Nährstoff-Mangel im Boden: Knappe Vorräte sind zu erwarten

Der viele Regen in den vergangenen Wochen kann Stickstoff und Schwefel im Boden verringert haben. Ein Mangel dieser Nährstoffe gleich zu Vegetationsbeginn kostet jedoch Ertrag. Deshalb sollte frühzeitig gedüngt werden. Was ist zu beachten?

Dr. Michael Dreyer, Agrarberatung Dreyer Falk Böttcher, Deutscher Wetterdienst

Die zurückliegenden Jahre waren vergleichsweise trocken. Die Niederschlagsdefizite wurden seit dem Dürrejahr 2018 niemals wirklich ausgeglichen. Dies hatte zur Folge, dass an vielen Standorten auch über Winter keine vollständige Wassersättigung der Böden erreicht wurde, sodass auch kaum eine Verlagerung oder gar Auswaschung von Stickstoff erfolgte.

Die Bodengehalte an pflanzenverfügbarem Stickstoff (Nmin-Gehalte) lagen daher im Frühjahr zumeist recht hoch (nicht selten > 100 kg N/ha), wovon die Pflanzen zu Vegetationsbeginn durchaus profitieren konnten. Vor diesem Hintergrund gab es in den letzten Jahren also gewisse Spielräume hinsichtlich des Termins der ersten N-Gabe.

Nährstoffmangel im Boden: Was ist wichtig?

  • Die Böden sind derzeit häufig wassergesättigt, sodass mit niedrigen Nmin– und Smin-Werten zu rechnen ist.
  • Die N- und S-Startgabe muss daher so zeitig wie möglich erfolgen, damit die Pflanzen nicht in eine Versorgungslücke geraten.
  • Auch weitere Nährstoffe wie Magnesium, Kalium oder Bor sollten in diesem Jahr verstärkt Beachtung finden.
Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Nährstoff-Mangel im Boden: Ausgangslage 2024

Die Ausgangslage in diesem Jahr wird hingegen deutlich anders sein. Die Niederschläge der vergangenen Wochen und Monate haben in den von den Pflanzenwurzeln erschließbaren Bodenschichten zur Wassersättigung geführt (Abb. 1 und 2).

Abbildung 1 und 2: Winterweizen

Bodenfeuchte unter Winterweizen (Abbildung 1)
* 12.1.2024; Deutscher Wetterdienst (erstellt 13.1.2024) Geobasisdaten © Bundesamt für Kartographie
Wurzeltiefe unter Winterweizen (Abbildung 2)
* 12.1.2024; Deutscher Wetterdienst (erstellt 13.1.2024) Geobasisdaten © Bundesamt für Kartographie

Geringes Stickstoff- und Schwefel-Angebot

Zwischen Kap Arkona und Fichtelberg brachte der Herbst flächenhaft 115 bis 140 % der normalen Niederschlagssumme und im Dezember sind es in der gleichen Region 160 bis 220 % gewesen. Damit greift die Sättigung in weiten Teilen auch bis in tiefere Schichten durch und führt zur Sickerung. Dieser Bodenwasserüberschuss wäscht den wasserlöslichen bzw. pflanzenverfügbaren Nmin-Stickstoff in tiefere Bodenschichten, sodass in der Krume (0–30 cm), welche besonders für Wintergetreide zu Vegetationsbeginn den hauptsächlich durchwurzelten Bodenbereich darstellt, geringe Nmin-Gehalte zu erwarten sind.

Viele auch weit entwickelte Rapspflanzen zeigen derzeit deutlichen N-Mangel, was ein Indiz dafür ist, dass auch die darunterliegende Bodenschicht (30–60 cm) kaum pflanzenverfügbaren Nmin-Stickstoff enthält. Prinzipiell kann diese Dynamik auch für den ebenso wichtigen Schwefel (S) angenommen werden. Dieser wird von den Pflanzen als Sulfat (SO4 2-) aufgenommen. In dieser Form unter liegt er – ähnlich wie der Nitrat-bzw. Nmin-Stickstoff – der Verlagerung bzw. Auswaschung. Somit ist in diesem Frühjahr auch mit einer geringen S-Verfügbarkeit zu rechnen.

Hinzu kommt, dass die hohen Bodenwassergehalte eine geringe Wurzelentwicklung bzw. einen geringen Wurzeltiefgang zur Folge haben können. Anhaltend hohe, an die Feldkapazität reichende Bodenwassergehalte oder sogar Überstauung führten überdies zu einem Absterben besonders des Feinwurzelsystems der Pflanzen. Zusammengenommen bedeutet das, dass ein geringes N- und S-Angebot mit einer zunächst geringen Aufnahmeleistung der Pflanzen zusammenfällt.

Staunässe stresst Pflanzen
Staunässe stresst die Pflanzen und beeinträchtigt das Wurzelwachstum. (c) Michael Dreyer

Risiko Versorgungslücke im Frühjahr

Im Frühjahr 2024 besteht deswegen in besonderem Maße das Risiko einer temporären Versorgungslücke. Es ist also ganz wichtig, die Pflanzen so zeitig wie irgend möglich ordentlich anzudüngen – und zwar mit Stickstoff und mit Schwefel. Eine zeitige Schwefeldüngung ist immer eine sichere Bank, aber in diesem Jahr allzumal. Fehlt es an Schwefel, dann können die Pflanzen aufgenommenen Stickstoff nicht verarbeiten.

Besonders effektiv ist es daher für die ersten N-Gabe auf einen Stickstoff-Schwefel-Dünger zurückzugreifen. Dabei ist zu beachten, dass nur Sulfat-Schwefel (SO4 2-) direkt pflanzenverfügbar ist und daher, für eine sofortige Pflanzenversorgung den Vorzug haben sollte.

Auch interessant
Dünger OCI DYNAMON (Symbolbild)
Der neue Dünger OCI DYNAMON besticht durch seine hohe Qualität (Symbolbild). (c) OCI Nitrogen B.V.

Auch an Magnesium und Kalium denken

Ein N- oder S-Mangel, und sei dieser nur temporär, bedeutet häufig Ertragsverlust. Ein Mangel beispielsweise während der Bestockungsphase des Getreides zieht eine geringere Ährendichte nach sich, welche meist nicht durch ein erhöhtes Korngewicht oder eine höhere Kornzahl je Ähre kompensiert werden kann.

Neben Stickstoff und Schwefel können besonders an leichteren Standorten auch Kalium (K) oder Magnesium (Mg) von Verlagerung betroffen sein. Beide Nährstoffe sind für die Photosynthese und den Transport der gebildeten Zucker in die Wurzeln sehr wichtig, sodass auch hier eine Frühjahrsapplikation in Erwägung gezogen werden sollte. Eine Mg-Frühjahrsdüngung kann beispielsweise mit Kieserit erfolgen. Soll neben Magnesium auch Kalium zugeführt werden, dann kommt beispielsweise Kornkali infrage. Mit beiden Düngern wird zugleich auch Schwefel zugeführt.

Auch Bor unterliegt der Verlagerung

Bor unterliegt ähnlich wie Stickstoff und Schwefel der Verlagerung, sodass es in diesem Jahr besondere Beachtung verdient. Beispiel Raps: Dieser zeigt regional bereits starken N-Mangel an den älteren Blättern. Eine zeitige N-und S-Andüngung ist wichtig, damit die Pflanzen nicht in eine Versorgungslücke geraten. Fehlt es aber zugleich an Bor, dann kann die Pflanze zugeführten Stickstoff und Schwefel nicht effizient nutzen. Deswegen muss besonders in diesem Jahr eine Bordüngung erwogen werden.

Die tatsächliche Notwendigkeit der Zufuhr einzelner oder mehrerer Nährstoffe muss auf Schlagebene unter Berücksichtigung von Faktoren wie z. B. Bodenart, Nährstoffgehalt, Niederschlagsmenge, Kultur und Herbstdüngung abgewogen werden.

Auch interessant
Ernte bei Regen - wann dreschen?
Qualitativ hochwertige Bestände sollten zuerst gedroschen werden. (c) Sabine Rübensaat

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Märkische Quarterhorse Ranch: So macht man mit Mist Geschäfte

Die Corona-Krise stellte die Betreiber der Märkischen Quarterhorse Ranch in Falkenthal in Brandenburg vor immense Probleme. Doch statt zu resignieren, investierten Elfi und Günter Mainka in ein neues Produkt: Lieblingsmist.

Von Wolfgang Herklotz

So ein Mist! Wer das denkt oder gar sagt, hat meist ein Problem. Irgendetwas ist schiefgelaufen und muss nun mühevoll korrigiert werden. Was immer dafür verantwortlich gewesen sein mag, der Mist war es garantiert nicht. Höchste Zeit also, den organischen Dünger zu rehabilitieren, der in früheren Zeiten die Zierde jedes Bauernhofes war und dessen Größe zudem ein Kriterium für die Potenz des Betriebes …

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Quarterhorse Ranch: Blitzidee Lieblingsmist

Es war eine Blitzidee von Elfi Mainka, die ihr bei Küchenarbeiten kam. Schon längere Zeit hatte sie zusammen mit ihrem Mann Günter nach einer griffigen Bezeichnung für ihr Vorhaben gesucht. Es ging darum, die auf ihrer MQ-Ranch in Falkenthal (MQ steht für Märkisch Quarter Horse, abgeleitet aus der Pferderasse American Quarter Horse) reichlich anfallenden Hinterlassenschaften der Westernpferde effektiv zu verwerten. Sie zu Dünger zu verarbeiten lag nahe, doch das war nichts Neues.

Um sich von anderen Anbietern zu unterscheiden, brauchte es ein völlig anderes Herangehen. Und vor allem eine persönliche Ansage, die neugierig und vielleicht auch stutzig machte. „Wie findest Du den Namen Lieblingsmist?“, fragte Elfi Mainka eher zweifelnd, denn überzeugt ihren Gatten, als der in die Küche kam. Doch der musste nicht lange darüber nachdenken. „Das genau ist es“, erwiderte er begeistert. „Das nehmen wir!“

Pferdeäpfel: Von Euphorie bis Enttäuschung

Ein erster Schritt war getan, doch eben nur ein erster. Der Plan, die Pferdeäpfel zu trocknen und zu pelletieren, erwies sich als weit schwieriger umzusetzen als gedacht. Entweder war das ammoniakreiche „Objekt der Begierde“ nach der aufwendigen Behandlung noch zu feucht oder es zerfiel. „Wir haben lange experimentiert und alle Stufen von Euphorie bis zur tiefsten Enttäuschung durchgemacht“, erinnert sich Elfi Mainka. Sollte die Investition im sechsstelligen Bereich vergeblich gewesen sein?

Immerhin musste ein Container mit einem speziellen Ofen mitsamt Steuerungstechnik angeschafft werden, um die Pferdeäpfel nach der Trocknung anschließend zu zermahlen und in kleine Pellets zu pressen. Um die Standfestigkeit zu sichern und die Räumlichkeiten anzupassen, war jede Menge Beton zu verbauen. „Dann stand die Anlage und wir stellten uns die Frage, wie das alles funktionieren soll“, so Günter Mainka. Learning by doing, wie es auf Neudeutsch heißt, war angesagt. Und das hieß, den Weg der Erkenntnis mit allen Irrtümern und Abzweigen zu gehen. „Wir haben viele Abzweige genommen, bis die Richtung stimmte“, versichert Elfi Mainka. „Aber dann ging es wieder mit Höchstgeschwindigkeit weiter!“

Lieblingsmist-Verpackung und Logo im Retro-Look

Nach vielen Versuchen „stand“ schließlich die Technologie, die Pellets hatten die gewünschte Größe und Konsistenz. Doch dann tauchte ein neues Problem auf. Die handverpackten und an mehrere Gartenmärkte ausgelieferten Tüten mit dem „Lieblingsmist“ mussten zurückgerufen werden, weil sie Feuchtigkeit von außen aufgesogen hatten. „Ein herber Rückschlag“, konstatiert Elfi Mainka. Als Lösung bot sich dann ein anderes Papier an, wie es von Zementherstellern daheim in Nordrhein-Westfalen verwendet wird.

Mit einem von einem befreundeten Grafiker aus der Uckermark gestalteten Logo im Retro-Look, das an alte Zeiten erinnert, konnte nun endlich das neue Produkt richtig an den Start gehen. „Wir haben viel Lehrgeld bezahlt, aber uns darum bemüht, das mit größtmöglicher Gelassenheit zu tun“, sinniert Günter Mainka rückblickend. Das Unternehmerpaar hatte schon im Jahr 2004 bei der Übernahme des Hofes schnell gelernt, mit Widrigkeiten umzugehen.

Lieblingsmist Produkte
Lieblingsmist Produkte (c) Sabine Rübensaat

Günter Mainka: Feldstein-Wände, Events und Pferdesattel

Das früher von einer Genossenschaft genutzte Gelände war heruntergewirtschaftet und „ziemlich rudimentär“, erklärt Günter Mainka. „Wir haben abgerissen und umgebaut, Wege angelegt und viele Bäume gepflanzt.“ Das war mühevoll, aber die sogenannte Muskelhypothek angesichts des immensen Veränderungsbedarfs immer noch die bessere Wahl. Selbst Hand anzulegen, fiel dem gelernten Fliesenleger aus Berlin-Moabit ohnehin nicht schwer. „Es war ein tolles Gefühl voller Genugtuung, hier Wände aus Feldsteinen hochzuziehen und auch einen Kamin zu mauern.“ Dabei hatte Mainka längst in einem ganz anderen Metier Fuß gefasst. Er gründete im Jahre 1996 Twilight Events, eine in Berlin ansässige Event- und Kommunikationsagentur, um verschiedenste Veranstaltungen zu organisieren.

Das Interesse an Pferden war damals noch nicht so ausgeprägt, gesteht Mainka. Bei einem Event auf den Kanarischen Inseln und später auch in Berlin hatte er sich überreden lassen, selbst in den Sattel zu steigen. Eine kurze Einweisung, und das Drehteam filmte sogleich einen kleinen zur „Dramaturgie“ gehörenden Western. „Das ging anfangs ganz gut, doch dann scheute mein Pferd!“ Was wohl an den vielen Cowboys lag, die nach erbitterten Scheinduellen mit Platzpatronen drehbuchgemäß scheintot herumlagen.

MQ-Ranch in Falkenthal: Angebote für Reiter und Feste im gehobenen Ambiente

Nie wieder reiten? Im Gegenteil! Das offensichtlich recht erfolgreiche Agenturgeschäft führte schließlich zur Entscheidung der Mainkas, sich in dem nördlich von Berlin gelegenen Falkenthal niederzulassen, um dort die besagte MQ-Ranch aufzubauen. Das erste Pferd war Pines Black Major, ein schwarzer Hengst der Rasse American Quarter Horse. „Er genießt nun den Ruhestand, denn den hat er sich mehr als verdient“, berichtet Elfi Mainka. Und schwärmt von den Westernpferden, die überaus agil, aber auch unkompliziert im Umgang sind.

Das Unternehmen im Landkreis Oberhavel florierte, mehr als zwei Dutzend Vierbeiner gehörten bis Anfang der 2020er Jahre zur Ranch, die nicht nur mit Angeboten für Freizeit- und professionelle Reiter aufwartete, sondern auch zu Managementseminaren und gar Hochzeitsfeiern in gehobenem Ambiente einlud.

Quarterhorse Ranch bei Nacht
Romantik auf der Ranch, die auch für Hochzeiten und andere Festlichkeiten genutzt werden. (c) Günter Mainka

Mit fünf Ferien-Blockhäusern und einem großzügig erweiterten Haupthaus im Western-Stil, aber auch ausgedehnten Weideflächen rund um das 15 ha große Areal. Die Anlage konnte sich alsbald mit vier Sternen schmücken, was in der Branche als besonderes Markenzeichen gilt. Doch dann kam Corona …

MQ-Ranch in der Corona-Krise: Zeit und Mut als Chance nutzen

Von heute auf morgen zog Ruhe ein auf der sonst so gut frequentierten Ranch am Rande von Falkenthal. Dabei gab es durchaus noch Interesse an Feiern, die allerdings nun an strikte Auflagen gebunden waren. Eine Familie aus Berlin beispielsweise wollte sich drei Tage einquartieren, mit allem Drum und Dran. „Sie hätte ausgiebig reiten können, aber nicht bei uns übernachten dürfen“, erzählt Günter Mainka. „Und selbst für das Barbeque im Freien gab es noch Abstandsregelungen. Da war klar: Das machen wir nicht mit!“

Für das Unternehmen eine enorme Zäsur, verbunden mit viel Zeit zum Nachdenken. Die aber als Chance verstanden und genutzt wurde. „Wir haben drei Jahre in unser neues Produkt investiert. Nun gehen wir daran, es erfolgreich zu vermarkten“, betonen die Mainkas unisono. Inzwischen werden 20 Händler deutschlandweit mit dem „Lieblingsmist“ beliefert, je nach Bedarf.

Quarterhorse Ranch Lieblingsmist
Pferdeäpfel in Dünger verwandeln – dafür haben Elfi und Günter Mainka viel Ideen und Zeit in die Technologie wie die Trocknungsanlage investiert. Heute findet ihr „Lieblingsmist“ regen Absatz. Im vergangenen Jahr wurden 10 t verkauft. Darüber staunt selbst einer der Mist-Produzenten. (c) Günter Mainka

Lieblingsmist-Produkte

Es gibt ihn für Rasen, angereichert mit organisch-mineralischem Dünger, und für den Balkon. Als bodenaktivierend kommen Schafwolle, aber auch Kaffeehäutchen und Kakaoschalen zum Einsatz, was besonders für die Veganer interessant sein dürfte. „Wir verwenden keine Schlachtabfälle“, betont Günter Mainka und verweist darauf, dass sich die Pellets beziehungsweise Flocken gut in den Boden einarbeiten lassen. Für Rasen, der mit Robotern gemäht und daher immer kurz gehalten wird, steht ein extra feines, puderartiges Substrat zur Verfügung. Auf Wunsch von Händlern gibt es den aus Pferdemist gefertigten Dünger nun auch in 2-kg-Tüten, an Ideen für neue Produkte mangelt es nicht. Im vergangenen Jahr wurden etwa 10 t ausgeliefert.

Da das Unternehmerpaar auch auf die natürlichen Abfälle von weiteren Pferdehöfen in der Umgebung zurückgreifen kann und die technischen Kapazitäten vorhanden sind, kann die Fertigung deutlich erhöht werden – wenn denn der Absatz gesichert ist. Doch darum macht sich Mainka, renommierter und mit vielen Preisen bedachter Marketingexperte, kaum Sorgen. Er weiß die digitalen Medien und sozialen Kanäle wie kaum ein anderer zu bedienen. Und kann aus eigenem Erleben berichten, dass Krisen durchaus eine Chance sein können. „Aber ein bisschen Mut braucht es eben auch!“

Artikel aus der Bauernzeitung Ausgabe 03/2024 Seite 50-51

Ausgabe 03/24
Bauernzeitung 03/2024

Top Themen:

  • Märkischer Mut zum Experimentieren
  • Technik auf Saison vorbereiten
  • Frist für Sauenhalter läuft
  • Einzelheft ohne Abo in der App verfügbar
Zur App
Auch interessant
Fahnen auf dem Messegeländer in Berlin zur Grünen Woche
Fahnen auf dem Messegeländer in Berlin zur Grünen Woche. (c) Sabine Rübensaat

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Grüne Woche 2024: Bilder und Videos von der Messe

Vom 19. – 28. Januar werden die Besucher in den Hallen unterm Funkturm erwartet. Regionalität ist ein Schwerpunkt auf der Grünen Woche 2024. Hier finden Sie Bilder, Videos und Reaktionen von Besuchern und Ausstellern aus Ostdeutschland.

Von Claudia Duda

Zehn Tage rückt die Grüne Woche wieder aktuelle Themen rund um Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau in den Fokus. Bereits am Donnerstagabend hatten Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), der Präsident des Bauernverbandes, Joachim Rukwied und Dr. Mario Tobias, CEO und Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH, die Messe eröffnet.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Grüne Woche 2024: 1400 Aussteller

Insgesamt 1400 Aussteller aus Deutschland, Europa und dem Rest der Welt präsentieren sich. Mehr als 300 Seminare und Fachdiskussionen bringen Expertinnen und Experten zusammen, um sich über wichtige Fragen rund um Ernährung, Landwirtschaft, Nachhaltigkeit, ländliche Entwicklung oder Kraftstoffversorgung auszutauschen.

pro agro – Marketingpreisgewinner 2024 aus Brandenburg ausgezeichnet

Brandenburgs Agrarminister Axel Vogel hat am Freitag (19.1.) in der Brandenburg-Halle auf der Grünen Woche gemeinsam mit Hanka Mittelstädt und Kai Rückewold, Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer von pro agro, die diesjährigen pro agro-Marketingpreisträgerinnen und -träger geehrt. „Lieblingsmist“, „Slow Trips“ und „Die Weide lebt“ sind die Erstplatzierten in den drei Kategorien Direktvermarktung, Ernährungswirtschaft sowie Land- und Naturtourismus des diesjährigen Marketingpreises.

IGW pro agro Marketingpreis
Verleihung des pro agro Marketingpreises in den Kategorien: Direktvermarktung, Ernährungswirtschaft und Land- und Naturtourismus. (c) Sabine Rübensaat
Marketingpreis 2024 auf der Grünen Woche 2024
Pro agro Marketing-Preisverleihung auf der Grünen Woche 2024. 1. Platz (Ernährungswirtschaft): Gläserne Molkerei aus Münchehofe. (c) Sabine Rübensaat
MQ-Ranch pro agro Marketingpreis 2024
Prämierung der Preisträger mit Hanka Mittelstädt (links) und Kai Rückewold (rechts). In der Mitte: Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne). (c) Sabine Rübensaat
MQ-Ranch auf der Grünen Woche in Berlin
Das Team um Elfi und Günter Mainka von der Märkischen
Quarterhorse Ranch aus dem Löwenberger Land freut sich über den 1. Platz, Direktvermarktung, der pro agro Marketing-Gesellschaft. Titelgeschichte in der Bauernzeitung 03/2024. (c) Sabine Rübensaat
Café Schauwerk auf der IGW
pro agro Marketingpreis 2. Platz in der Kategorie Direktvermarktung ging an das Café Schauwerk aus Altdöbern. (c) Sabine Rübensaat
pro agro Marketingpreis Kategorie Ernährungswirtschaft
pro agro Marketingpreis: Der 3. Platz in der Kategorie Ernährungswirtschaft geht an die Golßener Lebensmittel GmbH & Co. Produktions KG. (c) Sabine Rübensaat

Auch interessant
Quarterhorse Ranch mit Günter und Elfi Mainka
Märkische Quarterhorse Ranch GmbH mit Günter und Elfi Mainka. Prämiert mit dem Pro agro Marketingpreis 2024 auf der Grünen Woche. (c) Sabine Rübensaat

Impressionen von der Grünen Woche

Video: Freie Bauern demonstrieren rund ums Messegelände gegen die Agrarpolitik

Traktoren-Korso der Freien Bauern und andere Gewerke protestieren weiter in Berlin.

Freie Bauern demonstrieren rund um das Messegelände in Berlin gegen die Agrarpolitik. (c) Sabine Rübensaat

Video: Joachim Rukwied beim Neujahrsempfang 2024

Joachim Rukwied heißt die Gäste beim Neujahrsempfang des Deutschen Bauernverbandes willkommen. (c) Sabine Rübensaat
Rukwied und Özdemir auf der Bühne beim Neujahrsempfang auf der Grünen Woche 2024
Joachim Rukwied, Präsident des Bauernverbandes, und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) am Freitag, 19.1., beim Neujahrsempfang auf der Grünen Woche 2024. (c) Sabine Rübensaat
Neujahrsempfang Grüne Woche 2024 in Berlin mit den Teilnehmenden der Gesprächsrunde
Neujahrsempfang in Berlin mit den Teilnehmenden der Gesprächsrunde: Susanne Schulze Bockeloh, Regina Böckenhoff, Moderator Ralf Stephan von der Bauernzeitung und Charlotte Schumacher (von links). (c) Sabine Rübensaat
Auch interessant
Gespräch beim Neujahrsempfang
Charlotte Schumacher, Cem Özdemir, Susanne Schulze Bockeloh, Regina Böckenhoff, Ralf Stephan und Joachim Rukwied(von links) (c) Sabine Rübensaat

Video: Besuch in der Tierhalle (Halle 25)

Agrarbetriebswirt Fritz Dikhoff (r.) vom Gut Bad Sülze in Mecklenburg-Vorpommern kümmert sich in der Tierhalle (Halle 25) um die Rinder. Er war auf den Bauern-Demos unterwegs und informiert die Besucher der Grünen Woche auch zum Thema Agrarpolitik. (c) Sabine Rübensaat

Messe-Halle 20 Region Thüringen
In Messe-Halle 20 präsentiert sich Thüringen. (c) Sabine Rübensaat
Messestand Haflinger-Gestüt Meura auf der Grünen Woche
Beim Messestand Haflinger-Gestüt Meura können Stutenmilch-Produkte verkostet werden. (c) Sabine Rübensaat
Landfleischerei Lindig auf der Grünen Woche
Die Landfleischerei Lindig, ein generationenübergreifendes Familienunternehmen, bietet Dry-Aged Rindfleisch auf der Grünen Woche 2024 an. (c) Sabine Rübensaat
Heu-Heinrich auf der Grünen Woche in Berlin
„Heu-Heinrich“ bietet nicht nur duftendes Biokräuter-Heu für Kleintiere an, sondern vermarktet auch die Produkte online, erhältlich im Thüringer Wald-Shop. (c) Sabine Rübensaat

Video: Erntekönigin aus Brandenburg

Pauline Hirschberg, die Erntekönigin aus Brandenburg, erzählt, wie die Stimmung auf der Grünen Woche 2024 in Berlin ist. (c) Sabine Rübensaat

Bauernzeitung auf der Grünen Woche 2024
Der Messestand der Bauernzeitung ist auf der Grünen Woche 2024 in Halle 25 (Tierhalle) zu finden. Wir freuen uns auf Euch! (c) Sabine Rübensaat
Gartenflora-Messestand-Gruene-Woche-2024
Auch die Zeitschrift Gartenflora, die auch im Verlag dbv network erscheint, hat einen Messestand auf der Grünen Woche in Halle 2. (c) Sandra Marquardt
Messegelände in Berlin bei Nacht
Eindrucksvoll zeigt sich auch das Messegelände in Berlin bei Nacht. (c) Sabine Rübensaat
Auch interessant
Christian Braune vor dem Brandenburger Tor
Landwirt Christian Braune hat am Montag vor dem Brandenburger Tor protestiert. (c) Sabine Rübensaat

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Spekulationen um Talsperre Kelbra dementiert

Vielerorts ist Entspannung in den Hochwassergebieten eingetreten. Umweltminister Armin Willingmann (SPD) zieht eine Zwischenbilanz. Hat der Hochwasserschutz in Sachsen-Anhalt den Härtetest bestanden?

Von Detlef Finger

In den Hochwassergebieten hat sich die Lage zuletzt weiter leicht entspannt, vielerorts sinken die Flusspegel. Der Landkreis Mansfeld-Südharz hob vorigen Freitag (12.1.) den am 30. Dezember ausgerufenen Katastrophenfall auf. Umweltminister Armin Willingmann (SPD) zog bereits vorigen Dienstag (9.1.) Zwischenbilanz. Danach habe der Hochwasserschutz im Land den Härtetest bestanden, nahezu alle Deiche waren unterschiedlich stark betroffen. Insbesondere die nach den Fluten 2013 und 2017 neu gebauten und sanierten Anlagen hätten ihre Bewährungsprobe gemeistert.

Das Besondere am diesjährigen Winterhochwasser sei gewesen, dass alle Regionen des Landes gleichzeitig von überdurchschnittlich starken Regenfällen und steigenden Flusspegeln betroffen waren. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) fielen im Dezember mit 114 mm Niederschlag knapp 63 % mehr als im langjährigen Durchschnitt (70 mm). Im Harz gab es Spitzenwerte von 300 mm.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Talsperre Kelbra an der Belastungsgrenze

Der Minister hob vor allem die Schutzfunktion der Talsperre Kelbra im Südharz hervor. In diese seien zwischen Weihnachten und Neujahr etwa 50 Mio. m3 Wasser geflossen, 40 Mio. m3 hätten in der für 33 Mio. m3 ausgelegten Anlage zurückgehalten werden können. Das habe die Unterlieger vor den verheerendsten Überschwemmungen seit 1946 bewahrt.

Willingmann trat außerdem Spekulationen entgegen, wonach die Talsperre nicht rechtzeitig zum Winter entleert gewesen sei. In der zweiten Dezemberwoche 2023 habe der Füllstand lediglich 1,8 Mio. m3 oder 5 % betragen, betonte er. Es seien die extremen Niederschläge in den Folgewochen gewesen, die die Talsperre bis an ihre Belastungsgrenze gebracht hätten: „Der Hochwasserschutz hatte im Betriebskonzept der Talsperre stets oberste Priorität und er wird es auch in Zukunft haben“, betonte Willingmann. Es gebe keinen Einstau aus naturschutzfachlichen oder auch touristischen Erwägungen.

Der Minister dankte Einsatzkräften, ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sowie kommunalen Krisenstäben für ihr großes Engagement. Auch Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) lobte die beeindruckende Solidarität vor Ort und die großartige Gemeinschaftsleistung im Land. Ihr zufolge waren neben unzähligen ehrenamtlichen Helfern fast 800 kreiseigene Kräfte, 1.750 Feuerwehrleute sowie gut 120 Kräfte von Hilfsorganisationen, 560 vom THW und 235 von der Bundeswehr im Südharzer Hochwassergebiet im Einsatz.

Willingmann: Analyse zum Hochwasser wird erstellt

Umweltminister Willingmann kündigte an, sein Ressort werde eine Analyse zum Hochwasser er stellen lassen. Die Ergebnisse sollen anschließend in die Hochwasserstrategie des Landes einfließen. Zudem forderte er weiterhin konsequente Investitionen in den Hochwasserschutz. 8 % der Deiche im Land seien noch sanierungsbedürftig. Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels und von Extremwetterlagen müsse den Flüssen mehr Raum gegeben und müssten Retentionsflächen und Speicherkapazitäten geschaffen werden. Den Investitionsbedarf laut Landeshochwasserstrategie bezifferte er auf über 600 Mio. €.

Auch interessant

Elbe-Umflutkanal
Blick vom Elbe-Umflutkanal auf das geöffnete Pretziener Wehr wegen Elbe Hochwasser am 05.01.2024 (Symbolbild). (c) IMAGO / Chromorange

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis

Deiche und Flutpolder: Entschädigung für Eigentümer von Flächen

Hochwassergefahren sollen künftig durch Flutpolder und Rückverlegungen von Deichen abgemildert werden. Eine Mustervereinbarung sieht Entschädigungszahlungen für die Flächeneigentümer vor.

Von Detlef Finger

Die Flüsse in Sachsen-Anhalt sollen in den kommenden Jahren durch den Bau von Flutpoldern sowie Deichrückverlegungen mehr Raum bekommen. Ziel sei es, bei Hochwasser sensible Flussabschnitte wie Wohn- und Industriegebiete besser zu schützen. So könne die gezielte Flutung landwirtschaftlich genutzter Flächen im Hochwasserfall dazu beitragen, die Flusspegel an anderen Stellen entscheidend zu senken, teilte das Umweltministerium mit.

Deiche und Flutpolder: Umweltminister setzt auf Akzeptanz

Eine wichtige Voraussetzung für die Akzeptanz von Polderprojekten bestehe jedoch darin, dass betroffene Flächeneigentümer im Fall gesteuerter Überflutungen eine Entschädigung erhalten. Umweltminister Armin Willingmann (SPD) unterzeichnete deshalb am vorigen Donnerstag (11.1.) mit den Präsidenten des Bauernverbandes und des Bauernbundes, Olaf Feuerborn und Martin Dippe, eine gemeinsame Erklärung, hieß es weiter.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Deiche und Flutpolder: Grund- und zusätzlicher Schadenausgleich

Kernstück dieser gemeinsamen Erklärung sei die neu entwickelte Muster-Kompensationsvereinbarung für den Einsatz gesteuerter Flutpolder, auf deren Grundlage Entschädigungsfragen bei künftigen Polderprojekten geklärt werden können.

Wer danach seine Flächen für ein neues Polderprojekt zur Verfügung stelle, erhalte bereits vorab einen einmaligen Ausgleich in Höhe von 20 % des Grundstückswertes. Komme der Polder bei späteren Hochwasserereignissen zum Einsatz und entstehen Schäden auf den Feldern, erhielten die Flächeneigentümer vom Land eine Kompensation. Die Höhe des Ausgleichs richte sich dabei nach den entstandenen Schäden, die durch öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige ermittelt werden sollen.

Vereinbarung: Flächen bleiben bei Grundeigentümern

Voraussetzung für den Ausgleich nach dem Modell dieser Vereinbarung sei der Verzicht auf Einwände im Planfeststellungsverfahren oder Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss beim geplanten Polderprojekt. Im Weiteren sehe die Vereinbarung vor, dass die Flächen innerhalb des Flutpolders im Besitz des Grundstückseigentümers bleiben, das Land lediglich die Aufstandsflächen für den Polderdeich erwerbe. Im Regelfall solle zudem keine Umwandlung der Nutzungsart des betroffenen Grundstücks innerhalb des Flutpolders erfolgen.

Hochwasserschutz: Akzeptanz nimmt zu

„Wir sind heute einen entscheidenden Schritt weitergekommen, um die Akzeptanz für Hochwasserschutzmaßnahmen insbesondere im ländlichen Raum zu steigern“, betonte Willingmann. In der Vergangenheit habe es weder in Sachsen-Anhalt, noch bundesweit einheitliche Grundsätze für Entschädigungszahlungen gegeben.

Mit der gemeinsamen Erklärung sowie der Muster-Kompensationsvereinbarung sei jetzt nach einem „konstruktiven Abstimmungsprozess“ eine wichtige Grundlage geschaffen worden, um in Zukunft bei Polderprojekten einen gerechten Interessenausgleich zu erreichen. Der Minister zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Projekte dadurch auch schneller umsetzen lassen.

Olaf Feuerborn: Einbindung von Land- und Forstwirten

Bauernverbandspräsident Olaf Feuerborn erklärte, der Schutz der Menschen und ihres Eigentums vor Hochwasser sei eine sehr wichtige Aufgabe. Um diesen besser aufzustellen, müssten Land- und Forstwirte stärker eingebunden werden. „Dafür braucht es im Falle eines Falles auch eine faire Entschädigung. Die heute unterzeichnete Erklärung ist hierfür ein wichtiger Schritt“, betonte er.

Bauernpräsident: Hochwasserschutz ist essenziell

Das sieht Bauernbundpräsident Martin Dippe ebenfalls so. Er sagte, sowohl die produktive Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Lebensmittelerzeugung als auch der Hochwasserschutz seien essenziell für die Menschen im Land und müssten in Einklang gebracht werden. Das sei aktuell wieder sehr deutlich geworden. Vor allem für dichtbesiedelte Gebiete bzw. urbane Zentren mit besonders hohem Anteil versiegelter Fläche habe Hochwasserschutz durch ausreichend freizuhaltende Fläche für die Flüsse im ländlichen Raum einen immensen Stellenwert. Den Landnutzern gebühre deshalb gesellschaftliche Anerkennung, da sie es seien, die Einbußen akzeptieren müssten.

Hochwasser Mustervereinbarung Unterzeichnung
Zufriedene Gesichter nach der Vertragsunterzeichnung in Magdeburg bei Bauernverbandspräsident Olaf Feuerborn, Umweltminister Armin Willingmann und Bauernbundpräsident Martin Dippe (v. l.). (c) MWU

Deichrückverlegungen und Flutpolder: Insgesamt 16.000 Hektar Retentionsräume

Das vom Umweltministerium für den Hochwasserschutz entwickelte Maßnahmenprogramm „Fluss, Natur, Leben“ sieht nach Angaben des Ressorts 34 potenzielle Standorte für Deichrückverlegungen und Flutpolder vor, mit denen in den kommenden Jahren etwa 16.000 ha Retentionsfläche (Überflutungsfläche) wiedergewonnen werden könnten. Darunter befänden sich acht Flutpolderprojekte: Calbe, Axien-Mauken, Salsitz, Raba, Elster-Luppe-Aue, Röpzig-Beuchlitz-Passendorf, Linkes Muldevorland, Schartau-Blumenthal.

Flutpolder bei Havelberg: Entschädigung im Rahmen des Staatsvertrages

Bereits im Bau befindlich sei der Flutpolder Rösa an der Mulde. Bis 2027 sollen dort rund 520 ha zusätzlicher Retentionsraum entstehen. Notwendige Entschädigungsregelungen für das Projekt seien bereits getroffen worden. Für den bestehenden Flutpolder bei Havelberg seien Entschädigungsfragen im Rahmen des Staatsvertrages geklärt worden.

„Das Winterhochwasser hat uns in den vergangenen Wochen noch einmal daran erinnert, wie wichtig es ist, den Hochwasserschutz in Sachsen-Anhalt weiter konsequent voranzutreiben und nicht auf die lange Bank zu schieben“, sagte Minister Willingmann abschließend. Auch bei Deichrückverlegungen solle es künftig einen einheitlichen Rahmen für Entschädigungsfragen geben. Die Grundlagen hierfür sollen im Wassergesetz des Landes verankert werden, das aktuell novelliert werde, kündigte er an.

Video: Hochwasserschutz Flutpoler – Animation

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Auch interessant

Prof. Dr. Armin Willingmann (SPD)
Prof. Dr. Armin Willingmann hat Spekulationen über Talsperre Kelbra dementiert. (c) IMAGO / Jürgen Heinrich

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis

Bauern-Protest: Was junge Landfrauen von Özdemir fordern

Beim Neujahrsempfang des Deutschen Bauernverbandes sind an diesem Freitag auf der Grünen Woche in Berlin junge Landfrauen auf Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) getroffen. Es ging um den Bauern-Protest. Das Gespräch hat Ralf Stephan von der Bauernzeitung moderiert.

Von Claudia Duda

Die Grüne Woche bietet viele Möglichkeiten zur Begegnung. Beim Neujahrsempfang des Deutschen Bauernverbandes sind am Freitag (19.1.) junge Landwirtinnen mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zusammengetroffen. Sie haben dabei klare Forderungen formuliert.

Bauern-Protest: Junge Landfrauen wissen, was sie wollen

Regina Böckenhoff (41) aus Dorsten-Lembeck (Westfalen-Lippe) bewirtschaftet mit ihrem Mann einen Betrieb mit Schweinehaltung, Mutterkühen und Ackerbau. Sie haben vier Kinder. Sie betont, dass sie froh ist, dass die Proteste bisher friedlich verlaufen sind. Die junge Landfrau wünscht sich von der Politik, den Mut Zielkonflikte zu benennen. Sie sagt: „Wir können Klimaschutz machen – aber wir brauchen auch Pflanzenschutzmittel“. Sie fordert eine offene Kommunikation zwischen Politik und Landwirten.

Junge Landfrau fordert Abbau der Bürokratie

Sie ist noch keine 30 aber schon Partnerin auf dem elterlichen Hof mit Ackerbau, Biogas und einem Hektar Aroniabeeren in Lüdersen bei Springe, südlich von Hannover: Charlotte Schumacher wünscht sich als junge Landfrau viel mehr Unterstützung und den Abbau bürokratischer Hürden. Nur so könnten zukunftsträchtige Investitionen getätigt werden.

Neujahrsempfang Grüne Woche 2024 in Berlin mit den Teilnehmenden der Gesprächsrunde
Neujahrsempfang Grüne Woche 2024 in Berlin mit den Teilnehmenden der Gesprächsrunde: Susanne Schulze Bockeloh, Regina Böckenhoff, Ralf Stephan und Charlotte Schumacher (von links). (c) Sabine Rübensaat

Bauern-Protest: Özdemir will „die Kuh vom Eis holen“

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hört den jungen Landfrauen aufmerksam zu. Er gibt zu, dass die Gespräche zurzeit schwierig sind. „Wir müssen die Kuh vom Eis holen“, sagt er und hofft, dass auch die Jungen in den Diskussionsprozess einbezogen werden. Dazu müssten alle ihren Beitrag leisten, sagt Özdemir.

Cem Özdemir spricht auf dem Neujahrsempfang der Grünen Woche 2024
Cem Özdemir spricht auf dem Neujahrsempfang der Grünen Woche 2024. (c) Sabine Rübensaat

Bauern-Protest: Konkrete und schnelle Ergebnisse gefordert

Starker Beifall brandet auf, als DBV-Vizepräsidentin Susanne Schulze Bockeloh, Landwirtin mit Schwerpunkt Ackerbau in Münster-Mauritz, fordert, dass es jetzt schnelle Ergebnisse gibt und keine langen Gesprächskreise. „Wir haben zu Hause genug Arbeit und brauchen deshalb konkrete Ergebnisse“, sagt sie.

Gastgeber Bauernpräsident Joachim Rukwied äußerte sich begeistert von den jungen Landfrauen. Die Diskussion habe gezeigt, wie geerdet die junge Generation sei. „Die wissen, was sie wollen, haben Ideen und wollen etwas nach vorne bringen“, sagte er.

Ralf Stephan von der Bauernzeitung, der das Gespräch moderiert, nimmt Bezug auf den Entschließungsantrag der Fraktionen im Bundestag. Er konfrontiert den Minister damit, dass in dem Antrag 7 Fragen aber keine Antworten formuliert sind. „Viele Antworten kennen wir eigentlich“, so Ralf Stephan. „Warum kann man da nicht die Antworten hinschreiben?“, führte er fort. Die Antworten darauf blieb der Minister bei der Diskussion allerdings schuldig.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Auch interessant

Christian Braune vor dem Brandenburger Tor
Landwirt Christian Braune hat am Montag vor dem Brandenburger Tor protestiert. (c) Sabine Rübensaat

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis

Ausbau der Windenergie in Thüringen: Vorrang für Schadflächen

Der zweite Entwurf des Landesentwicklungsprogramms liegt vor. Erneut kann die Öffentlichkeit Stellung nehmen, etwa zu Änderungen an den regionalen Vorranggebieten für den Windenergieausbau.

Von Frank Hartmann

Mit Überarbeitungen an den Vorranggebieten für Windenergie beschloss das Kabinett Dienstag dieser Woche (16.1.) den zweiten Entwurf zur Änderung des Landesentwicklungsprogramms (LEP). Wie Agrarministerin Susanna Karawanskij (Linke) auf einer Pressekonferenz informierte, soll der geänderte LEP Mitte 2024 in Kraft treten.

Zuvor haben Öffentlichkeit, Behörden und der Landtag noch einmal Gelegenheit, Stellung zu nehmen. Zum ersten Entwurf waren 500 Stellungnahmen mit über 2.100 „Sachäußerungen“ eingegangen. Ein Teil davon sei berücksichtigt worden.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Ausbau der Windenergie in Thüringen: Was ist anders im zweiten Entwurf?

Überarbeitet wurden die regionalen Teilflächenziele für die Vorranggebiete Windenergie. Für die Planungsregion Nordthüringen sind das 3 % der Regionsfläche, für Mittelthüringen 2,2 %, für Ostthüringen 1,7 % und für Südwestthüringen 2,0 %. Aktuell sind rund 1,1 % der Landesfläche für Vorranggebiete Windenergie ausgewiesen. Diese Ausbauziele orientieren sich an den Vorgaben des Bundes, der für Thüringen 2,2 % der Landesfläche fordert.

Karawanskij zufolge bezog man ungeachtet des vom Landtag Anfang Dezember 2023 geänderten Waldgesetzes Forstflächen mit ein. FDP, CDU und AfD hatten mit ihrer Mehrheit Hürden für den Windkraftausbau im Waldgesetz verankert (Bauernzeitung 50/2023, S. 19). Änderungsbedarf am Landesentwicklungsprogramm sieht das Agrarministerium jedoch nicht. Waldflächen stünden nach wie vor grundsätzlich für die Windenergienutzung zur Verfügung. Die Regelung im LEP-Entwurf, wonach geschädigter Wald vorrangig für die Windenergienutzung in Anspruch genommen werden soll, schütze gesunde Wälder.

Waldgesetz Änderung noch in Prüfung

Unklar ist weiterhin, ob die Änderungen am Waldgesetz verfassungsrechtlich sauber sind. Der wissenschaftliche Dienst des Landtags prüft noch, ob der Landtag überhaupt die gesetzgeberische Kompetenz besitzt oder Bundesrecht gilt. Solange die Prüfung nicht abgeschlossen ist, will Landtagspräsidentin Birgit Pommer (Linke) das beschlossene Gesetz nicht unterschreiben.

Die Abgeordneten der FDP sehen hingegen keine Bedenken und forderten Pommer auf, das Gesetz unverzüglich zu verkünden. FDP-Chef Thomas Kemmerich kündigte an, bei weiteren Verzögerungen ein Eilverfahren vor dem Verfassungsgericht anzustrengen.

Auch interessant

Waldgesetz in Thüringen wird geändert
Das Waldgesetz in Thüringen wird geändert. Damit wird es fast unmöglich, Windräder im Forst zu bauen. (c) IMAGO / Jochen Tack

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis

Podcast für Rinder-Halter: Kuhverstand säen, Lebensqualität ernten

Christian Völkner will mit seinem Podcast für Rinder-Halter wertvolle Erkenntnisse und neue Motivation bieten. Die sollen helfen, unternehmerisch zu denken, besser zu kommunizieren und letztlich mehr Geld zu verdienen.

Das Gespräch führte Susanne Gnauk, BWagrar

Christian, wie bist Du eigentlich auf die Idee gekommen, den Kuhverstand-Podcast zu machen und dann auch noch den Club der alten Kühe zu gründen?

Das Medium hat mich einfach begeistert. Ich habe zu allen möglichen Themen Podcasts gehört, nur nicht zur Landwirtschaft. Außerdem hat mich interessiert, wie Geschäftsmodelle funktionieren. Als Landwirt bin ich 2012 in unseren Familien-Milchviehbetrieb mit eingestiegen. 2016 fing ich an, bei geeigneten Arbeiten nebenbei Podcasts zu hören, und fand es schade, dass es nichts für Milchviehhalter gab. Da ich mitbekam, wie viel über das Internet möglich ist, hatte ich Lust, online ein Geschäftsmodell aufzubauen und mit einem Podcast anzufangen.

Die Idee zum Club der alten Kühe ist mir später gekommen. Meinen Betrieb habe ich seit Ende 2018 verpachtet, um meine volle Arbeitskraft für den Podcast und den Club der alten Kühe zur Verfügung zu haben. In der ersten Zeit musste ich allerdings von meinen Reserven, die ich aus der Landwirtschaft und dem Verkauf der Tiere hatte, leben.

Was geben Dir Kühe?

Kühe geben gerne – zum Beispiel ihre Milch. Sie sind gutmütig und neugierig. Und sie können Freundschaften schließen. Ein Milchviehhalter erzählte mir, dass eine kranke Kuh auf der Weide nur in den Stall mit ihrer befreundeten Kuh ging, die nicht von ihrer Seite wich. Er hat also beide zusammen in eine Einzelbox eingestallt. Meine Motivation war folgender Gedanke: Wenn ich 100 Betriebe, die jeweils 100 Kühe haben, nach vorne bringe mit ihren Tieren, dann profitieren davon schon mal 10.000 Kühe plus die ganzen Menschen, die zum Hof-Team gehören. Daran habe ich mich als langfristige Perspektive bei meinen ersten Podcast-Folgen hochgezogen. Seit Mitte 2023 bin ich jetzt konstant bei über 10.000 Abrufen pro Monat. Auf der letzten EuroTier haben mich schon etliche Leute über den Podcast wiedererkannt.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Podcast für Rinder-Halter: Christian Völkner im Interview

Warum ist Dir auch der Mensch und seine eigene Entwicklung dabei wichtig?

Ich möchte mit älteren Kühen den Tieren und den Haltern Gutes tun. Das ist wie eine Treppe. Wenn man sich nur darauf konzentriert, alles für das Wohlbefinden der Kühe zu tun, aber nicht für sich selbst und seine Mitarbeiter, dann funktioniert es nicht. Das wäre so, als würde man mit einem Bein ständig drei Stufen auf einmal erklimmen. Das muss miteinander gehen, damit man die Treppe hochkommt. Wenn Du ältere Kühe willst, musst Du ja etwas verändern, also auch Dein eigenes Denken, und Du wirst auf Widerstände treffen. Du wirst Dich also automatisch weiterentwickeln.

Man entwickelt sich sowieso jeden Tag weiter, die Frage ist nur: In welche Richtung? Die Betriebsentwicklung wächst mit dem Problembewusstsein. Aus meiner Erfahrung heraus gibt es – sehr modellhaft ausgedrückt – vier Kategorien von Milchviehhaltern: Der betriebsblinde Hamsterradmilchbauer kennt gar nicht so richtig seine Probleme und hat keine Zeit für die Betriebsentwicklung. Dem gegenüber steht der erfolgreiche Kuhunternehmer. Dazwischen gibt es den unbedarften Betriebsentwickler sowie den lösungsorientierten „Selbst-und-ständig-Kuhmenschen“. Der Unbedarfte hat Zeit, seinen Betrieb voranzubringen, kennt aber seine Baustellen nicht richtig. Seine Entwicklungen passieren eher zufällig und ungezielt. Nach meinen Umfragen aus den Online-Seminaren finden sich die meisten Menschen allerdings beim „Selbst-und-ständig-Kuhmenschen“ wieder, der seine Probleme zwar kennt, aber nicht die Zeit findet, sie anzupacken.

Als Landwirt hatte ich auch immer das Gefühl, ständig den Dingen hinterherzulaufen. Das hatte ich erst nicht mehr, als ich was Neues gemacht habe. Das Neue wurde aber auch immer mehr, und irgendwann bin ich den Sachen wieder hinterhergelaufen.

Jetzt kannst Du das nicht mal mehr auf die Landwirtschaft schieben, wenn Du den Sachen hinterherrennst!‘, dachte ich mir dann. Also musste ich mehr bei mir schauen.

Automatisieren und Delegieren

Hast Du Tipps, wie man aus dem Arbeitshamsterrad rauskommt?

Zwei Fische schwimmen den Fluss entlang, kommt ein älterer Fisch entgegen: Na Jungs, wie ist das Wasser heute? Die beiden jungen Fische starren sich verdutzt an. Einer fragt schließlich: Welches Wasser? Wir sind von Gewohnheiten umgeben wie ein Fisch vom Wasser. Das zu erkennen und an den eigenen Gewohnheiten zu arbeiten, ist für mich der Schlüssel gewesen. Mit Gleichgesinnten im Club der alten Kühe haben wir dann sogar zusammen ein Online-Zeitmanagement-Training entwickelt.

Aus dem Hamsterrad herauszukommen, ist am Anfang schwierig, wird später aber immer leichter. Mir hat geholfen: Gleiche und ähnliche Dinge zusammen abzuarbeiten, Automatisieren und Delegieren, wo andere schneller, besser, günstiger sind, das zeitliche Trennen vom Festhalten der Idee und über die Idee zu entscheiden sowie eine feste Struktur, um die Dinge geregelt zu bekommen. Meine Struktur habe ich teilweise von „Getting Things Done“, einer Selbstmanagementmethode von David Allen, übernommen, und teilweise durch eigenes Ausprobieren. Ich bin immer noch dabei, meine Struktur weiterzuentwickeln. Dazu stehe ich mit verschiedensten Menschen im Austausch.

Kühe im Melkstall
Kühe wollen an jedem Tag des Jahres gemolken werden. Da kann einem die Arbeit schon wie ein Hamsterrad vorkommen. Aber es gibt Wege, um aus dieser Gefühlswelt herauszukommen. (c) Sabine Rübensaat

Austausch unter Milchviehhaltern

Warum hast Du den Club der alten Kühe gegründet und wer darf Mitglied werden?

Mit wurde bewusst, dass Lösungen zur Arbeitserleichterung oder mehr Effizienz etcetera ja schon auf den Betrieben vorhanden sind. Das wollte ich gerne sichtbar machen. Mit dem Club der alten Kühe wollte ich eine Plattform für einen Austausch unter Milchviehhaltern schaffen. Heute sind wir etwas mehr als 70 Mitglieder aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Dem Club dürfen nur Milchviehhalter selbst, Betriebsleiter und Herdenmanager beitreten, die den Hauptteil ihres Einkommens mit der immer gleichen Milchviehherde erwirtschaften – Berater oder Tierärzte beispielsweise nicht. Ich will da eine klare Linie haben, und die Clubmitglieder haben es sich selbst auch so gewünscht. Die Halter wollen unter sich sein. Mein Ziel ist der ehrliche, respektvolle, vertrauensvolle Austausch mit Berufskollegen ohne Stressprogramm, wo man sich auch kennt. Deswegen haben die Leute auch die Bilder im Videochat. Und es gibt Steckbriefe der Mitglieder.

Neben dem monatlichen Online-Treffen zu einem bestimmten Thema gibt es auch die jährliche Clubtour mit Besuchen zweier Mitgliedsbetriebe. Und wir holen uns externe Referenten rein. Ich bin auch nicht der klassische Fachberater, sondern Netzwerker und Coach, der auch Diskussionen mit kritischen Fragen ankurbelt und zum gegenseitigen Austausch motiviert. So gibt es zu bestimmten Themen Untergruppen mit wenigen Mitgliedern, wo ich nicht dabei bin. Beispielsweise haben wir einen Stammtisch zur Rinderzucht, der sich einmal monatlich trifft.

Und es gibt ein Mitgliederforum zum gegenseitigen Austausch. Die Mitglieder kommen aus konventionellen wie ökologischen Betrieben, und auch diesen Austausch aus verschiedenen Betriebsformen heraus schätzen sie sehr. Das Gute am Club ist: Die Leute sind sehr unterschiedlich, aber alle ticken ähnlich, wie es mal ein Clubmitglied treffend ausdrückte. Die Leute eint, dass sie Lust haben auf ältere Kühe. Dafür muss schon alles passen. Der Podcast ist über die verbreiteten Streamingdienste für alle Interessierte abrufbar. Und ich biete auch noch das schon erwähnte mehrteilige Online-Zeitmanagement-Training für Milchviehhalter an.

Podcast für Rinder

Christian Völkner, will ein Pfadfinder auf dem Weg zu älteren Kühen sein. Dazu moderiert und organisiert er die Online-Community Club der alten Kühe, in der sich seit 2019 engagierte Milchkuhhalter (ökologische und konventionelle) aus dem gesamten deutschsprachigen Raum treffen, um sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. Denn mehr Kuhverstand bringt mehr Lebensqualität in Milchkuhbetriebe. Zusätzlich moderiert Christian Völkner seit sechs Jahren den Kuhverstand-Podcast, dieser ist auf allen gängigen Plattformen wie Spotify, Apple und Google Podcasts kostenfrei abrufbar: www.kuhverstand.de

Lohnen sich alte Kühe?

Was entgegnest Du auf das Argument: „Alt heißt nicht unbedingt wirtschaftlich“? Was sind die Vor- und was die Nachteile von alten Kühen?

Die Vorteile sind eine höhere Wirtschaftlichkeit über die höhere Lebenstagsleistung und die Kosten sinken, wenn Du die Aufzuchtkosten reingespielt hast. Zudem haben alte Kühe in der Regel mehr Charakter, es macht mehr Spaß, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Der Anteil an Erstkalbinnen ist geringer. Und Du verbesserst die Klimabilanz Deiner Milchproduktion.

Wenn Du allerdings das Ziel hast, möglichst wenig Arbeitszeit pro Kuh zu erreichen, dann ist unser Ansatz vielleicht nicht der richtige. Aber ich kenne auch Betriebe, die nicht mehr Arbeit haben als Betriebe mit jüngeren Kühen. Alte Kühe machen auch mehr Arbeit, diese Aussage würde ich also nicht pauschalisieren. Viele alte gesunde Kühe sind für mich eher ein Abbild dafür, dass sich ein Betrieb und seine Menschen weiterentwickeln, dass man im Management vieles richtig macht. Ältere Kühe haben eine höhere Milchzellzahl. Diese ist aber nicht immer ein Ausdruck von kränkeren Kühen. Es gibt auch Kühe mit hohen Zellzahlen, die nie eine Euterentzündung hatten. Und durch gutes Management kannst Du die Zellzahl unabhängig vom Alter der Herde reduzieren.

Zwei weitere Herausforderungen bei älteren Kühen sind die Klauengesundheit und Milchfieber. Auf diese zwei Dinge ist auch verschärftes Augenmerk zu legen. Alte Kühe um jeden Preis machen auch keinen Sinn. Man sollte das Ziel nicht zu verbissen sehen. Es gibt auch gute Gründe, sich von Kühen zu trennen. Aber es gibt alte Kühe, die laufen einfach mit, und man wundert sich irgendwann: Ach, dich gibt es auch noch, du hattest ja schon sechs Kälber! Aber wenn die Rindfleischpreise hoch sind, lohnt es gegebenenfalls auch mal Kühe, die zum Beispiel schwer tragend werden oder ähnliche Probleme machen, eher zu merzen.

Wichtig ist nicht das Alter, sondern eine hohe Lebenstagsleistung. Alte Kühe sind für mich ein Ziel, aber kein Dogma. Es kann im Einzelfall Sinn machen, sich rechtzeitig und bewusst von einer Kuh zu trennen. Dennoch bleiben gesunde Kühe, die älter werden, ein sinnvolles Ziel.

Auch interessant

Vier Personen vor der Kuh namens Dalila im Stall
Moore schützen, aber wie? Der Landesbauernverband forderte bei einem Fachgespräch zum Thema Moorschutz im Agrarausschuss des Brandenburger Landtags einen Neustart (c) Heike Mildner

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis

Tierheim Märkisch-Buchholz: Wo Hund und Katze auf ein neues Zuhause warten

Hunde, Katzen, Kleintiere und manchmal auch Exoten wie Reptilien werden im Tierheim Märkisch-Buchholz in Brandenburg umsorgt. Doch die Situation ist dort angespannt.

Von Bärbel Arlt

Ein Besuch im Tierheim zaubert auf der einen Seite ein Lächeln ins Gesicht, ob der niedlichen Katzen und Hunde. Auf der anderen Seite stimmt der Anblick auch traurig, denn die Tiere warten auf neue, liebevolle Besitzer. Im brandenburgischen Tierheim Märkisch Buchholz sind es derzeit 37 Katzen, 28 Hunde und acht Kaninchen. Und wie viele Tierheime, ist auch das im Landkreis Dahme-Spreewald an seiner Kapazitätsgrenze. „Wir sind voll“, sagt Vereinsvorsitzender Dr. Burkhard Wendland.

Ist, wie so oft, das Weihnachtsfest daran schuld? „Bisher spüren wir noch keine Auswirkungen. Zudem hatten wir wie andere Tierheime vor Weihnachten einen Vermittlungsstopp, um zu verhindern, dass Tiere unterm Weihnachtsbaum landen und ein paar Tage später wieder bei uns.“

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Tierheim Märkisch-Buchholz: Fundtiere und ihr Schicksal

Den größten Zugang gebe es im Tierheim Märkisch Buchholz im Herbst, wenn es die Städter – Berlin liegt etwa 50 Kilometer entfernt – wieder in ihre Wohnungen zieht. Denn dann werden verwilderte, freilebende Katzen nicht mehr gefüttert, sich selbst überlassen oder im Tierheim abgegeben.

„Doch ein Tierheim ist eine vorübergehende Unterkunft für in Not geratene Tiere. Daher werden die Katzen kastriert, behandelt, gekennzeichnet, registriert und wieder ausgesetzt“, so der Vereinschef, der von vielen, auch skurrilen, Tiergeschichten und -schicksalen berichten kann, die er in der Geschichte des Tierheims, das in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert, erlebt hat.

Dazu gehört ein Schaf, das als blinder Passagier im Regionalexpress von Cottbus nach Wismar unterwegs war. Oder eine Spinne, die im Urlaubskoffer eingereist war. Aus einem Bungalow musste nachts eine Schlange geborgen werden. Auch der Zoll vom Flughafen Berlin-Brandenburg bringt so manchen illegal eingereisten tierischen Passagier ins Tierheim. Doch das sind Ausnahmen. Die meisten Bewohner des Heims – Hunde und Katzen – sind Fundtiere.

Landtierärztin Romy Lehmann und Vereinsvorsitzender Dr. Burkhard Wendland
Sie sind immer für Tiere da: Landtierärztin Romy Lehmann und Vereinsvorsitzender Dr. Burkhard Wendland. (c) Thomas Uhlemann

Schäferhund-Mischling Kylie im Tierheim Märkisch Buchholz
Schäferhund-Mischling Kylie hat eine verletzte Kralle, die von Tierärztin Romy Lehmann (r.) und Tierpflegerin Tina Nickel untersucht und behandelt wird. (c) Thomas Uhlemann

Tierheim: Tiere kennzeichnen und registrieren

Glück ist, wenn das Tier einen Chip hat und bei Tasso oder Findefix, dem kostenlosen Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes, registriert ist. Dann kann es schnell wieder in sein Zuhause zurück. So konnten im vergangenen Jahr von 114 aufgefundenen Hunden 78 an die Besitzer zurückgehen. Gibt es weder Chip noch Registrierung, ist das schwierig. „Wir hoffen dann mit einer Fotoveröffentlichung auf Facebook, dass sich der Besitzer meldet.“

In diesem Zusammenhang ärgert sich Dr. Wendland über die Brandenburger Hundehalterverordnung, nach der nur Tiere mit einem Transponder auszustatten sind, die 20 kg wiegen und mindestens 40 cm hoch sind. Die kleinen bleiben auf die Strecke. Daher die Forderung der Tierschützer nach einer Kennzeichnungs- und zentralen Registrierpflicht sowie einer Haftpflichtversicherung für alle Hunde. Auch die Rasseliste müsse abgeschafft werden, weil ein Hund nicht gefährlich ist, nur weil er zu einer bestimmten Rasse gehört. Dr. Wendland setzt nun auf die neue Hundehalterverordnung, die am 1. Juli in Kraft treten soll.

Für Katzen wiederum sollte das Paderborner Modell Schule machen, nach dem freilaufende Haus- und verwilderte Straßenkatzen kastriert und gekennzeichnet werden. „Das würde Zeit und auch Kosten sparen“, so Tierheim-Tierärztin Romy Lehmann, die auch anmerkt, dass Medikamente für die Tiere immer teurer werden und manche Mangelware sind. Problematisch sieht sie auch EU-Verordnungen, nach denen Medikamente, allen voran Antibiotika, bei bestimmten Tieren nicht mehr angewendet werden dürfen.

Katze Piggi im Tierheim Märkisch Buchholz
Katze Piggi im Tierheim Märkisch Buchholz. (c) Thomas Uhlemann

Das Tier als Konsumware

Doch Verordnungen sind das eine, Sachkenntnis das andere. Und die fehlt so manchem Tierbesitzer. So wurden zur Coronazeit Welpen angeschafft, weil man mit einem Hund spazieren gehen durfte, erzählt Burkhard Wendland. Doch nach zwei, drei Jahren seien sie in der Pubertät und aufmüpfig, weil sie wie Babys oder Kleinkinder behandelt worden seien. Das Ende vom Lied: Der Besitzer kommt dann mit dem Tier nicht mehr klar und bringt es ins Tierheim.

Hase im Tierheim Märkisch Buchholz
Deutscher Riese im Tierheim Märkisch Buchholz. (c) Thomas Uhlemann

Auch vom illegalen Welpenimport – sei es der Kauf eines Tieres aus dem Kofferraum auf einem Parkplatz oder aus dem Internet – hält er absolut gar nichts und nennt dieses Konsumverhalten Amazon-Mentalität. Der Wunsch nach einem Tier werde erfüllt. Und wenn es nicht gefällt, gibt man es halt wieder ab. Und ist der Tierverkäufer nicht mehr auffindbar, ist das Tierheim die nächste Adresse.

Gedenkstein beim Tierheim Märkisch Buchholz
Ein Gedenkstein auf dem Tierheimgelände erinnert an Tiere, die wegen schwerwiegender Krankheiten von ihrem Leid erlöst werden mussten. (c) Thomas Uhlemann

Tiervermittlung: Tierliebhaber mit Sachkenntnis

Klar, gegen fehlende Verantwortung helfe Aufklärung. Doch Wendland weiß auch, dass das in der Praxis leider eher schlecht funktioniert. Doch zu sehr schwarz malen mag er nicht. Denn es gebe viele Tierliebhaber mit Sachkenntnis, die bereit sind, Verantwortung für ein Tier zu übernehmen. Das werde auch bei einer Vermittlung genau geprüft. Zudem gebe es nach einer Vermittlung stichprobenartige Überprüfungen. Allerdings werde es immer schwieriger, als gefährlich geltende Hunde zu vermitteln, so der Veterinärmediziner, der auch darauf verweist, dass es weitere Herausforderungen zu meistern gilt. Die Aufnahme von Tieren sei begrenzt, es mangle an Personal. Die Belastungen für die Mitarbeiter seien hoch. Hinzu kommen steigende Kosten für Energie, Heizung, Treibstoff.

Tierheim Märkisch-Buchholz: Blick in die über 30-jährige Geschichte

Doch der Verein hat in seiner Geschichte, die 1991 beginnt, schon viele Herausforderungen meistern müssen. Begonnen hat alles mit der Idee, einen Tierschutzverein zu gründen“, erzählt der Veterinärmediziner, der an der Humboldt-Uni studierte, in einer Tierarztpraxis gearbeitet hat und nach der Wende selbstständig war. Gesagt, getan. Doch bald wurde der Platz auf dem eigenen Grundstück für Tiere, die von den Ordnungsämtern – bei denen gefundene Tiere übrigens immer zuerst gemeldet werden müssen – gebracht wurden, zu eng. Eine Lösung musste her.

Und die fand sich in einer ehemaligen DDR-Grenztruppen-Funkstation mitten im Wald. Allerdings war das etwa fünf Hektar große Gelände in einem ruinösen Zustand. Aus den Gebäuden waren Fenster und Kabel rausgerissen, Sanitäranlagen zerstört. 70 Autobatterien, ein großes Dieselaggregat und drei Funktürme á 30 m hoch mussten beseitigt werden. Doch viele helfende Hände packten mit an, und am 1. Juli 1994 konnte das Tierheim eröffnet werden – mit 14 Hunden, aber ohne Strom und Wasser. „Die örtliche Feuerwehr hat uns zum Glück täglich mit Wasser versorgt“, erinnert sich Dr. Wendland und verweist dankend auch auf die ehren amtlichen Helfer und AMB-Kräfte, die das Tierheim peu à peu mit aufgebaut haben.

Im Jahr 2000 konnte das Vermittlungsgebäude fertig gestellt werden, 2006 das Quarantänegebäude und 2022 das neue Gebäude für Hunde, Katzen und Kleintiere.

Antonia Becker im Tierheim Märkisch Bucholz
Antonia Becker, Tiermedizinische Fachangestellte mit Katze. (c) Thomas Uhlemann

Karteikarten im Tierheim Märkisch Buchholz
Im Tierheim hat jedes Tier – wie Mischlingshund Max, Katze Piggy und der Deutsche Riese, eine Karteikarte, auf der alle wichtigen Angaben über den Pflegling vermerkt sind. (c) Thomas Uhlemann

Helfende Hände und Spenden

Inzwischen zählt der Tierschutzverein Königs-Wusterhausen 273 Mitglieder, das Tierheim zehn festangestellte Mitarbeiter und eine Auszubildende, die in drei Jahren zur Tierpflegerin für Haus-und Heimtiere ausgebildet wird. Ein beliebter Beruf, denn jedes Jahr gibt es im Tierheim an die zwölf Bewerbungen. Und natürlich gibt es auch engagierte Ehrenamtliche, die mit den Hunden spazieren gehen und bei der Pflege helfen. Auch die Spendenbereitschaft – von Futter über Decken, Besen bis hin zu Geld – ist groß. „Ohne Spenden könnten wir das Heim nicht betreiben“, so der Vereinsvorsitzende. Denn der Obolus, den die Ämter für die Betreuung der Fundtiere zahlen, reiche bei Weitem nicht aus.

Und dank etlicher Sponsoren konnte im vergangenen Jahr auch ein zweites Tierheimauto angeschafft werden. Nicht zu vergessen sind Veranstaltungen wie das jährliche Weihnachtsfest für Tiere, bei dem viele Spenden zusammenkommen.

Weitere Infos: tierschutzverein-kw.de

Auch interessant

Dorfleben in der Prignitz
Dorfleben in der Prignitz: Reckenthin ist ein bewohnter Gemeindeteil der Gemeinde Groß Pankow im Landkreis Prignitz in Brandenburg. (c) IMAGO / F. Anthea Schaap

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis

Bauernprotest der Agrargenossenschaft Teichel: „Billig gefährdet unsere Existenz“

Die Agrargenossenschaft Teichel eG, der Praxispartner in Thüringen der Bauernzeitung, berichtet von ihrer Beteiligung an den Bauernprotesten und ihrer Traktor-Fahrt nach Erfuhrt. Was hat sie erlebt und was bewegt sie?

Von Frank Hartmann

Knapp 42 Kilometer legten die beiden Schlepper der Agrargenossenschaft Teichel am Montagmorgen (8.1) zurück, ehe sie auf dem Juri-Gagarin-Ring in Erfurt zur Schlepperdemo und Kundgebung eintrafen. 45 Traktoren von Betrieben aus dem Saale-Orla-Kreis und dem Kreis Saalfeld-Rudolstadt hatten sich früh ab 5.30 Uhr auf dem Gelände der Agrar eG Teichel gesammelt, um gemeinsam in die Landeshauptstadt zu fahren.

„Die Kollegen aus Knau waren auf dem Weg zu uns von einem spontanen Fahrzeug-Korso in Rudolstadt überrascht worden, schafften es aber noch bis zur Abfahrt um 6.30 Uhr“, berichtet Vorstandschef Dr. Stefan Blöttner. Über Dienstedt, Kranichfeld und Haarberg kam die Kolonne, angeführt von Ackerbauvorstand Eric Engelmann, um 9 Uhr in Erfurt an, wo am Ende fast 2.000 Fahrzeuge aus ganz Thüringen die Innenstadt lahmlegten. Angemeldet worden war die Demo vom Thüringer Bauernverband (TBV).

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Bauernprotest der Agrargenossenschaft Teichel: „Billig gefährdet unsere Existenz“

Dass die Bundesregierung in der vorigen Woche die geplante Streichung der Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Zugmaschinen und Anhänger rückgängig machte, brachte Blöttner nicht davon ab, mit insgesamt neun Kollegen nach Erfurt zu fahren. Mit zwölf Traktoren – vom MTS bis zum John Deere 8320 R – und rund 50 Anhängern, davon 20 im Ackerbau und allein 15 Wasserwagen als Tränken für die Mutterkühe, wären enormer Aufwand und Kosten auf den Betrieb zugekommen. Dass die Rückerstattung für den Diesel schrittweise in drei Jahren wegfallen soll, sei schmerzhaft. „Uns fehlen dann rund 45.000 Euro im Jahr. Dies allein wäre Grund genug, zu protestieren“, sagt Blöttner.

Im benachteiligten Gebiet mit Tierhaltung wirtschaftend, fahre die Genossenschaft ohnehin „auf Sicht“. Und das seit Jahren. „Unsere Spielräume sind begrenzt. Und das nicht erst, seit wir das Insolvenzverfahren hinter uns gebracht haben.“ Den Wegfall von Beihilfen bei gleichzeitig steigenden Kosten könne man als Landwirt über höhere Produktpreise bekannterweise nicht kompensieren. „Billig gefährdet unsere Existenz. Daher brauchen wir vernünftige Preise.“

Trecker-Kolonne Richtung Erfurt
In Kolonne ging es bei Schnee und Eiseskälte am Montagfrüh nach Erfurt, wo die Schlepper die Innenstadt lahmlegten. (c) Agrar eG Teichel

Netzausbau in Thüringen auf dem Abstellgleis

Zu den höheren Kosten zählt Blöttner natürlich auch die Löhne, „die in den vergangen zwei Jahren deutlich angestiegen sind. Das ist auch in Ordnung so. Nur unsere Einnahmen steigen nicht“. Die Bereitschaft, sich etwa stärker als bisher schon an der Energiewende zu beteiligen, um davon auch zu profitieren, scheitere am schwachen Netzausbau in Thüringen, kritisiert Blöttner. An dieser Stelle sieht er den ländlichen Raum im Freistaat auf dem Abstellgleis.

Der öffentlichen Kritik am Dieselverbrauch in der Landwirtschaft antwortet Blöttner mit Kopfschütteln: „Ich sehe keine alternativen Antriebe. Unser steiles Gelände kann ich ebenso nicht ändern wie fragwürdige agrarpolitische Entscheidungen zum Pflanzenschutz oder aktuell zur Winterbegrünung. Beides verlangt von uns mehr Überfahrten, am besten mit leistungsstärkeren Maschinen, die nicht weniger Diesel verbrauchen – im Gegenteil.“

Schlepper in Erfurt
Schlepper in Erfurt. (c) Agrar eG Teichel

Direktzahlungen 2023 kosten Kraft und Nerven

In den letzten Tagen bereiteten Blöttner und seine Mitarbeiter einen Widerspruch gegen den Bescheid über die Direktzahlungen 2023 vor. „Uns droht der Verlust von gut 70.000 Euro, weil wir bei der Ökoregelung zwei den Leguminosenanteil von zehn Prozent knapp verfehlt haben sollen. Wir sehen das anders und wollen jetzt den Nachweis führen, dass wir den geforderten Flächenanteil angebaut haben.“ Das koste Kraft und Nerven und illustriere, mit welchen förderrechtlichen Details die Betriebe und die Verwaltung mittlerweile konfrontiert werden.

Dienstag (9.1.) wollte sich die Agrargenossenschaft eigentlich mit zwei Schleppern an einem weiteren Korso beteiligen. Kollegen aus dem Nachbarbetrieb hatten die Demo angemeldet. Die Tour führte über Königsee, Blankenburg, Rudolstadt, Großkochberg und Teichröda wieder nach Königsee. Doch krankheitsbedingt konnte nur ein Kollege mitfahren.

Trecker-Korso in Königsee
Am Dienstag, den 9.1.2024, ging es mit Nachbarbetrieben zum Korso nach Königsee. (c) Agrar eG Teichel

„Grundsätzlich ist unsere Personaldecke sehr dünn geworden. Wenn jemand gesundheitsbedingt ausfällt, muss ein anderer Kollege den Job machen und dann steht der Protest zwangsläufig hinten an. Die großen Proteste und Demonstrationen in Erfurt und Berlin bringen auch mit sich, dass die Zeit nachgearbeitet werden muss.“

Blöttner weiß nicht, ob man sich mit den Aktionen das wirksame, notwendige Gehör verschafft, um in eine grundsätzliche Diskussion mit der Politik über die Landwirtschaft einzutreten: „Aber nichts zu tun, ist auch keine Lösung.“

Thüringer Praxispartner in Erfurt
Mit insgesamt zwei Schleppern und zehn Leuten zeigte unser Thüringer Praxispartner Flagge in Erfurt. Im Bild (v. l.): Jens Schmidt, Petra Berger, Mario Söffing, Dr. Stefan Blöttner, Eric Engelmann und Chris Schmidt am Rande der Kundgebung. (c) Frank Hartmann

Auch interessant

Kundgebung in Erfurt: Etwa 3000 bis 4000 Menschen wollten zum Juri-Gagarin-Ring in Erfurt. (c) Frank Hartmann
Kundgebung in Erfurt: Etwa 3000 bis 4000 Menschen wollten zum Juri-Gagarin-Ring in Erfurt. (c) Frank Hartmann

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis

Konzepte für die Sauen-Haltung: Gruppenhaltung im Deckzentrum

Ferkelerzeuger müssen bei den Behörden Konzepte für den Umbau des Deckzentrums bis zum 9. Februar 2024 einreichen. Die baldigen Pflicht zur Gruppenhaltung im Deckzentrum rückt näher.

Von Wilfried Brede, Serviceteam Alsfeld GmbH

Der 9. Februar 2024 ist für die Ferkelerzeuger in Deutschland ein entscheidendes Datum. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen bei den zuständigen Veterinärämtern bzw. Behörden Konzepte vorgelegt haben, inwieweit ein Umbau des Deckzentrums gesetzeskonform nach der am 9. Februar 2021 in Kraft getretenen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) vornehmen wollen. Alternativ müssen die Betriebe, die ihre Sauenhaltung einstellen wollen, bis zu demselben Tag ihre Aufgabe der Sauenhaltung schriftlich erklären. Die Aufgabe der Sauenhaltung muss bei diesen Betrieben spätestens am 9. Februar 2026 erfolgen.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Konzepte für die Sauen-Haltung: Forderungen des Gesetzgebers

Ab dem Tag der Umsetzung am 9. Februar 2029 (Abb. 1) gehört damit die Einzelhaltung im Deckzentrum der Vergangenheit an und alle Sauen müssen wie im Wartebereich schon seit 2012 vorgeschrieben, in Gruppen gehalten werden. Eine Fixierung der Sauen ist in diesem Haltungsabschnitt nur noch kurzfristig für die Besamung, eine eventuelle Behandlung oder beispielsweise Trächtigkeitsuntersuchung möglich.

Abbildung 1:

Abbildung 1 Besamungszeitpunkt
(c) Wilfried Brede

Vom Gesetzgeber wurde vorgegeben, dass jeder Sau vom Absetzen bis zum Belegen eine nutzbare Fläche von 5 m² zur Verfügung gestellt werden muss. Dies gilt gleichermaßen für Zuchtläufer circa eine Woche vor der ersten Belegung und für Jungsauen.

In den Ausführungshinweisen für die Kontrollbehörden wurden die gesetzlichen Grundlagen weiter konkretisiert. Ein Faktor in dem Papier ist unter anderem die Größe des Liegebereichs von 1,30 m² für jede Sau. Nach § 22 Abs. 8 der TierSchNutztV ist eine Liegefläche dann gegeben, wenn der Perforationsanteil < 15 % beträgt. Dies ermöglicht weiterhin den Einsatz von Betonspaltenböden mit einer Schlitzweite von maximal 17 mm.

Schlitzweite von maximal 17 mm. Die vielmals im Sauenbereich eingesetzten Schlitzweiten von 20 mm sind in diesem Zusammenhang nicht regelkonform. Wichtig bei der Umsetzung der Vorgaben ist, dass Flächen innerhalb einer Fressliegebucht nur dann als Liegebereich anerkannt werden können, wenn mindestens 1,30 m² bei Zuchtsauen und 0,95 m² bei Jungsauen innerhalb der Bucht gegeben sind. Dies lässt sich für Sauen nur bewerkstelligen, wenn die Buchten ein lichtes Maß von > 2 m hinter der Trogkante und bei einer lichten Breite von > 70 cm verfügen. Sofern die Ansprüche an den […] .

Sie wollen diesen Beitrag in voller Länge lesen?

Probieren Sie unser Digitalangebot!

Ich bin schon Abonnent, bekomme die Bauernzeitung aber nur als gedrucktes Heft – Upgraden Sie jetzt kostenlos!

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Ich bin noch kein Kunde, und möchte das Digitalangebot 1 Monat lang zum Sonderpreis testen!

  • 4 Wochen lang digital testen!
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • flexibel monatlich kündbar
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Artikel aus Ausgabe 03/2024

Ausgabe 03/24
Bauernzeitung 03/2024

Top Themen:

  • Märkischer Mut zum Experimentieren
  • Technik auf Saison vorbereiten
  • Frist für Sauenhalter läuft
  • Einzelheft ohne Abo in der App verfügbar
Zur App

Konzepte für die Sauenhaltung: Zeichnungen

  1. Anbau Auslauf
  2. Bewegungsflächen
  3. Wartesauenbestand vs. Nutzfläche

Wesentliche Gründe zur Entwicklung der bisherigen Deckzentren:

  • Reduzierte Verletzungsgefahr bei der Zuchtsau (kein Aufspringen rauschender Sauen),
  • Leistungsoptimierte Futterzuteilung nach der Säugeperiode (Body-Condition-Score (BCS) angepasste Fütterung, ungestörte Futteraufnahme von rangniederen Sauen),
  • Optimale Bestimmung des Besamungszeitpunktes (durch festgelegte Plätze eine gute Dokumentation),
  • Optimale Rauschestimulation (durch zugeteilten Eberkontakt, durch Nutzung von Lichtprogrammen),
  • Hohe Fruchtbarkeitsleistungen (durch Schutz der Embryonen in der Einnistungsphase, durch weniger Aborte),
  • Nutzung der künstlichen Besamung (Homogenere Gruppen, Arbeitswirtschaftliche Vorteile durch strukturierte Arbeit, Optimierte Besamungsstandgestaltung)

Auch interessant

Fütterung von Milchvieh
Bevor die Praxis die überarbeiteten Empfehlungen anwenden kann, muss erst vieles neu berechnet werden. (c) Christian Mühlhausen, landpixel.de

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis

Henrik Wendorff zum Protest der Bauern: Es geht um Präsenz und Verantwortung

Die aktuellen Bauern-Proteste machen deutlich, dass Brandenburg mit seinem Zentrum Berlin eine besondere Rolle spielt – auch wenn‘s ums Demonstrieren geht. So bewertet Henrik Wendorff, der Präsident des Landesbauernverbandes, die Situation.

Das Gespräch führte Heike Mildner

Seit der Dezember-Demonstration in Berlin laufen Überlegungen und Planungen für die Aktionswoche, die seit Montag auch in Brandenburg mit vielen Aktionen im ganzen Land für Schlagzeilen in den Tagesmedien sorgt. Die Bauernzeitung sprach vergangenen Freitag (5.1.), mit Landesbauernpräsident Henrik Wendorff über die Aktionen und darüber, was im Hintergrund und nebenbei läuft.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 03/2025

Unsere Top-Themen

• Deutsches Gelbvieh
Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Henrik Wendorff im Interview: Wir haben reagiert

Sind Sie froh, dass wir in Brandenburg keine Halligen mit ministeriellem Fährverkehr haben?

Ja, natürlich, und wir haben reagiert: Das, was ich gesehen und gehört habe – und ich war ja nicht dabei – möchte ich so nicht sehen und hören, das schadet unseren Botschaften. Mehr will ich dazu gar nicht sagen.

Den Ampel-Galgen, den „Brandenburg aktuell“ thematisiert hat, lassen Sie durchgehen?

Es ist schade, dass diese Symbolik so in den Vordergrund der Diskussion geraten ist. Ich war viel in Brandenburg unterwegs in den letzten Tagen, und es ist ja nicht so, dass an jeder Kreuzung und in jedem Vorgarten so ein Galgen steht. Aber ich muss akzeptieren, dass mein Gegenüber eine andere Wahrnehmung hat als ich.

Und dann frage ich mich: Warum denkt er so, warum denke ich anders – ohne dass gleich ein Vorwurf entstehen muss. Letzteres ist allerdings sehr, sehr schwierig geworden.

Haben Sie das Gefühl, als LBV-Präsident unter Rechtfertigungsdruck zu stehen?

Abgrenzung von vielem ist sehr gefragt, auch in Interviews. Und ich frage mich öfter: Wo bleiben die, von denen man sich abgrenzen soll? Als Person des öffentlichen Lebens hat man große Verantwortung bei dem, was man sagt und wie man es sagt. Und diese Verantwortung ist manchmal nicht leicht zu tragen.

Henrik Wendorff: Vorschlag als Kompromiss verkauft

Was sagen Sie zum Entgegenkommen der Koalition?

Dass es nicht ausreicht, darüber sind wir uns länderübergreifend einig. Was die Kommunikation schwierig macht: Da gibt der Bundesagrarminister am Donnerstag ein Statement ab, in dem er den Vertretern der Landwirtschaft eine Mitarbeit suggeriert. Angeblich sei mit Verbänden gesprochen worden, mit dem Deutschen Bauernverband – im Ergebnis steht der sogenannte Kompromiss.

Ein Kompromiss entsteht, wenn man am Tisch sitzt und verhandelt, bis beide Seiten sich einig geworden sind. Das ist nicht passiert! Die Regierung hat sich geeinigt, einen Vorschlag gemacht und der Agrarminister hat ihn als Kompromiss verkauft! Auch so entsteht Rechtfertigungsdruck für mich, nämlich gegenüber den Landwirten, die ich vertrete. Sowas stellt meine Glaubwürdigkeit infrage, kann die Bauern spalten.

Zusammenarbeit und Gespräche

Zur Aktion am 18. Dezember hatten erstmals alle Brandenburger Agrarverbände gemeinsam aufgerufen. Eine Ausnahme oder ein Anfang?

Wenn wir als relativ kleiner Berufsstand etwas erreichen wollen, müssen wir ganz einfach zusammenarbeiten. Da hilft es nicht weiter, uns im internen Kleinkrieg zu verstricken. Wenn das Ziel klar ist, sollte man sich nicht auf Sachen konzentrieren, die früher an unterschiedlichen Meinungen gescheitert sind, sondern sich auf die Herausforderungen konzentrieren. Ich bin mit allen im Gespräch, aber mir sind natürlich die Bauern, die unseren Verband tragen, am nächsten.

Mit der Nähe zu Berlin stellt sich für den LBV auch die Frage nach der Zusammenarbeit mit dem Bundesverband. Kann sich da Brandenburg auf seine Aufgaben konzentrieren?

Berlin für uns als zweites Bundesland in der Mitte sorgt für Aufgaben, die andere Bundesländer nicht haben. Aber natürlich gibt es eine klare Abgrenzung, was Bundes- und was Landesangelegenheiten sind. Manchmal überschneiden sie sich, dann arbeiten wir zusammen und das funktioniert immer besser.

Agrardieselbeihilfe – Wie geht’s weiter?

Inwieweit schwingen Landesthemen bei den Protesten mit?

Auch die Agrarministerkonferenz hat sich heute mit den Protesten beschäftigt. Wenn die Agrardieselbeihilfe wegfällt, müssen wir ja zum Beispiel auf Länderebene neu verhandeln, wie es mit unserm Kulturlandschaftsprogramm weitergeht – da ist ja die Agrardieselbeihilfe mit eingepreist. Fällt sie weg, werden Nachbesserungen hoffentlich von den Bundesländern gefordert. Und denen wurden ja gerade 300 Millionen Euro an GAK-Mitteln weggenommen. Die Frage, wie die Agrardieselbeihilfe kompensiert werden soll, ist ja unbeantwortet – darum machen wir auch weiter.

Eine Frage des Wettbewerbs …

Beim Dieselpreis und bei den Steuern gibt es große Unterschiede in Europa. Wir haben einen gemeinsamen europäischer Markt. Warum denkt man im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nicht auch über eine Harmonisierung des Dieselpreises und der Steuern auf Diesel nach? Auch das sind Anpassungsstrategien – das wäre ein Lösungsansatz mit Weitsicht, wenn man das mit den Landwirten besprechen würde.

Bauernproteste: von der Anmeldung bis zur Aktion

In dieser Woche laufen an die 30 Aktionen unter dem Dach des Landesbauernverbandes. Wie ist es dazu gekommen?

Als Verband, der im agrarpolitischen Diskurs verankert ist und auch eine gewisse natürliche Trägheit hat, wurden wir von der Vielzahl der geplanten Aktionen fast überrollt. Und als anerkannter Berufsverband müssen wir alles zu 100 Prozent richtig machen: von der Anmeldung bis zur Aktion. Da wollen wir auch ein Vorbild sein, und ich glaube, das ist insgesamt gelungen, Es gibt auch sehr viele Aktionen, die wir zum Beispiel mit unserem Papier zum Versammlungsrecht indirekt unterstützen.

Mich hat überrascht, wie schnell das landwirtschaftliche Thema auf andere Bereiche übergeschlagen ist. Das kann einen auch erdrücken – das ist für uns ja kein alltägliches Geschäft, normale Verbandsarbeit läuft parallel ja weiter. Auf der anderen Seite freut es mich, wie groß die Wahrnehmung ist.

Man spürt deutlich, dass wir zum ersten Mal seit Langem einen Großteil aller Bevölkerungsschichten hinter uns haben. Mich haben noch nie so viele Menschen angesprochen und gesagt: Tolle Sache, macht weiter, wir wünschen euch viel Erfolg. Für viele scheinen Kfz-Steuer und Agrardiesel ein Symbol zu sein für die eigenen Sorgen.

Henrik Wendorff: Die Mitglieder machen es möglich

Als Höhepunkt der Proteste ist die Demo am 15. Januar in Berlin vorgesehen. Vier Tage später beginnt die Grüne Woche. Wie teilt der LBV die Kräfte ein?

Beides unter einen Hut zu bekommen, ist nicht ganz einfach. Wir wollen so stark präsent sein, wie im vergangenen Jahr und mit den Brandenburgern und Berlinern ins Gespräch kommen. Wir werden erstmals auch gemeinsam mit den Imkern auftreten. Es wird nicht einfach, wenn das eine nicht unter dem anderen leiden soll.

Und man darf nicht vergessen: Es ist fast alles rein mitgliederfinanziert! Ich bin daher auch den Mitgliedern dankbar, dass sie das alles mittragen und mitgestalten. Da hat jedes Mitglied seinen Anteil dran, das ist alles nicht selbstverständlich.

Auch interessant

Bauern-Proteste am Brandenburger Tor finden Unterstützung
Bauernproteste in Berlin: Hier ein Foto vom 8.1.2024. Die Demonstration wurde organisiert von den „Freien Bauern“. (c) Sabine Rübensaat

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis