Wasser: Kostbares Gut überlegt nutzen

Die Verringerung der Verfügbarkeit der Ressource Wasser ist seit Jahren präsent. Besonders für die Landwirtschaft kann mit Konsequenzen gerechnet werden. Eine Richtlinie, die die langfristige Verfügbarkeit von Wasser gewährleisten soll, ist die Wasserrahmenrichtlinie.

Es kommentiert Jörg Möbius

Weniger verfügbares Wasser kennzeichnet zunehmend die Situation für die Landwirtschaft in Deutschland. Rund 200 mm beträgt inzwischen das mittlere klimatische Wasserdefizit für März bis August in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Ursache dafür ist nicht der etwas geringere Niederschlag, sondern die Zunahme der Verdunstung, vor allem durch höhere Temperaturen.

langfristige Verfügbarkeit von wasser

Redakteur Jörg Möbius
Jörg Möbius ist Landtechnik-Redakteur bei der Bauernzeitung

An Technik verschiedener Art, um dem zu begegnen, mangelt es nicht. Schwieriger wird es für viele Betriebsleiter, diese zu finanzieren einschließlich des Problems, ortsfeste Anlagen nicht auf Pachtflächen zu errichten. Dazu ist von Belang, ob Wasser verfügbar ist und man auch die Wasserrechte bekommt. Insofern sollte sich jeder glücklich und auch etwas privilegiert schätzen, der es mit unternehmerischem Engagement zu bewässerten Flächen geschafft hat.

Zunehmend wird über die langfristige Verfügbarkeit von Wasser diskutiert. In der Politik beschäftigt man sich damit, Papiere mit wohlklingenden Namen wurden erarbeitet: eine bundesweite Wasserrahmenrichtlinie oder das Brandenburger Niedrigwasserkonzept. Wie kann konkret gehandelt werden? Das lässt sich gut in vier Unterpunkten aufzählen.

Wasserrahmenrichtlinie

1. Sparsamer Einsatz: Das ist kurzfristig bei der Anwendung und bei Neuinvestitionen möglich. Erste Sparmaßnahme aber ist nicht in der Mittagshitze zu bewässern. Wer seine Beregnung nicht durchlaufen lassen muss, sollte die heißen und sonnigen Stunden meiden und so Verdunstungsverluste reduzieren. Bewässerung mit reduzierten Wassergaben kann beispielsweise bei Winterweizen angewendet werden, ohne den Ertrag zu schmälern. Bei Neuinvestitionen heißt es prüfen, ob anstelle von weit sprühenden Großregnern Technik mit Wasserabgabe über Düsen, die nah an den Pflanzen sprühen oder Tropfschläuche eingesetzt werden können. Auch damit werden Verdunstungsverluste reduziert. Der für diese Verfahren geringere notwendige Wasserdruck spart außerdem Energie beim Betrieb der Pumpen. Das geht so weit, dass bereits im Projekt erprobt wird, ohne Netzanschluss nur mit Photovoltaikstrom die Bewässerung zu betreiben.

2. Wiederverwendung von Wasser: Das gereinigte Abwasser aus Kläranlagen kann für viele Feldfrüchte verwendet werden. Wir haben ein gut funktionierendes Beispiel schon vor zwei Jahren vorgestellt (Bauernzeitung 14/2019). Seit Mitte 2020 gibt es eine EU-Verordnung über die Mindestanforderungen, drei Jahre später wird sie in den Mitgliedstaaten Gültigkeit erlangen. Hier heißt es schon jetzt: Potenziale sichten und Interesse bekunden.

3. Anlage von Speichern: Diese Möglichkeit, zu Wasser für die Landwirtschaft zu kommen, wird momentan kaum angesprochen. Vor wenigen Jahren ging es, beispielsweise in Thüringen, um die erneute Nutzung von alten Speichern.

4. Auffüllen des Grundwassers mit überschüssigem, ungenutztem Wasser aus Flüssen. Das sind Projekte, die gewiss sehr lange Planungszeit und intensive Prüfung benötigen. Die Beteiligten müssen dabei weit über den Tellerrand denken, planen und handeln. Eine Mammutaufgabe, aber im Interesse aller Wassernutzer.

Gehen wir jetzt überlegt an die Nutzung von Wasser und sichern es für die Zukunft.

Gülleausbringung: Schleppschlauch oder Injektor?

Die Ablage von Gülle in Schlitzen im Bestand bringt mehr Ertrag beim Winterweizen als die streifenweise oberflächliche Gülleablage. Das ist das Ergebnis der Versuche einer ausgezeichneten Bachelorarbeit.

Von Theelke Wiltfang, Klein Schneen

Landwirte und Lohnunternehmer setzen zunehmend auf die Gülleinjektion. Marvin Kreye aus dem niedersächsischen Großenkneten hat mit den Versuchen für seine Bachelorarbeit herausgefunden, dass sich das echt lohnen kann. Die Erträge von Winterweizen steigen, wenn die Gärreste injiziert statt mit Schleppschläuchen oberflächlich ausgebracht werden. So können Gülle und Gärrest effizient und emissionsarm ausgebracht werden. Mit der Injektion können Landwirte weniger Mineraldünger einsetzen und trotzdem den Ertrag steigern.

Aufwendige Versuche

Marvin Kreye begann seine Arbeit im Herbst 2017. Der gelernte Landwirt arbeitete mit der plantus-GbR, einem auf Feldversuche spezialisierten privaten Unternehmen, zusammen. Dieses führt Feldversuche im Auftrag und zu eigenen Zwecken durch. Die Ergebnisse fließen in die hauseigene und selbstständige Pflanzenbauberatung mit ein.


Marvin Kreye

Marvin Kreye

Marvin Kreye wurde zur Agritechnica 2019 mit dem ersten Platz in der Kategorie Pflanzenbau bei „Meister und Macher“ ausgezeichnet. Bei diesem Wettbewerb werden junge Agrarier für innovative und praxisnahe Abschlussarbeiten im Rahmen der Fachschul-, Meister- oder Hochschulausbildung ausgezeichnet.


Der damalige Student legte vier Versuchsstreifen auf einer 10 ha großen Fläche im Weizen an. Die Versuchsfläche befand sich auf einem für die Region Oldenburg typischen Sandstandort. Die Bewirtschaftung der Parzellen unterschied sich lediglich in Art und Zeitpunkt der organischen Düngung. Jeder Streifen erhielt 20 m3/ha Gärrest. Zu Vegetationsbeginn applizierte ein Lohnunternehmen den Gärrest auf zwei der vier Versuchsstreifen. Einmal als Gülleinjektion und zum anderen mittels Schleppschlauch. Die anderen beiden Gaben erfolgten während der Bestockung und zu Beginn des Schossens als Gülleinjektion.

Die Bestände benötigten ein bis zwei Wochen je nach Wetter und Wachstumsstadium, um sich nach dem Schlitzen wieder zu erholen. Das Schlitzen in BBCH 13 sah erst problematisch aus, nach zwei Wochen hatte sich dies aber gut verwachsen. Das Schlitzen in BBCH 23 ist unproblematisch, da sich der Bestand zu dieser Zeit im Wachstum befindet und dann gleich weiterwächst. Nach rund einer Woche war vom Schlitzen nicht mehr viel zu sehen.

Gülleinjektion: Deutliche Mehrerträge

Beim Literaturstudium stellte Marvin Kreye fest, dass solche Versuche schon anderswo in Europa durchgeführt wurden. Die Ergebnisse schwankten von kaum Ertragsunterschied bei unterschiedlichen Ausbringeverfahren bis zu signifikanten Mehrerträgen. „Das ist von vielen Faktoren abhängig, vor allem Boden, Zeitpunkt der Güllegabe und Wetter“, so der junge Mann. Kreye untersuchte auf den Parzellen den Effekt des Gärrests in Zusammenhang mit unterschiedlich hohen Mineraldüngergaben. Diese staffelten sich von 20 bis 80 kg N/ha. Auf der gesamten Fläche wurden einheitlich 30 kg Schwefel ausgebracht.

Nach der Ernte ermittelte Kreye Ertrag und Hektolitergewicht sowie den Stickstoff- und den Rohproteingehalt der Körner. Das Ergebnis: Die aus den Kornerträgen und N-Gehalten ermittelten N-Aufnahmen waren bei der frühen Gärrestinjektion zu Vegetationsbeginn mit über 100 kg Stickstoff je Hektar am höchsten. In diesem Stadium konnte Kreye 10 dt/ha mehr Ertrag feststellen. Bei der Gülleinjektion zu Vegetationsbeginn lagen die Gewinne zum Schluss um 100 €/ha höher als beim Schleppschlauchverfahren. Damit lassen sich in diesem Fall die höheren Kosten beim Einsatz von Injektionstechnik gegenüber Schleppschläuchen auffangen. Auch zeigte sich, dass sich hier eine reduzierte Mineraldüngergabe nicht negativ auf den Ertrag auswirkte.

„Durch den Einsatz der Injektionstechnik können viele Betriebe ihre Erträge gegenüber der Ausbringung per Schleppschlauch steigern“, so Kreye. Zusätzlich lässt sich durch die verlustarme Technik der Mineraldüngereinsatz reduzieren, was die N-Bilanzen senkt und weitere Kosten einspart. „Allerdings war das Jahr 2018 sehr trocken. Dementsprechend war eine frühe Düngung generell besser“, ergänzt Kreye. Inzwischen arbeitet er bei der plantus-GbR. Das Versuchswesen begeistert ihn nachhaltig und durch die positive Resonanz seiner Arbeit will er weiter experimentieren und forschen.

Plattform Bienenwanderung: „Redet miteinander!“

Seit vier Jahren existiert die Webseite www.bienenwanderung.de. Sie will ein Treffpunkt für Landwirte, Obstbauern und Imker sein. Initiator Ronald Wenzel erklärt die Beweggründe für die Plattform.

Die Fragen stellte Wolfgang Herklotz

Seit vier Jahren gibt es die Webseite www.bienenwanderung. de. Wer soll damit angesprochen werden?
Wir haben die Webseite aufgebaut, um eine Plattform für Landwirte, Obstbauern und Imker zu schaffen. Sie können sich hier treffen, um Bestäubungsleistungen zu verabreden. Die Landwirte und Obstbauern können sich auf den Informationsseiten informieren, wie viele Bienenvölker oder Wildbienen für ihre Trachten empfohlen werden und können diese direkt anfragen. Die Imker sehen diese Anfragen und können sich darauf bewerben. Der Landwirt entscheidet dann, wer zu ihm kommen kann, das können auch mehrere Imker sein. Die Plattform ist sowohl für Landwirte und Obstbauern als auch für Imker kostenlos. Alle Parteien können kennzeichnen, wenn sie über Biolabel zertifiziert sind.

Über die integrierte Kommunikationsmöglichkeit via Chat können sich angemeldete Interessenten austauschen. Die Nachrichten gehen beim angeschriebenen Partner direkt auf das Smartphone.

Was würden Sie den Landwirten empfehlen?
Dass sie unbedingt die Artikel zu den einzelnen Trachten auf der Webseite durchlesen sollten. Es ist eine Zusammenfassung und Übersetzungen von wissenschaftlichen Beiträgen aus Deutschland und der ganzen Welt, reduziert auf eine übersichtliche Informationsmenge.

Viele Landwirte, mit denen wir uns ausgetauscht haben, schätzen den erforderlichen Völkerbedarf zu niedrig und auch den Effekt zu niedrig ein. Wenn wir berichten, dass bei Raps eine Ertragssteigerung von über 30 Prozent möglich ist, dann setzt das den Einsatz von etwa vier Bienenvölkern pro Hektar voraus. Viele Landwirte haben uns aber berichtet, dass sie nur ungefähr ein Bienenvolk pro Hektar eingesetzt und eigentlich keinen großen Effekt bemerkt haben. Die Möglichkeit, über zusätzliche Insektenbestäubung Ertrag und Qualität der Ernte zu steigern, ist nicht ausreichend bekannt oder wird als nicht lohnend oder als zu aufwendig eingeschätzt.

In anderen Agrarländern wird die Bestäubung deutlich intensiver als ertragssteigernde Maßnahme genutzt, darunter in Kanada, Neuseeland, den USA, Frankreich, England und Österreich.

Ronald Wenzel
Ronald Wenzel aus Falkenhagen (Landkreis MärkischOderland) ist Initiator der Plattform Bienen- wanderung.de. (c) Ronald Wenzel

Wie funktioniert das mit den Obstbauern?
Diese sind mit dem Thema Insektenbestäubung sehr gut vertraut, weil das für den Obstbau notwendig ist. Deshalb sind nicht sehr viele Obstbauern auf der Webseite vertreten. Allerdings können auch sie gern die Chatfunktion unserer Webseite nutzen, selbst wenn sie keine neuen Bestäuber suchen. Die Funktion ist sehr nützlich zur Kommunikation mit den Imkern, um die Wanderung zu verabreden oder um sich während der Tracht auszutauschen, zum Beispiel über anstehende Pflanzenschutzmaßnahmen. Der Obstbauer kann mit einer ausgesandten Information zeitgleich alle angewanderten Imker erreichen und über anstehende Maßnahmen informieren. Dabei kann er erkennen, wer seine Nachricht gelesen hat oder wen er zusätzlich anrufen muss. Gerade über diese Funktion haben wir sehr viele positive Rückmeldungen bekommen.

Welches ist die wichtigste Tracht, für die die Webseite genutzt wird?
Das ist eindeutig der Winterraps. Allerdings wird nicht für jede Anbaufläche Bestäubungsleistung angefordert, weil einige Landwirte den Effekt der Insektenbestäubung unterschätzen. Andere wollen sich die Kommunikation mit den Imkern sparen und das Risiko nicht eingehen, dass nach der Tracht gegebenenfalls Rückstände im Honig gefunden werden könnten.

Raps ist eine sehr zuverlässige Tracht, die eine große Menge Honig bringen kann. Allerdings ist er auch sehr pflegebedürftig, und es müssen in der Regel Pflanzenschutzmaßnahmen während der Blütezeit durchgeführt werden. Das führt häufig zu Unmut bei den Imkern, der dann gegenüber den Landwirten geäußert wird.

Was möchten Sie speziell unseren Lesern noch mitgeben?
Mein Ratschlag an Landwirte, Obstbauern und Imker: Redet miteinander! Beide Partner haben Vorteile von der zusätzlichen Insektenbestäubung. Nur durch Kommunikation können Informationen ausgetauscht werden, die für eine angenehme Zusammenarbeit erforderlich sind. Für diese Kommunikation kann gern die Chatfunktion des Portals genutzt werden.

Sind auch Erwerbsimker auf der Webseite vertreten?
Ja, auch sie sind hier vertreten und beteiligen sich an der Wanderung. Erwerbsimker mit großen Völkerzahlen sind diejenigen, die auch über größere Entfernungen anwandern. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass Erwerbsimker sehr zeitig die Wanderungen planen und von den Erlösen leben müssen. Deshalb werden sie einen gesicherten Honigertrag oder eine Bestäubungsprämie brauchen, damit sich die Wanderung rechnet. Diese Kalkulationen machen Freizeitimker nicht. Allerdings kommen die Erwerbsimker dann in der Regel mit großen Völkerzahlen, sehr zum Nutzen der Landwirte.
Auf der Webseite werden auch Wildbienen angeboten, die insbesondere für Obstbauern, aber auch für Gärtner sehr vorteilhaft sind.

Was finden unsere Leser noch auf der Webseite?
Alle Informationen sind frei zugänglich. Es gibt eine Beschreibung der 18 wichtigsten landwirtschaftlichen Trachten mit Erläuterung der Bestäubungsbiologie, der Anzahl der notwendigen Bienenvölker und zu erwartender Mehrerträge. Es werden die wichtigsten Bestäuber beschrieben: die Honigbiene, elf Hummelarten jeweils mit Bildern und ca. 90 Wildbienenarten, die meisten mit Bildern. Es gibt viel mehr Wildbienenarten, aber auf der Webseite werden nur Arten beschrieben, die auch in landwirtschaftliche oder obstbauliche Trachten fliegen.

Darüber hinaus wird das Projekt Schulinsektenhaus beschrieben. Dafür wurden an viele Schulen im Bundesgebiet Insektenhotels verschickt, etwa 320 Schulen haben diese zur Uni Freiburg zurückgeschickt, wo die eingenisteten Wildbienen ausgewertet werden. Dadurch kann ermittelt werden, wie die Verbreitung der Wildbienen in Deutschland gegenwärtig aussieht. Es gibt eine Auswertung „Pollenanalyse“, die vom Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf seit 15 Jahren zusammengetragen wurde. In Vorbereitung ist derzeit eine buchbare Webseite für Imkervereine.


Kontaktdaten von Ronald Wenzel:
Tel. (01 70) 2 21 65 50
ronald@bienenwanderung.de

Märkischer Saatgutverband: Bilanz und Ausblick für 2021

Der Märkische Saatgutverband Brandenburg (MSV) zieht eine Jahresbilanz für 2020 und gibt einen Ausblick mit Zielen für 2021.

Von Heike Mildner

In einem Rundschreiben zieht der Märkische Saatgutverband Brandenburg (MSV) eine Bilanz seiner Arbeit im vergangenen Jahr und gibt einen Ausblick auf Kommendes. Der traditionelle Saatguttag im Februar konnte aus bekannten Gründen nicht stattfinden, soll aber nachgeholt werden.

Zur Bilanz: Im Vergleich zu 2019 ist die gesamte Vermehrungsfläche mit 13.523 ha annähernd konstant geblieben (leichter Anstieg um 2 %), darin sind 1.281 ha Ökovermehrung enthalten. Im Ergebnis der Beschaffenheitsprüfung wurden 93,6 Prozent der geprüften Menge anerkannt. Schwerpunkte der Aberkennung waren der Winterroggen (14,6 %) – hauptsächlich wegen ungenügender Keimfähigkeit – und der Rauhafer (29,2 %) wegen Besatzes mit anderen Arten.

Ziele für 2021

Als einen Erfolg sieht der MSV, im Verbund mit anderen Interessensvertretern erreicht zu haben, dass eine vom Agrarministerium geplante Allgemeinverfügung zur Einschränkung des Glyphosateinsatzes vorläufig ausgesetzt wurde. Auf folgende Ziele für 2021 hat sich der Vorstand geeinigt:



Landesflagge Brandenburg

Brandenburg aktuell

Regional und praxisnah: Die Bauernzeitung versorgt Sie regelmäßig mit allen wichtigen Nachrichten rund um die Landwirtschaft und das Landleben in Brandenburg. mehr


Übrigens: Auch ein Blick auf die neue Internetpräsenz des Saatgutverbandes lohnt sich: maerk-saatgut-verband.de

Dramatische Waldschäden in Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalts Agrarministerium legt die Zahlen zu Folgen von Dürre, Stürmen und Käferfraß für die Forstwirtschaft vor. Das Ergebnis: Die Waldschäden in Sachsen-Anhalt als einem der am stärksten betroffenen Bundesländer hätten ein „historisches Ausmaß“ angenommen. Ihre Beseitigung bedürfe erheblicher gesellschaftlicher und privater Anstrengungen.

Von Detlef Finger

Stürme, Trockenheit und Käferplagen setzen Sachsen-Anhalts Wäldern seit 2018 massiv zu. 24.550 ha, also 5 Prozent der Gesamtwaldfläche, sind deswegen kahl. Die Blößen, davon 19.000 ha im Harz, betreffen je zur Hälfte Nichtstaatswald bzw. Landesforsten. Knapp zwölf Millionen Erntefestmeter (Efm) Schadholz fielen an, darunter 10,7 Mio. Efm Nadel- und 1,3 Mio. Efm Laubholz.

Den Waldbesitzern entstand in den vergangenen drei Jahren ein Gesamtschaden von geschätzten 566 Mio. Euro. Gut 541 Mio. Euro entfallen auf Verluste infolge des vorzeitigen Holzeinschlags, geminderte Roherlöse aufgrund des Holzpreisverfalls sowie erhöhte Ernte- und Transportkosten. Beim Wiederaufforsten schlagen wegen der schadensbedingten Teuerung fast 25 Mio. Euro Zusatzkosten zu Buche. Der Gesamtaufwand für das Aufforsten aller Kahlflächen beträgt rund 147 Mio. Euro (ca. 6.000 €/ha).

Doppelte Fläche kahl?

Diese Zahlen nennt das Umweltministerium in der Antwort auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Hannes Loth. Der forstpolitische Sprecher der AfD-Fraktion geht davon aus, dass sich der Umfang der Kahlflächen – wie vom Waldbesitzerverband eingeschätzt – verdoppelt, weil „kleineren Schäden“ nicht erfasst sind.

Nicht aufgeführt habe das Ministerium den ökologischen Schaden, der dem wirtschaftlichen noch zuzurechnen wäre. In einer Pressemitteilung mutmaßt Loth, dass diese Bewertung durch Ministerin Claudia Dalbert „ bewusst nicht erfolgt“. Schließlich komme der Verlust der unerwünschten „Fichten- und Kiefernmonokulturen“ den Zielen grüner Forstpolitik „offenbar ganz gelegen“.

„Folge der Klimakrise“

Die Forstministerin hatte dazu Anfang Februar eine Regierungserklärung im Landtag abgegeben. Thema: „Für die Wälder der Zukunft: Was wir jetzt tun müssen“. Die Grünen-Politikerin sprach von einer „Extremsituation“ als Folge der Klimakrise, in der sich die Forstwirtschaft seit 2017 befinde. Forstleute, Waldbesitzende und Forstunternehmen seien seither im Ausnahmezustand und arbeiteten an ihrer Belastungsgrenze.

Die Waldschäden in Sachsen-Anhalt als einem der am stärksten betroffenen Bundesländer hätten ein „historisches Ausmaß“ angenommen. Deren Beseitigung bedürfe erheblicher gesellschaftlicher und privater Anstrengungen.

WBV: Forderungen an die Landesregierung

■ Bekenntnis zur nachhaltigen Forstwirtschaft und der Sicherung der Ökosystemleistungen des Waldes,
■ Zusammenarbeit mit Waldbauern und anerkannten Forstwissenschaftlern,
■ Unterstützung der künftigen Honorierung der Klimaschutzleistungen des Waldes aus der CO2-Bepreisung (CO2-Steuer),
■ Ernst zu nehmende Entbürokratisierung und Verbesserung der forstlichen Förderung,
■ Bildung eines ressortübergreifenden Krisenstabes zur Wiederbewaldung des Landes.

Forstliche Förderung

Nach Ansicht Dalberts hat der Mensch auch durch „Fehler bei der Baumartenwahl“ zur gegenwärtigen Situation beigetragen. Mit Monokulturen seien frühere Generationen „ein Stück weit bewusst ins Risiko gegangen“, um möglichst hohe finanzielle Erträge zu generieren. Mit der Klimakrise hätten sich die Karten noch einmal neu gemischt. Es gelte nun, aus früheren Fehlern zu lernen.

Der Wald der Zukunft benötige heute breit angelegte Hilfe. Die forstliche Förderung in Sachsen-Anhalt umfasse sechs Programme. Unterstützung beim Bewältigen der Waldschäden durch die Extremwetterereignisse und für den anstehenden Waldumbau böten insbesondere die 2019 neu gestarteten Richtlinien „Waldschutz“ und „Forst“. Bis Jahresende 2020 seien hierüber 15 Mio. Euro Bundes- und Landesmittel ausgezahlt worden – so viel wie noch nie. Auch in den Jahren 2021, 2022 und 2023 sollen für diese beiden zentralen Förderrichtlinien jährlich rund 17 Mio. Euro bereitgestellt werden.

Waldumbau nötig

Finanzielle Hilfen allein lösten die Probleme aber nicht. Jetzt und in Zukunft müsse mit den richtigen Baumarten gearbeitet und der Wald für mehr Klimastabilität strategisch auf- und umgebaut werden. Das gelte auch für die großflächigen Wiederaufforstungen. Zukunftsfähig sei allein der eingeschlagene Weg des Waldumbaus hin zu mehrschichtig aufgebauten Mischwäldern. Durch die „Mehrbaumartenstrategie“ würden die Risiken für Waldbesitzende überhaupt erst wieder kalkulierbar.
Der Wald der Zukunft werde zu einem Teil auch Wildnisgebiet sein. 8,4 Prozent der Landesforsten seien bereits sich selbst überlassen. Diese „Reallabore des Naturschutzes“, so Dalbert, sollen noch in der laufenden Legislaturperiode auf 10 Prozent Flächenanteil anwachsen. Damit leiste das Land einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz.

Der Wald, der zu 90 Prozent aktiv bewirtschaftet wird, brauche zudem Ideen und Innovationen. Bei der stofflichen Holznutzung sei noch mehr möglich. Es brauche vorausschauendes Handeln, um die Wälder zukunftsfest zu machen. Dalbert: „Dabei sitzen Holzwirtschaft und Ökologie in einem Boot.“


Sachsen-Anhalt aktuell

Nach Regional und praxisnah: Die Bauernzeitung versorgt Sie regelmäßig mit allen wichtigen Informationen rund um die Landwirtschaft und das Landleben in Sachsen-Anhalt. mehr


Hilfen vorenthalten

Der Waldbesitzerverband (WBV) hält der Landesregierung demgegenüber vor, den Waldbesitzern im Zeitraum 2016 bis 2019 – und damit in den Zeiten der schwersten Katastrophe – „in der Summe 24 Mio. Euro Forsthilfen vorenthalten bzw. umgeschichtet“ zu haben.

Der WBV stellte ferner fest, dass private Waldbesitzer, darunter viele Kommunen, ihre Wälder bereits seit mehr als 30 Jahren auf mehr Laubholz und Ökologie umstellen: „Der Waldumbau findet schon seit Langem statt. Dies gilt ganz besonders in Sachsen-Anhalt.“

Der Verband forderte die Landesregierung und die zuständige Fachministerin auf, diesen nachhaltigen Weg des Klimaschutzes und der Waldbewirtschaftung zu unterstützen, statt „auf die weitflächige Ausweisung von sich selbst überlassenen Waldgebieten wie im Nationalpark Harz zu setzen“. Der WBV formulierte dazu fünf konkrete Forderungen (Kasten).

Waldschäden: Nur Hand in Hand

Der CDU-Abgeordnete Bernhard Daldrup, Vorsitzender des Forstausschusses des Landtages, kommentierte Dalberts Rede so: „Unser Wald stirbt nicht erst seit gestern.“ Seit Anfang 2018 weise seine Fraktion den grünen Koalitionspartner „gebetsmühlenartig“ darauf hin, was die Konsequenz aus nicht erfolgter Beräumung des Totholzes und reduzierter Stellenzahl im Forst sei. Angesichts der mittlerweile massiven Waldschäden sei diese „Blockadehaltung“, rückblickend betrachtet, „mehr als fragwürdig“, sagte Daldrup.

Die Waldkatastrophe sei nur Hand in Hand zu bewältigen. Dass die Fraktion der Grünen und die zuständige Ministerin „endlich Einsicht und Verantwortungsbewusstsein zeigen“, sei erfreulich. „Inwiefern dies den Weg für eine Waldpolitik mit Zukunft bereitet, wird sich aber noch zeigen.“

Thüringen: Lage beim Schlachten begrenzt Regionalität

Um den Status quo beim Schlachten für Direktvermarkter in Thüringen beschreiben zu können, startete das Kompetenzzentrum Direktvermarktung bei der Landvolkbildung eine Umfrage unter Praktikern. Antworten gaben Schweine-, Rinder- und Geflügelhalter.

Bei einer Umfrage zum Schlachten unter Direktvermarktern teilten 53 Thüringer Betriebe ihre Erfahrungen. Darunter fanden sich 13 Schweinehalter, 27 Rinderhalter, 10 Geflügelhalter und drei Lämmererzeuger. Unterstützt wurde das Kompetenzzentrum Direktvermarktung dabei vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR), der Vereinigung der landwirtschaftlichen Direktvermarkter, der Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen (IGS) sowie dem Thüringer Bauernverband (TBV).

Schwere Mastschweine

Die an der Umfrage zur Direktvermarktung teilnehmenden Schweinehalter erzeugen jährlich rund 26.000 Mastschweine; 9 der 13 Betriebe mästen weniger als 500 Schweine im Jahr. Die Hälfte aller Tiere verarbeiten die Betriebe zu Fleisch- und Wurstwaren. Wichtig für diese Direktvermarkter ist die absatzorientierte Anlieferung der frischen Schlachtkörper (ein- bis dreimal wöchentlich). Drei Viertel der Betriebe schlachten selbst. Jene Betriebe, die in Lohn schlachten lassen, transportieren ihre Schweine zu Schlachtstätten in Thüringen, Bayern, Sachsen oder Baden-Württemberg.

Mehrfach wiesen die Umfrageteilnehmer darauf hin, dass ihre Mastschweine deutlich schwerer sind. Am Haken weisen sie Schlachtgewichte bis 150 kg auf. Ein kritischer Punkt sind die hohen Schlachtkosten: Transport, das Schlachten selbst, Gebühren für die Schlachttier- und Fleischbeschau sowie Entsorgung der Schlachtnebenprodukte summieren sich in einer Spannweite von 23 € bis 55 €/Schwein. In Großschlachthöfen liegen die Kosten unter 20 Euro. Dies sei, so urteilten die Teilnehmer, oft auch eine Ursache für die rückläufige Entwicklung betriebsnaher Schlachtungen.



Thüringen Flagge

Regional und praxisnah: Die Bauernzeitung versorgt Sie regelmäßig allen wichtigen Informationen rund um die Landwirtschaft in Thüringen. mehr


Rinder nach Bedarf

Von den 27 rinderhaltenden Betrieben der Umfrage wiesen 16 Bestände bis 100 Tiere, sechs zwischen 100 und 500 Tieren und fünf Betriebe mit mehr als 1.000 Tieren auf. Knapp die Hälfte der Teilnehmer verarbeitet maximal 20 Tiere/Jahr, drei Betriebe bis zu 100 Tiere und fünf Betriebe bis 260 Rinder. Zu 80 Prozent lassen die Rinderhalter in Lohn schlachen. Mehr als die Hälfte der Betriebe kooperiert hierbei mit Schlachtstätten in Thüringen. Die Transportwege liegen zwischen maximal 40 km (11 Betriebe) und über 120 km (6 Betriebe). Über zwei Drittel schlachten nach Bedarf; knapp ein Drittel ein- bis zweimal pro Woche.

Die Kosten für Lohnschlachtungen liegen bei der Mehrzahl der Betriebe zwischen 100 Euro und 150 €/Tier, in der Spitze bis zu 200 Euro. Die wenigen Betriebe der Umfrage, die selbst schlachten, geben Schlachtkosten von 100 bis 400 €/Tier an. Die hohen Kosten fallen etwa beim Weideschuss an, der einen hohen Personaleinsatz verlangt. Die Vermarktung der Rinder erfolgt zu mehr als einem Drittel im eigenen Hofladen. An Viehhändler und Schlachthöfe verkauft ein Viertel der Umfrageteilnehmer. Für lediglich 10 Prozent der Betriebe ist der Lebensmitteleinzel- und Großhandel eine Option.

Geflügel im Hofladen

Die Hälfte der Geflügelhalter, die sich an der Umfrage beteiligten, hält weniger als 1.000 Tiere. Zwei Betriebe haben Bestände über 60.000 Tiere. 30 Prozent der Höfe verarbeiten in der Woche weniger als 500 Tiere. 20 Prozent schlachten nach Bedarf. Ein weiteres Drittel verarbeitet das Geflügel nicht. 40 Prozent der Direktvermarkter schlachten im eigenen Betrieb.

Die Lohnschlachtungen finden zu 80 Prozent in Thüringen, der Rest in Bayern und Schleswig-Holstein statt. Über 50 Prozent des geschlachteten Geflügels verkaufen die Halter in Hofläden, weniger als 12 Prozent auf Wochenmärkten. Nur 6 Prozent des Geflügels geht an den Lebensmitteleinzelhandel. Produziert werden vorrangig ganze, neutrale Schlachtkörper, gefolgt von Weihnachtsgeflügel und Suppenhühnern. Die Lohnschlachtkosten gaben die Betriebe mit 1,90 Euro bis 3 Euro an. Beim selbst geschlachteten Geflügel bewegen sich die Schlachtkosten um die 2 Euro netto pro Tier.

Umfrage Direktvermarktung: Kritik an Gebühren

Wiederkehrende Kritik aller Umfrageteilnehmer waren die hohen Gebühren. Hier mahnen sie Änderungen an. Erleichterungen für Schlachtmobile (Schwein; Geflügel) und eine finanzielle Unterstützung der Transportlogistik (Schwein) lauten weitere Forderungen. Die Möglichkeit, Tiere auf dem Hof zu töten (Weideschlachtung), wünschen sich viele schweinehaltende Direktvermarkter. Dem Ruf nach mehr regionalen Schlachtstätten stünden unverhältnismäßig hohe hygienische Vorschriften und damit verbunden hohe Investitionskosten entgegen. Hier braucht es Erleichterungen und Fördermittel (Schwein; Rind; Geflügel). Mehr Flexibilität fordern die Direktvermarkter bei der Begrenzung der Schlachtmengen kleiner Schlachthöfe. Red

Milchforum: Zukunft in der Kuh-Zunft

Zentrales Thema des 11. Berliner Milchforums Anfang März war die Milchwirtschaft zwischen Marktrealität und Verbraucherwunsch. Lösungen für die zunehmenden Anforderungen der Gesellschaft sowie des Handels an die Produktion und die Verarbeitung von Milch wurden diskutiert.

Von Dr. Annett Gefrom

Das 11. Berliner Milchforum 2021 am 4. und 5. März war nicht wie die vorhergehenden zehn im gewohnten Rahmen einer Präsenzveranstaltung mit Ausstellung. Aber auch als virtuelle Veranstaltung – vom Deutschen Bauernverband (DBV), dem Milchindustrie-Verband (MIV) in Kooperation mit dem Deutschen Raiffeisenverband und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) ausgerichtet – bestätigte sich das Milchforum mit über 400 Teilnehmern als das „große Klassentreffen“ der Branche. Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Landwirtschaft und Handel tauschten sich über die Herausforderungen in der Milchbranche aus und verfolgten digital die Podiumsdiskussionen zu Themen wie „Image der Milch – Was kann die Branche besser machen?“ sowie „Milch und Co.: Wer bestimmt die Regeln?“.

Durch das bunte Programm mit weiteren Beiträgen zum (Bio-)Milchmarkt, Gütesiegel in Österreich, Tierwohl und Kommunikation führte Matthias Schulze Steinmann als Moderator.

Nicht die Butter vom Brot nehmen lassen

Milchforum

Einleitend wurde von Karsten Schmal (DBV) und Peter Stahl (MIV) festgehalten, dass die Weiterentwicklung der Milcherzeugung und -verarbeitung in den vergangenen Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte war. Für aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, Tierwohl, Ethik sowie die Erreichung der gesteckten Klimaziele, welche auch die Milchwirtschaft tangieren, sind Innovation, Kommunikation und Perspektiven gefragt. Landwirte zeigen dabei eine hohe Bereitschaft zur Weiterentwicklung der Tierhaltung, aber auch für die gesamtgesellschaftlichen Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes.

Der DBV-Vizepräsident und Landwirt Schmal erläuterte auch die schwierige wirtschaftliche Situation der Milchviehbetriebe sowie die derzeitige Stimmungslage: „Die letzten Jahre waren dynamisch: liberalisierte Märkte und veränderte gesellschaftliche Erwartungen an die Erzeugung, Dürreperioden sowie hohe Preise für Futtermittel.“ Das reduzierte die Liquidität der Betriebe. Der Milchpreis der letzten zwei Jahre war zwar stabil. Klar ist aber, dass Erzeugerpreise von 33 ct/kg bei vielen Betrieben nicht ausreichen, um die kommenden Anforderungen umzusetzen.

Genau in dieser Situation befindet sich der Familienbetrieb mit 450 Kühen von Andrea Rahn-Farr, die ihre Zunft vertrat. Sie befürchtet durch die neuen Auflagen, aber gleichzeitiges Drücken der Preise einen Exodus der Milchbauern.

Die Milchbranche ist systemrelevant. Die Wertschöpfungskette hat in der Pandemie gut funktioniert. Der eigentliche Kern – für die Ernährung Milch in sicherer Qualität und ausreichender Menge herzustellen, zu verarbeiten und bereitzustellen, ist gelungen“, so DBV-Vize Schmal. Er rät der Branche, den Schwung der Krise zu nutzen, um die Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.

Milch- und Butterpreise im Aufwind

Schmal sieht eine positive Entwicklung am Milchmarkt. Entscheidend sei der Absatz über die Großverbrauchermärkte, die coronabedingt weggebrochen sind. Auf konkrete Zahlen wollte er sich nicht festlegen, aber mit Grundpreisen bei 35–37 ct/kg und einem Börsenmilchwert mit Centsprüngen auf 38 ct/kg hofft er für Herbst auf Milchpreise über 36 Cent. Er begründet seine Prognose mit der gegenwärtigen Verknappung. Die Milchmenge in Deutschland wird um 2 Prozent unter dem Vorjahr bleiben, weil Betriebe nach Dürre zum Teil Grundfutterprobleme haben und mit novellierter Düngeverordnung eine Abstockung der Herden erfolge.

Weiterhin bestehe eine gute Nachfrage nach Frischeprodukten und eine gute Notierung für Butter und Käse. „Wenn die Bedingungen so bleiben, wie sie jetzt sind, werden die Diskussionen um die Tierwohlumsetzung weicher“, so Schmal auf dem 11. Berliner Milchforum. Sicher werden sie nicht butterweich.

Milch-Strategie 2030 nur gemeinsam

Aus dem Blick eines Milcherzeugers durfte der DBV-Vizepräsident beim 11. Berliner Milchforum die Entwicklung der Milchstrategie 2030 maßgeblich vorantreiben: „Der Spagat zwischen Markt und Verbraucherwunsch wird nicht leicht sein.“ Vor diesem Hintergrund gelte es, diese als Leitfaden umzusetzen und die Arbeit der Initiative Milch GmbH fortzuführen. Eine Geschäftsführerin arbeitet ab 1. Mai für diese Gesellschaft.

Unterstützung für die Branchenkommunikation fand man bei der Agentur Fischer Appelt relations GmbH. Zum aktuellen Stand der Umsetzung erklärt der DBV-Vertreter weiter: ,,Die Kommunikationsplattform geht noch im Frühjahr an den Start. Das Konzept zur Auslobung von Qualitätsmilch (QM) auf Milchprodukten beinhaltet auch das Nachhaltigkeitsmodul und kann Anfang 2022 zur Umsetzung kommen. Gleichzeitig wird am Zusatzmodul ,QM Tierwohl‘ gearbeitet, welches Anfang des nächsten Jahres an den Start gehen soll.“ Grundüberlegung sei, dass durch höhere Standards anfallende Mehrkosten in der Kette durch bessere Erzeugerpreise oder eine verlässliche Finanzierung von Staat und Marktpartnern ausgeglichen werden müssen, wenn die Milchproduktion in Deutschland erhalten bleiben soll. Dafür brauche es keine CMA 2.0, sondern einen effizienteren Ansatz, meint Stahl.

Für vier Jahre sollen durch eine Willenserklärung der Molkereien Einnahmen von über 3 Mio. Euro jährlich generiert werden. „Wir haben 80 Prozent Teilnehmerquote erreicht, und weitere sind eingeladen“, freut sich Stahl. Gemeinsam mit DBV-Vize Schmal sprach er die rund 60.000 Milcherzeuger und 150 Molkereien und damit entsprechend unterschiedliche Interessen an, die Erfolgsgeschichten über moderne Milchviehhaltung und nachhaltig erzeugter und gesunder Milch sowie deren Produkte zu erzählen.

Verbraucher als Anhalter auf der Milchstraße

Klar, dass ein positives Image der Milch kein Selbstläufer ist und sich die Branche zu Recht fragt, was sie besser machen kann? Antworten darauf gab Prof. Gunther Hirschfelder, ein Spezialist für Ernährungskulturen von der Universität Regensburg beim 11. Berliner Milchforum. Er hat das Image der Milch vom Musterschüler zum Problemfall verfolgt. Unsere erste Ernährungserfahrung im Leben sei die Milch, so der Wissenschaftler. Alle Geschmackspräferenzen würden davon abgeleitet. Die Milch macht’s. Seit der Steinzeit sei sie von jung an bis ins hohe Alter ein wichtiges Nahrungsmittel und damit entscheidend für ökonomischen und kulturellen Fortschritt. Das gelte bis heute, wo die Landwirtschaftsbetriebe hochmodern sind.

Später im 11. Berliner Milchforum, beschrieben die Landwirte Andrea Rahn-Farr (Büdingen/Hessen) und Karsten Schmal die Weiterentwicklung ihrer Betriebe. Sie seien Experten mit Know-how für mehr Kuhkomfort. Daran würden sie nicht erst seit der Initiative Tierwohl arbeiten. Mit angepasster Fütterung, großräumigem Laufstall, frischer Luft, Licht, Wasserbetten und Duschen für Kühe sowie der Zucht auf Gesundheit und Langlebigkeit stieg deutschlandweit die Milchleistung der Kühe von 4.500 l Milch in den 80er-Jahren bis heute auf durchschnittliche Milchleistungen von 10.000 l je Kuh und Jahr und Lebensleistungen von 100.000 l. In 20 Jahren erhöhte sich die deutsche Milcherzeugung damit um 17 % – bei einer Selbstversorgung von 117 Prozent mit Frischmilch- und Sahneerzeugnissen, 103 Prozent bei Butter/Milchfett und Käse mit 123 Prozent (2019). Stahl ergänzt: „Deutschland hat gute Voraussetzungen für die Milchproduktion, welche Produkte für den Export erlauben. Weil wir’s können – nicht nur in der Autoindustrie, ist der Export dieser Qualitätsprodukte eine Erfolgsgeschichte.“

Den Kontakt zum Verbraucher verloren

Anschließend folgte Aufklärungsarbeit im Gespräch mit Bernhard Burdick, der bei der Verbraucherzentrale NRW zu Ernährung, Lebensmittelsicherheit sowie Nachhaltigkeit berät. Milchproduktion sei ein komplexer Betriebszweig, und die Branche habe erkannt, dass der Kontakt zum Verbraucher auf dem Weg zur Spezialisierung verloren gegangen ist. Stahl wünschte sich – an die Branche gerichtet – zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsmoduls mehr Geschwindigkeit und Teilnehmer für fundierte Daten zur Öffentlichkeitsarbeit.

Interessierte Verbraucher und Zweifler mit Unbehagen gegenüber industrieller Landwirtschaft diskutieren kontrovers und emotional – allzu oft im digitalen Raum mit aus dem Zusammenhang gerissenen Schlagzeilen. Der Ruf der Milch hat gelitten. Milch kommt höchstens noch in den Kaffee, und das am besten laktosefrei oder gleich als Hafermilch oder Lupinendrink. Netzwerke und der Markt für milchähnliche Pflanzenprodukte entwickelten sich daher erfolgreich. Mit diesem Trend bieten prominente Beispiele der eigenen Zunft bereits Milchersatzprodukte aus Getreide an. Vielleicht fehlte aber auch passend zum Vortrag über das Trockenstellen am ersten Tag des Milchforums die Extraportion Milch am Podiumstisch.

Käse in aller Munde und Zweifler mit Bärten

Aber wie kann die Milchbranche kommunikativ den Mehrwert der Milch hervorheben? Da vegan vermutlich auf die Knochen geht und keiner widerlegen kann, dass fermentierte Milchprodukte für Erwachsene gut sind, waren diese am Folgetag des Forums Milch in aller Munde. Die Teilnehmer gingen ran an den Käse und genossen zwei statt „ein belegtes Brot mit Käse“. Fritz Lloyd Blomeyer kennt die handwerkliche Kultur der Käseherstellung und nahm die Gäste mit auf eine Reise zu kleinen deutschen Produktionen. Das im Milchforum zu hörende genüssliche Schmatzen war wie Musik im Harzer Käse.

Auch Dirk Benninghoff, von der bereits erwähnten Kommunikationsagentur fischerAppelt möchte durch „Milch to go“ als trinkbaren Snack trendige Milchbärte gerade bei jüngeren Kuhmilchzweiflern wachsen sehen. Die Erfolgsgeschichten von nachhaltig erzeugter und gesunder Milch – eines unserer wertvollsten Lebensmittel, sollten durch die Milchwirtschaft wahrnehmbar erzählt werden. Die Akteure wollen Brücken zum Konsumenten bauen, indem sie die Marke Milch mit einem Lifestyle verbinden und deren Eigenschaften kommunizieren. Im Falle der Milch ist die gesunde Botschaft sogar wissenschaftlich belegt. Damit Kinder nach der Corona-Pandemie den Schul- und den Weg der Milch wieder kennen, soll auf Bundes- und Landesebene die Zusammenarbeit mit bereits begonnenen Projekten wie Lernort Bauernhof, Schulmilch oder MyKuhTube erfolgen. Milch kommt nicht von lila Kühen und auch nicht vom Roten Bullen.

Im Land, wo Milch und Honig fließen

Die Regionalisierung ist laut Benninghoff einer der Brückenpfeiler. Zu ihrer Heimat hätten die Konsumenten – auch eine Frau Müller – Bezug. Regional sei glaubwürdig nachhaltig. Milchprodukte made in Germany hätten gegenüber dem Käse von Frau Antje oder dem Bergkäse von Sennerin Heidi Symbolkraft. Österreich hat es mit der Benchmark für Bergkäse vorgemacht, so Rüdiger Sachsenhofer von Agrarmarkt Austria. Da die Herkunftskennzeichnung auch die Auslobung der Haltungsstufen kommunikativ unterstützen kann, sprach man in der Runde die Freiwilligkeit an. Was würde eine Kennzeichnung bringen, wo sich der Verbraucher bewusst für höhere Standards entscheiden und sich die deutschen Milcherzeuger vom globalen Markt absetzen können? Mit der Frage war man mitten im zweiten Themenpunkt: Welche Impulse kann die Branche setzen, welche Verantwortung hat Politik und …

Wer macht eigentlich die Regeln?

Dank der Experten im Forum wurden die Regeln deutlich gemacht. Marktpreise werden nicht durch Produktionskosten definiert. Das Marktgesetz, dass Angebot und Nachfrage den Preis bilden, zu dem auch produziert wird und der bei allen zukünftig formulierten Alleinstellungsmerkmalen in der Branchenkommunikation ein entscheidendes Label bleibt, zieht eine hohe Komplexität nach sich. Das Weltgeschehen und der Wettbewerb bestimmen die Musik, die man als Grundrauschen des volatilen Weltmarktes hört. Etwa die Hälfte der Umsätze in der deutschen Milchbranche werden immerhin durch den Export erwirtschaftet. Weitere 15 bis 20 Prozent gehen in die verarbeitende Industrie. Mit dem Brexit wird der Binnenmarkt kleiner und der Weltmarkt größer. Monika Wohlfarth von der Zentrale Milchmarkt Berichterstattung erklärt, dass der Warenaustausch mit einem wichtigen Nettoimporteur aufwendiger wird.

Kulturwissenschaftler Hirschfelder schaute über den Horizont: „Nach Marktlogik geht der Trend dahin, dass die europäische Landwirtschaft in zwei Generationen stark industrialisiert und konzentriert ist sowie international eher dem Kapital als dem Verbraucher verpflichtet ist. Die Bewegung der vertikalen Integration ist in der Ukraine bereits erkennbar. In den USA betreiben Handelsketten eigene Molkereien und schließen Kontrakte mit den Milcherzeugern. Es zeige sich aber gerade in 2020, dass bestehende Strukturen nötig sind. Den politischen Willen in Deutschland, gesellschaftlich akzeptierte und wettbewerbsfähige Strukturen in globalen Märkten zu erhalten, versicherte Albert Stegemann als CDU-Mitglied des Bundestages. Ihm wäre es zwar lieber, wenn die Marktteilnehmer die Spielregeln selbst festlegen und danach leben würden.

Regeln fallen nicht vom Himmel

Da die Spielregeln nicht immer eingehalten werden, wird der Staat auch künftig Schiedsrichter spielen. Es kamen die erfolgten Fusionen und das Lieferkettengesetz zur Sprache. Durch Rechtssprechung bleibt es nicht immer bei Anreizen. „Es muss möglich sein, über Ordnungsrecht entstehende Mehrkosten auszugleichen“, so Stegemann. „Vor allem, wenn durch gesellschaftliche Ansprüche resultierende Regeln den Standard in Deutschland außergewöhnlich heben, muss die Wettbewerbsfähigkeit im Weltmarktdurch Ausgleich erhalten bleiben“, ergänzt Andrea Rahn-Farr. Sie beschreibt: „Landwirte erzeugen Milch von höchster Qualität, sowohl was das Produkt als auch den Prozess angeht.“ Trotzdem ist sie als Rohstoff beim Lebensmitteleinzelhandel (LEH) weitgehend austauschbar. Bei steigenden Kosten ist der durchschnittliche Auszahlungspreis in den letzten 20 Jahren nur von 30,8 ct/kg auf 32,9 ct/kg gestiegen. Vier Fünftel der Betriebe können die Vollkosten nicht mehr decken. Seit 2000 halbierte sich die Zahl auf circa 60.000. Landwirtin Rahn-Farr hat vor einigen Jahren in die Betriebsmodernisierung investiert, fragt aber ernsthaft: „Wer investiert in der aktuellen Situation?“ Wenn Landwirte in gesamtgesellschaftliche Verantwortung für Umweltschutz investieren, brauchen sie für Abschreibungszeiträume von über 20 Jahren Planungssicherheiten über die Legislaturperiode hinaus.

Prof. Hiltrud Nieberg vom Johann Heinrich von Thünen-Institut befürwortet Verlässlichkeit schaffende Regeln für alle. Für diese sind wissenschaftliche Erkenntnisse nötig.

Milchforum: Verändere oder gehöre der Vergangenheit an

Für eine hohe Akzeptanz müssen Regeln nachvollziehbar und umsetzbar sein. Den Landwirten empfiehlt Prof. Nieberg, nicht zu warten und den Wandel aktiv mitzugestalten. Benötigt werden: Transparenz über die Produktion, ein breiter Dialog mit der Gesellschaft, die Vereinbarung langfristiger Zielbilder, Veränderungsbereitschaft und eine politische Flankierung.“ Sie verdeutlicht: „Der Strukturwandel ist ein Teil der Marktwirtschaft, und für einige Landwirte ist der Ausstieg sozialer.“ Statt wachse heißt es „Verändere oder weiche“. Das ist keine Milchmädchenrechnung, bei der im Ergebnis die Wiedereinführung von Mindestpreisen mit Milchseen oder Butterbergen steht, waren sich alle einig. Marktinstrumente wie Risikomanagement und Preisabsicherung finden erst seit Kurzem den Weg in die Milchbranche.

Der Kunde ist König – oder schon Diktator?

Der Verbraucher spielt einen erheblichen Faktor. Milchprodukte liegen im Trend. Die Verbraucher haben in der Pandemie auf die Milch gesetzt. Der Prokopf-Verbrauch an Käse ist auf Rekordhoch. Immer mehr Verbraucher wollen Bio. Zahlen zum Markt trug Rüdiger Brügmann vom BiolandVerband vor. Leider kaufen nur 15 % der Konsumenten bewusst nach weiteren Kriterien wie dem Preis ein. Es gibt internationale Bewegungen wie „Du bist der Chef“. Über 9.300 Verbraucher setzten höhere Ansprüche zu einem für sie fairen Preis von 1,45 €/l. Letztes Jahr führten 750 Märkte diese Milch. Für die Ausweitung fehlen häufig klare Standards, bessere Kontrollen und finanzielle Anreizsysteme, so Lebensmittelexperte Burdick.

Der Verbraucher sei überwiegend preisbewusst und inkonsequent. Verbraucherpreise sind im Vergleich zum Erzeugerpreis zwar gestiegen, aber die Deutschen geben noch immer nur 11 % des Einkommens für Lebensmittel aus. Bernhard Burdick denkt, dass Verbraucher nicht per se Pfennigfuchser sind, sondern durch die Preisgestaltung im Wettbewerb des Handels niedrige Ankerpreise gewöhnt sind und das Image der Milch nicht mit Ramschware positiver beeinflusst wird. Damit wurde im Forum der Blick auf die „fünf Riesen“ des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) mit einer Marktmacht über 76 % des Absatzmarktes gerichtet. Dr. Leif Balz, Referent bei der Schwarz-Gruppe, fühlte sich zu drei Vierteln angesprochen. Denn zu einem Teil von 40 % wird die deutsche Rohmilch für Produkte im deutschen LEH benötigt. Er berichtet: „Wir folgen den Rohstoffpreisen und können den Preis nur minimal künstlich erhöhen. Dieser wird durch den Verbraucher geschliffen.“ Die Kunst bei Milch ist es, auf gesättigten Märkten ein vergängliches Produkt zeitnah abzusetzen. Entsprechend den Kundenanforderungen entwickelt sie das Sortiment, um sich im Wettbewerb zu differenzieren. Dieses besteht aus Preiseinstiegsprodukten für sehr viele „starre“ Kunden als auch aus Premiumartikeln zum Beispiel Weidemilch, mit denen die Schwarz-Gruppe in Kooperation mit Bioland eine Erfolgsgeschichte erzählt. Rund 80 % der deutschen Milchprodukte werden mit zunehmender Tendenz über den LEH unter Handelsmarken vertrieben. Viele Kunden und Stakeholder stellen immer höhere Anforderungen. Diese Verantwortung möchte die Schwarz-Gruppe wahrnehmen.

Landwirte – das erste oder letzte Glied?

Der direkte Vertragspartner für den LEH sind die Molkereien. Eckhard Heuser (MIV) klärte über die geringen 3 % Margenstärke der Molkereien auf. Bei weiterer Separation von Milch und deren Derivaten nach Tierwohlstufen und dem Standard „Was draufsteht, soll auch drin sein“ kommen für Logistik- und Verpackungsaufwendungen erhebliche Investitionen hinzu. Die Molkereien müssen sich mit Innovationen für höhere Wertschöpfung auf mehr Komplexibilität ausrichten. Dr. Balz sprach Finanzierungsmodelle der Initiative Tierwohl an, die als Vorlage dienen könnten, wenn seitens des LEH die deutsche Frischmilch in deutsche Tüten soll. Vermarktungschancen für ein Mehr in der Lohntüte von Landwirten sind auszuloten. Immerhin agiert Lidl bereits in 29 Ländern.

Michael Ohlendorf von der Privatmolkerei Bauer wünscht sich abseits der klassischen Verhandlungen eine zukunftsgerichtete Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette mit der Politik als Moderator. Stahl vom MIV sagt dazu: „Mit Verordnungen macht man keine besseren Preise. Mengensteuerung gehört – wenn überhaupt – in die Hände der Vertragspartner.“ Über die Molkereien ist auch der Erzeuger im Boot, denn 70 % der Molkereien sind in genossenschaftlicher Hand.

Prof. Nieberg und Rahn-Farr erinnerten, dass auch wenn der Handel vermehrt den Standard setzt, nicht mit „von „null auf 100 Prozent“ ein Strukturbruch verursacht werden darf. Ob nun als erstes, letztes oder schwächstes Glied in der Kette müsse der Landwirt auf dem Weg des Strukturwandels mitgenommen werden. Die Bauernproteste der vergangenen Monate machten die Lage deutlich, dass die Kostensituation auf den Höfen andere Preise erfordert.

Milchforum: Jetzt aber Butter bei die Fische

Andreas Pelzer, Haus Düsse, fasste anschließend zusammen: „Ein Mehr an Tierwohl rechnet sich in vielerlei Hinsicht. Bedürfnisse der Tiere finden Beachtung. Landwirte arbeiten lieber mit gesunden Tieren. Molkereien und Handel profitieren von hohen Lebensmittelqualitäten und einer hohen Wertschätzung durch die Verbraucher. Allen Akteuren muss klar sein, dass immer in Tierwohl investiert werden muss.“ Damit wurde in der Diskussion die Machbarkeitsstudie der Borchert-Kommission angesprochen, in der notwendige Investitionen um 4 Mrd. € für mehr Tierwohl kalkuliert sind. Dr. Balz signalisierte Dialogbereitschaft seitens der Schwarz-Gruppe und sprach die Mitbewerber im LEH an, um grundsätzlich bessere Preise für die Höfe zu bilden. Die Frage sei allerdings, ob das unter Wahrung aller kartellrechtlichen Vorgaben über ein Splitting der Einnahmen aus Export, Industrie sowie den Margen bei Handel und Molkerei gelingt. Bei Bezahlmodellen würden Preissteigungen um 7 ct/kg Milch für die Verbraucher überschaubar bleiben. Der Kunde bleibe König, sollte sich aber auch wie einer benehmen. Damit sei der Kassenbon der Stimmzettel der Verbraucher.

„Im Superwahljahr 2021 wird auch die Politik noch für manche Überraschung sorgen“, so MIV-Vorstand Stahl. „Am Ende des Tages müssen Milcherzeuger zusammen mit ihren Molkereien am Markt bestehen.“

Festzuhalten ist, dass sich alle beim Prozess der Verbesserung etwas zutrauen müssen und dies dann auch ehrlich, sachlich und offensiv mit Selbstbewusstsein ohne Schwarz-Weiß-Malerei kommunizieren. Wir alle lieben schließlich Lebensmittel – die Mittel zum Leben.


Das 12. Berliner Milchforum soll am 24./25. März 2022 wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden.


Bullenauktion RBB: Duales Jubiläum

Zur 20. Bullenauktion der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH trafen Bieter in Groß Kreutz auf potenzielle Käufer im Internet.

Die diesjährige Fleischrind-Bullenauktion der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH (RBB) war etwas Besonderes: Livestream, Onlinegebote und ein Hereford-Topseller sorgten dafür, dass die Jubiläumsauktion in Erinnerung bleiben wird. 48 Zuchtbullen aus sechs Rassen, und damit alle Bullen im Auftrieb, fanden einen neuen Besitzer. Durch Onlinegebote und Bieter vor Ort im Brandenburger Rindermarkt wurde ein Durchschnittspreis von 3.373 Euro erreicht. Auch internationale Käufer nutzten die Gelegenheit, Topgenetik für die nächste Decksaison zu erwerben.

Siegerbullen und topseller

Zwei Bullen stehen künftig für den Einsatz in der Besamung zur Verfügung. Zum einen Fleckviehbulle Lord Ursus PP, ein homozygoter Lord PP aus einer der vielversprechenden Ursus-Pp*-Töchter der Manfred und Marco Glaser GbR in Perleberg. Zum anderen der jüngste Uckermärker des Auktionslotes, Samson PP.

Die Siegerbullen

Auf dem oberen Foto präsentieren sich folgende Siegerbullen:
Hereford: #34 Samori Pp (Samson II PP* x Wizard), Agrar GmbH Biesen
Angus: #1 Captain (Corn x Priamos), Landschaftspflege GmbH Lenzen*
Charolais: #13 PHZ Poldi PP (Jubi PP* x Dahlia P#), Thekla Zachert*
Fleckvieh: #30 Lord Ursus PP* (Lord PP* x Ursus Pp), Manfred u. Marco Glaser GbR Perleberg
Limousin: Avalon PS* (Aragon PS# x Raul), Georg Mendler*

Auf dem unteren Foto:
Uckermärker: #63 Lucas PS* (Lupus Pp* x Ido Pp), Landwirtschaftsbetrieb Dirk Berndt

Als Auktionator Torsten Kirstein bei Simson-Sohn Samson PP den Hammer nach einem Gebotskrimi bei 9.000 Euro senkte, schien der
Topseller 2021 bereits festzustehen. Doch der einzige Hereford-Bulle im Auktionslot weckte noch größere Begierde.

Siegerbulle
(c) Heinrich Schulte

Der Bulle der Agrar GmbH Biesen erzielte beeindruckende 9.500 €. Der RBB konnte sich am Ende bei Beschickern und Käufern für diese reibungslose Auktion bedanken. Die Veranstalter hatten sich alle Mühe gegeben, die Bedingungen dafür zu schaffen. Red

TAP: Ovale Sitzstangen und Villen für Hühnermist

Die Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft GmbH baut zwei hochmoderne Legehennenställe. Jeder ist in zwei abgeschlossene Hälften geteilt. Vier mal dreitausend Hennen werden im Juni hier einziehen. Der Biobetrieb bietet den Hennen Wintergärten, viel Auslauf und Volieren mit ovalen Sitzstangen.

Von Heike Mildner

Riesentrubel auf der Baustelle in Trebnitz: Ein großer gelber Radlader kommt regelmäßig mit einer Schaufel Aushub vorbei, um den künftigen Zaunbereich zu modellieren. Die Photovoltaikanlage glänzt schon in der Sonne, die sich ab und zu doch sehen lässt. Ansonsten pfeift ein kalter Wind über die Baustelle. Insgesamt liegt auf den beiden neuen Ställen ein Energiepotenzial von 550 kWp.

Momentan modernster Legehennenstall Deutschlands

Drinnen zu arbeiten, ist heute eindeutig angenehmer: Sämtliche Ställe haben inzwischen Fließbetonböden, Tischler haben Türen und Fenster eingesetzt, die Elektrik ist verlegt. In den vergangenen fünf Wochen ist viel bei der Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft passiert. Im Stall mit Sortierhalle und Lager nimmt gerade der Sanitärtrakt mit Schwarz-Weiß-Bereich Gestalt an. „Wird Zeit, die Fliesen auszusuchen“, schmunzelt Geschäftsführer und TAP-Eigner Dirk Steinhoff. Er genießt sichtlich das Konzert der Gewerke. Jedes folgt seinem Rhythmus, und obwohl das Stück „Legehennenstallbau“ noch nie alle miteinander gespielt haben, stimmt der Zusammenklang.

Der Fließbeton für die Böden ist bei unserem Besuch am Mitte März schon längst getrocknet. (c) Dirk Steinhoff

Im zuerst gebauten Stall sind seit fünf Tagen die Stalleinrichter am Werk. Sie montieren die Volieren, in denen die Hühner schlafen, legen und fressen, wenn sie nicht gerade draußen herumlaufen. Sie werden auf quer-ovalen Stangen sitzen statt auf den üblichen runden. Steinhoff hat recherchiert: Die ovalen sind besser für die Ballengesundheit der Tiere. „Wir bauen hier den modernsten Legehennenstall in Deutschland“, ist Steinhoff überzeugt. Vielleicht werde das nur anhalten, bis der nächste Stall irgendwo gebaut wird. Aus jedem Stallbau würden die Spezialisten etwas lernen und im nächsten ein bisschen anders machen, so Steinhoff.

Für die Gesundheit der Tiere hat er schon jetzt gesorgt: Mit Dr. Holger Bonsack, einem Fachtierarzt für Geflügel aus Thüringen, hat er einen Flatrate-Vertrag geschlossen. Mindestens sechsmal im Jahr und zusätzlich in allen dringenden Fällen wird der Hühnerspezialist bei der Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft nach den Tieren sehen.

Dirk Steinhoff im Gespräch mit Ralf Willoh und Agnieszka Łewkowicz. (c) Heike Mildner

Wintergarten und Volieren

Doch zunächst müssen die Ställe fertig werden. Im ersten wachsen die Volieren längsseits der beiden Stallmitten wie im Zeitraffertempo. Ein Steckspiel für Große, nur dass die Arbeiter nicht einfach aufhören können, wenn sie keine Lust mehr haben. Jeder Handgriff sitzt. Das Team von sieben polnischen Monteuren macht das nicht zum ersten Mal. Chefin Agnieszka Łewkowicz bekommt alle zwei, drei Wochen Besuch aus Vechta. Wie heute. Baustellenleiter Ralf Willoh vom Stallausrüster Big Dutchman bespricht Details und Liefertermine mit dem Auftraggeber: Wann wird der Außenbereich fertig sein, damit die Silos geliefert werden können? Wie genau funktioniert es mit den Kotbändern, und geht es hier in diesem rasanten Tempo weiter? „Nein“, sagt Willoh. Die Montage der vielen Kleinigkeiten wie Futtertränken etc. und der Technik – automatische Fütterung, Kotband usw. – koste deutlich mehr Zeit als das Aufstellen der Volieren.

Eine Tür weiter steht man im Wintergarten. Die Hühner werden ihn durch die Luken betreten, die jetzt auch schon komplett verkleidet sind.
Um die Wintergärten kann man die viermal 300 Hühner, die hier einziehen werden, wirklich beneiden: ein überdachter Blick in die Weite der Landschaft, nur von ein paar Balken gerastert. Ob sie den zu schätzen wissen? Er hätte eigentlich ganz gern sein Büro hier, schmunzelt Frank Schumacher. Aber ab Mitte Juni, wenn die Hühner ankommen, wird es wohl zu laut für konzentriertes Arbeiten. Sobald die Außenarbeiten abgeschlossen sind, wird vorm Wintergarten der Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft eine Luzerne-Rotschwingel-Mischung gedrillt. Weiter hinten wächst sie schon seit anderthalb Jahren.

Wintergarten mit Blick ins Grüne (die Haufen kommen noch weg). Frank Schumacher kann ihn genießen. (c) Heike Mildner

Aber noch ist draußen nicht viel möglich. „Wir wollten gestern Steine sammeln, aber die waren festgefroren. Im Boden sind morgens noch zehn, zwölf Zentimeter Frost“, sagt Schumacher. Selbst fürs Düngerstreuen und für den Pflanzenschutz sei es zu nass. Und für die TAP im zweiten Umstellungsjahr auf ökologischen Landbau entfallen diese Arbeiten ja sowieso. Schumacher hat sich schon daran gewöhnt, nicht mehr über die verschiedenen Wirkstoffe und ihre Zulassungen nachdenken zu müssen. „Mal seh’n, wie ich rede, wenn mir irgendwelche Biester die Ernte wegfressen, aber im Moment bin ich gelassen, weil mich die Diskussionen um Pflanzenschutzmittel und Insektenschutz etc. nichts mehr angehen müssen.“

Afrikanische Schweinepest ist angekommen

Grund zur Aufregung gibt es allerdings trotzdem: In Werbig, knapp zehn Kilometer Luftlinie von Trebnitz, wurde am vergangenen Donnerstag (11. März) ein positiv auf drei Afrikanische Schweinepest getesteter Wildschweinkadaver gefunden. Bereits einen Tag später stand ein Elektrozaun, allerdings eher ein symbolischer, der in Fachkreisen gern als Karnickelzaun belächelt wird. Die Hälfte der TAP-Flächen liegen hinter dem Zaun. Informationen gab es bis Montag noch nicht, doch ist zu vermuten, dass der Behelfszaun die äußere Linie der Weißen Zone markiert. Was genau das für die Frühjahrsbestellung bedeutet, wird die Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft erst noch erfahren. Möglich, dass sie erst nach intensiver Fallwildsuche auf den Acker dürfen.

So sieht der ASP-Zaun bei Trebnitz aus. Das Provisorium stand bereits einen Tag nach dem Fallwildfund in Werbig. (c) Heike Mildner

Doch zurück zur Baustelle: Mindestens ebenso beeindruckend wie die vier Wintergärten für die Hühner sind zwei Häuser in Nachbarschaft der Ställe. Sie sind höher, rot eingedeckt und haben über den rund drei Meter hohen Betonwänden einen luftdurchlässigen Bereich. Der ist mit einem Gewebe bespannt, das das Licht hereinlässt, aber von außen einfach nur grün und undurchlässig aussieht. Man könnte sich vorstellen, dass hier eine kleine Galerie einzieht: perfektes Oberlicht, viele leere Wände. Aber der Kunstliebhaber wird enttäuscht: In den Häusern wird der Hühnerkot gelagert, der aus den Ställen über die Kotbänder direkt geliefert wird. So kostbar ist der Wirtschaftsdünger für einen Biobetrieb. Man kommt aus dem Staunen gar nicht raus.

Eins der beiden Kothäuser. Hier wird der Hühnermist gelagert. (c) Heike Mildner

Praxispartner_Brandenburg_Bauernzeitung_TAP_Trebnitzer_Agrarproduktion

Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft GmbH

Lesen Sie alle Artikel über unseren Praxispartner in Brandenburg…mehr

Bio-Champignons aus dem Spreewald

Spreewälder Gurken sind in aller Munde. Und schon bald sollen es auch die Spreewälder-Bio-Champignons sein. Denn im Vetschauer Ortsteil Raddusch nimmt eine Zuchtanlage für die beliebten Speisepilze Gestalt an.

Von Peter Becker, Raddusch

Die Baumaschinen arbeiten seit ein paar Wochen auf dem Gelände im Radduscher Gewerbepark und erste Fundamente der Champignonzuchtanlage in Brandenburg zeigen bereits die Umrisse. In einem 70 x 55 m großen Gebäude werden Versandräume und Sozialräume untergebracht sein – und die Zuchträume für Bio-Champignons unter der Dachmarke Spreewald.

Bio-champignons Spreewald: Markenname als Zugpferd

Betreiber der Anlage ist ein niederländisches Unternehmen mit Erfahrung in der Champignonzucht. Den Firmenstandort Raddusch haben die Investoren zum einen wegen der Nähe zum Ballungsraum Berlin und der Autobahn ausgewählt, aber natürlich vor allem auch wegen der positiven Ausstrahlung des Namens Spreewald. Denn Produkte wie Gurken, Meerrettich oder Sauerkraut haben einen festen Platz in den Regalen der Discount- und Supermärkte. Außerdem, so die Überzeugung der Investoren, gebe es für regionale Produkte eine große Nachfrage.

Wie Geschäftsführer Dr. Lukas Scholz mitteilt, arbeitet das Unternehmen unter dem Dach der schon seit Jahren ebenfalls im Gewerbegebiet ansässigen und unmittelbar benachbarten Gemüsering Spreewald GmbH. Der Betreiber rechnet mit etwa 30 Arbeitsplätzen. Gebraucht werden vorwiegend Erntehelfer, aber auch Handelsfachpacker und Maschinentechniker. Bewerber können sich bei der Radduscher Gemüsering GmbH melden.

Acht bis zehn Lkw mit Bio-Champignons aus dem Spreewald, so kalkuliert der Betreiber, werden die Pilzzuchtanlage in der Woche verlassen. Lukas Scholz: „Weihnachten sollen die ersten Bio-Pilze den Weg in die Märkte finden, doch bis dahin gibt es noch viel zu tun. Wir versuchen weitestgehend regionale Unternehmen einzubinden, unsere Bauleitung ist mit ihnen im Kontakt zwecks Abstimmung der Abläufe.“

Einheimisches Pflanzensubstrat

Wenn der Rohbau steht, geht es an die Installation der für die Pilzproduktion notwendigen technischen Einrichtungen, die einen hohen Automatisationsgrad aufweisen werden. Um das Qualitätsmerkmal „Bio“ zu erfüllen, wird einheimisches Pflanzsubstrat aus kontrollierten Kulturen verwendet, welches anschließend vor Ort recycelt wird.

Wenn alles gut läuft, steht also bald ein weiteres Spreewaldprodukt in den Regalen: „Spreewälder Champignons“.

Insektenschutz: Mehr als ein Summen – ein guter Anfang

Bei zwei gegründeten Initiativen für mehr Artenvielfalt und Insektenschutz in der Landwirtschaft bahnen sich Konflikte an. Die neu gefundene Einigung soll Bauern, Naturschützer und Landesregierung näher zusammenbringen.

Es kommentiert Ralf Stephan

Ein kleiner Schritt für einen ehemaligen Umwelt-Staatssekretär, aber was für ein großer für den Insektenschutz! Nun gut, die bemerkenswerten Vorgänge in Brandenburg mit der Mondlandung zu vergleichen, ist vielleicht doch etwas übertrieben. Aber der Umstand, dass der frühere Potsdamer Spitzenbeamte und heutige Landesvorsitzende des Nabu nicht mehr von Pestiziden spricht, wenn er chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel meint, verdient mehr als ein Achtungszeichen. Denn diese Geste könnte für einen Sinneswandel stehen, der den Weg frei macht für einen gemeinsamen Aufbruch von Landwirten und Naturschützern.

zwei initiativen halten gegeneinander

Chefredakteur der Bauernzeitung/Deutschland: Ralf Stephan. 2019
Ralf Stephan, Chefredakteur der Bauernzeitung

Aus dem Nichts kam dieser Sinneswandel keineswegs. Vorangegangen war eine handfeste Konfrontation. Im Fahrwasser des erfolgreichen Volksbegehrens für „Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern“ sammelte der märkische Nabu ab April 2019 fleißig Unterschriften für seine ähnlich ausgerichtete „Volksinitiative Artenvielfalt“. Anders als in Bayern reagierten die Brandenburger Landnutzer und ihre Verbände: Sie setzten mit „Mehr als nur ein Summen!“ eine eigene Volksinitiative dagegen. Die bessere, wie sie fanden, denn in Sachen praktische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit trauen sie sich wirksamere Lösungen zu.

Zwei Volksinitiativen sind keineswegs besser als eine. Hier bahnte sich ein Konflikt an, der am Ende nur Verlierer gekannt hätte – obwohl beide dasselbe wollen: mehr Artenvielfalt und Insektenschutz.

Hier war Vermittlung nötig. Die Agrarsprecher der Landtagsfraktionen nahmen sich der Aufgabe an und holten die Landesregierung hinzu. Schließlich liefen beide Initiativen auch darauf hinaus, Gesetze zu ändern. Zum Beispiel, wenn in der Vergangenheit Mindestflächen für die Förderung festgelegt worden sind, die einfach umsetzbaren Umweltmaßnahmen im Wege stehen.

Das Schwierigste war zu erklären, warum ein Landwirt Dinge macht, obwohl er sie anders machen möchte, aber nicht anders machen kann, berichtete uns ein Teilnehmer. Auf die aktuelle Agrarförderung wirft das ein bezeichnendes Licht. Gut, dass es den Willen und offenbar auch Wege heraus aus diesem Dilemma gibt.


Wildbiene auf Borretsch

Insektenschutz: Kabbeln fürs große Krabbeln

In Brandenburg einigten sich zwei Volksinitiativen zum Insektenschutz auf eine Beschlussvereinbarung. Alle Insektenschutzmaßnahmen wurden gegengerechnet und sollen durch Fördermaßnahmen begleitet werden. mehr

gemeinsamer weg zu mehr artenvielfalt

Ganz nebenbei haben Nabu-Vertreter ein Gespür dafür entwickelt, warum sich Bauern beim Wort Pestizid die Nackenfedern aufstellen. Und Landwirte unterstützen nun deren Forderung nach einer Minimierungsstrategie für chemischsynthetische Pflanzenschutzmittel. Jedem ist klar, dass sich Dinge ändern müssen, aber ebenso, dass „Strategie“ nicht „von heute auf morgen“ bedeutet, und auch, dass fast nichts ohne Ausgleich geht. Ohne gegenseitiges Verständnis lassen sich eben keine Kompromisse finden. Das gelingt gerade auf diesem Gebiet nicht immer, aber zum Glück wohl immer öfter. Erst kürzlich einigten sich Bauern, Naturschützer und Landesregierung in Brandenburgs Nachbarland Niedersachsen verbindlich auf einen gemeinsamen Weg zu mehr Artenvielfalt.

Von Herzen zu wünschen ist zum einen, dass der Wille anhaltend stark genug bleibt, am Vereinbarten festzuhalten. Und zum anderen, dass die beiden Beispiele Schule machen. Bauern, Naturschützern und Insekten würde das sicher mehr bringen als die nächste Mondlandung.

Krankschreibung: Einfach weitermachen?

Es gibt immer eine Menge zu tun, und Ausfälle können sich viele Betriebe kaum leisten. Ein Weg könnte das Arbeiten trotz Krankmeldung sein.

Von RA Julian Stinauer, FOM Hochschule für Oekonomie & Management Essen und Thomas Schneider, Essen-Kettwig

Engagierte, leistungsfähige und -willige Mitarbeiter sind ein hohes Gut jedes landwirtschaftlichen Betriebes. Dennoch kann kein Mitarbeiter immer seine Leistung erbringen. Krankheiten sind Teil des Lebens. Die Krankenrate lag 2020 bei rund 5 Prozent, bei 220 Arbeitstagen fällt somit jeder Arbeitnehmer durchschnittlich zwei Wochen jährlich aus. Nun ist es bekanntlich ein Kennzeichen der Landwirtschaft, dass die Arbeit nicht warten, nicht liegen gelassen werden kann, bis wieder ausreichend Arbeitskräfte vorhanden sind. Kranke Mitarbeiter können gut einschätzen, was an zusätzlicher Arbeitsbelastung auf die verbleibenden Kollegen zukommt. Dann sind der Wille und vielleicht auch die Versuchung groß, trotz Krankmeldung arbeiten zu gehen.

Sicherlich mag dies im Einzelfall möglich sein, anderseits kann ein nicht vollständig gesunder Mitarbeiter seine Arbeit nicht ausführen, zumindest nicht in der üblichen und erwarteten Qualität. Stattdessen gefährdet er möglicherweise sich und seine Kollegen, steckt bei einer Infektionskrankheit vielleicht andere an oder verschlimmert durch eine zu frühe Wiederaufnahme der Tätigkeit die Krankheit. Eventuell verschiebt sich die Wiederaufnahme seiner Tätigkeit durch einen Rückfall noch weiter in die Zukunft.

Auch der Arbeitgeber gerät schnell in einen Interessenkonflikt. Sicherlich ist jede Hand willkommen. Anderseits ist die Fürsorgepflicht kein leeres Wort, sondern eine Verpflichtung. Vielleicht muss ein übereifriger Arbeitnehmer vor sich selbst geschützt werden.

Die Krankschreibung

Eigentlich ist die Sache einfach: Ist der Arbeitnehmer krankgeschrieben, reicht dieser eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei seinem Arbeitgeber ein und bleibt zu Hause. Gibt es keine Bescheinigung, muss der Arbeitnehmer arbeiten. Es kann schließlich von keinem Vorgesetzten erwartet werden, sich auf Basis seiner medizinischen Kenntnisse ein eigenes Bild über die Arbeitsfähigkeit des Arbeitnehmers zu machen.

Mit der Krankschreibung erklärt der behandelnde Arzt, dass der Arbeitnehmer in dem Moment arbeitsunfähig ist, in dem die Krankschreibung ausgestellt wird. Mit der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wird eine Prognose über den voraussichtlichen Verlauf und die Dauer der Krankheit abgegeben. Für die angegebene Dauer ist der Mitarbeiter von der Arbeit freigestellt.

Der Arbeitnehmer steht nicht in der Pflicht, seinen Arbeitgeber über die Krankheit im Detail zu informieren oder Gründe darzulegen, wie und warum sich die Symptome aus der Krankschreibung gebessert haben und folglich eine Arbeitsaufnahme wieder möglich ist. Aus diesem Grund kann der Arbeitgeber, falls der Arbeitnehmer seine Arbeit wieder aufnehmen möchte, lediglich eine Einschätzung des Gesundheitszustandes vornehmen, um seiner Fürsorgepflicht nachzukommen.

Krankschreibung: Dürfen Kranke arbeiten?

Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung stellt eine Urkunde dar, in welcher der ausstellende Arzt eine Erkrankung feststellt und die voraussichtliche (!) Dauer der Arbeitsunfähigkeit bescheinigt. Somit stellt die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ein wichtiges Indiz dar, dass der Arbeitnehmer für die angegebene Dauer nicht arbeitsfähig ist. Im Gegenschluss führt die Beurkundung jedoch nicht dazu, dass die Arbeitsfähigkeit nicht auch früher wiederhergestellt sein kann, sie stellt kein Arbeitsverbot dar.

Es liegt somit zunächst im Ermessen des Arbeitnehmers, bei vorzeitiger Genesung die Arbeitskraft während der bescheinigten Arbeitsunfähigkeit wieder anzubieten. Hierzu bedarf es keiner Bescheinigung des Arztes, welche die vorherige Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit aufhebt. Eine „Gesundschreibung“ und somit eine Attestierung der Arbeitsfähigkeit ist nicht erforderlich, denn dies erklärt der Arbeitnehmer konkludent, indem er seine Arbeitsleistung anbietet. Im Übrigen wäre eine solche Attestierung nicht mehr von der Kostenerstattung durch die gesetzliche Krankenkasse gedeckt.

Fürsorgepflichten

Die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers ist in §§ 611, 241 Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) festgeschrieben und verpflichtet Arbeitgeber, die Rechte, Rechtsgüter und Interessen seiner Arbeitnehmer zu wahren. Tritt ein Arbeitnehmer während einer ärztlich bescheinigten Arbeitsunfähigkeit vorzeitig seinen Dienst wieder an, begegnet diese frei verantwortliche Entscheidung des Arbeitnehmers der gesetzlich verankerten Fürsorgepflicht des Arbeitgebers. Bei der Abwägung dieser möglicherweise widerstreitenden Interessen ist stets das Abhängigkeitsverhältnis von Arbeitnehmern zu berücksichtigen, die ihre vorzeitige Arbeitsfähigkeit unter Umständen aus Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes oder der Vermeidung des Eintritts von Krankengeld fälschlicherweise anzeigen.

Im Rahmen der Fürsorgepflicht sind nicht nur der Gesundheitszustand des betroffenen Arbeitnehmers zu berücksichtigen, sondern auch die Rechte der anderen im Betrieb tätigen Arbeitnehmer oder sonstiger Dritte wie zum Beispiel Leiharbeitnehmer oder gemäß Werkvertrag selbstständig Tätige.

Die Beurteilung des Arbeitgebers, ob der Arbeitnehmer tatsächlich (vollständig) arbeitsfähig ist, sollte sehr vorsichtig und gewissenhaft vorgenommen werden, um den Anforderungen der Fürsorgepflicht gerecht zu werden. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass dem Arbeitgeber in der Regel die Gründe für eine Arbeitsunfähigkeit gar nicht bekannt sind, sofern es sich nicht um offensichtliche Verletzungen handelt. Auch ist der Arbeitnehmer nicht verpflichtet, die ärztliche Diagnose offenzulegen. Der Arbeitgeber befindet sich somit in einem Spannungsfeld zwischen Fürsorgepflicht und Annahmeverzug, wenn er die angebotene Arbeitsleistung zurückweist und auf die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verweist. In der Praxis wird dieses Problem durch ein Gespräch mit dem Arbeitnehmer zu lösen sein, um herauszufinden, ob eine vorzeitige Rückkehr an den Arbeitsplatz vertretbar ist.

Gefahren bedenken

Wenn sich andere Mitarbeiter über den frühzeitigen Einsatz beschweren, besteht das Spannungsfeld zwischen der Fürsorgepflicht den anderen Mitarbeitern gegenüber und dem Risiko des Annahmeverzuges dem (vermeintlich) gesundeten Arbeitnehmer gegenüber. Kommt der Arbeitgeber zu dem Schluss, dass ein Einsatz des Arbeitnehmers aufgrund wiederhergestellter Arbeitsfähigkeit möglich ist, besteht für die übrigen Mitarbeiter keine Rechtfertigungsgrundlage, die Zusammenarbeit abzulehnen. Diese müssten im Zweifel nachweisen, dass die Entscheidung des Arbeitgebers auf einer Fehleinschätzung beruhte.

Bei Arbeit an gefährlichen Maschinen, im Straßenverkehr oder der Bedienung von Maschinen muss von einer erhöhten Fürsorgepflicht ausgegangen werden, insbesondere wenn die Gefahr besteht, dass auch weitere Mitarbeiter/Verkehrsteilnehmer zu Schaden kommen können. Dass diese Voraussetzungen in der Landwirtschaft eher die Regel, denn die Ausnahme sind, bedarf nicht der Erläuterung.

Haftung bei Fehlern

Geschehen Arbeitsfehler, bleiben grundsätzlich die allgemeinen Regelungen des innerbetrieblichen Schadensausgleichs bestehen. Womit entscheidend ist, welche Form der Fahrlässigkeit bei einem Schadenseintritt vorliegt: Bei leichter Fahrlässigkeit wird die Schadenstragung dem Arbeitgeber allein zugemutet, bei mittlerer Fahrlässigkeit kommt es zu einer quotalen Verteilung des Schadens, und bei grober Fahrlässigkeit kann eine alleinige Schadenstragung des Arbeitnehmers die Folge sein. Bei der Beurteilung der Fahrlässigkeitsstufen und der entsprechenden Handhabung kommt es jedoch auf den Einzelfall und zum Beispiel auch auf die Schadenshöhe an. Dieses Thema wurde ausführlich in der Bauernzeitung (Ausgabe 21/2019, S. 46 f.) thematisiert. Bei den Grundsätzen des innerbetrieblichen Schadensausgleichs ist zu beachten, dass der Arbeitgeber sich aufgrund eines Verstoßes gegen seine Fürsorgepflicht möglicherweise auch ein erhöhtes Mitverschulden anrechnen lassen muss.

Frühzeitige Tätigkeit

Außerhalb einer gesetzlich geregelten Wiedereingliederungsmaßnahme sollte ein stundenweiser bzw. tageweiser Einsatz nicht ohne ärztliche Begleitung vorgenommen werden. Denkbar wäre zwar, dem betroffenen Arbeitnehmer im Rahmen des Direktionsrechts eine andere Tätigkeit zuzuweisen, die er dann statt seiner arbeitsvertraglich vereinbarten Tätigkeit vollständig ausüben kann. Jedoch sollte dies nicht ohne (betriebs-)ärztliche Aufsicht geschehen, da der in der Regel medizinisch nicht vorgebildete Arbeitgeber die Folgen eines solchen geänderten Arbeitseinsatzes kaum einschätzen kann.

Unabhängig davon gibt es im deutschen Arbeitsrecht keine Teilarbeitsunfähigkeit. Somit gilt ein Arbeitnehmer entweder als arbeitsunfähig oder als arbeitsfähig. Was im Rahmen des Direktionsrechts angewiesen wird, muss unabhängig von einer Erkrankung grundsätzlich vom Arbeitnehmer ausgeführt werden. Bietet der Arbeitnehmer aufgrund seiner Erkrankung nur eine teilweise Arbeitsleistung an, sollte diese vom Arbeitgeber mit dem Hinweis auf die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung im Zweifel gänzlich abgelehnt werden. Durch das erneute Anbieten der Arbeitsleistung wird der Beweiswert der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung entkräftet und die ausgestellte Bescheinigung wirkungslos. Ist der Arbeitnehmer erneut nicht arbeitsfähig, muss er sich vom Arzt eine neue Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen lassen.

Auch interessant: Landwirte bei Corona-Impfung prioritär

Versicherungsschutz

Durch das Arbeiten trotz bestehender Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wird grundsätzlich weder der Schutz in der Krankenversicherung noch in der gesetzlichen Unfallversicherung beeinträchtigt. In der Unfallversicherung greift der Versicherungsschutz dann nicht ein, wenn die Erbringung der an sich versicherten Arbeitsleistung gar nicht erst möglich ist, wie etwa bei einer erheblichen Alkoholisierung oder einem gebrochenen Bein beim Maschinenfahrer. Letztlich bleibt es eine Einzelfallbetrachtung, ob der Versicherungsschutz greift oder nicht.

Krankschreibung: Dokumentieren hilft

Eine (gesetzliche) Verpflichtung zur Dokumentation besteht nicht, auch wird eine schriftliche Erklärung des Arbeitnehmers im Zweifelsfall aufgrund des Abhängigkeitsverhältnisses die bestehende Fürsorgepflicht des Arbeitgebers nicht entkräften können. Dennoch ist es ratsam für Arbeitgeber, sich das freiwillige Arbeiten trotz Krankschreibung quittieren zu lassen. Ist beispielsweise ein Mitarbeiter wegen eines gebrochenen Beins krankgeschrieben, möchte jedoch an einer beruflichen Pflichtveranstaltung teilnehmen, die nur wenige Stunden andauert, so kann der Mitarbeiter an dieser Veranstaltung teilnehmen und die Zeit seiner Krankschreibung für diesen Zeitraum unterbrechen, soweit dies ausdrücklich vom Mitarbeiter gewollt ist und seine Genesung dadurch nicht gefährdet wird.

Aufgrund der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall erhält der Mitarbeiter unverändert sein Gehalt im Rahmen der sechswöchigen Lohnfortzahlung. Befindet sich der Arbeitnehmer bereits im Krankengeldbezug und nimmt er mit Billigung des Arbeitgebers vorzeitig die Arbeit wieder auf, muss der Arbeitgeber die Krankenkasse darüber informieren. Zusätzlich sollte auch der Arbeitnehmer seine Krankenkasse über die vorzeitige Aufnahme der Tätigkeit informieren, um keinen Sozialversicherungsbetrug zu begehen.

Anweisungen der Chefin

Hat der Arbeitgeber Zweifel an der Arbeitsfähigkeit und möchte er aber aufgrund des Annahmeverzugsrisikos das Angebot der Arbeitsleistung nicht ohne Weiteres ablehnen, kann er nach überwiegender Meinung eine betriebsärztliche Überprüfung der Arbeitsfähigkeit verlangen. Zwar besteht seitens des Betriebsarztes eine Schweigepflicht über die genaue Diagnose, jedoch kann zumindest eine Mitteilung über die Arbeitsfähigkeit getroffen werden. Auf Basis dieses neuen Erkenntnisstandes kann der Arbeitgeber nun fundierter entscheiden, ob ein Einsatz trotz Krankschreibung zumutbar ist.

Wann immer krankgeschriebene Arbeitnehmer nicht gesund wirken und sich oder andere gefährden könnten – etwa weil sie Maschinen bedienen –, muss der Arbeitgeber ihnen das Arbeiten krankheitsbedingt verbieten. Selbst dann, wenn die Angestellten, beispielsweise aus Pflichtgefühl den Kollegen gegenüber, hartnäckig darauf bestehen, wieder einsatzfähig zu sein. Ansonsten könnten sie im Extremfall schadensersatzpflichtig werden, sollte tatsächlich etwas passieren und festgestellt werden, dass die Chefin das Risiko wissentlich in Kauf genommen hat.

Eine besondere Situation liegt vor, wenn alkohol- oder drogenabhängige Mitarbeiter in offensichtlich nicht arbeitsfähigem Zustand zur Arbeit erscheinen bzw. am Arbeitsplatz angetroffen werden. Wie in dieser Situation vorgegangen werden sollte, konnten Sie bereits in Bauernzeitung 44/2020, S. 42 f. nachlesen.

FAZIT

Die Bescheinigung über die Arbeitsunfähigkeit ist ein Indiz für die voraussichtliche Krankheitsdauer. Wenn ein Mitarbeiter früher wiederhergestellt ist, liegt es in seinem Ermessen, eher wieder zur Arbeit zu kommen. Allerdings ist die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers zu beachten. Er muss sich vergewissern, dass der Mitarbeiter wirklich wieder gesund ist und keine Gefahren für ihn und die Kollegen drohen. Eine betriebsärztliche Untersuchung kann hier ratsam sein, eine Dokumentation der vorzeitigen Arbeitsaufnahme ist es immer. Kranken- und Unfallversicherungsschutz sind hiervon nicht berührt.