Rassesieg beim Fleckvieh

Während einer achtstündigen Auktion wurden 202 der 204 aufgetriebenen Tiere verkauft, eines davon zum Höchstpreis von 15.000 Euro: Die c zeichneten sich zweifellos durch besondere Maßstäbe aus. Mit dabei: 14 sächsische Züchter mit 30 Tieren.

Die erstmals gemeinsam ausgerichtete Veranstaltung von Züchtern aus dem niedersächsischen und sächsischen Teil des Masterrind-Gebietes lässt Ausrichter und Beteiligte zufrieden zurück. Mit 4.023 Euro über alle Rassen erreichte der Durchschnittspreis für Bullen bei den 43. Verdener Fleischrindertagen neue Dimensionen. Und dass das Angebot fast völlig abgeräumt wurde, habe vorher nicht jeder erwartet, so Clemens Braschos, Fachberater Fleischrind bei Masterrind in Meißen.

Limousin und Fleckvieh

Am höchsten boten die Käufer für die insgesamt 63 Limousinbullen: Im Schnitt wechselten sie für 4.585 Euro den Besitzer. Die Rasse stellte mit dem Bullen Lord vom niedersächsischen Züchter Gerd Grimmelmann auch den Champion der Schau. Für den Höchstpreis von 15.000 Euro ging der Limousinbulle Magic vom Betrieb Müller aus Kirchlinteln aus dem Ring. Ein sächsischer Limousinzüchter war ebenfalls erfolgreich: Für den Bullen Meribor erhielt Michael Klemm aus Hartmannsdorf-Reichenau eine 1a-Prämierung.

Erfolgreich präsentierten sich auch sächsische Fleckviehzüchter. Andreas Marticke aus Frohburg durfte sich über die Prämierung seines Bullen Edward als Sieger der Rasse freuen. Das Tier wurde zudem Rassetypsieger der Schau und ging für 4.400 Euro aus der Versteigerung.

Eine 1a-Prämierung erhielt zudem der Bulle Impuls von Steffen Mehnert aus Hohnstein. Im Schnitt erzielten die Fleckviehbullen, die zu mehr als der Hälfte aus sächsischen Betrieben kamen, einen soliden Preis von 3.011 Euro.


Mit diesen drei Bullen und einem weiteren Vererber fahren Michael und Jana Klemm nach Verden.
(c) Karsten Bär

Limousinhof Klemm: „Von nichts kommt nichts“

Mit vier Bullen wird der Limousinhof Klemm an den Fleischrindertagen in Verden teilnehmen. Dort findet erstmals eine gemeinsame Auktion niedersächsischer und sächsischer Züchter mit mehr als 200 Tieren statt. mehr


Angus und Charolais

Einen guten Durchschnittspreis von 3.644 Euro verzeichneten die Angusbullen, von denen 43 aufgetrieben worden waren, auf den 43. Verdener Fleischrindertagen. Hier konnte sich Markus Göbel aus dem ostsächsischen Großschweidnitz über eine 1a-Prämierung für seinen Bullen Oliver und mit 5.600 Euro auch über den zweitbesten Preis in dieser Rasse freuen.

Eine weitere sächsische 1a-Prämierung holte Charolaiszüchter Hubert Bourgeois aus Hartmannsdorf-Reichenau für seinen Bullen Vision. Charolaisbullen erzielten im Schnitt 4.411 Euro und waren damit die am zweitbesten bezahlte Rasse.


Sachsen aktuell

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Außer den Bullen standen in Verden auch sieben weibliche Elite-Tiere zur Versteigerung. Sie wurden im Schnitt für 4.285 Euro verkauft, wobei das Höchstgebot für eine belegte Charolaisfärse stolze 6.500 Euro betrug. Aus Sachsen hatte Andreas Marticke eine Fleckviehfärse aufgetrieben, deren Mutter bereits drei Mal auf der agra präsentiert und dort einmal Siegerin wurde. Sie ging für 3.800 Euro an einen hessischen Zuchtbetrieb, der bereits mehrfach Tiere aus Frohburg erworben hat.

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Agrofarm eG Lüssow: 150 Kühe weniger – weil Melker fehlen

Einmal im Monat schlägt auf der Agrofarm in Lüssow bei Rostock die „Stunde der Wahrheit“: Dann kommen über 700 melkende Kühe nicht nur zum Melken, sondern auch zur Milchkontrolle in den Melkstand. Für Herdenmanagerin Lisa Straßburg ist die Kontrolle ein wichtiges Steuerinstrument.

Von Gerd Rinas

„Auf der Basis von Milchproben werden Milchmenge, Fett- und Eiweißgehalt, Harnstoff und Hemmstoffe sowie die Zellzahl bestimmt. Wir erhalten genaue Angaben sowohl über jede einzelne Kuh als auch über die Herde insgesamt“, erläutert Straßburg. Auf dieser Basis kann die Herdenmanagerin rasch reagieren, wenn die Daten bei einer Milchkuh aus dem Ruder laufen. In der Agrofarm eG Lüssow ist die Milchkontrolle Teil des Herdenmanagements. Im Milchwirtschaftsjahr 2021/22 haben die Rinder der Agrofarm 9,07 Mio. kg Milch gegeben. Mit 11.259 kg pro Kuh bei 4,12 % Fett und 3,64 % Eiweiß zählte der Betrieb in der Herdengröße bis 999 Tiere wieder zu den leistungsstärksten in Mecklenburg-Vorpommern.

Milchkontrolle: Arbeitsbeginn um 3 Uhr morgens

Die Milchkontrolle wird generalstabsmäßig vorbereitet. Lisa Straßburg hatte vor der Aktion am Dienstag voriger Woche eine unruhige Nacht. „Ich bin schon um 3 Uhr wach geworden und hab an die Arbeit gedacht. Eigentlich hätt‘ ich erst um 3.50 Uhr losgemusst. Aber ich bin dann aufgestanden und gefahren“, berichtet die 60-Jährige, die schon als Schülerin in den Ferien auf der LPG in Lüssow gearbeitet hat, später dort von der Pike auf lernte, alle Tätigkeiten in der Tierhaltung durchlief und sich qualifizierte, bevor sie 2017 zur Herdenmanagerin berufen wurde. Auch am Abend gegen 18 Uhr, Lisa Straßburg hatte eigentlich schon lange Feierabend, schaute sie noch einmal im Melkstand vorbei, ob auch alles vorbereitet war. „Klein Schwiesow, wo ich wohne, ist ja gleich in der Nachbarschaft, das ist kein Problem“, sagt Straßburg, die vor zwei Jahren das letzte Mal bei der Milchkontrolle dabei war. Danach hat sie Jüngeren Platz gemacht.

Wie immer zu diesem Anlass übernehmen die Männer Aufgaben, die sonst Frauen erledigen. Repromeister Ricardo Klatt kümmert sich ausnahmsweise um die Kälber. Kevin Schrobsdorf treibt die Kühe in den Vorwartehof und Siegfried Sellin füttert. Für die Milchkontrolle wird das Team im Melkstand um drei Kräfte verstärkt. So auch in der Nachtschicht am Dienstag voriger Woche. Während Edda Fischer und Amely Neitzel melken, steht die junge Saskia Nehring „am Kasten“: Sie nimmt von „Trägerin“ Hanna Arendt die kleinen Flaschen mit den Gemelkproben in Empfang, füllt die Milch zunächst in einen Glaszylinder und dann in ein Proberöhrchen, das später in Kisten zur Untersuchung ins MQD-Labor nach Güstrow gebracht wird.

Saskia Nehring nimmt von Natalie Hein und Anna Arendt (von links) Milchproben in Empfang.
Saskia Nehring nimmt von Natalie Hein und Anna Arendt (von links) Milchproben in Empfang. (c) Gerd Rinas

Zellzahl und Harnstoffwerte im langjährigen

Anschließend dokumentiert die Tierwirtin den Empfang der Milchprobe. Auszubildende Natalie Hein notiert als „Schreiberin“ vom Display am Melkstand die Nummer der Kuh, von der gerade Milch in die Probeflasche fließt. Später überträgt sie die Nummer auf einen Aufkleber auf der Flasche. Dieser Vorgang wiederholt sich bis in die frühen Morgenstunden 727 Mal, bis alle Kühe ab dem sechsten Tage nach dem Kalben bis zum Trockenstellen eine Milchprobe abgegeben haben. Das junge Team im Melkstand der Agrofarm eG Lüssow hat sehr gut zusammengearbeitet und bei der Milchkontrolle wieder bewiesen, wozu es in der Lage ist.

Drei Tage später lagen die Ergebnisse vor. Die Kühe gaben durchschnittlich 38,9 kg Milch. Wie immer wies das Nachtgemelk weniger Fett und Eiweiß auf als das Tagesgemelk. Aktuell waren es 3,75 % Fett und 3,63 % Eiweiß. Hemmstoffe waren keine in der Milch, Zellzahl und Harnstoffwerte im langjährigen Mittel.



Agrofarm eG Lüssow: akuter magel an fachpersonal

Trotz dieser guten Nachrichten bereitet die Milchproduktion Sorgen. „Seit 2018 hat der Mangel an Fachpersonal zugenommen. Uns fehlen ausgebildete Melker“, sagt Lars-Peter Loeck. Der Vorstand sieht für diese Entwicklung mehrere Ursachen. „Für viele junge Leute ist das Berufsbild des Tierwirts nicht mehr attraktiv. Freizeitgenuss, Arbeits- und Ausbildungszeiten zwischen sieben und siebzehn Uhr haben einen viel höheren Stellenwert als früher“, glaubt Loeck.

Schichtarbeit und Überstunden passten offenbar nicht mehr in die Vorstellungen vom modernen Berufsleben. „Mein Eindruck ist, dass Arbeit einen geringeren, Urlaub, Freizeit und Hobbys, Erholung und Familie einen höheren Stellenwert für junge Leute haben“, sagt Loeck nachdenklich. Für den Vorstand macht sich das Fehlen einer Berufsvorbereitung, wie es sie früher in Schulfächern wie „Produktionsarbeit“ oder dem „Unterrichtstag in der Produktion“ gab, negativ bemerkbar. „Viele haben nur noch einen Job und keinen Beruf, spüren schon gar nicht Berufung“, bedauert Loeck. Lange hat die Agrofarm eG Lüssow versucht, mit verstärkter Ausbildung von Tierwirtinnen und Tierwirten die Lücken zu schließen. Als das immer weniger gelang, schaltete man eine ausländische Arbeitsagentur ein, die Melkerinnen und Melker aus osteuropäischen Ländern vermittelte.

Auszubildende Hanna Arendt, bei der Milchkontrolle eigentlich für das Einsammeln der  Milchproben verantwortlich, treibt Kühe vom Vorwartehof in den Melkstand.
Auszubildende Hanna Arendt, bei der Milchkontrolle eigentlich für das Einsammeln der Milchproben verantwortlich, treibt Kühe vom Vorwartehof in den Melkstand. (c) Gerd Rinas

Reduzierung des Tierbestandes notwendig

Herdenmanagerin Lisa Straßburg trägt auf der Agrofarm zusammen mit ihrer Kollegin Jessica Pannenborg und Karin Gehrt, Leiterin Tierproduktion, die Verantwortung für die Milchproduktion.
Herdenmanagerin Lisa Straßburg trägt auf der Agrofarm zusammen mit ihrer Kollegin Jessica Pannenborg und Karin Gehrt, Leiterin Tierproduktion, die Verantwortung für die Milchproduktion. (c) Gerd Rinas

„Unsere Erfahrungen sind durchwachsen“, lässt Loeck durchblicken. Den besten Eindruck haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinterlassen, die für ein Jahr aus der Ukraine nach Lüssow kamen. „Drei Ehepaare haben in den vergangenen Jahren bei uns gearbeitet. Sie waren fachlich kompetent und zuverlässig“, betont der Vorsitzende, den beeindruckte, dass die jungen Leute auch Entbehrungen auf sich nahmen, um auf der Agrofarm Geld zu verdienen. So blieben deren Kinder in dieser Zeit meist bei den Großeltern. Auch Arbeitskräfte aus EU-Ländern haben in Lüssow schon gemolken. Die letzten beiden Melker aus einem benachbarten EU-Land verschwanden vor Weihnachten ohne Vorankündigung aus der Betriebswohnung. „Über Nacht“, ärgert sich Loeck noch heute.

Danach hat sich der Vorstand der Agrofarm schweren Herzens zu weitreichenden Konsequenzen entschlossen. Der Milchkuhbestand soll von 950 auf 800 Kühe reduziert werden. 25 Jungkühe, 30 zuchtuntaugliche Schlachtkühe und 20 tragende Färsen haben den Betrieb schon verlassen, weitere abgekalbte Kühe sollen folgen. „Mit weniger Tieren können wir die Melkschicht verkleinern. Statt einem Treiber und zwei Melkern bleiben in einer Schicht zwei Melker, die sich die Tiere selbst in den Melkstand holen. Die Milchleistungsgruppen werden kleiner, das Kuh-Fressplatzverhältnis verbessert sich“, versucht Lars-Peter Loeck dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen. Ob am Ende weniger Einnahmen aus der Milch mehr schmerzen oder man sich mit geringeren Kosten trösten kann, ist für ihn zweitrangig. Ebenso, dass der Auszahlungspreis mit 45 ct/kg Milch zurzeit gerade auf dem Höchststand ist. „Die Personalsituation zwingt uns zu diesem Schritt. Leider“, bedauert der Vorstand.

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ASP-Zäune: Polter weg, Zaun bleibt

In Ostsachsen sind die Querungshilfen für Wölfe über die ASP-Zäune nun offenbar demontiert. Der Abschnitt durch das Odertal sorgt weiter für Ärger.

Von Karsten Bär und Heike Mildner

Am Truppenübungsplatz Oberlausitz sind die für Wölfe errichteten Querungshilfen über die Zäune zum Schutz vor der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) offenbar sehr schnell wieder abgebaut worden. Sie waren erst kürzlich von Bundeswehr und Bundesforst errichtet worden. Darüber berichten verschiedene Onlinemedien.

Schneller abbau angekündigt

Das sächsische Sozialministerium erklärte hierzu, dass die Bundeswehr einen schnellen Abbau angekündigt habe, nachdem man sie zu einer Stellungnahme aufgefordert hatte. Glücklich war das Ministerium offenbar von Anfang an nicht über diese Vorrichtungen, über die es zuvor von Jägern in Kenntnis gesetzt worden war. Allerdings habe das Land auf dem Truppenübungsplatz keine Zuständigkeit, teilt es auf Anfrage mit. Der Bundeswehr habe das Sozialministerium zu verstehen gegeben, dass es in seinem Zuständigkeitsbereich solche Abweichungen von den genormten Zäunungen nicht akzeptieren werde.

Vorige Woche hatte das Ministerium bestätigt, dass Bundeswehr und Bundesforst in eigener Zuständigkeit vier Querungshilfen an den ASP-Zäunungen gebaut hatten. So waren Holzstämme zu Poltern aufgeschichtet worden. Sie sollten insbesondere Jungwölfen, die zu dieser Zeit aus den Rudeln abwandern, das Überwinden der Zäune ermöglichen. Sie sollten überwacht und sofort abgebaut werden, wenn Wildschweine sie ebenfalls nutzen.

petition hat mehr als 110.000 unterstützer

Der ASP-Zaun im Nationalpark Unteres Odertal sorgt indes weiter für Ärger. Bei einer Sondersitzung des Agrar- und Umweltausschusses im Potsdamer Landtag stellten die Verantwortlichen dar, wie durch Zaunabsenkungen und Durchlässe die Situation für Wildtiere verbessert wurde. Der Landesbauernverband Brandenburg bekannte sich in einer Pressemitteilung zu dieser Strategie. „Wir stehen hinter den bisher getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung dieser hochinfektiösen und für die Tiere tödlich verlaufenden Krankheit, deren Auswirkungen die Schweinehaltung nicht nur in Brandenburg, sondern auch in Deutschland und Europa ins Aus treiben würde“, so Landesbauernpräsident Henrik Wendorff.

Die Onlinepetition für die Versetzung des Zaunes hat mittlerweile über 110.000 Unterstützer. Aus Sicht der Petenten sind die Argumente des Landkreises „fadenscheinig“. Der Deutsche Tierschutzbund reichte gegen Landrätin Karina Dörk eine Anzeige wegen Tierquälerei ein. Tierschützer stellten einen Eilantrag am Verwaltungsgericht Potsdam, der auf den Abbau der Zäune zielt.


Unteres Odertal
(c) Heike Mildner

Nationalpark Unteres Odertal: Tödliche Idylle

Durch den ASP-Zaun ist der Nationalpark Unteres Odertal weiße Zone und bei Hochwasser eine Falle für alle größeren Säugetiere geworden. Wir haben uns die Flutungspolder A und B genauer angesehen. Eine Momentaufnahme. mehr


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Agrarausschuss: Bauernverband plädiert für Regulierung

Mit der Entwicklung des Wolfsbestandes hierzulande sowie damit einhergehenden Problemen und etwaigen Konsequenzen beschäftigte sich unlängst der Agrarausschuss des Landtages in Sachsen-Anhalt.

Der Antrag hierzu kam von der AfD-Fraktion. Der Ausschuss nahm in seiner Sitzung Berichte des Umweltministeriums (MWU) und vom Wolfskompetenzzentrum Iden (WZI) zur Wolfspopulation in Sachsen-Anhalt zur Kenntnis. Das Umweltressort soll künftig einmal jährlich zum Wolfsmonitoring im Land berichten.

Im Rahmen eines mit dem Agrarausschuss geführten Fachgespräches nahm u. a. der Bauernverband Sachsen-Anhalt Stellung. Er verwies auf den mit der sich ausbreitenden und stetig zunehmenden Wolfspopulation verbundenen Anstieg der Risszahlen in Nutzviehbeständen, auf die enorme psychische Belastung und die Existenzängste der Tierhalter sowie auf die Sorgen in der Bevölkerung im ländlichen Raum.

Bauernverband plädiert für Regulierung

Nach Ansicht des Verbandes, die auch von Wissenschaftlern geteilt werde, ist der günstige Erhaltungszustand des Wolfes hierzulande erreicht. Somit müsse der vorhandene Wolfsbestand reguliert werden, um die wirtschaftlichen Schäden abzumildern.

Der Verband spiegelte Aussagen aus der Praxis wider, wonach viele betroffene Weidetierhalter Rissvorfälle nicht mehr meldeten. Dies auch vor dem Hintergrund einer großen Unzufriedenheit mit der Arbeit des Wolfskompetenzzentrums des Landes. Ein Kritikpunkt sei insbesondere die Bearbeitung der Rissentschädigung.

Hierbei würden vom Wolfskompetenzzentrum aus Sicht Betroffener nur Gründe gesucht, die einer Entschädigung entgegenstehen. Laut Bauernverband brauche es hier eine deutlich wohlwollendere Begleitung durch das WZI, eine Beweislastumkehr hin zu einem objektiven Nachweis, dass eine andere Ursache als der Wolf für einen Schaden verantwortlich ist, sowie eine Anpassung der Entschädigungshöhe, die auch entgangenen Gewinn, Tierarztkosten, Schäden Dritter und die sinkende Herdenleistung berücksichtigt.


Schafhalter Joachim Rohloff kann sich auf seine Pyrenäenberghunde verlassen. Sie beschützen die Bentheimer Landschafe, wie hier am Dollgraben bei Schernebeck.
(c) Barbara Ilse

Wolfsattacken: Lamm zum „Nachtisch“

Die Schäferei Rohloff hat schon Wolfsattacken auf ihre Herden mit toten und verletzten Tieren erleben müssen. Der Druck auf die Weidetierhalter wird immer größer, und die Herdenschutzhunde gehen gewaltig ins Geld. mehr


Kein Herdenschutz, der nicht schon durch Wölfe überwunden wurde

Für den Bauernverband stellt die Prävention von Wolfsangriffen durch Herdenschutzmaßnahmen nur einen Teil der möglichen Lösung dar. Denn es gebe keinen Herdenschutz, der nicht schon durch einen Wolf überwunden worden sei. Daher fordert der Verband, „dringend zu einer aktiven Regulierung des Wolfsbestandes zu kommen“. In Anlehnung an andere Wildarten sei eine Bewirtschaftung vorzusehen, die vorrangig an Rudeln ansetze, die problematisch hinsichtlich verlorener Scheu vor Menschen oder Angriffen auf Nutztiere sind.

Der Verband stellte fest, dass es die Weidetierhalter ohnehin schon nicht leicht haben. Zu den schlechten ökonomischen Rahmenbedingungen und unzureichenden öffentlichen Förderungen geselle sich ein massiver Bürokratieaufwuchs. Dies alles sei mit ursächlich für eine sinkende Attraktivität der Weidetierhaltung.


Sachsen-Anhalt aktuell

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Wolfsbestand Sachsen-Anhalt: Defizite in finanzieller Begleitung

Die zunehmende Ausbreitung des Wolfes und das unterlassene Lösen der Probleme mit dem Großräuber sei letztlich ein ausschlaggebender Grund für die drastische Reduzierung etwa der Schafhaltung in Sachsen-Anhalt. Daraus wiederum entstehe Schaden für die Natur, denn viele natürliche Lebensräume seien auf die Beweidung mit Nutztieren angewiesen.

Ein großes Defizit werde seitens der Praxis in der finanziellen Begleitung des Herdenschutzes gesehen, weil nicht alle Anträge zur Förderung von Investitionen in den Herdenschutz bewilligt werden können und weil die Förderung erhöhter Aufwendungen beim Herdenschutz nur schleppend zur Auszahlung komme.

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Verbände zum Kulap 2023: Es fehlt vor allem das Geld

Wir fragten das Ökoherz, den Bauernverband, die AbL und den Grünlandverband, was sie von den geplanten Maßnahmen des Kulap 2023 halten. Die Urteile sind größtenteils sehr ernüchternd.

Von Frank Hartmann

Thüringens geplante Kulap-Maßnahmen für die nächste GAP-Periode liegen in Berlin auf dem Tisch. Sie fließen mit den Programmen der anderen Länder in den Nationalen Strategieplan ein. Letzterer muss von Brüssel genehmigt werden, was noch längst nicht der Fall ist. Denn der EU-Kommission wurde er noch gar nicht zugestellt.

Mehraufwand nicht angemessen honoriert

Die Zeit ist knapp und die Unsicherheit groß. Dem Ökoherz, Dachverband der Thüringer Biobranche, fehlen bis heute verbindliche Aussagen zur Kombinierbarkeit der Eco-Schemes (freiwillige Ökoregeln der Ersten Säule) mit den Maßnahmen des Kulap 2023 in der Zweiten Säule. „Gerade die volle Kombinierbarkeit ohne Kürzungen ist eine wichtige Bedingung, damit Biobetriebe gegenüber konventionell wirtschaftenden Kollegen nicht schlechter gestellt werden“, mahnt das Ökoherz. Fast alle landwirtschaftlichen Betriebe würden in der Ersten Säule mit weniger Geld auskommen müssen. Der ökologischen Landwirtschaft drohe zusätzliches Ungemach: Die in der Ersten Säule angebotenen Eco-Schemes seien entweder für Biobetriebe nicht sinnvoll oder so niedrig dotiert, dass sie den Mehraufwand der ökologischen Leistung nicht angemessen honorieren würden.

Am Beispiel der geforderten Mindestbrache von 4 % (Konditionalität) macht das Ökoherz das Dilemma deutlich: Für diese Flächen gebe ab 2023 keine Umstellungs- und Beibehaltungsprämie mehr. Zwar bieten die Eco-Schemes bei der Anlage zusätzlicher Brachen eine Prämie. Diese mit eingerechnet, entstehe Ökobetrieben dennoch ein Prämienverlust von 30 bis 60 €/ha. Der Dachverband begrüßt zwar die in Thüringen geplante Erhöhung der Ökoprämien. Dies könnte den Verlust jedoch nicht immer vollständig kompensieren. Unabhängig davon werden die erhöhten Fördersätze im Bereich ökologischer Dauerkulturen und die neue Förderung für Streuobstpflege je Baum gelobt.

Kulap 2023: Geld geht dorthin, wo not am größten

Die neue Maßnahme „Schlagteilung“ hält man zwar für einen interessanten Ansatz. Die zusätzlichen Bewirtschaftungskosten dürften aber in der Regel durch den Förderbetrag von 28 €/ha bei den wenigsten Betrieben gedeckt werden. „Dringend“ fordert das Ökoherz eine zusätzliche Tierwohlfördermaßnahme für die Weidehaltung von Ökomilchvieh. Nur eine besondere Förderung werde es ermöglichen, Milchviehhaltungen in nennenswertem Umfang in die Umstellung zu bringen.

Für den Thüringer Bauernverband (TBV) spiegeln die geplanten Kulap-Maßnahmen die viel zu geringe finanzielle Ausstattung der Zweiten Säule wider. Das Geld gehe vor allem dorthin, wo die Not am größten ist: auf das Grünland. Hingegen seien die Angebote für den Ackerbau, wo es zweifellos Nachholbedarf bei der Biodiversität gebe, eine Enttäuschung. Insofern könne das Programm auch nicht den gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht werden. Auch der TBV urteilt, dass der Ausgleich für die „Schlagteilung“ zu gering ist. Dem arbeitsorganisatorischen Vorteil größerer Schläge könne damit kaum begegnet werden.

Kritik äußert der TBV am Fehlen einer ergänzenden Kulap-Maßnahme zum Eco-Scheme „Anbau vielfältiger Kulturen mit mindestens fünf Hauptfruchtarten“ einschließlich eines Leguminosenanteils von mindestens zehn Prozent. Die 30 €/ha, die die Erste Säule dafür anbiete, reiche bei Weitem nicht aus. Im Kulap 2014 zahlt Thüringen bis 90 €/ha. Hier hätte man die Zahl der Hauptfruchtarten erhöhen und einen angemessenen Zuschlag auf die 30 €/ha gewähren können. Der TBV vermutet, dass für eine derartige Maßnahme, die in der Fläche greift, das Geld nicht reicht. Gewünscht hätte sich der TBV überdies eine Erweiterung der Erosionsschutzkulissen, da-mit mehr Betriebe für ihr Bemühen wenigstens einen Teilausgleich erhalten.


Thüringen Flagge

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keine alternativen

Lob kommt von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) in Thüringen für die Kulap-Maßnahme zur Pflege von Streuobstbäumen. Insgesamt überwiegt aber auch hier die Kritik. So richte sich das Schlagteilungsprogramm überproportional an große Betriebe. Vorgeschlagen wird, ergänzend eine Maßnahme anzubieten, wie sie Sachsen mit der „Kleinteiligen Ackerbewirtschaftung“ plant. Unzufrieden zeigt sich die AbL, dass die Agroforst-Förderung allein über das Agrarinvestitionsprogramm begleitet wird. Die Förderung sei nicht annähernd kostendeckend und biete damit keine Anreize für Agroforstsysteme. Die Beihilfen für die Weidetierprogramme auf Biotopgrünland sind der AbL zufolge nicht kostendeckend. Vermisst wird ein Kulap-Angebot für den „nicht-biologischen Ackerbau“, das auf Einzelflächen den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel honoriert. Die Förderung des ökologischen Landbaus sollte degressiv gestaltet werden, „da der erste Hektar deutlich mehr Aufwand bedeutet als der 1.000. Hektar“.

Der Deutsche Grünlandverband mit seiner Thüringer Arbeitsgruppe kann grundsätzlich nicht nachvollziehen, dass sich angesichts der Kostenentwicklung die Vergütung vergleichbarer Kulap-Maßnahmen kaum vom Kulap 2014 unterscheidet. Mit Sorge blickt man auf den geplanten Wegfall der Ausgleichszulage für Ackerflächen ab 2026 in den benachteiligten Gebieten. Über die Angebote der Ersten Säule sei kaum ein zusätzliches Einkommen auf den ertragsschwachen Ackerflächen zu erwirtschaften. Das Kulap biete hier ebenso keine Alternativen.

Kulap 2023: Vergütung ist zu gering

Die für das Grünland vorgesehenen Maßnahmen befürwortet man, da sie auf Kontinuität setzen. Allerdings ist die Vergütung grundsätzlich zu gering. Unklar sei etwa, warum es für die Ganzjahresbeweidung 350 €/ha Honorar geben soll, für die mobile Weidehaltung, die einen ungleich höheren Aufwand verlangt, aber nur 300 €/ha. Grundsätzlich müssten Beihilfen für Maßnahmen der Weidebewirtschaftung höher angesetzt werden als für die Pflege durch Mahd. Kritisch sieht der Grünlandverband die Streuobstpflege. Man befürchtet durch den hohen administrativen Aufwand ein großes Sanktionsrisiko für die Betriebe.

Der Grünlandverband fragt, wie die Bewirtschaftung in den grünlandreichen Gebieten gesichert bleiben soll, „wenn beängstigend weniger öffentliches Geld bereitgestellt wird und dafür mehr öffentliche Leistungen zu erbringen sind“.

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Bauer Elmer: Bäcker und Agrarbetriebswirt

Seit 20 Jahren ist Andreas Elmer Landwirt. In Reddelich bei Bad Doberan machte der gelernte Bäcker aus seiner Hobbylandwirtschaft 2005 einen Nebenerwerbsbetrieb. Der 39-Jährige hält Fleckvieh und Kamerunschafe.

Von Elke Ehlers

Aus dem Nichts hat Andreas Elmer seinen Betrieb aufgebaut. Mit zwei Mutterkühen und einem Deckbullen fing der junge Mann an, da war er noch nicht einmal 20. In seinem Heimatdorf im Landkreis Rostock begann er zunächst als Hobbylandwirt. Heute ist er 39, die Fleckviehherde ist auf 110 Tiere angewachsen und Hauptstandbein eines stattlichen Nebenerwerbshofes. „Es macht Spaß, die Herde immer weiter zu vergrößern“, sagt der Mecklenburger. Zum Abkalben holt er die Kühe in den Stall. „Für dieses Jahr sind wir durch“, berichtet er. Denn Abkalbezeit ist bei Elmers von November bis Januar.

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• Zuhause auf dem Land
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Bauer elmer: Kamerunschafe und biofutterflächen

Der Landwirt ist froh, dass Ehefrau Alexandra seine Leidenschaft für die Landwirtschaft teilt. 2012 hatte sich die junge Familie am Ortsrand von Reddelich ein Haus gebaut und eine kleine Hofstelle eingerichtet. Neben seinem ökologisch wirtschaftenden Einzelbetrieb gründeten sie gemeinsam eine GbR, die die Biofutterflächen bündelt. Die gelernte Steuerfachangestellte übernimmt Buchhaltung und tägliche Weidekontrolle.

Bei Elmers Kamerunschafen stellt sich ebenfalls gerade Nachwuchs ein. Bis Februar werden 45 Lämmer erwartet, viele Mütter bringen Zwillinge zur Welt. Auch diese Herde hat der Nebenerwerbslandwirt allein aufgebaut. Alle seine 30 Mutterschafe sind Nachkommen der beiden Tiere, die er vor acht Jahren anschaffte. Vorher sammelte er Erfahrungen mit Schwarzköpfigen Fleischschafen, die er von seinem Onkel übernommen hatte. „Aber für die muss man immer jemanden zum Scheren finden, und das war damals schwierig“, berichtet der Vater von zwei Söhnen. Die pflegeleichten Kameruner passen ihm im Nebenerwerb besser ins Konzept.

Zur Lammzeit sind die Kamerunschafe im Stall. Ihr Fleisch wird zu Salami verarbeitet.
Zur Lamm-Zeit sind die Kamerunschafe im Stall. Ihr Fleisch wird zu Salami verarbeitet. (c) Elke Ehlers
Die wirtschaftliche Basis des Nebenerwerbs von Andreas Elmer ist die Fleckviehherde, die der 39-Jährige allein aufgebaut hat.
Die wirtschaftliche Basis des Nebenerwerbs von Andreas Elmer ist die Fleckviehherde, die der 39-Jährige allein aufgebaut hat. (c) Elke Ehlers

Andreas elmer: Ausbildung zum Landwirt

Dabei hatte Andreas Elmer als 16-Jähriger erst einmal Bäcker gelernt. Er war zwar auf dem Lande aufgewachsen, die Eltern arbeiteten aber in anderen Berufen. „Bäcker fand ich nicht schlecht“, erinnert er sich. „Doch mein Ausbildungsbetrieb in Doberan konnte mich nach der Lehre nicht übernehmen, in den 1990er-Jahren war das noch so“, blickt er fast ungläubig zurück. „Aber ich war schon immer Optimist.“ Über seinen Onkel, Hans Gloger, und die Schafe kam er zur Landwirtschaft.

Onkel Hans hielt immer Tiere und hat als 90-Jähriger heute noch Mutterkühe. Nach einer zweiten Ausbildung zum Landwirt war der junge Mann in der Agrar AG Kühlung Kröpelin, Landkreis Rostock, für Milch- und Mutterkühe zuständig, wurde Herdenmanager, schließlich Betriebsleiter fürs Jungvieh. An der Fachschule Güstrow-Bockhorst qualifizierte er sich zum Staatlich geprüften Agrarbetriebswirt.

Nach fast 20 Jahren wechselte Elmer zu Jahresbeginn 2022 als Geschäftsführer zum Bauernverband Bad Doberan. Sein Anliegen: „Der Verband muss für die großen Betriebe da sein, sich aber auch für die kleinen einsetzen.“

Fleckviehkühe: „Mit der Rasse bin ich sehr zufrieden“

Nach Feierabend schaut der Landwirt zu Hause zuerst nach den hochtragenden Fleckviehkühen, legt ihnen Heu vor. „Mit der Rasse bin ich sehr zufrieden“, sagt er. „Die Tiere sind großrahmig und leichtkalbig, bringen außerdem gutes Fleisch an den Haken.“ Die Herde ist inzwischen so groß, dass jeden Monat ein Tier geschlachtet werden kann. „Die Nachfrage ist da“, freut sich der Bauer.

Vor dem Abkalben holt der Landwirt die Mutterkühe in den Stall. Reichlich frisches Heu ist dabei selbstverständlich.
Vor dem Abkalben holt der Landwirt die Mutterkühe in den Stall. Reichlich frisches Heu ist dabei selbstverständlich. (c) Elke Ehlers
Nach dem Abkalben bleiben die Kühe mit ihrem Nachwuchs noch ein paar Tage in der Rundbogenhalle auf dem Hof
Nach dem Abkalben bleiben die Kühe mit ihrem Nachwuchs noch ein paar Tage in der Rundbogenhalle auf dem Hof. (c) Elke Ehlers

Vermarktung: Verkauf im Hoflanden in Steffenshagen

Vermarktet wird über den Hofladen von Petra und Karl-Heinz Garbe im Nachbardorf Steffenshagen. Elmers Rindfleisch ist eine gute Ergänzung zu Garbes hofeigenen Eiern, selbst gekochten Marmeladen, Möhren, Kürbissen und Roter Bete. Von Rouladen bis Suppenfleisch findet sich das Angebot dort wohlsortiert im Gefrierschrank. „Hackfleisch ist schon wieder ausverkauft“, bedauert Petra Garbe.

Ihr Familienbetrieb, zu dem auch Ferienwohnungen gehören, baut Gemüse an, hält Enten und 300 Legehennen. Stammkunden kommen aus der Umgebung, aber auch aus Rostock und Bad Doberan. Urlauber kaufen ebenfalls gern im Hofladen ein. Das nächste Rind ist für Februar schon zur Schlachtung angemeldet, in einer Privatschlachterei in Gadebusch.

Bei den Schafen ist die Vermarktung beinahe ein Selbstläufer. „Alle Tiere, die wir nicht für die Zucht brauchen, kommen in die Salami“, erläutert Elmer. Mit elf Monaten werden sie geschlachtet und von einer Fleischerei im Nachbarort verarbeitet. In der Weihnachtszeit ist die Wurst dann ein Renner in Garbes Hofladen.

Wohlsortiert im Tiefkühlschrank: Petra Garbe freut sich, dass sie neben Produkten ihres Hofes Rouladen, Suppenfl eisch und anderes Fleisch vom Elmer-Hof anbieten kann.
Wohlsortiert im Tiefkühlschrank: Petra Garbe freut sich, dass sie neben Produkten ihres Hofes Rouladen, Suppenfleisch und anderes Fleisch vom Elmer-Hof anbieten kann. (c) Elke Ehlers
Im Hofladen von Petra und Karl-Heinz Garbe in Steffenshagen
Im Hofladen von Petra und Karl-Heinz Garbe im Nachbardorf Steffenshagen wird Fleisch von Elmers Rindern verkauft. Es ergänzt das hofeigene Angebot an Eiern, selbstgekochten Marmeladen, Kürbissen und Möhren. Wohlsortiert im Tiefkühlschrank: Petra Garbe freut sich, dass sie neben Produkten ihres Hofes Rouladen, Suppenfleisch und anderes Fleisch vom Elmer-Hof anbieten kann. (c) Elke Ehlers

Bauern Elmer: engagiert in der kommunalpolitik

Schwieriger gestaltete sich für den Nebenerwerbslandwirt jedoch die Flächenausstattung. Anfangs konnte Andreas Elmer nur Splitterflächen nutzen, deren Bewirtschaftung für die großen Nachbarbetriebe nicht rentabel war. Doch der aufgeschlossene, junge Mann blieb am Ball. Als engagierter Reddelicher ist er im Ort gut vernetzt.

„Kommunalpolitik hat mich schon als Jugendlicher interessiert“, erzählt er. „Meckern können immer alle, es kommt aufs Bessermachen an.“ Für die Wählergruppe „Frischer Wind für Reddelich und Brodhagen“ kandidierte er für die Gemeindevertretung, war Gründungsmitglied und viele Jahre Vorsitzender des Kulturvereins, außerdem stellvertretender Bürgermeister. Durch gute persönliche Kontakte entstanden sogar Pachtverträge mit privaten Verpächtern im Ort.

Über pachtlos 25 ha gewonnen

Hoffnungen hatte der Mecklenburger auch in ein Programm von Landesagrarminister Till Backhaus (SPD) gesetzt, das Junglandwirte bei der Verpachtung von Landesflächen bevorzugt. Bis zu 100 ha stellte der Minister in Aussicht, allein 28 Lose (insgesamt 800 ha) wurden seit 2017 vergeben. „Ich hatte mich beworben, kam aber nicht mehr zum Zuge“, bedauert Andreas Elmer.

Immerhin hatte er aber 2010 ein Pachtlos der Landgesellschaft über 25 ha gewonnen. Inzwischen verfügen Elmers über rund 200 ha Dauergrünland. 1.200 Rundballen brauchen sie pro Jahr, alle kommen aus dem eigenen Betrieb. Und obwohl auch die beiden Söhne, inzwischen elf und 16 Jahre alt, manchmal auf der Koppel helfen, hat der Nebenerwerbsbetrieb inzwischen einen Mitarbeiter eingestellt, der vor allem beim Heumachen hilft.

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Eigentümerwechsel in Oberweißbach

Bei der Fleischrind GmbH in Oberweißbach vollzog sich ein Eigentümerwechsel. Der Bauernzeitung berichtet Bernd Möller, warum ein Verkauf nicht mehr abzuwenden war.

Von Frank Hartmann

Simmentaler und Limousins prägten seit der Wende das Bild der Weidewirtschaft rund um Oberweißbach. Das wird sich ab sofort ändern. Kaum mehr als 150 Mutterkühe inklusive Nachwuchs sind noch in den Ställen der Fleischrind GmbH und der Bio-Rind Meuselbach GmbH in Oberweißbach zu finden. Knapp 580 Rinder wurden seit dem Spätherbst verkauft, darunter auch die Reinzuchten, was die stolzen Mitarbeiter besonders betrübt.

Oberweißenbach: Ökonomisch nicht durchzuhalten

Bernd Möller, der den Betrieb seit der Wende maßgeblich mit aufbaute, zog mit seiner Familie und den mitarbeitenden Gesellschaftern in der zweiten Hälfte 2021 die Reißleine: „Unsere Vorstellung von viehhaltender, extensiver Landwirtschaft war ökonomisch nicht mehr durchzuhalten.“ Und bevor ein finanzielles Desaster sein Lebenswerk, das Sohn Kai gemeinsam mit Heike Eglinski in den letzten sechs Jahren fortführten, zerstört, entschied man sich für den Verkauf des Betriebes. Um ihn bis dahin aufrecht zu erhalten, waren die Gesellschafter in den letzten Jahren immer wieder hohe private Risiken eingegangen.

Bernd Möller
Bernd Möller (c) Frank Hartmann

Möller ist zwar froh, dass es angesichts der schwierigen Lage gelang, schadlos aus dem Leben als Landwirt herauszukommen. Die Enttäuschung darüber, dass man mitten in Europa mit 1.300 ha Grünland auf bis zu 800 Höhenmetern und zuletzt 400 Mutterkühen, mit Biolandwirtschaft, dem direkten Verkauf von Rindern an die benachbarte Naturfleisch GmbH, Gastronomie und einem eigenen Windrad nicht auf einen grünen Zweig kommt, will er aber nicht verbergen.

Mit Basis- und Greeningprämie, Kulap samt Ökoprämie sowie der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete kommen die beiden Gesellschaften auf zusammen 975.000 € im Jahr. Die Einnahmen aus dem Kerngeschäft, dem Verkauf von Absetzern, erreichten gut ein Viertel dieser Summe.

Absetzer gut verkauft

„Die Preise, die wir für unsere Tiere von Kollegen und unserem Viehhändler erhielten, waren meistens in Ordnung. Daran lag es nicht“, sagt Möller. Schon Mitte der 1980er begann man in Oberweißbach das Weidesystem für die Jungrinderaufzucht auf Standweiden umzustellen. Als Anfang der 1990er-Jahre Mutterkuhhaltung die Färsenaufzucht ablöste, führte man das Weidesystem fort: „Neben dem Wegfall des ständigen Umtriebes bietet es Vorteile beim Nutzen des Aufwuchses. Das beginnt schon damit, dass wir gut zwei Wochen früher auf die Weiden kommen. Der geringe Tierbesatz garantiert genügend Futter.“ Zuletzt war knapp die Hälfte der Oberweißbacher Mutterkühe auch im Winter auf der Weide. Feldsilos mit Winterfutter errichtete man direkt auf den Weiden. „Auf den meisten Weideflächen konnten wir natürliche Wasserquellen nutzen.“

Über die Jahre reduzierte der Betrieb die Tierzahl. In Spitzenzeiten gab es 1.300 Mutterkühe. „Die Stallhaltung im Winter ist teuer. Also wollten und mussten wir mit den Kosten runter.“ Möller bekennt, dass die Ökoumstellung des Teilbetriebes der „Fördermitteloptimierung“ geschuldet war. Flächenkäufe tätigte man nur in Einzelfällen.

Bio Rind Logo
(c) Frank Hartmann

Dass es betriebswirtschaftlich dennoch nicht reichte, lastet Möller einem Fördersystem an, das seinem Auftrag nicht gerecht wird. „Wir pflegen Bergwiesen und Biotope, halten extreme Hanglangen offen, kümmern uns um besonders wertvolle, entlegene Wiesen, und hatten zuletzt knapp 1.200 Hektar im Kulap.“ Es sei schlicht und einfach nicht möglich, unter den herrschenden Förderbedingungen extensive Nutzviehhaltung wirtschaftlich aufrechtzuhalten.

Immer wieder Rückschläge in oberweißenbach

Immer wieder gab es in der Vergangenheit Rückschläge. Möller nennt Beispiele: Als die Tierprämien abgeschmolzen wurden und Direktzahlungen auf das Grünland flossen, „hatten wir am Ende 150.000 Euro weniger im Jahr“. Als Thüringen seine Kulap-Auszahlungen auf einen späteren Termin verschob, „standen wir vor einer Finanzierungslücke, die nur mit Krediten zu überbrücken war. Das hat uns lange Zeit viel Kraft gekostet.“

Oder die Festlegung der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete: „Wir befinden uns in der schlechtesten Gruppe mit einer LVZ von 14,8 beziehungsweise EMZ von 20,9. Unsere Bemühungen, die Beihilfesätze zugunsten der schlechteren Standorte zu erhöhen, wurden nicht in Betracht gezogen. Diesbezüglich kam meiner Meinung nach zu wenig Unterstützung vom Thüringer Bauernverband“, kritisiert Möller. Aussagen wie „Wir müssen froh sein, dass wir so viel bekommen“, könne er nicht akzeptieren.

Beihilfen sinken weiter

Die neue GAP-Periode verheiße erneut sinkende Beihilfen. Möller verweist auf Berechnungen des Landesamtes für Landwirtschaft (TLLLR), wonach in Thüringen ein Rückgang des Ordentlichen Ergebnisses bei Futterbaubetrieben von fast 4.000 €/AK erwartet wird (Tabelle): „Ich denke, die Landwirte lassen sich in den meisten Fällen ohne großen Widerstand zur Schlachtbank führen.“


Tabelle: GAP 2023: Vergleich Ordentliches Ergebnis* einkommenswirksamer Direktzahlungen (Erste Säule) zzgl. Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete in Thüringen 
Quelle: Uta Maier, Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (Stand 11/2021); *Stichprobe Buchführungsergebnisse Thüringen (287 Betriebe mit 235.000 ha LF)

Marion, geboren im April  2019, Tochter von Alfred,  einem amerikanischen  Steppenbison der ersten  Herde des Jahres 2010,  und einer SimmentalLimousin-Kreuzung. Die  reinrassige Bisonherde  zählt heute 20 Köpfe
Marion, geboren im April 2019, Tochter von Alfred, einem amerikanischen Steppenbison der ersten Herde des Jahres 2010, und einer Simmental-Limousin-Kreuzung. Die reinrassige Oberweißbacher Bisonherde zählt heute 20 Köpfe. (c) Frank Hartmann

Neuer Eigentümer der beiden Betriebe in Oberweißbach ist seit Dezember die Agrar GmbH Crawinkel. In Sachsen-Anhalt und Brandenburg werden bereits zwei kleinere Betriebe bewirtschaftet. Wie Juniorchef Felix Bley berichtet, will man das naturnahe und sparsame Bewirtschaftungskonzept, für das der über 2.000 ha zählende Betrieb in Crawinkel als „Thüringeti“ bekannt ist, auch in Oberweißbach etablieren. Mitarbeitern und Geschäftsführung sicherte man die Übernahme zu.

Wirtschaftlich Erfolgreich

Begonnen wurde, die Flächen großzügig zu koppeln. Künftig sollen hier ganzjährig Konikpferde und Angusrinder bei einem Maximalbesatz von 0,3 bis 0,5 GV/ha weiden. Für Touristen will man Pfade durch die Weidelandschaft öffnen. Die Bisonherde und das Gatterwild bleiben erhalten. Bley hofft, das legendäre Steakhaus „Zum Ochsen“ im Frühjahr wiederzueröffnen. Die 3.000 Verpächter will die Familie mit einem höheren Zins für langfristige Verträge gewinnen und Angebote für Flächenkäufe aussenden.

Felix Bley zufolge sieht sich das Familienunternehmen, das die Lebensmittelproduktion faktisch hinter sich gelassen hat, weiterhin auf einem erfolgreichen Weg. Neue Instrumente wie CO2- oder Humuszertifikate, der Ruf nach mehr Biodiversität, Bodenschutz oder Wasserrückhalt, würden sie darin bestärken.

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Grundwassermessstellen: Warum diese und nicht jene?

Die Auswahl von Grundwassermessstellen für die Ausweisung roter Gebiete steht in der Kritik. Über eine Konferenz und zwei Beispiele in Brandenburg.

Von Heike Mildner und LBV

Aktuell werden durch das Land Brandenburg Daten durch Grundwassermessungen an ca. 2.100 Messstellen erhoben. Baulicher Zustand, Alter und die Positionierung der Messeinrichtungen seien landesweit äußerst heterogen, beklagt der Landesbauernverband (LBV). Für den richtigen und geeigneten Schutz des Grundwassers in Brandenburgs Böden sei eine zeitgemäße, technisch einheitlich standardisierte, zuverlässige und plausible Datengrundlage erforderlich. So das Fazit einer Videokonferenz des Landesbauernverbandes, in der sich am 2. Februar mehr als 70 Landwirte zur Sachlage des Düngerechts im Land und zur im Raum stehenden nochmaligen Ausweitung der nitratbelasteten Gebiete informierten. Vortragende waren LBV-Präsident Henrik Wendorff sowie die Rechtsanwälte Dr. Matthias Peine und Dr. Konrad Asemissen.

Hauptkritikpunkt: Die Werte von Grundwassermessstellen auf belasteten Flächen wie etwa von Klärwerken, in der Nähe von Robinienhainen mit hohen Nitratanreicherungen oder auf Terrains mit historisch bedingten Altlasten führen insbesondere im Vergleich mit benachbarten Bewirtschaftern zu nicht nachvollziehbaren Messergebnissen.

Die Messstelle unter den Robinien wurde zu DDR-Zeiten übermäßig mit Gülle bedacht, weiß Biolandwirt Dietrich von Wedel.
Die Messstelle unter den Robinien wurde zu DDR-Zeiten übermäßig mit Gülle bedacht, weiß Biolandwirt Dietrich von Wedel. (c) Heike Mildner

Grundwassermessstellen: Zwei Praxisbeispiele

Worin: Unmittelbar betroffen von den Folgen einer unklaren Datenlage an den Grundwassermessstellen ist LBV-Präsident Henrik Wendorff, dessen Flächen im roten Gebiet liegen, obwohl er seit über 20 Jahren ökologisch wirtschaftet.

Uckermark: Dietrich von Wedel (Gut Polßen-Schmiedeberg) wirtschaftet seit vier Jahren ökologisch. Etwa 60 % seiner Flächen liegt im roten Gebiet. Grund: eine Grundwassermessstelle, die unter einer Gruppe Robinien (Stickstoffsammler) steht. Hier habe zu DDR-Zeiten „Güllevernichtung“ stattgefunden, da im Gegensatz zum Lehmboden ringsum hier eine große Sandstelle war, die man jederzeit befahren konnte, erzählt Wedel, der Anfang der 1990er in die Uckermark kam.

Messstelle in Briest: Grund zur Hoffnung

Gut fünf Kilometer südöstlich von Polßen gibt es eine zweite Messstelle, die für die Ausweisung des roten Gebietes verantwortlich ist. Sie liegt am Dorfrand von Briest. Nur ein paar Meter entfernt scharren Hühner, etwas weiter stehen ein paar Schafe – offenbar ein intaktes Dorfleben. Aber warum die regionale Landwirtschaft für die überhöhten Nitratwerte an dieser Messstelle verantwortlich sein soll, ist nicht plausibel. Daher entschlossen sich neun betroffene Landwirte, juristisch dagegen vorzugehen. „Wir wehren uns auch für die Generationen, die nach uns hier wirtschaften wollen“, sagt Kathleen Bremer, die einen Familienbetrieb mit ihrem Vater Hartmut führt. Fast ihre gesamte Betriebsfläche liegt im roten Gebiet.

Jedoch wurde der Normenkontrollantrag abgelehnt, das Verfahren eingestellt. Der Grund: Sie hatten gegen die Düngeverordnung vom 28. August 2019 vorgehen wollen, mitten im Verfahren jedoch trat am 21. Dezember 2020 die neue brandenburgische Düngeverordnung in Kraft.

Die Kosten des Verfahrens tragen die Landwirte. Und die Folgekosten des Wirtschaftens im roten Gebiet tragen sie auch, inklusive der laufenden Beprobungskosten. Grund zur Hoffnung hat Kathleen Bremer dennoch: Die Landwirte haben die Messstellen prüfen lassen. Dem Gutachten zufolge erfüllt die Messstelle in Briest nicht die geltenden Vorgaben, weil der Rohrdurchmesser zu gering ist; die in Polßen erfülle wegen mangelnder Dokumentation nicht die rechtlichen Vorgaben, so die Gutachter.

Folgen der Ausweisung

Die Messungen liefern die Grundlage der im Januar 2021 novellierten Brandenburger Düngeverordnung, bei der auch die Gebiete mit hoher Nitratbelastung im Grundwasser, die sogenannten roten Gebiete, neu ausgewiesen wurden. Für das Ausbringen von Düngemitteln in diesen Gebieten schreibt die Düngeverordnung einen Katalog von strengen Auflagen vor.

Härteste Restriktion ist hierbei die Düngung von nur noch 80 % des errechneten Nährstoffbedarfs der Kulturen, was sich unmittelbar auf die Qualität und Quantität der Ernteerzeugnisse auswirkt. Hinzu kommen die Herausforderungen des natürlich benachteiligten Standorts Brandenburg mit sanddominierten, eher nährstoffarmen Böden und sehr geringen Jahresniederschlägen.


Landesflagge Brandenburg

Brandenburg aktuell

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Die Folgen der unplausiblen Nitratmessungen tragen viele Landwirte, die ihre Flächen zuvor vorbildlich bewirtschafteten, so der LBV. Mit der zu erwartenden Neuregelung auf Bundesebene bleibt das Problem der Grundwassermessstellen bestehen.

„Wir sind sehr dicht dran an den Ursachen eines fehlerhaften Systems“, so LBV-Präsident Henrik Wendorff auf der Videokonferenz. „Leider ändert das im Augenblick nichts an den bestehenden Restriktionen der aktuellen Düngeverordnung. Wir halten daran fest, dass nur eine datensichere und verursachergerechte Ausweisung der roten Gebiete den notwendigen Gewässerschutz und die Bewirtschaftung unserer Flächen gleichzeitig ermöglicht.“

Der Landesbauernverband schlägt vor, die Problematik des teilweise veralteten, heterogenen Messstellennetzes in Brandenburg in den Fokus zu nehmen und Methoden der Plausibilitätsmessungen durch Stützmessstellen zu überprüfen. In den kommenden Wochen werde man den Druck auf die politischen Verantwortlichen hochhalten, um zu sachgerechteren Lösungen zu kommen.

Brief an Brüssel
In einem Brief wandte sich der Landesbauernverband vergangenen Donnerstag zum Thema „Umsetzung der Nitratrichtlinie“ an EU-Kommissar Virginijus Sinkevicius. Der LBV erläutert darin die klimatischen, geologischen und historischen Gegebenheiten in Brandenburg und bittet, sie zu berücksichtigen, die Vorschläge der Bundesregierung wohlwollend zu prüfen und auf Verursachergerechtigkeit zu bestehen.

Brandenburg sei Teil des ostdeutschen Trockengebiets und verfüge im Wesentlichen über sehr leichte, sandige Böden. Diese unveränderbaren Ausgangsbedingungen sollten durch eine emissionsbasierte Betrachtung berücksichtigt werden, regt der LBV an. Zudem macht er auf „systembedingt untaugliche Messstellen“ aufmerksam, die Einfluss auf die Ausweisung der Gebiete haben.
Selbst gewässerschonend, ökologisch wirtschaftende Betriebe seien durch Einschränkungen belastet. Das Verbot der Herbstdüngung von Zwischenfrüchten sei eine erhebliche betriebswirtschaftliche und fachliche Problemlage, die diese Betriebe besonders treffe, heißt es in dem Brief an Brüssel. red

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Zwei sächsische Milch-EZGs kooperieren bei Qualitätssicherung

Die Milchquelle Chemnitz und die Sachsen-MEG wollen künftig gemeinsam ihre Mitglieder bei der Qualitätssicherung beraten. Ziel ist es, kostengünstig den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Zwei große sächsische Milcherzeugergemeinschaften wollen enger kooperieren. Die Erzeugergemeinschaft (EZG) Milchquelle Chemnitz und die Sachsen-MEG beabsichtigen, ihre Qualitätsarbeit künftig gemeinsam abzusichern. Damit sollen die Kosten für die Mitglieder bei tendenziell immer weiter steigenden Anforderungen stabil gehalten werden.

Kooperation: Das Risiko verteilt

„Als EZG sind wir bemüht, das Beste für unsere Mitglieder herauszuholen“, so Caroline Kalide, Geschäftsführerin der EZG Milchquelle. Im vorigen Jahr wurde daher die Zusammenarbeit mit dem bis dahin einzigen Abnehmer eingestellt und mit vier neuen Vertragspartnern zusammengearbeitet. „Das verteilt das Risiko, stellt uns breiter auf und ermöglicht bessere Preise für die Erzeuger“, so die EZG-Geschäftsführerin. Verbunden sei dies jedoch auch mit mehr Arbeit. Auch die Sachsen-MEG sehe sich durch Wachstum in den vergangenen Jahren mit größerem Aufwand konfrontiert, der bislang vor allem ehrenamtlich bewältigt wurde. „Wir haben zusammen mit der Sachsen-MEG nach Wegen gesucht, unsere Dienstleistung zu verbessern, ohne für die Mitglieder teurer zu werden“, so Caroline Kalide.

Angedacht ist, in Zukunft gemeinsam einen oder eine Qualitätsbeauftragte zu beschäftigen. Die Stelle ist bereits ausgeschrieben. Sie soll eine bislang nur für die Milchquelle bestehende und inzwischen vakante Personalstelle ersetzen.

Ziel der Kooperation: Mitgliedsbeiträge stabil halten

„Uns ist es wichtig, dieses Angebot fortzuführen und zugleich die Mitgliedsbeiträge stabil zu halten“, erklärt Silvio May, Vorstandsvorsitzender der EZG Milchquelle. Diesem Ziel komme die Kooperation mit der Sachsen-MEG entgegen, mit der man ohnehin bereits in der Dachorganisation der Milcherzeugergemeinschaften, der Bayern MeG, zusammenarbeite. Dr. Gunter Martin, Vorstandsvorsitzender der Sachsen-MEG, verweist auf die breite Aufgabenstellung, die mit der Qualitätssicherung verbunden ist und konzentrierte fachliche Arbeit erfordert: „Die vielen Qualitätsanforderungen rund um die Milch steigen – angefangen von der Produktion ohne Gentechnik, über die Haltungsformkennzeichnung bis zu QM-Milch und QS. Die Mitglieder brauchen dabei Unterstützung und Beratung.“

Bislang habe die Sachsen-MEG dies nicht selbst angeboten, sondern bereits Dienstleistungen der EZG Milchquelle im Rahmen der Gruppenorganisation nach VLOG-Standard für die Milchproduktion ohne Gentechnik in Anspruch genommen. Die Schaffung einer gemeinsamen Qualitätsberatung soll die Zusammenarbeit auf eine neue Stufe und feste Beine stellen. Zugleich wird die Geschäftsstelle der Sachsen-MEG aus Burkersdorf nach Chemnitz zur Milchquelle umziehen. „Wir bündeln unsere Aufgaben“, so Martin. Eine Fusion stehe jedoch nicht im Raum.


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ein Viertel der gesamten sächsischen Milchproduktion

Die beiden Milcherzeugergemeinschaften bündeln in Summe etwa ein Viertel der gesamten sächsischen Milchproduktion. Der EZG Milchquelle Chemnitz gehören 85 Erzeuger unterschiedlichster Größe und Rechtsform an. Zusammen produzieren sie 215 Mio. kg Milch jährlich. Die Milch wird an die BMI in Jessen, Fude und Serrahn in Olbernhau und Wolmirstedt, Frischli in Weißenfels und den Milchhof Albert in Scheßlitz vermarktet. Seit Jahresbeginn gehört auch der über lange Jahre einzige Vertragspartner der Milchquelle, die zur Müller-Gruppe gehörende Sachsenmilch in Leppersdorf, wieder zu den Abnehmern.

Die Sachsen MEG bündelt seit der Aufnahme der EZG Erzgebirgsmilch im vorigen Jahre 180 Mio. kg Milch, die von 59 Betrieben erzeugt wird. Vertragspartner sind die Molkereien Fude und Serrahn in Olbernhau, die BMI in Jessen, die Ehrmann-Molkerei in Freiberg und Sachsenmilch in Leppersdorf.


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Wolfsattacken: Lamm zum „Nachtisch“

Die Schäferei Rohloff hat schon Wolfsattacken auf ihre Herden mit toten und verletzten Tieren erleben müssen. Der Druck auf die Weidetierhalter wird immer größer, und die Herdenschutzhunde gehen gewaltig ins Geld.

Von Barbara Ilse

Wölfe haben in nur einer Nacht aus einer Herde von 250 Schafen insgesamt 42 Tiere gerissen, so schwer verletzt, dass diese erlöst werden mussten, oder in den nahen Fluss und damit in den Tod getrieben. So geschehen im August 2020 am Ohredeich bei Loitsche, nördlich von Magdeburg im Bördekreis.

Die betroffenen Sandbeiendorfer Schäfer, Joachim Rohloff und sein Sohn Achim, hatten schon zuvor mit Wolfsangriffen zu tun: 2015 verloren sie ein Schaf an den Großräuber, 2016 töteten Wölfe 15 Schafe bei mehreren Attacken.

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Enttäuscht von Politik

Für die letzten 42 toten Schafe bekamen die Halter nicht einmal eine Entschädigung. Die beiden Schäfer sind traurig – der toten Schafe wegen –, wütend auf die arroganten „Könige“ im Wolfskompetenzzentrum des Landes und enttäuscht von Gesellschaft und Politik, die Wölfen den Weg weiter ebnen und die stetig wachsende Population des Raubtiers auch noch schönreden.

Joachim Rohloff
Joachim Rohloff (c) Barbara Ilse

Joachim Rohloff sagt: „Es ist doch Unsinn. Der Wolf ist in seiner Art nicht gefährdet. Würde der ausschließlich Pferde fressen, wären die Pferdeliebhaber längst eingeschritten. Die haben eine Lobby, wir Weidetierhalter aber nicht.“

90 cm hohe Elektrozäune sollten die Schafe damals auf dem Ohredeich schützen. Damit waren zwar nur die Mindestanforderungen erfüllt, aber am Deich hatte es bis dahin noch keine Wolfssichtungen oder -angriffe gegeben. Die Herdenschutzhunde der Schäferei waren bei den stärker unter Wolfsdruck leidenden Herden in der Nähe des Truppenübungsplatzes Altmark. „Um unsere Weideflächen gibt es drei Wolfsrudel“, sagt der junge Schäfermeister, Achim Rohloff: „Wenn die Wölfe sogar in den Hausgärten gehaltene Kamerunschafe anfallen, wie sollen wir dann unsere tausend Schafe draußen schützen?“ Sein Vater ergänzt: „Höhere Zäune nutzen nichts. Die Wölfe springen einfach drüber, und wenn sie ein Schaf getötet haben, verfallen sie in Blutrausch und die Schafe in Panik.“

Entschädigung für Wolfsangriffe verwehrt

So war es 2020 auch auf dem Ohredeich. Die Schäfer sammelten nach dem Wolfsangriff ihre ausgebrochenen Schafe schnell wieder ein, stellten hastig die umgerissenen Zäune wieder auf, erlösten einige ihrer halbtoten Tiere und zogen andere aus dem Wasser.

Irgendwann kam die benachrichtigte Fachfrau vom Wolfskompetenzzentrum in Iden dazu. Joachim Rohloff erinnert sich noch gut: „Sie führte einen Tag lang Protokoll, nahm DNA-Proben, fotografierte, maß Risse, Zäune und Zwischenräume. Am Ende teilte sie uns mit, dass unter der unteren Litze des hastig aufgestellten Zaunes statt der vorgegebenen 20 Zentimeter 23 Zentimeter Abstand zum Boden waren und wir deshalb wohl keine Entschädigung bekommen würden. Haben wir dann auch nicht.“


Schweden gibt im Schnitt 14 Wölfe pro Jahr zur Jagd frei, um den Bestand auf 400 Tiere zu begrenzen. Brüssel leitete darum ein Strafverfahren ein.
(c) IMAGO/AGEFOTOSTOCK

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Schäferei Rohloff: Haupterwerb seit 2012

Die Schäferei Rohloff gibt es seit 2012 als Haupterwerbsbetrieb. Derzeit weiden 800 Mutterschafe, 200 Jährlinge und 100 Lämmer der Rasse Bentheimer Landschaf rund um Sandbeiendorf, das zur Gemeinde Burgstall gehört. Etwa 1.200 Lämmer werden in der Hauptlammzeit zwischen Anfang März und Ende Mai erwartet.

„Dann sind wir rund um die Uhr bei den Schafen“, sagt Joachim Rohloff. Aus fünf Herden besteht die konventionell wirtschaftende Schäferei, die mit den Tieren 160 ha Pachtland beweidet. Auf den Flächen wird auch Heu für den Winter gemacht. Hinzu kommen Dämme und Deiche am Mittellandkanal, die im Auftrag des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) gepflegt werden, sowie Ausgleichsflächen für den Autobahnausbau, Wiesen, Äcker und „Naturschutzecken“ von Landwirten. So ist Futter über das gesamte Jahr hinweg vorhanden.

Wolfsübergriffe im Land auf konstantem Niveau
Die beim Wolfskompetenzzentrum Iden (WZI) geführte Statistik über gemeldete Nutztierrisse in Sachsen-Anhalt weist für 2021 nach noch vorläufigen Angaben 69 gemeldete Übergriffe auf Weidetiere aus, bei denen der Wolf als Verursacher nachgewiesen oder nicht ausgeschlossen werden konnte. Dabei wurden 218 Tiere getötet: 162 Schafe, sieben Ziegen, 13 Rinder und 36 Stücken Gatterwild. 34 weitere Tiere wurden verletzt. Die Zahl der gemeldeten Wolfsübergriffe war in den Vorjahren relativ konstant: 2017: 71, 2018: 56, 2019: 69, 2020: 72. Für Januar 2022 sind bisher drei Risse mit zehn toten Tieren bestätigt. fi

Elf Hunde zum Schutz

Elf Herdenschutzhunde wurden bisher angeschafft oder selbst gezüchtet, um den Wölfen entgegenzutreten. „Das ist das Einzige, was hilft“, sagt Schäfermeister Achim Rohloff. In diesem Jahr sollen die Hunde zertifiziert werden, um in den Genuss der Förderung der laufenden Betriebsausgaben für die Herdenschützer zu kommen.

Erst ein Hund hat diesen Status bisher. „Sie sind nur da, um den Wolf zu vergraulen, machen zusätzliche Arbeit und kosten viel Geld“, sagt Joachim Rohloff, dem die stattlichen Hunde auf Handzeichen und Pfiffe folgen. Die ihm aber auch leidtun, etwa wenn sie im Sommer am Deich bei Hitze und Sonne die Schafherden schützen müssen. Und eines Tages werden sie zu alt für diese Arbeit sein. „Dann habe ich ein Hundealtenheim zu unterhalten“, fügt Rohloff sarkastisch an.

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Sturmtief Nadia hat Spuren hinterlassen

Über 100.000 Bäume warf das Sturmtief Nadia nach offiziellen Schätzungen um. „Keine Katastrophe“ hieß es aus dem Forstministerium. Für den einzelnen Forstbetrieb hatte der Orkan aber durchaus schmerzliche Folgen.

Von Gerd Rinas

Der Deutsche Wetterdienst hatte für den Tag Sturmböen und für die Nacht einen Orkan mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/ha vorhergesagt. Francois von Chappuis hatte an jenem 29. Januar kein gutes Gefühl. Noch am Vormittag war er in seinen Wald bei Hohen Niendorf, kurz vor Rerik, gefahren. Der Wind blies und griff schon kräftig in die Kronen. Besonders der Bestand nahe am Bastorfer Holm bereitete dem Waldbesitzer Sorgen.

„Der Bestand war schon geschwächt. Die Stürme Xaver 2012 und Axel 2017 hatten kleinere Einzelwindwürfe verursacht“, erinnert sich von Chappuis, am Waldrand stehend. Trockenheit hatte in den folgenden Jahren den Bäumen zugesetzt. „Gestresste Fichten wurden vom Borkenkäfer befallen. An den Sitkafichten vermehrte sich die Sitkafichtenröhrenlaus massenhaft“, erläutert Francois von Chappuis. Ein Lohnunternehmer wurde beauftragt, die erkrankten Bäume einzuschlagen und aus dem Wald zu holen. Etwa 700 Festmeter Sitkafichtenholz lagern am Waldrand.

aufgeweichter boden bei sturm Zusätzliches Risiko

Für das Sturmtief Nadia bot der lückige Baumbestand nahe am Bastorfer Holm eine ideale Angriffsfläche. Zudem hatte es seit Wochen geregnet. „Wir brauchen den Niederschlag zwar, um das Wasserdefizit im Boden auszugleichen. Aber aufgeweichter Boden ist bei Sturm für Fichten ein zusätzliches Risiko. Ich habe in der Nacht davor kein Auge zugetan“, verrät Francois von Chappuis. Der 50-Jährige führt in Berlin ein Architekturbüro. 2012 hatte er von seinem Vater bei Hohen Niendorf 180 ha Mischwald mit Buchen, Fichten, Douglasien und Ahorn in seine Obhut übernommen. Den alten Familienbesitz hatten die Chappuis‘ Anfang der 1990er-Jahre von der Treuhandanstalt zurückgekauft.

Als sich das Sturmtief Nadia am folgenden Tag abschwächte, eilte der Waldbauer in den Forst und räumte zunächst Wege von abgebrochenen Ästen frei. Als er zu dem vorgeschädigten Bestand nahe am Bastorfer Holm vorgedrungen war, sah er seine Ahnung bestätigt: Auf einer Fläche von etwa drei Hektar hatte der Orkan in der Nacht Fichten umgerissen oder geknickt. Einige Bäume waren auf den benachbarten Acker gefallen. „Man kann Bäume nicht festhalten, wenn sie umkippen“, meint der Waldbesitzer lakonisch. Mit Naturereignissen müsse der Mensch leben. „Allerdings treten solche Unwetter immer häufiger und in verschiedener Form auf. Das hat die Waldbewirtschaftung in den vergangenen Jahren extrem erschwert“, lässt von Chappuis durchblicken.

Mehrere Fichten hat der Sturm auf den angrenzenden Acker geworfen
Mehrere Fichten hat das Sturmtief Nadia auf den angrenzenden Acker geworfen. (c) Gerd Rinas

Nach einem ersten Schadensüberblick kommen durch den Windwurf wohl noch einmal über 1.000 Festmeter Schadholz zu der schon am Waldrand lagernden Menge hinzu. „Erst einmal muss ich aber einen Lohnunternehmer finden, der das Holz aus dem Wald bringt. Das ist nicht einfach, weil das Sturmtief Nadia ja nicht nur hier in Hohen Niendorf Bäume umgestürzt hat. Die Nachfrage nach dieser Dienstleistung wird also groß sein.“ Tatsächlich soll Sturmtief Nadia nach Schätzungen der Landesforstanstalt über 100.000 Bäume im Land umgestürzt haben. Die Angaben gehen von 300.000 bis 500.000 Festmetern Schadholz aus. Das sei keine Katastrophe, für die Forstbetriebe könne aber ein erheblicher betriebswirtschaftlicher Schaden entstehen, hieß es aus dem für die Forsten zuständigen Schweriner Landwirtschaftsministerium.

Für Francois von Chappuis ist dieser Schaden nicht mehr abzuwenden. „Der zusätzliche Aufwand für das Aufarbeiten des Schadholzes ist erheblich. Zwar kann das gebrochene Holz noch verwertet werden. Aber in geringerer Qualität und mit weniger Erlösen, weil jetzt noch mehr Holz auf den Markt kommt.“


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Holzverkauf reicht nicht

Zudem seien Bäume vielfach vorzeitig umgefallen. „Der Holz-Massezuwachs ist aber bei mittleren Jahrgängen am größten“, erläutert Francois von Chappuis. Er hofft, dass er in den folgenden Jahren von solchen Schadereignissen verschont bleibt. „Mehr Extremwetter wegen des Klimawandels, steigende Fixkosten und Steuern haben dazu geführt, dass sich die Waldbewirtschaftung nicht mehr allein aus dem Holzverkauf finanzieren lässt. Waldbesitzer müssen die Liquidität genau im Blick behalten“, betont von Chappuis.

Vorrangig muss er sich jetzt darum kümmern, das Schadholz schnell aus dem Wald zu bekommen. „Ab März kann der Borkenkäfer fliegen. Dann muss die Schadfläche beräumt sein, sonst haben wir hier das nächste Problem.“

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Zwei tote Jungwölfe entdeckt

Im Dezember sind im sachsen-anhaltischen Teil der Dübener Heide zwei tote Wölfe aufgefunden worden. Wie das Landesamt für Umweltschutz (LAU) mitteilte, wurde ein illegal geschossenes junges weibliches Tier zwischen Reinharz und Meuro in einem Teich entdeckt.

Es sei Anzeige wegen einer Straftat erstattet worden. Bei dem zweiten gemeldeten Totfund habe es sich ebenfalls um eine junge Wölfin gehandelt. Diese starb an der B100 zwischen Gräfenhainichen und Radis bei einem Verkehrsunfall.

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illegale Abschüsse sind zweithäufigste todesursache

In Sachsen-Anhalt wurden dem Landesamt zufolge seit 2009 zwölf Wölfe durch illegalen Beschuss getötet, davon fünf im Vorjahr. Mit einem Anteil von 15 % an allen Totfunden im Land seien Abschüsse die zweithäufigste nachweisbare Todesursache der Raubtiere nach den Verkehrsopfern. fi


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