Berufswettbewerb Landjugend: Thüringer Team fürs Bundesfinale

Zwei Fachschüler, Forstwirt- und ein Landwirtlehrling vertreten das Land beim Bundesfinale des Berufswettbewerbs der deutschen Landjugend. Bedauerlicherweise kam kein Wettstreit der Tierwirt-Azubis zustande.

Von Frank Hartmann

Sie bilden das Team Thüringen beim Bundesfinale des von der Landjugend organisierten Berufswettbewerbs der grünen Berufe Ende Juni im niedersächsischen Echem: Jonas Nitzold (TLLLR-Versuchsstation Friemar) und Michael Ziege (Erzeugergenossenschaft Kleinschwabhausen) setzten sich Anfang März im Teamwettbewerb der Fachschüler für Agrarwirtschaft in Stadtroda gegen zwölf Kollegenteams durch.

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Berufswettbewerb Landjugend: Team Thüringen

In Gehren waren 25 Forstwirt-Lehrlinge am Start. Valentin Drechsler (Ausbildungsforstamt Weida), der sein drittes Lehrjahr absolviert, setzte sich hier an die Spitze. Auf dem zweiten Platz landete Moritz Liebetrau (Forstliches Bildungszentrum Gehren), der sich im zweiten Ausbildungsjahr befindet.

Elias Köhler (Agrar eG Nöbdenitz) komplettiert das Team Thüringen: Er gewann den Ausscheid der Landwirt-Azubis, der am TLPVG in Buttelstedt und am Berufsschul-/ÜAS-Standort Schwerstedt in der vorigen Woche durchgeführt worden war.

Landwirte Sieger Thüringen 2023
Landwirte: Elias Köhler (m.) gewann das kleine, aber leistungsstarke Wettbewerbsfeld bei den Landwirten, hier mit den Mitstreitern vom Thüringer Landjugendverband. (c) Frank Hartmann

Wettbewerbsaufgaben: Wissen beweisen

Die bundesweit einheitlich gestalteten Wettbewerbsaufgaben unterteilten sich in Allgemeinwissen, Berufstheorie, eine Präsentation und den praktischen Teil. Thematisch ging es für die in Zweierteams angetretenen Fachschüler beispielsweise um Fragen zur Investitionsplanung oder Düngeverordnung und eine Präsentation zum Pflanzenschutzmitteleinsatz.

Die Forstwirt-Azubis mussten ihr Wissen unter anderem zur Aufforstung oder Arbeitssicherheit unter Beweisstellen; in der Praxis reichten die Anforderungen vom Präzisions- bis zum Fällschnitt. Die Landwirt-Azubis stellten etwa in der Präsentation ihre Ausbildungsbetriebe vor, beurteilten im Team drei Kühe und absolvierten einen Schlepperparcours.

Anlass zur Kritik bietet der Ausscheid der Land- und Tierwirtlehrlinge. Als offener (freiwilliger) Landeswettbewerb konzipiert, nahmen lediglich acht Landwirte teil. Tierwirte traten erst gar nicht an. Warum den berufsständischen Vertretungen keine Mobilisierung in den Ausbildungsbetrieben gelang, sollte bis zum nächsten Wettbewerb geklärt werden.

Forst Sieger Thüringen
Forstwirte: Valentin Drechsler (l.) und Moritz Liebetrau reisen zum Bundesfinale. Dort errangen Thüringer 2019 Gold und Silber. (c) THÜRINGENFORST

Thüringer Landjugendverbandes dankt

Umso mehr lobten Sandra Warzeschka und Laura Schade, die beiden jungen, neuen Macherinnen in der Geschäftsstelle des Thüringer Landjugendverbandes, die Leistungen der acht engagierten Teilnehmer.

Neben der von Sieger Elias Köhler die von Alexandra Rabold (Agrarprodukte Ludwigshof eG), Johanna Schreyer (Agrar GmbH „Am Straufhain“ Streudorf), Jasmin Melichar (Agrargesellschaft Marisfeld GmbH), Jonas Claus (Oettersdorfer Landwirtschaftliche AG), Emely Grasser (Pahren Agrar), Marvin Förster (Son-Agro GmbH, Sonneborn) sowie Anna-Lena Brumer (TLPVG).

Dank richtete der Landjugendverband an Mitarbeiter, Helfer und Punktrichter der Fachschule, des Ausbildungszentrums in Gehren, des TLPVG, der ÜAS und der Berufsschule. In Stadtroda wird sich das fünfköpfige Thüringer Team im Übrigen auf das Bundesfinale vorbereiten.

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Sie gehen für Sachsen-Anhalt beim Bundesfinale an den Start (v.l.): Die Auszubildenden Jessica Unger, Jasmina Neumann, Paul Lampa, Marvin Hubrig und Max Bögelsack. (c) Detlef Finger
Nahrungsmittelversorgung sichern: Mehr Importe?

Bei einer Anhörung im Agrarausschuss der Bundesregierung war man sich einig, dass es weiterhin eine Nahrungsmittelsicherheit in Deutschland geben muss. Wie diese genau aussehen soll, sorgte für verschiedene Ansichten. Dabei spielten auch strittige Handelsabkommen, wie dass Mercosur-Abkommen eine Rolle.

Die Nahrungsmittelversorgung muss gesichert werden, darin waren sich am Montag (17.4.2023) in einer Anhörung des Agrarausschusses im Bundestag alle Sachverständigen einig. Wie der Weg dahin und das Ergebnis aussehen werden, darüber herrschte unter den acht Experten kein Einvernehmen.

Anlass für die öffentliche Anhörung war ein Antrag der Unionsfraktion, die Selbstversorgung mit Lebensmitteln in Deutschland und der EU zu erhalten.

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Nahrungsmittelversorgung sichern: Regionalität und Nährstoffkreisläufe

Benedikt Bösel, Geschäftsführer des Land- und Forstbetriebes „Gut&Bösel“ im ostbrandenburgischen Briesen, plädierte für einen möglichst hohen Selbstversorgungsgrad bei Lebensmitteln. Seit dem Ukraine-Krieg habe man erfahren, dass die deutsche Landwirtschaft zu stark von Importen abhängig sei, gerade bei Düngemitteln. Er warb für eine stärkere Ausrichtung zu einer regionalen, ökologischen Landwirtschaft, die Nährstoffkreisläufe schließe und Biodiversität fördere.

Auch Kerstin Pezda, Geschäftsführerin der Agrargenossenschaft Dollenchen/Lieskau, einer der größten Agrarbetriebe in Südostbrandenburg, warb für diese Ziele. Damit der ländliche Bereich weiterhin Arbeitsplätze schaffen könne, forderte sie für ihre 80 Mitarbeiter und deren Familien „umsetzbare Rahmenbedingungen und mehr Planungssicherheit“. Die Menge an Auflagenstelle auch für große Betriebe Herausforderungen dar, bei denen viele nicht mehr konkurrenzfähig seien. Statt zu mehr regionaler Produktion komme es seit Jahren zu mehr Importen, Handelsabkommen wie Mercosur würden dies noch verschärfen.

Import: Mercosur-Abkommen

Dem schloss sich Richard Fuchs, Klimaforscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), an. Mit dem Mercosur-Abkommen würden die Importraten noch weiter steigen. Die einheimische Produktion von Lebensmitteln sollte erhöht, die Landwirtschaft jedoch auf „Praktiken einer nachhaltigen Intensivierung“ umsteuern. Dazu sei der Einsatz von Technologien wie Crispr-Cas sinnvoll. Auch die Verbraucher müssten sich umorientieren und weniger Fleisch und Milchprodukte zu sich nehmen.

Gegen eine Intensivierung argumentierte Peter Röhrig vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Es bestehe die doppelte Verantwortung, für ausreichende Ernährung zu sorgen, aber auch Boden, Artenvielfalt, sauberes Wasser und ein ausgeglichenes Klima zu sichern. Das sei mit heutigen Produktionsweisen nicht zu erreichen. Nötig sei dafür, den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel zu reduzieren.

von (red)

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Spargelanbauer nehmen regional bis 20 % ihrer Fläche aus der Produktion.
Spargelanbauer nehmen regional bis 20 % ihrer Fläche aus der Produktion. © Detlef Finger
Weidetetanie vermeiden: Tipps für den Weidestart

Blähungen, Tetanie, Labmagenverlagerung und langfristig Klauenprobleme drohen, wenn melkende Kühe (Milchkühe, Mutterkühe) in kurzer Zeit zu viel nährstoffreiches Weidefutter aufnehmen, besonders bei kleereichen Beständen, aber auch bei sehr jungen, grasreichen Aufwüchsen.

Von Dr. Edmund Leisen, Öko-Team der Landwirtschaftskammer NRW

Bei frühem Auftrieb auf noch kurze Narbe: Keine Probleme. Wo die Kühe früh auf die Weide kamen, dort gab es auch in diesem Frühjahr keine Probleme. Und dass auch auf Betrieben, die innerhalb von 2–3 Wochen zur Vollweide übergingen, vorher im Stall vorwiegend Grassilage oder Heu gefüttert hatten. Bei der noch kurzen Narbe mussten sich die Tiere viel bewegen, um satt zu werden. Und mit jedem Bissen wurde nur wenig Futter aufgenommen und gut eingespeichelt. Das gibt stabile Pansenbedingungen.

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Weideaufwuchs: Risiko Viel Futter in wenig Zeit

Aufgrund von Nässe konnten viele Betriebe dieses Jahr erst spät auftreiben oder stehen noch davor. Doch dann sieht es ganz anders aus: Zwischenzeitlich steht verbreitet schon viel Futter. Auf Grünland sogar teils mehr als 20 dt/ha an Trockenmasse. Auf diesen Flächen können die Tiere in kurzer Zeit große Mengen sehr nährstoffreiches Futter aufnehmen, vor allem, wenn sie hungrig sind (Energiegehalte von bis zu 8 MJ NEL/kg TM, gleichzeitig hohe Proteingehalte). Dann drohen Blähungen, Tetanie, und Labmagenverlagerung.

Beim Höfestammtisch am 13. April berichtete hierzu Roland Labohm von seinen Erfahrungen aus seiner Zeit als Tierarzt in Schleswig-Holstein. Dort trat Tetanie jährlich in den ersten drei Wochen der Weidezeit auf Marschboden auf. Vielleicht das Besondere auf diesen Böden: Der Weideaufwuchs besteht im Frühjahr fast ausschließlich aus Deutschem Weidelgras. Besonders energie- und zuckerreich, aber bei großer Menge im Pansen in dieser Form kann es eine Bombe sein.

Deutsche Weidelgras
Unter den Süßgräsern ist das Deutsche Weidelgras (Lolium perenne), auch Englisches Raygras oder Ausdauernde Lolch, ein wertvolles Wiesen- und Dauerweidegras. (c) IMAGO / blickwinkel

Gegenmaßnahmen sind: Ein langsamer Übergang von Stall- zu Weidefütterung und magnesiumhaltiges Mineralfutter (bei Mutterkühen Bolis verwenden). Auch in berichteten Fall half: Magnesiumgabe über Bolis. Nach Labohm waren in Schleswig-Holstein Milchkühe betroffen, nicht dagegen Aufzuchtrinder.

Der Autor berichtete von einem schweren Fall im Münsterland: Sechs tote Mutterkühe in einer Herde von 20 Tieren durch Tetanie. Und dass, obwohl genug Magnesium im Weideaufwuchs war. Entscheidend ist aber nicht nur der Gehalt im Futter sondern die Aufnahme im Pansen (Mg-Blutwerte). Bei nur kurzer Verweildauer ist die Aufnahme nur begrenzt. Begrenzend wirken wahrscheinlich auch niedrige pH-Werte im Pansen und hohe Proteingehalte im Futter.

Jerseys: Von Blähungen bis Verluste

Ein Praktiker mit einer Jersey-Herde auf Weide berichtet von seinen Erfahrungen: Vor sieben Jahren wurde auf altem Ackerland angesät und typisch für derartige Neuanlagen ist, dass aufgrund des noch niedrigen Humusgehaltes und der verhaltenen Stickstoffnachlieferung aus dem Boden das Gras weniger stark wächst und der Weißklee höhere Anteile im Aufwuchs hat. Lücken aus den Trockenjahren haben diesen Effekt verstärkt. Die Folgen in den letzten Jahren waren: Blähungen.

2021: Bei sonniger Witterung im Frühjahr gab es Blähungen und fünf tote Kühe. Die Weide wurde als Portionsweide gefahren, bei Auftrieb auf die neue Portion war der Aufwuchs 10–12 cm hoch. Eine Konstellation, wo auch in typischen Weideländern wie Neuseeland Blähungen gehäuft vorkommen können.

2022: Seit Anfang März wurde geweidet. Zuerst nur drei Stunden und auf sehr kurzen Aufwuchs. Nach 60 mm Niederschlag und anschließend viel Sonne (15–20 °C am Tag, nachts 4 °C), gab es starken Zuwachs. Der Weideanteil wurde auf 50 % angehoben, im Stall gab es Kleegrassilage (strukturreich, da 2021 spät geschnitten) und 0,5 kg Kraftfutter. Die Wuchshöhe war 5–6 cm bei Zuteilung der neuen Fläche. Trotz niedrigerem Wuchs traten Blähungen auf Morgens nach zwei Stunden Weide fingen die Kühe an zu blähen. Sie wurden dann für 1,5 Stunden in den Stall geholt, bis die Hungergrube wieder eingefallen war. Bis zum Abend gab es mehrmals rein und raus. Zuletzt nach sonnenreichen Stunden reichte eine Stunde und schon blähten die Tiere wieder.

2023: Zwei Kühe haben zwischenzeitlich wieder gebläht, was zum Glück rechtzeitig gesehen wurde.

So gelingt der Weidestart

Francis Jacobs aus Luxemburg beweidet fast ausschließlich Kleegras. Der Weideanteil liegt bei etwa 70 % der Gesamtration. Seit er nachfolgendes beachtet, hat er kaum noch mit Blähungen zu tun.

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Ganzjährige Weidehaltung von Milchvieh
Ganzjährige Weidehaltung von Milchvieh nach einem Muster in Neuseeland © Fritz Fleege
Pfarrgut Taubenheim: Bauernbrot im Supermarkt

Seit Jahren ist das Pfarrgut Taubenheim eine gute Adresse für Biobackwaren und -milchprodukte im Dresdner Raum. Die GmbH beliefert außer Naturkostläden und Reformhäusern sogar Player wie Rewe und Edeka.

Von Jutta Heise

Bäckermeister Bernd Schleinitz steht unter Dampf. Freitag ist der umsatzstärkste Tag der Woche. Dann und genau dann Neues auszutesten, Kunden im wahrsten Sinne anzufüttern, die Stammklientel ein bisschen zu verblüffen, ist so naheliegend wie die Meißner Albrechtsburg, von der wir uns nur eine viertel Autostunde entfernt befinden.

Die bisherige Bilanz: Läuft! Plunderecken, Käse- und Nussstangen werden garantiert auch zur Eröffnung der neuen, größeren, moderneren Bäckerei in der Ortsmitte von Taubenheim gereicht.

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Pfarrgut Taubenheim: Brot und Milch

Planmäßig sollte die schon seit drei Monaten in Betrieb sein, aber die Baumaßnahmen ziehen sich – sehr zum Unwillen von Sophia Sucholas, die gemeinsam mit ihrem Mann Jarek und ihrer Schwester Almuth Krenkel die GmbH führt. Zeit ist bekanntlich Geld, ihr Geld.

Ach, seht es mal positiv. So hat das 21-köpfige Team um Schleinitz, der über 20 Jahre in der Backstube das Sagen hat, noch ein wenig mehr Zeit, mit jenen meist süßen Kleinigkeiten zu verführen, die über das übliche, bewusst überschaubar gehaltene Kuchen- und Kekssortiment hinausgehen. Sophia Sucholas verpasst experimentellen Höhenflügen gleich mal gnadenlos einen Dämpfer. Die Preiskalkulation setze Grenzen.

Angesichts teurer Biobackzutaten müssen manche Ideen, etwa die gesamte Feingebäckpalette, wieder in der Versenkung verschwinden. Och, träumen darf man ja mal. „Brot und Milch bleiben auch in Zukunft unser Kerngeschäft“, sagt Sucholas bestimmt. Punkt! „Wir führen 25 Sorten Brot. Unser Schwerpunkt liegt auf Vollkorn-Roggen, dazu kommt ein kleines Angebot an Weizenbroten und -brötchen.“

Pfarrgut Taubenheim, Milch ist ein Topseller
Milch ist ein Topseller in den Verkaufsstellen. Fünf Angestellte kümmern sich wie Jarek Sucholas und Sohn Timo, gelernter Landwirt, um Tiere und Stallanlagen. (c) Sabine Rübensaat

Schwarzbrot pur: Eigenes Getreide wird veredelt

Der Hit, auch wenn Sucholas das vornehm verschweigt, aber es gibt ja noch andere Quellen, ist das mehrfach von der Fachwelt ausgezeichnete Schwarzbrot pur – ohne jeglichen Zusatz von Weizen. Die studierte Agraringenieurin weiter: „Dinkel erwerben wir zu, allerdings in geringen Mengen. Ich möchte ja vor allem mein Getreide verkaufen.“ Jährlich sind das 120 t Roggen und 50 t Weizen.

Die Kulturen baut man auf etwa 100 der circa 200 ha bewirtschafteten Fläche an und lässt es in der Wassermühle Miltitz mahlen. Mit dem Partnerbetrieb ist man verbunden, seitdem Sophia Sucholas‘ Mutter Ingeborg Schwarzwälder und deren Mann Michael das Pfarrgut 1991 erwarben und den Betrieb gründeten.

1.000 Brote und 1.500 Brötchen täglich werden hier gebacken – quasi rund um die Uhr. Man produziert im Zwei-Schicht-Betrieb. Die beiden Teams bestehen aus je einem Meister und drei bis vier Mitarbeitern. Schöner Nebeneffekt: „Seitdem wir die Tagschicht eingeführt haben, können wir auch Azubis ausbilden.“ (Merke: Minderjährige dürfen nur zwischen 6 und 20 Uhr beschäftigt werden.)

Die Besatzung der vier Lieferfahrzeuge fährt täglich 50 bis 60 Verkaufsstellen im Meißner und Dresdner Raum an. Bis spätestens sechs Uhr in der Früh müssen die Fahrer vom Hof sein, und das nicht nur der Frische wegen. Später könnte man im städtischen Berufsverkehr hängen bleiben. An Bord haben sie außer Backwaren auch Frischmilch. 260.000 l werden jährlich von den etwa 60 Milchkühen ermolken.

Milch vom Kooperationsbetrieb im nahen Pulsitz wird zu fünf Sorten Taubenheimer Joghurt in Sommer- und Wintervarianten sowie Frischkäse veredelt. „Wir haben die Produktion komplett ausgegliedert und in Lohnarbeit gegeben, konzentrieren uns ausschließlich auf Frischmilch.“ Die naturbelassene Vollmilch mit einer Haltbarkeit von sieben Tagen hat im Winter 4,2 % Fett, im Sommer 3,7 %. Dank der Fütterung mit hofeigener Gras-, Kleegrassilage, Heu und Getreideschrot bekommt die Milch einen von den Kunden geschätzten besonderen Geschmack.

Pfarrgut Taubenheim, Biobackwaren

Erfreuliches Interesse fürs (nicht ganz leichte) Handwerk: Nancy Merkel und Sophie Heduschka (v. l.) in der Bäckerei. (c) Sabine Rübensaat

Pfarrgut Taubenheim mit

Die „Freitagsteilchen“, präsentiert von Bernd Schleinitz. (c) Sabine Rübensaat

Pfarrgut Taubenheim, Abfüllanlage

Aneta Lajtlich ist seit sieben Jahren auf dem Pfarrgut und Technikaffin. Kleine Störungen an der Abfüllanlage beseitigt sie selbst. (c) Sabine Rübensaat

Pfarrgut Taubenheim, Ingeborg Schwarzwälder mit Tochter

Ingeborg Schwarzwälder hat mit wenig Geld und viel Enthusiasmus die Grundlage für das heutige prosperierende Geschäft gelegt. Tochter Sophia konnte darauf aufbauen. (c) Sabine Rübensaat

Pfarrgut Taubenheim

Jarek Sucholas ist der Mann für alle Fälle: Wenn es um Technik geht, kann er einfach alles – sagt seine Frau. (c) Sabine Rübensaat

Im Hofladen günstiger einkaufen

Die Hofmolkerei wurde seit 2010 – teils mit wieder aufgemöbelten Secondhand-Maschinen – modernisiert, etwa durch einen Abfüllvollautomaten mit einer Stundenleistung von 800 l. Statt aufwendig in Chargen zu 500 l pasteurisiert man nun die Milch dreimal die Woche, und das ab 3.30 Uhr. Nix für Langschläfer! Selbstverständlich ist die Frischmilch auch im Hofladen zu bekommen.

Der bietet so gut wie alles, was zum Lebensmittelgrundsortiment zählt: Obst und Gemüse, regional und saisonal, Wurstwaren, Frischkäse, durchweg in Bioqualität. „Im Vordergrund stehen natürlich unsere hofeigenen Produkte – zu Werksverkauf-Preisen“, sagt Sophia Sucholas. Ein Brötchen etwa kostet 38 ct. Mit einem Faktor von 1,5 bis 1,7 Aufschlag werden die Produkte in den abnehmenden Supermärkten, Reformhäusern oder Bioläden verkauft.

Das Konsumverhalten ist derzeit aus bekannten Gründen deutlich gedämpft. „Jede Krise der Vergangenheit, sei es BSE, seien es Niedrigpreise am Milchmarkt, hat vor allem die konventionell wirtschaftenden Kollegen getroffen. Jetzt sitzen wir alle im gleichen Boot.“ Gegenüber 2021 ist der Umsatz insgesamt im zweistelligen Prozentbereich gesunken. „Den Wochenendeinkauf erledigen weniger Kunden als früher bei uns, manche kommen nur noch der Milch wegen.“

Pfarrgut Taubenheim: Vom Neustart bis in den Lebensmitteleinzelhandel

Auf das umfangreiche Vertriebsnetz angesprochen, sagt Sophia Sucholas: „Meine Mutter hat enorme Pionierarbeit geleistet, auf der wir aufbauen konnten.“ Ingeborg Schwarzwälder war in der DDR-Umweltbewegung aktiv, hat Gäa mit begründet. Taubenheim war anfangs sogar der Sitz des jungen Vereins für ökologischen Landbau und seines ersten kleinen Büros. 1991 gelang es ihr und ihrem damaligen Lebensgefährten, das Pfarrgut zu pachten, man konnte Boden zukaufen. Mit wenig Geld, aber mit jenem Enthusiasmus, der jedem Neustart innewohnt, baute man 1992 die Bäckerei und 2000 die Hofmolkerei auf.

2006 übergab Ingeborg Schwarzwälder die Landwirtschaft an Tochter Sophia und deren Ehemann Jarek, zehn Jahre später erfolgte die Übergabe des Verarbeitungsbetriebes an diese beiden und die zweite Tochter Almuth. „Wir haben vom Bioboom der 2000er-Jahre profitiert. Ebenso, wie dieser Markt im Großraum Dresden gewachsen ist, sind wir mitgewachsen“, sagt Sucholas. „Anfangs haben wir verschiedene Modelle getestet, die Ware sogar nach Hause geliefert.“ Nicht wirtschaftlich! „In die Abo-Kisten-Schiene wollten wir nicht. Stattdessen waren inhabergeführte Geschäfte unsere Zielgruppe. Deren Zahl ist im Laufe der Zeit zusammengeschrumpft.

Heute sind wir vor allem im Lebensmitteleinzelhandel vertreten. Wir beliefern seit 2014 20 der 34 Konsum-Läden in Dresden. Die Rewe Group ist schon seit Ende der 1990er-Jahre dabei. Ebenso liefern wir an die 13 Geschäfte von Vorwerk Podemus und die sieben Märkte der Verbrauchergemeinschaft Dresden. Diese beiden Kunden machen rund 50 Prozent unseres Warenumsatzes aus.“ Der Versuch, auch in der Leipziger Region Fuß zu fassen, schlug fehl. „Wir konnten nur wenig Ware absetzen.“

Die Zukunft liegt bei den Großküchen

Während Landwirtschaft und Hofmolkerei auf dem alten Gutsgelände bleiben, wird auch der Hofladen in die neue Bäckerei umziehen. „Er erbringt zwar nur ein Prozent unseres Umsatzes, aber er ist wichtig für unsere Transparenz“. Mittlerweile sei das Pfarrgut so bekannt, „dass, wer neu in den Markt einsteigt, zuerst uns kontaktiert.“

Gleichwohl würden Neukunden in ernst zu nehmender Anzahl wohl nicht mehr dazukommen, der Markt sei gesättigt. „Unsere Schlagkraft sehe ich künftig, einer politischen Forderung folgend, in der Kantinenversorgung mit Biobackwaren.“ Schon jetzt beliefere man eine große Kinderküche mit 100 Broten und 1.000 Brötchen am Tag und eine Seniorenresidenz.

Neubau der Bäckerei in Taubenheim
Der Neubau der Bäckerei in Taubenheim, der auch bäckertechnisch mehr Spielräume eröffnet, wartet auf den letzten baulichen Schliff. (c) Sabine Rübensaat

Mit der neuen Bäckerei soll sich das Produktionsvolumen an Backwaren verdoppeln. „Zugleich werden wir viel Neuland erschließen“, sagt Sophia Sucholas. „Arbeitsabläufe werden rationeller gestaltet und für die Mitarbeiter körperlich leichter sein.

Derzeit arbeiten wir mit nur einem Roggen-Sauerteig, ich kann mir auch einen guten Weizen-Sauerteig vorstellen. Die Räumlichkeiten für die Kommissionierung, also das Zusammenstellen der Lieferungen laut Auftrag, sind groß. Das senkt die Fehlerquote beim Beladen …“ Sophia Sucholas redet sich ins Schwärmen. Na, dann – noch mal auf zu neuen Ufern!

Eine Zeit lang hat man versucht, dies durch Einsparungen abzufedern, das Sortiment eingedampft. Statt der Verkäuferin stand eine Kasse des Vertrauens hinterm Ladentisch. Man hat schnell wieder „gewohnte Verhältnisse“ hergestellt, nicht nur aus sozialer Verantwortung. „Der enge Kontakt zu den Kunden ist von unschätzbarem Wert.“ Nun hofft man auf bessere Zeiten. Positives Signal: Taubenheim ist ein Zuzugsdorf. Insbesondere junge Familien siedeln sich an.

Stimmen über das Pfarrgut Taubenheim

REWE Markt Keyser
Im REWE Markt Keyser. (c) Sabine Rübensaat

Björn Keyser, Rewe, Geschäftsführender Gesellschafter, drei Märkte im Raum Dresden/Mießen

„Im gekühlten Bereich führen wir Vollmilch, Joghurt und Frischkäse vom Pfarrgut. Brot bekommen wir lose geliefert, halbieren es vor Ort und packen es hier noch einmal ab. Dafür war eine spezielle Zertifizierung erforderlich. Das Brot spricht die Kunden an, ein Topseller ist es aufgrund des Preises nicht. Dank ihrer hohen Qualität wissen die Käufer insbesondere die Frischmilch zu schätzen. Die Zusammenarbeit mit dem Pfarrgut geht auf die 1990er-Jahre zurück.

Wir haben für jede Warengruppe einen großen Lieferantenkreis. Gleichwohl forcieren wir – und das entspricht voll und ganz unserer Unternehmensphilosophie – regionale Produzenten und engagieren uns für regionale Lieferketten. 2014 hat die Rewe Group sich mit allen einschlägigen Anbietern ausgetauscht und 2020 eine Lokal-Partnerschaft für nachhaltige Zusammenarbeit mit örtlichen Lieferanten und Erzeugern zementiert. Sie richtet sich an kleine und mittlere Erzeuger, die es üblicherweise schwer haben, einen Platz im Regal des Lebensmitteleinzelhandels zu bekommen, die nach umwelt- und sozialverträglichen Prinzipien arbeiten und möglichst branchenüblich zertifiziert sind, was, weil es Geld kostet, mitunter ein Hindernis darstellt.

Wir arbeiten derzeit mit 90 Direktlieferanten aus einem Umkreis von 30 bis 50 Kilometern zusammen. Äpfel etwa bieten wir ganzjährig von lokalen Erzeugern an, Kartoffeln neun Monate im Jahr. Erdbeeren kommen in der Saison komplett aus Sachsen. Einmal im Jahr veranstalten wir im Radebeuler Markt eine Regionalmesse mit 20 bis 30 Anbietern. Ich spreche auch Erzeuger auf Messen an. Wer Interesse hat, kann zwischendurch an unsere Tür anklopfen. Alle, die sich neu vorstellen wollen, erhalten dafür auf Zeit einen exponierten Platz in den Märkten und Aktionspreise. Aber grundsätzlich gilt wie eh und je: Ich kaufe nichts, was sich nicht verkauft. Wer sich nicht behaupten kann, muss das Sortiment verlassen.“

Barbara Rische
Barbara Rische (c) Michaela Beck

Barbara Rische, Vorstand Verbrauchergemeinschaft eG Dresden

„Wir waren die Ersten, die 1991 Brot aus Taubenheim verkauft haben. Damals bestand das Bäckereiteam aus nur zwei Personen, die alles gestemmt haben. Die Verbrauchergemeinschaft hat heute 10.000 Mitglieder. An sieben Standorten können Dresdner regionale Bioprodukte über uns beziehen. Die Mitgliederpreise liegen bei den meisten etwa 30 Prozent unter dem Normalpreis. Alle Märkte sind Vollsortimenter, unsere knapp 100 Lieferanten stammen aus einem Umkreis von 150 Kilometern. Aus Tschechien kommt Obst, Gemüse, Knoblauch etwa, derzeit ist Sauerkraut mit Roter Bete sehr gefragt.

Taubenheim liefert an alle sieben Märkte der Verbrauchergemeinschaft seine gesamte Palette, also etwa Brot und Brötchen, Kekse, Frischkäse. Der Absatz an Frischmilch ist aufgrund des Umstiegs mancher Verbraucher auf Pflanzenmilch etwas zurückgegangen. Das Pfarrgut bietet in unserem Regionalmarkt in Strehlen regelmäßig Verkostungen an. Unsererseits organisieren wir drei- bis viermal im Jahr Busfahrten für interessierte Mitglieder zu Partnerbetrieben und sind des Öfteren in Taubenheim vor Ort gewesen; ebenso schicken wir Personal zur Mitarbeiterschulung dorthin.“

Bioladen "Gute Luise" in Meißen
Bioladen „Gute Luise“ in Meißen (c) Sabine Rübensaat

Ulrike Jainta-Schulze, Inhaberin des Bioladens „Gute Luise“, Meißen

„Wir beziehen seit der Eröffnung unseres Ladens vor einem Jahr Brot, Kleingebäck und Milch vom Pfarrgut, dazu kommt saisonale Ware, etwa Ostergebäck oder Weihnachtsstollen. Taubenheim ist in der Szene eine gute Adresse, als regionaler Anbieter teils vom Preis her auch günstiger als andere. Das Roggen-Schwarzbrot, das nur das Pfarrgut herstellt, ist ein Renner. Der größte Vorteil: Wir können bis 18 Uhr Ware zum Folgetag bestellen. Der Naturkostgroßhandel bietet diese Flexibilität nicht. Wir waren auch schon vor Ort zu einer Verkostung. Das stärkt das Vertrauensverhältnis.“

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Berufswettbewerb Landjugend: 5 Qualifizierte aus Sachsen-Anhalt

Über den Landesentscheid im Berufswettbewerb der Landjugend am Zentrum für Tierhaltung und Technik in Iden qualifizierten sich fünf angehende Land-, Tier- und Forstwirtinnen bzw. -wirte fürs Bundesfinale.

von Detlef Finger

Beim Bundesentscheid des Berufswettbewerbes der Landjugend vom 19.–23. Juni werden fünf Auszubildende die Farben Sachsen-Anhalts vertreten. Die Fahrkarten ins niedersächsische Echem buchten sie am vorigen Dienstag und Mittwoch beim Landesfinale im Zentrum für Tierhaltung und Technik (ZTT) in Iden.

In der Sparte Landwirtschaft setzte sich Jasmina Neumann gegen acht männliche Mitbewerber durch. Sie absolviert ihre Lehre in der Rittergut Stresow Margarete Gaertner Nachlass GmbH im Jerichower Land.

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Aufgrund einiger Absagen war das Feld bei den Tierwirten auf zwei Starter reduziert. Sie waren damit gemäß dem Teilnehmerschlüssel, der sich über die Beteiligung an den Vorentscheiden ergibt, automatisch qualifiziert. Ungeachtet dessen überzeugten Jessica Unger als Siegerin und Max Bögelsack als Zweitplatzierter mit ihren Auftritten. Sie hat sich auf Schafhaltung spezialisiert und lernt im nordsächsischen Lehr- und Versuchsgut Köllitsch, geht aber in Halle in die Berufsschule. Er macht seine Ausbildung in der Fachrichtung Schwein in der Gut Klein Wanzleben Schweinezucht GmbH & Co. KG im Bördekreis.

Berufswettbewerb der Landjugend mit Theorie und Praxis

In der elfköpfigen Konkurrenz der Forstwirte sicherte sich Marvin Hubrig (Forstamt Westliche Altmark, Ausbildungsstätte Klötze) den Landesmeistertitel vor Paul Lampa (Forstamt Harz, Ausbildungsstätte Obersdorf). Beide komplettieren das sachsen-anhaltische Team, das noch durch die leistungsstärksten zwei Fachschüler/-innen ergänzt wird.

Der Landesentscheid war am Dienstagmorgen mit dem Wettbewerbsteil Allgemeinwissen und Berufstheorie gestartet. Am Nachmittag standen die Präsentationen auf dem Programm. Mit dem Abendessen, einem Fachvortrag und anschließendem gemütlichem Beisammensein klang der Tag aus. Am Mittwochfrüh ging es mit den Praxisaufgaben weiter.

Teamarbeit auf dem Fahrparcours zeigten Lucas Niemeyer (Agrargenossenschaft Bonese, l.) und Jan Wernecke (Hof Pfaffendorf). (c) Detlef Finger

Teamarbeit auf dem Fahrparcours zeigten Lucas Niemeyer (Agrargenossenschaft Bonese, l.) und Jan Wernecke (Hof Pfaffendorf). (c) Detlef Finger

Das Anlegen eines Fallkerbes und der Fällschnitt am Stock gehörten zu den Praxisaufgaben der Forstwirte auf dem Paddock des Idener Gutshofes. (c) Detlef Finger

Das Anlegen eines Fallkerbes und der Fällschnitt am Stock gehörten zu den Praxisaufgaben der Forstwirte auf dem Paddock des Idener Gutshofes. (c) Detlef Finger

Bonitur eines Weizenbestandes durch Lukas Kauert (Agrargenossenschaft Höhnstedt) mit Lisa Neuschrank und Lisa Radick (v.l.) (c) Detlef Finger

Bonitur eines Weizenbestandes durch Lukas Kauert (Agrargenossenschaft Höhnstedt) mit Lisa Neuschrank und Lisa Radick (v.l.) (c) Detlef Finger

Zur Siegerehrung am frühen Mittwochnachmittag wurde Bilanz der beiden ereignisreichen, spannenden Tage gezogen. Marius Denecke, stellvertretender Vorsitzender des Landjugendverbandes (LJV), sprach allen Auszubildenden, Richtern und Helfern einen großen Dank aus.

Das ZTT, Altmärker Filiale der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG), erwies sich mit seiner engagierten Belegschaft und den Lehrwerkstätten einmal mehr als hervorragender Gastgeber und zusammen mit der Landjugend als bewährter Organisator.

Beeindruckt war Deneke vor allem von der Begeisterung, mit der die Jugendlichen bei der Sache waren. Ausbilder Stephan Miehe vom Forstamt Westliche Altmark sagte, bei den Forstwirten hätten letztlich die Praxisaufgaben über die Platzierung entschieden. Lisa Vorreier, Richterin bei der Tierbeurteilung Rind, schätzte ein, das Allgemeinwissen der Land- und Tierwirten sei teils „durchwachsen“ gewesen, die fachlichen Kenntnisse aber deutlich besser.

Vorbereitungscamp vor dem Finale

Hans-Jürgen Schulz überbrachte den „Berufswettkämpfern“ die Grüße und Glückwünsche des Agrarministeriums: „Sie sind der dringend benötigte Berufsnachwuchs“, sagte der Abteilungsleiter. Alle seien, unabhängig von ihrem Abschneiden Gewinner, schob er nach, denn sie nehmen Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Leistungsvergleich mit, was auch der persönlichen Weiterentwicklung dienlich sei. Überdies sei es eine gute Gelegenheit gewesen, Kontakte untereinander zu knüpfen.

Schulz betonte ferner, dass der Berufswettbewerb ohne die Ausbilder und Lehrer in den Betrieben und Berufsschulen sowie am Zentrum für Tierhaltung und Technik als überbetriebliche Ausbildungsstätte „undenkbar“ wäre.

Für das bevorstehende Finale, dem noch ein Vorbereitungscamp in Iden vorgeschaltet sein wird, drücken Deneke, Schulz, das Team um ZTT-Leiter Dr. Gerd Heckenberger und Bauernverbandspräsident Olaf Feuerborn, der sich bei allen Beteiligten aus der Landesanstalt und von der Landjugend sowie den Ausbildern für die sehr gute Organisation und Durchführung des Wettbewerbes ebenfalls herzlich bedankte, ganz fest die Daumen, wie sie in ihren Grußworten versicherten.

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Junglandwirte in Agrargenossenschaften: Prämie beantragen

Junge Landwirte, die Mitglied einer Agrargenossenschaft sind, haben Anspruch auf die Junglandwirteprämie. So sieht es der Genossenschaftsverband. Das Bundeslandwirtschaftsministerium geht da nicht mit. Und die Wissenschaft hält die Prämie für „weitgehend wirkungslos“.

Aus Sicht des Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen reicht die Mitgliedschaft eines Junglandwirtes in der Agrargenossenschaft aus, um Anspruch auf die Junglandwirteprämie zu haben. Nach Aussage des Verbandes vertritt das Bundeslandwirtschaftsministerium jedoch die Auffassung, dass ein Junglandwirt Vorstandsmitglied der Genossenschaft sein muss, damit die Prämie gewährt werden kann.

Dem widerspricht der Verband und kritisiert, dass damit „weiterhin eine Gleichbehandlung von Junglandwirten in Agrargenossenschaften verhindert“ werde.

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Junglandwirteprämie: Gleiche Chancen gefordert

Der Verband rief daher die jungen Mitglieder von Agrargenossenschaften auf, die Förderung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu beantragen. Nötig sei lediglich, dass sie die grundsätzlichen Voraussetzungen für die Antragstellung 2023 erfüllten.

Die Landwirte müssen im Jahr der erstmaligen Antragstellung 41 Jahre oder jünger sein. Sie dürfen erst innerhalb der letzten fünf Jahre als Mitglied Kontrolle über eine Agrargenossenschaft ausgeübt haben. Zudem dürfen sie noch keinen Antrag auf eine Junglandwirteförderung gestellt haben.

Die Interessenvertreter wollen sich gegenüber dem Bundesministerium dafür einsetzen, dass auch reguläre Mitglieder in Agrargenossenschaften ein Anrecht auf die Förderung haben. Gleichzeitig schließt der Verband ein Widerspruchs- bzw. Klageverfahren nicht aus, um sicherzustellen, dass alle Junglandwirte gleiche Chancen erhalten. Junge Landwirte erhalten 134 €/ha für bis zu 120 ha, also maximal 16.080 € pro Betrieb und Jahr.

Zweifel am Sinn der Prämie

Diese Prämie spielt in der politischen Debatte stets eine große Rolle spielt. Doch ihr Beitrag zum Generationswechsel in der Landwirtschaft – ihr eigentlicher Zweck – ist umstritten. So kam eine internationale Studie unter Leitung der Universität Wageningen im Jahr 2020 zu dem Ergebnis, dass sie dafür keine Lösung bietet.

Das an dem Projekt beteiligte Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (Iamo) in Halle bezeichnete die Prämien als „weitgehend wirkungslose Verschwendung von Steuermitteln“. Die Wissenschaftler kritisierten, dass sich die Beihilfen an der bewirtschafteten Fläche und nicht an einem Businessplan oder nachhaltigen Einkommensperspektiven des Betriebes orientierten.

Um den Agrarsektor zu unterstützen, sollte sich das politische Handeln auf die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für die Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte sowie innovative Neueinstiege in den Sektor konzentrieren, riet das Iamo. Zudem seien mehr Offenheit für alternative Geschäftsmodelle sowie klare, konsistente Politiken für eine langfristige Orientierung nötig.

von red/AgE

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Existenzgründer können zum Finanzieren einer Hofübernahme ein Darlehen erhalten. © IMAGO / Countrypixel
Schäferei Nesges: Familienbetrieb mit Frauenpower

Sie sind jung, sie sind Schwestern – und sie sind Geschäftsführerinnen einer der größten Schäfereien in Brandenburg: Anna und Marie Nesges führen den väterlichen Betrieb mit viel Leidenschaft weiter.

Von Bärbel Arlt

Ostern und Lämmer – sie gehören seit Jahrtausenden zusammen. So ist das Lamm von jeher Symbol für das Leben. Jesu selbst wird als „Lamm Gottes“ bezeichnet, das der Welt die Sünde wegnimmt. Auch war es im christlichen Glauben üblich, zu Ostern ein Lamm zu schlachten, das Fleisch unterm Altar zu weihen und am Ostersonntag als Braten und erste Mahlzeit nach der langen Fastenzeit zu essen. Soweit der Blick in die Geschichte. Doch wie sieht es in der Gegenwart aus?

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Schäferei Nesges: Das Lebenswerk des Vaters weiterführen

Bekanntlich erlebt die Schäferei in Deutschland schwere Zeiten. Umso bewundernswerter ist es, dass sich zwei junge Schwestern, die 24-jährige Marie und die 26-jährige Anna Nesges, aufgemacht haben, das Lebenswerk ihres Vaters weiterzuführen – einen Betrieb mit 5.000 schwarzköpfigen Fleischschafen, 1.000 Ziegen, einem Schlachthof sowie rund 1.000 ha Acker- und Grünland.

Nicht zu vergessen sind eine Zebuherde, Herdenschutzhunde und rund 50 Mitarbeiter. Deshalb haben wir uns aufgemacht nach Liedekahle, einem klitzekleinen Ort im Dahmetal. Marie und Anna erwarten uns, auch wenn ihre Zeit in diesen Zeiten mehr als begrenzt ist, denn noch immer ist Lammzeit und jeden Tag kommen an die 20 bis 30 Lämmer zur Welt.

Auch im Schlachthof des Familienbetriebes im Nachbarort Heinsdorf herrscht Hochbetrieb: Das Osterfest steht vor der Tür, und der islamische Fastenmonat Ramadan hat begonnen. Da verlassen am Tag schon mal an die 450 frisch geschlachtete Lämmer den Hof vor allem Richtung Berlin.

Schäferei Nesges, Familie
Anna (l.) und Marie mit Papa Johann und Mama Elisabeth, die aufgrund des Generationswechsels auf Zeit für die eine oder andere Kurzreise hofft. (c) Sabine Rübensaat

Walliser Schwarznasenschafe: Hobby und Ruhepol

Doch bevor wir uns im Schaf- und Ziegenstall in Liedekahle den blökenden und meckernden Jungtieren und ihren Müttern widmen, möchte uns Marie erstmal ihre Ruheoase zeigen. Und die entpuppt sich aus einem fröhlichen Beisammensein von kuschligen Walliser Schwarznasenschafen, einem anhänglichen Zebukalb namens Valentin, das von der Mutter verstoßen und von der Familie mit der Flasche aufgezogen werden musste, sowie den zwei aufgeregten Herdenschutzhunden Anuschka und Iwan.

Sie drängeln sich beim Fototermin immer wieder in den Vordergrund, während das schwarze Dexterrind Monti im Hintergrund mit lautem Brüllen unentwegt auf sich aufmerksam machen möchte. Und letztlich kommen noch etliche Hühner um die Ecke. „Wie auf dem Bauernhof – ist das nicht schön!“, sagt Anna. Auch sie genießt die Tier-WG fernab ihres Alltags im Schlachtbetrieb. Dabei wollte die 26-Jährige noch vor wenigen Jahren vom Dorfleben nichts mehr wissen, wollte was erleben, wie sie sagt.

In Potsdam studierte sie Fitnessökonomie. Doch die Stadt, die vielen Menschen, das alles war ihr dann doch zu stressig. „Ich hab mich immer irgendwie allein gefühlt.“ Und so kehrte die Sehnsucht nach dem Dorfleben zurück – zuerst mit dem Plan, ein Fitnessstudio zu öffnen, zu Coronazeiten aber kaum umsetzbar. So kam eine freie Stelle in der Buchhaltung des väterlichen Schlachtbetriebes gerade recht.

Bildergalerie Schäferei Nesges

Hobby und Ruhepol sind für Marie Nesges ihre putzigen Walliser Schwarznasenschafe. (c) Sabine Rübensaat

Hobby und Ruhepol sind für Marie Nesges ihre putzigen Walliser Schwarznasenschafe. (c) Sabine Rübensaat

Die Walliser Schwarznasenschafe leben gemeinsam mit Zebu Valentin und Dexterrind Monti in einer Art WG auf dem Familienhof. (c) Sabine Rübensaat

Die Walliser Schwarznasenschafe leben gemeinsam mit Zebu Valentin und Dexterrind Monti in einer Art WG auf dem Familienhof. (c) Sabine Rübensaat

Zebu Valentin. (c) Sabine Rübensaat

Zebu Valentin. (c) Sabine Rübensaat

Marie Nesges (24 Jahre) kümmert sich im Familienbetrieb vor allem um die Schafe, die zurzeit ihre Lämmer zur Welt bringen, aber schon bald wieder in freier Natur grasen. (c) Sabine Rübensaat

Marie Nesges (24 Jahre) kümmert sich im Familienbetrieb vor allem um die Schafe, die zurzeit ihre Lämmer zur Welt bringen, aber schon bald wieder in freier Natur grasen. (c) Sabine Rübensaat

Mit Leidenschaft für Tiere

Marie wiederum hat das Dorf nie verlassen. Warum auch, hier habe sie alles, was sie glücklich mache – ihre Tiere. Und die halten sie ganz schön auf Trab, vor allem dann, wenn sich Schaf- und Ziegenställe in eine große quirlige Geburtsstation mit Kinderstube verwandeln, was viel Arbeit bedeutet, muss sie sich doch nahezu rund um die Uhr um Mutterschafe und Nachwuchs kümmern. Doch was heißt muss – sie will!

Tiere sind ihre Liebe und Leidenschaft von Kindesbeinen an, und so hat sie auch im familieneigenen Betrieb eine Ausbildung zur Tierwirtin mit der Fachrichtung Schäferei absolviert. Dennoch – den Betrieb des Vaters zu übernehmen, das stand bei beiden Töchtern zunächst überhaupt nicht im Lebenslauf.

Doch nun ist es so gekommen. „Wir sind da reingewachsen, das hat sich einfach so entwickelt“, begründet Anna die Entscheidung. Seit Mitte 2022 sind beide Geschäftsführerinnen – natürlich ganz zur Freude von Papa und Schäfermeister Johann Nesges.

Schäferei Nesges, die Schwestern Anna und Marie
„Schön ist es hier“, sagen Anna und Marie Nesges. Sie lieben das Landleben und die Schäferei, sind sie doch damit aufgewachsen. Seit dem Sommer 2022 haben die beiden Schwestern die Verantwortung für den Familienbetrieb übernommen. (c) Sabine Rübensaat

Schäferei Nesges: Vom Saarland nach Brandenburg

1990 war der heute 61-Jährige und Landwirt in dritter Generation mit 400 Mutterschafen aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz nach Brandenburg gekommen. Denn in den Wirren der Wendezeit, so erzählt er, sei er seine Schafe nicht mehr für gutes Geld losgeworden, wurden doch die ostdeutschen Tiere zu Spottpreisen verhökert.

So wagte er sich getreu dem Motto, wer nichts wagt, der nichts gewinnt, mit seinen Schafen in den Osten, zumal es hier riesige Weideflächen gab, die für einen Appel und ein Ei verscherbelt oder sogar verschenkt wurden.

Johann Nesges ließ seine Schafe zunächst auf rekultivierten Bergbauflächen weiden, die Zahl der Muttertiere nahm rasant zu, und frisches Lammfleisch war vor allem bei Kunden aus Berlin begehrt. Kurzum, das Geschäft florierte – woran sich bis heute nichts geändert hat. Doch die Fleischproduktion ist nur ein Standbein des Betriebes.

Beweidung mit Schafen

Die Schafherden werden vor allem das Jahr über auch zur Landschaftspflege in Brandenburg eingesetzt und von Schäfern gehütet. So beweiden die Tiere zum Beispiel Naturschutzflächen in der Döberitzer Heide, Flugplätze, rekultivierte Tagebauflächen und Solarparks. Und in der Beweidung solcher Flächen sieht Johann Nesges auch die Zukunft für die Schäfereien und den Schäferberuf, dem es leider an Nachwuchs fehlt. Umso glücklicher ist er über die Entscheidung einer Töchter, seinen Betrieb weiterzuführen, was nicht selbstverständlich ist. Denn so eine Schäferei ist kein Streichelzoo, wie er sagt.

Schäferei Nesges nutzt die Schafe auch zur Landschaftspflege in Brandenburg. (c) Sabine Rübensaat

Hinzu kommen die aktuell schwierigen gesellschaftlichen Bedingungen und Herausforderungen, allen voran die Wolfsproblematik – erst kürzlich gab es 16 Risse in einer Herde – und der Personalmangel. Doch die Mädels stellen sich der Verantwortung. „Und das machen sie gut“, lobt der Papa, der seine Töchter natürlich auch weiterhin unterstützt – sofern sie es zulassen.

Anna und Marie haben von ihm viel gelernt, aber dennoch ihre eigenen, selbstbewussten Pläne für den Betrieb. So haben sie einen Tierarzt eingestellt, wollen den Tierbestand reduzieren, den Betrieb modernisieren. Auch bieten sie Sachkundelehrgänge für das Töten von Schafen, Lämmern und Ziegen an.

Was aber immer bleibt, ist die Liebe zu den Tieren. So genießen sie trotz der vielen Arbeit jeden Moment, den die Aufzucht mit sich bringt, auch wenn ihre Lämmer mitunter nur ein kurzes Leben haben. Doch so ist nun mal der Kreislauf.

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Seit über 120 Jahren werden in Salzatal in Sachsen-Anhalt Merinofleischschafe gehalten und gezüchtet, die sich durch besondere Wolle und hochwertiges Fleisch auszeichnen. (c) Fritz Fleege
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Die Herde der Schäferei Hullerbusch in der Feldmark bei Carwitz in Mecklenburg-Vorpommern. © Michael Jurkschat
Herdenschutzzaun Pflege: Mit Mähwerk freischneiden

Die Unterhaltung einer ortsfesten Herdenschutzzäunung ist aufwendig. Neben Arbeiten, die auch im Winter durchgeführt werden können, ist das Freischneiden unter der unteren Litze mehrmals im Jahr erforderlich.

Von Michael Sluiter

Sowohl finanziell als auch personell bindet die Pflege wolfsabweisender Zäunungen viele Ressourcen. Dabei ist dies von größter Bedeutung, um den ordnungsgemäßen Betrieb der gesamten Zaunanlage zu gewährleisten. Nur wenn Strom abführende Pflanzen entfernt werden, kann die abschreckende Spannung aufrecht erhalten werden.

Die Bandbreite der Möglichkeiten zum Freimähen unter den Zäunen reicht von der einfachen Handsense über die Motorsense mit Benzin- oder Elektroantrieb mit Akku als Speicher bis hin zum selbstfahrenden Heißluftsystem.

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Tellermähwerke für wolfssicheren Zaun geeignet

Eine Kategorie bilden die Tellermähwerke mit einer bauartbedingten, maximalen Aufbauhöhe von 20 cm, um den Anforderungen an die Höhe der untersten Litze gemäß Richtlinie Wolf gerecht zu werden. Diese gibt es von den verschiedenen Herstellern sowohl für den Heckanbau wie auch für den Frontanbau am Schlepper.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die verbaute Schneidtechnik. Hier reicht die Bandbreite vom mit zwei oder vier Messern betriebenen Mähwerk bis hin zum Einsatz eines Mähfadensystems.

Die Mähwerke schwenken beim Kontakt mit dem Zaunpfahl zur Seite und direkt nach dem Hindernis wieder in die Ausgangsposition zurück. Zu den am Markt aktiven Firmen gehören in diesem Bereich u. a. Dragone, Kellfri und Avant.

Avant Unterzaunmähwerk
Unterzaunmähwerk von Avant mit zwei Messern. (c) Michael Sluiter

Balkenmäher: besonders in Naturschutzgebieten geeignet

Doppelmessermähwerk, sogenannte Balkenmäher, beispielsweise der Firma Mehrtens, sind eine weitere am Markt verfügbare Technik. Im Frontanbau, z. B. an einem kleinen Radlader, muss hierbei allerdings jeder Pfahl manuell umfahren werden.

Dafür besitzt diese Technik eine größere Arbeitsbreite auf der außenliegenden Seite des Zaunes und ist durch die fehlende Sogwirkung beim Mähen schonender gegenüber der im Gras lebenden Fauna – was besonders für Zäunungen in Naturschutzflächen von großer Bedeutung sein kann.

Für kleinere oder schwer zu bearbeitende Flächen (z. B. Hanglage) sind auch handgeführte Balkenmäher verfügbar. Momentan haben diese Verbrennungsmotoren als Antrieb, zukünftig ist bei neuen Modellen auch mit Akkus und Elektromotoren zu rechnen.

Mehrtens Balkenmäher
Balkenmäher der Firma Mehrtens. (c) Michael Sluiter

Aufwuchs mit heißer Luft zerstören

Eine ganz andere Methode als das Schneiden des Aufwuchses bietet u. a. die Firma Zacho. Sie bietet ein Gebläse an, welches durch heiße Luft den Aufwuchs einschließlich der Samen zerstört. Dieses wird als komplett selbstständiges Fahrzeug oder auch als Anbau für einen Radlader oder Schlepper angeboten.

Hierbei dient Gas als Energiequelle. Dadurch entstehen erhebliche Betriebsmittelkosten. Dafür lassen sich damit besonders Knotengeflechtzäune mit vorgebauten stromführendem Draht als Untergrabeschutz ohne größere Schäden vom Grasaufwuchs befreien.

Heißluftgebläse der Firma Zacho (c)

Qual der Wahl aus großer Bandbreite

Die Hersteller haben den Bedarf am Markt aufgenommen und mittlerweile eine gute Bandbreite an Möglichkeiten zur Pflege wolfsabweisender Zäunung im Angebot. Vor dem Einsatz der Maschinen stellt sich für jeden Betrieb die Frage, welche Maschine am besten auf seine individuellen Bedürfnisse in Bezug auf die vorhandenen Flächen – etwa Hanglagen, Gräben, Bodenbeschaffenheit – zugeschnitten ist.

Ebenfalls muss darüber nachgedacht werden, ob die Geräte selbst angeschafft oder vielleicht in Kooperation mit anderen Landwirten betrieben werden sollen. Je nach Region und Verfügbarkeit käme auch infrage, die Arbeiten als Dienstleistung von externen Firmen wie Maschinenringen oder Lohnbetrieben ausführen zu lassen.

Da Zeit ein knappes Gut ist, ist auch die Kombination mehrerer Anbaugeräte an einer Zugmaschine denkbar. Möglich wäre im Frontanbau ein Tellermähwerk, um unter dem Zaun zu arbeiten, und im Heckanbau ein Mulcher zur Böschungspflege oder eine Schere zum Heckenrückschnitt. Damit können zwei Arbeiten in einem Arbeitsgang erledigt werden.

Es zeigt sich, dass die Möglichkeiten zur Zaunpflege vielfältiger werden und die Technik dafür ausgereift ist. Die Weidetierhalter können also auf die maschinelle Unterstützung setzen.

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QioBack in Dresden: Backwaren aus Hülsenfrüchten

In der Innenstadt Dresden hat die „QioBack-Manufaktur“ eröffnet. Was ist daran besonders? Hier gibt es nachhaltige gesunde Snacks aus regionalen Hülsenfrüchten, sogenannte Leguminosen. Familie Quendt setzt auf Bioware und möchte ein breites Publikum begeistern.

Von Karsten Bär

Mit dem EIP-Agri-Projekt „Legu Sachsen“ schufen sie gemeinsam mit weiteren Partnern die Grundlagen. Jetzt haben Matthias und Heike Quendt den Sprung in die Vermarktung gewagt.

Das Unternehmerpaar (QFI – Quendt Food Innovation KG) hat in der Dresdner Innenstadt vorige Woche offiziell seine „QioBack-Manufaktur“ eröffnet, in der es selbst entwickelte Lebensmittel aus heimischen Hülsenfrüchten herstellt.

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QioBack in Dresden: Gesunde Alternativen

In Sachsen erzeugte Ackerbohnen, Körnererbsen und Lupinen sind die Grundlage für herzhafte und süße Snacks und Minimahlzeiten, die in der Manufaktur gebacken und zum Verkauf angeboten werden. Speziell die Minimahlzeiten – Teigschalen mit einer Füllung – waren im EIP-Agri-Projekt als nachhaltige und gesunde Alternative zum herkömmlichen Imbissangebot entwickelt worden und sollten in Bäckereien Einzug halten.

Diesen letzten Schritt habe man freilich verfehlt, räumt Matthias Quendt ein. Sie hätten die Bäcker nicht überzeugen können. Quendt führt dies auf akute Probleme wie Pandemie und steigende Energiekosten zurück. Daher packte es die Familie, die 20 Jahre lang die Firma Dr. Quendt in Dresden aufbaute und schließlich 2014 verkaufte, selbst an. „Nah ran an die Menschen“ habe man gewollt. Die Firma QFI zog vom Technologiezentrum in Freital in die Dresdner Innenstadt. Hier will man ein breites Publikum erreichen und für Lebensmittel aus Hülsenfrüchten begeistern.

Anders als im „Legu Sachsen“-Projekt setzt QioBack ausschließlich auf Bioware als Rohstoff. Dies entspreche der eigenen Philosophie von nachhaltiger und vollwertiger Ernährung am meisten, so Matthias Quendt.

Dresdener Bäckerei
Mit ihrer Backmanufaktur in Dresden wollen Matthias und Heike Quendt Menschen für nachhaltige Ernährung begeistern. (c) Karsten Bär

Hülsenfrüchte vom Demeter-Betrieb und ihre Verarbeitung

Bezogen werden die Hülsenfrüchte unter anderem von Landwirt Ignac Wjesela aus Crostwitz bei Bautzen.

Sein Demeter-Betrieb bewirtschaftet 100 ha Land. Auf je zwischen 6 und 7 ha erzeugt er Ackerbohnen, Körnererbsen und Lupinen. Während die Ackerbohnen schon länger zum Anbauspektrum des Betriebes gehören, hat Ignac Wjesela die beiden anderen Kulturen als heimische Hülsenfrüchte neu in den Anbau genommen – anstelle der zuvor angebauten Sojabohne.

Er bevorzuge es, Lebensmittel herzustellen. „Die Idee finde ich toll“, erklärt der Biolandwirt, was ihn zur Zusammenarbeit mit QioBack bewegte. Eine Rolle spielte auch die gute Zusammenarbeit mit der Rätzemühle in Spittwitz bei Bautzen. Dort werden die Hülsenfrüchte zu Mehl verarbeitet.

Die Rätzemühle war bereits Partner im EIP-Agri-Projekt. Leguminosen habe man allerdings auch schon vorher gemahlen, berichtet Geschäftsführer Johannes Unger. Auch wenn die Mengen nach wie vor gering sind, sei steigendes Interesse an der Verarbeitung von Hülsenfrüchten spürbar.

Dass es weiter steigt, hoffen Matthias und Heike Quendt. Sie wollen in Dresden nicht nur das Interesse der Endverbraucher wecken. Auch Kooperationspartner aus Handel und Gastronomie – oder eben doch noch Handwerksbäcker – hat die QioBack-Manufaktur im Blick.

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Investitionsförderung Landwirtschaft: Mutige Unternehmer

Landwirtschaftliche Vorhaben von über 50 Millionen Euro wurden 2022 in Thüringen mit der Investitionsförderung unterstützt. Beim Stallbau dominierte der Premiumzuschuss. Ab 2024 erhält die Direktvermarktung mehr Aufmerksamkeit.

Von Frank Hartmann

Allen Unbilden und Unsicherheiten zum Trotz investieren Thüringer Landwirtschaftsbetriebe in die Zukunft. Das belegt die Investitionsbereitschaft, die der Freistaat mit seinem Programm zur „Investitionsförderung landwirtschaftlicher Unternehmen“ (ILU/AFP) unterstützt.

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Agrarministerium: Rückblick Investitionsvolumen

Wie das Agrarministerium auf Anfrage informierte, konnten 2022 von 98 Förderanträgen 87 bewilligt werden. Das förderfähige Investitionsvolumen summierte sich auf 51 Mio. €. Auf knapp 14,2 Mio. € beläuft sich der Zuschuss.

Wie in den Vorjahren entfällt der größte Förderbrocken mit 12,5 Mio. € (Investitionsvolumen: 46 Mio. €) auf das AFP. Für Investitionen in besonders tiergerechte Haltungsverfahren gewährte man rund 53 % der AFP-Zuschüsse (Investitionsvolumen: 16,3 Mio. €), so das Ministerium.

Neubau Milchviehanlage
Nahezu alle Investitionen in Ställe (Milchrinder, Mastschweine, Legehennen) konnten im Vorjahr Zuschüsse von bis zu 40 % erhalten, weil die Vorhaben besonders tiergerecht waren. (c) Sabine Rübensaat

Premium-Vorhaben und ÖkoInvest

Zwar lag das Fördervolumen für „Stallbau Premium“ unter dem des Vorjahres. Die Zahl der Stallbau-Premium-Vorhaben (Neubau und Modernisierung) stieg jedoch von 25 im Jahr 2021 auf 27.

Unterm Strich entsprachen die im AFP geförderten Stallbauinvestitionen 2022 fast ausschließlich (96,3 %) den Anforderungen der Premiumförderung. Förderschwerpunkt war zum wiederholten Mal die Milchviehhaltung inklusive Nachzucht. In der Schweinehaltung erreichten nur vier Projekte Bewilligungsreife, und das vorwiegend in der Schweinemast. Sechs geförderte Premium-Vorhaben wollen Legehennenhalter umsetzen.

Nicht unerheblich sind die geplanten Investitionen in Melkanlagen und -technik, Maschinen/Geräte der Innenwirtschaft oder Fahrsilos sowie in Dauerkulturen: Diesen Vorhaben wurde eine Förderung von zusammen 3,8 Mio. € zugestanden. Für die (konventionelle) Aufbereitung/Lagerung/Verarbeitung/Vermarktung summierte sich die Förderung im Vorjahr auf 1,8 Mio. €.

Vom Programmteil ÖkoInvest wollten im Vorjahr 14 Antragsteller profitieren. Bei einem Investitionsvolumen von rund 4,2 Mio. € konnten Zuschüsse in Höhe von 1,4 Mio. € gewährt werden. Schwerpunkt waren Investitionen in die Aufbereitung/Lagerung/Verarbeitung/Vermarktung.

Das neue Programm und Stichtage

Im laufenden Jahr, so das Ministerium, werden noch „Restmittel“ für die ILU-Förderung bereitstehen. Wie viele es sind, stehe noch nicht fest. Zu den jüngsten Antragstichtagen am 31. Dezember 2022 (ÖkoInvest) und 31. Januar 2023 (ILU-AFP/, -B und -D) beantragten Betriebe Zuschüsse in Höhe von 10,8 Mio. €. Abhängig davon, wie viele dieser Anträge bewilligt werden, bereits bewilligte Vorhaben Bestand haben oder zur Umsetzung kommen, stehen zum zweiten Stichtag (30. Juni 2023) noch Gelder für Anträge in den ILU-Teilmaßnahmen A, B und C bereit.

Ziel sei „eine möglichst vollständige Ausschöpfung der geplanten Mittel“. Deren Überführung in die neue Förderperiode sei ausgeschlossen. Das Agrarministerium plant, das ILU/AFP im Rahmen des GAP-Strategieplans 2023–2027 in ähnlicher Form und mit vergleichbaren Schwerpunkten wie in der auslaufenden Förderperiode fortzuführen.

Da man wieder einen wesentlichen Teil der AFP-Mittel aus der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe (GAK) kofinanziert, wirkten „die dort beschlossenen Förderprioritäten prägend auf die Thüringer Richtlinie“. Fortsetzen will Thüringen das landesspezifische ÖkoInvest und die Förderung von „Kleinen Investitionen“ (bisher Teil B). Letzteres will man angesichts der bislang schwachen Nachfrage optimieren.

Eine wichtige Änderung im ILU betrifft die Verarbeitung und Direktvermarktung, die man als neuen Schwerpunkt in die Diversifizierungsförderung (ILU-Teil D) überführt. Damit soll ein Beitrag zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten geleistet werden.

Weitere Eckpunkte und Details zur künftigen ILU-Richtlinie sollen ab Mitte des Jahres mit den Fachressorts sowie den Verbänden erörtert werden. Förderstart soll der 31. Januar 2024 sein.

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Premiumförderungen für Geflügelställe sind 2021 in Brandenburg besonders häufig beantragt und bewilligt worden. (c) Heike Mildner
Wildtier-Babys: Hilflos in der Natur?

Im Frühling werden Wald und Flur zur Kinderstube, da viele Wildtiere Nachwuchs bekommen. Wenn der dann elternlos unterwegs ist, möchten viele gern helfen. Doch das ist nur sehr selten notwendig bei den Wildtier-Babys.

Ein kleiner, kaum gefiederter Vogel hüpft am Boden, ein Kitz liegt scheinbar verlassen auf der Wiese. Was tun? Das Tier sich selbst überlassen? Es zum Tierarzt bringen? Bei Tierschützern anrufen?

„Ein verloren wirkendes Wildtier ist nicht immer auf die Hilfe der Menschen angewiesen“, sagt James Brückner vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Das sei gerade im Frühling zur Brut- und Setzzeit bei einer ganzen Reihe von Wildtieren der Fall.

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Wildtier-Babys aus der Ferne beobachten

Ist das Tier nicht offensichtlich verletzt, sollte es daher erst einmal aus der Ferne beobachtet werden, damit es nicht durch den Kontakt mit Menschen gestresst und verängstigt wird. Zudem könnte es sein, dass die Eltern bereits in der Nähe sind, sich wegen der Menschen nicht zu ihrem Nachwuchs trauen.

So wird das Rehkitz mit voller Absicht von seiner Mutter allein gelassen, vermutlich liegt es versteckt in hohem Gras. Rehmütter suchen ihren Nachwuchs nur selten auf, um Beutegreifer wie Füchse, Hunde oder Wolf nicht auf sie aufmerksam zu machen.

Rehkitze werden von ihren Müttern in der Wiese abgelegt. Sie sind in der Regel nicht in Not – es sei denn die Wiese wird gemäht. (c) IMAGO / Shotshop

Ähnlich sieht es bei dem kleinen Feldhasen aus, auch er wartet in seiner sogenannten Sasse auf die Häsin, die ihren Nachwuchs nur zweimal am Tag für wenige Minuten kurz zum Säugen aufsucht, erklärt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung und betont: Finger weg von Frischlingen.

Ein Feldhasenbaby sitzt allein im Gras. In der Regel ist es nicht verlorengegangen, sondern wartet dort nur auf die Hasenmama. (c) IMAGO / blickwinkel

Sie sehen niedlich aus, stehen aber unter strenger Obhut der Bache, die ihre Schützlinge zwar die Welt entdecken, sie dabei aber nicht aus den Augen lässt. Die tierische Mutterliebe der Wildschweine ist riesig: Drei bis vier Monate lang werden Frischlinge gesäugt und während dieser Zeit verteidigt die Bache ihren Nachwuchs vehement. Wer jetzt beim Spaziergang abseits der Waldwege Frischlingen begegnet, muss mit einem Angriff vom Muttertier rechnen, das das menschliche Interesse an ihrem Nachwuchs missversteht.

Die Natur hat es so eingerichtet, dass sich Frischlinge kaum von ihrer Umgebung unterscheiden. Sie dürfen von Menschen nicht berührt werden. (c) IMAGO / Marc John

Jungvögel: Bruchpiloten üben noch

Vor allem Jungvögel werden häufig für Notfälle gehalten. Sie üben zum Beispiel das Fliegen und landen oft nach den ersten Startversuchen noch piepsend auf dem Boden. Oder sie warten im Geäst oder an anderen geschützten Orten auf ihre Eltern, die sie zuverlässig füttern.

Die anfangs ungeschickten Bruchpiloten (Ästlinge) müssen nicht gerettet werden, es sei denn, Nachbars Katze sitzt schon im Gras und wartet auf sie, oder sie landen auf einer befahrenen Straße, so Jenifer Calvi. Wenn klar ist, aus welchem Nest nackte Jungvögel – die Nestlinge – gefallen sind, kann man sie auch bedenkenlos in die Hand nehmen und ins Nest zurücksetzen.

Ist Gefahr im Verzug, kann das Tier vorübergehend vorsichtig in einer abgedeckten Kiste geborgen werden, bis es wieder in Sicherheit ausgesetzt werden kann. Übrigens sind ab Mai auch Wildkatzen-Welpen unterwegs. Sie sind neugierig und erkunden die Umgebung. Weil sie so munter, aber ohne sichtbare Aufsicht sind, hält der flüchtige Betrachter den Nachwuchs oft für verirrte, hilfebedürftige Hauskatzen.

Europäische Wildkatze im Wald
Europäische Wildkatze oder Waldkatze (Felis silvestris) (c) IMAGO / STAR-MEDIA

Denn Wildkatzen sind für Laien nur schwer von Hauskatzen zu unterscheiden. Doch wer verspielte Katzenwelpen im Wald sieht, kann in der Regel davon ausgehen, dass keine Gefahr für das Tier besteht – die Katzenmutter ist in der Nähe und sammelt ihre vorwitzigen Jungtiere wieder ein.

Wildtiere und Jagdrecht: Vorsicht vor Wilderei

Soweit, so gut. Sind Wildtiere aber offensichtlich verletzt, geschwächt oder apathisch, brauchen sie durchaus menschliche Hilfe. Doch sie einfach mitnehmen, ist aus rechtlichen Gründen keine gute Idee.

So sind Wildtiere, die unter das Jagdrecht fallen wie Füchse, Rehe, Hasen und Wildschweine, Sache der Jagdbehörde oder des -Pächters. Wer ein solches Tier mitnimmt, begeht Wilderei. Findet ein Spaziergänger etwa einen verletzten Frischling oder ein erkranktes Kitz, muss er daher die zuständige Stelle, zum Beispiel den Förster, informieren.

Hunde an die Leine

In Deutschland gibt es kein Bundesgesetz zum Anleinen von Hunden. Das regelt jedes Bundesland selbst. Meist sind die Regeln in den jeweiligen Wald- und Landschaftsverordnungen der Länder festgelegt, manchmal ordnen auch die Kommunen Regeln und Auflagen für Hundehalter an. Vernünftig ist es aber in jedem Fall, zwischen März und Juli Hunde an die Leine zu nehmen.

Von AGE/RED

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Das Bundesagrarressort förderte 2021 mit 3,44 Mio. Euro den Kauf von 993 Drohnen zur Kitzrettung, von denen fast 200 noch in der Mahdsaison zum Einsatz kamen und rund 6.000 Jungtiere retteten. © Birgitt Schunk
Nationale Wasserstrategie: An Klimawandel anpassen

Die vom Bundeskabinett verabschiedete „Nationale Wasserstrategie“ soll dazu beitragen, die heimische Wasserversorgung an den Klimawandel anzupassen und den Wasserschutz auszubauen.

In dem vom Bundesumweltministerium vorgelegten Papier werden Ziele und Maßnahmen in insgesamt zehn Themenbereichen abgeleitet.

Wasserversorgung: Aufbereitung von Abwasser

Für die Landwirtschaft relevant ist das Ziel, dass ausreichend Wasser für die heimische Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehen soll. Konkret geht es beispielsweise um den voraussichtlich wachsenden Bedarf für die Bewässerung. Das dafür nötige Wasser soll nach dem Willen des Ministeriums durch die Aufbereitung von Abwasser bereitgestellt werden.

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Daneben soll die Landwirtschaft von einer Weiterentwicklung der öffentlichen Wasserinfrastruktur, etwa Talsperren und Fernversorgungssystemen, profitieren. Geplant sind Modernisierungen, Anpassungen an sich ändernde Bedarfe sämtlicher Wassernutzer und regionale beziehungsweise überregionale Umverteilungen von Wasser.

Neben den Wasserversorgungszielen für die Landwirtschaft umfasst die Strategie auch neue Wassernutzungs- und -schutzvorgaben für die Landwirte. So soll die bislang erlaubnisfreie Benutzung des Grundwassers für den landwirtschaftlichen Hofbetrieb geprüft werden.

Daneben will das Bundesumweltministerium Wasserentgelte weiterentwickeln und ein öffentlich zugängliches Register über die tatsächlichen Wasserentnahmen aufbauen. Zur Verringerung von Stoffeinträgen aus der Landwirtschaft sind ein Wirkungsmonitoring zur Düngeverordnung und eventuelle Verschärfungen der Verordnung sowie der Abbau der Tierbestände vorgesehen.

Wasserschutz: Förderung des Ökolandbau

Einen wichtigen Ansatzpunkt für mehr Wasserschutz sieht das Ministerium in der Förderung des Ökolandbaus. Schließlich fordert die Behörde von der Land- und Forstwirtschaft, gemeinsam mit der Wasserwirtschaft sowie dem Gewässer-, Boden- und Naturschutz, für Nutzflächen eine Rahmenkonzeption zur dauerhaften Erhaltung eines naturnahen und funktionsfähigen Wasserhaushalts zu entwickeln.

Grundlage der Nationalen Wasserstrategie sind die Ergebnisse eines zweijährigen „Nationalen Wasserdialogs“ des Bundesumweltministeriums mit Vertretern der Wasserwirtschaft, der Landwirtschaft sowie der Forschung und Kommunen.

Von AGE/red