Landwirt Eicke Zschoche setzt teils auf die Ährenernte beim Winterweizen – zum Wohl des stark gefährdeten Nagers. Das Umweltressort unterstützt hamsterfördernde Maßnahmen nun finanziell.
Mit nahezu doppelter Fahrgeschwindigkeit als allgemein üblich zog Eicke Zschoche am 28. August 2023 mit dem Mähdrescher einige Bahnen im Winterweizen. Der an der Front des Case IH 7088 angebaute Stripper streifte lediglich die Ähren ab, die dann im Inneren der Rotormaschine ausgedroschen wurden. Den Schlag hatte der Landwirt aus Repau bei Köthen bereits 14 Tage zuvor weitestgehend abgeerntet. Zu Demonstrationszwecken war aber ein Streifen stehengeblieben.
Denn für jenen Montag hatte sich Landesumweltminister Armin Willingmann angekündigt. Der SPD-Politiker wollte sich vor Ort über Maßnahmen zum Hamsterschutz informieren. Zu dem Termin in der Feldflur bei Prosigk im Landkreis Anhalt-Bitterfeld waren auch Vertreter/-innen beteiligter Naturschutzverbände und berufsständischer Organisationen gekommen.
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Um das Wohl des Feldhamsters kümmert sich Zschoche, der seinen Betrieb 1991 als Quereinsteiger wieder einrichtete, bereits seit 20 Jahren – aus eigenem Antrieb und der Erkenntnis heraus, „dass in der Natur alles miteinander zusammenhängt“. Gleichwohl wissend, dass sich Ökonomie und Naturschutz nur sehr schwer zusammenbringen lassen. „Gewinnmaximierung oder Hamsterschutz – es geht nur eins“, sagt der Unternehmer. Für ihn gelte, wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen, sich eigene Ziele zu setzen, eigene Wege zu gehen.
Zschoche, der 365 ha Land, zumeist Acker, bewirtschaftet, kann inzwischen auf 15 Jahre Erfahrungen mit dem Einsatz des Strippers, der wie ein rotierender Kamm arbeitet, zurückgreifen. Den Erntevorsatz aus dem Hause Agco setzt er in der Regel im Winterweizen ein, teils auch bei der Ernte von Grassamen und Körnererbsen. Die Wintergerste komme hierfür nicht infrage, weil deren Stroh für das Rote Höhenvieh im Betrieb gebraucht wird, sagt er.
Beim Weizen konzentriert sich die Ährenernte vor allem auf Flächen mit Hamstervorkommen. Die stehenbleibenden Halme bieten dem Nager Schutz, etwa vor Greifvögeln. Sie schützen den Boden aber auch vor zu starker Austrocknung, nennt der Landwirt einen weiteren Aspekt. Allerdings habe dieses Ernteverfahren auch Nachteile, räumt er ein. Eine Herbstkultur komme als Nachfrucht kaum infrage. Das bedeute, eine weniger lukrative Sommerung anzubauen. Dazwischen bedeckt eine Winterzwischenfrucht den Acker. Diese werde in Direktsaat in den Boden eingebracht. Hinsichtlich der auf die Ährenernte folgende Technologie zur Flächenbearbeitung brauche es weitergehende Lösungen, erklärt er.
Den Mehraufwand für den Hamsterschutz bekommt Zschoche jetzt teilweise ausgeglichen. Das Umweltministerium unterstützt in diesem Jahr mit knapp 400.000 € Landesmitteln zwei Projekte, die in vier Regionen des Landes umgesetzt werden. Dies sind das Köthener Ackerland, wo Zschoche wirtschaftet, das südliche und das nördliche Harzvorland sowie die Magdeburger Börde. Für 2024 soll die Gesamtsumme laut Haushaltsplanentwurf auf 600.000 € steigen, kündigte Armin Willingmann vor Ort an.
Sein Umweltressort wolle den Schutz des Feldhamsters verstärken, dabei auch neue Wege gehen. Ging es bislang vor allem darum, mögliche Eingriffe in den Lebensraum der vom Aussterben bedrohten Nagetiere zu vermeiden, sollen die hiesigen Populationen künftig gezielt gestärkt werden. Im Fokus stehe hierbei eine auf die Bedürfnisse des Feldhamsters ausgerichtete Bewirtschaftung der Landwirtschaftsflächen.
Die Ährenernte beim Getreide etwa biete dem Feldhamster während seiner oberirdischen Hauptaktivitätszeit von Mai bis September ausreichend Nahrung und Deckung. Im Rahmen der zur 2023er-Getreideernte gestarteten Projekte würden daneben auch Ernteverzicht auf Teilflächen oder ein späterer Stoppelumbruch unterstützt.
Willingmann sagte: „Der Schutz des Feldhamsters gelingt nur gemeinsam mit den Landwirten.“ Es gelte, möglichst viele Bauern in den Schwerpunktregionen dafür zu sensibilisieren, dass der einstmals verfolgte Getreideschädling heute vor dem Aussterben steht und daher auch in Sachsen-Anhalt Hilfe zum Überleben braucht. Mit den jetzt angeschobenen Projekten soll der kritische Erhaltungszustand des Feldhamsters stabilisiert und langfristig verbessert werden. Dafür seien in den nächsten Jahren weitere, abgestimmte Fördermaßnahmen erforderlich.
Die beiden Projekte zum Schutz des Feldhamsters setzen jeweils federführend die Deutsche Wildtier Stiftung („Ackern für den Feldhamster“) bzw. die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt („Maßnahmen zur Bestandsförderung des Feldhamsters in ausgewählten Schwerpunktgebieten Sachsen-Anhalts“) um. Dabei erfolgen auch Erhebungen zu Feldhamstervorkommen in den Regionen.
Christian Apprecht von der Stiftung Kulturlandschaft informierte über die hierzu gemeinsam mit dem Landesverband des Bundes für Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Landschaftspflegeverband Grüne Umwelt geschmiedete Allianz zum Feldhamsterschutz. Trotz der erst Anfang Juli ergangenen Förderzusage hätten kurzfristig sechs Landwirtschaftsbetriebe für das hamsterfördernde Wirtschaften gewonnen und gebunden werden können. Ausschlaggebend für die Kooperation der Praxis seien eine einfache, unbürokratische Umsetzung der Maßnahmen sowie eine unkomplizierte Abwicklung des Mehraufwandausgleiches.
In den vier Regionen im Land würden auf rund 84 ha niedrigschwellige Maßnahmen (u. a. Anlage von Strukturstreifen, Ährenernte ohne Ernteverzicht) und auf fast 53 ha Intensivmaßnahmen (z.B. Ährenernte mit teilweisem Ernteverzicht, kompletter Ernteverzicht, Anlage von Feldhamsterkernflächen mit Mutterzellen) umgesetzt.
Der Feldhamster steht seit 2004 auf den Roten Listen des Landes, seit 2020 ist er auch weltweit so eingestuft. Da Sachsen-Anhalt mit seinen tiefgründigen Ackerböden noch ein vergleichsweise großes Verbreitungsgebiet bietet, hat das Land besondere Verantwortung für die Zukunft des Feldhamsters.
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Ernteberichte zeigen, dass die Getreideernte in Deutschland dieses Jahr kleiner ausfallen wird. Die vorläufigen Daten der Besonderen Ernteermittlung (BEE) deuten auf die Erntemengen hin. Der endgültige Erntebericht wird voraussichtlich von den vorläufigen Daten abweichen. Die Landwirtschaft steht vor Herausforderungen durch Extremwetter und die Klimakrise, um zukünftig sichere Ernten zu gewährleisten.
Gegenüber dem Vorjahr wird die diesjährige Getreideernte in Deutschland um mindestens 4 % kleiner ausfallen. Nach den vorläufigen Daten der Besonderen Ernteermittlung (BEE) entspricht dies rund 38 Mio. t Getreide. Hinzu könnten rund 4,2 Mio. t Körnermais kommen: Das Plus von 9,5 % gegenüber 2022 resultiert vor allem aus der Flächenausweitung. Die Winterrapsernte 2023 summiert sich voraussichtlich auf 4,2 Mio. t, ein Rückgang zum Vorjahr von 3 %.
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Im Erntebericht 2023, den Bundesagrarminister Cem Özdemir am 28. August 2023 der Öffentlichkeit vorstellte, heißt es, dass aufgrund der Ernteunterbrechungen viele BEE-Proben noch nicht vorlagen und nicht alle witterungsbedingten Einflüsse berücksichtigt werden konnten.
Sowohl bei den Erntemengen als auch bei der Qualität werde die endgültige Bilanz voraussichtlich stärker und stellenweise deutlicher als in den Vorjahren vom vorläufigen Bericht abweichen. Mit den vorliegenden Daten der BEE für den Weizen wird der bundesweite Ertragsdurchschnitt auf 73,9 dt/ha geschätzt, ein Minus von 3,4 % gegenüber dem Vorjahr. Die Erntemenge an Winterweizen erreicht voraussichtlich 20,8 Mio. t und liegt damit 6 % unter dem Vorjahreswert.
Özdemir dankte den Landwirten, „die in den letzten Wochen Großes geleistet haben. Sie haben dafür gesorgt, dass die Speicher in Deutschland insgesamt gut gefüllt sind, obwohl sie je nach Region und Anbaukultur mit teils enormen wetterbedingten Herausforderungen zu kämpfen hatten.“
Zwar könnten Landwirte mit Wetterschwankungen umgehen. „Das neue Normal sieht aber anders aus: Extremwetter als Folgen der Klimakrise machen unsere Ernten immer stärker zu einem Lotteriespiel“, so Özdemir. Ernten würden immer ungewisser, was die Betriebe vor Probleme stelle und sich künftig auch auf die Märkte auswirken könnte. „Wir müssen die Landwirtschaft gemeinsam klimafest machen, damit wir auch in 20, 30 oder 50 Jahren sichere Ernten einfahren.“
Unsicherheiten auf dem Weltmarkt infolge des Krieges in der Ukraine hätten zwar durch internationale Anstrengungen beruhigt werden können. Allerdings verharrten die Kosten für Betriebsmittel wie Diesel, Dünger und Pflanzenschutzmittel über dem Vorkriegsniveau.
Dem Minister zufolge bleiben die Lebensmittelpreise ein Inflationstreiber. Und das „ganz besonders dort, wo Produktionskosten hoch sind durch teure Energie oder Betriebsmittel. Wir unterstützen die Landwirtschaft deshalb dabei, sich unabhängiger von synthetischem Dünger oder Pflanzenschutzmitteln zu machen“. Zentral dabei sei eine Agrarförderung, die das Schützen und Nutzen im Fokus habe: „Weniger Tiere besser zu halten und Pflanzen nachhaltig zu schützen, muss sich für die Höfe auszahlen.“ (red)
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Ende August 2023 ging es in die Luzerne. Die Getreideernte war kompliziert und brachte unterdurchschnittliche Erträge mit sich. Die Niederschläge hatten einen positiven Einfluss auf dem Mais. Die Agrargenossenschaft engagiert sich in der Ausbildung und bietet attraktive Bedingungen für potenzielle Mitarbeiter. Am 6. September ist zum Praxistag eingeladen.
Von Wolfgang Herklotz
„Das ist bereits der vierte Schnitt“, berichtet Feldbauchef Thomas Kläber. Die Niederschläge der letzten Wochen haben sich positiv ausgewirkt. Im Juli waren es rund 29 Liter pro Quadratmeter, im August gar 45. Bislang fielen insgesamt 357 Liter. „Das ist gar nicht schlecht“, konstatiert Kläber. „Aber wir hätten uns eine bessere Verteilung gewünscht.“ Die Druschfrüchte konnten nur sehr unterschiedlich davon profitieren. Die Erträge schwankten bei den einzelnen Kulturen, abhängig von den jeweiligen Standorten.
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Bei der Gerste standen schließlich 55 dt/ha zu Buche, beim Roggen waren es lediglich 35 bis 38 Doppelzentner. Von der Hauptgetreideart, immerhin auf 300 ha im Anbau, hatten sich die Ranziger mehr erhofft. Dafür brachte der Weizen mit 61 dt/ha noch ein erstaunlich gutes Resultat. Doch es stehen nur 50 Hektar auf dem Anbauplan. „Die diesjährige Getreideernte war kompliziert, langwierig und brachte nur unterdurchschnittliche Erträge bei teilweise schlechter Qualität“, bilanziert Kläber. „Hektolitergewichte und Fallzahlen ließen meist viel zu wünschen übrig.“
Während die ersten Druschfrüchte bereits Anfang Juli vom Feld geholt wurden, streckten sich die weiteren Arbeiten bis Ende August hin. Die Bestände hätten sich regelrecht „hingezottelt“, kommentiert der Feldbauchef, der mit seinem Team die mittlerweile 21. Ernte für die Agrargenossenschaft einfuhr. Die Verzögerungen lagen nicht an technischen Problemen oder anderen Pannen. Die Pressen liefen störungsfrei, und auch der Mähdrescher hatte kaum Ausfälle. Sorgen bereitete dagegen die wechselhafte Witterung. Immer wieder unterbrachen Regenschauer die Ernte.
Von den Niederschlägen ausgiebig profitieren konnte dagegen der Mais. Allerdings gibt es einige Schläge mit nur mäßig gefüllten Kolben, informiert Thomas Kläber. „Wir rechnen dennoch mit einer besseren Maisernte als in den Vorjahren, wo uns die Trockenheit mächtig zugesetzt hatte.“ In zwei Wochen soll voraussichtlich der Häcksler starten.
Um sich über Neuheiten zu informieren, besuchte Kläber am vergangenen Freitag den Maisfeldtag in Sauen, wo die Agrargenossenschaft gemeinsam mit der Rudloff GmbH verschiedene Sorten demonstrierte und zum Erfahrungsaustausch einlud. „Sehenswerte Bestände“, kommentiert Kläber. Aber auch das Fachsimpeln mit den Berufskollegen sei wichtig und gebe so manche Anregung. Hartmut Noppe von der Agrarprodukte Sauen eG weist darauf hin, dass im Betrieb seit 30 Jahren Maisversuche durchgeführt werden. „Wichtig ist, dass die Sorten über einen längeren Zeitraum angebaut werden und auch extreme Situationen überstehen.“ Mitte September werden die Flächen separat abgeerntet und ausgewertet.
Derzeit wird auf den Feldern rund um Ranzig Rindergülle ausgebracht und die Aussaat von Zwischenfrüchten fortgesetzt. Bei der Bodenbearbeitung auf abgeernteten Flächen steht der Stoppelsturz an, um die Rotte zu fördern. „Bei starker Verunkrautung setzen wir den Grubber ein, ansonsten den Striegel“, informiert Kläber. Wichtiges Prinzip dabei, den Boden möglichst flach zu bearbeiten, maximal 5 cm tief. Doch ausgerechnet bei den Grubberarbeiten kam es zu einer Panne.
Ein Traktorreifen war defekt und an der Flanke aufgeschlitzt, damit irreparabel. Doch der Reifenservice Knoblich in Rietz-Neuendorf sorgte für schnelle Hilfe. Thomas Kläber weiß den Service dieser Firma sehr zu schätzen. „Sehr flexibel, so dass wir so gut wie keine Stillstandszeiten haben.“ Eine regelmäßige Maschinenpflege ist aber auch eine wichtige Voraussetzung dafür. Marten Kläber hilft dabei, reinigt den Teleskoplader und befreit ihn von Staub und Strohresten. Der Student im 6. Semester Bauingenieurswesen jobbt gern in den Semesterferien im Betrieb des Vaters.
Vorstandsvorsitzender Frank Groß konnte Ende August vier neue Auszubildende im Betrieb begrüßen und eine junge Frau, die hier ein duales Studium begonnen hat. Wir sind sehr froh darüber, dass unsere Angebote wieder stärker angenommen werden als im vergangenen Jahr“, meint Groß. Für kommendes Jahr zeichne sich ab, dass auch zwei Tierwirte ihre Ausbildung aufnehmen werden.
Die Agrargenossenschaft engagiert sich im Ausbildungsnetzwerk Oder-Spree, das sich um Nachwuchswerbung kümmert und auch auf vielen Messen vertreten ist. Es zahlt sich zudem aus, dass Ranzig regelmäßig zum Tag der offenen Tür einlädt und die Möglichkeiten in den grünen Berufen aufzeigt. „Wir hoffen sehr, dass wir auch bald das Verkaufspersonal im Hofladen und in der Landfleischerei verstärken können“, betont Frank Groß. Denn wer Interesse an einer Ausbildung zur Verkäuferin, Fleischerin oder Köchin hat, ist in Ranzig ebenfalls willkommen. Die Genossenschaft wirbt mit attraktiven Bedingungen. So übernimmt sie nicht nur die Kosten für Kinderbetreuung und betriebliche Altersvorsorge, sondern auch für Weiterbildungsmaßnahmen.
Aktuell lädt die Agrargenossenschaft zum Praxistag am 6. September ein. Angesprochen sind Milchviehhalter, Vorträge beschäftigen sich mit Atemwegserkrankungen bei Kälbern und innovativen Lösungen beim Management der Klauengesundheit. Zudem werden Erfahrungen bei der Arbeit in einem modernen Klauenpflegezentrum vorgestellt, und es gibt eine praktische Unterweisung der Klauenpflege. Tue Gutes und rede darüber!
Im Interview begründet Jochen Borchert, warum das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung („Borchert-Kommission“) seine Arbeit einstellt. An den Landwirten, so der einstige Bundesagrarminister, lag es jedenfalls nicht.
Interview: Agra-Europe (AgE), gekürzt
Herr Borchert, wie ist Ihre Gemütslage nach der Entscheidung des von Ihnen geleiteten Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung, seine Arbeit einzustellen?
Ich bin enttäuscht und ein Stück weit ernüchtert, dass es nicht gelungen ist, die Politik davon zu überzeugen, unsere Vorschläge umzusetzen. Ich bin aber auch erleichtert, dass die Hängepartie jetzt vorbei ist. Und schließlich bin ich dankbar für eine anregende und fordernde Zeit mit Menschen, die sich trotz unterschiedlicher Interessen und Sichtweisen auf einen gemeinsamen Nenner verständigt haben. Dass dies möglich war, macht mich auch im Nachhinein noch sehr zufrieden.
Auch wenn die Beteiligten in ihren Kommentaren unterschiedliche Akzente gesetzt haben, in einem Punkt sind sich die meisten einig: Die fehlende Umsetzung der Empfehlungen kommt einem „Politikversagen“ gleich. Stimmen Sie zu?
Ja! Die Politik hatte die Chance, in die Umsetzung der Transformation einzusteigen. Die hat sie nicht genutzt, daran ist sie gescheitert. Das ist nichts anderes als Politikversagen der letzten und dieser Koalition.
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Weder die aktuelle noch die Vorgängerregierung haben es hinbekommen. Haben Sie der Politik zu viel zugetraut?
Nein. Wir haben die Vorschläge intensiv diskutiert und sorgfältig ausgearbeitet. Wir haben sie auf ihre Umsetzbarkeit und ihre Machbarkeit prüfen lassen. Wir haben auch Vorschläge gemacht, wie die Finanzierung erfolgen könnte. Auch wenn das in diesen Zeiten nicht einfach ist: Mit dem notwendigen politischen Willen hätte man den unerlässlichen Umbau der Tierhaltung schaffen können. An diesem politischen Willen hat es jedoch gefehlt. Wir haben das der Politik zugetraut. Leider sind wir enttäuscht worden. Politik muss manchmal auch schwierige Entscheidungen treffen, um Entwicklungen in der Gesellschaft, in der Wirtschaft und in der Landwirtschaft voranzubringen.
In der Großen Koalition waren Teile der Union skeptisch gegenüber Ihrem Konzept. In der Ampel ist es die FDP, teilweise sind es aber auch die Grünen. Sind das für Sie die Hauptverantwortlichen?
Ich kann nicht beurteilen, wer aktuell Hauptverantwortlicher ist. Ich kann nur feststellen, dass sich die drei Koalitionspartner in der Ampel nicht einigen und dass der Streit über die Finanzierung innerhalb der Ampelkoalition weitergeht. Wer da wen am stärksten ausbremst oder blockiert, kann ich nicht sagen. Es liegt in der Verantwortung aller drei Partner, dass sie es nicht schaffen, sich zu einigen.
Hätten Sie sich noch mehr Rückenwind aus der Landwirtschaft gewünscht?
In der Landwirtschaft haben wir eine große Zustimmung erlebt. Wir haben intensiv mit den Betroffenen und den Verbänden über unsere Empfehlungen diskutiert und sind auf eine große Unterstützung gestoßen. Wir sind von allen Verbänden und den Landwirten unterstützt worden. Deswegen stehen sie in den drängenden Fragen startbereit. Aber es fehlt die Voraussetzung einer gesicherten langfristigen Finanzierung. Wir sind nicht an den Landwirten gescheitert. Die waren und sind bereit, die Transformation einzuleiten. Sie brauchen aber die notwendige Sicherheit, um nicht in die roten Zahlen oder möglicherweise in den Konkurs zu geraten.
Die Haushaltsberatungen laufen derzeit erst an. Warum haben Sie nicht abgewartet?
Der Haushaltsausschuss kann den Schritt zu einer langfristigen, sicheren Finanzierung nur gehen, wenn die Bundesregierung mit entsprechenden Vorschlägen einsteigt. Dann können die Haushälter die Vorschläge verbessern und etwas anderes gestalten. Angesichts der Sparvorgaben des Bundesfinanzministers ist es nicht möglich, dass der Haushaltsausschuss eine völlig neue Finanzierung in den Einzelplan 10 einführt. Deshalb haben wir jetzt die Entscheidung getroffen.
Das Bundesagrarministerium verweist auf die Zusage des Finanzministeriums, für die Tierwohlprämien Verpflichtungsermächtigungen bis 2033 in den Haushalt aufzunehmen. Wäre das nicht ein Einstieg?
Die Verpflichtungsermächtigungen starten in den ersten Jahren mit jährlichen Summen von 50 Millionen Euro. Wir gehen davon aus, dass Betriebe, die heute bereits nach den höheren Standards Frischluft, Außenklima oder Auslauf produzieren, umgehend einen Antrag zur Finanzierung der höheren laufenden Kosten stellen werden. Allein dafür liegt der Bedarf bei mehr als 30 Millionen Euro. Da ist für Neueinsteiger dann nicht mehr viel übrig. Am Ende sinken die Verpflichtungsermächtigungen auf 25 Millionen Euro und dann auf zwölf Millionen Euro im Jahr. Im Ergebnis ist das keine sichere Finanzierung. Landwirte, die jetzt einsteigen, müssen sich unter diesen Bedingungen darauf einstellen, dass ihnen nach wenigen Jahren die laufenden Kosten nicht mehr erstattet werden können, weil das Volumen der Verpflichtungsermächtigungen dafür nicht reicht.
Ist der Ansatz der Kommission ein für alle Mal gescheitert?
Nein, das glaube ich nicht. Der gesellschaftliche Druck bleibt weiter bestehen, allein weil Tierschutz ins Grundgesetz aufgenommen worden ist. Es besteht die Gefahr, dass es zu Klagen gegen bestimmte Formen der Tierhaltung kommt und damit der Druck auf die Tierhaltung noch steigt. Ich gehe davon aus, dass die Debatte um mehr Tierwohl weiter intensiv geführt werden wird. Dafür werden allein die vielen Organisationen und Verbände in diesem Bereich sorgen. Umso bedauerlicher ist es, dass die Politik es jetzt nicht geschafft hat, die Forderungen des Kompetenznetzwerks umzusetzen und damit eine vernünftige Entwicklung der Tierhaltung in Deutschland zu ermöglichen.
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Wie hat sich der Silomais in Brandenburg entwickelt? Wann ist mit der Ernte des Silomais zu rechnen? Die vierte Paulinenauer Ernteterminschätzung hilft bei der Prognose.
Von Dr. Rudolf Schuppenies und Dr. Jürgen Pickert vom Paulinenauer Arbeitskreis; Bianka Boss vom LKV; Dagmar Wacker vom Zalf, Paulinenaue; Jörg Haase Zalf, Dedelow; Dr. Michael Baumecker, Humboldt-Universität Berlin, Thyrow
Auch 2023 führt der Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft wieder seine Ernteterminschätzung für Silomais durch und wird dabei vom Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg und erstmals auch von in der Region aktiven Maiszüchtern unterstützt.
In diesem Jahr stellen dankenswerterweise Agromais, Lidea, RAGT und Syngenta Informationen zum Blühtermin und zur Kolbenausreife von ausgewählten Sorten und Standorten zur Verfügung.
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Gegen Ende einer wettermäßig wechselvollen Wachstumsperiode 2023 wies die 3. Ernteterminschätzung des Paulinenauer Arbeitskreises vom 20. August, unabhängig von Standort und Sorte, für die früh abgeblühten Maisschläge in den mittleren und südlichen Teilen Brandenburgs eine Wärmesumme von 600 °C und damit die Siloreife (Entwicklungsstadium BBCH 85 „Teigreife“) noch Ende August aus. Für den Norden liegt dieser Termin in der ersten Septemberwoche. Die Maisschläge mit späteren Blühterminen erreichen die 600 °C entsprechend später, meist aber bis Mitte September (Tab. 1).
(Schätzung vom 20.08.2023)
Ort | Landkreis | Blühtermine (BBCH 65) | |||
15. Juli | 20. Juli | 25. Juli | 31. Juli | ||
Paulinenaue1) | Havelland | 31.8. | 7.9. | 12.9. | 20.9. |
Thyrow2) | Teltow-Fläming | 30.8. | 5.9. | 12.9 | 18.9. |
Dedelow1) | Uckermark | 3.9. | 9.9. | 16.9. | 25.9. |
1) ZALF e. V., 2) Humboldt-Universität |
Diese Ergebnisse unterscheiden sich nur jeweils um einen Tag von der Vorhersage in der 1. Ernteterminschätzung, die wir bereits am 6. August gerechnet und in der Bauernzeitung veröffentlicht hatten. Die Methode lieferte somit auch in diesem Jahr, unabhängig von Standort und Sorte, sehr frühzeitig Hinweise für die Planung der Silomaisernte. Mit Erreichen der Silomaisreife haben die Kolben einen TM-Gehalt von mindestens 50 % auf. Je nach Termin der weiblichen Blüte (BBCH 65 „Vollblüte“), waren zum Prognosetermin am 20. August TM-Gehalte zwischen 25 und 45 % im Kolben zu erwarten (Tab. 2).
Die labortechnische Untersuchung einer Kolbenprobe während der Kornfüllungsphase ein bis zwei Wochen vor dem zu erwartenden Erntebeginn liefert die Information, welchen Trockenmassegehalt die Kolben eines Schlages aktuell aufweisen und lässt die sicherste Abschätzung zu, wann die Siloreife auf den einzelnen Schlägen erreicht sein wird. Der LKV bietet seit Jahren diese Option an.
(Schätzung für 20.08.2023)
Ort | Landkreis | Blühtermine (BBCH 65) | |||
15. Juli | 20. Juli | 25. Juli | 31. Juli | ||
Paulinenaue1) | Havelland | 43,7 | 37,5 | 31,3 | 23,8 |
Thyrow2) | Teltow-Fläming | 44,5 | 38,4 | 31,9 | 24,5 |
Dedelow1) | Uckermark | 41,9 | 35,9 | 29,9 | 21,8 |
1) ZALF e. V., 2) Humboldt-Universität |
Dr. Rudolf Schuppenies und Dr. Jürgen Pickert forschen im Paulinenauer Arbeitskreis e.V. sowie am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. Müncheberg (am Letzteren nur Dr. Pickert).
Um den Zeitpunkt der 3. Ernteterminschätzung (18.–25. August) wurden an insgesamt elf Standorten [Agromais 5, RAGT 2, Lidea und Syngenta je ein, sowie in vier Praxisbetrieben (Glienicke, Neuruppin (2) und Trebbin) insgesamt 26 Parzellen beziehungsweise Schläge] Kolbenproben gezogen und der Kolben-TM-Gehalt beim LKV in Waldsieversdorf ermittelt.
Für diese Sorten war BBCH 65 der Termin der weiblichen Blüte durch die Landwirte oder Züchter selbst, also durch verschiedene Personen, bonitiert worden. Der Kolbentrockenmassegehalt konnte mit der Wärmesummenmethodik schlagspezifisch geschätzt und dem aktuellen, im Labor ermittelten TM-Gehalt gegenüberstellt werden (Abb. 1). Bei einem Bestimmtheitsmaß von 64 zeigen die Messergebnisse eine gute Übereinstimmung mit der vorangegangenen Schätzung. Der Silomais durchlief 2023 sehr wechselhafte Wachstumsbedingungen.
Wenn auch die Niederschlagsversorgung bis weit in den Juli hinein unsicher war, so sind doch überwiegend gute Maisbestände herangewachsen, sofern man die üblichen Hauptfruchtbestände betrachtet. Das Massenwachstum auf den früh gelegten Maisflächen ist 2023 allerdings eher unterdurchschnittlich. Jedoch haben wir im Zuge der Laboruntersuchungen eine gute bis sehr gute Kolbenausbildung und einen hohen Kolbenanteil in fast allen beprobten Beständen feststellen können. Das sind gute Voraussetzungen für hohe Stärke- und Energiegehalte.
Die Siloreife orientiert sich vor allem an der Entwicklung des Kolbens und der Körner. Die Restpflanze ist unter den Bedingungen in Brandenburg ein eher unsicherer „Kandidat“ für die Reifebeurteilung. In diesem Jahr können auf vielen Schlägen die relativ grünen Restpflanzen darüber hinwegtäuschen, dass die Siloreife = Erntereife bereits eingetreten ist.
Dennoch sollte vor allem den frühen Maisbeständen noch Wachstumszeit eingeräumt werden, will man nicht Futterwert und Ertrag verschenken. Beide Parameter steigen bis zur Vollreife des Kornes (BBCH 89) noch an, die erst nach Erreichen einer Wärmesumme von 720 °C zu erwarten ist. Da auch die Restpflanzen zumeist noch grün und vital sind, lohnt es sich dieses Jahr, diese gute Ausreife der Maisbestände abzuwarten und das Ertragspotenzial voll zu nutzen.
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Fortschreitender Klimawandel und längere Trockenheit, aber auch neue Wirtschafts- und Siedlungszentren lassen den Wasserbedarf steigen. Die größten Verbraucher sind aber nicht die Landwirtschaftsbetriebe.
Von Bettina Karl
Wasser wird immer mehr zu einem kostbaren Gut. Sei es als Trinkwasser für den menschlichen Bedarf, als Tränke in der Tierhaltung, für die Beregnung der Kulturen auf den Feldern oder in der Industrie als Kühlwasser.
Im Land Brandenburg ist – bezogen auf den Bereich Landwirtschaft und Gartenbau – der Spargelhof Klaistow Produktions GmbH & Co. KG in Beelitz mit 1,091 Mio. m3 Wasser pro Jahr der größte Wasserentnehmer, gefolgt vom Landgut Schöneiche Linkenheil & Seidel OHG, Steinreich, mit 1,086 Mio. m3 Wasser. Beide Unternehmen verwenden das Wasser hauptsächlich für die Beregnung ihrer Flächen. An dritter Stelle steht die Lübbinchener Milch und Mast GbR mbH in Schenkendöbern mit 826.000 m3 Wasser pro Jahr, die das Element neben der Beregnung auch für ihre Tierhaltung benötigt.
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Diese Angaben gehen aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Landtagsanfrage hervor, welche die Aufzählung jener Betriebe gefordert hatte, die das meiste Wasser im Land entnehmen beziehungsweise verbrauchen. Die geförderten Wassermengen ergeben sich aus den Daten, die vom Landesamt für Umwelt (LfU) zur Erhebung des Wassernutzungsentgelts ausgewertet wurden und beziehen sich auf das Jahr 2021.
Selbst die größten Wasserverwender unter den Landwirtschaftsbetrieben seien jedoch noch weit entfernt von den zehn größten Wasserentnehmern aus Industrie und Gewerbe. In diesem Bereich ist die LEAG Lausitz Energie Kraftwerke AG mit dem Kraftwerk Jänschwalde und einem Wasserverbrauch von 44,861 Mio. m3 pro Jahr der größte Wasserverbraucher im Land Brandenburg. An zweiter Stelle steht die EEW Premnitz GmbH mit 23,037 Mio. m3, gefolgt von der PCK Raffenerie GmbH, Schwedt, mit 13,564 Mio. m3 Wasserverbrauch pro Jahr.
Auch in der öffentlichen Wasserversorgung sei seit Jahren eine Zunahme der Wassernutzung zu beobachten. Besonders in Ballungsgebieten, wo Wirtschafts-und Siedlungsentwicklung zusammengehen, treten zunehmend Nutzungskonflikte um die Ressource Wasser auf, heißt es in der Antwort weiter.
So haben allein die Berliner Wasserbetriebe über das Wasserwerk Stolpe im Jahr 2021 knapp 22,5 Mio. m3 Grundwasser für die Aufbereitung von Trinkwasser entnommen.
Auf dem zweiten Rang der Wasserversorger steht die Energie und Wasser GmbH Potsdam mit gut 11 Mio. m3, gefolgt vom Wasserverband Strausberg-Erkner mit gut 10 Mio. m3 Grundwasserentnahme für die Trinkwasseraufbereitung. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Autobauer Tesla das von ihm genutzte Wasser vom Wasserverband Strausberg-Erkner bezieht.
Die vertraglich vereinbarte maximale Abnahmemenge beträgt nach Informationen des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) rund 1,8 Mio. m3 Wasser pro Jahr. Würde Tesla diese Wassermenge aufgrund einer eigenen Wasserentnahme realisieren, läge sie auf Rang neun der zehn größten Wasserentnehmer aus Industrie und Gewerbe und deutlich vor den größten Agrarbetrieben.
Als Grund für ihre Anfrage gab die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unter anderem das in den letzten fünf Jahren in Brandenburg entstandene Grundwasserdefizit an, das etwa der Größe eines Jahresniederschlages entspreche. Auch der zurückliegende feuchte Winter hätte den Fehlbetrag nicht annähernd auffüllen können. Dies spiegele sich vor allem in den fallenden Wasserständen vieler ungestauter Seen, Bäche und Flussabschnitte wider.
Der fallende Grundwasserpegel sei eine Herausforderung, da in Brandenburg ein Großteil des Trinkwassers aus dem Grundwasser gewonnen werde, heißt es weiter in der Begründung zur Anfrage. Zudem stehe dem sinkenden Wasserangebot eine steigende Nachfrage entgegen. Bedingt durch den Klimawandel und die damit einhergehende Hitze und Trockenheit werde der Wasserbedarf in den nächsten Jahren zunehmen, insbesondere in der Landwirtschaft und im Gartenbau, vermuten die Fragesteller.
Ihr Fazit aus dieser Entwicklung und dem fortschreitenden Verbrauch ist die Forderung nach noch stärkerem Schutz und schonenderer Nutzung der knapper werdenden Ressource Wasser.
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Neu oder gebraucht? Das ist die Frage, wenn in Ladetechnik investiert werden soll. Welches Für und Wider gibt es und was sollte speziell beim Erwerb eines gebrauchten Laders beachtet werden?
Von Martin Vaupel
Auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben entwickelt sich der Lader zur Schlüsselmaschine im betrieblichen Ablauf. Das ist nicht nur bei viehhaltenden Betrieben der Fall. Auch viele Ackerbaubetriebe wollen auf die professionelle Ladetechnik nicht mehr verzichten. Je mehr der Lader für einen reibungslosen Betriebsablauf verantwortlich ist, umso wichtiger ist die Einsatzsicherheit.
Insbesondere rindviehhaltende Betriebe, die den Lader tagtäglich mehrere Stunden für die Fütterung und sonstige Ladetätigkeiten nutzen, sind auf eine verlässliche Maschine angewiesen. Vor diesem Hintergrund ist der Einsatz einer Neumaschine zu empfehlen.
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Der Abschluss von Verträgen über Wartung und Ersatzmaschinen für Ausfallzeiten, kann durchaus sinnvoll sein. Natürlich spielt auch die jährliche Betriebsleistung des Laders eine Rolle. Bei 1.000 Stunden und mehr wird eigentlich immer die Neumaschine zum Zuge kommen. Aber auch bei wesentlich weniger Stunden hat, je nach den betrieblichen Gegebenheiten, die Einsatzsicherheit oberste Priorität.
Betriebe, die sich vor dem Hintergrund der hohen Anschaffungskosten für einen neuen Lader eher nach einer Gebrauchtmaschine umschauen, werden aktuell relativ schnell ernüchtert sein. Zwar ist das Angebot in den einschlägigen Internetportalen groß, aber die Preise sind für gute Maschinen hoch. Lader, die eher in den Budgetrahmen passen, haben meistens schon die beste Zeit hinter sich, und das sieht man vielen Maschinen auch an.
Einen guten gebrauchten Rad-, Teleskop- oder Teleskopradlader zu einem fairen Preis zu bekommen, ist nicht einfach und bedeutet viel Geduld zu haben und die Angebote ständig im Blick zu halten. Aber hier kann sich auch Beharrlichkeit auszahlen. Doch dafür muss man Zeit einplanen. Insbesondere im Hofladersegment scheint es schwierig zu sein, ein gutes Angebot zu finden. Die Maschinen werden von den landwirtschaftlichen Betrieben lange eingesetzt, sind somit schon relativ alt und immer noch sehr teuer. Jüngere gebrauchte Hoflader, die jeden Tag auf einem Rindviehbetrieb „ran mussten“, sind entsprechend verschlissen, haben einen Wartungsstau und sind im Verhältnis auch noch hoch im Preis.
Klassische Rad- und Teleskoplader werden viel im Straßen-, Tiefund Hochbau eingesetzt. Viele Bauunternehmen leasen die Lader und diese Rückläufer können unter Umständen auch für die Landwirtschaft interessant sein. Doch sollte man sich die Maschinen genau anschauen …
Das erwartet Sie weiter in diesem Artikel der Ausgabe 34/2023 Seite 34-35:
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Orgelbaumeister Thomas Sander wechselte vor 20 Jahren in die Landwirtschaft. Der technikbegeisterte Direktsaatpionier entwickelt und optimiert Maschinen für den regenerativen Pflanzenbau.
Von Wolfgang Rudolph, Bad Lausick
Thomas Sander steht in der Werkstatt des liebevoll restaurierten Vierseithofes der Familie in Oberwinkel. Das Dorf, ein Ortsteil der Stadt Waldenburg, liegt inmitten der Hügel des sächsischen Erzgebirgsvorlandes. In der Montagehalle dominiert eine große, rot lackierte Landmaschine. „Das wird eine 15-reihige Einzelkornsämaschine für die Direktsaat“, sagt der 58-Jährige. Rahmen und Schare habe er direkt bei CNH in den USA erworben. Nach Einbau der Tanks und Dosieraggregate, die der Hersteller Precision Planting liefert, sei das Gerät komplett. Das war im November 2022. In diesem Jahr kam die am Dreipunkt montierte Maschine erstmals bei der Etablierung von Mais (9-reihig durch hochgeklappte Schare) und Soja (15-reihig) zum Einsatz.
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Die Einzelkorndrille Marke Eigenbau ist Teil eines Maschinenkonzepts, das Thomas Sander an die von ihm seit 20 Jahren praktizierte Direktsaat anpasst und optimiert. Daher ist es kein Zufall, dass die beiden Räder zum Abstützen der 6,75 m breiten Sämaschine auf eine Spurweite von 2,25 m montiert sind. „Mein Ziel ist es, den Befahr-und den Wuchsraum auf den Ackerflächen durch ein System fester Fahrspuren dauerhaft zu trennen“, erläutert der Landwirt.
Bei der Aussaat von Soja in einem Reihenabstand von 37,5 cm ergäben sich dann beispielsweise bei jeder Überfahrt drei Beete mit jeweils fünf Saatreihen. Im 4,5 m breiten Feldbereich zwischen den Doppelspuren bleibe Platz für zwei direkt aneinanderstoßende Beete. Das passe dann auch zu den anderen Maschinen, etwa der Spritze, die mit ihrer Arbeitsbreite von 27 m somit in jede dritte Spur fährt, oder zum Cultan-Injektionsgerät, mit dem im Betrieb die gesamte Stickstoff-Grundversorgung sichergestellt wird.
Dieses in der Agrarpraxis unter dem Begriff Controlled Traffic Farming (CTF) bekannte System sei im Bereich Direktsaat noch nicht so verbreitet, da die Ackerflächen wegen des Verzichts auf jegliche Bodenbearbeitung eine größere Tragfähigkeit besitzen. „Dennoch können, gerade wegen der durchweg höheren Bodenfeuchte aufgrund der ständigen Bedeckung durch Ernterückstände und Zwischenfrüchte, ertragsmindernde Verdichtungen beziehungsweise Oberflächenverschmierungen durch die Überfahrt mit Last und Schlupf des Traktors entstehen“, weiß Sander.
Neben der Bodenschonung im Wuchsbereich sieht er einen weiteren Vorteil in der Kraftstoffeinsparung. Diese resultiere aus dem geringeren Rollwiderstand in den permanenten Fahrgassen. Weil bei der Cultandüngung die Spornräder in den Spurbereichen weggelassen werden können, verringere sich der Zugkraftbedarf ebenfalls.
Schließlich gehöre es zu den Grundanliegen der Direktsaat, gute Erträge nicht nur mit dem geringstmöglichen Eingriff in natürliche Wechselbeziehungen, sondern ebenso mit einer hohen Ressourcen- und Energieeffizienz vom Stickstoffeinsatz bis zum Spritverbrauch zu erzielen, woraus sich wiederum ökologische Vorteile ergeben.
Nicht zuletzt betrachtet der Landwirt CTF als Vorsorgemaßnahme gegenüber den Unwägbarkeiten in der Agrarpolitik. Sollte es zu einem generellen Verbot von Totalherbiziden kommen, ginge der Direktsaat das wichtigste Werkzeug verloren. Die dann einzig mögliche Alternative, der Einsatz von Hacktechnik, konterkariere zwar den Grundgedanken der Direktsaat, ließe sich aber bei einer permanenten Trennung in georeferenzierte Befahr- und Wuchsräume zumindest besser bewältigen.
„Versuchen könnte man es etwa mit einer mechanischen Beikrautbeseitigung durch flaches Abschneiden. Boden, der lange in Direktsaat war, kann sich schnell regenerieren und bildet durch die vorhandene geballte Biologie in kurzer Zeit wieder Struktur“, überlegt der Landwirt. Sobald aber Unkräuter durch Verschütten bekämpft werden müssten, entstehe ein massiver Rückschritt in der Erosionsstabilität.
Den Betrieb, der zwei Mitarbeiter beschäftigt, übernahm Thomas Sander 2003 von seinem Schwiegervater Albrecht Müller. Dabei hatte der gebürtige Kölner zuvor eigentlich ganz andere Berufspläne. „Ich habe Orgelbau gelernt. Nachdem ich den Meisterbrief in der Tasche hatte, bot mir mein Schwiegervater an, auf dem Hof in Oberwinkel eine Werkstatt einzurichten. Das traf sich mit der Intention meiner Frau, die als Pastorin tätig ist, und mir, wegen der Kinder aufs Land zu ziehen“, berichtet Sander. Doch mit der Anzahl reparierter Orgeln in den ostdeutschen Kirchen verschlechterte sich die wirtschaftliche Perspektive für das Orgelbauerhandwerk.
Im Gegenzug wuchs das Interesse des Wahlsachsen an der Landwirtschaft. Insbesondere die Experimentierfreude seines Schwiegervaters inspirierte ihn, der die Löss-Lehm-Böden mit 30 bis 50 Bodenpunkten in der für sächsische Verhältnisse durch den Stau des Erzgebirges niederschlagsreichen Region (10-jähriges Mittel 750 mm) bereits seit Ende der 1990er-Jahre pfluglos bewirtschaftete. Hinzu kamen Internetrecherchen, Fachartikel und Vorträge zum regenerativen Pflanzenbau. Den entscheidenden Impuls für die Umstellung auf Direktsaat gaben allerdings wirtschaftliche Erwägungen […]
Das erwartet Sie weiter in dem Artikel der Ausgabe 33/2023 Seite 37-39:
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Zunehmend nutzen auch bäuerliche Waldbesitzer die Dienste von professionellen Lohnunternehmern. In diesem Beitrag wird erläutert, worauf sie bei der Auftragsvergabe besonders achten müssen.
Von Bernhard Henning, forestbook
Wer kennt das nicht: Beim letzten Besuch im eigenen Wald hatte man das Gefühl, dass eine Durchforstung dringend notwendig wäre. Nur die Zeit dafür fehlt. Und wenn man ehrlich ist, ist man im Umgang mit der Motorsäge auch schon etwas aus der Übung. Also vergibt man die anstehende Arbeit im Wald an einen forstlichen Lohnunternehmer. Dabei gilt es aber einige Dinge zu beachten.
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Je genauer der Auftrag spezifiziert wird, desto leichter fällt es dem Lohnunternehmer, den Auftrag zur vollen Zufriedenheit des Waldbesitzers zu erfüllen. Dafür ist es aber notwendig, dass der Waldbesitzer selbst eine ungefähre Vorstellung hat, in welche Richtung sich sein Bestand entwickeln soll.
Auch der Lohnunternehmer kann waldbauliche Vorschläge machen, diese sollten dem Waldbesitzer aber vor Beginn der Arbeit präsentiert und mit ihm abgesprochen werden. Folgende Punkte sollten auf jeden Fall im Arbeitsauftrag enthalten sein:
Die Kosten sind natürlich ein wichtiges Kriterium für die Auftragsvergabe. Doch Vorsicht: Der günstigste Preis muss nicht zwangsläufig für die Entwicklung des Waldes günstig sein. Beim Preisvergleich ist daher das komplette Arbeitspaket zu vergleichen und zu überprüfen, welche Leistungen im Detail enthalten sind.
Mundpropaganda ist immer noch eines der besten Argumente für die Auswahl eines Lohnunternehmers. Hat man jedoch keinen Bekannten zur Verfügung, der eine Empfehlung aussprechen kann, so muss man sich selbst auf die Suche machen. In Zeiten des Smartphones hat praktisch jedes Unternehmen eine eigene Internetseite. Von der sollte man sich aber nicht blenden lassen: Ein professioneller Webauftritt sagt noch wenig über die Fähigkeiten bei der Holzernte aus. Und umgekehrt bedeutet eine langweilige Firmenhomepage noch lange nicht, dass der Lohnunternehmer sein eigentliches Handwerk nicht versteht.
Kann der Unternehmer Referenzprojekte vorweisen, so hilft dies wesentlich dabei, die Arbeitsqualität zu beurteilen. Das gilt vor allem dann, wenn bereits Landesforste oder Großbetriebe zum Kundenkreis gehören. Wer besonders kritisch ist, kann auch nach der Telefonnummer früherer Kunden fragen. Oft gibt schon nur die Reaktion des Lohnunternehmers auf diese Frage genug Auskunft über die Arbeitsqualität.
Vergibt man die Waldarbeit an einen Dritten, so will man die Gewissheit haben, dass der auch sorgfältig arbeitet und den Wald möglichst pfleglich behandelt. Daher ist die Frage nach seiner Qualifikation absolut berechtigt. Manche Unternehmer antworten darauf mit dem Hinweis, dass sie jahrelange Erfahrung hätten. Doch Erfahrung allein ist nicht alles: Wer keine Ausbildung absolviert hat, schließt seine Bildungslücken nicht durch jahrelanges Pfuschen.
Verfügt der Lohnunternehmer über Mitarbeiter, so ist ebenfalls nach deren Qualifikation zu fragen. Werden ausländische Arbeitskräfte eingesetzte so muss zumindest der Partieführer über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen.
Waldarbeit ist anstrengend, deshalb müssen laufend Pausen gemacht werden, um die Einsatzfähigkeit zu erhalten. Die Einhaltung der Pausen dient nicht nur dazu, Unfälle zu vermeiden, sondern auch um die Arbeitsqualität zu erhalten. Je müder und unkonzentrierter ein Forstarbeiter ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass Schäden auftreten und Unfälle passieren.
Manche Lohnunternehmer sind nur auf Teilarbeiten wie etwa die Rückung spezialisiert. Daher ist schon vor Auftragsvergabe zu klären, welche Arbeiten genau erledigt werden sollen.
Neben der Holzernte ist das Ziel eines Eingriffs die Waldpflege. Deshalb ist die schonende Arbeit bei der Holzernte absolut notwendig. Ein gewisses Maß an Schäden am verbleibenden Bestand ist nicht vermeidbar, trotzdem sollten sie die Ausnahme bleiben.
Ist bereits Verjüngung im Bestand vorhanden, so ist auch auf diese Acht zu geben. Der Bodenschutz ist ebenfalls wichtig: Mittels Astreisig auf den Rückegassen kann die Belastung des Bodens gesenkt werden. Bei längerem Regen sollten Einsätze des Harvesters sowie die Rückung nicht durchgeführt werden, um Schäden am Boden zu vermeiden.
Das Tragen der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) ist Pflicht und muss vom Lohnunternehmer gewährleistet werden.
Dasselbe gilt für den Fremdschutz: Waldflächen, in denen gearbeitet wird, müssen korrekt abgesperrt werden, um Dritte nicht zu gefährden.
Die bayerischen Staatsforsten entwickelten ein Set an Vorschriften, das Lohnunternehmer beim Maschineneinsatz einhalten müssen. Einige eignen sich auch als Anregungen für bäuerliche Waldbesitzer.
Ein in der Praxis gelungenes Hilfsmittel für die Qualitätssicherung entwarf die Landwirtschaftskammer Steiermark gemeinsam mit Waldbesitzern und Unternehmern. Das Bonus-Malus-System soll die Schonung des verbleibenden Bestandes garantieren. Entlang einer Linie, die quer über alle Rückegassen geht, werden alle Bäume in einer Entfernung bis zu 2m neben der Linie aufgenommen und bewertet. Die Gewichtung eines Schadens ist abhängig von der Baumart und der Größe des Schadens. Nach dieser Methode müssen je Hektar mindestens 35 Stämme erhoben werden, damit man statistisch abgesicherte Ergebnisse erhält.
Die Anwendung des Bonus-Malus-Systems wird im Werkvertrag schriftlich vereinbart. Bei der Linienbegehung bekommt jeder Baum ab 8 cm Durchmesser, der bis 2 m links und rechts der Linie steht, eine fortlaufende Nummer. Die aufgenommenen Schäden werden dann zusammengezählt und mit der vereinbarten Zielgröße verglichen.
Überschreitet die Summe der Schäden die Zielgröße, so wird ein Malus von den vereinbarten Holzerntekosten abgezogen. Umgekehrt wird ein Bonus zu den Holzerntekosten hinzugefügt, wenn die Schäden kleiner waren als die Zielgröße. Die Zielgröße selbst sollte je nach Bestand zwischen 10 und 15 % liegen, das heißt, maximal 15 % Schäden am verbleibenden Bestand sind tolerierbar. Der Einsatz des Bonus-Malus-Systems hat bewirkt, das sich gute Unternehmer durchgesetzt haben und Unternehmer keine Aufträge annehmen, wenn sie der Meinung sind, die Arbeitsqualität nicht erbringen zu können.
Nachfolgendes Rechenbeispiel unter Zuhilfenahme der in Tabelle 2 zusammengestellten Richtwerte verdeutlicht das:
Es wurden 76 Stämme aufgenommen, auf acht Stämmen waren Schäden zu finden. Die Summe der Einzelwerte wird nach der Formel (7,05 : 76) x 100 = 9,28 % auf die Gesamtzahl der aufgenommenen Stämme bezogen. Das bedeutet, dass 9,28 % der Stämme einen Schaden aufwiesen. Da die Zielvereinbarung bei 10 % lag, erhält der Unternehmer einen Bonus zu den vereinbarten Holzerntekosten.
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Intensive Selektion und Top-Management haben zu mittleren Herdenleistungen von über 12.000 kg Milch pro Tier geführt. Moderne Holsteinkühe sollen aber heute mehr können, als „nur“ viel melken.
Von Prof. Wilfried Brade, TiHo Hannover
Zuchtfortschritt wird in Milchrindbetrieben schon seit Längerem vor allem über die Besamungsbullen erzielt. Jeder Milcherzeuger wünscht sich daher ein breites Angebot bester Vererber zu günstigsten Preisen. Die Vielfalt ist dabei für individuelle Anpaarungen wichtig, aber auch um Inzucht zu vermeiden.
Wir zeigen in diesem Beitrag realisierte genetische Trends in der Holsteinpopulation und speziell auch im deutschen Holsteinbullenbestand. Dazu standen die Zuchtwertschätzungen aller in deutschen Besamungsstationen eingestallten Holsteinbullen der Jahrgänge 1995–2021 zur Verfügung (Zuchtwertschätztermin: Januar 2023). Vorausgesetzt wurde, dass diese Tiere auch im Rahmen der Künstlichen Besamung (KB) zum Einsatz gelangten.
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In der Milcherzeugung mit deutschen Holsteinkühen (DH) kann eine jährliche Anhebung des beobachtbaren (phänotypischen) Leistungsniveaus (∆P/Jahr) für die Milchmenge in Höhe von circa 100–120 kg Milch/Kuh/Laktation in den letzten beiden Jahrzehnten genannt werden. Wertet man zugehörige genetische Trends im Besamungsbullenbestand (∆ZW) aus, so lässt sich schlussfolgern, dass dieser Leistungsanstieg vorrangig durch gezielte genetischzüchterische Aktivitäten sichergestellt wurde (Abb. 1).
Da keine nennenswerten Veränderungen im Milchfett- bzw. Milcheiweißgehalt im Bullenbestand angestrebt wurden, liegen die zugehörigen genetischen Veränderungen für die Milchfett- und -eiweißmenge auf einem sehr ähnlichen Niveau. Gleichzeitig ist eine auffallende Konstanz der Zuchtwertveränderungen (∆ZW/Jahr), speziell für die Milchmengenmerkmale, anzuerkennen. Demgegenüber sind für zahlreiche funktionelle Merkmale, insbesondere auch für die Nutzungsdauer (RZN), nennenswerte Zuchtfortschritte im Vatertierbestand erst mit der Etablierung der genomischen Selektion zu beobachten (Abb. 2).
Aufgrund eines deutlichen Merkmalsantagonismus zwischen Milchleistung und Fruchtbarkeit (hier: Rastzeit, RZ) zeigt sich – in Verbindung mit einem hohen Selektionsdruck auf die Milchleistungsmerkmale speziell in der jüngeren Vergangenheit – sogar ein negativer genetischer Trend bis in die jüngsten Holsteinbullengenerationen.
Die konsequente, langjährige Selektion der genutzten Vatertiere auf immer höhere Milchleistung in enger Verbindung mit einer völlig ungerechtfertigten Wertschätzung sehr edler, großer Tiere im extremen Milchcharakter führten darüber hinaus zur „Wegzüchtung“ wichtiger Körperreserven, die in Form negativer Trends – speziell in den Körperkonditions(BCS)-Zuchtwerten – jetzt auch nachgewiesen werden können (Abb. 3). Und dieser Trend hält leider immer noch an; wie auch die jüngsten auswertbaren Besamungsbullenjahrgänge zeigen (Abb. 3).
Mit anderen Worten: Die Holsteinzüchter sollten umdenken – weg von „falschen Schönheitsidealen“ in Form von sehr edlen, sehr großen Kühen mit einem extrem scharfen Widerrist usw., sondern den Fokus auf Funktionalität/Stabilität der Kühe richten.
Da die verfügbaren Vatertiere allerdings in der Praxis sehr unterschiedlich – vorrangig in Abhängigkeit von ihren individuellen Zuchtwerten und weniger vom Jahrgang des Bullen – genutzt werden, bleibt schließlich noch der genetische Trend im Milchkuhbestand zu verifizieren.
Die beobachtbaren (phänotypischen) Milchmengenleistungen (305 Tage) haben sich in 30 Jahren erheblich erhöht. Eine Auswertung im vit Verden nennt einen mittleren Anstieg für Holsteinkühe von +111,2 kg Milch pro Jahr in der zweiten Laktation auf Ebene der deutschen Holsteinpopulation in den letzten 20 Jahren. Vergleicht man diesen Trend im Kuhbestand (∆P) mit dem zugehörigen genetischen Trend im Vatertierbestand, kann geschlussfolgert werden, dass der Zuchtfortschritt im KB-Bullenbestand bezüglich der Milchmengenleistung erfolgreich in der Praxis umgesetzt wurde.
Und wie ist es bezüglich des Merkmals Nutzungsdauer (ND)? Mit einer aktuellen ND von 1.178 Tagen (circa 39 Monate) liegt sie bei der deutschen Holsteinpopulation auf einem international vergleichbaren Niveau. Allerdings kann nur ein leicht positiver phänotypischer Trend (∆P = +8 Tage pro Jahr) in den letzten 20 Jahren beobachtet werden – deutlich weniger, als genetisch-züchterisch zu erwarten war. Anders gesagt: Tatsächlich sind leider nur minimale Zunahmen in der ND zu beobachten.
Offensichtlich wird der genetisch-züchterische Zuchtfortschritt für die ND im Vatertierbestand nicht in gleicher Weise auch im Milchkuhbestand umgesetzt. Mögliche Gründe für diese unbefriedigende Entwicklung dürften folgende Gründe haben:
Ungeachtet der begrenzten Futteraufnahmekapazität – vor allem zu Beginn der Laktation –, hat dieser Leistungszuwachs zu einer kontinuierlichen Zunahme der negativen Energiebilanz (NEB) in der Frühlaktation geführt. Eine lang andauernde und umfassende NEB muss als ein bedeutender Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen bzw. Fruchtbarkeitsstörungen angesehen werden. Der Energiestatus von Milchkühen ist ein Merkmal, das in aktuellen Zuchtprogrammen leider (noch) nicht berücksichtigt wird (Abb. 4). Wir können uns deshalb auch nicht wundern, wenn Altkühe (≥ 3. Laktation) regelmäßig in einem ausgelaugten, kranken Zustand zum Schlachter gehen.
Der zunehmende Anteil der P1-Kühe am Schlachtkuhanteil ist bester Beweis für diese züchterische Fehlentwicklung; speziell im Holsteinbereich (Abb. 5). Dieses Resultat passt wiederum gut mit dem beobachteten negativen Trend bezüglich der Körperkonditions-Zuchtwerte (BCS-Zuchtwerte) im Vatertierbestand überein (Abb. 3).
Da künftig an die Milchkühe höhere Ansprüche, vor allem bezüglich Funktionalität und Gesundheit, gestellt werden müssen, ist eine weiter abnehmende Gewichtung der Milchmengenleistung zu erwarten. Das betrifft vor allem die Milchmenge in der Frühlaktation und bei zukünftigen Gesamtzuchtwerten (RZG). Zudem muss die tierindividuelle Futter- bzw. die Futterenergieaufnahme in der Frühlaktation unbedingt stärker miteinbezogen werden. Ohne diese Informationen sollten Zuchtansätze sowohl von konventionellen Milchkuhhaltern als auch von den Verbrauchern nicht länger akzeptiert werden. Die Zucht bleibt spannend.
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RZÖko: Ökologisch geprägter Gesamtzuchtwert
Bonn. Mit der August-Zuchtwertschätzung erscheint erstmalig der neue RZÖko in den Zuchtwertdatenblättern für Holsteins und Red Holsteins. Er bietet ökologisch und extensiv wirtschaftenden Betrieben ein sinnvolles Selektionsinstrument zur Bullenauswahl und ist auf die Bedürfnisse dieser Betriebe angepasst.
Im Vergleich zu RZG und RZ€ wird die Milchleistung mit insgesamt 27 % weniger stark gewichtet. Eine Herausforderung in den Ökobetrieben ist das bedarfsgerechte Füttern der milchleistungsstarken Holsteins unter extensiveren Bedingungen. Daher ist die Leistungskomponente mit „nur“ 18 % Eiweiß-kg und 9 % Fett-kg eher unterdurchschnittlich stark für einen Gesamtzuchtwert vertreten. Hinzu kommt eine Negativgewichtung von 6 % für Milch-kg, die zu einer Reduktion der energiefreien Milchmenge führen soll. Im Ergebnis wird der Zuchtfortschritt insgesamt in der Milchmenge im Vergleich zu RZ€ und RZG dadurch gebremst, ist jedoch durch die Berücksichtigung der Fett- und Eiweißmenge nach wie vor positiv.
Ein viel größerer Fokus liegt im neuen Zuchtwert auf der Nutzungsdauer (38 %) und der Gesundheit (21 %). Beide Merkmale sind für eine nachhaltige Bewirtschaftung essenziell. Unter ökologischen Bedingungen ist der Einsatz vieler Arzneimittel stark eingeschränkt oder mit doppelter Wartezeit verbunden. Der RZGesund ermöglicht dabei die Zucht auf eine gute Gesundheit und hilft, den Medikamenteneinsatz zu minimieren. Zusätzlich entfallen 5 % auf den Körperkonditionszuchtwert (BCS), der ein Abmagern zu Laktationsbeginn vermeiden soll. Für problemlose Kalbungen fließt der RZKm mit 3 % in den RZÖko ein. Die Kombination der Merkmale im Index führt auch zu eher mittelrahmigen Kühen.
Der RZÖko wird analog zum RZG auf der Relativskala ausgegeben und hat im Mittel der Kuhpopulation einen Wert von 100. Er wird für alle genomisch untersuchten weiblichen Tiere sowie auf deutscher Basis veröffentlichte Bullen ausgegeben. Bei der Entwicklung wurden Forschungsergebnisse aus dem Projekt Longlife berücksichtigt (orgprints.org/id/eprint/38467). Der RZöko soll weiter entwickelt werden. Mit Praktikern und Beratern werden weitergehende Anforderungen bspw. für zusätzliche Merkmale gesammelt.
Mehr Informationen unter: richtigzuechten.de/allgemein/rzoeko
Im Großversuch in der Praxis erforschte das Projekt „AlgaPork“ bei der Agraset Naundorf eG, wie Mikroalgen als Futterzusatz die Schweinemast beeinflussen. Die Ergebnisse sind vielversprechend.
Nein, sie sind keine Alleskönner. Wobei sie für ihre Größe schon einiges zu bieten haben. Mikroalgen sind zwar nur einzellige Organismen, in Sachen Leistung macht ihnen aber keiner etwas vor. Unter anderem, weil sie keine Stängel und Wurzeln bilden müssen, produzieren sie effizient verwertbare Biomasse – bezogen auf die Anbaufläche ein Mehrfaches dessen, was Pflanzen an Land zu erzeugen vermögen.
Und auch ihre inneren Werte überzeugen: Aus Versuchen ist schon seit Längerem bekannt, dass dem Futter zugesetzte Mikroalgen dank ihres gut verwertbaren Rohproteins und ihrer immunostimulatorischen Inhaltsstoffe die Leistungsfähigkeit von Nutztieren erhöhen und gesundheitsfördernde Wirkungen haben.
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„Der positive Effekt wird bereits bei einem geringen Mikroalgenanteil von unter zwei Prozent im Futter wirksam“, sagt Lea-Johanna Liebscher. Die Bioverfahrenstechnikerin hat für die Gicon-Gruppe, einem Anbieter von Ingenieurdienstleistungen mit Hauptsitz in Dresden, das Projekt „AlgaPork“ bei der Agraset Naundorf eG in Erlau (Sachsen) betreut.
Das EIP-Agri-Projekt untersuchte von 2019 bis Ende 2022, ob es für einen schweinehaltenden Betrieb praktikabel ist, Mikroalgen zu produzieren, und welche gesundheitlichen und effizienzsteigernden Wirkungen sie als Futterzusatz haben. Es war der bisher erste Großversuch unter Praxisbedingungen zur Fütterung von Mikroalgen als Ergänzung im Schweinefutter im Zeitraum der Vormast. „Aus Vorversuchen war bekannt, dass in mit Mikroalgen gefütterten Gruppen weniger Nachzügler mit geringeren Gewichtszunahmen auftraten. Die Tiere hatten ein ruhigeres Verhalten und waren seltener aggressiv“, fasst Christoph Oltmanns, Leiter der Schweineproduktion bei Agraset, zusammen. Auch Labortests hätten eine bessere Futterverwertung bestätigt.
Darauf bauten die Annahmen für den Praxisversuch bei Agraset auf. Die Projektpartner (Infokasten) erwarteten mehr Zunahme bei weniger Futterverbrauch sowie eine gestärkte Resilienz und einen besseren Gesundheitszustand. Zukünftig, dafür sprechen die Projektergebnisse, könnten Landwirtschaftsbetriebe mithilfe am Hof vorhandener Potenziale selbst Mikroalgen kultivieren und zur weiteren Verbesserung von Tierwohl und Wirtschaftlichkeit beitragen.
Agraset eG Naundorf: Haltung, Betreuung und Beobachtung der Tiere, Fütterung und Untermischen der Algensuspension, Dokumentation relevanter Parameter für das Projekt.
Gicon-Großmann Ingenieur Consult GmbH: Entwicklung, Bau und Betrieb des Photobioreaktors sowie stallinternes Dosiersystem und biotechnologische Verfahrensentwicklung zur Kultivierung der Algen am Hof.
Fodjan GmbH: Gas-Sensorik, statistische Auswertung der Versuchsdaten im Stall.
Universität Rostock, Lehrstuhl Ernährungsphysiologie und Tierernährung: Begleitende Untersuchungen zum ernährungsphysiologischen Verhalten der Algensuspension am Ankom-Modell.
Mikroalgen haben nicht nur hervorragende Eigenschaften als Futterzusatz. Die kleinen grünen Leistungsträger sind auch vergleichsweise anspruchslos. „Im Prinzip brauchen sie nur Licht, CO2 und Mineralien“, so Lea-Johanna Liebscher. Und dies liefert ihnen – ein „Tannenbaum“. Das ist der Photobioreaktor, in dem die Einzeller wachsen. Denn wegen seiner konischen Form und der grünen Schläuche wird er „Tannenbaum-Lichtkollektor-Modul“ (TLM) genannt. In den Silikon-Doppelschläuchen fließen in getrennten Kammern Algensuspension und Kühlwasser.
Zwei dieser Tannenbäume teilen sich eine Zentraleinheit mit Mischtank, Prozess-Sensoren und Pumpe. Zugleich sind die „Tannenbäume“ synergetisch in die örtlichen Gegebenheiten eingebunden: Über einen geschlossenen Wasserkreislauf werden die Algen gekühlt, wobei abwechselnd die Kühlkammer der warmen Algenschläuche und das kalte Brunnenwasser passiert werden. Somit wird zugleich das Brauchwasser für die Futterbereitung erwärmt.
Die direkte Einbindung der Technologie an den Stall ermöglichte es, die Algen frisch und unkompliziert zu produzieren sowie ohne größeren Kostenaufwand dem Vormastfutter zuzusetzen. Die Ernte konnte im Schweinestall gesteuert und über eine Direktleitung bezogen werden. Mit der Entnahme der Algenkultur wurden dem Bioreaktor zugleich wieder Wasser und Nährstoffe zugeführt. Die Dosierung der Nährsalze für die Algen und die Regulierung der Betriebsparameter wie pH-Wert und Temperatur erfolgte automatisiert. „Die Produktion verlief wartungsarm und stabil“, berichtet die Projektingenieurin. Einmal pro Woche wurde die Technik kontrolliert.
Die entnommene Algensuspension wurde frisch und unverarbeitet dem Flüssigfutter zugesetzt, wobei sie einen Teil des normalerweise verwendeten Wassers ersetzte. Damit vermied man es, teuer und energieaufwendig lagern, aufkonzentrieren oder trocknen zu müssen. Die beteiligten Experten wogen die Tiere wöchentlich und beobachteten ihr Sozialverhalten. Zudem werteten sie die Parameter Medikamenteneinsatz, Tierentnahme und Futtermitteleinsatz aus.
Mit Blick auf die technische Seite zieht der Projektpartner Gicon ein positives Fazit. Den Ingenieuren sei es gelungen, die Photobioreaktortechnologie an die speziellen Belange am Hof anzupassen und die Möglichkeit der synergistischen Nutzung am Hof anliegender Prozessschnittstellen zu belegen. „Wir konnten ein gutes und stabiles Algenwachstum erzielten“, resümiert Dr. Stefan Matthes, Fachbereichsleiter bei Gicon. „Die technischen Einbindungen wie die thermische Kopplung der Kühlung der Algen und der Erwärmung des Brauchwassers oder die direkte Ernteleitung waren erfolgreich.“
Und auch im Hinblick auf die Wirkung der Mikroalgen gibt es zufriedenstellende Ergebnisse. Die Futterexperten der fodjan GmbH sehen nach Auswertung der Mastdaten eine Reihe von Parametern im Rahmen des Versuchsaufbaus signifikant belegt (Abbildung). Mit Algen gefütterte Tiere:
Algensupplementation führe demnach nicht nur zu besserer Gesundheit, sondern auch zu geringerem Arbeitsaufwand für die Landwirte und besitze daher ein sehr großes ökonomisches Potenzial.
Was die Zahlen belegen, deckt sich mit den Beobachtungen der Agraset-Landwirte. Sie berichten von „sehr guten Durchgängen“, die „in der Spitze unserer Tiere waren“. Die Tiere seien ausgeglichener gewachsen. Man habe weniger Läufer zurückstallen müssen. Homogenere Partien bedeuten bessere Eingruppierungen in die Handelsklassen. Zudem würden Probleme wie Schwanzbeißen und Krankheiten abgefedert. Die Schweinemäster der Agraset sehen daher in der Mikroalge eine sehr gute Ergänzung zum Schweinefutter – aber auch noch Optimierungspotenzial für ihre Anwendung.
„Potenziell kann sich der finanzielle Ertrag durch die Effekte der Algensupplementation verbessern, vorausgesetzt …
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Das Umweltministerium hebt die Wasserentnahmeentgelte vorerst nicht an, wie es Landesrechnungshof und auch Grünen-Landtagsfraktion fordern. Zukünftig sollen die Gebühren allerdings alle zwei Jahre überprüft werden.
Das Umweltministerium sieht von einer Anhebung der Wasserentnahmeentgelte in Sachsen-Anhalt vorerst ab. Diese sind kalenderjährlich von Industrie und Landwirtschaft, aber auch Privatpersonen zu entrichten, wenn diese Wasser aus Oberflächengewässern oder dem Grundwasser entnehmen. Angesichts inflationsbedingt steigender Preise seien den Bürgern und Unternehmen derzeit keine zusätzlichen Belastungen durch höhere Wasserentnahmeentgelte zuzumuten, erklärte Minister Armin Willingmann (SPD).
Aktuell werden bei Entnahmen für die öffentliche Wasserversorgung 5 ct/m3 fällig. Für das Beregnen und Berieseln landwirtschaftlicher Nutzflächen mit Oberflächenwasser fallen 0,5 ct/m3 an, bei Verwendung von Grundwasser hierfür 2 ct/m3. Das Kühlen, etwa von Industrieanlagen, schlägt mit 1 ct/m3 bzw. 2 ct/m3 zu Buche. Für das Entnehmen von Grundwasser zur Fischzucht und -haltung sind 0,25 ct/m3 zu zahlen. Für sonstige Zwecke betragen die Entgelte 4 ct/m3 für Oberflächen bzw. 7 ct/m3 für Grundwasser.
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Das Umweltressort hatte eine Erhöhung der Entgelte geprüft, nachdem der Landesrechnungshof diese Anfang des Jahres als zu niedrig bemängelt hatte. Dadurch gingen dem Land mögliche Einnahmen in Millionenhöhe verloren. Kritisiert wurde zudem die pauschale Befreiung für das Gewinnen von Bodenschätzen. „Nach gründlicher Prüfung und mit Blick auf die aktuelle wirtschaftliche Lage sind wir zu dem Schluss gekommen, dass in Sachsen-Anhalt aktuell angemessene Entgelte erhoben werden und kein akuter Handlungsbedarf besteht“, sagte Willingmann und verwies auch auf andere Länder.
So würden Bayern, Hessen und Thüringen keine Entgelte erheben. Berlin und das Saarland verzichteten darauf bei Entnahmen aus oberirdischen Gewässern. Lediglich die Hälfte der Länder generiere höhere Pro-Kopf-Einnahmen aus Wasserentnahmeentgelten als Sachsen-Anhalt. Hierzulande flössen rund 10,5 Mio. € pro Jahr in den Etat des Umweltministeriums. Seit Erlass der Wasserentnahmeentgelt-Verordnung im Jahr 2011 seien insgesamt 105,9 Mio. € eingenommen worden. Die durch die Entgelte erzielten Einnahmen würden zweckgebunden zur Finanzierung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen genutzt.
Auf längere Sicht will der Umweltminister eine Erhöhung der Wasserentnahmeentgelte aber nicht ausschließen. Schließlich sei Wasser auch hierzulande in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels ein wertvolles Gut, mit dem sparsam umgegangen werden müsse. Sachsen-Anhalt sei bereits heute bundesweit das trockenste Bundesland. Deshalb werde das Umweltministerium künftig die Erhöhung der Entgelte alle zwei Jahre prüfen, erklärte Willingmann abschließend.
Der Landesrechnungshof habe die Entscheidung des Ministeriums kritisiert, den sogenannten Wassercent nicht erhöhen zu wollen, vermeldete die Deutsche Presse-Agentur vorige Woche. Laut einem Sprecher der Behörde seien die Entnahmeentgelte seit 2011 nicht erhöht worden und zudem zu niedrig, um besonders für Industrie und Landwirtschaft angemessene Sparanreize zu setzen.
Auch die Landtagsfraktion der Grünen übte Kritik an der Entscheidung des Ministers. Der setze hier den falschen Akzent, hieß es in einer Mitteilung. Private Haushalte nicht zu belasten, sei zwar richtig, Großabnehmer wie Industrie und Braunkohle zu schützen, hingegen fraglich. Ein Umweltminister müsse in erster Linie die Natur im Blick haben und für den Erhalt wichtiger Ökosysteme und die Grundwasserneubildung kämpfen.
Die Fraktion fordere weiterhin, das Wasserentnahmegeld moderat zu erhöhen, als Anreiz, Wasser zu sparen. Zumal der Dürremonitor des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung für den Gesamtboden im Land noch immer eine außergewöhnliche Dürre ausweise. Zudem würden die Mehreinnahmen dem Landeshaushalt guttun. Acht Landkreise und die Stadt Dessau-Roßlau hatten die Wasserentnahme teils schon vor Wochen wegen der anhaltenden Trockenheit stark eingeschränkt. Für Landwirte sehen die Allgemeinverfügungen teils Ausnahmen vor.
Von einer Entgelterhöhung betroffen wären im Agrarbereich vor allem Unternehmen mit Dauer- und Sonderkulturen, die ihre Flächen bewässern, sowie der Obst- und Gemüsebau. Laut Statistischem Bundesamt hatten im Jahr 2019 landesweit 334 Agrarbetriebe (weniger als 8 % aller Unternehmen) auf rund 35.800 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche (LF) im Freiland (ca. 3 % der Gesamt-LF im Land) die Möglichkeit, ihre Kulturen zu bewässern. 292 Betriebe taten dies auf 21.000 ha LF tatsächlich. 17,8 Mio. m3 Wasser wurden nach Zahlen des Statistischen Landesamtes in jenem Jahr für die Feldbewässerung genutzt. Der Rechnungshof wies für 2019 Gesamtentnahmen von 330 Mio. m3 Wasser für das Land aus.
Unter den zehn größten Wassernutzern in Sachsen-Anhalt sind auch Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft. Das geht aus einer Auflistung des Landesverwaltungsamtes hervor, die die Behörde im Februar dieses Jahres dem Recherchenetzwerk Correctiv zur Verfügung stellte. Letzteres hatte, nachdem das Landesamt sich aus Datenschutzgründen zunächst geweigert hatte, Klage vor dem Verwaltungsgericht eingereicht, um die Herausgabe einer namentlichen Liste zu erwirken.
Nach dieser führte die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) 2021 das Ranking der größten Wassernutzer im Land mit einer Menge von fast 3 Mio. m3 an, gefolgt von der Seydaland Vereinigte Agrarbetriebe GmbH & Co. KG (2 Mio. m3) und der Glücksburg Agrar eG Dixförda (beide Landkreis Wittenberg) mit rund 1,4 Mio. m3. Hinter der K+S Minerals and Agriculture GmbH (1.2 Mio. m3) mit Werken in Bernburg und Zielitz folgt auf Platz fünf die Wimex Agrarprodukte Import & Export GmbH mit rund 950.000 m3. Aus der Land- und Lebensmittelbranche gehören zudem die Bayerische Milchindustrie eG (BMI, 780.000 m3) mit ihrem Werk in Jessen sowie die Pilzhof Pilzsubstrat Wallhausen GmbH im Südharz (670.000 m3) zu den Top-10 der großen Wasserverbraucher.
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