Die Ereignisse des Deutschen Bauernkrieges jähren sich 2025 zum 500. Mal. Angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Landwirtschaft ist es an der Zeit, sie einmal mehr ins Bewusstsein zu rücken.
Von Dr. Nora Hilgert
Das Museum ist ein mehr als geeigneter Ort für diese historische Auseinandersetzung, und so wird im Gedenkjahr 2025 unter anderem eine große Thüringer Landesausstellung den Deutschen Bauernkrieg beleuchten.
Einer von zwei Hauptpartnern sind die Mühlhäuser Museen mit ihren seit der DDR-Zeit etablierten Gedenkstätten zu Thomas Müntzer und dem Bauernkrieg. Das Panorama Museum Bad Frankenhausen ist ebenfalls beteiligt. Viele weitere Museen und Institutionen werden sich bundesweit mit einem eigenen Programm anschließen.
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Wie kam es dazu, dass sich 1524 und 1525 in weiten Teilen Deutschlands, Tirols, des Elsass und der Schweiz (damals noch Bestandteile des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation) Aufstände wie ein Lauffeuer ausbreiten konnten?
Bauern, Dorfbewohner, aber auch die Stadtbevölkerung begehrten gegen eine ganze Reihe von Missständen auf, die ihnen das Leben fast unerträglich machten. Doch die Ereignisse kamen keineswegs aus dem Nichts. Bereits Jahre zuvor flammten lokal begrenzte Revolten auf. Hierzu zählen die „Bundschuh“-Bewegung sowie der „Arme Konrad“.
Das Leben der ländlichen Bevölkerung war zunehmend von erheblichen persönlichen und rechtlichen Einschränkungen geprägt. So lebten viele in sogenannter Leibeigenschaft in absoluter Abhängigkeit von Fürsten, Herzögen und Grafen. Zudem war es den meisten strikt untersagt, für ihren eigenen Bedarf auf Gemeindegrund zu jagen, zu fischen oder Holz aus den angrenzenden Wäldern zu holen. Stattdessen musste ein Großteil an den Lehnsherren abgegeben werden, der häufig die juristische Gewalt über seine Untertanen hatte.
Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts verschärften sich die Eingriffe in das tägliche Leben. Schwelender Unmut brach sich zwischen 1493 bis 1517 unter dem Zeichen des Bundschuhs, der typischen bäuerlichen Fußbekleidung, Bahn. Vor allem in den Gebieten des Oberrheins gingen die Bauern gegen die massive Beschneidung ihrer Rechte vor und forderten, das „alte Recht“ wiederherzustellen, das mehr Freiheiten vorsah. Der Protest blieb nicht immer friedlich. Die Bauern griffen zu den Waffen, doch wurden die Unruhen jedes Mal blutig niedergeschlagen.
Ähnlich endete eine ebenfalls lokal begrenzte Revolte im Herzogtum Württemberg. Der Landesherr Herzog Ulrich brachte mit einer Änderung der handelsüblichen Gewichte bei gleichbleibenden Steuern das „Fass zum Überlaufen“. Die Empörung der Bevölkerung mündete im Aufstand des „Armen Konrad“. Trotz einer raschen Zurücknahme der Gewichtsänderungen und eines Vertrages über die Einräumung weiterer Rechte ließen sich die Aufständischen nicht befrieden. Allerdings war das Heer des Herzogs übermächtig und die Wortführer des „Armen Konrad“ wurden hingerichtet.
Nur zehn Jahre später sollte ein Flächenbrand ausbrechen, der innerhalb kurzer Zeit den bisher lokalen Rahmen verlassen und sich von Süden her bis nach Mitteldeutschland ausweiten sollte. In diesem Zusammenhang spricht man vom Deutschen Bauernkrieg.
Ihren Anfang nahmen die Aufstände unter anderem in Baltringen, heute gelegen in Baden-Württemberg. Weihnachten 1524 sollen sich Bauern aus dem Dorf im Wirtshaus zusammengefunden haben, um ihrem Ärger Luft zu machen. Schnell verbanden sich einige Hundert zu einem sogenannten Haufen, also einem paramilitärischen Zusammenschluss. Fast zeitgleich bildete sich der „Allgäuer Haufen“. Es folgte der Zusammenschluss des „Seehaufens“ am Bodensee.
Anfang März 1525 kamen Abgesandte der Haufen in Memmingen zusammen, um sich erstmals auf übergreifende Forderungen zu einigen. Die „Zwölf Artikel“ entstanden und wurden als Flugschrift in alle Himmelsrichtungen verbreitet. 25.000 Stück sollen im Umlauf gewesen sein. Reformatorisch beeinflusst forderten die Autoren neben der Abschaffung bereits bekannter Missstände die freie Pfarrerwahl.
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, griffen die Bauern erneut zu den Waffen. Damit zogen sie von Dorf zu Dorf, plünderten Klöster, Burgen und Schlösser. Ebenso wurden die Städte der Region vom Aufstand ergriffen. Die Obrigkeit wurde sowohl in ihrem Besitz, als auch in ihrem Selbstverständnis empfindlich getroffen. Rasend schnell breiteten sich die Aufstände in Tirol, im Elsass, der Pfalz, am Mittelrhein, in Hessen und Thüringen aus. Doch der Widerstand gegen das Aufbegehren des „gemeinen Mannes“ ließ nicht lange auf sich warten.
Im süddeutschen Raum setzte der Schwäbische Bund, ein Zusammenschluss aus Reichsstädten, Reichsklöstern, Reichsrittern, Grafen und Fürsten, den Feldhauptmann Georg Truchseß von Waldburg ein. Er versammelte ein großes Heer hinter sich und beendete kleinere Revolten schnell. Mit großer Härte ging er in verschiedenen Schlachten gegen die Bauern vor. Viele Zehntausend ließen dort ihr Leben oder wurden gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Ähnlich erging es den Aufständischen in Thüringen.
Der radikale Prediger Thomas Müntzer galt lange als Symbol des Aufstands, doch es waren viele Wortführer, die die Bauern und Unzufriedenen zum Widerstand gegen die bestehende Ordnung aufriefen. Nicht selten wurden reformatorische Prediger zu Begleitern der Bewegung. Im thüringischen Frankenhausen kam es am 15. Mai zu einer Schlacht, in der mehr als 5.000 ihr Leben ließen. Der Sieg der adligen Truppen leitete das Ende des Krieges ein.
Der Deutsche Bauernkrieg kostete nicht nur viele Menschen das Leben, auch die geforderten Freiheiten wurden ihnen zumeist nicht gewährt. Der ländlichen Bevölkerung bot jedoch das Reichskammergericht in der Folge die Möglichkeit, Konflikte rechtsbasiert zu lösen.
Verglichen mit unserer heutigen Zeit, die geprägt ist von einer regelrechten Bilderflut in Fernsehen, Internet, Instagram und Co. sind nur wenige Darstellungen aus der Bauernkriegszeit bekannt. Auftragsporträts von Bauern gibt es nicht, denn ihnen fehlten die Mittel, sich malen zu lassen.
Auch persönliche Nachrichten aus dem Umfeld der Aufständischen sind selten überliefert. Um sich dennoch ein Bild von der Zeit und den Geschehnissen zu machen, werden seit den 1960er-Jahren, gerade in Museen, sogenannte Dioramen aus Zinnfiguren ausgestellt. Schlachtenverläufe, aber auch einzelne Ereignisse werden so lebendig. Im Laufe der Jahre ist diese Form der Darstellung in Vergessenheit geraten. Viele Museen haben neue Medien eingeführt und die Dioramen ersetzt.
Der britische Künstler Doug Miller hat das alte Genre neu belebt und bildet viele Szenen des Bauernkrieges mit vollplastischen Zinnfiguren ab. So entstand eine ganze Reihe solcher Dioramen in den vergangenen Jahren. Eine Gesamtschau seiner Arbeiten ist gemeinsam mit einprägsamen Schautafeln über verschiedene Protagonisten derzeit in den Mühlhäuser Museen zu sehen.
Die Sonderausstellung „Aufstand der Zinnfiguren. Geschichten aus dem Bauernkrieg“ soll einen ersten Vorgeschmack auf die Thüringer Landesausstellung „freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg“ geben, die im April 2025 eröffnet wird. Die Mühlhäuser Museen wollen mit ihren Ausstellungen den Bauernkrieg wieder mehr ins Bewusstsein rücken. Die aktuelle Sonderausstellung ist noch bis 28. Mai im Kulturhistorischen Museum in Mühlhausen zu sehen.
Dr. Nora Hilgert
Unsere Autorin, Dr. Nora Hilgert, ist Redakteurin für Wissenschaftskommunikation der Thüringer Landesausstellung „freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg“.
Sie studierte in Hamburg Geschichtswissenschaften und promovierte 2011 über Fernsehkrimis der 1950er-Jahre in Ost und West. Von 2009 bis 2020 war sie Geschäftsführerin des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, von 2019 bis 2020 Leiterin der Strategie- und Presseabteilung des Deutschen Historischen Instituts Washington und 2021 Leiterin des Fördervereins „Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte“. Seit 2023 ist Dr. Hilgert Mitarbeiterin für Wissenschaftskommunikation der Mühlhäuser Museen.
Am Brandenburger Landesentscheid des Berufswettbewerbs maßen 14 Auszubildende der Land- und Tierwirtschaft Wissen und Können und lernten dann auch noch Agrarminister Axel Vogel kennen, der ihnen gratulierte.
Für manche von ihnen begann der Tag früh: Finja Starck, die am Ende bei den Tierwirten auf Platz zwei landete, war schon seit 4.30 Uhr mit der Regionalbahn unterwegs, anderen ging es ähnlich. Und alles nur, um rechtzeitig um 8 Uhr in Groß Kreutz zu sein. Denn dort fand am Dienstag vergangener Woche der Brandenburger Landesentscheid des Berufswettbewerbs der Deutschen Landjugend statt.
Nach einem sechsstündigen Wettbewerb standen die Besten fest, und gewonnen haben sie alle: an Kontakten, Erfahrungen, Training von Prüfungssituationen und allgemeiner Blickfelderweiterung.
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Im Vergleich zu den Vorentscheiden in den fünf Oberstufenzentren gab es mehr Praxis: Neben Antworten auf allgemeine und fachspezifische Fragen und Vorträgen (Tierwohl, Digitalisierung) waren die Azubis in Groß Kreutz mehrfach praktisch gefordert. Die Landwirte sollten u. a. ein Milchrind beurteilen und kaufen, einen Getreideschlag bonitieren und einen Wassereimer auf Palette geschickt per Frontlader transportieren. Die Tierwirte hatten Futtermittel zu bestimmen, eine Zuchtkarte auszufüllen und einen Melkstand samt Melktechnik und Betriebsmitteln zu prüfen.
In einem von den Landfrauen mit Blumen geschmückten Saal dankte Heiko Terno, Vizepräsident des Landesbauernverbandes, den mehr als 200 Teilnehmern, besonders den 14 anwesenden, die sich den Wettbewerben stellten, aber auch den knapp 20 ehrenamtlichen Richtern, die den Landeswettbewerb begleiteten. Ohne sie wäre das Prüfungswesen der Landwirtschaft in Gefahr, ist Terno überzeugt.
Agrarumweltminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) nahm sich die Zeit, den jungen Leuten persönlich zu gratulieren. Die Landwirtschaft brauche gut ausgebildete Fachkräfte, um sich den Herausforderungen der Branche zu stellen, so Vogel. Die Anpassung an die Klimaveränderungen, der Schutz der Artenvielfalt sowie der Transformationsprozess zu einer tierwohlorientierten Tierhaltung stellten die größten Aufgaben für die landwirtschaftlichen Betriebe dar.
Engagement, Know-how, Kreativität und Innovationsoffenheit seien dabei gefragt. „Erfreulich ist, dass die Landwirtschaft nicht vom Rückgang der Ausbildungszahlen betroffen ist und die Zahlen stabil sind“, so Vogel. Dies spreche für die hohe Qualität der Ausbildung. Er wünschte den Jugendlichen, sie mögen ihrem Beruf treu bleiben, gut abschließen und eine gute Stelle bekommen, die auch gut bezahlt werde.
Einen Zwischenapplaus bekam Tino Erstling, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes des Gastgeberkreises Potsdam-Mittelmark: Der Verband wünsche dem Agrarnachwuchs eine größere Wertschätzung von Politik und Gesellschaft. Die jüngsten Äußerungen seines Parteikollegen Benjamin Raschke zur Tierhaltung trügen nicht unbedingt dazu bei, so Erstling an die Adresse des Ministers.
Detlef May, Leiter der gastgebenden Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung (LVAT) betonte den Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit durch den Wettbewerb. Radiosender hätten den ganzen Tag berichtet. Es gelte immer wieder zu trommeln und zu zeigen, wie wichtig Landwirte für die Versorgung sind.
Landwirte
1. Platz: Franziska Sophie Aldag (Lübbinchener Milch und Mast GbR)
2. Platz: Joshua Fritz Kipp (Havelland Hof Ribbeck)
3. Platz: Timo Koch (LVB GmbH Seefeld) und Marian Krüger (Landwirtschaft Golzow)
Tierwirte
1. Platz: Merle Bornstein (Fürstenwalder Agrarprodukte Buchholz GmbH)
2. Platz: Finja Starck (Schöllnitz Agrar GmbH)
3. Platz: Paul Hansen (AG Karstädt) und Lena Frieda Trill (RBB)
Veterinäre der Klinik für Klauentiere aus der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig und Ingenieure aus Chemnitz bündeln ihre Kompetenzen zur Unterstützung sächsischer Betriebe bei der Digitalisierung und Automation in der Rinderhaltung. Wie sieht der Milchviehstall der Zukunft aus?
Von Prof. Dr. Alexander Starke, Universität Leipzig
Am 10. März 2023 wurde am ICM – Institut Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau der Startschuss für das Innovationsnetzwerk „DieKuh“ gegeben.
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In den nächsten fünf Jahren sollen Forschungs- und Entwicklungsprojekte initiiert werden. Konzepte und Technologien werden entwickelt, welche den notwendigen Schritt hin zur klima- und ressourcenschonenden sowie wirtschaftlichen, tierwohlorientierten, regionalen Rinderproduktion unterstützen. Kleine und mittelständische Agrar- und Industrieunternehmen können dem Netzwerk beitreten oder ihre Problemlagen in die Diskussionen einbringen.
Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung und die Klimaziele erfordern von der Landwirtschaft einen entscheidenden Beitrag. Laut Dr. Sebastian Ortmann, Leiter des ICM, kann dieser nur mit einer Kehrtwende – hin zu regional angepassten Produktionseinheiten und regionalen, resilienten Kreisläufen – gelingen.
Der Ingenieur spricht aus, was sich Prof. Alexander Starke, Direktor der Klinik für Klauentiere, Leipzig, wünscht. Es braucht moderne Werkzeuge in Hard- und Software, welche die flexible Automatisierung auch in kleinteiligen, landwirtschaftlichen Produktionen wirtschaftlich ermöglichen.
Hier bietet sich die Analogie zur industriellen Güterproduktion an, wo das ICM schon Kleinserien oder kundenindividuelle Produktion im Mittelstand erfolgreich automatisiert. Zur inhaltlichen Ausrichtung der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten haben Dr. Ortmann und Prof. Starke mit ihren Teams eine Vision für den modernen, regionalen Milchviehstall im Jahr 2030 entwickelt.
Dieser ist technisch modular aufgebaut und bietet ideale Bedingungen für eine definierte Anzahl an Rindern und Arbeitskräften sowie kurze Wege. Da sich das Tierwohl sowohl auf die Qualität der Produkte als auch auf die Prozesseffizienz auswirkt, werden die Haltungsbedingungen entsprechend angepasst. Intensiver Einsatz von Sensorik und weiteren modernen technologischen Ansätzen hilft, Krankheiten und Stress bei den Tieren frühzeitig zu detektieren.
Digitale Akten und künstliche Intelligenz unterstützen das Management und sind Basis für zielgerichtete tierpflegerische/zootechnische oder tierärztliche Maßnahmen. Pauschale Medikamentenabgabe gehört der Vergangenheit an. Sämtliche Interventionen wie Füttern/Tränken, Entmisten und Melken bis zur Reinigung und Pflege der Tiere sind hochautomatisiert.
Neben Wind-, Sonnenkraft und Biogas decken energetische Reserven wie Wärmerückgewinnung bei der Milchkühlung bis zur Nutzung von Methangas aus dem Atem der Kühe den Energiebedarf.
Als regionaler Knoten können dem Milchviehstall 2030 weitere Module wie Schlachtung, Milchtankstelle bzw. Molkerei angeschlossen werden. Hier ist die Vernetzung zu regionalen Partnern und Endverbrauchern denkbar und damit die Ausrichtung an lokalen Bedürfnissen.
In Hoppenrade und Abtshagen sind Ende März auf Landesebene die Entscheidungen zum Berufswettbewerb der deutschen Landjugend gefallen. Erstmals setzte sich mit Ingrid Vogt eine junge Frau durch.
Unter dem Motto „Mit Herz und Hand – smart fürs Land“ treten aktuell bundesweit junge Menschen aus den grünen Berufen miteinander in den Wettstreit. Ziel ist die Teilnahme am Bundesentscheid des Berufswettbewerbs der deutschen Landjugend im Juni in Echem.
Dafür versuchten jüngst 40 Nachwuchskräfte der Sparten Land-und Forstwirtschaft beim Landesentscheid, die entscheidende Hürde zu nehmen.
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Alle Teilnehmer absolvierten zunächst einen schriftlichen Teil, bestehend aus Allgemeinwissen und Berufstheorie. Vor der Jury musste eine Präsentation zu aktuellen Themen gehalten werden. Es folgten entsprechend der fachlichen Ausrichtung verschiedene Praxisaufgaben.
In der Sparte Landwirtschaft galt es Folgendes zu meistern: Getreideschlag bonitieren, Milchkuh nach dem Body Condition Score beurteilen und Kaufentscheidung treffen. Als Teamaufgabe stand ein Geschicklichkeitsparcours an, bei dem die Bewerter vor allem auf Unfallverhütung und Arbeitssicherheit achteten.
Für die Forstwirte war ein Komplex besonders herausfordernd: Schadbilder, Bäume, Sträucher und geschützte Pflanzen bestimmen, da bundesweit mehr vorkommt als in den heimischen Wäldern. Zur täglichen Routine gehören dann eher Aufgaben, wie einen Baumstamm entasten oder fällen, die ebenfalls im Wettbewerb simuliert wurden.
Nach aufregenden Stunden dann die erlösende Nachricht für die Landessieger und Teilnehmer am Bundesentscheid: Ingrid Vogt, Manuel El Medaghri & Paul Saathof sowie Cedric Janke. Den Kopf hängen lassen braucht aber keiner, denn „jeder Teilnehmer geht gestärkt mit neuen Erfahrungen und Wissen aus dem Wettbewerb heraus“, so Tobias Schröder, Vorstandsvorsitzender des Landjugendverbandes im Land.
Wir sprachen mit Ingrid Vogt, die nicht nur den Landesentscheid des Berufswettbewerbs gewann, sondern Anfang März auch die Landesmeisterschaft im Melken (Bauernzeitung 11/2023, S.10).
Wie fühlt es sich an, innerhalb kürzester Zeit zwei Titel im Land gewonnen zu haben?
Im dritten Lehrjahr so etwas erreicht zu haben, ist toll und gibt noch mal Aufschwung. Vor allem wird man auch noch mehr gesehen, gerade als Frau – das ist ein schönes Gefühl. Meine Eltern – ich komme vom Familienbetrieb – und mein Ausbildungsbetrieb sind auch stolz auf mich.
Was waren für dich die größten Herausforderungen beim Wettbewerb?
Allgemeinwissen mit geschichtlichen Fragen war sehr anspruchsvoll. Bonitur war auch nicht meine Lieblingsaufgabe, weil ich eher tierversierter bin.
Hast du während des Tages mit dem Sieg geliebäugelt?
Während des Wettbewerbs war ich sehr aufgeregt. Es waren so viele gute und landwirtschaftsbegeisterte Teilnehmer dabei. Mit dem Sieg habe ich überhaupt nicht gerechnet. Umso überraschter und glücklicher war ich.
Landwirtschaft (Azubis)
1. Ingrid Vogt, Landwirtschaftsbetrieb Griepentrog
2. Hauke Meyer, Landwirtschaftsbetrieb Pentzlin
3. Thies Gagelmann, Landwirtschaft Hof Waldeck S. Grebe
Landwirtschaft II (Fachschüler in Zweier-Teams)
1. Manuel El Medaghri, APV Samtens Rügen & Paul Saathof, Agrarprodukte Neuenkirchen
2. Fritz Diekhoff, Gut Bad Sülze & Tillmann Otto Menzel
Forstwirtschaft (Azubis)
1. Cedric Janke, Forstamt Poggendorf
2. Daniel Brassat, Forstamt Grabow
3. Chris Holm, Forstamt Güstrow
Die Reifeschätzung des Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft und des LVK Berlin-Brandenburg zur Voraussage des optimalen Schnitttermines auf dem Grünland in Brandenburg 2023 wurde mit der zweiten Beprobung fortgesetzt.
Von Bianka Boss (LKVBB) und Dr. Jürgen Pickert (ZALF)
Trotz warmer Witterung am letzten Wochenende blieb der Wetterverlauf seit der ersten Probenahme, gemessen an den Erfahrungen der letzten Jahre, eher kühl. Immer wieder traten Niederschläge auf und setzten das an sich „grünlandfreundliche“ Wetter fort.
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Unter diesen Bedingungen war zwar eine Zunahme der Mengenentwicklung zu beobachten, die morphologische Entwicklung der Hauptbestandsbildner verlief auf den meisten Standorten jedoch eher zögerlich. Lediglich in warmen Lagen entsprachen die erreichten Rohfasergehalte mit 20 % i.d.TM den Erwartungen (Tabelle). Hier dürfte die Schnittreife gegen Ende der ersten Maidekade erreicht werden.
Der für die nächsten Tage vorhergesagte Temperaturanstieg fällt nur mäßig aus und wird der Vegetationsentwicklung auch in den nächsten Tagen keinen starken Schub verleihen. Damit bleibt die zurückhaltende Prognose für den Beginn des 1. Grünlandaufwuchses 2023 bestehen.
Angesichts der großen Unterschiede zwischen den Regionen und Standorten ist in diesem Jahr die Rohfaserbestimmung auf ausgewählten Grünlandflächen besonders zu empfehlen, um den optimalen Schnitttermin schlagbezogenen zu ermitteln.
Nr. | Region | Standort | Rohfaser % d. TM | ADF 1) % d. TM |
1 | Randow-Welse-Bruch | Niedermoor | 18-20 | 19-21 |
2 | Oberhavel | Mineralboden Niedermoor | 21 20 | 23 23 |
3 | Ruppin | Mineralboden Anmoor Niedermoor | 18 20 17 | 18-19 22 18 |
4 | Rhinluch | Anmoor Niedermoor | 20 15-20 | 22 18-22 |
5 | Havelland | Mineralboden | 20 | 22 |
6 | Nuthe-Urstromtal | Mineralboden Anmoor Niedermoor | 17 17 18 | 20 17-18 16-17 |
7 | Dahme-Spree | Mineralboden Niedermoor | 20-21 23 | 21-25 25 |
8 | Niederer Fläming | Anmoor Niedermoor | 19 19 | 20 19 |
Im Freistaat soll ein Agrarstrukturgesetz den Preisdruck am Boden- und Pachtmarkt dämpfen und große Investoren aus Betrieben fernhalten. Strittig sein dürfte die Deckelung für Flächenbesitz.
Aktuell liegt der Entwurf zur Anhörung vor: Das sächsische Agrarministerium hat Mitte April 2023 ein Agrarstrukturgesetz vorgestellt, das regional ansässige Landwirte im Grundstücksverkehr bevorzugen, sie vor überhöhten Pacht- und Kaufpreisen schützen sowie den Verkauf von Unternehmensanteilen an nicht landwirtschaftliche Investorenverhindern soll. Damit wird eine im Koalitionsvertrag fixierte Vereinbarung erfüllt, die vor allem den Grünen wichtig war. Der Gesetzentwurf soll nach Anhörung der Verbände möglichst noch vor der Sommerpause ins parlamentarische Verfahren gehen.
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„Das Agrarstrukturgesetz ist der dringend benötigte Schutzschirm für unsere sächsischen Landwirtinnen und Landwirte“, erklärte der agrarpolitische Sprecher der Grünen, Volkmar Zschocke, nach Vorstellung des Gesetzes. Er verwies auf den zunehmenden Flächendruck durch „Siedlungsbau, Gewerbe oder Energiegewinnung“. Das Gesetz helfe, faire Bedingungen für die Landwirte herzustellen und „eine Verdrängung durch Bodenspekulation zu verhindern“. Auch junge Familien sollten Höfe übernehmen können und bezahlbaren Zugang zu den notwendigen Flächen haben, so Zschocke.
Zustimmung erhält der Entwurf auch von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die schon seit längerer Zeit ein Agrarstrukturgesetz fordert. „Der Gesetzentwurf ist ein großer Schritt in die richtige Richtung“, sagte Anne Neuber, Geschäftsführerin der AbL Mitteldeutschland. „Nur mit einem starken Agrarstrukturgesetz kann der Ausverkauf der sächsischen Landwirtschaft an Investoren endlich gestoppt werden. Wir werden den Entwurf gründlich prüfen und uns kritisch und konstruktiv in den weiteren Prozess einbringen.“ Insbesondere die Regelungen zu sogenannten Share deals, also der Verkauf und Erwerb von Betriebsanteilen, war dem Verband wichtig. Das Gesetz unterwirft solche Geschäfte einer Anzeige- und Genehmigungspflicht.
Der vorgelegte Entwurf fülle eine bestehende Regulierungslücke, indem er juristisch nachvollziehbar Versagungsgründe für Share Deals herleitet. Dies trägt aus Sicht der AbL dazu bei, die Agrarstruktur in Sachsen zu erhalten. Auch dem Sächsischen Landesbauernverband (SLB) liegt der Entwurf vor. Eine erste Besprechung sollte am Donnerstag, den 27. April 2023, im erweiterten Verbandsrat erfolgen, die man vor einer ersten öffentlichen Stellungnahme abwarten wollte.
Bereits zur Jahresauftaktklausur des SLB im Januar war das Thema diskutiert worden, nachdem es dort Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) vorgestellt hatte. Ohne öffentlich näher ins Detail zu gehen, hatte SLB-Präsident Torsten Krawczyk das Anliegen des Agrarstrukturgesetzes, die Landwirte vor Spekulation zu schützen und einen überhitzenden Bodenmarkt zu vermeiden, im Prinzip befürwortet. Gleichzeitig kritisierte er nach der Verbandsklausur im Januar, dass Höchstgrenzen für den Flächenerwerb festgelegt werden sollten.
Offen blieb damals, wo diese Grenze liegen sollte. Zumindest im nun vorgelegten Entwurf ist eine Flächenkonzentrationsgrenze von 2.500 ha vorgesehen. Unternehmen und sonstige Akteure sollen über diese Grenze hinweg nicht dauerhaft landwirtschaftliche Flächen kaufen oder pachten oder über beherrschende Gesellschaftsbeteiligungen mittelbar besitzen können. Allerdings gilt Bestandsschutz für Betriebe, die bei Inkrafttreten des Gesetzes bereits über dieser Grenze liegen – und auch dann noch, wenn sie diese danach zwischenzeitlich unterschreiten.
Um die Flächenkonzentration von Unternehmen und verflochtenen Unternehmen zu bewerten, sollen alle in der Bundesrepublik gehaltenen Pacht- und Eigentumsflächen einbezogen werden, erklärte das Agrarministerium auf Anfrage. Bei Antragstellung auf eine Erwerbsgenehmigung seien entsprechende Angaben offenzulegen. Dies werde man stichprobenartig überprüfen, heißt es aus dem Ministerium. „Die Durchsetzung der Anzeigen und die Richtigkeit der dabei gemachten Angaben soll durch eine Erweiterung der Möglichkeiten zur Verhängung von Ordnungsmitteln durch die Behörden gesichert werden.“
Anzeigepflichtig wird auch die Übertragung von Anteilen an Unternehmen mit Besitz oder Eigentum an landwirtschaftlich nutzbaren Flächen. Auch hier wird die Konzentrationsgrenze relevant. Wird sie überschritten, muss der entsprechende Akteur seinen Flächenzugriff entsprechend reduzieren. Das Verwaltungsverfahren zur Prüfung dieser „Share Deals“ und vergleichbarer Rechtsgeschäfte soll beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) geführt werden. Aus Sicht des Ministeriums belegt eine Studie des Thünen-Instituts aus dem Jahr 2017, dass auch in Sachsen außerlandwirtschaftliche Investoren als Mehrheitseigentümer einen beträchtlichen Teil der Landwirtschaftsbetriebe besitzen und Vorkehrungen getroffen werden sollten.
Besorgt ist man im Agrarministerium auch über die Entwicklung der Kauf- und Pachtpreise für landwirtschaftlich genutzte Flächen, durch die die Betriebe einem hohen Wettbewerbsdruck ausgesetzt seien. Auch hier sollen Höchstgrenzen Abhilfe schaffen. So soll Land nicht teurer als 20 % über Verkehrswert verkauft werden dürfen. Der Pachtzins darf nicht höher als 50 % über dem ortsüblichen Vergleich liegen. Hierzu werde das LfULG alle zwei Jahre regionale Pachtpesspiegel erstellen, wozu das bereits vorhandene IT-Programm zum Grundstücks- und Pachtverkehr in Sachsen weiterentwickelt werden soll.
Um den Erwerb von Landwirtschaftsflächen durch Nichtlandwirte zu erschweren, sieht der Gesetzentwurf eine Stärkung der gemeinnützigen Sächsischen Landsiedlungsgesellschaft (SLS) vor. Sie soll ihr Vorkaufsrecht schon ab 1 ha und nicht erst ab 2 ha wie bisher ausüben können. Die Genehmigungsfreiheit für Verkäufe landwirtschaftlicher Flächen wird zugleich auf 1 ha angehoben. Weiterhin soll die SLS ein Vorkaufsrecht zugunsten Dritter erhalten. Die Haltefrist der SLS, in der das Grundstück agrarstrukturverbessernd eingesetzt werden kann, soll auf zehn Jahre verlängert werden.
Walpurgisnacht im Spreewald: Hexen am FließVon wegen nur am Brocken! Auch im Spreewald wird Walpurgis gefeiert, und das mit traditionellen Sitten und Bräuchen – und natürlich mit sehr viel Engagement der Organisatoren.
Sie ist die wohl mystischste aller Nächte – die sagenumwobene Walpurgisnacht, in der die Hexen fliegen, tanzen und feiern. Doch nicht nur auf dem Harzer Brocken ist in dieser Nacht der Nächte die Hölle los. Denn die Ursprünge dieser Hexerei reichen bis in die vorchristliche Zeit zurück – und führen auch in den Spreewald.
„Das Hexenbrennen“, erklärt die Lübbenauer Oberhexe Walpurga, „ist das große altslawische Fest zur Begrüßung des jungen Frühlings. Mit großen Feuern werden dunkle Mächte des Winters verbrannt. Somit werden die dunklen Kräfte vernichtet, die unser Volk umklammern. Lassen wir Jubel und neues Leben in unsere Herzen, in unsere Seele und in den Geist unseres sorbischen Volkes.“
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Doch bevor wir dem Hexengetümmel in Lübbenau und Lehde auf den Besen fühlen, erst mal ein Blick hinter die Kulissen und in die Geschichte. Denn der Spreewald ist bekannt für seine reiche Sagenwelt, für seine Sitten und Bräuche, von denen zum Glück bis heute noch so einige bewahrt werden konnten. Eine Aufgabe, der sich seit 25 Jahren auch der Lübbenauer Verein Rubisko stellt.
„Das wendische Wort steht für Halstuch, das Bestandteil der niedersorbischen Trachten ist“, erklärt Vereinsvorsitzende Andrea Pursche. Die Pflege dieser niedersorbischen Trachten, die noch bis weit ins 19. Jahrhundert zum alltäglichen Leben gehörten, steht auch im Mittelpunkt der Vereinsarbeit.
Sie werden bei Festen mit Stolz und Würde getragen und präsentiert. Und genau zehn Jahre ist es her, da gab für die Vereinsmitglieder von Rubisko eine besondere Auszeichnung: Die niedersorbische Festtracht wurde beim Deutschen Trachtentag in Lübbenau zur Tracht des Jahres gekürt. „Damit hat sich für unseren Verein viel verändert.
Zum einen hat die Auszeichnung unsere Arbeit bereichert, zum anderen bekam der Spreewald bundesweit viel Aufmerksamkeit“, sagt Andrea Pursche, die den Verein mit gegründet hat und ihm seit 15 Jahren vorsteht.
Sie selbst ist in Lübbenau aufgewachsen, kennt die wendisch-sorbischen Bräuche also von Kindesbeinen an. Zudem ist die studierte Meliorationsingenieurin seit vielen Jahren in der Lübbenauer Touristeninformation fürs Marketing zuständig. „Wer seine Heimat liebt, mit ihr fest verwurzelt ist, der engagiert sich auch mit Leidenschaft für den Erhalt dieses einzigartigen Kulturgutes“, sagt sie.
Wenngleich dieses ehrenamtliche Engagement nicht immer einfach ist, Kraft und familiäre Zeit kostet. Und sie spricht dabei von Überzeugungsarbeit, Organisation und Koordination, von Diplomatie und Verlässlichkeit. So sei das Tragen einer Tracht eben keine Kostümierung, sondern mit Verantwortung und Ehrgefühl verbunden, auch wenn der Spaß natürlich nicht zu kurz kommen dürfe. Das gelte auch für die anderen Bruche, die der Verein, der aktuell 23 Mitglieder zählt, am Leben erhalten möchte.
Dazu gehört vor allem das jährliche Zampern in Lübbenau, bei dem mit historischen Sagengestalten wie Wurstbruder, Eierweib, Storch und Schimmelreiter dem Winter der Garaus gemacht wird. „Traditionen wie diese dürfen nicht in Vergessenheit geraten und müssen der nächsten Generation mit auf den Weg gegeben werden“, so Andrea Pursche.
Doch auch bei so traditionellen Veranstaltungen wie dem Kahnkorso, dem Spreewaldmarathon oder dem Markt der Traditionen mischt der Verein Rubisko mit – und seit nunmehr 20 Jahren auch bei der Walpurgisnacht, die der Verein gemeinsam mit der Lübbenauer Kahnfährgenossenschaft, dem Freilandmuseum in Lehde und Gasthexen stemmt. Denn die Botschaft dieses heidnischen Festes, alles Böse und auch den Winter zu vertreiben, hat auch im Spreewald eine lange Tradition.
„Allerdings waren die Anfänge der Lübbenauer Walpurgisnacht vor 20 Jahren eher erste Schritte zu einem neuen Angebot für Gäste und Einheimische, welche steter Fortentwicklung bedürfen sollten“, erinnert sich Steffen Franke, Vorstandsvorsitzender der Lübbenauer Kahnfährgenossenschaft. Im Großen Spreewaldhafen gab es einen ethnologischen Vortrag über die Spreewälder Geschichte mit ihren Bräuchen und Riten, und die Hexen waren damals nur Beiwerk.
Doch die Gäste wollten mehr als nur die theoretische geschichtliche Abhandlung, sie wollten dabei sein, etwas erleben. Also wurde das Konzept verändert – sozusagen Wissenschaft mit einem Spaßfaktor verbunden.
So startet der verhexte Abend nun mit einer Kahnfahrt vom Großen Spreewaldhafen nach Lehde ins Freilandmuseum, das eine Einrichtung des Landkreises Oberspreewald-Lausitz ist.
Und während der stakende Fährmann seine Geschichten erzählt, tauchen an den Ufern der Fließe – wie die Flussarme im Spreewald bezeichnet werden –, aber auch auf Brücken und hinter Bäumen plötzlich mystische Gestalten auf – Hexen! Manchmal still, vor allem aber mit kreischendem Gelächter. Und hübsch haben sie sich herausgeputzt! Jede Hexentracht sei selbst genäht, versichert Andrea Pursche.
Ja, Hexen können kreativ sein. Und mit veganer Hexenküche und Speedway-Besen, der mit stolzen 220 Sachen durch die Lüfte fliegt, gehen sie sogar mit der Zeit.
Dank solch neumoderner und schneller Fortbewegungsmittel sind die Zauberweiber dann auch ruckzuck im Freilandmuseum, wo sie mit ihren Gästen Bräuche wie das Maibaumaufstellen aufleben lassen und die Bauernhäuser mit schützenden Kreuzen versehen.
Auch wird wie anno dunnemals Wasser aus dem Fließ geschöpft. Beim Eierlaufen ist Geschicklichkeit gefragt und Kraft beim Tauziehen. Doch bei allem Spaß – das Museum zeigt den Besuchern auch das einst harte reale Leben der Familien vor über 100 Jahren, und es lohnt auf jeden Fall, einen Blick in die Häuser der alten originalen Spreewälder Bauerngehöfte zu werfen.
Nach dieser Zeitreise geht es dann mit dem Kahn zurück nach Lübbenau, wo mit beginnender Dunkelheit das slawische Fest des Hexenbrennens seinen Anfang nimmt. Oberhexe Walpurga, alias Andrea Pursche, gleitet im Spreewaldkahn mit Fackeln in den Großen Hafen in Begleitung der Hexen – und des Teufels.
Schließlich ist er es ja, der den Spreewald erschaffen haben soll. Daher sei es ihm mit einem Augenzwinkern gestattet, die Sagenwelt kurz zu verlassen und die guten Hexen des Spreewaldes an diesem Abend zu begleiten. Bei Glockengeläut und Gewitter wird dann das Feuer entfacht, und Walpurga ruft den Hexen zu: „Kommt herbei, tanzt ums Feuer wild und frei!“ Ein Spektakel, das bis in den Morgen dauert.
Doch am besten ist es, selbst mal dabei zu sein. Philipp Schütze von der Kahnfährgenossenschaft versichert, dass es auch am Tag des Geschehens, am 30. April, im Büro des großen Spreewaldhafens noch Karten gibt. Infos: grosser-hafen.de
Übrigens gehört der Spreewaldkahn seit Kurzen zum immateriellen Kulturerbe. Einst war er das einzige Fortbewegung- und Transportmittel. Heute gleitet er vor allem mit Besuchern über die Fließe. Im vergangenen Jahr haben die Fährmänner der 1954 gegründeten Lübbenauer Kahnfährgenossenschaft gut 120.000 Gäste durch die einzigartige Kulturlandschaft gestakt. Zwar liege das Durchschnittsalter bei 55 plus, wie Steffen Franke sagt, doch in der Coronazeit hätten auch viele junge Menschen den Spreewald für sich entdeckt.
Auch mit weiteren Schul-und Familienprojekten sollen das Interesse für die Kulturlandschaft geweckt, Traditionen bewahrt werden. Wenngleich – ein Teil dieser Landschaft mit ihren Schwarzerlenwäldern soll in Wildnisgebiete verwandelt werden.
Das heißt, die Natur bleibt sich selbst überlassen, der Mensch ist raus. Doch von diesen Plänen sind nicht alle Spreewälder begeistert, auch viele Kahnfährleute nicht. Denn der Kahn gehört nun mal in den Spreewald, ist seit Jahrhunderten mit dem Leben er Menschen verbunden und heutzutage zudem eine wichtige Einkommensquelle. Allerdings hat der Metallkahn den Holzkahn längst überholt.
Gründe sieht Steffen Franke darin, dass der Metallkahn Fahrten ganzjährig möglich macht und das alte Handwerk des Holzkahnbauers leider ausstirbt. „Doch bekanntlich ist Retro, also die Sehnsucht nach dem Vergangenen, im Trend, und so wird es vielleicht irgendwann auch eine Renaissance für den Holzkahn geben.“
In diesem Jahr wird wieder die Grünlandreife durch den Paulinenauer Arbeiterkreis Grünland und Futterwirtschaft in Brandenburg verfolgt – mit dabei ist auch der LKVBB. Ergebnisse des ersten Probenahmetermins auf einen Blick. Die Analyseergebnisse zeigen, dass die Pflanzenbestandsentwicklung trotz des kalten Frühjahrs in Gang gekommen ist.
Von Bianka Boss (LKVBB) und Dr. Jürgen Pickert (ZALF)
Die gute Niederschlagsversorgung in Verbindung mit eher niedrigen Temperaturen sind in diesem Jahr eine gute Ausgangspositionen für das Grünland. Das konnten auch die zum Teil schwierigen Fahrverhältnissen nicht verhindern, die dazu führten, dass die Pflege- und Düngungsmaßnahmen erst verhältnismäßig spät durchgeführt wurden.
Das Mengenwachstum hatte auf den mineralischen Grünlandstandorten jedoch längst begonnen. Das trifft inzwischen auch für das gut wasserregulierte Niedermoor zu.
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Auch in diesem Jahr wird die Grünlandreife durch den Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft auf regionaltypischen Grünlandstandorten verfolgt. Allerdings geschieht dies erstmalig in Zusammenarbeit mit dem Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg. Neu ist: Die Betriebsleiter selbst nehmen die Proben auf ihren Grünlandflächen und lassen sie durch den Kurierdienst des LKVBB in das Labor nach Waldsieversdorf bringen. Nach den üblichen Laboranalysen und der daraus resultierenden Reifeschätzung des Rohfaserschnelldienstes stellen wir die Mitteilung für die Veröffentlichung zusammen.
Für die Reifeschätzung nutzt der LKVBB ein eigens entworfenes Programm. Darin werden die zugehörigen Daten zur Probe erfasst (Einsender, Probenahmeort, Probenahmedatum, etc.). Die im Labor ermittelten Werte (TM- und Rohfasergehalt) sowie die vorausgesagten Maximaltemperaturen am Ort der Probenahme für die kommenden fünf Tage werden ebenfalls im Programm hinterlegt. Der Rohfaserzuwachs in den Folgetagen kann in Abhängigkeit von den zu erwartenden Temperaturen standortbezogen kalkuliert werden. So wird der optimale Erntezeitpunkt eingeschätzt.
In diesem Jahr erfolgte die erste Probenahme am 20. April, als das Mengenwachstum bereits begonnen hatte und gerade hinreichend Probenmaterial gewonnen werden konnte. Die Probenahme nicht nur im Futterbereich erfordert stets eine große Sorgfalt. Die Ergebnisse am ersten Probenahmetermin bringen alljährlich zunächst die relativ großen Standortunterschiede zwischen den verschiedenen Grünlandflächen zum Ausdruck.
So ist es auch beim ersten Probenahmetermin in diesem Jahr (Tabelle). Die Analyseergebnisse der am vergangenen Donnerstag eingesandten Probe zeigen, dass die Pflanzenbestandsentwicklung auf den untersuchten Flächen trotz des bisher eher kalten Frühjahrs überall in Gang gekommen ist (Tabelle).
Eine Prognose für das Erreichen der optimalen Schnittzeitspanne für den ersten Grünlandaufwuchs ist noch schwierig und unsicher. Unter dem Hinweis auf die großen standortspezifischen Unterschiede, wird sie auf vielen Flächen voraussichtlich noch vor der zweiten Maidekade erreicht werden.
Im wöchentlichen Abstand erfolgen weitere Beprobungen auf den Grünlandflächen, um die Ergebnisse zum Verlauf der Bestandsentwicklung abzusichern.
In letzter Zeit ist es öfter zu verheerenden Bränden in Ställen gekommen. Wie lassen sie sich vermeiden, und was ist zu tun, wenn es brennt? Dies und Weiteres stand im Fokus des Kongresses „Effektiver Brandschutz in der Nutztierhaltung“ in Brandenburg.
Von Jutta Heise und Wolfgang Herklotz
Beißende Rauchschwaden überm Kälberstall. Detlef May, Leiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung Groß Kreutz, wählt sofort die 112. Der Notruf geht um 8.45 Uhr in der Feuerwehrleitstelle Brandenburg/Havel ein. Es brennt, ein Mensch wird vermisst, Kälber sind in Gefahr.
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Der Alarm „Gebäude groß“ wird ausgelöst. Zwölf Minuten später treffen drei Ortsfeuerwehren auf dem Betriebsgelände ein. May rennt los, versucht dem Einsatzleiter Michael Binder, Ortsfeuerwehr Groß Kreutz, die Lage klarzumachen. Währenddessen treffen weitere Einsatzkräfte mit ihren Löschfahrzeugen ein.
Schläuche werden ausgerollt, Strahlrohre in Stellung gebracht, Atemschutzgeräte aufgesetzt, Wasser aus dem Vorhaltebecken gepumpt. 9.16 Uhr heißt es „Wasser marsch“. Knappe zwei Stunden später wird das Kommando „Wasser halt“ ausgerufen. Das Feuer ist aus und der ganze „Spuk“ vorbei. Es war zum Glück nur eine Übung!
So turbulent endete der dreitägige Kongress zum effektiven Brandschutz in der Nutztierhaltung Ende März. Zur Veranstaltung in der Brandenburgischen Landwirtschaftsakademie am Seddiner See hatten die Potsdamer Ministerien für Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Inneres eingeladen, gemeinsam mit Einrichtungen des Landes zum Tier- und Verbraucherschutz sowie dem Landesfeuerwehrverband von Brandenburg. Dr. Claudia Possardt, Leiterin des Tierschutzberatungsdienstes (TSBD), konnte dazu Teilnehmer aus zwölf Bundesländern begrüßen, darunter Feuerwehrkameraden und Landwirte.
An der deutschlandweiten Premiere nahmen darüber hinaus mehr als 170 Personen online teil. „Uns geht es darum, Wissen und Erfahrungen zu vermitteln. Denn um die Tiere besser vor Bränden schützen zu können, müssen die verschiedenen Fachbereiche enger zusammenarbeiten“, betonte Dr. Possardt.
Zugleich solle ermittelt werden, welcher Bedarf an Forschung, technischer Entwicklung und rechtlichen Regelungen bestehe, bei der Prophylaxe wie im Schadensfall. Wie lässt sich Stallbränden vorbeuge? Worauf ist bei einer Evakuierung der Milchviehherde zu achten? Welche Rolle spielen Tierversorgung und Tierseuchenprävention im Brandfall? Über diese und weitere Themen wurde am zweiten Kongresstag ausgiebig diskutiert, die Erfahrungen dazu stellen wir in den nächsten Ausgaben vor.
Um effektiv handeln zu können, muss man wissen – sagen wir, warum Schweine wie in Schockstarre im Ernstfall auf der Stelle verharren (meist nach Herz-Kreislauf-Zusammenbruch) oder auch in den noch brennenden Stall zurücklaufen, wo doch die meisten Nutztiere Fluchttiere sind.
Antwort auf diese und andere Fragen versuchten die Vorträge des ersten Kongresstages zu geben, spezifiziert für Schwein, Rind, Pferd und Geflügel. Beleuchtet wurden insbesondere deren Anatomie, Physiologie, ihr Verhalten bei Gefahren, etwa im Brandfall, bei Stress. Diese Referate richteten sich in erster Linie an die Angehörigen der Berufs- und freiwilligen Feuerwehren. Der Bezug zu den Nutztieren ist verloren gegangen. Wissen ist gut, es in der Praxis anwenden, sich dabei austesten – viel besser.
Ergo ging es am Nachmittag unter Anleitung der Spezialisten für die Tierarten sportlich zu. Die Übungen sollten den Teilnehmern zumindest ansatzweise zeigen, wie im Katastrophenfall, insbesondere bei Bränden, mit Nutztieren umzugehen ist. Das Minimalziel des Tages formuliert Fachtierärztin Dr. Ursula Driemel, die im Vortragsreigen das Thema Schwein behandelt hatte: Es gehe vor allem darum, ein Grundgefühl für die Tiere zu entwickeln, einen mehr oder weniger intensiven Erstkontakt aufzubauen.
Das Wichtigste vorweg: Die Übung war von den Kongress-Organisatoren, den Mitarbeitern des TSBD des Landesamtes für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG), sowie von Fachtierärzten nach jeglicher Maßgabe des Tierwohls und einschlägiger Hygienevorschriften vorbereitet worden und fand unter ihrem wachsamen Auge statt, begleitet auch von der Landestierschutz-beauftragten.
Schutzkleidung an Bord, ging es für die Teilnehmer, in Gruppen eingeteilt, zunächst zum Sauenhain von Clemens Strohmeyer am Rande von Potsdam. Der Seiteneinsteiger betreibt seit 2015 Freilandhaltung mit rund 100 Tieren unterschiedlicher Rassen und Kreuzungsvarianten auf stillgelegten Obstplantagen und hat vor Kurzem eine interessante Bratwurst-Variante, einen Mix aus Ökofleisch und Grünkern, auf den Online-Markt gebracht. Das nur nebenbei. Die Aufgabe: Sauen in einen Transporthänger treiben. Als Hilfsmittel kommen Treibbretter zum Einsatz, Lockfutter auf der Rampe ist erlaubt.
Ralf Kühne von der Berufsfeuerwehr Brandenburg/Havel, hat, erzählt er noch, zwar mal einen Kurs mit Schwerpunkt Brand von Stallanlagen belegt, ansonsten jedoch nur wenige Berührungspunkte mit Nutztieren. Er wolle vom Kongress vor allem mitnehmen, welche Möglichkeiten es für Feuerwehrleute gibt, sich Kenntnisse über die Einschätzung der Gefahren anzueignen, in denen sich Retter und Tiere im Katastrophenfall befinden. Auch habe er Nachholbedarf, welche Vorschriften beim Tiertransport greifen. Mit dem Kongress erstmalig alle Akteure zusammenzuführen und generell für das Thema zu sensibilisieren, finde er lobenswert.
Im Team mit Marco Heinhold, Feuerwehr der FU Berlin, gibt Kühne sein Bestes. Nach einigen Minuten sind beide ausgepowert, während die Schweine nach einem kurzen Erstaunen weiter die Erde nach Fressbarem durchwühlen, wie es ihre Art ist. „Rufen, reden, immer mit den Tieren kommunizieren!“, ermuntert Dr. Driemel zur nächsten Runde. Vier Schweine lassen sich schließlich überzeugen und entern den Hänger, aus dem sie dann auch schnell wieder fliehen. „Welche Kraft diese Tiere an den Tag legen, das haben wir unterschätzt“, resümieren die Feuerwehrkameraden.
Nächster Stopp: Die Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung Groß Kreutz. Zwei Kühe sollen vom Stall weggeführt werden. Treibarbeit und Simulation einer Evakuierung in einem: May will sehen, ob etwas hängen geblieben ist vom Vortrag, den Dr. Toschi Kaufmann, Fachtierärztin für Zuchthygiene und Biotechnologie der Fortpflanzung beim RBB, am Vormittag gehalten hat.
Sie repetiert einige Fakten, die zur Bewältigung der Aufgabe hilfreich sein können: „Da die Kuh doppelt so viele Bilder sieht wie der Mensch, erscheint ihr alles hektischer, sie hat ein weites Sichtfeld, aber eingeschränktes räumliches Sehen.“ Und weiter: „Die Tiere wollen sehen, was und wer sie treibt, sie gehen dorthin, wo Sie hinschauen. Haben Sie den Kopfhaltungsknigge, die Tiersignale, noch parat? Was heißt ‚Stopp‘ ‚Abstand‘ oder ‚Komm gerne näher‘?“
Unser Team Kühne und Heinhold hat an der Outdoor-Sauenanlage offenbar so viel Selbstvertrauen in puncto Tier-Handling geschöpft, dass es sofort bereit ist. Das Führen klappt recht gut, winzige Patzer wertet Dr. Kaufmann auf der Stelle aus.
Letzte Station, der Biohof Werder. Unter Regie von Tierarzt und Pferdefachmann Dr. Dieter Schad darf jeder, der es sich zutraut, einer Stute ein Halfter anlegen. „Man sollte Ruhe und Selbstvertrauen ausstrahlen“, mahnt Schad. „Die Pferde spiegeln Sie!“ Und rät: „Betreten Sie einmal unter Anleitung einen Stall, um sich selbst zu testen. Es geht im Ernstfall immer um eine stressarme Evakuierung, da müssen Sie wissen, welche mentalen Möglichkeiten Sie haben.“
Am mobilen Hühnerstall wartet Dr. Jens Hübel, Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit. Sein Vortrag hatte sich mit den Besonderheiten von Geflügel, vom Huhn bis zum Farmstrauß, befasst und die unterschiedlichen Haltungsformen thematisiert, auch erläutert, in welchen Situationen diese Fluchttiere Aggressionen zeigen, dabei die „Waffen“ von Geflügel (die Krallen eines Straußes können tödlich sein, beim Umgang mit ihm ist Schutzkleidung zu tragen) nicht ausgespart.
Nun gilt es, einen Brandfall simulierend, den mobilen Stall zu beräumen und die Tiere in eine Voliere umzusetzen. Beherzt und dennoch sensibel zupacken, lautet die Devise. Die Handgriffe hatte Hübel am Vormittag einprägsam an einem Stoffhuhn demonstriert – auch eine Möglichkeit. Und es stellt sich heraus, dass diejenigen Feuerwehrkameraden, die im ländlichen Raum leben, im Vorteil sind, jedenfalls was die Hühnerhaltung betrifft.
Interview mit Dr. Possardt: Brandschutz in der NutztierhaltungIm Interview erfahren wir wie der Kongress „Effektiver Brandschutz in der Nutztierhaltung“ bei Teilnehmenden ankam und wie es nach dem Kongress weitergehen soll. Ein Lehrvideo und Schulungen sind geplant, um Landwirte und Feuerwehrkameraden fit für den Ernstfall zu machen.
Von Jutta Heise
Das Team des Tierschutzberatungsdienstes (TSBD) beim Brandenburger Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) war federführend bei der Vorbereitung und Durchführung des Kongresses. Es wird von Dr. Claudia Possardt geleitet.
Ziel erreicht? Und wenn ja, wie weiter? Das fragten wir die Fachtierärztin.
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Die Akteure aller Ebenen, also involvierte Ministerien, Ämter, die Feuerwehren und nicht zuletzt die Landwirte für das Thema stärker zu sensibilisieren – mit diesem Anspruch sind Sie angetreten. Welches Resümee ziehen Sie?
Wir haben ein durchweg positives Feedback bekommen. Das Thema braucht aber weiter Kontinuität, darf uns nicht aus dem Fokus rutschen. Klimaveränderungen mit trockenen bis heißen Sommern und den damit einhergehenden Gefahren verschärfen die Dringlichkeit, sich intensiv damit zu beschäftigen und praktische Schritte einzuleiten. Wir waren fast fünf Monate ausschließlich mit der Vorbereitung des Kongresses befasst, das Einwerben von finanziellen Mitteln eingeschlossen.
Herausgekommen ist ein sportliches Programm. Am zweiten Tag wurden fast 20 Vorträge zum Thema Stallbrände gehalten, etwa zum Umgang mit Elektrik und Photovoltaik in Stallanlagen als potenzieller Gefahrenquelle oder zum möglichen Einsatz von Drohnen beim Brandschutz und zur Brandbekämpfung …
Es war unser Ehrgeiz, möglichst viele Aspekte zur Diskussion zu stellen. Wir verstehen den Kongress nur als ersten Aufschlag.
Dem was folgen muss?
Unser Team hat bereits kurz nach dem Kongress ein Handout vorgelegt, das die Vorträge des ersten Tages zusammenfasst und jedem zugänglich ist.
Die Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg wird Finanzen für ein Lehrvideo bereitstellen, mit uns gemäß Drehbuch die Ausschreibung durchführen. Sie haben damit Erfahrung. Derzeit wird am Drehbuch gearbeitet und die Zielgruppe präzisiert. Die Finanzierung ist noch nicht komplett, aber wir sind optimistisch für den kommenden Haushalt. Das Video soll auf jeden Fall 2024 abgedreht sein. Es wird dann zur Schulung der Landwirte und Feuerwehrkameraden brandenburgweit genutzt werden.
Darüber hinaus bereiten wir die nächsten Übungen der Feuerwehren in Brandenburg vor. Wir haben verstanden, dass wir auch die Landwirte schulen müssen. Derzeit wird ein Modellbetrieb dafür ausgesucht. Das ist ebenfalls ein Wunsch der Feuerwehrkameraden. Wir hoffen, dass die Veranstaltung in andere Bundesländer ausgestrahlt hat, können uns beispielsweise eine Kooperation mit dem Freistaat Thüringen vorstellen, mit den Partnerämtern sind wir bereits seit einiger Zeit in engerem Kontakt. Auch das niedersächsische Ministerium hat angefragt
Muss man das Thema nicht rasch an der Wurzel packen, beispielsweise durch die Änderung der Bauordnungen, oder ganz pragmatisch erst einmal Rauchmelder in Stallanlagen verpflichtend machen?
Das muss mittelfristig das Ziel sein. Die Bauordnungen stammen teils aus den 1970er Jahren. Wir haben viel Altsubstanz, wo Materialien verbaut wurden, die heutzutage nicht mehr zum Einsatz kommen dürfen. Oft sind es aber auch nur Kleinigkeiten oder Nachlässigkeit, die zu verheerenden Bränden führen.
Für die Produktion hochwertiger Grassilagen kommt es auf den richtigen Schnittzeitpunkt an. Deshalb startet ab der 18. Kalenderwoche wieder die Beitragsreihe „Futter aktuell“ mit der wöchentlichen Reifeprognose.
Von Stephan Milhareck, LUFA Rostock, Dr. Heidi Jänicke, LFA MV
Egal ob vom Ackergras oder Grünland – der erste Aufwuchs im Jahr bietet oftmals die günstigsten Voraussetzungen, um energiereiche und hochwertige Grassilagen herzustellen. Für bestmögliche Resultate bleibt der richtige Schnittzeitpunkt die wesentliche Einflussgröße. Denn mit fortschreitender Reifeentwicklung nimmt der Fasergehalt zu und die Verdaulichkeit ab.
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Beides führt dazu, dass der Energiegehalt absinkt, während der Massezuwachs weiter anhält. Somit ist der richtige Termin für den ersten Schnitt immer ein Kompromiss zwischen Masseertrag und Futterqualität. Die wöchentlichen Veröffentlichungen der Reifeprognosen für Grasbestände sollen dabei eine Orientierungshilfe geben.
Die ersten Grasschnitte stehen beim Ackergras an, da dort die Schnittreife zuerst erreicht wird. Jahresweise unterschiedlich ist der zeitliche Abstand, in dem das Mineralbodengrünland folgt. Naturgemäß tritt dort die Nutzungsreife 1–2 Wochen früher ein als auf dem Niedermoor. Dementsprechend ist beim ersten Beprobungstermin das Niedermoor zumeist nicht mit dabei, da es noch keinen ausreichenden Aufwuchs bietet. Bei den letzten Terminen wird wiederum auf das Ackergras verzichtet, da hier die Ernte bereits abgeschlossen ist.
Analog zu den Vorjahren werden die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) Rostock der LMS Agrarberatung und die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei (LFA) ihre Empfehlungen zum optimalen Zeitpunkt für den ersten Schnitt herausgeben. Grundlage sind die wöchentlichen Probenahmen auf 18 Testflächen im Land.
Aus logistischen Gründen wird in diesem Jahr erst am 2. Mai begonnen. Die Ergebnisse und Kommentare werden so zeitnah wie technisch möglich ab der 18. Kalenderwoche auf den Internetseiten der Bauernzeitung (www.bauernzeitung.de), LUFA (www.lms-lufa.de) und LFA (www.lfamv.de) veröffentlicht. Parallel dazu werden zu ausgewählten Terminen Mitteilungen in der Printausgabe der Bauernzeitung erscheinen.
Kälberdurchfall neue Studie: Einfluss von KolostrumAn Magen-Darm-Erkrankungen verenden noch zu viele Kälber. Antibiotika helfen zwar dagegen, aber erhöhen die Gefahr von Resistenzen. Welchen Einfluss Kolostrum auf Kälberdurchfall hat, zeigt eine interessante Studie.
Von Dr. Christian Koch, Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle
Durchfall bei Kälbern ist nach wie vor eine wichtige Erkrankung und für bis zu 56 % der Erkrankungen und 32 % der Todesfälle bei noch nicht abgesetzten Kälbern verantwortlich.
Im Rahmen der PraeRi-Studie wurden auf deutschen Milchviehbetrieben über 14.000 Kälber untersucht, wovon bei 18,5 % eine Durchfallerkrankung diagnostiziert wurde, welches die zweithäufigste Erkrankung bei den untersuchten Kälbern war. Durchfall beeinflusst zu einem erheblichen Anteil das Wohlbefinden und die Gesundheit von Kälbern.
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Neben gesundheitlichen Problemen wie Dehydratation und reduziertem Wachstum erhöht Durchfall das Risiko für Folgeerkrankungen wie respiratorische Erkrankungen um ein Vielfaches. Aus der Forschung ist bekannt, dass Erkrankungen in einem frühen Alter langfristig die Tiergesundheit, das Immunsystem und die Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen können.
Neben reduzierten Leistungen und damit direkten negativen Auswirkungen auf die Ökonomie, werden sehr viele Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts mit Antibiotika behandelt, was die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen bei pathogenen Keimen fördert. Zudem hat der Einsatz von Antibiotika in einem frühen Lebensalter negative langfristige Auswirkungen auf das Mikrobiom im Darm, auf das Immunsystem und kann zu Funktionsstörungen im Magen-Darm-Trakt der Kälber führen.
Aufgrund der beschriebenen Effekte gilt es, nach Ansätzen zu suchen, um Durchfallerkrankungen bei Kälbern vorzubeugen und diese ohne Antibiotika zu behandeln.
Der Einsatz von Kuhkolostrum könnte hier eine sehr interessante Alternative sein. Kolostrum von Kühen verfügt über eine Vielzahl von bioaktiven Stoffen (Antikörper, Hormone, Wachstumsfaktoren, Oligosaccharide, Fettsäuren, maternale Immunzellen, Exosomen) sowie eine hohe Konzentration an wichtigen Nährstoffen, die fundamental wichtig für eine optimale Entwicklung des Magen-Darm-Trakts der Kälber sind. Da der Magen-Darm-Trakt das größte Immunorgan ist, hat vor allem die Prägung und Entwicklung des Darms und der Darmzotten einen wichtigen Einfluss auf das Darmimmunsystem und somit auf die Krankheitsanfälligkeit.
Im Rahmen einer Studie auf einem Kälberaufzuchtbetrieb im Südwesten von Ontario (Kanada) wurde der Einsatz eines Kolostrumersatzproduktes auf die benötigte Zeit zur Genesung von Kälbern mit Durchfall untersucht. Insgesamt 160 Kälber wurden von umliegenden Milchviehbetrieben, Viehhändlern und Auktionen in einem Alter von drei bis sieben Tagen zugekauft.
Ab dem zweiten Tag nach der Einstallung wurden die Kälber von zwei ausgewiesenen Personen täglich untersucht und die Kotkonsistenz zweimal täglich nach einer Vier-Punkte Skala (0: normal; 1: weich; 2: dünnflüssig; 3: wässrig) bewertet. Sobald eines der Kälber innerhalb der ersten drei Wochen einen Durchfallscore von über 2 (dünnflüssig) über zwei Tage aufwies, wurde dieses als durchfallerkrankt eingestuft und in die Studie aufgenommen (108 Kälber). Nach der Auswahl wurden die Kälber über die ersten 20 Versuchstage zweimal täglich mit 2,5 l Tränke (Tab.) je nach Gruppenzugehörigkeit gefüttert.
Von Tag 21 bis 27 wurde die tägliche Mahlzeitengröße auf drei Liter angehoben und vom 28.–35. Tag erhielten die Kälber zweimal täglich 3,5 l Tränke. Ab der sechsten Woche wurde die tägliche Tränkemenge wöchentlich reduziert (sechste Woche: 2 x 3 l; siebte Woche: 2 x 2 l; achte Woche: 1 x 2 l).
Um den Einfluss des Effektes von Kolostrum auf die Genesungszeit zu prüfen, wurde eine Gruppe (35 Kälber) über die ersten vier Mahlzeiten mit einem Gemisch aus Milchaustauscher (MAT) und Kolostrumersatz (65 g MAT/l und 65 g Kolostrumersatz/l Tränke) mit 2,5 l Tränke zweimal täglich gefüttert (Kurzzeitkolostrumkälber: KZK). Eine zweite Gruppe erhielt über die ersten acht Mahlzeiten in je 2,5 l Tränke zweimal täglich ebenfalls das Gemisch aus MAT und Kolostrumersatz (65 g MAT/l und 65 g Kolostrumersatz/l Tränke) (Langzeitkolostrumkälber: LZK).
Verglichen wurden die beiden Gruppen mit einer Kontrollgruppe (35 Kälber), die über den gesamten Versuch eine alleinige MAT-Tränke in einer Konzentration von 130 g MAT/l (2 x 2,5 l/Tag) erhielten. Nach den verschiedenen Fütterungsverfahren innerhalb der ersten vier bzw. acht Mahlzeiten wurden alle Kälber bis zum Ende des Versuchs am 56. Tag mit einer alleinigen MAT-Tränke (130 g MAT/l Tränke) gefüttert.
Zusätzlich erhielten alle Kälber Häckselstroh, Kraftfutter (18 % Rohprotein; 26,5 % Stärke; 17,3 % NDF; 3,6 % Rohfett; 5,6 % Rohasche) und Wasser zur freien Aufnahme. Sobald Kälber 25 % Restmilch übrig ließen oder Anzeichen einer Dehydratation zeigten, erhielten diese Kälber zwei Liter einer Elektrolytlösung (2 l, 115 g/l Wasser).
Um den Effekt der Fütterungsszenarien bewerten zu können, wurden die Tage gezählt, bis die Kälber bei einer auftretenden Durchfallerkrankung wieder einen normalen Kot aufwiesen. Diese durchschnittlich nötige Anzahl von Tagen lag in der Kontrollgruppe bei 3,5 Tagen (0,5–11,5 Tage), in der Gruppe KZK bei 2,75 Tagen (0,5–11 Tage) und in der Gruppe LZK bei 2,75 Tagen (0,5–7 Tage).
Die Ergebnisse konnten zeigen, dass die Gruppe, die über acht Mahlzeiten den Kolostrumersatz (LZK) erhielt, im Vergleich zu den Kälbern, die von Beginn an mit MAT-Tränke gefüttert wurden, deutlich schneller die Durchfallerkrankung überwinden konnte. Neben der Fütterung hatte auch die Lebendmasse der Kälber zu Beginn des Versuchs einen positiven Einfluss auf die benötigte Zeit zur Genesung einer Durchfallerkrankung. So überwanden schwerere Kälber eine Durchfallerkrankung ebenfalls schneller als Kälber, die leichter in den Versuch starteten.
Während des Versuchs sind insgesamt acht Kälber verstorben (7,4 % aller Kälber). Fünf Kälber sind in der Kontrollgruppe (63 %) und drei Kälber in der Gruppe KZK (37 %) verstorben, wohingegen kein Kalb in der Gruppe mit Langzeitkolostrumgabe verendete. Die mittleren Tageszunahmen über alle Kälber lagen von Versuchsbeginn bis Tag 56 bei 0,82 kg/Tag. An Tag 42 und Tag 56 waren die Kälber der Gruppe Langzeitkolostrumkälber, die über die ersten acht Mahlzeiten Kolostrum erhielt, signifikant schwerer im Vergleich zur Kontrollgruppe (Abb.).
Durchfallerkrankungen treten häufig bei Kälbern in den ersten Lebenswochen auf. Um die Kälber prophylaktisch sowie in Hinblick auf benötigte Genesungszeiten bei Erkrankungen zu unterstützen, ist der Einsatz von Kuhkolostrum oder Kuh-Kolostrumersatzprodukten sinnvoll.
Diese positiven Effekte werden durch Antikörper induziert, aber auch durch eine Vielzahl von weiteren bioaktiven Stoffen (Wachstumsfaktoren, Hormone, Oligosaccharide). Die Behandlung von Durchfallerkrankungen bei Kälbern mit Kolostrum bietet daneben ein großes Potenzial, den Antibiotikaeinsatz bei Kälbern zu reduzieren.