Erste Maßnahmen, um die Auswirkungen des Ukraine-Krieges für die Landwirtschaft abzumildern, hat das Bundesagrarministerium beschlossen.
Entsprechend dieser ersten Schritte wird in diesem Jahr die Nutzung des Aufwuchses auf ökologischen Vorrangflächen der Kategorien „Brache“ und „Zwischenfrüchte“ zu Futterzwecken freigegeben. Damit könnten ein Beitrag zur Futterversorgung geleistet und die Wirkungen der steigenden Futtermittelpreise für die Landwirte abgemildert werden, erläuterte das Ressort.
In die gleiche Richtung zielt die Ankündigung, die Eiweißpflanzenstrategie finanziell zu stärken. Ziel ist es, die Versorgung mit GVO-freien Eiweißfuttermitteln zu stärken. Entbürokratisieren und attraktiver gestalten will man bestehende Programme zur Förderung der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien in der Landwirtschaft.
Auf europäischer Ebene will sich das Bundesministerium dafür einsetzen, alle Möglichkeiten zu prüfen, um weiterhin eine tiergerechte Fütterung in der ökologischen Tierhaltung zu ermöglichen. Dabei soll es Ausnahmen für die vom Wegfall der Futtermittel aus der Ukraine besonders betroffenen Ökobetriebe geben.
Schließlich will man in Brüssel die Diskussion über Krisenmaßnahmen der EU-Kommission zur Beseitigung von Marktstörungen „konstruktiv begleiten“, um eine zielgerichtete Unterstützung der betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland zu ermöglichen. „Putins Krieg gegen die Ukraine führt uns die verletzlichen Stellen unseres Agrarsystems vor Augen“, erklärte Ressortchef Cem Özdemir. Es gehe darum, schnell Hilfe zu leisten und die Landwirtschaft insgesamt weniger krisenanfällig aufzustellen.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) reagierte positiv. „Wir sehen in diesen Maßnahmen erste richtige Schritte zur Unterstützung unserer Betriebe“, erklärte DBV-Präsident Joachim Rukwied. Darüber hinaus bereiteten allerdings explodierende Energie- und Dieselkosten der Landwirtschaft große Sorgen. „Hier müssen wir einen Weg finden, die Landwirtschaft zu entlasten“, betonte er.
Felix und Stephanie Kremerskothen sowie Rüdiger und Kerstin Wessel organisieren in Dumsevitz auf Rügen einen Hilfskonvoi mit 28 Fahrzeugen. mehr
Alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die heimische Agrar- und Ernährungswirtschaft zu stützen, forderte der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV). Franz-Josef Holzenkamp. „Nötig sind Maßnahmen, die schnell und spürbar die Versorgungssicherheit stärken“, sagte er. Die Formel müsse lauten: Effiziente Erzeugung fördern, unnötige Kosten senken. „Flächen in der jetzigen Zeit brach liegen zu lassen, wäre ebenso verantwortungslos wie der Verzicht auf züchterischen Fortschritt, Pflanzenschutz und -düngung. Eine auf die knappen Ressourcen ausgerichtete, effektive Agrarerzeugung sei dringend gefordert.
„Fakten statt Hörensagen, konkrete Hilfe statt unverbindlicher Versprechen, Handeln statt Zögern. Das sind die Gebote der Stunde“, betonte Holzenkamp. Nach seiner Beobachtung erlebt die Agrar- und Ernährungswirtschaft gerade eine Zeitenwende. Die Sicherheit bei der Versorgung mit Lebensmitteln sei in der EU keine Selbstverständlichkeit mehr, stellte der DRV-Präsident klar. red
Es gibt Miststreuer in unterschiedlichen Größen und mit verschiedensten Ausstattungsmöglichkeiten. Streuen lassen oder Eigenmechanisierung? Je nach betrieblicher Situation ist das eine wie das andere sinnvoll.
Von Prof. Dr. Ludwig Volk, Warendorf
Mit Miststreuern werden schwerer Laufstallmist, strohiger Pferdemist, Kompost, separierte Gärreste, Hühnertrockenkot, krümeliger Klärschlamm und manchmal feuchter Kalk gedüngt. Also ist hohe Ausbringleistung und störungsfreier Betrieb mit gleichmäßiger Verteilung des Wirtschaftsdüngers auf dem Acker und der Wiese ein wichtiger Kaufgrund.
Um den strohigen Mist weniger Hobbypferde zu verteilen, genügt oftmals ein gebrauchter Streuer hinter einem Oldtimerschlepper. Die Preise für gebrauchte Miststreuer starten bei 1.000 Euro, je nach Reparaturbedarf. Manchmal steht ein gebrauchter, inzwischen nutzloser Streuer in einer Scheune. Sie können im Dorf suchen und in den Börsen für Gebrauchtmaschinen wie www.traktorpool.de und www.technikboerse.com den Markt beobachten und Preise vergleichen.
Einfache kleine Miststreuer gibt es ab 10.000 Euro. Neue, großvolumige Streuer mit maßgeschneiderter Ausstattung für Dienstleister können auch 200.000 Euro kosten. Diese Profistreuer werden viele Betriebsstunden im Jahr genutzt und überregional, zum Beispiel für Kompost oder Klärschlamm, eingesetzt.
Mist laden, transportieren und streuen wird von Landwirten im Maschinenring, von Lohnunternehmern oder dem Nachbarbetrieb teilweise relativ preiswert angeboten. Erfragen Sie die Dienstleistungspreise. Diese können Sie mit den eigenen betriebsindividuellen Kosten vergleichen.
Die Gegebenheiten und Anforderungen sind von Betrieb zu Betrieb anders. So möchte ein Pensionspferdebetrieb seinen strohigen Pferdemist vielleicht nur ohne große Störung der Einstaller von der Mistplatte des Hofes transportiert und danach fein verteilt auf seinen Weiden und Futterflächen ausgebracht haben.
Dagegen hat ein erfolgreicher Rinderhalter oder Schweinemäster oftmals im Strohstall eine gute Stundenverwertung und kauft die Mistdüngung als Dienstleistung zu. Bei Kühen und Schweinen haben sich in den letzten Jahrzehnten auch aus arbeitswirtschaftlichen Gründen Flüssigmistverfahren durchgesetzt.
Bei den circa eine Million Pferden in Deutschland ist die Stroheinstreu immer noch das gebräuchlichste Verfahren. Daneben gewinnen aus Tierwohlgründen die Stroheinstreu und damit die Mistwirtschaft in Viehhaltungs- und Biobetrieben weitere Anteile bei der Düngung, trotzt höherem Arbeitszeitbedarf.
Bei wenigen Betriebsstunden im Jahr ist ein preiswerter Miststreuer aus Osteuropa ein sinnvoller Kauf, sofern ein Händler berät und die Ersatzteilversorgung gesichert ist. Überwiegend sind die preiswerten Streuer mit starrem Fahrwerk, kleinen Rädern und Auflaufbremsen ausgestattet. Für Geschwindigkeiten über 25 km/h sind gefederte Achsen und Druckluftbremsen zu empfehlen, der Streuer fährt dann leer und beladen ruhiger und bremst besser.
Neue und gebrauchte Miststeuer unterscheiden sich hinsichtlich:
Einachser sind mit einem Eigengewicht ab 2 t mit etwa 4 t Nutzlast bei circa 8 m³ Ladevolumen oftmals in landwirtschaftlichen Betrieben mit Einkommenskombinationen durchschnittlich 25 Jahresstunden im Einsatz. Es kann sinnvoll sein, sich für die wenigen Betriebsstunden einen Einachser aus Osteuropa für 10.000 Euro anzuschauen. Einachser mit seitlichen, großen Rädern sind auch mit bis zu 14 t Ladekapazität erhältlich.
Bei Miststreuern gibt es einen Trend zu Tiefladern, das heißt, große Räder werden neben dem Behälter angeordnet und es können große Radialreifen bis 710/75R42 montiert werden.
Große Reifen bieten mehr Bodenkontaktfläche, rollen auf nachgiebigem Boden leichter und sind oftmals ein Kaufgrund für den Tieflader. Mit tiefem Schwerpunkt kann umsturzsicher auch am Hang, Festmist, Dung oder Kompost ausgebracht werden. Bei Tiefladern kann, bei gleichem Volumen, die Bordwandhöhe zum Beladen mit dem Frontlader oder Hofschlepper niedriger sein. Bei üblichen Streuerbauarten mit Rädern unter dem Kratzboden (Hochlader) mit 20 bis 24 t zulässigem Gesamtgewicht können große Reifen bis 1,67 m Durchmesser montiert werden.
Die tiefe Anhängung am Schlepper hat sich bei Neumaschinen durchgesetzt. Das Gespann fährt sich stabiler und die Umsturzgefahr für den Schlepper durch einen schiebenden Streuer am Hang wird minimiert. Empfehlenswert ist die spielfreie, tiefe Anhängung des Streuers am Traktor mit einer K80-Kugel. Damit wird die Stützlast sicher auf den Schlepper übertragen für eine gute Traktion.
Bei einem Einsatzumfang von 100 bis 800 Stunden jährlich bieten sich Streuer mit gefedertem Tandem- und Tridemfahrwerk und einem Gesamtgewicht bis zu 30 t an. Bei einem maßgeschneiderten Streuer mit voller Ausstattung sollte man bereit sein, über 100.000 Euro zu investieren. Bei der Größe sind Traktoren mit 200 PS als Zug- und Antriebsfahrzeuge empfehlenswert, mit hohem Ölfluss (ca. 80 – 100 l/min.) für den Kratzbodenantrieb. Die Schleppergröße hängt vom Gelände ab, in der flachen norddeutschen Tiefebene reichen 180 PS, während im Gebirge am Hang 280 PS besser sind.
Tandemfahrzeuge haben am besten eine aktiv gelenkte Achse. Beim Kurvenfahren und beim Rückwärtsfahren steuern Hydraulikzylinder die Achse. So ist das Rückwärtsfahren problemlos möglich. Neben der K80-Kugel am Schlepper ist ein Gestänge für Lenkimpulse montiert oder es werden mit einem elektronischen Winkelmesser Lenkimpulse auf die Lenkzylinder an der aktiv gelenkten Achse übertragen. Beim Tridemstreuer werden die erste und die dritte Achse gelenkt. Dadurch radieren die Reifen in Kurven weniger, haben weniger Gummiabrieb und halten somit bis zu 1.000 Betriebsstunden. Der spurtreue Nachlauf verursacht auch weniger Boden- und Pflanzenschäden.
Die passive Nachlaufachse ist nicht zu empfehlen, denn beim Rückwärtsfahren muss sie vom Fahrer gesperrt werden, damit sie keinen Schaden nimmt. Wechselnde Fahrer, insbesondere bei Mietmaschinen, neigen zum Übersehen der Rückwärtssperre.
Als Federelemente werden vor allem Stahlfedern in Parabellform genutzt, aber auch Luft- und Hydraulikfedern werden verbaut. Mit Hydraulikfedern im Tandem- und Tridemfahrwerk und Ausgleichsschwingen als Achsaufhängung kann eine Achse geliftet werden, um bei der Gefahr des Steckenbleibens kurzzeitig mehr Achslast auf die hintere Schlepperachse zu übertragen.
Mit einem Topzylinder über der Zugdeichsel wird ebenfalls Last auf den Schlepper übertragen. Bei Streuern mit 40-km/h-Zulassung sollte eine gefederte Deichsel zur sicheren und ruhigen Straßenfahrt gewählt werden. Außerdem bieten sich in diesem Geschwindigkeitsbereich Zweileiter-Druckluftbremsen mit automatischer Bremseneinstellung gemäß der Last an. Weitere Ausstattungsmerkmale einer 40-km/h-Variante sind bruchsichere Beleuchtung, Abdeckung der Streuerbauteile, Unterfahrschutz, seitliche Leuchtstreifen und große Radialreifen, geeignet für variablen Reifendruck.
Der Mist, das Streugut und die Streubreite bestimmen die auszuwählende Streu- und Verteiltechnik. Den Misttransport auf dem Streuer zu den Streuwalzen und Streutellern übernehmen Kratzböden mit bis zu vier starken Antriebsketten. Bei Wirtschaftsdüngern wie frischem- bis verrottetem Stallmist ist das senkrechte Dosierschild vor den Streuwalzen nicht notwendig, bei krümeligem Streugut ist es empfehlenswert. Besonders beim Kalkstreuen verbessert das Dosierschild mit Mengenregulierung die gleichmäßige Zufuhr zu den Streuwalzen und auf die waagerechten Streuteller. Anzustreben ist je nach Streugut eine breite Verteilung auf bis zu 20 m mit maximal einem Fünftel Unterschied.
Die breite Verteilung ist sinnvoll für kleine Ausbringmengen je Hektar, zum Beispiel von Hühnertrockenkot und es werden weniger Fahrspuren benötigt.
Mit dem Trend zur kostengünstigen, überbetrieblichen Ausbringung von Wirtschaftsdüngern konzentriert sich eine Mittelklasse von leistungsstarken und ausdauernden Streuern heraus mit Merkmalen, wie:
■ bis 22 t Gesamtgewicht, 7 t Eigenmasse, bis 15 t Zuladung,
■ tiefe Kugelkopfanhängung,
■ Tandemachse, gefedert und aktiv gelenkt,
■ großvolumige niederdruckfähige Radialreifen,
■ Streuwalzen und Streuteller für die exakte Verteilung bei großer Arbeitsbreite,
■ Streumenge je Hektar von 2 bis 20 t,
■ große Arbeitsbreite für weniger Fahrstrecke und weniger Spuren im Feld,
■ senkrechter Dosierschieber und variabler Kratzbodenvorschub.
Für Profifahrzeuge ist variabler Reifendruck sinnvoll, denn auf der Wiese und im Acker sind tiefe Spuren dieselzehrend und ertragsmindernd. Mit dem optimalen Reifendruck auf Acker und Straße konnten in der Praxis zehn Prozent weniger Dieselverbrauch und zehn Prozent weniger Kohlendioxidemissionen festgestellt werden.
Überbetrieblich genutzte Streuer mit 400 und mehr Betriebsstunden im Jahr rollen auf der Straße mit 4 bar und auf Acker und Weide mit 1 bar. Ein hydraulisch oder per Frontzapfwelle angetriebener Schraubenverdichter zur Druckluftversorgung am Schlepper und Streuer gilt als Stand aktueller Technik. Es werden Reifendruckregelanlagen an Anhängern oder Traktoren bei Landwirten mit 30 % der Kaufsumme bezuschusst. Lohnunternehmer erhalten 15 % Zuschuss.
Bei Miststreuern mit über 100 Betriebsstunden im Jahr rentiert sich variabler Reifendruck in der Regel. Mist streuen als Dienstleistung inklusive Fahrer, Schlepper und Streuer wird für 65 bis 150 €/h angeboten. Leistungsstarke Teleskoplader oder Frontlader sollten zum Dungstreuer passen, damit das Verfahren kostengünstig und somit attraktiv für Tierhalter und Auftraggeber ist.
Vor dem Kauf eines Miststreuers steht die Planung. Dabei sollten Sie sich Fragen beantworten, wie:
Prüfberichte zu Miststreuern gibt es unter hier
Die Bundesregierung rechnet nicht damit, dass sich die geplante Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns negativ auf die Höhe der Beschäftigung in der Landwirtschaft auswirken wird.
In ihrer Antwort auf eine Anfrage der AfD im Bundestag verweist die Regierung auf Erfahrungen mit der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015. Damals seien keine gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungseffekte festgestellt worden. Es sei nicht erkennbar, dass die Mindestlohnerhöhung diesmal einen Einfluss haben werde. Die Bundesregierung bekräftigte ihre Ablehnung von Ausnahmen in der Landwirtschaft.
„Wir wollen keine Sonderregelungen beim Mindestlohn für die Landwirtschaft“, bestätigte Agrarstaatssekretärin Silvia Bender in der „Tageszeitung“ (taz). Auch eine nochmalige Verlängerung der 70-Tage-Regelung für die sozialversicherungsfreie kurzfristige Beschäftigung werde es nach ihrer Auskunft nicht geben. Die sei nicht notwendig. Das Problem von zu niedrigen Erzeugerpreisen dürfe nicht gelöst werden, „indem man Sozialstandards in der Landwirtschaft senkt.“ AGE/red
Die Auswirkungen steigender Personalkosten sind vor allem für arbeitsintensive Betriebe enorm. mehr
Die Frühjahrsarbeiten auf den 1.350 ha der Agrargenossenschaft Ranzig sind in vollem Gange. Zugleich freuen sich die Ranziger über ihren vielversprechenden Neuzugang im Stall.
Der Festmist wird nach und nach auf die Felder gefahren. Dort wartet er zu Hügeln getürmt auf die kommenden Tage, die schon morgens frostfrei sind. Dann kann der Mist verteilt und eingearbeitet werden, der noch eine Weile im Boden ruht, bis Mitte April der Mais gelegt werden kann.
Wir wenden uns in dieser Woche aber dem Wintergetreide zu, das die Agrargenossenschaft Ranzig dieser Tage bei ihren Frühjahrsarbeiten teilflächenspezifisch mit flüssigem Stickstoffdünger versorgt. Schaut man über den Acker, ist gut zu sehen, wo der Winterroggen beginnt, der schon vor drei, vier Tagen eine Gabe bekommen hat: Er ist sattgrün. Wo die Wintergerste beginnt, wird es gelblich. Aber nicht mehr lange. Marcus Barow fährt mit einer sieben Jahre alten Anhängerfeldspritze M 740(i) von John Deere mit 24 m Arbeitsbreite über den Acker.
Beim Wenden ist zu sehen, wie die Düsen in Drei-Meter-Einheiten mit dem Sprühen einsetzen, damit auch hier die Pflanzen gleichmäßig und nicht doppelt benetzt werden. Ohne Hightech an Bord wäre das nicht möglich. Und auch innerhalb der Reihe wird die Stickstoffgabe differenziert.
„Wir verwenden besondere Düsen, die uns ermöglichen, die Aufwandmenge pro Hektar variieren zu können“, erläutert Thomas Kläber, der in Ranzig die Pflanzenproduktion der Agrargenossenschaft leitet. Grundlage sind Applikationskarten, die Kläber zuvor im Büro erstellt hat und die per USB-Stick in die Schleppersoftware übertragen werden. Denn noch gibt es hier kein 5G „an jeder Milchkanne“.
Für die Applikationskarten führt Kläber Talking-Fields-Karten, die auf Grundlage geostatistischer Auswertung mehrjähriger Satellitendaten erstellt wurden, mit der Ackerschlagkartei von FarmFacts zusammen. „Wir haben hier eine Schwankungsbreite zwischen 50 und 100 kg Stickstoff pro Hektar“, so Kläber. Die digitalen Daten müssen jetzt nur noch ganz analog als Flüssigdünger aus den Düsen kommen. Und das ist gar nicht so einfach.
„Herkömmliche Düsen machen diese Schwankungsbreite nicht mit“, erläutert Kläber. „Wir brauchen ja ein bestimmtes Tropfenspektrum: Es darf nicht zu fein sein, wenn sich der Druck auf die Düsen erhöht, weil wir sonst die Pflanzen verätzen. Daher brauchen wir eine variable Düse. Und die Firma Lechler hat sich da etwas einfallen lassen.“
Kläber nimmt eine Düse auseinander und befördert ein kleines Metallplättchen ans Tageslicht. „Von oben geht der Druck auf die Platte, und je mehr Druck ich fahre, desto mehr öffnet sich das Plättchen und lässt mehr Menge durch. Dadurch bekomme ich bei höherem Druck keine kleineren Tropfen.“ Zwischen 100 und 300 l Flüssigdünger pro Hektar können sie so ausbringen. Auf diesem Acker mit Wintergerste sind es aber deutlich weniger. „Wir sind hier im roten Gebiet, das heißt: 20 Prozent weniger düngen“, so Kläber. „Wir haben Nmin-Proben gezogen, den Düngebedarf ermittelt, um 20 Prozent reduziert und entschieden, in der Wintergerste, die sonst zwei Gaben bekommt, nur eine auszubringen.“
Etwa 350 ha der Agrargenossenschaft Ranzig liegt im nitratbelasteten Gebiet. Da die Ranziger aus Kostengründen schon immer sparsam gedüngt haben, hinterfragen auch sie, ob tatsächlich sie die erhöhten Nitratwerte zu verantworten haben. „In der Nähe der Messstelle steht ein Akazienwald“, so Kläber, „aber die Wissenschaftler sagen, der habe angesichts der Anströmung nichts mit den Werten zu tun.“
Thomas Kläber freut sich noch immer, dass die Genossenschaft vor sieben Jahren die modernste Feldspritze gekauft hat, die es auf dem Markt gab. 70.000 Euro haben sie damals ausgegeben. Auch damit die Spritze besser ausgelastet ist, bringen die Ranziger Flüssigdünger aus. Außerdem: „Beim Festdünger mit Streuer haben wir die Verteilung nicht so gut hingekriegt“, so Kläber. „Die Spritze leidet zwar, weil der Dünger sehr aggressiv ist, aber sie macht im Jahr bestimmt 2.000 ha – wenn das reicht.“ Innerhalb von zehn Tagen wird Marcus Barow 135 ha Gerste, 44 ha Weizen und 300 ha Roggen versorgen. Futterroggen und Ackergras hat er schon geschafft.
In der Nähe eines Grabens sieht man, wie sich die Teilnahme am Ackerrandstreifenprogramm zeigt. „Hier machen wir auf 24 Meter Breite jede zweite Drillreihe zu, düngen nicht und bringen keine Pflanzenschutzmittel aus. Da bietet sich als Standort die Grabennähe an, weil dort sowieso Abstandsauflagen gelten“, so Kläber. Zwischen den Reihen mit Wintergerste steht auf diesem Ackerrandstreifen deutlich mehr Unkraut – das Förderziel scheint erreicht.
Eine besondere Woche hatte Christian Rußig, der in der Agrargenossenschaft die Tierhaltung verantwortet. Auf der Fleischbullenauktion am 8. März in Groß Kreutz kaufte er den einzigen Hereford-Bullen, der angeboten wurde zum Gebot von 3.200 Euro von der Agrar GmbH Biesen. „Wir haben schon drei Jahre extrem gute Erfahrungen mit der Einkreuzung von Herefords in die Uckermärker gemacht“, berichtet Rußig. „Die Mutterkühe kalben relativ leicht. Die Kälber sind frohwüchsig und munter.“ Die Genossenschaft beabsichtigt, eine Reinzuchtherde mit Herefords aufzubauen, weil sie sich auch ein Plus bei der Fleischqualität für die Direktvermarktung verspricht. Auch eine Wagyu-Kreuzungsherde haben die Ranziger am Start, aber da sei eher Experimentierfreude im Spiel, wirtschaftlich sei das noch nicht, so Rußig.
Glücklich, dankbar und zufrieden blickt der Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg eG (RZB) auf die 21. Fleischrindbullenauktion am 8. März im Brandenburger Rindermarkt zurück.
Im Vorfeld hatten die anhaltende Coronapandemie und deren Auswirkungen die Planung der 21. Fleischrindbullenauktion schwierig gemacht. Dennoch sei es goldrichtig gewesen, an der Präsenzveranstaltung festzuhalten und in Verbindung mit dem Onlineangebot von Live-Sales bestmögliche Voraussetzungen für unsere Kunden zu schaffen, so der RZB.
Dank der Lockerungen konnte die Fleischrindbullenauktion unter 3G-Bedingungen fast wie gewohnt durchgeführt werden. Danach sehnten sich sowohl Beschicker, Käufer als auch die Kollegen im Hause RBB. So startete am 7. März der reibungslose Auftrieb, und bereits beim Richten im Ring zeigte sich die gute Qualität der 63 Bullen über die sechs Rassen hinweg.
Am Auktionstag konnten die Stalltore für die Käufer geöffnet werden. Das habe sehr zur guten Stimmung und gesteigertem Interesse an den Bullen beigetragen, schätzen die Veranstalter ein. Um 11 Uhr starte die Auktion mit den Brandenburger Lokalmatadoren, den Uckermärkern. Tusch für den ersten, der den Ring betrat: Siegerbulle Kaspar PP (Karlson x Florian) von der Lapro Ossak GmbH erzielte mit 8.000 Euro das Topgebot der Auktion. Der überaus typvolle, 9-8-8 gekörte und rundum gefällige Bulle aus bester Vaterlinie wird zukünftig eine Box in der Schmergower Besamungsstation beziehen und seine guten Gene an viele Kälber weitergeben. Der Reservesieg ging an die Zuchtstätte Uwe Müßigbrodt mit dem athletischen und bestens bemuskelten Samson PP (Simson x Ido). Bis zum Ende riss die enorme Nachfrage nach den Uckermärkern nicht ab. Viele Züchter, überzeugte Mutterkuhhalter und Kunden aus Tschechien hatten die Uckermärker auf ihrem Wunschzettel und zeigten das mit schnellen und hohen Geboten.
Bei den Charolais fiel die sehr gute Rassequalität aller Bullen bei bester Bemuskelung und interessanten Abstammungen auf und hob das diesjährige Kontingent von denen der letzten Jahre ab. Honoriert wurde dies mit überregionaler Nachfrage und dem höchsten Durchschnittspreis der Auktion mit 4.866 Euro. Die Siegerschärpe trug in diesem Jahr der bereits im Vorfeld hoch gehandelte Isaak PP (Isagri x CC Devisor) von Dennis Wudick. Er verkörpert das gesuchte Komplettpaket aus interessanter Genetik, reinerbiger Hornlosigkeit, top Leistungsdaten und super Körung und ließ damit viele Züchterherzen höherschlagen. Aus derselben Zuchtstätte stammt der Reservesieger Diamant PS (CC Devisor x Heynkes).
Der Herefordbulle war auch in diesem Jahr ein bestechender Einzelkämpfer auf der Fleischrindbullenauktion. Wie sein Halbbruder Samori Pp, 2021 Topseller der Auktion, konnte Sancho PP aus der Agrar GmbH Biesen die Kunden überzeugen. Bei den Angus setzte sich der Ausnahme-ELP-Bulle Red Bull von den Lietzower Luchweiden aus der Zucht von Lars Schmidt durch. Mit seinen 2.284 g Prüftageszunahmen wurde er nicht nur bester Bulle des letzten Prüfjahrganges, sondern auch Siegerbulle des Angus-Quartetts. Bei den Limousin hatte mit Balu PS (CN Basalt x Tiguan) aus der WF Fleischrind Tetschendorf ebenfalls ein stationsgeprüfter Bulle die Nase vorn.
Im abschließend verauktionierten zweitgrößten Rasseblock der Fleckviehbullen sicherte sich ebenfalls eine Besamungsstation den Siegerbullen. Herrsching PP, ehemals Herzog PP (Hamillton x Hoeness) von Bauer Peters wird als dritter Brandenburger Bulle in die Greifenberger Besamungsstation einziehen und deutschlandweit für die künstliche Besamung zur Verfügung stehen. Der beeindruckende Bulle ist stark geprägt durch seinen berühmten Muttervater Hoeness aus derselben Zuchtstätte. Eine besondere Augenweide war der Reservesieger Harpo PS (Harley x Hoeness) aus der Fließgrund Agrarproduktion GmbH Schönewalde. Er überzeugte mit viel Schaupotential, fester plastischer Bemuskelung, mehr als 2.000 g Prüftageszunahme und einer vererbungssicheren Mutter, die auch schon den Landessieger Eranox PS hervorgebracht hat.
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Wie der Veranstalter informiert, waren am Auktionstag online fast 1.000 Nutzer im Salesroom registriert und 325 mit ihren Zugangsdaten als Bieter eingeloggt. 35 von ihnen gaben ein Gebot ab und sehr viele verfolgten bereits am Montag die Körung. Der Großteil der Zuschläge erfolgte jedoch in der gut gefüllten Auktionshalle des Brandenburger Rindermarktes. Das Angebot wurde komplett geräumt. 18 Bullen wurden über die Landesgrenzen hinweg verkauft, in insgesamt acht Bundesländer und nach Tschechien. Deutschlandweit wurde mit dem höchsten Durchschnittspreis ein Achtungszeichen gesetzt. Die Messlatte für 2023 liegt also hoch.
Der RZB zeigte sich nach der Auktion rundum dankbar: gegenüber den Züchtern, die auch in schwierigen Zeiten ihre besten Bullen vorbereitet und nach Groß Kreutz gebracht haben; gegenüber Auktionator Torsten Kirstein, der zu maximalen Geboten motivierte; gegenüber den zahlreichen Käufern und nicht zuletzt gegenüber allen Kollegen seiner Tochter, der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH. Der sagenhafte Erfolg trage die Handschrift eines jeden im Team, der daran beteiligt war, so der RZB. Nächster Höhepunkt in Groß Kreutz ist das Deutsche Färsenchampionat „Best of“ am 12. April.
Beste Rohmilchqualität, erfolgreiche Zucht und langlebige Kühe zeichnen den Milchviehbetrieb von Günter Dörfer aus. All das hat jetzt ein Ende. Der Landwirt trennt sich von seinen Milchkühen.
Von Silvia Kölbel
In wenigen Tagen stehen im Stall von Günter und Heidemarie Dörfer in Gräfenbrück bei Weida keine Milchkühe mehr. Dörfer begeht im März seinen 72. Geburtstag. Aus gesundheitlichen Gründen trennt sich das Landwirtspaar von seinen 150 Milchkühen und der Nachzucht. Komplett wollen sie sich jedoch nicht von der Landwirtschaft verabschieden und die Acker- und Grünlandbewirtschaftung fortführen.
Nach 30 Jahren Milchviehhaltung auf dem eigenen Hof geht für Dörfers damit ein Kapitel ihres Berufslebens zu Ende, das sie sich anders gewünscht hätten. Beide Töchter haben Landwirtschaft studiert, sich aber letztendlich für andere Berufswege entschieden. Hofnachfolger gibt es somit keine.
Die Eltern können das verstehen, war doch die Milchviehhaltung in den zurückliegenden Jahren alles andere als einfach. Als vor ein paar Jahren die Preise in den Keller sanken, überlebten Dörfers diese Milchkrise nur mit Müh und Not. „Wir waren schon drauf und dran, aufzugeben, hatten sogar schon die ersten Tiere verkauft und uns dann sozusagen in letzter Minute doch fürs Durchhalten entschieden“, erinnert sich Heidemarie Dörfer an diese schwere Zeit.
Obwohl sich der Milchpreis gerade erholt und bei 43 Cent liegt, bricht kein Jubel aus. Denn was übrig bleibt, wächst trotzdem nicht, „weil um uns herum alles teurer wird: Futter, Energie, Düngemittel“, ordnet Heidemarie Dörfer die Lage ein.
Einige tragende Färsen hatten im Februar schon den Stall zu einem neuen Eigentümer verlassen. Eine Agrargenossenschaft übernimmt die restlichen Milchkühe. Damit löst Günter Dörfer, der einst eine Ausbildung zum Rinderzuchtmeister absolvierte, auch seine Herdbuchzucht auf. Sie hatte in der Familie eine lange Tradition. „Schon mein Urgroßvater hat Schwarzbunte gezüchtet.“
Der Milchviehbetrieb Dörfer zählt nicht nur zu den erfolgreichen Züchtern, sondern auch zu den zehn besten Rohmilchproduzenten im Land. „Das wichtigste Kriterium für eine gute Rohmilchqualität ist die Hygiene beim Melken. Und es ist wichtig, die Kuh möglichst schnell, vollständig und schonend zu melken. Aber das sind Grundsätze, die eigentlich jeder kennt und die man nicht erklären muss“, sagt der erfahrene Milchviehhalter. „Einen großen Anteil an diesem Erfolg hat unsere Tochter, die uns die letzten Jahre sehr unterstützt hat.“
Neben züchterischen Erfolgen und bester Milchqualität können Dörfers auch auf die Langlebigkeit ihrer Kühe verweisen. Bei drei bis vier Laktationen liege der Herdendurchschnitt. Obwohl sich Günter Dörfer nicht als sentimental bezeichnet, lebt auch eine 18-jährige Kuh im Stall: Darling, die als 100.000–Liter-Kuh eine Auszeichnung bekam und nun ihr Gnadenbrot erhält. Jeden Tag grast sie im Obstgarten. Ihr steht auch ein separates Nachtlager zur Verfügung.
Die Kühe des Milchviehbetriebs Dörfer geben im Herdenschnitt 8.500 kg Milch pro Jahr. „Wir lagen auch schon einmal bei 9.500 Kilogramm. Doch als wir uns wegen der geforderten GVO-Freiheit ganz vom Sojafutter verabschiedeten, ging die Milchleistung zurück.“ Dörfers müssen sich damit zufriedengeben. Unabhängig davon: Seit die Milch nur noch alle zwei Tage abgeholt wird, reicht die Lagerkapazität im Betrieb für eine größere Milchmenge nicht mehr aus. „Wir verfügen über einen 1.600-Liter-Tank und noch einen Hofbehälter, in den wir umpumpen können“, so Heidemarie Dörfer.
Dörfers gehörten 1990 zu den ersten Wiedereinrichtern. Sie starteten mit 15 Milchkühen in die Selbstständigkeit auf dem eigenen Hof, den zu DDR-Zeiten eine LPG ebenfalls für die Milchviehhaltung nutzte. Günter Dörfer investierte in einen neuen Stall – ohne Fördermittel zu erhalten. „Wir waren zu schnell. Die Fördermittel gab es erst später.“ Darüber ärgert sich Günter Dörfer heute noch. Außerordentlich schätzt er die Investition in seine SAC-Melktechnik, die in den zurückliegenden 30 Jahren zuverlässig funktioniert hat.
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Der Kredit für den Stall belastet ihn noch heute. Denn selbst wenn er sich im März von den Kühen getrennt haben wird und der Stall verwaist ist, muss er noch für einen längeren Zeitraum Raten zahlen. Die dauerhafte finanzielle Belastung war auch der Grund, warum es nie gelang, den Vierseithof grundlegend zu sanieren. „Wir haben uns immer nur Teile vornehmen können. Obwohl wir unser ganzes Leben lang schwer gearbeitet haben, war es nicht möglich, Rücklagen zu bilden. Normalerweise muss es möglich sein, so viel zurückzulegen, dass man investieren kann.“
Die ständigen finanziellen Engpässe hinderten die Familie auch daran, in ein Lager für ihre Ernte zu investieren. Dörfers sind daher gezwungen, sie immer direkt vom Feld zu verkaufen. Als Futter würde das Geerntete für die eigenen Kühe reichen. So allerdings wird mit dem Erlös Futter für ihre Milchkühe zugekauft.
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Die Familie bewirtschaftet gut arrondierte 100 ha, davon 40 ha Grünland. Auf dem Acker wachsen Mais, Wintergerste, Raps und Winterweizen. Größtenteils bewirtschaftet Günter Dörfer die Flächen mit eigener Technik. „Das Wickeln der Silage-Rundballen übernimmt ein anderer Betrieb.“
Während die Feldarbeiten jetzt wieder Fahrt aufnehmen, macht sich der Landwirt Gedanken, wie sich der bald leerstehende Kuhstall nachnutzen ließe. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Die Bundesregierung hat den Weg für Coronahilfen für Schweinehalter als Härtefallregelung frei gemacht. Finanzierung und Bedingungen sollen in MV jetzt festgelegt werden. Wann das Geld ausgezahlt wird, ist aber noch nicht abzusehen.
Von Gerd Rinas
Die Bundesregierung hat in der vorigen Woche in Existenznot geratenen Schweinehaltern schnelle und unbürokratische Unterstützung zugesichert. Betriebe müssen nicht mehr nachweisen, dass ihre Umsatzeinbrüche „ausschließlich“ auf die Corona-Pandemie zurückzuführen sind. Künftig soll der Nachweis ausreichen, dass Umsatzeinbußen „weit überwiegend“ coronabedingt sind. In diesen Fällen wird der Antrag auf Corona-Überbrückungshilfe in Härtefallregelungen der Länder überführt, teilte das Bundesagrarministerium mit.
Wann in Mecklenburg-Vorpommern aus dem Härtefallfonds Geld an Schweinehalter fließen wird, ist noch nicht abzusehen. Nachdem der Bund den Ländern nun Handlungsspielraum eröffnet habe, können Finanzierungsvolumen geklärt und Förderbedingungen für Härtefallhilfen festgelegt werden, verlautete am Dienstag dazu lediglich aus dem Schweriner Wirtschaftsministerium. Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium stimmten eine entsprechende Regelung ab.
Ohne dies werden die Corona-Überbrückungshilfen nicht als Härtefallhilfen zur Auszahlung kommen, gab der Bauernverband MV zu bedenken und mahnte an, zügig die Voraussetzungen zu schaffen. Nach vorläufigen Angaben aus dem Landesförderinstitut in Schwerin sind in dem Corona-Hilfsprogramm „Überbrückungshilfe III“ von schweinehaltenden Betrieben in MV rund 17 Mio. Euro beantragt worden. Voraussetzung für die Zahlung der Coronahilfen für Schweinehalter war der Nachweis, dass Umsatzeinbrüche „ausschließlich“ auf die Corona-Pandemie zurückzuführen sind. Ob und in welchem Umfang bisher aus diesem Programm Hilfen gezahlt wurden, blieb aus dem Wirtschaftsministerium zunächst unbeantwortet.
„Auch wenn sich der Schlachtschweinemarkt in den vergangenen Wochen sehr positiv entwickelt hat, kommen unsere Betriebe nicht aus dem Krisenmodus. Beispiellos erhöhte Kosten für Futtermittel, Strom, Heizung und Treibstoff fressen die gestiegenen Erlöse vollständig auf. Die Lage bleibt extrem angespannt“, berichtet Dr. Jörg Brüggemann, Leiter des landesweiten Schweinekontroll- und Beratungsrings. Vor diesem Hintergrund sei eine rasche Auszahlung der Corona-Überbrückungshilfen dringend geboten. „Ohnedies ist die Liquidität der meisten Unternehmen stark gefährdet“, betonte Brüggemann. Als Konsequenz hätten bereits erste Betriebe die Einstellung ihrer Produktion eingeleitet.
Von den rund 120 Betrieben im Land, die noch kommerziell Schweine halten, sind besonders diejenigen betroffen, die die Verluste nicht wenigstens vorübergehend in anderen Betriebszweigen auffangen können. „Dazu kommen jetzt noch massive Unsicherheiten infolge des Ukraine-Krieges. Wir müssen davon ausgehen, dass der Bestandsabbau dramatisch weitergeht und die Branche vor dem gravierendsten Strukturwandel der letzten Jahrzehnte steht“, warnte der Experte.
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Im Härtefallfonds muss das Land 50 % der notwendigen Finanzmittel einstellen, die andere Hälfte kommt vom Bund. Dass die Länder diese Hilfen kofinanzieren müssen, war lange bekannt, so der Bauernverband. Härtefallhilfen richteten sich an solche Unternehmen, bei denen die bestehenden Corona-Hilfen des Bundes, der Länder und der Kommunen nicht greifen. „Das jeweilige Bundesland prüft den Einzelfall und entscheidet nach eigenem Ermessen, wer eine Härtefallhilfe erhält. Wie das Land diesen Ermessensspielraum ausschöpft, wird ein Indikator dafür sein, ob die besonders von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie betroffenen Landwirte im vieharmen Mecklenburg-Vorpommern politisch überhaupt noch gewollt sind, sagte Bauernverbandssprecherin Bettina Schipke.
Der ASP-Ausbruch bei Radeburg im Oktober 2021 ist laut einer Computeranalyse nicht durch Wildschweine aus Ostsachsen verursacht worden.
Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Radeburg im Landkreis Meißen geht nicht auf eine Einschleppung durch Wildschweine aus dem ostsächsischen Seuchengebiet zurück. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Ihre modellbasierte Untersuchung zeige, dass es sich in diesem Gebiet um ein „eigenes Seuchengeschehen“ handelt. Dies teilte das Sozialministerium Mitte voriger Woche mit.
Dem Ministerium zufolge haben die Forscher anhand der Echtzeitdaten des tatsächlichen Ausbruchsgeschehens mit mathematischen Mitteln verschiedene Ansteckungsszenarien modelliert. Das Computermodell simuliert auf Basis realistischer wildbiologischer Daten die Ausbreitung der Seuche. Ergebnis der Simulationen war, dass der ASP-Ausbruch bei Radeburg im Oktober 2021, als der erste ASP-positive Fall bei Radeberg auftrat, sich durch Verschleppung im Wildschweinbestand nicht näher als 60 km an den ersten Fundort im Landkreis Meißen heranbewegt hat.
Selbst wenn hypothetisch eine viermal schnellere Verbreitung der Infektion simuliert wird, als in Sachsen beobachtet, wäre die Krankheit zu 100 % entdeckt worden, bevor der Landkreis Meißen erreicht worden wäre. Dies ist auf die Untersuchungsdichte erlegter Wildschweine in Sachsen zurückzuführen, die im Modell nachgestellt ist.
Demzufolge müsse die ASP auf anderem Weg in das Gebiet bei Radeburg gekommen sein, so die Einschätzung des Sozialministeriums. Dies könne beispielsweise durch nicht ordnungsgemäß entsorgte Speiseabfälle geschehen sein.
Sebastian Vogel, Staatssekretär im Sozialministerium und Leiter des ASP-Krisenstabs, erklärte, dass die Öffentlichkeit mithelfen müsse. Beispielsweise dürften Spaziergänger, Wanderer, Reisende und Fernfahrer in Waldnähe keine Essensreste wegwerfen, sondern sie in den dafür vorgesehenen Behältern entsorgen. Die „einzigen möglichen und die richtigen Maßnahmen“ zur Bekämpfung des Ausbruchs sei die Errichtung von Zäunen bei gleichzeitiger Reduzierung des Wildschweinbestands und Bergung verendeter Tiere.
Ermöglicht wurde die Computeranalyse durch das Vorliegen umfangreicher Daten zu Fundorten und -zeiten infizierter Wildschweine in Sachsen. Der Leiter der Modellierung am UFZ, Dr. Hans-Hermann Thulke, danke daher vor allem den Jägern, die diese Daten dokumentiert und an die Behörden weitergeben haben.
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Das ASP-Frühwarnsystem, innerhalb dessen diese Daten erfasst wurden, war bereits im April 2020 in den Landkreisen Bautzen und Görlitz installiert worden. Es sieht die Untersuchung aller erlegten Wildschweine auf das ASP-Virus vor. Es wurde schrittweise auf inzwischen ganz Sachsen ausgeweitet und sieht eine Aufwandsentschädigung vor.
Im Februar wurden laut dem Tierseucheninformationssystem des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Sachsen 129 ASP-Fälle bei Wildschweinen registriert. Davon entfallen 34 Fälle auf das ASP-Gebiet bei Radeburg, das sowohl im Landkreis Meißen als auch im westlichen Teil des Landkreises Bautzen liegt. Die weitaus größte Zahl an ASP-Nachweisen kommt aus dem östlichen ASP-Gebiet mit Schwerpunkt im Landkreis Görlitz und dem östlichen Rand des Landkreises Bautzen. Nach vor ist der Raum zwischen beiden Seuchenherden frei von Nachweisen. Dies stützt die Ergebnisse der Computeranalyse.
Der Landtag beschloss 2018, Mutterschafe, Ziegen sowie Mutterkühe aus Landesmitteln zu fördern, um deren Haltung zu unterstützen. Die Umsetzung blieb aus. Nun wurde darüber erneut diskutiert.
Führt Sachsen-Anhalt doch noch eine eigene Weidetierprämie ein? Mit dieser Frage wird sich demnächst der Agrarausschuss des Landtages befassen. Das Thema stand auf der Tagesordnung der Parlamentssitzung vom 24. Februar. Die AfD hatte einen neuerlichen Antrag dazu eingebracht. Alternativanträge hierzu kamen von den ebenfalls oppositionellen Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. Alle drei Anträge wurden nach der Plenardebatte per Mehrheitsbeschluss in den Fachausschuss überwiesen.
Nach Ansicht der AfD-Fraktion sind sämtliche Landtagsbeschlüsse der zurückliegenden 20 Jahre, die die Schafhaltung in Sachsen-Anhalt entwickeln, fördern und stabilisieren sollten, „wirkungslos geblieben oder nicht umgesetzt worden“. So sei z. B. ein Beschluss des Landtages vom August 2018 zur Zahlung einer Prämie von 25 Euro je Muttertier sowie zum Einführen einer Mutterkuhprämie „in der Ablage der ehemaligen Landwirtschaftsministerin der Grünen, Claudia Dalbert, verstaubt“.
Als Beleg führte die Fraktion Ergebnisse der Viehzählung an. So sei der Schafbestand allein in der siebten Legislaturperiode (2016 –2021) von 74.600 auf 58.300 Tiere zurückgegangen. Die Anzahl der Mutterschafe darunter sei von 53.300 auf einen historischen Tiefstand von 40.500 gesunken.
Die AfD fordert deshalb in ihrem Antrag, entsprechende Haushaltsmittel bereitzustellen, um eine ausreichend finanzierte und auskömmliche Weidetierprämie in Sachsen-Anhalt auszahlen zu können sowie – zusammen mit allen betroffenen Verbänden – umgehend eine verbindliche Konzeption für den Erhalt und Ausbau einer stabilen, konkurrenzfähigen Weidetierhaltung umzusetzen. Ohne staatliche Fördermaßnahmen werde der weitere Rückgang der Schafhaltung nicht mehr aufzuhalten sein, hieß es abschließend.
Auch Die Linke verlangt eine Unterstützung der Weidetierhaltung. Die Fraktion verweist in ihrem Alternativantrag auf deren wichtigen Beitrag zum Natur-, Arten-, Hochwasser- und Klimaschutz sowie die biologische Vielfalt. Dafür seien intensive und extensive Beweidungsformen mit Schafen, Ziegen, Mutterkühen unerlässlich.
Die prekäre Einkommenssituation der Weidetierhaltenden sei Ursache für den rapiden Rückgang der Schafe und schafhaltenden Betriebe. Letztere besäßen meist keine eigenen Flächen und hätten keinen Anspruch auf Flächenprämie. Zudem würden Leistungen für das Gemeinwohl nicht über die Erzeugerpreise ausgeglichen.
Die Linke fordert die Landesregierung auf, in Sachsen-Anhalt die nutztiergebundene Biotop-, Landschafts- und Deichpflege als besondere Leistungen zu entlohnen. Halter, die mit ihren Tieren Pflegeleistungen erbringen, sollen bereits 2022 eine Prämie von 30 Euro je Muttertier erhalten. Außerdem solle wieder eine Mutterkuhprämie von 60 Euro eingeführt werden.
Zu prüfen sei ferner, welche Möglichkeiten auf Landesebene ab 2023 zusätzlich zu der bereits auf EU-Ebene beschlossenen Weidetierprämie zur Verfügung stehen (einschließlich Notifizierung). Dauerhaft gefördert werden solle im Land schließlich der Herdenschutz insbesondere gegen Wolfsangriffe im Dreiklang von Vorbeugen, Schützen und Entschädigen – einschließlich der laufenden Betriebsausgaben.
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Die Grünen plädieren dafür, einen besonderen Fokus auf Weide- und Grünlandprogramme zu legen. Die Landesregierung solle gebeten werden, ab 2023 über die Tierprämien und die Öko-Regelungen hinaus alle im Nationalen Strategieplan diesbezüglich aufgeführten Programme zu Agrar-, Umwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) anzubieten und dabei die Möglichkeiten der Kombinierbarkeit der unterschiedlichen Einzelmaßnahmen mit den Öko-Regelungen bestmöglich auszuschöpfen.
Zudem solle im Land die Grünlandbewirtschaftung nach ihrer Schwere – von der Mahd, über die Beweidung bis zur Hütehaltung – honoriert werden, so wie es in Thüringen künftig gehandhabt werden soll. Auf Bundesebene solle darauf hingewirkt werden, dass perspektivisch die Tierprämie nicht nur auf Muttertiere begrenzt bleibe. Es gelte ferner, neue Flächen für Freiwillige Naturschutzleistungen (FNL) zu öffnen.
Abseitsflächenbezogener Förderungen sollten regionale, mobile Schlacht- und Vermarktungsstrukturen (inklusive Fahrzeuge) unterstützt, Investitionsförderung für Stall- und Weideausrüstung sowie Anbaugeräte gewährt sowie Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten für Wolle entwickelt und gefördert werden.
In der Debatte kamen die Agrarsprecher/innen aller Fraktionen und Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) für die Landesregierung zu Wort. Er erklärte, ab dem Jahr 2023 werde im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bundesweit eine gekoppelte Unterstützung für Mutterschafe, -ziegen und -kühe eingeführt. Dies sei seinerzeit ein erklärtes Ziel der Vorgängerregierung gewesen und werde jetzt durch die neue Regierungskonstellation umgesetzt. Für die Prämien stehe jeweils ein Prozent der Obergrenze der Direktzahlungsmittel zur Verfügung. Dar aus ergäben sich geplante Prämiensätze von rund 34 Euro je Mutterschaf bzw. -ziege und etwa 77 Euro pro Mutterkuh. Mit dieser direkten Förderung erübrige sich ein eigenes Prämienverfahren aus Landesmitteln. Schulze sagte, er werde sich als Vorsitzender der Agrarministerkonferenz (AMK) dafür einsetzen, die Beschlüsse zur GAP in Deutschland und Sachsen-Anhalt zügig umzusetzen und die neuen Leitlinien pünktlich zum 1. Januar 2023 einzuführen.
Dazu gehöre neben der Einführung der Weidetierprämie ein für Verwaltung und Antragsstellende praktikables und zweckmäßiges Verfahren. Wichtig sei ferner, das auf Ebene der Zweiten Säule bewährte Fördersystem der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen in Bezug auf die Unterstützung einer nachhaltigen Weidetierhaltung zu erhalten und zu stärken.
Die Schafhutung von Deichen habe sich als wichtiges Standbein etabliert und erfreulich entwickelt. Daran arbeite man weiter. Die Zusammenarbeit zwischen dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) und den Schäfereibetrieben habe in den letzten Jahren weiter verbessert werden können. Es gebe einen regelmäßigen Aus-tausch zwischen beiden Seiten sowie regelmäßige Kontakte zwischen den zuständigen Ministerien und dem Landesschafzuchtverband. Das Ziel sei die weitere konstruktive Zusammenarbeit.
Die Debatte im Plenum zum Nachhören gibt es hier
Für ärmere Länder werden fehlende ukrainische Exporte katastrophale Folgen haben. Auf die EU-Landwirtschaft kommen steigende Kosten zu.
Der Ukraine-Krieg hat unmittelbar Folgen für die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland. Davon geht der Marktanalyst Jan Peters (agrarfax) aus. Der Maisexport der Ukraine sei nach Schließung der Schwarzmeerhäfen komplett unterbrochen, berichtete Peters bei einer Informationsveranstaltung zu den Auswirkungen des Krieges auf die Agrarmärkte, die Prof. Sebastian Lakner von der Universität Rostock organisiert hatte. Allein die Mischfutterindustrie im westdeutschen Veredlungsgebiet Südoldenburg benötige jeden Monat 300.000 t Getreide. Die Mischer in Deutschland und Europa seien dabei existenziell auf Mais aus der Ukraine angewiesen. Ohne ihn seien weiter steigende Futterkosten für die hiesigen Veredlungsbetriebe unvermeidlich.
Umgekehrt profitierten zwar auch die Ackerbauern in Deutschland von den aktuell hohen Preisen für Raps und Getreide, sie müssten aber gleichzeitig extrem gestiegene Kosten für Treibstoff und Dünger verkraften.
Der langjährige Marktbeobachter geht davon aus, dass die durch den Krieg unterbrochene Lieferlogistik schon kurzfristig zu einer humanitären Katastrophe in weniger entwickelten Ländern führen wird. So habe Ägypten zuletzt zwei Getreideausschreibungen gestoppt, weil die aktuell aufgerufenen Preise für das Land nicht bezahlbar seien.
Marktanalyst Peters rechnet mit weiteren Preissteigerungen, sollte in der Ukraine keine normale Frühjahrsbestellung möglich sein. „Dann werden die höchsten Getreidepreise dieses Wirtschaftsjahres die niedrigsten des kommenden Wirtschaftsjahres sein“, sagt Peters voraus. Die Welt sei auf Russland und die Ukraine als Getreidelieferanten angewiesen. „Wenn die beiden Länder für den Weltmarkt mit einem Drittel der weltweiten Erntemenge ausfallen, ist die Katastrophe da“, so der Marktanalyst von agrarfax.
Felix und Stephanie Kremerskothen sowie Rüdiger und Kerstin Wessel organisieren in Dumsevitz auf Rügen einen Hilfskonvoi mit 28 Fahrzeugen. mehr
Wenig Hoffnungen auf eine halbwegs normale Frühjahrsbestellung machte während der Veranstaltung Dr. Alex Lissitsa, der mit der 120.000 ha großen IMK-Holding einen der größten Agrarbetriebe der Ukraine leitet. Von den insgesamt 2.000 Mitarbeitern seien nur noch gut 200 auf den Hofstellen. Alle anderen seien im Krieg oder bei der Verteidigung von Dörfern und Städten eingesetzt. Transportwege zu den Molkereien seien unterbrochen, Tierverluste nähmen zu. An Feldarbeiten sei mangels Personal und Diesel aber überhaupt nicht zu denken. Die IMK-Betriebe hätten ihren Diesel zum Teil der ukrainischen Armee als Treibstoff zur Verfügung gestellt. Wo die Russen bereits vorgerückt seien, habe man ihn verbrannt.
Niederländische Ackerbauern mit Betrieben in der Ukraine berichteten in Fachzeitschriften oder in eigenen Blogs, sie würden Anbaupläne auf minimalen Einsatz von Diesel, Dünger und Pflanzenschutzmittel umstellen. Diese seien sehr knapp oder gar nicht mehr verfügbar. Die Produktion von Mais und Zuckerrüben werde zugunsten von Weizen und Sojabohnen begrenzt.
In Ungarn, einem der größten Maiserzeuger in der EU, sind seit Wochenbeginn alle Ausfuhren von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Sojabohnen und Sonnenblumenkernen anzeigepflichtig. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Budapest wird untersucht, ob die Lieferung die Versorgungssicherheit im Land einschränken könnte. Dann würde der Staat von seinem Vorkaufsrecht zu marktüblichen Preisen Gebrauch machen. Nicht betroffen sind humanitäre Lebensmittelhilfen.
In Deutschland haben erste Discounter die Abgabe von Sonnenblumenöl rationiert, für das der Rohstoff fast vollständig aus der Ukraine kommt. Bei Aldi Süd dürfen Kunden seit Ende voriger Woche vorläufig maximal vier Literflaschen erwerben. Auch aus Spanien berichten Medien von Hamsterkäufen, da Verbraucher wegen des Krieges drastische Preissprünge befürchten und sich bevorraten wollen. red
Die einzelbetriebliche Investitionsförderung (EBI) ist das älteste landwirtschaftliche Förderprogramm in Brandenburg. Ein Gespräch mit Dr. Jonas Schäler über die Möglichkeiten der einzelbetrieblichen Investitionsförderung und ihre Nutzung.
Als Antragsteller für eine einzelbetriebliche Investitionsförderung (EBI) wendet man sich an die Investitions- und Landesbank (ILB). Was ist Ihre Aufgabe im Ministerium, wie lange gehen Sie ihr schon nach und wie intensiv ist Ihr Kontakt zu Landwirten ?
Im Juni vergangenen Jahres habe ich hier die Nachfolge von Frau Frenzel angetreten. Die Förderung erfolgt über verschiedene Programme auf Europa-, Bundes- und Landesebene. Meine Aufgabe ist es, unsere Richtlinie den sich ändernden Vorgaben anzupassen. 2020 gab es ca. 250 Anträge, im vergangenen Jahr waren es 134. Die ILB als Bewilligungsbehörde bearbeitet sie, ich habe die Fachaufsicht über Antragsstellung und Antragsprüfung. Dass sich Antragsteller bei mir persönlich melden, kommt auch vor, ist aber nicht die Regel. Mehrmals im Jahr bin ich aber auch im direkten Kontakt mit Investoren, wenn ich von uns geförderte Projekte in Augenschein nehme. Das ist wichtig, um vor Ort zu sehen, ob die Richtlinie die beabsichtigte Wirkung erzielt, und um zu schauen, was bei der Antragstellung verbessert werden kann.
In diesem Jahr gibt es zwei Termine für die Antragstellung. Warum?
Bei einem einmaligen Antragszeitraum müssen die Investoren, die zuerst beantragt haben, lange warten. Diesmal läuft die erste Antragsphase von 3. Februar bis 31. März, die zweite von Anfang April bis 31. Juni.
Das heißt, die Anträge werden gesammelt und dann wird ausgewählt, wer Geld bekommt?
Nach der Richtlinie muss eine Priorisierung erfolgen. Die Auswahlkriterien setzen wir im Ministerium fest. Wir arbeiten mit einem Punktesystem, das bei fünf zu erreichenden Punkten beginnt, die der Antrag haben muss, um überhaupt zum Antragsverfahren zugelassen zu werden. 95 Prozent der Anträge erreicht diese Mindestpunktzahl. Vielen sind die EBI-Anträge geläufig, es ist immerhin das älteste landwirtschaftliche Förderprogramm in Brandenburg, und die Berater und Betreuer kennen sich damit aus. Die Mittel sind großzügig bemessen, sodass wir bisher die Priorisierung nicht anwenden mussten. Kurz: Wer beantragt und alle Bedingungen erfüllt, bekommt derzeit auch eine Förderung.
Sie haben uns einen Überblick über die einzelbetriebliche Investitionsförderung im vergangenen Jahr geschickt. Demnach wurden unter Punkt A für die „Erzeugung, Verarbeitung und Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte“ insgesamt 102 Anträge mit einem Investitionsvolumen von knapp 49 Mio. Euro gestellt. Wo liegen die Schwerpunkte?
Im Bereich A sind 2021 viele Premium-Stallbaumaßnahmen im Geflügelbereich dabei, Hähnchenmast- und Legehennenställe, eine Eiersortierung, mobile Hühnerställe. Ganz viel wurde auch in die Milchviehhaltung investiert. In diesem Bereich sind es vor allem Futtermischwagen, automatische Melktechnik und Bewässerung – genauer: Brunnenbau. Ein Antrag betraf den tiergerechten Ausbau einer Schweinehaltung. Zudem waren im vergangenen Jahr ein Pferdestall und ein Weingut im Bereich A dabei. Für Landwirte ist außerdem der Teil B, der eigentlich mehr gartenbauliche Betriebe und Imker im Blick hat, interessant, wenn es um die Anschaffung von Beregnungstechnik geht, also um mobile Bewässerungsmöglichkeiten wie beispielsweise Kreisberegnungsanlagen. Das wurde im vergangenen Jahr verstärkt angenommen.
EBI-Fördervolumen im Jahr 2021
■ A Erzeugung, Verarbeitung und Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte: 102 gestellte Anträge, davon fünf abgelehnt, 13 zurückgezogen, 56 bewilligt, 28 in Bearbeitung. Gesamtinvestition: 48,9 Mio. €, Förderung: 9,3 Mio. €, davon 227.000 € ausgezahlt
■ B Unterstützung im Bereich Bewässerung, Gartenbau und Imkerei: 27 gestellte Anträge, keiner abgelehnt, zwei zurückgezogen, 16 bewilligt, neun in Bearbeitung. Gesamtinvestition: 5,9 Mio. €, Förderung: 1,9 Mio. €, davon 80.000 € ausgezahlt
■ C Diversifizierung hin zu nicht landwirtschaftlicher Tätigkeit: fünf gestellte Anträge, keiner abgelehnt, keiner zurückgezogen, zwei bewilligt, drei in Bearbeitung. Gesamtinvestition: 795.000 €, Förderung: 126.000 €, davon 0 € ausgezahlt
Erwarten Sie eigentlich in dem ein oder anderen Bereich mehr Anfragen, als Sie tatsächlich bekommen?
Was den Bereich C, die Möglichkeiten der Diversifizierung des Betriebes betrifft, hätte ich mehr Anträge erwartet. Es gab Jahre, da kam da gar nichts, in diesem Jahr waren es fünf Anträge. Teilfinanziert wird hier zum Beispiel die Ausstattung von Hofläden, Investitionen in Landurlaubsangebote. Vielleicht liegt es an den größeren Strukturen der Betriebe in Brandenburg. Aber gerade auch für Junglandwirte und Neueinsteiger, die mehr auf die Wertschöpfung vor Ort schauen, ist diese Möglichkeit eigentlich interessant. Wobei bauliche Angelegenheiten bei einem Hofladen über Teil A förderfähig sind, die Ausstattung des Hofladens über Teil C.
Muss sich eigentlich jeder Landwirt allein durch die Antragsseiten wurschteln? Vielleicht ist das manchem zu viel?
Bei baulichen Vorhaben über 100.000 Euro wird auch der Baubetreuer finanziert. Ansonsten habe ich daran gearbeitet, die Anträge verständlicher zu formulieren, sodass die innere Logik nachvollziehbarer wird. Aber es sind öffentliche Gelder und wir müssen uns beispielsweise darauf verlassen können, dass die betriebswirtschaftliche Konzeption tragfähig ist und die Zweckbindungsfristen überdauert: zwölf Jahre bei baulichen Maßnahmen und fünf Jahre bei mobilen Anschaffungen. Da geht es nicht ohne entsprechende Nachweise und Konzepte.
Wo liegen die Fördersätze? Und wie sind die Mindestinvestitionsbeträge gestaffelt, ab denen eine Maßnahme förderfähig ist?
Es müssen mindestens 20.000 Euro (A-Bereich), 5.000 Euro (B-Bereich) oder 10.000 Euro (C-Bereich) investiert werden, um eine Förderung zu beantragen. Im Bereich A gibt es zwischen 20 Prozent – zum Beispiel bei Melktechnik – bis maximal 40 Prozent der Investitionssumme für stallbauliche Anlagen der Premiumstufe. Junglandwirte bekommen zehn Prozent extra, aber insgesamt nicht über 40 Prozent. Im C-Bereich sind 25 Prozent zu bekommen und im B-Bereich – ich erinnere an die beweglichen Bewässerungsanlagen – 20 Prozent.
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Können Sie etwas zu den Ablehnungsgründen sagen? Und sind die offenen 28 Bearbeitungen normal oder coronabedingt?
Gründe sind beispielsweise unvollständige Unterlagen wie mangelhafte Projektbeschreibung, Investitionskonzept oder Sicherung von der Hausbank. Wir haben im vergangenen Jahr nochmal eine dritte Antragsrunde eröffnet, die ging bis zum 20. Dezember. Von den über 40 Anträgen, die eingegangen sind, sind noch diese 28 übrig. Das ist eigentlich ganz gut.
Sie passen jetzt die Richtlinie an den GAK-Rahmenplan an, der am 1. Januar in Kraft getreten ist. Was wird sich ändern?
Im baulichen Bereich liegt der Schwerpunkt auf Investitionen in Umwelt- und Klimaschutz. Es werden auch nichtproduktive Anlagen wie Anlagen zur Abluftreinigung und Abdeckungen für Güllebehälter mit einem hohen Fördersatz förderfähig sein, also auch Nachrüstungen von Anlagen, die beispielsweise dem Immissionsschutz dienen.
Macht Ihnen Ihre Arbeit für die Landwirte Freude?
Wir freuen uns über viele Anträge! Die EBI ist die älteste Förderrichtlinie im Hause und ich wünsche mir, dass sie weiterhin in Anspruch genommen wird. Wir arbeiten daran, die Anträge weiter zu verschlanken und setzen schon jetzt auf mehrere kurze Antragszeiträume. Wer eine lange Bearbeitungsdauer fürchtet, weil es vor zwei Jahren wegen Corona zu Verzögerungen gekommen ist, kann im Zweifel einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn beantragen.
„Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend, wir erleben einen regelrechten Spendenansturm“, berichtet uns Anica Schauer vom Syringhof im brandenburgischen Zauchwitz. Kleidung, Schuhe, Hygieneartikel, Spielzeug, Decken – schnell füllt sich die riesige Lagerhalle, die der Spargelhof für diese Spendenaktion zur Verfügung gestellt hat.
„Jeder tut was Gutes und entflieht so auch der Ohnmacht, die dieser Krieg in uns allen entfacht hat“, erzählt Anica Schauer, während sie die Spenden gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen, die für die Hilfsaktion freigestellt worden sind, sowie freiwilligen Helferinnen und Helfern sortiert, in Kisten verpackt und stapelt.
Mit dabei ist zum Beispiel André Richter aus dem benachbarten Körzin. „Da gab es kein langes Überlegen. Los geht es, und es wird mit angepackt.“
Sabrina Gutsch von der Gaststätte „Bimie‘s Linde“ aus Schlalach hat ihren Transporter vollgeladen mit Kleidung, Windeln, Kuscheltieren. Thomas Bernhardt aus Michendorf bringt dringend benötigte Schlafsäcke und Verbandsmaterial vorbei und Nebenerwerbslandwirtin Simone Schulze aus Salzbrunn Matratzen. Sie berichtet zugleich, dass in ihrem Ort das Dorfgemeinschaftshaus für ukrainische Flüchtlinge hergerichtet wird.
Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist so groß, dass sich vor der Spendenannahme auf dem Spargelhof sogar lange Schlangen bilden. Andere Höfe haben sich der Spendenaktion angeschlossen. Thomas Syring, Chef des Spargelhofes, zeigt sich tief berührt von der großen Anteilnahme. Die Spenden wurden am 5. März in vier Transporter verladen, und am nächsten Tag, vier Uhr, hatte sich der Konvoi vom Spargelhof auf den Weg ins polnische Przemysil und Medyka nahe der ukrainischen Grenze aufgemacht.
„Wir sind dort auch in engem Kontakt und Absprachen mit polnischen Erntehelfern, die sich in der Freiwilligen Feuerwehr engagieren und genau wissen, was wo gebraucht wird“, sagt uns Thomas Syring. So werden Hilfsgüter u. a. in Turnhallen für geflüchtete Menschen gebraucht oder aber weiter in die Ukraine transportiert. Inzwischen wurden die Spenden in Polen gemeinsam mit Feuerwehr, Armee und Rotem Kreuz ausgeladen und auf dem Rückweg Geflüchtete mit nach Deutschland gebracht.
Doch damit ist die Hilfsaktion nicht beendet. So waren Freiwillige vom Verein „Beelitz hilft“ am Wochenende im Berliner Hauptbahnhof, um dort ankommenden Flüchtlingen ihre Hilfe anzubieten. Um die Unterstützung zu koordinieren und flüchtende Familien unterzubringen, wurde kurzerhand das Dorfgemeinschaftshaus in Zauchwitz zum Büro.
Auf dem Syringhof gehen die Vorbereitungen für die bevorstehende Spargelsaison, die für die Hilfsaktion unterbrochen worden waren, jetzt weiter. Thomas Syring rechnet mit einem Erntestart Ende März.
KONTAKTADRESSEN
„Landwirtschaft hilft“ – Wie wir Menschen in der Ukraine unterstützen können
Das Forum Moderne Landwirtschaft hat speziell für landwirtschaftliche Betriebe, die helfen wollen, eine Übersicht erstellt. Sie zeigt, wo in der Ukraine dringend Unterstützung benötigt wird und wie diese geleistet werden kann.
Wer Unterkünfte in Deutschland anbieten möchte, nutzt dafür am besten die Webseite von Elinor: elinor.network/gastfreundschaft-ukraine
Derzeit sind Geld- besser als Sachspenden, da damit gezielt beschafft werden kann, was gebraucht wird. Vertrauenswürdige Hilfsorganisationen sind u. a.:
– Deutsches Rotes Kreuz, IBAN: DE 63 3702 0500 0005 0233 07, Verwendungszweck: Nothilfe Ukraine;
– Mission Lifeline, Spende auf: mission-lifeline.de/ukraine.
Mehr Infos: Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (www.dzi.de)
Felix und Stephanie Kremerskothen sowie Rüdiger und Kerstin Wessel organisieren in Dumsevitz auf Rügen einen Hilfskonvoi mit 28 Fahrzeugen. mehr