nicht ganz so ausschließlich auf den Fachbereich zutreffen, ihn aber ebenfalls zu etwas Besonderem machen? „Da er neben der Agrarwirtschaft auch die Lebensmittelwissenschaften umfasst, deckt er vom Acker über den Handel bis hin zur Abfallwirtschaft, etwa in Form von Biogasanlagen, die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette ab“, erklärt der Dekan.

Zu den Studiengängen im nicht agrarwirtschaftlichen Bereich zählen der Bachelor und Bachelor dual Lebensmitteltechnologie, der Master Lebensmittel- und Bioprodukttechnologie, der Bachelor Diätetik sowie der berufsbegleitende Studiengang Angewandte Betriebswirtschaftslehre.

Dabei handelt es sich nicht um ein Nebeneinander, im Gegenteil: „Unter anderem gibt es gemeinsame Projekte, in denen angehende Agrarwissenschaftler und Diätassistenten zusammenarbeiten“, berichtet Prof. Dr. Langosch und fügt hinzu: „Wir leben hier im Fachbereich das Interdisziplinäre.“ Dies gelte insbesondere auch für ein interdisziplinäres Projektseminar, dessen Teilnehmer auf hohem Niveau Messeauftritte planen.

Auch ein Alleinstellungsmerkmal: „Campus mit Wasseranbindung“

Das dritte Alleinstellungsmerkmal: Die Hochschule liegt in landschaftlich ausgesprochen reizvoller Umgebung fast direkt am Tollensesee – nicht ohne Grund spricht Prof. Dr. Langosch von einem „Campus mit Wasseranbindung“. In der entgegengesetzten Richtung befindet sich das Stadtzentrum von Neubrandenburg in fußläufiger Nähe.

Rund 2.200 junge Menschen studieren an der Campus-Hochschule, die über vier Studentenwohnheime verfügt und neben Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften drei weitere Fachbereiche umfasst, nämlich:

1. Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung
2. Gesundheit, Pflege, Management
3. Landschaftswissenschaften und Geomatik.

Einzugsgebiet von MV bis Lateinamerika

Etwa 350 angehende Agrarwirtschaftler und 200 künftige Lebensmittelwissenschaftler sind in dem Fachbereich eingeschrieben. Das Einzugsgebiet erstreckt sich weit über Mecklenburg-Vorpommern hinaus in alle deutschen Bundesländer, nach Osteuropa und sogar bis nach Lateinamerika.

Auf welchen agrarwirtschaftlichen Studiengängen die Schwerpunkte liegen? „Zahlenmäßig gesehen mit knapp 200 Studierenden auf dem klassischen Bachelor“, antwortet Prof. Dr. Langosch und stellt klar: „Am dynamisch stärksten ist allerdings der Bachelor dual.“

Dualer Bachelor: Hörsaal trifft auf Stall

Dieser Studiengang wurde zum Wintersemester 2012/2013 eingeführt. Das Besondere daran ist, vereinfacht gesagt, die Zweigleisigkeit aus Hörsaal einer- sowie Landwirtschaftsbetrieb und Berufsschule andererseits. Dazu ist neben den üblichen Voraussetzungen für die Immatrikulation (Allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife) auch ein Berufsausbildungsvertrag mit einem staatlich anerkannten landwirtschaftlichen Ausbildungsbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt erforderlich.

Während das erste, zweite und vierte Semester der Ausbildung im Betrieb sowie überbetrieblichen Lehrgängen gewidmet sind, spielen sich Semester 3, 5, 6, 7, 8 und 9, von verschiedenen Praktika unterbrochen, an der Hochschule ab. „Das verlangt den Studierenden wesentlich mehr Organisationsfähigkeit ab, als es beim klassischen Bachelor der Fall ist“, sagt Prof. Dr. Langosch und betont, trotz der verkürzten Zeit an der Hochschule sei der Leistungsstand bei den „Dualen“ zumindest nicht schlechter.

Der häufige Wechsel zwischen praktischer Ausbildung und Studium, bei dem man zudem jedes Mal aufs Neue mit Kommilitonen aus einem anderen Hochschulsemester zusammen lerne, sei nicht unanstrengend, bestätigt Annemarie Scheja (24), die seit 2017 als duale Bachelor-Studentin im Fachbereich Agrarwirtschaft eingeschrieben ist. Aber: „Der Stundenplan wird von der Hochschule erstellt, sodass ich genau weiß, welche Lehrveranstaltungen, praktischen Übungen und Prüfungen ich brauche, um den Bachelor zu schaffen.“

Warum sie sich für diesen nicht ganz alltäglichen Studiengang entschieden hat? „Ich komme ursprünglich nicht aus der Landwirtschaft, bin aber ein sehr praxisorientierter Mensch, dem die Theorie alleine nicht ausreicht“, antwortet sie und weiß aus eigener Erfahrung: „Es ist ein absoluter Pluspunkt, wenn man vor Studienbeginn schon praktische Erfahrungen in der Landwirtschaft gesammelt hat. Dann kann man in einen viel angeregteren Austausch gehen.“ Der duale Studiengang sei jedenfalls allen zu empfehlen, die noch nicht in der Praxis gewesen sind, bekräftigt sie.

Zwei Abschlüsse dank dualem Studiengang

Ein unschlagbarer Vorteil ist der doppelte Abschluss, denn am Ende hat man sowohl das Ausbildungszeugnis als Landwirtin als auch das Hochschulzeugnis als Bachelor of Science in der Tasche, was logischerweise eine größere Bandbreite an Berufschancen mit sich bringt.

Umgekehrt profitiere aber auch die Arbeitgeberseite, betont Prof. Dr. Langosch und berichtet: „Der Bauernverband ist wegen eines solchen dualen Studiengangs auf uns zugekommen. Denn im Sinne der Nachwuchsgewinnung sind die Betriebe sehr stark an jungen Menschen interessiert, die das Potenzial haben, Führungsaufgaben in der ostdeutschen Landwirtschaft zu übernehmen.“

Auch Jan Lippitz hatte ursprünglich wenig Berührungspunkte mit der Landwirtschaft, kam aber auf den Geschmack, als er vor einiger Zeit ein halbes Jahr auf einer Farm in Neuseeland gearbeitet hat. „Damals erhielt ich Einblicke, wie man das Land nutzen kann. Das hat mein Interesse geweckt“, sagt er. Über seinen Bruder, der in einem anderen Fachbereich studiert, kam der 23-Jährige aus Neuruppin in Kontakt mit der Hochschule Neubrandenburg, wo er ebenfalls den dualen Bachelor-Studiengang Bachelor Agrarwirtschaft belegt.

Enge Vertrauensbasis, aber keine Kuschelatmosphäre

Die Betreuung durch die Professoren sei sehr gut und die Atmosphäre familiär, loben Jan Lippitz und Annemarie Scheja. „Stimmt“, bestätigt Prof. Dr. Langosch und stellt im nächsten Moment klar: „Aber das darf man nicht mit einer Kuschelatmosphäre verwechseln, sondern sollte es so verstehen, dass eine gute Vertrauensbasis besteht, auf der wir die Studierenden durchaus auch fordern.“

Der große Tollensesee (17 km2) liegt nur wenige Minuten von der  Hochschule entfernt.
Der große Tollensesee (17 km2) liegt nur wenige Minuten von der Hochschule entfernt. (c) Ulrike Bletzer

Insgesamt 24 Professorenstellen gibt es im Fachbereich, von denen zwölf der Agrarwirtschaft zugeordnet sind. Dazu kommt eine Reihe externer Lehrbeauftragter.

Zwar liegt der Schwerpunkt in Neubrandenburg, dem Charakter einer Fachhochschule entsprechend, auf der Lehre. Dessen ungeachtet gibt es aber auch eine Reihe von Forschungsprojekten. „Ein größeres Projekt dreht sich um die Digitalisierung in der Landwirtschaft“, berichtet der Dekan. „Dazu hat man auf einem Versuchsfeld Sensoren aufgestellt, deren Messdaten von einem Satelliten erfasst werden.“
Weitere Forschungsprojekte befassen sich mit der Rolle der Plasmaphysik für die Erzeugung von Lebensmitteln, dem Thema Tierwohl, dem Ermöglichen von gesellschaftlicher Teilhabe im ländlichen Raum oder der Sozialen Landwirtschaft.

In 7 Semestern zum „KLASSISCHEn“ BACHELOR

Doch zurück zu den Studiengängen. Dazu gehört auch der „klassische“ Bachelor, ein sieben Semester umfassender Studiengang. Während sich die Studierenden vom ersten bis vierten Semester Grundlagenwissen in Natur-, Agrar- und Wirtschaftswissenschaften aneignen und ein 18-wöchiges landwirtschaftliches Praktikum absolvieren, vertiefen sie ihr Wissen anschließend in Fächern wie Tierproduktion, Pflanzenproduktion, Agrarökonomie oder Landtechnik und machen ein zwölfwöchiges Praktikum im vor- oder nachgelagerten Bereich des Agrarbusiness. Im siebten Semester erstellen sie dann die Bachelorarbeit.

Wer den Bachelor in der Tasche hat, hat die Möglichkeit, in Neubrandenburg den Master draufzusatteln. In diesem dreisemestrigen Studiengang wählen die Studierenden zwischen den beiden Schwerpunkten „Agrarökonomie“ und „Qualität und Qualitätssicherung in der Agrarwirtschaft“.
Weitere Vertiefungen im Bereich „Tier“ oder „Pflanze“ sind durch Wahlpflichtmodule möglich. Ein zentraler Baustein ist die im dritten Semester verfasste Masterthesis. Die Absolventen dieses Studiengangs sind für Leitungs- und Spitzenpositionen in der Landwirtschaft qualifiziert.

Hochschule Neubrandenburg: Master für die Praxis

Wo arbeitet davon abgesehen das Gros der „Neubrandenburger“ später? „Rund zwei Drittel der Bachelor-Absolventen gehen zurück in die landwirtschaftliche Praxis“, berichtet Prof. Dr. Langosch. Weitere Arbeitsmöglichkeiten tun sich in Landhandel, Landtechnik, Vertrieb, Agrarverwaltung und landwirtschaftlichen Verbänden auf – womit noch lange nicht alle Optionen genannt sind. So erzählt zum Beispiel Annemarie Scheja, sie könne sich später gut eine Tätigkeit in der landwirtschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit vorstellen. Jan Lippitz tendiert dagegen eher zu einer Beratertätigkeit bei einer Behörde.

Die beiden verbindet übrigens mehr als nur die Tatsache, dass sie den dualen Bachelor-Studiengang belegen: Annemarie Scheja und Jan Lippitz sind die beiden Studiengangbotschafter des Fachbereichs. Unter dem Motto „Werde Welternährer“ werben sie für ein agrarwirtschaftliches Studium an der Hochschule Neubrandenburg und stehen Interessenten für Fragen aller Art zur Verfügung. Zwei Mal pro Woche bieten die Studiengangbotschafter eine Sprechstunde an, außerdem betreiben sie über einen Podcast und verschiedene Social-Media-Kanäle Öffentlichkeitsarbeit.

„Der Studiengangbotschafter ist eine Einrichtung von Studierenden für Studierende, bei der man den Blick ins Innere des Fachbereichs nach außen geben kann“, beschreibt Jan Lippitz seine Tätigkeit. Normalerweise, das heißt außerhalb von Corona, stellen die Studiengangbotschafter das Angebot zudem auf Fachmessen und in Schulen vor. Auch für den Hochschulinformationstag, an dem die beiden mitwirken, hat die Pandemie Folgen: Er fand bereits zwei Mal online statt.

Aktuell fehlt das soziale Miteinander

Logisch, dass dies auch für einen großen Teil des Lehrangebots gilt. „Wir haben allerdings dafür gekämpft, dass praktische Übungen wie zum Beispiel Feldbegehungen als Präsenzveranstaltungen in kleinen Gruppen stattfinden können“, betont Prof. Dr. Langosch und schickt hinterher, die Hochschulen hätten die digitalen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Pandemie zwar ganz gut gemeistert. Aber: „Das soziale Miteinander fehlt. Das lässt sich über Onlineveranstaltungen nicht kompensieren.“

Auch das studentische Leben außerhalb von Hörsaal und Labor bleibt von der Corona-Krise nicht unberührt. Die monatliche Mensaparty muss zurzeit ebenso ausfallen wie der Kinoabend oder die Sportangebote im Fitnessraum. „Es wird sich aber extrem bemüht, online Fachvorträge und andere Veranstaltungen anzubieten“, sagt Annemarie Scheja. Neben einem breit gefächerten Freizeitangebot, das zum Beispiel einen Hochschulclub, ein Radio von Studierenden für Studierende und ein Orchester umfasst, gebe es eine Reihe von Beratungsstellen zu unterschiedlichsten Themen: „Jedes Interesse und jede Sorge wird abgedeckt.“

Für die Hochschule Neubrandenburg spricht also einiges. „Bei den Hochschulrankings landen wir regelmäßig auf den oberen Rängen“, berichtet Prof. Dr. Langosch nicht ohne Stolz und fügt hinzu: „Außerdem bescheinigt uns die Akkreditierungskommission, die die Hochschulen alle fünf Jahre überprüft, eine gute Studierbarkeit und eine sehr gute Ausstattung.“ Und nicht zuletzt genieße man einen exzellenten Ruf auf dem Arbeitsmarkt: „In der Agrarwirtschaft können wir gar nicht so viele Absolventen ausbilden, wie nachgefragt sind.“

Wie steht es um die Hofnachfolge?

Landwirte über 50 von kleineren Höfen und Ackerbaubetrieben wissen relativ häufig noch nicht, wer ihren Hof weiterführt. Das ist eine Erkenntnis einer repräsentativen Umfrage unter Familienbetrieben.

Von Dr. Peter Pascher, Deutscher Bauernverband, Berlin


Die Landwirtschaftliche Rentenbank ist im Rahmen des Konjunkturbarometers Agrar im Jahr 2018 der Frage der Hofnachfolge nachgegangen. Befragt wurden rund 800 Landwirte, fast ausschließlich von Familien geführte Unternehmen. Die Ergebnisse sind repräsentativ für Betriebe über 30 ha im Westen beziehungsweise von 100 bis 500 ha im Osten Deutschlands. Der folgende Beitrag geht auf die wichtigsten dabei gewonnenen Erkenntnisse ein.

Technisches Equipment

Um das technische Equipment anzuschaffen, empfehlen Quereinsteiger und alte Hasen gleichermaßen die Suche nach gebrauchten landwirtschaftlichen Geräten auf spezialisierten Online-Plattformen. Bei TradeMachines gibt es einige Untergruppen in der Kategorie Agrar. Dort lassen sich Bodenbearbeitungsgeräte und Erntemaschinen ebenso wie Gerätschaften finden, die die Fütterung der Tiere effizienter gestalten. Bei Surplex werden Traktoren, Transportfahrzeuge und vieles mehr angeboten. Ein Blick auf die Website lohnt sich daher!

 

„Wie oft wurde Ihr Betrieb schon in der Familie an die nachfolgende Generation weitergegeben?“

Auf die Frage „Wie oft wurde Ihr Betrieb schon in der Familie an die nachfolgende Generation weitergegeben?“ gab fast die Hälfte der befragten Betriebsleiter an, mindestens bereits in der vierten Generation den Betrieb zu bewirtschaften. Im Durchschnitt wurden die Betriebe an fünf Generationen weitergegeben. Etwa die Hälfte der befragten Betriebsleiter fühlte sich der Familie/der Tradition des Hofes mehr oder minder verpflichtet, den Hof zu übernehmen, im Süden Deutschlands mehr, im Norden und insbesondere im Osten Deutschlands weniger. Die andere Hälfte der Betriebe gab an, dieses Pflichtgefühl kaum oder gar nicht gehabt zu haben.

EinfLuss Der Hofabgabeklausel

Die Hofabgabeklausel regelte unter anderem, dass Landwirte erst dann einen Rentenanspruch im Rahmen der Alterssicherung der Landwirte haben, wenn sie ihren Betrieb an einen Nachfolger übergeben hatten.

Zum Befragungszeitraum Juli 2018 galt die mittlerweile abgeschaffte Hofabgabeklausel noch. 32 % der Betriebsleiter gaben an, dass die Hofabgabeklausel einen Einfluss auf den Zeitpunkt der eigenen Hofübernahme gehabt hatte. 61 % verneinen diesen Einfluss. „Die Hofabgabeklausel führt dazu, dass ich meinen Betrieb früher an einen Nachfolger übergebe, als ich es sonst wahrscheinlich tun würde“, dieses Statement teilen nur 14 % der befragten Betriebsleiter.

Unter dem Strich wollten aber 46 % der Betriebsleiter im Juli 2018, dass die Hofabgabeklausel abgeschafft wird. 38 % vertraten die gegenteilige Auffassung. Der Rest enthielt sich einer richtungs-weisenden Positionierung. Besonders im Osten Deutschlands, unter den Ackerbaubetrieben und unter älteren Landwirten, fand die Forderung nach Abschaffung der Hofabgabeklausel eine relativ hohe Zustimmung.

Steuerberater (meistens von Steuerberatungsgesellschaften der Bauernverbände), Familie und Bauernverband sind die Hauptansprechpartner, wenn es um das Thema Hofnachfolge geht (Abb. 1). Auf die Frage „Mit wem haben Sie sich / werden Sie sich bezüglich der Hofnachfolge beraten?“ nannten unter den über 50-jährigen Betriebsleitern 37 % den Steuerberater, 33 % die Familie und 26 % den Bauernverband. Weitere Nennungsmöglichkeiten wie Freunde, Bekannte, Notar oder Betriebsberater spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle.

Beratungsangebote zum Thema Hofnachfolge halten 66 % dieser über 50 Jahre alten Landwirte für eine sinnvolle Unterstützung. Besonders stark nachgefragt werden Beratungsangebote in Norddeutschland und unter den Veredlungsbetrieben. Hilfestellungen bei steuerlichen Fragen der Hofübergabe stehen an vorderster Stelle (84 %), gefolgt von entsprechenden rechtlichen Fragen (81 %). An dritter Stelle (65 %) wird Unterstützung bei der richtigen Kommunikation mit den Familienangehörigen (Konfliktmanagement) gewünscht.

Abb 1

Unter den Landwirten, die älter als 50 Jahre sind und innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Hofübergabe planen, steht in drei von vier Fällen der Hofnachfolger bereits fest (Abb. 2).
In den Ackerbaubetrieben sowie im Osten Deutschlands ist der Hofnachfolger allerdings nur in zwei von drei Fällen bereits bekannt. Das heutige Alter des anstehenden Hofnachfolgers beträgt durchschnittlich 30 Jahre. Regionale oder Unterschiede nach Betriebsformen und Betriebsgrößen sind nur gering.

28 % der Hofnachfolger werden zum Zeitpunkt der Hofübergabe einen Fachhochschul- oder Universitätsabschluss aufweisen. Von weiteren 35 % wird der Meistertitel beziehungsweise der Abschluss zum staatlichen geprüften Landwirt/Wirtschafter/Betriebswirt erwartet.
33 % der angehenden Hofnachfolger dürften zum Zeitpunkt der Hofübergabe als höchsten Abschluss zumindest eine abgeschlossene Lehre aufweisen. Unter den Betriebsformen sind die Hofnachfolger von Ackerbaubetrieben die am besten Ausgebildeten: 38 % werden zum Zeitpunkt der Hofübergabe einen Fachhochschul- oder Universitätsabschluss aufweisen.

Unter den Landwirten, die älter als 50 Jahre sind und innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Hofübergabe planen, rechnen 60 % damit, dass ihr Betrieb künftig weiter im Haupterwerb fortgeführt wird (Abb. 3). 32 % sehen ihren Betrieb künftig als Nebenerwerbsbetrieb. Bei den übrigen 8 % ist die Frage der künftigen Betriebsform noch offen.

Vergleichsweise niedrig ist der Anteil der weiter im Haupterwerb geführten Betriebe unter den Ackerbaubetrieben (45 %) und im Süden Deutschlands (53 %). Entsprechend höher fallen die Nebenerwerbsanteile mit 48 beziehungsweise 38 % aus. Einschränkend zu diesen Befunden ist anzumerken, dass sich unter den befragten Betriebsleitern im Bundesdurchschnitt bereits heute etwa 5 % Nebenerwerbslandwirte befinden.

Kinder haben andere Interessen

Unter den Landwirten, die älter als 50 Jahre sind und innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Hofübergabe planen, aber noch keinen Hofnachfolger gefunden haben, kommt in 73 % der Fälle eine außerfamiliäre Hofübergabe infrage (Abb. 4). 27 % können sich dies nicht vorstellen.

Wenn kein Hofnachfolger gefunden wird, dann soll der Betrieb fast ausschließlich verpachtet werden (91 % Nennungen). Als Hauptgrund für den (noch) fehlenden Hofnachfolger wird angegeben, dass die Kinder andere Interessen beziehungsweise berufliche Möglichkeiten haben (59 %). An zweiter Stelle der Nennungen werden fehlende Kinder genannt (26 %). Es folgen „die unsicheren ökonomischen Perspektiven des Betriebes“ (16 %).

In der repräsentativen Befragung wurde auch nach den Wachstumsmöglichen der Betriebe gefragt. Danach schätzen 27 % der Betriebe ihre Wachstumsmöglichkeiten als gut und sehr gut ein. Im Süden und Osten Deutschlands sind es sogar 31 beziehungsweise 33 %, im Norden Deutschlands nur 21 %. 29 % schätzen dagegen ihre betrieblichen Wachstumsmöglichkeiten als „sehr schlecht“ ein (Norddeutschland 31 %, Süddeutschland 27 %, Ostdeutschland 23 %).

In der Betrachtung nach Betriebsformen glauben die Veredlungsbetriebe die schlechtesten Wachstumschancen zu haben (31 %). Gute bis sehr gute Wachstumschancen sehen besonders die Futterbaubetriebe (29 %).

„GreifenAcker“ statt Labor?

Mitten in Greifswald hat Diplombiologe Philipp Lutze seine Stadtgärtnerei „GreifenAcker“ eröffnet. Wenn seine Pläne aufgehen, könnte aus dem Nebenerwerb sogar mehr werden: Sein frisches Gemüse ist in der Hansestadt stark nachgefragt.

Von Gerd Rinas


„Trockenbohnen waren früher auf dem Lande ein Klassiker auf dem Speisezettel. Die Bohnen wurden in den Bauerngärten angebaut. Nach der Ernte legten sich die Leute einen Vorrat für den Winter an“, sagt Philipp Lutze. Bevor die Bohnen mit ihrem nussigen Geschmack Suppen und Salate verfeinerten, wurden sie über Nacht in Wasser gelegt. „Das Gemüse galt als gut sättigende Proteinnahrung“, berichtet mein Gegenüber.

„Greifenacker“: Schulgarten für Kinder und jugendliche

Philipp Lutze hat die Bohnen wiederentdeckt. Bei einem Saatguthandel in Österreich, der auch alte Sorten vertreibt, hat er sie im Angebot gefunden, bestellt und in den Boden gebracht. In den Beeten stehen auch schon Spaliere, an denen die Pflanzen hochranken sollen.

Wir sind auf dem „GreifenAcker“, in der Gärtnerei gleichen Namens von Philipp Lutze in Greifswald. Unweit vom Stadtzentrum, in einem ehemaligen Gewerbegebiet, hat Lutze vor gut drei Jahren eine 1,1 ha große Wiese gepachtet. „Ich hatte die Idee, im Nebenerwerb eine kleine Gärtnerei aufzubauen. Ohne großen Maschineneinsatz, als Gartenlehrstätte. Kinder und Jugendliche sollten hier wie in einem Schulgarten lernen können, wie man Obst und Gemüse anbaut“, sagt der aus Eberswalde stammende Lutze.

Das Team vom „Greifenacker“: Philipp Lutze, die Schwiegereltern Curt und Gisela Majunke, die Kinder Willi, Ivie, Ehefrau Stine und Sohn Otto.
Das Team vom „GreifenAcker“: Philipp Lutze, die Schwiegereltern Curt und Gisela Majunke, die Kinder Willi, Ivie, Ehefrau Stine und Sohn Otto. (c) Gerd Rinas

Mit diesem Anliegen hatte er sich an die Stadt Greifswald gewandt. Die hatte keine passende Fläche im Bestand, vermittelte ihn aber weiter an die katholische Kirchgemeinde und die Odebrecht-Stiftung. Als in deren Nachbarschaft der Vorpächter ein Wiesengrundstück zurückgab, war Lutze zur Stelle. Sein Konzept von einer Gärtnerei in der Stadt, zudem als Lehrstätte, fiel im Kirchgemeinderat auf fruchtbaren Boden: Nach dem Bewerbungsgespräch erhielt er einen Pachtvertrag über 15 Jahre. Weil die Fläche schon immer extensiv genutzt und keine Rote-Liste-Arten festgestellt worden waren, erließ die Stadt ihm die kostspielige Umweltkartierung. Zum Ausgleich pflanzte Lutze sechs große Obstbäume – und gärtnerte los.

Als promovierter Diplombiologe und Mitarbeiter am Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf verfügt der 43-Jährige über vielfältiges biologisches Wissen. Gärtnerische Kenntnisse musste er sich erarbeiten. Neben Fachbüchern waren das Internet und das Videoportal YouTube wichtige Quellen.

Viermal im jahr Ernten

Zunächst deckte er mehrere Hundert Quadratmeter Wiesenfläche mit Silofolie ab, um den Aufwuchs zu unterdrücken. Danach kam auf die künftigen Beete sogenanntes Bändchengewebe. Dahinein wurden Löcher gebrannt, in denen die Jungpflanzen in den Boden kommen. „Als erste Kulturen haben wir Erdbeeren und Pflücksalat angebaut, bei dem nur die äußeren Blätter geerntet werden, die wieder nachwachsen. Auf diese Weise kann jede Pflanze drei- bis viermal im Jahr beerntet werden“, erläutert Philipp Lutze.

Seitdem hat er sein Obst- und Gemüsesortiment stark erweitert: Neben Erdbeeren, Melonen und Kürbissen wachsen auf dem „GreifenAcker“ Gurken, Tomaten, Kohlrabi, Paprika, Radieschen, Knoblauch und eine große Anzahl verschiedener Schnittsalate.

Angebaut werden die Kulturen nach einem standardisierten System: „Alle Beete sind 10 Meter lang und 0,75 Meter breit. Auch die Löcher in dem Bändchengewebe, zum Beispiel vier Reihen Salat, sind standardisiert. Auf zehn Meter Salatbeet kommen 150 Pflanzen – das ist exakt der Inhalt einer Jungpflanzenkiste“, erläutert Lutze, für den das System sehr effektiv ist.

Hatte er zunächst fast alle Salatpflanzen selbst angezogen, kauft er nun einen Teil von der Bio-Gärtnerei Watzkendorf zu. „So ist es effizienter. In der Qualität bleiben bei den Jungpflanzen aus Watzkendorf keine Wünsche offen.“

Eine kulinarische sensation

Zweimal in der Woche kommen Schüler aus der Greifswalder Martinschule in die Gärtnerei. Philipp Lutze zeigt ihnen, wie ein Garten angelegt und bewirtschaftet wird. Seit dem vorigen Jahr hat die Gärtnerei deutlich an Kontur gewonnen. Nun stehen vier Folientunnel, davon zwei jeweils 30 m lang, zur Verfügung. Aufgebaut hat Lutze sie mit seinem Schwiegervater Curt Majunke, der ebenso wie Schwiegermutter Gisela Majunke auf dem Betrieb mehrmals in der Woche mit anpackt. „Mit den Folientunneln haben sich die Bedingungen für das Verfrühen der Kulturen sehr verbessert“, freut sich Lutze. Das Land Mecklenburg-Vorpommern förderte den Kauf mit 8.000 Euro aus dem Vorpommern-Fonds.

Seit Gründung seines Nebenerwerbsbetriebes hat Philipp Lutze etwa 40.000 Euro eigenes Geld investiert, unter anderem in einen Übersee-Container, den er als Lager und Kühlkammer nutzt. Bisher hat der Nebenerwerbslandwirt, der auch Mitglied im Bauernverband Ostvorpommern ist, jedes Jahr mit einem Gewinn abgeschlossen.

Der Hauptgrund dafür: Lutze vermarktet einen erheblichen Teil seiner Produkte an einen regionalen Caterer, der neben Kitas und Schulen auch das Max-Planck-Institut in Greifswald mit Mittagessen beliefert.

Robert Müsebeck, Chef der Cateringfirma mit 14 Mitarbeitern, ist von den Produkten vom „GreifenAcker“ begeistert. Immer wieder ermuntert er Philipp Lutze, die Produktion aufzustocken. Auch in seinem Bistro am Greifswalder Markt bietet Müsebeck vorzugsweise Gerichte an, die mit Produkten aus der Region zubereitet werden. „Wenn ich Salat ordere, kommt er vom ‚GreifenAcker‘. Das ist eine kulinarische Sensation“, lobt der Caterer, der regionalen Produzenten eine große Zukunft vorhersagt: „Corona war ein Tiefschlag für Restaurants und Gemeinschaftsverpfleger. Aber der Trend zur regionalen Küche ist ungebrochen. Die Stadt Greifswald gehört zu den Vorreitern. Davon kann auch der ,GreifenAcker‘ profitieren.“

Philipp Lutze könnte sich vorstellen, vom Labor ganz in die Gärtnerei zu wechseln. „Bisher nutzen wir noch nicht einmal die Hälfte der Pachtfläche. Da ist noch viel Platz, um zu wachsen.“

Ballensammelwagen: Hochstapler und Quertreiber

Wer bei der Stroh- und Heubergung effizienter werden will, kann unter verschiedenen Ballensammelwagen wählen, die gleich an Pressen angehängt werden. So können die Sammelfahrten schneller erledigt werden.

Von Tobias Meyer, Zirndorf
Fotos: Tobias Meyer, Niklas Polster, Werkbild


Mit verschiedenen, teilweise sehr einfachen Systemen kann die Stroh- und Heubergung effizienter gestaltet werden. Dabei wird auch die Bodenverdichtung reduziert, da weniger Überfahrten erfolgen als beim einzelnen Einsammeln. Außerdem entlasten gruppierte Ballen den Laderfahrer, da dieser wesentlich weniger rangieren muss.

Ballensammler, die einen Stapel bilden, kämpfen laut Aussage von Praktikern an Hängen damit, dass die Stapel beim Ablegen umkippen können, was dann letztlich mehr Arbeit verursacht, als es spart.

Gebündelte Kleinballen dagegen sind uneingeschränkt hangtauglich. Bedacht werden muss außerdem, dass die zusätzliche Technik und die gesammelten Ballen auch gezogen werden wollen: Auf flachen Schlägen merke man keinen Unterschied durch das zusätzliche Gewicht, an steileren Hängen habe man aber zeitweise die Ballen vorzeitig manuell abgeworfen, um wieder mehr Leistung für die Presse zur Verfügung zu haben.

Nebeneinanderlegen

Krone

Beim Pressen sammelt BaleCollect bis zu drei Quaderballen mit 120 cm Breite oder optional bis zu fünf Ballen im 80er Maß. Eine Wiegeeinrichtung ist serienmäßig integriert. Sobald die Ballen den Presskanal verlassen haben, werden sie vom Querschieber nach rechts oder links geschoben, sodass der Weg für den nächsten Ballen frei ist. Ist der eingestellte Ablagemodus erreicht, werden die Ballen automatisch vom Abschieber von der Plattform geschoben. Dank verschiedener Ablagemodi können die Ballen optimal für den Abtransport im Feld bereitgelegt werden. Das verkürzt im Nachgang des Pressens die Ladezeiten bei der Strohbergung erheblich.

Bei Straßenfahrt wird die Plattform auf unter 3 m Transportbreite zusammengeklappt, die Deichsel ausgeschoben und die nachlaufgelenkten Räder bzw. Achsen fixiert. So folgt der BaleCollect spurtreu – auch bei hohen Fahrgeschwindigkeiten bis 50 km/h oder in engen Feldeinfahrten.

Case IH

Case IH hat 2020 eine ähnliche Lösung für seine Pressen in Amerika vorgestellt. Aktuell gibt es aber noch keine Pläne, die Systeme auch in Europa einzuführen. Die Large Square Baler Accumulators (Großballensammler) kommen in horizontaler oder vertikaler Ausführung und können drei bis fünf Ballen zusammen ablegen. Das Ganze funktioniert hier ebenfalls automatisch, kann aber im Fall des Falles auch manuell vom Fahrersitz ausgelöst werden. Der AC3108 übernimmt drei Ballen aus einem 80-cm-Kanal, der AC4108 genauso viele aus der 1,2-m-Presse. Der AC5150 schultert dagegen gleich fünf der großen 120er-Klötze.

Wer dagegen lieber in die Höhe geht, sollte sich den VS1206 merken, er setzt drei Großballen aufeinander. Laut Case IH sollen so 50 Prozent Ladezeit gegenüber anderen Sammelmethoden und 75 Prozent im Vergleich zum Einsammeln von einzelnen Ballen gespart werden. Dass diese bis auf Weiteres nur in Amerika verfügbar sind, könnte an der Größe liegen: Lediglich der kleine AC3108 käme mit 2,95 m Breite hier auf die Straße, den vertikalen VS1206 könnte man leicht modifiziert sicherlich ebenfalls EU-tauglich machen. Das fünfer-Flaggschiff ist klappbar und kommt in Transportstellung auf exakt 3 m Breite (im Feld 6,38 m), der AC4108 allerdings ist fest konstruiert und 4,12 m breit – hierzulande natürlich viel zu viel.

Parkland

Parkland aus Dänemark bietet mit dem Agro-Master ebenfalls ein ähnliches System an, das herstellerunabhängig an alle Großpackenpressen montiert werden kann. Regulär sind Einzelräder (300/65-12) montiert, die auch als Zwillinge zu haben sind. Für Pressen mit niedrigem Kanal können auch kleinere Räder als Zwillingspaar geordert werden. Damit können je nach Variante drei bis fünf 80er Ballen oder drei 120er Ballen gesammelt und zusammen abgeworfen werden. Die Transportbreite liegt bei straßentauglichen 2,8 m. Optional ist hier auch eine Wiegeeinrichtung zu haben.

Die Systeme von Parkland und Case IH sind – im Gegensatz zu Krone – steif mit der Presse verbunden, was weniger komfortabel im Verkehr ist. Bei großen Flächen in den USA spielt das weniger eine Rolle, da man während des Tages kaum vom Acker muss. Die Ballensammler von Parkland haben zudem ein eigenes Steuerterminal, Krone bindet seinen Wagen über Isobus direkt in die Steuerungsoberfläche der Presse ein.

Hoch hinausstapeln

Quadropac

Die von Case IH auf-gegriffene Idee der Ballenstapel verbreitete sich hierzulande bereits in den 1990ern. Über die Jahre wurde die Technik unter wechselnden Besitzern weiterentwickelt, aktuell stapelt die Firma TST unter dem Namen Quadropac V: Bis zu vier Ballen jeder Größe können aufeinandergestellt abgelegt werden.

Der Abwurf erfolgt auch hier automatisch oder manuell. Laut TST könnten die Bergezeiten und -kosten so um bis zu 75 Prozent verringert werden, da statt vier einzelnen Ballen nun nur noch ein Stapel verladen werden muss. Außerdem macht schlechtes Wetter so auch 75 Prozent weniger kaputt, weil nur der oberste Ballen nass geregnet wird. Kurze Zeit war das Quadropac-System auch im Besitz von Claas, weshalb es auch in Saatengrün zu sehen war.

Claas

Die Harsewinkler bieten heute aber nur noch zu den Quadrant-4000-Pressen für 50 x 80er Ballen einen eigenen Stapelwagen an, den Duo Pack. Er ist als Option zur Presse erhältlich und setzt zwei der kleinen Ballen aufeinander, wodurch Stapel mit 80 cm Breite und 100 cm Höhe entstehen, die mit geeigneten Zangen komplett verladen werden können.

Ballensammelwagen: Einfach und effizient

Meijer

Meijer aus den Niederlanden – bekannt für seine Rambo-Ballengreifer – hat ebenfalls Geräte im Programm, die direkt hinter der Presse den Ablauf erleichtern: Für Großballen gibt es den Flintstone, der ebenfalls zwei Ballen stapelt, das aber komplett mechanisch. Der erste Ballen fällt auf eine etwas tiefer gelegene Plattform hinter der Schurre, der zweite schiebt sich dann darüber. Ist er ganz hinten, löst er elektronisch die Verrieglung, wodurch der nächste Ballen den Stapel vom Wagen schiebt – und sich danach ebenfalls in die tiefer gelegene Position begibt.

Ein weiteres Gerät von Meijer nennt sich Windrow, es ermöglicht dem Fahrer, den fertig gepressten Ballen auf einem Wagen noch ein Stück mitzunehmen, maximal bis der nächste Ballen drängelt. So können im Idealfall alle Ballen in einer oder mehreren Reihen nebeneinander auf dem Feld abgelegt werden. So wird ebenfalls das Verladen einfacher, da weniger kreuz und quer über das Feld gefahren werden muss, sondern alles in einer Reihe passiert, was natürlich auch am Vorgewende sein kann. Der Fahrer bekommt ein Signal, sobald ein Ballen parat liegt, und muss an der gewünschten Stelle dann manuell den Abwurf auslösen.

Arcusin

Die Spanier setzten auf autarke Maschinen, die an einem Schlepper laufen. Arcusin ist fast schon ein Traditionsunternehmen im Handling von Ballen, bereits seit den 1970er-Jahren baut man entsprechende Technik. Heute kann etwa der ForStack ebenfalls mehrere Ballen aufeinanderstapeln, das aber sehr viel schneller als an die Presse gekoppelte Geräte. Dadurch kann eine Maschine laut Hersteller zwei bis drei Pressen bedienen – auch auf unförmigen und steilen Feldern – und stündlich bis zu 250 Ballen stapeln, was vor allem auf großen Schlägen sinnvoll sein kann. Außerdem betreffen eventuelle Probleme der Presse den Sammler nicht: Beschädigte Ballen kann er liegen lassen und zudem auch weiterarbeiten, wenn die Presse steht.

Aus dem gleichen Haus kommt mit dem Autostack XP54 ein automatischer Ballensammel- und -transportwagen: Der Wagen nimmt das gepresste Halmgut über eine angetriebene Rutsche auf, legt sie auf die Ladefläche und kann am Ziel einen fertigen Stapel hydraulisch aufstellen und so abladen. In der Dimension 80 x 120 cm kann er 14 Stück auf einmal schultern. Bei Kleinballen 47 x 80 cm sind maximal 36 Stück drin, in der größeren Version FSX sogar 18 bzw. 45 Ballen. Der Wagen verfügt dann zudem über eine hydraulische Achse.

Bis vor wenigen Jahren war auch ein – fast – heimisches Produkt verfügbar, das ganz ähnlich funktionierte: Ursprünglich wurde der Ballenshuttle in England von der Firma Walton entwickelt, in Deutschland übernahmen nacheinander die Firmen Ratec sowie Inuma das System und entwickelten es auch weiter. Aktuell ist aber keine der beiden Firmen mehr aktiv.

Ballensammelwagen: Aus klein mach groß

Duo Pack von Claas

Da Kleinballen noch immer eine gut gefragte Ware sind, etwa bei Pferdehöfen, haben sich auch da-für entsprechende Systeme am Markt etabliert. Dazu gehört u. a. der oben schon genannte Duo Pack von Claas. Aber auch die anderen Spezialisten halten dem früheren Standardmaß weiter die Treue, denn diese Nische ist trotz allem keine kleine.

Meijer

Meijer etwa hat den Limo Hydra im Programm, der Kleinballen von der Presse übernimmt, über drehende Schnecken seitlich verschiebt und so je nach Variante in mehreren Reihen 8 bis 15 Ballen sammelt. Diese werden dann zusammen abgeworfen und können im Idealfall mit einem passenden Greifer in einem Arbeitsgang verladen werden.

Eine technisch noch simplere Lösung ist der Limo Mecha: In einem Gestell ohne Boden sammelt er acht Ballen, dabei werden diese lediglich über den Acker geschleift. Das System ist günstig und sehr einfach aufgebaut, wer aber mit vielen Unebenheiten oder Maulwurfshügeln zu kämpfen hat, sollte eher zur Hydra greifen.

Marcrest

Sollen die kleinen Ballen nicht nur zusammen auf dem Feld liegen, sondern gleich sauber verschnürt als große Pakete, findet man beim kanadischen Hersteller Marcrest den Bale Baron, der auch in Deutschland vertrieben wird. Er übernimmt die Kleinballen und verschnürt 9, 18 oder 21 davon zu einem Paket. Dieses kann dann für die Logistik einfach gehandhabt werden, der Endkunde kann das Paket in seinem Lager auftrennen und einzelne Kleinballen nutzen.

Arcusin

Auch Arcusin ist in diesem Segment aktiv, der Multipack D14 läuft wie die anderen Maschinen des Herstellers ebenfalls als einzelne Maschine an einem Traktor, 80 PS an der Zapfwelle reichen, da eine eigene Hydraulik an Bord ist. Damit verschnürt er 14 Kleinballen zu einem Paket.

Ballensammelwagen: Eine runde Sache

Fasterholt

Auch im Segment der Rundballen gibt es Systeme, die die Logistik vereinfachen, ähnlich vielseitig wie bei den eckigen Verwandten. Aus Dänemark kommt der RBS 3 von Fasterholt, er hängt direkt an der Presse und nimmt drei bis sechs Rundballen mit zum Vorgewende oder einer zentralen Sammelstelle. Dort können sie dann verladen und eventuell vorher gewickelt werden. Das gleiche Prinzip bietet der Hersteller auch für drei Quaderballen an.

Ballenboy

Der Ballenboy aus Österreich sammelt hydraulisch vier bis acht Rundballen in einem Rohrkäfig auf Rädern. Für die Ablage wird eine größere Fläche benötigt, oder es muss anschließend noch gestapelt werden.

Keltec

Ähnlich arbeitet der Keltec BaleCarrier, er schultert acht bis zwölf Rundballen. Laut deutschem Vertrieb könnten so zwischen 48 und 60 Ballen pro Stunde einen Kilometer weit transportiert und damit der Pressenfahrer mächtig ins Schwitzen gebracht werden. Am Ablageort sollte die Logistik ebenfalls flink stapeln können, etwa mit Doppelzangen, damit die Schlagkraft des Wagens auch voll ausgenutzt werden kann.

Ziegenhof Taubert: Ausgleich zum Bürojob

An seinen farbenfrohen Anglo-Nubier-Ziegen erfreut sich Züchter Robert Taubert genauso wie an der bunten Hühnerschar und den Minischweinen auf seinem Nebenerwerbshof im Altenburger Land.

Von Silvia Kölbel

Auf dem Ziegenhof Taubert in Ziegelheim im Altenburger Land ist im Mai Lämmer- und Kükenzeit. Robert Tauberts Nebenerwerbsbetrieb, eine Anglo-Nubier-Ziegenzucht mit Direktvermarktung, ist das Kontrastprogramm zum Haupterwerb des Thüringers. Er ist Techniker für Heizung, Lüftung und Klimatechnik. Als Planer arbeitet er täglich sechs Stunden und damit verkürzt, damit ihm noch genügend Zeit für den zweiten Beruf bleibt.

Denn die Arbeit in der Landwirtschaft ist für den 47-Jährigen der perfekte Ausgleich zum Bürojob. Neben der zurzeit knapp 20-köpfigen Ziegenherde gehören Minischweine, Hühner, Enten, Gänse und Kaninchen in wechselnder Besetzung zum Hof.

Robert Taubert
Robert Taubert und ein Entenküken in den Händen. (c) Silvia Kölbel

In die Landwirtschaft rutschte er fast unbemerkt hinein. „Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen, hatte immer Kontakt zu Tieren. Nur hat mich das als Kind und Jugendlicher nicht sehr interessiert. Das kam erst später und fing mit Pferden an. Dann kam die erste Weiße Deutsche Edelziege auf den Hof, später wurden es mehr. Als diese dann Milch gaben, machte ich mir Gedanken, wie ich diese verarbeiten könnte“, erzählt Taubert von den Anfängen seiner Tierhaltung.

In diesen ersten Jahren beschäftigte er sich viel mit der historischen Käsebereitung und experimentierte auch damit. „Es gab leider kaum noch Leute, die ich fragen konnte. Als es noch keine Kühl- und Reifeschränke gab, mussten sich die Menschen mit einfachen Mitteln helfen. Sie legten den Käse ins Heu oder rieben ihn mit Möhrensaft oder Kaffee ein, damit er eine Rinde bekommt.
Trotzdem gab es das Problem mit den Käsefliegen und Maden. Daran haben sich die Menschen damals nicht gestört und den Käse trotzdem gegessen – heute undenkbar und auch nicht erlaubt.“

Ziegenhof Taubert: In Technik investiert

Der erste Käse, den Taubert herstellte, hatte nach altem Vorbild eine Rinde aus Möhrensaft und Kaffee und schmeckte gut. „Weil ich den Käse aber auch verkaufen wollte, investierte ich dann in entsprechende Technik“, erzählt der Ehemann und Vater von zwei Kindern. Heute gehören vier Sorten Frischkäse mit verschiedenen Kräutern zum Sortiment, ferner Camembert, Hartkäse und in Öl eingelegter Hirtenkäse. Verkauft wird der Käse in zwei kleinen Läden in der näheren Umgebung. Das Melken, Verarbeiten und Vermarkten beginnt etwa Mitte Mai.

Das zweite Standbein, dem sich Taubert mit viel Leidenschaft widmet, ist die Seifenherstellung. „Ich habe überlegt, was man aus Ziegenmilch noch machen könnte. So kam ich auf die Seife“, sagt er. Alle zehn Sorten sind eigene Kreationen. Sie tragen klangvolle, teils eigenwillige Namen wie Himbeertraum, Rosmarin-Salbei, Zimt-Ziege oder Ziegenbock, Letzteres ist ein Herrenduft. Die Seifen vertreibt Taubert vornehmlich übers Internet, manchmal verkauft er sie auch auf Märkten der Region.

Die Weißen Edelziegen ersetzte der Nebenerwerbler vor ein paar Jahren durch Anglo-Nubier-Ziegen, eine Zweinutzungsrasse. Taubert ist Mitglied im Landesverband Thüringer Ziegenzüchter und verkauft auch Zuchttiere.

Obgleich Anglo-Nubier-Ziegen auch des Fleisches wegen gezüchtet werden, kann sich ihre Milchleistung ebenfalls sehen lassen. „Meine Ziegen geben pro Laktation im Schnitt zwischen 700 bis 950 Liter Milch und das bei sehr hohem Fett- und Eiweißgehalt. Die Milchkontrolle weist Mittelwerte von 4,4 Prozent Fett und 4,1 Prozent Eiweiß aus. Mit abnehmender Milchmenge liegt der Eiweißgehalt oft auch bei fünf bis sechs Prozent und der Fettgehalt bei sechs bis acht Prozent. Dadurch kann ich aus meiner Ziegenmilch sehr viel Käse herstellen“, hat Taubert auch den wirtschaftlichen Aspekt im Blick, auch wenn er sagt, dass es ihm nicht ums Geld verdienen geht.

Ziegenhof Taubert: Melken per Hand

Gemolken wird mit der Hand. Auch bei dieser Entscheidung wog er Vor- und Nachteile ab. „Beim Melken mit der Maschine bin ich schneller, muss diese dann aber noch sauber machen. So spare ich am Ende keine Zeit ein. Beim Handmelken habe ich Kontakt zum Tier, bemerke Euterentzündungen rechtzeitig.“

Bei der Auswahl der Zuchttiere spielen deshalb nicht nur Milchmenge sowie Eiweiß- und Fettgehalt eine Rolle. Für den Züchter sind auch die Zitzengröße und eine leichte Melkbarkeit wichtige Kriterien. Die jungen Ziegen ans Melken zu gewöhnen, ist dann noch einmal eine Herausforderung für sich.

2,5 ha Grünland stehen dem Landwirt für die Versorgung seiner Tiere zur Verfügung. Tauberts Ziegen bekommen im Winter Heu und fressen im Sommer Gras. „Ich könnte meine Milch theoretisch als Bio- oder Heumilch vermarkten. Aber die Zertifizierungen sind mir zu teuer. Meine Kunden wissen außerdem, wie ich meine Tiere halte“, erklärt Taubert.

Weil bei der Käseherstellung Molke anfällt, war die nächste Überlegung, diese ebenfalls sinnvoll zu verwerten. So kam der Nebenerwerbler zu den Minischweinen. Über diese sagt er: „Ich liebe die Minischweine. Vor allem die kleinen Ferkel mit ihren Steckdosenschnauzen sind einfach herrlich.“ Auch in diesem Jahr hofft er wieder auf Nachwuchs bei den Borstentieren. Ausgewachsen bringen diese immerhin 50 kg auf die Waage. Um die eigene Familie und die Verwandtschaft mit Fleisch zu versorgen, reichen diese Mengen völlig aus.

Robert Taubert geht es nie allein um Wirtschaftlichkeit. Seine Tiere müssen auch etwas fürs Auge sein.

Nie langweilig

So wie die Ziegen mit ihrer gefleckten Zeichnung ein Blickfang sind und die Schweine in allen Farbvarianten den Stall bereichern, geht es auch bei den Hühnern alles andere als langweilig zu. Der Orloff-Hahn, der über die Hühnerschar wacht, ist mit seinem Wulstkamm und dem schwarz-weiß gescheckten Gefieder ein Hingucker.

Weil es dem Züchter Freude bereitet, die ganze mögliche Farbpalette an Eiern in seinen Schachteln unterzubringen, gackern auf dem Hof auch Araucana, Cream Legbar, Marans, Orpington, Wyandotte, Reichshuhn und andere ausgefallene Hühnerrassen. Da Taubert in eine 120 Eier fassende Brutmaschine investiert hat, gibt es jedes Jahr eine entsprechende Anzahl Küken.
Selbst eine Uralt-Brutmaschine, vermutlich aus den 1960er-Jahren, rüstete er mit Heizplatte und Elektronik auf und machte sie wieder gangbar. „Die Hälfte der Küken sind Hähne. Die werden im Herbst geschlachtet. Die Hennen lasse ich zwei Jahre Eier legen. Überzählige Eier verkaufe ich über eine Eierklappe am Hof“, beschreibt Taubert sein Konzept.

Mit kalkulierter Empörung auf Aufmerksamkeitsjagd

Das Umweltinstitut München ist bekannt für seine öffentliches Aufsehen erregenden Meldungen. Doch dabei handelt es sich meistens weder um wissenschaftlich fundierte Fakten noch um eine objektive Beurteilung. Derzeit steht ein Agrarreferent des Umweltinstituts vor Gericht.

Es kommentiert Karsten Bär

Sprichwörtliche Paukenschläge sind seine Spezialität: Egal ob es um den Nachweis von Glyphosat im Bier oder um Pflanzenschutzmittelspuren in der Luft geht – immer mal wieder sorgt das Umweltinstitut München mit aufsehenerregenden Erkenntnissen für mediale Entrüstung. Dass es sich beim „Umweltinstitut“ um einen eingetragenen Verein und nicht, wie der Name suggeriert, um eine wissenschaftliche Forschungseinrichtung handelt, geht dabei schon mal unter.
Sein Daseinszweck ist nicht objektiver Erkenntnisgewinn, sondern Themen in die Öffentlichkeit zu bringen – und vor allem: die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Umweltinstitut München: Schwerpunkt pestizide

Landesredakteur Karsten Bär
Karsten Bär, Landesredakteur Sachsen

Der Verein setzt sich unter anderem gegen Atomkraft, Gentechnik und die „industrielle“ Landwirtschaft ein. Der Kampf gegen „Pestizide“ ist ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Und der macht auch an den Grenzen Deutschlands nicht halt.
Mit einer Internetseite namens „pestizidtirol.info“ und der provokativen Verfremdung eines Werbeplakats zog der Verein vor einigen Jahren gegen den vermeintlich „massiven Pestizideinsatz“ im Obstbau Südtirols zu Felde.

Das hatte Folgen: Der Agrarreferent des Umweltinstituts, Karl Bär, steht in Bozen wegen übler Nachrede vor Gericht. Dass der ebenfalls angeklagte österreichische Buchautor Alexander Schiebel vorige Woche freigesprochen wurde, kann man indes als ersten Hinweis auf den Ausgang des Verfahrens gegen Bär werten.

Das Recht der freien Meinungsäußerung hat hohen Stellenwert. Auch wenn jemand – bewusst oder unbewusst – ein falsches Bild erzeugt, indem er den Pflanzenschutzmitteleinsatz im Südtiroler Obstbau mit dem italienischen Landesschnitt für alle landwirtschaftlichen Kulturen ins Verhältnis setzt. Autor Schiebel gereichte es nicht einmal zum Nachteil, „Pestizideinsatz“ mit vorsätzlicher Tötung in Verbindung zu bringen.

die pestizid-prozesse der pestizidkritiker

Als Opfer ungerechtfertigter Klagen sieht das Umweltinstitut München sich und seinen Agrarreferenten schon jetzt. Und nimmt diese Rolle empört, aber dankbar an. Die Aufmerksamkeit, die der Verein für den vermeintlich „massiven Pestizideinsatz“ in Südtirol erhielt, hätte größer nicht sein können.

Das schafft auch Rückhalt für den Kampf gegen das „Ackergift“ nördlich der Alpen im eigenen Land. Hinzu kommt das für das eigene Ansehen äußerst hilfreiche Bild des Kampfes David gegen Goliath. Solidaritätserklärungen etlicher europäischer Umwelt-NGO stärkten den verklagten Aktivisten den Rücken. Man sprach von einem „Angriff auf die Meinungsfreiheit“, der „Pestizidkritiker“ mundtot machen wolle.

Selbst die Menschrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, kritisierte die Südtiroler „Pestizid-Prozesse“ – und nannte sie fast in einem Atemzug mit der Ermordung von Medienvertretern in anderen Ländern. Man fragt sich, wo die Verhältnismäßigkeit geblieben ist, wenn einem Vorgang die Legitimation abgesprochen wird, der in einem Rechtsstaat normal sein sollte, nämlich Streit vor Gericht auszutragen. So sät man unbekümmert Zweifel an Institutionen, auf deren Autorität man sich zu anderer Gelegenheit gern wieder beruft.

Denn die „Pestizidkritiker“ aus München begrüßen es durchaus, wenn ein Gericht in ihrem Sinne Recht spricht. Dass Buchautor Schiebel nach sehr kurzer Verhandlung als freier Mann den Saal verließ, bezeichnete das Umweltinstitut jedenfalls als „Paukenschlag“. Und mit Paukenschlägen kennt es sich schließlich aus.

Zweinutzungsrasse Vogesenrind

Das skandinavische Vogesenrind konnte vom Aussterben bewahrt werden. Die Zweinutzungsrasse ist für ihr besonders schmackhaftes und feinfaseriges Fleisch bekannt.

Von Christoph Görner

Der Ausgang dieser Rasse soll im 17. Jahrhundert liegen, nach dem Rinder aus den skandinavischen Ländern in die Vogesen verbracht wurden. Über viele Jahrzehnte hinweg züchtete man in diesen Mittel- und Hochgebirgslagen an einem Rind, dass der Zweinutzung gerecht werden sollte.

Die Tiere sollten robust und widerstandsfähig sein, aber auch mit dem kargen Futterangebot eine ansprechende Leistung erbringen. Da bis in die gegenwärtige Zeit die Zucht dieser Rasse im Wesentlichen auf die Vogesen beschränkt blieb, ist eine begrenzte Populationsgröße die Folge. Bereits nach dem 1. Weltkrieg nahm der Bestand wieder ab. Aber Mitte der 1970er-Jahre erkannte man den Wert dieser Rasse für die Vogesenregion und versuchte erneut über Spermaimport aus den skandinavischen Ländern die vom Aussterben bedrohte Rasse zu erhalten. Erfreulicherweise gelang dies, sodass wieder ein Anstieg der Tierzahlen zu verzeichnen ist.

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Vogesenrind: schmackhaftes, feinfasriges Fleisch

Die zu den mittelrahmig zählenden Vogesenrinder besitzen einen walzenförmigen Körperbau mit genügend Brust- und Flankentiefe. Alle fleischtragenden Körperpartien zeigen einen guten Fleischansatz. Die der Rasse innewohnende Milchleistung konnte erhalten bleiben.

Darüber hinaus zeichnet die Tiere eine hohe Fruchtbarkeit, eine bemerkenswerte Langlebigkeit, so wie eine gewünschte Leichtkalbigkeit bei guter Anpassungsfähigkeit an die Umwelt aus. Dem sehr schmackhaften feinfasrigen Fleisch werden ausgezeichnete Verzehrsgewohnheiten bestätigt.

Die Fellgrundfarbe ist schwarz, der Kopf meist schimmelgrau, Rücken und Bauchseite sowie der Schwanz und die Unterbeine sind weiß. Die vorhandenen Randgebiete der Grundfarbe sind entweder pigmentiert oder gesprenkelt. Ein feines, trockenes Fundament mit guten Klauen ermöglicht für den Standort der Vogesen eine gute Weidefähigkeit.

Die wichtigsten Maße und Gewichte:

BulleKuh
Widerristhöhe in cm135-140125-136
Gewicht in kg900-1000550-600

Das Hauptaugenmerk der Zucht der Vogesenrinder liegt heute auf der Erhaltung dieser bodenständigen Region bezogenen Rasse. Deshalb fördert sowohl der französische Staat als auch die Europäische Union diese Erhaltungszucht. Eine weitere Verbreitung dieser Rasse in anderen Ländern ist nicht bekannt.


Rinderrassen: Vielfalt, Eigenschaften und Besonderheiten

Holstein-Friesian, Jersey-Rind, Weiß-blaue Belgier – weltweit unterscheiden Experten rund 500 Rinderrassen.
So verschieden sie auch sind – sie alle haben einen gemeinsamen Vorfahren: den Auerochsen. Die spannendsten davon stellt die 
Bauernzeitung in regelmäßigen Abständen vor … mehr


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