Wegen des hohen Fasergehalts tun sich gängige Biogasanlagen oft sehr schwer mit Pferdemist. In Trockenfermentern sieht das anders aus. Die kommen ohne große Zerkleinerungsaggregate, Pumpen und Rührwerke aus.
Von Christian Dany, Buchloe
Der strohhaltige Pferdmist ist energiereich, gilt wegen seiner schlechten Pump-und Rührfähigkeit aber als schwieriges Substrat – zumindest, wenn die Biogaserzeugung im üblichen Nassfermentationsverfahren erfolgt. Im ersten Teil dieses Beitrags haben wir erläutert, welcher Aufwand dafür vonnöten ist (Bauernzeitung 28/2023, S. 30/31).
Hier soll es nun um Trockenfermentationsanlagen gehen, denn die kommen mit hohen Trockensubstanzgehalten und Fremdkörpern im Substrat problemlos zurecht. Sie arbeiten mit zyklisch betriebenen Fermenterboxen, die mithilfe eines Radladers befüllt und entleert werden.
Für die Vergärung wird der Substratstapel in den Garagenboxen mit dünnflüssigem Perkolat berieselt. Das Substrat muss ausreichend Strukturmaterial aufweisen, damit die Flüssigkeit den Stapel vollständig durchdringen kann. Das Stroh im Pferdemist reicht dafür zwar meistens aus, aber es muss vermieden werden, dass das Material verschlämmt. Denn wo das Perkolat nicht hinkommt, entstehen „tote Haufen“, und es kann zur Übersäuerung kommen.
Daher ist bei diesem Verfahren viel Sorgfalt des Betreibers gefragt. Außerdem müssen aus dem vergorenen Material immer ein Viertel bis ein Drittel in das neue Substrat als Starterkultur gemischt werden, was einen zusätzlichen Aufwand bedeutet.
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Vielleicht ist das der Grund dafür, dass es gerade einmal eine derartige, auf Pferdemist spezialisierte Anlage in Deutschland gibt: die von Adrian Bartels und Jens Boedecker in Lehrte bei Hannover.
Die Anlage der Babö GmbH besteht aus fünf parallelen Garagenfermentern, einem Perkolattank mit Gasspeicher und einem BHKW mit 75 kWel. „Wir könnten auch etwas mehr Gas produzieren“, sagt Bartels. Aber 2017 bei der Inbetriebnahme waren die 75 kW damals das Maximum für Güllekleinanlagen gewesen. Die vom Schweizer Hersteller Renergon gebaute Anlage verwerte den Mist von 250 bis 300 Pferden, also rund 3.500–4.000 t im Jahr.
„Immer montags und donnerstags wechseln wir das Substrat. Das heißt: Tor auf, Material raus, ein paar Schaufeln mischt man beim neuen Substrat zu und Material wieder rein“, erläutert Bartels. Die rund 130 m3 Gärsubstrat blieben dann 18 bis 21 Tage in der luftdicht abgeschlossenen Garage, wobei sein Volumen auf rund ein Drittel schrumpfe. So gehe das die fünf Fermenter reihum. Alle zwei Stunden werde der Pferdemist mit Perkolat beregnet. Die Flüssigkeit wandere durch das Substrat und gelange über ein Gefälle im Fermenterboden in einen Ablaufschacht. Von dort werde sie in den Perkolattank zurück gepumpt.
„Im Prinzip ist die Anlage simpel aufgebaut“, meint der Landwirt. Sie sei lediglich mit zwei kleineren Pumpen, einem Rührwerk im Perkolattank und fünf Beregnungsdüsen in jedem Fermenter ausgestattet. Geheizt werde nur über das Perkolat, das vom BHKW über Wärmetauscher erwärmt werde. Heizrohre wären keine verlegt.
Neben Pferdedung setzen die Niedersachsen etwa 10 % Rindermist und geringe Mengen an Rasenschnitt ein. Der Gärrest werde Bartels zufolge gelagert und dann als Kopfdünger auf den betriebseigenen Ackerflächen ausgebracht. Weil es die erste Anlage in Deutschland war, hätten sie beim Hersteller einen günstigen Preis bekommen.
„Eine Nassvergärung mit Substrataufbereitung hätte in etwa das Gleiche gekostet“, überschlägt Bartels. Seine Anlage habe aber einen Eigenstrombedarf von nur 3 % und damit wesentlich weniger als eine aufgerüstete Nassvergärung. Freilich müssten dafür mehr Betriebsstunden und Dieselverbrauch für den Hoflader eingerechnet werden. Er sei aber sehr zufrieden mit der Anlage und überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Eine Art Kompromiss zwischen Nass- und Trockenfermantation hat Frank Bauer aus Schrozberg gefunden: den Pfropfenstromfermenter der Firma Novatech. Der 900 m3 große, liegende Fermenter mit langsam drehendem Längsrührwerk bewältigt sehr hohe TS-Gehalte.
Der Landwirt aus Baden-Württemberg mästet Puten und hält 35 Pferde. Er wollte eine robuste Technik, um seinen Mist zu verwerten. Mittlerweile hat er Mist von über 200 Pferden und zusammen mit Puten- und etwas Rindermist liegt der Festmistanteil bei rund 50 %. Die im Jahr 2007 gebaute Biogasanlage besteht noch aus drei Rundbehältern und zwei BHKW mit zusammen 500 kWel. Nachwachsende Rohstoffe füttert er direkt in einen der Rundfermenter.
Aus dem Pfropfenströmer wird das Material in den Nachgärer und dann ins Gärrestlager gepumpt. Allerdings kommt auch Bauer nicht umhin, den Pferdemist aufzubereiten. „Ich wollte keine teure, womöglich störanfällige Technik direkt in der Gärstrecke“, sagt er. Deshalb habe er einen mobilen Schredder besorgt. Der sei eigentlich für holziges Grüngut gedacht, funktioniere aber auch mit Pferdemist einwandfrei.
„Wenn ich ungeschredderten Pferdemist einsetze, merke ich es sofort an der höheren Stromaufnahme“ schildert Bauer. „30 Liter Diesel reichen beim Schreddern für rund 200 Tonnen Pferdemist. Danach dampft der Misthaufen und ich sehe, dass Energie verloren geht.“ Der müsse dann so schnell wie möglich in die Anlage. Bauer ist überzeugt, dass Pferdemist „richtig gut für die Biologie“ ist, weil er nicht wie Geflügelmist eine Stickstoffhemmung mit sich bringe.
Im Forschungsprojekt Feststoff-Biogasanlage (FeBio) wird derzeit mit wissenschaftlicher Begleitung durch die Universität Hohenheim ein neuartiger, kostengünstiger Trockenfermentations-Anlagentyp entwickelt: eine Fahrsilo-Biogasanlage. „Der Fahrsilo-Fermenter ist vergleichbar mit einer langen, in den Boden eingelassenen Garage ohne Dach, die nach der Befüllung mit einer Planen-Abdeckung versehen wird“, erläutert Eike Ziegler, Entwickler beim beteiligten Anlagenbauer Ökobit GmbH.
Der Typus geht zurück auf den Oberbayern Hans Wolfertstetter, der unter dem Begriff „Chiemgauer Modell“ einige dieser Anlagen gebaut hat. Nach dem Chiemgauer Vorbild entstand eine Anlage in der Eifel, die nun Ökobit und dem FeBio-Projekt als Grundlage für eine Standardisierung und technische Verbesserungen dient. Knackpunkte bei der Fahrsilobauweise sind ein praktikables Öffnen und Schließen der Abdeckplane. Ziegler zufolge werde das mit einem Abroll- und gasdichten Befestigungssystem gelöst. Außerdem müssten die Rohrleitungen für die Perkolatberieselung einfach abgebaut werden können, um Platz für das Befüllen des Fermenters mit dem Radlader zu machen.
Die modulare Anlage solle aber möglichst einfach und kompakt gehalten werden. „Das Ziel sind Stromgestehungskosten von rund 18 Cent pro Kilowattstunde und Investitionskosten unter 8.000 Euro pro Kilowatt installierter Leistung für die Kernanlage“, gibt Ökobit-Geschäftsführer Christoph Spurk vor. Den Anlagentyp wolle seine Firma in einem kostengünstigen Bauherrenmodell anbieten.
Mittlerweile wird im Saarland eine FeBio-Pilotanlage gebaut. Dort soll mit Pferdemist in drei Fahrsilo-Fermentern Biogas erzeugt und in einem 80-kWel-BHKW mit verstromt werden.
Die Firma Königs Pflanzenenergie aus Neuss arbeitet unterdessen an ihrem Konzept „Mobilität mit Pferdemist“: Schon seit 2010 betreibt sie eine Biogasaufbereitung und -einspeisung. Das Biomethan stammt jetzt zu einem guten Teil aus Pferdemist, was gute Chancen zur Vermarktung als Kraftstoff bringt.
Laut Herbert Königs sei soeben eine Tankstelle für Biomethan (Bio-CNG) an der Biogasanlage errichtet worden. Sein Unternehmen habe einen Vertrag zum Betanken von Müllsammel-Lkw geschlossen. Biomethan aus Pferdemist ermögliche Zusatzerlöse durch den Verkauf der Treibhausgas-Minderungsquote. Denn die europäische Clean Vehicles Directive verpflichte öffentliche Auftraggeber, alternative Kraftstoffe zu nutzen.
Nur einer der befragten Praktiker, die Pferdemist nass oder trocken vergären, äußerte sich skeptisch. Zwei sind zufrieden und einer sogar euphorisch. Pferdehalter können für Biogasanlagenbetreiber gute Geschäftspartner sein und neue Chancen bieten.
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Das Ergebnis im Bundesentscheid des Berufswettbewerbs der Landjugend sorgt mit zwei Titeln für Begeisterung im LVG Köllitsch. Parallel läuft seit Ende Juni die Ernte. Sehr gute Erträge bringen Wintergerste und Winterhafer. Das überrascht auch angesichts extensiver Bestandsführung und eingeschränkter Düngung im roten Gebiet.
Zwei Plätze auf dem Siegerpodest für Azubis aus dem Betrieb: Das Ergebnis im Bundesentscheid des Berufswettbewerbs der Landjugend hat im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch für Begeisterung gesorgt. „Wir sind megastolz“, freut sich Betriebsleiter Ondrej Kunze. „Gleich zwei Lehrlinge eines Betriebes auf dem Treppchen – ich weiß nicht, ob es das überhaupt schon mal gegeben hat.“
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In der Kategorie Tierwirtschaft konnten Emma Klara Rotermann und Jessica Unger beim Bundesentscheid in Echem den ersten und dritten Platz holen. Die beiden haben damit gewissermaßen die Kür vor der Pflicht erfüllt: Denn nach dem Wettbewerbsfinale standen ihre Facharbeiterprüfungen an.
Während Siegerin Emma Klara, die eine gebürtige Mecklenburgerin ist, Tierwirtin in der Fachrichtung Rinderhaltung lernte, hat sich Jessica, die aus dem Erzgebirge stammt, in Köllitsch zur Tierwirtin in der Fachrichtung Schafhaltung ausbilden lassen. Da sie die Berufsschule in Halle/Saale besucht und dort im Berufswettbewerb antrat, startete die junge Schäferin für Sachsen-Anhalt. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung ist Jessica jetzt zunächst für ein Jahr vom LVG übernommen worden und arbeitet im Schafstall.
Emma Klara wird zurück nach Mecklenburg gehen. „Es ist toll, solche jungen Leute beruflich aufwachsen zu sehen“, zeigt sich Betriebsleiter Kunze von ihrer Entwicklung beeindruckt. Während die beiden jungen Frauen jetzt die Früchte ihrer Ausbildung ernten konnten, stehen auch in Köllitsch alle Zeichen auf Ernte.
Am 29. Juni startete der Drescher „eine kleine Generalprobe“, wie es Feldbauleiter Nico Wolf ausdrückt. Die ersten 10 ha Wintergerste wurde gedroschen, danach war erst einmal wieder Pause. „Die Körner waren trocken, das Stroh noch feucht“, erklärt er. Doch die Unterbrechung sei eigentlich willkommen gewesen.
„Man kann schön abschätzen, ob die Technik funktioniert“, so der Feldbauleiter. Damit meint er speziell die Einlagerungstechnik. „Die wird zwar gewartet, aber steht letztlich doch ein ganzes Jahr still. Da ist es beruhigend, wenn die ersten 90 Tonnen reibungslos durchgegangen sind.“
Inzwischen ist die Wintergerste komplett gedroschen und eine Erntemenge von rund 550 t eingelagert. Sie geht in die Fütterung des Betriebes. Weitere 300 t sind für die Vermarktung vorgesehen. „Wir hatten sehr gute Erträge bei der Gerste“, so Nico Wolf. Auf den einzelnen Schlägen wurden zwischen 64 und 86 dt/ha geerntet. Im Durchschnitt liegt man bei 80,89 dt/ha. Und dies, obwohl die Getreidebestände in Köllitsch sehr extensiv geführt werden. Die Wintergerste bekam lediglich eine Herbizidbehandlung; auf Fungizide, Insektizide und Halmstabilisatoren wurde komplett verzichtet.
„Wir sind stolz drauf, dass das so gut funktioniert“, meint der Feldbauleiter und erklärt: „Die erste Pflanzenschutzmaßnahme ist immer eine vernünftige Bodenbearbeitung.“ Eine ausgedehnte Fruchtfolge und Anbaupausen sind weitere Maßnahmen, die Pflanzenschutzmittel sparen. „Das ist alles im Prinzip nichts Neues.“
Bedingt durch die Lage im roten Gebiet ist auch die Düngung sehr extensiv. Zwischen 85 und 115 kg N/ha erhielt die Wintergerste – und überzeugte trotzdem mit gutem Ertrag und guten Hektolitergewichten. Neben dem Kornertrag hat die Wintergerste auch Erkenntnisse geliefert: Im Rahmen der Meisterarbeit von Feldbaumitarbeiterin Josefin Meißner sind auf einem Gestenschlag verschiedene Düngungsvarianten gefahren worden, die Aufschluss geben sollen, ob Wintergerste ausschließlich organisch gedüngt werden kann (Bauernzeitung 24/2023, S. 6/7).
Aktuell wertet die junge Frau die Ergebnisse aus. Und nicht zuletzt gibt auch die schon traditionell angelegte Sortendemonstration mit zehn Wintergerstensorten auf 1 bis 1,5 ha großen Parzellen ohne Vorgewende und Randbereiche interessante Aufschlüsse, welche Sorten unter den regionalen Bedingungen besonders anbauwürdig sind. Einige Sorten brachten hier über 100 dt/ha, eine sogar mehr als 110 dt/ha.
Wie die Wintergerste überraschte auch der Winterhafer mit hohem Ertrag. Trotz sehr extensiver Führung mit einer Düngung von nur 30 kg N brachte er stolze 66 dt/ha in guter Qualität. Die Ernte des Winterrapses dauerte Anfang der Woche noch an. Die ersten Ergebnisse waren mit knapp 30 dt/ha vergleichsweise gut. Wobei auch hier die beschränkte Düngung dem Ertrag Grenzen setzt. 71 kg N, verteilt auf zwei Gaben, erhielt die Kultur. „Mehr geht nach Düngeverordnung nicht“, sagt Nico Wolf.
Parallel zum Rapsdrusch wurde das Grünland zum zweiten Mal gemäht und Heu gemacht. Auf manchen Flächen blieb es trockenheitsbedingt eher ein Pflegeschnitt, doch insgesamt ist der Aufwuchs akzeptabel. Gut versorgt ist der Betrieb darüber hinaus auch jetzt mit Stroh. Mehrere Hundert Quaderballen werden als Einstreu für die Tierhaltung gebraucht.
Dank einer neuen Quaderpresse, die gut mit dem Stapelwagen harmoniert, funktionierte die Strohbergung tadellos. Der hohe Aufwand, den diese Arbeit verursacht, wird dank eines eingespielten Systems gut bewältigt. Inzwischen ist auch der Stoppelsturz erfolgt, wobei eine neue Scheibenegge mit 7 m Arbeitsbreite zum Einsatz kam.
Um Stoppelsturz und anschließende Zwischenfruchtaussaat wird es am 1. August bei einem Feldtag in Köllitsch gehen. Dabei werden Maschinen verschiedener Hersteller vorgeführt, die ein breites Einsatzspektrum vom klassischen Stoppelsturz über den Stoppelsturz, kombiniert mit der Aussaat bis hin zur Direktsaat von Zwischenfrüchten aufzeigen. Auch Kurzentschlossene seien herzlich willkommen, betont Betriebsleiter Ondrej Kunze.
Vorbereitet wird für den Feldtag auch eine Parzelle mit Vordruschsaat: In Winterweizen werden vor der Ernte mit einem pneumatischen Saatgutverteiler Zwischenfrüchte gesät, und das Getreide wird danach gedroschen. Die in den verschiedenen Verfahren ausgesäten Zwischenfruchtbestände werden im Herbst bonitiert und beurteilt. Die Auswertung wird online veröffentlicht.
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Festina Lente, so obiges geflügelte Wort in seiner lateinischen Urform, hat ein polnisches Paar sein Familienunternehmen genannt, anspielend auf die entspannende Wirkung von Lavendel, den sie in der Uckermark anbauen.
Von Jutta Heise
Mindestens jeder Zweite hat ihn einmal – den Traum von einem Bilderbuch-Süden: Etwa wenn sich nasskalt-grauer Novembernebel bleischwer auf unsere Seele legt oder sich der hiesige Sommer nicht so aufführt, wie wir es uns vorstellen. Die Provence gehört zu solchen Sehnsuchtsorten: Sanft geschwungene Hügellandschaft, mit 3.000 Sonnenstunden im Jahr die wärmste und sonnenreichste Region Frankreichs, ockerfarbene Dörfer, in mildes Licht getaucht … ein Blütenmeer aus Lavendel, dessen Halme sich wie ein Band aus blauem Samt träumerisch im Wind wiegen.
Seit Kurzem kann man sich – unser CO2-Fußabdruck dankt es uns – die Reise in das Nachbarland sparen. Denn auch in unseren Breiten versuchen sich einige Wagemutige am Anbau der Lavandula angustifolia. Lavendel duftet nicht nur sehr angenehm, sondern, das weiß die Menschheit seit Langem, von ihm geht auch eine beruhigende, entspannende Wirkung aus.
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Unsere Straße nach Süden führt in die Uckermark, über einen Plattenweg, altbekannt aus LPG-Zeiten, gefolgt von Kopfsteinpflaster und Sommerweg. Joanna und Karol Olszewski schlugen vor sechs Jahren in Grimme, einem Ortsteil von Brüssow, 30 Kilometer von ihrer Heimat Szczecin entfernt, noch einmal neu ihre Zelte auf. In der Mitte des Lebens. Letzte Chance, aber genau im richtigen Alter, sagt Karol, der Spaßvogel.
Im Ernst, mit plus minus vierzig habe man eine Mischung aus vielerlei Erfahrungen gesammelt, aber immer noch Neugier und Mut – wenn man es denn richtig angestellt hat bis dato. Ihre Idee: Lavendel anbauen, verarbeiten und verkaufen. Die Uckermark mit ihren trockenen, steinigen Endmoränenböden mit hohem Kalkgehalt sowie relativ vielen Sonnenstunden scheint Olszewskis besonders geeignet für eine „Klein-Provence in der Provinz“. Wir stehen, wo alles seinen Anfang nahm und inzwischen Feld 1 genannt wird, denn man hat expandiert.
2017 haben Joanna, Agraringenieurin mit Hang zu Gartenbau und Floristik, und Karol, der in Polen als Sicherheitsinspektor gearbeitet hat, hier 2.500 Pflanzen auf 0,5 Hektar gesetzt, in den Sorten „Grosso“ (mit besonders hohem Ölgehalt) und „Hidcote Blue“, dank intensiven Geschmacks bestens geeignet, um daraus etwa Kosmetika und Lebensmittel herzustellen.
Während die Pflanzen Frost bis -25 °C wegstecken, mögen sie Schnee gar nicht. Der des vergangenen Winters hat manchen zugesetzt. Mai und Juni verliefen zudem mit kalten Temperaturen und Starkregen nicht optimal. Man rechnet 2023 mit einer etwas kleineren Ausbeute als im vorigen Jahr, als man 200 kg Blüten vermarkten konnte.
Die Ernte hat verspätet begonnen, sie dauert etwa zwei Wochen. Auf Feld 1 erfolgt sie manuell, mit Messer oder Schere. Nachbarn und Freunde, Tochter Marianna, 26, und Sohn Gabriel, 20, sind als Helfer quasi gesetzt. Dazu kommen mitunter junge Leute im Rahmen von „Work and Travel“. „Insgesamt sind wir jedes Mal ein Team von etwa zehn“, sagt Karol.
Nächste Station – Feld 2. Sieben Lavendel-Sorten stehen hier auf 1.000 m2, darunter eine rosafarbene, zusammen etwa 1.000 Pflanzen. „Wir wollen mittelfristig herausfinden, welche Sorten sich für das Klima der Uckermark besonders gut eignen und noch mehr Verarbeitungsmöglichkeiten bieten“, so Karol Olszewski.
Feld 3 mit seinen 12.000 Pflanzen ist erst 2022 angelegt worden. „Phenomenal Niko“ mit ihren tiefblauen, duftenden Blüten erfüllt jedes Lavendel-Klischee. Die Sorte, eine Kombination von „Grosso“ und „Hidcote Blue“, sei besonders robust, so Joanna. Erst ab fünf Hektar, heißt es, ist es sinnvoll, in speziell für den Lavendel entwickelte Ernte-und Pflegemaschinen (und eine eigene Destillerie) zu investieren. „Im Prinzip kannst du jedes Equipment kaufen, etwa in den USA“, sagt Karol. Olszewskis setzen auf Marke Eigenbau.
Das geht, wenn man technisch hochbegabt ist wie Karol und engagierte Leute vom Fach an der Seite hat wie jenen Hufschmied, der half, eine Kartoffellegemaschine für das Pflanzen von Lavendeljungpflanzen ein bisschen umzurüsten. Auf Feld 3 soll in naher Zukunft eine Erntemaschine eingesetzt werden, die eine einzige Reihe, 100 Meter lang, in 15 Minuten aberntet: Karol schwärmt schon jetzt. Doch drei Jahre dauert es, bis junge Pflanzen in voller Blüte stehen.
Ob manuell oder maschinell – nach dem Schneiden muss die Ernte getrocknet werden. Das erfolgt auf dem Dachboden einer luftigen Scheune, an ausgedienten Lattenrosten (Karols Idee) büschelweise hängend. „In der Sonne würden die ätherischen Öle verbrennen, die Farbe würde ausbleichen.“ Um die Blüten vom Stängel abzutrennen, was mit viel Handarbeit verbunden ist, hat Karol ebenfalls eine Maschine entwickelt. Kernstück ist eine Bürste, wie man sie von den Straßenkehrmaschinen kennt. Einfälle muss man haben!
Bislang haben die Lavendelanbauer keinerlei staatliche Förderung in Anspruch genommen, sondern alle Investitionen mit Eigenmitteln oder Privatkrediten bestritten. Zwei Crowdfunding-Kampagnen verliefen leider erfolglos. Ursprünglich wollte Joanna Olszewska die Lavendelblüten selbst verarbeiten. Doch die Auflagen hierzulande sind hoch und sie zu erfüllen, meist mit Geld verbunden. Mehrheitlich machen stattdessen nun lokale Manufakturen die Lavendelblüten etwa zu Öl, Seifen, Honig. Die wässrige Extraktion von Lavendel zur Lavendelsud-Gewinnung, etwa für Lebensmittel, übernimmt Karol selbst. Duftsäckchen und –stäbchen, Entspannungskissen fertigt die Familie.
Verkauft werden die insgesamt zwölf Produkte in einem kleinen Laden, dem ein Raum für Workshops angeschlossen ist, und online. Feld 1 wird als ebenso beruhigende wie anregende Location für Qigong- oder Yoga-Kurse oder als Kulisse für Fotoshootings genutzt. Wer möchte, kann einen Picknick-Platz buchen. Einen Teil der Blüten liefern Olszewskis an einen experimentierfreudigen Eismacher nach Mecklenburg-Vorpommern und nach Polen, wo es etwa 20 Lavendelanbauer geben soll. Karol schwebt ein deutsch-polnisches Netzwerk vor, auch um Produkte auszutauschen. Aber selbst innerhalb von EU-Ländern gelten mitunter nicht kompatible Regeln …
Die Unterstützung von „Regionalmarke Uckermark“, der Wirtschaftsfördergesellschaft des Landkreises, loben die Olszewskis über allen Klee. „Man hat uns geholfen, uns zu etablieren, Kontakte herzustellen, uns bekannt zu machen.“ Und erwähnen einen Werbefilm oder kostenfreie Teilnahme an Ausstellungen und Messen wie der KulinariUM Schwed.
„Unsere Felder sind eine Insektenoase, auch für Wildbienen und spezielle Spinnenarten interessant. Vögel bauen ihre Nester in den Büschen“, hält Karol allen entgegen, die Lavendelanbau als Monokultur kritisieren. Er hat ein Insektenhotel gebaut, ein Imker wird seine Beuten aufstellen.
Die Universität Bochum will Messungen starten, um die CO2-Retention durch den tief wurzelnden Lavendel im Boden zu messen. Karol selbst hat vor, Versuche mit Vulkan-Substraten zur Düngung anzustellen. Ein Gebiet, in dem er sich möglicherweise auch beruflich orientieren will. „Der Lavendelanbau bleibt eine Nischenproduktion und unser Nebenerwerb.“
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Russland setzt das Getreideabkommen vorläufig aus. Die Vereinten Nationen sprechen von einem „schweren Schlag“. Sie belassen es aber nicht bei einseitigen Schuldzuweisungen.
Russland hat das am 17. Juli 2023 ausgelaufene Abkommen über die Nutzung der Schwarzmeerroute für ukrainische Getreideexporte nicht verlängert. Als Begründung verwies Kreml-Sprecher Dmitri Peskow darauf, dass die im Abkommen vereinbarten Erleichterungen für russische Ausfuhren nicht umgesetzt worden seien. Peskow sagte zu, sobald alle Forderungen in Bezug auf ihre Getreideexporte erfüllt sind, kehre die russische Seite „wieder zur Erfüllung der Vereinbarung zurück“.
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Das unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen (UN) getroffene Abkommen beendete im Juli 2022 die Seeblockader ukrainischen Schwarzmeerhäfen für Getreideausfuhren. Als im November die erste Verlängerung anstand, erklärte UN-Generalssekretär António Guterres, dass sowohl die ukrainischen als auch die russischen Ausfuhren an Lebensmitteln und Düngern für die weltweite Ernährungssicherheit und die Preise „von wesentlicher Bedeutung sind“.
Um das Abkommen fortzuführen, hatte der Portugiese kürzlich vorgeschlagen, Russland wieder am internationalen Kreditsystem Swift zu beteiligen, um seine Getreideexporte zu erleichtern. Im Zuge der nach dem Angriff auf die Ukraine verhängten Sanktionen war Russland aus Swift ausgeschlossen worden. Zudem wurden Hafensperren für Lieferungen von Getreide und Dünger verhängt. Auch internationale Versicherungen für Schiffe unterliegen den Sanktionen.
Das Aussetzen des Abkommens sei „ein schwerer Schlag für Menschen in Not auf der ganzen Welt“, sagte Guterres am Montag in New York. Der UN-Generalsekretär betonte, er sei sich der Hindernisse bewusst, die es im Außenhandel mit russischen Lebens- und Düngemitteln nach wie vor gebe. Deshalb habe er Präsident Putin einen neuen Vorschlag unterbreitet, um die Schwarzmeer-Initiative am Leben zu erhalten. Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, bekräftigte, die Bemühungen von Guterres zu unterstützen.
In den meisten politischen Stellungnahmen aus Deutschland wird die Verantwortung für das Scheitern des Abkommens Russland zugewiesen. „Es muss ein Ende haben, dass Hunger als Waffe eingesetzt wird“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und forderte von Moskau, das Abkommen uneingeschränkt fortzusetzen.
Indes warf die Agrarsprecherin der Linken im Bundestag, Ina Latendorf, der Bundesregierung vor, sich zu wenig für die Fortsetzung des Abkommens engagiert zu haben. Der Guterres-Vorschlag, russische Exporte zu erleichtern, sei „im Sinne der hungernden Menschen richtig“.
Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, äußerte noch am Montag die Erwartung, dass der Schwarzmeerkorridor weiter funktionieren kann. Darauf reagierten Reeder und auch Versicherungen umgehend skeptisch, da Russland mit dem Abkommen auch die Sicherheitsgarantien für Schiffe ausgesetzt hat. Am Mittwoch kündigte das Moskauer Verteidigungsministerium sogar an, alle Schiffe, die in ukrainischen Häfen einlaufen, ab Donnerstag (20. Juli) als potenzielle Waffen- und Munitionstransporte zu betrachten und entsprechend zu reagieren.
Die Getreidefutures an der Matif in Paris reagierten auf die neue Lage zunächst verhalten. Offenbar war sie erwartet und bereits in vorangegangenen Anstiegen eingepreist worden, als aus Nordamerika hitzebedingte Ertragswarnungen eingegangen waren. Ab Dienstag, den 18. Juli 2023 beschoss die russische Armee immer wieder mehrere ukrainische Häfen, darunter Odessa und Tschornomorsk. Danach verteuerten sich die Futures auf Weizen, Mais und Raps an der Matif deutlich.
Nach ukrainischen Angaben wurden durch den Beschuss in Odessa rund 60.000 t Getreide vernichtet und Hafenanlagen zerstört. Russland sprach von Vergeltung für den Drohnenangriff auf die Kertschbrücke zur Krim und gab an, im Hafen Odessa eine Produktionsanlage für Drohnen zerstört zu haben. (red)
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Rosenblüten in Hülle und Fülle – in diesem Sommer verwöhnt uns die Königin der Blumen mit einer immensen Pracht. Doch leider können kranke Blätter die Schönheit der duftenden Dame schmälern. Rosenkrankheiten wie Rosenrost, Sternrußtau und echtem Mehltau entgegnen.
Ein Garten ohne Rosen – unvorstellbar! Den ganzen Sommer über erfreuen sie uns mit ihrer Blütenpracht, ihren Farben und ihren Düften. Doch leider können die Blätter der Blumenkönigin auch von Krankheiten befallen werden. Wie entstehen sie, was schafft Abhilfe?
Antworten gibt Diplomgärtner Dr. Klaus Margraf in seinem aktuellen Ratgeber „Prächtige Blütensträucher – Schäden und Krankheiten erkennen und behandeln“.
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Sind die Rosen vom Rosenrost (Phragmidium mucronatum und Phragmidium tuberculatum) befallen, bilden sich durch pilzliche Erreger auf den Blättern gelbliche bis rötliche, nur stecknadelkopfgroße Flecke, unter den Blättern gelbliche bis orangefarbene pustelförmige Sommersporenlager.
Im Herbst erscheinen dann kaffeebraune Wintersporenlager. Bei starkem Befall vergilben die Blätter völlig und fallen vorzeitig ab. Wer genau beobachtet, kann bereits im Frühjahr vereinzelte orangerote schwielenartige Sporenlager an Zweigen, Trieben und Blattstielen feststellen. Befördert wird die Krankheit durch nicht zusagende Bodenverhältnisse, unzureichende Kaliversorgung oder Überdüngung mit Stickstoff. Mit einem epidemischen Auftreten ist in nassen Jahren, an feuchten Standorten und unter Witterungsbedingungen mit wiederholtem Tauniederschlag in der Nacht zu rechnen.
Mit einer guten Pflege müssen die Widerstandskraft der Pflanzen gestärkt und die krankheitsbegünstigenden Bedingungen wie fehlerhafte Ernährung, feuchte Standorte oder zu geringe Pflanzabstände vermieden werden. Befalle Triebe sollten bereits vor dem Knospenaustrieb weggeschnitten, krankes Falllaub entfernt werden. Mehrmalige Behandlungen mit zugelassenen Rostfungiziden sind dennoch unerlässlich. Bei Neupflanzungen sind widerstandsfähige Sorten zu bevorzugen.
Vom Frühsommer bis Herbst treten auf den Blättern der Rosen anfangs vereinzelte schwärzliche Flecken auf, die oft rundlich sind und manchmal einen strahlig ausgefransten Rand haben. Mit zunehmender Ausbreitung des Erregers fließen die Flecken ineinander und nehmen eine unregelmäßige Gestalt an. Die Blätter vergilben schließlich und fallen ab. Dadurch sind betroffene Rosenbüsche für einige Zeit völlig kahl.
Sie treiben zwar wieder erneut aus, doch kann dieser Neutrieb bald wieder die gleichen Symptome zeigen. Ursache ist der Sternrußtau (Marssonina [Diplocarpon] rosae). Der pilzliche Erreger besiedelt gelegentlich auch Jungtriebe und Blüten, wo sich ebenfalls dunkle Flecken bilden. Die Rosenstöcke verlieren durch diese Krankheit nicht nur ihre Schönheit, sie werden auch längerfristig in ihrer Vitalität beeinträchtigt.
Die Bekämpfung der Krankheit ist schwierig und verlangt viel Geduld. Wichtig sind vorbeugende und gezielte Maßnahmen. So ist beim Gießen darauf zu achten, dass die Blätter möglichst nicht benetzt werden. Zumindest müssen die Rosen so zeitig bewässert werden, dass die Pflanzen bis zum Abend wieder abgetrocknet sind.
Als allgemeine Faustregel gilt, dass Blätter, die nach 18 Uhr noch nass sind, erst am folgenden Morgen wieder abtrocknen. Das gibt den Pilzsporen ausreichend Zeit, um auskeimen und die Pflanzen infizieren zu können. Es ist also ratsam, Rosen vorsichtig von unten zu bewässern. Wenn man das kranke abgefallene Laub zwischen den Pflanzen regelmäßig entfernt, befallene Triebe zurückschneidet und diese Infektionsquellen vernichtet, sind die Ausbreitungsmöglichkeiten der Krankheit stark eingeschränkt. Diese Maßnahmen machen aber gezielte Behandlungen mit zugelassenen Fungiziden nicht überflüssig.
Im Ratgeber „Prächtige Blütensträucher – Schäden und Krankheiten erkennen und behandeln“ konzentriert sich Diplom-Gärtner Dr. Klaus Margraf, langjähriger Autor der Bauernzeitung, neben Blattkrankheiten der Rose auch auf viele andere Blütensträucher von der Alpenrose über den Goldregen bis hin zur Johannisbeere.
Ausführlich beschreibt er rund 120 Schadbilder von Gehölzarten, rund 170 Fotos erleichtern die Diagnose vor Ort.
Zeigt sich auf Blättern, an Blütenkelchen und Trieben ein weißlicher, mehlartiger Belag, handelt es sich um den Echten Mehltau (Sphaerotheca pannosa var. rosae). Bei starkem Auftreten werden die Blätter missfarben, verkrüppeln und vertrocknen. Der pilzliche Erreger infiziert vor allem junge Pflanzenteile. Stickstoffüberdüngung und Temperaturschwankungen, vor allem bei einem zeitweisen Anstieg über 24 ºC, fördern die Krankheit.
Höhere Temperaturen unterstützen die Sporenbildung, und der Tauniederschlag als Folge von Temperaturschwankungen begünstigt dann die Sporenkeimung. Deshalb werden die Echten Mehltaupilze manchmal auch als sogenannte Schönwetterpilze bezeichnet. Milde Winter bieten für das Überleben des pilzlichen Erregers günstige Voraussetzungen.
Die Krankheit ist nur durch einen Komplex von Maßnahmen zu bekämpfen. Vorbeugend wirken eine ausgeglichene Pflanzenernährung, regelmäßiges Ausschneiden befallener Pflanzenteile und gezielte mehrmalige Behandlungen mit zugelassenen Fungiziden. Bei Neupflanzungen sollten auch hier widerstandsfähige Sorten bevorzugt werden. (red)
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Trotz einer spezifisch reagierenden Lüftungstechnik kommt es in den Sommermonaten teilweise zu erhöhten Temperaturen, die den Komfortbereich von Schweinen überschreiten.
Von Bernhard Feller
Hohe Außentemperaturen sind für die Klimagestaltung in Ställen eine Herausforderung. Dies gilt auch, wenn die Temperaturverläufe in Ställen den Bedürfnissen der Tiere unter Einbeziehung der Außentemperatur ständig angepasst werden. Der Gesetzgeber fordert daher Vorrichtungen, um die Wärmebelastung für Schweine bei hohen Stalllufttemperaturen zu vermindern.
Schweine werden entsprechend ihrer Nutzung oder ihres Gewichtes durch erhöhte Temperaturen unterschiedlich stark beeinträchtigt. So können leichtere Tiere hohe Temperaturen besser ertragen als schwere Tiere. Das liegt in den unterschiedlichen Temperaturansprüchen von Tieren in den einzelnen Gewichtsabschnitten.
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Im Jahresverlauf nimmt die Belastung mit zu hohen Temperaturen zwar nur einen relativ kurzen Zeitraum ein, aber diese Phasen werden zunehmend länger und können an einzelnen Tagen kritisch werden. Es ist zu unterscheiden, ob die Tiere bezogen auf ihr Gewicht nach Erhaltungsbedarf oder stark darüber hinaus „auf Leistung“ – tägliche Mastzunahme oder hohe Milchleistung bei Sauen – gefüttert werden.
Denn ein hoher Stoffwechsel beansprucht das Tier bei hohen Temperaturen zusätzlich. Kleinere Schweine bis zu 30 kg werden bei Betrachtung der Optimaltemperaturen auch bei Überschreitung von 30 °C kaum belastet. Tiere zwischen 50–120 kg werden ab 26 °C nicht mehr im Optimalbereich gehalten. Temperaturbedingte Belastungen äußern sich in:
Extreme Werte können bei Schweinen über 80 kg und säugenden Sauen Kreislaufversagen verursachen. Die natürliche Reaktion der Tiere ist der Versuch, einen hohen Temperaturabfluss zu erreichen. Dazu zählt das ausgestreckte seitliche Abliegen in der Bucht möglichst auf Wärme ableitendem Material. Der dem Einzeltier zur Verfügung stehende Platzspielt eine große Rolle. Besteht die Möglichkeit zum Suhlen, wird die Hautoberfläche befeuchtet und über die entstehende Verdunstung tritt zusätzliche Kühlung ein.
Bei hohen Temperaturen können sich Schweine nahezu ausschließlich über die Verdunstung von Wasser – über die Atmung – entwärmen. Da Schweine außer auf der Rüsselscheibe über keine Schweißdrüsen verfügen, ist eine Abkühlung über die Produktion von Schweiß nicht möglich.
Abhilfe bei zu hohen Temperaturen können Kühlungseinrichtungen im Stall oder in der Zuluft schaffen. Verbreitet sind Systeme, die über Erdwärmetauscher die Zuluft konditionieren oder als Sprühsysteme Wasser vernebeln und die Effekte der Verdunstungskühlung nutzen. Doch bevor technische Maßnahmen eingesetzt werden, gilt es, alle baulichen Möglichkeiten zu nutzen: …
Das erwartet Sie weiter in diesem Artikel der Ausgabe 28/2023 Seite 36-38:
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Alternative Methoden zum Behandeln und Vorbeugen von Krankheiten rücken verstärkt ins Blickfeld, so auch Naturheilverfahren oder die Homöopathie. Deren Einsatz wird von einigen Schweinehaltern schon.
Von Christiane Gromöller
Nicht erst seit dem Aufbau der Antibiotikadatenbank wird intensiv über die Notwendigkeit diskutiert, den Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung zu reduzieren. Die Homöopathie kann dabei unterstützen. Es ist eines der bekanntesten Therapieverfahren der Komplementärmedizin und beruht im Wesentlichen auf dem Arzt Samuel Hahnemann (1755–1843). Er hat die Heilmöglichkeiten von Arzneimitteln tierischen, mineralischen, metallischen und pflanzlichen Ursprungs entdeckt.
Entgegen der Kritik an ihrer Unwirksamkeit gibt es aber wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit der Homöopathie bei Erkrankungen auch von Nutztieren belegen.
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Langjährige Beobachtungen zeigen zudem, dass die Immunkompetenz der Tiere aufgrund der Anregung der Selbstheilungskräfte durch homöopathische Arzneimittel deutlich gestärkt wird. Die Mittel können zusätzlich zu einer antibiotischen Therapie verabreicht werden. Wartezeiten entfallen bei der Homöopathie.
Weitere Vorteile sind darin zu sehen, dass in vielen Fällen der Einsatz von Antibiotika reduziert werden kann, was einen Beitrag zur Senkung von Resistenzenbildung bedeuten kann, und dass zudem Einträge in die Umwelt durch Rückstände von Arzneimitteln in der Gülle vermieden werden. Daher rät sogar das Bundesumweltamt bereits in einer Veröffentlichung von 2017 dazu, zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes auch Alternativen wie homöopathische Mittel einzusetzen.
Grenzen in Einsatz und Wirksamkeit liegen dort vor, wo Fehler in Management, Fütterung oder Haltung bestehen oder Gewebezerstörungen wie Knochenbrüche oder Gebärmutterrisse aufgetreten sind. Hygienische Grundlagen müssen ebenfalls eingehalten werden. Anzeigepflichtige Tierseuchen dürfen natürlich keinesfalls mit Homöopathika behandelt werden.
Für den Einsatz der Homöopathie müssen die arzneimittelrechtlichen Vorgaben für Lebensmittel liefernde Tiere eingehalten werden. Es dürfen nur für diese Tierart zugelassene Homöopathika Einsatz finden, also ad us. vet. Präparate. Der lateinische Zusatz „ad usum veterinarium“ bedeutet, dass die Arzneimittel nur zum tierarzneilichen Gebrauch und damit speziell für Tiere (Schweine) und diese dabei auch nur in der vorgeschriebenen Dosierung und Häufigkeit und beim vorgeschriebenen Einsatzgebiet registriert oder zugelassen sind. Es sind meist Kombinationsmittel zur Injektion.
Alternativ müssten in der Apotheke erworbene Globuli/Tropfenlösungen vom Tierarzt verordnet werden, bevor sie genutzt werden dürfen. Inwieweit diese Regelung nach dem neuen Tierarzneimittelgesetz (TAMG) im Detail Anwendung findet, kann noch nicht rechtssicher festgestellt werden und wird sich mit Veröffentlichung der Durchführungsverordnung zum Gesetz zeigen. Homöopathische Behandlungen müssen – wie jede andere auch – schriftlich dokumentiert werden.
Streukügelchen aus Zucker mit Homöopathika (Globuli) sollten nicht mit den Fingern verabreicht werden, da sich sonst der aufgetragene Wirkstoff abreibt und nicht beim Tier ankommt. Wirkstoffe von der Oberfläche der Globuli und Tropfen (Dilutionen) müssen über die Schleimhäute aufgenommen werden, zum Beispiel über Maul, Nase und bei weiblichen Tieren auch über die Scheide. Sie sollen daher nicht sofort geschluckt werden.
Zu diesem Zweck kann man Globuli (auch Tropfen) mit etwas Wasser in einer Spritze auflösen und eingeben (statt Wasser Apfelsaft zu nehmen, erhöht die Akzeptanz). Die zeitsparendste Methode ist jedoch bei der Einzeltierbehandlung, Globuli oder Tropfen in einer kleinen Sprühflasche aufzulösen und davon zwei Sprühstöße dem zu behandelnden Tier auf die Rüsselscheibe, ins Maul oder in die Scheide zu geben. Für größere Tiergruppen bietet sich zur Verabreichung das Anmischen in einer Rückenspritze an. Ein feiner Sprühnebel auf die Rüsselscheibe der zu behandelnden Tiere reicht hier aus.
Rund um die Geburtshilfe gilt auch hier: Homöopathie kann nur helfen, wenn wirkungseinschränkende Faktoren behoben werden. Auf die Hygiene sollte strikt geachtet werden. Bereits vor der Geburt sollten zudem die Verdauung und Kotkonsistenz der Sauen kontrolliert und gegebenenfalls verbessert werden, da sie einen engen Bezug zur Geburtsdauer und Vitalität der Ferkel sowie auf die Milchbildung der Sau haben.
Homöopathisch können die zwei Mittel Pulsatilla und Caulophyllum in der Geburt Hilfestellung geben. Bei allen Geburtsverzögerungen regen sie die Wehentätigkeit an und verkürzen so die Geburtsgesamtdauer. Im Allgemeinen hat sich die C30 oder C 200 als Potenz bewährt, die in diesem Falle auch im Abstand von 15–20 min mehrmals wiederholt werden kann. Beide Mittel können zusammen verabreicht werden.
Bei Altsauen sollte bei Geburtsverzögerungen nach der Hälfte der …
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Bestimmte neue Züchtungsmethoden sollen künftig nicht mehr unter das strenge EU-Gentechnikrecht fallen. Brüssel hat seine Pläne dafür jetzt vorgelegt.
Mit neuen gentechnischen Verfahren erzeugte Pflanzensorten sollen unter bestimmten Bedingungen von den derzeitigen Auflagen des EU-Gentechnikrechts weitgehend befreit werden. Das geht aus dem Vorschlag zur Überarbeitung des Gentechnikrechts hervor, den die Europäische Kommission am 5. Juli 2023 veröffentlicht hat. Der Entwurf bezieht sich ausschließlich auf Sorten, die durch gezielte Mutagenese oder Cisgenese erzeugt wurden.
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Kernpunkt ist die Einteilung der durch die neuen Verfahren erzeugten Pflanzen in zwei Kategorien, wobei für die erste eine weitgehende Gleichstellung mit den Produkten konventioneller Züchtung vorgeschlagen wird. Wesentliche Voraussetzung ist, dass die betreffende Pflanze oder die fragliche Veränderung in der gleichen Form auch mit klassischen Züchtungsmethoden wie der Einkreuzung hätte erzeugt werden können. Außerdem darf die Anzahl der Veränderungen ein bestimmtes Maß nicht überschreiten. Das Saatgut der Pflanzen aus der Kategorie 1 soll gekennzeichnet werden, um die weiterhin verbotene Verwendung im Ökolandbau zu verhindern.
Für Pflanzen der Kategorie 2 sieht der Kommissionsvorschlag eine Regulierung in Anlehnung an die derzeitigen Vorschriften vor. In Abhängigkeit von der jeweils angewandten Methode werden jedoch Erleichterungen bei der Risikobewertung und der Kennzeichnung vorgeschlagen, wobei die Rückverfolgbarkeit gewährleistet sein muss. Neben der Kennzeichnung als genetisch veränderter Organismus (GVO) soll auf freiwilliger Basis ermöglicht werden, den Zweck der zugrundeliegenden Veränderung anzugeben.
Für Pflanzen in der zweiten Kategorie sollen außerdem die Mitgliedstaaten verpflichtet werden, die Koexistenz der gentechnikfreien Produktion abzusichern. Ferner sieht die Kommission regulatorische Anreize vor, mit denen erwünschte Merkmale gefördert werden sollen. Damit sollen vor allem die Nachhaltigkeitsziele in den Vordergrund rücken.
Sorten mit Herbizidtoleranzen sind davon ausgeschlossen. Darüber hinausgehende Einschränkungen für Herbizidtoleranzen sind – anders als im Zusammenhang mit der vorab bekanntgewordenen Version diskutiert – nicht vorgesehen, stattdessen wird auf den Vorschlag zur Novelle der EU-Saatgutverordnung verwiesen.
Nach Einschätzung der Kommission wird der neue Rechtsrahmen den Wandel zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion befördern. Als Herausforderungen explizit benannt werden neben dem Klimawandel die Verringerung des Einsatzes von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.
Nicht berührt werden durch den Kommissionsvorschlag die immer wieder aufgeworfenen Fragen des Patentrechts. Den im Vorfeld zahlreich geäußerten Bedenken will Brüssel begegnen, indem die Auswirkungen der neuen Gesetzgebung genau überwacht werden sollen. 2026 soll der erste Bericht dazu vorliegen, der dann als Basis für den weiteren politischen Kurs dienen wird. (AGE/red)
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Extreme Hitze und Trockenheit fordern ihren Tribut: Bereits zum Auftakt der diesjährigen Getreideernte gehen Dutzende Maschinen und Felder in Flammen auf. Betroffen sind nicht nur Thüringen und Sachsen-Anhalt, sondern auch Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.
So gut die Bedingungen zu Beginn der diesjährigen Druschfruchtente sind – so gefährlich sind die extreme Trockenheit und Hitze. Dutzendfach gingen schon Erntemaschinen und Felder in Flammen auf.
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In den Thüringer Kreisen Sömmerda und Greiz brannten jeweils Strohpressen aus, wobei umfangreich Stoppelflächen und Stroh zu löschen waren. Im Kyffhäuserkreis erwischte es eine Presse samt Schlepper. Ein Mähdrescher und Teile eines Winterbraugerstenschlages wurden im Weimarer Land Opfer der Flammen. Zwei Mähdrescher brannten im Unstrut-Hainich-Kreis und einer im Kreis Hildburghausen. Die Schäden der aufgeführten Beispiele summieren sich geschätzt auf über 1,5 Mio. €. Hinzu kommen mehrere Feldbrände mit zusammen über 50 ha (Ilm-Kreis, Sömmerda, Weimarer Land, Kyffhäuserkreis), bei denen die Kulturen noch auf dem Halm standen. Hier schloss die Polizei weggeworfene Zigarettenkippen als Ursache nicht aus.
Auch in Sachsen-Anhalt gab es bereits mehrere Brände wegen technischer Defekte. Der mit 675.000 € größte Schaden entstand im Salzlandkreis, wo ein Gespann aus Traktor, Ballenpresse und Sammelwagen zerstört wurde. Unweit dieses Ortes brannte tags darauf erneut eine Ballenpresse. Im Burgenlandkreis fingen ein Traktor samt beladenem Anhänger sowie ein Kornfeld Feuer. Schaden hier: rund 415.000 €. Im Bördekreis brannte ein Mähdrescher aus. Hier entstand etwa eine halbe Million Euro Schaden.
Im Nordosten ging beispielsweise im Kreis Nordwestmecklenburg ein 70-Hektar-Weizenschlag in Flammen auf. Sachschaden allein hier: 90.000 €. Im selben Kreis brannte ein Mähdrescher. Eine Strohballenpresse traf es im Kreis Rostock. Insgesamt meldeten die Polizeipräsidien allein am vorigen Wochenende fast ein Dutzend Feuerwehreinsätze bei Erntearbeiten. Die Schäden belaufen sich auf eine hohe sechsstellige Summe.
Auch in Brandenburg gab es etliche Feldbrände, wie etwa in der Prignitz, wo erst Strohballen und dann eine Presse Feuer fingen. Mehrere Zehntausend Euro Schaden verursachte ein Pressen- und Feldbrand im Elbe-Elster-Kreis. Im Kreis Ostprignitz-Ruppin rückte die Feuerwehr aus, um einen lodernden Mähdrescher zu löschen. Ein Traktor samt strohbeladenem Anhänger brannte im Kreis Teltow-Fläming total aus. Sachsen bleibt ebenfalls nicht verschont. Für Montag meldete die Polizei einen Vorfall bei Glashütte, wo etwa ein Quadratkilometer Feld brannte. Am gleichen Tag brannten bei Wurzen 44 ha. Aufgrund der Rauchentwicklung kam es auf angrenzenden Straßen zu Auffahrunfällen. (red)
Dieser Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – Stand: 11. Juli 2023, 20 Uhr.
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Auf seiner gesamten Zuckerrübenfläche setzte der Ackerbaubetrieb GbR Groß Germersleben in der Magdeburger Börde auf ein neues System zur Unkrautbekämpfung. Die Risikobereitschaft wurde in mehrfacher Hinsicht belohnt.
Von Dr. Rudolf Haberland, Produktionstechnik Zuckerrüben & Kartoffeln, Oschersleben, Sachsen-Anhalt
Die spürbaren Auswirkungen von witterungsbedingten Ertragsverlusten werden immer deutlicher. Selbst wenn sich die gegenwärtig bessere Rübenbezahlung für den Landwirt positiv auswirkt, sind Bestrebungen in allen Bereichen der Produktionstechnik zur Kostenminimierung und Ertragssicherung gefragt. Immer richtig ist es daher, einzelne produktionstechnische Maßnahmen auf effektiven und kostengünstigen Einsatz zu überprüfen.
Neu zur Kontrolle von Schossern, Unkrautrüben und gleichzeitig einer sicheren Unkrautbekämpfung ist das für Deutschland jetzt zugelassene Conviso-Smart-System. Erstmals in diesem Jahr wurde es in der GbR Groß Germersleben auf der gesamten Rübenfläche praktiziert. Das neue System unterscheidet sich grundsätzlich von dem bisher angewendeten Herbizideinsatz und erfordert andere Entscheidungskriterien, die strikt einzuhalten sind. Eine Verträglichkeit gegen traditionell bekannte Rübensorten liegt nicht vor und kann zu einem totalen Rübenverlust führen.
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Das System ist so beschaffen, dass nur eine auf Toleranz gegenüber Wirkstoffen aus der Gruppe der Acetolactat-Synthase(ALS)-Inhibitoren gezüchtete Zuckerrübensorte zusammen mit einem Herbizid auf der Basis eines ALS-Hemmers eingesetzt werden kann. Die Saatgutfirma KWS vermarktet derartige Sorten erstmals 2023. Angeboten werden drei Smart-Sorten mit unterschiedlichen Toleranzen.
Die Wirkortresistenz der Rüben gegen ALS wurde durch klassische Züchtungsmethoden erreicht. Grundlage der Resistenz ist eine natürliche Mutation im Rüben-Genom. Es erfolgt keine schnelle Metabolisierung des Wirkstoffes in der Rübe, sondern eine sofortige Unwirksamkeit. Dadurch wird eine sichere Rübenverträglichkeit erreicht.
Das breit wirksame Herbizid Conviso One von der Firma Bayer basiert auf Sulfonylharnstoff mit der Wirkstoffkombination aus Foramsulfuron (50 g/l) und Thiencarbazone (29 g/l). Es wirkt blattaktiv gegen ein- und zweikeimblättrige Unkräuter einschließlich schwer bekämpfbarer Unkräuter und gleichfalls gegen Wild- und Unkrautrüben.
Eine Bekämpfung von bereits ALS-resistenten Unkräutern wie Ackerfuchsschwanz oder Vogelmiere und von Kulturen wie Clearfield-Raps-Durchwuchs ist dagegen nicht möglich. Auch Unkrautrüben, die in Conviso-geführten Beständen auflaufen oder noch überleben, werden resistent. Der Hersteller empfiehlt, das Mittel Conviso One als Splittingbehandlung mit 2 x 0,5 l/ha plus 0,5 l/ha Mero. Daneben sind 14 weitere Anwendungen mit einer Aufwandmenge von 0,125–1 l/ha als Flächen- oder Bandbehandlung zugelassen.
Entsprechend der Aufwandmenge sind für die einzelnen Anwendungen sehr unterschiedliche Bestimmungen einzuhalten. Das macht das System in der Handhabung für den Landwirt nicht einfach. Auf Flächen mit Drainage ist die Anwendung in der gleichen Aufwandmenge mit einer Hacke-Band-Kombination erlaubt. Dadurch wird auf dem Bandstreifen die volle Menge ausgebracht, während auf der gesamten Fläche nur etwa die halbe Mittelmenge und damit halb so hohe Mittelkosten anfallen.
Der Ackerbaubetrieb der GbR Groß Germersleben hat – frei nach Goethe: „Grau, ist alle Theorie und grün der goldne Baum der Praxis“ – das neue Conviso-Smart-System für den gesamten Rübenbau übernommen.
Der Betrieb liegt am Westrand der Magdeburger Börde in Sachsen-Anhalt. Der typische Lössstandort der Betriebsgemeinschaft ist gekennzeichnet durch hohe Bodenwertzahlen von durchschnittlich 80 Bodenpunkten, aber auch immer durch geringe Niederschläge von jährlich 515 mm (Betriebsspiegel). Der Zuckerrübenanbau auf jährlich 200 ha ist eine wichtige wirtschaftliche Säule.
Relativ hoch sind die Kosten für einen gezielten Pflanzenschutz, besonders für den Herbizideinsatz. Es ist daher richtig, neue Möglichkeiten zu prüfen und umzusetzen. Vorteilhaft und für eine kombinierte chemisch/mechanische Unkrautbekämpfung notwendig ist eine Hacke-Band-Kombination. Der Betrieb in Groß Germersleben besitzt eine Hoe & Spray-Kombination von der Firma Schmotzer, die sie seit Jahren sehr erfolgreich einsetzt.
Die Kombination steuert den Verschieberahmen mit einer optoelektronischen Kamera. Zwischen den Reihen wird mit Vibromessern gehackt, in den Reihen das Herbizidband ausgebracht. Die Messer sind höhenverstellbar in gut beweglichen Parallelogrammen aufgehängt. Eine Hacktiefe von 3–5 mm hat sich bewährt. Mit jedem Hackgang kann zunehmend tiefer gehackt werden. Je nach Bandbreite ist eine deutlich verringerte Herbizidmenge um 50–70 % möglich. Bei allen Vorteilen sind auch Nachteile zu beachten. …
Das erwartet Sie weiter in diesem Artikel der Ausgabe 27/2023 Seite 25-27:
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Dürrejahre, Starkregen, sinkender Grundwasserspiegel, vermehrte Verdunstungsraten – wie lässt sich gegensteuern? Auf dem Waldpferdehof im brandenburgischen Dahmsdorf fanden wir interessante Ansätze.
Von Jutta Heise
Wir sehen wohl erneut einem heißen Sommer entgegen: Der Gesundheitsminister stellt Hitze-Schutzkonzepte für alte und vulnerable Gruppen vor. Es gibt Ideen, das Gießen in Gärten strikt zu beschränken, auch könne man bei Bedarf entsalztes Ostseewasser in Ballungsgebiete leiten oder – gar – nach Einkommen gestaffelte Wasserpreise einführen! Die Grünen haben im Brandenburger Landtag eine aktuelle Stunde einberufen: zur Wasserkrise …
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Es ist noch früh am Morgen und warm, es wird heißer werden in diesem Tag. Johanna und Lina, Studentinnen der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde im Fach Ökologie und Marketing, die auf dem Waldpferdehof ihr Praxissemester absolvieren sowie die beiden FÖJlerinnen Charlotte und Eva haben bis spät in die Nacht mit Jan Sommer und Carmen Becker gearbeitet. Für die Anteilsnehmer der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) waren 230 Schalen mit Erdbeeren zu füllen. Die Früchte mussten rasch geerntet werden. Bei 20 bis 24 °C gedeihen sie am besten, wir haben seit Tagen 30 °C und mehr. Teils werden Erdbeeren nicht groß genug – Wasser fehlt.
Es ist das Element der Stunde, das auch das Gemüse und die Kräuter benötigen, die Sommer und Becker auf fünf Hektar nach Demeter-Richtlinien anbauen. Das Spektrum ist riesig: Kohlarten, Fenchel, Möhren, Kürbis, Porree, Zwiebeln, Pastinaken, ganz neu stehen Kichererbsen im Feld und Auberginen.
Der gebürtige Rheinländer Sommer hat Agrarwissenschaften an der Humboldt-Uni studiert, Erfahrungen als Mitarbeiter prominenter Grüner im EU-Parlament gesammelt, bis er sich zunächst als selbstständiger Forstunternehmer mit Rückepferden im Naturpark Märkische Schweiz etablierte. Mit diesen Erfahrungen und Unterstützung anderer Betriebe in der Region gründete er 2009 zusammen mit Carmen Becker den Waldpferdehof.
Sie ist ausgebildete Gärtnerin, leidenschaftliche Arbeitspferde-Fuhrfrau und verantwortlich für die Ausbildung der Pferde – und auch der Menschen auf dem Hof. Daneben bietet sie in ihrer Zukunftswerkstatt Arbeitspferde-Kurse rund um den Einsatz dieser Tiere an. Zunächst im Nebenerwerb auf zwei Hektar, wirtschaftet man heute auf 70 ha, die Flächen sind arrondiert um den Hof herum: Die Bodenqualität ist mit „herausfordernd“ beschönigend beschrieben, zumal, wenn man Gemüsebau betreibt. Sandkuppen, Lehm, trocken ist er allemal.
„Ohne Zusatzwasser geht es nicht. Aber man kann sich Gedanken machen, wie man der Trockenheit effizient begegnet. „Fruchtfolgewechsel (die Luzerne hat uns noch nie im Stich gelassen), Mulcheinsatz in Pflanzkulturen, trockenheitsresistente Sorten wir probieren viel“, sagt Sommer. Aktuell bringt sich der Waldpferdehof mit einer Beispielfläche in ein Projekt von Klimapraxis ein. Es geht im Kern um Wasserrückhaltung und Verdunstungskühlung – durch Landschaftsveränderung.
Man will Wasser auf der Fläche halten, anstatt es abfließen zu lassen. Keyline-Design inklusive Baumpflanzungen heißt die Methodik. Sommer erläutert: „Vor zwei Jahren haben wir eine geeignete, leicht hängige Teilfläche mit Konturen strukturiert und entlang der neu gezogenen Linien Baumpflanzungen angelegt.“ 158 Bäume wurden in vier Reihen nahezu hangparallel in die Erde gebracht: Wal- und Haselnuss, Esskastanie. Sie stehen auf einem kleinen Wall, umgeben von einer Senke.
Sommer bringt es nochmal auf den Punkt: „Es ist ein Leitsystem zur Verteilung des Wassers, indem der gesamte Boden zur Versickerung bereit steht. Dies kann eine noch bessere Wirkung entfalten, wenn gleichzeitig Agroforststreifen zur Windbrechung und zur Verminderung der Verdunstung angelegt werden.“ In unserem Fall handelt es sich um vierreihige, einen Kilometer lange Landschaftshecke mit 4.400 Bäumen.
Das Projekt mit einer Laufzeit von 3,5 Jahren wird vom Europäischen Landwirtschaftsfonds sowie mit Mitteln des Landes Brandenburg gefördert. „Ziel ist es, praktische Anpassungsstrategien und solche Erfahrungen der Landwirtschaft zugänglich zu machen.“
Sommers Part ist es, ganz empirisch Erfahrungen zu sammeln, ob und wie das Konzept funktioniert, wie man es in die Fläche bekommt und andere Interessierte daran teilhaben zu lassen. Wir haben hier ein Beispiel, wie eine konkrete Klimaanpassung funktionieren könnte.
Bis die Bäume groß sind, werden zwar noch Jahre vergehen, aber ich denke, wir werden schon viel früher sehen, welches Potenzial darin für uns Landwirte liegt.“ Er sagt, in den lang anhaltenden Trockenperioden ist deutlich geworden: „Die Bäume müssen wegen des trockenen Unterbodens öfter und intensiver gegossen werden. Wir setzen auf Sicherheit und wässern mittlerweile mit 60 Litern pro Baum in einem Durchgang.“
Die Arbeit mit Zugpferden (Sommer unterrichtet das Fach an der Eberswalder Hochschule, überdies ist man Demeter-Demonstrationsbetrieb) ist von Anfang an Teil des Betriebskonzepts. Sieben Rheinische Kaltblüter sind auf dem Hof zu Hause, zwei von ihnen erst seit vorigem Jahr, müssen teils noch ausgebildet werden. „Ihr Einsatz zur Unkrautregulierung im Gemüse ist ideal“, sagt Sommer. Er wirkt sich nachweisbar positiv auf die Bodenstruktur aus. Pferde müssen genauso exakt arbeiten wie eine Maschine.
„Zu ihrer Orientierung haben wir Dämme angelegt, 70 Zentimeter von Damm zu Damm.“ Am besten funktioniere der Einsatz der Kaltblüter in der Kombination mit Maschinen. „Wenn wir Einzelkulturen intensiver anbauen, etwa den Porree, ist der Geräteeinsatz sinnvoll.“ Dann wird zum Beispiel der Jäteflieger flottgemacht (wovon es sogar solargetriebene Modelle gibt).
Die Absatzstruktur ist vielfältig. Man beliefert die Abokiste Apfeltraum in Müncheberg, und 270 Anteile hat Solawi gezeichnet. Ein wichtiger Partner ist Märkisches Landbrot, wohin man Lichtkornroggen liefert, auch Möhren für Spezial-brote (maschinell gewaschen und geköpft auf dem Hof). Man baut samenfeste Sorten wegen des intensiveren Geschmacks und der Frische an. Vorkontrakte und Abnahmegarantien zu Jahresanfang sichern den Absatz. Der eigene Hofladen ist jeden Samstag geöffnet.
„Wir haben uns von verschwommenen Zukunftsvorstellungen hin zu einem Vollerwerbsbetrieb entwickelt“, sagt Jan Sommer noch, der für die Grünen im Kreistag sitzt. „Von diesen Leistungen wollten wir feste Mitarbeiter binden, die den Betrieb später weiterführen.“ Gelungen ist es nicht. Nach wie vor hofft man, dass sich irgendwann eine oder einer der vielen jungen Leute, die auf dem Waldpferdehof Erfahrungen sammeln konnten, für die Hofnachfolge interessiert.
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Karlsruhe. Das Bundesverfassungsgericht hat die für Freitag geplante Verabschiedung des umstrittenen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im Bundestag gestoppt.
Die zweite und dritte Lesung dürfe nicht in der laufenden Sitzungswoche stattfinden. Das teilte das höchste deutsche Gericht am Mittwoch, den 5. Juli 2023 nach einem Eilverfahren mit.
Ausgelöst hatte das der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann mit einem Antrag auf eine einstweilige Anordnung, denn der Gesetzentwurf wurde den Abgeordneten nicht mindestens 14 Tage vorher schriftlich vorlegt.
Heilmann argumentiert, dass seine Rechte als Abgeordneter durch das Gesetzgebungsverfahren erheblich verletzt worden seien. Die maximal verkürzten Beratungen zur GEG-Novelle im Parlament erlaubten es nicht, konzeptionellen Schwächen des Gesetzespakets aufzuzeigen und zu ändern.
Das Gericht stimmte Heilmann zu und kam zu dem Ergebnis, „dass die für den Erlass einer einstweiligen Anordnung sprechenden Gründe überwiegen“. Das Interesse an der Vermeidung einer irreversiblen Verletzung der Beteiligungsrechte wiege schwerer als der Eingriff in die Verfahrensautonomie des Bundestages, der das Gesetzgebungsverfahren lediglich verzögere.
Die Richter betonten aber zugleich, dass das geänderte GEG noch immer zum 1. Januar 2024 in Kraft treten könne. Dafür müsse nur im Juli, nach Beginn der offiziellen Sommerpause, noch eine Sondersitzung abgehalten werden.
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