Die Generation F1 in Mecklenburg-Vorpommern kann dieses Jahr ihr fünfjähriges Bestehen feiern. Sarah Selig, engagierte Initiatorin, erzählt im Interview nicht nur etwas über die Gründung und die ersten Jahre, sondern auch welche Highlights es gab und was 2024 noch kommen wird.
Das Gespräch führte Stefanie Lanin
Generation F1 wird in diesem Jahr fünf Jahre. Wie blicken Sie als Initiatorin auf ihr „Baby“?
Wir sind sehr stolz und können gar nicht fassen, dass es schon fünf Jahre sind. Allerdings haben wir bereits viele Aktionen umsetzen können, viele Leute kennengelernt und Junglandwirte im Land miteinander vernetzt – und damit einige Ziele erreicht, die wir uns vorgenommen haben.
Unsere Top-Themen
• Deutsches Gelbvieh
• Seuchenalarm in Brandenburg
• Saatgut ernten
• Märkte und Preise
Was war Grundgedanke bei der Gründung? Gilt er heute noch?
Wir wollten ein landesweites Netzwerk schaffen, kleinere Gruppen aus den Regionen zusammenführen und Zusatzangebote zum Weiterbilden und Erkunden schaffen. Das ist auch weiterhin unser großes Anliegen. Im nächsten Schritt wollen wir außerdem politische Werte schaffen. Wir wollen die jungen Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter von heute und morgen für Verbandsarbeit interessieren, sie zum ehrenamtlichen Engagement ermutigen und damit die Mitgliedschaft des Bauernverbandes stärken.
Die Junglandwirte der ersten Stunde sind auch älter geworden. Wie verändert das F1?
Unsere Berufserfahrungen können wir in der Organisation super nutzen. Ganz wichtig ist uns jedoch auch das Motto „Die Junglandwirte entscheiden mit“. Wir stellen Themen zur Auswahl oder fragen offen, was als nächstes gewünscht ist. Das soll auch weiterhin so bleiben.
Privat ist es nach der Familiengründung herausfordernder, die Zeit für Vorbereitungen und Veranstaltungen zu managen. Allerdings sind wir mittlerweile von zwei Initiatorinnen – neben mir Jennifer Löbel-Lewke – zu einem dreiköpfigen Orga-Team mit Lukas Middendorf gewachsen. So haben wir jetzt auch männlichen und etwas jüngeren Input.
Wie und wo gewinnt die Initiative neue Mitglieder?
Auf jeden Fall über Social Media und Verbandsmedien. An der Universität Rostock und Hochschule Neubrandenburg informieren wir die Erstsemester per Flyer. Ganz wichtig ist auch Mund-zu-Mund-Propaganda – viele haben von unseren Aktivitäten gehört und wollen dabei sein.
Welche Rolle spielt Social Media bei F1?
Ganz wichtig ist Instagram. Da Facebook für unsere Zielgruppe nicht mehr so attraktiv ist, haben wir 2023 einen weiteren Kommunikationskanal aufgebaut – unsere Whats-App-Gruppe hat bereits über 180 Mitglieder. Darin können wir uns unkompliziert austauschen, Infos schnell weiterleiten und Umfragen durchführen.
Wann ist man zu alt für Generation F1? Wer darf dabei sein?
Unsere Zielgruppe sind die 18-bis 40-Jährigen oder 43-Jährigen, nachdem die EU das Alter der Junglandwirte hochgestuft hat. Generell richten wir uns an Fachschüler, Studierende und junges Führungspersonal in den Betrieben des Landes.
Den Startschuss gab 2019 die Young Farmers Convention an der Hochschule Neubrandenburg. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit heute?
Die Convention ist in guter Erinnerung geblieben. Es soll auf jeden Fall eine Neuauflage geben, hoffentlich ist es 2024 so weit. Wir sind im engen Austausch mit der Fachschaft und den Studierenden und haben 2023 mit Unterstützung der Hochschule unseren ersten Junglandwirte-Stammtisch durchgeführt. Wir hoffen, ähnlich gute Beziehungen auch mit der Universität Rostock aufbauen zu können.
Gibt es auch eine Neuauflage des Junglandwirte-Balls?
Der Ball war super nachgefragt, ein totales Highlight. Wir hatten 160 Teilnehmer und eine sehr lange Warteliste. Viele haben direkt gesagt, dass wir das unbedingt wiederholen müssen. Wir prüfen gerade alle Möglichkeiten.
Was waren weitere Highlights in den ersten Jahren?
Die Exkursionen kommen sehr gut an. Das Motto lautet: „Bei einem Betriebsbesuch lernt man immer etwas Neues!“ Die Teilnehmer knüpften viele Kontakte – ob für Bachelorarbeiten oder Erntehelfer Jobs. Wir wollen auf jeden Fall weitere Exkursionen in MV und auch außerhalb anbieten.
Was ist noch für 2024 geplant?
Wir haben den Junglandwirte-Ball genutzt, um Ideen abzufragen. Neben einem Kurs zum Erlangen des Jagdscheins besteht auch Interesse an einer eigenen Schulung zum Agrarantrag und einem Ausbildereignungskurs. Wir haben auch bereits viele Angebote für Feldtage und Werksbesuche.
Das vielfältige Angebot kostet auch – gibt es Partner?
Wir haben zwei Fördermitglieder, die Raiffeisen Technik HSL GmbH und Bio Fürstenhof, sowie sehr viele Sponsoren, die uns wiederkehrend unterstützen. Wir hoffen, daraus weitere Fördermitglieder gewinnen zu können und danken allen, die die Initiative und ihre Aktionen ermöglichen.
Ein Blick in die Glaskugel: Ein Wunsch für die Zukunft von F1?
Eine feste Mitgliedschaft mit kleinem Jahresbeitrag. Wir wollen ein starkes Netzwerk für Junglandwirte in MV, von dem sie ihr ganzes Berufsleben profitieren können.
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Mit einer Aktionswoche protestieren die Bauern gegen die Politik der Ampel-Regierung. In allen ostdeutschen Ländern gibt es vom 8. bis 15. Januar Demonstrationen, Schlepper-Kolonnen, Kundgebungen und Sperrungen der Autobahnen. Hier lesen Sie, was in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen passiert.
Von den Redakteuren der Bauernzeitung
6.10 Uhr: Am Pariser Platz auf der Ostseite des Brandenburger Tors und auf der Straße des 17. Juni im Westen haben sich bereits in der Nacht Hunderte Schlepper aufgereiht. Es herrscht Volksfeststimmung, berichtet Christian Braune, vom Kürbishof Riecke in Philippsthal nahe Potsdam. Er ist live vor Ort und berichtet für die Bauernzeitung. Einen eigenen Liveticker zu der Demonstration in Berlin finden Sie hier.
6.00 Uhr: An diesem Montag, 15.1., ist der vorläufige Abschluss der Aktionswoche in Berlin geplant: Am Brandenburger Tor gibt es eine große Kundgebung. Zu der Demo werden Tausende Menschen und Schlepper erwartet. Bereits am Wochenende machten sich Hunderte Fahrzeuge auf den Weg in die Hauptstadt, viele Landwirte campieren bereits seit Tagen auf der Straße des 17. Juni in Berlin. Aus Angst nicht mehr rechtzeitig zur Kundgebung zu kommen, sind viele Landwirte, Handwerker und Spediteure aus Brandenburg bereits in der Nacht gestartet.
Das ist laut einer Mitteilung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) geplant:
Mo, 16.55 Uhr: Nach dem ersten Tag der Aktionswoche gegen die von der Bundesregierung geplante Streichung der Agrardieselrückvergütung hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, ein positives Fazit gezogen: „Das war ein erfolgreicher Start in unsere gemeinsame Aktionswoche. Landwirtinnen und Landwirte haben heute mit rund 100.000 Traktoren in ganz Deutschland ein deutliches Zeichen in Richtung Bundesregierung gesetzt, die Steuererhöhungspläne gänzlich zurückzuziehen.“ Die Demos seien geordnet abgelaufen. Das zeige, dass es den Landwirtinnen und Landwirten um die Sache geht. Auch der Rückhalt in weiten Teilen der Bevölkerung für das Anliegen sei auf den Straßen deutlich sichtbar geworden.
Mo, 14.20 Uhr: Die Oderlandbauern bedanken sich bei den Teilnehmenden und hoffen auf eine erfolgreiche Woche -„Wir kommen wieder!“.
Mo, 14.15 Uhr: „Es ist einfach genug.“
Mo, 12.05 Uhr: Die Kundgebung startet: „Wir werden dafür weiterkämpfen, dass es komplett vom Tisch kommt.“
Mo, 11.58 Uhr: Gleich geht die Kundgebung am Brandenburger Tor los …
Mo, 11.36 Uhr: Aus ganz Deutschland solidarisieren sich Menschen mit den Landwirten. Dennis und Tanja aus Hannover sind extra aus Hannover gekommen, haben Urlaub genommen. Sind keine Landwirte.
Mo, 11.24 Uhr: In Berlin treffen sich viele Landwirte aus Brandenburg am Brandenburger Tor. Das Team der Agrobetriebe Köpke KG mit 50 Teilnehmenden aus Garz ist seit Sonntag in Berlin und hat vor, eine Woche lang die Stellung zu halten. Die Junglandwirte-Gruppe kämpft um den Erhalt ihres Familienbetriebs. Berliner solidarisieren sich mit den Landwirten und helfen bei der Versorgung mit Kaffee und Kuchen.
Mo, 8.07 Uhr: Wie in ganz Deutschland sind auch in Berlin an diesem Montag Schlepper unterwegs. Am Mittag, um 12 Uhr, soll es am Brandenburger Tor eine Kundgebung geben. 200 Fahrzeuge hatten sich bereits am Morgen am Brandenburger Tor aufgestellt. Wie die Polizei mitteilt, sind weitere Traktoren auf der Straße des 17. Juni unterwegs. Bislang gibt es nach Aussagen der Polizei keine Straßenblockaden.
Fr, 9.29 Uhr: In den Morgenstunden gab es entlang der Bundesautobahn A 71 von Südthüringen bis nach Erfurt Mahnfeuer. Einzelne Autobahnauffahrten waren/sind blockiert. Zu den für heute angekündigten Aktionen in Südthüringen zählt unter anderem eine Sternfahrt am Nachmittag nach und durch Meiningen, die in der Agrargenossenschaft Helmershausen endet. Zur Mittagszeit ist eine Traktor-Sternfahrt zur Wartburg geplant, wo Betriebe auch regionale Produkte präsentieren. Daneben gibt es landesweit weitere lokale Aktionen/Korsos. Am Sonnabend (13. Januar) fahren Landwirte mit knapp 100 Schleppern nach Mühlhausen, wo sie im Stadtzentrum mit den Bürgern ins Gespräch kommen wollen.
Do, 9.00 Uhr: In Gera und Meiningen gibt es Schlepper-Blockaden wichtiger Verkehrsadern. Am Nachmittag ist ein Traktorkorso im Kreis Weimarer Land um Apolda angekündigt sowie eine Schlepperdemo in Nordhausen. Entlang der Autobahn A 4 im Wartburgkreis und der A 38 im Eichsfeld wollen Landwirte heute am späten Nachmittag Mahnfeuer entzünden. Am Freitag (12. Januar) dann gibt es ab 5 Uhr früh Mahnfeuer in Südthüringen entlang der Autobahnen A 71 und A 73.
Do, 7.00 Uhr: Am frühen Morgen haben sich in Erfurt 150 Lkw auf den Weg nach Jena gemacht. Auf der Bundestraße 7, die durch Weimar führt, gibt es massive Behinderungen geben. Der Landesverband des Thüringer Verkehrsgewerbes protestiert damit (angemeldet und von der Polizei begleitet) gegen die Verkehrspolitik der Bundesregierung. Mit Einführung der zusätzlichen CO2-Maut, die seit Dezember zu zahlen ist, erhöhten sich die Mautgebühren von 19 Cent/Kilometer auf 35 Cent/Kilometer.
Mi, 10.20 Uhr: Im Zentrum von Jena sind die Bürger der Stadt heute eingeladen, ab 11 Uhr eine Kundgebung von Landwirten zu besuchen. Mit drei Sternfahrten von Schöps, Wichmar und Isserstedt rollen Traktoren in die Saalestadt, wo mehrere Korsos zur Kundgebung auf dem zentralen Eichplatz enden. Korsos und Kundgebung sind angemeldet und von den Kreisbauernverbänden SOK, SHK und SLF organisiert.
Mo, 12.26 Uhr: Die Demo in Erfurt ist zu Ende – die ersten Fahrzeuge machen sich wieder auf den Heimweg.
Mo, 12.04 Uhr: In Erfurt ist die Kundgebung in vollem Gange. Wie Bauernzeitungsreporter Frank Hartmann berichtet, haben sich 1600 Trecker durch die Thüringer Landeshauptstadt geschoben. Die Polizei geht insgesamt von 3000 bis 4000 Teilnehmenden aus. Einige Fahrzeuge musste die Polizei zurückweisen, weil es zu viele waren. Bei Eiseskälte fanden die Reden den Bauernvertreter viel Beifall. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) wurde allerdings heftig ausgebuht.
Mo, 7.33 Uhr: Auch in Thüringen werden zahlreiche Autobahnzufahrten von landwirtschaftlichen Fahrzeugen blockiert. Traktoren und Lkw blockieren nach Angaben des Nachrichtenportals Tag 24 auch Bundesstraßen wie die Kreuzung B62 – B285 – Langenfelder Straße in Bad Salzungen (Wartburgkreis). Um 11 Uhr ist in Erfurt eine Kundgebung am am Juri-Gagarin-Ring/Ecke Karl-Marx-Platz geplant.
Für den Nachmittag hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) zu einer Protestaktion in Leipzig auf dem Augustusplatz aufgerufen. Man wolle jenen eine Möglichkeit bieten, Kritik auf die Straße zu tragen, die sich von „rechtsextremen Hetzern und gefährlichen und gewalttätigen Umsturzphantasien“ fernhalten wollen. An der von Landesbauernverband und Land schafft Verbindung Sachsen organisierten Demonstration am Mittwoch in Dresden hatte sich die AbL ebenfalls beteiligt. Man stimme nicht mit allen Aussagen überein, die auf der Tribüne geäußert wurden, so das Fazit der AbL. Insgesamt sei die Veranstaltung aber überwiegend bäuerlich gewesen und habe nicht von Extremen vereinnahmt werden können.
Fr, seit 5 Uhr: Es gibt wieder Protestaktionen mit Blockaden von Autobahnauffahrten in Sachsen. Die Polizei meldet solche aktuell entlang an der A4, A13 und A14 im Umkreis von Dresden. Auch im Raum Görlitz, Chemnitz und im Vogtland wird der Verkehr an Autobahnzufahrten durch Bauernproteste beeinträchtigt.
Do, 10.00 Uhr: Die Proteste der Landwirte in Sachsen halten an. Die Polizei berichtet sowohl von angemeldeten Versammlungen als auch von spontanen Aktionen. Man sei im Einsatz, um Kooperationsgespräche zu führen und deutlich zu machen, dass Vollblockaden nicht zulässig sind. Betroffen sind wie schon an den Vortagen sowohl Autobahnauffahrten als auch Kreisverkehre und andere Straßenkreuzungen. Räumlicher Schwerpunkt des Geschehens sind das Erzgebirge und Ostsachsen.
Mi, 17.13 Uhr: Auch in Plauen/Vogtland wurde am Mittwoch wieder demonstriert. Das Landratsamt zieht eine positive Bilanz: Die Veranstaltung sei friedlich und ohne größere Zwischenfälle verlaufen. 567 Fahrzeuge und 2.500 Teilnehmer beteiligen sich an Sternfahrt und anschließender Kundgebung.
Mi, 13.30 Uhr: Fazit: Es war eine bemerkenswert machtvolle Demonstration, die viele Landwirte aber auch Vertreter anderer Branchen mobilisiert hat. Wut und Ärger waren spürbar, aber der Protest verlief friedlich und demokratisch. Extremisten blieben Randerscheinung. Spürbar war das Bemühen der organisierenden Verbände, Ministerpräsident Kretschmer für ihre Sache zu gewinnen, der auch Unterstützung zusagte und versicherte, dass auch bei anderen Ministerpräsidenten insbesondere im Osten, aber auch Niedersachsen, NRW und Bayern, Sympathien für die Anliegen der Landwirte bestehen.
Mi, 13.14 Uhr: Die Demo ist beendet und löst sich auf. Am Rand demonstrieren in einer weiteren Veranstaltung die „Freien Sachsen“, die unter anderem mit Bildern von Ministerpräsident Kretschmer in Sträflingskleidung zeigen. Von extremistischen Äußerungen hatten sich die Redner auf der Tribüne zuvor distanziert.
Mi, 12.37 Uhr: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) spricht auf dem Theaterplatz in Dresden und wird teilweise von Störern durch laute Rufe unterbrochen, berichtet Bauernzeitungsreporter Karsten Bär.
Mi, 12.05 Uhr: Ca. 4000 Fahrzeuge sind nach Dresden gekommen. Es wird ein breites Spektrum abgedeckt, auch AbL ist vertreten und spricht.
Mi, 11.05 Uhr: Traktorenkorsos aus Westen und Osten treffen mit zwei Stunden Verspätung auf dem Theaterplatz in Dresden ein. Es sind Etliche Menschen sind hier, Landwirte, Jäger, Landhandel etc. aber auch den Transparenten nach Handwerker, Gewerbe usw. Bis vor kurzem schwebte ein Helikopter über dem Platz.
Mi, ab 8 Uhr: Sternfahrten zu Demos nach Dresden und Plauen.
Die, 9.23 Uhr: Aktuell meldet die Polizei sachsenweit 25 Verkehrsstörungen infolge von Demonstrationen.
Die, 9.18 Uhr: Ein Fahrzeugkorso ist heute Morgen nach Angaben der Polizei in Meißen gestartet und soll über Nossen, Riesa, Großenhain wieder nach Meißen fahren. Weiter berichtet die Polizei von blockierten Autobahnauffahrten in der Region Chemnitz und Zwickau. Aus Ostsachsen gibt es in den sozialen Medien ebenfalls Meldungen über die Blockade von Auffahrten auf die A4. Die Aktionen sind nach Angaben von Landwirten polizeilich genehmigt.
Die, 6:37 Uhr: Die Proteste gehen weiter: Die Verkehrswarnmeldungen der Polizei Sachsen weisen aktuell zwölf Verkehrsbeeinträchtigungen aus, die in Zusammenhang mit Bauernprotesten stehen. Schwerpunkte sind der Raum Chemnitz und Dresden.
Mo, 14.15 Uhr: Die Polizei Sachsen meldet bislang zwei Zwischenfälle im Zusammenhang mit den Protesten.
In Schneeberg nahmen die Beamten Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung auf. Hier war am Morgen gegen 7:20 Uhr an der B169 ein Pkw auf zwei auf dem Gehweg befindliche Versammlungsteilnehmer zugefahren. Ein 45-Jähriger wurde dabei von dem Pkw erfasst und leicht verletzt. Es lägen erste Hinweise zum flüchtigen Pkw vor.
Zu einem Unfall kam es auf der B101 im Großolbersdorfer Ortsteil Hopfgarten. Dabei kollidierte ein im Konvoi fahrender Lkw seitlich mit einem Pkw. Der Lkw-Fahrer hatte aufgrund eines medizinischen Problems die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren.
Weiter berichtet die Polizei, dass es neben angemeldeten Aktionen auch zu spontanen Versammlungen und Straßenbesetzungen durch Landwirte und Lkw-Fahrer kam. Polizisten hätten daraufhin Kooperationsgespräche „im Sinne der Versammlungsfreiheit“ geführt. Rettungskräften sei zu jeder Zeit die Durchfahrt gewährleistet worden.
Mo, 12.31 Uhr: Sächsischer Landesbauernverband und Land schafft Verbindung Sachsen haben in einer aktuellen Pressemitteilung das Ende der Proteste an den Autobahnauffahrten um 15 Uhr angekündigt. Damit wolle man den Feierabendverkehr entlasten und sich für das Verständnis der Bevölkerung für die Aktion bedanken. Die Forderungen nach Rücknahme der Steuerentlastungen blieben aber bestehen Zugleich bedankten sich die beiden Verbände bei der Polizei für deren kooperative Begleitung der Aktion.
Mo, 11.55 Uhr: Die Polizei Sachsen gibt inzwischen landesweit 221 Verkehrswarnungen heraus, die im Zusammenhang mit Bauernprotesten und Fahrzeugkorsos stehen.
Das Landratsamt des Erzgebirgskreises nimmt weiterhin Anmeldungen für Demonstrationen entgegen und genehmigt diese unter Auflagen. In Schneeberg darf demnach an den kommenden fünf Tagen (bis 12.1.) von 5 bis 17 Uhr an einer Kreuzung der B169 demonstriert werden. Erlaubt sind dort Traktoren, Lkw und Pkw mit je bis zu zehn Fahrzeugen. Die Anmelder sind verpflichtet, eine Rettungsgasse freizuhalten und in Abständen die Sperrung aufzuheben, um den gesamten aufgestauten Verkehr abfließen zu lassen. Auch von anderen Orten, u. a. bei Bautzen, wird berichtet, dass die Polizei aufgestauten Verkehr abfließen lässt.
Mo, 11.02 Uhr: Die Polizei berichtet auf Twitter: In #Leipzig kommt es derzeit im Bereich des Innenstadtrings aufgrund einer angezeigten Versammlung zu Stauerscheinungen. Der Bereich soll weiträumig umfahren werden.
Mo, 10.11 Uhr: Der Landkreis Erzgebirge meldet um 10 Uhr, dass trotz vieler Blockaden im Landkreis und vereinzelter Meldungen, dass Beschäftigte und Patienten nicht durchgelassen wurden, aktuell alle Krankhäuser funktionsfähig sind. Die Geschäftsführung des Erzgebirgsklinikums appelliert an die Protestierenden, sowohl Krankenhausmitarbeiter als auch Patienten ungehindert passieren zu lassen. Das Landratsamt hatte bereits am Freitag entschieden, den ÖPNV und den Schülerverkehr im Erzgebirgskreis am 8. Januar einzustellen.
Im Kreis Görlitz wird von erheblichen Einschränkungen des ÖPNV berichtet. Im Stadtgebiet Zittau kommt es zu Totalausfällen.
In Meißen ist der Verkehr über die Altstadt- und die Elbtalbrücke beeinträchtigt. Die Aktion ist laut Landratsamt Meißen bis 20 Uhr genehmigt. Auch auf der Elbbrücke in Riesa sind Beeinträchtigungen möglich.
Mo, 8.00 Uhr: Die Polizei Sachsen weist 216 Warnungen über Verkehrsbeeinträchtigungen im Zusammenhang mit den Bauernprotesten aus. Wie zuvor angekündigt, konzentrieren sich die Aktionen der Landwirte vor allem auf die Blockade von Autobahnanschlussstellen. Am meisten betroffen sind die A4 mit 66 blockierten Auffahrten, die A72 und die A14 mit 49 und 31 blockierten Auffahrten. Auch Bundesstraßen werden blockiert. Eine zentrale Demonstration wird am Mittwoch auf dem Theaterplatz in Dresden stattfinden.
Mo, 7.44 Uhr: Auch auf zahlreichen Bundes- und Landesstraßen müssen Autofahrer und Nutzer von Linien- und Schulbussen nach Angaben der Polizei mit zeitweiligen Behinderungen rechnen. Über die aktuelle Verkehrslage informiert MDR Jump. An allen Autobahnzubringern der A4 müssen Autofahrer mit Behinderungen rechnen.
So, 17 Uhr: Schon seit Sonntagnachmittag protestieren in ganz Sachsen Landwirte. Neben Kundgebungen in zahlreichen Städten sind auch Blockaden an einer Vielzahl von Autobahnzubringern und -auffahrten geplant. Im Landkreis Görlitz kam es bereits am Sonntagnachmittag zu ersten Blockaden auf der A4. Am Abend gab es im Erzgebirge überraschend ein Gerichtsurteil zu Demonstrationsverboten. Die Proteste betreffen nicht nur die Autobahnzubringer.
Fr, 15.00 Uhr: Kundgebung im Bördekreis: Christian Helmecke, Landwirt aus Groß Rodensleben hat eine Kundgebung auf dem Supermarktparkplatz in Wanzleben organisiert. Gekommen sind über 100 Personen, darunter viele Bauern, Schulklassen, Börde-Landrat Martin Stichnoth und Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Sven Schulze. Umrahmt wird die Veranstaltung auf dem eisglatten Parkplatz von rund 30 Traktoren.
Urban Jülich, Landwirt und Vorsitzender des Bauernverbandes „Börde“ fasst die Ziele der Landwirte kurz zusammen: Agrardieselrückvergütung und die KFZ- Steuerbefreiung für unsere Maschinen müssten erhalten bleiben. Ansonsten würden die Kosten für regionale Produkte weiter ansteigen und dann würden noch mehr Lebensmittel importiert. „Wir Bauern wollen ja gar nicht mehr. Wir wollen doch nur in Ruhe unsere Arbeit tun.“
Fr, 9.30 Uhr: Der Aufzug unter dem Titel „Demonstration gegen die Sparbeschlüsse der Bundesregierung“ ist um 7.05 Uhr von Vielbaum aus gestartet. Beteiligt sind rund 100 Fahrzeuge, davon die Hälfte Traktoren. Die übrigen Fahrzeuge sind Autos von Handwerkern und anderen Branchen, sagte Landwirt Frank Wiese, Organisator von der Demo-Gruppe Altmark-Nord. Er verläuft von Vielbaum über Seehausen, Osterburg, die Rochauer Kreuzung zurück nach Vielbaum, voraussichtlich bis 15.00 Uhr.
Fr, 8.45 Uhr: Am Theater der Altmark in Stendal in der Karlsstraße wird es von 15 bis 16.30 Uhr eine stumme Mahnwache geben. Das Thema bei der Kundgebung ohne Fahrzeuge ist die „Rücknahme der Streichung von Agrardiesel und Kfz-Steuerbefreiung land- und forstwirtschaftlicher Fahrzeuge“.
Neu angemeldet ist zudem eine „Bauernprotestdemonstration“ mit Mahnfeuer in Havelberg. In der Zeit von 15 bis 20 Uhr wird der Kreisverkehr in der Pritzwalker Straße gesperrt.
Fr, 7.30 Uhr: Heute finden an vielen Autobahn-Auffahrten Sachsen-Anhalts ein zweites Mal in dieser Woche Mahnblockaden ortsansässiger Landwirte im Zuge der bundesweiten Proteste gegen die Haushaltpolitik der Bundesregierung seitens der Land- und Forstwirtschaft von 7.30 Uhr bis 13 Uhr statt. Die Aktion ist behördlich genehmigt.
Folgende Autobahn-Auffahrten sind betroffen: A2, A9, A14, A36, A38 und A143.
Legende – Einteilung der Kategorien
Im Detail: A2
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Theeßen | A2/L53 | 2 |
Burg Ost | A2/B246a | 2 |
Burg Zentrum | A2/B1 | 3 |
Lostau | A2/L52 | 3 |
Magdeburg/Rothensee | A2/August-Bebel-Damm | 4 |
Magdeburg Kannenstieg | A2/B71 | 3 |
Irxleben | A2/Irxlebener Str | 4 |
Bornstedt | A2/B1 | 3 |
Eilsleben | A2/B245 | 3 |
Alleringersleben | A2/L40 | 3 |
Marienborn/Helmstedt | A2/B1 | 3 |
Im Detail: A9
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Köselitz | A9/B107 | 3 |
Coswig | A9/B187 | 3 |
Vockerode | A9/L133 | 3 |
Dessau-Ost | A9/B107/B185 | 3 |
Dessau-Süd | A9/B184 | 3 |
Thurland | A9/L6 | 3 |
Bitterfeld-Wolfen | A9/183 | 3 |
Bad Dürrenberg | A9/L187 | 3 |
Weißenfels | A9/B91 | 3 |
Naumburg | A9/B180 | 3 |
Droyßig | A9/L198 | 3 |
Im Detail: A14
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Gröbers | A14/L169 | 3 |
Halle-Ost | A14/L165 | 3 |
Halle-Peißen | A14/B100 | 3 |
Halle-Tornau | A14/L141 | 3 |
Halle-Trotha | A14/L50 | 3 |
Könnern | A14/Hallesche Str. | 2 |
Plötzkau | A14/L74 | 3 |
Staßfurt | A14/L73 | 3 |
Calbe | A14/L63 | 3 |
Schönebeck | A14/B246a | 4 |
Magdeburg Reform | A14/B71 | 3 |
Magdeburg-Sudenburg | A14/B81 | 3 |
Wanzleben | A14/L50 | 3 |
Magdeburg-Stadtfeld | A14/B1 | 2 |
Dahlenwarsleben | A14/Wolmirstedter Ch./B71 | 3 |
Osterweddinger Chaussee | Zubringer zu 81 | 3 |
Im Detail: A36
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Ilberstedt | A36/L71n | 2 |
Güsten | A36/L72 | 3 |
Aschersleben-Ost | A36/Güstener Ch. | 3 |
Aschersleben Zentrum | A36/B180 | 2 |
Aschersleben-West | A36/B185 | 3 |
Hoym | A36/Hoymer Str. | 3 |
Quedlinburg Ost | A36/L66 | 3 |
Quedlinburg Zentrum | A36/B79 | 2 |
Westerhausen/Thale | A36/L85/L240 | 3 |
Blankenburg Helsungen | A36/B27 | 3 |
Blankenburg Zentrum | A36/B81 | 2 |
Heimburg/Halberstadt | A36/B81/L85 | 2 |
Wernigerode Zentrum | A36/L82 | 2 |
Wernigerode Nord | A36/B244/Hasselröder. | 3 |
Ilsenburg/Veckstedt | A36/Ilsenburger Str. | 3 |
Stapelburg | A36/L88 | 3 |
Abbenrode | A36/Osterwieckerstr. | 3 |
Im Detail: A38
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Lützen | A38/B87/L189 | 3 |
Leuna | A38/B91 | 3 |
Merseburg-Süd | A38/L178 | 3 |
Merseburg-Nord | A38/L172 | 3 |
Bad Lauchstädt | A38/L163 | 3 |
Schafstädt | A38/L177 | 3 |
Querfurt | A38/L176 | 3 |
Im Detail: A143
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Halle-Neustadt | A143/B80 | 3 |
Teutschenthal | A143/L164 | 3 |
Holleben | A143/L173 | 3 |
Do, 12.55 Uhr: Ebenfalls vorgesehen ist eine Sternfahrt im Landkreis Jerichower Land, die ab 14.00 Uhr an der Bauernscheune in Hohenseeden beginnt und über Burg, Möckern, Hohenziatz, Drewitz, Tucheim und Genthin zurück nach Hohenseeden führt.
Do, 10.00 Uhr: Vormittag soll es im Burgenlandkreis eine weitere Sternfahrt zur Vogelwiese in der Domstadt Naumburg geben, mit einer Kundgebung um die Mittagszeit auf der Vogelwiese.
Do, 6.30-16.00 Uhr: Heute finden in Sachsen-Anhalt in den Landkreisen Sternfahrten bzw. Schleichfahrten der Landwirte statt. Die berufsständischen Verbände und Organisationen haben zu dezentralen Aktionen aufgerufen. So begann bereits am frühen Morgen um 6.30 Uhr eine Sternfahrt durch Stendal, ausgehend vom Schützenplatz über den Markt, die Schützenplatzkreuzung, den Kreisel Uenglinger Tor, den Kreisel Finanzamt, den Kreisel Aral Tankstelle, die RAW Kreuzung und den Ostwall zurück zum Schützenplatz. Die Touren sollten im Laufe des Tages wiederholt stattfinden. Für den Nachmittag ist ab 16 Uhr eine Traktorenfahrt durch die kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau geplant.
Hunderte Landwirte haben am Mittwochvormittag (10.1.) in Sachsen-Anhalt nahezu 70 Auffahrten an Autobahnen mit Traktoren und anderen landwirtschaftlichen Fahrzeugen blockiert. Betroffen waren Anschlussstellen an den Autobahnen A2, A9, A14, A36, A38 und A143. Die Blockaden dauerten von 9-13 Uhr. Die Zeit sei so gewählt worden, damit Berufspendler nicht betroffen sind, erklärte Martin Dippe, Präsident des Bauernbundes Sachsen-Anhalt und Sprecher der Interessengemeinschaft von Land schafft Verbindung (LSV) in Sachsen-Anhalt. Der Landwirt hatte diese Protestaktionen bei den Versammlungsbehörden stellvertretend für die beteiligten berufsständischen Organisationen, wozu auch Bauernverband und Freie Bauern gehören, angemeldet.
Mi, 11.50 Uhr: Die A14: Auffahrt Halle-Tornau/Oppin in Richtung Halle/Leipzig bzw. Magdeburg, im Saalekreis. Hier beteiligen sich Landwirtinnen und Landwirte aus dem Saalekreis und dem Salzlandkreis mit Traktoren und anderen Fahrzeugen an der landesweiten Aktion.
Mi, 9-13.00 Uhr: Der Bauernbund Sachsen-Anhalt e.V. hat zusammen mit dem Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V, der Interessengemeinschaft Land schafft Verbindung Sachsen-Anhalt und den Freien Bauern Sachsen-Anhalt verschiedene Aktionen organisiert. Gemeinsam wird zum Einlenken aufgefordert bezüglich der Agrarpolitik in Deutschland, anlässlich der kürzlich auf den Weg gebrachten Einsparpläne in Land- und Forstwirtschaft.
Folgende Autobahn-Auffahrten sind betroffen: A2, A9, A14, A36, A38 und A143.
Legende – Einteilung der Kategorien
Im Detail: A2
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Theeßen | A2/L53 | 2 |
Burg Ost | A2/B246a | 2 |
Burg Zentrum | A2/B1 | 3 |
Lostau | A2/L52 | 3 |
Magdeburg/Rothensee | A2/August-Bebel-Damm | 4 |
Magdeburg Kannenstieg | A2/B71 | 3 |
Irxleben | A2/Irxlebener Str | 4 |
Bornstedt | A2/B1 | 3 |
Eilsleben | A2/B245 | 3 |
Alleringersleben | A2/L40 | 3 |
Marienborn/Helmstedt | A2/B1 | 3 |
Im Detail: A9
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Köselitz | A9/B107 | 3 |
Coswig | A9/B187 | 3 |
Vockerode | A9/L133 | 3 |
Dessau-Ost | A9/B107/B185 | 3 |
Dessau-Süd | A9/B184 | 3 |
Thurland | A9/L6 | 3 |
Bitterfeld-Wolfen | A9/183 | 3 |
Bad Dürrenberg | A9/L187 | 3 |
Weißenfels | A9/B91 | 3 |
Naumburg | A9/B180 | 3 |
Droyßig | A9/L198 | 3 |
Im Detail: A14
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Gröbers | A14/L169 | 3 |
Halle-Ost | A14/L165 | 3 |
Halle-Peißen | A14/B100 | 3 |
Halle-Tornau | A14/L141 | 3 |
Halle-Trotha | A14/L50 | 3 |
Könnern | A14/Hallesche Str. | 2 |
Plötzkau | A14/L74 | 3 |
Staßfurt | A14/L73 | 3 |
Calbe | A14/L63 | 3 |
Schönebeck | A14/B246a | 4 |
Magdeburg Reform | A14/B71 | 3 |
Magdeburg-Sudenburg | A14/B81 | 3 |
Wanzleben | A14/L50 | 3 |
Magdeburg-Stadtfeld | A14/B1 | 2 |
Dahlenwarsleben | A14/Wolmirstedter Ch./B71 | 3 |
Osterweddinger Chaussee | Zubringer zu 81 | 3 |
Im Detail: A36
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Ilberstedt | A36/L71n | 2 |
Güsten | A36/L72 | 3 |
Aschersleben-Ost | A36/Güstener Ch. | 3 |
Aschersleben Zentrum | A36/B180 | 2 |
Aschersleben-West | A36/B185 | 3 |
Hoym | A36/Hoymer Str. | 3 |
Quedlinburg Ost | A36/L66 | 3 |
Quedlinburg Zentrum | A36/B79 | 2 |
Westerhausen/Thale | A36/L85/L240 | 3 |
Blankenburg Helsungen | A36/B27 | 3 |
Blankenburg Zentrum | A36/B81 | 2 |
Heimburg/Halberstadt | A36/B81/L85 | 2 |
Wernigerode Zentrum | A36/L82 | 2 |
Wernigerode Nord | A36/B244/Hasselröder. | 3 |
Ilsenburg/Veckstedt | A36/Ilsenburger Str. | 3 |
Stapelburg | A36/L88 | 3 |
Abbenrode | A36/Osterwieckerstr. | 3 |
Im Detail: A38
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Lützen | A38/B87/L189 | 3 |
Leuna | A38/B91 | 3 |
Merseburg-Süd | A38/L178 | 3 |
Merseburg-Nord | A38/L172 | 3 |
Bad Lauchstädt | A38/L163 | 3 |
Schafstädt | A38/L177 | 3 |
Querfurt | A38/L176 | 3 |
Im Detail: A143
Bezeichnung | Straße | Kategorie |
Halle-Neustadt | A143/B80 | 3 |
Teutschenthal | A143/L164 | 3 |
Holleben | A143/L173 | 3 |
Die, 13.26 Uhr: Wie der Landesbauernverband soeben (9.1.) mitteilte, werden im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche am Mittwoch (10.1.) in Sachsen-Anhalt Mahnblockaden an Autobahn-Auffahrten stattfinden. Die Aktionen finden von 9 bis 13 Uhr an den meisten Auffahrten im Land statt. Eine Aufstellung aller hierzulande angemeldeten Mahnblockaden findet sich im Internet unter www.bauernverband-st.de/haushalt.
Die, 13.15 Uhr: Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) hat am Dienstagmittag in der Landespressekonferenz in Magdeburg eine Bilanz zu den Bauernprotesten am Vortag in Sachsen-Anhalt gezogen. Danach gab es insgesamt 76 angemeldete Versammlungen mit zusammen rund 8.000 Teilnehmern und etwa 5.100 Fahrzeugen, darunter 1.900 Traktoren. Die damit einhergehenden Verkehrsbeeinträchtigungen seien landesweit spürbar gewesen. Grundsätzlich seien die Kundgebungen friedlich verlaufen. Nur in 16 Fällen seien Ermittlungsverfahren, u.a. wegen Nötigung, aufgenommen worden. Auch der Versuch der Unterwanderung der Aktionen durch Trittbrettfahrer sei bei wenigen Einzelfällen geblieben.
Zu den für Mittwoch (10.1.) von den Bauern geplanten Blockaden von Autobahnauffahren erklärte die Innenministerin, zuständig für diese Versammlungen seien die vier Polizeiinspektionen im Land, um eine rechtliche Gleichbehandlung zu gewährleisten. Die Kooperationsgespräche der Polizei mit den Anmeldern liefen derzeit noch. Eine Blockade sämtlicher Auffahrten werde von den Behörden so nicht akzeptiert werden. Anliegen des Ministeriums und seiner nachgeordneten Einrichtungen sei es, die Öffentlichkeit intensiv über mögliche Verkehrsbeeinträchtigungen zu informieren.
Die, 9.05 Uhr: In Sachsen-Anhalt sind heute einzelne Aktionen in den Kreisen geplant. Aktionen in den Kreisen: So soll es einige Mahnfeuer in den Regionen geben. In Bernburg ist ein Städtekorso und eine Kundgebung um 11 Uhr am Pep-Markt geplant.
Mo, 13.18 Uhr: Die Kundgebung in Halle ist gerade zu Ende gegangen. Auf der Bühne ergriffen u.a. Vertreter des Bauernverbandes, der Freien Bauern, der Waldbesitzer, von Kommunen, des Transportgewerbes, des Handwerks, der Landjugend und des DEHOGA-Verbandes das Wort. Nach Angaben der Polizei waren diese Branchen mit insgesamt 1.600 Fahrzeugen vor Ort bei der Sternfahrt. Eine machtvolle Demonstration und ein toller Schulterschluss, meint Detlef Finger, Reporter der Bauernzeitung.
Mo, 11.17 Uhr: Wie Bauernzeitungsreporter Detlef Finger berichtet, startet jetzt die Kundgebung in Halle.
Mo, 10:30 Uhr: Am Riebeckplatz in Halle sammeln sich die Teilnehmer der Demo am Zugang zum Boulevard zur Protestkundgebung. Diese soll 11 Uhr beginnen.
Mo, 8.00-9.00 Uhr: Der zentrale Riebeckplatz ist in Halle seit 8 Uhr von der Polizei abgesperrt. Lediglich Straßenbahnen fahren noch. Gegen 9 Uhr war der Platz schon gut gefüllt mit Traktoren von Landwirtschaftsbetrieben, LKW von Speditionen und Transportern von Handwerksfirmen. Die Zufahrten zur Stadt sind aus allen Richtungen längst dicht. Von Weitem sind ist das Hupen der zur Demo anrollenden Fahrzeuge zu hören. Auf dem Platz haben sich bereits viele Menschen aus den verschiedensten Branchen eingefunden. Von Landwirten und Lohnunternehmen werden Sie mit warmen Getränken und Bratwürsten versorgt.
Mo, 8.05 Uhr: Auch auf den Straßen in Sachsen-Anhalt sind an diesem Montag die Traktoren unterwegs. Sie rollen sternförmig nach Halle und Magdeburg, wo es um 11 Uhr am Domplatz (Magdeburg) und Riebeckplatz (Halle) Kundgebungen geben wird.
Freitag, 12.1.
Fr, 9.34 Uhr: In Brandenburg sind am Freitag wieder viele Autobahnzufahrten blockiert. Vor allem die A 13 und die A 15 sind betroffen. In Hohen Neuendorf (Oberhavel) wird am Vormittag die Kreuzung bei Kaufland blockiert.
Do, 12.11 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist in Cottbus. Aber ob es zu einer echten Begegnung mit den Bauern kommt, ist noch unklar. Eigentlich eröffnet der Kanzler das neue ICE-Bahnwerk. Laut Bild-Zeitung will sich der Kanzler der direkten Konfrontation mit den Landwirten nicht stellen. Dort protestieren etwa 1000 Menschen gegen die Politik der Bundesregierung. Laut Landesbauernverband Brandenburg sind 500 Fahrzeuge angemeldet. Im Werk spricht Olaf Scholz, davor melden sich die Landwirte mit Hupen und Trillerpfeifen.
Do, 10.30 Uhr: Schlepper-Kundgebung mit Ansprachen erwartet. Ort: Neues Werk Cottbus, Halle 2, Wilhelm-Külz-Straße, 03046 Cottbus.
Voraussichtliche Redner auf dem Podium:
Do, ab 9 Uhr: Schlepperdemo anlässlich des Bundeskanzler-Termins zur Eröffnung des Neuen BahnWerks Cottbus. Es wird ein Korso durch die Stadt erwartet, der am Eliaspark endet. Dort findet eine Kundgebung in die Wilhelm Külz-Straße statt.
Mi, 17.13 Uhr: Am Donnerstag, 11.1. ist eine große Demonstration in Cottbus geplant. Das teilte der Bauernverband Brandenburg am Mittwoch, 10.1. mit. Es gibt eine Schlepperdemo anlässlich der Eröffnung des Neuen Bahn-Werks Cottbus. ‚Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird erwartet. Ab 10.30 Uhr ist eine Schlepper-Kundgebung mit Ansprachen am Neuen Werk Cottbus, Halle 2, Wilhelm-Külz-Straße geplant. Voraussichtliche Redner auf dem Podium sind: Olaf Scholz, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (angefragt), Dr. Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg, Harald Altekrüger, Landrat Spreee-Neiße, Tobias Schick, Oberbürgermeister der Stadt Cottbus, Vertreter des LBBV (Landesverband des Berliner und Brandenburger Verkehrsgewerbes e.V.), Vertreter der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.), Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, Christoph Schulze, Landwirt aus Spree-Neiße.
Mi, 9.35 Uhr: In Milmersdorf (Uckermark) blockieren Lkw bis 12 Uhr den Kreisverkehr. Beteiligt sind die Fahrzeuge des ortsansässigen Holzverarbeitungsunternehmens.
Mi, 8.45 Uhr: Die Bauernvereinigung „Land schafft Verbindung“ (LSV) will von 9 bis 15 Uhr alle Autobahnzufahrten in Brandenburg blockieren.
Mi, 4.55 Uhr: Bauern und Handwerker blockieren die Auffahrten zur A12 Richtung Berlin. An der Anschlussstelle Mitte in Frankfurt (Oder) gibt es einen Rückstau. Wo es trotzdem auf die Autobahn geht.
Die, 9.26 Uhr: Im brandenburgischen Landkreis Oberhavel planen Landwirte am Dienstag eine Sternfahrt nördlich des Berliner Rings (A 10). An der Tankstelle Rathenow West ist bis 15 Uhr eine Mahnwache mit Bürgergespräch geplant.
Mo, 14.44 Uhr: Vielerorts hat sich die Lage entspannt. In Ortrand konnten Fahrzeuge die Staustelle in Zusammenarbeit mit den Bauern verlassen. Bis ca. 16.30 Uhr sollte die Blockade der Autobahnzufahrten in Ortrand in den Richtungen Dresden und Berlin aufrecht erhalten werden. Bei Temperaturen um die 7 Grad unter dem Gefrierpunkt und einem eisigen Wind mussten die Teilnehmer der Demo eine zweite Feuerstellen aufbauen. Nach vor Ort erlassenen Auflagen der Polizei sollte der Veranstalter versuchen, den entstandenen Stau auf der Autobahnbrücke zu beseitigen. Obwohl die Abfahrtmöglichkeit daraufhin temporärer ermöglicht wurde, blieben einige LKW stehen. Die Fahrer hatten sich zwischenzeitlich mit den Bauern verbrüdert. Viele externe Firmen beteiligten sich am Protest der Bauern. Unterwegs hatten Einwohner der Schradengemeinden den Landwirten ihre Solidarität bekundet.
Mo, 10.33 Uhr: In Berlin auf der Straße des 17. Juni versammeln sich viele Landwirte aus Brandenburg. So schickte Timo Scheib von den Oderlandbauern Fotos und die kämpferischen Worte: „Wir sind gekommen, um zu bleiben!“
Mo, 9.21 Uhr: Bereits ab 5 Uhr haben sich Fahrzeuge aus dem Bereich Röderland und aus dem Schradengebiet in Richtung Autobahnauffahrt Ortrand auf den Weg gemacht. Neben Traktoren viele PKW, Lastkraftwagen, Transporter, Wohnmobile und auch mehrere Oldtimerfahrzeuge. Neben Transparenten wurde auch ein Galgen mitgeführt, mit Angaben zum Adressaten der Aktion, der Ampelregierung in Berlin. Im Rahmen der Proteste waren in den vergangenen Tagen immer wieder Galgen zu sehen. Juristisch ist das umstritten, denn es könnte als Aufruf zu einer Straftat gewertet werden. Andernorts – wie in einem Fall nach der Demo im Dezember in Berlin – prüft die Staatsanwaltschaft, ob die Galgendarstellung mit der Ampel strafrechtlich relevant ist.
An der Autobahnauffahrt Ortrand ging dann nix mehr. Hier hatten die Teilnehmer – Landwirte, Mitarbeiter von verschiedensten Firmen und Privatpersonen zwischen ca. 20 querstehenden Traktoren, LKW und Transportern einen Demonstrationsposten mit Lagerfeuer und Verpflegungsstation aufgebaut, um die Zufahrten in Richtung Dresden und Berlin zu blockieren. Für einen in die Sackkasse geratenen Reisebus war hier ohne die Option Wenden zu können, die Fahrt beendet. Für einige unbeteiligte Angestellte von Firmen hinter dem „Eisernen Vorhang“, die in dem Stau gelandet waren und es nicht rechtzeitig schafften, eine Wendemanöver einzuleiten, war hier ebenfalls zwischen den Leitplanken zunächst die Fahrt beendet.
Mo, 6.55 Uhr: Seit dem frühen Morgen gib es in Brandenburg zahlreiche Aktionen der Landwirte. Im Barnim stehen nach Angaben von www.moz.de Fahrzeuge an den Autobahnen A11 und A20. In MOL gibt es Einschränkungen an der B1. Verkehrsbehinderungen gibt es am Morgen auch in Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin sind zahlreiche Autobahnauffahrten sowie Bundesstraßen dicht, so die Polizei. Ähnlich sieht es in Oder-Spree aus. Auch der Busverkehr wird demnach behindert.
Do, 11.30 Uhr: Mehr als 500 Traktoren und rund 1000 Landwirte haben sich in Dummerstorf in unmittelbarer Nähe zum Norma-Zentrallager versammelt.
Bauernpräsident Detlef Kurreck findet hier klare Worte: Das Maß ist voll. Die Landwirtinnen und Landwirte mussten in Jahren verfehlter Agrarpolitik zu viel einstecken, zu viel zurückstecken, während sie zeitgleich immer dialogbereit waren und an der Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen mitgearbeitet haben. Es gehe nicht nur um die Euro, die aufgrund der Sparpläne in den Kassen der Landwirte fehlen. Es gehe um die politische Kultur. Die Landwirte und zahlreiche Unterstützer gehen für eine Landwirtschaft mit Zukunft auf die Straße.
Do, 8 Uhr: 50 Traktoren sind zur Sternfahrt gestartet. Organisiert ist die Fahrt von Landwirten des Bauernverbandes Ludwigslust. Im Routengebiet liegt das Lebensmittelzentrallager Valluhn (Edeka).
Folgende Zufahrten der Autobahnen im Land werden in der Zeit von 06:30 bis 15:00 Uhr durch Protestaktionen blockiert:
Do, ab 7 Uhr: Es werden durch den Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern weitere Proteste im Bereich der fünf Lebensmittel-Logistikzentren im Land durchgeführt. Der Verband ruft dazu unter anderem ab 07:00 Uhr zu Sternfahrten von Traktoren-Konvois in Richtung der Logistikzentren Dummerstorf, Jarmen und Valluhn auf. Auch für die Zentrallager in Stavenhagen und Malchow sind Aktionen geplant.
Mi, 11.33 Uhr: Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus hat für heute kurzfristig einen Runden Tisch zur Lage der Landwirtschaft und den Sparplänen der Bundesregierung anberaumt. In Schwerin will er sich heute um 16 Uhr mit hochrangigen Vertretern des Bauernverbandes, der Bewegung „Land schafft Verbindung“, dem Waldbesitzerverband M-V, dem Landesverband der Binnenfischer sowie Vertretern der Küstenfischerei. treffen Auch Innenminister Christian Pegel habe seine Teilnahme zugesagt.
Die, 16.55 Uhr: Die Sternfahrt über die Rügenbrücke findet eine große Resonanz. Der organisierende Bauernverband Rügen und Nordvorpommern spricht am Nachmittag von etwa 300 Teilnehmenden.
Die, 16.30 Uhr: Die Mahnwache an der Grünfläche Kreuzung A20 Gützkow ist organisiert vom Bauernverband Ostvorpommern.
Die, 9.14 Uhr: In Mecklenburg-Vorpommern ist für heute angekündigt:
Um 14 Uhr an der B192 Treff Hoyer Tankstelle Möllenhagen – ein Konvoi, der privat von Landwirten organisiert ist.
Um 15 Uhr gibt es Treffen in Stralsund und Rügen. Geplant ist eine Sternfahrt über die Rügenbrücke. Das ist organisiert vom Bauernverband Rügen und Nordvorpommern.
Mo, 14.41 Uhr: Mehr als 3.000 Landwirte und Spediteure haben am heutigen Montag von 6 bis 9 Uhr mit mehr als 1.500 Traktoren und Lastkraftwagen landesweit die Auffahrten zu Autobahnen blockiert, teilte der Landesbauernverband mit. Zudem erschwerten vereinzelt im Land verteilte Traktorenkonvois bei Mahn- oder Sternfahrten den Verkehr. Auch schlossen sich Traktoren den Autokorsos in allen größeren Straßen an. Bauernverband, „Land schafft Verbindung“ und der Landesverband des Verkehrsgewerbes sowie Freie Bauern haben vielerorts große Truppen zusammengestellt und ihren Unmut auf die Straßen gebracht. Dabei verlief nach meinen Kenntnissen alles weitestgehend gesittet, friedlich und ohne Vorkommnisse ab. Für den 11. Januar plant der Bauernverband MV weitere Protestaktionen. Dann werden Traktoren-Konvois mehrere Lebensmittel-Logistikzentren im Land ansteuern.
Mo, 7.05 Uhr: In Mecklenburg-Vorpommern geht am Morgen nichts mehr an und zu den Autobahnen. Wie Bauernzeitung-Reporterin Nicole Gottschall berichtet, sind sämtliche Himmelsrichtungen auf den Autobahnen/Straßen dicht.
In Strasburg sind mehrere Generationen bei dem Protest mit dabei. Die Aktion an der Elbbrücke Dömitz und die Konvoifahrt B191 läuft noch bis 18 Uhr.
Am Montag, 15.1., gibt es am Brandenburger Tor es eine große Kundgebung. Zu der Demo werden Tausende Menschen und Schlepper erwartet.
Das ist laut einer Mitteilung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) geplant:
Die Aktionswoche der Landwirtinnen und Landwirte vom 8. bis 13. Januar in allen Landkreisen des Landes Brandenburg findet wie geplant statt. Sie soll in der Großdemo am 15.1.2024 in Berlin ihren vorläufigen Abschluss. Das teilte der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) mit. „Viele unserer Aktionen werden den öffentlichen Verkehr in der nächsten Woche stark einschränken“, erklärt LBV-Präsident Henrik Wendorff. „Die Korsos und Mahnwachen mit unseren großen Maschinen ist für uns jetzt das einzige wirksame Mittel, um auf unsere Abhängigkeit von unseren Fahrzeugen aufmerksam zu machen.“
Am Mittwoch, 10.1. will die Bauernvereinigung „Land schafft Verbindung“ (LSV) von 9 bis 15 Uhr alle Autobahnzufahrten in Brandenburg blockieren. Das sagte Roland Straßberger (LSV) dem rbb. Das wurde auch von einem Sprecher der Polizeidirektion Ost bestätigt.
Hier finden Sie eine Übersicht der geplanten Aktionen in Brandenburg:
Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern kündigt an,
Marco Gemballa, Vorsitzender des Land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes Mecklenburg-Vorpommern e. V., erklärte in den sozialen Netzwerken zu den Plänen der Ampel: „Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrte Minister Habeck und Lindner: Das reicht nicht!“
Der Landesbauernverband Sachsen-Anhalt ruft für 8. Januar gemeinsam mit dem Bauernbund, Land schafft Verbindung und den Freien Bauern als Auftakt der Aktionswoche zu Stern-Fahrten nach Magdeburg und Halle auf. Unter dem Motto „Protest gegen die Haushaltspolitik der Bundesregierung“ sollen dort jeweils um 11 Uhr Kundgebungen stattfinden. (Näheres: www.bauernverband-st.de/haushalt)
In Thüringen rufen der Thüringer Bauernverband (TBV) und seine Partner zu einer großen Demo am Montag auf. So hieß es am Donnerstagabend vom TBVB, dass die Demonstration in Erfurt am Montag wie geplant stattfinden wird – auch wenn die Ampel die Kürzungen teilweise zurückgenommen hat. In der Landeshauptstadt werden bis zu 1000 landwirtschaftliche Fahrzeuge erwartet. Geplant am:
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Einen unberechtigt schlechten Ruf in Politik und Gesellschaft haben Pflanzenschutzmittel auch durch Fehlleistungen der Wissenschaft, kritisierte Andreas von Tiedemann bei einer Tagung in Groitzsch.
Chemischer Pflanzenschutz ist für die globale Ernährungssicherheit von essenzieller Bedeutung. Dem steht eine politische und gesellschaftliche Bewertung gegenüber, die die Risiken drastisch überbetont und zu Entscheidungen führt, die letztlich die Ernährungssicherheit bedrohen. Diesen Schluss zog der Göttinger Agrarwissenschaftler Professor Dr. Andreas von Tiedemann in seinem Vortrag auf der diesjährigen Pflanzenschutztagung. Der Einladung des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) in Groitzsch bei Nossen waren zahlreiche Landwirte gefolgt.
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Die geplante EU-Nachhaltigkeitsverordnung (SUR) ist vom Tisch. Darüber könne man erleichtert sein, so von Tiedemann. Jedoch werde dadurch der Druck auf den Pflanzenschutz nicht geringer. Für viele wichtige Agrarprodukte stellen Pflanzenschutzmittel einen beträchtlichen Teil des weltweiten Ertrages sicher.
Bei Weizen sind es beispielweise 19 %, bei Kartoffeln sogar 42 %. „Das sind Größenordnungen, die man nicht leichtfertig verspielen darf“, betonte der Wissenschaftler. In Anbetracht einer wachsenden Weltbevölkerung seien Produktionssteigerungen unabdingbar. Zugleich stiegen die Herausforderungen durch Schädlinge, die neu auftreten oder neue Wirtspflanzen befallen.
Bei der Bewertung der Risiken von Pflanzenschutzmitteln sieht von Tiedemann sehr große Ungleichgewichte. Gefahren für den Menschen erkennt er nicht. Nur die allerwenigsten in Deutschland zugelassenen Wirkstoffe hätten eine Gifteinstufung. Tatsächliche Vergiftungen mit Pflanzenschutzmitteln kämen so gut wie nie vor. Wenn, dann im Zusammenhang mit der Anwendung und mit geringer Tragweite. Verbraucher seien sicher: Lebensmittel aus konventioneller Produktion stellten kein Risiko dar und auch das Trinkwasser habe eine hohe Qualität.
Nur auf den ersten Blick plausibel ist der Vorwurf, Pflanzenschutzmittel reduzierten die Biodiversität. Man dürfe nicht den Fehler machen, Biodiversitätsverlust mit Schwankungen der Dichte von Populationen gleichzusetzen. Dass hingegen beispielsweise Insektizide einzelne Arten völlig austilgen, hält von Tiedemann für unwahrscheinlich. Dafür gebe es kein einziges Beispiel.
Schließlich würden nicht einmal die Zielorganismen, auf die sich der Einsatz richte, gänzlich verschwinden. Dies sei auch nicht das Einsatzziel, sondern lediglich das zeitweilige Absenken unter eine Schadschwelle. Haupttreiber für den Artenrückgang seien Veränderungen der Landschaftsstruktur und Verlust der Vielfalt an Habitaten.
Dass es in Gesellschaft und Politik zu einer dramatischen Überschätzung der Risiken kommt, sieht von Tiedemann auch durch Fehleistungen der Wissenschaft begründet. So habe man mit der sogenannten Krefelder Studie Aussagen zum Insektenrückgang auf einer Datengrundlage getroffen, die dafür überhaupt nicht ausgelegt war. Die Proben seien uneinheitlich und an wechselnden Orten genommen worden. Die Erfassung der Artenvielfalt unterblieb. Handwerklich besser gemachte, aber weniger beachtete Studien hätten einen Insektenschwund hingegen nicht belegt.
Auch hinter einer Studie des Umweltbundesamtes zur Belastung von Kleingewässern mit Pflanzenschutzmitteln sieht von Tiedemann große Fragezeichen. Die gemessenen Werte von Wirkstoffen lägen teils bei Bruchteilen der Grenzwerte für Trinkwasser. Die biologischen Effekte seien nur modelliert.
„Falsche Impulse aus der Wissenschaft tragen zur Fehleinschätzung des Pflanzenschutzes bei“, beklagt der Pflanzenpathologe. Auf den Pflanzenschutz könne man jedoch nicht verzichten. Denn biologische Mittel und Stimulanzien seien, wenn überhaupt hinreichend wirksam, nur für sehr wenige Indikationen vorhanden. Gegenüber modernen Pflanzenzüchtungsmethoden bestünden ebenfalls Vorbehalte, und digitale Lösungen deckten nur Teilbereiche des Pflanzenschutzes ab.
In weiteren Vorträgen widmeten sich Ewa Meinlschmidt vom LfULG und Landwirt Georg Stiegler aus Callenberg der zunehmenden Bedeutung von durchwachsendem Weidelgras als Ungras. Während Ewa Meinlschmidt auf das zunehmende Auftreten von Weidelgras hinwies, das resistent gegen eine oder alle der drei zugelassenen Wirkstoffgruppen ist, gab Georg Stiegler Einblicke in den praktischen Umgang. Ein hohes Keimpotenzial des Weidelgrases und die Weiterverbreitung durch Lohnunternehmen, Wirtschaftsdünger und den Wind sorgten für hohen Befall, der teils bis zum Totalausfall führt.
Aktuelle Informationen zum Pflanzenschutzrecht gab Ralf Dittrich (LfULG) und wies insbesondere auf die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung hin. Den neuen elektronischen Beratungsassistenten für das Informationssystem ISIP, der jetzt als App für das Smartphone verfügbar ist, stellte Dr. Michael Kraatz (LfULG) vor.
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Als erst dritte Thüringerin belegt Lucie Kosemetzky den TOP Kurs der Andreas-Hermes-Akademie. Engagiert in der Landjugendarbeit, wartet auf die Studentin ein attraktives Programm, das den Horizont erweitert.
Sie zählt zu den attraktivsten Weiterbildungen, die die deutsche Agrarbranche zu bieten hat. Und Lucie Kosemetzky, 23 Jahre jung und im Kreis Sömmerda zu Hause, ist mit dabei. Nach Patrick Koch (2017) und Maria Umann (2019) ist sie die erst dritte Thüringerin, die den TOP Kurs der Andreas Hermes Akademie (AHA) besucht.
Anfang Januar 2024 ging es für die 24-köpfige, junge Teilnehmergruppe in Königswinter bei Bonn los. Bis zum 8. März verbringen Lucie und ihre Mitstreiter bis auf ein Wochenende die gesamte Zeit zusammen. Gleichwohl Stationen wie Berlin, Frankfurt/Main, Brüssel, Paris, Rom und zum Abschluss Marokko auf dem Programm stehen, weiß Lucie, dass der 49. Kurs für die „Team-Orientierte Persönlichkeitsentwicklung“ (TOP) keine Ferien sein werden: „Uns erwartet ein straffes und herausforderndes Programm, auf das ich mich total freue. Und natürlich bin ich auf die Teilnehmer gespannt, von denen ich bis lang nur die Namen kenne.“
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Der TOP-Kurs richtet sich an angehende Nachwuchskräfte für das landwirtschaftliche Ehrenamt. Das ist für Lucie Kosemetzky heute schon nicht fremd. Im Landjugendverband Sachsen-Anhalt ist sie eine der beiden Vorsitzenden, im Thüringer Pendant engagiert sie sich ebenso.
Bekannt ist sie einer breiteren Öffentlichkeit als amtierende Thüringer Milchkönigin. Letzteres habe ihr beispielsweise ermöglicht, Erfahrungen auf großer Bühne zu sammeln – was auch im TOP Kurs ein Thema sein wird: „Vor großen Auftritten als Milchkönigin bin ich heute immer noch aufgeregt. Ich habe dabei aber gelernt, wie man es mir nicht anmerkt.“
Solche sogenannten Soft-Skills trainieren die Teilnehmer im TOP Kurs ebenso wie wichtige Kontakte geknüpft und exklusive Einblicke in agrarpolitische Zusammenhänge geboten werden. Es stehen etwa Präsentieren und Moderieren, Outdoor-Trainings zur Teambildung, Konfliktbewältigung und Medientraining auf der Agenda. Ein Theaterprojekt wird realisiert oder Planspiele zur EU-Agrarpolitik abgehalten. Die Teilnehmer treffen auf Agrarpolitiker und Banker, lernen EU-Institutionen kennen oder kommen mit Entscheidern der UN-Welternährungsorganisation (FAO) ins Gespräch.
Einblicke in die nordafrikanische Landwirtschaft weiten ebenso die Perspektive. „Dieser Blick über den Tellerrand hinaus ist das besonders Reizvolle am TOP-Kurs, sagt Lucie. Eine Empfehlung des Thüringer Bauernverbandes war ihrer Bewerbung beigefügt. Ein persönliches (Online-)Gespräch mit den verantwortlichen der Andreas-Hermes-Akademie bildete den letzten Schritt. Dank eines Stipendiums der Stiftung für Begabtenförderung der Deutschen Landwirtschaft verringerten sich die nicht unerheblichen Kursgebühren, wofür Lucie Erspartes einsetzt, spürbar.
Dass sie sich Zeit, für die gut neunwöchige „Reise“ nehmen kann, verdankt Lucie ihrer Disziplin. Die Studentin an der Fachhochschule Anhalt in Bernburg reicht im Anschluss an den TOP-Kurs ihre Bachelorarbeit über die Silierung von Luzerne ein. Im Sommersemester will die gelernte Landwirtin ebendort den neu eingerichteten Masterstudiengang belegen.
Was danach folgt, liegt für Lucie noch in weiter Ferne. Ihre berufliche Perspektive sieht sie aber in Sachsen-Anhalt oder Thüringen. Sie möchte unbedingt daran mitwirken, die Landjugendarbeit in beiden Ländern weiter nach vorne zu bringen. Nicht zuletzt verbindet sie mit dem TOP-Kurs die Hoffnung, ein neues und enges Netzwerk mit den Teilnehmern knüpfen zu können.
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Lange Arbeitszeiten, mageres Gehalt, körperliche Anstrengung: Wer heute einen Job in der Landwirtschaft anstrebt, braucht viel Idealismus. Trotzdem gibt es in Ostdeutschland viele junge Leute, die sich engagieren. Das kommentiert Nicole Gottschall.
Der Wille ist deine Grenze – das waren die Schlussworte meines letzten Kommentars. Und mir scheint es so, als gebe es für die aktuelle Ausgabe keinen besseren Einstiegssatz – mit Blick auf das beginnende neue Jahr und mögliche gute Vorsätze, mit Blick auf politische Entscheidungen und vor allem auch mit Blick auf einige junge Landwirtinnen und Landwirte, nicht nur im vorliegenden Blatt.
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Nachwuchssorgen und Fachkräftemangel begleiten die Branche seit geraumer Zeit. Hört man sich um, werden immer wieder Kriterien wie Arbeitszeiten, Gehalt oder körperliche Anstrengung als Gründe gegen eine Tätigkeit in den grünen Berufen, vor allem als Land- oder Tierwirt, genannt.
Die mittlerweile hinzukommende fehlende Wertschätzung für die geleistete Arbeit sowie überbordende, herausfordernde gesellschaftliche und politische Rahmenbedingen gehen sogar an die psychische Substanz. Das führt dazu, dass es teils nicht nur an Arbeitskräften, sondern auch an Betriebsnachfolgern mangelt – obwohl die Leidenschaft für den Beruf zweifelsohne vorhanden ist. Wem möchte man das an der Stelle auch verdenken.
Zum Glück trotzen auch recht viele junge Menschen den hohen Hürden und machen Mut. Sie versuchen, sich ihren eigenen Weg zu bahnen – entgegen allen Hindernissen. Sie halten an ihrer inneren Überzeugung und Leidenschaft fest. Werfen mitunter jegliche Work-Life-Balance-Gedanken über den Haufen. „Nur“ um das tun zu können, wofür sie brennen. Wenngleich jedoch der Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung, nach vernünftigen Erzeugerpreisen und Kostenstrukturen sowie nachhaltigen und verlässlichen Vorgaben bestehen bleibt.
Doch wie lange halten sie dem Druck stand und ihren Spaß an der Landwirtschaft aufrecht? Denn im Wort Landwirtschaft steckt immer noch das Wort Wirtschaft, und das bedeutet nun mal auch Geld verdienen. Berufliche Alternativen lauern in der heutigen Zeit an jeder Ecke – meist sogar zu besseren Konditionen, für das Konto und für die Work-Life-Balance.
Da möchte man allen Landwirtinnen und Landwirten – nicht nur den jungen –, so abgedroschen es klingen mag, zurufen: Haltet durch, es kommen auch wieder bessere Zeiten! Immerhin möchte man meinen, dass jeder Mensch auf diesem Planeten eine intakte Kulturlandschaft bevorzugt und mit ausreichend hochqualitativen Lebensmitteln versorgt werden möchte – egal ob Allesesser, Vegetarier, Veganer, Frutarier …
Entscheidende und nachhaltige Bekenntnisse zur hiesigen Landwirtschaft sind allerdings nötig, um nicht eine ganze Generation gut ausgebildeter, engagierter Nachwuchskräfte sowie eine ganze Branche über die Klippe springen zu lassen – von der Gesellschaft, vom Handel und der Politik. Vielleicht haben ja einige Entscheidungsträger die zurückliegenden besinnlichen Festtage genutzt, um das Jahr Revue passieren zu lassen und Beschlüsse zu überdenken.
Und vielleicht haben sie sogar den Entschluss gefasst, dass neue Jahr mit mutigen, positiven Entscheidungen im Sinne der Landwirtschaft zu beginnen – der Wille ist auch hier deine Grenze. Zumindest Hoffen ist an dieser Stelle erlaubt.
Kommentar aus der Ausgabe 01/2024
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Über 20 Jahre lang galten die Empfehlungen für die Versorgung der Milchkühe, herausgegeben von der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie. Nun wird die Bewertung von Futter grundlegend geändert – und geht einen Schritt zurück.
Das Gespräch führte Ralf Stephan
Nach etwas mehr als zwei Jahrzehnten legt der Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) neue Fütterungsempfehlungen für Milchkühe vor. Reicht uns nicht, was unsere Kühe heute schon leisten? Fragen an Prof. Olaf Steinhöfel, Mitglied des Milchbeirates der Bauernzeitung.
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Prof. Steinhöfel, laut Statistik stieg die Milchleistung der ostdeutschen Kühe in gut 20 Jahren um 2.500 Kilogramm auf mehr als 10.000 Kilogramm im Jahr. Zudem wurden sie auch immer älter, gesünder und robuster. Wozu brauchen wir gerade jetzt etwas Neues?
Brauchen ist sicher das falsche Wort. Eine neue Bewertung verbessert ja nicht die Qualität unserer Futtermittelbasis oder die Futterwirkung im Tier. Ob sich durch die Anwendung des neuen Systems an der Rationsoptimierung und dem Fütterungserfolg etwas ändert, wissen wir auch noch nicht so genau. Der Ausschuss für Bedarfsnormen hat zunächst eine wissenschaftlich abgeleitete Empfehlung erarbeitet, welche erst noch in die Praxis überführt werden und sich bewähren muss. Ein erfolgreicher Feldtest damit steht noch aus.
Aber die Aufregung, die um die Einführung herrscht, signalisiert doch schon etwas Verbindliches, oder?
Über dem Ganzen steht „Empfehlung zur Energie- und Nährstoffversorgung von Milchkühen“. Eine Empfehlung ist keinerlei Zwang zu einer Anwendung. Grundsätzlich steht jedem Milchviehhalter frei, welche Basis er für die Futterrationsoptimierung wählt. Wenn er sich jedoch entscheidet, dann müssen die Bewertung des Futterwertes auf der einen und die Bedarfsableitung für das Nutztier auf der anderen Seite zusammenpassen. Ein Mix aus verschieden Bausteinen kann de facto nicht funktionieren.
Und warum sollte man sich für das neue deutsche Bewertungssystem entscheiden?
Das weiß ich auch noch nicht endgültig. Aber wenn sich die Experten der Tierernährung hierzulande Gedanken gemacht und den aktuellen Kenntnisstand der Milchkuhernährung in ein neues Muster übersetzt haben, sollte man es sich schon anschauen und ernst nehmen. Kritik gab es im Vorfeld ja genug. Dazu hat sicher insbesondere die Starrheit der bisherigen Bewertung beigetragen. Schließlich ist die Milchkuh ein Naturphänomen. Eines der größten Säugetiere der Welt lebt in perfekter Symbiose mit den Kleinsten, den Mikroorganismen, und schafft es, mehr als 80 Prozent der aufgenommenen Nettoenergie in Form von Milch an uns weiterzugeben. Auch nahezu drei Viertel der Aminosäuren stammen von den Bakterien. Ein Fütterungssystem für diese Phänomene hat es verdient, dynamisch und nicht allein tabellenkalkulatorisch interpretiert zu werden. In dieser Hinsicht sind uns in den letzten Jahrzehnten viele internationale Arbeitsgruppen enteilt.
Aber nur, um dem Wiederkäuer ein Denkmal zu setzen, muss man doch nicht so vieles umwälzen.
Sicher nicht. Dies ist auch nicht der formulierte Anspruch. Der hauptsächliche Grund, die Futterbewertung an neues Wissen anzupassen, ist immer eine möglichst verlustarme, bedarfsgerechte Versorgung der Nutztiere mit Energie und Nährstoffen. Dies schützt nicht nur den Geldbeutel, sondern vor allem die Tiergesundheit, und es verhindert ein Zuviel an überschüssigen Stoffen in der Umwelt.
Was ist wirklich neu daran?
Seit über 100 Jahren nutzen wir in der deutschen Milchkuhfütterung zur Beschreibung des Energiebedarfs und zur energetischen Futterbewertung die Nettoenergie als Maßstab. Der Leipziger Tierernährer Oskar Kellner mit seinem Stärkewert und später die Rostocker Arbeitsgruppe mit der Energetischen Futtereinheit wurden dafür weltweit anerkannt. Die Überlegenheit des Maßstabs Nettoenergie gegenüber der umsetzbaren Energie war seitdem unbestritten. Nun kehren wir aber zur umsetzbaren Energie zurück.
Würde sich Oskar Kellner deshalb im Grabe umdrehen?
Nicht unbedingt, denn so kurios es klingt: Die Datenbasis für die aktuelle Ableitung von Energetischem Futterwert und Bedarf stammt aus den Rostocker Archiven. Sie stehen damit in direkter Beziehung zur Idee von Oskar Kellner. Das Rostocker Tierernährungsinstitut trägt übrigens noch heute seinen Namen.
Trotzdem ist das aber doch praktisch ein Schritt zurück?
Es ist ein Schritt zurück, und dafür gibt es verschiedene nachvollziehbare Gründe. Diese sind in der GfE-Publikation* ausführlich dargelegt. Ein gewichtiger Punkt war sicher die bislang unsaubere Trennung zwischen Futterbewertung und Bedarfsableitung. Dies betraf insbesondere die Verwertung der umsetzbaren Energie für Milchbildung und andere Teilleistungen. Und das führte unter anderem dazu, dass der Bedarf für die Erhaltung unterschätzt, der für die Milchbildung überschätzt wurde. Gleichzeitig wird nun ermöglicht, alle Nutztierwiederkäuer und Leistungsrichtungen mit einem Maßstab zu bewerten und sie in einer Futterwerttabelle zu vereinen. Künftige Änderungen in der Bedarfsableitung haben dann auch keinen Einfluss mehr auf die Futterbewertung. Lange kritisiert wurde im alten Ansatz, dass die Höhe der Futteraufnahme keine Rolle spielt, obwohl damit die Passage durch das Tier beeinflusst wird. Die verdauliche organische Substanz in Abhängigkeit vom Futteraufnahmeniveau nimmt im neuen System eine entscheidende Rolle ein.
Lässt sich jetzt schon erkennen, ob sich dadurch in der Fütterungspraxis der Betriebe etwas ändern wird?
Futtermittel mit hoher Verdaulichkeit zeigen eine etwas höhere Ausbeute an umsetzbarer Energie als bisher. Grobfutterqualität wird noch stärker belohnt. Erste Überschlagsszenarien zeigen bei bestem Grobfutter Einspareffekte für Konzentrate von 0,5–1 kg pro Kuh und Tag. Andererseits wird erwartet, dass bei hoher bis sehr hoher Leistung die negative Energiebilanz höher ausfällt, was wiederum einen höheren Konzentrat-Einsatz erzwingt als bislang errechnet. Aber warten wir ab und machen nicht im Vorfeld schon die Pferde scheu.
Werden nicht letztendlich neue Tierversuche nötig sein, um die Verdaulichkeit zu bestimmen?
Eigentlich ja. Der Standardverdauungsversuch mit adulten Hammeln ist bisher der Goldstandard der Energiebewertung von Futtermitteln für Wiederkäuer. Aber aufgrund der verständlichen Diskussion um die Vermeidung von Tierversuchen steuert die neue Empfehlung bewusst in Richtung von Alternativmethoden wie Nährstofffraktionierung, Enzymlöslichkeit oder Gasbildungstest in diversen mikrobiellen Cocktails.
Und das Protein? Hier gab es doch die größte Kritik am bisherigen System.
Richtig. Das bisherige Modell „nutzbares Rohprotein“ ist lange schon überholungsbedürftig. Viel zu statisch, tabellenabhängig und unsauber in der Trennung von Futterwert und Bedarf. In der Fütterungspraxis angekommen ist das System deshalb nicht wirklich. Viele haben mit dem Futterrohprotein und dem Milchharnstoffgehalt ihre Rationen justiert. Die zeitliche Abhängigkeit von Abbau und Synthese in den Vormägen wurde, wenn überhaupt, nur empirisch berücksichtigt.
Und das ist jetzt anders?
Ja, das ist es. Zumindest vom Modell her. In der Fütterungspraxis muss auch dieses sich erst noch beweisen. Die komplexen Zusammenhänge im N-Umsatz der Vormägen wurden – auch in Anlehnung an internationale Systeme – in ein Modell gepackt, welches für den Anwender sehr kompliziert und unüberschaubar erscheint. Die neue Schnittmenge zwischen Futterwert und Bedarf ist das dünndarmverdauliche Protein bzw. die dünndarmverdaulichen Aminosäuren. Es kommt deutlich mehr Dynamik ins Spiel, da etwa zeitliche Effekte über das Futteraufnahmeniveau berücksichtigt werden sowie einst starre Größen wie Aminosäuregehalte und -verdaulichkeiten jetzt variabel sind.
Das klingt, als müsste man für die Rationsberechnung Wissenschaftler sein oder zumindest Laborant. Welcher Praktiker soll die komplizierte Proteinbewertung denn verstehen?
Gegenfrage: Wer versteht denn bis ins Detail die Funktionsweise seines Pkw, den er täglich bewegt? Wir leben im Zeitalter von IT-Lösungen. Das gebündelte Wissen der letzten 50 Jahre auf dem Gebiet der Wiederkäuerernährung, welches in den Bibliotheken angehäuft ist, und der Respekt für die vielen Versuchstiere, welche weltweit für den Erkenntnisfortschritt gelebt haben, gehören einfach in ein dynamisches Wiederkäuermodell. Die Zeit ist reif dafür, die Futterwertdaten verfügbarer Einzelfuttermittel in Computer einzugeben und den Fütterungserfolg vorauszusagen. Da sind wir jetzt einen Schritt weitergekommen. Die pragmatische Umsetzung im Stall – das heißt, diese optimierte Computerration den Tieren darzubieten – versteht dann jeder Milchkuhhalter.
Sonst bleibt aber alles beim Alten?
Hinsichtlich der Mineral- und Spurenelement- sowie Vitaminversorgung gibt es nur wenige graduelle, keine prinzipiellen Änderungen. Erwähnenswert ist, dass die Verwertung des Futterphosphors nun mit 80 statt 70 Prozent höher angesetzt ist. Dies bekräftigt unsere Empfehlung, dass wir bei nahezu allen Rationen aktueller Prägung auf Phosphorzusatz über Mineralfutter verzichten können.
Und die strukturwirksame Rohfaser? Wo ist die geblieben?
Hinsichtlich der Strukturbewertung empfiehlt die GfE wie erwartet das System der physikalisch effektiven NDF. Das ist noch nicht ganz praxisreif. Es vereint zwar die beiden Größen Partikellänge und Strukturkohlenhydrate und macht Struktur analytisch nachvollziehbar, aber es ist keine Größe der Rationsplanung, sondern nur der Rationskontrolle. Die Partikellänge ist ja erst im Futtertrog bekannt. Der analytischen Größe Rohfaser wurde nach meinem Empfinden etwas zu schadenfroh der Laufpass gegeben. Es war sicher mit der Einführung der Faserfraktionen NDF und ADF verständlich, dass die Rohfaser entbehrlich wurde. Die Rohfaser hat es aber nicht verdient, mit Schimpf und Schande vertrieben zu werden. Die Weender Futtermittelanalyse wurde vor mehr als 180 Jahren von den deutschen Wissenschaftlern Henneberg und Stohmann in Weende bei Göttingen entwickelt. Sie war seither weltweit der Maßstab für die Futtermittelanalytik und -bewertung. Den Rohnährstoffen gebührt zunächst ein Denkmal und kein schadenfroher Rausschmiss.
Wie wird das Ganze in die Praxis gebracht?
Zunächst muss das Handwerkszeug neu sortiert werden. Das große Rechnen von Wissenschaftlern, Beratern und der Futtermittelbranche hat begonnen. Dabei stehen die Fütterungstests der vergangenen Jahre auf den Versuchsstationen ebenso im Fokus wie die erfolgreichen Beratungskonzepte mit bekanntem Fütterungserfolg. Die Analytik muss sich auf einige neue Ansätze ausrichten und ihre Attestierungsprogramme neu aufbauen. In Kürze werden in den Untersuchungsberichten der Futtermittellabore parallel zu den alten die neuen Maßstäbe dargestellt sein. Die IT-Fachleute werden zeitnah die Rationsberechnungsprogramme modifizieren, um zunächst zweigleisig zu fahren. Für Ordnung und Harmonisierung zwischen den Arbeitsgruppen und Bundesländern soll traditionell der DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung die Federführung übernehmen. Dieser kommt noch in diesem Jahr zusammen und legt die Marschroute fest. Im vorläufigen Zeitplan steht, dass das neue System bis zum 1. Oktober 2025 praxisreif ist.
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Die Milchproduktion ist das Herzstück der Agrarbetriebe Schliebener Land im Kreis Elbe-Elster in Brandenburg. Haltung, Fütterung und Management wurden nach neuesten Erkenntnissen modernisiert.
Von Fritz Fleege
Die Agrarbetriebe Schliebener Land sind auf nachhaltige Landwirtschaft mit geschlossenen Kreisläufen ausgerichtet. Dazu gehören die Milchgut Kolochau GmbH, die Wenau Agrar GmbH, die Agrar- und die Bioenergie Schlieben GmbH. Die Unternehmen verfügen über 1.850 Hektar Ackerland auf Sand und besseren Tonböden sowie 1.350 Hektar Grünland auf Niedermoorstandorten.
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Erst die Milchwirtschaft macht die Kreislaufwirtschaft Boden–Pflanze–Tier–Boden möglich. So werden etwa 1.800 Kühe mit Nachzucht an den Standorten Schlieben und Kolochau gehalten und knapp 20 Millionen Kilogramm Milch im Jahr erzeugt. In beiden Milchviehanlagen hat sich vieles verändert. Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Dr. Christina Münch und Björn Förster führen uns mit ihrem jungen Managerteam durch die Anlage in Schlieben und erläutern die weiteren Ziele.
Auffallend sind schon von Weitem die umgebauten Rinderställe. Einst waren diese vom Typ 1930er und L203 klassischerweise geschlossen. Heute sind die Seitenwände offen, und auch für Auslauf ist gesorgt. „Wir haben uns bewusst gegen Abriss und Neuaufbau von Ställen entschieden, sondern für den Umbau der vorhandenen Bausubstanz“, erläutert Björn Förster. „Unser Ziel ist es, im laufenden Bewirtschaftungsprozess umzubauen: So probieren wir im Kleinen aus, beobachten, wie die Kühe mit den Erneuerungen klarkommen bzw. wie sich die Bewirtschaftung verändert, und entscheiden dann, wie wir weitermachen.“
So nutzt man auch das alte Melkhaus weiter, innen wurde ein neuer Side-by-Side-Melkstand mit 2 x 24 Plätzen von der Firma Boumatic eingebaut. Vom Vorwartehof kommen die Kühe flott zu den Melkplätzen. Dort wird jede Kuh über ihren Transponder registriert. Die wichtigsten Daten lassen sich vor Ort bzw. am Computer im Büro ablesen. Diana Buszkowiak, die Milchmanagerin, erläutert uns den Ablauf. Der tief verlegte Flur ist zweigeteilt, sodass die Melker die für sie passende Höhe einstellen können. Im Melkstand arbeiten zwei Personen, die je Seite zwölf Kühe betreuen – zunächst die ersten sechs Kühe einer Seite vordippen, das Euter reinigen, vormelken und das Melkzeug ansetzen. Nach den nächsten sechs Kühen geht es zur anderen Seite.
Weil zwischen den ersten Handgriffen und dem Melkzeug-Ansatz gut zwei Minuten Zeit verstreichen, kommt es gleich zum zügigen Milchfluss. So sind die Kühe nach vier bis sechs Minuten ausgemolken. Das Melkzeug wird automatisch abgenommen, und es erfolgt noch eine Zwischendesinfektion. Zum Abschluss werden die Zitzen der Kühe per Hand nachgedippt, damit während der Ruhephase keine Keime ins Euter eindringen. Über einen Schnellaustrieb verlassen die Kühe den Melkstand. Ein Durchgang dauert 14–16 Minuten. Pro Stunde werden bis zu 200 Kühe gemolken. Eine Arbeitskraft holt eine Gruppe mit etwa 200 Tieren heran und treibt sie nach dem Melken wieder zurück und pflegt die Liegeboxen.
Auch in den Ställen wurde vieles umgebaut. Das Grundgerüst hat man überwiegend erhalten, aber die Zwischendecke herausgenommen und ein höheres Dach mit offenem First daraufgesetzt. Über die offenen Seiten treten viel Licht und Luft in den Stall. In der Mitte von drei Ställen befindet sich nun ein breiter Futtergang. Links und rechts daneben sind ein Fressgang, eine Doppelliegeboxenreihe, ein Laufgang und eine Wandliegeboxenreihe angeordnet. Bei der Ausstattung hat man sich für innovative Technik von Cow-Welfare entschieden, berichtet der technische Betriebsleiter Fabian Hoppe.
Wenn man auf dem Futtergang in den Stall kommt, sieht man die Kühe recht locker am Fressgitter stehen, das aus beweglichen Plastikstäben besteht. Durch die Flexibilität ermöglicht es den Kühen eine natürliche Nahrungsaufnahme. Die Tiere können sich weit nach vorne beugen und werden auch von keinem Nackenrohr behindert. Und zum gesteigerten Wohlbefinden tragen auch die rotierenden Kuhbürsten bei – für je 60 Tiere ist eine installiert.
Auch beim Liegen haben es die Kühe auf Hochliegeboxen mit Stroheinstreu bequem. Die Boxen sind jeweils seitlich von zwei flexiblen Kunststoffrohren begrenzt. Das untere Rohr leitet die Kuh beim Hinlegen. Gleichzeitig bewirkt der Neigungswinkel, dass sie den Kopf ausstrecken kann. Das obere gerade Kunststoffrohr leitet die Kuh, wenn sie die Box betritt, und verhindert eine Drehung beim Hinlegen. Für die Fress- und Laufgänge hat man sich was Besonderes einfallen lassen. Sie bestehen aus Gummimatten mit Rillenprofil wie bei einem Autoreifen, wo die Flüssigkeit schnell abfließen kann, sodass die Kühe nicht rutschen.
Die feste Phase der Ausscheidungen wird mit einem seilgezogenen Schiebeschild abgezogen. Da flüssige und feste Phase getrennt werden, vermindern sich der CO2– und Methanausstoß aus der Anlage. Zum Teil wurde um die Ställe herum noch Platz geschaffen, wo die Kühe jederzeit Auslauf oder auch noch Ruheplätze an frischer Luft finden. Ähnlich wie in Schlieben wurden auch die Milchviehställe in Kolochau umgebaut. All das hat dazu beigetragen, dass beide Milchviehanlagen mit der Haltungsstufe 3 und QM++ zertifiziert werden konnten.
Der Herdenmanager, Eckhard Tzschoppe berichtet, dass alle trockenstehenden Kühe auf extensivem Grünland im Sommerhalbjahr Weidegang erhalten. Auch die tragenden Färsen kommen ins Grüne. Es hat sich bewährt, in die Herden ruhige und bedächtige Angus-Bullen zu integrieren, die den Jungrindern vormachen, wie man draußen frisst und sich verhält, wenn mal Wild durch die Herde geht. In der Holsteinzucht bestreiten die Schliebener Agrarbetriebe etwas andere Wege. Statt die genetisch fixierte maximale Milchleistung auszuschöpfen, ist es das Ziel, die Kühe wieder robuster und funktionaler zu züchten, sodass sie in der Lage sind, dass standorttypische Futter in Milchleistung umzusetzen. Des Weiteren stehen Leichtkalbigkeit und gute Melkbarkeit im Fokus. Das hat dazu beigetragen, die Totgeburtenrate unter vier Prozent und die Aufzuchtverluste auf unter zwei Prozent zu senken.
Großen Einfluss auf die Tiergesundheit hat Tierarzt Dr. Michael Kreher, der nicht nur zur Stelle ist, wenn kranke Tiere behandelt werden, sondern als Bestandstierarzt viel Wert auf den vorbeugenden Gesundheitsschutz legt. Mit dem Managementprogramm DairyComp erhält er einen guten Überblick über alle Herden und jedes Einzeltier. Damit lassen sich schnell alle relevanten Informationen eingeben und abrufen und individuelle Behandlungspläne erstellen. Die Software lässt sich einfach mit dem Melksystem, der Aktivitätsmessung und den MLP-Daten koppeln. Zur Überwachung wird der Moo-Monitor von Dairymaster genutzt, womit Aktivität, Brunst und andere Verhaltensauffälligkeiten erfasst werden.
Die Schliebener dachten beizeiten an die Erzeugung und Verwertung von Biogas. 2010 wurde die erste Biogasanlage und bald danach eine zweite gebaut, um Rindergülle und -mist sowie Restfutter zu verwerten. Sowohl Biogas als auch separierte Gärprodukte können in großen Behältern zwischengelagert werden, und bei Bedarf werden Strom und Wärme erzeugt. Die Gärprodukte können nach 150 Tagen Verweilzeit bedarfs- und zeitgerecht auf die Flächen gebracht werden. So wächst neues Futter ohne Zukauf von kostenintensivem Mineraldünger auf dem Acker und dem Grünland. Das entlastet sowohl die CO2– als auch die Düngebilanz. Zukünftig soll möglichst nur eigenes Futter eingesetzt werden, welches durch funktionale Kühe zu Milch, Fleisch, Strom, Wärme und Dünger veredelt wird.
Abschließend möchten wir noch vom Chef und der Chefin des Unternehmens eine Prognose hören, Björn Förster erklärt es klar: „Die Milchviehhaltung hat bei uns Zukunft, vor allem auf unseren Niedermoor- und leichten Böden. Da müssen wir sicherlich noch so manches Schräubchen drehen, aber sie schließt den Kreislauf Boden–Pflanze–Tier–Boden, sodass wir am Ende die Milch auch klimaneutral erzeugen.“
Dr. Christina Münch ergänzt noch: „Die Kühe sind intelligente und neugierige Tiere mit ausgeprägtem Sozialleben, die sich positiv auf den Menschen, auf unser Team und uns auswirken. Wir setzen umgekehrt alles daran, dass es ihnen bei uns gut geht. Unsere Rinder liefern Milch für etwa 170.000 Menschen und auch noch viel Fleisch. Sie veredeln das durch den Menschen nicht verwertbare Grünland zu hochwertigen Lebensmitteln und sind daher auch unter sich ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen elementar in der Sicherstellung der Versorgung. Wir sind aber zudem davon überzeugt, dass die Milchproduktion als Betriebszweig nicht isoliert betrachtet werden sollte, sondern immer im ganzheitlichen zirkulären System.“
Ratgeber Milchproduktion in Ausgabe 50/2023
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Zum 1. Dezember 2023 haben sich die Mautsätze bis zu 83 Prozent erhöht. Betriebe aus der Landwirtschaft und der Forstwirtschaft bleiben von der Maut befreit. Lohnunternehmer und Biogasanlagen haben höhere Transport-Kosten.
Von Martin Vaupel, Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Erstmal die gute Nachricht: Die Änderungen bei der Maut betreffen nicht die bisherigen Ausnahmeregelungen für land- oder forstwirtschaftliche (lof) Fahrzeuge nach § 1 Absatz 2 Nr. 6. Bundesfernstraßenmautgesetz (BFStrMG). Die Maut ist nicht zu entrichten für lof-Fahrzeuge gemäß § 2 Absatz 1 Nr. 7 Güterkraftverkehrsgesetz (GüKG) sowie damit verbundene Leerfahrten.
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Konkret sind und bleiben mautfrei die in lof-Betrieben übliche Beförderung von lof-Bedarfsgütern oder Erzeugnissen:
In dem mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und dem Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM, ehemals BAG) abgestimmten „Merkblatt zur Güterbeförderung in der Land- und Forstwirtschaft“, sind die üblichen lof-Beförderungen beschrieben. Vorwiegend handelt es sich um Erzeugnisse aus der lof-Urproduktion oder um Bedarfsgüter, die für die lof-Urproduktion benötigt werden. Viele weiterverarbeitete lof-Produkte fallen jedoch nicht unter die Ausnahmen. Das Merkblatt kann kostenlos unter www.lwk-niedersachsen.de, Webcode 01040470 heruntergeladen werden.
Für Fahrzeuge bzw. Betriebe, die nicht unter die beschriebenen Ausnahmen fallen, wie Lkw in Lohnunternehmen und Biogasanlagen wird es teurer. Grund ist die Einführung der CO2-Emissionsklasse als neues Tarifmerkmal ab 1. Dezember 2023. Der Mautsatz pro Kilometer ist somit davon abhängig, wie viel Kohlenstoffdioxid (CO2) ein Fahrzeug ausstößt. Neben Infrastrukturkosten, Kosten für Luftverschmutzung und Lärmbelästigung führen die neuen Kosten für verkehrsbedingte CO2– Emissionen zu einem erheblichen Anstieg der Mautkosten. Für einen klassischen Lkw-Sattelzug mit fünf Achsen und einer Zugmaschine mit EURO 6 steigt der Mautsatz von 19 auf 34,8 ct/km. Das ist eine Kostensteigerung von 83 %.
Neu ist auch, dass für die Zuordnung zu einer Gewichtsklasse ab 1. Dezember 2023 nicht mehr das zGG (zulässige Gesamtgewicht, Zulassungsbescheinigung Teil I, Feld F.2) ausschlaggebend ist, sondern die tzGm (technisch zulässige Gesamtmasse, Zulassungsbescheinigung Teil I, Feld F.1). Dadurch können Fahrzeuge in eine höhere Gewichtsklasse fallen oder mautpflichtig werden. Nach Angaben von TollCollect werden für alle bisher registrierten Fahrzeuge die Gewichtsangaben automatisch angepasst. Im Kundenportal von TollCollect können die Angaben überprüft werden.
Ab 1. Juli 2024 wird die Mautpflichtgrenze für Kraftfahrzeuge und Fahrzeugkombinationen von 7,5 t auf mehr als 3,5 t tzGm abgesenkt. Wichtig ist, dass dann nur Zugkombinationen mautpflichtig sind, wenn die tzGm des Zugfahrzeugs über 3,5 t liegt. Beispiel: Ein Sprinter/Bulli mit 3,5 t tzGm und einem Anhänger wird nicht mautpflichtig.
Da von der neuen 3,5-t-Regelung auch viele Handwerker betroffen sein werden, gibt es eine extra Ausnahme. Danach sind Kraftfahrzeuge oder Fahrzeugkombinationen mit einer technisch zulässigen Gesamtmasse von weniger als 7,5 t, die zur Beförderung von Material, Ausrüstungen oder Maschinen, die der Fahrer zur Ausübung seines Handwerks oder seines mit dem Handwerk vergleichbaren Berufs benötigt, oder zur Auslieferung von handwerklich hergestellten Gütern, wenn die Beförderung nicht gewerblich erfolgt, von der Maut befreit. Nach Aussage von TollCollect wird für die Handwerkerregelung eine Online-Lösung bereitgestellt, mit der Handwerker mit geeigneten Nachweisen glaubhaft machen, dass die im Betrieb genutzten Fahrzeuge ausschließlich unter den Voraussetzungen der „Handwerkerausnahme“ zum Einsatz kommen.
Inwieweit der Transport von weiterverarbeiteten lof-Produkten unter die Handwerkerregelung fällt, ist aktuell nicht geklärt. Aber, wieso sollte ein Bäcker, der seine Brötchen ausliefert, befreit werden und ein Winzer oder Imker nicht? Es ist davon auszugehen, dass bis zum 1. Juli 2024 die Inhalte der Handwerkerreglung noch genauer beschrieben werden.
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Die Gleistal-Agrar eG Golmsdorf ist ein moderner Unternehmensverbund aus Thüringen, bei dem Energieholz in all seinen möglichen Facetten einen wichtigen Teil zum Betriebsergebnis beiträgt.
Wenn man lange auf der Autobahn unterwegs ist, fängt man mitunter an, die Herkunft der Verkehrsteilnehmer anhand ihrer Autokennzeichen zu erraten. Das gelingt nicht immer und so fragte ich Ralf Wickler, den Vorstandsvorsitzende der Gleistal-Agrar eG, wenig später nach dem Kürzel SHK, das zu seiner Heimatregion zu gehören scheint.
„Das bedeutet Schweine, Hühner, Kühe“, erklärt er schmunzelnd, um gleich darauf klarzustellen, dass wir uns im „Saale-Holzland-Kreis“ befinden. Das ist eine landschaftlich sehr schöne Gegend, die einen landwirtschaftlich aber vor Herausforderungen stellt.
Da sind die selbst für Thüringer Verhältnisse sehr steilen Hanglagen, da ist die Nähe zur Großstadt Jena und da sind die vielen baum- und buschbestandenen Feldränder, die im Zaum gehalten werden müssen, um förderrechtlich keine Probleme zu bekommen.
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„Wir bewirtschaften 159 Ackerschläge“, berichtet der sympathische Betriebsleiter, „mit einer mittleren Schlaggröße von rund acht Hektar. Beim Grünland liegt die sogar nur bei zwei Hektar. Man kann die Flurgehölze fast gar nicht so schnell zurückschneiden, wie sie wachsen.“ Aus dieser intensiven Feldrandpflege und durch das Gespür und den Geschäftssinn von Andreas Schnorr, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Genossenschaft, sei auch der Produktionsschwerpunkt Energieholz, Holzhandel und Forstdienstleistungen im Unternehmen entstanden. Seinem Fleiß und Geschick war es zu verdanken, dass dieser seit 2018 im Tochterunternehmen Forstservice Golmsdorf GmbH zusammengefasst ist. Genau genommen begann aber alles – wie heute leider fast üblich – mit einem Verbot.
Hatten sie zuvor den Pflegeschnitt auf großen Haufen gesammelt und mithilfe von Gasbrennern kontrolliert abgebrannt, wurde diese Praxis nach 2011 vom Gesetzgeber untersagt. Daraufhin beschlossen die Gleistaler, das Landschaftspflegematerial – die Profis sprechen nur von LPM – zu Hackschnitzeln zu verarbeiten und an Heizkraftwerke zu verkaufen. Mit dem 15-MW-Kraftwerk im nahen Schkölen sicherten sie sich einen Abnehmer, schon bevor ein Dienstleister mit dem Häckseln anfing.
2012 schafften sie sich dann eine eigene, zapfwellengetriebene Hackmaschine der Marke Heizohack 14-860 KTL an, die den Anfang der Mechanisierungslinie dieses Betriebszweiges machte. Mit ihrer Hilfe verarbeiteten sie sowohl eigenes LPM und das aus Nachbarbetrieben, von Truppenübungsplätzen und Naturschutzflächen sowie jenes, das bei den sogenannten Verkehrssicherungsmaßnahmen anfällt. Zum Zusammenfahren der Partien kam später noch ein wendiger Rückewagen hinzu.
Nach sieben Jahren hatte der erste Hacker seinen Dienst getan und wurde durch ein neues Modell gleicher Bauart ersetzt, das 2021 noch einen Bruder bekam. Die beiden gefräßigen Maschinen verschlingen aber nicht nur viel LPM, sondern noch viel mehr WRH – also Waldrestholz –, das bei ihrem Service vor allem im Staats-, Privat- und Kommunalforst anfällt. Sie selbst besitzen nur rund 40 ha Bauernwald, alles weit verstreute Kleinflächen. Für die Arbeit im Forst wurden zwei John-Deere-Rad-Harvester 1270 G angeschafft. Sie sorgen für reichlich nachwachsenden Rohstoff, aus dem die Hacker-Zwillinge im Handumdrehen Kleinholz machen. Ende 2023 werden es insgesamt wohl ca. 115.000 Schüttraummeter (Srm) sein.
Erfolgreich geführt wird der Unternehmensbereich von Hanjo Pätz und Kai Diezel. Mit ihnen arbeiten mittlerweile rund 15 Leute im Forst, die von bis zu zehn Subunternehmern unterstützt werden. LPM-/WRH-Hackschnitzel der Größe G100 werden an zahlreiche Kraftwerke geliefert, darunter das des Porschewerks in Leipzig, das Biomassekraftwerk Alperstedt, das Biomassekraftwerk mit Pelletproduktion in Droysig und das der MDC-Power GmbH in Kölleda. Hotels, Schwimmbäder und Schulen sind ebenfalls Abnehmer.
Aber Hackschnitzel aus Golmsdorf werden nicht nur verbrannt. Das Thüringer Wintersportzentrum in Oberhof nutzt sie beispielsweise, um Wege und Zuschauerplätze begehbar zu machen. Zudem deckt es seine Schneelager damit ab. Auch ein Zirkus holt sich regelmäßig welche als Einstreu. Für all das kommen aber nur die hellgelben Premiumhackschnitzel der Größen G30 bis G50 infrage.
Die gewinnt der Forstservice vor allem aus Käferholz, das schon von selbst getrocknet ist und dann in kleinere Hackschnitzelfeuerungen wandert. Ein solches Aggregat, ein 101-kW-Kessel von Heizomat, erwärmt beispielsweise die Landtechnikwerkstatt, eine Lagerhalle und das Verwaltungsgebäude der Agrar eG. Und eine 500-kW-Hackgutfeuerung desselben Herstellers sorgt im Autohof Porstendorf, der auch zum Unternehmensverbund gehört, für nachhaltige Wärme.
Holzhackschnitzel sind aber nicht das Einzige, was der Forstservice erzeugt. Er nimmt Waldeigentümern auf Wunsch alle Forstarbeiten ab. Das geht vom Durchforsten, gern auch mit Beförsterung, bis hin zur Kahlschlagberäumung. Das Ergebnis sind Industrie- und Brennholz, aber auch Wertholz für die Submission.
Der Gleistaler Holzhandel wird dieses Jahr rund 30.000 Raummeter (Rm) ausmachen. Industrieholz lieferten sie z. B. jüngst bis nach Belgien. Die Golmsdorfer Landwirte verkaufen ihr Holz aber auch im Umland – vornehmlich Brennholz in Scheiten oder als Stammware zum Selbstsägen und -hacken. Beides wird auf Wunsch sogar vor die Haustür geliefert. Zum Spalten kam 2020 ein Spaltfix S-377 in den Betrieb, der vor Kurzem noch ein kleines Dach bekam. Die diesjährige Witterung machte es nötig. Jetzt steht auch Andreas Schnorr nicht mehr im Regen, wenn er mal die Maschine bedient.
„Ein wahrer Scheitholzboom setzte mit der Gaskise ein“, berichtet der Ackerbauchef, der als Vorstandsmitglied vor allem für die Außenwirtschaft verantwortlich ist. Bei seinen Ausführungen spürt man, mit welchem Engagement er sich auch um das hölzerne Standbein des Unternehmens kümmert. Heizen mit Holz sei auf dem Land schon immer üblich und auch nicht wegzudenken. Deshalb bieten sie Privatkunden Kaminholz in den Längen von 25 bis 50 cm an, welches sich viele selbst abholen.
Ab 3 Srm liefern sie auch aus. Insgesamt, so rechnet der 45-Jährige uns vor, werden sie 2023 rund 12.000 Srm Brennstoff aus Schadholz hergestellt haben. Bedarfsweise fordert der Betrieb auch mal ein mobiles Sägegatter an und schneidet Industrieholz für den Eigenbedarf, also Balken, Bohlen und Bretter. Anschließend lagert er alles in einer Halle. „Muss mal ein Dachbalken repariert oder ein Auslauf gebaut werden, nehmen wir unser Holz.“
Der Gedanke, Holz nicht nur energetisch, sondern auch stofflich zu nutzen, spielt auch bei ihrer Kurzumtriebsplantage eine Rolle. Die entstand vor acht Jahren auf rund 9 ha in der Saaleaue. Der extrem wüchsige Standort sorgte dafür, dass die Pappelsprösslinge gut anwuchsen und sich heute als stattlicher Stangenwald präsentieren.
Die Baumplantage hatten die Gleistaler bewusst auf einer Eigentumsfläche angelegt, um möglichen Scherereien gleich aus dem Wege zu gehen. Allerdings passt sie nun nicht wirklich in das Raster Agroforst. „Um aus den Pappelstämmen auch Industrieholz zu gewinnen, haben wir uns für eine Bewirtschaftung im mittleren Umtrieb entschieden“, erklärt Andreas Schnorr.
„Das bedeutet, dass der Bestand erst nach fünf bis acht Jahren geerntet wird. Bei Kurzumtriebsplantagen geschieht das alle drei bis vier Jahre.“ Zudem hätten sie auf Anraten von Thomas Hering vom Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) sowie Wolfram Kudlich von Wald21 etliche der stärksten Pappeln teilweise entastet, um wertigere Stämme zu erzeugen, erklärt er weiter. Allerdings habe sich bei einer Proberodung der Platz zwischen den Baumreihen als zu klein für ihren Harvester erwiesen. Da müssten sie noch eine Lösung finden.
Mit dem TLLLR arbeitet man in Sachen Energieholz übrigens auch anderweitig zusammen. So haben sie in Dornburg eine Kurzumtriebsplantage des Thüringer Feldversuchswesens beerntet. Ihre Dienstleistung umfasst dabei auch die Vermarktung der Hackschnitzel. Und sie sind im Projekt Agroforst des Freistaates aktiv, was eigentlich nur logisch ist, schließlich sind sie ja echte Holzländer.
Die Gleistal-Agrar-eG Golmsdorf ist eine eingetragene Genossenschaft mit vier Tochterunternehmen und drei Firmenbeteiligungen.
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Sie organisieren Lichterfahrten, sind aber auch fix mal auf dem Trecker, um ihre Sicht auf die Agrarpolitik PS-stark zu unterstreichen. Wir sprachen mit Phillip Oßwald und Timo Scheib von den Oderland-Bauern vor dem Finale 2023.
Als wir uns am Donnerstagvormittag (14.12) zum Gespräch treffen, haben Timo Scheib und Phillip Oßwald nach Bekanntwerden der Sparpläne der Ampelkoalition wie viele nicht gut geschlafen. Dass sie Montagfrüh um Sechs mit den Oderlandbauern nach Berlin aufbrechen und sogar bis Dienstag bleiben würden, wissen sie zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Im Fokus steht bis kurz nach unserem Gespräch noch die Lichterfahrt von Bliesdorf nach Seelow, die dritte in diesem Jahr, die an diesem dritten Advent eigentlich der Jahresabschluss der Oderlandbauern werden sollte. Aber die Ereignisse überschlagen sich dieser Tage, wie die Nachrichten in WhatsApp-Gruppen.
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Das vierte Jahr organisieren die Oderlandbauern Lichterfahrten durch Ostbrandenburg. Ich vermute, der Ursprung liegt in der Protestfahrt zur Demo 2019 von Land schafft Verbindung (LsV). Liege ich da richtig?
Phillip Oßwald: Zur Demo vor dem Brandenburger Tor im November 2019 waren schon viele von uns dabei. Im ersten Corona-Herbst haben wir dann die LsV-Initiative „Ein Funken Hoffnung“ aufgegriffen und die erste Lichterfahrt im Oderland organisiert.
Timo Scheib: Ich erinnere mich noch sehr gut. Die Resonanz war überwältigend! Es kamen an die tausend Leute auf den Wriezener Schützenplatz, um die 32 geschmückten Traktoren zu sehen. Damit hatte keiner gerechnet. Wir hatten alle Genehmigungen – vom Gesundheitsamt usw., die Polizei prüfte alles und sagte trotzdem, wir sollen die Versammlung auflösen, in Frankfurt (Oder) mache sich gerade eine Hundertschaft Polizisten bereit. Was die denn vorhätten, habe ich gefragt, ob sie die Kinder verkloppen wollen? Wegen denen waren wir ja schließlich gekommen… Es war ja keine politische Aktion, wir wollten den Kindern ein bisschen Weihnachtsfeeling ermöglichen.
Aber um Ansichten zur Agrarpolitik loszuwerden, sind Sie auch ab und zu unterwegs…
Phillip Oßwald: Durch die Lichterfahrten ist der Zusammenhalt der Landwirte in unserer Region enorm gewachsen, wir sind gut vernetzt und können schnell auf Ereignisse reagieren. Zum Beispiel hatte einer von uns letztes Jahr eine kleine Notiz in der „Märkischen Oderzeitung“ entdeckt, dass Cem Özdemir nach Neuhardenberg kommt. Das war Anfang September, Özdemir redete auf der Jahrestagung des Deutschen Landkreistags. Wir haben uns verabredet und sind mit 15 Traktoren hingefahren, um am Rande mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Timo Scheib: Oder zumindest, um uns zu zeigen. Das Ordnungsamt hat erstmal geguckt, dass wir nichts kaputtfahren. Dann kam die Polizei und wollte wissen, ob das eine Spontandemo sei. Ich habe dann vor Ort eine Demo angemeldet und Fotos von der Autobahnbrücke gezeigt, auf der wir zwei Monate vorher gestanden haben. Die Fotos bestätigten meine Aussage, dass wir immer mit Protestschildern am Schlepper unterwegs sind. Das war wichtig, denn die Polizisten ließen das gelten und funkten ihre Kollegen an, dass sie doch keine Verstärkung bräuchten.
Und kam es zu einem Gespräch mit dem Minister?
Timo Scheib: Wir mussten ziemlich lange auf ihn warten. Als er gegen 16 Uhr kam, war die Begegnung kurz, gefühlt zwei Minuten. Er hat sich unsere Kritik angehört und die Verantwortung dafür auf seine Vorgänger geschoben. Im Nachhinein denke ich, wir hätten ihm den Rücken zudrehen sollen, präsent sein, aber die kalte Schulter zeigen sozusagen.
Was war das für eine Aktion auf der Autobahnbrücke?
Phillip Oßwald: Das hatten wir uns überlegt, um einfach zu zeigen, dass es uns gibt: Wir standen ein paar Stunden mit entsprechenden Transparenten an den Autobahnüberquerungen. Und natürlich kommt man bei dieser Gelegenheit auch mit den Passanten ins Gespräch.
Aus der WhatsApp-Gruppe Oderlandbauern soll – so steht es auf oderland-bauern.de – ein Verein werden. Aber das steht dort schon eine ganze Weile …
Timo Scheib: Seit April dieses Jahres! Wir hätten auch nicht gedacht, dass es so lange dauern würde. Wir hofften ja, für die tausend Schokoladenweihnachtsmänner, die wir dieses Jahr bei den Lichterfahrten wieder verteilen, eine Spendenquittung ausstellen zu können. Stattdessen bezahlen wir sie jetzt selbst. Es hatte einen Punkt in der Satzung gegeben, wo wir die Formulierung ändern sollten. Das haben wir gemacht, und es wurde uns zugesichert, dass wir die Vereinsgründung noch schaffen dieses Jahr.
Wozu noch ein Verein, wie soll er sich abgrenzen zu den anderen, die es schon gibt? Welche Rolle sollen die Lichterfahrten spielen?
Phillip Oßwald: Wir sind aus der WhatsApp-Gruppe entstanden und wollen als Oderland-Bauern vor allem regional wirken. Nicht nur bei den Lichterfahrten im Advent, auch übers Jahr wollen wir Öffentlichkeitsarbeit für uns Landwirte machen, an Schulen gehen, Klassen mitnehmen in die Betriebe, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen etwas unternehmen, zum Beispiel Hecken pflanzen etc. Noch zu meiner Schulzeit gab es das regelmäßig.
Timo Scheib: Vor allem möchten wir mit älteren Schülern in Kontakt kommen, ab siebte Klasse, die Altersgruppe, die sich in Berlin auf die Straße klebt. Wir wollen sie in Betriebe einladen, damit sie sehen, wie wir arbeiten.
Wie groß wird der Verein?
Timo Scheib: Mit der Gründung haben sich acht, neun Leute beschäftigt. In der WhatsApp-Gruppe sind gut zehnmal so viel. Einige werden sicher eintreten, wenn es endlich soweit ist.
Phillip Oßwald: Wir arbeiten ja jetzt schon, und meistens recht locker: Wenn etwas ansteht, gibt es eine Info in die Gruppe, wir treffen uns dann meist bei Timo auf dem Hof, besprechen, was anliegt und was wir machen wollen. Momentan überlegen wir, was nach der Agrardiesel-Geschichte jetzt geschehen muss, wie weit man gehen kann, ohne seine Existenz aufs Spiel zu setzen.
Und alles neben der Arbeit?
Phillip Oßwald: Klar. Wir beide sind ganz typisch für die Oderlandbauern. Timo ist 50, ich bin 23 – so in der Spanne etwa sind wir alle. Und alle sind eben in der Landwirtschaft unterwegs.
Welche Herausforderungen stehen – neben der aktuellen – in Ihren Betrieben an?
Timo Scheib: Ich habe unseren Familienbetrieb 2022 von meinem Vater übernommen: 320 ha Wiese und Ackerland, und ich bin froh, dass mein Vater sich mit 72 Jahren noch um die 50 Mutterkühe kümmert. Ich habe hier auf der Höhe 15er- bis 45er-Böden, und zurzeit damit zu kämpfen, dass die Leute immer mehr Pacht haben wollen und möglichst kurze Laufzeiten. Und dann muss man erklären, was ein 18er-Boden hergibt oder eine Klausel hineinschreiben, falls ein Windrad aufgestellt werden soll. Aber hier ist eigentlich schon alles voll: 52 Stück. Ansonsten kämpfe ich mit der Trespe, habe dies Jahr alle Gerstenschläge gepflügt und dabei ’ne Menge Diesel und AdBlue verbraucht. Mit den bekannten Konsequenzen.
Phillip Oßwald: Ich bin Pflanzenbauleiter bei der Agro-Genossenschaft Schiffmühle, wie vor mir mein Vater. Wir bewirtschaften 650 ha, haben 480 Mastfärsenplätze, einen Hühnerstall und vermarkten teilweise über den Hofladen. Zurzeit sortieren zwei Leute 30 Tonnen Kartoffeln, die von zwei Rentnern, Genossenschaftsbauern, die dem Betrieb verbunden sind, geerntet wurden. Wir wollen ein breites Angebot für unsere Region bereithalten, von den Personalkosten her ist das aber nur sehr schwer möglich. Weil der Betriebsleiter krank ist, muss ich viel Büroarbeit mitmachen. Ich bin jung und will was reißen, muss aber jeden Tag vier, fünf Stunden im Büro sitzen. Das, was früher für mich Arbeit war, mit dem Schlepper auf dem Acker unterwegs zu sein, ist jetzt schon fast wie Urlaub. Am meisten Feldarbeit schaffe ich am Wochenende.
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Das Jahr 2023 geht zu Ende und es ist Zeit für den agrarmeteorologischen Jahresrückblick. Das Wetter war in vielerlei Hinsicht außerordentlich. Temperaturen und Niederschläge fielen aus dem Rahmen.
Von Falk Böttcher, Deutscher Wetterdienst, Leipzig
Wieder liegt ein interessantes agrarmeteorologisches Jahr hinter uns. Die Lufttemperatur zeigte weltweit die höchsten Mittelwerte seit es einheitliche Messungen gibt, und auch in den Landstrichen zwischen Kap Arkona und dem Erzgebirge fielen alle Jahreszeiten wärmer aus, als es nach der Klimanormalperiode 1991 bis 2020 zu erwarten gewesen wäre.
Beim Niederschlag war die Verteilung wieder sehr ungleichmäßig, kam aber für die Ertragsbildung der landwirtschaftlichen Kulturen immer gerade noch zum richtigen Zeitpunkt, auch wenn es erneut eine große Bandbreite der Bodenfeuchte in den durchwurzelten Bereichen des Bodens gab.
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Meteorologisch bilden die Monate Dezember bis Februar den Winter. Orientiert an der Pflanzenentwicklung startete der Winter 2022/23 in etwa zum normalen Zeitpunkt mit dem Blattfall der Stieleiche in der ersten Novemberdekade. Er dauerte diesmal nur etwas länger als zwei Monate, denn schon Mitte Januar regte sich die Vegetation mit der einsetzenden Hasel- und Schneeglöckchenblüte.
Der landwirtschaftliche Vegetationsbeginn verteilte sich je nach Höhenlage auf den Zeitraum zwischen der dritten Februar- und der dritten Märzdekade. Dabei gab es frostige Witterungsabschnitte wie beispielsweise die vierte Adventswoche 2022, aber auch ungewöhnliche, zum Teil noch nie dagewesene milde Temperaturwerte um den Jahreswechsel.
Insgesamt war der Winter im Osten der Bundesrepublik zwischen 1,5 und 3,1 K zu mild und rangiert damit – je nach Region – zwischen Platz 10 und 13 in der Reihung der Winter seit 1881. Flächig betrachtet, zeigte sich der Winter in den nordöstlichen Bundesländern niederschlagsreich, während in Sachsen und Thüringen im Flächenmittel leicht unterdurchschnittliche Niederschlagssummen fielen.
Bis zum Wechsel in den Frühling wurde in allen Regionen im durchwurzelbaren Bereich ein normaler Bodenwassergehalt erreicht. In tieferen Bodenschichten reichte das Niederschlagsgeschehen nicht, um die Bodenwasservorräte aufzufüllen.
Mit dem März startete der meteorologische Frühling mit einer großen Schwankungsbreite. Jahreszeitlich betrachtet, waren die gängigen meteorologischen Größen zwar nahe der Normalwerte zu verorten, aber die Einzelmonate lieferten ein differenziertes Bild. Während der Erstfrühling mit der Forsythienblüte aufgrund eines etwas zu milden März noch früher als normal einsetzte, waren ein kühlerer April und auch ein leicht unterdurchschnittlich temperierter Mai mit nochmals frostigen Einsprengseln für ein gebremstes Wachstum und eine erst um den Monatswechsel zum Mai leicht verspätet einsetzende Apfelblüte verantwortlich.
Nach überdurchschnittlichen Niederschlagssummen im März und April, die für recht hohe Bodenfeuchtewerte und Schwierigkeiten bei der Bestellung der Sommerungen sorgten, folgte ein thermisch aber geringfügig zu kalter, niederschlagsarmer, aber sonnenschein- und damit verdunstungsreicher Mai. Im Mai ging dadurch die Bodenfeuchte von überdurchschnittlichen auf Werte am unteren Rand des Normalbereiches zurück.
Der Juni war deutlich zu warm und auch die beiden anderen Sommermonate Juli und August zeigten verbreitet positive Temperaturabweichungen, aber bei weitem nicht in dem Maße wie der Juni. Das Niederschlagsgeschehen war im Sommer wie üblich durch überwiegend konvektive, schauerartige Regenfälle, aber auch gelegentlich Hagel geprägt. Damit gab es Landstriche mit einer überdurchschnittlichen Niederschlagssumme neben solchen, die wiederum ein Niederschlagsdefizit verbuchen mussten.
Allen Gegenden war gemein, dass die potenziellen Verdunstungswerte erneut auf hohem Niveau zu finden waren. Dadurch sank die Bodenfeuchte bis in den Juli hinein auf ein ähnlich geringes Niveau wie im Vorjahr, aber die in der zweiten Julihälfte aufkommende höhere Niederschlagsneigung, die dann auch im August spürbar war, fing das Bodenfeuchteminimum ab und sorgte so für eine späte, aber nicht zu späte Wassergabe zur Ertragssicherung. Die hohen Niederschlagssummen oft punktueller Starkniederschläge drangen oft nicht vollständig in den Boden ein und lösten auch Erosionsereignisse aus, die bisweilen auch über die Grenze der landwirtschaftlichen Nutzflächen traten. Bei einigen dieser konvektiven Ereignisse gab es regional katastrophale Auswirkungen.
Insgesamt waren zum Ende des Sommers nur die oberen Bodenschichten bis etwa 40 cm nennenswert durchfeuchtet. Das half vor allem bei der Ertragsentwicklung von Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais sowie beim Kernobst. Tiefere Bodenschichten wiesen vielerorts weiterhin ungewöhnlich trockene Bedingungen auf.
Auf der anderen Seite haben die Niederschläge immer wieder zu Verzögerungen bei der Ernte von Wintergetreide und -raps geführt. Das wirkte sich gebietsweise auf die Ertragsqualität aus. Neben Gebieten, die zu einer normalen Ertragsmenge auch eine gute Qualität einfahren konnten, gibt es Regionen, die dahingehend deutlich unterdurchschnittlich abschnitten.
Der Pflanzenschutz stand im Fokus. So mussten pilzliche Erreger besonders in Kartoffeln, auf den Blättern der Zuckerrübe und an den Äpfeln behandelt werden. Beim Mais war an einigen Orten Beulenbrand festzustellen. Ebenso schränkte der häufige Regen die Zeitfenster für eine Bodenbearbeitung und Neuaussaat von Winterraps und auch Zwischenfrüchten ein. Hier sind zum Teil Rückstände von mehr als zwei Wochen gegenüber normalen Bedingungen zu erkennen gewesen.
Zum Ende des Sommers war die phänologische Entwicklung mit dem Erreichen der Fruchtreife des Schwarzen Holunders und des Zweigriffligen Weißdorns im Frühherbst angelangt, was nur minimal früher als normal war.
Der Herbst startete mit einem zu warmen, sonnenscheinreichen und extrem zu trockenen September. Wenn dann doch mal große Mengen Niederschlag registriert wurden, fielen sie in kurzer Zeit und flossen oberirdisch ab und erzeugten Erosionen wie beispielsweise in manchen Regionen am 12. und 13. September.
Den geringen Monatsniederschlagssummen standen teils vierfach höhere potenzielle Verdunstungssummen gegenüber. Dementsprechend niedrig gestalten sich die Bodenfeuchten, besonders in den obersten zehn Zentimetern. Nach der verzögerten Winterraps- und Zwischenfruchtaussaat im August und Anfang September wegen nicht befahrbarer Böden verzögerte sich die Wintergetreideaussaat wegen Trockenheit. Es fehlte die Keimfeuchtigkeit. Im September blühten die Herbstzeitlosen, Birken zeigten teils trockenheitsbedingt ihre Blattverfärbung. In der zweiten Septemberhälfte fielen reife Kastanien und erste einzelne reife Eicheln.
Der Oktober 2023 war verbreitet sonnenscheinarm, überall zu nass und zeitweise sehr mild. Immer wieder gab es teils ergiebige Niederschlagsereignisse. Das sorgte für wüchsiges Wetter. Die Rüben profitierten kurz vor der Ernte von dieser Witterung, ebenso gingen nun die Winterungen und die Zwischenfrüchte gut auf. Das Grünland entwickelte sich so gut, dass noch ein weiterer Schnitt möglich war. Nach Mitte Oktober wurde die Entwicklung durch ein paar Tage mit geringen Temperaturen und erstem Frost gedämpft. Es gab aber keine Schäden.
Diese kurze kühlere Phase konnte ebenso wenig die Entwicklung tierischer und pilzlicher Schaderreger beenden, wie auch das Wachstum von unerwünschtem Beikraut auf den Feldern. Mechanische und chemische Bekämpfungen gestalteten sich im Monatsverlauf durch die schlechte Befahrbarkeit der Flächen immer schwieriger. Die Rüben konnten nur mit einem großen Schmutzbesatz bei verbreitet hohem Bodenverdichtungsrisiko geerntet und abtransportiert werden. Allmählich wurden die Bodenwasservorräte erhöht. Zum Monatsende war die Bodenschicht 0 bis 10 cm überall gesättigt. In einer Schicht bis 30 cm Tiefe lagen die Werte über 50 % der nutzbaren Feldkapazität.
Der etwas zu milde November brachte mit Ausnahme des Nordens unterdurchschnittliche Sonnenscheindauerwerte. In manchen Berglagen machte sich die Sonne völlig rar. So wurde in Neuhaus/Rwg. im gesamten November in der Summe nur eine Stunde Sonnenschein registriert.
Dafür gab es überall deutlich übernormale Niederschlagsmengen bei einer verschwindend geringen Monatssumme der potenziellen Evapotranspiration. Das führte zu einer weitgehenden Normalisierung des Füllstandes der Bodenwasservorräte in den oberen 60 cm des Bodens und allmählich drang das Wasser auch in tiefere Schichten vor, ohne dass für den Bereich zwischen 60 und 90 cm schon überall eine durchgreifende Entspannung festgestellt werden konnte. Insbesondere im Mitteldeutschen Trockengebiet war in der Tiefe noch immer ein deutliches Manko festzustellen.
Von sehr wüchsigen Bedingungen am Monatsanfang, die zunächst noch kein Ende der Vegetationszeit anzeigten, kippte der November zum Ende hin in Richtung Winter mit einer nahezu geschlossenen Schneedecke, die für eine gute Frostschutzwirkung bei den noch nicht abgehärteten Winterungen sorgt. Wo es die Befahrbarkeit zuließ, waren in der ersten Monatshälfte noch Pflanzenschutzmaßnahmen an der Tagesordnung.
Die Erntearbeiten zum letzten Mais und zu den letzten Kartoffeln sowie zu den Zuckerrüben waren durch die nassen Oberböden erschwert. Spätestens in der letzten Novemberdekade, in der am 22. verbreitet und ab 28.11. überall und durchgehend negative Tagesmittelwerte der Lufttemperatur gemessen wurden oder sogar gebietsweise Dauerfrost herrschte, stellte sich endgültig die Vegetationsruhe ein. Die ist auch an der Bodentemperatur ablesbar.
Während bis zum Beginn der dritten Novemberdekade beispielsweise in 10 cm Tiefe noch Werte um oder über 5 °C herrschten, waren danach in der Schicht nur noch Tagesmittelwerte zwischen 1 und 4 °C festzustellen. Unbeständig und zu kalt war der Übergang in den Winter 2023/24, sodass sich bis über die Monatsmitte des Dezembers die Bodenwasservorräte weiter erhöhten und nun auch allmählich unter die Grenze von einem Meter Tiefe vordringen, was eine gute Ausgangslage für die Bodenwasserversorgung in der nächsten Vegetationsperiode verspricht.
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An Dutzenden Anschlussstellen aller Autobahnen im Freistaat blockierten am Donnerstag (21.12.) Landwirte aus Sachsen vorübergehend den Verkehr. Der Protest der Bauern richtet sich unter anderem gegen die Streichung von Agrardieselerstattung und Kfz-Steuerbefreiung.
Das Gespräch führte Karsten Bär
Wenn die Bundesregierung die Agrardieselerstattung und die Kfz-Steuerbefreiung tatsächlich streicht, hat das fatale Folgen, glaubt Mike Krause, Landwirt und Vorsitzender von Land schafft Verbindung (LsV) Sachsen.
Herr Krause, wie viele Autobahnauffahrten haben die sächsischen Landwirte am Donnerstag blockiert?
Wir wissen verbindlich von 40 Anschlussstellen – also 80 Auffahrten – an allen Autobahnen in Sachsen, die am Donnerstag zeitweilig blockiert wurden. Daran waren etwa 1.000 Landwirte mit zwischen 600 und 800 Traktoren beteiligt.
Wie lief die Aktion ab?
Einzelne Gruppen von Landwirten haben am Abend zuvor Eilversammlungen bei der Polizei angemeldet. Am Donnerstag blockierten sie zwischen 7 und 8 Uhr die Anschlussstellen. Dadurch gab es Behinderungen, aber kein Chaos. Mit der Polizei haben wir gut zusammengearbeitet. Sie hat uns ausdrücklich für den Ablauf und unsere Kooperationsbereitschaft gelobt. Wenn in Einzelfällen Probleme auftraten, haben wir die schnell geklärt. Funktionieren konnte das alles aber nur so gut, weil sich jeder Einzelne an alle Vorgaben gehalten hat. Und weil gute Teams alles vorbereitet und organisiert haben.
(c) LsV Sachsen
Was waren die Reaktionen auf die Autobahnblockaden?
Fast ausschließlich verständnisvoll und zustimmend. Ich denke, man kann sagen: Ganz Sachsen stand hinter der Aktion!
Wie bewerten Sie den Erfolg?
Unser Ziel haben wir erreicht: ein starkes Zeichen zu setzen. Das ist uns als ganzer Berufsstand und verbändeübergreifend gelungen. Ob groß oder klein, Bio oder konventionell spielte dabei keine Rolle. Wir sind alle betroffen.
Welche Folgen hätte die Streichung von Agrardieselerstattung und Kfz-Steuerbefreiung?
Das reicht viel weiter, als es auf den ersten Blick scheint. Von der Kfz-Steuer wären nicht nur Traktoren betroffen. Jeder Wasserwagen, der im Sommer auf der Weide steht, hat heute ein grünes Kennzeichnen und müsste dann ein schwarzes Kennzeichen erhalten. Das beinhaltet neben der fälligen Steuer auch die zweijährige Hauptuntersuchung und ein verändertes Ranking bei der Versicherung. Überall auf den Dörfern gibt es heute noch Hobby- und Nebenerwerbslandwirte, die kleine Traktoren und Anhänger haben. Sie hätten dann deutlich höhere Kosten und würden wahrscheinlich aufgeben. Das alles hat Auswirkungen, die weit über die Summen hinausgehen, die die Bundesregierung mit den Plänen einsparen will.
Gehen die Proteste jetzt weiter?
Über Weihnachten wird es sicherlich ruhig werden. Wir sind seit letzter Woche Donnerstag im Dauer-Demo-Modus. Das kostet auch Energie. Im neuen Jahr sollen die Proteste weitergehen. Wie und wo, darüber stimmen sich auf Bundesebene die Verbände ab. Genaueres kann und will ich dazu noch nicht sagen.
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