Massive Schäden in Forst und Gartenbau


Drei Orkantiefs haben in der vorvergangenen Woche binnen weniger Tage schwere Schäden in der Forstwirtschaft angerichtet. „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ trafen vor allem den Norden und Osten Deutschlands. Die Stürme warfen in den Wäldern insbesondere Nadelbäume.

Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern fielen laut Forstministerium etwa 1 Mio. fm Schadholz an; davon gehen 300.000 fm auf Sturmtief „Nadia“ im Januar zurück. Die Schadholzmenge entspricht rund der Hälfte des Jahreseinschlages im Gesamtwald im MV. Etwa ein Drittel sind Flächenschäden, mit regional starken Unterschieden.


Francois von Chappuis vor dem vom Sturm geschädigten Waldbestand nahe am Bastorfer Holm.
(c) Gerd Rinas

Sturmtief Nadia hat Spuren hinterlassen

Über 100.000 Bäume warf das Sturmtief Nadia nach offiziellen Schätzungen um. „Keine Katastrophe“ hieß es aus dem Forstministerium. Für den einzelnen Forstbetrieb hatte der Orkan aber durchaus schmerzliche Folgen. mehr


Sturmschäden in Brandenburg

Der Landesbetrieb Forst Brandenburg rechnet nach ersten groben Schätzungen mit 130.000 fm Sturmholz im Landes- und rund 300.000 fm im Privatwald. Insgesamt überwiegen, wie in Thüringen, Einzel- und Nesterwürfe. Berlin meldet rund 10.000 fm Schadholz, hauptsächlich Kiefer.

Sachsen-Anhalt

Für Sachsen-Anhalt schätzen Landeszentrum Wald und Landesforstbetrieb die Menge an Wurfholz auf rund 450.000 fm, davon allein etwa 400.000 fm im Harz.

Sachsen

In Sachsen fielen laut Sachsen-Forst rund 150.000 fm Schadholz im Staatswald an, im Privat- und Körperschaftswald 50.000 fm. Am stärksten betroffen waren das Erzgebirge und das Vogtland.

Thüringen

Für Thüringen geht Thüringen-Forst von 411.000 fm Schadholz über alle Eigentumsformen aus. Zum Vergleich: Orkantief „Friederike“ sorgte im Januar 2018 im Freistaat für 500.000 fm, „Kyrill“ im Januar 2007 für 3,5 Mio. fm Schadholz.

Aktueller Schadensschwerpunkt ist Ostthüringen. Zu 75 % handelt es sich um Würfe, also um samt Wurzelteller vom Sturm umgekippte Bäume.

Sturmschäden in weiteren Bundesländern

Schadholzmengen vermeldeten weitere Länder: Niedersachsen rund 1 Mio. fm, Rheinland-Pfalz 200.000 fm, Hessen 150.000 fm, Schleswig-Holstein 60.000 fm und Baden-Württemberg 44.000 fm.

Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) wies auf die hohe Unternehmerverantwortung beim Aufarbeiten von Windwurf hin – vor allem bei dem noch allzu oft praktizierten Abstocken, also dem motormanuellen Abschneiden des Wurzelstocks vom Stamm.

Schwer getroffen haben die orkanartigen Stürme auch Hunderte von Gartenbaubetrieben, vor allem in der Mitte und im Norden Deutschlands. Die Gartenbau-Versicherung schätzt das Gesamtvolumen der Schadensleistungen vorerst auf bis zu 12 Mio. Euro. red

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Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine?

Russlands Überfall auf die Ukraine trifft die Agrarmärkte tief ins Mark. EU-weit wird mit gestörten Warenströmen und steigenden Preisen gerechnet. Welche Auswirkungen hat der Krieg auf die Agrarmärkte und die Ernährungssicherheit?

Russlands Angriff auf die Ukraine wird ernste Auswirkungen auf den Handel mit Agrarprodukten und Lebensmitteln haben. Das hat die EU-Kommission am Montag vor dem Landwirtschaftsausschuss des Europaparlamentes deutlich gemacht. Bei tierischen Produkten erwartet der stellvertretende Generaldirektor der Generaldirektion Landwirtschaft (DG Agri), Michael Scannell, im Handel mit der Ukraine Störungen vor allem bei den Ein- und Ausfuhren von Geflügelfleisch und beim Export von Schweinefleisch. Im Fall von Russland spielen dem Kommissionsvertreter zufolge vornehmlich Ausfuhren von verarbeiteten Lebensmittel eine große Rolle, darunter etwa Weine, Spirituosen und Backwaren.

Getreide und Ölsaaten: schwere Erschütterungen zu erwarten

Nach Angaben der EU-Kommission wurden im vorigen Jahr etwa 162.300 t Geflügelfleisch in die Ukraine geliefert, in die Gegenrichtung waren gut 100.000 t unterwegs. Die Schweinefleischexporte in die Ukraine beliefen sich auf 95.520 t. Auch im Handel mit Getreide und Ölsaaten sind schwere Erschütterungen zu erwarten.

Laut Scannell haben die Ukraine und Russland am weltweiten Handelsvolumen von Weizen einen Anteil von 30 %; bei Gerste sind es 32 % und bei Mais 17 %. Bei Sonnenblumenöl, -saaten und -schrot betrage der Anteil aus den beiden Schwarzmeeranrainerstaaten sogar mehr als 50 %.

Exporthäfen vermint

Nach Angaben des Kommissionsvertreters ist der Handel über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen vollständig zum Erliegen gekommen. Die ukrainische Marine habe die umliegenden Gewässer vermint, schon aus diesem Grund sei auf absehbare Zeit nicht mit einer Wiederaufnahme des Schiffsverkehrs zu rechnen. Physische Schäden an den Häfen soll es Scannell zufolge noch nicht geben. Trotzdem rechne niemand mit einer kurzfristigen Erholung der Handelsaktivitäten. Die Kommission geht zudem davon aus, dass der Krieg auch die anstehende Frühjahrsaussaat und als Folge mindestens die anschließende Ernte beeinträchtigen wird.

Die Abgeordneten des Europaparlaments demonstrierten Einigkeit. Russlands militärische Aggression wurde fraktionsübergreifend verurteilt. „Ich glaube, wir müssen einfach sehen, dass Russland seit letzter Woche endgültig einer der schlimmsten Schurkenstaaten der Welt ist. Und mit Schurkenstaaten betreibt man nicht Handel“, erklärte der Agrarsprecher der Europäischen Volkspartei (EVP), Herbert Dorfmann. Man werde sich damit abfinden müssen, dass der Handel mit Russland zusammenbreche, „aber wir haben das nicht verursacht“.

Kiew, Maidanplatz, fotografi ert  von unserem Kollegen Christian  Mühlhausen während einer seiner  agrarjournalistischen Reisen in die  Ukraine.
Kiew, Maidanplatz, fotografiert von unserem Kollegen Christian Mühlhausen während einer seiner agrarjournalistischen Reisen in die Ukraine. (c) Landpixel.de

Abhängigkeit von Russland verringern

Die Agrarsprecherin der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D), Clara Aguilera, bezeichnete Russlands Aggression als „Angriff auf die Demokratie, den Westen und insbesondere die EU“. Priorität müsse es jetzt sein, den Kampf um die Demokratie zu gewinnen.

Ähnlich äußerte sich die agrarpolitische Sprecherin der Fraktion Renew Europe (RE), Ulrike Müller. „Wir sollten uns darauf konzentrieren, möglichst harte Sanktionen gegen das Regime von Wladimir Putin zu verhängen. Dafür müssen wir bereits sein, einen Preis zu zahlen“, so Müller.

Der Agrarsprecher der Grünen im Europaparlament, Martin Häusling, erklärte, es müsse allen klar sein, dass es für die Europäer auch um „ein Stück Ernährungssouveränität“ gehe. Im Energie- und Agrarbereich müsse die Abhängigkeit von Russland verringert werden.

GREEN DEAL UND ÖKOZIELE
Kurs wechseln oder beibehalten?
Der Krieg in der Ukraine erfordert nach Auffassung der stellvertretenden Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad, Änderungen in der Agrarpolitik. „Ich bin davon überzeugt, dass wir die Bedeutung der Sicherung der Ernährung neu bewerten müssen“, erklärte Conrad angesichts der gegenwärtigen Diskussion um eine sicherheitspolitische „Zeitenwende“. Dazu werde es notwendig sein, die im Rahmen der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vorgesehene Stilllegung von Flächen und die von der alten Bundesregierung auf EU-Ebene ausgehandelte Reform „noch mal zu überdenken“.

Ähnlich hatte sich zuvor bereits der landwirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Gero Hocker, geäußert. „Der Green Deal mit seiner Farm-to-Fork-Strategie gehört ausgesetzt“, so Hocker am Wochenende. In Zeiten von Inflation und Krieg in Europa müsse die Ernährungssicherheit bei der Landwirtschaftspolitik Vorrang besitzen.

Einen Kurswechsel in der Agrarpolitik forderte der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Rief, der in der Unionsfraktion für den Agrarhaushalt zuständig ist. Deutschland könne es sich nicht mehr leisten, die Extensivierung der heimischen Landwirtschaft weiter voranzutreiben und damit zusätzlich zu einem Preisanstieg bei Lebensmitteln beizutragen. Vor einer agrarpolitischen Kehrtwende infolge des Ukraine-Krieges warnte dagegen Bioland-Präsident Jan Plagge. Alte Fehler fortzuschreiben, helfe nicht weiter. Die Ziele aus dem Green Deal und die nationalen Ökoanbauziele zu erreichen, sei zentral für den Aufbau eines neuen Ernährungssystems, das mehr Sicherheit und mehr Stabilität bringe.

Dünger noch knapper

Auch für Deutschland befürchten Experten spürbare Verwerfungen an den Rohstoffmärkten und bei den Warenströmen. So rechnet das Marktreferat der Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit steigenden Preisen für Getreide, Futtermittel, Betriebsmittel und Dünger. Russland gelte als wichtiges Exportland für Düngemittel und Ammoniumnitrat, Phosphat und Phosphordünger. Kali und Kalidünger aus Belarus könnten ebenfalls knapp werden. Damit rücke eine Entspannung am Düngemittelmarkt in weite Ferne, hieß es aus Oldenburg.

Verarbeiter von Bioprodukten stark betroffen

Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine könnten Ölsaaten und deren Nachprodukte hierzulande knapp und noch teurer werden. Das erwartet zumindest der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid). Der Verband begründet seine Einschätzung mit der starken Stellung der beiden osteuropäischen Länder am internationalen Pflanzenölmarkt. So stamme jede zweite grenzüberschreitend gehandelte Tonne Sonnenblumenöl aus ukrainischer Herstellung, ein gutes weiteres Viertel aus Russland. Umgekehrt müsse Deutschland seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 % über Zukäufe im Ausland decken.

Ebenfalls besonders stark betroffen dürften die Verarbeiter von Bioprodukten sein, die einen erheblichen Teil ihrer Rohstoffe aus der Ukraine beziehen.

Der Selbstversorgungsgrad zeigt an, in welchem Umfang die heimische  Landwirtschaft den Bedarf decken kann. Im Durchschnitt der letzten  Jahre lag er bei Nahrungsmitteln in Deutschland bei gut 80 %.
Der Selbstversorgungsgrad zeigt an, in welchem Umfang die heimische Landwirtschaft den Bedarf decken kann. Im Durchschnitt der letzten Jahre lag er bei Nahrungsmitteln in Deutschland bei gut 80 %.

„keine direkten Auswirkungen“ auf Getreide- und Ölsaatenmärkte in deutschland

Das Bundeslandwirtschaftsministerium erwartet dagegen „wegen des geringen Handelsvolumens“ zunächst „keine direkten Auswirkungen“ auf die Versorgung der Getreide- und Ölsaatenmärkte in Deutschland. Hauptimporteure seien vor allem die Länder Nordafrikas, die Türkei, sowie asiatische Länder. „Die EU und Deutschland haben hierbei einen Selbstversorgungsgrad von über 100 Prozent. Die Versorgung innerhalb der EU ist daher nicht gefährdet“, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme vom Donnerstag (3. März). Gemeinsam mit der EU werde man aber die Entwicklung in der Region und ihre Auswirkungen aufmerksam beobachten und bewerten.

Die Bundesregierung hatte sich am Wochenende für einen inzwischen beschlossenen Ausschluss russischer Banken aus dem internationalen Zahlungssystem „Society für Worldwide Interbank Financial Telecommunication“ (Swift) ausgesprochen. Damit sind die betroffenen Finanzinstitute vom internationalen Geldverkehr ausgeschlossen. Infolge dieses Schrittes wird der Handel mit Russland weitgehend zum Erliegen kommen. Agrarprodukte waren bis dahin nicht direkt von Strafmaßnahmen gegen Russland betroffen. red/AGE


Gut 100 Kilometer östlich der polnischen Grenze liegt der Oblast Lviv. Auf dem Betrieb Biorena wird Soja gedrillt.
© privat

Schachbrettmethode gegen Landverlust in der Ukraine

Ukrainer dürfen jetzt Land kaufen, ausländische Bewirtschafter müssen weiterhin pachten. Was die Bodenreform für sie bedeutet, berichten zwei deutsche Landwirte, die nahe Lviv Ackerbau betreiben. mehr


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Kulap: Auszahlung für diese Woche angekündigt

In der 9. Kalenderwoche sollten die Kulap-Gelder für das Jahr 2021 planmäßig ausgezahlt werden. Für die freiwilligen Maßnahmen zum Umweltschutz in der Landwirtschaft erhalten 1.700 Agrarbetriebe einen Ausgleich von gut 43 Mio. Euro.

Von Frank Hartmann

Auf etwa einem Viertel der Nutzfläche des Landes führen Landwirte Kulap-Maßnahmen durch. Den erneuten Zuwachs um fast 4.600 ha eingeschlossen, flossen allein 10,5 Mio. Euro des Kulap-Budgets in den Ökolandbau.

Massive Verzögerungen

Mit der GAP-Reform wird ab 2023 ein neues Kulap beginnen. Am kommenden Maßnahmenpaket und den Kulap-Honoraren üben die Verbände im Land Kritik. Die Antragstellung für das Kulap-Jahr 2023 erfolgt im besten Fall erst im Sommer und damit abgetrennt vom gewohnten Verfahren im Mai. Grund dafür sind die massiven Verzögerungen beim Erstellen des nationalen GAP-Strategieplans. Die kommende Förderstruktur will Kombinationen von Angeboten der Ersten Säule (Eco-Schemes) mit Maßnahmen des Kulap in der Zweiten Säule ermöglichen.


Thüringen Flagge

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Der Bund reichte Ende Februar den nationalen GAP-Strategieplan, in dem sich auch die Länderprogramme der Zweiten Säule wiederfinden, zur Genehmigung bei der EU-Kommission ein. Agrarministerin Susanna Karawanskij (Linke) forderte einen zügigen Konsultationsprozess zwischen Brüssel und Berlin. Die Thüringer Agrarbetriebe (und die Verwaltung) bräuchten so schnell wie möglich Planungssicherheit. Die Genehmigung des Strategieplans kann bis zu sechs Monate Zeit in Anspruch nehmen.

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Fabrik auf bestem Bördeboden

Der US-Konzern Intel hat 350 ha Acker bei Magdeburg als Standort für mehrere Halbleiterwerke im Blick. Die Entscheidung soll dieser Tage fallen.

Vor den Toren Magdeburgs könnte in den nächsten Jahren ein gigantischer Fabrikkomplex auf bestem Bördeboden entstehen. Wie verschiedene Medien vorige Woche übereinstimmend berichteten, hat der US-amerikanische Chiphersteller Intel offenbar Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt als Standort für eine geplante Milliardeninvestition auserkoren. Der Konzern beabsichtigt demnach, eine sogenannte Megafab zu bauen, die aus acht Halbleiterwerken besteht. Jede davon werde ca. 10 Mrd. Euro kosten und 1.500 Arbeitsplätze bieten, wurde Intel-Geschäftsführer Patrick Gelsinger zitiert. Zulieferbetriebe und Dienstleister eingeschlossen, könnten mittelfristig bis zu 20.000 Arbeitsplätze entstehen.

Warum Magdeburg als möglicher Intel-Standort?

Die Ansiedlung wäre nicht nur die größte Einzelinvestition in Sachsen-Anhalt nach der Wende, sondern die größte in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik. Wichtige Faktoren für die Standortwahl seien vor allem die Hochschul- und Forschungslandschaft vor Ort, das Potenzial an qualifizierten Arbeitskräften sowie die gute Verkehrsanbindung mit den Autobahnen A 14 und A 2.

■ Intel-Geschäftsführer Patrick Gelsinger könnte die Standortentscheidung zugunsten Magdeburgs bereits in dieser Woche bekanntgeben.
Intel-Geschäftsführer Patrick Gelsinger könnte die Standortentscheidung zugunsten Magdeburgs bereits in dieser Woche bekanntgeben. (c) IMAGO/ZUMA WIRE

Weiteres wichtiges Kriterium sei die Verfügbarkeit großer zusammenhängender, relativ ebener Flächen. Diese sind mit dem neuen, rund 350 ha umfassenden Industriegebiet „Eulenberg“ im Südwesten Magdeburgs bei Ottersleben gegeben. Voriges Jahr hatte Magdeburgs Stadtrat den Weg frei gemacht für die Umwidmung der landwirtschaftlichen Flächen an der Grenze zur Börde. Laut der „Volksstimme“ haben Landeshauptstadt und Land dem Weltkonzern „den roten Teppich ausgerollt“.

mit staatlichen beihilfen unterstützt

Dem MDR zufolge würden mit der benachbarten Gemeinde Sülzetal im Landkreis Börde bereits intensive Gespräche über weitere Flächen geführt, wo sich Zulieferbetriebe ansiedeln könnten. Nach Informationen der Bauernzeitung ist auch die Landgesellschaft in die Flächenakquise bzw. Ersatzlandbeschaffung einbezogen. Es könnte dem Vernehmen nach in der Summe um schlussendlich bis zu 1.000 ha Fläche gehen.

Die milliardenschwere Ansiedlung könnte Berichten zufolge durch erhebliche staatliche Beihilfen von EU, Bund und Land unterstützt werden. So soll im Rahmen des EU Chip Acts die Halbleiterfertigung in der Europäischen Union bis zum Jahr 2030 mit mehr als 43 Mrd. Euro gefördert werden. Die offizielle Bekanntgabe der Standortentscheidung durch den US-amerikanischen Konzern war für diese Woche geplant.

wiederstand von umweltschutzorganisationen

Bei der Ansiedlung von Intel stand Sachsen-Anhalt in Konkurrenz mit einer Handvoll Standorte in ganz Europa. Zuletzt waren auch Dresden und Penzing (Bayern) noch im Gespräch. Zu befürchten sind möglicherweise Widerstände von Umweltschutzorganisationen wie schon beim Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide. Dort investiert der Elektroauto-Hersteller etwa 5,8 Mrd. Euro.

Sachsen-Anhalts Bauernverbandspräsident, Olaf Feuerborn, sagte Mitte Januar vor Medienvertretern, der Bauernverband sei für Gewerbeansiedlungen, gleichwohl gäben die Landwirte nur sehr ungern Boden dafür her. Deshalb müssten Kompromisse gefunden und weitere Eingriffe, etwa für Ausgleichsmaßnahmen, so gering wie möglich gehalten werden.

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Landtechnik-Trends 2022: Welche Neuheiten gibt es?

Auch ohne Agritechnica kommen neue Maschinen und Geräte auf den Markt. Wir informieren über Entwicklungstendenzen und stellen beispielhafte Lösungen der Landtechnik-Trends 2022 vor.

Jörg Möbius mit Passagen aus Trendberichten von Roger J. Stirnimann, Heinz-Günter Gerighausen, Harald Kramer und Dr. Norbert Uppenkamp

Viele Landmaschinenhersteller hatten den Zeitplan für die Vorstellung ihrer Neuheiten auf die geplante Agritechnica jetzt im Februar abgestimmt. So gab es in den letzten Wochen Meldungen mit der Einleitung „Informationen über unsere für die Agritechnica vorgesehene Neuheit/Neuheiten erhalten Sie nun nur in digitaler Form.“ Ebenfalls zur Messevorbereitung gehören Trendberichte für einzelne Technikbereiche. Wir fassen die Kernaussagen der Experten zusammen.



Stufen- und stufenloses Getriebe kombiniert

Ende 2021 liefen bei Traktoren die letzten Fristen für sogenannte Übergangsmotoren aus und die Hersteller dürfen seit Anfang 2022 nur noch Traktoren mit Motoren der Abgasstufe Euro V ausliefern.

Stufenlosgetriebe mit hydrostatisch-mechanischer Leistungsverzweigung werden bei Traktoren seit nunmehr 25 Jahren eingesetzt. Wurden diese zuerst nur für Standardtraktoren in den mittleren und oberen Leistungsklassen angeboten, konnten sie sich in den letzten Jahren sowohl bei großen Systemtraktoren und Knicklenkern als auch bei kleineren Traktoren im Leistungsbereich um 75 kW/100 PS etablieren (einschließlich Schmalspurversionen).

Traktoren mit Lastschaltgetrieben werden zunehmend mit Komfortfunktionen ausgestattet, die bisher den stufenlosen Pendants vorbehalten waren: Fahrpedal-/Fahrhebel-Modi, Fahren mit Bremspedal ohne Kupplungspedalbetätigung, automatisches Ansteuern der optimalen Motorbetriebspunkte bei Teillast usw. Die Hersteller versuchen damit, die Vorteile von Stufengetrieben mit dem Bedienkomfort von Stufenlosgetrieben zu kombinieren.

Eine besondere Kombination von Stufen- und Stufenlosgetriebe nimmt Deutz-Fahr beim RVshift für die neue Baureihe 6C (max. Leistungen von 126 bis 143 PS) vor. Dieses wird als Volllastschaltgetriebe zwischen dem stufenlosen TTV und den Teillastschaltgetrieben mit zwei oder drei Lastschaltstufen positioniert. Basis hierfür stellt eine weiterentwickelte Version des hauseigenen leistungsverzweigten TTV-Getriebes mit neuer, automatischer Schaltung der mechanischen Grundstufen „Normal“ und „Heavy Duty“ dar.




Futterschonende Ernte mit Bandschwadern

Bei der Futtererntetechnik bieten Kombinationen aus mehreren Mähwerken erstmals die Möglichkeit des Controlled-Traffic-Farming (CTF). Die Bergung erlaubt in allen Ernteketten den gezielten Einsatz von Silierhilfsmitteln. Bei Packenpressen sind mit dem Einsatz neuer Sensoren automatische Arbeitsabläufe bei gleicher Ballenqualität gegeben.

Bandschwader sind keine neue Errungenschaft. Die Weiterentwicklungen im Detail zeigen, welchen Stellenwert diese Technologie in der futterschonenden Ernte hat. Nicht preiswert, aber kostengünstig, nicht leicht, aber leistungsstark und vielseitig einsetzbar. Es ist das Schwadsystem mit den vielfältigsten Varianten und Einsatzbereichen. Kleinere Arbeitsbreiten im Frontanbau bieten die Möglichkeit der gleichmäßigen Schwadteilung für den im Heck nachlaufenden Mittelschwader. Das Ziel ist, das Futter nicht zu überfahren und ein gleichmäßiges Schwad für die folgende Erntekette aufzubauen. Das gleiche Ziel verfolgt die Lösung für Schlepper mit Rückfahreinrichtung. Ob Mittel- oder Seitenschwad, alle Varianten sind möglich, ohne das Futter zu überfahren.




Der chemische Pflanzenschutz steht extrem in der Diskussion. In mancherlei Hinsicht jedoch zu Unrecht, stellt er doch die Basis zur Erzeugung von Nahrungsmitteln in ausreichendem Umfang dar. Obwohl der Standard in der Pflanzenschutztechnik schon sehr hoch ist, findet die Landtechnikbranche immer wieder Möglichkeiten, den Pflanzenschutz noch exakter und nachverfolgbarer zu machen.

Weiterentwicklungen im Bereich der Hacktechnik, Prognosemodelle, Bandspritzung etc. haben größtenteils schon Einzug in die Praxis gehalten, wurden aber auch noch entscheidend weiterentwickelt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass gerade Themen wie Künstliche Intelligenz auch bei Hacken, Striegeln und Spritzen Einzug gehalten haben. Denn die öffentliche Hand wird sicherlich in absehbarer Zeit noch mehr Nachverfolgbarkeit der Pflanzenschutzmaßnahmen fordern, sodass wir hier eine Möglichkeit haben, den zweifellos schon sehr hohen Standard auch nach außen dokumentieren zu können.




Über alle Spritzsysteme hinweg ist ein Trend unübersehbar: Die Auslastung der Spritze kann und muss noch gesteigert werden. Bei immer größeren Feld-Hof-Entfernungen muss die Befüllstrategie der Spritze überdacht werden. Die Befüllung im Feld könnte in naher Zukunft auch für mittlere und kleinere Betriebe an Bedeutung gewinnen. Hierbei können auch geschlossene Befüllsysteme (Closed-Transfer-Systeme, CTS) einen positiven Beitrag leisten, um Spritzen in der Fläche ohne kleckern zu befüllen. Aktuell laufen auch entsprechende Studien bei der Anwendung von CTS-Systemen zur Anwenderkontamination. Dies ist wichtig, um vielleicht positive Signale vonseiten der Zulassungsbehörden zu bekommen sowie eine größere Akzeptanz in der Praxis zu erhalten.

Auch das Jahr 2021 hat gezeigt, dass nicht alle Probleme pauschal mit der Hacke zu lösen sind. Denn wenn es draußen zu feucht ist, kann die Hacke nicht immer einen guten Job machen. Hier kommen dann Anbausysteme mit der Kombination von Hacke und Bandspritze in den unterschiedlichsten Ausbaustufen zum Tragen. Doch bei all der immer schneller und größer werdenden Technik darf der Anwender auch die Anforderungen an den Traktor bezüglich Achslasten vor allem bei Fronttanksystemen, zulässigen Gesamtgewichten usw. nicht außer Acht lassen. Man merkt schnell, dass neben dem technischen Aspekt die Bedingungen auf dem Feld und der entsprechenden Anbauregion oftmals die bestimmenden Faktoren darüber sind, was geht und was nicht.

Bei der Düsentechnik liegt das Hauptaugenmerk schon seit vielen Jahren bei Düsen, die neben einer guten biologischen Wirkung gleichzeitig auch schützenswerte Saumstrukturen im Auge behalten. Gerade die Anpassung unterschiedlicher Düsenbauformen für den Einsatz bei Pulsweiten-Modulations-Systemen (PWM) ist ein Trend, der unübersehbar ist. Denn hier kann man nicht pauschal die vorhandenen Injektordüsen einfach in die PWM-Systeme einbauen und losfahren.

Auch der Bereich der Flüssigdüngung mit Systemen zur variablen Ausbringmenge gewinnt immer mehr an Bedeutung. Gerade die „Bauern-Milliarde“ hat im Bereich der PWM-Systeme einen Schub in die Praxis gegeben. Über diese Technik spricht man schon seit mehreren Jahrzehnten. Doch nun tauchen Systeme auf, die mit Frequenzen von 20 bis 100 Hz zuverlässig arbeiten und diverse Möglichkeiten wahr werden lassen. Neben Kurvenkompensation, Spot Spraying, Einzeldüsenüberwachung und Reduzierung der Aufwandmengen innerhalb des Gestänges zeigen diese Systeme ein enorm großes Potenzial auf, um den stetig steigenden Anforderungen und Auflagen in der Praxis gerecht zu werden. Es muss natürlich nicht immer PWM sein, denn elektrisch bzw. pneumatisch geschaltete Düsenkörper können einen Schritt in eine ähnliche Richtung des vielfältigen Einsatzes darstellen. Bei allen Möglichkeiten darf man die Praxis nicht vergessen, denn der Landwirt muss die ganze Technik am Ende auch noch bezahlen können.




Grenzstreuen mit Schirm verbessert

Einige Firmen beschäftigen sich damit, die bodennahe Gülleausbringung durch relativ einfache und schmale Ausbringtechnik auch für bäuerliche Familienbetriebe erschwinglich und handhabbar zu gestalten.

Mit dem Ziel einer optimalen Nährstoffeffizienz durch teilflächenspezifische, an den Bedarf angepasste Mineraldüngung in Kombination mit weniger Verlusten durch das Einarbeiten und Depotdüngung sind drei Lösungen besonders hervorzuheben:



Wird entsprechend der Düngeverordnung so gestreut, dass kein Dünger über die Feldgrenze gelangt, wird in der Praxis ein relativ breiter Streifen an der Feldgrenze mit zu wenig Dünger versorgt, was zu erheblichen Ertragseinbußen in diesem Streifen führt. Amazone bietet mit dem BorderTS deshalb einen neu entwickelten Streuschirm, der in Kombination mit der bekannten Grenzstreueinrichtung des TS-Systems zu einer erheblich besseren Düngerversorgung im Randbereich führt und gleichzeitig die strengen Auflagen der Düngeverordnung erfüllt.

Bei dieser Lösung wird zusätzlich zum bisherigen Verfahren eine Fahrt an der Feldgrenze benötigt, bei der der Grenzstreuschirm BorderTS eingesetzt wird. Dieser ist so konstruiert und kann so eingestellt werden, dass bei der anschließenden Fahrt in der ersten Fahrgasse im Abstand einer halben Arbeitsbreite vom Feldrand mit halber Aufwandmenge ein gleichmäßiges Streubild entsteht. Hiermit kann das bereits bekannte Verfahren der Fahrt an der Feldgrenze mit dem üblichen Fahrgassensystem kombiniert werden.

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Praxistest: Wie vielversprechend ist die Bodenanalyse in Echtzeit?

In einem Brandenburger Landwirtschaftsbetrieb wurde mit einem mobilen Messgerät zur Bodenanalyse in Echtzeit drei Monate intensiv gearbeitet. Ein Erfahrungsbericht.

Von Jörg Möbius

Bei unserem ehemaligen Praxispartner in Brandenburg, der Trebnitzer Agrarproduktions GmbH (TAP) in Trebnitz bei Müncheberg, wurde ein Stenon FarmLab von Juli bis September 2021 eingesetzt. Geschäftsführer Dirk Steinhoff ist neuer Technik und speziell digitalen Anwendungen gegenüber sehr aufgeschlossen. „Ich fand es spannend, online auf dem Acker den Nährstoffgehalt zu analysieren.“ Das Gerät hat keine VDLUFA-Anerkennung, die gesetzlich vorgeschriebenen Bodenuntersuchungen mit Probennahme und Einsenden zum Labor müssen trotzdem weiter durchgeführt werden.

Bodenanalyse: Wie funktioniert das Gerät?

Bodenanalyse , Bodenanalysegerät

„Man hat sofort oder spätestens am Abend die Ergebnisse von etwa 50 an einem Tag zu schaffenden Messungen auf dem Rechner. Das ist für uns als Biobetrieb noch etwas bedeutsamer, um zu entscheiden, wo wir den nicht in unbegrenzter Menge vorhandenen organischen Dünger, in unserem Fall Hühnertrockenkot von unseren Legehennen, am besten einsetzen“, so der Geschäftsführer.

Das Gerät wurde von einem Stenon-Mitarbeiter zur Einweisung mit auf den Betrieb gebracht. „Einschalten, kalibrieren und los geht es mit dem Messen“, so der Geschäftsführer. Die optischen (z. B. NIR) und elektrischen (Elektroden und Kontaktstreifen) Sensoren im Messkopf detektieren das Umfeld bis 30 cm tief. Um Messungenauigkeiten zu verringern, sollen für einen Messpunkt drei Einstiche vorgenommen werden. Quasi eine Mischprobe.

Der Akku hält den ganzen Tag. Im Gerät können bis zu 1.000 Messwerte gespeichert werden. Die Übertragung erfolgt per WLAN auf einen Rechner oder ein mobiles Endgerät. Zuerst werden die Roh-Messwerte zum Stenon-Server übertragen und ausgewertet. Dann stehen die von Bodenproben bekannten Werte zur Verfügung. Sie können in georeferenzierten Karten angezeigt und in andere Programme exportiert werden. So können beispielsweise teilflächenspezifische Düngekarten erstellt werden. Wird Farmlab auf dem Feld mit einem Smartphone oder Tablet mit SIM-Karte gekoppelt, stehen die Ergebnisse nach drei Minuten zur Verfügung und sind auf dem internetfähigen Gerät ablesbar.

Video: Stenon Bodenanaylse im Praxiseinsatz

Max Schurke, Auszubildender Dualstudent bei der Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft mbH (TAP), zeigt die Handhabung des Stenon FarmLab Bodenanalysegerätes. 

Mit Fahrzeug und Wasserkanister

Max Schurke, Auszubildender im ersten Jahr im Rahmen seines dualen Studiums Agrarwirtschaft an der Hochschule Neubrandenburg, hat viele der Messungen erledigt. Zuerst ist er mit dem Pick-up des Betriebes gefahren. „Der fehlte dann schon mal woanders und die Bereifung ist auch nicht für lockeren Acker geeignet“, so Steinhoff. Damit war ein letzter Anstoß gegeben, einen Gator zu kaufen. Je Hektar wurden drei bis fünf Punkte beprobt. „Von besonderem Interesse sind natürlich Sandlinsen oder Lehmkuppen.“

Dirk Steinhoff, Geschäftsführer  TAP, wollte FarmLab testen.
Dirk Steinhoff, Geschäftsführer TAP, wollte FarmLab testen.

Wenn der Boden sehr trocken ist, dann meldet das Gerät öfter, dass eine Analyse nicht möglich ist. „Dafür wurde uns vtab1on Stenon empfohlen, den Boden etwas zu befeuchten“, so Max Schurke. „Ich habe dann noch einen Kanister mit 15 Litern Wasser mitgenommen.“ Pro Messstelle reichen 100 ml. Der Messwert Bodenfeuchte ist natürlich dann unbrauchbar.

Bodenanalyse: Was hat die Luzerne gebracht?

An zwei Beispielen erläutert Dirk Steinhoff den Einsatz. „Nach der Ernte von Luzerne war es für uns von Interesse, was die Leguminose beim Stickstoff auf dem Schlag gebracht hat.“ So konnten wir die nachfolgende Düngung exakt abstimmen. Viele Messungen wurden außerdem in einem benachbarten Betrieb durchgeführt, den der Eigentümer neu übernommen hatte. Steinhoffs Sohn Carl ist dort in der Landgesellschaft Lebus GmbH Prokurist. „Wir haben nach der Ernte gleich eine Nährstoff-Inventur auf vielen Schlägen gemacht. So konnten Mängel schnell ausgeglichen werden.“

Maik Wilke, Betriebsleiter TAP,  schätzt die schnellen Ergebnisse
Maik Wilke, Betriebsleiter TAP, schätzt die schnellen Ergebnisse.

Wie hoch ist der Kostenaufwand?

Maik Wilke, Betriebsleiter der TAP, schätzt die flexible Einsatzmöglichkeit des Gerätes zur Bodenanalyse in Echtzeit. „Kein Warten auf die Ergebnisse und geringe Kosten gegenüber dem Labor“, hebt der 25-jährige Landwirtschaftsmeister hervor. So kann beispielsweise schnell entschieden werden, ob noch Kalk ausgebracht wird. „Die Ergebnisse des Stenon stimmen an Stellen, von denen wir Laborergebnisse der Grundnährstoffe hatten, zu 95 Prozent überein“, berichtet Wilke weiter.

Stenon gibt auf seiner Webseite einen Mietpreis von 699 Euro pro Monat bei sechsmonatiger Mietdauer an. „Da wir drei Monate gemietet haben, war es etwas teurer“, so Dirk Steinhoff. „Dafür ist die Anzahl Messungen unbegrenzt, wir haben in den drei Monaten rund 2.000 Messungen gemacht.“


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Extrawurst in Selbelanger Hofladen

Vier Landwirte trainieren in ihrem Hofladen in Selbelang an der B5 den Spagat zwischen exklusiven Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs.

Von Silvia Passow

Die uneingeschränkten Stars im Märkischen Hofladen Selbelang beobachten von Fotos an den Wänden das Treiben vor und hinter der Ladentheke: Die Angusherde gehört Karsten Wolter. Der Landwirt aus dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin hält die bundesweit größte Angus-Rinderzucht. Seit Dezember verkauft er das Fleisch seiner Rinder im Märkischen Hofladen Selbelang im Havelland und ist einer der vier Gesellschafter des Projektes, das regionale Erzeugnisse an die Verbraucher bringen möchte.

Für den Traum vom Hofladen tat sich Wolter mit Johannes Zahnwetzer und Christian Waßmann zusammen. Sie betreiben landwirtschaftlichen Ackerbau in Selbelang. Ebenfalls dabei ist Sven Troschke, der Landwirt hat eine Pferdepension und hält Freilandgänse in Phöben bei Werder an der Havel. Zusammen können sie den Aufwand und die Finanzierung des Hofladens besser stemmen, sagt Troschke, der für unser Interview nach Selbelang gekommen ist. Mehr als 100.000 Euro haben die vier Landwirte in den Hofladen gesteckt. „Ohne Förderung, wir haben alles selbst finanziert“, sagt Troschke.

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Hofladen Selbelang: An der Lebensader

Selbelang ist ein eher unscheinbares Dorf und liegt an der Bundesstraße B5, der Lebensader im Havelland zwischen Berlin und Rathenow, gleich hinter Ribbeck. Mit dem Hofladen kommt Leben in den Ort. Endlich gibt es wieder einen Nahversorger, denn die nächsten Geschäfte in Nauen und Friesack sind rund zehn Kilometer entfernt und nur mit dem Auto erreichbar. Die vier Gesellschafter hoffen, dass ihr Hofladen aber auch Berliner anspricht und jene, die im Speckgürtel der Metropole leben und zudem auf gute, regional produzierte Lebensmittel setzen. Die qualitativ hochwertigen Waren aus der Region sind nicht zum Discounterpreis zu haben. Troschke weiß: „Unser Konzept steht und fällt mit der Kaufkraft der Menschen.“

Regionalität für Kunden entscheidend

Im Hofladen gibt es regionale Waren, wenn möglich in Bio-Qualität. Nach seiner Erfahrung sei den Kunden der regionale Aspekt wichtiger als ein Bio-Siegel und bei Tieren die Art und Weise der Haltung, so Troschke.

Die Rinder von Karsten Wolter werden bereits auf den Weiden im Naturpark Westhavelland geboren. Etwa 530 Tiere sind es derzeit, rund 260 Kälber werden erwartet. Die Duroc-Schweine, deren Fleisch im Märkischen Hofladen Selbelang verkauft wird, kommen aus einer Freilandhaltung bei Havelberg. Wenn die Tiere geschlachtet werden, holen die Landwirte sie ab. Kein großer Viehtransport mit fremden Tieren soll unnötigen Stress verursachen. „Wir begleiten die Tiere bis zum Schluss“, sagt Betriebsleiterin Mariana Lengauer. Geschlachtet werde in Perleberg, verarbeitet von Fleischer Rudi Schröder – exklusiv für den Märkischen Hofladen. Es sind seine Rezepturen, nach denen die Wurst zubereitet wird.

Doch der Mensch lebt nicht vom Fleisch allein. Und so gibt es auch Käse und Honig im Märkischen Hofladen. Marmeladen aus dem Spreewald, Obst, Gemüse, Milch und Eier und kommen vom Demeter-Hof Kuhhorst. Es gibt Nudeln, Würzmischungen, Öle und Essig – alles aus der Region, womit Troschke nicht Landesgrenzen, sondern einen Umkreis von 100 Kilometern meint.

Wechselndes Sortiment

Von Demeter-Bauern stammt auch das Getreide, mit dem die Bäckerei Vollkern aus Rohrlack in der Prignitz Brot, Brötchen und Kuchen bäckt, die im Hofladen verkauft werden. Dazu kommen Säfte aus der Mosterei Ketzür, und es gibt eine Auswahl an „geistreichen“ Getränken. Zu den Verkaufsschlagern gehört das in Tangermünde gebraute Bier, das in Dreiviertel-Liter-Flaschen verkauft wird.

Das Sortiment sei in einem Hofladen nicht immer vollständig, und es wechselt, so Troschke. Gerade laden gelbe, orange und tief lila Möhren zum Reinbeißen ein. Es gibt Kartoffeln, Äpfel, bunten Mangold. Das Angebot ist saisonabhängig. Troschkes Gänse werden erst zum Jahresende das Angebot erweitern. Und da der 36-Jährige auch als Jäger unterwegs ist, soll im Herbst auch Wild das Angebot des Hofladens erweitern. „Landwirte, die mit ihren hochwertigen Produkten das Sortiment erweitern möchten, sind uns willkommen“, betont er.


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Acht Mitarbeiter

Seit Dezember hat der Hofladen geöffnet. „Es gibt schon eine Reihe von Stammkunden“, erzählt Betriebsleiterin Mariana Lengauer. Die 41-jährige Berlinerin gehört zu den acht Mitarbeitern des Hofladens. Schon jetzt ist der Kundenkontakt sehr persönlich. Kunden schicken ihre Einkaufsliste per Textnachricht, und Lengauer und ihr Team packen alles zusammen, damit es auf dem Heimweg nur noch abgeholt und bezahlt werden muss. Eine betagte Dame aus der Nachbarschaft des Hofladens bekommt ihre Ware an die Tür geliefert. „Das ist selbstverständlich auf dem Dorf“, sind sich Troschke und Lengauer einig.

Hofladen Selbelang, Etwas Platz ist noch: Landwirte aus der Region sind eingeladen, die Produktpalette zu erweitern.
Etwas Platz ist noch: Landwirte aus der Region sind eingeladen, die Produktpalette zu erweitern. (c) Silvia Passow

Sonderwünsche und foodtruck vor der ladentür

Für die Kundschaft erfüllt Lengauer schon mal Sonderwünsche wie Bio-Orangen. Die gibt es dann nicht aus der Region, aber immerhin in Bioqualität. Ohne Lengauer, sagt Troschke, würde der Laden nur halb so gut laufen. Früher plante sie Hochzeiten, doch in Pandemie-Zeiten wird weniger opulent geheiratet. Den Hofladen managt die passionierte Reiterin mit sichtbarer Freude und Leidenschaft. Diese Begeisterung versprüht auch Troschke. „Ja, wir machen das hier aus Überzeugung“, sagt er, „Bio, regional, nachhaltig, das zieht so seine Kreise.“

Und so sind auch die Verpackungen der Lebensmittel ein Thema für ihn. Das Fleisch wird in Plastik verschweißt. „Das lässt sich kaum ändern“, sagt er. Ansonsten gilt die Devise: Je weniger, desto besser. Draußen vor der Tür gibt es ein Angebot, das fast ohne Verpackung auskommt: Der Foodtruck bietet genussfertige Leckereien aus dem, was drinnen verkauft wird. Hier lässt sich schon mal kosten, was auch am heimischen Herd gebrutzelt werden könnte. Empfehlung von Sven Troschke: Unbedingt die Burger probieren!



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Brand in Putenmastanlage Marxdorf

Mehr als hundert Kameraden zahlreicher Feuerwehren aus Märkisch-Oderland und dem Landkreis Oder-Spree bekämpften in Marxdorf bei Seelow einen Brand in einer Putenmastanlage, der in der Nacht von Freitag zu Samstag ausgebrochen war.

Von Heike Mildner

Glück im Unglück: Der Putenstall selbst brannte nicht, sondern eine benachbarte Halle, in der Putenmist und Stroh gelagert waren. Wie die Märkische Oderzeitung berichtet, könnte sich der Putenkot, der während der Lagerung Gase freisetzt, durch Sturm und vermehrte Sauerstoffzufuhr selbst entzündet haben.

Putenkot als Brandursache?

Ob dies die Ursache für den Brand in Putenmastanlage Marxdorf ist, wird gerade untersucht. Bereits vor zwei Jahren habe es in der Anlage schon einmal gebrannt, gab Constantin Schütze, Bürgermeisters und Mitglied der Marxdorfer Feuerwehr der Lokalzeitung zu Protokoll.

Erschwert wurde das Löschen durch die Module der Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Lagerhalle. Vom Feuerwehrtechnischen Zentrum in Strausberg sei zusätzlich Löschschaum bereitgestellt worden.

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Neuer ASP-Zaunverlauf im Unteren Odertal

Nach Kritik an der Trassenführung des Zauns zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im Nationalpark Unteres Odertal wird der dortige Festzaun nun doch teilweise verlegt.

Von Heike Mildner

Dies teilte das Brandenburgische Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz (MSGIV) vergangenen Donnerstag mit. Zuvor hatten sich die Leiterin des Landeskrisenstabs zur Bekämpfung der ASP-Verbraucherschutzstaatssekretärin Anna Heyer-Stuffer, Umwelt- und Agrarstaatssekretärin Anja Boudon und die Landrätin des Landkreises Uckermark, Karina Dörk, bei einem Treffen in Angermünde auf den neuen Zaunverlauf verständigt.


Unteres Odertal
(c) Heike Mildner

Nationalpark Unteres Odertal: Tödliche Idylle

Durch den ASP-Zaun ist der Nationalpark Unteres Odertal weiße Zone und bei Hochwasser eine Falle für alle größeren Säugetiere geworden. Wir haben uns die Flutungspolder A und B genauer angesehen. Eine Momentaufnahme. mehr


ASP-Zaun Unteres Odertal: Verschiebung in richtung westen

Der westliche Zaun des ASP-Schutzkorridors soll zwischen Stützkow und Schwedt nach Westen verschoben werden. „Damit erhalten Wildtiere genügend Fläche, um sich aus den regelmäßig von Hochwasser betroffenen Auenflächen zurückziehen zu können. Der Umbau wird umgehend beginnen“, ist man sich einig.

Während Nationalparkdirektor Dirk Treichel mit dem Kompromiss zum ASP-Zaun im Unteren Odertal zufrieden ist, hält der Verein Wildtierschutz Deutschland ihn für unzureichend und verfolgt gerichtliche Klagen und Beschwerde bei der EU-Kommission weiter.

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Redispatch 2.0: Einfach abgeschaltet

Zur Stabilisierung der Stromnetze setzen die Netzbetreiber ohne jegliche Vorankündigung landwirtschaftliche Biogasanlagen außer Betrieb – mit unkalkulierbaren Folgen für die Technik, die Betriebe und deren Kunden.

Thomas Maennicke traf die Abschaltung des Blockheizkraftwerks der Höhnstedter Biogasanlage am 27. Januar unvermittelt. Ohne Vorwarnung an den Betreiber, die Biogas Höhnstedt GmbH, wurde die Anlage an jenem Donnerstag vom Netz genommen. Dies erfolgte im Zuge des Netzsicherheitsmanagements (NSM) durch die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mbH (Mitnetz Strom). Die Zwangsabschaltung dauerte letztlich insgesamt 27,5 Stunden, sagte Maennicke später der Bauernzeitung.

Der Diplomagraringenieur ist Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Höhnstedt im Saalekreis (Sachsen-Anhalt). Zusammen mit Johann Nuscheler führt er zudem die Geschäfte der Biogas GmbH, einer gemeinsamen Tochter der Agrargenossenschaft und von Nuschelers Saatgut- & Agrarservice Beesenstedt GmbH.

abschaltungen: Bürger sitzen im Kalten

Die Höhnstedter Biogasanlage, anfangs mit 772 kW elektrischer Leistung ausgelegt und später für die Flexibilisierung um einen zweiten Gasmotor mit 1.950 kW erweitert, traf das Notaus in aller Frühe, kurz vor Beginn der Flexlaufzeit. „Im Rahmen der Flexibilisierung bekommen wir Zeiten vorgegeben, in denen Strom erzeugt werden soll. Dafür müssen unsere Gasspeicher gefüllt sein“, erklärte der Betriebsleiter.

Problematisch gewesen sei die Abschaltung vor allem auch, weil mit der Abwärme der Anlage neben eigenen Betriebsstätten ein Netz von fast 40 Kunden versorgt werde, darunter viele Haushalte und eine Kita. Selbst der große, 200 m³ Warmwasser fassende Speicher könne solch lange Ausfallzeiten nicht abpuffern. „Mal vier, fünf Stunden wären kein Problem. Eine zeitweilige Reduzierung auf 50 bis 60 Prozent der Nennlast ginge auch mal“, sagte Maennicke. „Wichtig ist aber, dass wir rechtzeitig informiert werden, um uns zumindest darauf vorbereiten zu können.“ Verwundert zeigte sich Maennicke darüber, dass im Nachbarort stationierte Windenergieanlagen reduziert laufen konnten, während etwa die Photovoltaikanlage der Agrargenossenschaft ebenfalls vom Netz genommen wurde.

Entlastungsmaßnahmen zum Vermeiden von Netzengpässen werden aufgrund des Ungleichgewichts zwischen dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem schleppenden Netzausbau zunehmend notwendig. Betroffen waren am 27./28. Januar Energieerzeugungsanlagen in Regionen im mittleren, südlichen und östlichen Sachsen-Anhalt sowie im Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg.

Die Reduzierung der Stromeinspeisungen, die teils auf Anforderung des vorgelagerten Übertragungsnetzbetreibers (ÜNB), der 50Hertz Transmission GmbH, erfolgte, belief sich in der Summe auf nahezu zwei Gigawatt (GW).

(c) IMAGO/IMAGEBROKER

vorfall ist Längst kein Einzelfall

Das Vorkommnis in Höhnstedt war und ist indes kein Einzelfall. Zuletzt gab es vermehrt Hinweise auf ein verstärktes Abschalten von Biogasanlagen im sogenannten Redispatch 2.0. So erhält z. B. der Bauernverband Sachsen-Anhalt seit vorigem Herbst zunehmend Informationen von Mitgliedern diesbezüglich, bestätigte Thorsten Breitschuh vom Referat Erneuerbare Energien und Nachwachsende Rohstoffe des Verbandes. Ihm zufolge können unangekündigte Abschaltungen diese Folgen haben:



Vorabinformation nötig

Anlagenbetreiber wurden laut Breitschuh nicht zuletzt bei Veranstaltungen des Bauernverbandes angehalten, sich auf die Teilnahme am Redispatch 2.0 vorzubereiten. Es seien viele Daten gemeldet und Dienstleister beauftragt worden. Das eigentliche Ziel – die vorzeitige Information der einzelnen Anlage über zu erwartende Netzeingriffe – funktioniere aber auch vier Monate nach dessen Einführung in keinster Weise, betonte der Diplomagraringenieur.

Eine Nachfrage bei einem großen ostdeutschen Händler (Direktvermarkter) für erneuerbare Energien brachte folgende Erkenntnisse: Für Anlagen, die am Flexbetrieb teilnehmen und derzeit im sogenannten Prognosemodell verortet sind, sollte ein Wechsel auf das Planwertmodell angestrebt werden, das marktseitig allerdings auf den 1. Oktober 2022 verschoben wurde. Im Prognosemodell ist der Netzbetreiber derjenige, der die Ausfallarbeit anhand der Einspeisung der vorhergehenden Viertelstunde berechnet und diese dem Betreiber der Technischen Ressource (BTR = Marktrolle, die im Normalfall durch den Direktvermarkter übernommen wird), mitteilt. Im Planwertmodell gilt der im Voraus gemeldete Fahrplan als Abrechnungsgrundlage.

Wird im Zuge des Redispatch 2.0 abgeschaltet, müssen alle Teilnehmer eines Direktvermarkters auch noch die Kosten der Ausgleichsenergie finanzieren. Diese ist erforderlich, um den abgeschalteten Strom an anderer Stelle wieder zuzukaufen.

ABSCHALTUNG VON BIOGASANLAGEN
Wie Probleme künftig vermeiden?
Folgende Bedingungen sollten aus Sicht des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt beim Redispatch von Biogasanlagen berücksichtigt werden:

■ Außer in akuten Notsituationen wird die Leistungsreduktion der Anlagen auf 60 % begrenzt, um Probleme bei Gasverbrauch und Wärmeversorgung zu vermeiden. Generatoren, die mit Verbrennungsmotoren angetrieben werden, dürfen – wenn eine Komplettabschaltung unabdingbar ist – nur in Stufen (100–60–0 %) mit zeitlicher Staffelung von mindestens drei Minuten zwischen den Schaltstufen heruntergeregelt werden.
■ Biogasanlagen haben vergleichsweise geringe Leistungen und sind an der Mittelspannung angeschlossen. Insofern gibt es nur selten Gründe, eben diese Anlagen abzuschalten, wenn in überregionalen Hochspannungsnetzen abgeregelt werden muss. Ein Abschalten kann daher nachrangig erfolgen oder auf Überlastungsfälle im jeweiligen Mittelspannungsnetz begrenzt bleiben.
■ Die Vergütung der Ausfallzeit erfolgt im „Pauschalabrechnungsverfahren“ unabhängig von der Leistung vor der Abschaltung, immer bezogen auf die beim Netzbetreiber hinterlegte Höchstbemessungsleistung der Anlage.
■ Anlagenspezifische Informationen über geplante Abschaltungen bzw. Leistungsreduzierungen sollen möglichst mindestens 24 Stunden im Voraus erfolgen. Dann ist zumindest das geringe, kurzfristig vorhandene Anpassungspotenzial der Gaserzeugung in der Anlage (+-10 % pro Tag) durch einen angepassten Substrateinsatz nutzbar, um das Abfackeln von Gas zu reduzieren.
■ Durch Vorabinformationen könnte zudem verhindert werden, dass Biogasanlagen zu den geplanten Abschaltstunden ihre Leistung an den Direktvermarkter verkaufen. Dadurch können Folgeprobleme, wie der kostenpflichtige Erwerb von Ausgleichsenergie durch den Direktvermarkter an der Börse, vermieden werden.

Noch Übergangsphase für Redispatch

Hintergrund ist, dass aktuell noch die sogenannte Übergangslösung für Redispatch läuft. Hier gibt es lediglich einen finanziellen Ausgleich. Dieser setzt sich aus einem Mischpreis zusammen, um zumindest für die ausgefallenen Mengen den Vertragspreis dem Betreiber gegenüber auszahlen zu können. Im späteren Zielmodell wird für die ausgetauschten Ausfallarbeitsmengen keine Ausgleichsenergie berechnet, da die Direktvermarkter dann bilanziell ausgeglichen werden. Sprich, im Zielmodell würde die Anlage so behandelt werden, als hätte sie die Strommengen eingespeist.

Geplanter Testlauf für die Umstellung auf bilanziellen Ausgleich soll demnach der 1. März 2022 sein. Ab 1. Juni 2022 sollen, nach Beschlusskammer 6 und 8 der Bundesnetzagentur, alle Marktteilnehmer bilanziell ausgleichen.

Abregelungen müssen im Zielmodell im Voraus gemeldet werden, allerdings gibt es hierfür keine Frist. Somit kann die Meldung auch erst am Tag der Abschaltung geschehen. Aktuell, in der Übergangslösung, kündigen nur sehr wenige Netzbetreiber im Voraus ihre Abregelungen an.

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Fleischrindbullen: Wissen wollen, was drinsteckt

Anfang Februar wurden 21 stationsgeprüfte Fleischrindbullen bewertet und ausgestallt. 15 kehren zum 8. März nach Groß Kreutz zurück.

Von Paul Bierstedt

Am 3. Februar war es wieder soweit: Der erste Prüfdurchgang des nunmehr 17. Prüfjahres in der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung in Groß Kreutz stand zur Abschlussbewertung bereit. Ein spannender Moment, nicht nur für die Züchter, die ihre besten Bullenkälber zur sechsmonatigen Prüfung unter einheitlichen Bedingungen abgegeben hatten, sondern auch für Ulrike Drews vom Landesamt für ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF). Sie hatte als Prüfstationsleiterin die Obhut über dieses objektive Prüfverfahren, das leider selten geworden ist. Und auch für die Kollegen aus der Fleischrindabteilung der RBB GmbH, die die Abschlussbewertung durchführen und die finale Entscheidung für die traditionelle Bullenauktion am 8. März treffen möchten, ist es ein spannender Tag: Wie haben sich die 21 Bullenkälber, die im Sommer letzten Jahres auf den 14 Beschickerbetrieben selektiert wurden, entwickelt?

Potenziale prüfen

Der jüngste Bullenjahrgang sieht  gelassen der Bewertung entgegen.  Tageszunahmen von durchschnittlich 1.723 g weisen auf ein hohes  Leistungsniveau hin.
Der jüngste Bullenjahrgang sieht gelassen der Bewertung entgegen. Tageszunahmen von durchschnittlich 1.723 g weisen auf ein hohes Leistungsniveau hin. (c) Paul Bierstedt

Nach strenger Vorauswahl können in Brandenburg etwa 40 potenzielle Zuchtbullenkälber unter einheitlichen Haltungs- und Fütterungsbedingungen geprüft werden. Monatliche Wägungen, die Messung von Rückenmuskelfläche und Fettauflage am Prüfende, sowie die Abschlussbewertung bieten einen großen Mehrwert für Züchter und Käufer dieser Bullen.

Bei einem hohen Fütterungsniveau wird das genetische Wachstumspotenzial herausgekitzelt. Neben den hohen Zunahmen, die es zu erreichen gilt, ist außerdem der Phänotyp der Bullen von großer Wichtigkeit. Es sollen am Ende leistungsstarke Zuchtbullen sein, die in allen drei Merkmalskomplexen, Typ–Bemuskelung–Skelett, ihrer jeweiligen Rasse bestmöglich entsprechen. Unter Berücksichtigung aller Merkmale trennt sich am Ende die sprichwörtliche Spreu vom Weizen und bringt Bullen hervor, die unabhängig geprüft wurden und sich gegen ihre Konkurrenz durchsetzen konnten. Damit prädestinieren sie sich für den züchterischen Einsatz und werden diese Überlegenheit auch an ihre Nachzucht weitergeben.

Ab 13 Uhr wurde Bulle für Bulle der Kommission und den Züchtern vorgestellt und einzeln bewertet. Trotz nasskalten Wetters und Nieselregen war die Stimmung hoffnungsvoll und die Freude groß. Sind doch die Kälber sechs verschiedener Rassen im vergangenen halben Jahr zu imposanten Bullen gereift. Ihre insgesamt sehr positive Entwicklung bestätigen die durchschnittlichen Prüftageszunahmen von 1.732 g.

In der Spitze ist ein Ausnahmebulle der Rasse Angus zu nennen, der mit 2.284 g über den gesamten Prüfzeitraum den höchsten Zuwachs zu verzeichnen hatte. Der auffällige rote Hoffnungsträger stammt aus der Zucht von Lars Schmidt aus Nauen und wird zusammen mit 14 weiteren stationsgeprüften Bullen das Auktionslot der Brandenburger Fleischrindbullenauktion bereichern.

BrandenbuFleischrindbullenauktion Groß Kreutz: Lange tradition

Fleischrindbullenauktion Groß Kreutz , Gute Stimmung bei den Züchtern, die der Bewertung ihrer Tiere zuhören
Gute Stimmung bei den Züchtern, die der Bewertung ihrer Tiere zuhören (c) Paul Bierstedt

Über zwei Jahrzehnte hinweg hat sich Groß Kreutz bundesweit als Auktionsstandort einen Namen gemacht. Qualität und Angebot, konnten auch überregional Interesse wecken und trugen dazu bei, dass die Brandenburger Bullenauktion ein fester Termin in den Kalendern vieler Züchter geworden ist. Wie bereits im vergangenen Jahr setzten die Berlin-Brandenburger auf eine Hybridauktion. Somit kann nach vorheriger Anmeldung der Bulle der Wahl sowohl vor Ort als auch über das Internet ersteigert werden.

Zur Wahl stehen 72 Bullen aus sechs Rassen, einige davon mit Öko-Status. Zwei Drittel der Bullen sind reinerbig hornlos getestet. Ein durchschnittlicher Relativzuchtwert Fleisch (RZF) von 109 und Zunahmen in beiden Wägungen von ca. 1.500 g weisen auf das hohe Leistungsniveau hin.

Wer bei der Auktion nicht zum Zuge kommt und sich einen geprüften Bullen sichern möchte, kann sich den Ausstallungstermin des zweiten Prüfdurchganges vormerken. Diese Bullen aus dem Geburtszeitraum März bis Mai 2021 werden im Mai ausgestallt und können direkt ab Station erworben werden.


Die 21. Bullenauktion beginnt am 8. März um 11 Uhr. Informationen zu den Bullen und Anmeldung unter rinderzucht-bb.de

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Wo ist der Ausweg?

Schweinehalter Stefan Wille genannt Niebur hat bisher auch in der Dunkelheit immer noch Licht gesehen. Doch schlechte Schweinepreise, teures Futter, Erlösverluste, Corona und ASP-Gefahr zerren an den Nerven.

Von Gerd Rinas

„Wann hatten Sie das letzte Mal Kontakt zu Schweinen?“ Der Mann, der mich am Eingang der Sauenanlage begrüßt, will kein Risiko eingehen. Erst als Stefan Wille genannt Niebur sich vergewissert hat, dass von mir wohl keine Übertragungsgefahr ausgeht, lässt er mich ein.

„Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“

Die Gefahr der Afrikanischen Schweinepest ist real. Als wenn die Lage nicht schon angespannt genug wäre! Die Worte von Linus Wille genannt Niebur, seinem Sohn, auf der Bauernkundgebung vor der Schweriner Staatskanzlei Ende Januar haben viele Landwirte aufgeschreckt. Die Schweinepreise sind im Keller, Exportbeschränkungen und Corona haben die Nachfrage nach Schweinefleisch endgültig einbrechen lassen. Bis zu 36.000 Euro Verlust bringe ihre Schweinehaltung jeden Monat ein. Änderung sei nicht in Sicht, hatte sein Sohn in Schwerin öffentlich gemacht. „Wir haben schon einiges erlebt. Aber so wie es jetzt ist, das gab es noch nicht. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, lässt Stefan Wille-Niebur durchblicken.

Im geschlossenen System

Der Landwirt hält Schweine im geschlossenen System: In Liessow zwischen Warin und Schwerin betreuen Betriebsleiterin Claudia Wiese und Tierwirt David Schädlich in einer teilmodernisierten Anlage 630 Sauen. Nach etwa 70 Tagen kommen die 30 kg schweren Läufer in die Mastställe nach Plate und Weitendorf, beide mit jeweils 2.800 Plätzen. Mit 31,2 abgesetzten Ferkeln je Sau und Jahr, 480 bis 500 g Tageszunahmen und zwei Prozent Verlust schaffen die beiden jungen Mitarbeiter in der Ferkelaufzucht überdurchschnittliche Leistungen. Auch die Ergebnisse in der Mast können sich sehen lassen: 900 g Tageszunahmen und 1,5 % Tierverluste sind hier Standard.

Bei jedem Schwein wird Geld dazugegeben

Trotzdem kommen Ferkelerzeuger und Mäster schon lange nicht mehr auf ihre Kosten: Stefan Wille-Niebur ist Mitglied im Schweinekontroll- und Beratungsring MV. Im Wirtschaftsjahr 2020/2021 erlösten die Sauenhalter pro Ferkel 47,54 Euro – bei Produktionskosten von 58,40 Euro. Aktuell bekommen die Ferkelproduzenten bei einem Notierungspreis von 23 Euro mit Zuschlägen noch 40 Euro für ein 30 Kilo schweres Ferkel. Dabei schlagen jetzt 2,57 Euro höhere Sauen- und 2,18 Euro höhere Ferkelfutterkosten pro Tier zu Buche. 40 Euro Erlös stehen nun schon 63,15 Euro Produktionskosten gegenüber. „Die Differenz hat sich gegenüber dem Wirtschaftsjahr 2020/21 von 10,86 auf 23,15 Euro pro Ferkel verschlechtert“, rechnet Wille-Niebur vor. Pro verkauftem Mastschwein verliert der Landwirt derzeit 44,65 Euro.

Betreuen 630 Sauen mit großem Erfolg: Agrarbetriebswirtin Claudia Wiese  und Tierwirt David Schädlich.
Betreuen 630 Sauen mit großem Erfolg: Agrarbetriebswirtin Claudia Wiese und Tierwirt David Schädlich. (c) Sabine Rübensaat

Hauptursache für dieses auf Dauer untragbare Ergebnis ist der schlechte Schlachtschweinepreis. „2019 und 2020 profitierten wir von der großen Nachfrage aus China. Dort war 2018 Afrikanische Schweinepest ausgebrochen. Der Markt saugte praktisch alles auf“, erinnert sich Wille-Niebur. Im März 2020 stiegen die Schlacht-schweinepreise auf 2,02 Euro pro Kilo Schlachtgewicht. „Es war der Hammer. Jedem war klar, dass es nicht ewig so weitergehen würde. Doch dass die Chinesen die Lage so rasch in den Griff kriegen würden, hätten wohl nur die wenigsten erwartet“, so der Landwirt.

Als dann Corona und ASP in Deutschland ausbrachen, war es mit dem Preisfeuerwerk auf dem Schweinemarkt vorbei. „Die Nachfrage brach ein, dann gingen auch noch die Futterkosten ab. Im Oktober 2021 landeten wir bei einem Schweinepreis von 1,23 Euro pro Kilo Schlachtgewicht. Aktuell werden 1,20 Euro notiert. Um wenigstens die Kosten zu decken bräuchten wir aber mindestens 1,67 Euro“, hat Wille-Niebur kalkuliert.

Kurs gehalten in orientierungsloser Zeit

Wie in vielen Schweinehalterfamilien wächst auch hier in Plate die Unruhe. „Die Gespräche am Abendbrottisch drehen sich fast nur noch um den Betrieb, um gestiegene Futterkosten, Erlöseinbußen, Corona und ASP. Wo ist der Ausweg? Alle möglichen Handlungsszenarien werden diskutiert“, so Stefan Wille-Niebur. Tatsächlich hat er in den vergangenen Jahren trotz mangelnder Orientierung und quälend langer Meinungsbildung in der Politik immer wieder selbst Entscheidungen getroffen, um die Zukunft des Betriebes abzusichern.

Nach dem Urteil des Magdeburger Oberverwaltungsgerichts zum Kastenstand im November 2016 hat der Landwirt Geld in die Hand genommen – und umgebaut. Im Wartestall werden die Sauen nun in Gruppen gehalten. Im Deckzentrum hat er die alten engen Kastenstände durch breitere ersetzt, die sich öffnen lassen, sodass die Sauen auch hier frei laufen können. 20.000 Euro hat der Landwirt dafür ausgegeben.

Abferkelung: Beinahe voll reingetappt

„Eigentlich wollten wir auch gleich die Abferkelung neu gestalten. Die Bauzeichnungen waren fertig, die neuen Buchten hatten eine Nettofläche von 6,2 Quadratmetern. Doch eine Stimme, die es gut mit uns meinte, riet uns, die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung abzuwarten. Das war goldrichtig: In der Verordnung sind 7,2 Quadratmeter Netto-Buchtenfläche vorgeschrieben. Wir wären voll reingetappt, hätten 1,2 Millionen Euro verbrannt. Jetzt müssen wir auf bessere Zeiten zum Finanzieren warten“, bedauert der 49-Jährige.

Bisher hat Stefan Wille-Niebur sich meist selbst geholfen: 15.000 Euro hat er investiert, um in den Mastställen die Buchten zu vergrößern und den Schweinen Heu anzubieten. Damit erfüllt er die Voraussetzungen, um an der Initiative Tierwohl teilzunehmen. Der Zuschlag von 5,28 €/Tier bzw. 125 € pro 97-kg-Schlachtschwein rettet das Betriebsergebnis nicht, ist aber eine gern gesehene zusätzliche Einnahme. „Ich hoffe, dass sie nicht nach kurzer Zeit wie beim Qualitätssiegel QS eingepreist wird“, so der Landwirt.

Ausstieg aus Schweinehaltung bisher keine option

Der Ausstieg aus der Schweinehaltung ist für ihn bisher keine Option. Eine Ausstiegsprämie wäre für ihn die allerletzte Wahl. Der Schweinehalter sieht die neuen Regierungen in Berlin und Schwerin in der Pflicht, Rahmenbedingungen zu entwickeln, die eine wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltige Schweinehaltung in Deutschland möglich machen. „Dazu sind rasche und eindeutige Entscheidungen nötig, wie es mit der Tierhaltung in Bund und Land weitergehen soll.“

Seine Schweine vermarktet Stefan Wille-Niebur an Westfl eisch in Coesfeld,  Nordrhein-Westfalen. Derzeit setzt der Landwirt pro verkauftem Mastschwein 44,65 € zu.
Seine Schweine vermarktet Stefan Wille-Niebur an Westfleisch in Coesfeld, Nordrhein-Westfalen. Derzeit setzt der Landwirt pro verkauftem Mastschwein 44,65 Euro zu. (c) Sabine Rübensaat

Handlungsoptionen liegen auf dem Tisch

Mit dem Borchert-Plan lägen praxisnahe Handlungsoptionen auf dem Tisch. „Jetzt muss zügig die Finanzierung geklärt werden“, fordert der Landwirt. Es sei gut, wenn Ideen und Ansätze breit diskutiert würden. „Irgendwann müssen aber Nägel mit Köpfen gemacht werden.“ Neben der Politik habe der Lebensmitteleinzelhandel interessante Projekte auf den Weg gebracht, findet Stefan Wille-Niebur. Er sieht Großverbraucher und Gastronomie als Partner der Landwirte, z. B. bei der Vermarktung regionaler Produkte. „Wenn es stimmt, was uns viele Umfragen sagen, dass Verbraucher bevorzugt Produkte aus der Region kaufen wollen, dann müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass sie diese Produkte kriegen.“

Dafür das Marketing und Preismodelle zu entwickeln und am Markt einzuführen, wäre lohnenswert. Es könnte dazu beitragen, Verbraucherwünsche zu erfüllen und gleichzeitig Erzeugerpreise zu stabilisieren“, sagt der Landwirt, der 2008 mit seiner Familie aus dem niedersächsischen Essen-Oldenburg nach Plate in Mecklenburg-Vorpommern wechselte und hier die Familientradition fortsetzt. Willes genannt Nieburs betreiben nachweislich seit 1406 Landwirtschaft. Stefan Wille-Niebur ist entschlossen, durchzuhalten. Er will den Betrieb mit den drei Standorten später an seinen Sohn Linus übergeben. Der 21-Jährige absolviert derzeit an der Fachschule für Agrarwirtschaft in Güstrow-Bockhorst seine Ausbildung zum Staatlich geprüften Agrarbetriebswirt.


Karsten Ilse im leeren Stall.
(c) LBV

Afrikanische Schweinepest: Karsten Ilse gibt Schweinemast auf

Nach 24 Jahren Schweinemast sind seit heute die Ställe von Karsten Ilse leer. Bereits im November hatte der Landwirt beschlossen die Schweinehaltung in Letschin (Oderbruch) aufzugeben, da wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) die Verluste für Mäster in der ASP-Restriktionszone zu groß waren. mehr


Schweinehaltung: Wann fließen die Coronahilfen?

Im Januar hat der Landwirt den Kontakt zu seiner Hausbank intensiviert und einen Kredit in sechsstelliger Höhe verhandelt. „Unser Unternehmen ist gesund. Wir sehen uns durch widrige Umstände in Not.“ Tatsächlich hat Corona die fehlende Nachfrage nach Schweinefleisch auf Volksfesten, Weihnachtsmärkten und in Gaststätten einbrechen lassen. „Andere Branchen werden mit Überbrückungshilfen unterstützt. Wir haben bisher keinen Cent gesehen“, so Wille-Niebur enttäuscht.

Regional und praxisnah: Die Bauernzeitung versorgt Sie mit allen wichtigen Nachrichten rund um die Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. mehr

Man gehe davon aus, dass die Coronahilfen für Schweinehalter zu Wochenbeginn beim Besuch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei seinem Schweriner Amtskollegen Reinhard Meyer zur Sprache kommen werden, hieß es am Freitag vorvergangener Woche beim Bauernverband MV. Das Thema sei am Montag im Gespräch zwischen den Ministern Habeck und Backhaus aufgenommen worden, teilte am Dienstag eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums auf Anfrage der Bauernzeitung mit. Der Umgang mit Anträgen aus der Schweinehaltung in der Überbrückungshilfe befinde sich „in der Klärung zwischen Bund und Ländern“. Ob und wann Schweinehalter Hilfen wegen coronabedingter Umsatzeinbußen erhalten, bleibt weiter ungewiss.

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